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 Bohrer

Ansprand

männlich um 661 - 712  (51 Jahre)


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Generation: 1

  1. 1.  Ansprand wurde geboren um 660/661; gestorben am 13 Jun 712; wurde beigesetzt in Pavia [27100],Lombardei,Italien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Herzog
    • Titel/Amt/Status: 712, Langobardenreich,Italien; König der Langobarden

    Notizen:

    Ansprand König der Langobarden (712)
    Herzog
    ca. 660/61-13.6.712 Begraben: in Pavia in der von ihm gegr. Hadrianskapelle

    Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 691

    Ansprand, König der Langobarden
    * ca. 660/61, † 712 Begraben: in Pavia in der von ihm gegründeten Hadrianskapelle
    oo Theodorada

    Vater König Liutprands - Ansprand stammte aus vornehmen jedoch nicht näher faßbarem Geschlecht. Seine Bedeutung liegt darin, dass er die Grundlagen für die stabile Königsherrschaft seines noch kurz vor seinem Tod erhobenen Sohnes Liutprand legte. Nach den Nachrichten des Paulus Diaconus wurde Ansprand nach dem Tod König Cunincperts der Vormund von dessen unmündigem Sohn Liutpert. In den anschließenden Thronwirren war Ansprand der maßgebliche Widersacher des Usurpators Aripert II., der Liutpert beseitigte und die Familie des Ansprand dezimierte. Ansprand selbst und seinem Sohn Liutprand gelang die Flucht an den Hof des bairischen Herzogs Teutpert. 712 stellte ihm dieser ein Heer zur Verfügung, mit dem er Aripert II. vertreiben konnte, ehe er selbst für drei Monate bis zu seinem Tod noch im gleichen Jahr die Königswürde übernahm. Paulus Diaconus lobt ihn in beredten Worten. Aus seiner Regierungszeit hat sich keine Königsurkunde erhalten, auch fehlen "Privaturkunden", die nach Ansprand datierten.

    H. Zielinski

    Quellen:
    Pauli Diac. Hist. Langob., lib. VI, c 17-35, ed. L. Bethmann-G. Waitz, MGH SRL 170-177 (dieselbe Ausg. MGH SRG 219-228)

    Literatur:
    DBI III, 425-427 - Hartmann, Gesch. Italiens II, 2, 122-125 - R. Schneider, Königswahl und Königserhebung im FrühMA, 1972, 50-53.

    Thiele, Andreas: Tafel 226, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband"

    ANSPRAND

    Herzog König Kuninkberts, von diesem zum Regenten bestimmt und im Regentschaftskrieg verjagt, lebte bis 711 im Exil in Bayern, verjagte mit bayerischer Hilfe König Aribert II. nach der Schlacht bei Pavia (712), wurde Reichsverweser, lehnte die Krone ab.

    Ansprand, Vormund des Königs Liutpert, floh beim Machtantritt Ariperts II. ins bayrische Exil, während seine Familie in die Hände Ariperts fiel. Seinem ältesten Sohn wurden die Augen ausgestochen, seiner Frau Theodorada und seiner Schwester Aurona ließ Aripert Nase und Ohren abschneiden; nur den jüngsten Sohn, Liutprand, ließ er nach Bayern entkommen. Nach 9-jährigem Exil kehrte er mit einem bayrischen Heer zurück und wurde für drei Monate König.


    oo Theodorada

    Kinder:
    - Sigiprant
    - Liutprand † 744


    Literatur:
    Schneider, Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frümittelalter. Untersuchungen zur Herrschaftsnachfolge bei den Langobarden und Merowingern, Anton Hiersemann Stuttgart 1972 Seite 50-53 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 226 -

    Begraben:
    in der von ihm gegründeten Hadrianskapelle

    Familie/Ehepartner: Theodorada. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 2. Sigiprand  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben nach 707.
    2. 3. Liutprand  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in Jan 744; wurde beigesetzt in Pavia [27100],Lombardei,Italien.


Generation: 2

  1. 2.  Sigiprand Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Ansprand1) gestorben nach 707.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Langobardenreich,Italien; langobardischer Prinz

    Notizen:

    Sigiprand langobardischer Prinz
    † nach 707 ermordet
    Jüngerer Sohn des Königs Ansprand

    Thiele, Andreas: Tafel 226, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband"

    SIGIPRAND
    † nach 707
    Sigiprand wurde von König Aripert II. geblendet und nach 707 umgebracht.
    oo N.N.




    Kinder:

    - Gregor Herzog von Benevent † 741 ermordet, Gregor wurde durch den königlichen Onkel Liutprand 724 Herzog von Benevent und war dessen wichtige Stütze. Er wurde nach Bürgerkriegen von der herzoglichen Familie verdrängt und ermordet.
    - Ansprand Herzog von Spoleto (741-750) † wohl 750
    - Hildebrand Herzog von Spoleto † 744 ermordet



    Literatur:
    Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 226 -

    Gestorben:
    ermordet

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 4. Gregor  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in 741.
    2. 5. Ansprand  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in 750.
    3. 6. Hildebrand  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben nach 744.

  2. 3.  Liutprand Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Ansprand1) gestorben in Jan 744; wurde beigesetzt in Pavia [27100],Lombardei,Italien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 13 Jun 712 - 744, Langobardenreich,Italien; König der Langobarden

    Notizen:

    Grabmal Luitprands in San Pietro in Ciel d'Oro: Hic iacent ossa regis Liutprandi (Hier ruhen die Gebeine König Liutprands)

    0495 - Pavia - S. Pietro - Tomba di Liutprando - Foto Giovanni Dall'Orto, Oct 17 2009



    Begraben:
    Basilica di San Pietro in Ciel d'Oro

    Familie/Ehepartner: von Bayern, Guntrud. [Familienblatt] [Familientafel]



Generation: 3

  1. 4.  Gregor Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) gestorben in 741.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 724-741, Benevent (Herzogtum),Italien; Herzog von Benevent

    Notizen:

    Gregor wurde durch den königlichen Onkel Liutprand 724 Herzog von Benevent und war dessen wichtige Stütze. Er wurde nach Bürgerkriegen von der herzoglichen Familie verdrängt und ermordet.

    Gestorben:
    ermordet


  2. 5.  Ansprand Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) gestorben in 750.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 741-750, Spoleto [06049],Perugia,Umbrien,Italien; Herzog von Spoleto

    Notizen:

    Gestorben:
    wohl 750


  3. 6.  Hildebrand Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) gestorben nach 744.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Spoleto [06049],Perugia,Umbrien,Italien; Herzog von Spoleto
    • Titel/Amt/Status: 736-744, Langobardenreich,Italien; König der Langobarden

    Notizen:

    Hildeprand König der Langobarden (736-744)
    † nach 744 ermordet
    Sohn des Prinzen Sigiprant; Neffe des Königs Liutprand

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 16

    Hildeprand, König der Langobarden
    Neffe des langobardischen Königs Liutprand, befehligte das langobardische Heer in dem Feldzug gegen den byzantinischen Exarchat, in dem Ravenna eingenommen, jedoch kurz darauf von den Venezianern zurückerobert wurde (732). Hildeprand wurde gefangengenommen und erst gegen Lösegeld freigelassen. Als Liutprand schwer erkrankte, erhoben stark antibyzantinische Gruppierungen Hildeprand zum König. Nach seiner Genesung beteiligte Liutprand seinen Neffen an der Herrschaft. Nach dem Tode Liutprands (Januar 744) trat Hildeprand seine Nachfolge an, wurde aber im September/Oktober 744 von dem Herzog von Friaul, Ratchis, gestürzt.

    Thiele, Andreas: Tafel 226, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband"

    HILDEBRAND
    Herzog von Spoleto, 741 Gegen-König, besetzte 744 Pavia und wurde bald ermordet.

    oo REGARDE VON BAYERN Schwester von Herzog Odilo

    Hildeprand war seit 736 Mit-König Liutprands und wurde 744 nach wenigen Monaten durch Ratchis verdrängt.

    Literatur:
    Paulus Diakonus und die Geschichtsschreiber der Langobarden: Geschichte der Langobarden. Phaidon Verlag Kettwig 1992 Buch VI Kapitel 54 - Schneider, Reinhard: Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter, Seite 54,57,225,252 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 226 -

    Name:
    auch Utprand

    Gestorben:
    ermordet

    Familie/Ehepartner: Regarde. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 7. von Spoleto, Adellinde  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 735; gestorben nach 787.


Generation: 4

  1. 7.  von Spoleto, Adellinde Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 735; gestorben nach 787.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Thurgau,Schweiz; Gräfin im Thurgau

    Notizen:

    Adellinde von Spoleto Gräfin im Thurgau
    um 735-28.8. nach 787
    Tochter des Herzogs Hildebrand von Spoleto und der Regarde, Schwester Herzog Odilos von Bayern

    Borgolte Michael: Seite 151,285,287, "Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie."

    Ausdrücklich stellt Isanbard schließlich fest, daß er die Tradition für die Ruhe seiner Seele, für die seines Vaters Warin, der an anderer Stelle der carta als bereits verstorbener Graf bezeichnet wird, und die seiner Mutter Hadellinda unternehme.
    Warin, der Gemahl Hadallinds und Vater Isanbrads, hatte noch einen weiteren Sohn Swabo.
    Aus der Überlieferung des Klosters Buchau erschloß Decker-Hauff Warins Gemahlin Hadellind als Gründerin.

    um 750 oo Warin Graf im Thurgau -20.5.774

    Kinder:
    - Isanbart Graf in Schwaben - nach 806
    - Spancozza
    oo Richer Graf
    - Swabo

    Literatur:
    Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 151,155,285,287 -

    Gestorben:
    28.8

    Familie/Ehepartner: Warin. Warin (Sohn von Ruthard) gestorben um 790. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 8. Isanbart  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben nach 806.
    2. 9. Spancozza  Graphische Anzeige der Nachkommen
    3. 10. Swabo  Graphische Anzeige der Nachkommen


Generation: 5

  1. 8.  Isanbart Graphische Anzeige der Nachkommen (7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) gestorben nach 806.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Thurgau,Schweiz; Graf im Thurgau
    • Titel/Amt/Status: Sachsen,Deutschland; Graf in Sachsen

    Notizen:

    Isanbart
    Graf in Sachsen
    Graf im Thurgau
    - nach 806 (um 824?)
    Sohn des Grafen Warin im Thurgau und der Adellinde von Spoleto, Tochter von Herzog Hildebrand

    Notker: Seite 388, "Taten Karls. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VII"

    Nun wollten fast alle ihren Herrn zu Gefallen ihre Hosen ausziehen, aber er verhinderte es mit den Worten: In solcher Verfassung muß ich vor Hildegard [66 Hildegard war seit 783 tot.] treten. Isambard [67 Isambard ist als Thurgaugraf 774-779 bezeugt. Kloster St. Gallen erhielt von ihm von 798-806 mehrfach Schenkungen: Urkundenbuch Nr. 154 (Seite 146). Nr. 190 (Seite 180).] aber, der Sohn Warins [68 Warin aus moselfränkischem Geschlecht, erstmals 754 bezeugt (Wartmann, Urkundenbuch Band I Seite 22) als Graf im Thurgau, letztmals 772 (ebd. Seite 63f.), gründete um 770 das Chorfrauenstift Buchau im Federsee.], des Verfolgers Eures Schutzheiligen Othmar, setzte dem Tier nach, warf seine Lanze, da er nicht wagte in größere Nähe heranzukommen, traf es zwischen Hals und Schulter ins Herz und übergab es noch zuckend dem Kaiser. Dieser tat als bemerke er es nicht, überließ das Wild seinen Gefährten und kehrte nach Hause zurück. Hier rief er die Königin herbei, zeigte ihr die Löcher im Beinkleid und sagte: Was verdient derjenige, welcher mich von einem Feind befreit hat, der mir dies angetan hat? Und als sie "Alles Gute" antwortete, erzählte ihr der Kaiser alles der Reihe nach, wies die gewaltigen Hörner zum Zeugnis vor und brachte die Herrscherin dazu, daß sie weinte, seufzte und sich an die Brust schlug. Und als sie gar erfuhr, daß der gehaßte und aller Lehen beraubte Isambard den Kaiser vor einem solchen Gegner gerettet hatte, warf sie sich dem Kaiser zu Füßen und erlangte für ihn alles, was man ihm genommen hatte, beschenkte ihn aber selbst mit reichen Gaben.

    Isanbart war eine KAROLINGER-Stütze und war mit einer Tochter des in Sachsen sehr mächtigen, mit einer Sächsin verheirateten KAROLINGERS Bernhard vermählt.

    Schmid Karl: Seite 444, "Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter"

    Ähnlich wie sein Onkel Ruthard zog auch Isanbart die Ungnade KARLS DES GROSSEN auf sich.

    Fleckenstein Josef: Seite 97,98, "Die Herkunft der Welfen"

    Eine umfangreiche Schenkung Isanbards, des Sohnes Warins, an St. Gallen zeigt deutlich, wie wirkungsvoll das Kloster seine Klagen vorzubringen wußte und wie es sie vom Vater auf den Sohn übertrug. Die Schenkung erfolgte ausdrücklich, um diese Klagen ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen; nur unter dieser Voraussetzung sollte sie auch gelten. Damit hätte Isanbard aber auch das Unrecht seines Vaters gut gemacht.
    Scheint es hiernach bereits, dass die WELFEN mit Ruthard enger verbunden waren als mit Warin, so können wir andrerseits mit ziemlicher Bestimmtheit sagen, dass Warin und sein Sohn Isanbard, ein Zeit- und Altersgenosse Welfs [Die erwähnte Tradition Isanbards ist vom 29. Oktober 806, seine früheste Bezeugung von 771/74], des Vaters der Kaiserin Judith, nicht dem gleichen Mannesstamm wie Welf angehört haben können; denn so wenig wie ihre Namen (Isanbard hatte noch einen Bruder Swabo) sich mit den bekannten welfischen Namen berühren, so wenig kehrt auch nur eine ihrer Besitzungen in der Hand der WELFEN wieder. Vielmehr spricht alles dafür, dass sie dem Verwandtschaftskreis der WIDONEN zuzurechnen sind.



    oo Thietrade, Tochter des KAROLINGERS Bernhard Abt von Sankt Quentin
    Cousine KARLS DES GROSSEN


    Kinder:

    - Heilwig - nach 833
    oo Welf - 825
    - Adallinde
    oo Sigefried Er war begütert in Clerf (Luxemburg).
    - Adalung Abt von Lorsch - 837


    Literatur:
    Ay, Karl-Ludwig/Maier, Lorenz/Jahn Joachim: Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft. Universitätsverlag Konstanz GmbH 1998 Seite 42,44,51 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 44,94,112,132,150-156,199,217,221,234,237,252,283-286 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984 Seite 86,92,109,154,191,200,202,232,250 - Fleckenstein Josef: Über die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in Süddeutschland. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seite 71-136 - Herm, Gerhard: Karl der Große. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, Wien, New York 1987 Seite 235 - Notker: Taten Karls. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1969 Seite 388 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983 -

    Gestorben:
    um 824?

    Familie/Ehepartner: Thietrade. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 11. Adallinde  Graphische Anzeige der Nachkommen
    2. 12. Adalung  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in 837.
    3. 13. Heilwiga  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 778; gestorben nach 833.

  2. 9.  Spancozza Graphische Anzeige der Nachkommen (7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1)

    Familie/Ehepartner: Richer. [Familienblatt] [Familientafel]


  3. 10.  Swabo Graphische Anzeige der Nachkommen (7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1)


Generation: 6

  1. 11.  Adallinde Graphische Anzeige der Nachkommen (8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1)

    Familie/Ehepartner: Sigfried. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 12.  Adalung Graphische Anzeige der Nachkommen (8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) gestorben in 837.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Lorsch Kloster [64653],Bergstraße,Hessen,Deutschland; Abt von Lorsch
    • Titel/Amt/Status: Arras [62000],Pas-de-Calais,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich; Abt von Saint-Vaast in Arras

    Notizen:

    Wikipedia - Kloster Lorsch
    Abt Adalung unterhielt enge Beziehungen zu Karl dem Großen, der ihn 808 auch zum Abt von Saint-Vaast in Arras ernannte, und ihm gelang es, den Besitz der Abtei noch zu mehren. Adalung unterzeichnete, neben anderen, das Testament Karls des Großen. Auch für dessen Nachfolger Kaiser Ludwig den Frommen, war Adalung ein enger Berater. So reiste Adalung 823 nach Rom, um im Auftrag des Kaisers Untersuchungen gegen den Papst Paschalis I. zu leiten.
    Auch aus den Auseinandersetzungen zwischen dem Kaiser und seinen Söhnen ging die Abtei gestärkt heraus. Die Abtei wurde 832 durch Ludwig den Deutschen besetzt, vermutlich um die Abtei daran zu hindern, für den Kaiser Partei zu ergreifen.
    Adalung war 833 auf dem Lügenfeld bei Colmar anwesend und übergab im Auftrag von Ludwig dem Frommen Geschenke an den Papst Gregor IV., der auf Betreiben von Lothar I. angereist war.

    Das Lorscher Evangeliar, das sich heute zerlegt in Rom, London und Alba Julia befindet, kam vermutlich unter Abt Adalung nach Lorsch.


  3. 13.  Heilwiga Graphische Anzeige der Nachkommen (8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 778; gestorben nach 833.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Beruf: Chelles [77500],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich; Äbtissin von Kloster Chelles
    • Titel/Amt/Status: Gräfin

    Notizen:

    Heilwiga Gräfin
    Äbtissin von Kloster Chelles
    um 778- nach 833
    Tochter des Grafen Isanbart

    Thegan: Seite 232, "Das Leben Kaiser Ludwigs. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band V"

    26. Im folgenden Jahr aber heiratete er die Tochter seines Herzogs Hwelf, aus einem sehr vornehmen Geschlecht der Bawarier, Namens Judith, welche durch ihre Mutter Eigilwi einem vornehmen sächsischen Geschlecht angehörte, und macht sie zur Königin. Denn sie war schön. In demselben Jahre hielt er eine allgemeine Reichsversammlung in dem Königshof Ingelheim.

    Heilwiga war höchstwahrscheinlich eine Mutterschwester des Ekbert dux und wurde als Witwe Äbtissin von Chelles bei Paris (825/26-833).

    Schneidmüller Bernd: Seite 43,46.49,51, "Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung."

    Welf war mit der sächsischen Adligen Eigilwi/Heilwig vermählt, die mit ihren Kindern etwas klarer in der Gedenküberlieferung bezeugt ist und als Äbtissin des bedeutenden Königsklosters Chelles 825/26 verstarb.
    Mehr über Judiths Eltern meldete im 9. Jahrhundert allein der Trierer Chorbischof Thegan, der Kaiser LUDWIGS Taten noch zu dessen Lebzeiten beschrieb: "Im folgenden Jahr vermählte er sich mit der Tochter seines Herzogs Welf, der einer hochadeligen Familie der Bayern entstammte. Das Mädchen hieß Judith und gehörte von seiten seiner Mutter Heilwig einem hochadeligen sächsischen Geschlecht an. Judith erhob er zur Königin; denn sie war von großer Schönheit." Die Ehe Welfs mit der sächsischen Adligen Heilwig, später Äbtissin im Kloster Chelles (um 825), markiert die Fähigkeit zu weitgespannter adliger Heiratsverbindung
    Die vielfache KAROLINGER-Nähe in der Generation LUDWIGS DES FROMMEN und seiner Söhne zeigte indirekt die Bedeutung Welfs und seiner Gattin Heilwig an.

    Borgolte Michael: Seite 169,288, "Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie."

    Im Verbrüderungsbuch glaubt man Konrad zweimal nachweisen zu können (Tellenbach, Welfen). Auf der ersten Seite der NOMINA AMICORUM UIUENTIUM des Reichenauer Codex steht im Anschluß an karolingische Herrscher und ihre Frauen die Sequenz: Heiluuig, Chuonrat, Ruadolf, Ruadroh, Hemma, Morentio (98 A2): Davon dürfte der Name Heilwig die Gemahlin des älteren Welf (I), Chuonrat, Ruadolf und Hemma deren Kinder, Geschwister der Kaiserin Judith, bezeichnen.
    Man erfährt dabei, daß Welf de nobilisima progenie Baworiorum hervorgegangen und mit Heilwig verheiratet war, die 'aus edelstem sächsischen Geschlecht' stammte (Thegan). Die weitreichenden Beziehungen Welfs, die unter anderem in der Vermählung mit Heilwig aufscheinen, lassen es durchaus im Ungewissen, wo der Vater Judiths zu Amt und Ansehen gelangt war (zu Heilwig: Wenskus, Sächsischer Stammesadel 253,275; Hlawitschka, Liudolfinger 153 A. 252; Metz, Heinrich "mit dem goldenen Wagen" 142-149).
    Nach der Translatio s. Baltechildis (284f.) ist Welfs Gemahlin Heilwig um 826 Äbtissin des Klosters Chelles geworden; daraus ist seit Stälin (252) wiederholt gefolgert worden, Welf sei vor diesem Termin verstorben (sepp 1 A. 1, Fleckenstein 114 mit A. 238, danach Schnath und Jordan 295). Demgegenüber hat Schmid (Welfisches Selbstverständnis 406 A. 38) mit Recht betont, daß die Bezeichnung sacrata Deo abbatissa für Heilwig nicht unbedingt auf Witwenschaft schließen lasse. Schmid meinte, daß die Kaiserferne, durch die Eticho, der Vater Heinrichs "mit dem goldenen Wagen", in der welfischen Historiographie charakterisiert ist, auf Welf passe, so daß dem ältesten belegten WELFEN nach der Kaiserheirat der Tochter ein "Rückzug" zuzutrauen sei; durch diesen könne dann auch Heilwig veranlaßt worden sein, den Schleier zu nehmen.
    Ein Eintrag im Liber Viventium von Pfäfers (pag. 165) bietet eines der beiden bisher bekannten sicheren Zeugnisse; er lautet: Pro Rodulfo comite. Rodulf, Roduna, Hemma, Heiluuic, Velf, Chvanrat (...). Welf steht hier neben seiner Ehefrau Heilwig und nach seiner Tochter Hemma.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 153 A. 252, "Zur Herkunft der Liudolfinger und zu einigen Corveyer Geschichtsquelle"

    W. Metz, Heinrich mit dem goldenen Wagen (wie Anmerkung 202) Seite 143 ff., möchte die Verwandtschaft der EGBERTINER/COBBONEN mit den KAROLINGERN in ganz anderer Weise erklären, und zwar über die WELFEN. Er möchte Eigilwi/Heilwich, die Gemahlin des Grafen Welf und Mutter der zweiten Gemahlin LUDWIGS DES FROMMEN namens Judith, und Graf Egbert als Geschwister (eventuell auch als Cousin und Cousine) auffassen. Die Verwandtschaft Haduwys von Herford mit KARL DEM KAHLEN wird also über KARLS Mutter Judith aufzurollen versucht. Das aber läßt mit der Translatio S. Pusinnae insofern nicht vereinbaren, als von Äbtissin Haduwwy über die unbekannte Schwester Warins zu Egbert und weiter zu dessen unbekannten Eltern NN 3 Schritte zu zählen sind und von KARL DEM KAHLEN über seine Mutter Judith und deren Mutter Eigilwi/Heilwich zu den beiden Linien gemeinsamen Stammaltern NN wiederum nur 3 Schritte. Erforderlich ist aber die Zählbarkeit tertio quartoque cognationis gradu. (Geht man einen Schritt weiter zurück und wollte man die etwa zur gleichen Zeit lebenden Egbert und Heilwich nur als Cousin und Cousine werten so hieße die Zählung 4 : 4, nicht aber 3 : 4). Zudem sind die wenigen beigebrachten Argumente für eine Verwandtschaft der EGBERTINER/COBBONEN mit den WELFEN nicht überzeugend, was aber hier nicht weiter zu behandeln ist. Außerdem sind die oben Seite 150 angeführten Argumente für die Notwendigkeit der rekonstruktion der Verwandtschaft Haduwys mit KARL DEM KAHLEN über Ida - und nicht über Egbert - übergangen!

    Störmer Wilhelm: Seite 58-61, "Die süddeutschen Welfen unter besonderer Berücksischtigung ihrer Herrschaftspolitik im bayerisch-schwabischen Grenzraum" in: Ay, Karl-Ludwig/Maier, Lorenz/Jahn Joachim: Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft.

    Thegan, der Biograph Kaiser LUDWIGS DES FROMMEN (814-840), bezeichnte den Schwiegervater des Kaisers, nämlich den Grafen Welf, als dux und sagt, er sei de nobilissima progenie Bavariorum. Die Tochter dieses Grafen namens Judith wiederum, die Kaiser LUDWIG heiratete, hatte als Mutter - wie Thegan eigens betont - eine adelige Dame Eigilwi nobilissimi generis Saxonici.
    Thegan verweist also nachdrücklich darauf, daß beide Eltern Judiths von hochadeligem (nobilissima) Geschlecht gewesen seien. Auffallend ist, daß der bayerische Vater Judiths mit einer hochadeligen Sächsin vermählt war. Stellen wir diesen Sachverhalt in die politische Situation der Zeit, dann ergibt sich für mich die Schlußfolgerung, daß der für König/Kaiser KARL DEN GROSSEN offenbar hochwichtige Graf Welf im Bayern des Umbruchs nach der AGILOLFINGER-Herrschaft (788) eingesetzt und gleichzeitig mit einer KARL gegenüber loyalen bedeutenden Adelsfamilie im noch recht unruhigen Sachsen vermählt worden war. Während seine Frau Eigilwi/Heilwig wenigstens mit ihren Kindern Chuonrad, Ruadolf, Ruadhoh und Hemma (die spätere Gemahlin Ludwigs des Deutschen) um 825 im Verbrüderungsbuch des Klosters Reichenau unter den viventes, also den Lebenden, erscheint, ist Graf Welf sonderbarerweise nicht mehr zu fassen.

    oo Welf Graf - 3.9.um 825
    Kinder:
    - Judith - 19.4.843
    819 oo 2. LUDWIG I. DER FROMME 16.4.778-20.6.840
    - Hemma - 31.1.876
    827 oo Ludwig II. der Deutsche 806-28.8.8786
    - Konrad I. Graf im Argen- und Linzgau -16.2.863
    - Rudolf Graf im Gau Ponthieu - 6.1.866
    - Hrodroh

    Literatur:
    Ay, Karl-Ludwig/Maier, Lorenz/Jahn Joachim: Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft. Universitätsverlag Konstanz GmbH 1998 Seite 58-61 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 169,227,288 - Boshof Egon: Ludwig der Fromme. Primus Verlag Darmstadt 1996 Seite 152,191 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 28 - Fleckenstein Josef: Über die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in Süddeutschland. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seite 71-136 - Hlawitschka, Eduard: Zur Herkunft der Liudolfinger und zu einigen Corveyer Geschichtsquelle, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main Seite 153 A. 252 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammmer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 120 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 43,46,49,51 - Thegan: Das Leben Kaiser Ludwigs. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band V Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1974 Seite 232 - Wenskus Reinhard: Sächsischer Stammesadel und fränkischer Reichsadel. Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1976 Seite 253,275 -

    Name:
    (Eigilwi)

    Familie/Ehepartner: Welf. Welf gestorben um 825. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 14. Konrad I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 800; gestorben am 16 Feb 863.
    2. 15. Rudolf I.  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben am 6 Jan 866.
    3. 16. Hrodroh  Graphische Anzeige der Nachkommen
    4. 17. Judith  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 795; gestorben am 19 Apr 843 in Tours [37000],Indre-et-Loire,Centre-Val de Loire,Frankreich; wurde beigesetzt in Tours [37000],Indre-et-Loire,Centre-Val de Loire,Frankreich.
    5. 18. Hemma  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 808; gestorben am 31 Jan 876 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.


Generation: 7

  1. 14.  Konrad I. Graphische Anzeige der Nachkommen (13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 800; gestorben am 16 Feb 863.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Argengau,Baden-Württemberg,Deutschland
    • Titel/Amt/Status: Linzgau,Baden-Württemberg,Deutschland; Graf im Argen- und Linzgau

    Notizen:

    Konrad I. Graf im Argen- und Linzgau
    um 800-16.2.863 (Sepp)
    Sohn des Grafen Welf und der Sächsin Eigilwicha (Heilwich); Bruder der Kaiserin Judith

    Thiele, Andreas: Tafel 27, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"
    KONRAD I. + 863

    Konrad I. war wohl mit den Vorfahren der KONRADINER verwandt und rivalisierte in Schwaben mit der Familie der UDALRICHE, der KARLS DES GROSSEN Frau Hildegard angehörte (Nachkommen der alemannischen Herzöge), löste sie als enger Berater und Vertrrauter seines kaiserliches Schwagers ab und begründete den Aufstieg zur einflußreichsten Familie in Schwaben. Er wurde 833/34 mit Kaiser LUDWIG DEM FROMMENinhaftiert und war danach Graf im Linzgau, Albgau, Rheingau, Argengau/Schussenried, Eritgau und Zürichgau und Laienabt von Auxerre und St. Germain. Er bereitete 843 mit den Vertrag von Verdun vor und war bis 859 treue Stütze von König Ludwig II. dem Deutschen gegen den französischen Neffen. Er fiel plötzlich von Ludwig ab, während didieser gerade versuchte, Frankreich zu erobern und entschied damit das Schicksal des Reiches und seiner Familie, die politisch auch so auseinanderwuchs, dass schon nach wenigen Generationen das Bewußtsein einer gemeinsamen Herkunft verloren ging. Er verlor alle Grafschaften im ostfränkischen Reich und sein Sohn verschwand weitgehend aus der Überlieferung seiner Zeit. Konrad baute in Burgund mit französischer Hilfe neue Machtpositionen aus und wurde Graf von Auxerre.

    oo ADELHEID VON TOURS

    Tochter des Grafen Hugo, Schwägerin des römisch-fränkischen Kaisers LOTHAR I. aus der großen Adelsfamilie der ETICHONEN

    Schmid Karl: Seite 444, "Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge."

    Und was über Etichos Sohn Heinrich im welfischen Erzählgut gesagt wird, trifft nicht weniger trefflich auf Welfs Sohn Konrad den Älteren zu. Als Heinrich wehrhaft und mündig geworden sei, habe er sich ohne Wissen seines Vaters zum Kaiser begeben, mit diesem Freundschaft geschlossen und ihm die Lehenshuldigung geleistet, nachdem er das ganze Reich kennengelernt hatte. Auf diese Weise wäre der Bruder der Kaiserin Judith nicht gerade schlecht charakterisiert, der in der Weite des karolingischen Imperiums als kaiserlicher Beauftragter und am Hof des Kaisers als Ratgeber in Erscheinung trat. Dazu kommt, dass der Landgewinn der WELFEN in Oberschwaben durch die Belehnung von seiten des Kaisers, der nach dem Erzählgut Heinrich gelungen sein soll, weit besser in den historischen Kontex der älteren WELFEN paßt. Denn unter LUDWIG DEM FROMMEN haben die WELFEN mit Konrad dem Älteren nachweislich in Oberschwaben festen Fuß gefaßt, während der Schussengau, das Kerngebiet der späteeren WELFEN-Herrschaft, noch im Jahre 816 als königlicher Fiskus bezeugt ist. Judiths Bruder Konrad tritt als erster welfischer Graf und Inhaber von Besitztiteln im Bereich der späteren Kernlande der süddeutschen WELFEN auf, so dass die Forschung die Meinung vertritt, die Heirat Judithsmit LUDWIG DEM FROMMEN habe die Festsetzung der WELFEN in Oberschwaben ermöglicht.
    Tatsächlich verlieren sich mit dem Weggang Konrads des Älteren aus dem Reich König Ludwigs des Deutschen im Jahr 859, dem "Epochenjahr" der älteren welfischen Geschichte, die Spuren der WELFEN im O-Frankenreich nach und nach: in Oberschwaben, wo Konrad gewaltet hatte, schneller als in S-Alemannien und in Rätien, wo die Nachfahren des westfränkischen Rudolf wenigstens vorübergehend auftauchen und vielleicht sogar zum Zuge gekommen sind. Über kurz oder lang aber bahnte sich im Osten erneut eine Zeit welfischer Königsferne an, in der jener Zweig des Geschlechtes, der vom großen und berühmten welfischen Sippenkreis in zunehmender Absonderung lebte, neue Wege des Aufstiegs suchen mußte.

    Hartmann, Wilfried: Seite 92,98, "Ludwig der Deutsche."

    Nicht nur Bischof Salomo von Konstanz und Abt Grimald von St. Gallen als Vertraute Ludwigs und seine Töchter als Äbtissinnen in alemannischen Klöstern spielen bei der Beherrschung Alemanniens durch den König eine wichtige Rolle, sondern es ist aauch zu berücksichtigen, daß der WELFE Konrad, der Bruder von Ludwigs Gattin Hemma, seit 839 als Graf in Alemannien belegt ist. Daß dieser WELFE mindestens seit 841 ein Vertrauensmann Ludwigs des Deutschen war, kann man daraus ersehen, daß Ludwig ihn 842 als seinen Vertreter zu den Verhandlungen mit seinem Bruder LOTHAR I. schickte [332 Anders Dümmler, Ostfränk. Reich I Seite 129; Josef Fleckenstein, Über die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in Süddeutschland, in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des großfränkischen und frühdeutschen Adels, hrsg. von Gerd Tellenbach (Freiburg 1957) Seite 71-136, besonders Seite 120 und Fried, Weg Seite 363. ]. Noch 860 und 862 trat er als wichtigster Berater Ludwigsin den schwierigen Verhandlungen mit seinem Stiefbruder KARL DEM KAHLEN nach dem Westfranken-Abenteuer von 858/59 auf.
    Daß Cobbo zu den wichtigsten Helfern Ludwigs gehörte, kann man aus seiner Rolle im Jahr 842 erkennen, als er neben Ludwigs Schwager Konrad den ostfränkischen König bei seinem Bruder LOTHAR vertrat [367 Vgl. Nithard IV,3 (hrsg. Müller, Seite 44,9-34); Dümmler, Ostfränk. Reich I Seite 181f.].

    oo Adelheid von Tours, Tochter des Grafen Hugo, Schwägerin Kaiser LOTHARS I. - nach 866

    Kinder:
    - Welf I. Graf im Argen- und Linzgau - vor 876
    - Hugo "der Abt" -12.6.886
    - Konrad II. Graf von Auxerre - vor 876 Stammvater der Könige von Burgund
    - Rudolf - früh verstorben

    Literatur:
    Annalen von St. Bertin, in: Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte. Zweiter Teil Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darnstadt 1972 Seite 12,114,136,162 - Annalen von St. Vaast in: Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte. Zweiter Teil WiWissenschaftliche Buchgesellschaft Darnstadt 1972 Seite 356,358 - Ay, Karl-Ludwig/Maier, Lorenz/Jahn Joachim: Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft. Universitätsverlag Konstanz GmbH 1998 Seite 59,63, 98,100 - Borgolte Michaelel: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 142,147,165-170,200,214,227,259, 289 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984 Seite 75,147,167,169,187, 193-195,238,242,254 - Boshof Egon: Ludwig der Fromme. Primus Verlag Darmstadt 1996 Seite 180, 183,186 - Das Leben Kaiser Ludwigs vom ssogenannten Astronomus. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band V Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1974 Seite 338 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 59,176,421,465,485,518 - Fleckenstein Josef: Über die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in Süddeutschland. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seite 71-136 - Hartmann, Wilfried: Ludwig der Deutsche. Primus Verlag 2002 Seite 92,98 - Jordan, Karl: Heinrich der Löwe, Deutscher Taschenbuch Verlag 1993 Seite 2,295 - Nithard, Vier Bücher Geschichten. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band V Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1974 Seite 390,452 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 120,129 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983 Seite 262,444 - Schmid, Karl: Königtum, Adel und Klöster zwischen Bodensee und Schwarzwald (8.-12. Jahrhundert) Seite 288,308 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erininnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 50,53, 58,59,61-66,117 - Tellenbach Gerd: Exkurs Über die ältesten Welfen im West- und Ostfrankenreich. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seite 335-340 - Stälin, Paul Friedrich: Geschichte Württembergs, Gotha 1882 Band I Seite 327,331 - Thegan: Das Leben Kaiser Ludwigs. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band V Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1974 Seite 236 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 27 - Vollmer Franz: Die Etichonen. Ein Beitrag zur Frage der Kontinuität früher Adelsfamilien. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seite 168 -

    Familie/Ehepartner: von Tours, Adelheid. Adelheid (Tochter von von Tours, Hugo und Ava) gestorben nach 866. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 19. Welf I.  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben vor 876.
    2. 20. Hugo  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben am 12 Jun 886.
    3. 21. von Auxerre, Konrad II.  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben vor 876.
    4. 22. Rudolf  Graphische Anzeige der Nachkommen
    5. 23. N.  Graphische Anzeige der Nachkommen

  2. 15.  Rudolf I. Graphische Anzeige der Nachkommen (13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) gestorben am 6 Jan 866.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Ponthieu,Frankreich; Graf im Gau Ponthieu
    • Titel/Amt/Status: Saint-Riquier [80135],Somme,Picardie,Frankreich; Laienabt von St. Riquier

    Notizen:

    Rudolf I. Graf im Gau Ponthieu
    Laienabt von St. Riquier
    - 6.1.866
    Sohn des Grafen Welf und der Sächsin Heilwig; Bruder der Kaiserin Judith

    Thiele, Andreas: Tafel 27, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    RUDOLF I. + 866
    Rudolf I. war Laienabt von St. Riquier und Jumiges und 833/34 ebenfalls inhaftiert. Er wurde als Anhänger des französischen Neffen KARL II. DER KAHLE Graf im Gau Ponthieu und war 856 als Gesandter in Aquitanien tätig.

    oo RODUNA + nach 866 als Äbtissin
    Haus der ETICHONEN

    Fleckenstein Josef: Seite 97,119, "Die Herkunft der Welfen"
    Der WELFE Rudolf hat zur Sühnung des Unrechts, das Warin und Ruthard, die berühmten Statthalter zur Zeit Pippins, einst dem heiligen Otmar zugefügt hatten, einen Eisenzins in Füssen gestiftet, "weil er gleichen Geschlechts gewesen sei".
    Da Isanbard das Unrecht seines Vaters Warin an St. Gallen durch eine Schenkung gut machte, stand demnach nur für Ruthard noch die Sühne aus. Sie wird es also sein, die der WELFE Rudolf mehr als 100 Jahre später noch geleistet hat.
    Rudolf und sein Bruder Konrad waren willige und tatkräftige Helfer ihrer Schwester Judith. Die Quellen kennen beide als consiliari am Hofe, die Niederlage und Triumph mit ihr teilten. Rudolf, schließlich Graf im Gau Ponthieu und Laienabt von St. Riquier, hat S-Deutschland früh den Rücken gekehrt, vielleicht aber noch nicht jede Verbindung aufgegeben.

    Schneidmüller Bernd: Seite 53,59,61-63,66, "Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung."

    Die genannten Frevler nahmen die Königin Judith gefangen, zwangen ihr den Schleier auf und schickten sie ins Kloster; auch ihre Brüder Konrad und Rudolf zwangen sie zur Tonsur und schickten sie ins Kloster. Judith und ihre beiden welfischen Brüder, von den Gegnern als Einheit betrachtet und entsprechend behandelt, wurden zu kurzzeitigen Opfern im Kampf um den Einfluß auf die Ausgestaltung von der Herrschaft. Die Einweisung ins Kloster war seit der MEROWINGER-Zeit ein beliebtes Mittel, politische Gegner dauerhaft unschädlich zu machen. Also zwang man die welfischen Brüder in unbekannte aquitanische löster, Judithnach Ste-Radegonde/Ste-Croix in Poitiers. Schon im Oktober 830 gewann LUDWIG DER FROMME die Initiative zurück, zwang LOTHAR zu einem Treueid und rief die Kaiserin aus ihrer Klosterhaft an den Hof zurück. Auch ihre Brüder dürften damals vom wechselhaften Rad des Glücks profitiert haben.
    Stets im Kreis der ersten Adelsverbände des Frankenreichs agierend, traten Konrad und Rudolf, die beiden Brüder Kaiserin Judiths und Königin Hemmas, sowie ihre Nachkommen bei politischen Konsensfindungen ebenso hervor wie bei konfliktträchtigen Schlüsselereignissen in der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts. Die Verhandlungen mit LOTHAR führten drei angesehene Grafen: der welfische Graf Konrad, der neustrische Graf Adalhard, der sächsische Graf Kobbo. Seinen Einfluß bei Hof hatte sich der WELFE also über LUDWIGS DES FROMMEN Tod hinaus bewahrt.
    Auch diejenigen Adelsgruppen, die ihrem Herrscher ergeben blieben, vermochten ihre Hofnähe zum konsequenten Machtausbau zu nutzen. Neben den Verwandten der Königin Irmintrud traten dabei besonders die welfischen Onkel KARLS hervor. Die Konsistenz ihres Familienverbands zeigt sich nicht zuletzt in Ämterverteilung und Namengebung. Konrad der Ältere (+ nach 862) war mit Adelheid, der Schwester von LOTHARS I. Gemahlin Irmingard, verheiratet.
    Der Zugriff auf Komitate und Klöster war zeittypisch und er wurde auch von Konrads Bruder Rudolf dem Älteren (+ 866) praktiziert, Laienabt von Jumieges an der Seine und von St- Riquier, nach dem Zeugnis der Memorialüberlieferung aus Pfäfers und Reichenau zudem in Aleamannien und Rätien begütert. Gerade diese Klöster wurden zu Begräbnisorten wie zu Erinnerungsstätten ihrer adligen Herren ud überlieferten der Nachwelt das Gedächtnis an herausragende Männer und Frauen.
    Aus St-Riquier erhielt sich die Grabinschrift auf Konrads Bruder Rudolf den Älteren, "dessen hochberühmter Name auf der ganzen Welt strahlt." Keiner der Großen übertreffe ihn. "Sein Geschlecht schmückt verschiedene Königreiche".
    Nicht allzu lange vermochten Konrad, Rudolf und ihre zahlreichen Söhne dem Druck politischer Sonderung und Zuordnung auszuweichen.
    In diesem Jahr 866 starben mit Robert dem Tapferen (ROBERTINER) und Rudolf dem Älteren (WELFE) zwei Grafen, die für lange Zeit die politischen Geschicke des westfränkischen Reichs mitbestimmt hatten. Rudolfs Söhne Konrad (Grafschaften in Franzien: Paris, Langres, verberie), Hugo, Rudolf (vermutlich Graf im Zürichgau und Augstgau, dux in Rätien) und Welf (Abt von Ste-Colombe/Sens) rückten in die Positionen des Vaters ein.

    oo Roduna aus dem Hause der ETICHONEN - nach 866
    Kinder:
    - Konrad Graf von Paris - 22.3.882
    - Welf Abt von St. Colombe und St. Riquier - 14.11.881
    - Rudolf II. - nach 895
    - Hugo Rector von St. Saulve in Valenciennes
    - Liutfrid

    Literatur:
    Ay, Karl-Ludwig/Maier, Lorenz/Jahn Joachim: Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft. Universitätsverlag Konstanz GmbH 1998 Seite 26,43,54,59-62,64,69,93,102,105,110,114, 123,133,167,169 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 169,227,289 - Boshof Egon: Ludwig der Fromme. Primus Verlag Darmstadt 1996 Seite 180,183,186 - Bühler, Heinz: Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze. Anton H. Konrad Verlag 1997 Seite 144/45 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 59,278,394, 522 - Fleckenstein Josef: Über die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in Süddeutschland. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seite 97,119 - Hartmann, Wilfried: Ludwig der Deutsche. Primus Verlag 2002 Seite 49 - Jahrbücher von St. Bertin. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VI Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1972 Seite 12,154 - Nithard, Vier Bücher Geschichten. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band V Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1974 Seite 390 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 120,129 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983 Seite 231 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 53,59, 61-63,66,67,117 - Thegan: Das Leben Kaiser Ludwigs. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band V Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1974 Seite 236,338 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 27 -


  3. 16.  Hrodroh Graphische Anzeige der Nachkommen (13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1)

    Notizen:

    Als Brüder Judiths und Hemmas sind sicher ein Rudolf und vielleicht ein Hrodroh überliefert und außerdem zwei Neffen mit Namen Rudolf.

    Röckelein, Reliquientranslationen (wie Anm. 9), Tafel 4: Verwandtschaft der Welfen mit den Karolingern.
    Nach Bernd Schneidmüller, Die Welfen, Stuttgart 2000, S. 41,62,66 war Rudolf Graf und Laienabt im Frankenreich (+866), Vater eines Welf, der seinen Vater als Abt von Ste. Colombe in Sens (+881) beerbte; Rudolf hatte wie Konrad der Ältere einen Sohn Rudolf. Vgl. Teil I, S. 31: Die hl. Columba von Sens in Oelde.


  4. 17.  JudithJudith Graphische Anzeige der Nachkommen (13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 795; gestorben am 19 Apr 843 in Tours [37000],Indre-et-Loire,Centre-Val de Loire,Frankreich; wurde beigesetzt in Tours [37000],Indre-et-Loire,Centre-Val de Loire,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Fränkische Königin
    • Titel/Amt/Status: römische Kaiserin

    Notizen:

    Judith Frankenkönigin
    um 795-19.4.843 Tours Begraben St. Martin
    Tochter des schwäbischen Grafen Welf und der Sächsin Eigilwicha (Heilwich)

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 797, Judith, Kaiserin

    + 19. April 843 Begraben St. Martin
    Tochter des Grafen Welf und der edlen Sächsin Eigilwi/Heilwig, zweite Gemahlin Kaiser LUDWIGS DES FROMMEN

    Erste Erwähnung Februar 819 anläßlich der Brautschau LUDWIGS unter den fränkischen Adelstöchtern und der folgenden Heirat in Aachen. Willensstark und sehr schön (Thegan 26: "pulchra valde"), gewann sie bald großen Einfluß auf LUDWIG, dem sie nach der Tochter Gisela (819/22) den Sohn KARL (DEN KAHLEN schenkte. Darauf bedacht, ihrem Sohn nebst seinen Brüdern aus erster Ehe des Kaisers einen Reichsteil zu verschaffen, stieß LUDWIG auf ihr Betreiben seine ordinatio imperii (817) um, indem er statt der Drei- eine Vierteilung des Reiches vornahm und KARL 829 Schwaben, Elsaß und Teile Burgunds übertrug; er löste damit heftige innere Kämpfe aus, in denen die Söhne sich in wechselnden Allianzen gegen ihn und Judith erhoben. Besonders an Judith schieden sich die Geister: Bewunderern wie Walahfrid Strabo standen scharfe Gegner wie Walavon Corbie gegenüber, die unter der Anschuldigung des Ehebruchs mit dem Grafen Bernhard von Barcelona zeitweise sogar ihre Verbannung vom Hof bewirkten. Nach der Rückkehr setzte Judith die Bemühungen fort, KARL einen noch größeren Reichsteil zu verschaffen - mit dem Ergebnis, dass er schließlich 839 W-Franzien erhielt. Durch Judith war LUDWIG DER FROMME vom Verfechter der Reichseinheit zum Vorkämpfer der Reichsteilung geworden und das Geschlecht der WELFEN in die Spitzengruppe des großfränkischen Adels aufgerückt.

    Literatur:
    E. Dümmler, Gesch. des Ostfrk. Reiches, 3 Bde, 1887-1888 - Fr. v. Bezold, Ksn. Judith und ihr Dichter Walahfried Strabo, HZ 130, 1924.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 444, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    II. Generation 6 c
    Zur Familie Judiths ("Welfen", fränkisches Adelshaus im Metzer Raum) siehe J. Fleckenstein, in: Tellenbach, St. und V 7ff.

    Treffer Gerd: Seite 45-46, "Die französischen Königinnen"

    Judith - die Schönheitskönigin
    * 795 Altdorf + 19. April 843 Tours

    Zweite Gemahlin LUDWIGS DES FROMMEN (* 778; Kaiser 814-840) Heirat: 2. Februar 819

    Die Wahl Judiths zur Königin hat etwas Romanhaftes. LUDWIG läßt sich die hübschesten Frauen seiner Umgebung, soweit sie aristokratischer Familien angehören, vorführen und wählt unter ihnen ausgerechnet Judith. Ihre Familienverhältnisse sind nicht gerade einfach. Pippin der Kurze ist ihr Urgroßvater, andererseits ist der Sachsen-König Widukind, den KARL DER GROSSE besiegt und dessen Tochter Gerswind er geheiratet hat, ihr Großvater. Ihr Vater, Graf Welf, der Begründer des Geschlechtes der WELFEN, besitzt große Güter in Schwaben und Bayern. Geboren wird Judith 795 in Altdorf. Wie Gerswind war sie nach der Niederlage Widukinds als Geisel an den Aachener Hof gekommen.
    Die Hochzeit wird am 2. Februar 819 in der Pfalzkapelle gefeiert, die der Architekt Eudes aus Metz für KARL DEN GROSSEN entworfen hatte. Die Chronisten preisen den Liebreiz, die literarische und musikalische Bildung der neuen Königin, ihr Geschick und Beharrungsvermögen - Eigenschaften, die einerseits beachtlichen Einfluß auf ihren Mann sichern, die sie andererseits auch dringend braucht: Judith wird mit LUDWIG 25 Jahre lang ein Leben voller Ärgernisse, Anfeindungen und familiärer Zwistigkeiten teilen.
    Judith bringt zunächst eine Tochter, Gisela (um 820), dann am 13. Juli 823 in Frankfurt einen Sohn, KARL, zur Welt. Normalerweise ist die Geburt eines Erben ein Ereignis, das in königlichen Häusern freudig begrüßt wird. Die Geburt KARLS aber stellt die Erbteilung in Frage, die LUDWIG DER FROMME 817 unter den drei Söhnen seiner ersten Frau getroffen hatte. Ein vierter Sohn kann die Sache nur komplizieren, und Judith vergiftet das Klima noch zusätzlich dadurch, daß sie ihren Einfluß auf ihren Mann ausspielt, um ihren Sohn den vorteilhaftesten Anteil zu sichern. Judith läßt an den Hof ihres Sohnes KARL mehrere große Herren aus Bayern kommen, die dort den WELFEN-Clan bilden.
    Wie zu erwarten, nehmen die Erben aus der ersten Ehe die neue Aufteilung nicht hin. Judith wird so zum Anlaß neuer Dramen. Am Hofe stützt sie sich auf Bernhard von Septimanien, den Grafen von Barcelona, und ihre Anhänger verdrängen die alteingesessenen Machthaber. Natürlich ruft das Opposition hervor. Man beschuldigt Judith und Bernhard, den Kaiser mit Hexerei zu beeinflussen und intime Beziehungen zueinander zu unterhalten.
    Grafen und Geistliche nützen diese Rivalität im Königshaus. 830-831 wird LUDWIG I. abgesetzt. Sein Sohn LOTHAR aus erster Ehe übernimmt die Macht. Judith wird nach Poitiers ins Heilig-Kreuz-Kloster verbannt, das Radegunde, die Gemahlin Chlothars, gegründet hate. Ihre Familie und Parteigänger werden verfolgt. Im Oktober des folgenden Jahres aber stellt LUDWIG seine Autorität wieder her. Judith und Bernhard kehren zurück. Doch schon im Juni 833 wird LUDWIG erneut von seinem Sohn LOTHAR verdrängt, der eine neue Erbteilung durchsetzt. Judith wird diesmal nach Tortona in die Lombardei ins Exil geschickt. Seine anderen Söhne aber holen LUDWIG am 28. Februar 835 auf den Thron zurück. Judith kehrt zurück und nimmt - von Verbrechen der Hexerei und des Ehebruchs reingewaschen, die sie nicht begangen hatte - im Königshaus ihren amgestammten Platz wieder ein..
    Unter dem Einfluß Judiths zimmert LUDWIG für seinen Sohn KARL ein eigenes Reich, läßt ihn im September 838 zum König krönen, gibt ihm Maine und Aquitanien, als Pippin, der zweite Sohn aus erster Ehe, am 13. Dezember stirbt. Zwei Jahre später, am 20. Juni 840 stirbt LUDWIG auf einer Rheininsel vor Ingelheim im Alter von 62 Jahren. Sein Tod belebt die alten Streitigkeiten neu. Judith fürchtet den Ehrgeiz LOTHARS. Sie weiß, daß er seine Brüder überflügeln will. Die beiden jüngeren - KARL DER KAHLE und Ludwig der Deutsche - verbünden sich und besiegen ihn am 25. Juni 842 in der Schlacht von Fonteroy-en-Ouisaye, nahe Auxerre.
    Judith stirbt am 19. April 843 in Tours. Sie hat in ihrer mütterlichen Beharrlichkeit den Sieg davongetragen. Ihr Sohn KARL erhält bei der Reichsteilung von Verdun das W-Reich (zwischen Atlantik und Rhone, Saone und Maas), während Ludwig der Deutsche das O-Reich Germanien erhält. LOTHARS Gebiet erstreckt sich von Friesland bis zur Küste der Provence mit den Kaisersitzen Rom und Aachen. Dieser Vertrag wird auf Jahrhunderte hinaus die europäische Landkarte beeinflussen. Er ist der Ausgangspunkt zweier großer Nationen: Frankreichs und Deutschlands.

    Rappmann Roland/Zettler Alfons: Seite 429, "Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter"

    JUDITH + 19.4.843
    Necr. A/B 19.4. "Iudit regina", Gemahlin LUDWIGS DES FROMMEN

    Literatur:
    AdB 14 Seite 655; Fleckenstein, Über die Herkunft, bes. Seite 95ff.;
    Werner, Nachkommen Tafel Nr. II/6 c; NDB 10 Seite 639f. (dort fälschlicherweise der 13.4. als Todestag); Biograph. Wörterbuch 2 Spalte 1357f.; Konecny, Die Frauen Seite 89-94 und Seite 97-102; Lexikon des Mittelalters 5 Spalte 797; Ward, Caesars's wife. Zum Todestag: Dümmler, Geschichte des Ostfränkischen Reiches 1 Seite 188 Anmerkung 2.

    Judith, die Tochter des Grafen Welf und Schwester der Gemahlin Ludwigs des Deutschen, Hemma, war seit 819 mit LUDWIG DEM FROMMEN verheiratet (BM² 683a). Ihre Brüder Rudolf und Konrad waren Grafen im Bodenseeraum bzw. im Zürichgau; vgl. neuerdings Borgolte, Grafen Seite 165ff. und Seite 226ff.
    Über Walahfrid, der ab 829 für längere Zeit am kaiserlichen Hof weilte und der Kaiserin mehrere Gedichte widmete, kam es zu engeren Beziehungen zur Reichanau. Er gilt sogar als Erzieher von Judiths Sohn KARL DEM KAHLEN; vgl. Beyerle, Von der Gründung Seite 92f., Seite 97ff., BM² 863a, Bergmann, Dichrung Seite 732ff., Önnerfors, Walahfrid Strabo Seite 101, Bezold, Kaiserin Judith Seite 377ff. und Haubrichs, Nekrologische Notizen Seite 15 mit Anmerkung.
    Wahrscheinlich hat LUDWIG DER FROMME im Jahre 838 versucht, Walahfrid als Abt auf der Reichenau einzusetzen; vgl. oben Seite 296f. und Beyerle, Von der Gründung Seite 99ff.
    Zu Gedenkbucheinträgen mit Judith in den Verbrüderungsbüchern von Reichenau; Pfäfers und St. Gallen vgl. Tellenbach, Welfen Seite 335ff., Beyerle, Das Reichenauer Verbrüderungsbuch Seite 114f. und vorläufig Libri confrat. Seite 546.
    Judith entstammte einer ursprünglich fränkischen, nun vornehmlich in Alemannien und Bayern begüterter Familie. Sie wurde Anfang 819 wegen ihrer Schönheit die zweite Gemahlin LUDWIGS I. DES FROMMEN, wobei sie bei einer "Besichtigung" der Töchter vornehmer Häuser durch den Kaiser als Siegerin hervorging. Judith, die als schön und ehrgeizig überliefert wurde, erhielt bei ihrer Vermählung das Kloster San Salvatore in Brescia als Beneficium. Da sie bemüht war, ihren 823 geborenen Sohn KARL einen Anteil an dem bereits 817 unter die anderen Söhne LUDWIGS DES FROMMEN verteilten Reiches zu verschaffen suchte, richtete sich der Haß des Adels gegen sie und ihren Anhang und sie gab damit Anlaß zum Ausbruch der Bürgerkriege, die erst durch den Vertrag von Verdun 843 beendet wurden. Seit 829 mit verschiedenen Buhlen des Ehebruchs verdächtigt, wurde sie 830 von den Aufständischen ins Kloster bei Poitiers gesteckt. Doch bereits im Oktober 830 konnte ihr Gatte LUDWIG auf der Reichsversammlung in Nimwegen ihre Rückkehr an seine Seite durchsetzen. Nachdem das Heer ihres Gatten auf dem "Lügenfeld" zu Colmar zu dessen Söhnen übergegangen war, wurde sie unter LOTHARSVerantwortung gestellt, der sie nach Tortona (Italien) verbannte. Wenige Wochen, nachdem LUDWIG die Macht zurückgewonnen hatte, gelang ihr die Flucht und sie kehrte nach Aachen zurück.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Unter den durch Heirat in Königsnähe gerückten Geschlechtern gewannen vorerst die WELFEN den größten Einfluß, was kaum zu Unrecht dem energischen Ehrgeiz der neuen Kaiserin Judith zugeschrieben wird. Jedenfalls muß auffallen, dass ihre Mutter Heilwig die Leitung der vornehmen Königsabtei Chelles erhielt, der eine Bruder Rudolf sich die Verfügung über die Klöster Saint-Riquier und Jumiges sicherte und der andere, Konrad, zum wichtigen Machthaber in Alemannien wurde, überdies verheiratet mit Adelheid, einer weiteren Tochter Hugos von Tours und damit Schwägerin LOTHARS I.
    Nach der am 13.6.823 erfolgten Geburt KARLS DES KAHLEN war Judith klug genug, gerade LOTHAR die Patenschaft anzutragen und ihm eine nicht weiter konkretisierte Zusage für ein künftiges Erbteil KARL zu entlocken.

    Diwald Hellmut: "Heinrich der Erste" Seite 102

    Judith vergaß niemals ihre Abkunft. Dazu kam noch der gewaltige Einfluß, den sie auf LUDWIG DEN FROMMEN hatte. Der Kaiser war ihr derart verfallen, dass seine mönchischen Versuchungen keinerlei Einfluß mehr auf seine Entschlüsse ausübten, nicht zuletzt deshalb, weil Judiths politische Vorstellungen kaum weniger deutlich ausgeprägt waren als ihr physischen Reize. Die Kaiserin förderte und umsorgte die sächsischen Reichsabteien, als wären es ihre eigenen Schöpfungen. Noch 7 Jahrhunderte später war ein kostbares Kreuz, das sie Corvey geschenkt hatte, im Kloster vorhanden. Ebenso wurde dort bis zur Säkularisation im Jahr 1803 jährlich das Judithenbrot gespendet, eine reichhaltige Armenspeisung.

    Schmid Karl: Seite 425, "Welfisches Selbstverständnis"

    Judith, die Tochter Welfs und Heilwigs, Gemahlin Kaiser LUDWIGS DES FROMMEN und Mutter KARLS DES KAHLEN, stand im Brennpunkt der karolingischen Bruderkämpfe um das Reich. Sie war die Mittlerin kaiserlicher Gunst für ihre Brüder und Verwandten. Diesen kam nun die Nähe zur Stirps regia, die Teilhabe am Königsgeblüt, zu. Der persönlichen Bindung an den kaiserlich-karolingischen Hof verdankten sie es, dass sie im ganzen Reich neuen Besitz und hohe Stellungen königlichen Dienstes erhielten. Wechselreich wirkten sie in Alemannien, Bayern, Rätien, Burgund und Lotharingien und vor allem im Reich KARLS DES KAHLEN, im Reich von Judiths Sohn. Hemma, die Schwester der Kaiserin, wurde die Gemahlin Ludwigs des Deutschen. Hugo, mit dem Beinamen Abbas, vereinigte in seiner Hand die reichsten und bedeutendsten Königsklöster im W-Frankenreich, während Konrad der Ältere und sein Sohn Konrad wie auch der ältere Rudolf versuchten, in Auxerre und Sens, in St. Maurice d'Agaune, in Jumieges, St. Riquier, Valenciennes und anderswo ihrem Streben nach Herrschaft Rückhalt zu geben und Positionen des politischen Einflusses aufzubauen. Sosehr jedoch die Quellenzeugnisse diese Großen nach der Vermählung Judiths mit Kaiser LUDWIG DEM FROMMEN aus der Breite des Adels herausheben, bald sollte dies nicht mehr der Fall sein. Die Nachfahren der Brüder der Kaiserin Judith nämlich gingen vom ausgehenden 9. Jahrhundert an wieder in der Weite der adeligen Geschlechter unter, als sich die KAROLINGER-Herrschaft auflöste. Nur Rudolf, der Großneffe der Kaiserin Judith, vermochte es, da er in Hoch-Burgund im Jahre 888 das Königtum erlangte, eine geschichtliche Tradition seiner Familie über mehrere Generationen hinweg zu begründen.

    Ennen, Edith: Seite 58-593, "Frauen im Mittelalter"

    LUDWIG heiratet in zweiter Ehe die junge schöne Judith, eine WELFIN, eine sehr gebildete Dame; ja, ihre Verbindung zur Welt der Gelehrten und Dichter war enger als die ihres Gemahls. Sie suchte vor allem die Zukunft ihres Sohnes KARL zu sichern, der 823 geboren wurde, also viel jünger als LUDWIGS Söhne erster Ehe: LOTHAR geboren 795, Pippin geboren um 803 und Ludwig geboren um 806. Auf die Teilungspläne des Reiches, die Anlaß vieler Wirren boten, in die Judith sich einmischte, haben wir hier nicht näher einzugehen; wir bemerken nur, daß KARL DER GROSSE 806 eine Teilung des Reiches unter seine Söhne vorsah, die nur unterblieb, weil zwei von ihnen vor dem Vater starben. LUDWIG DER FROMME wollte unter kirchlichem Einfluß 817 in der vielberedeten Ordinatio Imperii den fränkischen Brauch der Reichsteilung insofern abändern, als er LOTHAR die Kaiserwürde, den beiden jüngeren Brüdern nur Unterkönigreiche zugestand, hat sich aber 829/30, als er wieder stärker unter den Einfluß weltlicher Großer geriet, erneut dem Teilungsbrauch zugewandt.
    Judith ging es um ihren Sohn. Sie setzte zunächst auf den Paten ihres Sohnes LOTHAR. Ihr engster Vertrauter wurde Bernhard von Septimanien, dessen Berufung an den Hof sie bewirkte. Sie geriet in den Verdacht eines Verhältnisses mit ihm und auch in den Verdacht der Zauberei. In dem großen Aufstand von 830 gegen LUDWIG mußte Bernhard nach Barcelona fliehen, Judith wurde in das Radegundiskloster nach Poitiers gebracht und hart bedrängt, LUDWIG zur Abdankung zu bewegen. Es kam aber zu einem Umschwung, Judith wurde 831 in Aachen rehabilitiert. Bei dem gemeinsamen Aufstand der Söhne gegen LUDWIG 833/34 wurde sie nach Tortona in Italien verbannt, fand aber Wege, Botschaften über die Alpen zu bringen; noch einmal konne LUDWIG sich durchsetzen, aber die Ausstattung von Judiths Sohn KARL blieb eine offene Frage. Erst Pippins Tod machte den Weg frei für die von Judith angestrebte Lösung. Bevor sie Wirklichkeit wurde, starb LUDWIG. Judith half ihrem Sohn nach bestem Vermögen im Kampf um sein Erbe und führte ihm ein Heer zum Entscheidungskampf bei Fontanetum (Fontenay sw. Auxerre) zu.. Es kam dann aber zu einer Entfremdung zwischen Mutter und Sohn; vor dem Abschluß des Vertrages von Verdun (im August 843), der das Reich KARLS DES GROSSEN unter die Enkel aufteilte, eine Teilung, die nicht mehr rückgängig gemacht werden sollte, ist Judith am 11. April 843 gestorben.

    Riche Pierre: Seite 183,185-191,196, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    LUDWIG war 818 Witwer geworden, und weil er diesen Zustand nicht ertragen wollte, ließ er sich nach einigen Monaten die schönsten Töchter der Vornehmen im Reich vorführen und entschied sich für sie Ehe mit Judith. Seine zweite Gemahlin war die Tochter des Grafen Welf, der in Bayern und in Alemannien nördlich des Bosensees, im Argengau, im Augst-Ammergau und anderwärts reich begütert war. Judith, deren Schönheit und Klugheit von allen gepriesen wurde, sicherte sich von Anfang an einen beherrschenden Einfluß auf den Kaiser, der erheblich älter war als sie selbst. Sie erreichte von LUDWIG, daß er ihrer Mutter das Kloster Chelles schenkte, für ihren Bruder Rudolf setzte sie die Abteien Saint-Riquier und Jumieges durch. Für ihren zweiten Bruder, Konrad, erlangte sie Sankt Gallen, und sie konnte auch für seine Eheschließung mit Adelheid sorgen, der Tochter des Grafen Hugo von Tours, des Schwiegervater LUDWIGS DES FROMMEN [Richtig ist: Hugo von Tours war der Schwiegervater LOTHARS I.]. Und schließlich heiatete Judiths Schwester Hemma im Jahre 827 Ludwig den Deutschen, LUDWIGS DES FROMMEN dritten Sohn. Der Kaiser war also mit dem eigenen Sohn verschwägert, während ein anderer Schwager von ihm die Schwester seiner Schwiegertochter geheiratet hatte... Vier Jahre lang war Judiths Ehe kinderlos geblieben [Der Autor vergißt die Geburt der Tochter Gisela.], aber am 13. Juni 823 brachte die Kaiserin einen Sohn zur Welt, der den Namen seines Großvaters KARL erhielt. Dies war der künftige Kaiser KARL DER KAHLE. zwischen den drei Söhnen aus erster Ehe und ihrer ehrgeizigen Stiefmutter, die jetzt voller Stolz darauf war, dem Kaiser einen weiteren Sohn geschenkt zu haben, mußte es unausweichlich zum Konflikt kommen.
    Auch die Kaiserin Judith, die ausschließlich an die Ansprüche ihres kleinen Sohnes dachte, konnte ihrerseits einige Gefolgsleute um sich sammeln. Zu ihnen gehörte auch Markgraf Bernhard von Septimanien, ein Patenkind des Kaisers.
    Auf der Wormser Reichsversammlung des Jahres 829 nahm das Kaiserpaar dann am Beginn von KARLS siebtem Lebensjahr zum Anlaß, im August die Ausstattung des jungen Prinzen zu beschließen. Er erhielt Alemannien, zu dem die WELFEN besondere Bindungen hatten, Rätien, Elsaß und einen Teil von Burgund. Zugleich zwang LUDWIG seinen Sohn LOTHAR zum Abzug nach Italien und Wala, sich in das Kloster Corbie zurückzuziehen. Darüber hinaus machte er Bernhard zum Kämmerer und gab ihm damit eines der wichtigsten Ämter im Reich; zusätzlich beauftragte er ihn mit der Erziehung des kleinen KARL.Mit ihren einschneidenden Veränderungen sollte diese Palastrevolution den Beginn der Aufstände der Söhne gegen ihren Vater auslösen.
    Trotz seines Rückzugs nach Corbie wollte sich Wala nicht geschlagen geben und sammelte die Anhänger der Reichseinheit um sich. Da er einige Informanten am Hof behalten hatte, konnte er eine Verleumdungskampagne gegen Judith in Gang bringen. Glaubt man den Gerüchten, dann beging Judith mit ihrem Komplizen und Liebhaber Bernhard nicht nur Ehebruch, sondern beide machten sich auch der Zauberei und sogar eines Mordversuchs schuldig.
    Ganz gleich wie es um de Wahrheitsgehalt stand, jedenfalls war Walas Kampagne erfolgreich. Der Aufstand brach aus, als LUDWIG im April 830 einen Feldzug gegen die Bretonen vorbereitete. Pippin von Aquitanien, die Grafen Hugo und Matfrid, dazu noch Ludwig der Deutsche waren entschlossen, den Kaiser aus der Macht Judiths und Bernhards zu "befreien". Der Kämerer brachte sich nach Barcelona in Sicherheit, während sich Judith nach Laon in ein Kloster flüchtete. Pippin und Ludwig hatten darauf gedrängt, der Kaiser solle sich in ein Kloster zurückziehen, aber LOTHAR, schnell aus Italien herbeigeeilt, beschränkte sich darauf, die Beschlüsse der Wormser Reichsversammlung aufzuheben und im Namen seines Vaters die Regierung zu übernehmen. Bernhards Anhänger verloren ihre Positionen, Judith und ihre Brüder wurden in aquitanischen Klöstern verwahrt. Und der junge KARL wurde Mönchen übergeben, die ihn "auf den Eintritt in das Mönchsleben vorbereiten" sollten.
    Auf der Reichsversammlung zu Nimwegen (830) erhielt LUDWIG seine Freiheit wieder, mit ihm auch seine Gemahlin, die sich aber mit einem Eid von den gegen sie erhobenen Anschuldigungen reinigen mußte.
    Nach der Aachener Teilung dachte Judith nun an eine Teilung des Reiches zwischen dem jungen KARL und LOTHAR, den sie dabei völlig falsch einschätzte. Sobald LOTHAR wieder in Gnaden aufgenommen worden war, brachte er nämlich ein neues Bündnis gegen LUDWIG DEN FROMMEN zustande, dem sich auch sein zwei Brüder anschlossen. Es gelang ihm darüber hinaus, Papst Gregor IV. dafür zu gewinnen, im Namen der Reichseinheit und der Versöhnung der Herrscherfamilie zu intervenieren. Das Zusammentreffen der beiden Parteien an dem später "Lügenfeld" genannten Platz im Elsaß, nahe bei Colmar, endete mit einem Mißerfolg des Kaisers. Nachdem fast alle Vasallen von ihm abgefallen waren, wurde er von seiner Gemahlin getrennt, die mit dem Papst nach Italien mußte, während KARL in dem Kloster Prüm verwahrt wurde.
    Nach der Entthronung des Kaisers brach der Bürgerkrieg wieder aus. Auf der einen Seite standen Pippin, unterstützt von Bernhard, der Rache an LOTHAR suchte, und LUDWIG DER FROMME, der sich bei Langres mit Ludwig dem Deutschen vereinigt hatte. Angesichts der Übermacht gab sich LOTHAR geschlagen und versprach nach Italien zurückzukehren. Der Kaiser zog nach Saint-Denis, wo ihm von den Bischöfen, die ihn entthront hatten, seine Waffen feierlich wieder angelegt wurden. Über Aachen, wo der Judith wieder traf, begab sich LUDWIG dann nach Metz.
    Nach LUDWIGS Tod konnte LOTHAR auch auf die Unterstützung Pippins II. zählen, der sich mit einem Teil des aquitanischen Adels gegen KARL DEN KAHLEN erhoben hatte. Dieser, inzwischen 17-jährig, war nach Aquitanien gegangen, wo auch seine Mutter Judith lebte.

    Schneidmüller Bernd: Seite 45-59,61,62,112,114,117, "Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung."

    Wechselnde Beratergruppen bei Hof spiegelten die sich wandelnde Willensbildung, an der mehr und mehr die junge, schöne Kaiserin teilhatte.
    Vor der Schilderung jenes karolingisch-welfischen Dramas, das Reich wie Kaiserfamilie wiederholt an den Rand des politischen Abgrunds führte, gilt es freilich innezuhalten. Zu fragen ist nämlich zunächst nach den Umständen von LUDWIGS Wiederverheiratung 819, nach der Braut und ihrer Familie, anch den Handlungsspielräumen karolingischer Heiratspolitik wie nach den Durchsetzungsmöglichkeiten großer Adelsverbände im karolingischen Großreich.
    "Darauf betrachtete der Kaiser die meisten Töchter der Großen und wählte sich Judith, die Tochter des Grafen Welf, zur Frau." Diese Brautschau des 40-jährigen Kaisers in Aachen deutete man früher als wohl inszenierte Schönheitskonkurrenz des verzweifelten Hofes, um dem alternden Herrscher düstere Gedanken auszutreiben. Heute wird man eher an Vorbilder aus dem imperialen byzantinischen Zerremoniell denken. Denn in der Tat rüttelte jede neu begründete Kaiserverwandtschaft am komplexen Gefüge der karolingischen Adelsgesellschaft, brachte der Familie der Kaiserin Hofnähe ein und begründete neue Loyalitäten. Die Auswahl des Kaisers mit seinem ausgeprägten Bewußtsein von Rang und Reichseinheit unterschied sich 819 ganz beträchtlich von der ersten Eheschließung des damaligen Unterkönigs 794. Wohl dem Herrscher, der sich seinen Untertanen als Getriebener des Hofes darstellen durfte! Genau das drückte der anonyme Biograph LUDWIGS aus: "Um diese Zeit achte er auf Anraten seiner Vertrauten darüber nach, ob er eine neue Ehe schließen solle; manche waren nämlich besorgt, daß er die Regierung des Reiches niederlegen könnte. Doch, von ihnen gedrängt, tat er schließlich ihrem Wille Genüge, beschaute die von überall her herbeigeführten Töchter der Vornehmen und nahm Judith, die Tochter des edlen Grafen Welpo, zur Gemahlin."
    Bloße Ästethik erklärt die Auswahl nicht allein. Die Nachrichten über Judiths Herkunft erscheinen moderner Neugier freilich spärlich. Doch im Konzert der fränkischen Quellen des 9. Jahrhunderts bezeichnen sie exakt jene sozialen Voraussetzungen, die eine kaiserliche Braut auszeichneten: Abkunft von den Vornehmen (nobilis) des Frankenreiches und damit Zugehörigkeit zu einer Adelsgesellschaft, die im Gefolge der karolingischen Reichsbildung zu überregionalem Rang und weitgespanntem Besitz gelangt war. Auch wenn Judiths Vater Welf nur bei der Heirat seiner Tochter Judith jäh aus dem Quellendunkel hervortrat, auch wenn er in frühmittelalterlichen Namenslisten zum Gedenken an Lebende und Tote wohl nur einmal erscheint - der anonyme Biograph LUDWIGS DES FROMMEN wie die Reichsannalen ordnen ihn als edlen Großen in jene Gruppe ein, aus denen sich ein Kaiser seine Braut suchte.
    Mehr über Judiths Eltern meldete im 9. Jahrhundert allein der Trierer Chorbischof Thegan, der Kaiser LUDWIGS Taten noch zu dessen Lebzeiten beschrieb: "Im folgenden Jahr vermählte er sich mit der Tochter seines Herzogs Welf, der einer hochadeligen Familie der Bayern entstammte. Das Mädchen hieß Judith und gehörte von seiten seiner Mutter Heilwig einem hochadeligen sächsischen Geschlecht an. Judith erhob er zur Königin; denn sie war von großer Schönheit."
    Die Ehe Welfs mit der sächsischen Adligen Heilwig, später Äbtissin im Kloster Chelles (um 825), markiert die Fähigkeit zu weitgespannter adliger Heiratsverbindung, während die Benennung als "sein herzog" adligen Rang und Kaisernähe bezeichnet. Mit Thegans eindeutiger Zuweisung Welfs in ein hochadliges Geschlecht der Bayern wußte die neuere Forschung indes lange wenig anzufangen. Aus dem Aufstieg der WELFEN im karolingischen Umkreis kannte man die adlig-königliche Herrschaftsbildung im westfränkischen Reich wie in Burgund ebenso wie die zähe Behauptung adligen Besitzes in Alemannien.
    Studien zur Besitzgeschichte, die auf Grund der schütteren Überleiferung Nachrichten aus mehreren Jahrhunderten verknüpften und darum mit manchen Hypothesen arbeiten mußten, ließen bayerische Herkunft zunächst wenig plausibel erscheinen. Die in Alemannien, in Bayern und im Alpenraum ermittelte Herrschaftsbildung schien vielmehr erste Schwerpunkte des 9. Jahrhunderts in Alemannien (Schussen- und Argengau) und spätere Ausgriffe des 10./11. Jahrhunderts in das bayerisch-alemannische Grenzgebiet (Lechrain, Augst- und Ammergau) wie in den ferneren Alpenraum (Norital, Vinschgau, Unterengadin) wahrscheinlich zu machen.
    Als neben besitzgeschichtlichen Analysen auch namenkundliche traten, konnten Herkunft und Stufen des Besitz- wie Herrschaftserwerbs noch genauer ermittelt werden.: Zum Vorfahrenkreis Welfs und seiner Tochter Judith müssen die Grafen Ruthard und Warin gerechnet werden, die in der Zeit König Pippins (751-768) an der Einbindung Alemanniens ins Frankenreich mitwirkten. Trotz ansprechbarere namenkundlicher Überlegungen bleiben ihre Herkunft aus dem austrasischen Maas-Mosel-Gebiet, der Heimat der KAROLINGER, ihre Volkszugehörigkeit als Franken und ihre Schenkertätigkeit im Rhein-Neckar-Gebiet wie im fränkisch-thüringischen Raum dunkel und vielfach umstritten. Mit nicht von der Hand zu weisenden Argumenten wird neuerdings sogar ihre Herkunft aus Alemannien behauptet. Wir werden aber sehen, daß gerade die Vielfalt der räumlichen und ethnischen Bezüge solche Adelsverbände prägte.
    In Alemannien begegnete Ruthard in mehreren Grafschaften und war, folgt man späteren und nicht immer einwandfreien Überlieferungen, an mehreren oberrheinischen Klostergründungen beteiligt (Arnoldsau, Schwarzach, Gengenbach, Schuttern, Ettenheimmünster). Dagegen bewahrte die spätere St. Galler Überlieferung die Negativbotschaft, Ruthard und Warin hätten Abt Otmar von St. Gallen (+ 16.11.759) in den Tod getrieben. Vielleicht wirkten sie bei den Bemühungen der karolingischen Herrschaft mit, die alemannische Klostergründung eigener Botmäßigkeit zu unterwerfen. Positiver gestaltete sich demgegenüber die Erinnerung an die beiden Administratoren Alemanniens im Kloster Reichenau, wo man Warin und Ruthard gar zu den eigenen Wohltätern rechnete.
    Will man Ruthard als (vielleicht kognatischen) Vorfahren Welfs und Judiths akzeptieren, so wird Kaiser LUDWIGS Brautwahl um so verständlicher. Denn Ruthard gehörte auf Grund seiner vielfältigen Bindungen im fränkischen Reich zur engeren Umgebung König Pippins, verfügte über beträchtlichen Besitz im ostrheinischen Gebiet und über Beziehungen nach St-Denis, Prüm und Fulda, vielleicht sogar nach Gorze. Im königlichen Auftrag hatte Ruthard gemeinsam mit Abt Fulrad von St-Denis Papst Stephan II. 753/54 zu jenem welthistorischen Treffen mit Pippin geleitet, auf dem das lange wirkende Bündnis von Papst und Franken-König begründet wurde.
    Um so nachdenklicher muß Ruthards Verschwinden aus der Überlieferung seit 769 stimmen. Vielleicht hatte er die fränkischen Konfiskationen in Alemannien zum eigenmächtigen Besitzerwerb benutzt? Jedenfalls traten er und seine Familie in der Regierungszeit KARLS DES GROSSEN (768-814) sogleich ins Quellendunkel. Und erst der dritte karolingische Herrscher LUDWIG DER FROMME, der sich programmatisch vom Vater absetzte, führte die Nachkommen Ruthards wieder glanzvoll in erneute Hofnähe. Gewiß - es ist nicht eindeutig zu entscheiden, ob hier Zufälle der Überlieferung oder politische Intentionen bei der Ausgestaltung der herrscherlichen Umgebungam Werk waren. Aber die Verknüpfung des Herzogs/Grafen Welf wie seiner Tochter Judith mit dem Vorfahren Ruthard beleuchtet den besonderen Rang einer Adelssippe mit weitgespannten Aktionsrahmen von Austrasien über Sachsen nach Alemannien und Bayern, typisch für die Zugehörigkeit zur aristokratischen Spitzengruppe. Mit ihren Herrschern verknüpfte sie Völker und Räume und gewährleistete als überschaubarer Personenverband das Funktionieren eines Großreichs von geringer Kohärenz in der Infrastruktur.
    Indes mag man nicht gar so achtlos Thegans Bericht von der Herkunft Welfs aus vornehmen bayerischen Adel beiseite schieben und mit geographischer Unkenntnis eines fränkischen Chroniste erklären. Schließlich handelt es sich um die einzige und dazu eindeutige Nachricht über die Abstammung, die wir aus dem 9. Jahrhundert besitzen. Nur schwerlich kann man sie mit allerlei weitläufig-luftigen besitz- und namengeschichtlichen Spekulationen vollends beiseite schieben. Wieder greifen wir nach Quellensplittern aus quellenarmer Zeit, um Geschichte nicht gegen die Überlieferung schreiben zu müssen. Denn nicht immer irrten die mittelalterlichen Schreiber, und nicht immer sind moderne Konstrukteuere klüger.
    Quellensplitter überliefern uns nicht die Taten der Bischöfe von Auxerre die Nachricht, daß sechs bayerische Große in den 30-er und 40-er Jahren des 8. Jahrhunderts auf Kosten der Kathedralkirche von Auxerre mit Besitz ausgestattet wurden? Noch zwischen 813 und 859/60 regierten in Auxerre drei Bischöfe aus einer Familie bayerischer Herkunft. Besaßen die welfischen Brüder und Neffen der Kaiserin Judith den westfränkischen Schwerpunkt ihrer Herrschaft nicht gerade in Auxerre? Vielleicht wurde er ihnen gar nicht erst später von KARL DEM KAHLEN zugewiesen, sondern war von den Vorfahren ererbt? Liegen nicht gerade hier besitzgeschichtliche Kontinuitäten vor, welche der emsige landesgeschichtliche Forschung in ihrer Fixierung auf Deutschland bisher nur in Alemannien oder Bayern suchte? Und gingen bei der Suche nach den welfischen Kognaten in Alemannien nicht die eigentlichen fränkischen Ursprünge der Agnaten in Auxerre, in St-Riquier, in der frühmittelalterlichen Francia (Franzien) zwischen Seine und Maas verloren?
    Die Fragezeichen müssen stehenbleiben. Doch soll die Hypothese im Gedächtnis haften bleiben, daß Judiths Vater Welf vielleicht ein Aristokrat mit Besitz von Bayern bis nach W-Franken war, Nachkomme eines im Auxerrois begüterten bayerischen Großen, Verwandter des alemannischen Grafen Ruthard, verheiratet mit einer sächsischen Adligen.

    819 oo 2. LUDWIG I. DER FROMME 16.4.778-20.6.843

    Kinder:
    - Gisela 819- nach 1.7.874
    836 oo Eberhard Markgraf von Friaul um 810- 866
    - KARL II. DER KAHLE 13.6.823-6.10.877

    Literatur:
    Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 155,166,169,227,288 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit.Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 92,193,202,229,254 - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 328 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987 Seite 102,275 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 28,43-46,56,59,63,67,71,80,83,95,109,111,117,119,128,134,148,150,181,260,421,446 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 58-63 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989, Seite 90 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 157 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 10 - Hlawitschka Eduard: Studien zur Äbtissinnenreihe von Remiremont. Buchdruckerei und Verlag Karl Funk, Saarbrücken 1963, Seite 36 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 89-94,97-102 - Lebe Reinhard: Ein Königreich als Mitgift. Heiratspolitik in der Geschichte. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1998, Seite 34,37,39 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963, Seite 241,243,245 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 408,419, 424,426,429,434,436,517- Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 183,185,191,196, 201,208,354 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 119,125-129,131,136-138, 146,158 - Schmid, Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 403,425-453 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 17,23,24,30,31,43,45-59,61,62,112,114,117 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan: Otto III. Heinrich II. Eine Wende? Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 277A - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 45,50-56,60,79 - Weinfurter Stefan: Heinrich II. Herrscher am Ende der Zeiten. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1999, Seite 201 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 426,429,444 - Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag Esslingen 1989, Seite 24 -


    Wikisource ADB: Judith

    Judith, zweite Gemahlin Kaiser Ludwigs des Frommen, welcher sich mit ihr nach dem im October 818 erfolgten Tode seiner ersten Gattin Irmingard im Winter 818/819 (nach einer Nachricht, im Februar 819) zu Aachen vermählte. Sie war die Tochter des Grafen Welf aus dem alten Hause der Welfen; ihre Mutter Eigilwich, welche später als Wittwe die Abtei Chelles bei Paris erhielt, gehörte einem vornehmen sächsischen Geschlechte an. Ihre Brüder hießen Konrad und Rudolf; ihre Schwester Hemma vermählte sich 827 mit ihrem jüngsten Stiefsohne Ludwig. – Es war wol hauptsächlich ihre überall einstimmig gepriesene, außerordentliche Schönheit, durch welche J. die Wahl des Kaisers, der eine große Anzahl von Töchtern edler Häuser bei der Brautschau in Augenschein genommen hatte, auf sich lenkte. Diese Schönheit wurde dadurch noch anziehender und bestrickender, daß sich mit ihr Anmuth, Liebreiz und Neigung zu Frohsinn und Scherz verbanden. Die Kaiserin war aber auch eine geistig hervorragende Frau, lebhaft und aufgeweckt, voll Sinn für Wissenschaft und Kunst und von ungewöhnlicher Bildung. Wir erfahren z. B., daß sie die Orgel spielen konnte, und die Förderung, welche Karl der Große wissenschaftlichen Bestrebungen hatte [656] angedeihen lassen, fand, soweit wir sehen können, weit mehr durch sie als durch ihren schwachen und trüben Gemahl eine Fortsetzung. Zum großen Theil lag die Veranlassung hierzu für J. auch in ihrer eifrigen Fürsorge für die Erziehung ihres Sohnes. So kam der Dichter Walahfrid Strabo in ihre Dienste, welcher an der Unterweisung Karls theilnahm und von der schönen und geistvollen Frau in hohem Grade angezogen worden zu sein scheint. Bischof Frechulf von Lisieux dedicirte der Kaiserin den zweiten Theil seiner Weltchronik, damit sie dieselbe zum Unterricht ihres Sohnes verwende. Raban widmete ihr seine Commentare zu den Büchern Judith und Esther. Auch Servatus Lupus trat zu ihr in nähere Beziehungen. – Von der größten Bedeutung wurde Ludwigs zweite Ehe aber für die Geschicke des Frankenreichs. Der beherrschende Einfluß, welchen J. nach der Natur beider Persönlichkeiten auf den Kaiser gewinnen mußte, drückt sich auch in den Urkunden, namentlich in späterer Zeit aus, in den Gunstbeweisen, welche sie erwirkte oder selbst empfing. So erhielt sie die Abtei St. Salvatore in Brescia. Man wandte sich an sie auch in politischen oder kirchlichen Angelegenheiten. Am 13. Juni 823 gebar die Kaiserin zu Frankfurt a. M. Karl (den „Kahlen“), nachdem sie ihren Gemahl, wie es scheint, schon früher mit einer Tochter, der nachmals mit dem Markgrafen Eberhard von Friaul verehelichten Gisla, beschenkt hatte. Wenn nun hiermit, um an ein Wort von Leibniz anzuknüpfen, eine verzehrende Fackel im Reiche der Franken entbrannte, so lag die Schuld daran nur halb an J., zur anderen Hälfte an den verhängnißvollen Umständen. Durch das Reichstheilungs- und Hausgesetz vom J. 817 war über das Reich und seine Zukunft verfügt; man darf es aber als natürlich anerkennen, daß die Kaiserin trotz dieses Gesetzes ihrem Sohne neben seinen Stiefbrüdern aus Ludwigs erster Ehe einen Antheil am Reiche zu verschaffen suchte. Zum entschiedenen Vorwurf gereicht ihr jedoch die ebenso hartherzige als ränkevolle Art und Weise, in der sie dies Ziel auf Kosten ihrer jüngeren Stiefsöhne verfolgt hat. J. hegte nämlich anfangs den Wunsch und kam auf diesen Gedanken trotz aller Wechselfälle und wiederholten Empörungen Lothars auch immer wieder zurück, in dem ältesten ihrer Stiefsöhne einen Beschützer und Verbündeten ihres Sohnes zu gewinnen. Deshalb machte man jetzt Lothar zu Karls Pathen und bewog ihn sich durch einen Eid zu verpflichten, daß er in die Ueberlassung eines Reichstheils an Karl willigen und denselben in dessen Besitz schützen wolle. Aber sogleich, nachdem dem erst 6jährigen Karl auf dem Wormser Reichstage im J. 829 ein solcher Antheil (Alamannien nebst dem Elsaß, Currätien und einem Theile von Burgund) vom Vater verliehen worden war, kam es zum Bruch. Die Stiefbrüder Karls waren darüber erbittert, auch Lothar, der jetzt unter der Kaiserin feindlichen Einflüssen stand. Es waren zwei früher mächtige Große, Graf Matfrid von Orleans und Graf Hugo von Tours, Lothars Schwiegervater, welche aus dem Grunde oder vielleicht auch nur unter dem Vorwande eines durch ihre Saumseligkeit und Muthlosigkeit schimpflich verfehlten Zuges nach der spanischen Mark abgesetzt worden waren und Lothar nun zum Werkzeuge ihrer Rache erkoren. Auch schien man schon befürchtet zu haben, daß die letzten Absichten der Kaiserin dahin zielen möchten, ihren Sohn zum eigentlichen Nachfolger ihres Gemahls zu machen. Lothar wagte zwar noch nicht offen sein Gelöbniß zurückzunehmen und dem Geschehenen zu widersprechen, aber man fand sich doch veranlaßt, ihm die Mitregentschaft, welche ihm seit einigen Jahren auf Grund des Gesetzes von 817 eingeräumt war, zu entziehen und ihn wieder nach Italien zu schicken, vielleicht in der Absicht, ihn künftig auf dies Unterkönigreich zu beschränken. Da der Hof indessen bei der wachsenden Gährung unter den Großen und den immer greller hervortretenden allgemeinen Mißständen im Reiche durchaus einer kräftigen Stütze bedurfte, so wurde der Graf Bernhard von Barcelona [657] als Kämmerer an denselben berufen. Dies Amt war mehr nur die Form, unter welcher Bernhard die Zügel des Reichs übernehmen sollte; auch die Obhut über den jungen Karl wurde ihm übertragen. Allein die Hoffnungen, welche J. auf den kecken Grafen gesetzt, wurden vollkommen getäuscht; Bernhard’s unbesonnenes und rücksichtsloses Auftreten diente vielmehr nur dazu, alsbald die offene Empörung herbeizuführen. Die Gegner haben Bernhard und J. überdies eines ehebrecherischen Verhältnisses geziehen – eine Beschuldigung, welche die ihr entgegengesetzten entschiedenen Ableugnungen zwar nicht widerlegen, die aber auch keineswegs als sichere Thatsache gelten darf. Andere Behauptungen gehen insofern noch weiter, als sie die Kaiserin beschuldigen, ihrem Gemahl, als dieser alterte, vielfach untreu geworden zu sein, während selbst von dieser Seite zugestanden wird, daß ihr Verhalten während der ersten Zeit der Ehe zu keinem Tadel Anlaß gegeben habe. Bei der Empörung im J. 830 wurde J. in ein Kloster in Poitiers gesperrt; auch ihren Brüdern erging es ähnlich. Nachdem jedoch Ludwig die Herrschaft wieder gewonnen hatte, legte sie auf dem Aachener Reichstage im Februar 831, wo kein Kläger gegen sie aufzutreten wagte, den Reinigungseid ab und wurde in ihre Rechte als Gattin und Kaiserin wiedereingesetzt, da Papst und Bischöfe entschieden hatten, daß ihr erzwungener Eintritt ins Kloster dem nicht entgegenstehe. Namentlich von jetzt an, wo Judith’s alter Einfluß sich von Neuem und sogar in gesteigertem Grade geltend machte, sehen wir die Politik des Kaisers gegen seine beiden jüngeren Söhne aus erster Ehe gerichtet; besonders gegen Pippin, welcher an der Empörung von 830 den Hauptantheil gehabt hatte und wol auch nach Persönlichkeit und Machtstellung die wenigste Rücksicht zu erfordern schien. Man suchte sich der Person und des Reichs desselben zu bemächtigen, Aquitanien wurde (832) an Karl verliehen, aber das damalige Unternehmen gegen Pippin endigte kläglich. Bei der großen Katastrophe vom J. 833 auf dem „Lügenfelde“ bei Colmar wurde die Kaiserin zuerst nach den Zelten des jüngeren Ludwig gebracht, dann nach Tortona in Italien in Gefangenschaft geschleppt, jedoch im folgenden Jahre von den Anhängern des Kaisers, die Grund hatten zu fürchten, daß ihr Leben von den Feinden bedroht sei, befreit. Walahfrid schildert in einem sehr anziehenden Gedichte, wie ein gewisser Ruodbern mit größter Hingebung unter vielen Schwierigkeiten und Gefahren heimlichen Verkehr zwischen der gefangenen Fürstin und ihrem Gemahl vermittelte und ihre Befreiung vorbereitete. Dann ließen der Bischof Ratold von Verona (der seine Treue gegen den Kaiser schon bei einer früheren Gelegenheit bewährt hatte), der Markgraf Bonifacius von Tuscien, Pippin, ein Sohn des Königs Bernhard von Italien u. A. die Kaiserin befreien und brachten sie nach Aachen in die Arme ihres Gemahls –, „ein erwünschtes Geschenk“, wie der Geschichtschreiber Nithard sich ausdrückt. Im J. 837 wagte man Karl wieder einen Reichstheil zu überweisen, welcher die gesegnetsten Provinzen umfaßte. Während dann dem jüngeren Ludwig der größte Theil seiner Länder abgesprochen wurde, Karl nach seiner Wehrhaftmachung auch noch die Herrschaft in einem Theile Neustriens erhielt und Pippin gegen Ende des J. 838 starb, erfolgte 839 zu Worms die schon früher angebahnte, aber wieder rückgängig gewordene Aussöhnung mit Lothar und damit die vollständige Rückkehr zu Judith’s alter Politik, welche durch die Theilung des Reichs (mit Ausnahme von Baiern) zwischen Lothar und Karl besiegelt wurde. Auch Aquitanien mit seinen Nebenländern war hiermit wieder Karl zugewiesen worden und J. begleitete nebst ihrem Sohn den Gemahl, als derselbe nach Aquitanien zog, um seinen Enkel Pippin II. dieses Reiches zu berauben. Der Kaiser sandte beide nach Poitiers voraus, während er sich vergeblich bemühte die Anhänger Pippin’s zu unterwerfen und sich dann ebenfalls zum Winter nach jener Stadt zurückzog. Als ihn im [658] nächsten Jahre die abermalige Erhebung Ludwigs des Deutschen trotz seiner Krankheit zu einem neuen Zuge gegen denselben nöthigte, ließ er die Kaiserin und Karl mit einer Heeresabtheilung in Poitiers zurück. So war J. von ihm fern, als er am 20. Juni 840 auf der Rheininsel bei Ingelheim starb. In dem Kriege zwischen den Söhnen Ludwigs des Frommen tritt die Kaiserin noch einmal hervor; sie stieß im Sommer 841 vor der Schlacht bei Fontenoy mit den nördlichen Aquitaniern in Chalons an der Marne zu Karl. Sie starb am 19. April 843 zu Tours und wurde auch dort im Martinskloster bestattet. Ihr Ende war kummervoll; es macht einen tragischen Eindruck, wenn man liest, daß diese Mutter, deren Leben aus rastlosen Bestrebungen und schweren Leiden um ihres Sohnes willen bestanden hatte, zuletzt von eben diesem Sohne all ihres Besitzes beraubt worden war, mochte derselbe das auch nur aus Noth gezwungen gethan haben.
    Simson, Jahrbücher des fränkischen Reichs unter Ludwig dem Frommen, I. II. Leipzig 1874, 1876. Dümmler, Geschichte des ostfränkischen Reichs, I. Berlin 1862. Ebert, Allgem. Geschichte der Litteratur des Mittelalters im Abendlande, II. Leipzig 1880.



