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Notizen
Eticho I. (Ato) Graf im Ammergau
um 849- wohl 4.7.907
Nach Decker-Hauff Sohn des Grafen Welf I. im Linz- und Argengau aus dem Hause der WELFEN und der (Willa) von Buchau, Tochter von Graf Ato
Josef Fleckenstein und Gerd Tellenbach lehnen ein Zugehörigkeit von Eticho/Ato zu den WELFEN ab.
Thiele, Andreas: Tafel 28, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"
ETICHO I. (ATO)
+ wohl 907 (gefallen)
Eticho I. verlagerte jahrelang seine Aktivitäten in den damals weitgehend noch nicht erschlossenen Ammergau, wo er mit Rodungen einen zweiten Besitzschwerpunkt der Familie schuf. Er gründete das Kloster Ammergau, wohin er sich zurückzog, nachdem es zum Bruch mit dem Sohn gekommen war laut Erzählung des Mönchs von Weingarten. Er wurde Graf und Vogt von Buchau, Graf im Eritgau und schuf mit dem neuen Besitz im Grenzraum Bayern-Schwaben die Basis für die späteren WELFEN in beiden Herzogtümern. Er rivalisierte nach 900 nicht um die Herzogswürde in Schwaben mit, obwohl er durch Herkunft und Ansehen berechtigt gewesen wäre; seine Machtbasis war dort damals zu schmal und lag auch zu peripher. Er fiel im Kampf gegen die Ungarn, ob schon 903/04 bei deren ersten Einfällen oder in der berühmten Schlacht bei Preßburg ist nicht überliefert.
oo ADELLINDE VON BABENBERG + nach 915
Tochter des Markgrafen Heinrich von Friesland, Nachkommin Kaiser KARLS DES GROSSEN (vgl. Robertiner), Schwester der Mutter des deutschen Königs HEINRICH I. VON SACHSEN (siehe Ottonen)
Sie ist hochangesehen und reist um 910 nach Jerusalem.
Heine Alexander (Hg.): Seite 36, "Geschichte der Welfen"
4. Kapitel Geschichte der Welfen
Eticho, der Bruder dieser Judith, folgte seine verstorbenen Vater als rechtmäßiger Erbe. Er zeugte einen Sohn namens Heinrich. Als dieser Heinrich das kriegstaugliche Alter erreicht hatte und mündig geworden war, begab er sich ohne Wissen seines Vaters zum Kaiser. Und nachdem er sich mit ihm in vertrauter Freundschaft verbunden und die Kräfte und Grenzen des ganzen Reiches durch Hin- und Herreisen kennen gelernt hatte, leistete er endlich nach dem Rat der Fürsten und vor allem auf Betreiben des Kaisers selbst diesem den Lehnseid, unterwarf sich ihm und erhielt als Lehen 4.000 Mansen [Hufen] im baierischen Oberland. Als dies sein Vater erfuhr, war er der Ansicht, daß dadurch sein Adel und seine Freioheit allzusehr gelitten hätten. In unglaublicher Niedergeschlagenheit teilte er seinen Schmerz allen seinen Freunden mit, nahm zwölf von ihen zu sich und begab sich, seinen königlichen Wohnsitz und die reichsten Besitzungen verlasend, ins Gebirge nach einem Gut namens Ammergau, wo er, ohne den Sohn je wieder sehen zu wollen, alt wurde. Dort begann er auch, nachdem er Mönche versammelt hatte, den Bau eines Klösterlein, in welchem er selbst später mit seinen Zwölfen zur Ruhe bestattet wurde.
