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 Bohrer

von Tuszien, Adalbert II.

männlich um 875 - 915  (40 Jahre)


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Generation: 1

  1. 1.  von Tuszien, Adalbert II. wurde geboren um 875; gestorben am 17 Aug 915; wurde beigesetzt in Lucca [55100],Toskana,Italien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 884-915, Tuszien,Italien; Markgraf von Tuszien

    Notizen:

    Adalbert II. der Reiche
    Markgraf von Tuszien (884-915)
    um 875-17.8.915 (19.9.915 Lex.d.MA) Begraben: Kathedrale von Lucca

    Sohn des Markgrafen Adalbert I. von Tuszien aus dem Hause LUCCA aus seiner 2. Ehe mit der Rothilde von Spoleto, Tochter von Herzog Wido I.; Neffe von Kaiser WIDO VON SPOLETO

    Lexikon des Mittelalters: Band I Seite 96

    Adalbert II., Markgraf von Tuszien
    + 19. September 915 Begraben: Kathedrale von Lucca
    Sohn des Markgrafen Adalbert I. aus seiner 2. Ehe mit der Rothilde
    Markgraf seit 884

    spätestens 895/98 oo Bertha, Tochter König Lothars II. von Lothringen und Mutter König Hugos von Italien

    Durch das väterliche Erbe und vielleicht auch durch eigene wirtschaftliche Unternehmungen war Adalbert sehr reich (Beiname "dives"), was sich unter anderem in einer aufwendigen Hofhaltung äußerte, die in Italien nicht ihresgleichen hatte. Seine Politik, mitgetragen von seiner ehrgeizigen Frau, die sich 906 in einem Brief an den Kalifen von Bagdad als "Königin aller Franken" bezeichnete, ist gekennzeichnet durch ein geschicktes Lavieren zwischen den einzelnen Anwärtern auf die Königs- und Kaiserkrone, die er um des eigenen Vorteils willen gegeneinander ausspielte, stets darauf bedacht, dass die Autonomie seiner Markgrafschaft und seine königsgleiche Stellung in den Wirren der Zeit keinen Schaden litt. Im August 898 empörte er sich zusammen mit Graf Hildebrand, möglicherweise im Einvernehmen mit BERENGAR VON IVREA und offenbar getragen von einer Aufstandsbewegung mit breiterer Basis, für die neben rein politischen Motiven auch pseudo-religiöse (Formosus-Streit) eine Rolle spielten. Beim Marsch auf Pavia wurde Adalbert jedoch von Kaiser LAMBERT überrascht und gefangengenommen. Nur dessen plötzlicher Tod und BERENGARS schnelle Einnahme von Pavia retteten Adalbert das Leben. Zwar scheint er sich zunächst mit BERENGAR arrangiert zu haben, doch gehörte er nach dessen Niederlage gegen die Ungarn als führendes Mitglied zu der Gruppe, die König LUDWIG VON DER PROVENCE, den Enkel Kaiser LUDWIGS II., ermunterte, seine Ansprüche in Italien geltend zu machen (900). Nachdem BERENGAR, möglicherweise wiederum nach einem Parteiwechsel Adalberts, "der immer mehr zum Schiedsrichter über das italienische Königtum wurde" (Hartmann, 181), LUDWIG zum Verzicht auf seine Rechte gezwungen hatte (902), verhielt er sich bei dessen erneutem kurzzeitigen Eingreifen in Italien (905) offenbar neutral, wechselte aber nach BERENGARS endgültigem Sieg auf dessen Seite über, ohne dass sich damit faktisch etwas an Adalberts autonomer Herrschaft geändert hätte. So wußte er denn auch BERENGARS Streben nach der Kaiserkrone zu seinen Lebzeiten zu verhindern. Maßgeblich war Adalbert an der Erhebung Papst Sergius' III. (904) beteiligt.

    Literatur:
    DBI I, 218-221 - A. Hofmeister, Mgf.en und Mgft.en im italienischen Kgr., MIÖG Ergbd 7,1907,333ff, 386ff. - Hartmann, Gesch. Italiens III, 2, 1911 [Neudr. 1969] - R. Hiestand, Byzanz und das Regnum Italicum im 10. Jh., 1964 - H. Schwarzmeier, Lucca und das Reich bis zum Ende des 11. Jh., 1972 - Ders., Der Adel Luccas im 10. und 11. Jh., QFIAB 52, 1972, 68-89

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    V. 8 b. BERTHA
    * wohl ca. 863, + 925 8.III.
    Gemahl:
    a) vor 881 (wohl ca. 879) Theotbald, Graf von Arles + nach 887 VI, vor 898
    b) vor 898 (ca. 895) Adalbert, Markgraf von Tuszien + 915 17. VIII.

