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Notizen
Engilschalk II.
Markgraf der Ostmark
Graf in Ober-Pannonien
† Frühjahr 893 ermordet Regensburg
Sohn des Grafen Engilschalk I. in Ober-Pannonien und einer unbekannten Tochter des Grafen Werner II.
Um seine Machtposition zu steigern, entführte der zwielichtige Markgraf Engilschalk 893 die uneheliche Tochter König ARNULFS. Er musste zuerst zu den Mährern fliehen, ehe er sich mit ARNULF durch Vermittlung Ellinratas aussöhnen konnte. Seine bayerischen Standesgenossen waren aber nicht bereit, eine Sonderstellung Engilschalks zu dulden. Er wurde von den vielen Feinden, denen er sich durch seinen Übermut verhasst gemacht hatte, verfolgt und mitten in der KAROLINGER-Pfalz Regensburg ergriffen, geblendet und getötet.
Fuchs Franz/Schmid Peter: Seite 202-204,256, "Kaiser Arnolf. Das ostfränkische Reich am Ende des 9. Jahrhunderts."
Den bayerischen Adel verpflichtete sich ARNOLF bereits im Dezember 887 offiziell und förderte in den nächsten Jahren in erkennbarer Weise seine Parteigänger für ihre bisher geleisteten treuen Dienste. In einer Schenkung an einen gewissen Engilger heißt es ausdrücklich recordantes crebri servicii nobis per illum facti, priusquam regium nomen acciperemus [75 D Arn. 17. Vgl. auch ebd. 32, 42.]. Besonderes Vertrauen setzte ARNOLF dabei in die WILHELMINER, seine erprobten Parteigänger im Bereich der östlichen Marken. Ruodpert bestellte er vermutlich während seines Aufenthalts im Frühjahr 888 zu seinem Nachfolger in Kärnten [76 Vgl. D Arn. 63 Frankfurt 15. Oktober 889: Ruodpertus dilectus terminalis comes, ebd. 109 wohl 892/893: in comitatu Ruodperti in regno Ca[rantano]. Vgl. auch MITTERAUER, Markgrafen (wie Anm. 5) 166.] und Unter-Pannonien, und Engelschalk II. zwischenzeitlich sein Schwiegersohn [77 Vgl. Annalen Fuldenses (wie Anm. 1) 122.], erhielt 892 die Grafschaft in Ober-Pannonien [78 Vgl. Annalen Fuldenses (wie Anm. 1) 122. Vgl. auch KRAH, Absetzungsverfahren (wie Anm. 10) 215.]. Beide waren dadurch mit Schlüsselpositionen im Osten betraut und stellten ein Gegengewicht zu Aribo dar [79 WOLFRAM, Grenzen und Räume (wie Anm. 7) 269f.]. Beide zeigten sich im Gegenzug auch ARNOLF in besonderer Weise verbunden, begleiteten ihn 889 bei seinem Zug an den Rhein und traten als Intervenienten in Frankfurt auf [80 Vgl. DD Arn. 63, 64.]. Gunsterweise erhielt unter anderem auch Graf Sigihard, Verwandter Arnolfs und Ahnherr der EBERSBERGER [81Vgl. DD Arn. 5, 144, 159. Vgl. auch KRAH, Bayern (wie Anm. 11) 28.]. Diese Beispiele ließen sich noch weiter fortsetzen [82 Vgl. REINDEL, Arnulf (wie Anm. 8) 205. ]. Bemerkenswert dabei ist, daß ARNIOLF in auffallender Weise Vasallen von Grafen bedachte, also gewissermaßen das zweite Glied des Adels begünstigte [83 Vgl. DD Arn. 13,17,32,38, 52.]. Offensichtlich war es ihm dabei um eine Tiefenwirkung seiner Maßnahmen zur Festigung seiner Herrschaft im Adelsbereich zu tun [84 Vgl. KRAH, Bayern (wie Anm. 11) 29-31; Walter KIENAST, Die fränkische Vasallität, 1990, 280 ff.].
