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 Bohrer

Frederuna

weiblich um 887 - 917  (30 Jahre)


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  • Name , Frederuna 
    Geburt um 887  [1
    Geschlecht weiblich 
    Titel/Amt/Status Westfränkische Königin  [1
    Tod 10 Feb 917  [1
    Personen-Kennung I226  Mittelalter
    Zuletzt bearbeitet am 21 Okt 2015 

    Familie von Frankreich, Karl III.,   geb. 17 Sep 879   gest. 7 Okt 929, Péronne [80200],Somme,Picardie,Frankreich Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort (Alter 50 Jahre) 
    Eheschließung 13 Apr 907  [2
    Kinder 
     1. von Frankreich, Ermentrud,   geb. 908/909
     2. von Frankreich, Frederuna
     3. von Frankreich, Adelheid
     4. von Frankreich, Gisela   gest. 919
     5. von Frankreich, Rotrud
     6. von Frankreich, Hildegard
    Familien-Kennung F97  Familienblatt  |  Familientafel
    Zuletzt bearbeitet am 20 Okt 2015 

  • Notizen 
    • Frederuna von Ringelheim Westfränkische Königin
      um 887-10.2.917
      [Anmerkung P.Bohrer : NICHT die Tochter des westfälischen Grafen Dietrich von Ringelheim und der Reinhild, Tochter des Normannen Gottfried ]
      Hier liegte eine Verwechslung mit der 971 verstorbenen IMMEDINGERIN Friderun vor. [siehe *1 unten]

      Treffer, Gerd: Seite 59, "Die französischen Königinnen"

      Frederune - sechs Töchter und kein Sohn
      Erste Gemahlin Karls III., des Einfältigen (+ 879; König 898-922; + 929)
      Geboren: um 887 - Heirat: 907 - + 10. Februar 917
      Graf Dietrrich II. von Ringelheim und seine Gemahlin Rhinghildim verheiraten ihre Töchter glänzend. Die erste, Mathilde, hat Kaiser HEINRICH I. zum Mann, als die 20-jährige Frederune 907 Karl III., wohl in Laon, heiratet.
      Die Situation in Frederunas Reich ist äußerst gespannt. Karl erschöpft sich in mörderischen Kämpfen. "Einfältig" heißt er in der Sprache der Zeit: geradlinig, frei und frank, nicht aber dumm oder idiotisch (man hätte damals das letztere Beiwort gebraucht). Er ist keineswegs naiv. Er ist, wenn nötig, sehr schlau. Das hat er schon bewiesen, als er mit Odo zu einem "modus vivendi" kam. Jetzt beweist er es wieder. Die Normannen werden nun nicht mehr von einem mittelmäßigen "General" angeführt, sondern einem großen Kriegsherrn, mit dem man ernsthaft verhandeln kann. Karl ist 911 im Vertrag von SaintClair-sur-Epte bereit, den Normannen große Gebiete zu übertragen (die sie ohnehin halten: etwa die Hälfte der heutigen Normandie, der sie diesen Namen schenken werden). Rollo läßt sich kaufen, erkennt die Suzeränität Karls und seiner Nachkommen an. Frederunas Mann hat damit ein überaus dorniges Problem geklöst: die Barone sind nicht glücklich, aber das einfache Volk lobt ihn.
      Um die neugeknüpften Bande zu stärken, verheiratet Karl seine Tochter Gisela an Rollo. Karl hat vor Frederune nicht wie ein Mönch gelebt: Gisela ist die Frucht seiner Liebe mit einer Konkubine, Alais, die bis zu ihrer Heirat 898 am Hof gelebt haatte. Frederune bringt 6 Töchter zur Welt - was das leidige Problem der Nachfolge nun nicht löst. Zweifellos von 6 Schwangerschaften in 10 Ehejahren erschöpft, stribt Frederune 30-jährig am 10. Februar 917 in Lothringen. Karl hat keinen Erben. Er braucht dringend einen Nachfolger.