    Anmerkungen: Seite 114
    V. 8. Bertha,
    Geburtsdatum ungefähr zu erschließen aus dem Datum der ersten Vermählung und der Geburtszeit des ältesten Sohnes. Sonst Liudpr. 1, 39. Parisot, Roy de Lorr. 444 n. 7.
    1. Gemahl: Graf Theotbald
    er wird Ann. Bert. 881, S. S.1,518, bereits als Hugos Schwager bezeichnet, kommt zuletzt 887 VI. vor, Chartes de Cluny n. 30, und war 898 tot, da sie damals bereits wiedervermählt war.
    2. Gemahl: Markgraf Adalbert,
    oo vor 898 Liudpr. 1, 39. Todeszeit: Dümmler, Gesta Bereng. 39, Anm. 2; Hofmeister, M.I.Ö. Ergb. 7,400. [Va 15]

    Thiele, Andreas: Tafel 390, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    THEOTBALD + um 895
    oo um 880 BERTHA VON LOTHRINGEN + 925
    Uneheliche Tochter des Königs Lothar II., Regentin 915; besaß bis zuletzt größten Einfluß
    ihr 2. Ehemann:
    oo ADALBERT II. DER REICHE VON LUCCA + um 915
    Sohn des Markgrafen Adalbert I., Neffe von Kaiser WIDO VON SPOLETO

    Adalbert II. der Reiche war Graf und Herzog von Lucca, Markgraf von Tuszien, Tutor von Korsika und bedeutender Grundherr in der Provence und in N-Italien. Er half dem kaiserlichen Cousin und erwarb sich großes Ansehen durch Kämpfe gegen die Sarazenen. Er rief 900 und 905 Kaiser LUDWID III. DEN BLINDEN VON BURGUND nach Italien, um ihn dann doch jeweils scheitern zu lassen. Er beherrschte die wichtigsten Paßstraßen nach Rom und verhinderte so jede geplante Kaiserkrönung König BERENGARS I. in Zusammenarbeit mit Markgraf Alberich.

    Dümmler Ernst: Band II Seite 364,377,425,431,533, "Geschichte des Ostfränkischen Reiches"