    Begraben:
    St. Martin

    Judith heiratete von Franken, Ludwig I. in 819. Ludwig (Sohn von von Franken, Karl der Große I. und Hildegard) wurde geboren am 16 Apr 778 in Chasseneuil-du-Poitou [86360],Vienne,Poitou-Charentes,Frankreich; gestorben am 20 Jun 840 in Ingelheim am Rhein [55218],Mainz-Bingen,Rheinland-Pfalz,Deutschland; wurde beigesetzt in Metz [57000],Moselle,Lothringen,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 24. von Franken, Gisela  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 819; gestorben nach 1 Jul 874; wurde beigesetzt in Cysoing [59830],Nord,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich.
    2. 25. von Franken, Karl II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 13 Jun 823 in Frankfurt am Main [60311],Hessen,Deutschland; gestorben am 6 Okt 877 in Avrieux [73500],Savoie,Rhône-Alpes,Frankreich; wurde beigesetzt in Nantua [01130],Ain,Rhône-Alpes,Frankreich.

  5. 18.  Hemma Graphische Anzeige der Nachkommen (13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 808; gestorben am 31 Jan 876 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Ostfrankenreich; Ostfränkische Königin

    Notizen:

    Hemma Ostfränkische Königin
    808-31.1.876 Regensburg Begraben: St. Emmeran (nach fälschlicher Überlieferung im Kloster Obermünster), Regensburg
    Jüngere Tochter des Grafen Welf und der Sächsin Eigilwicha (Heilwich)

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2128

    Hemma, Königin des ostfränkischen Reiches
    * um 808, + 31. Januar 876
    Begraben: St. Emmeran (nach fälschlicher Überlieferung im Kloster Obermünster), Regensburg
    oo 827 Ludwig der Deutsche, wohl Regensburg
    7 Kinder:
    darunter Karlmann
    Ludwig III. der Jüngere
    KARL III. DER DICKE

    Tochter des fränkischen Grafen Welf und der edlen Sächsin Eigilwich/Heilwich, mit denen der Aufstieg der WELFENbeginnt, deutlich markiert durch die Ehe Kaiser LUDWIGS DES FROMMEN mit Judith, der Schwester Hemmas. Hemma hat wiederholt, meist in Regensburg, in Urkunden Ludwigs des Deutschen interveniert (DLdD 110,128,141,161; mehrere Spuria), am interessantesten ist ihre Intervention für die Marienkapelle in Regensburg, neben Frankfurt einem Zentrum der Hofkapelle Ludwigs des Deutschen.

    Literatur:
    LCI VI, 494 - Dümmler² - K. Bauch, Das ma. Grabbild, 1976, 101.

    Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 330

    Hemma, deutsche Königin
    * um 810, + 31.1.876 Regensburg
    Vater: Graf Welf I. von Altdorf
    Mutter: Eigilwi
    oo 827 König Ludwig der Deutsche

    Erhielt 833 von ihrem Gatten das Kloster Obermünster in Regensburg, der es für das Kloster Mondsee eintauschte.
    Ausbau von Obermünster durch sie.
    Nach Schlaganfall stumm.
    Mutter von:
    Karlmann
    Ludwig III.
    KARL III. und den
    Äbtissinnen Hildegard (Schwarzach)
    Irmgard (Frauenchiemsee) und
    Bertha (Schwarzach).

    Literatur:
    S. Rösch, Caroli Magni Progenies, 1977.

    Große Frauen der Weltgeschichte: Seite 218

    Königin Hemma
    um 808-31.1.876
    Der berühmte bayerische Geschichtsschreiber Johannes Thurmair, nach seinem Geburtsort Abensberg auch Aventius genannt, sah noch um das Jahr 1500 in dem Grabmal, dessen königliches Haupt in nebenstehender Zeichnung wiedergegeben ist, das Denkmal jener Uta, welche die Gemahlin des deutschen Kaisers ARNULF VON KÄRNTEN gewesen ist, des Siegers über die Normannen. Erst in neuerer Zeit glaubt man das steinerne Bildnis als das Antlitz der Königin Hemma deuten zu dürfen, die nach fast 50-jähriger, glücklicher Ehe mit dem ostfränkischen König Ludwig dem Deutschen - einem Enkel Kaiser KARLS DES GROSSEN - in Regensburg gestorben ist und auch dort beigesetzt wurde; nach einigen Quellen in Obermünster, nach anderen in Sankt Emmeran. Mit gutem Recht hat man das Bildnis dieser Königin - wir wissen von ihr, daß sie das Kloster Obermünster in Regensburg gründete und daß sie die Mutter der seligen Irmgard war, der Stifterin des Klosters Frauenchiemsee - das schönste Frauengesicht der deutschen mittelalterlichen Plastik genannt; steht doch die herrliche Arbeit offenkundig in der glorreichen Tradition, die sich von der deutschen Bilderkunst des 13. Jahrhunderts - aus Bamberg, Straßburg und Naumburg - herleitet. Auch die Kunstgeschichte kennt nicht den Namen des genialen Gestalters, der dies wahrhaft adelige Antlitz geformt hat und der königlichen Frau als Sinnbild der Majestät den Reichsapfel in die zagen Hände gab, den sie und ihr Gemahl in Wirklichkeit nie getragen haben. Das Grabmal ist um das Jahr 1300 entstanden, also über 400 Jahre nach dem Tode Hemmas und ihres Gemahls, des großen deutschen Königs, dem das erste Christenepos deutscher Sprache von Otfried geschenkt worden ist. Die Plastik war früher wohl Deckplatte einer Tumba; heute ist sie aufrechtstehend in eine Wandnische der Kirche Sankt Emmeran zu Regensburg eingemauert, zum ehrenden Gedenken an die deutsche Frauen und Königin, die noch im Totenmal von der edlen Fülle des Lebens zeugt, das ihr einmal innewohnte.

    Konecny Silvia: Seite 135, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Ludwig der Deutsche heiratete 827 Hemma, eine WELFIN und Schwester Judiths, obwohl auf Betreiben seiner Stiefmutter. Der Chronist betont die Rechtmäßigkeit des Eheschlusses. Deren vornehmlichstes Zeichen war die Dotation im "kanonisch"-rechtlichen Sinne. Hemmas Stellung als Gattin Ludwigs des Deutschen stand überhaupt völlig außer Streit. Ludwig der Deutsche war einer der wenigen karolingischen Herrscher, die nur eine einzige Ehepartnerin hatten, oder zumindest keine Nachkommen aus einer anderen Verbindung. Hemma wurde gelegentlich der Titel einer Königin zuerkannt. Seit wann dies der Fall war, steht jedoch nicht fest. Eine Krönung dürfte Hemmas Königswürde jedenfalls nicht begründet haben.

    Rappmann Roland/Zettler Alfons: Seite 429, "Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter"

    HEMMA
    + 31.1.876
    Necr. B 31.1. "Hemma regina", Gemahlin Ludwigs des Deutschen

    Literatur:
    Dümmler, Geschichte des ostfränkischen Reiches 1 Seite 26, 2 Seite 424f.; BM² 1338f.; Werner, Nachkommen Tafel Nr. III/14; Konecny, Die Frauen Seite 95, Seite 135; Lexikon des Mittelalters 4 Spalte 2128; Die Klostergemeinschaft von Fulda 2,1 K 11. Zum Todestag: Dümmler, ebd. Seite 425 Anm. 1; MGH Necr. 3 Index Seite 461 mit weiteren Necrologbelegen; BM² 1517h.

    Hemma, Tochter des Grafen Welf und Schwester der Gemahlin LUDWIGS DES FROMMEN, Judith, war die Gemahlin König Ludwigs des Deutschenund Mutter des der Reichenau eng verbundenen Kaisers KARL III.
    Zu den Gedenkbucheinträgen mit Hemma siehe Libri confrat. Seite 546 und Tellenbach, Welfen Seite 335ff.

    Schieffer Rudolf: Seite 120, "Die Karolinger"

    Wenn schließlich 827 auch noch Hemma, Judiths jüngere Schwester, dem Kaisersohn Ludwig, einstweiligem Unterkönig von Bayern, angetraut wurde, so kündigten sich zugleich bereits die Gefahren für die innere Machtbalance an, die in allzu starkem Hervortreten einzelner Adelssippen lagen.

    Schneidmüller Bernd: Seite 23,50,51,59, "Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung."

    Tatsächlich war die Familie durch die Heirat von Judith und Hemma, den Töchtern Welfs, mit Kaiser LUDWIG DEM FROMMEN und König Ludwig II. ("dem Deutschen") in die Geschichte eingetreten.
    So betrachtet, muß die Hochzeit Kaiser LUDWIGS DES FROMMEN mit der WELFIN Judith 819 nicht mehr als Startschuß familiären Aufstiegs, sondern nur noch als bemerkenswertes Indiz adliger Königsnähe und fränkischer Handlungsbreite gelten. Das Netz wurde bald dichter geknüpft, als Welfs zweite Tochter Hemma 825/27 Ludwig II. heiratete. Damit ehelichte die Schwester der welfischen Kaiserin deren Stiefsohn; Hemma war jetzt Stiefschwiegertochter der eigenen Schwester.
    Der Mitkaiser LOTHAR hob nämlich seinen Halbbruder KARL aus der Taufe und übernahm damit eine besondere Verantwortung. In diese Suche nach Konsens gehört gewiß auch das Ehebündnis Ludwigs II. mit Hemma, der Schwester Kaiserin Judiths, im Jahr 825/27.
    Als "halber WELFE" blieb dieser Sohn Judiths noch im Bewußtsein schwäbischer Nachgeborener des 12. Jahrhunderts präsent. Dagegen "vergaß" man die gleichwertige Blutsverwandtschaft mit den Nachfahren König Ludwigs II. und der WELFIN Hemma (+ 876).

    827 oo Ludwig II. der Deutsche König des Ostfränkischen Reiches, 804-28.8.876

    Kinder:
    - Ludwig III. der Jüngere 835-20.1.882
    - Hildegard Äbtissin von Schwarzbach und Zürich 828-23.12.856
    - Ermengard Äbtissin von Buchau und Chiemsee (857-866) - 16.7.866
    - Gisla
    - Bertha Äbtissin von Schwarzbach und Zürich (856-877) - 26.3.877
    - Karlmann 830-29.9.880
    - KARL III. DER DICKE 839-13.1.888

    Literatur:
    Black-Veldtrup Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 1995, Seite 287 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 160,169,227,289 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 61 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 28,169,422,755,821,833,861-863,873 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987, Seite 103 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 95,135 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963, Seite 156, 241-245 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 167,368,425,430-432, 434,456- Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin KKöln 1992, Seite 120,166,171 - Schmid, Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 425, 439 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 23,50,51, 59,61,63,117 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 51,60,67 -

    Begraben:
    St. Emmeran

    Hemma heiratete von Franken, Ludwig II. in 827. Ludwig (Sohn von von Franken, Ludwig I. und Irmingard) wurde geboren in 805/806 in Aquitanien,Frankreich; gestorben am 28 Aug 876 in Frankfurt am Main [60311],Hessen,Deutschland; wurde beigesetzt in Lorsch Kloster [64653],Bergstraße,Hessen,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 26. von Chiemsee, Ermengard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 831 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland; gestorben am 16 Jul 866 in Frauenchiemsee (Kloster),Bayern,Deutschland.
    2. 27. von Franken, Gisela  Graphische Anzeige der Nachkommen
    3. 28. von Franken, Bertha  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 833/839; gestorben am 26 Mrz 877 in Zürich [8000],Zürich,Schweiz.
    4. 29. von Franken, Hildegard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 828; gestorben in 856/859.
    5. 30. von Franken, Karlmann  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 830; gestorben am 22 Sep 880 in Altötting [84503],Altötting,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Altötting [84503],Altötting,Bayern,Deutschland.
    6. 31. von Franken, Ludwig III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 835 in Bayern,Deutschland; gestorben am 20 Jan 882 in Frankfurt am Main [60311],Hessen,Deutschland; wurde beigesetzt in Lorsch Kloster [64653],Bergstraße,Hessen,Deutschland.
    7. 32. von Franken, Karl III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 839; gestorben am 13 Jan 888 in Neudingen [78166],Schwarzwald-Baar-Kreis,Baden-Württemberg,Deutschland; wurde beigesetzt in Reichenau [78479],Konstanz,Baden-Württemberg,Deutschland.


Generation: 8

  1. 19.  Welf I. Graphische Anzeige der Nachkommen (14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) gestorben vor 876.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Linzgau,Baden-Württemberg,Deutschland
    • Titel/Amt/Status: Argengau,Baden-Württemberg,Deutschland; Graf im Argen- und Linzgau

    Notizen:

    Welf I. Graf im Linz- und Argengau - vor 876
    Sohn des Grafen Konrad I. der Ältere im Argen- und Linzgau aus dem Hause der WELFEN und der Adelheid von Tours, Tochter von Graf Hugo

    Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 2143, Welf I., Graf in Alemannien

    Gilt als Sohn des WELFEN Konrad (+ nach 862) und nach der welfischen Hausgeschichtsschreibung des 12. Jahrhunderts als Vater eines Eticho und Großvater Heinrichs "mit dem goldenen Wagen", welche die Linie der süddeutschenWELFEN fortsetzten.
    Bis in die Mitte des 9. Jahrhunderts ist Welf als Graf nördlich des Bodensees, im Linz-, Argen- und Alpgau bezeugt, er verlor aber diese Position im Reich König Ludwigs des Deutschen offensichtlich im Zusammenhang mit der Parteinahme seiner mutmaßlichen Brüder Konrad und Hugo für ihren Vetter König KARL DEN KAHLEN im Jahre 858.

    Thiele, Andreas: Tafel 28, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"
    WELF I. + vor 876
    Sohn des Grafen Konrad I. in Schwaben, Bruder des französischen Regenten Abt Hugo
    Graf im Linz-und Argengau

    Welf I. ist der Stammvater der deutschen WELFEN. Er wurde Mitregent seines Vaters, da sich dieser verstärkt ins westliche Frankenreich hin orientierte. Er wechselte nicht wie dieser 859 offen die Seite und fiel so ganz der Rache König Ludwigs II. des Deutschen anheim. Er wurde nach 859 nicht mehr als Graf aufgeführt, mußte in den schwäbischen Grafschaften den UDALRICHEN Platz machen, den Nachkommen der alten alemannischen Herzöge, die später Grafen von Bregenz, Buchhorn und Pullendorf wurden.

    oo N. VON BUCHAU,
    Tochter des mächtigen Grafen Ato von Buchau und im Eritgau, Graf in der Baar und Vogt von Buchau und dessen Erbin, durch die Mutter Nachkommin KARLS DES GROSSEN (vgl. Aquitanien II)

    Fleckenstein Josef: Seite 124, "Die Herkunft der Welfen"

    Welfo, ein Angehöriger des Geschlechts, erschien als Graf in den schwäbischen Gauen wechselseitig urkundlich mit Konrad dem Älteren, seitdem dieser sich bald stärker dem Westen des Reiches widmete. Welf wurde am 14. Mai 858 im Argengau zum letztenmal urkundlich erwähnt. Er tauchte nach dem Frontwechsel der WELFEN im Jahre 859 nicht im Westreich auf und begründete somit den süddeutschen Zweig der WELFEN.
    Es ist nicht anders möglich, als dass Welf (und in seiner Nachfolge die süddeutschen WELFEN), obgleich er in Schwaben an der Schwenkung seiner Angehörigen, die sich offensichtlich um ihres eigenen Vorteils willen über seine Interessen rücksichtslos hinweggesetzt hatten, nicht beteiligt gewesen sein kann, für sie bei Ludwig dem Deutschen ihr Schuldkonto begleichen mußte. Er war es demnach, der verlor, was jene im Westen gewonnen hatten. Und dieses ungleiche Geschäft riß offenbar das Geschlecht entzwei.
    Die WELFEN konnten sich in der Folgezeit nicht in der führenden Reihe des Adels im Teilreich Ludwigs des Deutschen behaupten. Seit dem welfischen Schlag gegen Ludwig den Deutschen, nach dem sofort die ULRICHE wieder im Argengau, Linzgau, Alb- und Rheingau als Grafen hervortraten, ist ihre Verbindung zum Königtum gerissen. Weder KARL III., dessen Mutter Hemma doch selbst eine WELFIN war, noch ARNULF zogen sie wieder heran. Vom Königshof ausgeschlossen, ohne Verbindung mit dem machtvollen Zweig in Burgund, waren sie völlig auf sich selbst zurückgeworfen - und damit setzt jede gleichzeitige Überlieferung aus. Das Geschlecht wird erst für die Zeit um 900 wieder einigermaßen faßbar.

    Schneidmüller Bernd: Seite 63,71,116,117, "Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung."

    Im Osten wurden die Ereignisse von 858/59 zur entscheidenden Zäsur. Für Jahrzehnte verschwand die WELFEN-Familie aus der Überlieferung, fern der Könige und der Geschichte. Die genealogische Abkunft der späteren WELFEN in Schwaben von Konrad dem Älteren und vielleicht seinem Sohn Welf I. sind nur erschlossen, auch wenn Namen- und Besitzkontinuität die biologische Fortdauer der WELFEN im Raum nördlich des Bodensees nicht unwahrscheinlich machen. Doch jede Geradlinigkeit ist vom Vergessen der WELFEN verschüttet.
    Vielleicht sorgten Hugos Bruder Welf und sein Vetter Rudolf für Kontinuität von Geschlecht und Besitz in Alemannien und Rätien.
    Doch die erzählten Geschlechterfolgen des 12. Jahrhunderts von Welf, Eticho, Heinrich und Rudolf überspannten zwei Jahrhunderte in vier Generationen. Sie bezeugen die Realität frühmittelalterlichen Vergessens.
    Leider gehend diese Quellen mit dem ausgehenden 9. Jahrhundert und mit ihnen unser Wissen dramatisch zurück. Immerhin hat die prosopographische Forschung lückenhaft zwischen 842 und 852/58, vielleicht auch erst 849/50 bis nach 852, einen Grafen Welf am Nordufer des Bodensees nachweisen können. Er amtierte im Linzgau, im Alpgau, vielleicht im Argengau. Wegen seines Namens wurde er für die WELFEN in Anspruch genommen, vielleicht ein Sohn Konrads I. des Älteren. Welfs Option beim Parteiwechsel der Söhne Konrads zu KARL DEM KAHLEN 858/59 blieb unbekannt; er verschwand vielmehr aus den Quellen. Freilich erhielt sich der Name Welf in der gleichen alemannischen Besitzlandschaft. Das läßt auf eine Herkunft vom karolingerzeitlichen Grafen Welf schließen. Ihn, der im Zwist mit König Ludwig II. königsfern geworden war, nahm man als Stammvater der süddeutschen WELFEN in Anspruch.

    849 oo (Willa) von Buchau, Tochter des Grafen Ato, um 833-
    Kinder:
    - Konrad III. Graf im Linzgau 903-913
    - Eticho I. (Ato) um 849- wohl 907

    Literatur:
    Ay, Karl-Ludwig/Maier, Lorenz/Jahn Joachim: Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft. Universitätsverlag Konstanz GmbH 1998 Seite 59,62,64,100-103 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 147,167-169,189,228,259,290 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984 Seite 193-195,242,255 - Fleckenstein Josef: Über die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in Süddeutschland. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seite 124 - Jordan, Karl: Heinrich der Löwe, Deutscher Taschenbuch Verlag 1993 Seite 3 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 62,63,71,116,117,120 - Tellenbach Gerd: Exkurs Über die ältesten Welfen im West- und Ostfrankenreich. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seite 335-340 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 28 -


  2. 20.  Hugo Graphische Anzeige der Nachkommen (14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) gestorben am 12 Jun 886.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Tours [37000],Indre-et-Loire,Centre-Val de Loire,Frankreich; Graf von Angers und Tours
    • Titel/Amt/Status: Neustrien,Frankreich; Markgraf von Neustrien
    • Beruf: 864-866, Köln [50667],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; Erzbischof

    Notizen:

    Hugo "der Abt" Erzbischof von Köln (864-866)
    Graf von Angers und Tours, Markgraf von Neustrien
    -12.6.886

    Jüngerer Sohn des Grafen Konrad I. im Linz- und Argengau aus dem Hause der WELFEN und der Adelheid von Tours, Tochter von Graf Hugo

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 159, Hugo Abbas + 886

    Aus dem westfränkischen Zweig der WELFEN (Vetter Kaiser KARLS DES KAHLEN), zunächst Laienabt von St-Germain d'Auxerre, rückte nach dem Tod Roberts des Tapferen in dessen herausragende Stellung in Neustrien ein. Als fähiger Heerführer ordnete er die Normannenabwehr und nutzte nach dem Tod KARLS DES KAHLEN (877) den Rangverlust seines Rivalen Gauzlin. Nach dem Wiedererstarken der RORGONIDEN und ROBERTINER mußte Hugo Abbas freilich 880 den Vertrag von Ribemont mit dem ostfränkischen Königtum und der Reichsteilung von Amiens (zwischen Ludwig III. und Karlmann) zustimmen. Faktischer Herr im Reich Karlmanns, nach Ludwigs Tod 882 zeitweise im ganzen westfränkischen Reich, trat Hugo Abbas seit 884 gegenüber Gauzlin und dem ROBERTINER Odo mehr und mehr zurück. Hugos Tod machte den Weg für den Aufstieg der ROBERTINER frei, die ihre Grafschaft Paris mit Hugos neustrischem Herrschaftskomplex vereinen konnten.

    Literatur:
    K. v. Kalckstein, Abt H. aus dem Hause der Welfen ..., Forsch. zur dt. Gesch. 14, 1874, 37-128 - K.F. Werner, Gauzlin v. St. Denis und die wfrk. Reichsteilung v. Amiens ..., DA 35, 1979, 395-462 - Ders., Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000, 1989, 444ff.

    Hugo "der Abt" war 864-866 Erzbischof von Köln, wich vor König Ludwig II. dem Deutschen und begab sich in die Dienste seines Cousins KARL II. VON FRANKREICH. Er wurde Graf von Tours und Angers, Abt von Tours und Marmoutiers und Laienabt vieler anderer französischer Klöster und markierte einen Höhepunkt seiner Familie im Frankenreich. Er wurde auch Markgraf von Neustrien und löste in dieser Position die minderjährigen ROBERTINER-KAPETINGER ab. Er wurde durch die raschen Thronwechsel und minderjährigen Könige führend in der französischen Politik und kämpfte erfolgreich gegen die Normannen. Er genoß in ganz Europa als in Frankreich beherrschende Persönlichkeit größtes Ansehen. Er verkörperte völlig das Prinzip der karolingischen Legitimität und stützte die Anrechte der Nachkommen Kaiser KARLS II. DES KAHLEN. Er blieb auch unter dem letzten fränkischen Gesamtkaiser KARL III. DER DICKE eigentlicher Herrscher in Frankreich und gab kurz vor seinem Tode einen Teil der Macht zurück und restituierte voll die ROBERTINER-KAPETINGER.

    Literatur:
    Ay, Karl-Ludwig/Maier, Lorenz/Jahn Joachim: Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft. Universitätsverlag Konstanz GmbH 1998 Seite 59 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 36,67,77,86,88 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 15 - Hartmann, Wilfried: Ludwig der Deutsche. Primus Verlag 2002 Seite 52 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 70,222-224, 232-235,237,240 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 235,245,256,277 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 158,163,168,172,174,180,183,185 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 62,66,117 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 444,502 -


  3. 21.  von Auxerre, Konrad II. Graphische Anzeige der Nachkommen (14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) gestorben vor 876.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Transjuranien,Burgund,Frankreich; Dux in Transjuranien
    • Titel/Amt/Status: Auxerre [89000],Yonne,Burgund,Frankreich; Graf von Auxerre

    Notizen:

    Konrad II. Graf von Auxerre
    Dux in Transjuranien
    + vor 876
    Sohn des Grafen Konrad I. von Auxerre (+ 862) aus dem Hause der WELFEN und der Adelheid von Tours, Tochter von Graf Hugo; Neffe von Kaiser LOTHAR I.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Seite 1348, Konrad, Dux in Transjuranien um 870

    Stammvater der burgundischen RUDOLFINGER, die mit Konrads Sohn Rudolf I. 888 das Königreich Burgund begründeten.

    Durch seinen Vater Konrad den Älteren ein Neffe der Kaiserin Judith, zudem Bruder des Hugo Abbas (sogenannter westfränkischer WELFE), ist Konrad um 860 als Graf von Auxerre bezeugt. Er war damals mit einer gewissen Walderada verheiratet und wird noch 863/64 als propinquus KARLS DES KAHLEN bezeichnet, den er 858/59 gegen Ludwig II. von O-Franken unterstützt hatte. Bald darauf muß er aber in Ungnade gefallen sein, sich an den Hof Lothars II. begeben haben und durch dessen Vermittlung vovon KAISER LUDWIG II. VON ITALIEN, dem älteren Bruder Lothars II., mit Transjuranien betraut worden sein. Diesen alten Dukat zwischen Jura und Alpen, also das Land um Genf, Lausanne und Sitten, hatte Lothar II. schon 859 seinem Bruder abgetreten. Faktisch herrschte dort ohnehin nicht Lothar selbst (bzw. LUDWIG II.), sondern Lothars mächtiger, mit ihm verfeindeter Schwager Hukbert von St. Maurice, den Konrad noch 864 bei Orbe besiegte. Konrad, dessen Todesjahr unbekannt ist, vererbte seine neue Herrschaft vor 878 seinem Sohn Rudolf, der damals erstmals als Graf und (Laien-)Abt von St. Maurice d'Agaune begegnet. Möglicherweise war auch Konrad in der Nachfolge Hukberts schon Laienabt dieser mit der neuen Dynastie besonders eng verbundenen Abtei.

    Quellen und Literatur:
    RI I/3, 1991, Nr. 179 und 228 - Recueil des Actes de Charles II le Chauve, ed. G. Tessier, II, Nr. 260 f., 269f. - R. Poupardin, Leroyaume de Bourgogne (888-1038), 1907 - E. Hlawitschka, Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), 1960, 214 f.

    Konrad II. diente dem königlichen Vetter KARL II. DEM KAHLEN und wurde Graf von Auxerre, Genf, Lausanne und Sitten. Er geriet in schroffen Gegensatz zu Hukbert von Transjuranien und wurde nach der Schlacht bei Orbe 864 Markgraf von Transjuranien und Laienabt von St. Maurice, dem geistlichen Zentrum von Burgund. Er schuf die Grundlagen für den Aufstieg des Sohnes.

    Schieffer Rudolf: Seite 163, "Die Karolinger"

    Dort schritt KARL DER KAHLE sogleich mit Waffengewalt gegen Graf Gerhard von Vienne, seinen alten Feind, ein und ersetzte ihn durch seinen neuen Schwager Boso, während im nördlich angrenzenden Raum zwischen Jura und Alpen, der unverändert zum Reich Ludwigs II. gehörte, schon seit längerem der WELFE Konrad, wie sein Bruder Hugo der Abt ein Vetter KARLS DES KAHLEN, dominierte, nachdem er 864 Hukbert bezwungen und getötet hatte.

    Schneidmüller Bernd: Seite 62,63,66,70,78, "Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung."

    Und die Annalen von Ste-Colombe/Sens feierten die Laienäbte Welf, Konrad und Hugo aus der nächsten welfischen Generation als "Abt von königlicher Herkunft", als "allerchristlichsten Grafen" oder als "obersten Kleriker bei Hof" wie als Statthalter im Reich gleich nach dem König.
    Als Adelsgruppen um die ROBERTINER und die RORGONIDEN 858 gegen KARL II. dessen Bruder Ludwig II. ins Westreich riefen, gehörten wohl auch Konrad (der Jüngere) und Hugo, Söhne Konrads (des Älteren), zu den Parteigängern des O-Franken. Ludwig übte bereits die Regierungsgeschäfte im Westen aus und sandte die beiden WELFEN, immerhin die Neffen seiner Gemahlin Hemma, zur Beobachtung KARLS II. nach Burgund. Da wechselten die beiden WELFEN die Partei. Zusammen mit Erzbischof Hinkmar von Reimims organisierten sie den Widerstand gegen den ostfränkischen Zugriff aufs westfränkische Reich, rieten ihrem Vetter KARL II. zu raschem Angriff gegen den unbesorgten Ludwig II. und zwangen ihn 859 zu überstürzter Flucht. Die Herrschaft KARLS II. im westfränkischen Reich war damit gerettet. Der Friede von Koblenz legte 860 den Konflikt zwischen den königlichen Brüdern bei.
    Das Verhalten der beiden welfischen Brüder war klar genug. Ob es sich um eine Reaktion auf die allmähliche Aushöhlung welfischer Rechte an den alemannischen Grafschaften vor 858/59 handelte oder ob Ludwig II. den WELFEN nach ihrem "Verrat" 859 ddie Herrschaft wegnahm, kann nicht eindeutig entschieden werden. Unmittelbar nach 859 mußten sie jedenfalls ihre politische Zukunft hauptsächlich im West- und Mittelreich suchen. Im Osten wurden die Ereignisse von 858/59 zur entscheidenden Zäsur: Für Jahrzehnte verschwand die WELFEN-Familie aus der Überlieferung, fern der Könige und ihrer Geschichte. Die genealogsche Abkunft der späteren WELFEN in Schwaben von Konrad (dem Älteren) und vielleicht seinem Sohn Welf I. sind nur erschlossen, auch wenn Namens- und Besitzkontinuität die biologische Fortdauer der WELFEN im Raum nördlich des Bodensees nicht unwahrscheinlich machen.
    Wie soll man die welfische Option von 858/59 bewerten? War es Rache für den Machtverlust in Alemannien? War es die zukunftweisenden Einsicht in die Realität des geteilten Frankenreichs, die klare Parteinahme erforderte? Dann hätten sich die WELFEN als einer der ersten Adelsverbände vernünftig orientiert, die reicheren Entfaltungsmöglichkeiten im Reich KARLS DES KAHLEN nüchtern eingeschätzt und ganz konsequent die Erinnerung an die Königsverwandtschaft mit Ludwig II. getilgt.
    Doch es wurde auch gefeiert. KARL II. wußte daß er sein politisches Überleben nicht zuletzt den welfischen Verwandten verdankte. Als wohl inszeniertes Zeichen der Verbundenheit begab er sich am Dreikönigstag des Jahres 859 nach Auxerre, ins Zentrum welfischer Macht im westfränkischen Reich.
    Die erhoffte und gewährte Belohnung des Vaters war freilich von zwiespältigem Wert. Zukunftsträchtigen Lohn erhielt erst sein Sohn Konrad. Für die verlorene Grafschaft Auxerre erlangte er einen Herrschaftsbezirk (Grafschaft, Dukat) zwischen Jura und Penninischen Alpen ("Transjuranien"). Das Gebiet um Genf, Lausanne und Sitten hatte Lothar II. 859 seinem Bruder Kaiser LUDWIG II. abgetreten. Der rief nun den WELFEN Konrad ins Land und übertrug ihm vermutlich 864 den transjuranischen Dukukat. Konrad vermochte sich 864 militärisch gegen Hukbert durchzusetzen und auch seine Nachfolge im ehrwürdigen Kloster St-Maurice d'Agaune anzutreten, wo den burgundischen WELFEN ein neues geistliches Zentrum erwuchs. Damit war die Grundlage der späteren welfischen Königsherrschaft in Burgund geschaffen.
    Hugos Bruder Konrad war schon 878 aus der Überlieferung verschwunden.
    Undeutlich bleibt das Konglomerat von Herrschaft und Besitz, das sich Konrad und sein Sohn Rudolf in den mehr als 20 Jahren seit Zuweisung der Amtsgewalt in den Westalpen aufgebaut hatten. Immerhin wird ihr Rang in diesem Raum durch die Ehe von Rudolfs Schwester Adelheid mit Herzog Richard Justitiarius von Burgund ebenso deutlich wie in der (welfischen) Namengebung des aus dieser Ehe hervorgehenden Nachfolgers Rudolf, Herzog von Burgund und von 923 bis 936 König des westfränkischen Reiches.

    oo Adelais
    Kinder:
    - Rudolf I.- 25.10.912
    - Adelheid- nach 929
    oo Richard I. der Gerichtsherr Herzog von Burgund -1.9.921

    Literatur:
    Ay, Karl-Ludwig/Maier, Lorenz/Jahn Joachim: Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft. Universitätsverlag Konstanz GmbH 1998 Seite 64,102 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlrlin 1865 Band I Seite 422,551 - Hartmann, Wilfried: Ludwig der Deutsche. Primus Verlag 2002 Seite 92,98 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 214 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 66,70 - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die RReichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 434 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 163,181 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 62,63,66,70,74, 78,117 -

    Familie/Ehepartner: Adelais. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 33. von Hoch-Burgund, Rudolf I.  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben am 25 Okt 912.
    2. 34. von Auxerre, Adelheid  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 870; gestorben nach 929.

  4. 22.  Rudolf Graphische Anzeige der Nachkommen (14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1)

    Notizen:

    früh verstorben


  5. 23.  N. Graphische Anzeige der Nachkommen (14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1)

    Notizen:

    Namentlich nicht bekannte Tochter des Grafen Konrad I. von Auxerre.
    Nach Donald C. Jackman: Die Ahnentafeln der frühesten deutschen Könige. In: Herold-Jahrbuch. Neue Folge. 15. Band, 2010, S. 47–67.
    sowie Eduard Hlawitschka: Die Ahnen der hochmittelalterlichen deutschen Könige, Kaiser und ihrer Gemahlinnen. Ein kommentiertes Tafelwerk, 2 Teile in einem Band, 2006.

    Familie/Ehepartner: im Lahngau, Udo. Udo (Sohn von im Lahngau, Gebhard I. und N.) wurde geboren um 825/830; gestorben nach 879. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 35. im Lahngau, Konrad  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 855; gestorben am 27 Feb 906 in Fritzlar [34560],Schwalm-Eder-Kreis,Hessen,Deutschland.
    2. 36. im Lahngau, Eberhard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 858; gestorben in 902.
    3. 37. im Lahngau, Rudolf I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 860; gestorben am 3 Aug 908.
    4. 38. im Lahngau, Gebhard II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 865; gestorben am 22 Jun 910 in Augsburg [86150],Augsburg,Bayern,Deutschland.

  6. 24.  von Franken, Gisela Graphische Anzeige der Nachkommen (17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 819; gestorben nach 1 Jul 874; wurde beigesetzt in Cysoing [59830],Nord,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Friaul,Italien; Markgräfin von Friaul

    Notizen:

    Gisela Markgräfin von Friaul
    819- nach 874
    Begraben: Cysoing

    Einzige Tochter des Kaisers LUDWIG I. DER FROMME aus dem Hause der KAROLINGER aus seiner 2. Ehe mit der Judith, Tochter von Graf Welf

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1464, Gisela (Gisla)

    * 819/22, + 874
    Tochter Kaiser LUDWIGS DES FROMMEN und der WELFIN Judith
    oo vor 840 (wohl um 836) Eberhard, Markgraf von Friaul, aus dem bedeutenden, dem Kaiserhaus nahestehenden Geschlecht der UNRUOCHINGER

    Gisela schenkte ihrem Gatten vier Söhne, darunter den späteren König von Italien, BERENGAR, und drei Töchter. Sie nahm an der Klostergründung in Cysoing bei Tournai teil und partizipierte vor allem auch an seinen starken geistigen Interessen, in denen Eberhard als Laie dem Vorbild des KARLS-Hofes folgte.

    Literatur:
    JDG Ldfr. 2, 1886, 153f [B. Simson] - K.F. Werner, Die Nachkommen Karls des Großen [Braunfels, KdG 4, 1967], bes. 487 - E. Hlawitschka, Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (Forsch. zur oberrhein. Landesgeschichte 4, 1960), 169ff. - P. Riche, La vie quotidienne dans l'empire Carolingien, 1973, bes. 290 [dt. 1981]

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen." III. 14 b. GISELA

    * ca. 820, + nach 874 1. VII.
    Gemahl:
    836/40 Eberhard, Markgraf von Friaul+ 864 oder 866

    Anmerkungen: Seite 111

    III. 14. Gisela
    Nach Witger, S. S. 5, 302f. Tochter der Judith. Über die Zeit der Vermählung siehe Hofmeister, M.I.Ö.G. Ergb. 7, 319, Anm. 1. Sie sagt (d'Achery spicilegium 2, 876) von KARL DEM KAHLEN 15.IV. 868: "rex Karolus meus, si dicere audeam, germanus", was beinahe an eine uneheliche Schwester denken lassen könnte. Noch sonderbarer und eigentlich ganz rätselhaft 2.IV.870 (ib.): Karolus meo, si fari audeam, olim germano", denn KARL lebte damals noch. Späteres Vorkommen bei d'Achery 1. c. zuletzt 1.VII.874 (2, 878). Ihr Gemahl Eberhard testiert 863/64, d'Achery 1. c. 2,285. Sonstige Nachrichten Dümmler, Gesta Berengarii 13, Anm. 3, und Geschichte des ostfränkischen Reiches 1, 41, Anm. 4. Ausführlich Hofmeister, M.I.G.Ö. Ergb. 7,316 bis 329. Dümmler hält Gisela nach der Zeit ihrer Heirat für älter als KARL, worin ich ihm beistimme. [IIIc 15]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 447, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    III. Generation 15
    Brandenburg (Anm. zu III, 14) äußert ganz ungerechtfertigte Zweifel an der Angabe Witgers (MG SS 5,302f.), Gisla sei eine Tochter LUDWIGS aus der Ehe mit Judith. Die höfische Umschreibung ihres Verwandtschafstverhältnisses zu KARL DEM KAHLEN in Urkunden Gislas (rex Karlus, meus, si dicere audeam, germanus) läßt B. "beinahe an eine uneheliche Schwester denken". Eine andere Stelle, "noch sonderbarer und eigentlich ganz rätselhaft", kannte B. nur in schlechter Überlieferung. Es heißt nicht ...Karolo meo, si fari audeam, olim germano, wie I. de Coussemaker, Cartulaire de l'abbaye de Cysoinf, nr. 4,p.8 druckte; Tessier 2,213, Anm 1 und nr.323 hat den authentischen Text ermittelt: ...res aseniore meo precelse indolis Evrardo perditas et a piissimo regum Karlo, meo, si fari audeam, germano, olim mihi restitutas. Gisla nennt eine ihrer Töchter nach ihrer eigenen Mutter Judith (unten IV,32). Ihre Ehe muß, wegen der Lebensdaten ihrer zahlreichen Kinder, c. 836 und nicht erst 836/40 (so B.) begonenn haben; der Tod Eberhards (B. "864 oder 866") gehört zu 866, vgl. Hlawitschka 171, Anm. 6; 223, Anm. 18.

    Schwennicke Detlev: Tafel 4 , "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    GISLA
    * Ende 819/820, + nach VIII. 874
    oo um 836 EBERHARD DUX (MARKGRAF) VON FRIAUL (UNRUOCHINGER) + 16.XII.866 Begraben: beide Cysoing

    Dümmler Ernst: Band I Seite 43 "Geschichte des Ostfränkischen Reiches."

    Judith beschenkte ihren Gemahl, dem sie durch ihren Geist weit überlegen war und auf dessen gelehrte Liebhabereien sie sogar mit Verständnis einging, mit zwei Kindern, einer Tochter Gisla [8 Daß Gisla älter als KARL war, vermute ich deshalb, weil sie schon bei Lebzeiten ihres Vaters, also vor 840 sich vermählte, siehe Agnelli liber pontific., vita Georgii c. 1 Giselam filiam suam tradidit marito Evrardo nomine (sc. Hludowicus), Muratori scr. rer. Italic. II, 185.] und einem schwächlichen Knaben KARL, von dem sie auf deutscher Erde zu Frankfurt am 13. Juni 823 entbunden wurde..

    Konecny Silvia: Seite 90,96, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Die Ehe Gislas, der jüngsten Tochter LUDWIGS, stellte hingegen einen völlig anderen, für eine KAROLINGERIN im Grunde genommen neuen Ehetypus dar. Ihr Gatte, Eberhard von Fraiul, stand zwischen dem Kaiser und dessen aufständischem Sohn LOTHAR. Er sollte durch die Ehe mit der Kaisertochter eher als Verbündeter gewonnen, denn als Günstling belohnt werden. Daß er darum auch Forderungen stellen konnte, liegt auf der Hand. Deshalb brachte auch die Verschwägerung mit einer KAROLINGERIN seiner Sippe einen ungewöhnlichen Aufstieg. Gisla war jene KAROLINGERIN, deren Sohn als erster von mehreren KAROLINGERN der weiblichen Linien König von Italien wurde. Die Ehe Gislas leitete eine Entwicklung ein, die sonst erst in der nächsten Generation zu beobachten ist.
    Mit der Verbindung Eberhards und Gislas hingegen, der Tochter Judiths setzte der Aufstieg der UNRUOCHINGER ein. Die Ehe der jüngsten LUDWIGS-Tochter war kein einseitiger Gunstbeweis des Kaisers. Als Eberhard Gisla heiratete, suchte er einen Verbündeten gegen seine Söhne. Der Gemahl Gislas war vielleicht schon 828 Markgraf von Friaul geworden. Er stand anscheinend sowohl zu LOTHAR, als auch zu LUDWIG in guten Beziehungen. Durch die Ehe mit Gisla sollte er vielleicht ganz auf die Seite LUDWIGS gezogen werden, möglicherweise auch als Vermittler zwischen Vater und Sohn fungieren.

    Bühler, Heinz: Seite 123,168,720,760, "Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze."

    Ruthard ist ein Vorfahr, wahrscheinlich der Großvater der Judith, der zweiten Gemahlin LUDWIGS DES FROMMEN. Judith könnte Gengenbach als ererbtes Eigenkloster ihrem Gemahl zugebracht bzw. ihren Kindern weitervererbt haben. Über ihre Tochter Gisela, die Gemahlin Eberhards von Friaul, wäre Gengenbach schließlich an die BURCHARDINGER und damit an den Sippenkreis gelangt, den wir als Vorbesitzer auch der übrigen Güter HEINRICH II. ermitteln konnten.
    Hansmartin Decker-Hauff hat versucht, den Stammvater Hupald von Hucbald, dem Laienabt von Cysoing (Flandern), dem Schwiegersohn Eberhards von Friaul (+ 874) und der KAROLINGERIN Gisela, Tochter LUDWIGS DES FROMMEN, herzuleiten.
    Ein Gutteil des ehemaligen Herzogsguts aber muß über Immas Tochter Hildegard, die Gemahlin KARLS DES GROSSEN, an die KAROLINGER gelangt sein. Dieses Gut vererbte sich über LUDWIGS DES FROMMEN Tochter Gisela, die Gemahlin Eberhards von Friaul, schließlich auf Reginlind, die mit Herzog Burchard I. (917-926) vermählt war.
    Lassen wir uns von dem Namen Gisela leiten, der - wie gesagt - im karolingischen Haus ganz besondere Bedeutung hatte, so stoßen wir zwei Generationen früher auf die gleichnamige Tochter LUDWIGS DES FROMMEN aus seiner zweiten Ehe mit der WELFIN J Judith. Diese Gisela, die Schwester KARLS DES KAHLEN (+ 877), war mit dem Markgrafen Eberhard von Friaul (+ 864) vermählt. Sie hatte ihrerseits wieder eine Tochter Gisela, die als Nonne in Brescia um 863 starb. Vor nahezu dreißig Jahren hat Emil Kimpen jene Gisela, die Tochter LUDWIGS DES FROMMEN, völlig zu Recht als die Großmutter von Reginlinds Mutter Gisela angesprochen [91 Kimpen, Königsgenealogie (wie Anm. 90) Seite 49f. und Seite 69.]; er hat sich nur hinsichtlich des Zwischenglieds geirrt.
    Die Nachkommen Eberhards von Friaul und der Kaisertochter Gisela werden nach Eberhards Vater Unruoch (ca. 790-811) die "UNRUOCHINGER" genannt. Es war dies eines der reichsten und mächtigsten Geschlechter seiner Zeit und - wie sich aus Eberhards Testament von 863/64 ergibt - so ziemlich im ganzen Frankenreich begütert. Ihr Besitz stammte einerseits von Eberhards Vater Unruoch, für dessen Familie neuerdings Begüterung auf der Münsinger Alb nachgewiesen wurde, zum anderen aus Giselas Mitgift und Erbe; dies war teils Hinterlassenschaft ihrer Großmutter Hildegard, die mütterlicherseits dem alemannischen herzogshaus entstamte, teils Erbe ihres Großvaters KARLS DES GROSSEN, der in Alemannien über konfisziertes ehemaliges Herzogsgut verfügte. Als Abkömmlinge LUDWIGS DES FROMMEN konnten die "UNRUOCHINGER" am ehesten Ansprüche an das Erbe Ludwigs des Kindes stellen. Als dieser Erbfall 911 eintrat, waren Reginlinds Mutter Gisela und deren Brüder erbberechtigt.

    Boshof Egon: Seite 153,229, "Ludwig der Fromme."

    Neue Männer hatten die politische Führung übernomen, aber das bedeuteet nicht eine neue Politik. Auf der Reichsversammlung von Nimwegen Anfang Mai 821 wurde die 'Ordinatio imperii' öffentlich verlesen und von den Großen beschworen; das Ganze wieiederholte sich Mitte Oktober in Diedenhofen. Ob diese Maßnahmen auch im Zusammenhang mit der Geburts des ersten Kindes aus LUDWIGS zweiter Ehe, der Tochter Gisela, standen, durch die deutlich wurde, daß der Kaiser weitere Nachkommen, auch Söhne, haben konnte? Eine solche Vermutung ist so abwegig nicht, bleibt aber spekulativ, da das genaue Geburtsdatum Giselas nicht auszumachen ist.
    Während des Jahres 836 wurden die Bemühungen um einen Ausgleich noch intensiviert. Auf der im Mai abgehaltenen Reichsversammlung von Diedenhofen, auf der auch Ludwig der Deutsche zugegen war, erschienen als Gesandte LOTHARS Wala, der ostarius Richard und der Markgraf Eberhard von Friaul mit zahlreichem Gefolge [65 MM² 962a; Simson, Ludwig der Fromme II, 152; Weinrich, Wala 87.]. Noch einmal schaltete sich also der bedeutende Staatsmann in die große Politik ein. Jetzt ging es um Versöhnung - und dies wohl noch immer im Dienste der Reichseinheitsidee. Sein Partner Eberhard von Friaul, aus der Familie der UNRUOCHINGER, zählte zu den bedeutendsten Aristokraten seiner Zeit [66 Zu Eberhard: Hirsch, Erhebung Berengars I.,33ff.,45ff.; zu seinem Testament: 61ff.; Simson, Ludwig der Fromme II, 153f.; Werner, Bedeutende Adelsfamilien, 133; H. Schmidinger, in: LexMA III (1986) 1513; Krahwinkler, Friaul im Frühmittelalter, 245ff.; zu seiner Bibliothek: P. Riche, Les bibliothequees de trois aristocrates laics carolingiens, in: Le Moyen Age 69 (1963) 87-104, insbesondere 97ff.]. Berühmt für seine gelehrten Neigungen, die sich nicht zuletzt in der von ihm hinterlassenen Bibliothek widerspiegeln, über reichen Familienbesitz in den fränkischen Kernlanden und in Schwaben verfügend, wegen seiner Frömmigkeit viel gepriesen, war er, der schwerlich als ein entschiedener Parteigänger LOTHARS bezeichnet werden kann, für das Amt des ehrlichen Maklers wie geschaffen. Da fiel dann nicht so sehr ins Gewicht, daß man dem dritten Unterhändler, dem Obertürwart Richard, in den LUDWIG DEM FROMMEN nahestehenden Kreisen seinen Verrat am Kaiser nicht verziehen hatten [67 Vgl. Thegan, Vita Hludowici append., 603: der Rihhardus perfidus wird hier dem Eberhardus fidelis gegenübergestellt. Zu Richard, der ein Oheim Bosos von Vienne und der Richildis, der zweiten Gemahlin KARLS DES KAHLEN war; Brunner, Oppositionelle Gruppen, 15 und 116; E. Hlawitschka, Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, 23f., 41,171.]. Das Ergebnis der Verhandlungen war vielversprechend: LUDWIG und seine Gemahlin söhnten sich mit Wala aus [68 Astronomus, Vita Hludowici c. 55, 641; Weinreich, Wala, 88.]; LOTHAR, der seine Bereitschaft, vor dem Vater zu erscheinen, signalisiert hatte, wurde freies Geleit zugesichert, worauf seine Gesandten sich für die Erfüllung seines Versprechens eidlich verbürgten [69 Ann. Bertiani ad a. 836, ed. Waitz, 12; vgl. Simson, Ludwig der Fromme II, 154.]. Möglicherweise ist gerade bei dieser Gelegenheit die Eheverbindung Eberhards mit Gisela, der Tochter des Kaiserpaares, abgesprochen worden [70
    Hellmann, Heiraten der Karolinger, 25 und Anm. 3; Simson, Ludwig der Fromme II, 154 und 161 Anm. 8; Hirsch, Erhebung Berengars I., 43f.] - es wäre ein der Bedeutung des Geschehens angemessener, glanzvoller Abschluß des Treffens gewesen.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 281, "Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

    Leider fehlen Privatrechtsurkunden, die Auskunft über Vater, Familie [16 Waltfred scheint mit einer gewissen Gisela vermählt gewesen zu sein. König BERENGAR bestätigt jedenfalls am 9. November 893 dem Veroneser S. Zenokloster zwei manentes, quui pertinuerunt de curte Albareto (an der Etsch in der Grafschaft Verona), welche Gisla comitissa dem Kloster übertragen hatte und welche Gisla selbst erst per preceptum von BERENGAR erhalten hatte. Da diese zwei manentes in der Grafschaft Veronona lagen und Gisla auch nur die Gemahlin eines in den Jahren von 888 bis 894 in Verona amtierenden Grafen gewesen sein kann, so kommt eigentlich nur Waltfredus comes als Gemahl der Gisla comitissa in Betracht (Schiaparelli, I dipl. di Berengario I Seite 39, nr. 11). Gisela, die Gemahlin Eberhards von Friaul und Mutter BERENGARS, war nach dem Tode Eberhards (866?) nach Cysoing in Westfranken übergesiedelt; sie ist bei der Identifizierung nicht mehr zu berücksichtigen.] und Stammeszugehörigkeit zu geben pflegen, für Waltfred vollständig.


    836 oo Eberhard Markgraf von Friaul um 810- 864/66

    Kinder:
    - Unruoch Markgraf von Friaul 840-1.7.874
    - BERENGAR I. 840/45-7.4.924
    - Ingeltrud 827/40-2.4.870
    - Adalhard "von Burc" Laienabt von Cysoing 836-1.7.874
    - Rudolf Laienabt von Cysoing (874-892) 842-5.1.895
    - Heilwig 839 - 895
    853 1. oo Hukbald Graf von Dillingen
    890 2. oo Roger I. Graf von Laon - 926
    - Gisla Nonne zu Brescia 845 - 863
    - Judith 838 - 863
    oo Heinrich Graf von Ostfranken 830-20.8.886

    Literatur:
    Boshof Egon: Ludwig der Fromme. Primus Verlag Darmstadt 1996 Seite 153,229 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen. Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,111 - Bühler, Heinz: Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze. Anton H. Konrad Verlag 1997 Seite 28,120,123,144/45,158,168,176/77,213,224,384/85, 624/25,719, 720,752/53,760,773,784/85,794,816/17,912,922,1008/09,1031,1033 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 43,174/Band II Seite 313 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 18 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 169 - Hlawitschka Eduard: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris Seite 134,162, 233,335,350,352 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 90,96 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf. Graz-Wien-Köln 1963, Seite 143 - Riche, Pierre: Die Karolinger. Deutscher Taschenbuch Verlag München, Seite 217 - Schieffer, Rudolf: Die Karolinger. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seitte 125,181,195 - Schmid Karl: Reich und Kirche vor dem Investiturstreit. Gerd Tellenabch zum 80. Geburtstag. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1985, Seite 1 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgarrt Berlin Köln 2000, Seite 51 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan: Otto III. Heinrich II. Eine Wende? Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 277A - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 58,69 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996, Seite 45 - Schwennicke Detlev: Europäiscsche Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 4 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Band IV Seite 447 - Werner, Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1995, Seite 446,465 - Zettler, Alfons: Geschichte des Herzogtums Schwaben. Verlag W. Kohlhammer GmbH Stuttgart 2003 Seite 110 -

    Begraben:
    Abtei

    Gisela heiratete von Friaul, Eberhard um 836. Eberhard wurde geboren um 810; gestorben in 866; wurde beigesetzt in Cysoing [59830],Nord,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 39. von Friaul, Unruoch  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 840; gestorben am 1 Jul 874.
    2. 40. von Friaul, Ingeltrud  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 837/840; gestorben am 2 Apr 870.
    3. 41. von Burc, Adalhard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 836; gestorben nach 874.
    4. 42. von Friaul, Eberhard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 837; gestorben vor 20 Jun 840.
    5. 43. von Friaul, Judith  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 838; gestorben in 863.
    6. 44. von Friaul, Heilwig  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 839; gestorben in 895.
    7. 45. von Friaul, Berengar I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 840/845; gestorben am 7 Apr 924 in Verona [37000],Venetien,Italien.
    8. 46. von Friaul, Rudolf  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 842; gestorben am 5 Jan 892; wurde beigesetzt in Arras [62000],Pas-de-Calais,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich.
    9. 47. von Friaul, Gisela  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 845; gestorben in 863.

  7. 25.  von Franken, Karl II.von Franken, Karl II. Graphische Anzeige der Nachkommen (17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren am 13 Jun 823 in Frankfurt am Main [60311],Hessen,Deutschland; gestorben am 6 Okt 877 in Avrieux [73500],Savoie,Rhône-Alpes,Frankreich; wurde beigesetzt in Nantua [01130],Ain,Rhône-Alpes,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 25 Dez 875; römischer Kaiser
    • Titel/Amt/Status: 875-877, Italien; König von Italien
    • Titel/Amt/Status: 843-877; Westfränkischer König

    Notizen:

    Reich Karls des Kahlen nach dem Vertrag von Meerssen 870

    843-870 Europe



    Begraben:
    in Nantua beerdigt, später aber in die Kathedrale von Saint-Denis umgebettet.

    Karl heiratete von Orleans, Irmintrud am 13 Dez 842. Irmintrud (Tochter von von Orleans, Odo und von Fezensac, Ingeltrud) wurde geboren am 27 Sep 830; gestorben am 6 Okt 869 in Hasnon [59178],Nord,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 48. von Franken, Ermentrud  Graphische Anzeige der Nachkommen
    2. 49. von Franken, Judith  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 844; gestorben in 870.
    3. 50. von Frankreich, Ludwig II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 1 Nov 846; gestorben am 10 Apr 879 in Compiegne [60200],Oise,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Compiegne [60200],Oise,Picardie,Frankreich.
    4. 51. von Aquitanien, Karl  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 847/848; gestorben am 29 Sep 866 in Buzancais [36500],Indre,Centre-Val de Loire,Frankreich; wurde beigesetzt in Bourges [18000],Cher,Centre-Val de Loire,Frankreich.
    5. 52. von Franken, Karlmann  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 850; gestorben in 876.
    6. 53. von Franken, Lothar  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 850; gestorben am 14 Dez 865.

    Karl heiratete von der Provence, Richlinde am 12 Okt 869. Richlinde (Tochter von von Amiens, Balduin und von Arles, Richilde) wurde geboren um 850; gestorben am 22 Mrz 929. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 54. von Franken, Rothild  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 871; gestorben in 928/929.

  8. 26.  von Chiemsee, Ermengard Graphische Anzeige der Nachkommen (18.Hemma7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 831 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland; gestorben am 16 Jul 866 in Frauenchiemsee (Kloster),Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Bad Buchau [88422],Biberach,Baden-Württemberg,Deutschland
    • Titel/Amt/Status: 857-866, Frauenchiemsee (Kloster),Bayern,Deutschland; Äbtissin von Buchau und Chiemsee

    Notizen:

    Ermengard Äbtissin von Buchau und Chiemsee (857-866)
    -16.7.866
    2. Tochter des Königs Ludwig II. der Deutsche von O-Franken und der WELFIN Hemma, Tochter von Graf Welf

    Borgolte Michael: Seite 273, "Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie."

    In Grafschaft Utos in pago Bara lag Heidenhofen (Schwarzwald-Baar-Kreis), in dem Ludwig der Deutsche 857 auf Bitten seiner Tochter Irmingart mit Abt Folkwin von Reichenau zwei Hufen gegen vier Zinslaute in Saulgau eintauschte.

    Literatur:
    Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 273 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 123 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 69 -

    Neue Deutsche Biographie - Irmengard von Chiemsee

    Benediktinerin, * um 831 Regensburg, † 17.7.866 Frauenchiemsee.

    Die zweite Tochter des damaligen Regenten von Bayern wuchs in Regensburg auf und wurde wie ihre Schwestern frühzeitig für das Klosterleben bestimmt. Die einzige Urkunde, die den Namen I.s nennt, vom 28.4.857 (Württ. UB I 149 f.), berichtet von einem Tausch zwischen dem Abt der Reichenau und I. als der Vertreterin des Klosters Buchau am Federsee, das der König „seiner geliebten Tochter I. geschenkt hat“. I. darf wie ihre Schwestern Hildegard in Zürich und Berta in Schwarzach als Vorsteherin (Äbtissin) des königl. Klosters angesehen werden. In einem unbekannten Jahr kam sie in das Tassilokloster Chiemsee. Ihre Stellung als Äbtissin ist zwar erst in einer späteren, verunechteten Urkunde bezeugt, aber höchst wahrscheinlich. Ihr wäre dann die Einführung der benediktinischen Regel und vielleicht auch die bauliche Wiederherstellung der Abtei zuzuschreiben, auch wenn der zeitliche Ansatz der seit 1960 in der Kirche wie in der Torhalle aufgedeckten Fresken nicht gesichert ist. I. wird bereits um 1000 als Selige verehrt (Erhebung durch Abt Gerhard v. Seeon 1004). Der eigentliche Seligsprechungsprozeß wurde erst 1922 aufgenommen und fand 1928 mit der Anerkennung ihrer Verehrung durch Pius XI. seinen Abschluß.

    Literatur
    J. Schlecht, in: Hist.pol. Bll. 168, 1921, S. 125-48, 212-31; A. Zimmermann, Kalendarium Benedictinum II, 1934; H. Tüchle, Lebensraum u. Lebenskreis d. sel. I, 1966; I. Schuster, Die sel. I. v. Chiemsee, 1966; V. Milojčič, Bericht üb. d. Ausgrabungen in Frauenchiemsee, 2 Bde., 1966.



    Name:
    Irmengard

    Gestorben:
    17.7. NDB


  9. 27.  von Franken, Gisela Graphische Anzeige der Nachkommen (18.Hemma7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1)

    Notizen:

    Gisela
    Tochter des Franken-Königs Ludwig II. der Deutsche und der WELFIN Hemma, Tochter von Graf Welf

    Werner Karl Ferdinand: Seite 451, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 20

    Die Vermutung von Brandenburg, Gisla sei "+ wohl jung", stützt sich nur darauf, daß von ihr keine Nachrichten über die Leitung von Abteien, wie für ihre Schwestern, vorliegen. Ebensogut kann Gisla jedoch vermählt gewesen sein. Um ein Beispiel möglicher Nachkommenschaft jener karolingischen Prinzessinnen, von denen wir nur den Namen kennen, zu geben, sei auf die KAROLINGER-Namen in der Nachkommenschaft des bairischen LUITPOLDINGERS Luitpold verwiesen: (Vgl. die Übersicht bei K. Reindel, Die bayerischen Luitpoldinger 893-989, 1953, p. VIII) Luitpolds Sohn heißt Arnulf; von den Kindern dieses bairischen Herzogs tragen Arnulf, Ludwig (!) und Judith Namen karolingischer Prinzen und Prinzessinnen; in der folgenden Generation begegnet der Name Gisla. Diese Namengebung war ohne karolingischen Abkunft keinesfalls möglich! Hat Kunigund, so wird man sich fragen dürfen, die Schwester der in Alemannien tätigen Grafen Erchanger und Berthold und Gattin Luitpolds, die bis dahin im Hause nicht vorkommenden KAROLINGER-Namen eingebracht? (Sie wurde bekanntlich nach Luitpolds Tod Gemahlin KONRADS I., des späteren Königs. Die Namen Judith und Gisla weisen auf die seit der Verbindung mit den WELFEN im KAROLINGER-Hause üblichen Frauennamen hin. Die Gattin Ludwigs des Deutschen, Hemma, Schwester der Kaiserin Judith, war eine WELFIN und nannte wie Judith eine ihrer Töchter Gisla. Die drei Namen Judith, Ludwig und Gisla könnten durchaus einen Hinweis auf die Herkunft der Luitpold-Gattin Kunigunde darstellen. War sie KAROLINGERIN durch die Mutter (die hier diskutierte Gisla oder eine andere Prinzessin), dann waren auch Erchanger und Berthold karolingischer Abkunft durch die Mutter, ein bemerkenswertes Faktum. Unsere Annahme scheitert nicht an dem Umstand, daß König ARNULF in seinem D 138 (ed. Kehr, Urkk. d. dt. Karol., Bd. 3) Luitpold im Jahre 895 nepos noster nennt, denn die hier angedeutete Vetternschaft bezieht sich nicht etwa auf karolingische Abkunft Luitpolds, sondern auf seine Verwandtschaft mit der Mutter König ARNULFS, Liutswind.


    ? oo Berchthold Pfalzgraf in Schwaben

    ? Kinder:

    - Kunigunde um 882-7.2.915?
    1. oo Liutpold Markgraf von Bayern - 4.7.907
    911 2. oo KONRAD I. König des Deutschen Reiches 882-23.12.918
    - Berchthold II. - 21.1.917
    - Erchanger - 21.1.917


  10. 28.  von Franken, Bertha Graphische Anzeige der Nachkommen (18.Hemma7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 833/839; gestorben am 26 Mrz 877 in Zürich [8000],Zürich,Schweiz.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 853-877, Münsterschwarzach [97359],Kitzingen,Bayern,Deutschland; Äbtissin von Münsterschwarzach
    • Titel/Amt/Status: 856-877, Zürich [8000],Zürich,Schweiz; Äbtissin von Zürich

    Notizen:

    Bertha
    Äbtissin von Schwarzach (853-877)
    Äbtissin von Zürich (856-877)
    -26.3.877
    Tochter des Königs Ludwig II. der Deutsche von O-Franken und der WELFIN Hemma, Tochter von Graf Welf

    Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Seite 90, "Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000"

    Aber auch Ludwigs des Deutschen Tochter Hildegard, seit 853 gleichzeitig Äbtissin des Frauenklosters in Zürich, hatte das Kloster inne, nach ihren Tod König Ludwigs weitere Tochter Bertha. Erst nach Berthas Tod 877 konnte der Würzburger Bischof das Nonnenkloster Schwarzach einziehen.

    Borgolte Michael: Seite 25,99, "Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie."

    Ohne daß wir seine Funktion genau erfassen könnten, scheint Adalbert II. im Jahr 877 bei einem Rechtsgeschäft des Felix- und Regula-Klosters von Zürich beteiligt gewesen zu sein (UB Zürich I Nr 131). In Cham am Zuger See schenkte die Königs-Tochter Berta, die Äbtissin des Klosters, ad presentiam Adalberti comitis der monastischen Gemeinschaft Besitzungen im Elsaß, die sie von Lothar II. erhalten hatte (dazu Borgolte, Die Geschichte der Grafengewalt im Elsaß 33f.).
    Vom 27. Juni 889 datiert eine Züricher "Privaturkunde", die hier abschließend erörtert werden muß. Die von Ludwig dem Deutschen gegründete Frauenabtei SS. Felix und Regula, der zunächst die Königstöchter Hildegart und Berta und dann Richgard, die Tochter des elsässischen Grafen Ercangar und Gemahlin KARLS III., vorgestanden hatten, wurde nach dieser Quelle zum gegebenen Zeitpunkt von Eberhart comes cum advocatu suo Adalberto geleitet.

    Mühlbacher Engelbert: Band II Seite 299, "Deutsche Geschichte unter den Karolingern"

    Im Frühjahr 869 brach Lothar nach Italien auf. Kurz vorher schenkte er noch Waldradas Bitte einer Tochter des deutschen Königs, Bertha, Äbtissin von St. Felix und Regula in Zürich, Güter im Elsaß, "damit sie die Festigung der Freundschaft zwischen ihm und ihren Eltern eifrig fördere."

    Literatur:
    Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 90 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 25,99 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 216 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 674,863 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion, Band II Seite 299 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 69 -

    Wikipedia - Bertha (Fraumünster)

    Bertha (* zwischen 833 und 839; † 26. März 877 in Zürich) war die jüngste von vier Töchtern Ludwigs des Deutschen und die zweite Äbtissin des Klosters Fraumünster. Sie war eine Urenkelin Kaiser Karls des Grossen und Enkelin Ludwigs des Frommen.

    Berta, Hildegard und der Hirsch mit dem leuchtenden Geweih, Fresko von Paul Bodmer im Kreuzgang des Fraumünsters.
    Leben und Wirken[Bearbeiten]
    Berthas Schwester Hildegard war von 841 bis ins Jahr 853 Äbtissin im Kloster Münsterschwarzach am Main. Aus dem Jahr 853 berichtet eine Legende, dass sie mit Bertha die Burg Baldern auf dem Albis bewohnt hätte, damit sich die beiden dort in Abgeschiedenheit von der Welt ganz Gott widmen könnten. Als sie an einem Tag nach Zürich gewandert seien, um dort in der Kapelle der Heiligen Felix und Regula zu beten, sei ihnen im Wald ein Hirsch mit leuchtendem Geweih begegnet und habe ihnen eine Stelle gezeigt, an der eine Kirche errichtet werden sollte. Ihr Vater Ludwig der Deutsche habe diesen göttlichen Auftrag befolgt. Historisch gesichert ist lediglich, dass er am 21. Juli 853 ein Kloster, das bereits an dieser Stelle existierte, unter dem Namen Fraumünster neu gründete und Hildegard zur Äbtissin machte. Bertha wurde daraufhin Äbtissin in Münsterschwarzach.
    856 oder 859 starb Hildegard, woraufhin Bertha zur Abtei Fraumünster überwechselte und dort das Amt der Äbtissin bekleidete. In ihre Amtszeit fiel die Fertigstellung der Abteikirche, die zwischen 871 und 876 von Bischof Gebhard I. von Konstanz eingeweiht wurde.
    In einer Urkunde vom 10. Februar 878 bestätigte Karl III., dass seine Schwester Bertha Äbtissin des Klosters Säckingen sei und seine Gemahlin Richardis ihr nachfolgen sollte.[1][2]
    1272 wurden Hildegard und Bertha im südlichen Querschiff des Fraumünsters neu bestattet.


  11. 29.  von Franken, Hildegard Graphische Anzeige der Nachkommen (18.Hemma7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 828; gestorben in 856/859.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Münsterschwarzach [97359],Kitzingen,Bayern,Deutschland; Äbtissin von Münsterschwarzach
    • Titel/Amt/Status: Zürich [8000],Zürich,Schweiz; Äbtissin von Zürich

    Notizen:

    Hildegard Äbtissin von Schwarzach und Zürich
    828-23.12.856
    Tochter des Königs Ludwig II. der Deutsche von O-Franken und der WELFIN Hemma, Tochter von Graf Welf

    Werner Karl Ferdinand: Seite 451, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 19-23

    Die Folge der Kinder Ludwigs des Deutschen nach der Ältesten, Hildegard, deren Geburtsjahr durch ihr Epitaph überliefert ist, und nach Karlmann war gegenüber Brandenburg, der zuerst die weiteren Söhne, dann die Töchter bringt, umzustellen. Schon Dümmler 2, 4526 Anm. 1 hat auf die Reihenfolge der Töchter im Verbrüderungsbuch aus St. Gallen (ed. Piper, MG Libr. confr. 2,11, col. 12) hingewiesen, die, nach Hildegard, lautet: Irmingart, Gisla; Berta. Ermengard und Gisla habe ich in dem gegebenen Spielraum zwischen Karlmann und Ludwig dem Jüngeren eingesetzt, die jüngste, Bertha, aber jedenfalls noch vor KARL III., dem wohl jüngsten Kinde Ludwigs des Deutschen.

    Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Seite 90, "Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000"

    Aber auch Ludwigs des Deutschen Tochter Hildegard, seit 853 gleichzeitig Äbtissin des Frauenklosters in Zürich, hatte das Kloster inne, nach ihren Tod König Ludwigs weitere Tochter Bertha. Erst nach Berthas Tod 877 konnte der Würzburger Bischof das Nonnenkloster Schwarzach einziehen.

    Borgolte Michael: Seite 99, "Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie."

    Vom 27. Juni 889 datiert eine Züricher "Privaturkunde", die hier abschließend erörtert werden muß. Die von Ludwig dem Deutschen gegründete Frauenabtei SS. Felix und Regula, der zunächst die Königstöchter Hildegart und Berta und dann Richgard, die Tochter des elsässischen Grafen Ercangar und Gemahlin KARLS III., vorgestanden hatten, wurde nach dieser Quelle zum gegebenen Zeitpunkt von Eberhart comes cum advocatu suo Adalberto geleitet.

    Literatur:
    Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 99 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 123,216 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 863 - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 37,367,425,501- Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 69 -

    Wikipedia - Hildegard (Tochter Ludwigs des Deutschen)

    Hildegard (* 828; † 23. Dezember 856 oder 859) war eine Tochter des karolingischen Ostfrankenkönigs Ludwig der Deutsche und seiner Frau Hemma.
    Hildegard wurde ein Jahr nach der Heirat ihres Vaters mit der Grafentochter Hemma als sein erstes Kind geboren. Nach 844 wurde sie Äbtissin des Klosters Münsterschwarzach, das 780 als Eigenkloster des karolingischen Herrscherhauses gegründet worden war.

    Am 21. Juli 853 gründete Ludwig der Deutsche das Kloster Fraumünster in Zürich, das Hildegard als Äbtissin übernahm; Nachfolgerin in Münsterschwarzach wurde ihre jüngere Schwester Bertha. Von der Gründung des neuen Klosters berichtet eine Legende, dass die beiden Schwestern die Burg Baldern auf dem Albis bezogen hätten, um dort ein zurückgezogenes, gottgefälliges Leben zu führen. Bei einer ihrer Wanderungen nach Zürich, wo sie in der Felix und Regula geweihten Kapelle beten wollten, habe die beiden ein Hirsch mit leuchtendem Geweih den Weg durch den Wald geführt und ihnen schließlich eine Stelle gezeigt, an der sie eine Kirche errichten sollten. Ludwig der Deutsche sei dieser göttlichen Aufforderung gefolgt.
    Historisch gesichert ist lediglich, dass er ein an dieser Stelle bereits bestehendes Kloster neu gründete, ihm bei dieser Gelegenheit beträchtlichen Landbesitz sowie das Recht zu einer eigenen Gerichtsbarkeit verlieh und es an Hildegard überschrieb.
    Als Äbtissin von Fraumünster verstarb Hildegard am 23. Dezember 856 (nach anderen Angaben 859); auch hier folgte ihr Bertha nach.

    Literatur
    Gerhard Hartmann, Karl Schnith (Hrsg.): Die Kaiser. 1200 Jahre Europäische Geschichte. Marixverlag, Wiesbaden 2006, ISBN 3-86539-074-9, S. 70.
    Peter Vogelsanger: Zürich und sein Fraumünster. Eine elfhundertjährige Geschichte (853–1956). NZZ Libro, Zürich 1994, ISBN 3-85823-515-6.

    Gestorben:
    23.12.


  12. 30.  von Franken, Karlmann Graphische Anzeige der Nachkommen (18.Hemma7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 830; gestorben am 22 Sep 880 in Altötting [84503],Altötting,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Altötting [84503],Altötting,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 877-879, Italien; König von Italien
    • Titel/Amt/Status: 876-880, Ostfrankenreich; Ostfränkischer König

    Notizen:

    Neue Deutsche Biographie - Karlmann

    ostfränkischer König, * circa 830, † 22.9. (kaum 22. 3.) 880 wohl (Alt)-Ötting, ⚰ (Alt)-Ötting.

    K., erstmals 842 und 847 erwähnt, erhielt 856 die Leitung der bayerischen marca orientalis im Donauraum. Er war dann in mancherlei Kämpfe verwickelt, deren Hintergrund, Zusammenhang und Verlauf im einzelnen nicht immer klar sind, bei denen aber sein Streben nach einem größeren und selbständigen Herrschaftsanteil deutlich zutage tritt. Dabei stand er seit 858 im Bunde mit dem Mährerherzog Rastislaw, ging 861 zum offenen Aufstand gegen den Vater über (der im gleichen Jahre K.s Schwiegervater Ernst absetzte) und beanspruchte (oder besetzte?) das bayerische Ostland bis zum Inn. Eine 862 in Regensburg zustande gekommene Aussöhnung war nicht von Dauer. 863 zog Ludwig gegen den Sohn zu Felde und nahm ihn in Haft, doch entwich K. 864 wieder in seine östlichen Marken. Ohne neuen Kampf führte Ludwig einen Ausgleich herbei, indem er K. 865 wieder als Markgrafen einsetzte und eine Erbteilung verfügte: das ostfränkische Kernland Bayern mit den vorgelagerten Marken und der Hoheit über die Slawenvölker wurde K. zugesprochen; Rhein- und Mainfranken, Thüringen und Sachsen sollten an Ludwig den Jüngeren, Alemannien mit Churrätien an Karl III. fallen. K.s Einvernehmen mit dem Vater hatte seither Bestand, während zu 866, 871 und 873 Auflehnungen seiner Brüder berichtet werden, die Erbteilung aber im März 872 zu Forchheim erneuert wurde.

    Unterdes gingen unter Beteiligung K.s, aber unter der Leitung Ludwigs des Deutschen, die Kämpfe mit Mähren weiter, ohne nachhaltigen Erfolg und sogar mit schweren Rückschlägen, bis der Sturz Rastislaws durch seinen Neffen Swatopluk-Zwentibold 870 einen völligen Umschwung auslöste. In dieser Phase freundschaftlicher Beziehungen zu Mähren wurde Swatopluk der Taufpate von K.s Enkel Zwentibold. Schon 871 aber wich das gute Einvernehmen neuem Kampf, dessen Ausbruch K. verschuldet haben soll, indem er Swatopluk unter dem Verdacht des Verrates gefangensetzte, aber wieder freilassen mußte. Nachdem das bayerische Heer sowohl 871 wie 872 geschlagen worden und K. 873 wiederum in Bedrängnis geraten war, ging Ludwig der Deutsche nach einer Beratung mit K. und Ludwig dem Jüngeren 874 in Forchheim einen Frieden ein, der dem Mährerfürsten unter nomineller Reichshoheit die faktische Unabhängigkeit zugestand. Die ostfränkische Politik hatte damit die Pflöcke zurückgesteckt, aber Bayern und seine Ostmark gewannen Ruhe an der Slawenfront.

    Nicht nur die militärischen Fehlschläge, auch andere politische Erwägungen dürften den ostfränkischen König zu defensiver Zurückhaltung an der Ostgrenze bestimmt haben. Ludwig der Deutsche hatte seinen westfränkischen Bruder Karl den Kahlen 870 gezwungen, ihm aus dem Erbe Lothars II. die Länder zwischen Rhein und Maas zu überlassen. Seitdem aber stellte die doppelte Nachfolge des söhnelosen Ludwig II. – im italischen Teilreich und im Kaisertum – das drängendste Problem dar. Ludwig der Deutsche traf sich 872 in Trient mit der Kaiserin Angilberga, 874 bei Verona mit dem Kaiser Ludwig selber und erwirkte eine Designation seines Sohnes K. zum Nachfolger im Königreich Italien und damit zum Anwärter auf die Kaiserwürde. Karl der Kahle dagegen hatte Verbindung mit dem Papst aufgenommen und wurde nach dem Tode Ludwigs II. (12.8.875) von Johann VIII. zur Kaiserkrönung nach Rom geladen. K. überschritt die Alpen, ließ sich aber|von Karl durch einen – angeblich betrügerischen – Waffenstillstand zum Abzug bestimmen. Karl empfing an Weihnachten 875 in Rom die Kaiserkrone und wurde im Februar 876 zu Pavia als Herrscher im regnum Italiae anerkannt. Als Ludwig der Deutsche, der zu einem Heereszug gegen Westfranken rüstete, am 28.8.876 gestorben war, rückte Karl auch in dem Ostteil Lotharingiens ein, aber Ludwig der Jüngere warf ihn am 8.10.876 bei Andernach zurück.

    Die drei Söhne Ludwigs traten als Könige die Nachfolge in Ostfranken an. Auf einer Zusammenkunft im Nördlinger Ries bestätigten sie durch einen in deutscher Sprache aufgezeichneten Eid (nicht erhalten) im November 876 die schon vom Vater verfügte Teilung. K. behielt Bayern mitsamt „Pannonien und Kärnten“ und der – freilich kaum mehr als fiktiven – Hoheit über Böhmen und Mähren. Er ließ sich (nicht im Titel, sondern) in der Datierung seiner beiden ersten auf uns gekommenen Urkunden (3.11.876; 24.2.877) als rex Bawariorum, im übrigen, wie die Karolinger überhaupt, einfach als rex bezeichnen. Er übergab die Verwaltung der Mark Kärnten seinem (nicht vollbürtigen) Sohn Arnulf und bestellte den ranghöchsten Kleriker seines Reichsteils, den Erzbischof Theotmar von Salzburg, zum Erzkapellan, auf dessen Namen teils der cancellarius Baldo, teils der notarius Madalwin vom 28.6.877 bis zum 11.8.879 die Urkunden beglaubigte. Es sind 28 Diplome im Text erhalten, 11 weitere als Deperdita feststellbar.

    Das wichtigste Ereignis in K.s Regierung ist die 2. Heerfahrt nach Italien, die er mit bayerischen und slawischen (wohl karantanischen) Truppen etwa im Spätsommer 877 antrat. Karl der Kahle, der mit Johann VIII. in Pavia weilte, um seinerseits in Italien einzugreifen, sah sich zu eiligem Rückzug gezwungen und starb am 6.10.877; damit war das westfränkische Kaisertum bereits erloschen. Mit einer Huldigung in Pavia trat K. die Herrschaft in Italien, an, urkundete vom 16.10.-22.11.877 an verschiedenen oberitalischen Plätzen und übermittelte dem Papst seine Absicht, zur Kaiserkrönung nach Rom zu ziehen. Er wurde jedoch von schwerer Krankheit befallen und kehrte eilig zurück; am 3.12.877 war er wieder in Ötting. Mit seinen Brüdern einigte er sich dahin, daß er auf einen Anteil am östlichen Lotharingien verzichtete, aber den Anspruch auf „Italien, Tuscien und Campanien“ sich allein vorbehielt. Er urkundete von den bayerischen Pfalzen, vor allem Ötting, aus auch weiterhin für italische Empfänger und blieb in Italien als regierender König anerkannt, auf den auch Johann VIII. noch lange seine Hoffnungen setzte, doch war er zu keiner Aktion mehr imstande, so daß der von mittelitalischen Fürsten und Sarazenen bedrängte Papst sich ebenso verzweifelt wie erfolglos um westfränkische Hilfe, dann um die Wahl eines anderen italischen Königs bemühte.

    Im Winter 878/79 wurde K. durch einen Schlaganfall vollends regierungsunfähig. Ludwig der Jüngere fand sich an seinem Krankenlager ein und ließ sich, um Arnulf auszuschließen, von den bayerischen Großen die Nachfolge zusichern. Im weiteren Verlauf des Jahres 879, sicherlich aber erst nach seiner letzten Urkunde vom 11.8.879, die für ein italisches Kloster erging, trat K. seinem Bruder Karl III., mit dem der Papst nach dem Fehlschlag seiner westfränkischen Pläne inzwischen Verbindung aufgenommen hatte, die Anrechte auf Italien ab.

    Als K.s Todestag wird in einer Urkunde seines Sohnes Arnulf (D. 64 vom 15.11.889) der 22. 9. erwähnt, was richtig sein muß, obgleich eine so gute Quelle wie die Annales Fuldenses den 22. 3. nennt, was möglicherweise auf eine voreilige oder mißverstandene Nachricht über den hoffnungslos Erkrankten zurückzuführen ist. Trotz des unglücklichen Ausgangs ist K. eine in doppelter Hinsicht historisch bemerkenswerte Gestalt: er ist aus der Geschichte Bayerns und der Vorgeschichte Österreichs nicht wegzudenken, und er hat eine Vorentscheidung darüber herbeigeführt, daß die Fortführung der karolingischen Italien- und Kaiserpolitik der ostfränkischen, nicht der westfränkischen Linie zufiel.

    Literatur
    Regg. Imp. I; MGH DD. Karol. Germ. I, (1934) XXXV-XLI, 285-330; mehrere Briefe Johanns VIII. an K. in: MG Epp. VII, 1928; E. Dümmler, Gesch. d. Ostfränk. Reiches, 3 Bde., 21887/88; P. Kehr, Die Kanzleien K.s und Ludwigs d. J., 1933; J. Fleckenstein, Die Hofkapelle d. dt. Könige I, 1959, S. 186 f.; K. Reindel und F. Prinz, in: M. Spindler (Hrsg.), Hdb. d. Bayer. Gesch. I, 1967, S. 195-202, 283-85 (Literatur) - siehe auch Literatur zu, zum, zur Karl d. Gr. u. Karolinger.



    Gestorben:
    Hof Oetting

    Familie/Ehepartner: N.. N. (Tochter von Ernst I. und Irmgard) gestorben in 879. [Familienblatt] [Familientafel]

    Familie/Ehepartner: Luitswinda. Luitswinda wurde geboren um 835; gestorben vor 9 Mrz 891. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 55. von Kärnten, Arnulf  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 850; gestorben in 899 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.

  13. 31.  von Franken, Ludwig III. Graphische Anzeige der Nachkommen (18.Hemma7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 835 in Bayern,Deutschland; gestorben am 20 Jan 882 in Frankfurt am Main [60311],Hessen,Deutschland; wurde beigesetzt in Lorsch Kloster [64653],Bergstraße,Hessen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 876-882, Ostfrankenreich; Ostfränkischer König

    Notizen:

    Ludwig III. der Jüngere Ostfränkischer König (876-882)
    um 835-20.1.882 Frankfurt Begraben: Lorsch

    2. Sohn des Ostfränkischen Königs Ludwig II. der Deutsche und der WELFIN Hemma, Tochter von Graf Welf

    Lexikon de Mittelalters: Band V Spalte 2174, Ludwig III. der Jüngere, ostfränkischer König

    + 20. Januar 882 Frankfurt/Main Begraben: Lorsch
    Sohn König Ludwigs des Deutschen und Hemmas
    oo Liutgard (LIUDOLFINGERIN)

    Vom Vater wurde Ludwig der Jüngere mit militärischen Operationen in W-Franken (854 Einladung des westfränkischen Adels, Vormarsch bis in den Raum Limoges) und an der Slavengrenze betraut und bei einer 865 vorgenommenen und 872 bestätigten Teilung des ostfränkischen Reiches unter Karlmann, KARL III. und Ludwig III. den Jüngeren mit der ostfränkischen Francia, Sachsen und Thüringen bedacht, trotz zeitweiser Aufstände 866, 871 und 873 gegen den Vater. Den Expansionsversuch KARLS DES KAHLEN nach Lotharingien nach Ludwigs des Deutschen Tod stoppte Ludwig der Jüngere am 8. Oktober 876 in der Schlacht bei Andernach. Ludwig III. der Jüngere und KARL III. profitierten von der Krankheit des ältesten Bruders Karlmann, der 878 seinen Anteil an Lotharingien aufgab und 879 Ludwig Bayern überließ. Nach seinem Eingreifen in westfränkische Nachfolgestreitigkeiten nach dem Tod Ludwigs des Stammlers, befördert von der Einladung westfränkischer Adliger um Gauzlin, erlangte Ludwig der Jüngere in den Verträgen von Verdun und Ribemont (879/80) das westliche Lotharingien; damit war, unter Rückgriff auf den Teilungsvertrag von Verdun 843, die künftige Grenze zwischen O- und W-Franken bestimmt. Während Ludwigs Herrschaft in Lotharingien durch Ansprüche Hugos gefährdet blieb, gelang ihn in O-Franken durch Bindungen zu führenden Adelsfamilien die Akzentuierung einer stärkeren königlichen Herrschaft, seit 881 durch zunehmende Krankheit freilich bedroht. Die seit 879 erneuerten Normanneneinfälle vermochte Ludwig III. der Jüngere nur zu Teil aufzuhalten: So gelang ihm in Thimeon (bei Charleroi) ein partieller Erfolg, und im gleichen Jahr vertrieb er die Normannen aus der königlichen Pfalz Nijmegen. Da Ludwig III. der Jüngere ohne Erben starb, kam es 882 zu einer Wiedervereinigung des ostfränkischen Reiches unter KARL III.

    Quellen:
    MGH DD Karol. dt. I -

    Literatur:
    HEG I, 608f., 616-620 - NDB XV, 328f. - P. Kehr, Die Kanzleien Karlmanns und L.s, 1933 - J. Fried, Kg. L. in seiner Zeit, Gesch.sbll. Krs. Bergstraße 16, 1983, 5-26 - C. Brühl, Dtl.-Frankreich. Die Geburt zweier Völker. 1990 -

    Werner Karl Ferdinand: Seite 451, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 21

    Ludwig III. war nicht "König von Sachsen" (so Brandenburg), sondern in den von uns aufgeführten regna.
    Vgl. zum Einzelnen Eiten 160ff. und Dümmler. Für das Geburtsjahr (Brandenburg "etwa 830") darf man angesichts der ersten urkundlichen Erwähnung Ludwigs 847, der unehelichen Verbindung etwa 860 (der Sohn aus ihr, Hugo, fällt 880) und der späten Verlobung 865 eher an einen größeren Abstand vom älteren Bruder Karlmann denken. Brandenburg gibt das Datum von Liutgards Tod irrig mit 885 I 25 an. Es lautete 885 XI 30, vgl. Dümmler 3, 167.

    Rappmann Roland/Zettler Alfons: Seite 432, "Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter"

    LUDWIG DER JÜNGERE
    + 20.1. (?) 882

    Necr. B 20.1. "Ludouuicus rex", König im Ostfränkischen Reich 876-882

    Literatur:
    ADB 19 Seite 446ff.; BM² 1547-1576a; Werner, Nachkommen Seite 451 Nrn. 19, 21, 23 und Tafel Nr. IV/21; Biographisches Wörterbuch 2 Spalte 1714; Die Klostergemeinschaft von Fulda 2,1 Seite 314 K 17, Zum Todestag: Dümmler, Geschichte des Ostfränkischen Reiches 2 Seite 164 Anmerkung 1; BM² 1576a.

    Ludwig, Sohn König Ludwigs des Deutschen und dessen Gemahlin Hemma, war der Bruder König Karlmanns und Kaiser KARLS III. Seinen Herrschaftsschwerpunkt hatte er im nordwestlichen Teil des ostfränkischen Reiches. Sein Name gelangte wahrscheinlich mit den beiden genannten Brüdern und zwei weiteren Personen in das Reichenauer Verbrüderungsbuch, p.98A 1: "Charlomannus, Karolus, Hludouuicus, Gozpreth, Pernoldus". Ob er mit dem ebenfalls auf p. 98A 1 genannten "Hludouuicus iunior" gemeint ist, muß vorerst noch unklar bleiben.
    Ebenfalls im Unklaren liegt sein Todestag: Die Mehrzahl der Quellen gibt zwar den 20.1., andere jedoch den 21.1. oder gar den 20.8. oder 20.12. an.
    Ludwig fiel 854 in Aquitanien ein und empörte sich 865 und 871 gegen seinen Vater. Beim Tode desselben (876) wurde ihm O-Franken, Thüringen und Sachsen übertragen. Am 8.10.876 besiegte Ludwig III. KARL II. DEN KAHLEN bei Andernach, der die östliche Hälfte Lothringens zurückzuerobern versuchte. Nach dem Tode seines Bruders Karlmann (+ 22.3. 880) erbte Ludwig Bayern und erreichte nach erfolgreichen kriegerischen Aktionen im Vertrag von Ribmont (880) die Eingliederung des westlichen Teils von Lothringen in seinen Herrschaftsbereich.

