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 Bohrer

von Schwaben, Liudolf

männlich um 930 - 957  (27 Jahre)


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Generation: 1

  1. 1.  von Schwaben, Liudolf wurde geboren um 930 in Magdeburg [39104],Magdeburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; gestorben am 6 Sep 957 in Pombia [28050],Piemont,Italien; wurde beigesetzt in Mainz [55127],Mainz,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 950-954, Schwaben,Deutschland; Herzog von Schwaben

    Notizen:

    Neue Deutsche Biographie - Liudolf

    Herzog von Schwaben, * 930 wohl Magdeburg, † 6.9.957 Pombia (südlich vom Lago Maggiore), ⚰ Sankt Alban bei Mainz.

    L. war seit 939/40 mit Ida, der einzigen Tochter und Erbin des Schwabenherzogs, verlobt. Nach dem Tod der Kgn. Editha wurde L. vom Vater mit Zustimmung der Großen zum Nachfolger im Reich designiert (Widukind von Corvey: creavit eum regem post se). Die Heirat mit Ida, der ebenfalls königl. Ehren zuteil wurden, brachte ihm zusätzlich eine Anwartschaft auf Schwaben ein. Nach Liudprand von Cremona wurde er von Hzg. Hermann I. adoptiert. Im Febr. 950 trat L. die Herrschaft über Schwaben (mit Churrätien und dem Breisgau) an. Die Zentren der herzogl. Macht lagen vornehmlich im Süden des schwäb. Raumes, doch griff L. auch in die Lande nördlich der Alb über und errichtete in Esslingen einen Stützpunkt mit Marktsiedlung. Auch die Einrichtung eines Gestüts (Stutgarten) im Bereich des mittleren Neckartals mit einer Burganlage, die sich später zur Stadt Stuttgart entwickelte, geht vielleicht auf ihn zurück. Denarprägungen L.s sind aus Zürich, Breisach und Esslingen bezeugt. Er übte in gewissem Grad auch Herrschaft über die Kirche Schwabens aus und stand in Beziehung zu Klöstern wie St. Gallen, Reichenau, Pfäfers und Einsiedeln. Als 951 Otto der Große einen Italienzug plante, eilte L. ihm ohne Ermächtigung mit einem kleinen schwäb. Aufgebot voraus, um seine eigene Macht südlich der Alpen auszudehnen. Hierbei spielten vielleicht erbrechtliche Motive eine Rolle, denn die Gemahlin L.s war eine „Nachkommin italienischer Karolinger und der Markgrafen von Friaul“ (G. Wolf). Hzg. Heinrich von Bayern, der jüngere Bruder Ottos des Großen, suchte die Pläne L.s zu vereiteln. Dieser mußte ohne Erfolg umkehren und sich dem Heer seines Vaters anschließen. Nachdem Kg. Otto in zweiter Ehe Adelheid von Burgund geheiratet hatte, verließ L. im Dez. 951 den Hof und feierte das Weihnachtsfest zusammen mit unzufriedenen Großen im thüringischen Saalfeld. Auf einem Reichstag zu Augsburg im Aug. 952 erhielt Hzg. Heinrich die Marken Verona und Aquileja mit Istrien, während L. leer ausging. Er sah sich durch Heinrich und Adelheid um seinen Einfluß am Hof gebracht und fürchtete, als dem König Ende 952 ein Sohn geboren wurde, um seine eigene Thronfolge. Hierin lag wohl das Hauptmotiv dafür, daß sich L. mit seinem Schwager, dem von Otto dem Großen enttäuschten Hzg. Konrad dem Roten von Lothringen, und bald auch mit EB Friedrich von Mainz zu offener Revolte – seit März 953 – verband. Schwaben und weithin auch Franken traten auf die Seite der Aufständischen, wogegen diese in Sachsen und Bayern nur über begrenzten Anhang verfügten und Lothringen dem König treu blieb. L. und Konrad zwangen Otto den Großen in Mainz, ein Pactum abzuschließen, welches wohl den Einfluß Hzg. Heinrichs beseitigen und die Thronfolge des Schwabenherzogs sichern sollte. Die Aufrührer erklärten, sie hätten die Waffen nicht gegen den König, sondern nur gegen den Bayernherzog erhoben. Ob L. eine andere Konzeption von Wesen und Vollmacht der königl. Gewalt vertrat als Otto der Große (H. Naumann), bleibt zweifelhaft. Der König widerrief den Mainzer Vertrag und forderte L. vergeblich auf, sich vor einem Reichstag in Fritzlar zu verantworten. Während die Verschwörer zeitweise in Mainz belagert wurden, griff der Aufstand in Bayern um sich. L. besetzte zusammen mit dem bayer. Pfalzgf. Arnulf die Stadt Regensburg. Als Anfang 954 die Ungarn in Bayern und Schwaben einfielen, nahm L. Kontakt zu ihnen auf und wies ihnen sogar Führer zu, die sie nach Franken geleiteten. Dieses Verhalten hatte zur Folge, daß viele seiner Anhänger zu Otto dem Großen übergingen. Während Konrad der Rote und EB Friedrich sich in Langenzenn b. Fürth dem König unterwarfen, verließ L. diesen Ort heimlich und besetzte von neuem Regensburg, wo er im Sommer 954 belagert wurde. Der weitere Widerstand erwies sich indes als sinnlos, weil die Rebellion ihren Rückhalt im Volk verloren hatte. L. eilte schließlich nach Thüringen und warf sich in Saufelden (dem heutigen Thangelstedt) als Büßer dem Vater zu Füßen. Auf einem Reichstag zu Arnstadt im Dez. 954 mußte er auf sein Herzogtum verzichten, behielt aber seine Eigengüter. EB Brun von Köln richtete den entmutigten Königssohn wieder auf. 955 nahm L. an einem Slawenkrieg teil. Im Sept. 956 wurde er von Otto nach Oberitalien gesandt, das ihm wohl als Unterkönigreich zugedacht war. L. zog in Pavia ein und besiegte Berengar von Ivrea. Als er schon an die Rückkehr dachte, wurde er von einem Fieber dahingerafft. – Ob der Liudolfinische Aufstand „letztlich auf persönlichen Beweggründen beruhte“ (R. Holtzmann, ist umstritten. Die Zeitgenossen brachten L., „mit Recht allen Völkern teuer“, vielfach Sympathie entgegen. Sein Bild lebte weiter in der Sage vom Hzg. Ernst, die unterschiedliche Stoffe vereinte und in der Zeit vom 12. bis zum 15. Jh. eine Reihe von literarischen Bearbeitungen fand.