    BERENGAR erhielt ansehnlichen Zuzug aus Deutschland, woselbst er von seinem Vater mehrere Besitzungen ererbt, WIDO wurde wie früher von seiner Sippschaft in W-Franken unterstützt, die Hauptmacht beider bestand jedoch aus Italienern, wiewohl viele von den italienischen Großen nach dem Vorbilde des Markgrafen Adalbert von Tuszien, des Neffen WIDOS aus kluger Vorsicht oder Eigennutz sich von aller Teilnahme an dem Bürgerkriege fernhielten und den Ausgang abwarteten [Adalbert erkannte, wie schon Fiorentini (Memorie di Matilda p. 26) bemerkt, bis zum Jahre 891 weder BERENGAR noch WIDO an, daher sind Urkunden aus Lukka datiert: In nomine dei nostri Iesu Christi dei eterni anno ab incarnatione eius 889 post obito vero Karoli ... ann secundo und anno tertio (Memorie e docum. all' ist. di Lucca V, 595-601), es folgt dann eine Urkunde vom 10. Juli 891: regnante domno nostro WIDO gratia dei imperatore augusto anno imperii eius primo (p. 602), doch machte WIDO dem Hochstift Fiesole 26. Mai 890 (oder 889) eine Schenkung auf Bitte des Adalbertus dilectus nepos noster et marchio (Ughelli III, 274, B 1269), dgl. bestätigte er 24. November 891 seinem Getreuuen Thiethelm eine Schenkung KARLS III. im Gau von Florenz auf Bitte des Adalbertus dilectus nepos noster et marchio (de Dionysiis de Aldone et Nothingo Veronens. episc. p. 92-94).].
    ARNOLF selbst setzte seinen Marsch nach Pavia fort (894), einer glänzenden und volkreichen Stadt, in der man damals nicht weniger als 44 Kirchen zählen wollte. Dort erschienen die mächtigsten der italienischen Großen vor ihm, um ihm ihre Huldigung darzubringen: der Markgraf Adalbert von Tuscien, der Gemahl von Lothars II. Tochter, der klugen Berta, der in Lucca einen mehr königlichen als markgräflichen Hofhalt führte, sein Bruder Bonifacius und die mächtigen Grafen Gerhard und Hildebrand [Ann. Fuld. 894: primores itaque marchenses, qui fuerunt Italici regni, doch darf auf diesen Ausdruck hier nicht zu viel Gewicht gelegt werden, da wir nur für Adalbert eine Mark nachweisen können vgl. über seinen prächtigen Hofhalt Liudprand I. II c. 38,39; sein Bruder Bonifacius findet sich unter der Stiftungsurkunde von S. Caprasso (Muratori entichita Estensi U, 210). Bei Liudprand (I. I c. 39) wird Ildeprandus praepotens comes als Genosse Adalberts erwähnt, wahrscheinlich der Sohn des früheren Grafen Hildebrand von Lukka, oben Seite 22.]. Da sie jedoch allzu anmaßend auftraten und übermäßige Lehen forderten, ließ der König sie sämtlich verhaften und übergab sie einzelnen Fürsten zue Bewachung. Nicht lange blieben sie in Gewahrsam, denn bald schenkte ARNOLF von Mitleid bewogen ihnen die Freiheit wieder, nachdem sie ihm durch einen Eidschwur Treue gelobt hatten. Adalbert und sein Bruder brachen diese Treue sogleich, indem sie sich heimlich aus der Umgebung des Königs entfernten.
    Anfang des Jahres 897 hielt Ageltruda mit ihrem Sohn LAMBERT und in Begleitung des Markgrafen Wido ihren Einzug in Rom, das ihr von neuem Gehorsam und Unterwerfung zollte. Um so vollständiger schien LAMBERTS Autorität in der Tiberstadt jetzt begründet, als auch der zweideutige Markgraf Adalbert von Tuscien, sein Vetter, ihm damals als seinem Oberherrn gehuldigt hatte [Dies ergibt sich aus der Datierung der Urkunde von Lukka aus dem Jahre 897, sowie aus einer Gerichtssitzung, die LAMBERTS Pfalzgraf Amedeus am 4. März 897 mit Adalbert zusammen in Florenz abhielt.].
    Die Hoffnung, daß durch den jungen tapferen Kaiser im Verein mit dem Papst wenigstens die ärgsten Mißbräuche beseitigt und dem zerrissenen Land einige Ruhe und Sicherheit zurückgegeben werden würde, sollte jedoch schnell vollständig scheitern. Nachdem LAMBERT gerade im Jahr 898 einen Empörungsversuch der tuscischen Grafen Adalbert und Hildebrand durch einen Überfall bei Borgo S. Donino und die Gefangennehmung derselben rasch gedämpft [Liudprand. antap. I. c. 39-41, vgl. über den Zeitpunkt Köpke a.a.O. p. 81. Wüstenfeld will es durch die Erhebung Adalberts erklären, daß in einer Urkunde des Bischofs Eberhard von Piacenza vom August 898 das zehnte Jahr BERENGARS gezäht wird. Sehr auffallend ist eine von BERENGAR am 15. Februar 898 zu Mailand auf Bitte des Erzbischofs Landulf ausgestellte Urkunde, die ein offenbarer Eingriff in die Rechte LAMBERTS zu sein scheint. Sollte sie mit Adalberts Plänen im Zusammenhang stehen? Daß das Verhältnis der beiden Könige zueinander gestört wurde, deutet der Panegyrist an.], ereilte ihn selbst in der Blüte seiner Jahre, auf der Höhe seiner Macht ein klägliches Ende.
    In Pavia wurde LUDWIG VON DER PROVENCE auf einer zahlreichen Versammlung der italienischen Fürsten, darunter des Markgrafen Adalbert von Tuscien am 12. Oktober zum König gewählt.
    Da selbst Verona, der eigentliche Sitz der Macht seines Gegners sich ihm ergeben hatte und dieser sich vollständig zurückziehen mußte, so überließ sich LUDWIG dort sorglos einer erträumten Sicherheit und verabschiedete den gröten Teil seiner Truppen. Diesen Augenblick benutzte BERENGAR, um unterstützt von dem Markgrafen Adalbert von Tuscien mit Mannschaften, die er namentlich aus Bayern an sich gezogen, den Kaiser in Verona zu überfallen.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 63,80,122,265-267, "Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