    Hartmann Wilfried: Seite 74-76, „Ludwig III. der Jüngere“ in Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern, Hg. Karl Rudolf Schnith

    Ludwig der Jüngere war wahrscheinlich der bedeutendste unter den Söhnen Ludwigs des Deutschen, wenn wir auch ein Programm seiner Regierung und einen Plan seiner Absichten nur undeutlich erkennen können, weil ihn nur wenige Jahre als selbständiger Herrscher vergönnt waren. Dass er sich als eigentlicher Nachfolger seines Vaters verstand, können wir daraus ersehen, dass er den Erzkapellan und wichtigsten Berater Ludwigs des Deutschen, Erzbischof Liutbert von Mainz, übernahm. Auch die überstürzte Bestattung des verstorbenen Königs im Kloster Lorsch (zu dem Ludwig der Deutsche keine sonderlich enge Beziehung besessen hatte, das aber im Machtbereich Ludwigs des Jüngeren gelegen war) zeigt, dass Ludwig der Jüngere von Anfang an versuchte, einen Vorsprung gegenüber seinen Brüdern zu gewinnen.
    Ludwigs Machtstellung war aber gleich am Beginn seiner Regierung schwer bedroht, denn sein Onkel KARL DER KAHLE machte den Versuch, sich nach dem Tod Ludwigs des Deutschen unter Übergehung der Rechte von dessen Söhnen einen Teil des Reichs seines verstorbenen Bruders einzuverleiben. Es ging dabei in erster Linie um jene Hälfte von Lotharingien, die er 870 im Vertrag von Meersen Ludwig dem Deutschen hatte überlassen müssen; vielleicht wollte KARL DER KAHLE aber noch mehr, nämlich eine wirkliche Oberherrschaft über das ganze Frankenreich, die ihm aufgrund seines Kaisertitels zuzustehen schien. Für diesen weitergehenden Plan spricht eine Urkunde, die KARL in Köln ausstellte und in der er sich als Nachfolger seines Bruders ausgab.
    Ludwig der Jüngere versuchte einen Kampf zu vermeiden; und als sein Onkel Verhandlungen ablehnte, war er bestrebt, sein Recht vor seinem Heer durch ein Gottesurteil abzusichern: Vielleicht ist dieses vorsichtige Verhalten ein Beleg dafür, dass sich Ludwig der Treue seines Heeres nicht ganz sicher war. Er ließ jedenfalls je zehn seiner Leute dem Gottesurteil des heißen und kalten Wassers sowie des glühenden Eisens unterwerfen - mit positivem Erfolg, wie der Geschichtsschreiber betont. Damit waren die Krieger an seine gute und durch Gott legitimierte Sache gebunden.
    Die Schlacht bei Andernach (am 8.10.876), die Ludwig der Jüngere für sich entscheiden konnte, hat er mit einer merkwürdigen Taktik gewonnen: Er ließ seine Krieger weiße Gewänder anziehen; damit unterschieden sie sich von den Gegnern, wirkten aber wie ein Heer von Toten. Ein kleines und taktisch gut geführtes Heer, das auch noch den Vorteil der psychologischen Vorbereitung ausnützte, hat einen Sieg über ein größeres, aber zusammengewürfeltes Gefolgschaftsheer davongetragen. Die Schlacht bei Andernach war sicher keine nationale Auseinandersetzung zwischen Deutschen und Franzosen; der Sieg Ludwigs des Jüngeren war darin begründet, dass er - anders als sein Onkel - eine enge Beziehung zu seinen Kriegern hatte herstellen können.
    Nach dem Sieg über den westfränkischen Onkel versammelten sich die drei Söhne Ludwigs des Deutschen im Nördlinger Ries (November 876), um die bereits 865 und 872 festgelegte Aufteilung des Reiches noch einmal zu bestätigen und von ihren jeweiligen Gefolgsleuten durch Eide in der Volkssprache bekräftigen zu lassen. Auch hier zeigt es sich, dass die Könige nicht allein regieren konnten, sondern auf die Zustimmung ihrer Großen angewiesen waren.
    Am Ende des folgenden Jahres trafen sich die drei Brüder abermals; diesmal ging es um die Aufteilung des ostfränkischen Anteils an Lotharingien. Dieses wurde zwischen Ludwig dem Jüngeren und KARL III. aufgeteilt, nachdem Karlmann auf einen Anteil verzichtet hatte. Um das weitere Schicksal dieses Landes ging es auch im September 878, als sich Ludwig und sein Bruder KARL III. in Modern im Elsaß trafen.
    Auch im weiteren Verlauf von Ludwigs Regierung fallen die Versuche auf, die Beziehungen innerhalb des fränkischen Reiches durch Verträge zu regeln. Anfang November 878 schloß er mit seinem gleichnamigen westfränkischen Cousin Ludwig dem Stammler ein Freundschaftsabkommen (in Fouron bei Lüttich), in dem beide Herrscher sich verpflichteten, die Nachfolge ihrer jeweiligen Söhnen in ihren Reichen anzuerkennen. Sie verzichteten also darauf, unter Übergehung der Ansprüche der unmittelbaren Nachkommen des Cousins nach dessen Tod das Reich ihrerseits zu beanspruchen. Als Ludwig der Stammler bereits wenig später (am 10.4.879) starb, forderte aber eine Partei in W-Franken Ludwig den Jüngeren auf, die Nachfolge zu übernehmen. Ludwig drang bis Verdun vor, zog aber ab, als ihm die W-Hälfte Lotharingiens abgetreten wurde. Dieser Zugewinn wurde im Februar 880 in einem Vertrag bestätigt, den Ludwig und seine westfränkischen Vettern in Ribemont bei St. Quentin schlossen. Mit dem Vertrag von Ribemont hatte das ostfränkische Reich jene Grenze erreicht, die es im wesentlichen bis ins 14. Jahrhundert beibehalten sollte.
    Im Innern versuchte Ludwig der Jüngere, eher durch einen Ausgleich der Interessen zwischen Königtum und Adel als durch Konfrontation mit den mächtigen Familien zu regieren. Dass er sich darin von seinem Vater unterschied, kann recht gut an seinen engen Beziehungen zur Familie seiner Frau, den mächtigen LIUDOLFINGERN aus Sachsen, beobachtet werden. Diese Familie hatte unter Ludwig dem Deutschen dem Königtum ferngestanden; dieser König hatte überhaupt kaum Aktivitäten im sächsischen Raum entwickelt. Allerdings ist auch Ludwig der Jüngere nach dem Ausweis seiner Urkunden nie für längere Zeit über das mittelrheinische Kerngebiet seiner Herrschaft hinausgekommen; Sachsen oder die slawischen Grenzgebiete hat er nie aufgesucht. Nur Ende 879, als er das Reich seines älteren Bruders Karlmann seiner Herrschaft unterwarf, und noch einmal 881 ist er für kurze Zeit in der bayerischen Hauptstadt Regensburg nachweisbar. Bayern bleibt aber für Ludwig ein Randgebiet, in dem neben seinem Neffen ARNULF VON KÄRNTEN einige Adelsfamilien ihre Machtstellungen ausbauen konnten.
    Die wichtigste Aufgabe Ludwigs des Jüngeren war aber der Kampf gegen die Normannen, die - wahrscheinlich durch den Tod Ludwigs des Deutschen und KARLS DES KAHLEN veranlaßt - seit dem Sommer 879 ihre Angriffe gegen die Küsten des fränkischen Reiches intensivierten, aber auch gelegentlich weit ins Binnenland vorstießen. Im Februar 880 konnte Ludwig zwar einen Sieg gegen ein normannisches Heer erringen (bei Thimeon im Hennegau), aber hier fiel sein Friedelsohn Hugo nach hartem Kampf. Und im selben Monat erlitt ein sächsisches Heer unter dem Schwager des Königs aus liudolfingischen Haus, Brun, eine schwere Niederlage bei Hamburg; Brun selbst und zahlreiche andere sächsische Adelige fanden den Tod. Ehe es zu einem weiteren Kampf gegen die Normannen kam, ist Ludwig der Jüngere im Januar 882 gestorben. Einzelne militärische Erfolge gegen die Normannen konnten in jenen Jahren sowieso keinen Durchbruch erzielen und neue Einfälle auf Dauer verhindern. Denn auch nach dem im althochdeutschen Ludwigslied besungenen Sieg des westfränkischen Ludwigs III. (des Sohnes Ludwigs des Stammlers) in der Schlacht bei Saucourt (am 3.8.881) ließen die normannischen Angriffe nicht merklich nach.
    Wie bei seinem Bruder Karlmann fällt es auch bei Ludwig dem Jüngeren schwer, ein Gesamturteil über Persönlichkeit und Regierungsleistung zu fällen. In Reginos Chronik fehlt eine Charakteristik Ludwigs. Hinkmar von Reims hat in seinen Annalen sehr negativ über ihn geurteilt, indem er ihn einen rex inutilis, einen unfähigen König, nennt. Hinkmar hatte wohl nicht vergessen, dass Ludwig 879 versucht hatte, gegen den Vertrag von Fouron in W-Franken Gebietsgewinne zu erzielen, anstatt gegen die Normannen zu kämpfen.

    Konecny Silvia: Seite 140, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Mit größerer Sicherheit lassen sich zwei Eheverbindungen Ludwigs des Jüngeren feststellen, die beide zu Lebzeiten Ludwigs des Deutschen eingegangen wurden. Gerade hier zeigt es sich besonders deutlich, daß oppositionelle Adelsgruppen durch Eheverbindungen Einfluß auf einen Königssohn zu gewinnen suchten. Im Jahre 880 starb ein ansonsten nicht näher bekannter Konkubinennsohn Ludwigs des Jüngeren, der vermutlich etwa 860 geboren wurde. Die Verbindung mit dessen Mutter könnte wegen einer geplanten Ehe mit einer Tochter des Adalhard aufgelöst worden sein. Doch wäre es möglich, daß jener Konkubinensohn Ludwigs des Jüngeren aus einer Verbindung mit der Tochter des Adalhard entstammte, wovon man vielleicht fälschlich nur als Verlobung weiß. Jedenfalls hätte diese Bindung spätestens 865 anläßlich der Aussöhnung zwischen Ludwig dem Deutschen und seinem Sohn ein Ende gefunden. Vermutlich 869 ging Ludwig der Jüngere eine Vetrbindung mit Liutgard, der Tochter des sächsischen Grafen Liudolf, ein. Auch diese Ehe förderte wohl die Opposition Ludwigs des Jüngeren gegenüber dem Vater, was sich in einer Empörung des Jahres 871 ausdrückte. Dementsprechend ist auch keine Dotation Liutgards überliefert. Die Ehe mit der LIUDOLFINGERIN war politisch von höchster Bedeutung. Nach dem Tod Ludwigs des Deutschen bestimmte Liutgard ihren Gatten zu außerordentlich ehrgeizigen Plänen. Sie förderte die Beziehungen Ludwigs des Jüngeren zu der Gauzlin-Partei im westfränkischen Reich, was auf Verbindungen ihrer Sippe zum westfränkischen Adel hindeutet. Liutgard war jedenfalls die einzige Gattin eines ostfränkischen KAROLINGERS dieser Generation, die politische Aktivitäten entwickelte. Auch diese Ehe ging allem Anschein nach formlos in eine Vollehe über, was durch die rasche Abfolge der Ereignisse zwischen 875 und 881 gefördert worden sein mag. In diesem Zeitraum starben einschließlich Ludwig dem Jüngeren immerhin sechs karolingische Könige. Liutgards Stellung als Königin wurde von keiner Stelle bestritten, wozu nach dem Tod des einzigen Sohnes dieser Königin auch wenig Anlaß bestand.


    876/77 oo 1. Liutgard, Tochter des Herzogs Liudolf 840/50-30.11.885


    Kinder:

    - Ludwig um 877- November 879 Regensburg
    - Hildegard 878/81- nach 895

    Illegitim

    - Hugo 855/60- Febr. 880 gefallen


    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 13,19,25 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 161,163 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 124 - Borgolte Michael: Karl III. und Neudingen. Zum Problem der Nachflgeregelung Ludwigs des Deutschen. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins - Brühl Carlrichard: Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 355,358 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994, Seite 108,114,223,312,356 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 61-64,68,69,71,73,106 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 328,364,368,407, 475,529,560,566,576,592-594,716,755,768,773,775,791-793,810,812,822,828,849,862; Band II Seite 34-38,61-64,68,70-72,81,95-99, 107,110,113,118-122,131-138,141,144,148,156,159,168-170 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 138,288,437 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 59 - Fried, Johannes: König Ludwig der Jüngere in seiner Zeit, in: Geschichtsblätter für den Kreis Bergstraße 16 (1983) S. 5-26 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989, Seite 254,257,260,268 - Hlawitschka, Eduard: Adoptionen im mittelalterlichen Königshaus, in: Schulz Knut: Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Mittelalters, Festschrift für Herbert Helbig zum 65. Geburtstag, Köln Seite 1-32 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 64,159,161,165,171 - Hlawitschka, Eduard: Die Widonen im Dukat von Spoleto, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 155-227 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 14,20-22,28,37,51,56,71,89,92,156,188,221,223,229-233,235-237,239 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 16,36-38,40,45 - Hlawitschka, Eduard: Vom Frankenreich zur Formierung der europäischen Staaten- und Völkergemeinschaft 840-1046, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1986 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 140 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963, Seite 126,129,132,163,165,170,176,189,236 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 167,171,421,426,430-433 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 225,227,243,251- Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 139,150,156,165,167,172-175,177-179,182, 185,190 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 63,67,69,71,73-77,80,83, 93,95,97,113 - Schulze, Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 75,127,136,138 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 440,442,444 -

    Neue Deutsche Biographie - Ludwig der Jüngere

    ostfränkischer König, * circa 835 wohl in Bayern, † 20.1.882 Frankfurt/Main, ⚰ Lorsch.

    L., über dessen Kindheit und Erziehung nichts bekannt ist, wird 847 erstmals erwähnt. Im Auftrage des Vaters führte er 848 eine Heerfahrt gegen die Böhmen und 854 das (mißglückte) Unternehmen nach Westfranken. In der Folgezeit – 857, 858, 862, 864 – taucht sein Name einige Male in der Umgebung des Vaters und bei Kämpfen mit Elbslawen auf, gegen die er auch 867 und 869 zu Felde zog. Bei der Erbteilung von 865 wurden ihm (Rhein- und Main-) Franken, Thüringen und Sachsen zugesprochen. Gegen den Vater, der anscheinend zu einer Bevorzugung des ältesten Sohnes Karlmann neigte, lehnte L. sich mehrmals auf; 866 und, gemeinsam mit dem jüngeren Bruder Karl, 871 und 873. Diese Konflikte, deren Hintergründe und Zusammenhänge für uns undeutlich bleiben, wurden stets wieder beigelegt; eine Forchheimer Reichsversammlung bestätigte 872 die Teilung, und sowohl 874 wie 875 begegnet L. von neuem in der Umgebung des Vaters. Ludwig d. Dt. starb am 28.8.876, als er sich zum Kampf mit seinem Bruder Karl d. Kahlen um das Erbe des Kaisers Ludwig II. anschickte. Karl, über Westfranken hinaus schon im Besitz der Kaiserwürde (seit 875), des regnum Italiae (seit 876) und der Westhälfte des regnum Lotharii (seit 870), sah die Gelegenheit gekommen, durch den Griff nach den linksrheinischen Ländern seine Vormachtstellung auszubauen. Er drang über Aachen bis Köln vor. Aber L. schlug ihn entscheidend am 8.10.876 bei Andernach und behauptete damit die Osthälfte des regnum Lotharii. Da Karl im nächsten Jahre vor L.s Bruder Karlmann auch aus Italien weichen mußte und auf dem Rückzug am 6.10.877 starb, hatten die Söhne Ludwigs d. Dt. die gesamtfränk. Hegemonial- und Kaiserpolitik der westlichen Karolingerlinie abgewehrt.

    Im Nördlinger Ries hatten sich unterdes die drei Brüder im Nov. 876 getroffen. Sie sanktionierten dort die bereits 865 und 872 festgelegte Teilung durch schriftlich fixierte Eide (theutonica lingua, Wortlaut jedoch nicht überliefert). Ende 877 einigten sie sich, nach einem Verzicht Karlmanns, auch auf eine (nicht näher bekannte) Teilung ihrer pars regni Lotharii nur zwischen L. und Karl III. L. residierte mit Vorzug in Frankfurt, wo er im Jan. 877 und im Mai 878 Reichsversammlungen hielt. Er übernahm Kanzlei (und Siegel) seines Vaters mit dem cancellarius Wolfher (der 880 wohl Bischof von Minden wurde; dann Arnolf) unter der nominellen Leitung des EB Liutbert von Mainz als archicappellanus. Es sind 24 Diplome L.s erhalten (dazu 4 spätere Fälschungen auf seinen Namen), bis 880 nach den Jahren in orientali Francia, zusätzlich aber auch nach den Inkarnationsjahren datiert. Zu den ersten Empfängern gehörte das Frauenstift Gandersheim, das ihm von seinen liudolfing. Schwägern Brun und Otto übereignet worden war. L. wußte überhaupt, und offenbar erfolgreicher als sein Vater, gute Kontakte zu führenden Hochadelsfamilien wie Babenbergern, Konradinern und selbst nach Westfranken hin zu pflegen, wodurch sich für ihn sogar Ansätze zu eigener großfränk. Politik ergaben.

    L. traf sich im Sept. 878 im nordelsäss. Modern mit seinem Bruder Karl III., wahrscheinlich zur Abgrenzung ihrer lotharing. Anteile, und schloß am 1./2.11.878 in Fouron (bei Lüttich) mit seinem westfränk. Vetter Ludwig d. Stammler ein Freundschaftsabkommen, in das auch die beiderseitige Anerkennung der Sohnesfolge einbezogen wurde. Als aber der Stammler schon am 10.4.879 starb, kam es im Westreich um die Nachfolge – beider Söhne oder des älteren, Ludwig III., allein – zu einem Machtkampf rivalisierender Adelsparteien. Eine Gruppe mit dem bisherigen Kanzler und Abt (von Saint-Denis) Gauzlin und dem welf. Grafen Konrad von Paris an der Spitze wandte sich – ähnlich den Vorgängen von 854, 856 und 858 unter Karl d. K.. – dem Ostfranken L. zu. Es waren Aktionen noch innerhalb des Gesamtreiches, bei denen noch keinem der Partner „nationale“ Impulse im neuzeitlichen Sinne unterstellt werden dürfen. L. rückte bis Verdun vor, ließ sich dort aber im Mai 879 von den Gegnern Gauzlins gegen die Abtretung der – in Meerssen 870 Karl d. Kahlen zuerkannten – Westhälfte Lotharingiens zum Abzug bewegen. Ein erneuter Griff L.s nach dem Westreich führte im Febr. 880 in Ribemont (bei Saint-Quentin) zu einer Begegnung mit den jungen Westkönigen und zu einem Vertrag, der L. im Besitz des ganzen regnum Lotharii bestätigte und den Weg zur Teilung des Westreichs ebnete (Amiens, März 880).

    Im Gesamtreich war 879 auch sonst manches in Bewegung gekommen. Der ob schwerer Krankheit regierungsunfähige Karlmann († 22.9.880) trat L. die Herrschaft in Bayern, dem jüngsten Bruder Karl die Ansprüche auf Italien und das Kaisertum ab. L. nahm, unter Ausschluß des auf Kärnten beschränkten Arnulf und mit Zustimmung der Großen, was rechtlich als eine „Wahl“ zu verstehen ist, Bayern in Besitz und urkundete seither, erstmals am 22.11.879 in Regensburg, auch für bayer. Empfänger; aus der Datierung verschwindet dann bald die Bezugnahme auf die orientalis Francia. Dagegen war das eben für L. gewonnene einstige Mittelreich keineswegs befriedet. Im Nordteil nahm Lothars II. Sohn Hugo 879 den Kampf um eine eigene Herrschaft auf, im Süden ließ sich der (dem Karolingerhause nur verschwägerte) Graf Boso von Vienne gar zum provenzal.-burgund. König ausrufen (15.10.879). Aber nicht nur dieser Usurpatoren mußten sich die Karolingerkönige erwehren. Im Sommer 879 begann mit der Landung der im „Großen Heer“ organisierten dän. Normannen an der flandrischen Küste die über drei Jahrzehnte hin nicht mehr abreißende Bedrängnis der küstennahen Reichsländer. Bei Thiméon (im Hennegau) erfocht L. 880 einen nur halben Abwehrsieg (bei dem sein Friedelsohn Hugo fiel), während sein Schwager Brun am 2.2.880 bei Hamburg in unglücklichem Kampf gegen ein anderes Dänenheer den Tod fand – eine militärische und zugleich politische Katastrophe, mit der die sächs.-fränk. Dänenmark verlorenging. In neuem Kampf erreichte L. Ende 880 den Abzug der Normannen aus der – von ihnen jedoch niedergebrannten – Pfalz Nimwegen. Eine ohne persönliche Beteiligung des bereits erkrankten L. im Juni 880 zu Gondreville (bei Toul) vereinbarte gemeinsame Aktion west- und ostfränkischer Verbände in Lotharingien hatte insofern Erfolg, als L. Anfang 881 die Unterwerfung Hugos entgegennehmen konnte. Aber dieser Friede war nicht von Dauer, und auch die Kämpfe mit Boso zogen sich ohne Entscheidung hin.

    Nachdem er sich in Gondreville mit dem Westkönig Ludwig III. getroffen und am 5.6.881 in Frankfurt geurkundet hatte (für Paderborn), verbrachte L. den Sommer in seinem neuen regnum Bayern, durch Krankheit immer mehr zur Untätigkeit gezwungen. An den schweren Normannenkämpfen dieses Jahres hatte er keinen Anteil mehr. Den im zeitgenössischen althochdeutschen Ludwigslied besungenen Sieg von Saucourt (bei Abbeville, 3.8.881) erfocht nicht er, sondern der Westfranke Ludwig III. L. selber kehrte Ende 881 nach Frankfurt zurück und urkundete dort noch am 17., 18. und 19.1.882.

    Da sein gleichnamiger legitimer Sohn 879 als kleines Kind tödlich verunglückt war, hinterließ L. keinen Erben. Das wieder zusammenwachsende Ostfränk. Reich fiel seinem Bruder Karl III. zu. L.s Herrschaft bezeichnet, trotz ihrer kurzen Dauer und abseits aller bewußten Intentionen, eine bedeutende Wegemarke im Wandel vom Ostfränkischen zum Deutschen Reich: durch die Abwehr Karls d. K. (876) und durch die Gewinnung der Schelde-Maas-Saône-Linie (879/80), die auf Jahrhunderte die Westgrenze des mittelalterlichen Reiches geblieben ist.

    Literatur
    ADB 19, S. 446; Regg. Imp. I; Ann. Bertiniani, Fuldenses, Vedastini, Regino (s. bei Ludwig d. Deutsch); MGH DD Karol. Germ. I, 1934; MG Capit. II S. 168 ff. (Vertrag von Fouron); MG Epist. VII (Briefe d. Papstes Johann VIII. an Ludwig); MG Formulae S. 412, Nr. 27 (Brief Ludwigs an Ludwig d. Stammler in d. Formelsammlung Notkers von Sankt Gallen, nicht unbedingt fingiert); - Dümmler, Parisot, Eiten, Fleckenstein, Werner, Löwe § 45 f., Schieffer § 76 f. (s. bei Ludwig d. Deutsch); W. Vogel, Die Normannen u. d. Fränk. Reich, 1906, S. 260-85; P. Kehr, Die Kanzleien Karlmanns u. L.s d. J., 1933; J. Prinz, Der Feldzug Karls d. K. an d. Rhein im Sept. 876, in: DA 33, 1977; K. F. Werner, Gauzlin v. St. Denis u. d. westfränk. Reichsteilung v. Amiens (März 880), ebd. 35, 1979; J. Fried, Kg. L. d. J. in s. Zeit, in: Gesch.bll. f. d. Kreis Bergstraße 16, 1983 (Gesamtbild, Literatur).

    Geburt:
    wohl in Bayern

    Ludwig heiratete von Sachsen, Liutgard um 876. Liutgard (Tochter von von Sachsen, Liudolf und Oda) wurde geboren in 840/850; gestorben in Nov 885 in Aschaffenburg [63739],Aschaffenburg (Stadt),Bayern,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 56. von Franken, Ludwig  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 877; gestorben in 879.
    2. 57. von Franken, Hildegard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 878/881; gestorben in 895/932.

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 58. von Franken, Hugo  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 855/860; gestorben in Feb 880 in Charleroi [6000],Wallonien,Belgien; wurde beigesetzt in Lorsch Kloster [64653],Bergstraße,Hessen,Deutschland.

  14. 32.  von Franken, Karl III.von Franken, Karl III. Graphische Anzeige der Nachkommen (18.Hemma7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 839; gestorben am 13 Jan 888 in Neudingen [78166],Schwarzwald-Baar-Kreis,Baden-Württemberg,Deutschland; wurde beigesetzt in Reichenau [78479],Konstanz,Baden-Württemberg,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 12 Feb 881; römischer Kaiser
    • Titel/Amt/Status: 879-887, Italien; König von Italien
    • Titel/Amt/Status: 876-887, Ostfrankenreich; Ostfränkischer König

    Notizen:

    KARL III. DER DICKE
    Ostfränkischer König (876-887)
    König von Italien (879-887)
    römischer Kaiser seit 12.2.881
    839-13.1.888 Neudingen/Donau Begraben: Reichenau
    3. Sohn des Ostfränkischen Königs Ludwig II. der Deutsche und der WELFIN Hemma, Tochter von Graf Welf
    Urenkel von Kaiser KARL I. DEM GROSSEN

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 966

    KARL III. DER DICKE, Kaiser, fränkischer König
    * 839, + 13. Januar 888 Neudingen (Donau) Begraben: Reichenau

    In der 856 und 872 verfügten und nach Ludwigs des Deutschen Tod 876 beschworenen Teilung des ostfränkischen Reichs erhielt KARL DER DICKE zunächst Alemannien und Churrätien, profitierte aber von der politischen Expansion seiner Brüder Karlmann und Ludwig(der Jüngere) und ihrem frühen Tod. Nach Ausstattung seines illegitimen Sohnes ARNULF (VON KÄRNTEN) im östlichen Bayern trat Karlmann 877 die Herrschaft in Italien an, und Ludwig nutzte die Sukzessiionskrise im westfränkischen Reich 879 zum Erwerb des westlichen Lothringen im Vertrag von Ribemont (880). Nach dem Tod der Brüder 880 und 882 fielen ihre regna KARL DEM DICKEN zu, dem bereits am 12. Februar 881 die Erneuerung des Kaisertums geglückt war. Trotz vielfältiger Anstrengungen war er aber nicht zum effektiven Schutz des Papsttums in der Lage, das sich zunehmend der karolingischen Familie enfremdete.
    Nach dem erbenlosen Tod der beiden westfränkischen Könige Ludwig III. und Karlmann 882 und 884, die KARL DER DICKE zur Sicherung ihrer umstrittenen Legitimität nach dem Tod ihres Vaters Ludwigs II. des Stammlers 879 adoptiert hatte, lud der westfränkische Adel unter Umgehung des erst fünfjährigen Postumus Karl III. den Einfältigen KARL DEN DICKEN 885 als Herrscher nach W-Franken ein. Sieht man von dem niemals ganz beseitigten Königtum Bosos von Vienne (879-887) ab, war damit das fränkische Großreich erneut in einer Hand vereinigt. Freilich erwies sich die strukturelle Schwäche von KARLS Herrschaft angesichts massiver Normannenbedrohung seit 879, der KARL DER DICKE durch Tributzahlungen und zeitweise Anerkennung des getauften Normannen Gottfried in Friesland zu begegnen suchte. Zwar nahm er damit die im 10. Jh. erfolgreichen Praktiken seiner Nachfolger vorweg, aber die Zeitgenossen empfanden das Versagen des christlichen Herrschers angesichts heidnischer Bedrohung, während gleichzeitig regionale Potentaten wie Graf Odo von Paris erfolgreich die Normannenabwehr organisierten. Zu dieser Umformierung politischer Legitimation durch Ideoneität trat die fehlende Kraft zur Integration des Großreichs. In ihrer vorwiegend alemannischen Prägung konnte die Hofkapelle, der der einflußreiche Bischof Liutward von Vercelli vorstand, nicht mehr die unterschiedlichen Reichsteile repräsentieren, und die königlichen Urkunden mit ihren gesonderten Datierungen nach Kaiserjahren und denen der Herrschaft in O-Franken (Francia), W-Franken (Gallia) und Italien offenbarten diese Summierung sich langsam festigender Teilreiche.
    Geprägt durch zunehmenden körperlichen Verfall, suchte KARL DER DICKE seine Nachfolge vor allem gegen seinen illegitimen Neffen ARNULF zu sichern. Aber sowohl die mit päpstlicher Hilfe geplante Durchsetzung von KARLS illegitimen Sohn Bernhard 885 als auch die Adoption LUDWIGS, Sohn Bosos von Vienne und der Tochter Kaiser LUDWIGS II., aus der lotharingischen KAROLINGER-Linie 887 mißlangen. Der Sturz Liutwards von Vercelli, sein Parteiwechsel zu ARNULF und die zunehmende Umorientierung der ostfränkischen Aristokratie seit Juni 887 markieren das langsame Ende KARLS, von dem die Quellen ein widersprüchliches Bild geben: Ein gescheiterter Hoftag in Tribur wie ein Zug nach Frankfurt im November 887 zeigten dem Kaiser seine Chancenlosigkeit. Mit Duldung des zum König gewählten ARNULF verbrachte KARL DER DICKE seine letzten Wochen in Alemannien. Sein Ende dokumentiert das Scheitern des fränkischen Großreichs, in dessen regna sich Adelsgruppen ihre Könige "de suis visceribus" (Regino von Prüm) erwählten.

    Quellen und Literatur:
    MGH DD Karol. dt. II - HEG I, 618-621 - NDB XI, 181-184 - W. Vogel, Die Normannen und as Frk. Reich, 1906, 206ff. - P. Kehr, Die Kanzlei K.s, 1936 - J. Fleckenstein, Die Hofkapelle der dt. Kg.e, I, 1959, 189-198 - H. Keller, Zum Sturz K.s, DA 22, 1966, 333-384 - E. Hlawitschka, Lotharingien und das Reich an der Schwelle der dt. Gesch.,1968, 26ff. - M. Borgolte, K. und Neudingen, ZGO 125, 1977, 21-55 - E. Hlawitschka, Nachfolgeprojekte aus der Spätzeit K.s, DA 34, 1978, 19-50 -
    Beim Tode seines Vaters 876 erhielt er Alemannien und Raetien als Erbe. Auf seinem ersten Italienzug 879 wurde er zum König der Langobarden gekrönt. Nach dem Tode seiner Brüder Karlmann (880) und Ludwig III. (882) übernahm er deren Gebiete und wurde damit Herrscher des gesamten ostfränkischen Reiches. Er schloß die Wikinger in Elsloo (Friesland) ein und erkaufte trotz günstiger militärischer Lage ihren Abzug, ohne künftige Einfälle verhindern zu können. Nach dem Tode der westfränkischen Könige Ludwig III. (882) und Karlmann (884), Enkel KARLS DES KAHLEN, bot der Adel KARL die westfränkische Krone an. Damit vereinigte KARL III. das Reich KARLS DES GROSSEN (außer Nieder-Burgund) noch einmal. Der Zerfall des Frankenreiches, bedingt durch dessen uneinheitliche Struktur, konnte aber nicht rückgängig gemacht werden. KARL besaß jedoch auch nicht die erforderliche Begabung, um ein so großes Reich zu regieren und er vermochte den inneren und äußeren Funktionen staatlicher Herrschaft nicht gerecht zu werden. Er unternahm ergebnislose Feldzüge nach Böhmen und Italien, während die Normannen die Maas, die Schelde und die Seine hinauffuhren. Der Kaiser erkaufte sogar mit Geld ihren Abzug aus der Pariser Gegend, was ihm die völlige Verachtung seiner Untertanen einbrachte und was schließlich dazu führte, dass man allgemein von ihm abfiel. Auf dem Reichstag zu Tribur (November 887) wurde der unfähige KARL zur Abdankung gezwungen und ARNULF VON KÄRNTEN zum ostfränkischen König erhoben. Der Kaiser starb im folgenden Jahr an seinem Zufluchtsort, dem Kloster Reichenau.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 451, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 23

    KARL III. wurde nicht 884 Kaiser, sondern 881 II 12. Auf diesem Versehen von Brandenburg ist darum zu insistieren, weil er zusammenfassend bemerkt "Herrscher des fränkischen Gesamtreiches, Kaiser 884". Die Inbesitznahme aller regna (das W-Reich erst 885) hat aber mit dem Erwerb der Kaiserwürde, deren Bedeutung inzwischen auf Italien und Rom beschränkt war, nichts zu tun.
    KARLS Absetzung durch die ostfränkischen Großen galt, was häufig nicht beachtet wird, nur für diese, nicht zum Beispiel für die W-Franken, deren Thron erst mit KARLS Tod vakant wird. Wichtig sind die Bemerkungen von E. Ewig (wie oben, Anm. zu IV,5), wonach erst die Absicht KARLS, LUDWIG III., den Sohn Bosos von Vienne und Enkel Kaiser LUDWIGS II., zum Nachfolger im Gesamtreich zu machen (diese Absicht darf als gesichert gelten), den Aufstand ARNULFS auslöste.
    Wir wissen sicher, daß KARLS Ehe mit Richardis kinderlos war - denn sonst hätte die Kaiserin 887 nicht erklären können (ganz unabhängig von der Richtigkeit dieser Angabe), ihre Ehe sei nie vollzogen worden (so schon Regino von Prüm, vgl. Dümmler 3,284). Da muß es überraschen, daß Brandenburg dem Kaiser einen ehelichen Sohn Karlmann, mit dem Vermerk "+ 876" zuschreibt (Brandenburg V,14). Er beruft sich dabei auf Dümmler 3,292, Anm. 3, von dem die Ann. Alaman. 876 zitiert werden ... Karolomannus filius Karoli (und andere) obierunt. Aber Dümmler bemerkt dazu im Obertext, es müsse dahingestellt bleiben, ob KARL III. außer Bernhard noch einen anderen unehelichen Sohn, Karlmann, gehabt habe. Doch können wir diesen vermeintlichen KAROLINGER ganz streichen. Dümmler hat nämlich denselben Beleg schon einmal 2,359, Anm. 1 verwendet (und verweist auch, was Brandenburg hätte beachten sollen, auf diesen Umstand), um den Tod von KARLS DES KAHLEN Sohn Karlmann zu datieren, der noch Anfang 876 gelebt habe, wie aus einer Urkunde Papst Johannes VIII. für Karlmanns Abtei S.-Medard de Soissons hervorgehe. Im Gegensatz zu Dümmlers unentschiedener Haltung in Bd. 3 seines Werkes müssen wir betonen, daß die Annalen ohne jeden Zweifel den Sohn KARLS DES KAHLEN gemeint haben. Für sie war "Karolomannus filius KAROLI" eine eindeutige Definition, denn es gab sonst keinen KARL, der einen Sohn dieses Namens hatte. Der westfränkische Karlmann ist auch tatsächlich 876 gestorben, denn kaum war sein Vater, KARL DER KAHLE, der ihn blenden ließ, Ende 877 gestorben und hatte sein Bruder Ludwig der Stammler, nach anfänglichen Schwierigkeiten, die Regierung anzutreten, da stiftete dieser am 8. Februar 878 ein Seelgedächtnis für Karlmann in dessen Kirche S.-Medard (HF 9,416f.; dort irrig zu 879 datiert). Zum Todesdatum der Richardis äußert sich Brandenburg nicht. Tag und Monat sind überliefert: IX 18, vgl. Dümmler 3,285. Die ebd. für den Terminus post des Todesjahres herangezogenen sogenannten Andlauer Statuten "von 892 oder 893" kommen nicht in Betracht, da sie eine Fälschung des 11. Jahrhunderts sind. Verfälscht, aber doch im Kern echt, wie der Herausgeber gezeigt hat, ist ein Diplom Ludwigs des Kindes von 906/09 für Andlau, ed. Th. Schieffer, MG, Die Urkk. d. dt. Karolinger 4, 1963, 200-203, nr. 68 (vgl. dort 202 zu den Andlauer Statuten und 200, Z. 25f. zum Datum). Hier wird Richardis als verstorben genannt und die Nachfolge der Ruuddrudis in der Leitung von Andlau geregelt. Erneute Bestätigung ist das Diplom Karls des Einfältigen von 912 II 3 (Lauer nr. 125), das, wie Schieffer ebd. gegen den Herausgeber Lauer zeigt, keine Fälschung ist, sondern nur interpoliert wurde.

    Rappmann Roland/Zettler Alfons: Seite 430, "Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter"

    KARL (III.) DER DICKE + 13.1.888

    necr. B 13.1. "Karolus imp.", König im Ostfränkischen Reich 876-887, in Italien 879-888, im W-Fränkischen Reich 885-888, Kaiser 881-888

    Literatur:
    Dümmler, Geschichte des Ostfränkischen Reiches 3; ADB 15 Seite 157-163; BM² 1576b-1765d; Kehr, Die Kanzlei Karls III.; Werner, Nachkommen Seite 451 f. Nrn. 19-23, 23 und Tafel IV/23; NDB II Seite 181-184; Biograph. Wörterbuch 2 Spalte 1397; Die Klostergemeinschaft von Fulda 2,1 Seite 315 K 24; Maurer, Sagen um Karl III.; Borgolte, Grafen Seite 160ff.; Schmid, Brüderschaften; Lexikon des Mittelalters 5 Spalte 968f. Zum Todestag: Dümmler, ebd. 3 Seite 289 Anm. 2; BM² 1765d.

    KARL, Sohn König Ludwigs des Deutschen und dessen Gemahlin Hemma, war der Bruder der Könige Karlmann und Ludwig der Jüngere und mit Richkart verheiratet. Von 859 bis 874 war er Rektor im Breisgau und im W der Bertoldsbaar; 864 erhielt er bei der Erbteilung Alemannien zugesprochen. Unter den KAROLINGERN war KARL III. sicherlich derjenige Herrscher, der Alemannien und dem Kloster Reichenau am engsten verbunden war; zu KARLS Verhältnis zu Alemannien vgl. zuletzt Borgolte, Karl III. und Neudingen Seite 20f. und die dort genannte Literatur. Beispielweise ging das bedeutende Brüderpaar Liutward und Chadolt, ersterer Bischof von Vercelli und Erzkapellan KARLS III., letzterer Bischof von Novara und Kapellan KARLS III., aus dem Reichenauer Konvent bzw. aus der Reichenauer Klosterschule hervor. Und Fleckenstein, Die Hofkapelle I Seite 190 geht sogar so weit, daß er behauptete, Liutward sei "die Schlüsselfigur der Kapelle KARLS III. wie seiner Herrschaft überhaupt" gewesen. Der Herrscher weilte am 13.1. 878 und am 22.4.884 auf der Bodenseeinsel, außerdem sind noch mehrere Urkunden des Kaisers für das Kloster erhalten; vgl. BM² 1583 bzw. 1681, Dümmler Seite 223 mit Anmerkung 4 und Beyerle, Von der Gründung Seite 112f., zu den Urkunden siehe Brandi, Urkundenfälschungen Seite 115f. KARL und seine Familie wurden in allen drei Gedenkbüchern der Bodenseeklöster mit Gedenkeinträgen bedacht worin nicht nur sein intensives Verhältnis zu Alemannien, sondern auch zur Reichenau deutlich wird; vgl. das Verbrüderungsbuch der Abtei Reichenau p. 98 A1, das St. Galler Gedenkbuch p. 3D = Libri confrat. col. 12 und den Liber viventium Fabariensis p. 27 B 1-3 und p. 41A. Unsicher muß bleiben, ob die drei am Ende eines Eintrags im Liber memorialis von Remiremont unter anderem mit KARL III., den Bischöfen Liutwart und Chadolt genannten Personen mit Reichenauer Mönchen identisch sind und sich im Gefolge des KAROLINGERS aufgehalten haben, wie Beyerle, Von der Gründung Seite 112/1 behauptet; vgl. Liber memorialis von Remiremont 1 Seite 15 Nr. 2, 2 fol. 9r und dazu Tellenbach, Liturgische Gedenkbücher Seitze 396ff., Borgolte, Karl III. und Neudingen Seite 22 Anmerkung 9 und Seite 51f. Anmerkung 159, Hoffmann, Zur Geschichte Ottos des Großen Seite 45f. Anmerkung 8 und Becher, Das königliche Frauenkloster Seite 371f.
    Zu beachten ist dabei ein Paralleleintrag im Liber viventium Fabariensis 1 p. 27B 1-3. nach seinem Tod in Neudingen wurde KARL im Reichenauer Münster neben dem 799 verstorbenen Grafen Gerold beigesetzt. An seinem Todestag wurde jedes Jahr ein eigenes Hochamt gehalten; vgl. Brandi, Urkundenfälschungen Seite 26 bzw. Seite 121 Nr. 88 und neuerdings Zettler, Die frühen Klosterbauten Seite 105ff. KARLS Tod wurde in einigen Necrologien zum 12.1., in den meisten aber zum 13.1. vermerkt.

    Konecny Silvia: Seite 140, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    KARL III. ging ebenfalls zu Lebzeiten Ludwigs des Deutschen zwei Ehen ein. Einer dieser Verbindungen entstammte ein Sohn, den die Quellen "ex concubina natus" nennen, während die zweite allgemein anerkannte Ehe kinderlos blieb. Die erste Ehe schloß KARL III. vermutlich 862 mit einer Tochter des Erchanger, in der wohl die Mutter Bernhards, des einzigen Sohnes KARLS III., zu sehen ist. Als Datum des Eheschlusses fügt 862 sich zeitlich sehr gut zu einer ersten Phase der Opposition der Söhne gegen Ludwig den Deutschen, was deren Eheschlüsse bewirkt haben dürfte. Erchanger gehörte zu einem fränkischen Adelsgeschlecht, das vermutlich im "Ehestreit" Lothars II. eine beträchtliche Rolle spielte. Wahrscheinlich hing die militärische Hilfe, die Ludwig der Deutsche seinem Neffen Lothar 862 leistete, mit der Ehe KARLS III. zusammen. Dieser brauchte, wie die Quelle eigens betont, wegen seiner Heirat dem Vater keine Gefolgschaft für militärische Aktionen im Mittelreich zu leisten. Allgemein sieht man allerdings in der als Richgardis bekannten und kinderlosen Ehefrau KARLS III. die Tochter des Erchanger und hält Bernhard für den Sohn einer unbekannten Konkubine. Gegen diese Hypothese sprechen jedoch mehrere Indizien. Erstens war Bernhard ein häufiger ETICHONEN-Namen, zweitens gab Richgardis 887 die Dauer ihrer Ehe mit etwas mehr als 10 Jahren an, und drittens stimmt auch in ihrer Dotationsurkunde die Angabe der Indikation nicht mit dem Jahresdatum 862 überein. Richgardis nahm KARL III. vermutlich erst 873 zur Frau. Er scheint damit dem Wunsch seines Vaters nachgekommen zu sein, die Vollziehung der Ehe lehnte er jedoch mit diplomatischem Geschick ab. Er legte nämlich zwar 873 auf Wunsch seines Vaters einen Treueid ab, entschloß sich jedoch - wie allerdings nur die westfränkische Historiographie nicht ohne Schadenfreude zu berichten weiß - zu einem Keuschheitsgelübde. Damit blieb die Ehe, die der Vater veranlaßt hatte, wohl unvollzogen. Dies wird 887 durch eine Aussage der Richgardis in ihrem Eheprozeß ebenso bestätigt, wie durch deren Kinderlosigkeit. Im Jahre 881 versuchte KARL III. zunächst, seine ohnehin schwache Position nicht noch durch eine Eheaffaire zu verschlechtern, die von den politischen Gegnern zweifellos aufgegriffen worden wäre. So wurde Richgardis zur Kaiserin gekrönt, obwohl KARL III. die Verbindung mit ihr ursprünglich abgelehnt hatte. Die Ehe blieb jedoch auch nach 881 kinderlos und 887 unternahm KARL III. alle Anstrengungen, seine Ehe mit Richgardis zu lösen, vermutlich um seinen Sohn Bernhard zu legitimieren. In diesem Zusammenhang ist vielleicht auch jene sogenannte Dotationsurkunde der Richgardis zu beurteilen, die möglicherweise erst 873 ausgestellt wurde und neben der Vordatierung auch andere Spuren der Überarbeitung aufweist, die auf die Legitimierung eines etwa 862 geborenen Nachkommen KARLS III. abgezielt haben könnten. KARL III. war jedoch nicht mächtig genug, einen Anspruch Bernhards durchzusetzen.

    862 oo Richardis, Tochter des Grafen Erchanger -18.9.906/09 Andlau

    Kinder:
    Illegitim
    - Bernhard ca 876- 891/92

    Literatur:
    Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 123,132,195 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 17-19,23,67,69 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 12,23,27,54,66,79,99,103,106-108,138,151,160-164,171,177,181,200, 227,231,257,263 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit.Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 73,76, 82,103,113,119,123-125,128,143,157,159-161,196,203,204,206,209,214,215,217,235,237,255 - Borgolte Michael: Karl III. und Neudingen. Zum Problem der Nachfolgeregelung Ludwigs des Deutschen, Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins Band 125 (1977) Seite 21-55 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 551/Band II Seite 219/ Band III Seite 480 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987, Seite 420 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 61,62,64,71,74,77-79,81,83-87, 106,114 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 475,560,716,754-756,768,773,775, 791-793, 812,821,825; Band II Seite 49, 61-63,71,82,91,100,103-105,107-114,128,144,146,160,175-189,198,201-210,215-223,225-229, 235-239,242,244-251,254,260,264,268-296, 319 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 16f - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. 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Die größte Zeitfälschung der Geschichte. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1996, Seite 366,390 - Jaeckel, Gerhard: Die deutschen Kaiser. Die Lebensgeschichten sämtlicher Monarchen von Karl dem Großen bis Wilhelm II., Weltbild Verlag Augsburg, Seite 37-38 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 141 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963,Seite 144,165,166,180, 181,189,248 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 95,152,167,170-172,228,245,262,271,367,373,395,405,419,421,426, 429-434,456,483,516 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 225,227,247,251-258,260,266,275,290 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 139,156, 165,167,175,178-190, 220 - Schieffer Rudolf: Karl III. und Arnolf. in Festschrift für Eduard Hlawitschka zum 65. Geburtstag. Verlag Michael Lassleben Kallmünz Opf. 1993 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 59,61,67,70,72, 74 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 38,64,69,71,75-80,83,93,95, 97,106 - Weinfurter Stefan: Die Salier und das Reich Band 1-3. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991, Band I, Seite 551; Band II, Seite 219; Band III, Seite 480 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 444,446 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stutggart 1981, Seite 53,73 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986, Seite 284,304 -

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Unklar ist, inwieweit Karlmann, der am 22.9.880 wohl in Ötting die Augen schloß, noch selber dazu beigetragen hat, dass sein weithin nominell gebliebenes italienisches Königtum auf seinen jüngsten Bruder, den schwäbisch-elsässischen Teilherrscher KARL III., überging. Der historische Aufstieg dieses KAROLINGERS begann damit, dass ihn Papst Johannes VIII., enttäuscht in seinen Erwartungen eines westfränkischen Eingreifens, im Frühjahr 879 nach Italien einlud und Karlmann im August anscheinend letztmalig für ein italienisches Kloster urkundete. Von niemandem angefochten, überquerte KARL III. im Oktober die Alpen, fand in Pavia die Anerkennung der dort erschienenen Magnaten und zog weiter nach Ravenna, wo er vom Papst Anfang 880 eine Salbung zum König von Italien empfing und seinen Erzkanzler Liutward als neuen Bischof von Vercelli durchsetzte. Er hätte nach dem Wunsch Johannes VIII. den Weg gleich bis Rom verlängern und mit der Kaiserwürde die seit dem Tod LUDWIGS II. verwaiste Rolle eines Schutzherrn der römischen Kirche und Mittelitaliens übernehmen sollen, wollte sich aber vor weiteren Schritten zunächst innerhalb der Familie absprechen und kehrte daher in die Francia zurück, wo sich sein Bruder Ludwig der Jüngere soeben im Vertrag von Ribemont die W-Hälfte Lotharingiens gesichert hatte. Nicht mit ihm, von dem im Sommer 880 erstmals auch eine Erkrankung gemeldet wird, sondern mit den westfränkischen Neffen traf er sich im Juni zu einem Frankentag in Gondreville, von dem dann die gemeinsame Attacke gegen die Usurpatoren Hugound Boso ausging. Erst nach dem Abbruch der Belagerung von Vienne ließ er sich von Johannes bewegen, erneut nach Italien zu kommen, und nahm nun aus seiner Hand am 12.2.881 in Rom die Kaiserkrone entgegen. Nach dem Tode seines Bruders Ludwig der Jüngere kehrte er aus Italien zurück und empfing zunächst in Bayern, dann im Mai in Worms die Huldigung als nunmehr alleiniger Herr des mit Lotharingien und Italien vereinigten O-Frankenreiches. Unter dem Eindruck der jüngsten Normanneneinfälle strömte ihm ziemlich rasch eine große Streitmacht aus Franken, Bayern, Schwaben, Thüringern, Sachsen und anderen zum Kampf gegen die Normannen zu, die im Juli deren Hauptstützpunkt Asselt einzuschließen vermochte. Von der erwarteten Erstürmung sah der Kaiser jedoch bald ab und gewährte den Feinden freien Abzug und neue Zahlungen gegen die Zusicherung ihres Anführers Gottfried, sich taufen zu lassen, eine Lehnsherrschaft in Friesland zu übernehmen und durch Heirat mit Lothars II. Tochter Gisela (aus der nicht anerkannten Ehe mit Waldrada) in die karolingische Familie einzutreten. Das Verhalten KARLS III. entsprach wohl der Überlegung, durch Respektierung der faktischen Machtlage in Lotharingien, in die auch Giselas Bruder Hugo durch Überlassung der Einkünfte des Bistums Metz einbezogen wurde, eine notdürftige Befriedung herbei führen zu können, doch wurde dies, wie das entrüstete Echo in den zeitgenössischen Quellen zeigt, von dem maßgeblichen Kreisen kaum verstanden und eher als schmähliche Schwäche ausgelegt, die der Autorität des Kaisers Abbruch tat.
    Da man nach dem Tode des westfränkischen König Karlmanns, Karl, den Sohn Ludwigs des Stammlers von Adelheid nicht berücksichtigte, blieb allein der gerade in der Lombardei weilende KARL III. übrig, dem eine Gesandtschaft unter Graf Theoderich von Vermandois die Einladung zur Herrschaftsübernahme unterbreitete. Der Kaiser erschien im Juni 885 in Ponthion und nahm die Huldigung der bisherigen Untertanen Karlmanns entgegen. Innerhalb von nur 6 Jahren war ihm ohne sonderliche Mühe, als bloße Konsequenz dynastischen Erbrechts, die Vereinigung sämtlicher Reichsteile in seiner Hand gelungen.
    Am Willen, der gewaltigen Aufgabe Herr zu werden, hat es KARL III., der zwischen 879 und 886 zwölfmal die Alpen überquerte, nicht fehlen lassen. Die akutesten Sorgen bereiteten weiter die Normannen, die nach ihren Beutegewinnen in W-Franken 884 den Schwerpunkt wieder mehr östlich, in die Gegend von Löwen, verlagert hatten. Die Verbindung der Gruppe um Gottfried mit dem lothringischen Prätendenten Hugo war bereits vor KARLS III. Rückkehr zerschlagen worden. Gegen ein vermeintlich gefährliches Komplott beider Schwäger rückte nämlich Graf Heinrich vom Grabfeldgau, Stammvater der BABENBERGER und bewährter Heerführer schon Ludwigs des Jüngeren, im Mai 885 an den Niederrhein und ließ Gottfried mit vielen der Seinen während vorgetäuschter Verhandlungen umbringen, nachdem man zuvor seine Gattin Gisela, die Tochter Lothars II., in Sicherheit gebracht hatte (+ 907 als Äbtissin von Nivelles und Fosses); wenig später wurde auch Hugo, ihr Bruder, in Gondreville in einen Hinterhalt gelockt, überwältigt und geblendet, um seine Tage als Mönch im Kloster Prüm zu beschließen (+ nach 895). Der lotharingische Mannesstamm war damit ausgeschaltet, aber die Bedrohung durch die Normannen keineswegs überwunden, wenn auch deren Herrschaft in Friesland zusammenbrach. Als neues Ziel erkor ein großer Teil von ihnen den Seineraum und zumal die Stadt Paris, die seit Ende November 885 fast ein Jahr lang umzingelt wurde. Dass sie allen Angriffen standhielt, lag wesentlich an der Tatkraft des während der Belagerung gestorbenen Bischofs Gauzlin wie auch besonders des Pariser Grafen Odo, dessen unerschrockener Kampfesmut an seinen Vater Robert den Tapferen gemahnte. KARL III. dagegen wich monatelang der Konfrontation aus, erschien erst nach einem Italienzug im Oktober 886 vor Paris, wo der mit einer ostfränkischen Truppe vorausgeschickte BABENBERGER Graf Heinrich inzwischen gefallen war, und erreichte den Abzug der Feinde wie zuvor in Asselt nur durch eine Vereinbarung, die ihnen neue Lösegelder zusicherte und Burgund zur Überwinterung, de facto zur Plünderung freigab, - gemäß zeitgenössischem Kommentar ein "wahrhaft allzu erbärmlicher Ratschluß".
    Gerade weil KARL III. kaum noch imstande war, alle drängenden Probleme des ihm zugefallenen Großreiches selber resolut anzupacken, und weil er anders als seine Vorgänger auch keine Familienmitglieder mehr hatte, denen er Teile seiner Verantwortung delegieren konnte (abgesehen vom Neffen ARNULF, zu dem er Distanz hielt), verdient Aufmerksamkeit, auf wen sich der Kaiser bei seiner unverhofften Alleinherrschaft stützte und welche historischen Folgen das hatte. In seiner näheren Umgebung war der anfängliche Erzkapellan, Bischof Witgar von Augsburg, noch während des auf Schwaben begrenzten Regiments von Liutward überspielt worden, einem aus der Reichenau hervorgegangenen Kanzleinotar, dem seine Gegner später niedere Herkunft vorwarfen; er erscheint seit 878 bereits als Erzkanzler und war seither von überragendem Einfluß auf KARL, der ihn 880 mit dem Bistum Vercelli und nach dem Gewinn ganz O-Frankens 882 möglicherweise auch anstelle Liutberts von Mainz mit der Würde des Erzkapellans ausstattete. Gleich ihm waren es weiter "Alemannen, denen er vornehmlich die Führung seiner Herrschaft anvertraut hatte", wie ein rückblickender Annalist kritisch und durchaus konform mit dem Eindruck moderner Forschung vermerkte, wonach KARLS Hofkapelle trotz aller Ausweitung seiner Macht "weitgehend den Charakter der landschaftlich gebundenen Teilkapelle" beibehielt (J. Fleckenstein). Dieser räumlichen Isolierung in der Spitze steht die Bereitschaft des Kaisers gegenüber, ganze Reichsteile der Dominanz einzelner regionaler Machthaber zu überantworten. So verstärkte er in Italien das Gewicht BERENGARS VON FRIAUL, indem er ihn mit Strafmaßnahmen gegen den Rivalen WIDO II. von Spoleto beauftragte, und in W-Franken verhalf er dem ROBERTINER Odo zum weiteren Durchbruch, als er ihm zur Grafschaft Paris 886 nach dem Tode Hugos des Abtes auch noch dessen hinterlassene Hoheitsrechte in Neustrien und an der Loire hinzugab. In die Herrschaftsbildung des burgundisch-provenzalischen Raums griff er als Kaiser gar nicht erst ein, aber auch innerhalb O-Frankens hat er die Konsolidierung der liudolfingischen Macht in Sachsen durch Otto (den Erlauchten), den Bruder des gegen die Wikinger gefallenen Brun, zumindest nicht behindert, und das obgleich dieser Schwager Ludwigs des Jüngeren durch die Heirat mit einer Tochter des BABENBERGERS Heinrich bereits weitere Kreise zu ziehen begonnen hatte. Heinrichs Bruder Poppo festigte indessen seine Vorrangstellung in der thüringischen Mark gegen die Sorben.
    Um allen diesen selbstbewußten Gebietern, die zunehmend Fiskalgut und königliche Amtsträger in ihren Bann zogen, künftig überhaupt noch einen gemeinsamen Herrn überordnen zu können, bedurfte es dringend der einvernehmlichen Vorsorge für die Nachfolge des Kaisers, dessen Hoffnung auf einen legitimen Thronerben, einen "kleinen Ludwig oder Karl", wie ihn Notker von St. Gallen unbeirrbar kommen sah, vergeblich geblieben war. Nach dem Tod des westfränkischen Adoptivsohnes Karlmann hatte KARL 885 einen Versuch gemacht, seinen noch heranwachsenden außerehelichen Sohn Bernhard (von einer namentlich nicht bekannten Mutter) zum Erben einzusetzen, war aber am Einspruch von Bischöfen und mehr noch an der bedenklichen Tatsache gescheitert, dass der zur Sanktionierung des heiklen Beschlusses eingeladene Papst Hadrian III. (884-885) auf der Hinreise einen jähen Tod starb. Das Problem gewann neue Dringlichkeit, als der Kaiser im Winter 886/87 schwer erkrankte, so dass er, das Schicksal seiner Brüder vor Augen, durch einen Aderlaß während der Fastenzeit Linderung suchte. Um die allgemeine Besorgnis zu dämpfen, schien sich ihm ein unerwarteter Weg zu eröffnen, da der soeben verstorbene Boso von Vienne einen kleinen Sohn namens LUDWIG hinterlassen hatte, der als Enkel Kaiser LUDWIGS II. ein unanfechtbarer KAROLINGER in weiblicher Linie war. Ungeachtet des vergangenen Streits mit seinem Vater, lud ihn KARL mit der Mutter Irmingard zu sich und ihn nahm Ende Mai 887 in Kirchen (bei Lörrach) an Sohnes statt an, im Beisein Odos von Paris und womöglich auch BERENGARS VON FRIAUL, der kurz zuvor am Hof nachzuweisen ist. Die Entscheidung für einen vielleicht gerade Sechsjährigen war indes nichts als ein ungewisser Wechsel auf eine ferne Zukunft und brüskierte offen den erwachsenen und handlungsfähigen, wenngleich illegitimen Neffen ARNULF VON KÄRNTEN, der unter den ostfränkischen Großen längst viele Anhänger hatte. In der verbreiteten Mißstimmung kam es zu Geschehnissen, die "durch und durch rätselhaft und unheimlich" (G. Tellenbach) erscheinen. Noch in Kirchen ließ sich der Kaiser nötigen, seinen bis dahin allmächtigen Erzkanzler Liutward von Vercelli vom Hof zu verweisen und durch Erzbischof Liutbert von Mainz zu ersetzen, laut Reginos Chronik unter der Beschuldigung des Ehebruchs mit der Kaiserin Richgard. Während sich Liutward angeblich zu ARNULF begab (in dessen Umgebung er allerdings nie bezeugt ist), soll sich Richgard mit der Beteuerung gerechtfertigt haben, in 25 Ehejahren unberührt geblieben zu sein, trennte sich von ihrem kranken Gemahl und zog sich in das von ihr gegründete Kloster Andlau zurück. Dass dies geschah, um KARL eine neue Ehe und doch noch Nachwuchs zu ermöglichen, ist bloß eine vage Vermutung.
    Seine Autorität scheint seither heillos erschüttert gewesen zu sein. Als KARL III. im November zu einer ostfränkischen Reichsversammlung in Tribur erschien, erfuhr er, dass ARNULF mit bewaffneter Macht herannahe, offenbar um die Anerkennung seiner Ansprüche zu erzwingen. Der Kaiser wich noch ins nahe Frankfurt aus, bot dort aber ein solches Bild der Hinfälligkeit, dass sich auch seine bisherigen Getreuen binnen weniger Tage dem eingetroffenen Herausforderer zuwandten. Vom 17.11. datiert KARLS letzte, vom 27.11. ARNULFS erste Herrscherurkunde. Der von allen verlassene und somit gestürzte Kaiser bat sich einige Königshöfe in Schwaben aus und ist sehr bald auf einem von ihnen, in Neudingen an der oberen Donau, am 13.1.888 seinem Leiden erlegen. Auf der Reichenau trug man ihn zu Grabe.



    Neue Deutsche Biographie - Karl III.

    ostfränkischer König und Kaiser, * 839, † 13.1.888 Neudingen/Donau, ⚰ Reichenau, Mittelzell.

    Ludwigs des Deutschen jüngster Sohn K. wird von 857 an zuweilen – im ganzen siebenmal – als Mitunterfertiger von Königsurkunden genannt, die sich auf Alemannien beziehen, und begegnet 865 erstmals im Gefolge seines Vaters. In der Erbteilung vom gleichen Jahre sprach ihm Ludwig Alemannien mit Churrätien zu, während Bayern mit den vorgelagerten Marken und der Hoheit über die Slawenländer an Karlmann, Thüringen und Sachsen an Ludwig den Jüngeren fallen sollten. Wie seine Brüder übte K. seitdem offenbar eine gewisse Verwaltung seines künftigen Reichsteils aus, doch bleiben die Nachrichten spärlich, zusammenhanglos und unklar. K. war 869 an einem Heereszug gegen den Mährerfürsten Rastislaw beteiligt, lehnte sich aber 871 zusammen mit seinem Bruder Ludwig gegen den Vater auf, der angeblich Karlmann bevorzugte. Obgleich im März 872 zu Forchheim der Streit durch eine neue und genauere Fassung der Erbteilung beigelegt wurde, ist wieder von einer Verschwörung der Brüder K. und Ludwig die Rede, die am 26.1.873 in Frankfurt aufgedeckt worden sei, aber eine rasche Aussöhnung im Gefolge hatte, denn schon am 9.4.873 richtete Ludwig der Deutsche ein Mandat an K., und sowohl 873 wie 874 betraute er ihn mit politischen Missionen. Als nach dem Tode Kaiser Ludwigs II. (12.8.875) die offene Rivalität zwischen Ost- und Westfranken um die Nachfolge ausbrach, wurde K. von seinem Vater nach Italien (in den Mailänder Raum) entsandt, um den Zugriff Karls des Kahlen abzuwehren, aber das Unternehmen schlug völlig fehl und endete mit K. eiligem Abzug nach Bayern.

    Nach dem Tode Ludwigs des Deutschen (28.8.876) traten die 3 Söhne als Könige die Nachfolge in Ostfranken an. Auf einer Zusammenkunft im Nördlinger Ries bestätigten sie durch einen in deutscher Sprache aufgezeichneten (nicht erhaltenen) Eid im November 876 die schon vom Vater verfügte Teilung. K., in dessen Reichsteil es keinen Metropoliten gab, bestellte zunächst den Bischof Witgar von Augsburg zum Erzkapellan, doch stieg allmählich der aus der Reichenauer Schule stammende Kanzleinotar Liutward zum Leiter des Urkundenwesens als archicancellarius auf; er wurde Anfang 880 Bischof von Vercelli, erscheint seit 883 selber als Erzkapellan und war die bei weitem einflußreichste Persönlichkeit am Hofe K., der auch nach der Ausweitung seiner Herrschaft Alemannen in seinem Dienste bevorzugte. Unter seinen Kanzlisten und Kapellänen begegnen die in Sankt Gallen erzogenen Brüder Waldo und Salomon, später Bischöfe von Freising und von Konstanz. Es sind 172 Diplome K. im Text erhalten, etwa 30 weitere als Deperdita ermittelt.

    Soweit erkennbar, verbrachte K. die Jahre 877 und 878 meist in Schwaben, doch traf er sich im September 878 im nordelsässischen Modern mit seinem Bruder Ludwig, wahrscheinlich um die Teilung Lotharingiens zu regeln. Nicht K., sondern Karlmann hatte 877 den westfränkischen Karl den Kahlen zum Abzug aus Italien gezwungen, aber durch schwere Erkrankung war er regierungsunfähig geworden. Der den Übergriffen mittelitalischer Fürsten und der Sarazenengefahr ausgesetzte Papst Johann VIII., der vergeblich auf westfränkische Hilfe gehofft hatte, wandte sich seit dem Frühjahr 879 mehrmals an K., bot ihm die Kaiserkrone an und beschwor ihn, in Italien einzugreifen. Sein Drängen hatte zur Folge, daß Karlmann sich im August 879 bereitfand, den Herrschaftsanspruch auf Italien an K. abzutreten. Dieser erschien Ende Oktober in der Lombardei und nahm Anfang 880 in Ravenna die Huldigung der Großen und die päpstliche Salbung zum König von Italien entgegen. Zur Enttäuschung Johanns VIII. kehrte er jedoch im Mai 880 nach Ostfranken zurück, wo sein Bruder Ludwig inzwischen Bayern und das westliche Lotharingien an sich gebracht hatte. K. traf sich in Gondreville mit seinen westfränkischen Neffen (Söhnen Ludwigs d. Stammlers) Karlmann und Ludwig III. (Juni 880) und beteiligte sich am Kampf gegen den Usurpator Boso von Vienne, der 879 ein niederburgundisch-provenzalisches Königtum errichtet hatte. Unablässig vom Papst gedrängt, zog K. im November 880 wieder nach Italien und empfing am 12.2.881 in Rom die Kaiserkrone. Er blieb lange im Lande, stellte Urkunden aus, saß zu Gericht, hielt im Februar 882 mit dem Papst eine Reichsversammlung in Ravenna, aber einen wirksamen Schutz Roms brachte auch er nicht zustande.

    Unterdes war am 20.1.882 Ludwig der Jüngere gestorben. K. kehrte im Frühjahr zurück und nahm zuerst in Bayern, dann im Mai auf einer Wormser Reichsversammlung – offenbar ohne Widerstände – die Huldigung als alleiniger König von Ostfranken entgegen. Damit aber war ihm auch die Aufgabe des Wikingerkampfes zugefallen. Mit einem stattlichen Heeresaufgebot zog er im Sommer 882 vor das normannische Hauptquartier in Ascloha (wahrscheinlicher Asselt als Elsloo, beide bei Maastricht), ließ sich aber, wie es seit Jahrzehnten schon oft geschehen war, auf eine Abmachung ein, durch die er den Abzug der Normannen erkaufte; einen ihrer Anführer namens Gottfried setzte er in Friesland ein, wo im übrigen schon seit Jahrzehnten eine Normannenherrschaft bestand. Gottfried trat in den fränkischen Reichs- und Lehnsverband ein, nahm die Taufe und vermählte sich mit Gisela, der (nicht als vollbürtig geltenden) Tochter Lothars II. Indem K. auch mit ihrem Bruder Hugo ein Einvernehmen herstellte, hatte er eine gewisse Konsolidierung der Maas- und Mosellande erzielt. – Einen großen Teil des Jahres 883 verbrachte K. abermals in Italien. Er traf sich in Nonantola mit dem neuen Papst Marinus I. und sprach Sanktionen gegen Herzog Wido von Spoleto aus. Auf der Rückkehr hielt er sich vom 4.-6.12.883 in Sankt Gallen auf, wo er dem Dichter Notker die Anregung zur Aufzeichnung der anekdotenhaften Gesta Karoli Magni gab. Ohne Anteil K. wurde 884 bei Duisburg erfolgreich gegen die Normannen gekämpft, wurde die bayerische Ostmark dagegen durch innere und äußere Wirren erschüttert. Auf einer Zusammenkunft mit Swatopluk von Mähren schloß K. im Herbst 884 einen Frieden, der zwar mit einer formellen Huldigung des Mährerfürsten verbunden war, im übrigen aber die Reichsautorität kaum gefestigt haben dürfte. Ende 884 war der Kaiser wieder in Italien. Am 7.1.885 nahm er den im Vorjahr gemaßregelten Spoletiner wieder in Gnaden auf, was gleichfalls einer politisch-militärischen Beruhigung des Landes, kaum aber der kaiserlichen Autorität zugute kam.

    In Westfranken war unterdes am 5.8.882 Ludwig III., am 12.12.884 Karlmann gestorben. Da ihr Halbbruder, der fünfjährige Karl (III., „der Einfältige“), als nicht vollbürtig galt und das Königtum somit vakant war, entschlossen sich die Großen des unter der Normannenplage leidenden Westreichs, zwar erst nach einigen Monaten, aber anscheinend ohne Widerstand, K. auch als ihren König anzuerkennen. Von der Lombardei aus, wo ihn die formelle Einladung (ut veniat in Franciam) etwa im April 885 erreichte, begab sich K. ins westliche Lotharingien und nahm in Gondreville längeren Aufenthalt. Aber in eben diesem Reichslande hatte sich durch einen gemeinsamen Aufstand Hugos und seines normannischen Schwagers Gottfried eine neue Gefahr zusammengebraut, deren man sich nur noch durch heimtückische Gewalttat zu erwehren wußte: mit Wissen und Willen des Kaisers wurde Gottfried bei einer Verhandlung erschlagen, Hugo nach Gondreville gelockt, gefangengesetzt und geblendet (circa Mai 885). Damit waren sowohl die 40jährige Normannenherrschaft in Friesland wie die Karolingerlinie des einstigen Mittelreiches erloschen. K. nahm im Juni 885 in der Pfalz Ponthion die Huldigung der westfränkischen Großen entgegen. Abgesehen von der inzwischen sehr geschrumpften und nicht als legitim geltenden, freilich auch nicht beseitigten Herrschaft Bosos in Niederburgund war somit 885 das fränkisch-karolingische Gesamtreich wieder unter einem Kaiser vereinigt. Aber es war keine Rückkehr zu den politischen Konzeptionen Karls des Großen oder Ludwigs des Frommen, es war nur eine dynastische Zufalls- und Notlösung. Nicht regelmäßig, aber in wiederholten Fällen unterschied die Urkundendatierung K. seither nach Kaiser- und Königsjahren in Ostfranken, Italien und Westfranken – ein Anzeichen dafür, daß das wiedervereinigte Großreich nur noch eine Summe von Teilreichen war.

    Wenn es aber gelang, diese Gesamtheit an die nächste Generation weiterzugeben? Die dynastische Frage der Nachfolge konnte eben in dieser Situation eine unabsehbare Bedeutung gewinnen. Es gab keinen unbestritten legitimen, aber 3 unechte Sprossen des karolingischen Mannesstammes: den eben genannten westfränkischen Karl (III.), K. eigenen, gleichfalls noch sehr jungen Sohn Bernhard und seinen etwa 35jährigen Neffen Arnulf, den Sohn Karlmanns und Markgrafen in Kärnten. Diesem aber, der allein regierungsfähig war, wollte K. den Weg verlegen und stattdessen seinem Sohn Bernhard die Nachfolge sichern. Das freilich war – nach allem, was in Lotharingien und Westfranken vorausgegangen war, und angesichts strenger gewordener Grundsätze des Eherechtes – ein schwieriges Unterfangen. Im Sommer 885 nach Ostfranken zurückgekehrt, hielt K. daher eine Beratung in Frankfurt und gedachte sein Vorhaben mit Hilfe der päpstlichen Autorität durchzusetzen. Von K. eingeladen, trat Hadrian III. (seit 884) die Reise zum Kaiserhof an, wurde aber noch in Italien vom Tode ereilt (circa September 885); damit hatte sich K. Plan zerschlagen. Ohne sein Befragen wurde in Rom der Papst Stephan V. erhoben; erzürnt entsandte K. seinen Berater Liutward nach Rom, um den Gewählten abzusetzen, ließ sich aber durch den Nachweis ordnungsgemäßer Erhebung und Weihe beruhigen. Auch der neue Papst mahnte den Kaiser an seine Schutzpflicht, aber sein Zutrauen war so sehr gesunken, daß er bald auch mit den Griechen und mit Spoleto Verbindung aufnahm.

    Im gleichen Herbst 885 stieß ein großes Normannenheer die Seine aufwärts vor und begann im November mit der Belagerung der Inselstadt Paris, die von Graf Odo und Bischof Gauzlin mühsam verteidigt wurde. K. entsandte Anfang 886 ein ostfränkisches Aufgebot zum Schutz von Paris, begab sich indes selber nochmals über die Alpen, freilich wiederum nicht nach Rom, wohin er nur von neuem Liutward ausschickte. Ende März hielt er eine Reichsversammlung in Pavia, mußte aber bald zurückkehren, da die Normannennot einen neuen Höhepunkt erreicht hatte. In Paris war Bischof Gauzlin gestorben, das ostfränkische Entsatzheer hatte nichts ausgerichtet. K. holte zu einer großen Aktion aus und erschien im Herbst 886 mit einem starken Aufgebot vor Paris, wagte aber wieder keinen Kampf, sondern erkaufte die Aufhebung der Belagerung und gab den Normannen den Durchzug nach Burgund frei.

    Während des Winters 886/87, den er im Elsaß verbrachte, wurde K., längst kränkelnd, vollends von dem schweren Siechtum der ostfränkischen Spätkarolinger befallen. Die Frage seiner Regierungsunfähigkeit und der Nachfolge drängte zur Entscheidung. Nachdem inzwischen mit dem Tode Bosos (11.1.887) dessen usurpiertes Königtum erloschen war, fiel die Wahl K. – der zur Ausschließung Arnulfs entschlossen blieb – auf Bosos Sohn Ludwig, der durch seine Mutter Irmingard ein Enkel Kaiser Ludwigs II., freilich kaum älter als 4 Jahre war. Ihn lud K. nach Kirchen (bei Lörrach) zu sich und adoptierte ihn als Sohn und König (Mai 887). Aber die Mißstimmung der ostfränkischen Großen brach sich Bahn. Gleichfalls in Kirchen zwangen sie den Kaiser im Juni, seinen Erzkanzler Liutward von Vercelli zu entlassen und statt seiner EB Liutbert von Mainz zu bestellen. Liutward aber wandte sich zu Arnulf nach Bayern, während die Kaiserin Richardis sich von ihrem hoffnungslos erkrankten Gemahl trennte und in ihr Kloster Andlau eintrat. Die Einberufung einer ostfränkischen Reichsversammlung nach Tribur löste die Katastrophe K. aus. Vor Arnulf, der mit einem bayerisch-slawischen Aufgebot heranrückte, wich K. nach Frankfurt aus. Die versammelten Großen sagten sich von dem offenkundig regierungsunfähigen Kaiser los und riefen Arnulf zu ihrem König aus. K. fügte sich kampflos. Aus Frankfurt ist vom 17.11.887 seine letzte, vom 27.11.887 Arnulfs erste Urkunde datiert. Die Frage, wie die anderen Teilreiche auf diesen Umschwung in Ostfranken reagieren würden, stellte sich nicht, da K. bereits kaum 2 Monate später starb.

    Schon den Zeitgenossen erschien K. (dessen Beiname Crassus, „der Dicke“, erst seit dem 12. Jahrhundert vereinzelt begegnet und jedes historischen Wertes entbehrt) als alles andere denn eine starke Persönlichkeit. Ob dieses Urteil gerecht ist, steht dahin, denn der schon früh gesundheitlich labile Herrscher sah sich schrittweise vor geradezu übermenschliche Aufgaben gestellt. In einer Zeit, als die Teilreiche sich bereits in ein gewisses Eigenbewußtsein eingelebt hatten, erwies sich das karolingische Legitimitätsprinzip immer noch als so stark, daß ein Erbfolgezufall die verspätete nominelle Zusammenfassung eines Großreiches zustande kommen ließ, dessen zentrale Regierung und Verteidigung schlechthin unmöglich geworden waren. Diese inneren und äußeren Gegebenheiten trafen dann mit dem Abreißen der legitimen dynastischen Kontinuität zusammen, so daß der Sturz K. die endgültige Auflösung des fränkisch-karolingischen Großreiches zur Folge hatte und insofern einen Wendepunkt der europäischen Geschichte bedeutet. Dagegen ist es nicht übertrieben, in K. eine Schlüsselgestalt für die Entstehungsgeschichte des Deutschen Reiches zu sehen, denn der Erbfolgezufall, der ihm bis 882 die Königsgewalt in ganz Ostfranken zuspielte, kam früh genug, um ein Auseinanderleben der 3 ostfränkischen Reichsteile zu verhindern.

    Karl heiratete Richgard in Aug 862. Richgard (Tochter von Erchanger) wurde geboren um 840; gestorben in 906/909 in Andlau [67140],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich; wurde beigesetzt in Andlau [67140],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 59. von Franken, Bernhard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 876; gestorben in 891/892.


Generation: 9

  1. 33.  von Hoch-Burgund, Rudolf I. Graphische Anzeige der Nachkommen (21.Konrad8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) gestorben am 25 Okt 912.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Saint-Maurice [1890],Wallis,Schweiz; Laienabt von St.-Maurice d‘Agaune
    • Titel/Amt/Status: 888-912, Burgund,Frankreich; König von Hoch-Burgund

    Notizen:

    Rudolf I.
    König von Hoch-Burgund (888-912)
    Laienabt von St.-Maurice d‘Agaune
    -25.10.912
    Einziger Sohn des Grafen Konrad II. von Auxerre aus dem schwäbischen Geschlecht derWELFEN und der Adelais

    Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 1075

    Rudolf I., König von Hoch-Burgund
    + wohl 25. Oktober 912
    Sohn von Konrad Dux in Transjuranien, aus dem Geschlecht der sogenannten westfränkischen WELFEN (RUDOLFINGER), und einer Waldrada

    Er folgte dem Vater vor 878 in Herzogswürde und Laienabbatiat von St-Maurice d'Agaune nach. Nach dem Tode KARLS DES DICKEN ließ sich Rudolf I. in Agaune zum König krönen (Januar 888), kurz darauf in Toul (Frühjahr 888), wodurch er seinen Anspruch auf Lotharingien manifestierte. Der ostfränkische KAROLINGER ARNULF nötigte ihn jedoch, Lotharingien und Elsaß abzutreten und sich als 'fidelis' ARNULFS zu erklären (Regensburg, Oktober 888). Rudolf I. behielt seine transjuranischen Länder sowie die Grafschaften jenseits der Saone (Outre Saone: Portois, Ecuens, Varais) und zog den Erzbischof Theoderich von Besancon als Erzkanzler heran. Seine Schwester hatte sich mit dem Herzog von Burgund, Richard le Justitiar, vermählt. Doch verlieh ARNULF, der den Königstitel des in der Provence herrschenden LUDWIGS 'DES BLINDEN' anerkannt hatte, Lotharingien und Burgund an seinen Sohn Zwentibold (895); Rudolf I. sah damit seinen Herrschaftsbereich reduziert auf die transjuranischen Gebiete (Wallis, Bistümer Genf und Lausanne), was sich im Übergang des Erzkanzleramtes an den Bischof von Sion (Sitten) dokumentierte. Der Tod Zwentibolds und dann ARNULFS ermöglichte Rudolf I. die Rückeroberung des Gebiets von Besancon, und er griff kurz vor seinem Tode nach Basel. Rudolf I. war anerkannter König von Burgund und hinterließ sein Königreich dem Sohn Rudolf II., aus der Verbindung mit seiner Frau Wila (von umstrittener Herkunft; die Ansicht von M. Chaume, dass sie eine Tochter Bosos gewesen sei, bleibt unsicher). Wenn Rudolf I. auch nur einen Teil seiner Herrschaftsziele erreichte, so war er doch Begründer der ersten dauerhaften nicht-karolingischen Dynastie; noch artikulierte er keine Ansprüche auf Italien, sondern beschränkte sich hier auf ein Paktieren mit WIDO von Spoleto und LAMBERT.

    Quellen:
    Die Urkk. der burg. Rudolfinger, ed. Th. Schieffer, 1977.

    Literatur:
    H.E. Mayer, Die Politik der Kg.e v. Hochburgund im Doubsgebiet, DA 18, 1962.

    Rappmann Roland/Zettler Alfons: Seite 433, "Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter"

    RUDOLF I. VON HOCHBURGUND

    Necr. B 27.10. "Ruodolfus rex", König von Hoch-Burgund 888-911/12, + 27.10.911 oder 25.10.912

    Literatur:
    Trog, Rudolf I.; Poupardin, Le royaume de Bourgogne Seite 1-28; Biographisches Wörterbuch 2 Spalte 2391; Die Urkunden der burgundischen Rudolfinger Seite 3-8; Boehm, Geschichte Burgunds, besonders Seite 100ff.; Hlawitschka, Die verwandtschaftlichen Verbindungen Seite 28-57; Ders., Die Königsherrschaft Seite 444-456; Ders., Lotharingien. Zum Todestag: Regeste genevois Seite 36 Nr. 117; Dümmler, Geschichte des Ostfränkischen Reiches 3 Seite 581f. Anmerkung 5; Trog, ebd. Seite 80ff.; Poupardin, ebd. Seite 365ff.; Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I Seite 74f.

    Rudolf war der Sohn Graf Konrads von Auxerre aus dem Geschlecht der WELFEN und Großneffe von Judith und Hemma, den beiden Gemahlinnen LUDWIGS DES FROMMEN und Ludwigs des Deutschen; vgl. Tellenbach, Über die ältesten Welfen Seite 339. Zu Rudolfs Verhältnis zu Kaiser ARNULF von Kärnten, siehe Hlawitschka, Lotharingien Seite 69ff., Seite 154ff.; ebd. Seite 145ff. wird zu einem Gedenkeintrag mit Rudolf im Liber memorialis von Remiremont Stellung genommen. Das Todesdatum Rudolfs ist aufgrund der widersprüchlichen Angaben der Quellen umstritten. Da sein Tod aber nachweislich auf einen Sonntag fiel, kommen nur der 27.10.911 oder der 25.10.912 in Frage.

    Diener, Ernst: Seite 74, "Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen. in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908"

    1. Rudolf I., König von Hoch-Burgund 888-912

    872 Rodulfus humilis comes necnon et monasterii sancti Mauricii Agaunensis abba (Dümmler, Ostfränk. Reich III² p. 318 Anm. 2), 885 und 886 marchio bzw. marchius (1. c. p. 319 Anm. 1), Sohn des WELFEN Konrad, König von Burgund 888, vgl. Reginonis chronicon SS I 598: Per idem tempus Ruodolfus, filius Chuonradi, nepos Hugonis abbatis ... provoinciam inter Jurum et Alpes Penninae accupat et apud sanctum Mairitium ..... coronam sibi imposuit, regemque se appallari iussit; ebenso Annal. Fuldenses SS I 403; Annal. Vedastini SS I 525; Annal. Flaviniac. et Lauson. SS III 152; Chronicon Luxoviense SS III 221; Sigeberti chronica (zu 890) SS VI 343; Annalista Saxo SS VI 587; Hugonis Flaviniac. chron. (zu 892) SS VIII 357; Annal. Lausann. SS 24, 780. - Ekkehard IV. nennt in seinen casus sancti Galli, ed. Meyer von Knonau in St. Galler Mitteil. 15, 121 den Abt Hartmuot von St. Gallen cognatus König Rudolfs, mit wieviel Recht, muß dahingestellt bleiben. - Das Todesjahr Rudolfs steht nicht absolut fest. Die Annal. Flaviniac. et Lauson. SS III 152 und die Ann. Lausann. SS 24, 780 überliefern zu 911: hoc anno obiit Ruodolfus rex, die dominicio 8 kal. Novembris, während die Annales Alamann. SS I 155; Herm. Contract. SS V 112; Ekkeh. chron. Wirziburg. SS VI 28 als Todesjahr 912 angeben. Aus Gründen der Diplomatik und Chronologie entscheiden sich Trog, Rudolf I. und Rudolf II. von Hoch-Burgund, Diss. Basel 1877, Exkurs, und neuestens Morel im Anz. f. Schw. Gesch. 1901 p. 421 f. für 911, Brunel in dem sub. 2. cit. Aufsätze für 912. Da der 25. Oktober im Jahre 911 nicht auf einen Sonntag, sondern auf einen Freitag fiel, möchte Trog vorschlagen, statt VIII kal. XIII kal. zu lesen, was auf Sonntag, den 20. Oktober 911 führen würde, welche Korrektur jedoch nicht angenommen werden kann, da das Necrolog von Merseburg (Zeitschrift f. Archivkunde I 124) den 26. X., das Reichenauer (Necrol. I 280) den 27. X. als Todestag nennen. 912 war der 25. X. ein Sonntag, 911 der 27. X. - Rudolfs Gattin war Willa; Rudolfs uxor, filii und filiae werden bereits 888 XII 21. genannt (Gallia christiana XV, Instrum. col. 126).

    Rudolf I. wurde 888 in St.-Maurice-d'Agaune zum König von Hoch-Burgund ausgerufen und galt formell als Vasall der ostfränkischen KAROLINGER. Er versuchte die Kaiserkrönung ARNULFS von Kärnten zu verhindern und bemächtigte sich 912 der Stadt Basel. Rudolf stand im schroffen Gegensatz zum Königreich Nieder-Burgund, da beide das Ziel der Wiederherstellung des Zwischenreiches Lothringen als Schwerpunkt vor Augen hatten. Seine Regierungszeit war eine Zeit der politischen Instabilität und erster Ungarneinfälle.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Der WELFE Rudolf, der den Dukat um den Genfer See beherrschte, faßte bei seiner in Saint-Maurice d'Agaune erfolgten Königskrönung 888 (Februar?) die Erneuerung des Lothar-Reiches ins Auge. Der ostfränkische König ARNULF war nicht bereit, Rudolfs Ehrgeiz auf Lotharingien, ausgedrückt in einer Königskrönung während des Sommers in Toul, hinzunehmen. Durch einen Aufmarsch im Elsaß nötigte er den WELFEN zum Rückzug und zum Erscheinen im Oktober in Regensburg, wo er ihm die Königsherrschaft allein für den westlichen Alpenraum zugestand. Gegen Rudolfs Reichsbildung fand sich ARNULF nur mühsam ab und förderte, um deren Expansion vorzubeugen, sogar die Wiederaufrichtung des burgundisch-provenzalischen Königsreiches der BOSONIDEN.
    Der lästige WELFE Rudolf wurde durch die Siege WIDOS von Spoleto in Italien spürbar gestärkt, weshalb König ARNULF nach seinem Italienzug 894 auf dem Umweg einer Strafexpedition durch Rudolfs hoch-burgundisches Kernland heimkehrte. Gegen den schwer zu packenden WELFEN waren ein erneuter Feldzug Zwentibolds und eine Zusammenkunft ARNULFS mit LUDWIG von der Provence im Sommer 894 gerichtet, zu einem guten Teil aber auch ARNULFS Plan, den Erstgeborenen, der seit der Geburt Ludwigs des Kindes sein Thronfolgerecht in O-Franken eingebüßt hatte, mit einem gesonderten Regnum auszustatten, dass außer dem eigentlichen Lotharingien auch Burgund umfassen sollte.

    Büttner Heinrich: "Geschichte des Elsaß I" 1991

    Rudolf, der Sohn Konrads und Enkel des Abtes Hugo von St. Maurice, welch letzterer bereits zu Lothars II. Zeiten die Gebiete zwischen Alpen und Jura beherrscht hatte, ließ sich sofort nach der Absetzung KARLS III. zum König dieses Gebietes erklären. Aber er spannte seine Ziele sofort weiter; durch seine Boten ließ er in dem ganzen ehemals lothringischen Gebiet für sich werben, und tatsächlich gelang es ihm, in raschem Zug nach Toul vorzustoßen, wo der Bischof dieser Stadt ihn zum König krönte. Vom Elsaß aus schickte ARNULF von Kärnten ein alamannisches Heer gegen Rudolf. Dieser Einfall zwang Rudolf, die lothringischen Eroberungen herauszugeben. Der Feldzug vom Spätsommer 888 brachte keinen entscheidenden Erfolg gegen Rudolf, dem die geographischen Gegebenheiten sehr zustatten kamen. Im Oktober/November 888 erschien Rudolf in Regensburg, aber ARNULF mußte das Bestehen des burgundischen Reiches anerkennen und sich mit einer nur formellen Oberhoheit begnügen. Im Jahre 891 konnte ARNULF noch einen weiteren Erfolg gegen Rudolf von Burgund buchen. Dem burgundischen Reich blieben nach dem abgeschlagenen Versuch von 888 nur die Gegenden von St. Maurice nach Lausanne-Genf hin. Kaiser ARNULF kehrte im Frühjahr 894 aus Italien mit großen Schwierigkeiten durch das Aostatal und über den Großen St. Bernhard zurück. Rudolf hatte sich zwar vor den Truppen ARNULFS ins Gebirge zurückziehen müssen, aber beizukommen war ihm hier nicht. Der Zug Zwentibolds mit alamannischen Truppen gegen König Rudolf endete im Sommer 894 erneut als Mißerfolg.
    Im Jahre 912 glaubte er die Zeit gekommen für einen Angriff auf Basel, das ihm als Endpunkt der Jurastraße und als Schlüsselstellung am Rhein sehr wichtig und erstrebenswert sein mußte. Wahrscheinlich bewog das Erscheinen KONRADS I. im Elsaß Rudolf zum Rückzug.

    Schneidmüller Bernd: Seite 70,74,76,78-82,104, "Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung."

    Konrads Sohn Rudolf blieb auf den Dukat in Hoch-Burgund beschränkt und urkundete dort als Amtsträger der ostfränkischen KAROLINGER 878 und 885 als Graf und Abt von St-Maurice d'Agaune oder als Graf und Markgraf (marchius). Die Vettern Konrad und Welf waren 881 und 882 verstorben.
    Ein dezidiertes Urteil formulierte die Regensburger Fortsetzung der Fuldaer Annalen aus der Parteigängerschaft für ARNULF: "Während er lange verweilte, stiegen viele Königlein (reguli) in Europa oder dem Reich seines Onkels KARL empor." Daß der WELFE Rudolf zur neuen monarchischen Elite zählen konnte, ergab sich aus den Handlungsspielräumen seiner Familie und mochte allenfalls aus dem fernen O-Franken zögerliche Beschreibung hervorrufen: "Rudolf aber, der Sohn Konrads, beschloß in königlicher Art das obere Burgund bei sich zu behalten."
    Präziser beschreibt Regino von Prüm den Aufstieg Rudolfs zum König und sein zähes Beharren in unwegsamen Alpengegenden: "Um diese Zeit eroberte der oben erwähnte Rudolf, Sohn Konrads und Neffe des Hugo Abbas, das Land (provintia) zwischen Jura und penninischen Alpen. Unter Beiziehung einiger Adliger und Priester setzte er sich selbst die Krone auf und befahl, daß er König genannt werde. Danach schickt er Gesandte durch ganz Lotharingien (durch das ganze Königreich Lothars); durch Zureden wie Versprechungen stimmte er den Sinn der Bischöfe und adliger Männer zu seinen Gunsten. Als das ARNULF gemeldet wurde, fiel er sogleich mit einem Heer über ihn her. Jener floh auf schmalsten Wegen und suchte in sichersten Felsennestern Schutz für sein Leben. Ihr ganzes Leben lang verfolgten ARNULF und sein Sohn Zwentibold diesen Rudolf. Trotzdem konnten sie ihn nicht schädigen, weil, wie bemerkt, unzugängliche Orte, die an vielen Stellen nur Steinböcken zugänglich sind, die geschlossene Truppe der Verfolger vom Eindringen fernhielten.
    Solch knappe Meldungen umschreiben die neue Königswürde noch mühsam. Ihnen ist wenig zu entnehmen über die Legitimation des welfischen Königtums, über Rudolfs Anhängerschaft, über einen etwaigen Herrschaftsvertrag, wie wir ihn vom westfränkischen König Odo besitzen, oder über die tatsächlichen Machtgrundlagen. Auch die späteren Königsurkunden Rudolfs I., fast alle im Bistum Lausanne und nicht in der Breite des Königreichs überliefert, helfen kaum weiter: Seit 888 nennen sich die burgundsichen WELFEN König (rex). Selbst der einzige blasse Bezug auf merowingische oder karolingische Vorgänger in einer Urkunde fußt auf späterer Zeit des Empfängers.
    Doch nicht nur für den welfischen Aufstieg zum Königtum erweisen sich die überlieferten Quellen als überaus dürftig.
    Undeutlich bleibt das Konglomerat von Herrschaft und Besitz, das sich Konrad und sein Sohn Rudolf in den mehr als 20 Jahren seit Zuweisung der Amtsgewalt in den W-Alpen aufgebaut hatten. Immerhin wird ihr Rang in diesem Raum durch die Ehe von Rudolfs Schwester Adelheid mit Herzog Richard Justitiarius von Burgund ebenso deutlich wie in der (welfischen) Namengebung des aus dieser Ehe hervorgehenden Nachfolgers Rudolf, Herzog von Burgund und von 923 bis 936 König des westfränkischen Reiches.
    Die Königserhebung des WELFEN Rudolf im Januar 888 erfolgte in St-Maurice/Agaune, einem herausragenden sakralen Zentralort seines Reichs. In diesem Kloster am Großen St. Bernhard, das seine Gründung auf den heiligen Burgunder-König Sigismund zurückführte, wurden die Märtyrer der Thebanischen Legion verehrt. Zur Begründung eines auf politisch-militärische Tüchtigkeit beruhenden burgundischen Königtums war der ehrwürdige Ort darum in vielfacher Hinsicht gut gewählt. Ungewöhnlich mutet dagegen die Maldung Reginos von Prüm über Rudolfs Selbstkrönung an. Ob hier Negativberichterstattung vorliegt, ob im winterlichen St-Maurice kein Bischof zur Verfügung stand, ob Rudolf gar das Vorbild der Aachener Krönung LUDWIGS DES FROMMEN von 813 ohne Zutun der Geistlichkeit zurückgriff, - wir können es nicht entscheiden.
    Doch der WELFE verfolgte ausgreifendere Pläne. Offensichtlich strebte er die Herrschaft im ganzen lotharingischen Mittelreich an, das 864 zur neuen politischen Heimat seines Vaters geworden war. Balds zog Rudolf gen Norden nach Toul und vielleicht sogar weiter. Dort spendete ihm Bischof Arnald von Toul die Königsweihe. Die Annalen von St-Vaast wußten dazu: "Diejenigen, die jenseits des Jura und diesseits der Alpen wohnen, versammelten sich in Toul und forderten, daß Rudolf, der Neffe des Hugo Abbas, durch den Bischof dieser Stadt zum König geweiht würde, was dieser also tat."
    Der Ausgriff nach Lotharingien, so plausibel er aus den historischen Erfahrungen des WELFEN auch sein mochte, griff freilich in jenen Handlungsrahmen ein, den die ostfränkische Reichspolitik seit 869/70 gefunden hatte. Die Interessen ARNULFS waren massiv berührt. Darum wird sein konsequentes Vorrücken gegen Rudolfins Elsaß ebenso verständlich wie das Nachsetzen eines alemannischen Aufgebots. Noch 888 konnte ein Einvernehmen zwischen beiden Königen erzielt werden, als sich Rudolf im Oktober zu vertraulichen Gesprächen zu ARNULF nach Regensburg begab. Zum Unwillen moderner Historiker wußte die Regensburger Fortsetzung der Fuldaer Annalen zwar vom friedensstiftenden Charakter dieses Treffens, nichts aber von Über- oder Unterordnung oder gar von ostfränkisch-deutscher Hegemonie in Europa: "Der König geht gegen Rudolf ins Elsaß vor. Dort schickt er gegen ihn ein alemannisches Heer und kehrte über Franken nach Bayern zurück. Nach einer Beratung mit den Adligen der Alemannen begab sich Rudolf freiwillig zum König in die Stadt Regensburg. Nachdem sie vieles einträchtig verabredet hatten, kehrten er [Rudolf], vom König in jenem Frieden entlassen, in dem er gekommen war, nach Hause zurück."
    Indem der WELFE seinem Gesprächspartner bis in dessen Hauptort Regensburg entgegenkam, respektierte er durchaus seinen Vorrang.
    Die Ereignissse des Jahres 888 hatten freilich im Ergebnis Rudolfs Königtum auf den W-Alpenraum, konkreter auf die Landschaft um den Genfer See, begrenzt. Trotz des Rückschlags von Toul glückte Rudolf die Behauptung des nordwestlichen Vorlandes im Doubs-Gebiet. Entstanden war damit ein Königreich mit vielfältiger Namengebung. Zwar blieben die Grenzen des welfischen Burgund noch lange erheblichem Wandel unterworfen. Doch das neue Gebilde behauptete sich im Kräftespiel der fränkischen Nachfolgereiche, und das sollten ARNULF und seine Sohn Zwentibold bald drastisch erfahren.
    Im April 894 fiel ARNULF, von einem militärischen Unternehmen gegen WIDO von Spoleto in Oberitalien kommend, in Burgund ein. Von den großen Schwierigkeiten des Zuges über die unwegsamen Alpen berichtet der Regensburger Fortsetzung der Fuldaer Annalen: "Als das Heer wegen des weiten Weges müde wurde, zog der König, bereits bis Piacenza gekommen, zu Ostern in die Nähe der Burg Ivrea. Ansger, ein Graf WIDOS, verteidigte diese Burg und die stark befestigten Klausen, die durch einen darüber gesetzte Steinburg gesperrt waren, zusammen mit Anhängern König Rudolfs von Burgund. Sie waren zu ihm gesandt worden, um den König die Rückkehr zu versperren. Als der König erkannte, daß eine Eroberung auf dem besetzten Weg ohne Gefahr für seine Leute nicht möglich war, stieg er mit großer Mühe des Heeres die Alpen hinauf. Wegen der Größe des Heers kam er in steilen Felsen vom Weg ab. Unter großer Gefahr für die Seinen und auf wundersame Weise - die Pferde sprangen an der mauerartigen Felswand von oben über die klippen herunter, wo sich ihnen Stufen als Rastort boten - kamen sie schließlich am dritten Tag ins Tal von Aosta. Der König schickte das Heer voraus und schlug Rudolf in die Flucht. Er selbst begab sich durch Hoch-Burgund nach Alemannien zum Hof Kirchen, wo ihm die Königin entgegenkam."
    Regino von Prüm meldet neben Rudolfs Flucht in unwegsames Alpengelände einen Aufenthalt ARNULFS in St-Maurice und schwere Verwüstungen des ostfränkischen Heeres im Land zwischen Jura und Großem St. Bernhard. Noch im Juni 894 versuchte ARNULF die politischen Geschicke des Mittelreichs auf einem Wormser Hoftag neu zu ordnen. Sein illegitimer Sohn Zwentibold rückte an der Spitze eines alemannischen Heeresaufgebots erneut gegen Rudolf I. vor und eroberte das Land um Besancon, während der niederburgundisch-provencalische König LUDWIG III. Teile des hochburgundsichen Reiches erhielt. 895 konnte ARNULF endlich die Zustimmung seiner Großen zur Königserhebung Zwentibolds "in Burgund und im ganzen Reich Lothars" erlangen.
    Doch inden militärischen Unternehmungen von 894/95 gegen Rudolf I. wurden nur Teilerfolge erzielt. Mit dem Doubs-Gebiet kam dem WELFEN der Vorsteher seiner Kanzlei abbhanden, da sich Erzbischof Theoderich von Besancon auf ARNULF und Zwentibold ausrichten mußte. Als Erzkanzler in der burgundischen Kanzlei folgte ihm Bischof Walter von Sitten. Doch im Kern seines Reichs, im Land um den Großen St. Bernhard und den Genfer See, war Rudolf I. nicht entscheidend zu treffen. Als ARNULF und Zwentibold 899 und 900 starben, brachte Rudolf I. das verlorene Gebiet um Besancon und Escuens wieder unter seine Herrschaft. Auch der kurzzeitige Einfluß LUDWIGS III. von Nieder-Burgund in Baume-les-Messieurs fand sein Ende. Ob schließlich ein Ausgriff Rudolfs I. auf Basel - die Schwäche des letzten ostfränkischen KAROLINGERS Ludwig IV. ("des Kindes") oder gar den Herrschaftsübergang auf KONRAD I. 911 nutzend - von durchschlagendem Erfolg gekrönt war, wissen wir nicht.
    Rudolf I. starb vermutlich am 25. Oktober 912. Die neuere Personenforschung hat ihm eine ansehnliche Familie zugewiesen. Unklar sind Name und Herkunft seiner Gattin, angeblich eine Dame namens Willa, vielleicht eine Tochter König Bosos von der Provence? Mehr wissen wir über zwei Söhne (Rudolf, Ludwig) und zwei Töchter, Judith und Waldrada. Da der erste welfische König neben seinem Nachfolger Rudolf II. offensichtlich noch einen weiteren Sohn Ludwig hinterließ, ist für den Wandel der königlichen Thronfolge im 10. Jahrhundert von besonderer Bedeutung. Erstmals in der Geschichte des frühen Mittelalters wurden das Königamt entgegen bewährtem fränkischen Brauch - nicht unter den beiden regierungsfähigen Söhnen geteilt. 912 etablierte sich in Burgund das Nachfolgerecht des Erstgeborenen und die Einheit des jungen Königreichs.
    Daß Rudolf II. 912 seinem gleichnamigen Vater - nach unserem Kenntnisstand unangefochten - im Königtum folgte, gehört gewiß zu den größten Leistungen des ersten welfischen Königs. Trotz äußerer Anfechtungen und gewaltiger Spannungen beim Zerfall des fränkischen Großreichs war Rudolf I. damit nicht nur die Gestaltung eines neuen Reichs, sondern auch die Versteigung monarchischer Herrschaft in seiner Familie geglückt.





    oo 1. Willa von Nieder-Burgund, Tochter des Königs Boso
    ( 912 2. oo 1. Hugo König von Italien, 880-10.4.948)


    Kinder:

    - Judith
    - Rudolf II. König von Hoch-Burgund - 11.7.937
    - Adelheid
    18.1.914 oo 2. LUDWIG III. König von Nieder-Burgund um 880-5.6.928
    - Willa
    oo Boso III. von Arles, Markgraf von Tuszien
    - Waldrada
    oo Bonifaz Markgraf von Spoleto - 954
    - Ludwig Graf im Thurgau 922-928



    Literatur:
    Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 18-20,42 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 91,99,178 - Diener, Ernst: Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen. in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908 Seite 73-82 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I, Seite 208 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 88,106 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 318-320,323, 379,388,407,578 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 13,27 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 81 – Hlawitschka, Eduard: Die Königsherrschaft der burgundischen Rudolfinger. Zum Erscheinen eines neuen MGH-Diplomata-Bandes. In: Historisches Jahrbuch der Görresgesellschaft 100 1980 Seite 444-456 - Hlawitschka, Eduard: Die verwandtschaftlichen Verbindungen zwischen dem hochburgundischen und dem niederburgundischen Königshaus. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte Burgunds in der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts, in: Schlögl, Waldemar und Peter Herde: Grundwissenschaften und Geschichte, Festschrift für Peter Acht; Kallmünz 1976 (Münchener historische Studien: Abteilung geschichtliche Hilfswissenschaften Band 15) Seite 28-57 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 65,69-71,79-83,86,89,93-95,98,106,108,114,124-127,129,131,136,147, 155-159,181,211,216,242,246,248 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 17,43,59 - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 265-275,280,293-298, 300,306,310 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 181,188,191-193,195 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 425,439 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 70,74,76,78-82,104 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 274,302,371 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 85 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 39 -


  2. 34.  von Auxerre, Adelheid Graphische Anzeige der Nachkommen (21.Konrad8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 870; gestorben nach 929.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Burgund,Frankreich; Herzogin von Burgund

    Notizen:

    Adelheid von Auxerre Herzogin von Burgund
    um 870- nach 929
    Einzige Tochter des Grafen Konrad II. von Auxerre aus dem Hause der WELFEN und der Adelais; Schwester von König Rudolf I. von Hoch-Burgund
    Adelheid erhielt 888 die Abtei Romainmotier.