      Althoff Gerd: Seite 73, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

      In diesem Zusammenhang ist auch ein Problem zu diskutieren, das in der Forschung bis heute nicht gelöst erscheint. Zwar geht man einhellig davon aus, daß der BILLUNGER Wichmann der Ältere eine Schwester der Königin Mathilde geheiratet habe. Strittig und unentschieden ist jedoch, ob es sich um Friderun oder Bia handelte. Ein konkretes Quellenzeugnis gibt es für diese Heirat nicht. Doch werden Wichmann der Jüngere und Egbert der Einäugige, die man mit guten Gründen, jedoch ohne ein direktes Quellenzeugnis, als Söhne Wichmanns des Älteren ansieht, von Widukind von Corvey als consobrini und nepotes OTTOS DES GROSSEN bezeichnet. Außerdem ist von den beiden Brüdern in den Annales Quedlinburgenses und, daraus übernommen, bei Thietmtmar von Merseburg als von materterae regis filli die Rede. Scheint somit durch die angeführten Quellen das Verwandtschaftsverhältnis genügend genau angegeben, so entdeckt man bei der Durchsicht der anderen einschlägigen Quellenstellen gewichtige Gegengründe, die eine Heirat Wichmanns des Älteren mit einer der genannten Schwestern der Königin Mathilde geradezu ausschließen.Friderun kann, das hat schon Ruth Bork richtig gesehen, deshalb nicht die Frau Wichmanns gewesen sein, weil sie erst im Jahre 971 starb. Widukind bemerkt nämlich schon für die 50-er Jahre in Bezug auf Wichmann den Jüngeren, er sei, destitutus a patre et matre, von OTTO DEM GROSSEN erzogen worden. Ruth Bork entschied sich deshalb für Bia als Gemahlin des ältteren Wichmann. Diese muß jedoch auf Grund ihres Todesdatums ebenfalls von der Zuordnung ausgeschlossen werden. Da Bia nämlich in der Abschrift des ottonischen Familiennecrologs im Verbrüderungsbuch von St. Gallen erhalten ist, muß sie spätestens in den Jahren 931/32 gestorben sein [Dies ergibt sich zwingend aus der Abfassungszeit der Necrologabschrift im St. Galler Verbrüderungsbuch; vgl. Althoff, Unerkannte Zeugnisse vom Totengedenken der Liudolfinger, Seite 376.]. Nun nennt aber Widukind von Corvey, dem in diesen Fragen zweifelsohne die Rolle eines Kronzeugen zukommt, den jüngeren Wichmann und Egbert noch zu den Jahren 953/54 iuvenes und adolescentes. Selbst wenn also einer von ihnen im letzten Lebensjahr der Bia geboren worden wäre, wäre er zum besagten Zeitraum 22 oder 23 Jahre alt gewesen, der andere Bruder in jedem Fall noch älter. Selbst dieser knappste Zeitansatz schließt daher eine Bezeichnung wie adolescentes in den Jahren 953/54 wohl aus.
      Es bleibt also nichts anderes übrig, als entweder anzunehmen, Wichmann habe eine andere, namentlich unbekannte Schwester der Königin Mathilde geheiratet, oder die Tatsache einer verwandtschaftlichen Bindung zwischen der Familie der Königin Mathilde und den BILLUNGERN zu konstatieren, ohne eine genauere genealogische Zuordnung zu wagen. An der Tatsache der Verwandtschaft selbst zu zweifeln, besteht gerade angesichts der neuen Beobachtungen zu den Anfängen des billungischen Gedenkens kein Anlaß.

      Werner Karl Ferdinand: Seite 478, Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995

      Karl III. hatte eine sehr geschickte Heiratspolitik betrieben und im Jahr 907 Frederun geehelicht, eine sächsische Adlige. Wie zufällig war sie verwandt mit Mathilde, der zweiten Gemahlin Heinrichs von Sachsen. Die westfränkisch-sächsische Eheverbindung spielte dann eine wichtige Rolle im Kampf gegen den gemeinsamen Feind, die KONRADINER. In der Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts wurde sie allerdings kaum werwähnt, so sehr widersprach sie den Vorstellungen der Zeit über den bereits "nationalen" Charakter und die nationalen Pflichten der Könige auf beiden Seiten.
      Der Einfluß Frederuns am Hof König Karls zeigt sich in der Anwesenheit ihrer Verwandten Ekbert und Ernust; dazu wurde ihr Bruder Bovo im Jahr 917 zum Bischof von Chalons-sur-Marne ernannt.