    Die Beziehungen dieser Familie erhellen sich aber auch noch daraus, daß der Sohn Adelberts und Rotildes, Adalbert der Reiche von Tuszien, sich in Berta, einer Tochter Lothars II. und Witwe des Grafen Thiebald von Arles, seine Frau aus der Provence holte (E. Brandenburg, Nachkommen Karls des Großen Seite 3 und Seite 87). Mit Graf Berard war dazu ein weiteres Mitglied dieser Familie in der Provence tätig.
    Nachdem Kaiser LAMBERT am 15. Oktober 898 bei der Jagd in den Wäldern von Marengo tödlich verunglückt war und König BERENGAR nun endlich die Macht in ganz Ober- und Mittelitalien zufiel, da konnten sich die ehemaligen Anhänger WIDOS und LAMBERTS, wie es scheint, doch nicht so schnell mit der Herrschaft ihres bisherigen Gegners BERENGAR abfinden. Die wichtigsten ehemaligen Helfer WIDOS und LAMBERTS wie Graf Sigefred von Piacenza, Markgraf Adalbert von Ivrea (Sohn Anskars I.) und Markgraf Adalbert von Tuszien, dessen Mutter ja eine WIDONIN war, suchten nun, da ihre Macht bei einer eigenen Aktion derjenigen BERENGARS im Moment nicht gleich sein konnte, Anlehnung bei König LUDWIG VON DER PROVENCE. Führten diese Beziehungen der Großen somit zur Einladung König LUDWIGS VON DER PROVENCE, so daß dieser im Oktober 900 von einigen Grafen begleitet nach Italien ziehen und im Februar 901 in Rom sogar die Kaiserkrone erringen konnte, so waren es aber bald darauf dieselben Großen Italiens, die LUDWIG verließen und BERENGAR erneut ein Übergewicht verschafften, das zur Vertreibung LUDWIGS (902) ausreichte. Als jedoch 905 dem Markgrafen Adalbert von Tuszien, der Berta, die Tochter König Lothars II. von Lothringen und Witwe des Grafen Thiebald von Vienne, zur Frau genommen hatte und dadurch besonders enge Beziehungen nach der Provence haben mußte, die Herrschaft BERENGARS erneut lästig fiel, da geschah es wiederum, ut consulto eodem Adelberto marchione ceteri Italienses principes propter eundem Hulodoivum, ut adveniret, transmitterent. Und LUDWIG erschien noch einmal in Italien. Wie aber die rebellischen Grafen Hilfe in den alten Stammländern jenseits der Alpen suchten, so bediente sich auch BERENGAR diesmal wieder dieses Mittels. Er begab sich nach Bayern und brachte von dort Verstärkung mit. A PERENGARIO et Bauguaoriis wurde danach LUDWIG in Verona gefangengenommen und geblendet.
    Im März 897 war Pfalzgraf Amadeus als missus Kaiser LAMBERTS auf einer Inspektionsreise in Florenz und saß dort mit dem Markgrafen Adalbert von Tuszien zu Gericht.
    Bald darauf aber, als König LUDWIG VON DER PROVENCE in Italien erschien, war Sigifred von Piacenza neben dem Markgrafen Adalbert von Tuszien und dem Markgrafen Adalbert von Ivrea einer der ersten und eifrigsten von dessen Helfern. Bereits am 12. Oktober 900 war Sigefred bei LUDWIG in Pavia und intervenierte dort mit Adalbert von Tuszien und dem Grafen Adelelm von Valence für eine Bestätigung des Besitzes der Kirche von Arezzo.

    Riche Pierre: Seite 262,264,281, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    Weiter im Süden verfügte eine Familie bayerischer Herkunft über die Markgrafschaft Tuszien: Adalbert I., Sohn des Grafen Bonifaz II. von Lucca, hatte eine Schwester des Markgrafen Lambert von Spoleto geheiratet; sein Sohn Adalbert II. mit dem Beinamen dives wurde Nachfolger.
    Der mächtigste Fürst Italiens war damals der Markgraf von Tuscien, Adalbert II. dives, der mit Lothars II. und Waldradas Tochter Bertha verheiratet war und sich deshalb als Verwandter der KAROLINGER fühlte. Er rief im Jahr 905 LUDWIG erneut nach Italien.
    Zusammen mit Alberich von Spoleto und Adalbert von Tuscien, aber auch mit Unterstützung der Byzantiner gelang es Johannes X., die Sarazenen aus ihrem Schlupfwinkel am Garigliano zu vertreiben (915).



    895/98 oo 2. Berta, illegitime Tochter des Königs Lothar II. 863 - 8.3.925


    Kinder:

    2. Ehe
    - Lambert Herzog von Lucca 897 - 958
    - Wido Markgraf von Tuszien 896 - 928/29
    - Ermengard 901-29.2.931
    915 oo Adalbert I. Markgraf von Ivrea - 923


    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,114 - Brunhofer, Ursula: Arduin von Ivrea. Untersuchungen zum letzten italienischen Königtum des Mittelalters. Arethousa Verlag Augsburg 1999 Seite 124,168 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 364,377,415,425,431,533 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 63,80,100,103,105,122,128,148,166-168,247,265-267 - Hlawitschka Eduard: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris Seite 168,178,244,272 - Jahrbücher von Fulda. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1969 Seite 158,164 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 262,264,281 - SCHWABEN UND ITALIEN IM HOCHMITTELALTER. Vorträge und Forschungen Band LII Jan Thorbecke Verlag Stuttgart 2001 Seite 34,89 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 390 -

    Gestorben:
    (19.9.915 Lex.d.MA)

    Begraben:
    Kathedrale

    Adalbert heiratete von Lothringen, Berta in 895/898. Berta (Tochter von von Lothringen, Lothar II. und Waldrada) wurde geboren in 863; gestorben am 8 Mrz 925. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 2. von Tuszien, Lambert  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 897; gestorben in 958.
    2. 3. von Lucca, Wido  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 896; gestorben in 929.
    3. 4. von Lucca, Ermengard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 901; gestorben in Feb 931.