Hermann von Reichenau: Seite 628, "Chronicon." in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI
902. Die Ungarn greifen die Mährer an, werden in einem treffen besiegt und wenden sich zur Flucht. Im selben Jahr werden Beringer, Reginolf und Gerhard, leibliche Brüder edler Abkunft, Söhne des Grafen Ato und der Adelinde, von Feinden umringt und erschlagen, nicht weit von dem Nonnenkloster Buchau [1 903-904] im alamannischen Erichgau, das ihre Mutter um diese Zeit in frommem Eifer zur Ehre der heiligen Märtyrer Cornelius und Cyprian erbaut hatte; das geschah, als sie ihre Schwester, die Nonne war, heimlich von dort entführten, um sie zu vermählen; sie wurden von ihrer Mutter bei dem Kloster begraben. Dort wurde nach ihrem glücklichen Ende auch diese selbst beigesetzt, die sich nach ihrer Rückkehr von der Wallfahrt nach Jerusalem unsd anderen heiligen Orten ganz dem göttlichen Dienst und der Sorge für das Seelenheil gewidmet hatte; vorher war noch ihre gleichnamige Tochter, die Nonne war, daselbst als Äbtissin eingesetzt worden.
Fleckenstein Joseph: Seite 127, "Die Herkunft der Welfen"
Während wir nämlich von Ruthard bis zu Konrad dem Älteren hin nur von Einzelbesitzungen hören, beginnen die Nachrichten über Eticho plötzlich mit Ammergau, also einem kräftigen Sprung nach Osten, in die voralpine Randzone zwischen Schwaben und Bayern, die damals zweifellos Rodungsgebiet gewesen ist und, wie die Historia Welforum deutlich herausstellt, in beträchtlicher Entfernung von den Hauptsitzen der WELFEN lag.
Die Nachricht verdient um so mehr Glauben, als wir in der Folgezeit auch Füssen mit Umgebung in welfischer Hand finden. Weiter im Norden scheint Memmingen um die gleiche Zeit in den Besitz der WELFEN gekommen zu sein. Ammergau steht also an der Spitze einer Reihe von Orten, die eine stärkere Hinwendung der WELFEN nach Osten deutlich machen. Und es ist offensichtlich, dass diese Hinwendung in der quellenfreien, das heißt zugleich königsfreien Zwischenzeit begonnen haben muß.
Das heißt: die WELFEN haben sich in ihrem Besitz nicht nur behauptet, sondern ihn noch vermehrt. Aber sie haben ihn offenbar im wesentlichen nur dort vermehren können, wo ihnen die relativ geringsten Hindernisse entgegenstanden: also nicht im Westen Alemanniens und schon gar nicht im zentralen Baarraum, sondern im Osten: im später und dünner besiedelten Oberschwaben, damals noch ein Landstrich ohne intensivere Herrschaftsbildung, und vor allem fast völlig herrschaftsfreien Randgebiet der Voralpen, das sie sich erst durch Rodung erschlossen und erworben haben. Indem sie sich so nicht in Kämpfe einließen, denen sie nicht gewachsen waren, sondern geradezu auswichen, verstanden sie es, zu gewinnen: denn es war das Ergebnis dieser Ausweichbewegung, die in der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts begonnen hat, dass sie schließlich "die Zwischenlandschaft zwischen dem bairischen und dem alemannischen Stamm" ausgefüllt haben, die auch von keinem der gerade entstehenden Herzogtümer vollkommen eingegliedert werden konnte.
Aus den Kämpfen um das schwäbische Herzogtum, die um 900 in ein entscheidendes Stadium traten, hielten sie sich bewußt heraus, weil ihre Machtgrundlage offenbar viel zu schwach war.
Decker-Hauff Hansmartin: "Die Ottonen und Schwaben"
Ato von Buchau finden wir vom 18.6.866 bis zum 24.1.889 mehrfach als Zeugen in Sankt Gallener Urkunden.