Auf diese Weise ist es ARNOLF in den Anfangsjahren seiner Regierungszeit weitgehend gelungen, seine Herrschaft in Bayern zu verankern. Auch wenn ARNOLFS Herrschaft somit in Bayern auf einer soliden Basis ruhte, so bedeutete dies jedoch nicht, daß seine Autorität dazu ausreichte, um die Konflikte, die innerhalb der mächtigen bayerischen Adelssippen bestanden, im Keim zu ersticken. Er konnte sie zunächst unterdrücken, nicht aber auf Dauer unterbinden. So bestand ein Konfliktpotential weiter, das unter Umständen auch für die Herrschaft ARNOLFS zu einem Problem werden konnte. Einen solchen Gefahrenherd stellte der Gegensatz zwischen den WILHELMINER und Aribo dar, der durch die offensichtliche Begünstigung der WILHELMINER durch ARNOLF sicherlich nicht geringer geworden war. Dieser Konflikt brach während der Auseinandersetzung mit den Mährern in den Jahren 891 und 892 offen aus und erfaßte das gesamte Markengebiet. Engelschalk II., marchensis in Oriente [85 Annales Fuldenses (wie Anm. 1) 122.], sah allem Anschein nach im Wiederaufleben der Kämpfe mit den Mährern die Gelegenheit, mit Aribo abzurechnen. Seine Aktionen riefen im bayerischen Adel jedoch allem Anschein nach breiten Widerstand hervor und führten schließlich dazu, daß er im Jahr 893 in Regensburg, als er die Königspfalz aufsuchen wollte, von einem Adelsgericht - vermutlich ohne Wissen ARNOLFS - verurteilt und geblendet wurde [86 Vgl. Annales Fuldenses (wie Anm. 1) 122; Annales Alamannici, hg. von Georg Heinrich PERTZ, in: MGH SS 1, 1826, 257. Vgl. auch KRAH, Absetzungsverfahren (wie Anm. 10) 214-216.]. Es liegt die Annahme nahe, in dieser Aktion des bayerischen Adels gegen einen Günstling ARNOLFS und noch dazu in Regensburg, gewissermaßen unter den Augen des Königs, ein Zeichen einer sich auch gegen den König formierenden Adelsopposition sehen zu dürfen, die durchaus gefährliche Dimensionen annehmen konnte. Mögliche Weiterungen des Konflikts wurden ARNOLF dadurch erspart, daß die WILHELMINER Ruodpert und Wilhelm III., aufgeschreckt durch Engelschalks Schicksal, Hilfe suchend zu den Mährern flüchteten bzw. dorthin Kontakt aufnahmen und dort schließlich den Tod fanden [87 Vgl. Annales Fuldenses (wie Anm. 1) 122; vgl. auch KRAH, Absetzungsverfahren (wie Anm. 10) 215; SVETINA, Bedeutung (wie Anm. 6) 179-180.]. Die konfiszierten Besitzungen der WILHELMINER gab ARNOLF an das Kloster Kremsmünster [88 Vgl. D Arn. 120; KRAH, Absetzungsverfahren (wie Anm. 10) 216.] und entzog sie auf diese Weise den rivalisierenden Adelsgruppierungen.
Um den Uota-Prozeß richtig zu verstehen, müssen wir uns mit dessen politischem Umfeld beschäftigen, das heißt mit den Machtverhältnissen am Ende der Regierungszeit ARNOLFS, aber auch mit der besonderen Rolle der Königin und anderer karolingischer Frauen im politischen Diskurs der KAROLINGER-Zeit. Zuerst aber wird das Wenige zusammengestellt, was wir über Uota wissen.
ARNOLF hatte mehrere Konkubinen und mehrere 'uneheliche' Kinder [66 Auf die Frage, ob ARNOLFS frühere Verbindungen ursprünglich als (Friedel-)ehen gedacht waren, und erst nachträglich zu Konkubinatsverhältnissen umfunktioniert wurden, wird hier nicht eingegangen, da die Quellen der 890-er Jahre, um die es hier geht, eindeutig von Konkubinen sprechen. Zur Friedelehe-Theorie siehe Else EBEL, Die sogenannte „Friedelehe" im Island der Saga- und Freistaatszeit (8701264), in: Staat, Kirche, Wissenschaft in einer pluralistischen Gesellschaft. Festschrift zum 65. Geburtstag von Paul Mikat, hg. von Dieter SCHWAB u. a, 1989, 243-258; Waltraud JOCH, Legitimität und Integration. Untersuchungen zu den Anfängen Karl Matteus (Historische Studien 456), 1999, 12-15; vgl. auch den Beitrag von Brigitte KASTEN in diesem Bd. 17-52.]: die Mutter des im Jahre 900 getöteten Zwentibold von Lothringen [7 Die Belege für die Kinder ARNOLFS sind bei Karl Ferdinand WERNER, Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation), in: Karl der Große. Lebenswerk und Nachleben, 4: Das Nachleben, hg. von Wolfgang BRAUNFELS und Percy Ernst SCHRAMM, 1967, 456 und Stammtafel V b20 zu finden; Zwentibold und Ratold waren bereits vor 889 geboren, vgl. Annales Fuldenses (wie Anm. 1) 118 (dort auch die Bemerkung, die Söhne stammten ex concubinis, also nicht von derselben Mutter). Zu Zwentibold vgl. Martina HARTMANN in diesem Bd. 122-142.]; die Mutter des Ratold, der zuletzt in den Quellen als Stellvertreter ARNOLFS in Italien 896 erscheint [8 Annales Fuldenses (wie Anm. 1) 129.]; eine gewisse Ellinrat, die in einer Urkunde KONRADS I. auftaucht (es wird allgemein angenommen, die in der Urkunde erwähnte 'namensgleiche Verwandte' Ellinrat sei die Tochter ARNOLFS und Ellinrats, was aber keine zwingende Annahme ist) [9 D K 1 20 (24 Mai 914) in: Theodor SICKEL, (Bearb.), Die Urkunden Konrad I., Heinrich I. und Otto I. (MGH Diplomata regum et imperatorum Germaniae 1), 1879-1884; Ellinrat, concubina videlicet Arnulfi serenissrimi regis, tauscht mit St. Emmeram eine Kapelle und Zubehör zu Ergolding gegen Besitz in Pinkofen und Unolchinchoua. Die zweite Ellinrat wird als aequivoce und iunior bezeichnet, aber nicht als filia.]; und er hatte jedenfalls eine namentlich unbekannte Tochter (die gelegentlich mit der angeblichen Tochter Ellinrat gleichgesetzt wird), mit der der bayerische Graf Engelschalk aus der WILHELMINER-Sippe 893 durchbrannte [10 Annales Fuldenses (wie Anm. 1) 122; DÜMMLER, Ostfränkisches Reich (wie Anm. 4), 361 Anm. 1.].