Generation: 2

  1. 2.  von Tuszien, Lambert Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Adalbert1) wurde geboren in 897; gestorben in 958.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 929-932, Lucca [55100],Toskana,Italien; Herzog von Lucca
    • Titel/Amt/Status: 929-932, Tuszien,Italien; Markgraf von Tuszien

    Notizen:

    Lambert
    Markgraf von Tuszien (929-932)
    Herzog von Lucca (929-932)
    897 - 958
    Jüngerer Sohn des Markgrafen Adalbert II. der Reiche von Tuszien und der Berta von Lothringen, illegitime Tochter von König Lothar II.

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VI. 11 b. LAMBERT, Markgraf von Toscana, geblendet vom Stiefbruder Hugo 931
    * wohl ca. 897, + nach 958
    Anmerkungen: Seite 118
    VI. 11. Lambert

    Hofmeister, a.a.O. 404f.; er wurde offenbar abgesetzt vor 931 17. X. (wo Boso VI, 8 als Markgraf erscheint) und lebte noch, als Liudprand seine Antapodosis schrieb (2, 55). [VIb 19]

    Thiele, Andreas: Tafel 390, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    LAMBERT VON LUCCA
    + nach 958

    Lambert folgte 929/30 als Markgraf von Tuszien und Herzog von Lucca und wurde von seinem Halbbruder, König Hugo, der ihn als Rivale fürchtete, 932 abgesetzt und geblendet. Er wurde unter anderem von König Hugo beschuldigt, nur ein untergeschobenes "unechtes" Kind zu sein; er bestand den geforderten Zweikampf ("Gottesurteil") und wurde trotzdem Mönch.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 86, "Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

    Aber schon einige Jahre später sollte Hugo zum Verzicht auf seine Rechte in der Provence genötigt werden. Den Anstoß dazu gab wieder eine Konspiration der italienischen Großen nordalpiner Abkunft, die sich diesmal sogar um den königlichen Halbbruder Markgraf Lambert von Tuszien sammelten, nach der Inhaftierung ihres Führers wiederum Hilfe bei Rudolf II. von Hoch-Burgund suchten und damit die nordalpine Beziehungen in schon mehrfach bewährter Art zur Besorgung seines Gegenprätendenten gegen ihren unbequemen Herrscher benutzten.


    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,118 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 86f. - Liudprands von Cremona: Werke in: Quellen zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Band VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 356,390,394,412 - SCHWABEN UND ITALIEN IM HOCHMITTELALTER. Vorträge und Forschungen Band LII Jan Thorbecke Verlag Stuttgart 2001 Seite 90 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 390 -


  2. 3.  von Lucca, Wido Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Adalbert1) wurde geboren in 896; gestorben in 929.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 915-929, Lucca [55100],Toskana,Italien; Herzog von Lucca
    • Titel/Amt/Status: 915-929, Tuszien,Italien; Markgraf von Tuszien

    Notizen:

    Wido von Lucca
    Markgraf von Tuszien (915-929)
    Herzog von Lucca (915-929)
    896- 929 (+ 931)
    Ältester Sohn des Markgrafen Adalbert II. der Reiche von Tuszien und der Berta von Lothringen, illegitime Tochter von König Lothar II.

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VI. 10 b. GUIDO, Markgraf von Toscana, geblendet vom Stiefbruder Hugo
    * wohl 896, + 928 oder 929

    Gemahlin:
    MAROZIA (siehe oben VI 7 c.)

    Anmerkungen: Seite 118
    VI. 10. Guido (Wido)

    siehe Hofmeister, a.a.O. 401f.
    Er folgte wohl schon 915 seinem Vater Adalbert als Markgraf von Tuscien, urkundlich erst 924 21. III., Muratori, Antiqu. It. 2, 43. Den Tod Guidos setzt Liutprand, Antapod. 3, 43, bald nach den Ereignissen des Juni 928; er scheint aber doch erst im Frühjahr 931 eingetreten zu sein, siehe Hofmeister, Heilige Lanze 7, Anmerkung 3.
    Gemahlin:
    Marozia
    Liudprand 3, 18 [VI b 18]

    Thiele, Andreas: Tafel 390, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    WIDO VON LUCCA
    + 929/30