Setzen wir Atha "von Hohenwarth" mit einer Tochter ARNULFS oder speziell mit Ellinratha, der Witwe Engilschalks, gleich, dann verstehen wir viel eher den heillosen Schmerz des Vaters Ato über die Familienschande, den Ingrimm über den nicht mehr auszulöschenden Fleck auf der Familienehre, die Schmach, die nur durch dauernde und völlige Trennung von dem Sohne zu verwinden war. Denn Atha-Ellinratha war ja auf doppelte Weise unebenbürtig: die Bastardtochter eines Bastardsohnes! Ein Vierteljahrhundert vorher hatte Ato in Adallinde eine eheliche Nachfahrin der Kaiser LUDWIG und KARL heimgeführt. Adallinde hatte damit das Blut der herrschenden Dynastie in das welfische Haus gebracht - und nun verband sich der Sohn mit einer Frau, die zwar die Tochter des jetzt im Ostreich herrschenden KAROLINGERS war, aber doch die Tochter einer ungesetzlichen Verbindung, wie ARNULF selbst wieder nicht vollblütig war. Darin kann man viel eher den Grund des unheilbaren Zerwürfnisses zwischen Vater und Sohn nicht nur, sondern auch zwischen Heinrich und seiner übrigen Familie sehen: vermutlich hat auch seine Mutter Adallinde, die eheliche Nachfahrin zweier Kaiser, sich gegen die ihr nicht ebenbürtige Schwiegertochter ablehnend verhalten, und ähnlich können sich die Brüder eingestellt haben. Das erklärt, warum zwischen Heinrich mit dem goldenen Wagen und seinem Hause so wenige Verbindungen überliefert sind. Ato wurde 902 beim Tod seiner Söhne letztmals genannt und soll nach der nicht unglaubwürdigen Buchauer Tradition im Kampf gegen die Ungarn gefallen sein. Dafür bieten die zahlreichen Ungarneinfälle der nächsten Jahre, die alle Süddeutschland erreichten, reichlich Raum. Ob Ato bei den kleineren Kämpfen der Jahre 903 und 904 ums Leben kam oder bei der vernichtenden Niederlage der Bayern unter Liutpold am 17.6.907 gefallen ist, bleibt offen. Wegen der großen Zahl der 907 Gefallenen wird man am ehesten an dieses Jahr denken dürfen.
um 870 oo Adellinde von Babenberg, Tochter des Markgrafen Heinrich I., um 855- nach 915
Kinder:
- Reginolf - 902 gefallen
- Gerhard - 902 gefallen
- Berengar - 902 gefallen
- Heinrich mit dem goldenen Wagen - um 934
- Adellinde Äbtissin von Buchau um 880-
- Ato (Eticho)
Nachkommen in Italien
Literatur:
Ay, Karl-Ludwig/Maier, Lorenz/Jahn Joachim: Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft. Universitätsverlag Konstanz GmbH 1998 Seite 31,38,53,60,62,64-70,94,105 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 62,63,296 - Decker-Hauff, Hansmartin: Die Ottonen und Schwaben Seite 322-350 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band III Seite 527 - Fleckenstein Josef: Über die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in Süddeutschland. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seite 71-136 - Hechberger Werner: Staufer und Welfen 1125-1190. Zur Verwendung von Theorien in der Geschichtswissenschaft Böhlau Verlag-Köln-Weimar Wien 1996 Seite 123,124,171-175 - Heine Alexander (Hg.): Geschichte der Welfen. Phaidon Verlag GmbH Essen Seite 36 - Hermann von Reichenau: Chronicon. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 628 - Jordan, Karl: Heinrich der Löwe, Deutscher Taschenbuch Verlag 1993 Seite 3 - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 95-97,412 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 187,262,472,496,572 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 23,24,30,110-116,126,164,200,201 - Stälin, Paul Friedrich: Geschichte Württembergs, Gotha 1882 Seite 331 - Störmer, Wilhelm: Die süddeutschen Welfen unter besonderer Berücksichtigung ihrer Herrschaftspolitik. in: Ay, Karl-Ludwig/Maier, Lorenz/Jahn Joachim: Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft. Universitätsverlag Konstanz GmbH 1998 Seite 64-70 - Tellenbach Gerd: Exkurs Über die ältesten Welfen im West- und Ostfrankenreich. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seite 335-340 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 28 - [1]