    Literatur
    ADB 19; J. F. Böhmer u. E. v. Ottenthal, Die Regg. d. Kaiserreichs unter Heinrich I. u. Otto I., 1893, 21967; R. Köpke u. E. Dümmler, Kaiser Otto d. Gr., 1876, 21962; R. Holtzmann, Gesch. d. sächs. Kaiserzeit, 1941; G. Warnke-Zoller, König u. Herzog, Diss. Freiburg/Br. 1947 (ungedruckt); R. Schweighöfer, Die Eigenmächtigkeit d. dt. Fürsten im Spiegel d. auswärtigen Politik, Diss. Frankfurt 1957 (ungedruckt); G. Wolf, Über d. Hintergründe d. Erhebung L.s v. Schwaben, in: ZSRG 80, 1963, S. 315-25; H. Naumann, Rätsel d. letzten Aufstandes gegen Otto I., in: Archiv f. Kulturgesch. 46, 1964, S. 133-84; K. Bosl, in: Rößler-Franz2; H. Maurer, Der Hzg. v. Schwaben, 1978 (Literatur); K. J. Leyser, Rule and Conflict in an Early Medieval Society: Ottonian Saxony, 1979; A. Wolf, Wer war Kuno v. Öhningen?, in: DA 36, 1980, S. 25-83; E. Hlawitschka, Wer waren Kuno u. Richlind v. Öhningen?, in: ZGORh 128, 1980, S. 1-49; H. C. Faußner, Kuno v. Öhningen u. s. Sippe in otton.-sal. Zeit, in: DA 37, 1981, S. 20-139; H. Szklenar u. H.-J. Behr, Hzg. Ernst, in: Vf.Lex. d. MA2 III; F. - R. Erkens, Fürstl. Opposition in otton.-sal. Zeit, in: Archiv f. Kulturgesch. 64, 1982, S. 307-70 (Literatur).



    Liudolfs Kinder Otto und Tochter Mathilde, Email auf dem Essener Otto-Mathilden-Kreuz

    Otton Mathilde croix



    Begraben:
    St. Albans

    Liudolf heiratete von Schwaben, Ida in 947. Ida (Tochter von von Schwaben, Hermann I. und im Sülichgau, Regilinde) wurde geboren in 932/934; gestorben am 17 Mai 986. [Familienblatt] [Familientafel]