    Wido folgte 915 seinem Vater als Graf und Herzog von Lucca und Markgraf von Tuszien und
    machte 915 BERENGARS Kaiserkrönung möglich, griff in die Wirren in Rom ein, wurde wichtige Stütze des königlichen Halbbruders Hugo und machte dessen Königtum durch den Sieg bei Novara 926 gegen König Rudolf II. von Hoch-Burgund erst möglich.

    oo MAROZIA VON TUSCULUM + nach 935
    Tochter des römischen Senators und Consuls Graf Theophylakt, berühmt-berüchtigte Frauengestalt
    Witwe Markgraf Alberichs I. von Spoleto (+ 915)

    Holtzmann Robert: Seite 98-99, "Geschichte der sächsischen Kaiserzeit"

    In Rom war die Herrschaft über das Papsttum und alle Gewalt an den Adel gekommen, der Adel aber zwei schamlosen Frauen verfallen, das waren Theodora, deren Gatte Theophylakt sich "Konsul und Senator der Römer" nannte, und ihre Tochter Marozia, die gleich ihrer Mutter den Titel senatrix führte. Schon Johannes X. ist durch Theodora auf den päpstlichen Stuhl erhoben, durch Marozia aber, da er sich als energischer Mann erwies, gestürzt worden, so daß er im Kerker sein Leben beschloß. Es folgten mehrere Puppen der Marozia, zuletzt (931) ihr eigener Sohn, Johannes XI., den sie einst dem Papst Sergius III. geboren hatte. Der große römische Kirchenhistoriker und Kardinal Baronius, um die Wende des 16. Jahrhunderts, hat dieser dunklen Periode in der Geschichte des Papsttums den Namen der "Pornokratie" gegeben und sie damit besser bezeichnet als mancher neuere Historiker, bei dem entweder apologetische Gründe oder eine kühle Haltung jenseits von Gut und Böse daran Anstoß nahmen. Hugo kam in die Lage, diese Verhältnisse auszunützen, da die nach vielen Liebschaften und zwei Ehen etwas gealterte und der Römer nicht mehr ganz sichere Marozia mit ihm in Verbindung trat. Die Heiraten der Marozia dienten dem Zweck, ihrer Stellung einen sicheren Rückhalt zu geben. Aus diesem Grunde hatte sie sich zuerst mit dem Markgrafen Alberich von Spoleto vermählt, dem sie einen gleichnamigen Sohn gebar, dann mit dem Markgrafen Wido von Tuszien, der durch seine Mutter ein Halbbruder des Königs Hugo war. Jetzt, nach dem Tode Widos, richtete sie die Blicke auf Hugo, dem sie zugleich die Kaiserkrone in Aussicht stellen konnte. Hugo schlug sofort ein, hielt im März 932 seinen Einzug in Rom und vollzog in der Engelsburg die Vermählung mit Marozia. Er mochte glauben, unmittelbar vor dem Ziel seiner Wünsche zu stehen. Aber der junge Alberich erregte einen Aufstand der Römer gegen seinen Stiefvater und gegen "die Gier und den Übermut der Burgunder". Hugo mußte fliehen, Marozia verschwand im Gefängnis; das war das Ende der Pornokratie.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 83,85, "Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

    [Ein Datierungsvorschlag C.W. Previte Ortons, Italy and Provence Seite 340, der bei G. Fasoli noch nicht beachtet ist, geht von der schon bei F. Gingins la Sarraz, Les Hugonides Seite 132, vorgebrachten Idee eines inneren Zusammenhanges zwischen dem Italienzug Hugos und der von Liudprand, Antapod. lib. II, cap. 55, Seite 63, berichteten Inhaftierung Bertas von Tuszien und ihres Sohnes Wido aus. Hugo hätte die Alpen überschritten, um Mutter und Halbbruder zu Hilfe zu eilen.]
    Wenn Hugo darauf den Seeweg nach Pavia wählte, wo sein Halbbruder Markgraf Wido von Tuszien gebot, dann zeigt das einerseits, wer Hugo mit herbeigerufen hatte, und andererseits, daß die alten Beziehungen, die zwischen dem tuszischen Herrscherhaus und der Provence bestanden, wirksam geblieben waren.


    oo 2. Marozia, Tochter des Senators Theophylakt um 890 - 932


    Kinder:
    - Ancharius Markgraf von Spoleto und Camerino (937-940) 915 - 940


    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,118 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 83,85 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 99 - Liudprands von Cremona: Werke in: Quellen zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Band VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 296,336,338,352,356,370,388,390,394 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 390 -

    Gestorben:
    (+ 931)


  3. 4.  von Lucca, Ermengard Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Adalbert1) wurde geboren in 901; gestorben in Feb 931.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Ivrea [10015],Piemont,Italien; Markgräfin von Ivrea

    Notizen:

    Ermengard von Lucca
    Markgräfin von Ivrea
    901-29.2.931
    Einzige Tochter des Markgrafen Adalbert II. der Reiche von Tuszien und der Berta, illegitime Tochter von König Lothar II.