      Literatur:
      Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 23,30 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealoogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 68,70,76 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 88,94 - Illig Heribert: Das erfundene Mittelalter. Die größte Zeitfäfälschung der Geschichte. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1996, Seite 140 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 146 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 292, 294 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 199,202 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994, Seite 49 Anm. 198,74 Anm. 346,164,174 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. V Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996, Seite 58 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 478,480 - [1]
    • Anmerkung *1)

      Friderun von Ringelheim -12.1.971
      Tochter des westfälischen Grafen Dietrich von Ringelheim und der Reinhild, Tochter des Normannen Gottfrieds; Schwester der Königin Mathilde

      Hlawitschka Eduard:, "Kontroverses aus dem Umfeld von König Heinrichs I. Gemahlin Mathilde"

      K. A. Eckhardt hat 1963 - wie einleitend erwähnt - die bald auch von anderen Historikern übernommene These aufgestellt und zu beweisen unternommen, dass Bischof Bovo von Chalons-sur-Marne (ca. 915/16-947) ein Bruder von HEINRICHS I. Gemahlin Mathilde war. Zu diesem Ergebnis kam er auf nicht uninteressante Weise. Indem wir Eckhardts Beweisgang darlegen, überprüfen wir ihn zugleich auf seine Stichhaltigkeit.
      Bischof Bovo war, wie uns zwei Diplome Karls des Einfältigen zeigen, ein Bruder von Karls am 10. Februar 917 verstorbener Gemahlin Frederuna; andererseits hatte auch HEINRICHS I. Gemahlin Mathilde eine Schwester, Friderun/Frederuna. Wie Flodoard von Reims in seinen Annalen zum Jahr 956 mitteilt, hatte Bovo zudem einen clericus Transrhenensis Berengar als nepos, der seinerseits 956 zum Bischof von Cambrai erhoben wurde und - nach der Gesta episcoporum Cameracensium - wiederum ex nobili parentale Germaniae hervorgegangen ist sowie Ottonis imperatoris proxime consanguineus war. Eckhardt zog aus diesen Gegebenheiten den Schluß: "Wenn ein Neffe des Bischofs Bovo von Chalons und also auch von dessen Schwester, der Königin Frederuna von Frankreich, gleichzeitig mit OTTO I. nächstverwandt war, dann bleibt genealogisch schlechterdings keine andere Möglichkeit, als dass OTTOS I. Mutter Mathilde eine Schwester des Bischofs Bovo und der Königin Frederuna war, (Frederuna also mit Mathildes Schwester Friderun zu identifizieren ist), und dass ein Elternteil des "aus edlem deutschen Geschlecht" stammenden Bischof Berengar ebenfalls zu diesem Geschwisterkreis gehörte. Wahrscheinlich war Berengar, gleich dem Bischof Dietrich von Metz, ein Sohn des Grafen Eberhard und der Amalrada, Mathildens Schwester".
      Ist nun dieser Beweisgang "schlüssig"? Viel hängt schon davon ab, ob der um 1050 schreibende Autor der Bischofsgeschichte von Cambrai mit seiner Angabe zur Königsverwandtschaft Bischof Berengars verläßlich ist, was wir nicht kontrollieren können, und ob auch die nepos-Bezeichnung Flodoards, die das Verwandtschaftsverhältnis Berengars gegenüber Bovo von Chalons angibt, tatsächlich "Neffe" - und nicht etwa nur (entfernter) "Verwandter" - meint. Im letzteren Falle schwindet bereits die Strigenz. Problematischer wirkt die Konstruktion jedoch dadurch, dass man unterschiedliche Todestage für Karls des Einfältigen Gemahlin Frederuna und Mathildes Schwester Friderun, die ja doch ein und dieselbe Person sein sollen, feststellt. Die eine verstarb am 10. Februar (des Jahres 917), die andere an einem 10. Januar. Eckhardt, der diese Divergenz sah, erklärte dies als ein Versehen des Zusammenstellers oder Abschreibers des Trierer Nekrologs oder Diptychons, aus dem uns der Todestag der Mathilden-Schwester bekannt ist. Das wäre akzeptabel, wenn da nicht auch noch ein Unterschied im Todesjahr bestünde. Die vier nur leicht voneinander abweichenden Überlieferungen der Fuldaer Totenannalen verzeichnen nämlich zum Jahre 971 als zweiten (und einmal als ersten) Jahreseintrag eine Fridarun, die dreimal als comitissa und einmal als ancilla Christi gekennzeichnet worden ist und einmal sogar das präzisierende Datum II. id. Jan (12. Januar) erhielt. Da die Todestagangaben in den verschiedenen Nekrologien häufig um 1-2 Tage differenzieren, hat man seit langem schon in der am 12.1.971 verstorbenen Gräfin Friderundie im Trierer Nekrolog oder Diptychon zum 10.1. eingeschriebene gleichnamige Schwester der Königin Mathilde erkannt. Letzte Zweifel an dieser Identifizierung und an der damit implizierten Unmöglichkeit einer Gleichsetzung der (demnach 971 verstorbenen) Mathilden-Schwester mit der 917 verstorbenen französischen Königin Frederuna beseitigen indessen zwei Reichenauer und St. Galler Gedenkeinträge aus dem Frühherbst 929, auf die K. Schmid 1960 erstmals aufmerksam gemacht hat und die uns die Verwandtschaft König HEINRICHS I. und Mathildes am Vorabend der Verheiratung ihres Sohnes OTTO I. mit der englischen Prinzessin Edgith aufweisen:

      Cod. sangall. col. 265:
      Heinrich, Mathilt, Otto, Heinrich, Prun, Kerbrich, Aduui, Kysilbert, Thieterich, Reginhilt, Otoo,
      Amalrat, Perechtheid, Fridirun, Pia omnesque debitores eius.

      Cod. aug. col. 247b:
      Heinricus rex, Mahthild regina, Otto rex, Heinricus, Prun, Kisilpert, Kerprig, Hadauui, Sigifrid,
      Kotechind, Ekkihart, Dancmar, Sigipert, Meginuuarch, Egino, Ekkihart, Prun, Theo to, Uuitolt,
      Kozmar, Uuipert, Kerlind, Liuza, Theotirih, Uuitechind, Reginhilt, Perehtheid, Pia, Friderun,
      Amalrat, Sigipert, Ekkipert, Piso, Ello - et omnes debitores eorum.

      Eine Interpretation dieser Namen im einzelnen braucht hier - da sie (was die Hauptteile anbetrifft) schon 1960 von Karl Schmid geleistet wurde und (was vor allem den Mittelteil der zweiten Liste angeht) erst vor kurzem von mir ergänzt werden konnte - nicht mehr wiederholt zu werden. Die engere Königsfamilie HEINRICHS I. (mit Gemahlin, drei Söhnen, zwei Töchtern und einem Schwiegersohn) und die eingangs schon vorgestellte nahe Verwandtschaft Mathildes sind auch so erkennbar. Wichtig ist hier lediglich, dass diese beiden Einträge, die die 929 lebende Königsverwandtschaft umschreiben, jeweils Friderun neben ihren Schwestern Pia, Amalrat, (Perechtheid) und Königin Mathilde aufzeigen, so dass deren Gleichsetzung mit der schon 917 verstorbenen französischen Königin Frederuna ausgeschlossen ist. Diese Namenreihen nennen auch keinen Bovo episcopus, was gleichfalls gegen die Gleichsetzung der Mathilde-Schwester Friderun mit der gleichnamigen französischen Königin Frederuna spricht. Hinzu kommt, dass auch ein in Trier überliefertes Memorienblatt, das an seinem Anfang die Namen Otdo, Athalheit, Otto, Mahtild, Uualdburg, Fritharun nennt und aus dem Anfang des 11. Jahrhunderts zu stammen scheint, freilich in den ersten Zeilen eine Vorlage aus der Spätzeit OTTOS DES GROSSEN wiederholen dürfte, gleich am Beginn neben dem Kaiser OTTO I. und seiner zweiten Gemahlin Adelheid die Kinder dieser Ehe, OTTO II. und Mathilde (Äbtissin von Quedlinburg), und - nach einer nicht identifizierbaren Person - mit Fritharun OTTOS DES GROSSEN Tante, die Schwester seiner Mutter Mathilde, nennen dürfte.
      Somit ist auch diese auf den ersten Blick recht imponierende Kombination bruchstückhafter Nachrichten nicht mehr tragfähig. Hatte doch Eckhardt gemeint, das Aufdecken dieser "Versippung durch Heimführung zweier Schwestern" könne vor allem den persönlichen Hilferuf Karls des Einfältigen, als er 923 im Westreich in die Gewalt Graf Heriberts II. von Vermandois gefallen war, an HEINRICH I. erklären. Das wird man fallenlassen müssen und dafür eher auf die 921 auf einem Rheinschiff bei Bonn abgeschlossene amicitia verweisen, die ja auch zu gegenseitiger Achtung, wenn nicht sogar tätiger Hilfe verpflichtete. Diese Hilfe ist damals bekanntlich nicht verwirklicht worden, hatte doch HEINRICH seinerseits schon eine neue amicitia mit Karls Gegner, König Robert von Westfranken/Frankreich (922-923), geschlossen, die das alte Versprechen gewiß in den Hintergrund gedrängt hatte.
      Aber wie dem auch sei: zu einer weiteren Klärung der Fragen um Königin Mathildes Schwester Friderun/Frederuna trägt dies alles wenig bei - desgleichen nicht der letzte mögliche Hinweis, dass nämlich die französische Königin Frederuna und ihr Bruder Bovo Verwandte des in der Spätphase König Karls des Einfältigen wichtig gewordenen und bei vielen verhaßten lotharingischen Grafen Hagano gewesen zu sein scheinen und auch einen nepos Ernust hatten -, so dass wir diesen Komplex hier abschließen können.

      Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Seite 580, "Kaiser Otto der Große"

      Die Mutter, OTTOS matertera, war also Mathildes Schwester, welche von den drei bekannten, ist mit Sicherheit nicht zu sagen. Zwei davon sind zu Trier, wo der Bruder Robert Erzbischof war, in einem Nekrologium erhalten (Brower Ann. Trev. i, 470, Leibnitii ann. iomp. II, 240): 4 Id. Ian. Friderun soro Mahthild reginae [vgl. Necrol. Fuld. Mai 971: Fridarum comitissa et ancilla Christi II Id. Ianuar.] und 8 Kal. Iun. Bia soro reginae Mathildis [ebenso Necr. Merseburg.]. Der dritten Amalrada, verheiratet mit dem Grafen Eberhard im Hamalande, Mutter Theoderichs von Metz, erwähnt Siegebert, Vita Deoderici c. 1 (SS. IV, 464). Ältere und neuere Forscher haben sich für Friderun entschieden: Leibnitz (Ann. i. II 527), Eccard (Orig. Guelf. IV, 5619, Schaukegl (Spicileg. Seite 46), ihnen sind Wersede (Bemerkungen über einige Urkunden Seite 72), von Leutsch (Markgraf Gero Seite 115 Anmerkung 196), wie es scheint auch Wedekind [und endlich Wilmans, Kaiserurkunden der Provinz Westfalen Seite 424] gefolgt; für Bia dagegen G. W. von Raumer (Charten und Stammtafeln zu den Reg. N II), Lappenberg (SS. III Seite 927), von Heinemann (Markgraf Gero Stammtafel). Die erste Annahme ist insofern die wahrscheinlichere, als OTTO nach Ann. Saxo 967 nach dem Tode des jüngeren Wichmann dessen verfallenes Erbe dem Kloster Kemnade an der Weser überwies. Am 2. November 1004 bestätigte HEINRICH II. die Schenkung, welche die Äbtissin Frederuna und ihre Schwester Imma demselben Kloster mit ihrem gesamten Erbe gemacht hatten (Erhard Reg. hist. Westfal. I, 60, St. 1395). Es waren billungische Familiengüter, die großenteils in den Grafschaften Herzog Bernhards lagen. Das Kloster war eine Wichmannsche Familienstiftung, die genannten Frauen waren, wie auch Eccard (Orig. Guelf. IV, 564), Gebhardi (Histor. genealog. Abhandlungen I, Seite 261) Wedekind Noten II 63 [Wilmans] meinen wahrscheinlich Töchter des älteren Wichmann, da es in der Urkunde heißt: construxerunt quoddam monasterium .. Keminaten und dies schon 967 erwähnt wird: die Töchter des jüngeren Wichmann (wofür Schaukegl sie hält) müßten damals noch Kinder sein. Der Name Frideruna war also in dieser Linie üblich und das entscheidet gegen Bia. Gegen Raumer und Lappenberg, welche die Frau Brunos von Arneburg (Thietmar III c. 6), desselben Namens Friderun (genannt in der Bulle Benedicts VIII. Jaffe 2923, Raumer Reg. hist. Brandenb. 279), mit der Schwester der Königin identifizieren, hebt Hirsch mit Recht den Todestag dieser im Necrol. Merseburg. 3 Kal. Dec. hervor.
      Die Vermutung, daß Friderun, die Schwester der Mathilde, zweimal verheiratet gewesen, hat ferner manches gegen sich. Da der ältere Wichmann 944 starb, kann Ekbert kein Sohn einer zweiten Ehe gewesen sein, denn bei Widukind III c. 18, 19 erscheint er bereits neun Jahre nachher handelnd vor Mainz.

      Literatur:
      Hlawitschka, Eduard: Kontroverses aus dem Umfeld von König Heinrichs I. Gemahlin Mathilde, in Festschrift für Alfons Becker, Sigmaringen 1987 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 Seite 580 - [3]


  • Quellen 
    1. [S3] Karl-Heinz Schreiber, Genealogie-Mittelalter.de, .

    2. [S3] Karl-Heinz Schreiber, Genealogie-Mittelalter.de, .

    3. [S3] Karl-Heinz Schreiber, Genealogie-Mittelalter.de, .