    Diener, Ernst: Seite 75, "Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen" in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908

    2. Adelheid

    888 VI.10. Rodulfus ..... rex .... Adeleydis soror nostra (Origines Guelficae II Probat. p. 103),
    verheiratet mit Graf Richard von Autun, Halbbruder König Bosos von Nieder-Burgund und der Richilde, Gattin KARLS DES KAHLEN
    Mutter König Rudolfs von Frankreich
    Witwe 921 (Flodoardi Ann. SS III 921, vgl. auch Lippert; Geschichte des westfränkischen Reiches unter König Rudolf, Diss Leipzig 1885 p. 20 ff.)
    macht 929 VI. 14. (Alex. Bruel: Etude sur la chronologie des rois de France et de Bourgogne ... aux IX et X siecles, in: Bibl. de l'ecole des chartes 41 (1880 p. 25) eine Schenkung an Cluny pro anima germani et dulcisssimi mei Rodulfi regis (1) .... pro requie domni piae memoriae principis Richardi, ac pro Willa regina (1) ... pro me et domno Rodulfo rege, filio meo, et item Rodulfo rege (3), neptos meo; pro aliis quoque filliis meis, Hugone, Bosone et Ludovico neptos; unterzeichnet u.a. Signum Adeleydis comitissae, regiae matris et abbatissae - signum Judithae filiae Rudolfi regis (10) -- signum Ugonis incliti comitis atque fratis Augusti Rodulfi regis (Orig. Guelf. II Probat. p. 104 ff.). - Betr. Judith s. 11. -
    Hugo ist offenbar der unter Adelheids Söhnen genannte, also ein Bruder des Königs von Frankreich.
    Dessen, und nicht Rudolfs II. von Burgund Sohn ist der genannte Ludwig, der nepos - Enkel Adelheids; vgl. Hugonis Flavin. chron. SS VIII 359: Anno ab incarn. Dom. 936 rex Rodulfus absque liberis defungitur, nam Ludovicus filius eius, quem habuit ex Emma regina, ante obitum patris est defunctus.
    Noch Krüger, Der Ursprung des Welfenhauses etc., 1899, Stammtafel II. bezieht die Stelle auf den König von Burgund und gibt ihm Emma als 1. Gemahlin, obschon Rudolf II. v. B. 921/22 Berta von Alemannien heiratete und 924 IV. 6. König Rudolf (v. Fr.) mit seiner Gattin Ymma urkundlich erscheint (Gallia christ. IV Instr. col. 71).

    Hlawitschka Eduard: Seite 79,86,96,216, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    [Am 10. Juni 888 urkundete König Rudolf I. von Hoch-Burgund in Vabrevilla für seine Schwester Adelheid (Rec. de chartres de Cluny I, ed. A. Bernard-A. Bruel, Seite 40 nr. 33).]
    Rudolf hingegen mag vielleicht durch verwandtschaftliche Rücksichten angehalten worden sein, sich der südlich angrenzenden Rhonelande zu bemächtigen; hatte doch seine Schwester Adelheid den Bruder Bosos, den Grafen Richard von Autun zum Gemahl.
    Der Eintrag von 890 zeigt neben LUDWIG DEM BLINDEN und seiner Mutter Irmingard wiederum den Grafen Richard von Autun, und zwar mit seiner Gemahlin Adelheid.
    [Ludwig von Thurgau wird in einer Urkunde Adelheids, der Schwester König Rudolfs I. von Hoch-Burgund und Gemahlin Richards von Autun/Boulogne, als ihr nepos bezeichnet, auch König Rudolf II. wird dabei als ihr nepos genannt.]

    Schwager, Helmut: Seite 39, 161/62 mit Anm. 623

    Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 9,39, 161/62 mit Anm. 623

    Doch gelang es Graf Richard, der über eine Ehe mit der WELFIN Adelheid (+ nach 929), Schwester König Rudolfs I. von Hoch-Burgund, den Rücken frei hatte, die Grafschaften Auxerre, Troyes und Sens unter Kontrolle zu bringen.
    [Ausgegangen sind solche Behauptungen von einer einzigen Quelle, nämlich der Urkunde Herzogin Adelheids von Burgund (+ nach 929), der Witwe Herzog Richards des Gerechten, vom 14. Juni 929 aus Boyer, in der sie die Abtei Romainmoutier an die Benediktiner-Abtei Cluny verschenkt (Receuil de Chartres de Cluny 1, ed. Bruel, 359 nr 379) und .. dehinc pro me et domno Rudolfo rege, filio meo, et item Rudolfo rege, Ludovico nepote meo; ... pro aliis quoque filis meis Huguone, Bosoneet Ludovico nepote ... beten läßt, wobei man "Ludovico nepote" mit dem frühverstorbenen Enkel Adelheids identifizieren könnte. Verschiedenen Analisten und Historikern ist hier ein gravierender Fehler unterlaufen. Sie interpretieren nämlich "Ludovico nepote" als "Enkel" Herzogin Adelheids - wobei sie jedoch mangels Beweisen auf Hilfskonstruktionen, wie zum Beispiel eine zweite. Ehe König Rudolfs mit einer gleichnamigen "Emma" (so Alberich von Trois-Fontaines), angewiesen sind; dagegen ist die Deutung "Neffe" ebenfalls möglich, ja sogar bedeutend wahrscheinlicher, gibt es doch in der Urkunde einen "nepos" namens "rex Rudolf", der mit König Rudolf II. von Hoch-Burgund (+ 937) identisch sein dürfte, und einen "nepos Ludovicus" als dessen Bruder Graf Ludwig.]

    Schneidmüller Bernd: Seite 78, "Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung"

    Undeutlich bleibt das Konglomerat von Herrschaft und Besitz, das sich Konrad und sein Sohn Rudolf in den mehr als 20 Jahren seit Zuweisung der Amtsgewalt in den W-Alpen aufgebaut hatten. Immerhin wird ihr Rang in diesem Raum durch die Ehe von Rudolfs Schwester Adelheid mit Herzog Richard Justitiarius von Burgund ebenso deutlich wie in der welfischen Namengebung des aus dieser Ehe hervorgetretenen Nachfolgers Rudolf, Herzog von Burgund.

    Kienast Walter: Seite 89, "Der Herzogstitel in Deutschland und Frankreich (9. bis 12. Jahrhundert)"

    Richard ist 921 gestorben. Seine Witwe Adelheid, Schwester König Rudolfs I. von Hoch-Burgund, urkundet als comitissa. Es ist dies einer der frühesten Belege für die weibliche Form des Titels.




    oo Richard I. der Gerichtsherr Herzog von Burgund um 850-1.9.921

    Kinder:
    - Rudolf Herzog von Burgund vor 890-14./15.1.936
    - Hugo I. der Schwarze - 17.12.952
    - Boso Graf von Vitry - 13.9.935
    - Irmgard
    oo Giselbert Graf von Chalon-sur-Saone - 8.4.936
    - Richilde
    948/55 oo Leotald II. Graf von Burgund-Macon - 17.9.965
    - Adelheid
    oo Reginar II. von Hennegau




    Literatur:
    Diener, Ernst: Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen. in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908 Seite 73-82 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 36 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 79,86,96,216,241,249 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 78 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 9,39, 161/62 mit Anm. 623 -

    Familie/Ehepartner: von Burgund, Richard I.. Richard (Sohn von von Amiens, Balduin und von Arles, Richilde) wurde geboren um 850; gestorben am 1 Sep 921; wurde beigesetzt in Sens [89100],Yonne,Burgund,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 60. von Burgund, Rudolf I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren vor 890; gestorben in Jan 936 in Auxerre [89000],Yonne,Burgund,Frankreich; wurde beigesetzt in Sens [89100],Yonne,Burgund,Frankreich.
    2. 61. von Burgund, Hugo I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 890; gestorben am 17 Dez 952; wurde beigesetzt in Besançon [25000],Doubs,Franche-Comté,Frankreich.
    3. 62. von Burgund, Boso  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 890/895; gestorben am 13 Sep 935.
    4. 63. von Burgund, Irmgard  Graphische Anzeige der Nachkommen
    5. 64. von Burgund, Richilde  Graphische Anzeige der Nachkommen

  3. 35.  im Lahngau, Konrad Graphische Anzeige der Nachkommen (23.N.8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 855; gestorben am 27 Feb 906 in Fritzlar [34560],Schwalm-Eder-Kreis,Hessen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Hessengau,Hessen,Deutschland; Graf im Hessengau
    • Titel/Amt/Status: Lahngau,Deutschland; Graf im Oberlahngau
    • Titel/Amt/Status: 892-906, Sorbische Mark; Markgraf der sorbischen Mark

    Notizen:

    Konrad der Ältere
    Graf im Ober-Lahn- und Hessengau
    Markgraf der sorbischen Mark (892-906)
    ca 855-27.2.906 gefallen bei Fritzlar
    Ältester Sohn des Grafen Udo im Lahngau aus dem Hause der KONRADINER

    Barth Rüdiger E.: Seite 180,"Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert"

    Chuonradus (Konrad der Ältere) -27.2.905/906

    Graf im Oberlahngau, Bruder Eberhards, Graf im Niederlahngau, und Gebhards, Graf in der Wetterau (+ 22.6.910);
    Wampach, Lux., S. 148, Nr. 135, a. 899; ebd., Nr. 138, a. 902 und Nr. 141, S. 157 Anm. 5; gem. Jb. G l. G V,2 S. 38: Laienabt der Abtei S. Maximin.

    Dümmler Ernst: Seite 103,104,117,119, "Die Chronik des Abtes Regino von Prüm"

    892
    Um dieselbe Zeit zieht Arn, der ehrwürdige Bischof der Wirziburger Kirche, auf Ermahnung und Anraten des Thüringer-Herzogs Poppo zur Schlacht gegen die Slaven aus und fällt in eben dieser Schlacht [Am 13. Juli gegen die Chutizer unweit der Chemnitz.]; seinen Stuhl nahm Ruodulfein und folgte ihm in der Bischofswürde nach, der, obwohl von edler Geburt, ein Bruder nämlich der Grafen Cuonrad und Gebehard [Sie waren Blutsverwandte ARNOLFS und in O-Franken, Hessen und am Mittelrhein angesessen.], doch äußerst einfältig war.
    Poppo, der Thüringer-Herzog, wird seiner Würden entkleidet und das Herzogtum, das er verwaltet hatte, Cuonrad überwiesen, der es aber nur kurze Zeit inne hatte und es frteiwillig wieder aufgab.
    906
    Graf Cuonrad schickte seinen Sohn Cuonrad mit einer ansehnlichen Schar von Bewaffneten ab, um Gerard und dessen Bruder Matfrid anzufallen, weil diese seinen und seines Bruders Gebehard Lehen, das heißt den Besitz des heiligen Maximin [St. Maximin zu Trier] und der heiligen Maria zu den Speichern, sich gewaltsam zugeeignet hätten; mit ihnen verband sich ein Heer aus dem Reiche Lothars. Sie gelangten aber bis in den Blesigau, indem sie das Erbteil und den Besitz der obengenannten Brüder und ihrer Vasallen mit Raub und Feuer verheerten.
    Während dies im Reiche Lothars geschah, hatte der ältere Cuonrad mit einer großen Schar von Fußgängern und Reitern sein Lager in Hessen an dem Orte, der Friedeslar heißt [Fritzlar], indem er auf die häufigen Einfälle Adalberts sein Augenmerk richtete; sein Bruder Gebehard aber harrte mit allen, die er hatte an sich ziehen können, in der Wedereitha [Die Wetterau] eines plötzlichen Einbruches eben jenes Adalberts. Auch gab ihnen der Ausgang der Dinge durchaus Recht; denn als Adalbert merkte, daß die Macht der Gegner geschwächt sei, weil sie sich nach drei Seiten hin verteilt hatte, versammelte er seine Gefährten, froh, daß die günstige und lange ersehnte Zeit gekommen sei, und ergreift alsbald die Waffen; und zwar gibt er sich zuerst den Anschein, als wolle er seine Truppen gegen Gebehard führen, damit er sowohl diesen den Krieg fürchten laasse, als auch seinen Bruder sicher mache; darauf lenkt er mit so großer Geschwindigkeit, als er vermochte, sein Heer gegen Cuonrad. Als Cuonrad dies zu spät erkannt hatte, teilt er seine Gefährten in drei Haufen und rückt ihm ohne Zögern entgegen; da das Treffen begann, wenden zwei Haufen, der eine vom Fußvolk und der andere von den Sachsen sogleich den Rücken. Da Cuonrad diese vergeblich mit lautem Rufe ermahnte, sie möchten keineswegs den Feinden weichen, sondern für das Heil ihrer Weiber und Kinder und zur Verteidigung des Vaterlandes aus allen Kräften streiten, so stürzt er sich selbst mit der dritten Schar, anchdem er seine Kameraden angefeuert, auf die Widersacher, aber alsbald beim ersten Angriff wurde er mit vielen Wunden bedeckt und seines Lebens beraubt. Adalbert trug den Sieg davon, verfolgte mit seinen Gefährten die Fliehenden und streckte eine zahllose Menge, hauptsächlich von Fußgängern, mit dem Schwerte nieder. Indem er darauf drei Tage hinereinander jene ganze Landschaft durchstreifte, richtete er durch Mord und Plünderung alles zu Grund. Als dies vollbracht war, kehrte er mit seinen Genossen, die mit der Kriegsbeute und unermeßlichem Raube beladen waren, in die Feste Babenberg zurück. Dieses Blutbad ereignete sich aber am 27. Februar. Die Leiche Cuonrads hoben die Söhne [Cuonrad und Eberhard] nebst ihrer Mutter [Glismoda] auf und bestatteten sie in der Feste, die Willineburch [Weilburg] genannt wird.

    Konrad folgte als Graf im Ober-Lahngau, Vogt zu St. Maximin und Kettenbach. Er war Gegner der LIUDOLFINGER wegen Thüringen und war dort 892-893 Herzog. Im Jahre 897 bestätigte Kaiser ARNULF auf dem Reichstag zu Regensburg die Übertragung von Besitz an das Kloster Fulda, wobei es sich um konradinische Besitzanteile an den Siedlungen Dachrieden, Ammern, Görmar und dem wüsten "Emilinhusen", die sich wie ein Kranz um den Zentralpunkt Mühlhausen legten, handelte. Als zweite Gruppe konradinischer Besitzungen traten Güter in Sömmerda und "Hagen" entgegen, die durch eine undatierte, König KONRAD I. zugeschriebene Urkunde ebenfalls an Fulda kamen. Diese Reichslehen hatte er erst 892 im Kampf gegen LIUDOLFINGER und POPPONEN von Kaiser ARNULF erhalten und die Abgabe des Besitzes mußte als Scheitern in ihrer Aufgabe in Thüringen angesehen werden. Er wurde durch Kaiser ARNULF 893 anstelle der BABENBERGER Markgraf im Maingau, was zur erbitterten Feindschaft zu diesem Geschlecht führte. Mit Hilfe ARNULFS von Kärnten gelang es den KONRADINERN ihre Stellung auszubauen und ihre Rivalen, die BABENBERGER zu verdrängen. Er war eng mit Erzbischof Hatto von Mainz liiert und mit ihm seit 899 einflußreiches Regentschaftsmitglied für den König Ludwig IV. das Kind. Er gewann nach und nach alle hessischen und mainfränkischen Grafschaften, dazu auch die niederrheinischen Grafschaften und besaß eine herzogsähnliche Stellung im Raum Franken. Konrad der Ältere führte Macht und Einfluß seines Hauses in Hessen und im Weserland zu einem ersten Höhepunkt. In der Babenberger Fehde besiegten die KONRADINER 902 ihre Gegner und Konrad der Ältere erhielt 903 von den konfiszierten babenbergischen Gütern die Grafschaft im Gau Gozfeld, die im Maindreieck östlich Würzburg liegt. Wahrscheinlich 903 erhielt er Lehen im Volkfeld und im Iffgau. Konrad unterlag aber dem BABENBERGER Adalbert in der Schlacht bei Fritzlar, als die konradinischen Streitkräfte in Lothringen gebunden waren, und fiel in der Schlacht. Durch seinen Tod beschwor er eine höchst gefährliche Krise der gesamten konradinischen Position im Reich herauf. Erst nachdem es vornehmlich durch den Einsatz des Mainzer Erzbischofs Hatto gelungen war, die auf dem Schlachtfeld gefundene Entscheidung durch eine spätere, die das Gericht fällte, unwirksam zu machen, war nicht nur eine in drohende Nähe gerückte Katastrophe des KONRADINER-Hauses vereitelt, sondern der Weg geöffnet zu neuen Erfolgen.
    Konrad wurde von seiner Witwe und seinen Söhnen in der Feste Weilburg bestattet.

    Dietrich Irmgard: "Die Konradiner im fränkisch-hessischen Grenzraum"

    Lediglich drei Urkunden sprechen noch heute vom ehemaligen KONRADINER-Gut in Thüringen. In der ältesten bestätigt Kaiser ARNULF auf dem Reichstag zu Regensburg 897 die Übertragung von quasdam res de beneficio Konrads des Älteren an das Kloster Fulda. Es handelt sich dabei um die konradinischen Besitzanteile an den Siedlungen Dachrieden, Ammern Görmar und dem wüsten "Emilinhusen", die sich wie ein Kranz um den Zentralpunkt Mühlhausen legen, wo die KONRADINER nicht unmittelbar nachweisbar sind. Abgelöst von diesem Komplex im oberen Unstruttal wird ferner Diedorf an der heutigen Straße von Mühlhausen nach Heldra an der Werra genannt, sowie Lengenfeld.

    Schieffer Rudolf: Seite 190,194,197, "Die Karolinger"

    892 sorgte ARNOLF für den Sturz des von KARL III. geförderten BABENBERGERS Poppo in der Sorbenmark und ließ dafür die konradinischen Verwandten seiner Gattin, Graf Konrad den Älteren sowie dessen Bruder Rudolf als Bischof von Würzburg, in Mainfranken und Thüringen zu vorherrschenden Einfluß gelangen.
    In der Gegend von Prüm wurde im Oktober eine offene Feldschlacht zwischen den beiden KAROLINGERN durch einen Waffenstillstand abgewendet, doch zeigten die Friedensverhandlungen im Frühjahr 899 in St. Goar am Mittelrhein, bei denen die ostfränkischen Abgesandten ARNOLFS, Erzbischof Hatto von Mainz sowie die KONRADINER Konrad und Gebhard, ein gewichtiges Wort mitsprachen, daß es um Zwentibolds Autorität und Autonomie immer schlechter bestellt war.
    Im Kreis der großen Familien gaben nun erst recht die unter ARNOLF aufgestiegenen KONRADINER den Ton an, die sich in Hessen, aber nicht in Thüringen gegen die sächsischen LIUDOLFINGER behaupteten und in Mainfranken seit 902 im Namen des Königs eine blutige Fehde mit den BABENBERGERN ausfochten; daß Graf Konrad der Ältere dabei 906 den Tod fand, zog alsbald die Gefangennahme und Hinrichtung des letzten BABENBERGERS Adalbert nach sich, womit der Weg frei war für den jüngeren Konrad, den nachmaligen König, der fortan als dux in Rhein- und Mainfranken waltete.

    oo Glismut (Glismoda), Tochter des Kaisers ARNULF von Kärnten um 865-26.4.924
    Nach Jackman/Fried Gismoda (von Sachsen)

    Kinder:
    - KONRAD I. um 881-23.12.918
    - Eberhard Herzog von Franken um 885-2.10.939
    - Udo III. Graf im Ober-Lahngau - um 918
    - Tochter
    oo Werner Graf im Worms- und Nahegau
    -
    Nach Jackman/Fried
    - Burkhard

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 49,95 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990 Seite 180,186 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 24,27 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 103,104,117,119 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 357,453,468,488,499,503,518,523,532,537 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969 Seite 51,134 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 170,179,182,189-191,194 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 38,40 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 190,194,197,225 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 93,103,105 - Widukind von Corvey: Res gestae Saxonicae, Philipp Reclam Jun. Stuttgart 1981 Seite 59 -


    Gestorben:
    gefallen bei Fritzlar

    Familie/Ehepartner: Glismut. Glismut (Tochter von von Kärnten, Arnulf und Oda) wurde geboren um 865; gestorben am 26 Apr 924. [Familienblatt] [Familientafel]


  4. 36.  im Lahngau, Eberhard Graphische Anzeige der Nachkommen (23.N.8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 858; gestorben in 902.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Lahngau,Deutschland; Graf im Nieder-Lahngau

    Notizen:

    Eberhard Graf im Nieder-Lahngau
    - 902 gefallen
    Sohn des Grafen Udo im Lahngau aus dem Hause der KONRADINER
    Eberhard starb an einer Wunde, die er in einer Schlacht gegen die BABENBERGER erhalten hatte.

    Holtzmann Robert: Seite 40, "Geschichte der sächsischen Kaiserzeit"

    Das rheinfränkische Haus der KONRADINER, auch in Hessen begütert, ging auf den Grafen Gebhard von Lahngau zurück, der unter LUDWIG DEM FROMMEN sich Verdienste und Ansehen erworben hat. Seine Söhne, voran der älteste, Udo, sind mit Ludwig dem Deutschen zerfallen und wurden 861 abgesetzt. Das Geschlecht trat dann eine Zeitlang zurück, bis die vier Söhne Udos durch den Anschluß an ARNULF bei dessen Ergebung wieder zu Macht und Einfluß gelangten, die Brüder Konrad, Gebhard, Eberhard und Ruudolf. Konrad, der älteste von ihnen (der Vater König KONRADS I.), erhielt Grafschaften im Lahngau und in Hessen, 892 vorübergehend auch die Sorbische Mark, Gebhard und Eberhard besaßen ebenfalls Grafschaften in Rheinfranken, Rudolf, der jüngstete, wurde 892 Bischof von Würzburg, trotz seiner geistigen Beschränktheit: "obgleich adelig, dennoch sehr dumm" so wird er uns geschildert. Da im Bereich der Würzburger Diözese die Grafschaften der BABENBERGER lagen, kam es alsbald zu Reibereienen, die schließlich zu der großen Babenberger Fehde zwischen den beiden Häusern führte. Sie hat fünf Jahre gedauert und ist in Mainfranken ausgetragen worden. In einer ersten Schlacht (902) wurden die BABENBERGER geschlagen, Heinrich II. fiel und auch Adalhard geriet in Gefangenschaft. Doch auch einer der KONRADINER, Eberhard, hatte eine tödliche Wunde erhalten, und als er nach wenigen Tagen starb, ließ der darob ergrimmte Gebhard auch dem gefangenen Adalhard den Kopf abschlagen, so daß von den BABENBERGERN nur mehr der älteste, Adalbert, übrig war. Ihm oblag die Blutrache für den hingemordeten Adalhard, und die Gegner bekamen das zu spüren. Adalbert verjagte in der Folge den Bischof Rudolf von Würzburg, riß mit Gewalt die Besitzungen des gestorbenen Eberhard an sich, überfiel schließlich im Februar 906 den Grafen Konrad bei Fritzlar und errang auch über ihn einen vollständigen Sieg, Konrad selbst ist in der Schlacht gefallen.

    Fried, Johannes: Seite 83, "Prolepsis oder Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradiner-Genealogie im 10. und frühen 11. Jahrhundert"

    Der dritte der vier Brüder, Graf Eberhard I. vom Niederlahngau, besaß mehrere Söhne, deren einer der berühmte, in Liedern besungene, doch ehelos gebliebene Konrad "Kurzbold" war, deren zweiter Gebhard III. hieß und als deren dritter wahrscheinlich ein Eberhard II. zu gelten hat. Gebhard III. hatte seinerseits wenigstens einen Sohn Konrad, der sich wiederum eines gleichnamigen Sohnes erfreute. Auch ein Udo käme als Sohn jenes Gebhard III. in Betracht, doch ist das ungewiß. Eberhard II. dürfte gleichfalls Söhne, nämlich Eberhard III. und Konrad, gezeugt haben.

    oo Wiltrud
    Kinder:
    - Konrad Kurzbold ca 885/90-30.6.948
    - Eberhard Graf im Niederlahngau ca 890/95-10.5.966
    - Gebhard Graf im Ufgau - nach 15.1.947
    - Udo Graf

    Literatur:
    Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990 Seite 170,180 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 357,488,522,524 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969 Seite 51 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 40 -

    Gestorben:
    gefallen


  5. 37.  im Lahngau, Rudolf I. Graphische Anzeige der Nachkommen (23.N.8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 860; gestorben am 3 Aug 908.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 892-908, Würzburg [97070],Würzburg (Stadt),Bayern,Deutschland; Bischof von Würzburg

    Notizen:

    Rudolf I. Bischof von Würzburg (892-908)
    ca. 860-3.8.908
    Sohn des Grafen Udo im Lahngau aus dem Hause der KONRADINER

    Althoff Gerd: Seite 314, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    B 91 Me: 3.8. Ruodolfus eps + 908 Würzburg

    (Es.) Rudolfs Eintrag gehört zu den Übernahmen aus älteren Vorlagen, die beim Beginn des eigenständigen ottonischen Gedenkens gemacht wurden. In diesen Vorlagen, die vielleicht aus der Halberstädter Domkirche stammen, waren alle Würzburger Bischöfe seit dem endenden 8. Jahrhundert enthalten; siehe dazu oben S. 190.
    Zu Rudolfs Herkunft - er war KONRADINER - und seiner Tätigkeit vgl. Wendehorst, Würzburg, S. 51f.; Lindner, Würzburg, S. 235ff.
    Zum Todesdatum: Wendehorst, S. 55 sowie FW B 22 mit weiteren Hinweisen.

    Rudolf wurde durch Kaiser ARNULF Bischof von Würzburg und war dessen treuer Anhänger. Er wurde zeitweise von den BABENBERGERN verjagt, die dort dominierten, wurde 899 Mitregent für König Ludwig IV. das Kind, bekriegte die BABENBERGER und war 906 an der Hinrichtung des Grafen Adalbert beteiligt. Rudolf fiel im fränkisch-thüringischen Heer gegen die Ungarn.

    Finckenstein Fimck von: Seite 148, "Bischof und Reich"

    Die Bedeutung Würzburgs für Franken und das ostfränkische Königtum wird schon vor unserem Betrachtungszeitraum an der Ernennung Bischof Rudolfs (892-908) erkennbar, der mit König ARNULF verwandt und Vater-Bruder König KONRADS I. war. In seine Amtszeit fiel die für die KONRADINER siegreiche Auseinandersetzung mit den sogenannten älteren BABENBERGERN um die Vormachtstellung in Franken, in deren Mittelpunkt das Bistum Würzburg stand, und die eine wesentliche Voraussetzung für den Aufstieg der KONRADINER zum Königtum wurde.

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 190,314 B 91 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990 Seite 20 Anm. 32,183 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987 Seite 176 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Reginno von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 103,109,115 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 356,488,498,521-524,549,565 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969 Seite 51 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 190,198 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 93 -

    Neue Deutsche Biographie - Rudolf (Ruodolfus, Rathulfus, Rothulff)

    Bischof von Würzburg (wahrscheinlich seit 892), ⚔ 3.8.908.

    Die Annahme, R. sei Abt von Hersfeld gewesen (Fries), ist unrichtig. Wohl aufgrund der guten Beziehungen seiner Familie zu Kg. Arnulf erhielt er – wahrscheinlich noch 892 – den Bischofsstuhl von Würzburg, hat aber in der Umgebung des Königs keine nachweisbare Rolle gespielt. Lediglich auf der Reichsversammlung und dem Konzil von Tribur läßt er sich am 5.5.895 nachweisen.

    R.s Regierung steht im Zeichen der sog. Babenberger Fehde, in der es zwischen den Konradinern und den älteren Babenbergern (Popponen) um die Vormachtstellung in Ostfranken ging. Da die Babenberger dem Königtum Arnulfs distanziert gegenüberstanden, hatte der König in dem bis dahin von den Babenbergern dominierten ostfränk. Raum Güter an die Konradiner vergeben. Ein daraus resultierendes aggressives Ausgreifen der Popponen im Bistum Würzburg provozierte die konradin. Reaktion: 897 begann angeblich „aus geringfügigen Ursachen“ (ex parvis minimisque rebus), wie Regino v. Prüm berichtet, die Fehde zwischen R. und den babenberg. Brüdern Adalhard und Heinrich; der König selbst hielt sich im Hintergrund. Umfangreiche Verwüstungen nötigten R. 902 zu einem Hilferuf an seine Brüder Eberhard und Gebhard. Vor der Burg Bamberg kam es zur Schlacht, wobei Heinrich und Eberhard fielen sowie Adalhard in Gefangenschaft geriet; Gebhard ließ Adalhard eigenmächtig hinrichten. Dieser Landfriedensbruch wurde im Febr. 903 in Forchheim vom König zugunsten der Konradiner entschieden. Kurz darauf wurde R. von dem letzten lebenden Babenberger Adalbert aus Würzburg vertrieben; in der Folge konnte er sein Bistum wohl kaum noch betreten. 906 wurden die Konradiner erneut von Adalbert besiegt; daraufhin belagerte ihn Kg. Ludwig, nahm ihn gefangen und ließ ihn am 9.9.906 hinrichten. Sein Besitz verfiel dem König, der diesen „inter nobiliores“ und wohl auch an das Bistum Würzburg wieder verteilte. R. stellte sich im Sommer 908 mit einem thür.-fränk. Heer den einfallenden Ungarn und fiel in der Schlacht am 3.8.908. Über seine kirchliche Tätigkeit ist nichts bekannt.



    Gestorben:
    fiel im fränkisch-thüringischen Heer gegen die Ungarn


  6. 38.  im Lahngau, Gebhard II. Graphische Anzeige der Nachkommen (23.N.8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 865; gestorben am 22 Jun 910 in Augsburg [86150],Augsburg,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Wetterau,Hessen,Deutschland; Graf in der Wetterau
    • Titel/Amt/Status: Lothringen,Frankreich; Statthalter von Lothringen

    Notizen:

    Gebhard II. der Jüngere
    Statthalter von Lothringen
    Graf in der Wetterau
    ca 865-22.6.910 gefallen bei Augsburg
    Jüngster Sohn des Grafen Udo im Lahngau aus dem Hause der KONRADINER


    Gebhard II. der Jüngere wurde Graf im Nieder-Lahngau und gesamten südlichen Hessen mit Niddagau, Rheingau und Wetterau, Vogt von St. Maximin und Oeren und half gegen die BABENBERGER. Er wurde vom König 904 als Statthalter in Lothringen, wo ihm und seiner Familie mehrere Güter und Lehen übertragen worden waren, im Widerstreit mit dem Hause HENNEGAU eingesetzt. Gestützt auf die konradinische Hausmacht konnte sich Gebhard in dem unruhigen Lothringen behaupten. Vergeblich empörten sich 906 die Grafen Gerhard und Matfried. Dieser Aufstand wurde aber nicht durch Gebhard, der gegen die BABENBERGER kämpfte, sondern Konrad den Jüngeren niedergeworfen. An der Spitze des ostfränkischen Heeres fiel er in einer Schlacht gegen plündernde Ungarn am Lech. Er gründete eine Kirche zu Wetzlar.

    Barth Rüdiger E.: Seite 180, "Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert"

    Gebehardus + 22.6.910 gegen Ungarn

    Bruder o.e. Konrads, Graf im Rheingau und in der Wetterau, zu jener Zeit der erste Mann in Lothringen; s.a. Isenburg I, Tafel 4; Wampach, Lux. S. 148, Nr. 135, a. 899; G. Streich, Burg und Ki., S. 143.

    Mohr Walter: Band I Seite 14, "Geschichte des Herzogtums Lothringen"

    Die Familie der KONRADINER war nicht in Lothringen beheimatet, der König stattete sie aber jetzt im Lande mit Besitzungen aus, um ein entsprechendes Gegengewicht gegen die allzu selbständigen Großen zu erhalten. Und nun ist es auffallend, dass Gebhard in einer königlichen Urkunde aus dem Jahre 903 den Titel trägt: Herzog des Reichs, das von vielen das Lothars genannt wird. Die Stellung eines Herzogs des Reichs dürfte darauf deuten, dass Gebhard ein Stellvertreter des Königs war, und daß sich seine Befugnisse innerhalb einer Amtsstellung über ganz Lothringen erstreckten. Wichtiger für unsere Betrachtung ist es aber, dass es sich hier um ein Gebiet handelte, das nach den Grenzen des Reichs Lothars ausgerichtet war, das also immer noch als gewissermaßen außerhalb des eigentlichen ostfränkischen Reichs liegend aufgefaßt wurde.
    Indes könnte die Ernennung Gebhards zum Herzog in Lothringen, die man schon vor das Jahr 903 datieren will, darauf weisen, dass Ludwig das Kind seine Herrschaft in Lothringen nicht als Nachfolger im Königtum Zwentibolds, sondern im Sinne einer Annexion des Landes aufgefaßt hat, denn Gebhard erscheint lediglich als Stellvertreter des Königs, er besaß nicht die Befugnisse eines Stammesherzogs. Bezeichnend ist es wohl auch, dass er nicht in Lothringen residierte, vielmehr hielt er sich durchweg in der Umgebung des Königs auf. Im allgemeinen wurde er sogar einfach als Graf tituliert. Man wird demgemäß nicht von der Existenz eines Herzogtums Lothringen im üblichen Sinne für die damalige Zeit sprechen können. Die Stellung Gebhards war natürlich stark umstrittten, da Reginar, Gerhard und Matfried besser berechtigt zu sein glaubten, diese Rolle in ihrem eigenen Lande zu spielen als Landfremde. Wir wissen nicht, wie die Parteigruppierungen sich im einzelnen gestalteten. Eine oppositionelle Bewegung ging schließlich von Gerhard und Matfried aus. Beide scheinen aber nur wenig Anhang besessen zu haben, sogar ihre Verwandten hielten sich von ihnen fern. Auch Reginar hatte nichts mit ihnen zu tun.
    Anfang 906 gingen Gerhard und Matfried gegen die Besitzungen der KONRADINER in Lothringen vor und besetzten die Abteien St. Maximin und Oeren in Trier. Wir hören dann von einem Waffenstillstand, doch läßt sich für das Ganze kein abschließendes Bild gewinnen. Jedenfalls griff im Herbst 906 König Ludwig in Lothringen ein. Er erschien in Metz und eröffnete gegen die geflüchteten Gerhard und Matfried ein Verfahren, das gegen sie die Ächtung und die Konfiszierung ihrer Güter aussprach. Bei dieser Gelegenheit taucht auch Reginar für uns wieder in der Öffentlichkeit auf. Er befand sich in der Umgebung des Königs und stand auch mit dem mächtigen Gebhard auf gutem Fuß. Über die Stellungnahme der übrigen lothringischen Großen zum Urteil von Metz ist uns nichts bekannt.
    Neben dem weiterhin in maßgebender Stellung verbleibenden Gebhard dürfte jetzt auch ein steter Aufstieg Reginars eingesetzt haben. Beide Grafen erscheinen zusammen unter der ehrenvollen Bezeichnung egregius. Mit dem Tode Gebhards im Jahre 910 eröffneten sich für Reginar neue Möglichkeiten. Ein Nachfolger für den Verstorbenen im Herzogsamte scheint nicht bestimmt worden zu sein, und so besaß Reginar schon rein faktisch in seiner Macht keinen Konkurrenten mehr.

    Holtzmann Robert: Seite 40,44, "Geschichte der sächsischen Kaiserzeit"

    Das rheinfränkische Haus der KONRADINER, auch in Hessen begütert, ging auf den Grafen Gebhard von Lahngau zurück, der unter LUDWIG DEM FROMMEN sich Verdienste und Ansehen erworben hat. Seine Söhne, voran der älteste, Udo, sind mit Ludwig dem Deutschen zerfallen und wurden 861 abgesetzt. Das Geschlecht trat dann eine Zeitlang zurück, bis die vier Söhne Udos durch den Anschluß an ARNULF bei dessen Ergebung wieder zu Macht und Einfluß gelangten, die Brüder Konrad, Gebhard, Eberhard und Rudolf. Konrad, der älteste von ihnen (der Vater König KONRADS I.), erhielt Grafschaften im Lahngau und in Hessen, 892 vorübergehend auch die Sorbische Mark, Gebhard und Eberhard besaßen ebenfalls Grafschaften in Rheinfranken, Rudolf, der jüngste, wurde 892 Bischof von Würzburg, trotz seiner geistigen Beschränktheit: "obgleich adelig, dennoch sehr dumm" so wird er uns geschildert. Da im Bereich der Würzburger Diözese die Grafschaften der BABENBERGER lagen, kam es alsbald zu Reibereien, die schließlich zu der großen Babenberger Fehde zwischen den beiden Häusern führte. Sie hat fünf Jahre gedauert und ist in Mainfranken ausgetragen worden. In einer ersten Schlacht (902) wurden die BABENBERGER geschlagen, Heinrich II. fiel und auch Adalhard geriet in Gefangenschaft. Doch auch einer der KONRADINER, Eberhard, hatte eine tödliche Wunde erhalten, und als er nach wenigen Tagen starb, ließ der darob ergrimmte Gebhard auch dem gefangenen Adalhard den Kopf abschlagen, so daß von den BABENBERGERN nur mehr der älteste, Adalbert, übrig war. Ihm oblag die Blutrache für den hingemordeten Adalhard, und die Gegner bekamen das zu spüren. Adalbert verjagte in der Folge den Bischof Rudolf von Würzburg, riß mit Gewalt die Besitzungen des gestorbenen Eberhard an sich, überfiel schließlich im Februar 906 den Grafen Konrad bei Fritzlar und errang auch über ihn einen vollständigen Sieg, Konrad selbst ist in der Schlacht gefallen.
    Man war sich aber darüber klar, daß das von manchen Seiten bedrohte Lothringen eines Führers bedurfte, und die Reichsregierung bediente sich auch hier der KONRADINER, indem sie den Grafen Gebhard zum Herzog von Lothringen erhob. Hier handeltes sich also um keine aus einem Volksstamm heraus erwachsene Gewalt, sondern um einen vom König erhobenen Beamten. Er wurde mit einigen Gütern und Abteien ausgestattet, konnte aber keinen festen Rückhalt bei den lothringischen Herren gewinnen. Der kluge Reginar verstand es, sich mit den neuen Herren im Reiche wie im Lande zu stellen; er wurde in seine Grafschaften und Besitzungen wieder eingesetzt und scheint einen größeren Einfluß als der landfremde Herzog besessen zu haben. Die Ungarn, die auf ihren Streifzügen weit nach Westen, nach Lothringen, Burgund und Oberitalien kamen, machten beiden viel zu schaffen; im Jahre 910 ist Gebhard in einer Schlacht gegen sie gefallen.

    Hlawitschka Eduard: Seite 171,189-193, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    Da hier nämlich St. Maximin und Oeren bei Trier als Lehen Gebhards und Konrads bezeichnet sind, ihnen beiden also aus Königshand zum Nießbrauch überlassen waren, ja da außerdem feststeht, daß St. Maximin schon 887/88 von König ARNULF an den Grafen Megingaud verliehen worden war und Megingauds honores nach seiner Ermordung 892 ex parto an Zwentibold übergingen, bleibt nur der Schluß übrig, daß Oeren 897 in der Hand Zwentibolds blieb, nach dessen Tode dann zusammen mit dem ihm schon 892 zugefallenen St. Maximin in die Hand Ludwigs des Kindes kam, um von diesem an seine Hauptbeauftragten für Lotharingien, Gebhard und Konrad verliehen zu werden.
    Nicht einmal die Abteien, die ihnen Zwentibold 897 abgesprochen hatte, konnten sie zurückgewinnen; diese gingen in die Hände der auch mit alten Interessen im Moselgebiet auftretenden KONRADINER (das heißt in die Hände Konrads des Älteren und seines Bruders Gebhard) über, die freilich mit den MATFRIEDINGERN in einer entfernten Verwandtschaft gestanden zu haben scheinen [Zu jenem Adalhard I. flohen nun aber 861 die Grafen Uto und Berengar samt ihrem Bruder Waldo (Ann. Fuldens. ad 861 Seite 55). Sie waren Adalhards propinqui (Ann. Bertin. ad 861 Seite 55 und ad 865 Seite 80); einer von ihnen ist wiederum der Vater Konrads des Älteren und Herzog Gebhards. Gerhard und Matfried standen demnach also in einer weiteren, aber ihnen wohl durchaus noch bewußten Verwandtschaft mit den KONRADINERN.]. Gerade diese Verwandtschaft, auf die man bislang noch nicht aufmerksam wurde, dürfte es erklären, daß die MATFRIEDINGER eine solche Wendung zunächst hinnahmen; von ihren Verwandten mochten sie wohl erst eine Förderung ihrer Interessen erwartet haben. Der Bruch mußte wohl gleichsam zur beschlossenen Sache werden, als die KONRADINER Eberhard und Otto im niederrheinischen-lotharingischen Grenzraum, und zwischen Duisburggau und im Keldachgau, die Grafschaftsrechte erwarben und ihr Bruder Konrad der Jüngere (der Sohn Konrads des Älteren und spätere König KONRAD I.) die Abtei Kaiserswerth gewinnen konnte [Zu Otto und Eberhard als Grafen des Duisburg- und des Keldachgaues vgl. MG DD Ludwig das Kind Seite 150 nr. 35 vom 3. August 904. Ebenda wird Konrad der Jüngere als Laienabt von Kaiserswerth genannt. Am 26. Juli 910 ist dann Konrad der Jüngere auch als Graf im Keldachgau bezeugt, vgl. MG DD Ludwig das Kind Seite 210f. nr. 73. - Es durchaus möglich, daß die KONRADINER auch die Abtei Chevremont erwerben konnten.], ja deren Onkel Gebhard - vielleicht bei Ludwigs mehrwöchigem Aufenthalt in Lotharingien während des Jahres 902 - ganz offiziell zum ersten Mann des ehemaligen Lothar-Reiches bestimmt und von der königlichen Kanzlei 903 dann auch als dux regni quod a multis Hlotharii dicitur bezeichnet wurde.
    Die Gelegenheit zum Zuschlagen bot sich den MATFRIEDINGERN, als wohl gegen Ende 905 der Streit zwischen den KONRADINERN und den BABENBERGERN um die Vormachtstellung in O-Franken in voller Heftigkeit zu entbrennen begann. Nun schlugen auch die MATFRIEDINGER gegen ihre konradinischen Rivalen los: Gerhard und Matfried bemächtigten sich der Trierer Abteien Oeren und St. Maximin. Aber bereits zu Beginn des Jahres 906 zog Graf Konrad der Jüngere (Sohn Konrads des Älteren und Neffe des Herzogs Gebhard) gegen Gerhard und Matfried zu Felde, um ihnen diese Kloster wieder zu entreißen. Während indessen sein Vater Konrad der Ältere, dem Herzog Gebhard vergeblich Unterstützung zuzuführen versuchte, im Kampf gegen den BABENBERGER Adalbert fiel (22.2.906), vermochte Konrad der Jüngere die beiden MATFRIEDINGER in den Bliesgau zurückzudrängen.
    Gerhard fiel dann offenbar, wie auch sein großer Rivale Herzog Gebhard, am 22. Juni 910 in der Augsburger Ungarnschlacht
    Daß sich Reginar Langhals im Oktober 906 in Metz bei der Verurteilung der MATFRIEDINGER einfand und daß er auch 908 zusammen mit Herzog Gebhard bei der Vergabe von MATFRIEDINGER-Gut am Königshof intervenierte, gibt noch einmal deutlich die Rivalität zu erkennen, in der er zu den MATFRIEDINGERN seit Jahren gestanden haben muß, und unterstreicht andererseits, daß Reginar vorerst in Verbindung mit den KONRADINERN, nicht gegen sie, seine Stellung zu festigen suchte.
    Durch den plötzlichen Tod, den der konradinische dux Gebhard 910 im Kampf gegen die Ungarn fand, geriet das labile Gleichgewicht ins Schwanken und kam eine neue Entwicklung ins Rollen.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 51,60, "Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert"

    Schenk zu Schweinsberg, a.a.O. meint, daß man in Gebhard, Cuno und nochmals Cuno die zwischen 940 und der Jahrtausendwende im Ufgau (MG DD Otto I Seite 110 nr. 23, DD Otto III Seite 438 nr. 39 und Seite 574 nr. 162) nachzuweisenden Grafen (vgl. auch MG DD Otto II Seite 61 nr. 51, Seite 160 nr. 143 und DD Otto III Seite 570 nr. 158, Seite 693 nr. 273 aus der angrenzenden Ortenau und der Wingarteiba) vor sich hat, daß weiterhin der erste Cuno mit dem Cuonradus filius Gebehardi comitis gleichzusetzen ist, welcher sich 950 mit unerlaubten Beziehungen zu einer neptis OTTOS DES GROSSEN gebrüstet habe und darüber in Worms im Zweikampf gegen einen Sachsen namens Burchard unterlag (Contin. Regin. ad. 950, ed. F. Kurze, MG SS rer. Germ., 1890, Seite 164), daß schließlich der Cono filius Cononis, welcher nach der Aufgebotsliste des Jahres 981 oder 983 (MG Const. I Seite 633 nr. 436) 40 Panzerreiter zu stellen hat, mit dem zweiten Cuno der genealogischen Notiz zu identifizieren ist, und daß letztlich der erste Cuno auch mit dem vielbehandelten "Kuno von Öhningen" der Historia Welforum c. 6 (ed. E. König, Schwäb. Chroniken der Stauferzeit 1, 1938, Seite 76) und der Genealogia Welforum c. 4 (ebenfalls Seite 12) identisch ist. Dieser Deutung haben sich vor kurzem H. Keller, Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben (1964) Seite 77, und H. Jakobs, Der Adel in der Klosterreform von St. Blasien (1968) Seite 170-182, angeschlossen. K. Schmid, Probleme um den "Grafen Kuno von Öhningen" (1966), bejaht aus der Interpretation von Reichenauer Gedenkeinträgen die konradinischen Zusammenhänge, in denen man "Kuno von Öhningen" zu sehen hat, möchte aber eine bestimmte Identifizierung noch nicht vornehmen. Abgesehen von dem Problem der Identifizierung der ersten Cuno der genealogischen Notiz mit "Kuno von Öhningen", der sowohl in der welfischen Überlieferung als auch nach Ausweis des Reichenauer Gedenkeintrages einen gleichnamigen Sohn Cuonrad (= Kuno) hatte, bleibt freilich noch die Frage, wer der Gebehard der genealogischen Notiz gewesen ist und von wem dieser abstammte, das heißt wie dessen Vorfahren hießen. Sieht man in Udo, dem nepos des Gebehard, Udo I. aus Rheinfranken, so kommt - da Gebehard und Udo als filii duorum fratrum gekennzeichnet sind und als UdosVater der 910 bei der Ungarnabwehr gefallene Herzog Gebhard von Lotharingien feststeht (Contin regin. ad. 910, Seite 154) - als Vater Gebhards nur ein Bruder dieses 910 gefallenen Herzogs Gebhard in Frage. Diese waren die aus der großen Babenberger Fehde bekannten Eberhard der Ältere (+ 902), Konrad der Ältere (+ 906) und Bischof Rudolf von Würzburg (+ 908), wie wir Reginos Chronik ad 902-906 (ed. F. Kurze, MG SS rer. Germ. Seite 149-151) entnehmen können. Da Rudolf Geistlicher und wohl kinderlos war, Konrad der Ältere aber nur Konrad den Jüngeren, den König KONRAD I., sowie Eberhard, den 939 ums Leben gekommenen Herzog von Franken, und einen Otto zu Söhnen gehabt zu haben scheint, dürfte Gebhards Vater also Graf Eberhard der Ältere gewesen sein, als dessen Sohn wir sonst nur Konrad Kurzpold (Contin. Regin. ad 948 Seite 164) kennen. Aus Reginos Chronik ad 903 (Seite 149) geht aber hervor, daß Eberhard der Ältere mehrere Söhne (filios etiam Everhardi) hatte, so daß der Anreihung Gebehards nichts im Wege steht. Einen weiteren Sohn Eberhards des Älteren, der vermutlich auch Eberhard hieß, versucht I. Dietrich, Das Haus der Konradiner (Diss. Masch. Marburg 1952) Seite 199ff., nachzuweisen.
    Bei H. Decker-Hauff, Die Ottonen und Schwaben, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 14 (1955) Seite 264 und Tafel II nach Seite 280, wird die Meinung vertreten, Oda sei nicht von dem MATFRIEDINGER Gerhard, sondern von dem KONRADINER Gebhard (+ 910) geheiratet worden. Das widerspricht der obigen Quellenaussage völlig.

    Hlawitschka Eduard: Seite 47-49, "Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“

    E. Hlawitschka, Kuno und Richlind Seite 36-49: Anhang - Die Stammtafel der KONRADINER und ihre Quellenbasis. Dort auch die Filiationsnachweise für die anderen in der umseitigen Tafel angeführten Vorfahren Hermanns II.; nachzutragen hierzu ist ein Hinweis auf MG Libri memoriales I: Liber mem. von Remiremont Seite 4 (= fol. 3 v nr. 18), wo über einer Rasur auf der "Königsseite" dieses Gedenkbuches der im 1. Jahrzehnt des 10. Jahrhunderts geschriebene Eintrag steht: Gebardi duci, Hidda, Riquinus, Cristianus ... Auf Seite 37 (= fol. 18r) dieses Buches findet man zudem von der gleichen Hand, die Seite 29 (= fol. 14v) zum 22. Juni (910) den Tod des Herzogs Gebhard eintrug, zum 19. November den Eintrag migravit Idda comitissa. Offensichtlich war demnach Herzog Gebhard mit einer Hidda/Ida vermählt. Dies würde auch gut erklären, daß Gebhards Sohn Herzog Hermann I. von Schwaben seine Tochter Ida (= Gemahlin von OTTOS I. Sohn Liudolf) nannte, ja, daß auch Gebhards Enkel Herzog Konrad von Schwaben seiner Tochter den Namen Ita gab (vgl. dazu unten Seite 99ff.)

    oo Ida (Hidda) (EZZONIN) -19.11.
    Kinder:
    - Udo I. Graf der Wetterau 896/900-12.12.949
    - Hermann I. Herzog von Schwaben ca 898/900-10.12.949

    Literatur:
    Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 19,20,21,26,29,33,35, 36,169,179-181,183 - Beumann, Helmut: Die Ottonen, Verlag W. Kohlhammer, 1991 Seite 25 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 103,112,115,117 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 357,453,468,488,503,519,522,532,537,547,555,568 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 51,60,76,134 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 171,179,189-193,198 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 47-49,65 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 40,44,80 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 194,197 - Schulze Hans K: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag Seite 119,121 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 477 -

    Gestorben:
    gefallen bei Augsburg

    Familie/Ehepartner: Ida. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 65. von der Wetterau, Udo I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 895/900; gestorben am 12 Dez 949; wurde beigesetzt in Wetzlar [35576],Lahn-Dill-Kreis,Hessen,Deutschland.
    2. 66. von Schwaben, Hermann I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 898/900; gestorben am 10 Dez 949; wurde beigesetzt in Reichenau [78479],Konstanz,Baden-Württemberg,Deutschland.

  7. 39.  von Friaul, Unruoch Graphische Anzeige der Nachkommen (24.Gisela8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 840; gestorben am 1 Jul 874.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 866-874, Friaul,Italien; Herzog von Friaul

    Notizen:

    Unruoch Herzog von Friaul (866-874)
    840-1.7.874
    Ältester Sohn des Markgrafen Eberhards von Friaul aus dem Hause der UNRUOCHINGER und der Gisela, Tochter von Kaiser LUDWIG I. DER FROMME

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen."

    IV. 25. UNRUOCH, Markgraf von Friaul 864/66
    * wohl vor 840, + nach 874 1. VII., vor 875
    Gemahlin:
    N.

    Anmerkungen: Seite 112
    IV. 25. Unruoch
    scheint vor 840 geboren zu sein, Poetae Lat. 3, 202 (N. 38).
    Im Testament seines Vaters erhielt er alle Besitzungen in Italien und Schwaben außer Balingen. Sonst Andr. Bergam. S. S. 3,235 und 237. Er war wohl 875 tot, da damals sein jüngerer Bruder BERENGAR an der Spitze der italienischen Großen erscheint. Ob Unruoch Nachkommen gehabt hat, steht nicht fest. G. Riezler, Geschichte des Hauses Fürstenberg und Fürstenberger Urkundenbuch I, 1f., möchte die 888 im Gau Hattenhuntare und im Sulichgau vorkommenden Grafen Berengar und Eberhard (U.B. St. Gallen 2, 270) für seine Söhne halten wegen der Namen und der Lage der Besitzungen, und weil eine alte Tradition das Haus URACH-FÜRSTENBERG von diesem Unruoch ableitet. Das ist nicht unmöglich, aber auch nicht nachweisbar. Jedenfalls sind die Zwischenglieder zwischen diesen beiden Grafen und den ersten sicheren Vorfahren des Hauses URACH nicht zu ermitteln oder auch nur zu vermuten. Ich sehe daher von der Aufnahme dieser Deszendenz ab. [IV 26]

    Ergänzung (Werner):
    * ca. 840, + 874 nach 1.VII., 866 Herzog in Friaul,

    Gemahlin:
    Ava, Tochter des Herzogs Liutfrid.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 452, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)" in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Band IV

    IV. 26.
    Schon Hirsch 87 hatte die von B. nicht näher bezeichnete Gattin Herzog Unruochs identifiziert: Ava, Tochter Herzog Liutfrids. Dieser ETICHONE war als Sohn Hugos von Tours Schwager Kaiser LOTHARS I., dem er in Italien diente, und Onkel Lothars II., unter dem er in Lotharingien eine beherrschende Rolle spielte. Vgl. zu ihm und seinem gleichnamigen Sohn, dem er die italienischen Ämter und Besitzungen überließ, Hlawitschka 221ff.

    Thiele, Andreas: Tafel 391, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    UNRUOCH
    * um 840, + 874
    Unruoch folgte 866 dem Vater, erbte die schwäbischen Hausbesitzungen, unterstützte Kaiser LUDWIG II. gegen Benevent und besiegte die Sarazenen bei Capua.
    oo AVA, Tochter des ETICHONEN Herzog Liutfried, Nichte der Kaiserin Irmgard

    Decker-Hauff, Hansmartin: "Die Ottonen und Schwaben" in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 14

    Unruoch, wohl der älteste Sohn, erhält bei der Aufteilung des Besitzes seines Vaters alle Besitzungen in Italien und Schwaben, außer Balingen, welcher Ort mit seinen Zugehörenden der Tochter Judith zufällt. Sein Bruder BERENGAR erhält den Familienbesitz um Lüttich und Lille. Auch seine Schwester Heilwig dürfte noch einen schwäbischen Besitzkomplex geerbt haben.

    Zettler, Alfons: Seite 112, "Geschichte des Herzogtums Schwaben."

    Burchards Schwiegermutter Gisela ist nun nicht unter den erwähnten KAROLINGERINNEN zu suchen, sondern stammt fraglos aus dem Umkreis der UNROCHINGER. Eine genaue genealogische Einordnung gelingt zwar nicht, denn weder die Schwester Kaiser BERENGARS, die im Kindesalter ins Kloster Santa Giulia nach Brescia gegeben wurde, noch die Tochter BERENGARS, vermählt mit dem Markgrafen Adelbert von Ivrea, kommen in Frage. Zu berücksichtigen ist, daß die unruochingische Sippschaft weit verzweigt und über weite Teile des Frankenreiches verteilt war. So kommen Töchter von BERENGARS Brüdern Unruoch, Adalhart und Rudolf oder von seinen Schwestern Engeldrud, Judith und Heilwinch als Eltern in Frage [119 Zu den Nachkommen Eberhards von Friaul vgl. E. Hlawitschka, Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien, 774-962 (Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte 8), Freiburg i. Br. 1960, Seite 276 Anm. 1. - A. Wolf, Über die Hintergründe der Erhebung Liudolfs von Schwaben, in: Zeitschrift für Rechtsgeschichte, Germanist. Abt. 80, 1963, Seite 315-325, hier 319 (wiederabgedr. in: Otto der Große, hg. von H. Zimmermann, Darmstadt 1976, Seite 56-69, hier Seite 61), hält (im Anschluß an E. Kimpen, Zur Königsgenealogie der Karolinger- und Stauferzeit, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 103, 1955, Seite 35-115) Reginlind für eine Tochter Graf Unruochs II., des Bruders von König BERENGAR I.]. In diesem Zusammenhang ist auch die bekannte Geschichte von der Entführung einer der Töchter Graf Unruochs, des Bruders von BERENGAR, wahrscheinlich mit dem Namen Gisela, aus dem königlichen Nonnenkloster Santa Giulia in Brescia zu erinnern. Kaiser KARLS III. Erzkapellan Liutward, Bischof von Vercelli (+ 901), soll 886/87 gewaltsam in das Kloster eingedrungen sein und mit Hilfe von Freunden Unruochs Tochter, "die Verwandte des Kaisers", geraubt und seinem Neffen in die Ehe gegeben haben [120 Fuldaer Annalen ad a. 887 und Regensburger Fortsetzung ad a. 886; vgl. K. Schmid, Liutbert von Mainz und Liutward von Vercelli im Winter 879/80 in Italien, in: Geschichte, Wirtschaft, Gesellschaft. Festschrift für Clemens Bauer zum 75. Geburtstag, hg. von E. Hassinger/J. H. Müller/H. Ott, Berlin 1974, Seite 41-60; J.F. Böhmer/H. Zielinski, Regesta Imperii I/3,2, Köln/Weimar/Wien 1998, Nr. 853-854.].

    Bühler, Heinz: Seite 761, "Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze."

    Zunächst freilich gilt es die Lücke zu schließen zwischen LUDWIG DES FROMMEN Tochter Gisela (+ nach 874) und jener Gisela (911), die wir als Mutter der Herzogin Reginlind kennen. Eines der sieben Kinder Giselas und Eberhards von Friaul hat diese Lücke zu füllen. Es kommen in Betracht die Söhne Unruoch, BERENGAR, Adalhard und Rudolf sowie die Töchter Engeltrud, Judith und Heilwig. Auf sie wurde laut Testament von 863/64 das reiche Erbe der Eltern verteilt, jedoch so, daß fünf der sieben Geschwister ausschließlich mit Gütern in Westfranken und Flandern ausgestattet wurden [94 Paul Hirsch: Die Erhebung Berengars I. von Friaul zum König in Italien. Inaugural-Dissertation, Straßburg 1910 Seite 61f.]. Wir dürfen sie wohl ohne Bedenken ausschließen, da sie als Eltern der jüngeren Gisela und letztlich als Vorfahren der Kaiserin Gisela wie der ACHALMER kaum in Frage kommen.
    Dem ältesten Sohn Unruoch (II.) dagegen wurden alle Ländereien in Italien und nahezu alle Güter in Alemannien zugeteilt, praeter Balduinet et ea quae ad eam pertinere videntur - ausgenommen Balingen und die Güter, die dazu gehörten. Diesen aus dem alemannischen Besitz ausgeschiedenen Güterkomplex und dazu "Heliwsheim" (Hülst?) am Niederrhein erbte die Tochter Judith. Wenn ihr Erbteil den übrigen sechs Teilen gleichwertig war, dürfte Balingen mit Zugehör eine beachtliche Gütermasse dargestellt haben.
    Da der Hauptteil der alemannischen Güter an Unruoch gefallen war, hat Emil Kimpen ihn als das gesuchte Zwischenglied zwischen Gisela von Friaul und Gisela, der Mutter Reginlinds, angenommen [96 Kimpen, Königsgenealogie (wie Anm. 90) Seite 96.]. Das kann jedoch nicht richtig sein. Unruoch hatte auch die italienischen Güter erhalten, weil er dort in Nachfolge des Vaters die Markgrafschaft übernehmen sollte. Er starb aber schon zehn Jahre später und hinterließ nur eine Tochter, die in Brescia den Schleier nahm, aber später entführt wurde. Unruoch scheidet somit als Vater der jüngeren Gisela aus. Das Markgrafenamt ging an den zweiten Sohn BERENGAR über. Auf seine Unterstützung mag die jüngere Gisela, seine Nichte, gebaut haben, als sie - offenbar Witwe - infolge des mißglückten Aufstandes ihres Gegenschwiegers kompromittiert war und beim Papst in Rom Hilfe suchte. Das Erbteil, das Unruoch laut Testament erhalten hat, wurde unter die überlebenden Geschwister im wesentlichen wohl so verteilt, daß BERENGAR zum Markgrafenamt italienische Besitzungen erhielt.



    oo Ava, Tochter des ETICHONEN Herzogs Liutfrid, Nichte der Kaiserin Irmgard


    Kinder:

    - Gisela Nonne zu Brescia - nach 887



    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen. Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,112 - Bühler, Heinz: Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze. Anton H. Konrad Verlag 1997 Seite 144/45,761,816/17 - Decker-Hauff, Hansmartin: Die Ottonen und Schwaben, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 14 (1955) - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig - Dümmler, Ernst: Die südöstlichen Marken der Reiches unter den Karolingern (795-907) AföG 10 1853 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 705 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 56,135,162,167, 171,173,223,276-277 - Hlawitschka Eduard: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris Seite 335 - Jahrbücher von Fulda. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1969 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 262 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 391 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 452 -

    Familie/Ehepartner: von Tours, Ava. Ava (Tochter von von Tours, Liutfrid) wurde geboren um 840; gestorben nach 860. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 67. von Friaul, Gisela  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben nach 887.

  8. 40.  von Friaul, Ingeltrud Graphische Anzeige der Nachkommen (24.Gisela8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 837/840; gestorben am 2 Apr 870.

    Notizen:

    Ingeltrud (Angiltrud) von Friaul
    837/40-2.4.870
    Älteste Tochter des Markgrafen Eberhard von Friaul aus dem Hause der UNRUOCHINGER und der Gisela, Tochter von Kaiser LUDWIG I. DER FROMME

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen."

    IV. 29. ENGELTRUD
    + nach 870 2. IV.
    Anmerkungen: Seite 113
    IV. 29. Engeltrud
    im Testament des Vaters, zuletzt 2. IV. 870, d'Achery, Spicil 2, 879. [IV 25]
    Korrektur (Wolf):
    + nach 870 2. IV. (statt *)

    Werner Karl Ferdinand: Seite 452, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)" in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Band IV

    III. 25
    Ingeltrud (Angiltrud) war das älteste Kind Eberhards, wenn man vom früh verstorbenen Bruder Eberhard absieht - vielleicht war sie sogar älter als dieser, was ein Reichenauer Eintrag anzudeuten scheint, vgl. Hirsch 61, Anm. 4 und die erneut zusammengestellten Belege bei K.A. Eckhardt, Genealogische Funde zur allgemeinen Geschichte ² 1963, 49f. (auch zur Altersfolge der übrigen Geschwister. Eckhardt möchte 50f. im BABENBERGER Heinrich nicht nur, wie allgemein angenommen, den Vater der Gattin Herzog Ottos von Sachsen und damit den Großvater König HEINRICHS I. sehen, sondern auch den Gemahl der Engeltrud, wobei er sich auf einen im Reichenauer Verbrüderungsbuch (ed. Piper, MG Libri confraternitatum 267, Sp. 396, nr. 15f.) stützt, der nebeneinander Heimerich und Engildrud nennt. Er will damit die vieldiskutierte Bemerkung des Agius in der Vita Hathumodae, MG SS 4, 167, derzufolge ein Bruder der Hathumod eine regnum neptem zur Frau habe, befriedigend erklären: Jener Bruder sei Herzog Otto von Sachsen und nicht etwa sein Bruder und Vorgänger Brun, und Ingeltrud, durch ihre Mutter Gisla eine Enkelin LUDWIGS DES FROMMEN, sie die Mutter der Gemahlin Herzog Ottos, demnach die Großmutter König HEINRICHS I. Träfe das zu, so wäre das gesamte ottonische Königshaus in die Liste der Nachkommen KARLS DES GROSSEN aufzunehmen. Man wird verstehen, wenn wir gezögert haben, das ohne weitere zwingende Nachweise in Erwägung zu ziehen. Es kommt aber auch ein, wie ich glaube, gewichtiger Einwand gegen die Vermutung Eckhardts hinzu: Er selbst zitiert Seite 50 jene Urkunde Gislas, der Tochter LUDWIGS DES FROMMEN, von, 870, in der sie sich in Cysoing, der unruochingischen Hausabtei, eine Grabstätte vorbehält ad quietem meam vel filiae meae Ingeltrudis. Wir wissen nichts über die Geschicke der Ingeltrud, die an diese Stelle, in der Urkunde einer Witwe, deren Grabstätte durch die Grablege ihres im Tode vorangegangenen Gatten Eberhard gegeben ist, läßt doch eher an eine unverheiratete Tochter denken, die hier als einzige genannt wird von Gislas vier Töchtern, als an die Gattin des ostfränkischen Grafen Heinrich, der zu dieser Zeit schon eine 15-jährige Tochter (Eckhardt 48), eben Hadwig, die künftige Mutter König HEINRICHS I., hätte haben müssen. Die übrigen Töchter Gislas kommen aus chronologischen Gründen bzw. weil ihre Ehemänner bzw. ihre Ehelosigkeit kennen, nach Eckhardts Auffassung für die ottonische Aszendenz nicht in Betracht. - B. vermerkt in der Tafel versehentlich zu Ingeltrud"* nach 870 2. IV.", statt "+ nach 870 2. IV.", wie er in der Anmerkung richtig bemerkt.
    Die Folge der jüneren Geschwister der Ingeltrud gebe ich, abweichend von B., nach ihrer Aufzählung in einer Urkunde ihrer Mutter Gisla (I. de Coussemaker, Cartulaire de 'abbaye de Cysoing, Lille 1884, 11 nr. 6, vgl. Hlawitschka 276, Anm. 1, Eckhardt 49): pro prole mea videlecet Hengeltrude, Hunroc, Berengario, Adelardo, Radulpho, Hellwich, Gilla, Iiudith.

    Thiele, Andreas: Tafel 391, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    N (INGELTRUD?)
    Ehe nicht sicher, aber möglich (Besitz und Traditionen der Nachkommen)

    oo HEINRICH VON BABENBERG + 886
    Markgraf in Friesland, Herzog von Austrien und oberster kaiserlicher Feldherr der KAROLINGER
    Ist durch zwei Töchter Mitstammvater der OTTONEN und WELFEN

    Hlawitschka, Eduard: Seite 276, "Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

    Deshalb folgte er auch nach dem Tode Eberhards (864 oder 866) in der Verwaltung von Friaul nach und steht im Testament seines Vaters in bevorzugter Stellung [1 Folgende Söhne und Töchter erwähnt Markgraf Eberhard in seinem Testament (Coussemaker, Cartulaire de l'abbaye de Cysoing Seite 1, nr. 1): Unroch, Berengarius, Adalardus, Rodulphus, Engeldrud, Judith, Heilvinch. - Unroch wird dabei als primogennitus bezeichnet. Der Name des in zartem Kindesalter verstorbenen Sohnes Eberhard ergibt sich aus einem Trostgedicht des Sedulius (MG Poet. Lat. III Seite 102, nr. 37); die Übergabe einer Tochter Gisela an das S. Juliakloster in Brescia ist der Eintragung Domnus Eberrardus dux tradidit filiam suam Gisla im Codece necrol.-liturg., ed. Valentini Seite 80 (= f. 43v. des Orig.) zu entnehmen; diese wird auch erwähnt in der Urkunde ihrer Mutter Gisela (Coussemaker, Cartulaire de l'abbaye de Cysoing Seite 11, nr. 6 - ohne Datum).].

    Zettler, Alfons: Seite 112, "Geschichte des Herzogtums Schwaben."

    Burchards Schwiegermutter Gisela ist nun nicht unter den erwähnten KAROLINGERINNEN zu suchen, sondern stammt fraglos aus dem Umkreis der UNROCHINGER. Eine genaue genealogische Einordnung gelingt zwar nicht, denn weder die Schwester Kaiser BERENGARS, die im Kindesalter ins Kloster Santa Giulia nach Brescia gegeben wurde, noch die Tochter BERENGARS, vermählt mit dem Markgrafen Adelbert von Ivrea, kommen in Frage. Zu berücksichtigen ist, daß die unruochingische Sippschaft weit verzweigt und über weite Teile des Frankenreiches verteilt war. So kommen Töchter von BERENGARS Brüdern Unruoch, Adalhart und Rudolf oder von seinen Schwestern Engeldrud, Judith und Heilwinch als Eltern in Frage [119 Zu den Nachkommen Eberhards von Friaul vgl. E. Hlawitschka, Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien, 774-962 (Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte 8), Freiburg i. Br. 1960, Seite 276 Anm. 1. - A. Wolf, Über die Hintergründe der Erhebung Liudolfs von Schwaben, in: Zeitschrift für Rechtsgeschichte, Germanist. Abt. 80, 1963, Seite 315-325, hier 319 (wiederabgedr. in: Otto der Große, hg. von H. Zimmermann, Darmstadt 1976, Seite 56-69, hier Seite 61), hält (im Anschluß an E. Kimpen, Zur Königsgenealogie der Karolinger- und Stauferzeit, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 103, 1955, Seite 35-115) Reginlind für eine Tochter Graf Unruochs II., des Bruders von König BERENGAR I.]. In diesem Zusammenhang ist auch die bekannte Geschichte von der Entführung einer der Töchter Graf Unruochs, des Bruders von BERENGAR, wahrscheinlich mit dem Namen Gisela, aus dem königlichen Nonnenkloster Santa Giulia in Brescia zu erinnern. Kaiser KARLS III. Erzkapellan Liutward, Bischof von Vercelli (+ 901), soll 886/87 gewaltsam in das Kloster eingedrungen sein und mit Hilfe von Freunden Unruochs Tochter, "die Verwandte des Kaisers", geraubt und seinem Neffen in die Ehe gegeben haben [120 Fuldaer Annalen ad a. 887 und Regensburger Fortsetzung ad a. 886; vgl. K. Schmid, Liutbert von Mainz und Liutward von Vercelli im Winter 879/80 in Italien, in: Geschichte, Wirtschaft, Gesellschaft. Festschrift für Clemens Bauer zum 75. Geburtstag, hg. von E. Hassinger/J. H. Müller/H. Ott, Berlin 1974, Seite 41-60; J.F. Böhmer/H. Zielinski, Regesta Imperii I/3,2, Köln/Weimar/Wien 1998, Nr. 853-854.].


    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen. Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,113 - Bühler, Heinz: Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze. Anton H. Konrad Verlag 1997 Seite 121,752/53,761 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 171,276 - Hlawitschka Eduard: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris Seite 350,352 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 391 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Band IV Seite 452 - Zettler, Alfons: Geschichte des Herzogtums Schwaben. Verlag W. Kohlhammer GmbH Stuttgart 2003 Seite 112 -


    Name:
    Angiltrud


  9. 41.  von Burc, Adalhard Graphische Anzeige der Nachkommen (24.Gisela8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 836; gestorben nach 874.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Cysoing [59830],Nord,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich; Laienabt von Cysoing

    Notizen:

    Adalhard "von Burc"
    Laienabt von Cysoing
    836- nach 874
    Jüngerer Sohn des Markgrafen Eberhard von Friaul aus dem Hause der UNRUOCHINGER und der Gisela, Tochter von Kaiser LUDWIG I. DER FROMME

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen."

    IV. 27. ADALHARD
    * ..., + nach 874 1. VIII.
    Anmerkungen: Seite 113
    IV. 27. Adalhard
    erhielt im Testament des Vaters Cysoing. Zuletzt 1. VII. 874, d'Achery, Spicil 2, 878.

    Ergänzung (Werner):
    Inhaber der Hausabtei Cysoing. [IV 28]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 452, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben."

    IV. 28
    Das Datum der Urkunde, in der Adalhard zuletzt erwähnt wird, gibt B. auf der Tafel versehentlich mit 874 VIII 1, in der Anmerkung richtig 874 VII 1 an (= Coussemaker 10, nr. 5).

    Thiele, Andreas: Tafel 391, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    ADALHARD
    + nach 874
    Adalhard erhielt 866 die niederländischen Besitzungen und die in der Baar und wurde Inhaber der Hausabtei Cyosoing.
    oo N.N.

    Jahrbücher von St. Vaast: Seite 295, in: Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VI

    Das Jahr 879.

    Im Jahre des Herrn 879 starb Graf Balduin, mit Zunamen der Gute, und wurde in dem Kloster Sithdiu begraben. Auch König Hludowich verfiel in schwere Krankheit, und am heiligen Charfreitag, im 33. Lebensjahr, in der zwölften Indiction, beschloß er sein Leben und wurde in der Kirche der heiligen Mutter Gottes, Maria, bestattet, welche sein Vater mit königlicher Pracht in seiner Pfalz Compendium hatte erbauen lassen. Nach seinem Tode aber entstand unter den Franken trauriger und verderblicher Zwiespalt. Denn Abt Hugo, der Treue eingedenk, welche er dem König Hludowich, seinem Vetter, geschworen hatte, wollte mit den ihm Gleichgesinnten dessen Söhne, Hludowich und Karlmann, in das väterliche Reich als Könige einsetzen; Abt Gozlin aber und Graf Chuonrad und viele andere, diesen Gleichgesinnte, riefen den obengenannten König Hludowich ins Reich.

    Während diese so in Streit mit einander lagen, kamen die Nortmannen, welche jenseits des Meeres wohnen, da sie von dieser Uneinigkeit Kunde erhalten hatten, auf ihren Schiffen in ungeheurer Menge über das Meer gefahren und verwüsteten um die Mitte des Monat Juli mit Feuer und Schwert, ohne
    Widerstand zu finden, die Stadt der Moriner, Tarvenna. Und als sie gesehen, wie gut ihnen der Anfang geglückt war, verheerten sie umherziehend das ganze Land der Menapier mit Feuer und Schwert. Darauf drangen sie in den Fluß Scaldus ein und richteten das ganze Land der Bracbansier durch Feuer und Schwert zu Grunde. Indem aber Hugo, der Sohn Hlothars, gegen sie die Waffen erhob, trug er unbedachtsam nicht wenig dazu bei, ihren Uebermuth noch zu erhöhen; denn er vollbrachte nichts Glückliches und Nützliches, sondern floh vielmehr schimpflich von dannen, nachdem von seinen Genossen die meisten getödtet und gefangen genommen worden waren. Unter den Gefangenen befand sich auch der Abt, Adalards Sohn.

    Hlawitschka Eduard: Seite 163, "Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert."

    Bejaht man diese Interpreatation - sie hat, soweit ich sehen, noch keinen Widerspruch erhalten [53 Ohne Widerspruch auch K.F. Werner, Untersuchungen zur Frühzeit des französischen Fürstentums I, in: Welt als Geschichte 18 (1958) Seite 275 Anm. 91. Gegen die ältere Deutung von C. v. Kalckstein, in dem ungenannten Abt sei der Abt Rudolf von St. Vaast zu sehen und dieser als Sohn des UNRUOCHINGERS Adalhard (Sohn Eberhards von Friaul) zu betrachten, vgl. schon P. Hirsch, Die Erhebung Berengars I. (1910) Seite 75 Anm. 3. Diese ältere Sicht ist indessen erst jüngst wieder eingegangen in den Notenapparat der von R. Rau besorgten Ausgabe der Annales Vedastini; Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe VI, Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte II (1958) Seite 295 Anm. 2.] -, so hat man ein Zeugnis für die Herleitung Adalhards II. von dem berühmten Seneschall Adalhard gefunden.



    854 oo Swanaburc



    Kinder:

    - Berengar Graf der Hattenhuntare um 855- nach 892
    - Eberhard Graf im Sülichgau um 856- nach 889
    - Rudolf Abt
    - Adalhard
    - Ernst



    Literatur:
    Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 66 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,113 - Decker-Hauff, Hansmartin: Die Ottonen und Schwaben, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 14 (1955) Seite 279 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969 Seite 163 - Jahrbücher von St. Vaast. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VI Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1972 Seite 294 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 391 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 452 -


  10. 42.  von Friaul, Eberhard Graphische Anzeige der Nachkommen (24.Gisela8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 837; gestorben vor 20 Jun 840.

    Notizen:

    Eberhard
    837- vor 20.6.840
    Ältester Sohn des Markgrafen Eberhard von Friaul aus dem Hause der UNRUOCHINGER und der Gisela, Tochter von Kaiser LUDWIG I. DER FROMME

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen."

    IV. 24. EBERHARD
    + jung

    Anmerkungen: Seite 112
    IV. 24. Eberhard
    Epitaph Poetae Lat. 3, 201 (N. 37). - Zu den Kindern der Gisela überhaupt: Hofmeister, M.I.Ö.G. Ergb. 7., 325f. [IV 24]

    Werner Karl Ferdinand: Serite 452, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)" in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Band IV

    IV. 24
    Eberhard, der älteste Sohn Herzog Eberhards von Friaul, bald nach der Eheschließung mit Gisela geboren, starb noch vor dem Tod Kaiser LUDWIGS (840 VI 20), vgl. P. Hirsch, Die Erhebung Berengards I. von Friaul zum König von Italien, 1910, 61.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 276, "Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

    Deshalb folgte er auch nach dem Tode Eberhards (864 oder 866) in der Verwaltung von Friaul nach und steht im Testament seines Vaters in bevorzugter Stellung [1 Folgende Söhne und Töchter erwähnt Markgraf Eberhard in seinem Testament (Coussemaker, Cartulaire de l'abbaye de Cysoing Seite 1, nr. 1): Unroch, Berengarius, Adalardus, Rodulphus, Engeldrud, Judith, Heilvinch. - Unroch wird dabei als primogennitus bezeichnet. Der Name des in zartem Kindesalter verstorbenen Sohnes Eberhard ergibt sich aus einem Trostgedicht des Sedulius (MG Poet. Lat. III Seite 102, nr. 37); die Übergabe einer Tochter Gisela an das S. Juliakloster in Brescia ist der Eintragung Domnus Eberrardus dux tradidit filiam suam Gisla im Codece necrol.-liturg., ed. Valentini Seite 80 (= f. 43v. des Orig.) zu entnehmen; diese wird auch erwähnt in der Urkunde ihrer Mutter Gisela (Coussemaker, Cartulaire de l'abbaye de Cysoing Seite 11, nr. 6 - ohne Datum).].


    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen. Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,112 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 276 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Band IVSeite 452 -


  11. 43.  von Friaul, Judith Graphische Anzeige der Nachkommen (24.Gisela8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 838; gestorben in 863.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Ostfrankenreich; Gräfin von Ostfranken

    Notizen:

    Judith Gräfin von Ostfranken
    838 - 863
    Tochter des Markgrafen Eberhard von Friaul aus dem Hause der UNRUOCHINGER und der Gisela, Tochter von Kaiser LUDWIG I. DEM FROMMEN

    Werner Karl Ferdinand: Seite 452, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    III. 32
    Vgl. unsere Bemerkungen zu IV, 30 hinsichtlich der Hypothesen über etwaige Eheverbindungen Judiths.
    Man hat vor allem an Adalbert II., HUNFRIDINGER und Graf im Thurgau gedacht, womit eine karolingische Abkunft Herzog Burchards von Schwaben gegeben wäre.
    Es ist wahrscheinlich, dass der Besitz Judiths um Balingen über ihre Tochter Hadwig an die LIUDOLFINGER gelangte. OTTO I. erschien 950 als Besitznachfolger des Grafen Adalhard in Burc. Die Kirche in Burc und ihre Zugehörden wurde vermutlich von Adalhards Kindern zurückerworben und ging durch Tausch in das Erbteil seiner Schwester (oder ihrer Nachkommen) über.


    852 oo 1. Heinrich Graf von Ostfranken 830 - 20.8.886


    Kinder:

    - Heinrich II. - 902
    - Adalhard - 902
    - Adalbert 854-9.9.906
    - Hadwig 953 - 24.12.903
    876 oo 2. Otto der Erlauchte Herzog von Sachsen ca. 830/40-30.11.912
    - Adellinde 855- nach 915
    oo Eticho I. Graf im Ammergau (WELFE) - um 907 gefallen

    Familie/Ehepartner: von Babenberg, Heinrich I.. Heinrich (Sohn von von Babenberg, Poppo I.) wurde geboren in 830; gestorben am 20 Aug 886 in Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Soissons [2200],Aisne,Picardie,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 68. von Babenberg, Heinrich II.  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in 902.
    2. 69. von Babenberg, Adalhard  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in 902.
    3. 70. von Babenberg, Adalbert  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 854; gestorben am 9 Sep 906 in Theres [97531],Haßberge,Bayern,Deutschland.
    4. 71. von Babenberg, Adellinde  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 855; gestorben nach 915 in Bad Buchau [88422],Biberach,Baden-Württemberg,Deutschland.

  12. 44.  von Friaul, Heilwig Graphische Anzeige der Nachkommen (24.Gisela8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 839; gestorben in 895.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Dillingen [89407],Dillingen an der Donau,Bayern,Deutschland; Gräfin von Dillingen
    • Titel/Amt/Status: Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; Gräfin von Laon

    Notizen:

    Heilwig
    Gräfin von Dillingen
    Gräfin von Laon
    839 - 895
    Tochter des Markgrafen Eberhard von Friaul aus dem Hause dere UNRUOCHINGER und der Gisela, Tochter von Kaiser LUDWIG I. DER FROMME

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen."

    IV. 30. HEILWICH
    + nach 863/64
    eine von ihnen (Judith oder Heilwich) war mit Hucbald verheiratet.

    Anmerkungen: Seite 113
    IV. 30. - 31.
    im Testament des Vaters 862/63. Judith erhielt dort Balingen. Über ihr Schicksal ist nichts bekannt. Der Versuch von E. Krüger (Die Abstammung König Heinrichs I. von den Karolingern, D. Z. f. Gw. 9, 28f.), Heilwig mit Hathui, der Mutter König HEINRICHS I. zu identifizieren scheitert an der Verschiedenheit der Namensform, dem Fehlen aller Verwandtschaftsbezeichnungen zwischen HEINRICH resp. seinen Nachkommen und den KAROLINGERN und dem völligen Schweigen der sächsischen Quellen, obwohl diese vornehme Abstammung, die nach der Ansicht mancher sogar HEINRICHS Anspruch auf die Königskrone begründet haben soll, damals unmöglich vergessen sein konnte. Jeder positive Stützpunkt für diese Hyothese fehlt; vgl. E. Dümmler,a.a.O. 319f. Judith soll nach einer Vermutung von Wüstenfeld, Forschungen zur deutschen Geschichte 3, 406, vor 873 vermählt gewesen sein mit dem Grafen Guido von Camerino. Auch das ist unhaltbar; siehe Hofmeister, Markgrafschaften 326. Dagegen soll sie nach von Dungern, Thronfolgerecht 69, die Gattin des Grafen Adalbert von Rhätien (+ 903/06), die Mutter des Grafen Burchard (+ 911) und damit die Stammutter des burchardingischen Hauses in Schwaben gewesen sein. Dafür fehlt jede positive Grundlage. Dagegen muß eine dieser Töchter mit einem gewissen Huchald vermählt gewesen sein, da nach Flod., Hist. Rem. S. Seite 13, 558, Hucboldus quidam, sororis hujus Rudolphi maritus nach dem Tode von Nr.28 Cysoiong beanspruchte.

    Ergänzungen (Werner):
    Heilwig, + nach ca. 895
    Gemahl:
    I. Graf Hugbald, + nach 890
    II. Rotgarius I. Graf von Laon, 921/25 Laienabt von St. Amand [IV 30]

    Ergänzung (Werner):
    Judith, + nach 863 IV. [IV 32]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 453, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)" in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Band IV
    IV. 30.


    Brandenburg weist in Anmerkungen zu B. IV., 30-31 mit Recht bloße Vermutungen über etwaige Eheverbindungen von Töchtern Eberhards zurück. Zu ihnen zählen auch die Hypothesen von Decker-Hauff, Die Ottonen und Schwaben, Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 14 (1955), bei dem sich Angaben über Reihenfolge, Alter und Eheverbindungen von UNRUOCHINGERN finden, die der Quellengrundlage entbehren vgl. kritisch auch G. Tellenbach (in Verbindung mit J. Fleckenstein und K. Schmid), Kritische Studien zur großfränkischen und alemannischen Adelsgeschichte, ebd. 15, 1956). Brandenburg läßt nur gelten, daß "eine dieser Töchter (Judith oder Heilwig) mit einem gewissen Hucbald vermählt gewesen sei", wegen eines Belegs bei Flodoard, SS 13, 558. Nun hat der leider von B. nicht herangezogene Hirsch, Berengar 80-84 schon 1910 dargetan, daß Heilwig/Heiliwich/Heilwidis in erster Ehe den Grafen Hucbold, in zweiter Ehe den Grafen Roger I. von Laon geheiratet hat. Vgl. dazu weiterführend Grierson im zitierten Aufsatz Rev. du Nord 24 (1938), 258f., sowie in der Studie L'origine des comtes d'Amiens, de Valois et de Vexin, le Moyen Age 49 (1939) 108-125. Graf Hucbald/Hucbold war einer der wichtigsten Parteigänger König Odos, in dessen Urkunden er bis etwa 890 als Intervenient erscheint (HF 9, 450f. von 889 XII 30, Chartres; Favre; la familie d'Evrard, a.a.O. 161, Anm. 5 Diplomfragment mit Intervention Hucboldo comite, undatiert, wohl 888/c892). Der Kanzer Odos, der spätere Erzbischof Heriveus von Reims, war ein Neffe Hucbalds (Flodoard SS 13, 575). Der zweite Gemahl, Rotger (Roger) I., Graf von Laon, war außerdem seit 921-925 Laienabt von S.-Amand und starb im Winter 926, Flodoard, Ann. 926, ed. Lauer 36, der ihn ausdrücklich Stiefvater des kurz zuvor verstorbenen Radulf, filius Heilvidis (aus deren erster Ehe mit Hucbold) nennt.

    Thiele, Andreas: Tafel 391, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    HEILWIG
    oo HUCBALD, GRAF VON DILLINGEN + nach 890
    Sohn des ETICHONEN Herzog Liutfried

    Hlawitschka, Eduard: Seite 276, "Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

    Deshalb folgte er auch nach dem Tode Eberhards (864 oder 866) in der Verwaltung von Friaul nach und steht im Testament seines Vaters in bevorzugter Stellung [1 Folgende Söhne und Töchter erwähnt Markgraf Eberhard in seinem Testament (Coussemaker, Cartulaire de l'abbaye de Cysoing Seite 1, nr. 1): Unroch, Berengarius, Adalardus, Rodulphus, Engeldrud, Judith, Heilvinch. - Unroch wird dabei als primogennitus bezeichnet. Der Name des in zartem Kindesalter verstorbenen Sohnes Eberhard ergibt sich aus einem Trostgedicht des Sedulius (MG Poet. Lat. III Seite 102, nr. 37); die Übergabe einer Tochter Gisela an das S. Juliakloster in Brescia ist der Eintragung Domnus Eberrardus dux tradidit filiam suam Gisla im Codece necrol.-liturg., ed. Valentini Seite 80 (= f. 43v. des Orig.) zu entnehmen; diese wird auch erwähnt in der Urkunde ihrer Mutter Gisela (Coussemaker, Cartulaire de l'abbaye de Cysoing Seite 11, nr. 6 - ohne Datum).].

    Bühler, Heinz: Seite 761, "Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze."

    Zunächst freilich gilt es die Lücke zu schließen zwischen LUDWIG DES FROMMEN Tochter Gisela (+ nach 874) und jener Gisela (911), die wir als Mutter der Herzogin Reginlind kennen. Eines der sieben Kinder Giselas und Eberhards von Friaul hat diese Lücke zu füllen. Es kommen in Betracht die Söhne Unruoch, BERENGAR, Adalhard und Rudolf sowie die Töchter Engeltrud, Judith und Heilwig. Auf sie wurde laut Testament von 863/64 das reiche Erbe der Eltern verteilt, jedoch so, daß fünf der sieben Geschwister ausschließlich mit Gütern in Westfranken und Flandern ausgestattet wurden [94 Paul Hirsch: Die Erhebung Berengars I. von Friaul zum König in Italien. Inaugural-Dissertation, Straßburg 1910 Seite 61f.]. Wir dürfen sie wohl ohne Bedenken ausschließen, da sie als Eltern der jüngeren Gisela und letztlich als Vorfahren der Kaiserin Gisela wie der ACHALMER kaum in Frage kommen.]



    853 1. oo Hucbald Graf von Dillingen, Sohn des ETICHONEN Herzog Liutfrid, - 890, Cousin von LUDWIG II.