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VI. 12 b. Irmgard
    * ca.901, + nach 932 29. II.
    Gemahl: ca 915 Adalbert, Markgraf von Ivrea + wohl 923 (vgl. V 18)

    Anmerkungen: Seite 118
    VI. 12. Irmgard

    soror König Hugos 920 24. VII., Cipolla, Monum. Novaliciensia 1, n. 37.
    Tochter Adalberts und von Bertha, Liudpr. 2, 56; 3, 7ff., zuletzt 932 29. II., Schiaparelli n. 29.
    Ihr Gemahl Adalbert war in erster Ehe vermählt mit Gisela, Nr. V 18. Die zweite Vermählung wird um 915 anzusetzen sein. Adalbert lebte noch 922 12. VIII., Schiaparelli, Dipl. di. Rod. II, n. 3, und war wohl tot 924 18. VIII., Mon. hist. patriae 1, 123, wo Adalberts Söhne als Markgrafen vorkommen und 924 5. XII., wo Irmgard mit ihrem Stiefsohn Berengar und ihrem Sohn Anskar ohne Erwähnung des Gemahls als Fürbitterin erscheint. Die Urkunde von 929 28. II., in der er noch als lebend vorkommt, Schiaparelli, Dipl. di Ugo n. 19, muß man mit Dümmler, Gesta Ber. 49, Anmerkung 3, für untergeschoben oder doch für falsch datiert halten. [VIb 20]
    Ermengard verschaffte als Mitregentin ihrem Halbbruder Hugo von Arles926 die italienische Krone gegen Rudolf II. von Hoch-Burgund.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 85,103,106, "Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

    [Vgl. Schiaparelli, I dipl. di Ugo Seite 6, nr. 2 vom 3. September 926, wo Erzbischof Lambert von Mailand und die Markgräfin Ermengarda - nach Liudprand, Antapod. lib. III, cap 7-12, Seite 77 ff., die Exponenten der beiden verfeindeten Adelsgruppen - gemeinsam bei Hugo in Pavia intervenieren.]
    Bald darauf scheint er jedoch verstorben zu sein. Defuncto Adelberto, Eporegiae civitatis marchione, uxor eius Hermengarda (Tochter des Markgrafen Adalbert von Tuszien, die Adalbert von Ivrea nach dem Tode Giselas in 2. Ehe zur Frau genommen hatte), totius Italiae principatum obtinebat, schreibt Liudprand, und am 8. Oktober 924 intervenierte bereits Hermengardisinclyta comitissa mit dem ebenerwähnten Markgrafen Bonifaz bei Rudolf in Pavia für die Schenkung der curtis Sabbioneta an den Bischof von Parma. Am 5. Dezember des Jahres setzten sich dann die Hermingardis nobilissima comitissa et filii eius Berengarius et Ascerius incliti comites bei Rudolf für die Überlassung des Castel Vecchio d'Asti mit allem Zubehör an den Grafen Autbert von Asti ein. Bei dem Placitum des Pfalzgrafen Giselbert am 14. Mai 927 traten auch vasalli Hermengarde comitesse, nicht mehr vasalli Adelberti marchionis, auf, und am 1. Mai 928 bezeichnete sich Berengar II. bereits als marchio, filius bone memorie Adelberti illlustris marchio(nis).
    Auf Adalbert von Ivrea und seine Sippe scheinen ja gerade - und zwar offenbar bei der Verheiratung Ermengards von Tuszien mit Adalbert von Ivrea - die Besitzungen und Anrechte der tuszischen ADELBERTE im Raum von Parma übergegangen zu sein.

    Keiser Bruno: Seite 19, "Adelheid, Königin, Kaiserin, Heilige"