Spindler Max: Seite 203,285,295, "Handbuch der bayerischen Geschichte. Erster Band. Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts."
Man wird immerhin bedenken müssen, daß im Augenblick nicht die wenig bekannten Ungarn, sondern die Mährer für ARNULF die großen Gegner waren; bereits 893 war ein neuer Feldzug gegen Mähren erforderlich, veranlaßt durch die Flucht des Grafen Engelschalk dorthin. [8 Ann. Fuld. (zu 893) 122.]
Das Nachlassen der karolingischen Königsmacht und die zunehmenden Interventionen der slawischen Nachbarfürstentümer, besonders des Großmährischen Reiches, ließen die Auseinandersetzungen zwischen den konkurrierenden Adelsgruppen zu einer ernsten Bedrohung Bayerns und seiner Marken werden. Die WILHELMINER verbündeten sich mit Karlmanns Sohn ARNULF, Arbo hingegen mit KARL DEM DICKEN. Durch ARNULFS Sieg über KARL gewannen die WILHELMINER das Übergewicht, sie erhielten Karantanien und die östliche Grafschaft Arbos, wurden aber 893 mit dem Sturz Graf Engilschalks II. in Regensburg ausgeschaltet, ohne daß die ARIBONEN in ihre Stellungen einrückten. Vom Sturz der WILHELMINER profitierte vielmehr Graf Luitpold, der auch zwei Jahre später, als der mächtige Graf des böhmischen Grenzbereiches (Nordgau, Donaugau), Engildeo, 895 abgesetzt wurde, dessen Würden und Ämter übernahm.
Charakteristisch für den Adel in dieser spät-karolingischen Epoche Bayerns ist die weitgehende Verschmelzung zwischen bayerischen und einst reichsfränkischen Familien. Dies gilt für WILHELMINER, ARIBONEN und auch für die SIGHARDINGER, die späteren EBERSBERGER, es gilt aber auch für die LUITPOLDINGER selbst.
Als «fränkischer Reichsaristokrat» im Sinne Tellenbachs (siehe oben 280) und als nepos und consanguineus ARNULFS VON KÄRNTEN hatte sich Luitpold schon am Ende der KAROLINGER-Zeit eine starke Machtposition aufgebaut. Im Jahre 893 war er sehr wahrscheinlich dem nach Mähren geflohenen Grafen Ruodbert von Karantanien, einem WILHELMINER, in dessen Wirkungskreis nachgefolgt, da er 895 als Graf von Karantanien erscheint. Nach der Ermordung des Ostmark-Grafen Engelschalk in Regensburg 893 wird Luitpold, wie aus seinen Kämpfen mit den Mährern zu schließen ist, auch hier in die Stelllung des marchensis de oriente eingrückt sein [1 Ann. Fuld. (zu 893) 122 u.a., (zu 898) 131f.; REINDEL nr. 7; DERS., Arnulf 207.].
oo Ellinrata, Tochter des Kaisers ARNULFS † 24.5. nach 914
Literatur:
Fuchs Franz/Schmid Peter: Kaiser Arnolf. Das ostfränkische Reich am Ende des 9. Jahrhunderts. Verlag C.H.Beck München 2002 Seite 202-204, 228*,256 - Jahrbücher von Fulda. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1969 Seite 154 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963 Seite 105,167,168,181-183,187,237,249 - Spindler Max: Handbuch der bayerischen Geschichte. Erster Band. Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts. C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München Seite 203,285,295 - [1]