    890 2. oo Roger I. Graf von Laon - 926


    Kinder:

    1. Ehe
    - Eberhard Graf von Dillingen
    Wohl Stammvater der Häuser DAGSBURG und HASBBURG
    - Hucbald Graf von Dillingen
    oo Dietbirg von Schwaben
    - Radulf de Gouy-en-Arrouaise - 926
    Graf von Ostervant, de Valois, du Vexin und d'Amiens Stammvater dieser Linie, später auch der Grafen von Mantes.

    2. Ehe
    - Roger II. Graf von Laon - 942
    - Radulfus Graf von Amiens - 926


    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen. Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,113 - Bühler, Heinz: Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze. Anton H. Konrad Verlag 1997 Seite 761,798 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 171,276 - Hlawitschka Eduard: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris Seite 233,350 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 391 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Band IV Seite 453 - Zettler, Alfons: Geschichte des Herzogtums Schwaben. Verlag W. Kohlhammer GmbH Stuttgart 2003 Seite 112 -


  13. 45.  von Friaul, Berengar I.von Friaul, Berengar I. Graphische Anzeige der Nachkommen (24.Gisela8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 840/845; gestorben am 7 Apr 924 in Verona [37000],Venetien,Italien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: seit 915; Römischer Kaiser
    • Titel/Amt/Status: 888-924, Italien; König von Italien
    • Titel/Amt/Status: 873-924, Friaul,Italien; Markgraf von Friaul

    Notizen:

    Allgemeine Deutsche Biographie - Berengar I.

    Berengar I., Markgraf von Friaul, König von Italien und römischer Kaiser, † 924, aus fränkischem Adel, Sohn des Markgrafen Eberhard von Friaul und der Tochter Kaiser Ludwigs des Frommen, Gisela. In Italien aufgewachsen, aber auch in anderen Theilen des Frankenreiches, zumal in Schwaben begütert, folgte er seinem älteren Bruder Unruoch (zwischen 871 und 875) in der Verwaltung der Mark Friaul nach, deren Hauptort das heutige Cividale war, und that sich in den Kämpfen um den Besitz der italienischen Königskrone als ein Parteigänger der deutschen Karolinger hervor. Für Karl III. zog er namentlich gegen den aufsässigen Markgrafen Wido von Spoleto im J. 883 zu Felde. Nach der gewaltsamen Absetzung jenes schwachen und unfähigen Kaisers trat B. selbst als Bewerber um die Krone Italiens auf, die er durch die Wahl der Großen im Anfang Januar 888 zu Pavia erlangte. Alsbald aber fand er einen Nebenbuhler an seinem früheren Gegner Wido, der durch Zuzug aus dem westfränkischen Reiche, besonders aus Burgund unterstützt, seit dem Anfange des Sommers etwa ihm den Besitz der Herrschaft streitig machte. Eine blutige Schlacht bei Brescia im Herbste blieb unentschieden und führte nur zu einem Waffenstillstande; den drohenden Angriff des deutschen Königs Arnolf wandte B. dadurch ab, daß er ihm die Huldigung leistete; in einem zweiten heftigeren Zusammenstoße mit Wido aber, der inzwischen stärker gerüstet hatte, an der Trebbia unterlag er vollständig und mußte sich, während sein Widersacher die Königs- und sodann die Kaiserwürde antrat, damit begnügen, in den nordöstlichen Theilen der Lombardei den leeren königlichen Titel fortzuführen. Eine günstigere Wendung der Dinge konnte, nachdem Wido sogar schon seinen Sohn Lambert im J. 892 zum Kaiser hatte krönen lassen, nur durch das Eingreifen Arnolf's herbeigeführt werden, der zuerst seinen Sohn Zwentibald vorausschickte, dann im J. 894 selbst die Lombardei in Besitz nahm, auf halbem Wege nach dem Süden aber endlich wieder umkehrte. So blieb es wesentlich beim Alten, bis während der Romfahrt Arnolfs B. sich seinem Gegner Lambert, dem Erben Wido's, näherte und nach dem Abzuge der Deutschen, deren Macht sogleich zusammenstürzte, durch einen Vertrag zu Pavia im J. 896 den Nordosten Italiens bis zur Adda zu friedlichem Besitze von ihm empfing. Der frühzeitige Tod Lamberts, im October 898, brachte ihn ohne Kampf und Mühe an das Ziel seiner Wünsche, jedoch nur auf kürzeste Zeit. Im August 899 brach als ein neues und unbekanntes Schreckniß das wilde Reitervolk der Magyaren herein und verbreitete sich sengend und brennend durch die lombardische Ebene. Schon auf dem Rückzuge begriffen und von B. mit ganzer Macht verfolgt, stellten sie sich nothgedrungen an der Brenta am 24. Sept. zur Schlacht und trugen vorzüglich durch den innern Zwiespalt im Christenheere einen vollständigen Sieg davon, der ihnen zu noch ärgeren Verheerungen die Bahn öffnete und der Anfang einer langen Reihe von Unfällen wurde. Städte und Klöster eilten seitdem, sich durch Mauern gegen die ungarischen Angriffe zu decken. Den geschwächten Zustand des Landes benutzte der junge König Ludwig von Burgund, der Sohn Boso's und durch seine Mutter ein Enkel Kaiser Ludwigs II., um mit dem Beistande des reichen Markgrafen Adalbert von Tuscien im October 900 die italienische Königswürde, im Februar 902 sogar die römische Kaiserwürde zu erwerben. Nachdem er sich nur bis in den Sommer 902 behauptet hatte,|kehrte er 905 wieder und entriß seinem Gegner sogar das feste Verona, seinen sichersten Stützpunkt. Gerade hier aber wurde er von ihm überfallen, zum Gefangenen gemacht und grausam des Augenlichts beraubt, weil er durch seine Rückkehr einen früheren Eidschwur gebrochen hatte. Auf diesen jähen Sturz des burgundischen Kaisers folgten für B. die besten und friedlichsten Zeiten der eigenen Herrschaft, die ihre höhere Weihe und ihren Abschluß dadurch erhielt, daß endlich im J. 915 um den Anfang December Papst Johann X. ihn in Rom selbst mit der Kaiserkrone schmückte. An mancherlei Auflehnungen der unbotmäßigen Großen fehlte es aber auch fürder nicht und zumal dadurch wurde die Unsicherheit der Zustände genährt und gesteigert, daß dem Kaiser aus seinen beiden Ehen, mit Berthila und Anna, kein Sohn als Nachfolger erwuchs, vielmehr aus der ersteren zwei Töchter, von denen die eine, Bertha, sich dem geistlichen Stande widmete, die andere, Gisela, durch ihre Hand den Markgrafen Adalbert von Ivrea aus dem Lager Lamberts in das Berengars hinüberführte. Gerade dieser Schwiegersohn aber zeigte sich als eine der unzuverlässigsten Stützen, indem er im Bunde mit dem Pfalzgrafen Odalrich und andern hochgestellten Männern auf die Entthronung des Königs hinarbeitete. Gegen die Ungetreuen scheute sich dieser nicht, den Beistand des heidnischen Feindes, der Ungarn, zu erkaufen, die er schon im J. 900 für ihren Abzug bezahlt hatte, und durch diese die Empörung niederzuwerfen. Die Milde aber, mit welcher B. die Aufrührer schließlich begnadigte, trug ihm schlechte Früchte, denn dieselben riefen nunmehr den König Rudolf II. von Hochburgund aus dem welfischen Hause herbei, der zu Anfang des J. 922 allgemein anerkannt dem Kaiser fast nur noch Verona mit seiner Nachbarschaft übrig ließ. Bei dem Wankelmuthe der Italiener gelang es bald auch B. sich von seinem Falle wieder aufzuraffen: gestützt namentlich auf den Bischof Wido von Piacenza lieferte er am 17. Juli 923 dem Gegner eine Schlacht bei Fiorenzuola, in der 1500 Mann, eine für jene Zeit hohe Zahl, auf der Wahlstatt fielen. B. anfangs siegreich, erlitt durch einen Hinterhalt, den die Grafen Gariard und Bonifacius ihm gelegt hatten, eine völlige Niederlage und rettete verwundet kaum das nackte Leben nach Verona. Abermals nahm er, während sein Nebenbuhler herrschte, seine Zuflucht zu den Ungarn und trug daher eine Mitschuld, daß sie am 12. März 924 das reiche und blühende Pavia, die Hauptstadt des Reiches, mit Feuer und Schwert verwüsteten. Gleich darauf endete er selbst, durch eine bewaffnete Rotte der Veroneser unter der Führung seines Taufpathen Flambert niedergestoßen, das Leben am 7. April 924. Seine Erbschaft hinterließ er zunächst den Burgundern, bis später sein Enkel Berengar II., der Sohn seiner Tochter Gisela, dieselbe übernahm. — Die Machtstellung Berengars, welche sich niemals über das obere und mittlere Italien hinauserstreckte und auch in diesem an den Markgrafen von Tuscien eine Schranke fand, war eine wenig eingreifende und stützte sich vorzugsweise auf die Bischöfe, die er reich beschenkte, hie und da nach dem Beispiele Wido's sogar auch schon mit Hoheitsrechten begabte. Zu den von ihnen später fast durchweg geübten gräflichen Rechten wurde daher gerade in der Zeit dieser Thronstreitigkeiten der Grund gelegt. Ueber die persönlichen Eigenschaften Berengars wissen wir wenig oder nichts: seine kirchliche Frömmigkeit und seine Milde werden gerühmt, doch konnte er in einzelnen Fällen auch grausam auftreten. Mit großer Zähigkeit hielt er durch lange Jahre und unter den widrigsten Verhältnissen sein angemaßtes Recht auf die Krone fest, ohne jemals bei seinen Großen ausharrende Treue zu finden, aber auch er scheute sich nicht um seines Ehrgeizes willen selbst die ärgste Landplage seiner Unterthanen, die Ungarn, herbeizurufen und zu fördern. Daß das damalige Italien nicht unter einem selbstgewählten Herrscher auf eigenen Füßen zu stehen vermochte, sondern, um zum friedlichen Gedeihen|zu gelangen, der Anlehnung an eine stärkere Macht bedurfte, dafür gibt gerade Berengars vielbestrittene Regierung die glänzendsten Beweise. Trotz seiner sehr zweifelhaften Verdienste fand er in seinen letzten Lebensjahren einen Sänger, der die Kämpfe um den Thron und die Kaiserkrönung in heroischem Versmaße der Nachwelt überlieferte. —

    Literatur
    Einer vollständigen Geschichte Italiens in dieser Periode entbehren wir noch; Vorstudien zu einer solchen enthalten: Dümmler, Gesta Berengarii imperatoris, Halle 1871.



    Gestorben:
    ermordet


  14. 46.  von Friaul, Rudolf Graphische Anzeige der Nachkommen (24.Gisela8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 842; gestorben am 5 Jan 892; wurde beigesetzt in Arras [62000],Pas-de-Calais,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 874-892, Cysoing [59830],Nord,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich; Laienabt von Cysoing

    Notizen:

    Rudolf
    Laienabt von Cysoing (874-892)
    842-5.1.892 Begraben: Arras
    Jüngerer Sohn des Markgrafen Eberhard von Friaul aus dem Hause der UNRUOCHINGER und der Gisela, Tochter von Kaiser LUDWIG I. DEM FROMMEN

    Lexikon des Mittelalters: Band VII Seite 1082

    Rudolf, Abt von St-Bertin und St-Vaast 883-892
    * nach 835 (?), + 5. Januar 892 Begraben: Arras
    Aus der fränkischen Familie der UNRUOCHINGER, Sohn Markgraf Eberhards von Friaul und Giselas, der Tochter Kaiser LUDWIGS I. DES FROMMEN, Bruder Kaiser BERENGARS I.

    Wurde 883 Abt von St-Bertin (St-Omer) und St-Vaast (Arras), die er wohl beide befestigen ließ; vielleicht erhielt er 864/66 auch die Abtei Cysoing. Falsch ist die Annahme, er habe St. Peter in Gent vorgestanden, sei Laienabt und Graf gewesen. Nach der Absetzung Kaiser KARLS III. wandte er sich 888 gemeinsam mit Erzbischof Fulco von Reims dem ostfränkischen König ARNULF zu. 890 organisierte er die Verteidigung von St-Vaast gegen die Normannen.

    Literatur:
    H. Sproemberg, Die Entstehung der Grafschaft Flandern, I, 1935, 45-53 [Neudruck: Derselbe, Mittelater und demokratische Geschichtsschreibung, 1971, 184-190] -

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen."

    IV. 28. RUDOLF
    * ..., + 892 5. I.

    Abt von Cysoing nach 874 (vielleicht = Rudolf, Abt von St. Vaast)

    Anmerkungen: Seite 113
    IV. 28. Rudolf
    Laienabt von Cysoing nach dem Tode von Nr. 27, Flod. S. S. 13, 558. Er war wahrscheinlich identisch mit dem 5. I. 892 + Abt Rudolf von St. Vaast; vgl. Ed. Favre la famille d'Evrard (Etudes dediesw a G.: Monod 158). [IV 29]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 452, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)" in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Band IV

    III. 29
    Die Identität des UNRUOCHINGERS Rudolf mit dem 892 I 5 verstorbenen Laienabt von S.-Vaastd'Arras, von B. auf der Tafel mit "vielleicht", in der Anmerkung als "wahrscheinlich" charakterisiert, ist gesichert, vgl. nach der schon von B. zitierten Studie von E. Favre, La fanilie d'Evrard, marquis de Frioul, dans le royaume france de 'Quest, in: Etudes d'histoire du Moyen Age dediees a G. Monod, Paris 1896, die Ausführungen von Ph. Grierson, La famille d'Evrard de Frioul, Revue du Nord 24 (1938), 241-266.

    Thiele, Andreas: Tafel 391, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    RUDOLF, Abt von Cysoing und St. Vaast
    + 892

    Hlawitschka, Eduard: Seite 276, "Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

    Deshalb folgte er auch nach dem Tode Eberhards (864 oder 866) in der Verwaltung von Friaul nach und steht im Testament seines Vaters in bevorzugter Stellung [1 Folgende Söhne und Töchter erwähnt Markgraf Eberhard in seinem Testament (Coussemaker, Cartulaire de l'abbaye de Cysoing Seite 1, nr. 1): Unroch, Berengarius, Adalardus, Rodulphus, Engeldrud, Judith, Heilvinch. - Unroch wird dabei als primogennitus bezeichnet. Der Name des in zartem Kindesalter verstorbenen Sohnes Eberhard ergibt sich aus einem Trostgedicht des Sedulius (MG Poet. Lat. III Seite 102, nr. 37); die Übergabe einer Tochter Gisela an das S. Juliakloster in Brescia ist der Eintragung Domnus Eberrardus dux tradidit filiam suam Gisla im Codece necrol.-liturg., ed. Valentini Seite 80 (= f. 43v. des Orig.) zu entnehmen; diese wird auch erwähnt in der Urkunde ihrer Mutter Gisela (Coussemaker, Cartulaire de l'abbaye de Cysoing Seite 11, nr. 6 - ohne Datum).].

    Zettler, Alfons: Seite 112, "Geschichte des Herzogtums Schwaben."

    Burchards Schwiegermutter Gisela ist nun nicht unter den erwähnten KAROLINGERINNEN zu suchen, sondern stammt fraglos aus dem Umkreis der UNROCHINGER. Eine genaue genealogische Einordnung gelingt zwar nicht, denn weder die Schwester Kaiser BERENGARS, die im Kindesalter ins Kloster Santa Giulia nach Brescia gegeben wurde, noch die Tochter BERENGARS, vermählt mit dem Markgrafen Adelbert von Ivrea, kommen in Frage. Zu berücksichtigen ist, daß die unruochingische Sippschaft weit verzweigt und über weite Teile des Frankenreiches verteilt war. So kommen Töchter von BERENGARS Brüdern Unruoch, Adalhart und Rudolf oder von seinen Schwestern Engeldrud, Judith und Heilwinch als Eltern in Frage [119 Zu den Nachkommen Eberhards von Friaul vgl. E. Hlawitschka, Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien, 774-962 (Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte 8), Freiburg i. Br. 1960, Seite 276 Anm. 1. - A. Wolf, Über die Hintergründe der Erhebung Liudolfs von Schwaben, in: Zeitschrift für Rechtsgeschichte, Germanist. Abt. 80, 1963, Seite 315-325, hier 319 (wiederabgedr. in: Otto der Große, hg. von H. Zimmermann, Darmstadt 1976, Seite 56-69, hier Seite 61), hält (im Anschluß an E. Kimpen, Zur Königsgenealogie der Karolinger- und Stauferzeit, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 103, 1955, Seite 35-115) Reginlind für eine Tochter Graf Unruochs II., des Bruders von König BERENGAR I.]. In diesem Zusammenhang ist auch die bekannte Geschichte von der Entführung einer der Töchter Graf Unruochs, des Bruders von BERENGAR, wahrscheinlich mit dem Namen Gisela, aus dem königlichen Nonnenkloster Santa Giulia in Brescia zu erinnern. Kaiser KARLS III. Erzkapellan Liutward, Bischof von Vercelli (+ 901), soll 886/87 gewaltsam in das Kloster eingedrungen sein und mit Hilfe von Freunden Unruochs Tochter, "die Verwandte des Kaisers", geraubt und seinem Neffen in die Ehe gegeben haben [120 Fuldaer Annalen ad a. 887 und Regensburger Fortsetzung ad a. 886; vgl. K. Schmid, Liutbert von Mainz und Liutward von Vercelli im Winter 879/80 in Italien, in: Geschichte, Wirtschaft, Gesellschaft. Festschrift für Clemens Bauer zum 75. Geburtstag, hg. von E. Hassinger/J. H. Müller/H. Ott, Berlin 1974, Seite 41-60; J.F. Böhmer/H. Zielinski, Regesta Imperii I/3,2, Köln/Weimar/Wien 1998, Nr. 853-854.].

    Bühler, Heinz: Seite 761, "Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze."

    Zunächst freilich gilt es die Lücke zu schließen zwischen LUDWIG DES FROMMEN Tochter Gisela (+ nach 874) und jener Gisela (911), die wir als Mutter der Herzogin Reginlind kennen. Eines der sieben Kinder Giselas und Eberhards von Friaul hat diese Lücke zu füllen. Es kommen in Betracht die Söhne Unruoch, BERENGAR, Adalhard und Rudolf sowie die Töchter Engeltrud, Judith und Heilwig. Auf sie wurde laut Testament von 863/64 das reiche Erbe der Eltern verteilt, jedoch so, daß fünf der sieben Geschwister ausschließlich mit Gütern in Westfranken und Flandern ausgestattet wurden [94 Paul Hirsch: Die Erhebung Berengars I. von Friaul zum König in Italien. Inaugural-Dissertation, Straßburg 1910 Seite 61f.]. Wir dürfen sie wohl ohne Bedenken ausschließen, da sie als Eltern der jüngeren Gisela und letztlich als Vorfahren der Kaiserin Gisela wie der ACHALMER kaum in Frage kommen.]



    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen. Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2 - Bühler, Heinz: Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze. Anton H. Konrad Verlag 1997 Seite 761 - Jahrbücher von St. Vaast. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VI Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1972 Seite 294 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 391 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Band IV Seite 452 - Zettler, Alfons: Geschichte des Herzogtums Schwaben. Verlag W. Kohlhammer GmbH Stuttgart 2003 Seite 112 -


  15. 47.  von Friaul, Gisela Graphische Anzeige der Nachkommen (24.Gisela8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 845; gestorben in 863.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Brescia [25100],Brescia,Lombardia,Italien; Nonne zu Brescia

    Notizen:

    Gisla Nonne zu Brescia
    845 - 863
    Jüngere Tochter des Markgrafen Eberhard von Friaul aus dem Hause der UNRUOCHINGER und der Gisela, Tochter von Kaiser LUDWIG I. DER FROMME

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen."

    IV. 32. GISELA
    + nach 863 IV.
    Nonne in Brescia

    Anmerkungen: Seite 113
    IV. 32. Gisela
    erwähnt im Testament des Vaters, aber nicht ausdrücklich als seine Tochter bezeichnet. Dagegen heißt es Muratori Antiqu. Italiae 5, 761: Eberhardus dux tradidit filiam suam Gislam, nämlich dem Kloster der hl. Julia in Brescia. Vielleicht war sie an der Erbschaft als Nonne beteiligt. [VI 31]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 453, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)" in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben

    IV. 31
    Zu dem einzigen Beleg, den B. für Gisla als Kind der Ehe Eberhard von Friaul-Gisla gibt, ist der oben Anm. IV, 25, letzter Satz, gegebene Beleg nachzutragen.

    Thiele, Andreas: Tafel 391, Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 -

    GISELA, Nonne in Brescia
    + 863

    Bühler, Heinz: Seite 760, "Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze."

    Lassen wir uns von dem Namen Gisela leiten, der - wie gesagt - im karolingischen Haus ganz besondere Bedeutung hatte, so stoßen wir zwei Generationen früher auf die gleichnamige Tochter LUDWIGS DES FROMMEN aus seiner zweiten Ehe mit der WELFIN Judith. Diese Gisela, die Schwester KARLS DES KAHLEN (+ 877), war mit dem Markgrafen Eberhard von Friaul (+ 864) vermählt. Sie hatte ihrerseits wieder eine Tochter Gisela, die als Nonne in Brescia um 863 starb. Vor nahezu dreißig Jahren hat Emil Kimpen jene Gisela, die Tochter LUDWIGS DES FROMMEN, völlig zu Recht als die Großmutter von Reginlinds Mutter Gisela angesprochen [91 Kimpen, Königsgenealogie (wie Anm. 90) Seite 49f. und Seite 69.]; er hat sich nur hinsichtlich des Zwischenglieds geirrt.

    Zettler, Alfons: Seite 110, "Geschichte des Herzogtums Schwaben."

    Mit dem Namen "Gisela" verhält es sich ganz ähnlich wie mit "Berta". Auch "Gisela" erfreute sich zunächst im karolingischen Herrscherhaus einiger Beliebtheit und ging durch die Vermählung des Markgrafen Eberhard von Friaul mit Gisela, der Tochter LUDWIGS DES FROMMEN, in die Sippschaft der UNRUOCHINGER, also des Kaisers BERENGAR I. über. Bei den UNRUOCHINGERN fand der Name quasi als Abstammungsnachweis von den KAROLINGERN derartigen Zuspruch, daß er in keiner folgenden Generation fehlt. Gisela hießen neben der besagten Tochter Kaiser LUDWIGS DES FROMMEN beispielsweise jeweils Töchter (und dementsprechend natürlich auch Schwester) Kaiser LOTHARS I. und Kaiser LUDWIGS II. VON ITALIEN. Zugespitzt könnte man sagen: der Name "Gisela" steht in jener Umbruchzeit des 9./10. Jahrhunderts in Italien geradezu für "Töchter des Kaisers"! Und deshalb hielten es die UNRUOCHINGER genauso wie ihre Vorgänger auf dem Thron Italiens. BERENGAR I. hatte die Kaiser-Tochter Gisela zur Mutter, seine Schwester Gisela ist gut bezeugt ebenso wie eine Tochter dieses Namens.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 276,306, "Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

    Deshalb folgte er auch nach dem Tode Eberhards (864 oder 866) in der Verwaltung von Friaul nach und steht im Testament seines Vaters in bevorzugter Stellung [1 Folgende Söhne und Töchter erwähnt Markgraf Eberhard in seinem Testament (Coussemaker, Cartulaire de l'abbaye de Cysoing Seite 1, nr. 1): Unroch, Berengarius, Adalardus, Rodulphus, Engeldrud, Judith, Heilvinch. - Unroch wird dabei als primogennitus bezeichnet. Der Name des in zartem Kindesalter verstorbenen Sohnes Eberhard ergibt sich aus einem Trostgedicht des Sedulius (MG Poet. Lat. III Seite 102, nr. 37); die Übergabe einer Tochter Gisela an das S. Juliakloster in Brescia ist der Eintragung Domnus Eberrardus dux tradidit filiam suam Gisla im Codece necrol.-liturg., ed. Valentini Seite 80 (= f. 43v. des Orig.) zu entnehmen; diese wird auch erwähnt in der Urkunde ihrer Mutter Gisela (Coussemaker, Cartulaire de l'abbaye de Cysoing Seite 11, nr. 6 - ohne Datum).].
    Die im Testament der Kaiserin Angilberga noch genannte unica filia Ermengarda war 877 gerade zum Eintritt ins Kloster bestimmt, wenn auch wohl noch nicht tatsächlich eingetreten [31 Testament Angilbergas: - si Hermingarda unica mea filia religiosam vestem induerit ... Wegen dieses Tatbestandes ist auch eine klare Entscheidung darüber, ob aus Gründen des Muntrechts oder der Erbfolge zugestimmt wird, nicht zu liefern. Nonnen werden in der Erbverteilung nicht berücksichtigt, wie schon das Testament Eberhards von Friaul (siehe oben Seite 62, Anm. 34) zeigt, in dem die an das S. Giuliakloster tradierte Tochter gar nicht erst erwähnt wird. Zur Tochter Eberhards, Gisla, und der gleichnamigen Tochter LUDWIGS II. und Angilbergas vgl. Codice necrol.-liturg. di Brescia ed. Valentini, Seite 78ff. und E. Brandenburg, Die Nachkommen Karls des Großen.].

    Zettler, Alfons: Seite 112, "Geschichte des Herzogtums Schwaben."

    Burchards Schwiegermutter Gisela ist nun nicht unter den erwähnten KAROLINGERINNEN zu suchen, sondern stammt fraglos aus dem Umkreis der UNROCHINGER. Eine genaue genealogische Einordnung gelingt zwar nicht, denn weder die Schwester Kaiser BERENGARS, die im Kindesalter ins Kloster Santa Giulia nach Brescia gegeben wurde, noch die Tochter BERENGARS, vermählt mit dem Markgrafen Adelbert von Ivrea, kommen in Frage. Zu berücksichtigen ist, daß die unruochingische Sippschaft weit verzweigt und über weite Teile des Frankenreiches verteilt war.


    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen. Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,113 - Bühler, Heinz: Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze. Anton H. Konrad Verlag 1997 Seite 760 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite
    276,306 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 391- Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Band IV Seite 453 - Zettler, Alfons: Geschichte des Herzogtums Schwaben. Verlag W. Kohlhammer GmbH Stuttgart 2003 Seite 110 -


  16. 48.  von Franken, Ermentrud Graphische Anzeige der Nachkommen (25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Hasnon [59178],Nord,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich; Äbtissin von Hasnon

    Notizen:

    Ermentrud Äbtissin von Hasnon
    Tochter des Kaisers KARL II. DER KAHLE aus seiner 1. Ehe mit der Ansgard

    Werner Karl Ferdinand: Seite 453, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 38
    Zu Ermentrud, Hildegard und Gisla bemerkt Brandenburg IV, 38-40, man kenne sie als Töchter erster Ehe, nur aus Witgers Genealogie SS 9, 302. Doch wissen wir von Ermentrud, daß sie Äbtissin der Abtei Hasnon im Ostrevant (bei Douai) war, vgl. schon Voigt (1917) 40 und jetzt Tessier nr. 436.


  17. 49.  von Franken, Judith Graphische Anzeige der Nachkommen (25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 844; gestorben in 870.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Flandern,Belgien; Gräfin von Flandern
    • Titel/Amt/Status: Wessex,England; Königin von Wessex

    Notizen:

    Judith vom W-Frankenreich
    Königin von Wessex
    Gräfin von Flandern
    844 - 870
    Älteste Tochter des Kaisers KARL II. DER KAHLE aus seiner 1. Ehe mit der Irmintrud von Orleans, Tochter von Graf Odo

    Werner Karl Ferdinand: Seite 453, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 33
    Vgl. H. Sproemberg, Judith, Königin von England, Gräfin von Flandern, Rev. Belge d'Histoire et de Philologie 15 (1936).
    Judith vermählte sich nach dem Tode ihres 1. Gatten mit dessem Sohne. Die Geistlichkeit trennte jedoch bald das Paar und Judith lebte unter bischöflicher Aufsicht in Senlis, bis sie sich von Balduin von Flandern entführen ließ.

    Hlawitschka Eduard: Seite 226, "Lotharingien"

    Schon seine Prämisse, dass KARL DER KAHLE - gewarnt durch Lothars II. Beispiel - im eigenen Haus keinen ähnlichen Eheskandal herbeigeführt haben könne, erweist sich als nicht stichhaltig. Hat er doch gerade im Jahre 862, als Lothars II. Eheprozeß in vollstem Gange war, die dritte Ehe seiner Tochter Judith verhindern wollen, Judith sogar in heftiger Weise verfolgt und damit einen Skandal ausgelöst, nur da ihm ihr Erwählter, Graf Balduin von Flandern, nicht standesgemäß genug erschien. Dabei war diese Ehe, eingegangen von einer Witwe, die der väterlichen Zustimmung keineswegs mehr bedurfte, in keiner Weise anfechtbar. KARL wollte hier also gleichfalls eine andere Ehe, als die Tochter selbst wünschte, durchsetzen. Durch ihres Vaters Zorn und Hartnäckigkeit vertrieben, landeten Judith und Balduin bei Lothar II., schließlich bei Papst Nikolaus, der Ende 863 KARLS DES KAHLEN Zustimmung zu der Ehe zu erwirken wusste; eine Ausstattung Balduins zögerte KARL DER KAHLE jedoch noch über 866 hinaus.

    Konecny Silvia: Seite 154-155, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    In ähnlicher Weise verstimmt wie LOTHAR zeigte sich einige Jahre später KARL DER KAHLE als seine Tochter Judith von einem Adeligen seines Reiches entführt wurde, und das flüchtige Paar Aufnahme und Schutz bei Lothar II. fand. Daß auch sein Sohn Ludwig der Stammler von dieser Ehe gewußt hatte, mochte die Erregung des Herrschers noch gesteigert haben. Als schließlich sogar der Papst sich für den Entführer einsetzte, erkannte KARL DER KAHLE die Ehe seiner Tochter letztlich doch an. Sein Schwiegersohn Balduin aber war wenig später Graf von Flandern.
    KARL DER KAHLE verheiratete 856 als erster karolingischer Herrscher seine Tochter Judith mit einem ausländischen Fürsten, nämlich dem angelsächsischen König Aetehlwulf. Zu diesem Zeitpunkt setzten die Angriffe der Normannen an der westfränkischen Küste ein, denen Aetehlwulf in England 851 eine schwere Niederlage bereitet hatte. Die Ehe seiner Tochter Judith mit dem Normannenbesieger Aethelwulf könnte für KARL DEN KAHLEN einen Prestigegewinn bedeutet haben. Aethelwulf mag die Ehe angestrebt haben, weil die Verbindung mit einer KAROLINGERIN seinen universalen Anspruch gegenüber dem angelsächsischen Adel unterstützen konnte. Aethelwulf kehrte 856 von einer Pilgerfahrt nach Rom in sein Reich zurück. Seine Reise dürfte in enger Beziehung zu seiner Landespolitik gestanden sein. Aus Gründen, wie sie hier vorgelegen sein mögen, waren in der KAROLINGER-Zeit öfter Verlobungen mit Ausländern geschlossen worden, nie jedoch hatte man ein derartiges Projekt bisher realisiert. Auch KARL DER KAHLE dachte ursprünglich vielleicht nicht an die Verwirklichung des Eheprojektes, worauf der relativ lange Zeitraum, der zwischen der Verlobung und der Hochzeit Judiths und Aethelwulfs lag, hindeuten könnte. Anscheinend bestand jedoch der angelsächsische König auf der Ehe und traf Vorkehrungen für die Sicherheit Judiths im angelsächsischen Reich. Die Hochzeit fand am 1. Oktober 856 in Verberie statt. Während einer prächtigen Zeremonie wurde Judith gekrönt und zur Königin erhoben. Im angelsächsischen Reich wurde Judith zu Lebzeiten Aethelwulfs als Königin geachtet, was ja auch der Absicht dieses Eheschlusses entsprach. Darüberhinaus dürfte sich Judith auch an der Herrschaft Aethelwulfs sehr stark beteiligt haben, sodaß Aetehlbald, ein Sohn des Königs, nach dessen Tod die Einheirat bei der Stiefmutter für günstig hielt. Dies lief jedoch den Interssen vieler entgegen und stieß wohl vor allem auch bei der angelsächssichen Geistlichkeit, die die Ehe erst vermutlich gefördert hatte, auf Widerstand. Nach dem Tod ihres zweiten Gatten verließ Judith England. Sie lebte im Frankenreich zunächst neuerlich unter der Munt des Vaters und wurde schließlich von Balduin entführt..

    Ennen, Edith: Seite 60-63, "Frauen im Mittelalter"

    Noch in einen anderen, nicht ganz so bekannten Ehestreit hat Papst Nikolaus I. Partei ergriffen. Hier begegnet uns im schweren und glanzvollen Leben der karolingischen Prinzessin Judith, Königin von England und Gräfin von Flandern, ein Frauenschicksal, das die Realität der fränkischen Spätzeit spiegelt, den Widerstreit zwischen den Normen und den harten Forderungen der Politik, aber auch den Sieg treuer Gattenliebe und die Bedeutung ehelicher Verbindungen für die Stellung einer Dynastie und die kulturelle Entfaltung einer Landschaft. Wir verdanken Heinrich Sproemberg die wissenschaftliche Biographie der Judith.
    Sie war eine Tochter des westfränkischen Herrschers KARLS DES KAHLEN und wird erst anläßlich ihrer Verlobung erwähnt. Diese Verlobung mit Ethelwulf, Oberkönig der Angelsachsen, im Juli 856 war eine Haupt- und Staatsaktion. Ethelwulf war damals mindestens 50 Jahre alt, aber offensichtlich noch recht rüstig, er war Vater eines eben erst 6-jährigen Sohnes und besiegte die Normannen 851 in der Schlacht bei Ockley. Judith war 12 bis 13 Jahre alt, besaß damit gerade das kanonische Mindestalter für Frauen. Eine Erschwerung bei dem Ehebündnis war von Anfang an, daß Ethelwulf aus erster Ehe eine Schar von Söhnen besaß, deren ältester, Ethelbald, als sein Stellvertreter schon Regent in England war. Die zweite Heirat Ethelwulfs mit Judith hatte politische Hintergründe. KARL DEM KAHLEN gab die Freundschaft und verwandtschaftliche Verbindung mit dem angelsächsischen Oberkönig erwünschte Gelegenheit, sich gegenüber den fränkischen Nachbarkönigen und seinen eigenen Vasallen zu profilieren. Zwistigkeiten mit dem Bruder, Ludwig dem Deutschen, und der Ansturm der Normannen machten ihm zu schaffen. Seine Familie rücksichtslos seinen politischen Interessen dienstbar zu machen, war ihm selbstverständlich. Für Ethelwulf, der das vom Vater ererbte Oberkönigtum der Westsachsen gegenüber den Teilreichen behaupten mußte, bedeutete die eheliche Verbindung mit einer Urenkelin KARLS DES GROSSEN einen klaren Gewinn für sein Ansehen. Die Hochzeit wurde mit großer Pracht in Verberie an der Oise bei der Pfalz Senlis gefeiert unter Mitwirkung des Erzbischofs Hinkmar von Reims. Bei der Eheschließung wurde Judith nach fränkischem Brauch zur Königin der Westsachsen gekrönt. Die erhaltene lateinische Krönungspredigt Hinkmars belehrte Judith über ihre Pflichten als Frau und Herrscherin. Darauf folgte die Übergabe des Ringes, die besondere Formel zur Krönung und die Einsegnung der Königin. Dem glanzvollen Auftakt entsprach aber nicht der Empfang in England, wo sich Ethelwulf einer Verschwörung Ethelbalds mit den angelsächsischen Großen gegenübersah, der wohl die Sorge vor einer stärkeren Betonung der Königsgewalt nach karolingischem Muster zugrundelag. Es kam zu einer Reichsteilung. In seinem Testament sprach Ethelwulf seinem Sohn Ethelbald das Oberkönigtum und die Obergewalt über das ganze Reich zu. Judith, deren Königtum anerkannt wurde, kommt in diesem Testament nicht vor, sie war aber von ihrem Gatten mit bedeutendem Besitz in England bewidmet worden.
    Schon 855 starb Ethelwulf. Ethelbald ergriff die Regierung - und heiratete Judith. Diese Heirat zwischen Stiefmutter und Stiefsohn widersprach den kirchlichen Vorschriften und der weltlichen Gesetzgebung. Aber offenbar hat der westfränkische Hof aus politischen Gründen diese Ehe anerkannt, und die Kirche hat sie toleriert; älterer angelsächsischer Brauch hat sich dabei durchgesetzt. Die Initiative zur Eheschließung lag bei Ethelbald. Aber zweieinhalb Jahre nach der Hochzeit - 860 - starb auch er. Die kinderlose Witwe Judith kehrte nach Veräußerung ihres englischen Besitzes in Ehren nach Frankreich zurück. Sie wurde in der festen Stadt Senlis unter väterlichem und königlichen Schutz und Bewachung durch den Bischof samt ihrer Schatz verwahrt. Ihr blieb nur die Wahl, hier in strenger Haft zu leben oder einen Mann nach dem Befehl ihres Vaters anzunehmen.
    Nach zwei freudlosen Jahren nahte im Frühjahr 862 die Rettung: Es gelang ihr mit Ritter Balduin, der ihre Liebe gewonnen hatte, verkleidet in Nacht und Nebel aus Senlis zu entfliehen. Balduins Herkunft ist umstritten; so viel ist wohl sicher: Ein ebenbürtiger Partner für eine karolingische Prinzessin war er nicht. Allerdings war der Mangel an Königshäusern germanischen Geblüts schon immer eine Schwierigkeit für dei Verheiratung der karolingischen Prinzessinnen; deshalb hat man nicht unbedingt auf Ehepartnern aus der hohen Aristokratie bestanden. Aber diese Ehe Judiths paßte keineswegs in das politische Kalkül ihres Vaters. Vielleicht hatte Balduin im Gefolge von Judiths Bruder Ludwig den Zugang zu Judith gefunden; Ludwig stimmte der Heirat seiner Schwester mit Balduin zu. Die beiden jungen, aber schon mit dem Königstitel geschmückten Brüder Judiths, Ludwig der Stammler und Karl von Aquitanien, schlossen Ehe, die der Vater nicht anerkennen wollte. Die dritte Ehe Judiths besaß einen politischen Hintergrund: den Aufstand der Söhne und Großen gegen den autoritären KARL DEN KAHLEN. Diesmal aber hatte Judith aus Liebe geheiratet. Der wohl schon vorgewarnte königliche Vater sprengte durch seinen eiligen Marsch nach Senlis die Verschworenen auseinander, es gelang ihm aber nicht, das junge Paar zu ergreifen. Er berief ein Hofgericht, das Balduin wegen Frauenraubes - obwohl feststand, daß Judith ihm freiwillig gefolgt war - und Untreue verurteilte; Balduins Lehen wurden eingezogen. KARL rief auch die Kirche an; die am Hof weilenden Bischöfe exkommunizierten unter Anführung Hinkmars Balduin und Judith. Damit verfielen auch Judiths Ansprüche an das in Senlis deponierte englische Gold., Hinkmars unversöhnliche Feindseligkeit gegen das junge Paar entsprach seiner scharfen Verurteilung jeglichen Frauenraubes. Balduin und Judith flohen zunächst an den Hof des lothringischen Herrschers Lothar II., der die Schicksalsgenossen gerne aufnahm. Wahrscheinlich wurden sie hier getraut. KARL DER KAHLE forderte ihre Auslieferung. Balduin wußte, daß er mit seiner jungen Frau am Hof Lothars auf die Dauer nicht sicher war und tat einen kühnen Schachzug: Er floh mit Judith über die Alpen zur Kurie und appellierte an den Papst, "er vertraue mehr auf die Hilfe der Apostel Petrus und Paulus als auf den Schutz der Könige dieser Erde. Die Rechtslage war verwickelt. Die kirchenrechtliche Verurteilung Balduins setzte die gewaltsame Entführung voraus, von einer solchen war aber keine Rede. Nach fränkischem Recht unterstand Judith als Witwe nicht mehr der Muntgewalt des Vaters. Diese Frage war vom kirchlichen Standpunkt aus, der im Konsens der Brautleute den rechtskonstitutiven Akt der Ehe sah, nicht ausschlaggebend, wenn auch Judiths dritte Ehe keine dotierte Muntehe war. Aber Balduin hatte den Königsschutz gebrochen, unter dem Judith stand, und das Recht seines Lehsnherrn verletzt.
    Der Papst ging sehr vorsichtig vor. Politisch spielte seine Auseinandersetzung mit Hinkmar über die Grenzen der päpstlichen und erzbischöflichen Gewalt eine Rolle. Er nahm die Appellation Balduins an. Daß Judith sich vor ihm rückhaltlos für Balduin erklärte, hat sein Verhalten mitbestimmt. In einem Brief an KARL DEN KAHLEN betont er, daß Judith ihm mit eigenem Mund gesagt habe, daß sie Balduin über alles liebe und ihm freiwillig gefolgt sei. Er bat den König, Balduin zu verzeihen und ihn in Ganden wieder aufzunehmen, er fürchte, Balduin könne sich sonst mit den Normannen verbinden. Im Brief an die königliche Mutter Judiths betont er Balduins Schuld und reumütiges Bekenntnis. Er sieht sich als Vermittler in einem Familienkonflikt.
    Sene Rechtsauffassung geht aus einem Brief hervor, den er an KARL wegen der ebenfalls ohne väterliche Erlaubnis geschlossenen Heirat seines jüngeren Sohnes Karls von Aquitanien richtete. Er tadelte die Ehe wider den Willen des Vaters, lehnt es aber ausdrücklich ab, aus diesem Grund die Ehe aufzulösen. Der Fall Balduins lag ähnlich. Die Bischöfe bat er, beim König Fürsprache für Balduin einzulegen. Hinkmar willfahrte dieser Bitte nicht; ihm ist es zuzuschreiben, daß der König erst im Oktober 863 Judith vor sich kommen ließ, und zwar in Verbrie, wo ihre erste Hochzeit stattgefunden hatte. Balduin forderte unter Berufung auf den Papst sofortige Vornahme der offiziellen Eheschließung, die dann auch in Auxerre vorgenommen wurde. Aber noch drei Jahre nach der Hochzeit war Balduin vom König nicht ausgestattet worden. Der Papst mahnt den König, auch hierin das Seinige zu tun. Das Stichwort "dos" fällt zwar nicht, schließlich gehörte zur Verzeihung auch die Restituierung Balduins in seine Lehen, aber der Gedanke der Dosbestellung dürfte mit im Spiel gewesen sein. Der zähen Energie Balduins gelang es schließich, auch die Bewidmung mit Flandern zu erreichen.
    Über Judith hören wir nichts mehr. Sie hatte ihr Lebensglück gefunden. Ihre königliche Abkunft und ihre reiche Mitgift stärkten die Stellung ihres Gatten, dem auf diesem gefährdeten Außenüposten des westfränkischen Reiches in einem von Wasser und Wald beherrschten Gebiet, das der politischen Ordnung entbehrte, eine schwere Aufgabe gestellt war. Judiths enger Verbindung zum westfränkischen Hof war es auch zuzuschreiben, daß in diesem östlichsten Gebieten W-Frankens die karolingische Kultur eine dauernde und tiefe Wirkung gewann. Sie schenkte Balduin zwei Söhne, Balduin II., Nachfolger seines Vaters, und Rudolf, Graf von Cambrai. Bis 1127 blühte die flandrische Dynastie, deren Stammutter Judith war.

    1.10.856 1. oo Aethelwulf König von Wessex um 800 - 858
    858 2. oo Aethelbald, Sohn Aethelwulfs - 860
    862 3. oo Balduin I. Graf von Flandern - 879

    Kinder:
    3. Ehe
    - Balduin II. der Kahle 863-10.9.918
    - Rudolf Graf von Cambrai 865-17.6.896

    Literatur:
    Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 396,478,484,505, 534,543 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 18 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 60-63,73,75,83,100,235,238 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 226,238 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 136,152,154,155 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion, Seite 272 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 230,235 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 145,159,224 -

    Judith heiratete von Wessex, Aethelwulf am 1 Okt 856. Aethelwulf wurde geboren um 800; gestorben in 858. [Familienblatt] [Familientafel]

    Judith heiratete von Wessex, Aethelbald in 858. Aethelbald gestorben in 860. [Familienblatt] [Familientafel]

    Judith heiratete von Flandern, Balduin I. in 862. Balduin gestorben in 879. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 72. von Flandern, Balduin II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 863; gestorben am 10 Sep 918.
    2. 73. von Flandern, Rudolf  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 865; gestorben am 17 Jun 896.

  18. 50.  von Frankreich, Ludwig II.von Frankreich, Ludwig II. Graphische Anzeige der Nachkommen (25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren am 1 Nov 846; gestorben am 10 Apr 879 in Compiegne [60200],Oise,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Compiegne [60200],Oise,Picardie,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 877-879, Frankreich; König von Frankreich

    Notizen:

    Ludwig II. der Stammler
    König von Frankreich (877-879)
    1.11.846-10.4.879 Compiegne Begraben: Compiegne, S. Marien

    Ältester Sohn des Kaisers KARL II. DER KAHLE aus seiner 1. Ehe mit der Irmintrud von Orleans, Tochter von Graf Odo

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 2172, Ludwig II. der Stammler, westfränkischer König

    * 1. November 846?, + 10. April 879 Compiegne Begraben: Compiegne, S. Marien
    Sohn KARLS DES KAHLEN

    856 mit einer Tochter Erispoes verlobt und in Neustrien, 867 nach dem Tod Karls des Kinds in Aquitanien als Unterkönig eingesetzt, wurde Ludwig II. der Stammler erst spät (Reimser Hoftag vermutlich 876) vom Vater als Erbe gefördert. Die 877 im Capitulare von Quierzy vor dem zweiten Italienzug KARLS festgelegten Regelungen einer Regierung Ludwigs II. gemeinsam mit dem Adel seiner Umgebung erwies sich bei KARLS Tod als wenig tragfähig. Erst energischer Widerstand der primores regni unter Führung der Äbte Gauzlin und Hugo gegen Ludwigs Vergabe von Grafschaften und Abteien und der Ausgleich mit RORGONIDEN und WELFEN ebneten den Weg für Ludwigs Krönung am 8. Dezember 877 in Compiegne durch Erzbischof Hinkmar von Reims. Das dabei errichtete Vertragsverhältnis (Kommendation des Adels, professio des Königs) und die Formen von Krönung und Weihe prägten die westfränkisch-französischen Herrschererhebung.
    Wegen wiederholter Krankheitsschübe kaum regierungsfähig, blieb Ludwig II. der Stammler auf den Konsens adliger Gruppen angewiesen. Papst Johannes VIII. erkannte Ludwigs mangelnde Idoneität für die Nachfolge im Kaisertum, sicherte aber die königliche Positiion durch eine Befestigungskrönung am 7. September 878 in Troyes; Bedenken gegen die Rechtmäßigkeit von Ludwigs zweiter Ehe mit Adelheid verhinderten die Krönung der Königin. Im November 878 suchte Ludwig II. der Stammler den Ausgleich mit seinem ostfränkischen Vetter, Ludwig dem Jüngeren, über die Teilung Lotharingiens, Italiens und des burgundisch-provencalischen Raums (Treffen in Fouron); schwer erkrankt, designierte Ludwig II. der Stammler noch seinen Sohn Ludwig III. Die Entscheidung von Adel und Episkopat, die Legitimität der beiden Söhne aus erster Ehe mit Ansgard, Ludwigs III. und Karlmanns, anzuerkennen, erlaubte deren Herrschafstfolge und eine Reichsteilung, verstellte aber vorerst die Herrschaftsansprüche des als Postumus geborenen Karl aus zweiter Ehe.

    Quellen:
    Recueil des actes de L. II de Begue, Louis III et Carlomann II, rois de France, ed. R.-H. Bauthier u.a., 1978 -

    Literatur:
    P. E. Schramm, Der Kg. v. Frankreich, I, 1960², 53ff. - J. Fried, Boso von Vienne oder L.? Der Ks.kandidat Johannes VIII., DA 32, 1976, 193-208 - K.F. Werner, Hist. de France, I, 1984, 417f. - W. Kienast, Die frk. Vasallität, 1960, 414ff. -

    Werner Karl Ferdinand: Seite 453, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 34
    Brandenburg gibt das Geburtsjahr Ludwigs des Stammlers; wir kennen aber auch Tag und Monat aus einer Urkunde des Königs, HF 9,404, vgl. Eiten 178, Anm. 4. Zum Antritt des Königtums in Neustrien im Februar 856 vgl. Tessier nr. 182. Zur gleichzeitigen Verlobung mit der Tochter des Bretonen-Herzogs Erispoe und seiner Gattin Marmohec Tessier nr. 181.
    Vgl. zu Ludwig im übrigen Eiten 177-188, Werner, Untersuchungen 154ff. und die Ann. Bertin. Zu beachten ist die Krönung durch Papst Johannes VIII. auf dem Konzil von Troyes 878 IX 7, vgl. P. E. Schramm, Arch. f. Urk.forsch. 15 (1938), 16. Das bisher unbekannte Todesdatum der Ansgard überliefert ein zwischen 1400 und 1414 geschriebenes Necrologium aus ND de Reims, Vat. Ottob. lat. 2960, dort fol. 129 zu IV. Non. Nov. = XI 2: Ansgardis regina. (Aufschlußreich das regina, lange nach der Trennung ihrer Ehe mit Ludwig.
    Zur Familie der Ansgard Werner a.a.O.). Adelheid, die zweite Gattin, 901 XI 9 noch Intervenientin in einem D ihres Sohnes Karl III. (Lauer nr. 41), starb an einem 18. November. Auch dieses bisher unbekannte Datum fand ich in einer Handschrift der Vaticana, ein Nekrolog-Fragment Reg. lat. 863, fol. 32, dort zu XI 18 Adelaidis regina. Es ist sehr wohl möglich, daß schon der 18. November 901 der Todestag ist, denn die vorher recht häufigen Intervenienzen brechen plötzlich ab.
    Zum Datum der Ehe Adelheids vgl. C. Brühl, Hinkmariana, Deutsches Archiv 20 (1964), 55ff. und hier Exkurs 2, wo zugleich Adelheids Herkunft untersucht wird.
    Ludwig rebellierte mehrmals und erhielt 856 Neustrien (Soissons und Maine) und wurde von der Bretagne unterstützt. 866/67 zum König von Aquitanien erhoben, wurde er Exponent der aquitanischen Unabhängigkeitspartei. 877 in Compiegne zum König von Frankreich erhoben, mußte er der Kirche und den weltlichen Großen die Wahrung ihrer Rechte versprechen. Den weltlichen Großen gegenüber ohnmächtig, suchte er Anlehnung bei der Kirche, deren Einfluß immer größer wurde. Sein schneller Tod und der seiner Söhne, die außerdem minderjährig folgten, förderte entscheidend den Verfall der königlichen Macht, die Feudalisierungstendenz im ganzen Land und die Entwicklung zum Wahlkönigtum.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Der mit einem Sprachfehler behaftete älteste Sohn KARLS II. DES KAHLEN wurde 856 mit einer Tochter des Bretonen-Führers Erispoe verlobt und wurde mit einem Unterkönigtum im angrenzenden Neustrien ausgestattet. Im Jahre 862 ehelichte er unter dem Einfluß der aufständischen RORGONIDEN Ansgard, die Tochter des Grafen Harduin, wurde aber von Robert dem Tapferen bezwungen und von KARL DEM KAHLEN in die Grafschaft Meaux eingewiesen, doch hatte er zuvor auch noch eine wesentliche Rolle dabei gespielt, dass sich seine Schwester Judith, die bereits zwei kurze Ehen mit angelsächsischen Königen hinter sich hatte, durch den Grafen Balduin I. von Flandern entführen ließ, womit sich der Vater nur höchst widerwillig abfand. Im Jahre 867 vertraute ihm sein Vater das vakante aquitanische Regnum an. Im Mittelpunkt der Kapitulartien von Quierzy vom Juni 877 steht jedoch die Einsetzung Ludwigs des Stammlers zum Regenten unter Bedingungen, die von massivem "Mißtrauen des Vaters gegen den einzig möglichen Thronerben" (C. Brühl) diktiert scheinen. So wie KARL 872 den längst erwachsenen Sohn in seinem aquitanischen Regnum unter die Kuratel des Grafen Bernhard (Plantapilosa) von Autun, Sohn des einst hingerichteten Bernhard von Septimanien, ferner des gleichnamigen Grafen von Gothien sowie Bosos von Vienne gestellt hatte, unterwarf er auch jetzt Ludwigs Verfügungsgewalt und Bewegungsfreiheit allerhand einschränkenden Bestimmungen, hinter denen das Sicherheitsbedürfnis der tonangebenden Hofkreise um Hugo den Abt und den Erzkanzler Gauzlin zu erkennen. Dazu kam die Abneigung der Kaiserin Richilde, die nach zwei im Säuglingsalter verstorbenen Söhnen weiterhin KARL einen Erben und damit eine dynastische Alternative zu Ludwig hoffte schenken zu können. Falls die Darstellung des Chronisten Regino zutrifft, Ludwig sei von seinem Vater zur Lösung der (von diesem seit jeher mißbilligten) Ehe mit Ansgard und zur Neuvermählung mit jener Adelheid veranlaßt worden, die seit 878 an seiner Seite bezeugt ist, dürfte dies am ehesten um diese Zeit geschehen sein, da Adelheids Vater, der Pfalzgraf Adalhard, ein Urenkel LUDWIGS DES FROMMEN (über dessen Tochter Alpais), gerade in dem Interimsregiment von 877 an führender Stelle erscheint.
    Nach dem Tode seines Vaters in Italien führte zwar kein Weg an KARLS DES KAHLEN einzig überlebendem Sohn Ludwig dem Stammler vorbei, doch begegnete der 31-jährige Thronerbe wie zuletzt beim Vater, so auch in den führenden Hofkreisen um seine Stiefmutter Richilde, den Erzkanzler Gauzlin und den Pfalzgrafen Adalhard massiven Vorbehalten, die in seiner körperlichen Behinderung und mehr noch in seinem von Jugend an glücklosen politischen Agieren begründet waren. Den Versuch Ludwigs, sich im Herbst 877 durch rasche Neuvergabe großer Lehen einen zuverlässigem Anhang zu schaffen, wußten seine mächtigen Gegner sogleich zu vereiteln. Sie gedachten den künftigen König, wenn er denn unvermeidlich war, offenbar dauerhaft unter jener Kuratel zu halten, die KARL DER KAHLE im Sommer beim Abgang nach Italien verordnet hatte, und sahen dafür eine gute Gewähr in Ludwigs Ehe mit Adelheid, Adalhards Tochter, die spätestens jetzt, nach Trennung von der bisherigen Gattin Ansgard, geschlossen wurde und den heranwachsenden Söhnen Ludwig und Karlmann im nachhinein die Vollbürtigkeit nahm. Erst als Ergebnis längerer Verhandlungen kam es zur Übergabe der Insignien und am 8.12.877 zur Weihe und Krönung Ludwigs in Compiegne, die noch einmal Hinkmar vornahm. Aus diesem Anlaß entwickelte der Erzbischof das unter KARL DEM KAHLEN mehrfach erprobte, "Gottes Erbarmen und die Wahl des Volkes" betonende Zeremoniell derart fort, wie es dann für die gesamte weitere Geschichte des französischen Königtums verbindlich blieb, doch verfehlte er die gegebene Situation mit seiner gleichzeitigen Denkschrift an Ludwig, worin er ein kraftvolles Eingreifen gegen die Normannen bei tunlichster Schonung der Besitzungen von Kirche und Adel verlangte. In Wahrheit kam der neue König kaum zur Entfaltung, denn bereits auf einem Feldzug, den er im Frühsommer 878 im Schlepptau Hugos des Abtes gegen die Normannen an der unteren Loire und zugleich gegen Hugos Widersacher aus dem RORGONIDEN-Haus unternahm, erkrankte Ludwig lebensgefährlich und mußte es hinnehmen, dass sich Markgraf Bernhard von Gothien, ein enger Verwandter der Angegriffenen, mit weiter Resonanz im S gegen ihn erhob, während im N Unsicherheit über das Verhalten der ostfränkischen Vettern bestand.
    Dazu kam die gespannte Lage in Italien und die Erwartungen, die der Papst in seiner Bedrängnis durch Sarazenen, innerrömische Gegner sowie die Markgrafen Lambert von Spoleto und Adalbert von Tuszien trotz allem in den Erben KARLS DES KAHLEN setzte. Johannes VIII. floh im Mai 878 über See in die Provence, wo er von Graf Boso von Vienne, dem Schwiegersohn Kaiser LUDWIGS II. und Bruder der Königin Richilde, ehrenvoll empfangen wurde, und ließ sich von ihm weiter in die Francia geleiten mit dem Ziel, dort auf einer großen Synode unter Beteiligung aller KAROLINGER selber neuen Rückhalt zu gewinnen und die bedrohte Stabilität von Reich und Kirche zu festigen, doch erschienen auf der Versammlung, die im August und September in Troyes stattfand, nur die westfränkischen Bischöfe und deren eben wieder genesener König. Ludwig der Stammler erlangte vom Papst eine weitere, bestätigende Krönung, die freilich seiner zweiten Gattin Adelheid wegen des unkanonischen Charakters ihrer Ehe versagt blieb, setzte auch eine Verurteilung seiner politischen Gegner durch - neben Bernhards von Gothien und Hugos, des unglücklichen Friedelsohnes Lothars II. mit Waldrada, der nun in der Maasgegend von sich reden machte - blieb aber zurückhaltend gegenüber dem Angebot Johannes' VIII., das faktisch herrenlose Italien in Besitz zu nehmen und in Rom zur Kaiserwürde aufzusteigen. Anders als vordem Pippinund KARL DER GROSSE, deren Versprechungen an die römische Kirche der Papst beschwörend in Troyes verlesen ließ, war dieser späte Nachfahre unter dem Druck näherliegender Gefahren und familiärer Rivalen kaum mehr imstande, eine Politik großen Stils ins Auge zu fassen. Im Schutz Bosos, den Johannes VIII. adoptiert hatte, und der in Italien vielleicht eine ähnliche Platzhalterrolle wie 876 für KARL übernehmen sollte, trat der Papst die Heimreise an, auf der ihn Boso jedoch in Pavia wieder verließ.
    Sofern Ludwig der Stammler ernstlich eine Wiederaufnahme der Kaiserpolitik seines Vaters vorschwebte, hätte er einen Grund mehr gehabt, sich den Rücken frei zu halten durch eine Übereinkunft mit den O-Franken, bei denen Ludwig der Jüngere mittlerweile die anteiligen Rechte des schwer kranken Bruders Karlmann an der O-Hälfte Lotharingiens übernommen hatte. Er war daher der Partner, mit dem sich der westfränkische König am 1./2.11.879 in Fouron, im alten Kerngebiet zwischen Lüttich und Aachen, traf, um bei prinzipiellem Vorbehalt seiner Optionen in Italien gegenseitige Freundschaft und Hilfe zu vereinbaren, die Teilungsgrenze von Meersen (870) zu bekräftigen und gegebenenfalls die unbehinderte Sukzession der jeweiligen Söhne zuzusichern, nämlich auf ostfränkischer Seite eines erst im Vorjahr geborenen kleinen Ludwig, auf Seiten desStammlers ausdrücklich Ludwigs und Karlmanns, der Söhne der verstoßenen Ansgard, "und weiterer, die Gottes Güte schenken werde". Das hier anklingende Zukunftsproblem sollte schneller akut werden als gedacht, denn schon im folgenden Frühjahr erkrankte Ludwig der Stammler während einer Strafexpedition gegen Bernhard von Gothien erneut und starb am 10.4.879 in Compiegne, wohin er zurückgebracht worden war und wo er nun sein Grab fand.
    Der Tod des Königs, der seine Witwe Adelheid schwanger zurückließ, stürzte das W-Reich in eine tiefe Krise. Dass man die Niederkunft nicht abwartete, aber auch nicht im Sinne der jüngsten Abmachungen die Nachfolge der vorhandenen Söhne reibungslos vonstatten gehen ließ, lag an den Zerwürfnissen unter den Großen, die durch Ludwigs schwankende Haltung ihnen gegenüber genährt worden waren und jetzt zur Entladung kamen. Dem Erzkanzler Gauzlin, einem RORGONIDEN, der sich beim Thronwechsel von 877 zu seinen übrigen Abteien auch Saint-Denis verschafft und den König noch maßgeblich in Fouron beraten hatte, wurde Anfang 879 das Hofamt entzogen, als sein welfischer Gegenspieler, Hugo der Abt mit Machtbasis in Neustrien, bei Ludwig zu beherrschendem Einfluß gelangt war. Zusammen mit anderen Magnaten, darunter Boso von Vienne, war es Hugo, der den todkranken König dazu bestimmte, allein den ältesten Sohn Ansgards, den höchstens 16-jährigen Ludwig III., durch Zusendung der Insignien als nächsten König vorzusehen, was der tonangebenden Gruppe auch weiterhin eine ungeschmälerte Präponderanz sichern sollte.

    Konecny Silvia: Seite 142, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Auf eine Ehe Ludwigs des Stammlers reagierte KARL DER KAHLE weniger heftig als auf jene Karls von Aquitanien. Auch der älteste Sohn des Herrschers ging gegen den Willen des Vaters oder zumindest ohne dessen Zustimmung eine Ehe mit Ansgard ein.
    Diese entstammte dem Geschlecht der ROBERTINER, mit denen sich KARL DER KAHLE wohl arrangieren mußte. Erst Jahre später zog er den Sohn wieder ganz auf seine Seite, indem er dessen Ehe mit Adelheid veranlaßte, die wie Ermengard dem Geschlecht der ADALHARDE entstammte. Als deren Vorherrschaft im westfränkischen Reich von jener der BOSONEN abgelöst worden war, wurde die Legitimität aller Nachkommen Ludwigs des Stammlers mit dem Hinweis auf die Unrechtmäßigkeit seiner beiden Eheverbindungen bestriiten. Angriffe dieser Art trugen wohl dazu bei, daß der Krönungsordo der westfränkischen Königin gerade unter Ludwig dem Stammler volle Ausbildung fand. Ihm kam wohl eine propagandistische Funktion zu. Adelheid verstand es trotz der Zweifel an der Rechtmäßigkeit ihrer königlichen Stellung glänzend, die Interessen ihres Sohnes, Karls des Einfältigen, zu wahren, an dessen Königserhebung im Jahre 893 sie wesentlichen Anteil hatte. Insofern ist Adelheid durchaus dem Typus der politisch aktiven Königswitwe zuzurechnen. Ihre Bemühungen für Karl den Einfältigen sind durchaus einer verwandtschaftlichen Regierung vergleichbar, zumindest was den Grad faktischer Machtausübung und diplomatischen Geschickes betrifft.

    862 1. oo Ansgard von Burgund, Tochter des Grafen Harduin - 2.11.879
    875 2. oo Adelheid, Tochter des Grafen Adalhard von Paris 855/60-9.11.901

    Kinder:
    1. Ehe
    - Ludwig III. 863/65-5.8.882
    - Karlmann 866-12.12.884
    - Gisela - 884
    oo Robert Graf von Troyes - 886
    - Hildegard

    2. Ehe
    - Karl III. der Einfältige 17.9.879-7.10.929
    - Ermentrud
    oo ? Reginar I. Langhals - 915

    Literatur:
    Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 358,359 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 48,66,67,104 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 392,402,428,464,470,479,480,483,507,597,758,797,825; Band II Seite 115,128,133,138,144-147,151-155, 162,182,199-201,206 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 16f - Ehlers Joachim/ Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 16,19,23 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 61,255,287 - Hlawitschka, Eduard: Adoptionen im mittelalterlichen Königshaus, in: Schulz Knut: Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Mittelalters, Festschrift für Herbert Helbig zum 65. Geburtstag, Köln Seite 1-32 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 54,68,70,92,116,138,146,154,168,171 - Hlawitschka, Eduard: Die Widonen im Dukat von Spoleto, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 155-227 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 20-23,27-29,32,34,61,85,89-91,121, 129,177,195,208,217,221-237,239,244 - Hlawitschka, Eduard: Nachfolgeprojekte aus der Spätzeit Kaiser Karls III., in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 123-155 - Hlawitschka, Eduard: Vom Frankenreich zur Formierung der europäischen Staaten- und Völkergemeinschaft 840-1046, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1986 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 230,234,244,249,252,254,259,272,356 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 145,152,154,158,168,171-174,176,178,181,183,188,191,203, 212,224 - Schmid, Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 426,442 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 58,73,75, 78,80,85,95 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 443, 447 -

    Begraben:
    Compiegne, S. Marien

    Ludwig heiratete von Burgund, Ansgard in 862. Ansgard gestorben nach 879. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 74. von Frankreich, Gisela  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben vor Nov 884.
    2. 75. von Frankreich, Hildegard  Graphische Anzeige der Nachkommen
    3. 76. von Frankreich, Ludwig III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 863; gestorben am 5 Aug 882 in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.
    4. 77. von Frankreich, Karlmann  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 866; gestorben am 12 Dez 884; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.

    Ludwig heiratete von Friaul, Adelheid in 875. Adelheid (Tochter von von Paris, Adalhard) wurde geboren um 855/860; gestorben am 9 Nov 901 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 78. von Frankreich, Ermentrud  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 875.
    2. 79. von Frankreich, Karl III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 17 Sep 879; gestorben am 7 Okt 929 in Péronne [80200],Somme,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Péronne [80200],Somme,Picardie,Frankreich.

  19. 51.  von Aquitanien, Karl Graphische Anzeige der Nachkommen (25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 847/848; gestorben am 29 Sep 866 in Buzancais [36500],Indre,Centre-Val de Loire,Frankreich; wurde beigesetzt in Bourges [18000],Cher,Centre-Val de Loire,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Aquitanien,Frankreich; König von Aquitanien

    Notizen:

    Karl das Kind
    König von Aquitanien
    847/48-29.9.866 bei Buzancais (dep. Indre) durch Unfall
    Begraben: Bourges, St-Sulpice
    2. Sohn des Kaisers KARL II. DER KAHLE aus seiner 1. Ehe mit der Irmintrud von Orleans, Tochter von Graf Odo

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 969 Karl das Kind, KAROLINGER, König von Aquitanien

    * 847/48, + 29. September 866 bei Buzancais (dep. Indre)
    Begraben: Bourges, St-Sulpice
    Sohn KARLS DES KAHLEN und der Ermentrud

    Karl starb durch Krankheit (wohl Epilepsie) bei Buzancais (dep. Indre). Um der Sonderrolle Aquitaniens Rechnung zu tragen, ließ KARL DER KAHLE Karl Mitte Oktober 855 in Limoges zum aquitanischen König erheben; er blieb jedoch der Oberherrschaft seines Vaters unterworfen (keine eigene Kanzlei). Mit dessen Hilfe mußte er sich im Innern gegen Aufstände, vor allem gegen den 848 als aquitanischen König abgesetzten Pippin II., zur Wehr setzen. Als er 862 die Witwe des Grafen Humbert (von Bourges?) heiratete, fiel er beim Vater, der seine Zustimmung verweigerte, in Ungnade. Er wurde nach Compiegne gebracht und erst 865 auf Wunsch der aquitanischen Großen wiedereingesetzt.

    Literatur:
    DBF VIII, 543f. - G. Eiten, Das Unterkgtm. im Reich der Merovinger udn Karolinger, 1907, 165-176 - L. Auzias, L'Aquitaine carolingienne, 1937, 281ff. - J. Martindale, Charles the Bald and the Government of the Kingdom of Aquitaine (Charles the Bald: Court and Kingdom, hg. M. Gibson-J. Nelson 1981), 109, 114f. -

    Werner Karl Ferdinand: Seite 451, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 35
    Zu König Karl von Aquitanien ("Karl der Jüngere") siehe die, wie stets, ausgezeichnete Zusammenstellungen von Eiten, 165-176. Ebd. 176, Anm. 3 die Belege für Karolus minor.

    Kaum 15-jährig verband sich Karl mit der Witwe des Grafen Humbert, was der Vater als Rebellion betrachtete. Er marschierte daraufhin 863 in Aquitanien ein, setzte den Sohn ab und inhaftierte ihn Compiegne. 865 von seinem Vater erneut als König von Aquitanien eingesetzt, litt er bereits schwer an den Folgen eines Jagdunfalls, dem er 866 erlag.
    Konecny Silvia: Seite 142 "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Nur zwei von den Söhnen KARLS DES KAHLEN gingen Eheverbindungen ein, während zwei weitere männliche Nachkommen dieses Herrschers schon in früher Jugend zu einem geistlichen Leben bestimmt wurden. Der gleichnamige Sohn des Herrschers starb vier Jahre nach einem Eheschluß, hinter dem oppositionelle aquitanische Adelige standen. Karl wurde bald nach seiner Heirat von seiner Gattin getrennt und kehrte erst kurz vor seinem Tod wieder nach Aquitanien zurück. Mit dieser Heirat trat überdies erstmals seit der Generation der Söhne Pippins II. wieder eine Witwenheirat auf, die soviel wie die Einheirat in einen fremden Machtbereich bedeutete und damit eine Annäherung der königlichen Eheformen an jene des Adels ankündigte. Im 10. Jahrhundert wurde dieser Typus der Einheirat von den westfränkischen KAROLINGERN mehrmals verwirklicht, während KARL DER KAHLE gegen die Ehe seines Sohnes vehement auftrat.

    862 oo 2. Ansgard, Witwe des Grafen Humbert von Bourges

    Literatur:
    Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 369,392,396,405, 480,483,505,507,543,547,559,588,758 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 61-62 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 213,231,237 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 145,152,158 - Schniith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 58 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 440 -

    Gestorben:
    Unfall

    Begraben:
    St-Sulpice

    Karl heiratete Ansgard in 862. [Familienblatt] [Familientafel]


  20. 52.  von Franken, Karlmann Graphische Anzeige der Nachkommen (25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 850; gestorben in 876.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 22 Jan 866-873, Auxerre [89000],Yonne,Burgund,Frankreich; Abt von St. Germain d'Auxerre

    Notizen:

    Karlmann
    Abt von St. Germain d'Auxerre (22.1.866-873)
    um 850 - 876
    3. Sohn des Kaisers KARL II. DER KAHLE aus seiner 1. Ehe mit der Irmintrud von Orleans, Tochter von Graf Odo

    Werner Karl Ferdinand: Seite 453, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 36
    Den Tod Karlmanns datiert Brandenburg in seiner Anm. B. IV, 36 auf "bald nach" der Blendung von 873, auf der Tafel mit "874". Zum richtigen Todesjahr 876 vgl. Dümmler 2, 359, sowie oben IV, 23, Absatz 2.

    Um weitere Erbteilungen zu vermeiden, wurde Karlmann von seinem Vater als erster ehelich geborener KAROLINGER zum Eintritt ins Kloster gezwungen. Nach dem Tode seines Bruders Lothar (+ 14.12. 865) wurde Karlmann, Abt von S. Medard, von seinem Vater zu dessen Nachfolger als Abt von St. Germain d'Auxerre bestimmt. Der Vorrang seines Bruders Ludwig der Stammler scheint ab 870 den früh ins Kloster gegebenen und inzwischen mit mehreren Abteien ausgestatteten Königssohn Karlmann zum Aufstand getrieben zu haben, der jedoch trotz einiger hochmögender Mitverschworener KARL kaum ernstlich gefährden konnte und 873 mit Karlmanns Bestrafung durch Blendung sein düsteres Ende fand (+ 876).

    Mühlbacher Engelbert: Band II Seite 334-336, "Deutsche Geschichte unter den Karolingern"

    Viel schlimmer war es gleichzeitig dem westfränkischen Prinzen Karlmann ergangen, der gegen seinen Vater in offenem Aufruhr gestanden war. Als dieser seiner habhaft geworden war, verurteilte er ihn zu Senlis zu strenger Haft, während er dessen S Spießgesellen gegen Ableistung des Treueids begnadigte. Nach mehr als Jahresfrist ließ er, da bei der allgemeinen Unzufriedenheit dem gefangenen Prinzen noch immer die Sympathien vieler sich zuwandten, über ihn abermals zu Senlis Gericht halten. Er selbst überreichte der dort versammelten Synode eine Klageschrift gegen den eigenen Sohn. Wie er es verlangte, entsetzten die Bischöfe Karlmann seiner geistlichen Würde und gestanden ihm nur noch die Laienkommunion zu. Damit wurde Karlmann der Vorrechte des geistlichen Standes, welche ihn der weltlichen Strafgewalt entzogen, verlustig; der Degradierte konnte vor ein weltliches Gericht gestellt und an Leib und Leben gestraft, er konnte, wie sein Vater beabsichtigte, unschädlich gemacht werden. Ein Anlaß fand sich bald. Karlmann und seine Freunde folgerten aus seiner Absetzung, daß er, nunmehr wieder ganz Laie geworden, in sein volles Erbrecht eintrete und den königlichen Thron besteigen könne. Seine alten Anhänger sammelten sich, sie warben neue Genossen und planten, Karlmann aus dem Gefängnis zu befreien und, wie es hieß, auf den Thron zu erheben. Karlmann, der an dieser Bewegung nicht persönlich beteiligt sein konnte, da er immer in Haft geblieben war, wurde abermals vor Gericht gestellt. Sogar seine frühere Empörung wurde in die Anklage einbezogen. Unter Zustimmung aller Anwesenden erklärte man es als eine Staatsnotwendigkeit, daß der Prinz, der eigentlich der Todesstrafe verfallen sei, geblendet werde, "damit er Gelegenheit und Zeit zur Reue habe und ihm die Möglichkeit genommen werde, noch Ärgeres, wie er es sinne, anzurichten, damit die wahnwitzige Hoffnung der Friedensstörer auf ihn vereitelt werde und die Kirche Gottes und die Christenheit im Reich außer der Befeindung durch die Heiden nicht auch durch einen verruchten Aufstand in Verwirrung gebracht werden könne." In herzloser Grausamkeit ließ KARL DER KAHLE die Blendung an seinem Sohn vollziehen, dem er aus politischen Rücksichten den geistlichen Stand, ein verfehltes und verbittertes Leben aufgezwängt, den er damit selbst auf Abwege gedrängt hatte. Es ist ein scheußliches Bild, um so greulicher, wenn man ihm das Verhalten seines Bruders, des deutschen Königigs, gegen seine Söhne, die doch dasselbe verschuldet hatten, gegenüberstellt, der sich der höheren Pflicht bewußt blieb, auch unbotmäßigen Söhnen gegenüber Vater zu sein. Der geblendete Karlmann wurde in das Kloster Corbie in Gewahrsam gebracht. Unterstützt von Adalhard, dem Bruder seiner Mutter, gelang es ihm, auf deutschen Boden zu entfliehen. Der deutsche König nahm seinen unglücklichen Neffen auf. Er übergab ihn dem Erzbischof Liutbert und wies ihm das St. Albanskloster bei Mainz zum Aufenthalt an. Dann verlieh er ihm das Kloster Echternach und hier ist Karlmann, kein gutes Andenken hinterlassend, nach wenigen Jahren gestorben.

    Literatur:
    Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 588-590,718,723, 758-761,766,769,772,794-797; Band II Seite 691 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 27,228 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion, Band II Seite 334 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 145,152,159 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 58,67,95 -


  21. 53.  von Franken, Lothar Graphische Anzeige der Nachkommen (25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 850; gestorben am 14 Dez 865.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 22 Feb 863-865, Auxerre [89000],Yonne,Burgund,Frankreich; Abt von St. Germain d' Auxerre

    Notizen:

    Lothar Abt von St. Germain d' Auxerre (22.2.863-865)
    um 850-14.12.865
    Jüngerer Sohn des Kaisers KARL II. DER KAHLE aus seiner 1. Ehe mit der Irmintrud von Orleans, Tochter von Graf Odo

    Werner Karl Ferdinand: Seite 453, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 37
    Brandenburg nennt Lothar nur "Abt in St. Germain", weil die Ann. Bertin. 865 nur vom monasterium S. Germani sprechen. Es handelt sich nicht etwa um S.-Germain-des-Pres, sondern um Saint-Germain-d'Auxerre, vgl. Tessier nr. 288.

    Lothar galt wegen angeborener Gebrechen von vornherein für herrschaftsunfähig und wurde in jungen Jahren ins Kloster gegeben. Nach den über ihn erhaltenen Zeugnissen machte er verständlicherweise nicht den Eindruck eines tatkräftigen Abtes. Nacch den Mitteilungen des Hericus war Lothar als Kind in S. Germain in die Schule gegeben worden. 861 ließ KARL den Sohn in Reome zum Kleriker machen. 863 erscheint Lotharals Abt und Tauschpartner der Germanusmönche. Ein Jahr später erwirkte Lothar mit seiner Mutter die große Besitzbestätigung KARLS für S. Germain in Pitres. Noch vor seinem Tod erbat Lothar von seinem Vater eine Schenkung für die Abtei und sorgte dabei für sein Totengedächtnis vor. Die geistigen Interessen und Fähigkeiten des jungen Abtes Lothar sind jedoch von zuständiger Seite ins hellste Licht gestellt worden. Lothar sei "an Jahren ein Kind gewesen, dem Geist nach ein Liebender der Weisheit, durch seine eingeborene Veranlagung und das Schaffen seines Fleißes vor allen Sterblichen seines Alters kostbar.

    Riche Pierre: Seite 230,237, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    Der vierte, Lothar, lahmte von Geburt an und war deswegen zum Eintritt in ein Kloster bestimmt.
    Als kurz nach einander seine beiden Söhne Lothar (+ 865) und Karl das Kind (+ 866) starben, war er tief betroffen.

    Literatur:
    Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 465 Anm. 72,590 Anm. 80,758,885 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 230,237 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 145,152,159 -


  22. 54.  von Franken, Rothild Graphische Anzeige der Nachkommen (25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 871; gestorben in 928/929.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Chelles [77500],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich; Äbtissin von Chelles
    • Titel/Amt/Status: Maine,Pays de la Loire,Frankreich; Gräfin von Maine

    Notizen:

    Rothild
    Gräfin von Maine
    Äbtissin von Chelles
    871-22.5.928/29
    Einzige Tochter des Kaisers KARL II. DER KAHLE aus seiner 2. Ehe mit der Richilde, Tochter von Graf Buin

    Werner Karl Ferdinand: Seite 454, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"
    IV. Generation 42


    Die Lebensdaten der Rothild (verbunden mit dem Nachweis, daß es sich bei ihr um eine Tochter KARLS DES KAHLEN aus seiner zweiten Ehe mit Richildis handelt sowie um die "Stamm-Mutter" der späteren Grafen von Maine) behandelt Exkurs 1.
    V. Generation 39-40
    Zu diesen Kindern der Rothild, Tochter KARLS DES KAHLEN, vgl. Exkurs 1 und Werner; Unters. 279-283 ("Zur Geschichte der Grafen von Maine im 10. Jahrhundert").

    Rothild war bis 922 Äbtissin von Chelles und wurde von Karl III., ihrem Neffen abgesetzt, was die Rebellion der ROBERTINER bewirkte (Schwiegmutter Hugos des Großen).
    Karls Entschluß von 922, seiner eigenen Tante Rothild, einer Tochter Kaiser KARLS DES KAHLEN, die ehrwürdige karolingische Abtei Chelles wegzunehmen, um sie Hagano zu übertragen, kann nicht allein aus der bloßen Absicht zur Förderung des Vertrauten erklärt werden. Rothilds Tochter Judith war nämlich mit Hugo Magnus verheiratet, so dass Rothilds Verlust zum Verlust gegen die ROBERTINER wurde.

    Konecny Silvia: Seite 151, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Nur Ermengard, die Tochter LUDWIGS II., und Rothild, eine Tochter KARLS DES KAHLEN, sind sowohl als Äbtissinnen als auch als Ehefrauen fränkischer Großer bezeugt. Ermengard wurde von LUDWIG II. zur Nachfolgerin Angilbergas im Besitz der Abtei in Brescia bestimmt. 879 wurde neben Angilberga erstmals auch Ermengard als Äbtissin bezeichnet. Wann Rothild ihre Abtei erhielt, ist ungewiß. Vermutlich hat noch KARL DER KAHLE selbst die Abtei seiner Tochter übertragen.Ermengardwie Rothild heirateten erst nach dem Tode ihrer Väter, die Wahl der Gatten traf in beiden Fällen vermütlich die mütterliche Verwandtschaft. Die Äbtissinnenwürde dieser KAROLINGERINNEN könnte darauf hindeuten, daß ihre Ehen den Typus der sogenannten Erbtochterehe repräsentieren. Der umfangreiche Besitz an Abteien könnte die unabhängige Stellung dieser KAROLINGERINNEN als Ehefrauen sichergestellt haben. Im Fall Ermengard kann von einer Erbtochterehe auch insofern gesprochen werden, als die Kaisertochter für ihren Söhn auch Erbansprüche auf die Herrschaftsnachfolge nach LUDWIG II. erhob.

    Schwager, Helmut: Seite 70,132,133,235,246, "Graf Heribert II. von Soissons"

    Die Konfiskation des karolingischen Hausklosters Chelles bei Paris durch den westfränkischen König nach dem 21. April 922 (= Ostern), der die Abtei seiner Tante Rothilde (+ 928), der Schwiegermutter des ROBERTINERS Graf Hugo (+ 956) [Rothilde (+ 928) war die Tochter Kaiser KARLS DES KAHLEN (+ 877) und der Kaiserin Richilde (+ 910/14) sowie Gattin Graf Rotgers I. von Maine (+ vor 900), von dem sie die Tochter NN. (+ vor 926) hatte, welche Graf Hugo der Große ehelichte; genauer zu Rothilde: Konecny, Frauen, 151/153; Werner, Nachkommen, in: KdGr 4, Tafel (IV, 42) und 422-428 (Exkurs I) sowie Stammtafel 10 dieser Arbeit], nahm und sie an Graf Hagano übergab, löste erneut einen verheerenden Aufstand aus.
    Dabei war es um den Besitz der 928 verstorbenen KAROLINGERIN Rothilde [Das genaue Todesdatum Rothildes, der 22. Mai, ist aus den Obituaires de Saint-Germein-des-Pres, de Saint-Denis et d'Argenteuil, in: Obituaires de la province de Sens 1, ed. M Molinier, XX, 254,312 und 345 zu entnehmen, weswegen Kalckstein, Capetinger, 179 mit dem 22. März 929 falsch liegt! Lauer, Robert, 58 geht ebenso fälschlich vom 22. Mai des Jahres 925 aus, denn nach Flodoard, Ann., a 929, 43 ist die KAROLINGERIIN Rothilde erst kürzlich verstorben: ... nuper defunctae ..., was auf das Jahr 928 hinweisen würde und worauf auch meiner Meinung nach die Anfang 929 ausbrechenden militärischen Auseinandersetzungen um ihr Erbe hindeuten! Zu den Problemen um die KAROLINGERIN Rothilde (+ 928) siehe jedoch genauer den Exkurs I in: Werner, Nachkommen, in: KdGr 4, 422-428! Außerdem: Voigt, Klosterpolitik, 133 mit Anm. 2; Marlot, Reims 2 715; Colliette, Vermandois 1, 442; Kienast, Frankreich 1, 55; Ducange, Amiens, 84; Werner, Origines, 458; Werner, Westfranken, 743; Lemaire, Saint-Quentin, 279.], Äbtissin des Klosters Chelles, Tante König Karls III. und Schwiegermutter Markgraf Hugos, gegangen.
    Doch muß es in dieser Zeit zu heftigeren Streitigkeiten zwischen Graf Heribert II. und seinem robertinischen Schwiegervater gekommen sein, denn als kurz nach Ostern (= 21. April) 922 König Karl III. seiner Tante Rothilde (+ 928), der Schwiegermumutter des ROBERTINERS Graf Hugo der Große, das karolingische Hauskloster Chelles wegnahm, wahrscheinlich um die ROBERTINER zu disziplinieren, und diese, dies als "casus belli" betrachtend, daraufhin einen westfränkischen Fürstentag nach Fimes an der Vesle beriefen, der auch prompt den Sturz Graf Hagnos, dann die Absetzung des westfränkischen Königs beschloß, war Graf Heribert II. erstaunlicherweise nicht zugegen.
    Denn Anfang 929 entbrannte der Streit um den Besitz der bereits im Jahre 928 verstorbenen KAROLINGERIN Rothilde, der Tante Karls III. und ehemaligen Schwiegermutter Markgraf Hugos von Neustrien, die das alte und reiche Kloster Chelles als Äbtisssin besessen hatte. Bevor nun der ROBERTINER die Erbschaft antreten konnte, besetzte jedoch Graf Boso (+ 935) in geheimen Übereinkommen mit seinem Bruder König Rudolf Chelles und seine Domänen. In den aufflackernden Streit mischte sich jetzt auch Graf Heribert II. ein, und bald kam es zu heftigen Kämpfen. Schließlich erobert Markgraf Hugo das karolingische Hauskloster im April 929, während sich sein Schwager Graf Heribert II. sich an Bosos Hauptfestung Vitry-en-Perthois schadlos hielt.

    890 1. oo Rotger I.Graf von Maine -31.10.900
    2. oo Hugo Graf von Bourges

    Kinder:
    1. Ehe
    - Judith + vor 926
    914 oo 1. Hugo der Große Herzog von Franzien 895-16./17.6.9576
    - Hugo I. Graf von Maine 890/95- 939/955

    2. Ehe
    - Richilde
    oo Theobald der Ältere Graf von Tours-Chartes - 940

    Literatur:
    Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 22 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie v vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 151,152 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 203 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994, Seite 9,70,132,133,235,246,281,407 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf, Seite 422-428, 454 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 482 -

    Rothild heiratete von Maine, Rotger I. in 890. Rotger gestorben am 31 Okt 900. [Familienblatt] [Familientafel]

    Rothild heiratete von Bourges, Hugo nach 900. [Familienblatt] [Familientafel]


  23. 55.  von Kärnten, Arnulfvon Kärnten, Arnulf Graphische Anzeige der Nachkommen (30.Karlmann8, 18.Hemma7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 850; gestorben in 899 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: seit 22 Feb 896; römischer Kaiser
    • Titel/Amt/Status: 894-899, Italien; König von Italien
    • Titel/Amt/Status: 880-899, Kärnten,Österreich; Markgraf von Kärnten
    • Titel/Amt/Status: 887-899, Ostfrankenreich; Ostfränkischer König

    Notizen:

    Spätmittelalterliches Porträt Kaiser Arnulfs aus einer Handschrift des 1387 abgeschlossenen Liber Augustalis des Benvenuto de Rambaldis

    spätmittelalterliches Porträt Kaiser Arnolfs



    ARNULF
    Ostfränkischer König(887-899)
    römischer Kaiser seit 22.2.896
    König von Italien (894-899)
    Markgraf von Kärnten (880-899)
    um 850-29.11.oder 8.12.899 Regensburg Begraben: Regensburg, St. Emmeram

    Illegitimer Sohn des Ostfränkischen Königs Karlmann und der Luitswinda, einer Schwester des nordgauischen Grafen Ernst; Enkel von König Ludwig II. dem Deutschen

    Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 1013, ARNULF "VON KÄRNTEN", ostfränkischer König

    um 850-8.12.899
    Außerehelicher Sohn König Karlmann und der Liutwind, offenbar einer LUITPOLDINGERIN.
    Er war mit Uta (Oda) verheiratet..

    Söhne:
    Ludwig das Kind
    Zwentibold
    Ratold

    Wie sein Vater Karlmann ist auch ARNULF durch die politische und militärische "Schule" als Befehlshaber in den südöstlichen Marken gegangen. Nach der Enthebung unsicherer Grenzgrafen in Karantanien setzte König Karlmann nach 876 seinen außerehelichen Sohn ARNULF dort als Amtsträger ein. ARNULF konnte rasch seinen Machtbereich zumindest auf Unterpannonien ausdehnen; seine Versuche, auch die Grenzgrafschaften im (nördlichen) Donauraum unter Kontrolle zu bringen, scheiterte dagegen. ARNULF versuchte nicht, nach dem Tode seines Vaters (880) zur Macht zu kommen. Er lernte früh, politisch abzuwarten. 882 befehligte er den bayerischen Heerbann gegen die Normannen. Anschließend baute er sich mit Hilfe mächtiger Parteigänger im Südosten eine offenbar unabhängige Stellung aus. 885 schloß er eigenmächtig Frieden mit den Mährern.
    Als der kranke Kaiser KARL III. politisch immer schwächer wurde, griff ARNULF rasch zu, verband sich 887 mit dem abgesetzten Erzkanzler Liutward zum Sturze KARLS. Entscheidend war aber die Mehrheit der Großen des ostfränkischen Reiches, die auf den Reichsversammlungen von Tribur und Frankfurt vom Kaiser abfielen und zu ARNULF, dem illegitimen, aber doch letzten aktiven KAROLINGER, überliefen, der mit einem bayerischen und slavischen Heeresaufgebot gegen KARLeilte. In Forchheim erfolgte dann die förmliche Wahl und Huldigung durch die Großen.
    ARNULF hat sich kurz nach seinem "Staatsstreich" und seiner Wahl nach seinem Kernland Bayern zurückgezogen, offensichtlich, um seine Herrschaft von dieser alten Machtbasis aus zu festigen. Von dieser Situation her erklärt sich, dass er nicht sofort Huldigungsgebote an alle Teile des fränkischen Gesamtreichs sandte, dass er nicht eingriff bei der Entstehung von Kleinkönigreichen außerhalb seines ostfränkischen Reichsteils und dass er 888 die von den westfränkischen Bischöfen und Großen angebotene Königswahl ablehnte, ja sogar noch 890 die päpstliche Einladung nach Italien. 888 machte er aber bereits seine Oberherrschaft in Lotharingien und Oberitalien geltend. Die neuen Herrscher (mit Ausnahme WIDOS VON SPOLETO) suchten freilich bei ihm die Anerkennung ihrer Herrschaft, so dass ARNULF seine Oberhoheit in lehnsrechtlicher Form durchsetzen konnte.
    ARNULF, der sich im Osten eine fast königliche Stellung aufgebaut hatte, lernte in der großen WILHEMINER-Fehde wohl zum ersten Male die politische Taktik des vorsichtigen und geschickten Verhaltens gegenüber den mächtigen Großen. In seiner bayerischen Königslandschaft wählte er vor allem zwei - offenbar mit ihm verwandte - Personen zu seinen Favoriten: Luitpold und Sigihard. Deren Familien konnten in der Folgezeit Bayerns Geschichte entscheidend prägen. Vor allem Luitpold rückte jeweils in die wichtigen Positionen abgesetzter, weil konspirierender Grenzgrafen ein. In ähnlicher Weise favorisierte ARNULF in O-Franken die KONRADINER und schwächte die BABENBERGER. Trotz der realistischen und sehr dynamischen Politik ARNULFS kam den Großen des Reiches auf den Reichsversammlungen entscheidende Bedeutung zu, vor allem in der Nachfolgefrage des Königsamts. Das zeigt sich schon bei seiner Wahl, aber noch mehr bei der seines Nachfolgers. Als ARNULFS Gattin Uta ihm noch keinen Thronfolger geboren hatte, legte der König 889 der Reichsversammlung in Forchheim die Bitte vor, seine beiden außerehelichen Söhne Zwentibold und Ratold als seine Nachfolger anzuerkennen. Erst nach langem Ringen ließen sich die Großen auf einen Kompromiß ein. Gerade hier und bei der Apanagierung von ARNULFS Söhnen wird deutlich, dass die Großen ihren Mitregierungsanspruch in voller Stärke zum Ausdruck bringen konnten und geradezu korporativ dem König gleichberechtigt gegenübertraten. Am Ende der Regierung ARNULFS hatte die Reichsversammlung sogar die Möglichkeit, über Mitglieder der königlichen Familie Recht zu sprechen, wie der Prozeß gegen die Königin Uta 899 beweist.
    ARNULF konnte sich seit der Synode von Frankfurt 888 stark auf die Bischofskirche stützen. Die Synode von Tribur von 895 betonte besonders die sakrale Stellung des Königs. Freilich widersetzten sich die bayerischen Bischöfe, als ARNULF seinem Kanzler und ehemaligen Bischof von Neutra, Wiching, auf den Passauer Bischofsstuhl setzte.
    Allein ein Drittel der Urkunden ARNULFS wurden in Regensburg ausgestellt, wo sich ARNULF eine neue Pfalz erbauen ließ und mindestens vier Reichsversammlungen abhielt. Zahlreiche Herrschaftsaufenthalte ARNULFS sind hier bezeugt (jährlich, darunter vier Winteraufenthalte und fünf Osterfeste). In dieser Wahl des Kernlandes spiegelt sich nicht nur seine eigene Vergangenheit, sondern auch die Betonung der Tradition Ludwigs des Deutschen und die Priorität der SO-Politik, aber auch das feine Gespür ARNULFS für politische Realitäten.
    Neben den machtpolitischen Gegebenheiten im Innern seines Reiches hatte ARNULF vor allem mit schon "traditionellen" äußeren Gegnern und Gefahren zu rechnen: Normannen und Slaven. Bereits 891 siegte er glänzend über die eindringenden Normannen bei Löwen an der Dyle (heute Belgien). Durch seine ganze Regierungszeit zieht eine sehr stark aktive Ostpolitik, besonders gegen das erstarkte Großmährische Reich Svatopluks. Erst nach Svatopluks Tod 894 erkannten dessen Söhne die Oberhoheit ARNULFS wieder an. Auch die Böhmen, Sorben und Abodriten akzeptierten seine Oberherrschaft.
    Als die Ungarngefahr drohte, verlieh ARNULF dem slavischen dux Brazlav die Anwartschaft auf Unterpannonien, um eine solide Grenzwacht gegen den neuen Feind zu schaffen, dem er 892 wohl noch verkannt hatte; denn beim Feldzug gegen Svatopluk hatte er selbst die Ungarn zu Hilfe gerufen, die mit ihm gegen den Mährer kämpften.
    Dem durch Adelskämpfe und Normanneneinfälle geschüttelten Westen suchte ARNULF durch Praktiken, die schon sein Vater und Großvater im Südosten angewandt hatten, zu festigen. Nach Beseitigung des lothringischen Großen, Graf Megingaud (+ 892), erhielt ARNULFS Sohn Zwentibold dessen Lehen und Ämter; 895 konnte Zwentibold schließlich - nach anfänglichen Widerstand der Großen - zum König von Lotharingien gekrönt werden, was einer neuen Reichsteilung nahekam. Zwentibold fügte sich freilich letztlich der Autorität seines Vaters.
    Erst 894 folgte ARNULF dem Hilferuf des von Kaiser WIDO bedrängten Papstes nach Italien, der ihm die italienische Königskrone einbrachte. Erst 896 konnte ARNULF in einem zweiten Zug Rom erobern und die Kaiserkrone erlangen. Während der Verfolgung der WIDONEN schwer erkrankt, mußte er auf seine universalen Ziele verzichten und nach Bayern zurückkehren, wo er sich nicht mehr erholte.
    ARNULFS Regierungszeit ist geprägt durch den Zerfall des fränkischen Gesamtreiches und die Entstehung eines kräftigen ostfränkischen Sonderbewußtseins, das schließlich zur Entstehung des deutschen Reiches führte.