    Die Lästermäuler fanden, Rudolf nehme es mit den familiären Pflichten nicht immer so genau. Schuld, daß er ins Gerede kam, war die verführerische Ermengard, die Frau des Markgrafen von Ivrea. Er hatte sich um diese Zeit bereits von den Amtsgeschäften zurückgezogen. An seine Stelle trat Ermengard. Rasch dehnte sie Macht und Einfluß aus. Sie sammelte alle mit König Rudolf Unzufriedenen um sich und besetzte Pavia, die Hauptstadt des Königreichs Italien.
    Ermengard, Theodora, Marozia und vor allem Ermengards Mutter Berta, die Markgräfin von Tuszien, verblüfften alle. Was für Frauen! Die Männer Italiens schüttelten die Köpfe und staunten. So viel Talent und Leidenschaft für die Politik hatte es lange nicht mehr gegeben. Diese Damen verfügten über Mut und Phantasie und wußten mit Umsicht zu intigrieren. Ihren Ehemännern zeigten sie sich gewachsen, wenn nicht sogar überlegen. Berta, eine Tochter König Lothars und seiner Geliebten, der wilden Waldrada, hatte sich in dieser Hinsicht unmißverständlich ausgedrückt. Zu dem Markgrafen von Tuszien, ihrem zweiten Ehemann, sagte sie: "Ich werde dich zum König oder zum Esel machen." Der Markgraf blieb Markgraf.
    Macht in den Händen von Frauen beunruhigte namentlich die Geistlichen. Wenn nicht Respekt vor einem großen Namen oder die Bewunderung strenger Sittlichkeit sie zügelte, gaben sie viele üble Nachrede weiter, oder an die Klosterchroniken oder im Gespräch. Von Ermengard wurde getuschelt, sie habe Geschlechtsverkehr mit allen gehabt, nicht nur mit dem Fürsten, sondern auch mit ganz Unwürdigen. Durch ihre Hemmungslosigkeit seien die Italiener untereinander verfeindet worden. "Weil sie dem einen ihre Liebe schenkt und sie dem anderen verweigert!"
    König Rudolf zog vor Pavia, um Ermengard aus der Stadt zu vertreiben. Eine Meile vor der Stadt schlug er sein Lager auf. Der Tessin mündete dort in den Po. Nachts legte eine Barke innerhalb seines Lagers an. Ein Bote überbrachte ihm einen Brief der schönen Ermengard. Rudolf las: 'Wenn ich dich vernichten wollte, lebtest du längst nicht mehr. Alle deine Anhänger verlangen leidenschaftlich danach, dich zu verlassen und zu mir zu kommen, wenn das überhaupt mein Wille wäre. Hätte ich schon früher ihre Ratschläge gehört, wärst du an dem Ort, an dem du dich befindest, bereits gefangen und gebunden.'
    Der König erschrak. Er behielt die Nachricht für sich. In der Nacht darauf schlich er aus seinem Zelt. Die Wache bemerkte ihn nicht. Er stieg in ein Boot und ließ sich stromaufwärts nach Pavia rudern, zu Ermengard. Rudolfs Leute staunten, als am nächsten Morgen aus dem Zelt des Königs kein Laut drang und er sich nicht blicken ließ. Sie berieten, was das bedeutete. Ein Bote traf ein und erklärte ihnen, König Rudolf sei auf die Seite der ursprünglich gegen ihn Rebellierenden getreten. Binnen kurzem werde er über seine bisherigen Gefolgsleute herfallen. Das genügte. Die Belagerer Pavias wußten, woran sie waren. Sie zerstreuten sich, so rasch sie konnten. Viele durchschauten Ermengards Spiel und erkannten eher als König Rudolf, worauf sie hinauswollte. Kaum hatte sie ihn von seinen bisherigen italienischen Verbündeten getrennt, rief sie einen neuen Fürsten nach Italien: ihren Halbbruder Hugo, den Grafen der Provence.

    Riche Pierre: Seite 267, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    Rudolf regierte zwei Jahre in Italien, sein wichtigster Ratgeber war Markgraf Adalbert von Ivrea oder besser, nach dem Wortlaut einiger Quellen, dessen Gemahlin Ermengard.

    Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Seite 90,96

    Seine Hauptstütze wurde Markgraf Adalbert von Ivrea, aber Rudolf wurde eine unziemliche Verbindung mit dessen Frau Ermengard nachgesagt.
    Aber im Königreich zeichnete sich eine Bewegung gegen den burgundischen König ab, und Ermengard von Ivrea stand in ihrem Zentrum. Sie kam nach Pavia und stachelte die Stadt zum Aufstand an. Nachdem Rudolf vergeblich versucht hatte, die Hauptstadt wiederzugewinnen, kehrte er nach Burgund zurück.



    914 oo 2. Adalbert Markgraf von Ivrea - 923


    Kinder:
    - Anskarius II. Graf von Asti um 915- 940 ermordet



    Literatur:
    Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Info Verlag Karlsruhe 1999 Seite 90,96 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Seite 2,118 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 85,103,106,130,143, 193,263 - Keiser Bruno: Adelheid. Königin, Kaiserin, Heilige. Ein Leben in bewegter Zeit. Piper Verlag GmbH München 1999 Seite 19 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 267 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 83,84 -

    Ermengard heiratete von Ivrea, Adalbert in 914. Adalbert gestorben in 923. [Familienblatt] [Familientafel]