    Quellen und Literatur:
    K. Reindel, Die bayer. Luitpoldinger 893-989, 1953, s. v. - Dümmler III - G. Tellenbach, Kgtm. und Stämme in der Werdezeit des dt. Reichs, 1939 - H. Appelt, A. v. Kärnten und das Karolingerreich (Kärnten in europ. Schau, 1960) - Die Entstehung des dt. Reiches, hg. H. Kämpf (WdF I, 1963) [Beitr. V. E. Klebel, W. Schlesinger, G. Tellenbach, M. Linzel] - H. Keller, Zum Sturz Karls III., DA 22, 1968 - E. Hlawitschka, Lotharingien und das Reich an der Schwelle der dt. Geschichte, 1968 - P. Schmid, Regensburg, Stadt der Kg.e und die bayer. Hzg.e im MA, 1977.

    Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 27

    ARNULF VON KÄRNTEN, ostfränkischer König, Kaiser
    * vor 850, + 8.12.899 Regensburg Begraben: Regensburg, St. Emmeram

    Vater:
    König Karlmann (+ 880)
    Mutter:
    Luitswind (+ vor 891)

    1. oo unbekannt
    2. oo Ellinrat
    3. oo Uta

    Erhielt von seinem Vater 876 die Markgrafschaft Kärnten und Pannonien.
    887 König.
    Sieg über die Normannen bei Löwen (891).
    Kampf gegen Swatopluk von Mähren (+ 894)
    896 in Rom zum Kaiser gekrönt.
    Otto von Freising schrieb: Von allen Städten seines Reiches liebte ARNULF am meisten Regensburg, die Hauptstadt Bayerns“. 59 von insgesamt 176 Urkunden stellte ARNULF in Regensburg aus. Eine Schenkungen für das Kloster St. Emmeram.

    Literatur:
    NDB 1; BWB 1; LThK 1; S. Rösch, Caroli Magni Progenies, 1977; G. Tellenbach, Z. Gesch. Kaiser Arnulfs in: HZ 165, 1942
    Nach dem Tode seines Vaters fiel ARNULF das Herzogtum Kärnten zu. Auf dem Reichstag zu Tribur im Jahre 887 zwang der ostfränkische Adel den unfähigen KARL III. zur Abdankung und erhob ARNULF VON KÄRNTEN zum König. ARNULF versuchte, eine Oberhoheit über die anderen Reichsteile auszuüben und karolingische Reichspolitik zu treiben. Im Jahre 888 wurde er von Odo, König des westfränkischen Reiches, König Rudolf I. von Hochburgund und König BERENGAR I. VON ITALIEN als oberster Lehnsherr anerkannt. Im Oktober 891 besiegte ARNULF bei Löwen an der Dyle die Normannen, die seitdem nicht mehr ins ostfränkische Reich einfielen. Den Herzog Swatopluk von Mähren, der sich weigerte, dem König die Kaiser KARL III. geleistete Huldigung zu erneuern, vermochte er nicht zu unterwerfen. Im Jahre 894 unternahm ARNULF seinen ersten Zug nach Italien, als dessen König er anerkannt wurde. ARNULF folgte einem Hilfeersuchen des Papstes Formosus, der 892/93 gezwungen wurde, WIDO VON SPOLETO und seinen Sohn LAMBERT zum Kaiser zu krönen. Auf seinem zweiten Italienzug im Jahre 896 wurde ARNULF von Papst Formosus zum Kaiser gekrönt. Es gelang ihm jedoch nicht, LAMBERT zu überwinden und sich in Italien durchzusetzen. 897 ließ ARNULF die ostfränkischen Großen seinem Sohn Ludwig den Treueid leisten, um die Erbfolge zu sichern. Wenig später erlitt er einen Schlaganfall, der ihn für den Rest seines Lebens regierungsunfähig machte. Nach seiner Rückkehr aus Italien hielt er sich meist in Bayern auf.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 456, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    V. Generation 20

    Zu den Konkubinen ARNULFS "VON KÄRNTEN" vgl. Dümmler 3, 480.
    Daten und Identifizierung ergeben sich aus dem, was wir über ARNULFS uneheliche Kinder wissen: Auf die Mutter Zwentibolds und die Mutter Ratolds folgte die Mutter Ellinrata gleichen Namens. Ist ARNULFS Tochter identisch mit der Tochter, die vor 893 von Graf Engelschalk entführt wurde, dann liegt ihr Geburtsdatum bei etwa 870/75.
    Erst sehr viel später ging ARNULF eine legitime Verbindung mit der KONRADINERIN Oda ein. Wir haben Anlaß anzunehmen, daß dies kurz vor einer Erhebung zum König Ende 888 geschah, und die mächtige Partei der KONRADINER in Franken und Lothringen für den Prätendenten aus Baiern gewinnen half.
    In den Urkunden ihres Sohnes Ludwig (MG Die Urkk. d. dt.Karol. 4, ed. Th. Schieffer) begegnet Oda mehrfach, DD 12,26, 28, jedoch nicht als Intervenientin, sondern nur als erwähnte Vorbesitzerin wertvollen Besitzes (so der Königshöfe Brixen, Velden und Föhring), den Ludwig vergabt. Keine dieser Erwähnungen, die letzte 903 XI 30, spricht von ihr als einer Toten. Im Juni 899 hatte sich Oda gegen die Anklage des Ehebruchs verteidigen müssen, Dümmler 3, 462. Da sie nicht beim Sohn weilt, darf man annehmen, daß sie sich in ihre fränkische Heimat zurückgezogen hat. (Brandenburg gibt als Todesdatum "nach 899 VI" an).

    Hartmann Wilfried: Seite 81-89, „Kaiser Arnulf von Kärnten (887-899)“ in Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern, Hg. Karl Rudolf Schnith

    Die Absetzung des kranken und regierungsunfähigen KARLS III. durch eine Gruppe einflußreicher Adeliger des ostfränkischen Reiches bedeutete keine endgültige Absage an den karolingischen Reichsgedanken, denn sonst hätten die Verschwörer nicht erneut einen KAROLINGER zum König erhoben. Da von den Söhnen Ludwigs des Deutschen keiner einen legitimen Nachkommen hinterlassen hatte (der Sohn Ludwigs des Jüngeren war im Alter von zwei Jahren einem Unfall zum Opfer gefallen), griff man auf den ältesten illegitimen Sproß eines der Ludwigs-Söhne zurück, und das war ARNULF, der Sohn Karlmanns. Sein Vater hatte ihn bei seinem Aufstieg zum Königtum zum Präfekten der östlichen Grenzmarken erhoben; in die Geschichte ist er als ARNULF "VON KÄRNTEN" eingegangen. Im Südosten lag auch die Machtbasis ARNULFS, der bereits auf dem Feldzug gegen die Normannen im Jahr 882 als Anführer des bayerischen Aufgebots erscheint und 884/85 gegenüber dem Mähren-Fürst Zwentibold-Swatopluk eine eigenständige Politik treiben kann, die von den Intentionen Kaiser KARLS III.deutlich abweicht. Sein Herrschaftszentrum blieb auch nach seiner Wahl zum König Bayern; vor allem Regensburg war seine bevorzugte Residenz, die Pfalzen Ötting und Ranshofen, wo sich schon sein Vater Karlmann und sein Großvater Ludwig der Deutsche als bayerische Könige gern aufgehalten hatten, wurden auch von ihm häufig besucht. Der zweite Schwerpunkt seiner Herrschaft aber war Frankfurt, das auch schon unter Ludwig dem Deutschen und Ludwig dem Jüngeren der wichtigste Aufenthaltsort im eigentlichen Kern des ostfränkischen Reiches, im Gebiet um den Mittelrhein und den unteren Main gewesen war. Dazu kommen als weitere wichtige Pfalzen in dieser Region Tribur, Ingelheim und Worms, ebenfalls aus den Zeiten der Vorgänger bekannte Aufenthaltsorte.
    Diese beiden Schwerpunkte seiner Herrschaft hat ARNULF nur selten für längere Zeit verlassen; immerhin machte er im Jahr 899 einen Versuch, durch einen Zug nach Sachsen in diesem sonst von seinen Vorgängern vernachlässigten Gebiet die königlichen Herrschaftsansprüche zur Geltung zu bringen. Und aus den Urkunden ARNULFS geht hervor, dass auch Empfänger aus Schwaben und Lotharingien daran interessiert waren, ihre Privilegien und Besitztümer durch den König bestätigt zu erhalten, obwohl er diese Regionen nicht persönlich aufgesucht hat.
    Bei der Erhebung ARNULFS zum König im November 887 waren die lotharingischen Großen zwar beteiligt gewesen, aber die Herrschaft über Lotharingien konnte erst durch zwei Kriegszüge in den Jahren 891 und 893 durchgesetzt werden. Anscheinend hatte eine mächtige Adelsgruppe in diesem Gebiet beabsichtigt, einen anderen KAROLINGER zu ihrem König zu erheben. Auf der Synode von Metz im Jahr 893 erscheint ARNULF dann als der Herrscher, für den die Kirche Lotharingiens betet; damit war die Unterwerfung dieses Gebiets äußerlich abgeschlossen. Synoden spielten auch sonst für die Sicherung der Herrschaft ARNULFS eine zentrale Rolle: Gleich am Beginn seiner Regierung hat Erzbischof Liutbert von Mainz versucht, auf einer Mainzer Synode seine angeschlagene Position (er war noch 887 zum wichtigsten Ratgeber KARLS III. avanciert und hatte bei der Absetzung dieses Kaisers beiseite gestanden) zu verbessern. Die Beschlüsse dieses Konzils, das nach 20 Jahren zum erstenmal wieder einen beträchtlichen Teil des ostfränkischen Episkopats versammelte, enthielten Bestimmungen, durch die der König geschützt und ermahnt werden sollte. Sie zogen Kanones westgotischer Konzilien heran, um den König durch Androhung kirchlicher Strafen vor Anschlägen zu schützen, und sie zitierten Texte Isidors von Sevilla, um dem König die Pflichten eines christlichen Königs vor Augen zu führen. Ob es Liutbert von Mainz gelungen ist, auch bei ARNULF eine einflußreiche Stellung zu erhalten, wird nicht deutlich; er ist bereits 889 verstorben (am 17.2.). Das Amt des Erzkapellans, das er unter Ludwig dem Deutschen, Ludwig dem Jüngeren und zuletzt auch unter KARL III. innehatte, wurde weder ihm noch seinem Nachfolger auf dem Mainzer Stuhl übertragen; ARNULF hatte es an den bayerischen Metropoliten, Erzbischof Theotmar von Salzburg, übergeben.
    Einen Höhepunkt königlicher Macht stellte die Synode und Reichsversammlung von Tribur im Jahr 895 dar, auf der nebeneinander die weltlichen Großen und die Bischöfe tagten. Dabei versuchten die Bischöfe, die hoch-karolingischen Traditionen wiederzubeleben und ein gemeinsames Vorgehen weltlicher und kirchlicher Amtsträger gegen Verbrecher zu erreichen. Die Zerrüttung der Verhältnisse zeigt sich darin, dass - wie schon in Metz 893 - wichtige Kanones erlassen werden mußten, um den tätlichen Angriffen von Laien auf Kleriker zu wehren, die damals anscheinend stärker als in früheren Jahren bedroht oder gar erschlagen wurden, wenn sie versuchten, die kirchlichen Vorschriften auf dem Gebiet des Eherechts durchzusetzen.
    Zweifellos strebte ARNULF ein gutes Einvernehmen mit der Kirche an, aber man darf deshalb in ihm keinen Herrscher sehen, der sich in erster Linie auf die Kirche stützte. Dagegen spricht bereits, dass er auf eine Salbung verzichtete. Weiterhin können als Helfer des Königs sowohl geistliche als auch weltliche Große namhaft gemacht werden. In den einzelnen Regionen des Reichs war die Situation allerdings unterschiedlich: In Schwaben waren es vor allem geistliche Amtsträger, die ARNULF stützten, so Abt Hatto von Reichenau und Bischof Salomo III. von Konstanz, während die weltlichen Großen anscheinend den Tagen KARLS III. nachtrauerten, in denen Alemannien im Zentrum des Reichs gestanden hatte. So erklärt sich wohl auch, dass der Aufstandsversuch von KARLS III. Friedelsohn Bernhard von einigen Adeligen in Rätien und in Alemannien unterstützt wurde. Anders war die Lage in Sachsen und in Franken, wo die wichtigsten Familien, die KONRADINER in Franken und die LIUDOLFINGER in Sachsen, an die Zeiten Ludwigs des Jüngeren anknüpfend ein enges Verhältnis zum König suchten, um in ihren Regionen möglichst freie Hand zu haben. Diese Politik war bei den LIUDOLFINGERN erfolgreicher als bei den KONRADINERN, denn Sachsen lag an der Peripherie des Reiches, Franken aber bildete seinen Schwerpunkt.
    Gewisse Schwierigkeiten hatte ARNULF anscheinend auch in seinem bayerischen Kerngebiet, wie sich in der Affäre des Markgrafen Engelschalk von Pannonien zeigte. Als dieser nämlich zur Steigerung seiner Machtposition eine uneheliche Tochter ARNULFS entführte, mußte er zuerst nach Mähren flüchten, ehe er sich mit ARNULF aussöhnen konnte. Seine bayerischen Standesgenossen waren aber nicht bereit, eine Sonderstellung Engelschalks zu dulden. Sie hielten daher 893 ohne Wissen des Königs in der königlichen Pfalz zu Regensburg eine Gerichtsversammlung ab, auf der Engelschalk verurteilt und geblendet wurde. Zwei Jahre später kam es zu einer noch gefährlicheren Situation, weil sich der mächtige Markgraf Engildeo, der auch Graf im Nordgau war, mit Hildegard, der Tochter Ludwigs des Jüngeren, verband. Die genaueren Hintergründe und Vorgänge werden zwar aus den Quellen nicht deutlich, wir wissen nur, dass Engildeo seine Grafschaften verlor und auch Hildegard - zumindest vorläufig - ihre Erbschaft entzogen wurde.
    Schon kurz nach Erlangung der ostfränkischen Königswürde erhielt ARNULF auch die Möglichkeit, weitere Teile des Frankenreichs seiner Oberhoheit zu unterwerfen. In W-Franken war nach dem Tode KARLS III. im Januar 888 mit dem Grafen Odo von Paris ein Nicht-KAROLINGER König geworden; Karl, der nachgeborene Sohn des 879 verstorbenen Ludwigs des Stammlers, kam als Herrscher (noch) nicht in Frage. Auf dem Reichstag von Frankfurt, den ARNULF im Sommer 888 einberufen hatte, erschienen auch westfränkische Große, unter Führung des Erzbischofs Fulco von Reims, und forderten ARNULF auf, die westfränkische Krone anzunehmen. ARNULF ließ sich darauf jedoch nicht ein, sondern schloß ein Abkommen mit König Odo, der durch einen Sieg über die Normannen seine Stellung gefestigt hatte. Odo nahm die formale Oberhoheit des Ostfrankenkönigs hin und ließ sich am 13.11.888 noch einmal in Reims krönen mit einer Krone, die ihm ARNULF übersandt hatte. Die Erfahrung KARLS III. hatten ARNULF wohl zu der Einsicht veranlaßt, dass das großfränkische Reich durch einen einzelnen Herrscher in einer Zeit schwerer äußerer Bedrohungen nicht zu regieren war.
    Daher anerkannte ARNULF auch das Königtum des WELFEN Rudolf in Hochburgund. Und als ihm 888 in Italien der dort zum König erhobene BERENGAR VON FRIAUL entgegentrat, begnügte sich ARNULF vorläufig ebenfalls mit der Anerkennung einer Oberhoheit. 890 wurde in Valence LUDWIG VON DER PROVENCE, den einst KARL III. zu seinem Nachfolger erkoren hatte, zum König der Provence erhoben; die Gegenwart von Abgesandten König ARNULFS bezeugt, dass dieser auch hier eine Oberherrschaft beanspruchte.
    Wie die Vorgänger Ludwig der Jüngere und KARL III. stand auch ARNULF vor der schwierigen Aufgabe, den Kampf gegen die Normannen zu führen, der nicht siegreich abgeschlossen werden konnte, weil die Franken keine Flotte besaßen und sich die Normannen daher auch im Fall einer Niederlage in ihre Stützpunkte in Dänemark oder England zurückziehen konnten. Ein Kriegszug der Ostfranken im Juni 891 endete mit einer schweren Niederlage gegen die Normannen; die Anführer des ostfränkischen Heeres, Erzbischof Sunderold von Mainz und ein Graf Arnulf, fanden dabei den Tod. Im Herbst 891 mußte König ARNULF persönlich ins Feld ziehen; dazu wurden die Franken und die Alemannen aufgeboten. Die Alemannen sollen, wie es heißt, "unter dem Vorwand der Krankheit", umgekehrt sein, die Franken marschierten weiter. Mitte Oktober kam es an der Dyle bei Löwen zur Schlacht; die Franken stiegen zur Überraschung der Normannen unter Führung des Königs vom Pferd und griffen die Befestigungen zu Fuß an. Der Sieg war vollständig; zwei normannische Anführer, Gottfried und Siegfried, waren gefallen und eine große Anzahl von Feldzeichen konnten erobert werden. Noch nach Jahrhunderten wurde dieser Sieg in Löwen festlich begangen (allerdings fälschlicherweise am 1.9.). Dieser Sieg bedeutete zwar noch nicht das Ende der normannischen Angriffe auf dem Festland; Anfang 892 brach noch einmal eine normannische Schar bis zum Kloster Prüm in der Eifel durch, wo die Mönche und die unabhängigen Bauern erschlagen wurden, soweit sie nicht in die Wälder geflohen waren. Mit diesem Streifzug waren aber die Invasionen der Normannen auf dem Festland beendet; sie wandten sich jetzt endgültig den Britischen Inseln zu.
    Bereits im Jahr 890 hatte sich der Papst an ARNULF gewandt und ihn dazu aufgefordert, nach Rom zu kommen, wo er ihn zum Kaiser krönen werde. ARNULF hatte damals abgelehnt, weil er in seinem Reich dringende Aufgaben zu bewältigen habe. Anfang 894 hielt ARNULF die Zeit für gekommen, auch Italien seiner Herrschaft zu unterwerfen. Er führte ein starkes Heer in die Lombardei, eroberte Bergamo und ließ zur Abschreckung für die regionalen Machthaber den dortigen Grafen Ambrosius vor dem Stadttor an einem Baum aufhängen. Auf seinem weiteren Zug durch Oberitalien stellte sich ihm niemand mehr entgegen. Zwei Jahre später unternahm ARNULF einen weiteren Italienzug, um in Rom die Kaiserkrone zu holen. Dies erwies sich als schwieriges Unternehmen, denn Papst Formosus hatte bereits den Herzog Wido von Spoleto und dessen Sohn LAMBERT zu Kaisern gekrönt. Weil er aber mit deren Politik nicht zufrieden war, suchte er jetzt einen mächtigen Verbündeten im ostfränkischen König. Um Ende Februar 896 zum Kaiser gekrönt zu werden, mußte ARNULF sich den Zugang zu St. Peter mit Waffengewalt erkämpfen, so wie dies in späteren Jahrhunderten immer wieder deutsche Könige tun mußten, die erst gegen den heftigen Widerstand des lokalen Adels und der Römer zur Stätte der Kaiserkrönung vordringen konnten. Noch auf dem Italienzug erlitt ARNULF einen ersten Anfall seiner Krankheit; er kehrte also - wie knapp 20 Jahre zuvor sein Vater Karlmann - als kranker Mann aus Italien zurück. Dort hatte er seinen kleinen illegitimen Sohn Ratold zurückgelassen, der aber nur kurze Zeit als Platzhalter fungieren konnte.
    Noch vor seinem Italienzug hatte ARNULF seinen älteren Sohn Zwentibold, den ihm wohl 870/71 eine Konkubine geboren hatte, zum König von Lotharingien gemacht (895). Dies war ihm erst im zweiten Anlauf gelungen; im Jahr zuvor waren die lotharingischen Großen noch nicht bereit gewesen, Zwentibolds Königtum zu akzeptieren. Um das Selbständigkeitsstreben der Lotharingier zu befriedigen, durfte Zwentibold eine eigene Kanzlei für sein Reich einrichten. Es gelang ihm aber während seiner ganzen Regierung nur begrenzt, sich gegen bestimmte Teile des Adels zu behaupten.
    Nachdem Zwentibold in Lotharingien etabliert war, gelang es ARNULF auch, auf einer Reichsversammlung des Jahres 897 die Nachfolge seines ehelichen Sohnes Ludwig in O-Franken durchzusetzen.
    In seinen letzten Jahren war ARNULF nur noch beschränkt regierungsfähig. Seine Krankheit verschlimmerte sich, und im Juni 899 erfolgte ein schwerer Schlaganfall, nach dem der Kaiser völlig gelähmt und kaum mehr instande war, sein Amt zu führen. Im Juli 899 konnte er in Regensburg noch einmal eine Reichsversammlung abhalten, zu größeren Unternehmungen war er aber nicht mehr fähig.
    Wie schwach ARNULF geworden war, zeigt sich darin, dass er nicht einmal mehr die Bischöfe seines Stammlandes Bayern in der Hand hatte. Sie versagten sich nämlich 899 seinem Wunsch, seinen langjährigen Kanzler, den Alemannen Wiching, der zum Bischof von Neitra in Mähren geweiht worden war, als Bischof von Passau zu akzeptieren. Sie hatten zwar hier das Kirchenrecht eindeutig auf ihrer Seite, aber dass sie sich auf dieses unwidersprochen berufen konnten, beweist ARNULFS Machtlosigkeit.
    Die Geschichtsschreiber des 10. Jahrhunderts bewerten die Regierung ARNULFS mit Zurückhaltung, zuweilen sogar mit Haß; so gibt ihm Liutprand von Cremona die Schuld dafür, dass die Ungarn seit 900 so große Verwüstungen im ostfränkischen Reich und in Italien anrichteten. Nun hatte ARNULF tatsächlich die Ungarn als Bundesgenossen gegen die Mährer herbeigerufen, mit denen schon sein Großvater und sein Vater gekämpft hatten. ARNULF hatte versucht, sich mit dem Mährer-Fürsten Swatopluk-Zwentibold zu arrangieren; daher hatte er seinem Sohn den Namen Zwentibold gegeben. Die Gegensätze zwischen ARNULF und dem Mährer verschärften sich, weil ARNULF die Oberhoheit des fränkischen Reiches durchsetzen wollte. Bei seinem Kriegszug im Jahr 892 kämpften Ungarn als Bundesgenossen mit. Für den Zug von 893 wurde die Bundesgenossenschaft der Bulgaren gewonnen; ARNULF versuchte also, das Großmährische Reich, das neben dem heutigen Mähren und der Slowakei auch große Teile Pannoniens umfaßte, von zwei Seiten anzugreifen. Besiegen konnte er aber dieses Reich nicht; es erlag erst dem Ansturm der Ungarn.
    Bei Widukind von Corvey steht zu lesen, dass ARNULF den Ungarn, die KARL DER GROSSE hinter einem großen Wall eingeschlossen hatte, den Weg ins Reich freigegeben habe, indem er diesen Wall niedergerissen habe. Die Ungarn hätten wahrscheinlich auch ohne das Bündnis mit ARNULF ihren Weg nach Westen gefunden; dass das Reich diesen Raubzügen so hilflos ausgeliefert war, hing damit zusammen, dass ARNULFS Nachfolger als König ein unmündiges Kind war.
    Wenigstens in seiner Hauptstadt Regensburg, wo ARNULF ja auch seine letzte Ruhestätte fand, blieb sein Gedächtnis lebendig; noch im Spätmittelalter fanden an seinem Todestag Armenspeisungen im Kloster St. Emmeram statt.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Mit dem Sturz und Tod Kaiser KARLS III. brach 887/88 der bis auf Karl Martell zurückgehende Mannesstamm unehelich geborener KAROLINGER ab. Die Herrschaft des Geschlechts wäre wohl vollkommen erloschen, wenn nicht ein illegitimer Deszendent der ostfränkischen Linie, ARNULF, bis dahin Markgraf in Kärnten, durch seine Rebellion aktiv diese Wendung herbeigeführt hätte. Da er seine politischen Ziele jedoch entsprechend dem Kreis seiner Frankfurter "Wähler", auf das Regnum seines Großvaters Ludwigs des Deutschen, also auf O-Franken (samt Lotharingien), einschränkte, gab er zugleich den Weg frei zur Auflösung des großfränkischen Reichsverbandes, der von der Dynastie aufgebaut und bis zuletzt von ihr ausschließlich regiert worden war.
    Das Hervortreten neuer Könige hatte sich unter KARL III. schon länger angebahnt und konnte daher im Winter 887/88 ziemlich rasch vonstatten gehen. Der Regensburger Fortsetzer der Fuldaer Annalen, der noch herablassend von den "vielen Kleinkönigen (reguli) in Europa" spricht, nennt als ersten BERENGAR VON FRIAUL, den Enkel LUDWIGS DES FROMMEN, der sich im Januar 888 in Pavia zum König des italienischen Regnums krönen ließ, und gleich danach den WELFEN Rudolf, der den Dukat um den Genfer See beherrschte, aber bei seiner Königserhebung in Saint-Maurice d'Agaune die Erneuerung des Lothar-Reiches ins Auge faßte. In W-Franken nutzte der ROBERTINER seine überlegene Machtstellung von der Seine bis zur Loire wie auch seinen frischen Kriegsruhm als Verteidiger von Paris, um Ende Februar oder Anfang März in Compiegne die Krone zu nehmen, wohl nur wenige Tage bevor in Langres Markgraf Wido II. von Spoleto, eingedenk der alten Verbindungen seines Geschlechts zum Westen, desgleichen tat. Allerdings räumte er vor Odo schnell das Feld und verfolgte seine Ambitionen in Italien weiter, während im aquitanischen Süden Graf Ramnulf von Poitiers, nach dem Tode des Bernhard Plantapilosa (885/86) der Mächtigste weit und breit, zeitweilig ebenfalls seine Verselbständigung als König betrieb, sich dann aber doch Odo unterwarf (+ 890); an seinem Hof hütete er im übrigen den 8-jährigen Karl, Ludwigs des Stammlers postumen Sohn, der vorerst freilich von keiner Seite ins Spiel gebracht wurde.
    König ARNULF VON O-FRANKEN, der KAROLINGER, ließ dies alles unbeteiligt geschehen. Erst im Juni 888 empfing er in Frankfurt eine Gruppe westfränkischer Gegner Odos unter dem Erzbischof Fulco von Reims, die zunächst WIDO angehangen hatten und nun ihm die Herrschaft bei ihnen antrugen. ARNULF ging nicht darauf ein und erkannte vielmehr Odo an, auf den ja auch KARL III. im Westen vertraut hatte. Der ROBERTINER fand sich gestärkt durch einen eben errungenen Normannensieg in Worms zur Huldigung ein und erhielt bald darauf von ARNULF eine Krone, mit der er, nunmehr in Reims, abermals gekrönt wurde, was seine inneren Widersacher einstweilen zum Schweigen brachte. Anders verhielt sich ARNULF gegenüber Rudolf, dessen Ehrgeiz auf Lotharingien, ausgedrückt in einer Königskrönung während des Sommers in Toul, er nicht hinzunehmen gewillt war. Durch einen Aufmarsch im Elsaß nötigte er den WELFEN zum Rückzug und zum Erscheinen im Oktober in Regensburg, wo er ihm die Königsherrschaft allein für den westlichen Alpenraum zugestand. In Italien setzte ARNULF, wiederum wie KARL III., auf BERENGAR, zu dem er Ende 888 bei der Begegnung in Trient persönliche Beziehungen aufnahm, ohne indes verhindern zu können, dass BERENGAR bald schon eine schwere Niederlage gegen den aus W-Franken zurückgekehrten WIDO erlitt und im Kampf um das Regnum südlich der Alpen fürs erste das Nachsehen hatte. Alles in allem zeigt ARNULFS Umgang mit Odo, Rudolf und BERENGAR, dass der KAROLINGER eine gewisse Oberhoheit in Anspruch nahm, die sich schon aus dem relativen Übergewicht seiner ostfränkisch-lotharingischen Position ergab, aber, wohl unter dem Eindruck des Scheiterns KARLS III., keine großfränkische Restaurationspolitik betrieb. W-Franken und Italien scheint der "schon als eigene traditionsbehaftete und geschichtsfähige Einheiten" (E. Hlawitschka) respektiert zu haben, doch fand er sich nur mühsam mit Rudolfs (hoch-)burgundischer Reichsbildung ab. Um deren Expansion vorzubeugen, förderte er sogar die Wiederaufrichtung des (nieder-)burgundisch-provenzalischen Königtums der BOSONIDEN durch den jungen LUDWIG, den Adoptivsohn KARLS III., der 890 in Valence unter Berufung auf eine von KARL verliehene regia dignitas und auf ARNULFS Einverständnis erhoben und gesalbt wurde.
    Innerhalb O-Frankens fehlte es nicht an geschichtsbewußten Stimmen, die in dem Namen des etwa 40-jährigen, nicht zur Herrschaft geborenen Königs den heiligen Arnulf von Metzwiedererkannten und von ihm wie von dem einstigen Stammvater der KAROLINGER den Beginn einer neuen Blüte erhofften. ARNULF, als König anscheinend erst seit kurzem mit Oda aus dem in der Lahngegend verwurzelten Geschlecht der KONRADINER vermählt, konnte indes lediglich zwei Söhne aus früheren, kirchlich nicht anerkannten Verbindungen vorweisen, den gerade erwachsenen Zwentibold und einen noch ganz kleinen Ratbod, deren Erbrecht ihm die ostfränkischen Großen 889 in Forchheim unter der Voraussetzung zusicherten, dass ihm kein legitimer Sprößling von Oda beschieden sein würde. Vermutlich gegen diesen Beschluß entfachte Bernhard, der außereheliche Sohn KARLS III., 890/91 in Schwaben und Churrätien einen Aufstand, bei dessen Niederschlagung er getötet wurde. Nachwirkungen der Konfrontation mit dem kaiserlichen Oheim sind auch sonst in der inneren Politik ARNULFS zu spüren, der das Zentrum der Macht wieder nach Bayern verlegte und anstelle Liutberts von Mainz (+ 889) auf den Erzkapellan seines Vaters Karlmann, den Erzbischof Theotmar von Salzburg zurückgriff. 892 sorgte er für den Sturz des von KARL III. geförderten BABENBERGERS Poppo in der Sorbenmark und ließ dafür die konradinischen Verwandten seiner Gattin, Graf Konrad den Älteren sowie dessen Bruder Rudolf als Bischof von Würzburg, in Mainfranken und Thüringen zu vorherrschendem Einfluß gelangen, ähnlich wie er 895 den in Bayern seit langem dominierenden Grafen Engildeo, der mit Hildegard, einer Tochter Ludwigs des Jüngeren, im Bunde stand, durch Liutpold ersetzte, vermutlich einen eigenen Verwandten über seine Mutter Liutswind. Zusätzliche Autorität gewann ARNULF durch glückliche Entwicklungen an den äußeren Grenzen, denn nach einem vielbeachteten Sieg über die Normannen am Fluß Dyle bei Löwen (891) kam ihm zugute, dass sich diese Feinde bald endgültig von seinem Teilreich abkehrten, und im SO erlebte er 894 den Tod des bis zuletzt erfolglos kämpfenden Swatopluk, womit ein rascher, durch das von Osten neuerdings hervorbrechende Reitervolk der Ungarn noch beschleunigter Machtverfall des Mährerreiches einsetzte. Als die Königin Oda im Herbst 893 einen Sohn zur Welt brachte, der den Namen des Urgroßvaters LUDWIG erhielt, schien die Konsolidierung der KAROLINGER-Herrschaft im reduzierten Rahmen O-Franken-Lotharingiens vollends gelungen. Dringlicher waren dem ostfränkischen Herrscher die Beinträchtigungen seiner Hegemonie, die von König Rudolf und den WIDONEN ausgingen, und die Chancen für den eigenen Nachwuchs, die aus der Bekämpfung erwachsen konnten. Jedenfalls ging der lästige WELFE in Hochburgund fühlbar gestärkt durch die Erfolge WIDOS, der nach der Abdrängung BERENGARS in den Raum von Verona bis Friaul als Herr über den größten Teil Italiens auch den widerstrebenden Papst Stephan V. (885-891) dazu gebracht hatte, ihn als ersten Nicht-KAROLINGER am 21.2.891 zum Kaiser zu krönen, und mit der Erhebung seines heranwachsenden Sohnes LAMBERT zum Mitkönig (Mai 891) und sogar dessen Kaiserkrönung durch Stephans Nachfolger Formosus (891-896) im April 892 in Ravenna die langfristige dynastische Sicherung seiner (ganz "fränkisch" gedachten) Herrschaft erreicht zu haben schien. Dagegen war ARNULF bereit, seine anfängliche Selbstbescheidenheit aufzugeben, wozu ihn auch Hilfsgesuche des Papstes und BERENGARS ermunterten. 893 schickte er Zwentibold, seinen Ältesten vor, der bis Pavia zog, aber nicht viel gegen WIDO ausrichtete; Anfang 894 folgte er selbst, nahm in einer "Entscheidungsschlacht" (J. Jarnut) die Stadt Bergamo ein und verschaffte sich in ganz Oberitalien Geltung (in unklarem Verhältnis zu den Rechten König BERENGARS), brach dann aber die weitere Verfolgung WIDOS ab und kehrte auf dem Umweg einer Strafexpedition durch Rudolfs burgundisches Kernland heim.
    Gegen den schwer zu packenden WELFEN waren ein erneuter Feldzug Zwentibolds und eine Zusammenkunft ARNULFS mit LUDWIG von der Provence im Sommer 894 gerichtet, zu einem guten Teil aber auch ARNULFS Plan, den Erstgeborenen, der seit der Geburt Ludwigs des Kindes seine Thronfolgerecht in O-Franken eingebüßt hatte, mit einem gesonderten Regnum auszustatten, das außer dem eigentlichen Lotharingien auch Burgund umfassen sollte. Nachdem die Großen dies, bemerkenswerterweise, 894 in Worms noch abgelehnt hatten, setzte sich ARNULF im Mai 895 an gleicher Stätte durch und ließ Zwentibold in Gegenwart Odos von West-Franken zum König in Burgundia et omni Hlotharico regno salben und krönen. Erst danach wandte er sich wieder Italien zu, wo inzwischen Kaiser WIDO verstorben war und seit Ende 894 dessen Witwe Ageltrude mit dem jungen Kaiser LAMBERT das Regiment führte. Anders als noch 894 pochte ARNULF diesmal auf Herrscherrechte auch südlich der Alpen, was ihn schnell mit BERENGAR entzweite, und drang im Winter 895/96 bis Rom vor, wo er sich den Einzug gegen Ageltrude erkämpfen mußte. Papst Formosus verlieh ihm am 15./22.2.896 ohne Rücksicht auf den geflohenen LAMBERT die Kaiserkrone und erwartete von ihm weiteres Einschreiten gegen das widonische Spoleto, aber da holte ARNULF das Verhängnis der Spät-KAROLINGER ein: Er erlitt wie sein Vater Karlmann einen Schlaganfall mit schweren Lähmungen, der eine sofortige Rückkehr nach Bayern gebot und bereits 897 eine Ausdehnung des Treueids der ostfränkischen Großen auch auf den 4-jährigen Sohn Ludwigratsam machte. In Mailand ließ ARNULF seinen außerehelichen Sohn Ratold zurück, dem er eine künftige Rolle in Italien zugedacht haben mag, doch war das karolingische Zeitalter in der Geschichte dieses Landes unwiederbringlich zu Ende. Kaiser LAMBERT (+ 898) und BERENGAR teilten sich noch 896 vertraglich die Herrschaft.

    Decker-Hauff Hansmartin: Seite 347, "Die Ottonen und Schwaben"

    Wenn ARNULF den jungen WELFEN Heinrich dadurch an sich band, dass er ihm eine seiner Töchter zur Frau gab, dann dürfen wir in den reichen bayerischen Lehen eher eine Form der Ausstattung anläßlich der Heirat mit Atha sehen. Heiratsfähige Töchter aber hatte ARNULF damals nur aus seiner seit etwa 870/75 andauernden ungesetzlichen Verbindung mit Ellenratha, während aus der kurz vor 888 geschlossenen Ehe mit der sehr jungen Oda noch keine erwachsenen Töchter vorhanden, vielleicht überhaupt noch keine Kinder geboren waren.
    Atha, Heinrichs Gattin und ARNULFS mögliche Tochter, trägt einen Namen, der nur in der Kurzform erhalten ist. Die Vollform ist nicht überliefert; man hat sie später in Weingarten latinisiert und zu Beata ergänzt. Dass dies ausgeschlossen ist, hat schon Krieg erwiesen. Sollte die Kurzform Atha auf irgendeine Weise mit Ellinratha zusammengehören, dem Namen, den sowohl ARNULFS Gefährtin als auch eine Tochter aus dieser Verbindung trugen? Oder ist am Ende Atha "von Hohenwarth" überhaupt identisch mit ARNULFS bereits bekannter Tochter Ellinrata?
    Diese nicht vollblütige KAROLINGERIN verlor ihren Gatten, den zwielichtigen Markgrafen Engilschalk von der Ostmark, gerade in den Jahren, in denen wir Heinrich mit dem goldenen Wagen erstmals am Kaiserhof vermuten dürfen. Ellinratha hatte sich seinerseits von Engilschalk entführen lassen, dann aber eine Aussöhnung zwischen ihrem Gatten und ihrem Vater erreicht. Engilschalk wurde von den vielen Feinden, denen er sich durch seinen Übermut verhaßt gemacht hatte, verfolgt und mitten in der Regensburger KAROLINGER-Pfalz ergriffen, geblendet und getötet. ARNULFS Rolle ist dabei bis heute dunkel. Engilschalks Untergang fällt ins Frühjahr 893, so dass die Heirat Heinrichs mit Atha-Ellinratha etwa ab Ende 893/Anfang 894 stattgefunden haben könnte. 914 hat Ellinratha noch gelebt, denn sie wird in einer Urkunde ihrer Mutter, der matrona Ellinratha, erwähnt.

    Konecny Silvia: Seite 143, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Das Eheverhalten der letzten KAROLINGER ähnelte in zunehmendem Maße jenem des Adels. Dies wird im W insbesondere durch das Auftreten von Einheiraten karolingischer Könige in den Machtbereich fürstlicher Witwen deutlich. Auch exterritoriale Heiraten zeigen, daß ein universaler Herrschaftsanspruch nur noch in geringem Maße bestand und die letzten Exponenten des karolingischen Geschlechtes durchaus als Herrscher kleinräumiger Bereiche handelten, die mit gleichwertigen Partnern Bündnispolitik betrieben. Daher bildeten exterritoriale Heiraten eine erstrebenswerte Alternative zu Eheverbindungen mit dem fränkischen Adel, für den die Ehe mit dem Königshaus in keiner Weise mehr einen einseitigen Gunstbeweis bedeutete.
    Die Ehen ARNULFS waren vor allem eine Bündnispolitik mit dem fränkischen Adel. Sie wurden weitgehend durch die Auseinandersetzungen dieses Adels untereinander bestimmt, die ARNULF zu seinem Vorteil zu nützen suchte. Jedenfalls scheint er mehrere Verbindungen eingegangen zu sein, worauf unter anderem Schenkungsurkunden hindeuten, die als eine Versorgung von Ehepartnerinnen aufgefaßt werden könnten. In einigen dieser Fälle handelte es sich vermutlich um Verbindungen von geringerer Bedeutung. Von solchen unterschieden sich jedoch mit ziemlicher Sicherheit die Ehen ARNULFS, denen Ratold und Zwentiboldentstammten, denn diese wurden 889 für eine Herrschaftsnachfolge in Betracht gezogen Die Bezeichnung der Mütter Ratolds und Zwentibolds als Konkubinen bezog sich gewiß nicht auf den sozialen Status der Frauen, sondern wollte wohl nur die Verbindung ARNULFS mit diesen von der legitien Ehe mit Uota unterscheiden. So drückte der 889 gebrauchte Konkubinenbegriff vor allem ein kurzfristiges Doninieren der konradinischen Gruppe aus, der Uota entstammte. Eine Vorrangstellung der KONRADINER hing wog mit der Ausweitung von ARNULFS Macht nach dem W zusammen. Aber auch gegenüber Uota bestand wiederholt eine starke Opposition. Deshalb ist es nicht sicher, ob Uota durchweg als legitime Ehefrau galt.
    Eine erste Ehe ging ARNULF vermutlich noch zu Lebzeiten Karlmanns ein, jedoch möglicherweise ohne ausdrückliche Zustimmung seines Vaters. Dieser ersten Verbindung entstammte Zwentibold. Nach dem Tod Karlmanns mag sie zunächst durchaus als Vollehe gegolten haben. An dem ältesten Sohn ARNULFS vertrat der gleichnamige Mährer-Fürst Zwentibold Patenstelle, was darauf hindeuten könnte, daß die erste Gattin ARNULFS einem Geschlecht entstammte, das im Grenzbereich tätig war und Kontakte zu den Mährern hatte. Ob zwei weitere Nachkommen ARNULFS, Ellinratund Ratold, ebenfalls aus dieser ersten Ehe des Herrschers entstammten, und dessen erste Gattin daher in jener älteren Ellinrat zu sehen ist, die eine Urkunde als Mutter der gleichnamigen ARNULFS-Tochter bezeugt, kann nicht eindeutig entschieden werden. Möglicherweise trifft auch jene Quellennachricht zu, die Zwentibold und Ratold verschiedenen Müttern zuschreibt. Somit bleibt es unklar, ob ARNULFS erste Ehe wegen seiner Verbindung mit Uota gelöst wurde, oder ob dies schon wegen einer Ehe mit der Mutter des Ratold geschah. letzten Endes wäre - ob nun neben der Verbindung mit Uotanur jene Ellinrat oder mehrere bestanden - auch Polygamie denkbar, zumindest in dem Sinne, daß einzelne Verbindungen der politischen Situation entsprechend vernachlässigt und später wieder aufgenommen wurden. Damit wäre eine Variante der Polygamie gegeben, die einer politisch mächtigen und annähernd gleichwertigen Gruppierung des Adels rechnung trug.
    ARNULF heiratete Uota um 888. In diesem Jahr einigte er sich nämlich mit dem Adel über die Herrschaftsnachfolge Zwentibolds und Ratolds, sofern die "legitime" Gattin Uota, keinen Sohn gebären würde. Eine Regelung dieser Art bedeutete gewiß einen Kompromiß, auch wenn Uota "legitme" Gattin und später sogar Königin genannt wurde. Bezeichnenderweise erfolgte jedoch keine Krönung Uotas, obwohl ARNULF wie KARL III. Anspruch auf die Gesamtherrschaft über das Frankenreich erhob, ja nicht einmal eine Dotation Uotasist überliefert. Auf dem Italienzug des Jahres 896 aber begleitete Ratold den Kaiser, nicht etwa Uota und deren Sohn Ludwig. Möglicherweise war ARNULF die müterliche Sippe Ratolds im lombardischen Grenzgebiet nützlicher als die KONRADINER. Auch Zwentibold erhielt trotz der Geburt Ludwigs des Kindes die Königswürde im Jahre 895 zugesprochen. Zusätzlich festigte 897 die Ehe mit einer LIUTPOLDINGERIN (Richtig ist: LIUDOLFINGERIN) die Stellung des ältesten ARNULF-Sohnes, zu der der Vater seine Zustimmung gab. Während des Siechtums ARNULFS war Uota besonders starken Anfechtungen ausgesetzt, 899 wurde ihr Ehebruch vorgeworfen. Vermutlich gelang es Uota nach dem Tod ARNULFS nicht, vormundschaftlich für ihren unmündigen Sohn zu regieren. Daß Ludwig das Kind dennoch die Königswürde innehatte, war kaum ausschließlich Verdienst der Mutter. Der unmündige König wurde vor allem vonn den ehemaligen Ratgebern ARNULFS vorgeschoben.


    888 oo KONRADINERIN Oda um 873- 903

    Kinder:

    - Ludwig IV. 893-24.9.911
    - Glismut - 26.4.924
    oo Konrad der Ältere von Fritzlar ca 855-27.2.906

    Illegitim

    - Zwentibold 870/71-13.8.900
    - Ratold Ahnherr der Grafen von Meran 889-

    von Ellinrat - 24.5.nach 914

    - Ellinrat - 24.5.nach 914
    oo Engelschalk II. Markgraf der Ostmark - Frühjahr 893

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 14,22 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 23 Anm. 49,41 Anm. 4, 96,168 - Bauer Dieter R./Histand Rudolf/ Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 55,71,300 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 18-21,24,42,44,63,68 - Borgolte Michael: Karl III. und Neudingen. Zum Problem der Nachflgeregelung Ludwigs des Deutschen. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins - Boshof Egon: Die Salier. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 7,156 - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 358,359,360,361,362,363,400,416 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I, Seite 142,144,147, 510,551/Band II Seite 114,127,188,469/ Band III Seite 12,480,486, 499 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994, Seite 111,120,122,152,156, 180,193,205,268,356,392,394 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 70,85,87,88,94,95,98-100,104-109,111, 113 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865, Band II Seite 65,98,120,141,199,203,227-229,245-247,284,288,299,378,419,471,478, 479,678-680 - Eberhard Winfried: Westmitteleuropa Ostmitteleuropa. Vergleiche und Beziehungen. Festschrift für Ferdinand Seibt zum 65. Geburtstag. R. Oldenbourg Verlag München 1992 Seite 275, 285-289 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. 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    Neue Deutsche Biographie - Arnulf

    ostfränkischer König, Kaiser, * wohl vor 850, † 8.12.899 Regensburg (dort auch begraben).

    Nach der Teilung des ostfränkischen Reiches 876 übergab König Karlmann, dem mit Bayern auch die südöstlichen Marken zugefallen waren, seinem einzigen, illegitimen Sohn A. Kärnten und Pannonien. Beim Tode des Vaters, der 878 auch Italien hinzugewonnen hatte, erlangte er die Nachfolge nicht, die ihm Karlmann wenigstens in Bayern zugedacht zu haben scheint. Hier verdrängte ihn sein Oheim Ludwig (der Jüngere), Italien fiel dem anderen Oheim Karl III. zu. Widerstand leistete A. nicht, und so wurden ihm die Marken belassen, auch als Karl III. alleiniger Herr des ostfränkischen (882) und schließlich des fränkischen Gesamtreiches (885) wurde. Hier hat A. sich eine ansehnliche Machtstellung geschaffen, die sich auch auf die slavische Bevölkerung stützen konnte. Er wurde Prätendent einer Bewegung des ostfränkischen Adels, die auf Entthronung des infolge Krankheit untüchtigen Karl III. zielte. Das Maß seines Anteils bei dessen Absetzung ist umstritten. Ende November 887 durch Wahl der Großen zum König erhoben, machte er keine Anstalten, seine Herrschaft auch auf den Westen des Reiches auszudehnen, sondern ließ es widerspruchslos geschahen, daß hier ein Zerfall in Kleinkönigreiche eintrat. Die ihm 888 von einem Teil der westfränkischen Bischöfe und Adligen angebotene Königswahl lehnte er ab. Nur Lothringen suchte er mit Erfolg für das Ostreich zu sichern (888), und auch in Oberitalien, das er wohl als Erbe des Vaters betrachtete, machte er eine Oberherrschaft geltend (888). Doch behielt Italien eine Sonderstellung unter eigenem König, und auch Lothringen sah sich A. genötigt, diese Sonderstellung einzuräumen: Hier wurde 895 sein illegitimer Sohn Zwentibold zum Unterkönig mit sehr selbständiger Gewalt erhoben und gesalbt, nachdem 894 der gleiche Versuch am Widerstand der lothringischen Großen gescheitert war. Die Frage, ob im Verhalten A.s eine Tendenz auf Isolierung des östlichen Reichsteils, des späteren Deutschen Reichs zu erkennen ist, ist umstritten, dürfte aber zu bejahen sein. Der großfränkische Einheitsgedanke wirkte insofern nach, als alle Kleinkönige nach und nach seine formale Oberherrschaft anerkannten, doch geschah dies im Grunde ohne sein Zutun.

    Die Kernstellung von A.s Herrschaft blieb stets Bayern, wo Regensburg eine Art Reichshauptstadt war; daneben traten Frankfurt und Forchheim hervor. Er war ein tatkräftiger Herrscher, der eine aktive Ostpolitik trieb, in unaufhörlicher Auseinandersetzung mit dem großmährischen Reiche des Svatopluk und seiner Söhne. Fäden spannten sich zu den Bulgaren und bis nach Byzanz. Zum ersten Male treten die Ungarn in den deutschen Gesichtskreis. Abotriten, Sorben und vor allem Böhmen erkannten A.s Oberherrschaft an. Die Normannen schlug er nach anfänglicher Niederlage an der Dyle entscheidend (891); seit 892 sind sie nicht mehr ins ostfränkische Reich eingefallen. Im Inneren hatte er mit dem Widerstand des Adels, der ihn erhoben hatte, zu kämpfen. Es gelang ihm nicht, die Nachfolge seiner illegitimen Söhne Zwentibold und Ratold durchzusetzen (891), die eine Reichsteilung erfordert hätte. Erst 893 wurde ein legitimer Thronerbe Ludwig (das Kind) geboren, dessen Nachfolge keine Schwierigkeiten machte (Treueid 897). A. hat sich in zunehmendem Maße auf die Bischöfe gestützt (Hatto von Mainz, Salomo von Konstanz, Waldo von Freising, vor allem Wiching von Neitra). Deutlich erkennen läßt dies die glänzende Synode von Tribur (895) im Vergleich mit der Synode von Mainz (888); damals war der Kirche noch längst nicht eine so bevorzugte Stellung eingeräumt. Diese (freilich bestrittene) Kirchenpolitik A.s, die als Vorspiel zur Kirchenpolitik Ottos des Großen angesehen worden ist, bereitete die spätere Herrschaft der Bischöfe im ostfränkischen Reiche vor (Synode von Hohenaltheim 916).

    Vermutlich ist auch seine spätere Italienpolitik, die im Einvernehmen mit dem Papsttum betrieben wurde, von den Bischöfen beeinflußt worden, vor allem von Wiching, der der Vertrauensmann Roms im Missionsgebiet des Method in Mähren gewesen war. Noch 890 lehnte A. das Hilfegesuch Stephans V. ab, das über Svatopluk wohl durch Vermittlung Wichings an ihn gerichtet worden war. 893/94 aber leistete er einem ebensolchen des Papstes Formosus Folge; Wiching wurde damals sein Kanzler. Der Zug blieb erfolglos; der anfangs erhobene Anspruch auf unmittelbare Beherrschung des italienischen Königreichs wurde zunächst wieder aufgegeben. Aber ein zweiter Zug 895 führte zur Erstürmung Roms und zur Kaiserkrönung durch Formosus. Den Plan einer Hinwendung zu universalen Zielen läßt die Rückaufschrift einer Bleibulle aus dieser Zeit erkennen: Renovatio regni Francorum. Aber er wurde nicht weiter verfolgt; schwere Erkrankung (paralysis) A.s machte das Errungene zunichte. Er mußte nach Deutschland zurückkehren, wo er den Rest seiner Regierung als ein gebrochener Mann, jedoch nicht untätig, vorzugsweise in Bayern verbrachte. – A.s Persönlichkeit ist bei aller Tatkraft gekennzeichnet durch die vorsichtige Zurückhaltung, die er in der Verfolgung politischer Ziele übte. Ansprüche erhob er nur insoweit, als er sie realisieren konnte. Seine Regierungszeit ist für die Herauslösung des späteren deutschen Reiches aus dem fränkischen Gesamtreich entscheidend geworden. Eine Quelle des 11. Jahrhunderts drückt dies so aus: „Hier wurde die Teilung vollzogen zwischen den deutschen (teutonici) und den romanischen (latini) Franken“ (MG SS III, S. 214).

    Literatur
    ADB I; E. Dümmler, Gesch. d. ostfränk. Reiches III, 21888; E. Mühlbacher, Dt. Gesch. unter d. Karolingern, 1896, S. 619-42; S. Riezler, Gesch. Baierns I/1, 21927, S. 404-16; A. Jaksch, Gesch. Kärntens bis 1338, Bd. 1, 1928, S. 104-15; J. Schur, Königtum u. Kirche im ostfränk. Reiche v. Tode Ludwigs d. Dt. bis Konrad I., 1931, S. 44 ff.; G. Tellenbach, Königtum u. Stämme in d. Werdezeit d. dt. Reichs, = Qu. u. Stud. z. Verfassungsgesch. d. dt. Reiches in MA u. Neuzeit VII/4, 1939, S. 31 ff.; ders., Zur Gesch. Kaiser A.s, in: HZ 165, 1942, S. 229-45; ders., Wann ist d. dt. Reich entstanden?, in: DA 6, 1943, S. 23 ff.; H. Zatschek, Wie das erste Reich d. Deutschen entstand, = Qu. u. F aus d. Gebiet d. Gesch., hrsg. v. d. hist. Komm. d. dt. Ges. d. Wiss. u. Künste Prag 16, Prag 1940, S. 219-51; W. Schlesinger, Kaiser A. u. d. Entstehung d. dt. Staates u. Volkes, in: HZ 163, 1941, S. 457-70; ders., Die Anfänge d. dt. Königswahl, in: ZSRG 66, 1948, S. 391 ff.; M. Lintzel, Die Anfänge d. dt. Reiches, 1942, S. 72-91; ders., Zur Stellung d. ostfränk. Aristokratie beim Sturze Karls III. u. der Entstehung d. Stammesherzogtümer, in: HZ 166, 1942, S. 457-72; H. Mitteis, Die Krise d. dt. Königswahlrechts, 1950, S. 29 ff.; LThK.



    Gestorben:
    29.11.oder 8.12.899

    Arnulf heiratete Oda in 888. Oda (Tochter von im Lahngau, Berengar) wurde geboren um 873; gestorben in 903; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 80. Ludwig IV.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 893 in Altötting [84503],Altötting,Bayern,Deutschland; gestorben in Sep 911 in Frankfurt am Main [60311],Hessen,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.
    2. 81. Glismut  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 865; gestorben am 26 Apr 924.

    Arnulf heiratete Ellinrat in 870/875. Ellinrat gestorben nach 914. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 82. Ellinrat  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 875; gestorben nach 914.

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 83. von Lothringen, Zwentibold  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 870/871; gestorben am 13 Aug 900; wurde beigesetzt in Echt-Susteren [6100],Limburg,Niederlande.
    2. 84. Ratold  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 889.

  24. 56.  von Franken, Ludwig Graphische Anzeige der Nachkommen (31.Ludwig8, 18.Hemma7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 877; gestorben in 879.

  25. 57.  von Franken, Hildegard Graphische Anzeige der Nachkommen (31.Ludwig8, 18.Hemma7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 878/881; gestorben in 895/932.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Frauenchiemsee (Kloster),Bayern,Deutschland; Nonne im Kloster Frauenchiemsee

    Notizen:

    Hildegard
    878/81-3.3. nach 895/vor 931/32
    Tochter des ostfränkischen Königs Ludwig III. der Jüngere und der Liutgard von Sachsen, Tochter von Herzog Liudolf


    Althoff Gerd: Seite 363, "Adels- und Königsfamilien Im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    K 5
    Lü: 3.3. Hilligard reg. Tochter Ludwigs des Jüngeren

    Es handelt sich um die Tochter Ludwigs des Jüngeren und der LIUDOLFIONGERIN Liudgard, die zum gleichen Tag auch in das Necrolog von Aschaffenburg eingetragen wurde (Hildegardis abb[atissa] regis filia obiit) und sich auch in der Abschrift eines ottonischen Familiennecrologs im Verbrüderungsbuch von St. Gallen aus dem Jahre 931/32 findet; vgl. Althoff, Unerkannte Zeugnisse vom Totengedenken der Liudolfinger; S. 401.
    Der Titel regina gibt sich also entweder als verderbte Form eines ursprünglichen regis filia o. ä. zu erkennen oder er spiegelt die Vorstellung, daß alle Mitglieder der Königsfamilie "königsmäßig" seien; vgl. dazu die Angaben in K 4.
    Hildegard spielte eine nicht unbedeutende politische Rolle in der Regierungszeit ARNULFS VON KÄRNTEN, an dessen Erhebung sie beteiligt gewesen sein soll; vgl. Dümmler, Geschichte des Ostfränkischen Reiches 3, S. 301 und 393f.
    Ihr Todesjahr ist unbekannt, liegt auf Grund der St. Galler Necrologabschrift jedoch vor 931/ 32.
    Der Eintrag Hildegards steht in Zusammenhang mit einer ganzen Reihe von Personen aus dem Verwandtenkreis der Königin Mathilde im Lüneburger Necrolog.
    Zu der Auswertung dieser Nennungen im Hinblick auf die Frühgeschichte des billungischen Geschlechts siehe oben S. 68

    Glocker Winfrid: Seite 268, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    III, 8 Hildegard
    * c 875/80, + III 3 nach 895, vor 931/32

    895 wegen Verschwörung ins Kloster Chiemsee verbannt und Besitz konfisziert, dann (vor 899) teilweise restituiert.

    Hildegard ist als Tochter König Ludwigs des Jüngeren bei Regino a. 894, Seite 142, und in der Regensburger Fortsetzung der Fuldaer Annalen a. 895, Seite 125, bezeugt.
    Die Abstammung Hildegards von Liutgard kann durch kein Quellenzeugnis belegt werden, ist aber äußerst wahrscheinlich, da der Todestag Hildegards in die Gandersheimer Memorialüberlieferung aufgenommen wurde, die uns über die Nekrologliste im St. Gallener Verbrüderungsbuch zugänglich ist; vgl. Althoff, Zeugnisse Seite 401 (Nr. 15 mit Anm. 6).
    Der Todestag Hildegards ist uns aus dem (späten) Aschaffenburger Nekrolog bekannt; vgl. Hofmeister, Überlieferung Seite 274, und Büttner, Mainlande Seite 202f.

    Hlawitschka Eduard: Seite 56 Anm. 95, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    Übrigens ist auch durchaus nicht erweisbar, daß mit dem Regierungsantritt ARNULFS größere Umschichtungen im Adel Hand in Hand gingen, was nahe läge, hätte ein bisheriger (niederer) Stammesadel einen älteren Hochadel verdrängt. Weder auf den Bischofsstühlen, noch in den Grafschaften gibt es mit dem Regierungsbeginn ARNULFS auffallende Änderungen. Daß in Tribur-Frankfurt die bisher in den Rechtsgeschäften mittätige hohen Adelsgruppe versammelt war und zu entscheiden hatte, sieht man wohl auch an der einzigen Person, von der man etwas über einen Anteil am Sturze KARLS III. weiß: es war Hildigard (Tochter König Ludwigs des Jüngeren) ..., cuius maxime molimine deiscto Karolo (ARNULFUS) rex factus fuerat (Herimann. Aug. Chron. ad 895, MG SS V Seite 119). Pro merito bone fidelitatis et servitutis gab ARNULF auch am 9. Februar 888 cuidam neptis nostrae Hiltigardae vasallo nomine Uuigant Güter in der Buchonia (MG DD Arnulf Seite 22f. nr 14).

    Reindel Kurt: Seite 1-5, "Die bayerischen Luitpoldinger von 893-989"

    893-895

    Graf Luitpold besucht mit Hildegard, der Tochter König Ludwigs des Jüngeren, die Reliquien der heiligen Walburg im Frauenkloster Monheim nördlich Donauwörth
    Die erste Erwähnung in den Quellen zeigt den Grafen Luitpold bei einer frommen Handlung. Zusammen mit Hildegard, der Tochter König Ludwigs des Jüngeren besucht er das Frauenkloster Monheim. Zu seiner Freude werden ein Stummer und ein Lahmer geheilt. Die Zeit des Besuches im Kloster muß zwischen 893 und 895 liegen, zwischen der Übertragung eines Teiles der Reliquien der heiligen Walburg aus Eichstätt nach Monheim und der Verweisung Hildegards ins Kloster Frauenchiemsee. Gegen die Annahme von Hormayr's ³, der Besuch sei erst nach ihrer Entlassung aus der haft erfolgt, spricht die Entstehungszeit des Werkes. Wolfhard von Herriden (+ 902) schrieb auf Grund der Übertragung der Reliquien ein Werk über die Wunder der heiligen Walburg. In II 6 heißt es: Anno igitur preterito, quo famis acerrimae tabes indediae squalore languentes multos tam in urbibus quam in vicis protraxit ad necem. Diese Hungersnot erwähnen die Ann. Fuldense und die Ann. Alemannici zu 895. Ist das Werk also demnach 896 entstanden, so ist bei dem Besuch Hildegards und Luitpolds, der quodam tempore stattgefunden habe, wohl eher in die Zeit von 893-895 zu denken als an 896. Dies wäre ein Beweis dafür, daß Luitpold, der hier zudem venerabilis heißt, schon eine Grafschaft besaß, ehe er Engildeo im Jahre 895 ablöste. Die hauptsächlichj aus dieser Stelle abgeleitete Vermutung, daß Engildeo und Hildegard Gatten und Luitpold ihr Sohn gewesen sei, wurde bereits von Dümmler überzeugend widerlegt.

    895

    Vor dem 5. Mai 895 erfolgte die Absetzung des Grafen Engildeo, an dessen Stelle Luitpold berufen wurde. In seinen Sturz wurde auch Hildegard, die Tochter König Ludwigs des Jüngeren verwickelt
    Die Absetzung des Markgrafen Engildeo, in dessen Prozeß auch die bereits erwähnte Hildegard verwickelt wurde, war für Luitpold der Beginn seines Aufstiegs. Diese drei Personen müssen in einem merkwürdigen, nicht klar erkennbaren Verhältnis zueiannder gestanden haben. Engildeo, der mächtigste Mann in Bayern nach dem König und Hildegard, die maßgeblichen Anteil an der Erhebung ARNULFS hatte, werden auch in einer Urkunde vom 5. Mai 895 gemeinsam erwähnt. Andererseits scheint auch Luitpold Hildegard gut gekannt zu haben, wie ihr Besuch in Monheim beweist. Trotz ihrer Verdienste um den König wurden Engildeo und Hildegard gestürzt. Hildegard, die von Aventin mit ihrer Mutter Liutgard verwechselt wird, wurde in das Kloster Frauencjiemsee verbannt, später aber wieder begnadigt. Sie erhielt sogar den größten Teil ihrer Güter zurück.

    Althoff Gerd: Seite 97, "Unerforschte Quellen aus quellenarmer Zeit. Necrologabschriften aus Sachsen im Reichenauer Verbrüderungsbuch" in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 131 Band

    Hildegard war durch ihre Mutter Liutgard mit der Familie HEINRICHS I. verwandt. Sie begegnet in mehreren Memorialquellen, so in der Necrologabschrift aus Gandersheim, ferner im Lüneburger Necrolog, in einem Trierer und einem Aschaffenburger Necrolog.

    Mühlbacher Engelbert: Seite 426, "Deutsche Geschichte unter den Karolingern"

    Ebenso rasch wurde ein anderer Putsch niedergeschlagen, den seine Base Hildegard, die Tochter Ludwigs III., und der mächtigste Mann Bayerns, Engildeo, Graf in der böhmischen Mark, im Nord- unf Donaugau und zu Regensburg, anzuzetteln versuchten (895). Wir kennen den Anlaß dieser Verschwörung nicht, wir erfahren nur aus einer Urkunde, daß das Eigengut Hildegards und die Lehen Engildeos wegen hochverräterischer Umtriebe im offenen Gericht " nach Rat und Urteil der Franken, Bayern, Sachsen und Alemannen" als verfallen erklärt und eingezogen wurden. Hildegard ward in das Kloster Frauenwörth in Chiemsee verwiesen, aber bald wieder begnadigt.


    Literatur:
    Althoff, Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 68,138,225,363 K 5 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 106 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 166,301,392 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 III,8 Seite 268 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 56 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963, Seite 170,236 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Reindel, Kurt: Die bayerischen Luitpoldinger von 893-989, 1953, Seite 1-5 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 190 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 80,85 -

    Gestorben:
    3.3. nach 895/vor 931/32


  26. 58.  von Franken, Hugo Graphische Anzeige der Nachkommen (31.Ludwig8, 18.Hemma7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 855/860; gestorben in Feb 880 in Charleroi [6000],Wallonien,Belgien; wurde beigesetzt in Lorsch Kloster [64653],Bergstraße,Hessen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Ostfrankenreich; Ostfränkischer Prinz

    Notizen:

    Hugo Ostfränkischer Prinz
    855/60- Febr. 880 gefallen bei Thimeon Begraben: Kloster Lorsch

    Illegitimer Sohn des ostfränkischen Königs Ludwig III. der Jüngere

    Werner Karl Ferdinand: Seite 456, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    V. Generation 21-23

    Die Reihenfolge der Kinder Ludwigs III., des Jüngeren, war nach ihren annähernden Geburtsjahren zu ordnen. Hugos Geburtsdatum dürfte bei etwa 855/60 liegen, nicht um 850 (Brandenburg), wie sich aus dem etwas späteren Ansatz für die Geburt des Vaters (IV, 21) ergibt. Eine Eheverbindung der Hildegard mit dem Grafen Engildeo, von Brandenburg mit Fragezeichen vermerkt, ist nicht bezeugt.

    Hlawitschka Eduard: Seite 232, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    Er selbst erklärte sich damals bereit, im Falle des Todes Ludwigs des Jüngeren für die Thronrechte des gleichnamigen Sohnes desselben einzutreten. Da aber Ludwigs des Jüngeren Friedelsohn Hugo hierbei nicht berührt wird, hob Ludwig der Stammler für sich also auf zwei nacheinander bestehende gültige Rechtsehen ab.

    Schnith Karl Rudolf: Seite 76,78,80, "Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern".

    Im Februar 880 konnte Ludwig zwar einen Sieg gegen ein normannisches Heer erringen (bei Thimeon im Hennegau), aber hier fiel sein Friedelsohn Hugo nach hartem Kampf.

    Mühlbacher Engelbert: Band II Seite 375, Deutsche Geschichte unter den Karolingern"

    Bei Thuin an der Sambre stößt man auf die Normannen. Sie wollen gerade beutebeladen zu ihren Schiffen zurückkehren. Die deutschen Truppen werfen sich auf dieselben. Ein wütender Kampf entspinnt sich. Der größte Teil der Normannen - wie man erzählte, 5.000 Mann - wird niedergehauen, der Rest flüchtet nach Thuin und verschanzt sich hier. Hugo, ein außerehelicher Sohn des deutschen Königs, ein schöner und tapferer Jüngling, fällt, unvorsichtig vordringend, schwer verwundet in dei Hände der Feinde. Sein Vater wähnt ihn noch retten zu können, er will ihn um jeden Preis retten. Er läßt die Verfolgung einstellen, er beginnt um die Auslieferung seines Sohnes zu unterhandeln. Doch dieser hatte schon sein Leben ausgehaucht.


    Literatur:
    Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 68 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 135,166 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 232 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 179 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 76,78,80 -

    Gestorben:
    gefallen bei Thimeon (bei Charleroi)


  27. 59.  von Franken, Bernhard Graphische Anzeige der Nachkommen (32.Karl8, 18.Hemma7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 876; gestorben in 891/892.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Ostfrankenreich; Ostfränkischer Prinz

    Notizen:

    Bernhard Ostfränkischer Prinz
    ca 876- 891/92 erschlagen
    Illegitimer Sohn des Kaisers KARL III. DER DICKE

    Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 1983

    Bernhard
    * ca. 876, + 891/92
    Außerehelicher Sohn Kaiser KARLS III.

    In der Regelung der karolingischen Thronfolge hatte Bernhard von vornherein einen schweren Stand gegenüber seinem gleichfalls unehelich geborenen Vetter ARNULF VON KÄRNTEN. So scheiterte 885 ein Plan des Kaisers, Bernhard mit päpstlicher Hilfe Anerkennung als Thronfolger zu verschaffen. Nach dem Sturz KARLS III. und der Erhebung ARNULFS zum ostfränkischen König 887 hat Bernhard seine Ansprüche nicht aufgegeben. Vermutlich wegen der Nachfolgeregelung für ARNULF Söhne empörte sich Bernhard zusammen mit Abt Bernhard von St. Gallen und Graf Ulrich von Linz- und Argengau gegen den König. 890 konnte er sich durch Flucht aus Rätien (zu WIDO VON ITALIEN?) der Verfolgung entziehen, doch gelang ein Jahr später ARNULF die Niederwerfung des Aufstands; Bernhard wurde von Markgraf Rudolf von Rätien getötet.

    Literatur:
    Dümmler² - W. Sicker, Das Thronfolgerecht der unehelichen Karolinger, ZRGGermAbt 24, 1903, 110-147 - H. Keller, Zum Sturz Karls III., DA 22, 1966 - E. Hlawitschka, Lotharingien und das Reich an der Schwelle der dt. Gesch. (MGH Schr. 21), 1968 - M. Borgolte, Karl III. und Neudingen, ZGO 125, 1977 - E. Hlawitschka, Nachfolgeprojekte aus der Spätzeit Ks. Karls III., DA 34, 1978 -

    Werner Karl Ferdinand: Seite 456, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    V. Generation 24

    Bernhard ist der einzige (uneheliche) Sohn Kaiser KARLS III. Brandenburg hat B. V,14 einen ehelichen Sohn Karlmann eingefügt, der nie existierte, vgl. dazu unsere Anmerkung zu IV,23.
    Sein Vater beabsichtigte ihn mit Hilfe des Papstes legitimieren zu lassen. Obwohl Bernhard damals noch recht jung war, scheiterte der Plan daran, dass Papst Hadrian III. im September 885 noch auf der Reise ins Frankenreich starb.

    Schieffer Rudolf: Seite 179,185,190, "Die Karolinger "

    Statt ihrer präsentierte sich die Zukunft der Dynastie in Gestalt mehrerer Bastarde, von denen eine reibungslose Thronfolge kaum zu erwarten war: ARNOLF VON KÄRNTEN, dem Friedelsohn des verstorbenen Karlmann, Bernhard, einem Illegitimus des Kaisers selbst, sowie Karl, dem kleinen postumen Stiefbruder der westfränkischen Könige, um ganz zu schweigen von dem "Aufrührer" Hugo, der den lotharischen Mannesstamm fortsetzte.
    Nach dem Tod des westfränkischen Adoptivsohns Karlmann hatte KARL III. 885 einen Versuch gemacht, seinen noch heranwachsenden außerehelichen Sohn Bernhard (von einer namentlich nicht bekannten Mutter) zum Erben einzusetzen, war aber am Einspruch von Bischöfen und mehr noch an der bedenklichen Tatsache gescheitert, daß der zur Sanktionierung des heiklen Beschlusses eingeladene Papst Hadrian III. (884-885) auf der Hinreise eines jähen Todes starb.
    ARNOLF, als König anscheinend erst seit kurzem mit Oda aus dem in der Lahngegend verwurzelten Geschlecht der KONRADINER vermählt, konnte indes lediglich zwei Söhne aus früheren, kirchlich nicht anerkannten Verbindungen vorweisen, den gerade erwachsenen Zwentibold und einen noch ganz kleinen Ratold, deren Erbrecht ihm die ostfränkischen Großen 889 in Forchheim unter der Voraussetzung zusicherten, daß ihm kein legitimer Sprößling von Oda beschieden sein würde. Vermutlich gegen diesen Beschluß entfachte Bernhard, der außereheliche Sohn KARLS III., 890/81 in Schwaben und Churrätien einen Aufstand, bei dessen Niederschlagung er getötet wurde.

    Stälin Paul Friedrich: Seite 124, "Geschichte Württembergs"

    Ohne Zweifel um sich den Besitz Schwabens zu verschaffen, erhob sich gegen den neuen Herrscher im Jahre 890 in der Bodenseegegend ein natürlicher Sohn des verstorbenen Kaisers, Bernhard, welcher wohl die von seinem Vater angewiesenen Güter in Schwaben geerbt hatte. Er trat in Verbindung mit dem Linz- und Argengaugrafen Ulrich und dem Abte Bernhard von St. Gallen, mußte jedoch fliehen und wurde im Winter 891 auf 892 von Markgraf Rudolf von Rätien aus dem Wege geräumt, während Abt Bernhard seine Abtei und Ulrich einen Teil seiner Eigengüter in Schwaben und im Elsaß verlor.

    Hlawitschka Eduard: Seite 27-30,99,107, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    KARL selbst hatte nur einen illegitimen Sohn, Bernhard, den ihm eine Konkubine niederer Herkunft geboren hatte [Zu Bernhards Abstammung vgl. Regino, Chron. ad 887, MG SS rer. Germ. Seite 128: ex pellice; Ann. Fuldens. ad 885 Seite 103: ex concubina. - Wenn E. Brandenburg, Die Nachkommen Karls d. Gr. (1935) Tafel 1, (V, 14a), KARL III. noch einen Sohn Karlmann zuweist, den ihm sogar Richgardis geboren haben soll und der freilich schon 876 verstorben sei, so verträgt sich dies in keiner Weise mit der Tatsache, daß Richgardis sich 887 erbot, ihre Jungfräulichkeit zu erweisen ( Regino, Chron. ad. 887 Seite 127). Vgl. auch den bis 881 nicht in Erfüllung gegangenen Wunsch Notkers des Stammlers nach ehelicher Nachkommenschaft des Kaisers; siehe unten Anm. 9. Mit dem 876 verstorbenen Karlomannus filius KAROLI der Ann. Alamannici ist vielmehr KARLS DES KAHLEN Sohn Karlmann gemeint; vgl. schon E. Dümmler, Gesch. d. ostfränk. Reiches II. Seite 359 Anm 1.]. Diesen gedachte er im Spätsommer oder Herbst 885 als haeredem regni post se constituere; et hoc, quia per se pose fieri dubitavit, per pontificem Romanum quasi apostolica auctoritate perficere disposuit. Aber dieser Plan schlug nach ausgiebigen am Hof abgehaltenen Beratungen, bei denen sich harter Widerstand von seiten der Bischöfe erhob [Die Ann. Fuld. sagen: Voluit (imperator) enim, ut fama vulgabat, quosdam episcopos inrationabilter deponere et Bernhartum filium suum es concubina heredem regni post se constituere. Die Zusammenhänge liegen hier offen auf der Hand. Warum sollte KARL wohl auch sonst an die Absetzung mehrerer Bischöfe zugleich denken? W. Schlesinger; Die Anfänge d. dt. Königswahl Seite 391 Anm. 45 (bzw. Wege I Seite 326 Anm. 45), bezweifelt dies, - meiens Erachtens zu Unrecht.], fehl: Der Papst, dem eine ähnliche legitimierende Rolle zugedacht war wie beim Thron- und Dynastiewechsel von 751 und der offenbar den im W-Reich seit KARL DEM KAHLEN spürbarer in den Vordergrund getretenen Krönungs- und Weihebrauch auch im Osten einführen sollte, starb auf dem Wege nach Frankfurt bzw. Mainz, wo dieser Akt stattfinden sollte.
    Jedoch in KARL III. hatte ARNULF einen mißgünstigen Onkel beschieden, der von vornherein seinen eigenen Sohn Bernhard als Nachfolger zu sehen gewünscht hatte und der ARNULF deswegen auch stets in seiner Wirksamkeit zu beschränken gewesen war.
    Bedenklich gegen diese Verbesserung muß vor allem stimmen, daß gerade im Sommer 890 Bernhard, der Sohn Kaiser KARLS III., von Rätien aus seinen Aufstandsversuch unternahm, wo er 891 schließlich auch erschlagen wurde; vgl. unten Seite 108. Eine Absendung des Churer Bischofs nach Valence, auch wenn dieser nicht mit Bernhard sympathisiert haben sollte - was gar nicht einmal feststeht -, konnte sich wohl ARNULF in deiser Situation kaum leisten.
    Das Scheitern dieser burgundisch-provencalischen Pläne muß für ARNULF um so bedauerlicher gewesen sein, als er schon im Sommer 890 im eigenen südwestlichen Herrschaftsgebiet, in Alemannien, einen Aufstand niederzuwerfen hatte, nämlich eine Erhebung Bernhards, des unehelichen Sohnes KARLS III. [BM² nr. 1847a; E. Dümmler, Gesch. d. ostfränk. Reiches III² Seite 341f. - Nach B. Berthold, Die Kirchenpolitik der deutschen Könige von Arnulf v. Kärnten bis zu Heinrich I. (Diss. Masch. Halle 1944) Seite 11ff., habe dieser Aufstand des Jahres 890 in Schwaben ARNULF bewogen, sich gegen den weltlichen Adel mehr und mehr auf die Kirche zu stützen, was schließlich - besonders für die Jahre 893 bis 895 - zu einem ganz engen Bündnis ARNULFS mit der Geistlichkeit (gegen den weltlichen Adel) geführt habe. Was man von einer solchen Ansicht zu halten hat, ist bereits von G. Tellenbach, Zur Geschichte Kaiser Arnulfs, in: HZ 165 (1942) Seite 239ff. (= Wege d. Forschung I Seite 145ff.), gegen J. Schur, Königtum und Kirche im ostfränkischen Reich vom Tode Ludwigs d. D. bis Konrad I. (1931) Seite 44f., dessen Thesen B. Berthold im wesentlichen zu rechtfertigen sucht, dargelegt worden. Ihre Argumente sind gegenüber G. Tellenbach jedenfalls nicht durchschlagend]. Alemannien blieb dadurch ein für seine Herrschaft unsicheres Land, zumal Bernhard zu entfliehen vermochte. Im Septenmber 891 konnte schließlich der aufständische Bernhard, der vielleicht eine Zeitlang bei Rudolf von Hochburgund oder auch bei WIDO VON ITALIEN Zuflucht gefunden hatte [Beachtlich ist immerhin, daß die Ann. Alamann. ad. 890, MG SS I Seite 52, in dunkler Kürze melden: Berenhart filius KAROLI vix de Retia evasit und daß der spätmittelalterliche Kompilator Gobelinus Person (1358-1421), dem heute verlorene Quellen zur Verfügung gestanden haben müssen, schreib: Postqiam ARNULFUS electus erat in regem, Bernhardus filius KAROLI GROSSI fugit in Italien ad WITTONEM, cui pars Italie commissa fuerat. Vgl. hierzu K. A. Kehr, Ein verschollenes karolingisches Annalenwerk, in: NA 28 (1903) Seite 330f.], vom Grafen Rudolf von Rätien aus dem Wege geräumt werden.

    Schieffer Rudolf: Seite 138,142, "Karl III. und Arnolf" in: Festschrift für Eduard Hlawitschka zum 65. Geburtstag

    Als sich diese Hoffnungen durch den Tod der jungen Könige (882/84) zerschlagen hatten und neben KARL überhaupt kein ehelich geborener Anwärter aus der stirps regia übrig zu sein schien, richteten sich die Pläne des Kaisers 885 zeitweilig auf den eigenen, illegitimen Sohn Bernhard, der im Vergleich mit ARNOLF jedoch den empfindlichen Mangel hatte, noch nicht erwachsen und überdies von einer namenlosen Mutter eindeutig während der Ehe KARLS mit Richgard zur Welt gebracht worden zu sein. So mag ein Teil der Widerstände, an denen das Vorhaben bald scheiterte, bereits in diesen Defiziten seinen Grund gehabt haben.
    Sein illegitimer Sohn Bernhard, der schon 885 als Nachfolgekandidat überspielt worden war, stand 890 im Mittelpunkt eines in den Zielen unklaren Aufstandes, zu dem sich geistliche und weltliche Große in Schwaben gegen ARNOLF verbanden. Mit Namen genannt sind Abt Bernhard von St. Gallen, der sein Amt vor Jahren vom alten Kaiser persönlich empfangen hatte und es nun als Rebell gegen den Nachfolger einbüßte, ferner ein Priester Isanrich, der enteignet wurde, sowie Udalrich, als Inhaber mehrerer alemannischer Grafschaften und Sohn eines nepos Ludwigs des Deutschen einer der Mächtigsten im Lande.
    Zu denen, die aus der Entwicklung Gewinn zogen, gehörte, soweit wir sehen, auch der rätische dux Rudolf, der den unglücklichen Prätendenten Bernhard gewiß mit Billigung ARNOLFS umbrachte,als er im Winter 891/92 nach zeitweiliger Flucht wieder im Alpenraum auftauchte. Rudolf entstammte dem WELFEN-Hause.

    Literatur:
    Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 226,263,265 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 196,205,256 - Borgolte Michael: Karl III. und Neudingen. Zum Problem der Nachflgeregelung Ludwigs des Deutschen. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 245-247,289,293,341-343 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 27-30,33,38,40, 53,68,99, 107,123,209 - Hlawitschka, Eduard: Nachfolgeprojekte aus der Spätzeit Kaiser Karls III., in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 123-155 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 426,483 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 179,185,190 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 72,117 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 78,80,84 -

    Gestorben:
    erschlagen



Generation: 10

  1. 60.  von Burgund, Rudolf I. Graphische Anzeige der Nachkommen (34.Adelheid9, 21.Konrad8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren vor 890; gestorben in Jan 936 in Auxerre [89000],Yonne,Burgund,Frankreich; wurde beigesetzt in Sens [89100],Yonne,Burgund,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 921-936, Burgund,Frankreich; Herzog von Burgund
    • Titel/Amt/Status: 13.7.923-936, Frankreich; König von Frankreich

    Notizen:

    Rudolf I.
    König von Frankreich (13.7.923-936)
    Herzog von Burgund (921-936)
    vor 890-14./15.1.936 Auxerre Begraben: Ste-Colombe les Sens
    Ältester Sohn des Herzogs Richard I. von Burgund und der Adelheid von Auxerre, Tochter von Graf Konrad II.

    Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 1077

    Rudolf (Raoul), König der Westfranken
    + 14./15. Januar 936 Auxerre Begraben: Ste-Colombe les Sens

    Sohn von Richard dem Justitiar und Adelais, Schwester von Rudolf I.

    Rudolf tritt seit 890/94 in Erscheinung. 916/18 entriß er Bourges dem Herzog Wilhelm II. von Aquitanien. Er folgte seinem Vater als Herzog von Burgund und Laienabt von St-Germain d’Auxerre und Ste-Colombe nach. Verbündet mit König Robert I., dessen Schwester Emma (+ 934) [Richtig ist: Emmawar die Tochter Roberts I. von Neustrien]er heiratet, wurde er als dessen Nachfolger am 13. Juli 923 in Soissons gekrönt, unter Beibehaltung seines Herzogtums. Er mußte gegen die Normannen, die Karl den Einfältigen loyal unterstützten, kämpfen, entriß Rollo die Burg Bayeux, plünderte Eu (925) und wurde bei Fauquembergues verwundet (929); er trat den Ort Nantes an die Loire-Normannen ab, konnte diese aber schließlich bei Estresses im Limousin vernichten (929); der Normannen-Fürst Wilhelm Langschwert unterwarf sich 933 gegen Abtretung von Avranches und Coutances. Rudolf griff auch in Lotharingien ein (923 Belagerung von Zabern/Saverne), mußte es aber 926 an König HEINRICH I. abtreten. Die Freilassung Karls des Einfältigen (927) erlaubte Rudolf die Wiederversöhnung mit dem KAROLINGER, dem er den Fiscus von Attigny überließ. Karls Tod in Attigny (928) [Im Lexikon des Mittelalters Band V Spalte 966 wird der Tod Karls des Einfältigen zum 7. Oktober 929 in Peronne angegeben.] erleichterte die Anerkennung von Rudolfs Königtum im Süden des W-Frankrenreichs; er erlangte die Anerkennung von seiten Wilhelms von Aquitanien (dem er 927 Bourges zurückerstattete) sowie der Grafen von Toulouse und Rouergue. Nachdem Heribert von Vermandois zunächst sein Verbündeter (gegen Karl den Einfältigen) gewesen war, kam es schließlich zum Konflit: Heribert brachte Laon, Reims und Soissons in seine Hand, Rudolf seinerseits nahm im Gegenzug die Orte Denain, Laon Reims und Chateau-Thierry ein, mußte seinem Gegenspieler aber Peronne und St-Quentin überlassen. Im Kampf gegen Heribert war Rudolf auf die Unterstützung des Herzogs von Neustrien, Hugos des Großen, angewiesen, der sich mit der Abtretung von Le Mans (924) entschädigen ließ.
    In seinem Herzogtum, das 935 von den Ungarn geplündert wurde, entzog Rudolf dem Vizegrafen von Auxerre, Rainald, die Burg Mont-St-Jean (924) und unterdrückte den Aufstand des Grafen von Chalon, Giselbert von Vergy (932); 935 entzog er Dijon dem Grafen Boso. Offenbar leitete er den Übergang der burgundischen Besitzungen an seinen Bruder Hugo den Schwarzen ein, der bereits im Gebiet jenseits der Saone begütert war. Er veranlaßte auch Karl Konstantin zum Treueid (Vienne, 930).

    Thiele, Andreas: Tafel 104, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa"

    RUDOLF + 936
    921 Herzog von Burgund, 923 König von Frankreich
    oo 910 EMMA VON FRANKREICH + 935
    Tochter des Königs Robert I. (Haus ROBERTINER)
    (Frankreich Ib/1)

    Thiele, Andreas: Tafel 43, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa"

    EMMA + 935
    oo 910 RUDOLF VON BURGUND (zur Herkunft Burgund II/1) + 936

    Nach Roberts I. von Neustrien Tod wurde Rudolf auf Betreiben seines Schwagers, Hugos des Großen, von der revoltierenden Adelsfraktion zum König erhoben. Kurz darauf nahm Heribert von Vermandois Karl III. den Einfältigen gefangen. Obwohl Rudolf nun allgemein anerkannt wurde, war er nur ein machtloser Primus inter pares. Er verzichtete 925 auf Lothringen (Bündnis mit HEINRICH I.) und erschöpfte sich in ständigen Fehden gegen Kronvasallen und burgundische Große. Rudolf vermochte über das Gebiet seines Herzogtums hinaus keine nennenswerte Macht auszuüben. Er wurde als durchaus fähig und mutig überliefert.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 483,487,489,491, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    In dieser Schlacht fiel Robert am 15. Juni 923. Aber Karl unterlag, und die Sieger beharrten auf ihrer Entscheidung, den KAROLINGER abzusetzen. Sie wählten als Nachfolger Roberts den Gemahl seiner Schwester Emma, Herzog Rudolf von Burgund, den Sohn von Herzog Richard Justitiarus [Persönlicher Einwurf: Emma kann nur die Tochter Roberts von Neustrien sein, da sie als dessen Schwester bei der Eheschließung mit Rudolf bereits ein Alter von fast 50 Jahren erreicht haben müßte und fast 25 Jahre älter als dieser gewesen wäre.]. Am 13. Juli fand in Soissons die Krönung statt.
    Heribert von Vermandois, der von den KAROLINGERN abstammte, verständigte sich mit dem neuen König Rudolf, um den KAROLINGER durch List zu Fall zu bringen. Als Rudolf die Francia zwischen Seine und Maas verließ, um in sein Burgund zurückzukehren, schickte Heribert Boten zu Karl, die ihm ein Treffen vorschlugen und, kaum zu glauben, auch die Aussöhnung anboten. Karl ließ sich darauf ein und wurde gefangengenommen. Wie Flodoard ausdrücklich bestätigt, begab sich Heribert sofort anschließend zu Rudolf, ein sicherer Beweis für die Verstrickung des Königs in eine Aktion, die offenbar weder gegen seine Ehre noch gegen seien Treue verstieß.
    Im Jahre 922 hatte Robert selbst einen Sohn, der alle Grafschaften übernehmen und so den ROBERTINERN erhalten konnte. Folglich nahm auch er jetzt die Krone an. Dagegen hatte Hugo der Große beim Tod seines Vaters im Jahre 923 weder Bruder noch Sohn, die das politische Erbe der ROBERTINER hätten bewahren können. Er konnte deshalb eine Wahl zum König nicht annehmen. Man mußte also einen "Ersatzmann" finden; man entschied sich für Rudolf, den Schwager Hugos des Großen. Der hatte einen Bruder, Hugo den Schwarzen, der den Weiterbestand der Dynastie in Burgund und ihre dortige Machtstellung sichern konnte.
    In der langwierigen Auseinandersetzung, die deswegen auf dem Boden der Francia ausgetragen wurde, sind vier Phasen zu unterscheiden:
    Während der 1. Phase (923-926) war König Rudolf mit Heribert verbündet. Der Graf von Vermandois mußte sich im Norden gegen den mächtigen Grafen von Flandern verteidigen. Er leistete dem König mit seinen Kriegern treue Dienste, in der Schlacht von Fauquembergues (926) gegen die Normannen rettete er ihm sogar das Leben. Rudolf seinerseits machte ein königliches Geschenk: Im Jahre 925 bestätigte er eine ziemlich anstößige Abmachung, der zufolge Heriberts damals fünfjähriger Sohn Hugo zum Erzbischof von Reims bestimmt wurde. Zum geistlichen Administrator ernannte man den Bischof von Soissons, die weltliche Verwaltung übernahm Heribert selbst. Dadurch erhielt er das Kommando über die sehr beachtlichen Reimser Streitkräfte, außerdem konnte er aus dem Lehnsbesitz der Kirche große Einkünfte ziehen, die es ihm ermöglichten seine eigene Stellung und die seiner Vasallen zu festigen. Das frühere Gleichgewicht in der Francia zwischen dem karolingischen König, dem Reimser Erzbischof, dem Haus VERMANDOIS und den Interessen der ROBERTINER war damit gestört. Hugos des Großen Verärgerung über die allzu enge Verbindung zwischen Burgund und Vermandois führte zu einer folgenschweren Maßnahme: In Absprache mit Herzog Wilhelm II. von Aquitanien, der König Rudolf noch immer nicht anerkannt hatte, verständigte er sich mit den Loire-Normannen. Die verschonten von da an Neustrien und Aquitanien, dafür durften sie ungehindert nach Burgund durchziehen.
    Die 2. Phase (927-929) des Konflikts ist durch den Bruch zwischen Rudolf und Heribert gekennzeichnet. Der Graf von Vermandois war einfach unersättlich. Beim Tode des Grafen von Laon verlangte er diese Grafschaft, obwohl die Stadt Laon, die letzte Bastion des Königtums war. Rudolf wies ihn glatt ab, und Heribert zeigte sich daraufhin als Meister der politischen Erpressung. Er benützte zwei Könige als Werkzeuge gegen seinen eigenen. Im Jahre 927 huldigte er HEINRICH I. und sicherte sich damit eie wertvolle Unterstützung, die noch durch Verwandtschaftsbeziehungen im O-Reich, vor allem in Sachsen, verstärkt wurde. Im gleichen Jahr entließ er Karl den Einfältigen aus seiner Haft und drohte, ihn wieder als rex Francorum einzusetzen.Angesichts dieser Gefahr mußte Rudolf Laon preisgeben. Außerdem überließ er Karl die Pfalz Attigny gegen dessen endgültigen Verzicht auf die Königswürde. Übrigens starb Karl wenig später im jahr 929.
    Jetzt ghab der ROBERTINER Hugo der Große seine zurückhaltende Politik auf, denn Heribert war zu mächtig und zu gefährlich geworden. Er verbündete sich mit Rudolf und unternahm in den Jahren 930 bis 934 mehrere, oft sehr strapaziöse Feldzüge, um Heriberts Mactstellung zu vernichten. Im Jahr 932 wurde Reims genomen, wo der junge Hugo von Vermandois durch den neuen Erzbischof Artold ersetzt wurde.
    Die letzte Phase (935-936) wurde von HEINRICH I. bestimmt, der seinen Vasallen und Verbündeten Heribert nicht im Stich ließ. Erst erzwang der ostfränkische König einen Waffenstillstand, dann kam es im Jahr 935 zu einem Dreikönigstreffen am Chiers und zum Friedensschluß. Beteiligt waren Rudolf, HEINRICH und Rudolf II. von Hoch-Burgund. Rudolfs Bruder Boso bekam seine Besitzungen in Lotharingien zurück, das im übrigen HEINRICH I. von niemandem mehr streitig gemacht wurde. Heribert erlangte seine Grafschaften und Festungen fast alle wieder. Als im besonderen Fall von Saint-Quentin die Auslieferung durch Hugo den Großen verweigert wurde, zwang ihn ein sächsisch-lothringisches Heer HEINRICHS I. dazu.
    Wenig später erkrankte Rudolf schwer und starb im Januar 936.
    Seine Regierungszeit bedeutet zweifellos einen Tiefpunkt der königlichen Gewalt im W-Reich. Dabei kann Rudolf persönliche Tüchtigkeit keineswegs abgesprochen werden, er kämpfte energisch gegen die Normannen und konnte im Jahr 930 sogar einen Sieg über die Loire-Normannen erringen. Unter den westfränkischen Königen ist Rudolf der einzige, der in Katalonien niemals anerkannt wurde. Man zählte dort nach den Herrscherjahren Karls III. bis 929 und dann die Jahre nach seinem Tod. In anderen Regionen wurde Rudolf erst sehr spät anerkannt, beispielsweise im Jahr 932 vom Graf von Toulouse und marchio von Gotien, Raimund III. Pontius. Um seine Anerkennung bei Wilhelm II. von Aquitanien durchzusetzen, konnte Rudolf mit der Unterstützung Heriberts II. und Hugos des Großen rechnen. Er mußte sie aber erkaufen und dem einen Peronne, dem anderen Maine versprechen. Danach war es Rudolf zwar möglich, an der Spitze eines starken Heeres Wilhelm an der Loire entgegenzutreten, aber er mußte ihm die Grafschaft Berry zurückgeben, die der Burgunde unter Karl dem Einfältigen und mit Hilfe Roberts von Neustrien den Aquitaniern abgenommen hatte. Erst danach war der Herzog von Aquitanien zur Huldigung bereit. Trotzdem unternahm er im Jahr 926 einen Aufstand, und trotzdem verweigerte sein Nachfolger Acfred dem König die Anerkennung. Allerdings wurde dann Rudolfs Autorität von Graf Ebalus Manzer von Poitou respektiert, der im Jahre 927 die Auvergne und die Oberhoheit über Aquitanien erbte.
    Insgesamt bleibt also ein wenig erfreulicher Eindruck. Es überrascht nicht, daß während dieser Regierung einige Fürsten begannen, Münzen unter eigenem Namen zu prägen, ohne den des Königs auch nur zu nennen. Das taten Wilhelm II. von Aquitanien in der Auvergne, in Brioude, und Rollos Sohn Wilhelm Langschwert in der Normandie.
    Wenigstens eine gewisse Genugttung erlebte Rudolf in einem Land, das ihm seitseiner Jugendzeit vertraut war. Sein Vater hatte ihn damit beauftragt, LUDWIG DEN BLINDEN zu beschützen. Als Sohn von Richards Bruder Boso war dieser ephemere Kaiser Nachfolger im Königtum über die Provence; er starb im Jahr 928. Die Regentschaft über das Reich fiel an Hugo von Arles, Markgraf der Provence, der eben zum König von Italien gewählt worden war. Von ihm erhielt Rudolf Rechte über den ausgedehnten Dukat von Vienne und Lyon. Im Jahr 931 konnte er dann Karl-Konstntin, den illegitimen Sohn LUDWIGS DES BLINDEN und Grafen von Vienne, dazu veranlassen, ihm zu huldigen. Allerdings ging der größte Teil des Königreiches für Rudolf verloren: Hugo von Arles, König von Italien, übergab diese Gebiete um 933 an König Rudolf II. von Hoch-Burgund.

    910/14 oo Emma von Neustrien, Tochter des Herzogs Robert I. x 890/95- Ende 934

    Literatur:
    Alvermann, Andrea: Geschichte der Grafschaften, Ländereien & der Stadt Saint Pol. Übersetzung aus dem Mittelfranzösischen Kapitel 4 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990 Seite 39,48,56 Anm. 57,57 Anm. 80,58 Anm. 81,60,74 Anm. 170,76 Anm. 178 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 38,49,53 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 22-24,45,95 - Ehlers Joachim/ Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 13,23,34, 36-45,48 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969 Seite 24,41 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 205 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite16-18,81,95-103,110,125 - Mexandeau Louis: Die Kapetinger. Editions Rencontre Lausanne 1969 Seite 67-68 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 204,206 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 367 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 78,85 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 116, 119,127 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 151,155,165,175 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 5-402 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 43,104 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 483,487,489,491,494,508 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989 Seite 46,51, 53,55,65,121,130,132 -

    Gestorben:
    14./15.1.936

    Begraben:
    Abtei Sainte-Colombe

    Rudolf heiratete von Neustrien, Emma in 910/914. Emma (Tochter von von Neustrien, Robert I. und Aelia) wurde geboren in 890/895; gestorben in Ende 934. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 61.  von Burgund, Hugo I. Graphische Anzeige der Nachkommen (34.Adelheid9, 21.Konrad8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 890; gestorben am 17 Dez 952; wurde beigesetzt in Besançon [25000],Doubs,Franche-Comté,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Provence,Frankreich; Graf und Markgraf von Provence
    • Titel/Amt/Status: 936-952, Burgund,Frankreich; Herzog von Burgund

    Notizen:

    Hugo I. der Schwarze
    Herzog von Burgund (936-952)
    Graf und Markgraf von Provence
    um 890-17.12.952 Begraben: Besancon
    Jüngerer Sohn des Herzogs Richard I. von Burgund und der Adelheid von Auxerre, Tochter von Graf Konrad II.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 161

    Hugo der Schwarze (Hugo Capito)
    + 17. Dezember 952 Begraben: Besancon
    Sohn von Richard dem Justitiar (BOSONIDEN) und Adelheid (Adelais), der Schwester König Rudolfs I. von Burgund

    Hugo der Schwarze, belegt seit ca. 900, tritt zunächst im Königreich Burgund als Graf von Portois und Varais auf (um 914). Nach der Wahl seines Bruders Rudolf zum westfränkischen König dehnte Hugo der Schwarze offenbar seinen Einfluß auf das zur Francia gehörige Burgund aus, besetzte Langres und ließ die Burgen Clefmont und Vignory erbauen. 936 verweigerte er König Ludwig IV. die Anerkennung; dieser entzog ihm daraufhin die Langres und das nördliche Burgund. Nach dem Bruch Ludwigs IV. mit Herzog Hugo dem Großen (937) verbündete sich Hugo der Schwarze mit dem König, dem er bei seinen Feldzügen in Lotharingien unterstützte und dem er seine Territorien jenseits der Saone (später Freigrafschaft Burgund) unterstellte - auf Kosten des minderjährigen Königs Konrad von Burgund. Doch wurde Hugo der Schwarze bald von OTTO I. genötigt, Frieden mit Hugo dem Großen zu schließen und sich Konrad zu unterwerfen; 943 mußte Ludwig IV. die burgundische Herzogsgewalt an Hugo den Großen übertragen. Hugo der Schwarze blieb jedoch 'marchio' (auch 'archicomes') der beiderseits der Saone gelegenen Gebiete. - Der Name von Hugos Frau ist unbekannt (vielleicht die mit Hugo von Arles verwandte Ermengard?); eine Hypothese schreibt Hugoz wei Töchter zu, verheiratet mit Giselbert von Vergy bzw. Leutald von Macon (beide hatten Grafschaften und zum Teil Titel Hugos inne).

    Literatur:
    M. Chaume, Origines du duche de Bourgogne, I, 1927 - W. Kienast, Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland, 1968, 91f. - HEG I, 731-783 [K. F. Werner] -

    Thiele Andreas: Band II Teilband 1 Tafel 97, "Erzählende genealogische Stammtafeln"

    Hugo I. der Schwarze folgte 936 seinem Bruder Rudolf als Herzog von Burgund, das er vorher als Regent innehatte. Er verlor wichtige Machtpositionen des Bruders und Vaters und stritt mit Großen und Bischöfen. Hugo wurde letztlich von Hugo von Franzien weitgehend verdrängt und auf Reste beschränkt.

    Riche Pierre: Seite 298,305,311, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    König Rudolf starb ohne unmittelbare Erben. Sein Bruder Hugo der Schwarze verzichtete auf die Nachfolge und begnügte sich mit der Herrschaft über das Teilreich Burgund.
    Ludwig IV. empfing die Huldigung der Großen; Hugo der Schwarze folgte erst 938.
    Ludwig IV. hatte 936 Hugo dem Großen bei der Eroberung von Langres Hilfe geleistet, aber dann unterstützte er Hugo den Schwarzen im Kampf gegen den Herzog von Francien. 946 weilte Ludwig IV. in Autun und traf dort seinen "getreuen" Hugo den Schwarzen, den Markgrafen Giselbert und die übrigen Großen Burgunds. Als Hugo der Schwarze 952 starb, ging Burgund für die BOSONIDEN verloren.

    Schwager Helmut: Seite 40,98/99,102,167,169,179,188,193,199-201,203,205,209,215,218,256-258,262, „Graf Heribert II.“

    Ihm folgte sein Sohn Herzog Rudolf (921-923/36), nach dessen Wahl zum westfränkischen König 923 ihm sein Bruder Hugo der Schwarze (923/36-952) bei der Verwaltung der bosonidischen Besitzungen half.
    Als daher nach Ostern 922 der Aufstand der robertinischen Partei gegen den KAROLINGER ausbrach, waren auch Herzog Rudolf von Burgund und sein Bruder Graf Hugo der Schwarze von Varais dabei. Allerdings griffen die BOSONIDEN erst Ende Mai 922 mit einem burgundischen Heer bei Epernay an der Marne ein, wobei es im Laufe des Juni teils zu Verhandlungen, teils zu Gefechten kam, wobei Graf Hugo der Schwarze unter anderem Leute Graf Haganos beim Plündern von Reimser Kirchengut überraschte und gefangennahm.
    Nach der Wahl seines Bruders Rudolf zum westfränkischen König half ihm Hugo der Schwarze Graf von Varais bei der Verwaltung der bosonidischen Besitzungen (das heißt der Loire/Rhone-Raum, wo der BOSONIDE das Herzogtum und die Grafschaften Autun, Avallon und Lassois besaß, die er aber 923 seinem Bruder Graf Hugo zur Verwaltung überlassen mußte); doch zerfiel das Herzogtum Burgund durch äußere Angriffe (seitens der KAROLINGER-Könige und ROBERTINER-Herzöge) wie auch innere Erosion (unter anderem Verlust der Grafschaft Sens an die ROBERTINER bzw. KAROLINGER).
    Nach Rudolfs Tod kämpften im Herzogtum Burgund um Rudolfs Erbe, sein Bruder Graf Hugo der Schwarze, und sein Schwager, der ROBERTINER Markgraf Hugo von Neustrien, um die Macht. Im Juli 936 traf den BOSONIDEN Hugo der Schwarze der Vernichtungsschlag von König Ludwig IV. und Hugo von Franzien, der ihm später die Hälfte des Herzogtums Burgund kosten sollte. Im Jahre 937 söhnte sich König Ludwig IV. mit Herzog Hugo dem Schwarzen von Burgund, Hugos des Großen Erbfeind, aus. Der BOSONIDE, der durch die aggressive Burgundpolitik Herzog Hugos von Franzien schwer in Bedrängnis war, traf sich schließlich mit dem westfränkischen König noch im Jahre 938, und gemeinsam schloß man ein Freundschaftsbündnis zur Abwehr gegen jedermann. Am 20. Juni 939 traf sich König Ludwig IV. in Le Chesnois bei Douzy an der Chiers mit Herzog Hugo dem Schwarzen von Burgund zwecks Bekräftigung ihres Bündnisses und um den Rücken für die lothringische Operation frei zu bekommen. Auf Betreiben Heriberts II. und Hugos des Großen von Franzien fiel 940 der ostfränkische König OTTO I. ins W-Frankenreich ein und stieß bis an die obere Seine vor, wo sich ihm Ludwigs IV. Verbündeter Herzog Hugo der Schwarze von Burgund eilends kampflos ergab. Der BOSONIDE mußte sich eidlich verpflichten, dem weiteren Kampf von nun an fernzubleiben.
    Der KAROLINGER flüchtete diesmal auch nicht, wie schon im Jahre 940, zu Herzog Hugo dem Schwarzen von Burgund, denn der BOSONIDE war zwar einer der treuesten Anhänger des Königs, doch tatsächlich weder willens noch in der Lage, ihm wirksam zu helfen [In den folgenden Ereignissen ist von Herzog Hugo dem Schwarzen von Burgund nicht mehr die Rede; zwei Jahre später sollte dann der Bruch zwischen dem BOSONIDEN und König Ludwig IV. offenbar werden.]. Daher reiste der westfränkische König von seinem Zufluchtsort Omont aus lediglich über das Herzogtum Burgund, wo er am 8. November 941 in Tournus dem Kloster Saint-Philibert die Besitzungen bestätigte, in das Königreich Burgund.
    Erneut begab sich der KAROLINGER daher ins Herzogtum Burgund, um bei Herzog Hugo dem Schwarzen weitere Verstärkungen im Kampf um Laon zu besorgen
    Dennoch konnte der HERIBERTINER mit diesem Verhalten natürlich seinen Schwager nicht daran hindern, den blutjungen König für seine eigensüchtigen Hausmachtziele einzuspannen, indem er ihn gegen den BOSONIDEN Hugo den Schwarzen (+ 952), einen Bruder des verstorbenen Königs Rudolf, hetzte, der sich gerade Langres bemächtigt hatte und das Herzogtum Burgund/Bourgogne als Erbe beanspruchte. Herzog Hugo von Franzien und König Ludwig IV. fielen tatsächlich noch im Juli 936 in die Burgundia ein und eroberten Langres, das der BOSONIDE räumen mußte.
    Im Spätherbst 936 kam es nämlich zum Friedensschluß zwischen Herzog Hugo von Franzien und dem BOSONIDEN Herzog Hugo dem Schwarzen von Burgund, wobei man die Burgundia teilte. Dabei verblieb der Süden des Herzogtums Burgund mit Langres, Dijon und der Abtei Saint-Germain in Auxerre sowie dem offiziellen Herzogstitel dem BOSONIDEN, während der ROBERTINER zahlreiche burgundische Grafschaften im nördlichen Teil, wie zum Beispiel Auxerre, Troyes und Sens, für sein Haus einziehen konnte.
    Dadurch ermutigt, eröffnete der KAROLINGER bereits Ende Januar 939 mit dem verbündeten Herzog Hugo dem Schwarzen nun eine Großoffensive gegen seinen stärksten Gegner, eben Herzog Hugo von Franzien.

    Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Seite 49,54,58, "Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498."

    Ludwig begleitete Hugo auf dessen Feldzug gegen Herzog Hugo "den Schwarzen" (das heißt den Schwarzbärtigen), den Bruder des verstorbenen W-Franken-Königs Rudolf, der dem übermächtigen dux Francorum den N Burgunds insbesondere die wichtige Grafschaft Sens abtreten mußte, die einst Richard "le Justicier", der Vater Hugos des Schwarzen, für Burgund erworben hatte. Der Frieden, den Hugo Magnus mit Hugo dem Schwarzen schloß, nutzte allein dem dux Francorum und öffnete Ludwig die Augen über die ihm von Hugo zugedachte Rolle.
    Die Reaktion Hugos ließ nicht lange auf sich warten: er schloß Frieden mit seinem Erzfeind, dem Grafen Heribert II. von Vermandois, während Ludwig den gerade von Hugo gedemütigten Hugo von Burgund zum Markgrafen (marchio) erhob und zum Bundesgenossen gewann.
    Unter dem Eindruck dieser Beweise guten Willens seiten Hugos entschloß sich Ludwig, Hugo erneut den ducatus Franciae und darüber hinaus auch Burgund zu verleihen, was den Bruch mit Hugo dem Schwarzen, seinen alten Verbündeten bedeutete.
    Unter der Vermittlung Herzog Konrads von Lothringen kam es im Frühjahr 950 zu einem Grenztreffen Ludwigs mit Hugo an der Marne, an dem auch die Herzöge Konrad von Lothringen und Hugo der Schwarze von Burgund teilnahmen.

    Kienast Walter: Seite 91, "Der Herzogstitel in Deutschland und Frankreich (9. bis 12. Jahrhundert)"

    Rudolfs Bruder Hugo der Schwarze (936-952), der bis dahin in den Urkunden gewöhnlich als Graf firmiert, erbt die Bourgogne, führt aber in seinen cartae und den ihn betreffenden notitiae sowie mit einer Ausnahme im Context fremder Urkunden niemals den Titel Herzog, sondern immer nur marchio oder häufiger comes, einmal archicomes. Es ist, als scheue er sich, dieselbe Würde in Anspruch zu nehmen, welche die staatsgründende Regierung seines Vaters krönte. Der großzügige Sprachgebrauch eines gleichzeitigen Chronisten, der ihn mit dem "dux" schmückt, kann sich aber auf eine Königsurkunde berufen. Denn die Enthaltsamkeit Hugos ist auffällig angesichts der Tatsache, daß Ludwig IV. ihm, wenn auch nur zu einem bestimmten Zeitpunkt, den Herzogstitel nicht versagt hat. Zwar gab es in Burgund, anders als in Franzien, keinen Dukat als Institution, geschieden von der Grafschaft. Aber das galt etwa für Aquitanien auch. Wir können Hugos des Schwarzen Zurückhaltung nicht sicher erklären. Vielleicht kommt darin eine Rücksicht auf den ROBERTINER zum Ausdruck. Hugo führte ein schwaches Regiment. Im Kriege mit König Ludwig IV. und Hugo von Franzien verlor er gleich am Anfang seiner Regierung den Nordteil seines Landes. Die Grafschaft Autun, die Hauptstütze seiner Macht, verlehnte er an den Grafen Giselbert von Chalon, der eine Tochter oder Enkelin Richards geheiratet hatte.


    oo Ermengard


    Literatur:
    Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 45 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 36,49,54,58 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 242,247 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 36 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 125,164 - Kienast, Walther: Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. Bis 12. Jahrhundert), R. Oldenbourg Verlag München-Wien 1968 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 298,305,311 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 91 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 40,72,98/99,102,116,162,165,167,169,179,181,188,193,199-201,203,205,209,215,218,253,256/57,261/62,266,268,289,310,332,350, 363,368/69,400 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 486,493,512 -


  3. 62.  von Burgund, Boso Graphische Anzeige der Nachkommen (34.Adelheid9, 21.Konrad8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 890/895; gestorben am 13 Sep 935.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Arles (Grafschaft),Bouches-du-Rhône,Provence-Alpes-Côte d’Azur,Frankreich
    • Titel/Amt/Status: Avignon [84000],Vaucluse,Provence-Alpes-Côte d’Azur,Frankreich
    • Titel/Amt/Status: Vitry-en-Perthois [51300],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich; Graf von Vitry, Porthois, Arles und Avignon

    Notizen:

    Boso Graf von Vitry, Porthois, Arles und Avignon
    um 890/95-13.9.935
    Sohn des Herzogs Richard I. von Burgund und der Adelheid von Auxerre, Tochter von Graf Konrad II.

    Thiele Andreas: Band II Teilband 1 Tafel 97, "Erzählende genealogische Stammtafeln"

    Boso war auch Graf von Provence und Arles. Er baute sich auch in Lothringen Machtpositionen auf und wurde als Führer der französischen Partei von Herzog Giselbert verjagt.

    Holtzmann Robert: Band I Seite 77,81, "Geschichte der sächsischen Kaiserzeit"

    Ende 923 zog HEINRICH I. über den Rhein, Metz wurde belagert und eingenommen, Graf Otto, der Sohn des soeben durch Rudolfs Bruder Boso ermordeten Richwin von Verdun, trat auf seine Seite und gehörte seitdem zu den Anhängern Giselberts.
    Im Sommer 928 erschien der König nochmals in Lothringen, wo er den widerspenstigen Grafen Boso, Bruder Rudolfs von Frankreich, zum Gehorsam zurückgebracht hat.

    Schwager, Helmut: Seite 93/94,101,106,108,126,132,136,138,142,151,156-158, "Graf Heribert II. von Soissons"

    Noch im Jahre 928 kam es nämlich im Herzogtum Lothringen zu einem bedrohlichen Aufstand Graf Bosos (+ 935), eines Bruders König Rudolfs, und anderer Unzufriedener gegen den ostfränkisch-deutsche Herrschaft. Verhandlungen König HEINRICHS I. mit Graf Boso bewirkten schließlich eine Beruhigung der Situation und eine allgemeine Versöhnung, die aber für Graf Heribert II. negative Folgen haben sollte.
    Natürlich wurde Rudolf sofort im eigenen Herzogtum Burgund als Herrscher akzeptiert, so zum Beispiel in Sens, Nevers, Macon, Chalon-sur-Saone, Auxerre und Autun. Daneben leisteten ihm auch viele Lothringer, darunter Rudolfs Bruder Graf Boso von Perthois (+ 935) sowie die Bischöfe von Metz und Verdun, die Lehenshuldigung.
    Anschließend hielt König Rudolf am 8. April 924 einen großen Hoftag in Chalon-sur-Saone ab, zu dem neben Königin Emma, Erzbischof Seulf von Reims, Bischof Ansegis von Troyes und Bischof Abbo von Soissons als Erzkanzler auch Graf Heribert II. und Markgraf Hugo erschienen. Ebenfalls anwesend waren burgundische Aristokraten wie Graf Boso von Perthois (+ 935) und Graf Hugo der Schwarze (+ 952), die Brüder des Königs, die Grafen Walo von Dijon (+ 924) und Giselbert von Autun (+ 956); Söhne Graf Manasses I. des Älteren von Chalon (+ 918).
    Anläßlich der Streitbereinigung zwischen dem westfränkischen Herrscher Rudolf und dem niederburgundischen Regenten Hugo von Vienne wegen der Nachfolgeregelung in der Provence kam es zugleich zu einer Eheverabredung (928 Hochzeit) zwischen Rudolfs Bruder Graf Boso von Perthois (+ 935) und der HUGONIDIN Bertha (+ nach 965), der Nichte Graf Hugos von Vienne und zukünftigen Gräfin von Arles und Avignon.
    In Lothringen unternahmen nämlich Rudolfs Bruder Graf Boso von Perthois (+ 935) und andere lothringischen Grafen, unzufrieden mit der Herrschaft Herzog Giselberts von Lothringen (+ 939) und dessen Schwiegervater König HEINRICH I., einen gefährlichen Aufstand, was zu einer militärischen Intervention des LIUDOLFINGERS und gleichzeitigen Verhandlungen führte. Als Ergebnis dieser Gespräche leistete Graf Boso König HEINRICH I. erneut den Treueid und versöhnte sich mit Herzog Giselbert
    Denn Anfang 929 entbrannte der Streit um den Besitz der bereits im Jahre 928 verstorbenen KAROLINGERIN Rothilde, der Tante Karls III. und ehemaligen Schwiegermutter Markgraf Hugos von Neustrien, die das alte und reiche Kloster Chelles als Äbtissin besessen hatte. Bevor nun der ROBERTINER die Erbschaft antreten konnten, besetzte jedoch Graf Boso im geheimen Übereinkommen mit seinem Bruder König Rudolf Chelles und seine Domänen. In den aufflackernden Streit mischte sich jetzt auch Graf Heribert II. ein, und bald kam es zu heftigen Kämpfen. Schließlich eroberte Markgraf Hugo das karolingische Hauskloster im April 929, während sein Schwager Graf Heribert sich an Bosos Hauptfestung Vitry-en-Perthois schadlos hielt.
    Ein zweiter Schlag traf aber Graf Heribert II. noch im Jahre 930 mit der Rückeroberung von Vitry-en-Perthois durch Graf Boso persönlich, ja der Bruder des westfränkischen Königs riß durch eine List sogar das Reimser Besitztum Mouzon bei Sedan an sich. Allerdings nicht für lange! Konkret erwies sich dies zu Weihnachten 930, als der HERIBERTINER eine zufällige Abwesenheit Graf Bosos ausnutzte, um die Maas zu überschreiten und durch Verrat Mouzon zurückzuerobern, wobei die lothringische Garnison gefangengesetzt wurde.
    Nach ihren gemeinsamen Kämpfen gegen Graf Heribert II. hatten sich nämlich Graf Boso von Perthois und Herzog Giselbert von Lothringen zerstritten, weshalb der Reginar-Sohn Bosos Burg Doveren eroberte und sich mit dem HERIBERTINER aussöhnte. Daraufhin kündigte der BOSONIDE erneut dem ostfränkisch-deutschen König HEINRICH I. für seine lothringischen Lehen die Treue und huldigte dagegen seinem Bruder König Rudolf. Anschließend wandte sich Graf Boso gegen seinen unmittelbaren Nachbarn Bischof Bovo II. von Chalons-sur-Marne und brannte ihm die Bischofsstadt Chalons nieder.
    Denn bald befanden sich die Heere König Rudolfs, Markgraf Hugos und Graf Bosos im Spätherbst 931 bereits bei Cormicy nahe Reims, ja die königlichen Linien erstreckten sich sogar bereits bis Bouffiguereux bei Laon.
    Dort erreichte Rudolf allerdings problemlos die Anerkennung durch Graf Karl Konstantin, und da Rudolfs Bruder Graf Boso von Perthois (+ 935) mit Bertha (+ ca. 965), einer Nichte König Hugos von Italien, verheiratet war, was ihm von 931 bis 935 den Besitz der niederburgundischen Grafschaften Arles und Avignon einbrachte, muß man feststellen, daß der westfränkische König in der Tat Nieder-Burgund beherrschte..
    Schließlich kam es um den 8. Juni 935 an den Grenzen beider Reiche am lothringischen Flüßchen Chiers, vielleicht bei Sedan, zu einem großen "Gipfeltreffen". Sicher anwesend waren König HEINRICH I., der westfränkische König Rudolf und König Rudolf II. von Hoch-Burgund; weiterhin dürften noch der BOSONIDE Graf Boso, Markgraf Hugo und natürlich Graf Heribert II. anwesend gewesen sein. Umgekehrt unterwarf sich der BOSONIDE Graf Boso von Perthois dem ostfränkisch-deutschen König, wofür er kurze Zeit später seine lothringischen Domänen zurückerhielt.
    Der BOSONIDE hatte inzwischen auch seinen Bruder Graf Boso von Perthois, seine wichtigste Stütze, auf dem ostfränkisch-deutschen Feldzug gegen Markgraf Hugo verloren, wobei also ironischerweise der lothringische Graf bei der Unterstützung seines alten Todfeindes Graf Heribert II. sein Leben eingebüßt hatte.



    928 oo 1. Bertha von Tuszien, Tochter des Markgrafen Boso um 910/15-18.8.965



    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 65 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990 Seite 39 Anm. 1,60,67, 69 Anm.143a,72,74 Anm.170,79 Anm. 194,80,84,169,173, 188,193 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987 Seite 336,269,514- Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 36,40,42 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969 Seite 96 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 77,81,96 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 120 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 6,93/94,101,106,108,126,132,136,138,142,149,151,156-158,247-249,252,280-282,320, 324, 326/27,331/32, 335,389 -


  4. 63.  von Burgund, Irmgard Graphische Anzeige der Nachkommen (34.Adelheid9, 21.Konrad8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Chalon-sur-Saône [71100],Saône-et-Loire,Burgund,Frankreich; Gräfin von Chalon-sur-Saone

    Notizen:

    Ermengard (Irmgard) von Burgund
    Gräfin von Chalon-sur-Saone
    Tochter des Herzogs Hugo der Schwarze von Burgund
    Ermengard war die Erbin von Autun.


    oo Giselbert Graf von Chalon-sur-Saone - 8.4.936

    Kinder:
    - Adelheid Erbin von Troyes - nach 979
    vor 950 1. oo Robert Graf von Vermandois - 19./29.8.967
    2. oo Lambert Graf von Chalon-sur-Saone - 22.2.978
    979 3. oo Gottfried I. Grisegonelle Graf von Anjou - 21.7.987 gefallen
    - Liutgard Erbin von Autun - nach 956
    954 oo Otto von Franzien Herzog von Burgund ca 945-23.2.965

    Name:
    Ermengard

    Familie/Ehepartner: von Burgund, Giselbert. Giselbert wurde geboren um 900; gestorben am 16 Apr 956 in Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]


  5. 64.  von Burgund, Richilde Graphische Anzeige der Nachkommen (34.Adelheid9, 21.Konrad8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Mâcon [71000],Saône-et-Loire,Burgund,Frankreich; Gräfin von Burgund-Macon

    Notizen:

    Richilde von Burgund
    Gräfin von Burgund-Macon

    Tochter des Herzogs Richard I. der Gerichtsherr von Burgund und der Adelheid von Auxerre, Tochter des Grafen Konrad II.


    948/55 oo Leotald II. Graf von Burgund-Macon - 17.9.965

    Richilde heiratete von Burgund-Macon, Leotald II. in 948/955. Leotald gestorben am 17 Sep 965. [Familienblatt] [Familientafel]


  6. 65.  von der Wetterau, Udo I. Graphische Anzeige der Nachkommen (38.Gebhard9, 23.N.8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 895/900; gestorben am 12 Dez 949; wurde beigesetzt in Wetzlar [35576],Lahn-Dill-Kreis,Hessen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Graf der Wetterau

    Notizen:

    Udo I.
    Graf der Wetterau
    895/900-12.12.949 Begraben: Stift Wetzlar
    Sohn des Herzogs Gebhard II. der Jüngere von Lothringen aus dem Hause der KONRADINER und der EZZONIN Ida

    Entgegen den neuen Forschungsergebnissen von Johannes Fried und Professor Wolf habe ich [Karl-Heinz Schreiber, Genealogie-Mittelalter.de] mich entschlossen, die KONRADINER-Genealogie nach dem bisherigen Forschungsstand beizubehalten, wobei ich mich vor allem auf die Arbeit von Josef Heinzelmann beziehe, die mir dieser dankenderweise zur Verfügung gestellt hat. Die OTTONEN-Verwandtschaft Herzog Hermanns II. von Schwaben über Richlint, Tochter oder Enkelin OTTOS I., als Voraussetzung für seinen Thronanspruch von 1002 ist ebenso abzulehnen wie die Existenz einer Tochter oder Enkelin OTTOS DES GROSSEN namens Richlint.

    Lexikon des Mittelalters: Band VIII Seite 1178

    Udo I., Graf, Herzog im Elsaß
    * vor 900, + November 949 Begraben: Stift Wetzlar
    Sohn des KONRADINERS Gebhard (+ 910)

    Vettern:
    König KONRAD I. (+ 918)
    Herzog Eberhard von Franken (+ 939)
    Burghard (+ ?)
    Herzog Hermann I. von Schwaben (+ 949)

    oo Gräfin von Vermandois

    Söhne:
    Gebhard (+ 938)
    Konrad, Herzog von Schwaben (+ 997)
    Udo (+ 982)
    Heribert

    Tochter:
    Judith, Gräfin von Stade

    Udo wurde von den Königen KONRAD I. und HEINRICH I. gefördert mit Rechten in der Wetterau, Königssondergau und im Oberrheingau. Ein Turmburgbau in Wiesbaden ist wahrscheinlich. Späteres Wirken im Elsaß ist nicht genau festlegbar. Udo war Sachwalter seiner Sippe auch im Blick auf das Erzstift Mainz. Während der durch König OTTOS I. straffe Politik ausgelösten Reichswirren trat Herzog Eberhard von Franken ins Lager der Königsgegner über, die Vettern Udo und Hermann blieben auf seiten des Herrschers. Die königstreuen KONRADINER kämpften am Oberrhein, dann bei Andernach, wo Eberhard und Herzog Giselbert von Lothringen am 2. Oktober 939 den Tod fanden; nach Thietmar von Merseburg soll Udo selbst Eberhard erschlagen haben (MGH SRG [in us. schol.], II, 34). OTTO I. übertrug Udo Lehen und Grafenrechte. Im nächsten Jahrzehnt blieben Udo und Eberhards Sohn Konrad Kurzbold im Lahngau zuverlässige Stützen der Königspolitik, nicht mehr revidiert werden konnte das Erlöschen des konradinischen Herzogtums am Mittelrhein.

    Literatur:
    JDG H I., 51,196; JDG O I. 73,90ff.,117,151,175f. - H. Büttner, Gesch. des Elsaß, I, 1939 [neu hg. T. Endemann, 1991], 155ff. - E. E. Stengel, und Hermann, Die Hzg.e vom Elsaß, 1951 [Abh. und Unters.en zur hess. Gesch., 1960, 441-479] - W.-A. Kropat, Reich, Adel und Kirche in der Wetterau von der Karolinger- bis zur Stauferzeit, 1964, 41-48; 190 Anm. 21, 200 - L. Falck, Mainz im frühen und hohen MA, 1972, 56ff., 72f - O. Renkhoff, Wiesbaden im MA, 1980, 47ff., 54f.

    Barth Rüdiger E.: Seite 179, "Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert"

    Otto
    + 949
    Sohn Gebhards (+ 910), Graf in der Wetterau

    D LK 35, S. 150 v. 3.8.904
    Lac. Nr. 63, v. 3.8.904
    D K I Nr.17, v. 12.3.913, Nr. 8, v. 1.7.912, Nr. 13. v. 28.11.918
    in pago Loganacgouue (Lahngau) in comitatu Ottonis fratis nostris;
    in pago Logenehe in comitatu Ottonisgermani nostri;
    in comitatu Ottonis et Eberharti in pagis duispurch et keldaggouue;
    Mitglied der fränkischen KONRADINER-Sippe;
    s.a. Isenburg I, Tafel 4.
    Udo und sein Vetter Konrad Kurzbold besiegten am 2.10.939 bei Andernach die Herzöge Giselbert von Lothringen und Eberhard von Franken. Er beerbte 948 seinen Cousin Graf Konrad Kurzbold, war eine wichtige Stütze der OTTONEN und gründete das Kloster Naumburg in der Wetterau. 939 erbte er die Allodien des herzoglichen Cousins Eberhard, bekam aber nicht das Herzogtum.

    Köpke Rudolf/Dümmler Ernst: Seite 73,91-92,117,175, "Kaiser Otto I"

    Bei dem Strauß um Belecke (Gefangennahme des Königsbruders Heinrich) fiel Gebhard, Udos Sohn, ein Neffe des Herzogs Hermann von Schwaben, wodurch letzterer, gleichfalls schon schwankend, zum Heile für OTTO zu um so festerer Anhänglichkeit an die königliche Sache vermocht ward. Ebenso natürlich Graf Udo von der Wetterau und vom Rheingau selbst, und beider Vetter Graf Konrad vom Nieder-Lahngau, genannt Kurzbold, dem wir schon im vorhergehenden Jahre in dem Rate des Königs begegnen.
    Bei Andernach hatten die beiden Herzoge den Rhein überschritten, zunächst wohl um die Gaue ihrer Gegner, Konrads und Udos, den Nieder-Lahngau, Rheingau und die Wetterau, zu verwüsten, doch sollen sie sogar den frevelhaften Plan gehegt haben, den König selbst gefangen zu nehmen. Mit einer kleinen Schar zogen die Grafen Udo und Konrad, Eberhards Vettern, den Spuren der Plünderer nach. Von einem Priester erfuhren sie, dass die Herzoge das Heer mit der reichen Beute bereits über den Rhein gesandt hätten, sie selbst aber nähmen im Kreise weniger Begleiter noch diesseits des Stromes ein Mahl ein. Udo und Konrad eilten in fliegender Hast dem bezeichneten Orte zu und fanden ihre Feinde, wie eine spätere Sage will, bei dem Brettspiele. Nach hartnäckigem Kampfe erlag Eberhard dem Schwerte, von vielen Wunden durchbohrt, sein Gefolge wurde teils niedergehauen, teils gefangengenommen. Giselbert warf sich mit seinen Begleitern in einen Kahn, der unter der allzu schweren Last der Fliehenden umschlug und sie alle in die Fluten versenkte. Nach einer anderen Erzählung stürzte sich Giselbert mit seinem Rosse in den Strom und ertrank fortgerissen von dem Strudel der Wellen.
    Nach dem Osterfest (18. April 941) ließ der König mit dem Rate Hermanns von Schwaben und der fränkischen Grafen Udo und Konrads des Roten, die damals am höchsten in seinem Vertrauen standen, die Schuldigen zur Haft bringen.
    Einen schmerzlichen Verlust, der sich dem Konrads anschloß, brachte ihm dasselbe durch den Tod des Grafen Udo von der Wetterau, seines Freundes, eines der Männer, deren ausharrender Treue er vornehmlich den schwer errungenen Sieg des Jahres 939 zu verdanken hatte. Einen besonderen Beweis seiner Gunst gewährte ihm der König durch die Erlaubnis, seine Lehen und Grafschaften unter seine Söhne zu teilen, als ob es erbliche Eigengüter gewesen wären.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 47-49, Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987 47-49,65,152

    Konrad von Schwaben ist nun offensichtlich - wie ich vor wenigen Jahren in einer kleinen Untersuchung zur KONRADINER-Genealogie erhärten konnte [E. Hlawitschka, Kuno und Richlind Seite 36-49: Anhang - Die Stammtafel der KONRADINER und ihre Quellenbasis. Dort auch die Filiationsnachweise für die anderen in der umseitigen Tafel angeführten Vorfahren Hermanns II.; nachzutragen hierzu ist ein Hinweis auf MG Libri memoriales I: Liber mem. von Remiremont Seite 4 (= fol. 3 v nr. 18), wo über einer Rasur auf der "Königsseite" dieses Gedenkbuches der im 1. Jahrzehnt des 10. Jahrhunderts geschriebene Eintrag steht: Gebardi duci, Hidda, Riquinus, Cristianus ... Auf Seite 37 (= fol. 18r) dieses Buches findet man zudem von der gleichen Hand, die Seite 29 (= fol. 14v) zum 22. Juni (910) den Tod des Herzogs Gebhard eintrug, zum 19. November den Eintrag migravit Idda comitissa.
    Offensichtlich war demnach Herzog Gebhard mit einer Hidda/Ida vermählt. Dies würde auch gut erklären, daß Gebhards Sohn Herzog Hermann I. von Schwaben seine Tochter Ida (= Gemahlin von OTTOS I. Sohn Liudolf) nannte, ja, daß auch Gebhards Enkel Herzog Konrad von Schwaben seiner Tochter den Namen Ita gab (vgl. dazu unten Seite 99ff.) - In den Bänden 61,62,63 des Braunschweigischen Jahrbuchs (1980, 1981, 1982) möchte H. Dobbertin den 949 verstorbenen Grafen Udo I. von der Wetterau nicht als Vater des Herzogs Konrad von Schwaben gelten lassen, sondern einen für das Jahr 940 (in MG D O I,23) bezeugten Ufgaugrafen Gebhard oder noch eher Udos I. Sohn Gebhard (gefallen 938 vor Belecke) als Herzog Konrads Vater ansehen. Doch kann er hierfür keine schlüssige Beweisführung bieten, so daß sich eine eingehende Auseinandersetzung mit dieser Ansicht erübrigt. Wenn es Dobbertin, Wolf und andere als unglaubhaft erscheint, daß der 938 vor Belecke gefallene Sohn Graf Udos I. namens Gebhard und der erst 997 verstorbene Herzog Konrad von Schwaben Brüder waren - wenn also der Abstand von 59 Jahren zwischen den Todesdaten von zwei Brüdern als bedenkenerregend erscheint und den Anlaß zur Suche nach anderen Lösungen in der Anordnung der KONRADINER-Genealogie abgeben soll, so sei doch noch einmal darauf verwiesen, daß Gebhard als Jüngling im Kampf fiel (sein Vater überlebte ihn um 11 Jahre) und Herzog Konrad 997 als sehr alter Mann starb (sein jüngster Sohn Herzog Hermann II. hatte 1002 schon wieder verheiratete Töchter, seine Tochter Ita um 1000 schon rechtsmündige Söhne). So etwas ist durchaus nicht unmöglich; zum Beispiel verstarb FRIEDRICH BARBAROSSAS Mutter Judith ca. 1030, ihr Bruder Welf VI. dagegen erst 61 Jahre später, nämlich 1191.] - der Sohn des 949 verstorbenen Grafen Udo I. von der Wetterau gewesen, der mit einer uns nicht namentlich überlieferten Tochter des Grafen Heribert I. von Vermandois verheiratet war. Und Udo I. von der Wetterau wiederum war der Sohn des 910 gegen die Ungarn gefallenen Herzogs Gebhard von Lothringen, der offenbar eine Hidda/Ida zur Frau hatte.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 46 Anm. 4, "Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert."

    Zum 1016 verstorbenen Gevehardus, Heriberti comitis filius, nepos meus vgl. lib. VII c. 49 (Seite 458); zu Conradus Suevorum ductor egreius ac eiusdem frater Heribertus comes lib. IV c. 60 (Seite 200), zu Heribert comitis folio Ottone vgl. lib. V c. 24 (Seite 249); in lib. V c. 35 (Seite 260) wird Gerberga als Schwester Ottos von Hammerstein und im Kapitel vorher (Seite 258) als Gemahlin des Markgrafen Heinrich von Schweinfurt genannt (R. Holtzmann hält indes in einer Fußnote seiner Edition die Identifizierung des hier genannten Otto mit Otto von Hammerstein für fraglich); zu Udo II. als matris meae avunculus vgl. lib. III c. 20 (Seite 124) und zu Herzog Hermann II. von Schwaben, den matris meae avunculis filius, lib. V c. 22 (Seite 247); Herzog Hermann II. war nach den Einsiedler Annalen (MG SS III Seite 144) ein Sohn seines Amtsvorgängers Konrad von Schwaben, der oben schon einmal als Bruder Heriberts angeführt worden ist. Das Filiationsverhältnis Gebhards zu Udo I. ist bezeugt von Widukind von Corvey, Sachsengeschichte lib. II c. 11, ed. Lohmann-Hirsch, MG SS rer. Germ. (1935) Seite 75: Interfectus est atem (938) ibi GevehardusUdonis filius, fratris Herimanni ducis; indessen ist die Filiation von Udo I. zu Konrad, Udo II., Heribert und Judith nicht ausdrücklich überliefert. Bekannt ist immerhin, daß Udo I. - wie der Contin. Reginonis ad 949, ed. F. Kurze, MG SS rer. Germ. Seite 164 bezeugt - bei seinem Tode permissu regis, quicquid beneficii aut prefecturarum habuit, quasi heredidatem inter filios divisit, daß er also mehrere Söhne hatte. Wenn nun Konrad und Heribert in Udos I. rheinfränkischem Bereich nachfolgen, sieht, so darf man sie doch wohl als jene filii Udos ansprechen. Außerdem dürfte die Ausbreitung des Namens Udo bei den Grafen von Stade nach der Ehe Heinrichs I. von Stade und Judiths für Judiths Herleitung von Udo I. von der Wetterau und dem Rheingau sprechen. Eine letzte Sicherung erhält die Voranstellung Udos I. letztlich noch durch die erst auf den nächsten Seiten zu besprechende genealogische Notiz aus dem Zusammenhang des Hammersteinischen Eheprozesses.
    Gegen dieses System hat jüngst K. Schmid, Probleme um den "Grafen Kuno von Öhningen", in Dorf und Stift Öhningen, hg. von H. Berner (1966) Seite 87f., geweisse Bedenken angemeldet. Er weist darauf hin, daß Udos I.bezeugter Sohn Gebhard bereits 938 im Kampfe fiel, er also schon kurz vor 920 geboren sein dürfte, während Konrad, der als sein Bruder anzzusetzen ist, doch erst 982 Herzog von Schwaben geworden ist und 997 starb. Nach den gleichen Beobachtungen hatte schon E. Kimpen, Zur Königsgenealogie der Karolinger- bis zur Stauferzeit, in: ZGO NF 64 (1955) Seite 65, vorgeschlagen, Udo II. als den Vater Heriberts und Herzog Konrads von Schwaben anzusehen. Eine solche Erwägung scheitert aber an Thietmars oben zitierten Angabe über Udo II. als matris meae avunculus - er müßte matris meaeavus genannt worden sein, wenn man nicht auch Judith mit Udo II. eine Generation über Konrad und Heribert stellen will - bzw., wenn man Judith als Schwester Udos II. auffaßt, daran, daß Herzog Hermann II. von Schwaben bei Thietmar als matris meae avunculi filius - nicht nepos! - erscheint.
    Die angeführten chronologischen Erwägungen machen indessen die obige Zusammenfügung der Einzelteile nicht unmöglich; und deshalb haben sich jüngst sowohl K. F. Werner, Die Nachkommen Karls des Großen, in: Karl der Große IV (1967) Seite 463, als auch H. Jakobs, Der Adel in der Klostererform von St. Blasien (1968) Seite 176ff., weiter zur Herkömmlichen Anordnung bekannt. Man hat für die im Stemma genannten Personen etwa folgende Lebensdaten anzunehmen, wobei ich mich an die von K. F. Werner aus den weiteren Zusammenhängen gewonnenen Daten anlehne:

    Udo I. * ca. 895/900 (beim Tode des Vaters 910 nach Contin. Regin. ad 910 noch puer), + 949
    Gebhard * ca. 918/20, + 938
    Konrad von Schwaben * ca. 920/25, + 997
    Udo II. * ca. 925/30, + 982
    Heribert * ca. 930, + 992
    Judith * 925, + wohl vor 973
    Heinrich I. von Stade * 925/30, + wohl 975/76
    Hermann II.von Schwaben * 945/50, + 1003
    Gerberga * 970
    Heinrich von Schweinfurt * ca. 970, + 1017
    Gebhard * ca. 970, + 1016
    Otto von Hammerstein * ca. 975, + ca. 1036
    Siegfried von Walbeck * ca. 950/55, oo 972/73, + 991
    Kunigunde + 955, + 997
    Thietmar von Merseburg + 975, +1018

    Die Frage, ob Hermann II. von Schwaben ein Sohn Herzog Konrads von Schwaben (Beleg siehe oben) oder Udos II. war - dieses meint der erst in der Mitte des 12. Jahrhunderts tätige Annalista Saxo ad 1002 (MG SS VI Seite 650): Erat hic Herimannus filius Udonis ducis, qui aput Calabriam cum multis occubuit -, darf wohl im Sinne der zeitgenössischen und ortsnäheren Ann. Einsidlenses ad 997 beantwortet werden. Gestützt wird die Aussage der Einsiedler Annalen indessen noch durch einen Reichenauer Gedenkeintrag; zu diesem und seiner Interpretation vgl. H. Schwarmaier, Reichenauer Gedenkeinträge aus der Zeit König Konrads II., in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 22 (1963) Seite 18ff.

    Holtzmann Robert: Seite 117,123,130, "Geschichte der sächsischen Kaiserzeit"

    Aber es ging nicht alles so, wie die Empörer wollten. Es war dem Herzog Eberhard von Franken gelungen, auch ein jüngeres Mitglied seines Hauses auf seine Seite zu ziehen, Gebhard, einen Sohn des rheinfränkischen Grafen Udo (der ein Bruder Hermanns von Schwaben und mithin ein Vetter Eberhards war). Dieser Gebhard ist im Kampf um Belecke gefallen, und das schien den anderen KONRADINERN, Hermann, Udound ihrem Vetter Konrad Kurzbold, ein Gottesgericht, so daß sie um so fester auf der Seite des Königs aushielten.
    Gegen die Feinde schickte der König den treuen Herzog Hermann mit schwäbischen Truppen nach Norden, und zwei Grafen dieses Hauses, Hermanns Bruder Udo und sein Vetter Konrad Kurzbold, Vettern auch des Franken-Herzogs, haben am 2. Oktober 939 den entscheidenden Sieg am Rhein, gegenüber von Andernach, davon getragen. Eberhard und Giselbert waren bereits über den Strom gekommen, ihr Heer war am Beutemachen, ein großer Teil der Truppen schaffte den Raub auf das andere Ufer, da wurden die Herzöge von den beiden Grafen überrascht und völlig geschlagen. Eberhard ist im Kampf gefallen, Giselbert auf der Flucht im Rhein ertrunken.
    Von Kamerich aus rückte OTTO im August 946 in Frankreich ein, mit einem starken Heer, bei dem sich auch der König Konrad von Burgund wieder befand, ferner Hermann von Schwaben mit seinem Bruder Udo, die Erzbischöfe von Mainz und Trier und andere weltliche und geistliche Fürsten.

    Schwager, Helmut: Seite 135,158, "Graf Heribert II. von Soissons"

    König Rudolf, verbündet mit Graf Marcus von Dormois und Graf Warin Eisenarm von Castric, griff Reimser Kirchengüter an, wobei es zu argen Plünderungen kam; andererseits schlossen der geschädigte Graf Boso, Herzog Giselbert von Lothringen - wobei hier kaum die Tatsache, daß Heriberts II. Schwester N.N. mit dem KONRADINER Graf Udo I. von der Wetterau (+ 949), also einem Todfeind der REGINARE, verheiratet gewesen ist, ausschlaggebend gewesen sein dürfte.
    Aus der Verweigerung der Rückgabe von Saint-Quentin an den HERIBERTINER erfolgte im Sommer 935 der Hilferuf Graf Heriberts II. an König HEINRICH I. und die Eroberung von Saint-Quentin durch ein ostfränkisch-deutsches Hifsheer, worunter sich unter anderem Heriberts II. konradinischer Schwager Graf Udo I. von der Wetterau (+ 949) und dessen Bruder Herzog Hermann I. von Schwaben (+ 949) befanden.

    Fried, Johannes: Seite 87, "Prolepsis oder Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradiner-Genealogie im 10. und frühen 11. Jahrhundert"

    Udos I. Nachkommenschaft sei durch die Brüdertrias Udo III., Heribert und Konrad, den Herzog von Schwaben, als seine Söhne gekennzeichnet. Daß sie Brüder waren, bezeugt Thietmar von Merseburg, der Enkel ihrer Schwester Judith. Doch die Vaterschaft des 949 gestorbenen Wetterau- und Rheingau-Grafen ist nur gelehrte Deduktion, die keine Quelle expliziert.
    Die These stützt sich auf drei Überlegungen:
    Erstens nannte der Continuator Regionis zum Jahr 949 aus Anlaß der Todesmeldung pauschal auch "die Söhne" des Grafen Udo I., also hatte er solche, auch wenn sie namentlich nicht genannt sind. Die Stelle ist für die weitere Argumentation zu wichtig, als daß hier auf ihren Wortlaut verzichtet werden dürfte: Udo comes obitt, qui permissu regis, quicquid beneficii aut praefecturam habuit, quasi hereditatem inter filios divisit.
    Zweitens folgten auf Udo ein Konrad in der Rheingaugrafschaft und ein Heribert im Kinziggau, einem Teil der Wetterau, nach, also die Söhne dem Vater.
    Drittens sei derselbe Udo nach Flodoard mit einer Tochter des westfränkischen Grafen Heribert I. von Vermandois verheiratet gewesen, was zwanglos den Namen eines gleichnamigen Sohnes erkläre und folglich Heribert gemeinsam mit seinem Brüdern Udo und Konrad zu Söhnen Udos I. von der Wetterau mache.
    Vier Einwande gegen den traditionellen KONRADINER-"Stammbaum" sind zu registrieren:
    1) Es gibt keine einzige Quelle, die diese Verwandtschaft auch nur für einen einzigen der drei postulierten Udo-Söhne Udo III., Heribert und Konrad explizit bestätigen könnte. Zwar kennen wir einen Udo filius Udonis comitis, doch er soll gerade nicht des Wetterau- und Rheingaugrafen Sohn sein, vielmehr dem eberhardinischen Ast der KONRADINER angehören. Auch ist ein "Cuno filius Cunonis" bekannt, der also, Identität vorausgesetzt, einen Konrad als Vater der erwähnten Brüdertrias anzunehmen nahelegen könnte; doch auch jener Konrad-Sohn soll nach der gängigen KONRADINER-Genealogie der eberhardinischen, nicht der gebhardinschen Linie des Adelshauses entstammen. Dann begegnet im Jahr 950 ein Cuonradus filius Gebehardi comitis im Jahreseintrag des Continuator Regionis; aber diese Filiation schien schon gar nichts mit dem Rheingau- und Wetterau-Grafen Udo und jenen drei Brüdern zu tun zu haben. Schließlich tritt in einem annähernd gleichzeitigen Essener oder Werdener Nekrolog ein Oudo Vdonis comitis filius entgegen, der nicht mit dem eben genannten Udo-Sohn identisch sein kann, vielmehr in einem Zug mit dem im Jahr 966 gestorbenen Lahngaugrafen Eberhard in das Nekrolog eingetragen wurde, also wohl ein KONRADINER und im selben Jahr wie dieser gestorben sein dürfte; im übrigen scheint er Mönch gewesen zu sein. Seine Einbindung in den KONRADINER-Stammbaum ist nur hypothetisch möglich. Er könnte nach der traditionellen These ein Enkel Udos I. von der Wetterau, aber auch der Sohn eines in den Jahren 964/66 hervortretenden Grafen Udo II. sein, also je nachdem sowohl der gebhardinischen als auch der eberhardinischen Linie engehören. Zweifellos war er noch jung und unbedeutend, als er starb. Mehr Filiationsangaben aus dem KONRADINER-Haus der fraglichen Epoche zwischen 940 und 990 liegen nicht vor. Doch eigentümlich: Sie müßten alle oder nahezu alle der eberhardinischen Linie zugewiesen werden.
    2.) Der Continuator Regionis erwähnt zum Jahr 950 und damit unmittelbar nach dem auffälligen Bericht über den Rheingau- und Wetterau-Grafen Udo den Tod des Bischofs Rodhard von Straßburg, dem Udo filius Udonis comitis im Amt folgte, der dann im Jahr 965 starb. Die alte These will, um den 949 ins Grab gesunkenen Grafen Udo I. als Vater des 982 gefallenen Udo III. in Anspruch nehmen zu können, ohne dem Wetterauer zwei Söhne desselben Namens zuweisen zu müssen, die Identität des 949 verstorbenen mit dem zu 950 als Vater des Bischofs genannten Grafen Udo verwerfen, obwohl der Continuator zuvor keinen weiteren Grafen Udo erwähnt hatte.
    So pocht der Graf Udo des Jahres 950 unablässig auf den Nachweis der Vaterschaft des Grafen Udo von 949 und spricht ihm vorderhand die Kinder Judith, Konrad, Heribert und Udo als untergeschoben ab. Solange dieser Nachweis nicht erbracht ist, hat Udo I. also keinen Anspruch auf eine so illustre Nachkommenschaft.
    3.) Um den 982 vorzeitig im Kampf gefallenen Udo III. als Sohn des Rheingau-Grafen retten zu können, wurde als Vater des Straßburger Bischofs ein weiterer Graf Udo II. in Anspruch genommen, den die Continuator Reginonis zwar erst zu 964-966 einführt, der aber schon Jahrzehnte früher Vater geworden sein könnte. Zweifellos ist diese Möglichkeit als solche prinzipiell anzuerkennen, doch ist sie wiederum nicht das Nächstliegende und tatsächlich ganz ungewiß. Denn dieser Graf Udo II., dessen Zugehörigkeit zur KONRADINER-Familie übrigens nicht völlig gesichert ist, wird im Jahre 966 als Rebell zur Emigration gezwungen; er starb irgendwann und irgendwo in der Verbannung.
    4.) Schließlich fordert die alte These die Anerkennung eines irritierenden genealogischen Postulats, das abermals die von ihr konstruierte Generationenfolge mit dem Signum großer Unwahrscheinlichkeit (nicht absoluter Unmöglichkeit) belegt: Des Wetterau-Grafen Udo I. durch Widukind von Corvey unzweifelhaft bezeugter Sohn Gebhard fiel im Kampf im Jahre 938, sein durch die Darstellungsweise des Continuator Regionis nahegelegter Sohn Udo, der Straßburger Bischof, starb 965. Beide Daten passen gut zu einer um 915 anzusetzenden Ehe des Grafen mit einer VERMANDOIS. Die drei dem Wetterau-Grafen thesenhaft als Söhne zugesprochenen Brüder Udo III., Heribert und Konrad, der alemannische Herzog, starben indessen in den Jahren 982, 992 und 997, ihre Schwester Judith etwas vor 974, alle zusammen demnach deutlich eine Generation später als die in den Quellen genanten Udo-Söhne.
    Stehen wir vor einem echten Dilemma? Oder dürfen wir das Nächstliegende - daß nämlich der genannte Bischof Udo von Straßburg des Wetterau-Grafen Udo I. Sohn war und jene drei Brüder Udo III., Heribert und Konrad einen anderen Vater zugewiesen werden müssen.
    Demnach bliebe allein die Aussage des Regino-Constinuators zum Jahr 949, wonach der damals gestorbene Graf Udo I. vom König das Recht erhalten habe, seine Reichslehen zu verteilen quasi hereditatem inter filios. Sehe ich recht, wurde er mit einer Ausnahme durchweg verstanden als Berechtigung Udos, die Lehen "gleich seinem Erbe unter seine vorhandenen Söhne" zu verteilen.
    Nach Donald C. Jackman erhielt Udo I. das Recht, seine Lehen zu verteilen "gleichsam wie das Erbe unter Söhne". Der Ausdruck ist insgesamt als adverbiale Bestimmung zu betrachten. Dann ist gerade nicht gesagt, daß Udo entsprechend erbberechtigte Söhne besaß. Ja, diese Übersetzung zieht geradezu die Notwendigkeit nach sich, dem Grafen Udo I. zum Zeitpunkt der Privilegierung solche Söhne überhaupt abzusprechen. Nach dem Tod seines im Jahr 938 gefallenen wohl älteren Sohnes Gebhard und neben dem seit langem zum Kleriker bestimmten, wahrscheinlich schon mit höheren Weihen versehenen und im folgenden Jahr 950 zum Bischof erhobenen jüngeren Sohn Udo hätte der Rheingau- und Wetterau-Graf demnach, trifft die Jackmansche Übersetzung zu, im Jahr 949 keinen lebenden männlichen Leibeserben besessen, der ihm in einem weltlichen Herrschaftsamt hätte nachfolgen können.

    Heinzelmann Josef: "Quasi hereditatem inter filios"

    Ebrechtliche Fragen bestimmen auch die Diskussion über die Herkunft Herzog Konrads. Er und seine aus Thietmars Chronik erschlossenen Geschwister (Udo (II), Graf Heribert und Jutta, die Stammmutter der Stader und Großmutter Thietmars) hielt man bisher für Söhne Udos (I). Jackman rangiert sie in einen ganz anderen KONRADINER-Zweig, mit einem negativen und einem positiven Argument.
    Ersteres ist Jackmans Interpretation der Stelle des Regino-Continuators, Udo comes obiit, qui permissu regis, quicquid beneficii aut praefecturarum habuit, quasi hereditatem inter filios divisit. Er versteht diesen Satz so, dass 949 Graf Udo (I) vom König erlaubt bekommen habe, seine Lehen und Ämter unter Verwandte wie Erbbesitz unter Söhne zu verteilen, nicht „unter seine Söhne“. Udo hätte nur zwei ihn überlebende Söhne gehabt: Udo, der 950 Bischof von Straßburg werden sollte und bis 965 lebte, und Otto von Grabfeld, der als sein Sohn durch die sogenannte Notiz von St. Omer (auf die wir gleich zu sprechen kommen) ebenso belegt sei wie die Abstammung Konrads von Schwaben von Udos Cousin Gebhard.
    Dabei kann man unangenehme Fragen nicht unterdrücken. Warum sollte Udos 938 gefallener Sohn Gebhard (von dem wir zufällig wissen) nicht schon Kinder gezeugt haben? Und hatte Udo vielleicht noch weitere Kinder, die bloß in den Quellen nicht auftauchen, weil sie vor dem Vater gestorben oder Frauen waren? Hätte der Sohn Udo Kleriker werden dürfen, wenn er der Stammhalter war? Er wurde Bischof von Straßburg, gerade ein Jahr nach der kaiserlich genehmigten Teilung quasi hereditatem… Ein Zufall? Bloß aufgrund der Notiz im Hammersteiner Prozess mit Jackman Graf Otto im Grabfeld als überlebenden Sohn Udos einzusetzen, ist auf jeden Fall gegen den gesunden Menschenverstand, da dieser dann doch wohl Alleinerbe gewesen wäre. Hätte Udo ihn (gar mit Zustimmung OTTOS!) enterbt, hätte der Continuator Reginonis das ganz anders formuliert. Schließlich: Wenn Udo (I.) keine lebenden Nachkommen hatte, hätte er dann nicht eher seinen ihm noch im selben Jahr in den Tod folgenden Bruder Hermann I., Herzog von Schwaben (mit)bedacht, statt Konrad, den - nach Jackman einzigen - Sohn seines Vetters Gebhard?
    Jackmans Auslegung der Stelle in der Continuatio erscheint mir überzeugend, wenn man mit Settipani/Poly und Johannes Fried die Konsequenz zieht, Udo seien „zum Zeitpunkt der Privilegierung“, seine Lehen und Vogteien wie Erbbesitz unter Söhne zu verteilen, „solche Söhne überhaupt abzusprechen“. Ich ziehe gegen Jackman und Wolf die weitere Konsequenz: Der 910 verwaist als puer genannte, also kaum nach 900 geborene Udoverteilte seine Ämter und Lehen am Ende seines Lebens nicht unter entfernte Verwandte, sondern unter Enkel und evtl. Schwiegersöhne.
    Mit den vier Geschwistern sind gewiss nicht alle Erben aufgezählt. Dass aber diese vier nicht von dessen Vetter Gebhard sondern von Udo abstammen (freilich nicht unbedingt wie in traditioneller Auffassung als seine Kinder, sondern, was auch ihre Lebens-, genauer ihre Todesdaten zu bestätigen scheinen, eher als Enkel über einen unbekannten Sohn oder eine Tochter), verraten schon ihre Namen. Jackman muss wegen der VERMANDOIS-Namen Heribert und Kunigunde dem Grafen Gebhard vom Ufgau eine hypothetische Frau Adela aus diesem Geschlecht geben, wohingegen eine Tochter Heriberts I. von Vermandois (wohl namens Kunigunde) als Gemahlin Udos zuverlässig belegt ist. Auch die Namen Hermann, Ita und Udo passen besser oder nur zu Nachkommen Udos. Mit erstaunlicher Präpotenz verdreht Jackman bei den Stadern auch das Vorkommen von Udo, weil er die Abstammung von Udo (I) leugnet: „The name Udo can be observed entering the house of Stade as the sole onomastic heritage from the Konradiner. Apparently this occurred in a rather unusual way: … for the names Judith and Liuthar both include an –ud- component.“
    Schließlich wird in Jackmans Hypothese die Heirat des Wetterau-Grafen Heribert mit Irmintrud, Tochter Meingauds und Enkelin des Maienfeldgrafen Eberhard (II) zu einer Nahehe 3 : 3, denn Heriberts Großvater wäre der Bruder dieses Eberhard. Jackman sieht in der Nahehe ausdrücklich kein Problem, und übersieht - wie bisher auch seine Kritiker - dabei die Folgerung für Otto von Hammerstein: Wenn HEINRICH II. Otto vernichten wollte, wie zuletzt Johannes Fried unterstrich, hätte er ihn leicht als illegitimen Sprössling einer unerlaubbaren Nahehe um sein Erbe bringen können.
    Welches Argument bringt Jackman vor, um diese Erben Udos zu Nachkommen seines Vetters Gebhard zu machen? Es ist eigentlich ein einziges: das rätselhafte Schema consanguinitatis für Otto von Hammerstein und seine Frau Irmingard/Imiza. Eine der dort vorkommenden Filiationsfolgen lautet: Gebehard genuit Cunonem… Cuno genuit Cunonem. Man hat viel gerätselt, was diese mit dem Gegenstand des Eheprozesses nicht zusammenhängende Notiz eigentlich soll.
    Fried bietet die Erklärung, die sich wohl am weitesten vom gesunden Menschenverstand entfernt, weswegen es sich anbietet, sie als Maßstab zu nehmen. „Eine nach der günstigsten Zählweise kanonisch gewöhnlich noch zulässige Ehe im Verhältnis 4 : 4 hätte für Braut und Bräutigam jeweils 30 Aszendenten, deren Geschwister und ihrer aller Nachkommen auflisten müssen, um die Verwandtschaft der beiden Ehegatten ausschließen zu können. Wer besaß eine Übersicht über die Gesamtheit dieser 60+x Personen und die Stelle oder die Stellen, an denen sie sich unzulässig überschnitten? Wer betrieb Ahnenforschung in diesem Stil? …“
    In einer Gesellschaft, die von Geblütsdenken und Erbanspruch beherrscht war wie der mittelalterliche Adel, wo jeder als Herrschaftswissen nicht nur (schon wegen möglicher Erbschaften, Protektion und Einladung zu Familienfeiern) die eigenen aktuellen Verwandtschaftsverhältnisse, sondern auch bis zu einem großen Grade die der wichtigsten Konkurrenten und Verbündeten kannte, war man nicht so blöde, bei der Erforschung einer Blutsverwandtschaft nach Friedschem Rezept vorzugehen. Der Normalfall war sowieso, dass man seine Cousins und Cousinen 3. Grades (um nichts anderes geht es) kannte. Aber Fried meint: „Angesichts solcher Verhältnisse ist evident, dass manch eine Adelsehe eingegangen wurde, ohne eine tatsächlich bestehende, eheverhindernde Verwandtschaft zu bemerken.“ Dabei hätten Brautleute und ihre Eltern es leicht gehabt, Konsanguinität festzustellen: Sie hätten nur die jeweilige Ahnentafel bis zur Ururgroßelterngeneration (das sind inklusive der normalerweise noch lebenden Eltern, der Großeltern und Urgroßeltern tatsächlich 30 Menschen) vergleichen müssen. Warum sollten sie nicht diesen einfachen Weg gegangen sein, in einer Zeit, wo man sehr wohl über Familienverhältnisse und Erbgänge bescheid wusste und genealogisch dachte?
    Fried verwechselt auch Ahnen- mit Verwandtschaftstafeln. Am gravierendsten ist aber sein Missverständnis der Arbores consanguinitatis. Sie „boten die Abstammungslinien in Gestalt eines ,Baumes‘, in dessen Mitte die fragliche Person, ego oder ipse, ihren Platz hatte…“ Er hat sich seine eigene Abbildung 1 nicht genauer angesehen, denn darin fehlt gerade das Feld für den Probanden (Ego), weil jedes Feld einen Verwandtschaftsgrad bedeuten soll, und Ego mit sich selbst natürlich nicht „verwandt“ ist. Gravierender ist es, dass Fried dieses System des Baumes nicht versteht. Alle mit den korrekten lateinischen Bezeichnungen ausgefüllten Felder zeigen verbotene Verwandtschaft, je weiter weg desto entfernter. Bei den Nachfahren gibt es jeweils nur zwei Felder nebeneinander: filius und filia, nepos und neptis usw. Ähnliches gilt für die Aszendenten: pater und mater, avus und avia usw. Bei den Seitenverwandten wird hier die Sache wegen der genauen lateinischen Verwandtschaftsbezeichnungen schwieriger, neben dem pater steht patruus/amita, neben der mater steht avunculus/matertera. Deren Abkömmlinge schließen sich waagerecht an. (Täten sie es senkrecht nach unten, sähe das einer Nachfahren-, bzw. Verwandtschaftstafel ähnlich, senkrecht nach oben, einer Ahnentafel.) Dementsprechend stehen auf der Vaterseite etwa patruelis/amitina oder (zwei Kästchen höher, eines nach links) propatrui/proamitae nepotes, auf der Mutterseite symmetrisch dazu: consobrinus/consobrina und proavunculi/promaterterae nepotes. Es entsteht eine Figur mit der Silhouette eines Baums, eine hohe Abstraktion für Kirchenrechtler. Man kann die Felder entlang hickeln wie beim Kinderspiel „Himmel und Hölle“ und kommt beim letzten Sprung zum Ehepartner hoffentlich aus dem höllischen Inzestgebiet in den Himmel erlaubter Ehe. (Bei den frühsten Varianten sind jedem Feld noch die genauen Gradzahlen mit eingeschrieben.) Dass der Proband zahlreiche Kinder haben konnte (sie sind alle filius oder filia, da gibt es keine Seitenverwandten) und bestimmt auch einen Großvater mütterlicherseits hatte, brauchte eine solche Arbor consanguinitatis nicht wiederzugeben, denn die Verwandtschaftsbezeichnungen waren zu finden: Auch die Brüder der Enkel sind Enkel, beide Großväter hießen avus. Eine Arbor consanguinitatis würde, wenn sie mit konkreten Personen ausgefüllt wäre, geradezu platzen, weil in jedem Kästchen mehrere Namen stünden. Und je weiter die Kästchen oberhalb vom (evtl. zu denkenden) Ego entfernt stehen, desto voller wären sie mit Personen, die untereinander garnicht verwandt sind.
    Ein derartiges Schema konnte in einem Streitfall wie dem Hammerstein-Prozess kaum helfen, weil es nicht die jeweils real existierende Verwandtschaft wiedergab, sondern in seiner Abstraktion nur Konsanguinitätsränge. Fried hält trotzdem – ich vereinfache zulässig – die Arbores für eine Art Ab-Fragebogenformular für Inzest-Inquisition. Fried hätte sehen müssen, dass sie dafür nicht geeignet waren. In der Abbildung (auf die er sich beruft, die er sich aber nicht näher angeschaut zu haben scheint) variieren einige Bezeichnungen und sind einige der äußeren Felder noch frei. Viele der Abweichungen dieses „Typs 5C“ (Bezeichnung Schadts ) vom „Ideal“ kann man nur als Fehler bezeichnen: Patruus magnus und Propatruus werden zu Propatruus magnus, Atavunculi filii und Atmaterterae filii stehen nicht in einem Feld, Abnepos und Atnepos sind vertauscht, auf den Trinepos folgt Trinepotis nepos… Die Fehler waren beim mechanischen Abschreiben weitergeschleppt worden und hatten sich immer mehr kumuliert. Das Ergebnis war blanke theologische Theorie, die sich nie in der Praxis bewähren musste.
    Ein Rätsel bleibt die Notiz von Saint-Omer. Wozu und wieso sind da zuerst drei Filiationslinien dargestellt, zwei davon als Schema consanguinitatis, das nicht zu einem Brautpaar führt, also schon gar nicht zu dem inkriminierten Ehepaar, dessen Schema mit Item ex alia parte angeschlossen wird? Sie führen alle über Männer zu Männern, bieten aber weder die agnatische Linie des Bräutigams (für ihn ist gerade der Vater angegeben), noch vollständig seine agnatische Verwandtschaft. Fried meint nun, diese Linien seien Relikte einer Prüfung in seinem Sinne. „Dass die ihnen zugeordneten Namen aufgeschrieben wurden und die Notiz erhalten blieb, ist ein einzigartiger Glücksumstand. Er gestattet den Einblick in die Prüfungspraxis inkriminierter Ehen bei unterstellter, aber noch nicht verifizierter Verwandtschaft. Sie bestand in der Aktualisierung beider Seiten des Verwandtschaftsschemas für den Einzelfall.“ Kurz und gut, Fried meint, wir hätten hier so etwas wie das Regest einer Stasi-Akte, genauer einer Kirchensicherheits-Akte. Vernünftige Menschen wären jedenfalls nicht so umständlich vorgegangen, und selbst die überwachungssüchtigsten Mönche und Bischöfe hätten gewusst, dass nicht nur reine Männer- oder Frauenlinien zu prüfen sind, sondern die viel zahlreicheren Mischlinien.
    Wann wurde überhaupt geprüft? Auf bloßen Verdacht hin? Auf Geheiß des missgünstigen Kaisers, wie Fried meint? Hatten Mönche Geheimarchive mit Personenstandsakten? Die Betroffenen und ihre Familien wussten doch nach Fried so gut wie nichts von ihren Vorfahren?
    Ich schaue nicht lange nach einschlägiger Literatur. Ich setze voraus, dass solche Eheprozesse zumindest in der Beweisaufnahme mündlich waren. Es gab also ein Verfahren wie später die Aufschwörung bei Aufnahme in ein Domkapitel: Angesehene Männer aus der Verwandtschaft (oder der Nicht-Verwandtschaft) mussten unter Eid erklären, wer die 4 ersten Ahnengenerationen von Bräutigam und/oder Braut waren. Vielleicht gab es differierende Aussagen wegen durch frühen Tod nicht erinnerter Zwischengenerationen oder bei Kettenehen. Eine gefundene und bestätigte Verwandtschaft dann als Deszendenzlinien von dem gefundenen gemeinsamem Vorfahren(paar) darzustellen, war kein Problem für den notierenden Geistlichen. So stand denn in der Notiz von St. Omer: Godefridus et Gerbirhc nepos et neptis. Godefridus genuit Irmingardam. Gerbirhc genuit Imizam. Imiza genuit Ottonem. Daraus ging der Grad der Verwandtschaft deutlich hervor, wenn man, eben nicht im Wortsinn der Arbores!, nepos et neptis als Cousin und Cousine 1. Grades versteht, die weder patrueles noch consobrini sind.
    Zur Sicherheit konnte der Inquisitor sein Schema in einer Arbor consanguinitatis abzählen. Ich glaube nicht, dass er es tat, jedenfalls zeigt die Aufzeichnung von St. Omer keine Spur davon. Sonst hätte es im zweiten Teil etwa geheißen: „Arbor Ottonis: Mater Imiza –Avia Gerbirhc – (Proavia/Proavus X) – (Proavunculus oder Promatertera Y) – Proavunculi (oder Promaterte-rae) filius Godefridus – Proavunculi (…) neptis Irmingarda; oder umgekehrt (ich kürze ab) „Arbor Irmingardis: Pater – … … – Propatruelis (…) i magni (sive amitae magnae) filia Gerbirhc – Propatruelis (…) neptis Imiza – Propatruelis (…) pronepos Otto“, und hätte mit dieser Methode nach Lehrbuch genauso festgestellt, dass die Ehe innerhalb der verbotenen Grade war, weil jedes Kästchen einem kanonischen Verwandtschaftsschritt entsprach. Genau genommen hätte schon genügt: „Ottoni non licet nuptias inire cum Irmingarda, nepte propratruelis proavunculi (sive promaterteraeproamitae) sui (suae) quia eius in gradu sexto est consanguinea.“
    Nach Jackman wäre die Ahnenschaft bis in die 5. Ahnengeneration geprüft worden, Fried meint „Die Agnaten-Genealogie reicht sechs Generationen zurück.“ Zumindest letzteres wäre überflüssig gewesen, denn die auf den Arbores der Vollständigkeit halber theoretisch verbotene Verwandtschaft 6 : 1 ist biologisch kaum möglich.
    Was sollen aber die ersten Filiationslinien der Aufzeichnung aus St. Omer? Ich kann mir nur vorstellen, dass sie den Zeugen galten, die die Ahnentafeln „aufschwuren“, um deren Zusammenhang mit dem Ehemann klarzulegen, also ihre Sachkenntnis oder Unvoreingenommenheit. . Solange wir den Zweck nicht genau erkennen, können wir auch nicht sagen, um wen es geht, und wenn wir das nicht wissen, dürfen wir diese unklare Quelle nicht auswerten. Aller Wahrscheinlichkeit nach (auch wenn es nicht um Zeugen ginge) müssten die Probanden doch Zeitgenossen des Prozesses sein, also Mitte der 1020er Jahre gelebt haben. Die bisherigen Deutungen bleiben immer im 10. Jahrhundert, ein Gestochere im Dunkel früherer Generationen.
    Wäre die Aufzeichnung aber eine Art Stammtafelgerüst der KONRADINER, müsste man sie als lückenhaft und problematisch bezeichnen, könnte jedenfalls darauf keine glaubhaften Hypothesen aufbauen. Das zeigt sich schon an den ganz verschiedenen Ansätzen, wie man in der Aufzeichnung den unverbunden auftauchenden Heribert in den Zusammenhang stellt. Dass ein paar Namenfolgen in den rudimentären Stammtafeln, die man von den KONRADINERN erstellen kann, als Filiationslinien erscheinen, besagt angesichts der Namenvererbung wenig. Einen Gebehard mit Sohn Cuno und Enkel Cuno kann es in jeder Generation ein- oder zweimal gegeben haben. Warum soll nicht der 938 bei der Belagerung von Belecke gefallene gleichnamige Sohn Udos (I) gemeint sein? Mit dem ersten Cuno wären wir bei einem der möglichen „heredes quasi filii“ und dem ersten oder zweiten Glied der Filiationskette (nach Jackman) Konrad vom Elsaß - Konrad von Schwaben - Konrad Graf von Ortenau, ob mit oder ohne den ungesicherten Elsässer. Diese Lösung erscheint mir sehr viel plausibler als die Konstruktion Jackmans, der die Reihe in den Erberhardinischen Ast der KONRADINER-Agnaten versetzt. Jackman wie ich müssen freilich einräumen, dass Udo, der nepos des Gebehard (sie sind filii duorum fratrum) in der Luft hängt. Als Udos (I) Vater Gebhard 910 gegen die Ungarn fiel, hinterließ er nach dem Continuator Reginonis nur zwei Söhne, eben Udo und Hermann. Hermann aber hatte keinen Sohn. Der 938 gefallene Gebehard kann Brüder und Schwestern gehabt haben, aber keinen patruelis Udo. Der Gebhard Jackmans hat zwar einen patruelis Udo, nämlich Udo (I), aber der hat keinen ihn überlebenden Sohn Otto (Graf im Grabfeld), weil das, wie wir sahen, mit der Verteilung quasi hereditatem nicht zu vereinbaren ist.
    Diese Diskussion ist freilich überflüssig, denn meine wie Jackmans und jede bisherige Lösung entspricht nicht der Forderung, dass die Probanden, also Otto und Konrad, um 1020 gelebt haben sollen. Außerdem: Wenn wir Fried glauben, dass der Adel sich seiner Ururgroßeltern nicht erinnern konnte, dürfen wir auch einer Verwandtschaftsdarstellung nicht vertrauen, die sechs Generationen zurückgeht, selbst wenn sie von schriftkundigen Mönchen aufgezeichnet wurde. Wir sollten uns in unserem Wissensdurst nicht an diesen Strohhalm klammern, um aus ihm in dieser quellenlosen Zeit die blasse Limonade vergifteter Erkenntnis zu saugen.

    915 oo Kunigunde von Vermandois, Tochter des Grafen Heribert I.
    Kinder:
    - Gebhard III. ca 918/20- 938 vor Belecke
    - Konrad Herzog von Schwaben ca 925/30-20.8.997
    - Udo II. Graf der Wetterau ca 920/25-14.7.982
    - Heribert Graf Kinzinggau ca 930- 992
    - Judith ca. 925-16.10.973
    959 oo Heinrich I. Graf von Stade -9.5.975/76
    - Hugo Graf im Einrichgau

    Kinder: Nach Jackmann/Fried
    - Gebhard - 938
    - Udo (Otto) Bischof von Straßburg - 965
    - Otto Graf von Grabfeld

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 85 - Beumann, Helmut: Die Ottonen, Verlag W. Kohlhammer, 1991 Seite 60 - Büttner, Heinrich: Geschichte des Elsaß I. Politische Geschichte des Landes von der Landnahmezeit bis zum Tode Ottos III. und Ausgewählte Beiträge zur Geschichte des Elsaß im Früh- und Hochmittelalter, Jan Thrbecke Verlag Sigmaringen 1991 - Fried, Johannes: Prolepsis oder Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradiner-Genealogie im 10. und frühen 11. Jahrhundert - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 66 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 46,49-51,65 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987 Seite 47-49,65,152 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 117,123,130,170 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 Seite 73,91-92,117,175 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 224 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 135,158, 252,284,326 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stutggart 1981 Seite 119,145 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 110,115 - Wolf Armin: Wer war Kuno von Öhningen? Überlegungen zum Herzogtum Konrads von Schwaben (+ 997) und zur Königswahl vom Jahre 1002. in Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters Band 36 1980, Seite 25-83 -

    Begraben:
    Stift Wetzlar

    Udo heiratete von Vermandois, Kunigunde in 915. Kunigunde (Tochter von von Vermandois, Heribert I. und von Meaux, Adele) wurde geboren um 890; gestorben nach 943. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 85. im Einrichgau, Hugo  Graphische Anzeige der Nachkommen
    2. 86. von der Wetterau, Gebhard III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 918/920; gestorben in 938 in Belecke [59581],Soest,Nordrhein-Westfalen,Deutschland.
    3. 87. von der Wetterau, Udo II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 920/925; gestorben am 14 Jul 982 in Cotrone [88900],Kalabrien,Italien.
    4. 88. von Schwaben, Konrad  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 915/920; gestorben am 20 Aug 997.
    5. 89. von Rheinfranken, Judith  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 925; gestorben vor 973.
    6. 90. von der Wetterau, Heribert  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 925; gestorben in 992.

  7. 66.  von Schwaben, Hermann I. Graphische Anzeige der Nachkommen (38.Gebhard9, 23.N.8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 898/900; gestorben am 10 Dez 949; wurde beigesetzt in Reichenau [78479],Konstanz,Baden-Württemberg,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Lahngau,Deutschland; Graf im Ohm- und Lahngau
    • Titel/Amt/Status: 926-949, Schwaben,Deutschland; Herzog von Schwaben

    Notizen:

    Hermann I. Herzog von Schwaben (926-949)
    Graf im Ohm- und Lahngau
    ca 898/900-10.12.949 Begraben: Reichenau, St-Kilians-Kapelle
    Sohn des Herzogs Gebhard II. der Jüngere von Lothringen aus dem Hause der KONRADINER und der EZZONIN Ida; Vetter von König KONRAD I. und Herzog Eberhard von Franken

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 2161

    Hermann I., Herzog von Schwaben seit 926
    + 10. Dezember 949 Begraben: Reichenau, St-Kilians-Kapelle
    Aus der Familie der KONRADINER, Sohn Gebhards (+ 910), Herzog in Lotharingien
    oo Regilinde, Witwe Burchards I. von Schwaben

    Hermann I., der ein wichtiger Helfer König HEINRICHS I. war, erhielt von diesem nach dem Tode Burchards I. das Herzogtum Schwaben übertragen und verfügte außerdem über das Elsaß. Als loyaler Anhänger OTTOS I., der auch während der schweren Krise 938/39 (Aufstand Heinrichs, des Bruders OTTOS) zum König stand, empfing Hermann I. die Abtei Echternach; seine Tochter und Erbin Ita (Ida) wurde 947 mit OTTOS Sohn Liudolf vermählt. Der wegen seiner Klugheit gerühmte Hermann zählte gemeinsam mit seinem Bruder Udo zu den engsten Beratern OTTOS und hat vor allem bei dessen Politik gegenüber Lotharingien und dem westfränkischen Reich sowie in der frühen Phase der ottonischen Italienpolitik Einfluß ausgeübt.

    Literatur:
    ADB XII, 153f. - NDB VIII, 64.

    Neue Deutsche Biographie: Band 8

    Hermann I., Herzog von Schwaben (seit 926)
    + 10.12.949Begraben: Reichenau, St. Kilians-Kapelle
    Aus dem Geschlecht der KONRADINER

    Vater:
    Gebhard (+ 910, Herzog von Lothringen)
    Bruder:
    Udo (+ 949), Graf in der Wetterau
    Tochter:
    Ita oo Herzog Liudolf von Schwaben, + 957, Sohn des Kaisers OTTO I.
    Großneffe:
    Herzog Hermann II. von Schwaben (+ 1003, s. NDB VIII)

    oo Reginlinde, Witwe des Herzogs Burchard I. von Schwaben

    Hermann, ein Vetter König KONRADS I. und des Herzogs Eberhard von Franken, erwies sich als tatkräftiger Helfer König HEINRICHS I.; dieser übertrug ihm 926 nach dem Tod Herzog Burchards I. das schwäbische Herzogtum, außerdem verfügte Hermann über das Elsaß. Als während der ersten Regierungsjahre OTTOS DES GROSSEN die Empörung der Herzöge Eberhard und Giselbert sowie des Königsbruders Heinrich die schwerste Krise des Liudolfingischen Königtums auslöste (939), stand Hermann entschlossen an der Seite des Königs, der ihm das Kloster Echternach zusprach und in die Verlobung seines Sohnes und präsumtiven Nachfolgers Liudolf mit Hermanns einziger Tochter und Erbin Ita einwilligte. Hermann zählte hinfort, ebenso wie sein Bruder Udo, zu den vertrautesten Beratern OTTOS DRES GROSSEN; seine Umsicht und Klugheit rühmt eine zeitgenössische Quelle mit Nachdruck. 941 führte er den aus seiner Herrschaft vertriebenen Markgraf Berengar von Ivrea und dessen Gemahlin an den Hof und beteiligte sich 946/47 an den Feldzügen OTTOS gegen Hugo von Franzien; sein Einfluß machte sich demnach wohl in der lothringisch-westfränkischen Politik OTTOS ebenso geltend wie in der ersten. Phase einer Einwirkung auf die politische Ordnung Italiens.

    Literatur:
    siehe zu Hermann II. von Schwaben.

    Althoff Gerd: Seite 386, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    H 44 Me: 13.12. Herimannus dux + 949 Hermann I. Herzog von Schwaben

    (Es.) Der KONRADINER Hermann wurde 926 schwäbischer Herzog und war mit den OTTONEN verwandtschaftlich verbunden - seine Tochter Ida (H 13) wurde die Gemahlin Liudolfs (H 32). Nach dem Urteil der Forschung gehörte er zu den engsten Ratgebern HEINRICHS I. und OTTOS DES GROSSEN, vgl. allg. NDB 8, S. 641 und FW H 14; Zotz, Der Breisgau und das alemannische Herzogtum, passim (Register, S. 251); Maurer, Der Herzog von Schwaben, passim (Register, S. 354).
    Hermann I. war eine treue Stütze seines königlichen Cousins KONRAD I., danach HEINRICHS I., der ihm auf der Reichsversammlung von Worms im November 926 das Herzogtum Schwaben übertrug. Als stammesfremder Herzog heiratete er die Witwe seines Vorgängers Burchards II., um so eine gewisse Verbindung mit seinem Vorgänger und den schwäbischen Familien herzustellen. Seine Ernennung markierte den Wandel vom Stammes- zum Beamtenherzogtum. Mehrmals fielen 927 die Ungarn plündernd ins Land ein. Er stärkte die königliche Macht in Schwaben, fungierte 936 bei der Krönung OTTOS I. als Mundschenk und wurde dessen wichtige, zuverlässige Stütze. Er unterwarf 937-939 die gefährlichen Rebellionen von OTTOS Bruder, Franken und Lothringen und zeitweise belagerte sein Cousin Herzog Eberhard von Franken Breisach. 939 erbte er einen Teil von dessen Eigengütern und bekam auch etliche Positionen im fränkisch-hessischen Raum. Er brachte Schwaben wieder in engste Anlehnung ans Reich, wurde Laienabt von Echternach und unterstützte OTTO auch gegen Frankreich. Er kam zu höchsten Ansehen im Reich.

    Barth Rüdiger E.: Seite 106,190, "Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert"

    Herimannus

    Aus Gründen des Lebensalters kann es sich nicht um den 989 erstmalig als comes palatinus urkundlich erwähnten Pfalzgrafen Hermann I. Pusillus handeln (s. W. Bader, Benediktinerabtei, 1937, S. 42; R. Gerstner, Geschichte der lothringischen und rheinischen Pfalzgrafschaft, S. 14, H. Witte, Genealogische Untersuchungen, in: MIÖG, Ergänzungsband 5,1 (1896-1903) S. 335,474.
    Es handelt sich hier wohl um den 927 zum Herzog von Schwaben ernannten und 10.12.949 verstorbenen KONRADINER Hermann, Sohn Gebhards, des Grafen in der Wetterau.
    Vgl. dazu Isenburg, Tafel 4; Maurer, Herzog von Schwaben, S. 30,48f.,64,67,69, 70,72f.,77-80,132,142,149,156f.,162,165f.,169,171, 175f.,184,191,193f., 1898; D K I, Nr.3, S. 4, v. 5.3.912, nur in der Pönformel verunechtete Schenkungsbestätigung an Bistum Eichstätt; ebd., Nr. 15, v. 18.2. 913; D O I, Nr. 25, v. 7.4.940: per interventum... Herimanni ducis Alemannorum; D O I 111, S. 194, v. 1.6.949: conventu... Conradus dux, Herimannus dux, Hezzo comes, Godefridus comes, Rudolfus comes, Reginberus comes; Wampach, Luxemburg, S. 205; Beyer, Nr. 183, v. 29.12.945, Nr. 194, a. 950-956; VK II, S. 395.
    Die Berichte über den Aachener Hoftag 944 enthalten keinerlei Hinweise über eine Einsetzung Konrads. Es hätte nahe gelegen, ihn anläßlich dieses Hoftages zu ernennen. Ganz im Gegenteil wird im Jahre 944 Hermann von Schwaben in herzogsähnlicher Mission zur Anführung eines Heeres gegen Reginar III. und seinen Bruder Rudolf eingesetzt. Zum gleichen Jahr 944 berichtet Flodoard, dass Herzog Hugo von Franzien Hermann von Schwaben, nicht Konrad, um eine Unterredung bat. Und wiederum zum gleichen Jahr 944 heißt es beim selben zuverlässigen zeitgenössischen Chronisten, dass OTTO I. Hugo von Franzien ein unter dem Kommando Herzog Hermanns stehendes Heer entgegensandte.

    Stälin Paul Friedrich: Seite 177-180, "Geschichte Württembergs"

    Vermutlich auf einer Versammlung zu Worms, allwo zahlreiche schwäbische Große, namentlich Geistliche, vielleicht auch Herzog Burchards Schwiegersohn, König Rudolf, sich einfanden, im Anfang November 926, übertrug König HEINRICH I. das Herzogtum an den fränkischen Grafen Hermann I. (926-949). Der neue Herzog war ein Sohn des im Ungarnkampfe gefallenen Grafen Gebhard und Geschwisterkind König KONRADS I. und Herzog Eberhards von Franken, bisher vermutlich Graf im Engersgau und Oberlahngau, auch in Franken, besonders in der Gegend des späteren Montabaur, reich begütert. Durch treue Ergebenheit gegenüber dem Könige brachte er Schwaben in ein engeres Verhältnis zum Reich und vermählte sich bald, ohne Zweifel sowohl zum Zwecke der Annäherung an seine neue Heimat, deren Sitten und Einrichtungen er stets in Ehren hielt, als auch zur Erwerbung ansehnlichen Güterbesitzes in derselben, mit der Witwe seines Vorgängers, Reginlinde.
    Nach dem Tode König HEINRICHS, während dessen späterer Regierungszeit in SW-Deutschland Ruhe herrschte, wurde zunächst wieder durch die Franken und Sachsen sein Sohn OTTO I. zum deutschen König gewählt und die Wahl zu Aachen allgemein bestätigt. Bei der Krönungsfeier allda (um den 1. August 936) war Herzog Hermann oberster Mundschenk, während Herzog Eberhard von Franken das Truchsessenamt verwaltete. Bereits im folgenden Jahr stürmten die Ungarn, furchtbar hausend, über O-Franken und Schwaben hin, wandten sich jedoch bald weiter und über den Rhein. Sodann aber lehnten sich wiederholt mächtige Große des Reiches gegen die königliche Gewalt auf und entzündeten innere Kriege. Es war dies vor allem Herzog Eberhard von Franken, welcher es nicht verwinden konnte, dass nach dem Tode seines Bruders die Krone vom fränkischen Stamme auf das sächsische Haus übergegangen war. Griff er im Jahre 937 allein zu den Waffen, so tat er es im folgenden Jahre im Bunde mit OTTOS Halbbruder Thankmar, dessen Ansprüche an die erledigte sächsische Pfalz- und Markgrafenwürde OTTO nicht befriedigt hatte. Thankmar schlug in Westfalen los, allein als hier Gebhard, der Sohn des Grafen Udo von der Wetterau und vom Rheingau, eines Bruders von Herzog Hermann, im Kampfe vor Belecke gefallen war, spaltete sich die fränkische Familie selbst in unversöhnlicher Feindschaft; Udo und sein Bruder, der in seiner Treue bereits wankend gemachte Hermann, sowie ihr Vetter, Graf Konrad vom Niederlahngau, Kurzbold genannt, schlossen sich jetzt in ihrem Haß gegen Eberhard aufs engste an König OTTO an, Thankmar mußte im Juli des Jahres sein Unternehmen mit dem Leben büßen und Eberhard um Vergebung flehen, die ihm auch wie früher zuteil wurde. Schon im Jahr 939 erhoben OTTOS jüngerer Bruder Heinrich und der Gemahl seiner Schwester Gerberga, Herzog Giselbert von Lothringen, einen neuen Sturm. Wollte jener die deutsche Krone auf sein Haupt setzen, weil er, nicht OTTO, geboren worden sei, während sein Vater schon König gewesen, so strebte dieser nach einer unabhängigen königlichen Stellung. Sie wurden bei Birten, unweit Xanten, von OTTO besiegt, gewannen jedoch durch Huldigung den Beistand König Ludwigs IV. von Frankreich; auch Herzog Eberhard erhob sich jetzt wortbrüchig und der Kampf zog sich mehr in die oberen Lande. Als jedoch Eberhard und Giselbert den Rhein bei Andernach überschritten, um die rechts gelegenen Gaue der Vettern Eberhards, Konrad Kurzbolds und Udos, den Niederlahngau, Rheingau und die Wetterau zu verwüsten, wurden sie von den letzteren unvermutet bei einem Mahle überfallen. Eberhard erlag nach hartnäckigem Kampfe, mit vielen Wunden bedeckt, dem Schwert, Giselbert fand auf der Flucht seinen Tod im Rhein, und ihr Gefolge ward teils niedergemacht, teils gefangen. Das Herzogtum Franken erlosch mit Eberhards Tode, zumal da er keine männlichen Nachkommen hinterließ und blieb fortan unmittelbar mit der Krone vereinigt; ein Teil der herzoglichen Liegenschaften wurde vom König eingezogen, ein anderer dürfte an Eberhards dem Könige treu gebliebene Vettern gefallen sein. Herzog Hermann insbesondere ist hierbei wohl nicht leer ausgegangen, ja als derselbe unter der großen Schar derer, welche dem siegreichen Könige zu seinen Erfolg Glück wünschten, erschien und im Vertrauen auf den Umfang seiner Besitzungen und die Größe seines Reichtums für seine noch im Kindesalter stehende Tochter und einzige Erbin, Ida, um OTTOS damals erst 9 Jahre alten Erstgeborenen, Liudolf, warb, willigte der König ohne Zögern in die Verbindung.
    Die in verschiedenen Kämpfen erprobte treue Gesinnung bewahrte Herzog Hermann dem Könige fortwährend, er fand sich nicht selten an seinem Hoflager ein und leistete ihm da und dort gute Dienste. So bekriegte er für ihn im Jahr 944 die Vasallen König Ludwigs Übermeer von Frankreich, Ragnar und Rodulf, mit Erfolg und beteiligte sich im Jahr 946 an des Königs Feldzug gegen Herzog Hugo den Großen von Francien. Andererseits hatte auch er selbst manchen Gewinn von dieser Verbindung mit OTTO: er bekam das Kloster Echternach als Laienabt und wußte insbesondere schwäbischen Klöstern wiederholt Gunstbezeugungen zuzuwenden. Noch im besten Mannesalter starb der Herzog am 10. Dezember 949. Er hinterließ den Ruhm eines weisen, um König und Reich, sowie sein Herzogtum in jeglicher Richtung wohlverdienten Fürsten und wurde in der S. Kilians-Kirche zu Reichenau bestattet. Seine Witwe zog sich für den Rest ihres Lebens nach Zürich in das Kloster zu St. Felix und Regula zurück, das ihr schon längere Zeit her unterstellt war, soll sich jedoch zuletzt nach einer sagenhaften Nachricht in eine Klause auf der Insel Ufnau begeben haben, dort (ums Jahr 958) gestorben und im Kloster Einsiedeln begraben worden sein.

    Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Seite 176, "Kaiser Otto der Große"

    Dem Grafen Udo folgte im Tode sein Bruder, der Herzog Hermann von Schwaben, noch am 10. Dezember des nämlichen Jahres nach und wurde in der Kapelle des heiligen Kilian zu Reichenau bestattet. Eine zuverlässige Stütze des Thrones in den Wirren der ersten Jahre OTTOS, wird er als einer der weisesten Fürsten seiner Zeit gepriesen und erscheint als solcher besonders häufig im Rat des Königs. In den westfränkischen Händeln namentlich bediente sich derselbe öfters seines Beistandes, sei es, weil ihm gerade durch den Besitz des Elsasses diese Dinge näher lagen, sei es, daß Hermann außer der Abtei Echternach noch andere lothringische Lehen hatte. Mit dem Herzogtum Schwaben verband er auch manche fränkische Güter, so in der Gegend des späteren Montabaur. Trotz seiner fränkischen Abkunft scheint er den Schwaben keinen Anstoß gegeben zu haben, denn es wird ihm als Beweis seiner Klugheit nachgerühmt, daß er die Sitten und Einrichtungen des ihm anvertrauten Landes stets in hohen Ehren gehalten habe. Er unterstützte auch den Bau der neuen Kirche und des Klosters, welches der Straßburger Probst Eberhard an der Stelle der alten Meinradzelle errichtete und als erster Vorsteher leitete und schenkte der neuen Stiftung zwei Rippen der Züricher Schutzpatrone Felix und Regula. Von seiner Gemahlin Reginlinde, die bereits mit Herzog Burchard vermählt gewesen war, hinterließ Hermann als einzige Erbin [Über Regilinde vgl. Stälin Wirttemberg. Geschichte I, 435,436,444,553; Waitz, Jahrbücher Heinrichs Seite 94 Anmerkung 3. Waitz sagt (Anmerkung 2): "Auch die zweite Ehe der Regilinde war unfruchtbar", obgleich die Mirac. S. Verenae c. 5 ihr nur die Söhne absprechen, dagegen ausdrücklich erzählen: Quae consepit et peperit filiam etc. Wilmans (Kaiserurkunden der Provinz Westfalen J, 452) bemerkt darüber: "Wenn Waitz dann aus der Mirac. S. Verenae den Beweis erbringt, daß auch die zweite Ehe der Reginlind ... mit Kindern nicht gesegnet gewesen." und gibt daher Ida eine andere Mutter.] seines reichen Gutes Ida [Über Ida siehe oben Seite 100 Anmerkung 4.], Liudolfs Weib, die gerade in diesem Jahr von einer Tochter, Mathilde, genas.

    Holtzmann Robert: Seite 80,83,112,117,119,123,127,130,136,139, "Geschichte der sächsischen Kaiserzeit"

    Obgleich es noch einen HUNFRIDINGER gab, ernannte HEINRICH I. auf der Reichsversammlung von Worms im November 926 einen stammesfremden fränkischen Mann zum Herzog von Schwaben: Hermann, Sohn des KONRADINERS Gebhard und mithin Vetter KONRADS I. und Eberhards von Franken. Hermann begab sich, wohl gewiß nicht ohne militärischen Schutz, in sein neues Herzogtum und heiratete hier die Witwe Burchards, Regilinde, um so nachträglich eine gewisse Verbindung mit dem Vorgänger und den schwäbischen Familien herzustellen. Aber es versteht sich, daß er stark auf die königliche Unterstützung angewiesen war und nicht im entferntesten die Selbständigkeit Burchards besaß. Er hat keine so große Gewalt über die schwäbischen Stifte ausgeübt, er mußte die Besetzung der Bistümer völlig dem König überlassen, und auch die eigenmächtige auswärtige Politik des Herzogs von Schwaben hatte ein Ende. Andererseits hat der König den Umkreis der Macht dieses seines herzoglichen Beamten und Stammesfürsten dadurch erweitert, daß er das Elsaß aus seiner Verbindung mit Lothringen löste und ihm als ein besonderes Herzogtum anvertraute, wie das dem alemannischen Volkstum im Elsaß entsprach. Zweifellos hat HEINRICH mit der Wahl Hermanns einen sehr guten Griff getan. Der neue Herzog hat schon dadurch, daß er sich in Schwaben ohne ernstere Schwierigkeiten gehalten hat, seine Fähigkeiten bewiesen. Fast ein Vierteljahrhundert lang hat er seines Amtes gewaltet und sich jederzeit als ein treuer, völlig zuverlässiger Freund HEINRICHS wie seiens Sohnes bewährt.
    Von HEINRICH I. haben wir Münzen, außer aus Sachsen, aus Mainz, Straßburg, Metz und Verdun, also aus Franken, Elsaß-Schwaben ud Lothringen. Aus Franken kennen wir nur diese Königsmünze, aus Schwaben und Lothringen dagegen auch Münzen Hermanns und Giselberts.
    Nun folgte noch eine Fortsetzung alten kultischen Brauches, das festliche Königsmahl in der Pfalz, wobei die vier Herzöge dem neuen König die Ehrendienste versahen, die man später als Erzämter bezeichnet hat und in denen sich etwas von dem Amtscharakter der Herzöge aussprach: Giselbert von Lothringen, in dessen Herzogtum man sich befand, diente als Kämmerer, Eberhard von Franken als Truchseß, Hermann von Schwaben als Mundschenk, Arnulf von Bayern als Marschall.
    Aber es ging nicht alles so, wie die Empörer wollten. Es war dem Herzog Eberhard von Franken gelungen, auch ein jüngeres Mitglied seines Hauses auf seine Seite zu ziehen, Gebhard, einen Sohn des rheinfränkischen Grafen Udo (der ein Bruder Hermanns von Schwaben und mithin ein Vetter Eberhards war). Dieser Gebhard ist im Kampf um Belecke gefallen, und das schien den anderen KONRADINERN, Hermann, Udo und ihrem Vetter Konrad Kurzbold, ein Gottesgericht, so daß sie um so fester auf der Seite des Königs aushielten.
    Aber der neue Herzog Berchthold mußte nun in der Tat auf das wichtige Recht der Bischofseinsetzung verzichten, er mußte außerdem eine Reihe von Erwerbungen und Okkupationen Arnulfs wieder herausgeben: dem König das karolingische Reichsgut, der Kirche einen Teil der säkularisierten Besitzungen, dem Herzog von Schwaben das Engadien. So empfing Hermann, der einzige unter den Herzögen, auf dessen Treue Verlaß gewesen war, seinen Lohn, während zugleich der Gegensatz zwischen Bayern ud Schwaben geschickt genährt wurde.
    Gegen die Feinde schickte der König den treuen Herzog Hermann mit schwäbischen Truppen nach Norden, und zwei Grafen dieses Hauses, Hermanns Bruder Udo und sein Vetter Konrad Kurzbold, Vettern auch des Franken-Herzogs, haben am 2. Oktober 939 den entscheidenden Sieg am Rhein, gegenüber von Andernach, davon getragen. Eberhard und Giselbert waren bereits über den Strom gekommen, ihr Heer war am Beutemachen, ein großer Teil der Truppen schaffte den Raub auf das andere Ufer, da wurden die Herzöge von den beiden Grafen überrascht und völlig geschlagen. Eberhard ist im Kampf gefallen, Giselbert auf der Flucht im Rhein ertrunken.
    Eben die großen fränkischen Herrn standen damals (941) bei OTTO in höchstem Ansehen, so neben Hermann, dem Schwaben-Herzog, und den anderen KONRADINERN der am Mittelrhein, in der Gegend von Worms und Speyer, reich begabte Graf Konrad der Rote.
    Von Kamerich aus rückte OTTO im August 946 in Frankreich ein, mit einem starken Heer, bei dem sich auch der König Konrad von Burgund wieder befand, ferner Hermann von Schwaben mit seinem Bruder Udo, die Erzbischöfe von Mainz und Trier und andere weltliche und geistliche Fürsten.
    Seine ganze Liebe zu ihr wandte OTTO jetzt seinem einzigen Sohn Liudolf zu, der damals 16 Jahre zählte, aber schon seit 940 mit Ida, der einzigen Tochter des Herzogs Hermann von Schwaben, verlobt war. Jetzt, nach dem Tod der Mutter, wurde Liudolf vom Vater zum Nachfolger im Reich designiert und im Jahre darauf mit Ida vermählt; er galt ohne Zweifel schon damals auch als einstiger Nachfolger Hermanns in Schwaben. Am 10. Dezember 949 schließlich starb auch der um das Königshaus seit mehr als zwei Jahrzehnten außerordentlich verdiente, bei OTTO in höchstem Ansehen stehende Herzog Hermann von Schwaben, der "weiseste und klügste" unter seinen Standesgenossen, worauf Liudolf die Herrschaft in Schwaben übernahm.
    Herzog Hermann führte 941 den flüchtigen Markgrafen Berengar von Ivrea vor König OTTO, der ihn freundschaftlich aufnahm und seine Auslieferung, die Hugo forderte, verweigerte.

    Maurer, Helmut: Seite 48f.,64,67,77-80,132,142,149, "Der Herzog von Schwaben. Grundlagen, Wirkungen und Wesen seiner Herrschaft in ottonischer, salischer und staufischer Zeit"

    Aus der Regierungszeit der nächste beiden Herzöge, Hermann I. (926-949), eines KONRADINERS, und Liutolfs (949-953), eines OTTONEN, besitzen wir nicht die geringste Hinweise auf eine Verankerung ihrer Herzogsherrschaft am westlichen Bodensee und im Hegau. Die Tatsache, daß beide weder der Familie Erchangers noch diejenigen der sogenannten HUNFRIDINGER, der Burchard I. entstammte, angehörten, könnte zunächst zu dem Gedanken verleiten, daß beide Nachfolger Burchards der Herrschaftsgrundlage, über die dieser offensichtlich noch verfügt hatte, nach dessen Tode beraubt worden seien. Gegen die Stichhaltigkeit einer solchen Annahme spricht indessen nicht allein die Erkenntnis, daß sowohl Hermann I. - durch die Heirat mit Burchards II. Witwe Reginlinde - als auch Liutolfs - durch die Ehe mit Hermanns und Reginlindes Tochter Ita - als vollberechtigte und eindeutig legitimierte Erben Herzog Burchards II. gelten mußten und dementsprechend auch über die gleiche Herrschaftsgrundlage wie Burchard II. verfügt haben dürften. Gegen die Annahme einer stärkeren Zäsur innerhalb der schwäbischen Herzogsherrschaft während der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts spricht aber auch die Beobachtung, daß sich sowohl Hermanns I. als auch Liutolfs Wirkungsbereiche weitgehend mit demjenigen Burchards II. deckten. Für die beiden Nachfolge-Herzöge ist, obgleich sich die räumliche Reichweite ihrer Herzogsherrschaft insgesamt wesentlich vergrößert hatte, Zürich von großer Wichtigkeit, und beide stehen wiederum in enger Verbindung zu den alten Reichsabteien St. Gallen und Reichenau und zu der neu gegründeten Abtei Einsiedeln. Hermann I. setzte zudem das schon von Burchard I. eng gestaltete Verhältnis zu dem kleinen Hochrheinkloster Zurzach mit seinem für das Herzogshaus offenbar wichtigen Verena-Kult fort.
    Angesichts dieses im wesentlichen gleichgebliebenen geographischen Rahmens spricht nichts dagegen, sondern eher alles dafür, daß auch bis hin zu Liutolf die frühen "Herzogsorte" am Westrande des Bodensees und im Hegau, das heißt im Umkreis der einstigen Königspfalz Bodman, und unter ihnen zumindest der Hohentwiel, in diese Herzogsherrschaft Hermanns und Liutolfs eingeschlossen gewesen sind und immer noch eine wesentliche Grundlage für die Ausübung der herzoglichen Rechte abgegeben haben werden.
    Von Hermann I. an hat kein Herzog von Schwaben bis einschließlich Herzog Ernst II. auf eine Münzprägung in Zürich verzichtet. Das spricht nicht nur für die herausragende Rolle, die Zürich auch im 10. und frühen 11. Jahrhundert als Wirtschaftsplatz zukam; es spricht zugleich für eine überaus starke Stellung, die den Herzögen in Zürich eignete.
    Diese herzogliche Kirchenherrschaft gibt sich am sichtbarsten darin zu erkennen, daß die Chorherren in einer notitia des Jahres 968 Herzog Burchard als ihren senior bezeichnen und daß ebenso wie die karolinguischen Königstöchter Hildegard und Berta und wie Richardis, die Gattin KARLS III., auch Reginlinde, die Gattin Herzog Burchards II. und Herzog Hermanns I., als Laien-Äbtissin der Frauenabtei - wenn nicht gar zugleich dem Chorherrenstift - vorstand.
    Wenn nun erstmals von Herzog Hermann von Schwaben (926-949), einem engen Vertrauten OTTOS I., dem der König den am 2.X.939 bei Andernach erfochtenen Sieg über seine herzoglichen Feinde zu verdanken hatte, - wenn nun also erstmals von Herzog Hermann in Breisach geprägte Münzen vorhanden sind, dann kann dieses Fußfassen des schwäbischen Herzogs auf dem Berg von Breisach am ehesten mit der Einnahme des Berges durch OTTO I. und einer Weiterverleihung der "Burg" an Hermann als seinen engsten Vertrauten erklärt werden.
    Wiederum war es kein Platz in der Mitte des Herzogtums, den der König dem Herzog als neuen Vorort überließ, sondern eine Örtlichkeit an dessen Grenze, und wiederum war es ein Platz, der erst dem Feinde - diesmal freilich durch den König selbst - mit Gewalt abgerungen werden mußte.
    Die Aktivität der Münzstätte des Herzogs von Schwaben in Breisach wird schon darin sichtbar, daß allein von Herzog Hermann I. (926-949) für den kurzen Zeitraum von nicht ganz zehn Jahren (ca. 939 bis 949) vier verschiedene Denar-Typen ausgeprägt worden sind, von denen drei den Namen Hermanns mit dem OTTOS I. verbinden, ja einer sogar das Brustbild des Kaisers zeigt, der vierte aber den Namen des Herzogs ohne den des Königs trägt.
    Eine natürliche Folge dieser Bindung der Herzogsherrschaft an Königtum und Reich ist es dann, wenn Herzog Burchards Nachfolger im Amte, der KONRADINER Hermann I., nicht mehr vom Adel Schwabens im Lande selbst, sondern jetzt, 926, von König HEINRICH I. sogar außerhalb des Landes, auf einem Reichstag in Worms, zum Herzog in Schwaben eingesetzt wird. Deutlicher kann denn wohl die Abhängigkeit der schwäbischen Herzogswürde von Willen und Gunst des Königs nicht unterstrichen werden: Sie wird vom König, sie wird - wie fortan bis zum Jahre 1048 ausschließlich - außerhalb des Landes und sie wird dazu noch einen Landfremden vergeben. Denn Herzog Hermann heiratet Reginlinde, die Witwe Herzog Burchards II., deren Sohn offensichtlich beim Tode des Vaters noch nicht mündig gewesen war. Es bleibt demnach nicht nur eine institutionelle, sondern durchaus auch eine personelle Kontinuität gewahrt. Und an die Heirat mit einer Herzogswitwe oder einer Herzogstochter ebenso wie durch die unmittelbare Abstammung von einem Herzog oder gar - wie im Falle Liutolfs - durch Adoption begründeten Ansprüche haben sich die Könige bei der Vergabe des ducatus - trotz ständigem Wechsels zwischen Mitgliedern aus den Häusern der BURCHARINGER, KONRADINER und LIUDOLFINGER im 10. Jahrhundert und der BABENBERGER im 11. Jahrhundert, künftige durchweg ebenso gehalten, wie sie andererseits das Recht auf Vergabe des Herzogsamtes nie mehr ais der Hand gegeben haben.
    Vom König an den Herzog überlassenes Reichsgut werden wir etwa in jenen Besitzungen suchen dürfen, die der Königssohn Herzog Liutolf und seine Frau Ita im Jahre 950 in den Orten Truchtelfingen (südlich von Tailfingen) und Trossingen (südlich von Rottweil) zum Seelenheil von Itas Vater, an die Abtei Reichenau schenken, eine Schenkung, die bemerkenswerterweise einer Legitimierung durch König OTTO I. bedurfte, indem der König diese Schenkung an das Kloster kurze Zeit darauf noch einmal durch eine eigene Urkunde wiederholte. Die Notwendigkeit einer solchen Legitimierung zeigt bereits, daß es sich bei den Besitzungen, über die das Herzogspaar verfügte, um Königsgut handelte, das dem Herzog als Amtsgut verliehen worden war.

    927 oo 2. Regilinde, Tochter des UNRUOCHINGERS Eberhard im Sülichgau, um 888- nach 959

    Kinder:
    - Ida 930/32-17.5.986
    947 oo Liudolf Herzog von Schwaben 930-6.9.957

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 138,158,215,246,386 H 44 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 49,52,74,86,93 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 39,92,106,107,108,111,121,123,125,145,190 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 40,54,59-62,66,114 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994, Seite 398,401 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 65,71,101,115,174,246 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 48,65,67,105 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 80,83,112,117,119,121,123,127,130,136,139,242,274 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 Seite 177 - Maurer, Helmut: Der Herzog von Schwaben. Grundlagen, Wirkungen und Wesen seiner Herrschaft in ottonischer, salischer und staufischer Zeit, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1978 Seite 30,48f.,64, 67,69,70,72f.,77-80,132,142,149,156f.,162,165f.,169,171,175f.,184,191,193f. - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 301,365,435,438,448 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 170,409,412 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 84 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 Seite 94,105, 274 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 117,127,129,142 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 170,173,183,186 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 12,51,74,105,110,115,118 -

    Begraben:
    St-Kilians-Kapelle

    Hermann heiratete im Sülichgau, Regilinde in 927. Regilinde wurde geboren um 888; gestorben nach 959 in Ufenau (Insel) Freienbach [8807],Schwyz,Schweiz; wurde beigesetzt in Reichenau [78479],Konstanz,Baden-Württemberg,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 91. von Schwaben, Ida  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 932/934; gestorben am 17 Mai 986.

  8. 67.  von Friaul, Gisela Graphische Anzeige der Nachkommen (39.Unruoch9, 24.Gisela8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) gestorben nach 887.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Brescia [25100],Brescia,Lombardia,Italien; Nonne

    Notizen:

    Gisela von Friaul
    Nonne in Brescia
    - nach 887
    Tochter des Herzogs Unruoch von Friaul aus dem Hause der UNRUOCHINGER und der ETICHONIN Ava, Tochter von Graf Liutfrid I.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 277, "Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

    Über die Zeit seines Todes ist nichts bekannt. Wenn BERENGAR 874/75 ihm im Amt nachfolgte, so ist er wohl in diesen Jahren schon verstorben gewesen. Ob er außer der einen Tochter, die im (S. Julia)Kloster in Brescia lebte und 887 auf Betreiben des einflußreichen Erzkanzlers KARLS III., Liutward für dessen Neffen von einigen Männern entführt wurde [5 Ann. Fuldens. ad. 887, Seite 105. - Dazu E. Dümmler, Geschichte des ostfränkischen Reiches III² Seite 276.], noch weitere Nachkommenschaft hatte, ist unbekannt.

    Zettler, Alfons: Seite 112, "Geschichte des Herzogtums Schwaben."

    In diesem Zusammenhang ist auch die bekannte Geschichte von der Entführung einer der Töchter Graf Unruochs, des Bruders von BERENGAR, wahrscheinlich mit dem Namen Gisela, aus dem königlichen Nonnenkloster Santa Giulia in Brescia zu erinnern. Kaiser KARLS III. Erzkapellan Liutward, Bischof von Vercelli (+ 901), soll 886/87 gewaltsam in das Kloster eingedrungen sein und mit Hilfe von Freunden Unruochs Tochter, "die Verwandte des Kaisers", geraubt und seinem Neffen in die Ehe gegeben haben [120 Fuldaer Annalen ad a. 887 und Regensburger Fortsetzung ad a. 886; vgl. K. Schmid, Liutbert von Mainz und Liutward von Vercelli im Winter 879/80 in Italien, in: Geschichte, Wirtschaft, Gesellschaft. Festschrift für Clemens Bauer zum 75. Geburtstag, hg. von E. Hassinger/J. H. Müller/H. Ott, Berlin 1974, Seite 41-60; J.F. Böhmer/H. Zielinski, Regesta Imperii I/3,2, Köln/Weimar/Wien 1998, Nr. 853-854.].

    Mühlbacher Engelbert: Band II Seite 408, "Deutsche Geschichte unter den Karolingern."

    Den Anlaß dazu gab der Erzkanzler Liutward. Man warf ihm auch vor, daß er ungeahndet Mädchen aus den edelsten Familien Deutschlands und Italiens entführen ließ, um seinen Verwandten glänzende Partien zu verschaffen. Eine derartige Gewalttat hatte sich erst kürzlich abgespielt. Liutward hatte aus dem Nonnenkloster S. Salvatore in Brescia, das Töchter aus den vornehmsten Familien des Landes aufnahm und vielfach auch Prinzessinnen als Apanage diente, eine Tochter des Grafen Unruoch von Friaul, von mütterlicher Seite eine Enkelin [Richtig: Urenkelin] LUDWIGS DES FROMMEN und somit eine nahe Verwandte des Kaisers, entführen lassen, um sie seinem Neffen zu vermählen. Doch dieser war, da, wie der Annalist berichtet, Gott die inbrünstige Bitte der zurückgebliebenen Nonnen, die ihrem heiligen Ort angetane Schmach zu rächen, sogleich erhörte, in der Brautnacht eines plötzlichen Todes gestorben. Der Oheim der Entführten, Markgraf BERENGAR, hatte die Freveltat faustrechtlich geahndet, er hatte Vercelli, Liutwards Bischofssitz, überfallen und reiche Beute heimgebracht.


    Literatur:
    Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 276 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 277 - Jahrbücher von Fulda. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1969 Seite 105 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion Band II Seite 408 - Zettler, Alfons: Geschichte des Herzogtums Schwaben. Verlag W. Kohlhammer GmbH Stuttgart 2003 Seite 112 -


  9. 68.  von Babenberg, Heinrich II. Graphische Anzeige der Nachkommen (43.Judith9, 24.Gisela8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) gestorben in 902.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Graf

    Notizen:

    Heinrich II. Graf
    + 902 gefallen
    Sohn des Markgrafen Heinrich I. von Babenberg aus seiner 1. Ehe mit der Judith von Friaul, Tochter von Markgraf Eberhard

    Heinrich II. fiel 902 in einer Schlacht gegen die KONRADINER, die von ARNULF von Kärnten unterstützten Feinde seines Hauses. Seine und seines Bruder Adalberts Güter wurden 903 auf einer Reichsversammlung zu Forchheim konfisziert und dem Bischof Rudolf von Würzburg übergeben.

    Störmer Wilhelm: "Früher Adel"

    Da die BABENBERGER dem Königtum ARNULFS fernblieben, ließ der König die in Hessen begüterten KONRADINER in den ostfälischen Verwaltungsbereich der BABENBERGER durch Schenkungen und Verteilung der Grafschaft im Volkfeld hineinwachsen ließ. Die Besetzung des Bistums Würzburg durch den jüngsten KONRADINER Rudolf 892 war der Höhepunkt der die KONRADINER bevorzugenden Politik Kaiser ARNULFS. Die BABENBERGER begannen denn auch ihre Fehde mit dem Bischof von Würzburg. Sie führte spätestens 902 zu großen Verwüstungen des Herrschaftsgebietes der Würzburger Domkirche durch die BABENBERGER Heinrich und Adalhard, worauf der KONRADINER-Bischof seine Brüder Eberhard und Gebhard 902 zu Hilfe rief. Die BABENBERGER sammelten sich in ihrer Burg Babenberg und brachen aus dieser im entscheidenden Augenblick hervor. In der Schlacht fiel je ein Vertreter beider Familien; der BABENBERGER Adalhard, der in Gefangenschaft geriet, wurde aber von dem KONRADINER Gebhard kurzerhand enthauptet. Jetzt mischte sich der König Ludwig das Kind ein, stellte sich auf die Seite der KONRADINER und richtete über die BABENBERGER, deren Güter - vermutlich Reichslehen - zumindest teilweise konfisziert wurden. Erst 906 erfahren wir wieder von der Fehde, als Adalbert sein Heer in die Wetterau gegen Konrad siegreich führte und beutebeladen nach Babenberg zurückkehrte. Auch hier mischte sich die Reichsgewalt wieder ein. Ludwig das Kind berief eine Reichsversammlung nach Tribur - er brauchte also die Hilfe und den Konsens der Großen - , um ihm einen politischen Prozess zu machen. Immerhin wurde dem BABENBERGER die Möglichkeit gegeben, sich zu rechtfertigen. Adalbert aber blieb aus, wahrscheinlich weil ihm die Situation zu gefährlich schien, vielleicht auch, weil er sich in einer "legalen Fehde" dünkte. Das bedeutete nun, dass ein Reichsheer gegen ihn aufgeboten wurde und die BABENBERGER-Burg Theres belagerte, in der sich Adalbert verschanzt hatte. Durch eine List, bei der sich auch der bayerische Markgraf Luitpold beteiligte, wurde er bewogen, die Burg zu öffnen und gnadeflehend in das Lager des Königs zu gehen, wo er gefangengenommen wurde. Nach einem neuen Prozess wurde auch er enthauptet. Die Fehde ist deshalb so wichtig, weil in sie der König - so ferne er nicht eine Marionette der Großen war - aktiv eingriff, nicht weil er die Partei der KONRADINER ergriff, sondern weil er einen politischen Prozess machte und den "Reichsgegner" - notgedrungen durch B Beschluss der Großen - zu vernichten suchte. Die Reichsgewalt siegte hier also über die adelige Fehde. Regino von Prüm sagt über die Konfiskationen, dass die "facultates et possessiones" des BABENBERGERS Adalbert dem Fiskus übergeben und in Form königlicher Geschenke an die Großen, das heißt an die Gegner der BABENBERGER, verteilt worden seien.

    Dümmler Ernst: Seite 109,115, "Die Chronik des Abtes Regino von Prüm"

    897
    Um dieselbe Zeit entsteht zwischen dem Bischof Rudolf von Wirziburg und den Söhnen des Herzogs Heinrich, Adalbert, Adalhard und Heinrich, aus kleinen und sehr geringfügigen Ursachen ein gewaltiger Hader der Zwietracht und ein Streit voll unversöhnlichen Hasses und wie aus einem ganz geringen Funken eine ungeheure Feuersbrunst erregt wird, so vergrößert er sich, von Tag zu Tag zunehmend, ins Unermeßliche. Und während die über den Adel ihres Blutes, über die zahlreiche Menge ihrer Verwandten, über die Größe ihrer irdischen Macht sich über Gebühr erheben, fallen sie sich in gegenseitigen Metzeleien an, unzählige gehen auf beiden Seiten durch das Schwert zu Grunde, Verstümmelungen an Händen und Füßen werden verübt; die ihnen untertänigen Landschaften werden durch Raub und Feuersbrunst von Grund ais verwüstet.
    902
    Adalbert mit seinen Brüdern Adalhard und Heinrich sammelte eine starke Mannschaft und brach aus der Feste, die Babenberg [Babenberg (Bamberg)] geheißen wird, gegen die Brüder Eberhard, Gebehard und Ruodulf hervor, deren wir kurz zuvor gedachten, um ihnen eine Schlacht zu liefern. Jene halten seinen Angriff mannhaft aus, durchbrechen die Schlachtreihe mit dem Schwerte, strecken alle nieder, die ihnen begegnen und lassen nicht eher ab, als bis sie die Schar der Gegner gezwungen, die Flucht zu ergreifen; in diesem Strauße wurde Heinrich erschlagen, Adalhard gefangengenommen und nachmals auf Befehl Gebehards enthauptet. Auch Eberhard fiel in dem Treffen von vielen Wunden durchbohrt, worauf er nach Beendigung des Kampfes unter den Leichen der Erschlagenen von den Seinigen aufgefunden und nach Hause geschafft wird; nach dem Verlaufe weniger Tage stirbt er gleichfalls.

    Dümmler Ernst: Band II Seite 520,522, "Geschichte des Ostfränkischen Reiches"

    Von einer Beteiligung der Söhne des abgesetzten Markgrafen Poppo an dem Kampfe der beiden Familien miteinander, ist jedoch nichts bekannt, als Gegner standen sich vielmehr nur die vier konradinischen Brüder auf der einen, die drei Söhne des im Jahre 886 vor Paris gefallenen Heinrich, Adalbert, Adalhart und Heinrich auf der anderen Seite gegenüber. Wir finden die letzteren sogar mit Egino verbündet, dem Sohne jenes Grafen Egino, der einst ein so erbitterter Feind ihres Oheims Poppo gewesen war.
    Schon unter der Regierung ARNOLFS, in dessen Urkunden Adalbert oder seine Brüder nicht ein einziges Mal erwähnt werden, soll der Zwiespalt zwischen diesen und dem sehr beschränkten, nur durch Hofgunst erhobenen Bischof Rudolf von Wirzburg, Konrarads jüngerer Bruder zum Ausbruche gekommen sein, doch führte ihre Entzweiung, die durch die Lage der Grafschaften der BABENBERGER inmitten des Wirzburger Sprengels immer neue Nahrung erhalten mußte, damals noch zu keiner Störung des öffentlichen Friedens, oder zu einem Eingreifen der Reichsgewealt. Aus geringfügigen Anlässen entsprang diese Todfeindschaft: die wahre Ursache des Streites lag darin, daß so wie keine der beiden Familien der anderen an Adel des Blutes nachzustehen glaubte, auch keine der andern einen Vorrang an Macht willig einräumen wollte. Und allerdinga war es hohe Zeit, daß die BABENBERGER gegen ihre Nebenbuhler zu den Waffen griffen, wofern sie nicht von ihnen, die in Gemeinschaft mit dem Erzbischof Hatto den jungen König ganz in ihrer Hand hatten, völlig überflügelt werden wollten.
    Die lange schon m Verborgenen glimmende zwietracht schlug im Jahre 902 in helle Flammen auf [Ob dies Jahr das richtige, möchte man nach dem Zeugnisse des in der Zeitrechnung so ungenauen Regino noch bezweifeln, da die Ann. Alamann. (Scr. I, 54) zum Jahr 900 melden: Adalhart et Heimrich frater eius et Eberhardus bello occisi suunt, dagegen Ann. Hildesh. (Lamberti) 903 (Scr. III. 50): Eberhart et Adalhart atque Heinric occisi sunt; für das Jahr 902 scheint mir aber auch die nachher anzzuführende Urkunde Ludwigs B. 1191 zu sprechen.]. Adalbert, im Bunde mit seinen Brüdern sammelte ein stattliches Heer, mit dem er von seiner Burg Babenberg aus gegen die nicht minder gerüsteten Brüder Eberhard, Gebhard und Rudolf ins Feld rückte, um mit ihnen seine Kräfte zu messen. Diese hielten mannhaft stand, durchbrachen die feindlichen Reihen mit dem Schwerte und ruhten nach vielem Blutvergießen nicht eher, als bis sie die BABENBERGER in die Flucht geschlagen. Der jüngste von ihnen, Heinrich, wurde in dem harten Strauße erschlagen, Adalhard geriet in Gefangenschaft, aber auch Eberhard ward von den Seinigen auf dem Schlachtfelde von vielen Wunden durchbohrt aufgefunden und nach Hause geschafft, wo er gleichfalls nach wenigen Tagen starb. Zur Sühne wahrscheinlich für diesen schmerzlichen Verlust fiel auf Gebhards Befehl das Haupt des gefangenen Adalhard und Adalbert blieb als Rächer dieses Frevels und seiner getöteten Brüder übrig.

    Literatur:
    Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 109,115 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 520,522 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 40 -

    Gestorben:
    gefallen


  10. 69.  von Babenberg, Adalhard Graphische Anzeige der Nachkommen (43.Judith9, 24.Gisela8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) gestorben in 902.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Graf

    Notizen:

    Adalhard Graf
    + 902 hingerichtet
    Sohn des Markgrafen Heinrich I. von Babenberg und der Judith von Friaul, Tochter von Markgraf Eberhard

    Adalhard geriet bei der 902 gegen die KONRADINER verlorenen Schlacht in Gefangenschaft und wurde, als der in der Schlacht tödlich verwundete KONRADINER Eberhard starb, von dessen Bruder Gebhard enthauptet.

    Dümmler Ernst: Seite 109,115, "Die Chronik des Abtes Regino von Prüm"

    897
    Um dieselbe Zeit entsteht zwischen dem Bischof Rudolf von Wirziburg und den Söhnen des Herzogs Heinrich, Adalbert, Adalhard und Heinrich, aus kleinen und sehr geringfügigen Ursachen ein gewaltiger Hader der Zwietracht und ein Streit voll unversöhnlichen Hasses und wie aus einem ganz geringen Funken eine ungeheure Feuersbrunst erregt wird, so vergrößert er sich, von Tag zu Tag zunehmend, ins Unermeßliche. Und während die über den Adel ihres Blutes, über die zahlreiche Menge ihrer Verwandten, über die Größe ihrer irdischen Macht sich über Gebühr erheben, fallen sie sich in gegenseitigen Metzeleien an, unzählige gehen auf beiden Seiten durch das Schwert zu Grunde, Verstümmelungen an Händen und Füßen werden verübt; die ihnen untertänigen Landschaften werden durch Raub und Feuersbrunst von Grund ais verwüstet.
    902
    Adalbert mit seinen Brüdern Adalhard und Heinrich sammelte eine starke Mannschaft und brach aus der Feste, die Babenberg [Babenberg (Bamberg)] geheißen wird, gegen die Brüder Eberhard, Gebehard und Ruodulf hervor, deren wir kurz zuvor gedachten, um ihnen eine Schlacht zu liefern. Jene halten seinen Angriff mannhaft aus, durchbrechen die Schlachtreihe mit dem Schwerte, strecken alle nieder, die ihnen begegnen und lassen nicht eher ab, als bis sie die Schar der Gegner gezwungen, die Flucht zu ergreifen; in diesem Strauße wurde Heinrich erschlagen, Adalhard gefangengenommen und nachmals auf Befehl Gebehards enthauptet. Auch Eberhard fiel in dem Treffen von vielen Wunden durchbohrt, worauf er nach Beendigung des Kampfes unter den Leichen der Erschlagenen von den Seinigen aufgefunden und nach Hause geschafft wird; nach dem Verlaufe weniger Tage stirbt er gleichfalls.

    Dümmler Ernst: Band II Seite 520,522, "Geschichte des Ostfränkischen Reiches"

    Von einer Beteiligung der Söhne des abgesetzten Markgrafen Poppo an dem Kampfe der beiden Familien miteinander, ist jedoch nichts bekannt, als Gegner standen sich vielmehr nur die vier konradinischen Brüder auf der einen, die drei Söhne des im Jahre 886 vor Paris gefallenen Heinrich, Adalbert, Adalhart und Heinrich auf der anderen Seite gegenüber. Wir finden die letzteren sogar mit Egino verbündet, dem Sohne jenes Grafen Egino, der einst ein so erbitterter Feind ihres Oheims Poppo gewesen war.
    Schon unter der Regerung ARNOLFS, in dessen Urkunden Adalbert oder seine Brüder nicht ein einziges Mal erwähnt werden, soll der Zwiespalt zwischen diesen und dem sehr beschränkten, nur durch Hofgunst erhobenen Bischof Rudolf von Wirzburg, Konrads jüngerer Bruder zum Ausbruche gekommen sein, doch führte ihre Entzweiung, die durch die Lage der Grafschaften der BABENBERGER inmitten des Wirzburger Sprengels immer neue Nahrung erhalten mußte, damals noch zu keiner Störung des öffentlichen Friedens, oder zu einem Eingreifen der Reichsgewealt. Aus geringfügigen Anlässen entsprang diese Todfeindschaft: die wahre Ursache des Streites lag darin, daß so wie keine der beiden Familien der anderen an Adel des Blutes nachzustehen glaubte, a auch keine der andern einen Vorrang an Macht willig einräumen wollte. Und allerdings war es hohe Zeit, daß die BABENBERGER gegen ihre Nebenbuhler zu den Waffen griffen, wofern sie nicht von ihnen, die in Gemeinschaft mit dem Erzbischof Hatto den jungen König ganz in ihrer Hand hatten, völlig überflügelt werden wollten.
    Die lange schon m Verborgenen glimmende Zwietracht schlug im Jahre 902 in helle Flammen auf [Ob dies Jahr das richtige, möchte man nach dem Zeugnisse des in der Zeitrechnung so ungenauen Regino noch bezweifeln, da die Ann. Alamann. (Scr. I, 54) zum Jahr 900 melden: Adalhart et Heimrich frater eius et Eberhardus bello occisi suunt, dagegen Ann. Hildesh. (Lamberti) 903 (Scr. III. 50): Eberhart et Adalhart atque Heinric occisi sunt; für das Jahr 902 scheint mir aber auch die nachher anznzuführende Urkunde Ludwigs B.1191 zu sprechen.]. Adalbert, im Bunde mit seinen Brüdern sammelte ein stattliches Heer, mit dem er von seiner Burg Babenberg aus gegen die nicht minder gerüsteten Brüder Eberhard, Gebhard und Rudolf ins Feld rückte, um mit ihnen seine Kräfte zu messen. Diese hielten mannhaft stand, durchbrachen die feindlichen Reihen mit dem Schwerte und ruhten nach vielem Blutvergießen nicht eher, als bis sie die BABENBERGER in die Flucht geschlagen. Der jüngste von ihnen, Heinrich, wurde in dem harten Strauße erschlagen, Adalhard geriet in Gefangenschaft, aber auch Eberhard ward von den Seinigen auf dem Schlachtfelde von vielen Wunden durchbohrt aufgefunden und nach Hause geschafft, wo er gleichfalls nach wenigen Tagen starb. Zur Sühne wahrscheinlich für diesen schmerzlichen Verlust fiel auf Gebhards Befehl das Haupt des gefangenen Adalhard und Adalbert blieb als Rächer dieses Frevels und seiner getöteten Brüder übrig.

    Literatur:
    Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 109,115 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 520,522 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 40 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 268 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 93,105 -

    Gestorben:
    hingerichtet


  11. 70.  von Babenberg, Adalbert Graphische Anzeige der Nachkommen (43.Judith9, 24.Gisela8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 854; gestorben am 9 Sep 906 in Theres [97531],Haßberge,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Ostfrankenreich; Fränkischer Pfalzgraf

    Notizen:

    Adalbert Fränkischer Pfalzgraf

    854 † 9.9.906 hingerichtet Burg Theres am Main
    Sohn des Markgrafen Heinrich I. von Babenberg aus dem Hause der ÄLTEREN BABENBERGER aus seiner 1. Ehe mit der Judith von Friaul, Tochter von Markgraf Eberhard

    Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 4

    Adalbert, ostfränkischer Graf
    † 9.9.906 Theres (heute Obertheres)
    Vater:
    Heinrich, Heerführer Kaiser KARLS III. († 886)
    Mutter:
    (sagenhaft) Baba, Schwester König HEINRICHS I.
    oo Brunhilde von Schwaben

    Aus dem Hause der sogenannten älteren BABENBERGER (POPPONEN).
    Inhaber der Grafschaften im Grabfeld, Gozfeld, Tullifeld, Saalegau, Volkfeld und vielleicht auch im Iffgau.
    Gegenspieler der hessisch-rheinfränkischen KONRADINER im Kampf um herzogartige Stellung in Franken.
    897 Beginn des Entscheidungskampfes zwischen beiden Familien.
    903 Verlust einiger Güter durch Fürstenspruch zu Forchheim.
    906 Sieg bei Fritzlar; Tod Konrads, des Vaters König KONRADS I.
    906 in Vollzug der Reichsacht enthauptet.
    Ausgang der Fehde entschied Ost-Frankens Charakter als Königsland.

    Literatur:
    NDB 1, ADB 1; Lex. D. dt. Gesch.

    Klauser Heinrich: Seite 13, "Lexikon deutscher Herrscher und Fürstenhäuser"

    Adalbert von Babenberg
    † 9.9.906

    Vielleicht ein Vorfahre der österreichischen BABENBERGER.
    Adalbert war einer der bedeutendsten Vertreter im Kampf zwischen den KONRADINERN und BABENBERGERN um die Vormacht in Rhein- und Mainfranken. Er überfiel 906 bei Fritzlar seine Gegner aus dem Hinterhalt und tötete seinen Widersacher Konrad. Daraufhin wurde er von einem königlichen Heer in seiner Burg Theres (heute Obertheres bei Haßfurt) überwältigt und enthauptet.

    Althoff Gerd: Seite 413, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    G 114 Me: 9.9. Adelbertus com † 906 'BABENBERGER'

    Es handelt sich um den Angehörigen der "alten BABENBERGER", der 906 wegen Hochverrats während der Babenberger Fehde hingerichtet wurde; vgl. Dümmler, Geschichte des ostfränkischen Reiches 3, Seite 542.
    Zur Verwandtschaft der LIUDOLFINGER mit den BABENBERGERN vgl. zuletzt Hlawitschka, Zur Herkunft der Liudolfinger, Seite 140.
    Adalbert gehört zu dem Personenkreis aus der Zeit, in der das Merseburger Necrolog noch kein eigenständiges ottonisches Familiengedenken, sondern übernahmen aus älteren Vorlagen spiegelt; vgl. dazu oben Seite 190.
    Zur Frage, ob sein Vater Heinrich († 886) am 28.8. ins Merseburger Necrolog eingetragen ist, vgl. Kommentar H 31.
    Allg. NDB 1, S. 42; FW G 8; Geldner, Neue Beiträge zur Geschichte der alten Babenberger, S. 15-20.

    Schwennicke, Detlef: Tafel 54, "Europäische Stammtafeln. Stammtafeln zur Geschichte der Europäischen Staaten. Neue Folge Band III Teilband 1, Herzogs- und Grafenhäuser des Heiligen Römischen Reiches und andere europäische Fürstenhäuser"

    ADALBERT
    † hingerichtet 9.VI.906
    Graf 888

    Thiele, Andreas: Tafel 8, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    ADALBERT VON BABENBERG
    † 906 hingerichtet

    Adalbert, Graf in Bayern und Franken, war das Haupt der BABENBERGER im Kampf gegen die KONRADINER. Er wurde von Bischof Rudolf von Würzburg hingerichtet (vgl. Konradiner I dazu). Adalbert oder einer der Brüder hatten Nachkommen über einen Sohn Heinrich.
    Die Enkel: Heinrich, ab 956 Erzbischof von Trier († 964) und Poppo, königlicher Kanzler, Bischof von Würzburg 941-961. Möglicher Enkel auch Markgraf Berthold I. in Bayern († 980, vgl. dazu Andechs I)
    Nach der Niederlage von 902 wurde auf der Reichsversammlung von Forchheim Gericht über die BABENBERGER gehalten und die Güter Adalhards und Heinrichs eingezogen. Von diesen schenkte König Ludwig Prosselsheim und Frickenhausen mit allen Zubehör im Volkfeld, Iffigau, Grabfelde und Badnachgau an den Bischof Rudolf von Würzburg als Ersatz für die Verwüstungen in seinem Bistum. Sein Bruder Konrad erhielt den Gau Gozfeld und das gräfliche Amt der getöteten BABENBERGER. Adalbert setzte den Kampf gegen die KONRADINER fort. Er verjagte noch im Jahre 903 Bischof Rudolf aus seinem Bistum Würzburg und verwüstete die Besitzungen der Würzburger Kirche mit großer Grausamkeit. Die Witwe des Grafen Eberhard und ihre Söhne nötigte er, ihre Erbgüter wie ihre Lehen zu verlassen und sich hinter den Spessart zurückzuziehen. Das ganze östliche Franken scheint sich demnach trotz König und Reichstag in seiner Gewalt befunden zu haben. Aus den Jahren 904 und 905 ist nichts vom Einschreiten der Reichsgewalt gegen Adalbert bekannt. Im Februar 906 unternahm er einen Einbruch in das Gebiet der KONRADINER, als der jüngere Konrad in Lothringen weilte. Er machte zuerst mit seinen Truppen eine Scheinbewegung gegen Gebhard, der in der Wetterau stand, die ihren Zweck, diesen zu erschrecken und festzuhalten, Konrad aber in Sicherheit zu wiegen, vollständig erreichte; dann wandte er sich so schnell wie möglich gegen diesen um, der ihn bei Fritzlar in Hessen mit einer zahlreichen Schar von Reiterei und Fußvolk erwartete.
    Am 27. Februar 906 errang er über den Grafen Konrad, der sein Heer in drei Haufen geteilt hatte, einen vollständigen Sieg, da dessen Fußvolk und die Sachsen des Hessengaus bald die Flucht ergriffen. Nach diesem Sieg brachte er durch eine dreitägige Verwüstung der hessischen Landschaft in einer rechtssymbolischen Handlung die Besitzergreifung von Konrads Gebiet zum Ausdruck. Mit der Kriegsbeute und unermesslichem Raube kehrte er nebst seinen Gefährten nach Babenberg zurück. Adalbert wurde zum Juli auf den Reichstag nach Tribur zur Verantwortung vorgeladen. Da er auf diese Ladung nicht erschien, wurde gegen ihn ein schwäbisch-fränkisches Heer aufgeboten, an dessen Spitze König Ludwig den hartnäckigen Empörer in der Burg Theres am Main belagerte. Noch während der Belagerung fiel der fränkische Graf Egino vom Badnachgau, bisher sein unzertrennlicher Gefährte auf allen seinen Zügen von ihm ab und ging mit seinen Leuten ins königliche Lager über. Da die Einschließung sich in die Länge zog und seine Besitzungen rings umher verwüstet wurden, fand er sich zu Unterhandlungen bereit, die dahin führten, dass der BABENBERGER die Tore seiner Burg öffnete, freiwillig und in geringer Begleitung sich zum König begab und als Schutzflehender seine Verzeihung für alle von ihm verübten Frevel erbat, indem er Besserung gelobte. Einige der Seinen aber verklagten ihn bei Ludwig, dass seine Unterwerfung nicht aufrichtig gemeint sei und dass er die Absicht hege, nach aufgehobener Belagerung zu seinen Raubzügen zurückzukehren. Infolge dieser Anzeige wurde er in Gewahrsam gebracht, mit gefesselten Händen dem Heere vorgeführt und durch das Gericht der großen Vasallen als Hochverräter zum Tode verurteilt. Alle seine Güter und Lehen wurden für die Krone eingezogen und durch königliche Verordnung an andere vornehme Männer verteilt. Am 9. September 906 wurde Adalbert enthauptet.
    Mit ihm erlosch der Hauptstamm der BABENBERGER.

    Lechner Karl: Seite 40,44, "Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246"

    Otto von Freising lässt sein väterliches Geschlecht von einem nobilissimus Francorum comes abstammen, führt es aber nur bis in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts, auf Markgraf Adalbert (1018-1055) zurück. Er sagt dazu, dass dieser von jenem fränkischen Grafen Adalbert abstamme, der 906 hingerichtet wurde. Es handelt sich um einen Angehörigen jenes fränkischen Hochadels-Geschlechts, das nach ihrem Hauptsitz auf dem Domberg zu Bamberg als die "alten BABENBERGER" bezeichnet wird. Sie werden oft nach ihrem Stammvater Poppo († um 842) POPPONEN genannt; freilich führt diesen Leitnamen nur der jüngere Zweig des Geschlechtes, von dem später die Grafen von Henneberg abstammen [9 Vgl. dazu zuletzt F. Geldner, Neue Beiträge zur Geschichte der „Alten Babenberger". Bamberger Studien zur fränkischen und deutschen Geschichte H. 1 (1971). Die Aufstellungen sind für die älteren Glieder nicht durchaus gesichert. Der Sohn eines der drei letzten männlichen Nachkommen der die angebliche Verbindung zu den österreichischen BABENBERGERN bringt, bleibt rein hypothetisch.].
    K. Reindel hat übrigens die österreichischen BABENBERGER seinen LIUTPOLDINGERN nicht zugezählt. Entscheidend für die Ableitung Markgraf Liutpolds wie auch Bertholds vom altbabenbergischen (popponischen) Haus war die Annahme, daß sie als „Brüder", wie man überwiegend noch heute meint, von einem fränkischen Grafen Heinrich abstammen, der von 912 bis 934 in Königsurkunden aufscheint. Er wurde als Sohn des 906 hingerichteten „altbabenbergischen" Adalbert angesehen, wodurch der Name „Heinrich" auch auf die Söhne beider „Brüder" Berthold und Liutpold gekommen sei [12 So zuletzt sehr entschieden F. Geldner (wie Anm. 9). Ähnlich schon in seinem Aufsatz von 1962 (Zum Babenberger Problem, in HJb 81, 1-21). In modifizierter Form (Abkunft von einer Tochter des letzten ALT-BABENBERGERS Adalbert - oder einem verwandten Geschlecht!) haben sich schon früher F. Stein, A. Huber (MIZSG 2, 1881, 374 ff.), K. Uhlirz (JbbDR unter Otto II., 1902, 228f.), Guttenberg, Territorienbildung Obermain, für die Ableitung der „österreichischen" von den fränkischen BABENBERGERN ausgesprochen.]. Seit dem 14. Jahrhundert nahmen österreichische Quellen in Weiterführung Ottos von Freiring die Herleitung der österreichschen Markgrafen von einem nobilissimo comite Babenbergensi de genere Francorum an 13. Wir haben aber nur geringe Belege dafür, daß die österreichischen „BABENBERGER" am Ober-Main Besitz hatten: 1018 wird zum Beispiel ein Hof in Zeil im Volkfeld durch den österreichischen Markgrafen Adalbert an Kaiser HEINRICH II. geschenkt. Auch die Besitzungen der SCHWEINFURTER deckten sich durchaus nicht mit denen der alten BABENBERGER vor 906. Darauf hat schon Friedrich Stein, selbst ein Franke, seit 1872 in immer neuen Aufstellungen hingewiesen. Er hat daher die Abkunft der „jüngeren BABENBERGER" wohl aus Ost-Franken, aber von einem anderen, allerdings verwandten Geschlecht angenommen, und als Vater der beiden „Brüder" (!) Berthold von Schweinfurt und Liutpold von Österreich einen Grafen Heinrich angenommen. eben jenen, den Geldner für einen Sohn Adalberts hielt. Ob an der Ausstattung des Klosters Kastl in der Ober-Pfalz, das aus der Erbschaft der ausgestorbenen SCHWEINFURTER Linie (1057) gegründet wurde, auch die österreichischen BABENBERGER beteiligt waren, ist unsicher. Der Name Heinrich bei den SCHWEUINFURTERN und den österreichischen „BABENBERGERN" ist auch auf andere Weise zu erklären, als durch die Abstammung von einem nicht recht faßbaren Grafen Heinrich als Sohn des 906 hingerichteten Grafen Adalbert. Der Name „Adalbert" aber tritt erst spät, beim jüngsten der vielen Söhne des österreichischen Markgrafen Liutpold auf.
    Wir halten es für wahrscheinlich, dass durch eine Tochter der fränkischen "alten BABENBERGER" (vermutlich des 906 hingerichteten Adalbert) eine Verbindung zwischen den beiden Häusern eingetreten ist, so dass etwa Herzog Arnulf von Bayern mit einer solchen Frau (in 2. Ehe?) verheiratet war. Damit würde auch der Name Poppo bei einem Sohn Markgraf Liutpolds erklärt sein. In dieses Haus würde aber auch die Annahme Tyrollers führen, dass der Großvater der Gattin Markgraf Liutpolds, Graf Ernst III. von Sualafeld, mit einer Tochter des 906 hingerichteten POPPONEN Adalbert verheiratet war.


    Quellen:
    Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 109,115,117-120 - Hermann von Reichenau: Chronicon. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 628,630 - Liudprands von Cremona: Werke in: Quellen zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Band VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 292,302-306 - Regino Chronik. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1969 Seite 304,312,316 - Widukinds Sachsengeschichte. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte Band VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 18,50,52 -


    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 190,413 G 114 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 22,30 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 25, 30 - DEUTSCHE FÜRSTEN DES MITTELALTERS. Fünfundzwanzig Lebensbilder. Edition Leipzig 1995 Seite 46 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994, Seite 119,130,193 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 520-524,537,565, 582 - Faußner, Hans Constantin: Zur Frühzeit der Babenberger in Bayern und Herkunft der Wittelsbacher, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990 Seite 10 - Fuchs Franz/Schmid Peter: Kaiser Arnolf. Das ostfränkische Reich am Ende des 9. Jahrhunderts. Verlag C.H.Beck München 2002 Seite 342 - Geldner, Ferdinand: Zum Babenberger-Problem, in: Historisches Jahrbuch der Görresgesellschaft 81, 1961 Seite 1-211 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 191 - Hlawitschka, Eduard: Zur Herkunft der Liudolfinger und zu einigen Corveyer Geschichtsquelle, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka Verlag Peter Lang Frankfurt am Main Seite 313-377 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 40,65,147 - Lechner, Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Köln 1985 Seite 40,44,313 A. 12 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 549,551,560,573,591,598-600,602,604-606 - Pohl Walter: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 43-47,55 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 268 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 197 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 93,105 - Schwennicke, Detlef: Europäische Stammtafeln. Stammtafeln zur Geschichte der Europäischen Staaten. Neue Folge Band III Teilband 1, Herzogs- und Grafenhäuser des Heiligen Römischen Reiches und andere europäische Fürstenhäuser, Verlag von J.A. Stargardt Marburg 1984 Tafel 54 - Spindler Max: Handbuch der bayerischen Geschichte. Erster Band. Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts. C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München Seite 208 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 8 - Weller Tobias: Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert. Rheinisches Archiv. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2004 Seite 326 -

    Neue Deutsche Biographie - Adalbert

    ostfränkischer Graf, † 9.9.906.

    Als Inhaber der väterlichen Grafschaften im Grabfeld, Tullifeld, Saalegau, anfangs auch im Volkfeld, waren die Söhne des ostfränkischen Grafen Heinrich die natürlichen Gegenspieler der von König Arnulf und König Ludwig begünstigten hessisch-rheinfränkischen Konradiner im Kampfe um eine herzogartige Stellung in Franken. A.s Stützpunkt war die 902 erstmals genannte Burg Babenberg auf dem heutigen Domberg zu Bamberg. Als A. damals in die 897 „aus geringfügigen Gründen“ (Regino von Prüm) ausgebrochene Fehde seiner Brüder mit den Konradinern, vor allem dem Bischof von Würzburg, eingriff, begann der Entscheidungskampf zwischen den beiden Familien. Bei einem Ausfall aus Bamberg kam Heinrich ums Leben, der gefangene Adalhard wurde von den Konradinern hingerichtet, ein Fürstenspruch zu Forchheim (903) entzog den beiden ihre Güter. A., persönlich noch nicht betroffen, setzte nun jahrelang den erbitterten Kampf in blitzartigen Überfällen fort, verjagte Bischof Rudolf aus Würzburg, seine Konradinischen Brüder aus dem Spessart, verheerte ihre Besitzungen und bedrohte die Wetterau. Sein Sieg bei Fritzlar (906) kostete dem älteren Konrad, Vater des nachmaligen Königs, das Leben. Der Ladung vor einen Reichstag nach Tribur leistete er keine Folge, ja, er brachte auch dem königlichen Heer, das die Reichsacht an ihm vollstrecken sollte, eine Niederlage bei. In Theres am Main belagert, ließ er sich, angeblich durch hinterlistige Versprechungen des Erzbischofs Hatto von Mainz, bewegen, die Gnade des Königs zu suchen, wurde aber in dessen Abwesenheit enthauptet. Bamberg fiel an König Ludwig. Im Grabfeld behauptete sich die nicht an der Fehde beteiligte Linie seines Oheims Poppo (spätere Grafen von Henneberg?). Da die Konradiner auf Rheinfranken beschränkt blieben, entschied sich mit dem Ausgang der Fehde der Charakter Ostfrankens als Königsland. A.s Kühnheit lebte in Volksliedern fort, die österreichischen „Babenberger“ betrachteten ihn wohl zu Unrecht als ihren Ahnherrn.

    Literatur
    ADB I (unter Adelbert); F. Stein, Gesch. d. Kg.s Konrad I., 1872; E. Dümmler, Gesch. d. ostfränk. Reiches III, 21888; E. v. Guttenberg, Die Regg. d. Bischöfe u. d. Domkapitels v. Bamberg, 1. Lieferung, 1932 (weitere Literatur).



    Gestorben:
    Burg Theres am Main, hingerichtet


  12. 71.  von Babenberg, Adellinde Graphische Anzeige der Nachkommen (43.Judith9, 24.Gisela8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 855; gestorben nach 915 in Bad Buchau [88422],Biberach,Baden-Württemberg,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Oberammergau [82487],Garmisch-Partenkirchen,Bayern,Deutschland; Gräfin im Ammergau

    Notizen:

    Adellinde von Babenberg Gräfin im Ammergau
    um 855- nach 915 Kloster Buchau
    Tochter des Markgrafen Heinrich I. von Babenberg

    Thiele, Andreas: Tafel 28, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    ETICHO I. (ATO)
    + wohl 907 (gefallen)
    oo ADELLINDE VON BABENBERG + nach 915
    Tochter des Markgrafen Heinrich von Friesland, Nachkommin Kaiser KARLS DES GROSSEN (vgl. Robertiner), Schwester der Mutter des deutschen Königs HEINRICH I. VON SACHSEN (siehe Ottonen)
    Sie ist hochangesheen und reist um 910 nach Jerusalem.

    Hermann von Reichenau: Seite 628, "Chronicon." in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI

    902. Die Ungarn greifen die Mährer an, werden in einem treffen besiegt und wenden sich zur Flucht. Im selben Jahr werden Beringer, Reginolf und Gerhard, leibliche Brüder edler Abkunft, Söhne des Grafen Ato und der Adelinde, von Feinden umringt und erschlagen, nicht weit von dem Nonnenkloster Buchau [1 903-904] im alamannischen Erichgau, das ihre Mutter um diese Zeit in frommem Eifer zur Ehre der heiligen Märtyrer Cornelius und Cyprian erbaut hatte; das geschah, als sie ihre Schwester, die Nonne war, heimlich von dort entführten, um sie zu vermählen; sie wurden von ihrer Mutter bei dem Kloster begraben. Dort wurde nach ihrem glücklichen Ende auch diese selbst beigesetzt, die sich nach ihrer Rückkehr von der Wallfahrt nach Jerusalem unsd anderen heiligen Orten ganz dem göttlichen Dienst und der Sorge für das Seelenheil gewidmet hatte; vorher war noch ihre gleichnamige Tochter, die Nonne war, daselbst als Äbtissin eingesetzt worden.

    Decker-Hauff Hansmartin: "Die Ottonen und Schwaben"

    Adellinde bestattete ihre 902 gefallenen Söhne in der Plankental-Kapelle bei Kappel, widmete sich frommen Werken, pilgerte 910 nach Jerusalem und starb schließlich im Stift Buchau, wo inzwischen ihre Tochter Adellinde Äbtissin geworden war. Sie war hoch angesehen und erschien am 24.5.914 in einer Urkunde KONRADS I. als matrona Adalonna, die bei einem Tauschgeschäft zwischen der matrona Ellinrath, ihrer gleichnamigen Tochter und dem Bistum Regensburg als Kontrahent erwähnt wurde. Sie heißt im Mai 914 noch matrona, lebte also damals noch nicht im Stift Buchau, in dem sie nach späterer Tradition als Chorfrau gestorben sein soll.

    Borgolte Michael: Seite 63, "Die Grafen Alemanniens"

    Der Reichenauer Chronist Hermann der Lahme berichtet zum Jahr 902, dass Beringer, Reginolf und Gerhard, nobiles germani fratres, filii Atonis comitis et Adellindae, nicht weit von dem durch ihre Mutter erbauten Frauenkloster Buchau erschlagen wurden, als sie ihre dort weilende Schwester heimlich zur Heirat hinwegführen wollten. Die Mutter hat, wie Hermann weiter schreibt, die drei Söhne nahe bei dem Kloster begraben. Nachdem Adallind darauf causa orationis eine Pilgerreise nach Jerusalem unternommen hatte, sei sie nach ihrer Rückkehr gestorben und in Buchau bestattet worden; dort aber war zuvor ihre gleichnamige Tochter als Äbtissin eingesetzt worden (Herimanni Augiensis Chronicon 111, vgl. Annales Alamannici ad a. 903, in: Lendi, Untersuchungen 186; Chronicon Suevicum Universale 86). In der Schilderung des Chronicon steht die Gründerin von Buchau im Mittelpunkt; Adallinds Gatte, Graf Ato, wird dagegen nur nebenbei als Vater der getöteten Brüder erwähnt. Man hat den Eindruck, dass Adallind sich bereits vor der Katastrophe zusammen mit ihrer Tochter in das Kloster zurückgezogen hatte, also um 902 wohl bereits verwitwet war. Indessen fehlen zur Prüfung dieser Vermutung urkundliche Zeugnisse.
    Sechs Angehörige von Atos Familie werden durch Hermanns Bericht namentlich bekannt. Es ist der Forschung gelungen, diese und noch andere Verwandte in einigen Einträgen in den Gedenkbüchern von St. Gallen (pag. 6), Reichenau (102C1) und Remiremont (21rA2) sowie im Evangeliar von Cividale (122) nachzuweisen (Schmid 292-295). Atos teht in diesen Personenverzeichnissen immer mit seiner Gemahlin Adallind zusammen. Lediglich in einem weiteren Reichenauer Eintrag (104C1) ist die Namengruppierung nicht so eindeutig. Da aufgrund der Liste von Remiremont angenommen werden kann, dass ein Hatto und ein anderer Ato zu den Angehörigen Atos gehörte, scheint mir nicht ganz sicher zu sein, dass der Ato des zweiten Eintrags von Reichenau auch Ato bezeichnet hat (anders Schmid 294).
    Ato, der zusammen mit seiner Familie im Gedenkbuch des Frauenklosters Remiremont in engster Nachbarschaft einer Mönchsliste aus Schienen eingeschrieben wurde, gilt als Verwandter Atos (I). Während ihn Decker-Hauff (334, 337) als Enkel des mutmaßlichen Erbauers von Kloster Schienen ansah, hielt ihn Tellenbach (186,189, vgl. Schmid 295, Borst 73) eher für dessen Sohn. Zu den Angehörigen Atos und Adallinds darf nach Schmid (303f., vgl. Borst, Pfalz Bodman 204) auch der Erzbischof Hatto von Mainz gezählt werden. Als dieser nämlich Abt von Reichenau war (888-913), ging Schienen in den Besitz des Inselklosters über. Die These Decker-Hauffs, Ato sei mit dem WELFEN Eticho identisch gewesen, wurde von Tellenbach und Fleckenstein widerlegt (s. a. Art. Heinrich). Nach einer älteren Forschungsmeinung (Baumann, Zur schwäbischen Grafengeschichte; Jänichen 115 und Tafel 2), die auf bloßen Vermutungen beruht, gehörte Ato dagegen dem Geschlecht der ALAHOLFINGER-BERTOLDE an.
    Das Geschehen um Adallind von Buchau hat außer Hermann den Lahmen noch andere Nachlebende beschäftigt (vgl. Borst 80f.). In der Zimmerischen Chronik wird berichtet, dass Otho, diser loblich grave (...) sampt zwaien seinen sönen, graven Beringern und graven Reginaldo, auch andern rittern und knechten von den Hungern, so der zeit mit macht aus irem land zogen und das ganz Bayerland, auch ain großen thail in Schwaben verderbt und verbrennt heben, jämerlich erschlagen worden sei (Zimmerische Chronik 124). Die Nachricht, die sich offensichtlich auf Ato bezieht, steht im Hinblick auf Beringer und seinen Bruder mit Hermann dem Lahmen in Widerspruch. Der Chronist, der Ato im übrigen in die Zeit KARLS DES GROSSEN setzt und Adallind zu einer Schwester der Kaiserin Hildegart macht (ebd. 23), verdient deshalb kaum Vertrauen. Aus der Quelle darf man sicher nicht, wie Decker-Hauff (350), schließen, dass Atonach 902 "im Kampf gegen die Ungarn gefallen" sei.

    Schmid Karl: Seite 472,572, "Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter"

    Andererseits hat man für die Daterung der im Liber vitae von Remiremont überlieferten Konventsliste des Abtes Lantbert einen sicheren Anhaltspunkt: Die gleichfalls von einer Hand geschrieben Namenreihe bringt am Anfang der zweiten Kolumne eine Laiengruppe, die sich eindeutig als die aus anderen Quellen bekannten Familie des Grafen Ato und seiner Gemahlin Adallind zu erkennen gibt. Drei Söhne Atos und Adallinds, Beringer, Reginolf und Gerhard, versuchten - nach Hermann dem Lahmen im Jahr 902, nach den Annales Alamannici 903 - ihre Schwester Adallind aus dem Stift Buchau zu entführen. Sie wurden dabei erschlagen. Da die jüngere Adallind zu diesem Zeitpunkt wohl nicht älter als 25 Jahre gewesen sein wird, ist die Liste von Remiremont, die den Namen der jüngeren Adallind enthält, in die Zeit zwischen 880 und 890 zu datieren.
    In dieser Konventsliste sind es nicht die Männernamen, die zunächst befremden, sondern die Namen von Frauen, da wir ja einen Mönchskonvent vor uns haben. Mitten in der Liste tauchen sie auf: Adallind, Adallind. Zu ihnen gehören die beiden davor sowie wenigstens die beiden danach stehenden Männernamen. Die Namenfolge Ato, Ato, Adallind, Adallind, Peringer, Kerhart ist nicht von Schienener Mönchen, sondern von Laien. Über die Personen, die diese Namen trugen, berichtet Hermann der Lahme zum Jahre 902 folgendes: Beringer, Reginolf et Gerhard, nobiles germani fratres, filii Atonis comitis et Adellindae, seien nicht weit vom Frauenkloster Buchau im Eritgau von Feinden überfallen und erschlagen worden, als sie ihre Schwester Adallind, um sie zu vermählen, heimlich aus dem von ihrer Mutter erbauten Kloster entführten. Die Mutter habe ihre getöteten Söhne im Bereich des Klosters beisetzen lassen, wo sie später selbst bestattet worden sei, nachdem sie ihre Tochter Adallind als Äbtissin in Buchau eingesetzt und eine Wallfahrt ins Heilige Land gemacht habe. Diese Geschichte, in der die inmitten der Mönche von Schienen genannten Angehörigen der Familie des Grafen Ato vorkommen - die Mutter Adallind, die Tochter Adallind und die Söhne Beringer und Kerhart - erspart uns einen umständlichen Identifizierungsbeweis.



    um 870 oo Eticho I. (Ato) Graf im Ammergau um 849- wohl 4.7.907


    Kinder:

    - Reginolf - 902 gefallen
    - Gerhard - 902 gefallen
    - Berengar - 902 gefallen
    - Heinrich mit dem goldenen Wagen - um 934
    - Adellinde Äbtissin von Buchau um 880-
    - Ato (Eticho)
    Nachkommen in Italien


    Literatur:
    Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 62-64 - Decker-Hauff, Hansmartin: Die Ottonen und Schwaben - Hermann von Reichenau: Chronicon. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 628 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 472,572 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 28 -

    Gestorben:
    Kloster Buchau

    Adellinde heiratete Eticho I. um 870. Eticho wurde geboren um 849; gestorben am 4 Jul 907. [Familienblatt] [Familientafel]


  13. 72.  von Flandern, Balduin II. Graphische Anzeige der Nachkommen (49.Judith9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 863; gestorben am 10 Sep 918.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 879-918, Flandern,Belgien; Graf von Flandern

    Notizen:

    Balduin II. der Kahle Graf von Flandern (879-918)
    863-10.9.918
    Ältester Sohn des Grafen Balduin I. Eisenarm von Flandern und der Judith, Tochter von Kaiser KARL II. DEM KAHLEN

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 1, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    V. 20 c. BALDUIN II., Graf und Markgraf von Flandern
    * wohl ca. 865, + 918 vielleicht 10. IX..

    Gemahlin:
    884
    Elftrude, Tochter König Alfreds von England + 929 7. VII.
    Anmerkungen: Seite 115
    V. 20. Balduin II.
    Vanderkindere I, 285f. Vermählung 884, Chron. S. Bavonis de Smet 1, 497 [V c 31];
    Ergänzung: (Werner): Konk. N.N.

    Thiele, Andreas: Tafel 25, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa"

    BALDUIN II. "DER KAHLE" + 918
    Balduin II. der Kahle folgte 879 seinem Vater als Graf von Flandern und verfolgte zeitlebens eine rücksichtslose, eigennützige Territorialpolitik, wobei er mehrmals die Fronten wechselte. Er war zeitweise Parteigänger von König Zwentibold von Lothringen, zum anderen der ROBERTINER und auch der französischen KAROLINGER. Er gewann Boulogne und Arras, verlor 899 die Abtei St. Vlaast an den Erzbischof Fulko von Reims und ermordete ihn 900. Er ermordete auch seinen großen politischen Gegenspieler, den Grafen Heribert von Vermandois und befestigte Brügge, Ypern und St. Omer gegen die Normannen. Er konnte deren Eindringen in die Normandie nicht verhindern und wurde in der Folgezeit deren Hauptgegner. Unter seiner Regierung entwickelte sich Flandern zu einem starken, mehrere alte Grafschaften umfassenden Lehnsfürstentum, das sich dem schwachen französischen Königtum rücksichtslos entzog.

    oo 884 ELFTRUDE VON ENGLAND + 929
    Tochter des Königs Alfreds I. des Großen von Wessex

    Schwager Helmut: Seite 29-31, „Graf Heribert II. von Vermandois“
    Als ihnen König Zwentibold von Lothringen zu Hilfe kam, brachte ihnen dies nur wenig Nutzen. Denn gerade die Intervention der Lothringer spaltete das Lager Karls III. endgültig: Graf Balduin II. von Flandern (879-918) und sein Bruder Graf Rudolf (+ 896) verbündeten sich mit ihnen und trieben Expansionspolitik auf eigene Faust, die ihnen Peronne und das befestigte Kloster Saint-Quentin einbrachte. Währenddessen versuchten Graf Heribert I. und andere Aufständische eine Fühlungnahme mit König Odo, nachdem dieser dem HERIBERTINER die meisten Burgen abgenommen hatte. Als zur Jahreswende 895/96 Graf Rudolf die Verhandlungen mit dem ROBERTINER torpedierte, unterwarfen sich die HERIBERTINER dem legitimen westfränkischen König Odo. Der KAROLINGER Karl der Einfältige war daraufhin gezwungen, nach Lothringen zu fliehen. Währenddessen rückte König Odo, unterstützt von Graf Heribert I., auf Saint-Quentin vor, das er mit der Abtei Saint-Quentin-en-Vermandois eroberte und nebst Peronne an den wiedergetreuen HERIBERTINER gab. Der erboste Graf Rudolf fiel daraufhin plündern in die Besitzungen der Abtei ein, worauf er von Graf Heribert I. gestellt und in einem Gefecht am 28. Juni 896 erschlagen wurde.
    Inzwischen tobten aber heftige Kämpfe im Nordosten um Peronne zwischen Graf Heribert I. und dem rachedürstenden Grafen Balduin II. von Flandern. Diese Auseinandersetzungen setzten sich auch im Jahre 898 fort, als der KAROLINGER Karl III. alleiniger König des Westfränkischen Reiches wurde. Er entriss dem Grafen Balduin II. die Abtei Saint-Vaast bei Arras und gab sie seinem Erzkanzler Erzbischof Fulco von Reims. Dieser jedoch tauschte sie bei Graf Alkmar von Artois (+ ca. 920) gegen die wichtige Abtei Saint-Medard bei Soissons ein. Die Folge war nun eine abgrundtiefe Feindschaft zwischen Erzbischof Fulco und Graf Heribert I. einerseits und Graf Balduin II. von Flandern andererseits. Als Ergebnis dieser Antipathie wurde Erzbischof Fulco von Reims am 17. Juni 900 durch Winemar und andere flämische Vasallen Balduins II. ermordet. Dies nützte aber Graf Heribert I. sofort aus und okkupierte die Abtei Saint-Medard bei Soissons, die nun bis 1048 seiner Familie gehören sollte. Allerdings erbte der HERIBERTINER auch die alte Todfeindschaft, die schließlich im Zeitraum von 900 bis 906 an einem unbekannten Zeitpunkt zur Ermordung Graf Heriberts I. durch Balduin und andere Vasallen Graf Balduins II. führte.
    Zum Prinzipat Flandern des 10. Jahrhunderts gehörten schließlich die Grafschaften Flandern (mit dem Waasland und den Gebieten um Gent, Kortrijk und Cassel), Therouanne, Boulogne-sur-Mer, Tournai und das Melentois sowie die Klöster Saint-Pierre und Saint-Bavon in Gent, Saint-Bertin, Saint-Amand bei Saint Omer und Saint-Vaast vor Arras.

    Offergeld Thilo: Seite 412,414,420,424,439,444,448, "Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter."

    Wie andere Abtrünnige vor ihnen, wandten sich auch Fulko und die Seinen nun nach O-Franken und hofften, König ARNOLF als Thronkandidaten gegen Odo gewinnen zu können. Obwohl sie offenbar zunächst Odo einen Treueid geleistet hatten, begaben sich die Anführer der Opposition, außer Fulko selbst vor allem Balduin von Flandern und dessen Verwandter, Abt Rudolf von Saint-Bertin und Saint-Vaast, im Mai/Juni 888 zu ARNOLF, trafen in Worms mit ihm zusammen und luden ihn vergeblich zur Herrschaftsübernahme ein.
    Schon vorher war freilich Balduin von Flandern aus Fulkos Partei ausgeschieden und hatte sich angesichts der sich abzeichnenden Überlegenheit Odos diesem wieder angeschlossen.
    Besonders in Aquitanien, wo die oben bereits erwähnte Verleihung des Poitou an den Königsbruder Robert gleich zwei konkurrierende Parteien brüskiert hatte, und in Flandern, wo Odo nach dem Tode Abt Rudolfs dessen Verwandtem Graf Balduin die Verleihung der Klöster Saint-Bertin und Saint-Vaast verweigerte, kam es zu offener Rebellion der betroffenen Adelsfamilien. Odo ging mit teilweiser brutaler Härte gegen die Empörer vor, doch konnte er seine Autorität dadurch nicht entscheidend festigen.
    Auch Graf Balduin von Flandern, über seine Mutter Judith ein Enkel KARLS DES KAHLEN, dürfte als erbitterter Feind Odos die Erhebung Karls wenigstens gebilligt, wenn nicht unterstützt haben [Zwar waren auch Balduins Beziehungen zu Fulko wegen dessen Abtsnachfolge in dem von Balduin beanspruchten Saint-Bertin sehr gespannt, doch hat Fulko immerhin die angedrohte Exkommunikation Balduins zweimal augeschoben, offensichtlich mit der Absicht, den mächtigen Grafen im Lager der Opposition nicht ganz zu entfremden.].
    Zwentibold belagerte daraufhin zusammen mit Karl dem Einfältigen das befestigte Laon, doch als der erhoffte schnelle Erfolg ausblieb, sahen führende Große aus Karls Partei ihre Interessen schon wieder gefährdet: Balduin von Flandern ging zusammen mit seinem Bruder Rudolf und dem Grafen Reginar zu Zwentibold über; es kursierten sogar Gerüchte, Karl solle ermordet werden.
    Zwar blieben die führenden Großen des Reiches mit Ausnahme Heriberts zunächst noch fern, doch Balduin versicherte durch Boten seine Ergebenheit, und nachdem Odos Bruder Robert dem neuen König gehuldigt hatte, erschienen auch Wilhelm der Fromme und Richard von Autun bei Karl und leisteten ihm den Treueid.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 464, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Graf Balduin II. von Flandern suchte im Jahr 900 um jeden Preis die wichtigsten Berater des jungen Königs Karl III. (des "Einfältigen") für sich zu gewinnen. Das waren nach wie vor Erzbischof Fulco von Reims und Graf Heribert, die gleichen Männer, die 893 für Karls Königswahl gesorgt hatten. Balduin ging es darum, vom König wieder als Laienabt von Saint-Vaast in Arras eingesetzt zu werden. Der Erzbischof und der Graf lehnten ab, weil es ihren eigenen Interessen in der Region zuwider lief. Balduins Abgesandter Winemar unternahm einen letzten Versuch direkt bei Fulco, blieb aber ebenfalls erfolglos. Daraufhin ließ der ergrimmte Flame den Erzbischof ermorden (17. Juni 900). Heribert, der seinerseits im Jahr 896 Balduins Bruder Rudolf im Kampf getötet hatte, wurde wenig später ebenfalls durch Leute des Grafen von Flandern umgebracht.

    Riche Pierre: Seite 276, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    Im Norden W-Frankens war Flandern genauso den normannischen Angriffen ausgesetzt. Der Tod Graf Balduin I. Eisenarm 879 fiel zusammen mit einer skandinavischen Großoffensive. Sein Nachfolger, Balduin II., ließ deshalb in Saint-Omer, Brügge, Gent, Kortrijk Holzbefestigungen errichten, außerdem zog er Ländereien an sich, die von königlichen und kirchlichen Amtsträgern aufgegeben worden waren. Obwohl er ein Enkel KARLS DES KAHLEN war, erhob er 888 keinen Anspruch auf die Krone, verweigerte aber Odo die Anerkennung. Hauptziel war für ihn die Ausdehnung seiner Grafschaft nach Süden. Ihm gelang die Erwerbung des Artois und des reichen Klosters Saint-Vaast, das seit 879 der UNRUOCHINGER Rudolf besessen hatte, der Sohn des Markgrafen Eberhard von Friaul, und danach an Erzbischof Fulco von Reims gegeben wurde, den Balduin II. deswegen im Jahr 900 ermorden ließ. Am Oberlauf der Somme stieß er auf Graf Heribert I. von Vermandois, der ebenfalls von den KAROLINGERN abstammte: Der auf Befehl LUDWIGS DES FROMMEN geblendete König Bernhard von Italien hatte einen Sohn Pippin, der einige Grafschaften im Somme-Gebiet besaß. Bernhards Enkel Heribert I. verfügte über Saint-Quentin und Peronne. Balduin II. räumte dieses Hindernis aus dem Weg, indem er Heribert I. um 907 ermorden ließ. Schließlich zielte der Graf von Flandern auch noch auf den Erwerb des Unterlaufs der Canche, um so über See Beziehungen zu England anknüpfen zu können. Er begründete bereits das englisch-flandrische Bündnis durch seine Ehe mit einer Tochter König Alfreds der Großen von Wessex. Sein Sohn Arnulf I. erbte 918 eine bedeutende Grafschaft, der eine glänzende Geschichte bestimmt war.

    884 oo Aelfthryd von Wessex, Tochter des Königs Alfred um 870-7.6.929

    Kinder:
    - Arnulf I. 885/90-27.3.965
    - Adalolf Graf von Boulogne 890-13.11.933
    - Ealswid
    - Ermentrud

    Illegitim
    - Albert Bischof von Paris - 977

    Literatur:
    Alvermann, Andrea: Geschichte der Grafschaften, Ländereien & der Stadt Saint Pol. Übersetzung aus dem Mittelfranzösischen Kapitel 3,4 - Annalen von St. Vaast Seite 316,318,322,324,328-334 - Annalista Saxo: Reichschronik ad a.1002 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 1,115 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 320,322,382, 409,433,435,517 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 18 - Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter. W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 32 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 63 - Leo Heinrich: Zwölf Bücher niederländischer Geschichten, Eduard Anton Verlag Halle 1832 Seite 10-12 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 412,414,420,424,439,444,448,451,455,456,464 - Pognon Edmond: Hugo Capet König von Frankreich. Dr. Riedeler Verlag Stuttgart 1966 Seite 80 - Regino Chronik. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1969 Seite 182,312 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 276,289 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 199 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 29-31,357,364,385,395 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 25 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 464 -

    Balduin heiratete von Wessex, Aelfthryd in 884. Aelfthryd wurde geboren um 872; gestorben am 7 Jun 929. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 92. von Flandern, Arnulf I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 885/890; gestorben am 27 Mrz 965.
    2. 93. von Boulogne, Adalolf  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 890; gestorben am 13 Nov 933.
    3. 94. von Flandern, Ealswid  Graphische Anzeige der Nachkommen
    4. 95. von Flandern, Ermentrud  Graphische Anzeige der Nachkommen

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 96. von Flandern, Albert  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in 977.

  14. 73.  von Flandern, Rudolf Graphische Anzeige der Nachkommen (49.Judith9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 865; gestorben am 17 Jun 896.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Cambrai [59400],Nord,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich; Graf von Cambrai

    Notizen:

    Rudolf von Flandern Graf von Cambrai
    865-17.6.896
    Jüngerer Sohn des Grafen Balduin I. Eisenarm von Flandern und der Judith, Tochter von Kaiser KARL II. DEM KAHLEN

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 1, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    V. 21 c. RUDOLF, Graf von Cambray?
    * ..., + 896 17. VI.
    Gemahlin: N.
    Anmerkungen: Seite 115
    V. 21. Rudolf

    Bruder Balduins, Ann. Vedast. 895, S. S. 2, 207.
    Als Graf von Cambray wird er erst in späten Nachrichten bezeichnet (zuerst wohl S. S. 25, 769).
    Todestag Ann. Blandin., S. S. 5, 24.
    Er wird häufig verwechselt mit IV. 28. und mit Rudolf von Gouy, vgl. Vanderkindere, a.a.O. [Vc 32]

    Ergänzung: (Werner):
    * 865, Graf nach 892 im Besitz von Arras und St. Quentin
    Gemahlin: N.N.

    Thiele, Andreas: Tafel 25, Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993

    RUDOLF + 896 ermordet
    Graf von Cambrai

    Rudolf besetzte Peronne und St. Quentin während der französischen Thronkriege, huldigte dem König Zwentibold von Lothringen und wurde 896 von Vermandois verjagt. Er plünderte aus Wut die Abtei St. Quentin und wurde von Graf Heribert I. ermordet.
    Rudolf wird im französischen Feudalepos sehr verklärt.
    oo N.N.

    Schwager Helmut: Seite 29-31, „Graf Heribert II. von Vermandois“

    Als ihnen König Zwentibold von Lothringen zu Hilfe kam, brachte ihnen dies nur wenig Nutzen. Denn gerade die Intervention der Lothringer spaltete das Lager Karls III. endgültig: Graf Balduin II. von Flandern (879-918) nd sein Bruder Graf Rudolf (+ 896) verbündeten sich mit ihnen und trieben Expansionspolitik auf eigene Faust, die ihnen Peronne und das befestigte Kloster Saint-Quentin einbrachte. Währenddessen versuchten Graf Heribert I. und andere Aufständische eine Fühlungnahme mit König Odo, nachdem dieser dem HERIBERTINER die meisten Burgen abgenommen hatte. Als zur Jahreswende 895/96 Graf Rudolf die Verhandlungen mit dem ROBERTINER torpedierte, unterwarfen sich die HERIBERTINER dem legitimen westfränkischen König Odo. Der KAROLINGER Karl der Einfältige war daraufhin gezwungen, nach Lothringen zu fliehen. Währenddessen rückte König Odo, unterstützt von Graf Heribert I., auf Saint-Quentin vor, das er mit der Abtei Saint-Quentin-en-Vermandois eroberte und nebst Peronne an den wieder getreuen HERIBERTINER gab. Der erboste Graf Rudolf fiel daraufhin plündernd in die Besitzungen der Abtei ein, worauf er von Graf Heribert I. gestellt und in einem Gefecht am 28. Juni 896 erschlagen wurde.

    oo N.N.
    Kinder:
    - Tochter
    oo Isaak Graf von Cambrai - 946/48

    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 1,115 - Leo Heinrich Dr.: Zwölf Bücher niederländischer Geschichten. Eduard Anton Verlag Halle 1832 Seite 9-10 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 439-442,451,455 - Regino Chronik. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1969 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 29-31 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 25 -


  15. 74.  von Frankreich, Gisela Graphische Anzeige der Nachkommen (50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) gestorben vor Nov 884.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Troyes [10000],Aube,Champagne-Ardenne,Frankreich; Gräfin von Troyes

    Notizen:

    Gisela Gräfin von Troyes
    - vor XI 884

    Tochter des Königs Ludwig II. der Stammler von Frankreich aus seiner 1. Ehe mit der Ansgard von Burgund, Tochter von Graf Harduin

    Werner Karl Ferdinand: Seite 456, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    V. Generation 36
    Brandenburg, Anmerkung zu V,24, meinte: "Eine weitere angebliche Tochter Gisela, die mit einem Grafen Robert von Troyes vermählt gewesen sein soll, ist zu streichen. Sie fehlt bei Witger (in dessen Genealogie SS 9,302) und der angebliche Graf Robert von Troyes hat nie existiert."
    Brandenburg beruft sich dazu auf das veraltete, wenn auch leider noch nicht ersetzte Werk von H. D'Arbois de Jubainville, Histoire des ducs et des comtes de Champagne, Bd. 1, Paris 1859.
    Nun ist aber ebenso die Existenz des Grafen Robert von Troyes wie die seiner karolingischen Gemahlin Gisla über jeden Zweifel erhaben. Robert intervenierte mehrfach in Urkunden König Karlmanns, des Bruders der Gisla, deren eine datiert ist, 882 XI 17, während duie anderen zwischen 880 III und 884 XII 12, dem Tode Karlmanns liegen. In einer dieser Urkunden genehmigt der König eine Schenkung aus dem Grafschaftsgut von Troyes auf Bitten des Grafen Robert ... pro eremittendis culpis Gislae sororis nostrae, eiusque (sc. Roberti) uxoris ... Es handelt sich bei diesen Urkunden um Auszüge aus dem verlorenen Chartular der Abtei Montieramey, östlich von Troyes, die von A. Duchesne kopiert, in der Collection Baluze, t. 39 (Biblioth. Nationale) überliefert sind und durch A. Giry, Etudes carolingiennes, in: Etudes d'hist. du Moyen Age, dediees a G. Monod, Paris 1896, ediert wurden. Ob aus der oben zitierten Stelle und aus den dort ebenfalls vorkommenden Worten ...illuster fidelis noster Rotbertus comes ... ut pro anima uxoris eius ... (Giry, nr. 17 = Coll.Baluze 39, fol. 237) geschlossen werden soll, daß Gisla zu diesem Zeitpunkt (880/84) schon verstorben war, ist nicht ohne weiteres klar. Es kommen solche Formulierungen auch bei noch lebenden Angehörigen vor, doch schließen die Stifter dann meist noch andere Verwandte und sich selbst ein. Die ausdrückliche Beziehung auf Gisla veranlaßt mich dazu, in der Urkunde einen Terminus ante für ihren Tod zu sehen. Graf Robert von Troyes begegnet zuerst in einem Diplomfragment KARLS DES KAHLEN von 876 vor X 25 (Tessier nr. 416). Zu dieser Zeit war noch Roberts älterer Bruder Odo Graf von Troyes, vgl. ebd. Tessier 2, 430, Anm. 1. Diese beiden Brüder, die Arbois irrig mit einem anderen Bruderpaar Odo-Robert, dem späteren König Odo und dem Herzog und dann Gegen-König Robert, identifizierte, sind in Wahrheit Söhne des Grafen Odo von Chateaudun, dann von Troyes, einem nahen Verwandten Roberts des Tapferen, des Vaters der beiden erwähnten Könige. (Vgl. Werner, Unters. 152ff., dort Anm. 35 sowqie Seite 111, Anm. 90) Graf Robert von Troyes ist endlich identisch mit dem Rotbertus Faretratus, über dessen Taten im Kampf gegen die Normannen Abbo von S.-Germain-des-Pres in seinem Bella Parisiacae urbia (ed. H. Waqet, Paris 1942, 48ff.) lib. I, Vers 441ff. berichtet. Er fiel im Februar 886. Da auf ihn in Troyes sein Neffe Adelhelm folgte und Gisla, wie wir sahen, früh verstarb, ist anzunehmen, daß die Ehe kinderlos blieb.

    Familie/Ehepartner: von Troyes, Robert. Robert gestorben in Feb 886. [Familienblatt] [Familientafel]


  16. 75.  von Frankreich, Hildegard Graphische Anzeige der Nachkommen (50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1)

  17. 76.  von Frankreich, Ludwig III. Graphische Anzeige der Nachkommen (50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 863; gestorben am 5 Aug 882 in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 879-882, Frankreich; König von Frankreich

    Notizen:

    Ludwig III. König von Frankreich (879-882)
    um 863-5.8.882 St. Denis Begraben: St-Denis

    Ältester Sohn des Königs Ludwig II. der Stammler von Frankreich aus seiner 1. Ehe mit der Ansgard von Burgund, Tochter von Graf Harduin

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 2176

    Ludwig III., westfränkischer König 879-882
    + 5. August 882 St-Denis Begraben: St-Denis
    Sohn König Ludwigs II. und Ansgards

    Führende Adelsgruppen unter Hugo Abbas und Gauzlin ermöglichten nach dem Tod Ludwigs II. die Nachfolge der Söhne Ludwig III. und Karlmann. Der Weihe im September 879 durch Erzbischof Ansegis von Sens in Ferrieres folgten Verträge mit König Ludwig dem Jüngeren (Abtretung des westlichen Lotharingien, Ribemont) und im März 880 eine Reichsteilung in Amiens (Ludwig III. erhielt Franzien und Neustrien, Karlmann den Süden) zur Sicherung des durch Ansprüche Hugos und Bosos von Vienne gefährdeten Königtums. In seiner kurzen Regierung konnte Ludwig III. die Normanneneinfälle im Sieg von Saucourt (3. August 881) nur zeitweise abwehren.

    Quellen:
    Recueil des actes de Louis II le Begue, L. III et Carloman II, rois de France, ed. R.-H. Bauthier u. a., 1978 -

    Literatur:
    K. F. Werner, Gauzlin v. St. Denis und die westfrk. Reichsteilungen v. Amiens (März 88), DA 35, 1979, 395-462 - Ders., Hist. de France, I, 1984, 417-419 -
    Ludwig III. wurde auf Vorschlag Hugos des Abtes von seinem Vater entgegen dem fränkischen Teilungsprinzip als alleiniger König vorgesehen, wogegen die Gruppe um Gauzlin von Saint-Denis mit Hilfe des O-Franken-Königs Ludwigs des Jüngeren durchsetzen konnte, dass Ludwig gemeinsam mit seinem Bruder Karlmann zum König erhoben wurde. Zur gleichen Zeit wurde in Burgund der Graf Boso von Vienne von den Großen zum König ausgerufen, was praktisch die Lostrennung dieses Gebietes bedeutete. Im Vertrag von Ribmont (880) mußte Ludwig auf den W-Teil Lothringens verzichten. Am 3.8.881 besiegte Ludwig III. die Normannen bei Sancourt (Pikardie).

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Gegen die von Hugo dem Abt beim König durchgesetzte alleinige Nachfolge Ludwigs III. gingen sogleich nach Eintreten des Erbfalls Gauzlin von Saint-Denis sowie der welfische Graf Konrad von Paris, ein Vetter Hugos des Abtes, mit weiteren Repräsentanten der Franci vor, indem sie Ludwig denn Jüngeren von O-Franken auf den Plan riefen und mit ihm in Verdun zusammentrafen. Ihr Angebot an den - nach Karlmanns Erkrankung - ältesten handlungsfähigen und vollbürtigen KAROLINGER, auch bei ihnen die Herrschaft zu übernehmen, stand in der Tradition solcher "Einladungen" seit den 850-er Jahren und bezweckte anstelle der angebahnten Sulzession konkret, "entweder eine gewaltsame andere Lösung zu erzwingen oder aber Hugo den Abt und seine Partei zum Nachgeben, zum Herausgeben eines der beiden Prinzen, zu bewegen" (K.F. Werner). Eine spezifische Loyalität gegenüber dem westfränkischen Zweig des Hauses oder legitimistische Vorbehalte gegenüber den Sprößlingen einer aufgelösten Ehe waren offenbar kein Thema.
    Der Schachzug zeitigte in der Tat Wirkung: Noch im Mai 879 ließ Hugo Ludwig dem Jüngeren, um ihn von weiterem Vormarsch abzuhalten, die Abtretung der in Meersen erworbenen W-Hälfte Lotharingiens und die Nachfolge beider westfränkisher Thronerben, also auch des 13-jährigen Karlmann, zusichern. Mit der Ausführung hatte er es nach Ludwigs Abzug weniger eilig, doch kam es im September immerhin zur Krönung der jungen Könige im Kloster Ferrieres durch Erzbischof Ansegis von Sens, kaum zufällig eben in den Tagen, da die Königin Adelheid am 17.9. den postumen Sohn des Stammlers zur Welt brachte, der nach dem kaiserlichen Großvater KARL genannt wurde. Dessen ungeachtet hielt Hugo der Abt weiter an seinem faktischen Regiment übber ein ungeteiltes W-Franken fest, provozierte den Bruch mit dem ehrgeizigen Boso von Vienne, der sich im Oktober selbst zum König der Rhonelande aufschwang (nun mit Hinweis auf die fehlende Legitimität der Ansgard-Söhne), und forderte schließlich doch noch den Einmarsch Ludwigs des Jüngeren heraus, dessen Heer, verstärkt um die Gefolgsleute Gauzlins, dem seinen im Januar 880 bei Saint-Quentin gegenüberstand. Erst durch diese Zuspitzung fand man zur verbindlichen Form der Einigung, nämlich dem Vertrag von Ribemont (Oise) im Februar, der ganz Lotharingien dem O-Frankenreich zuschlug und den Gegnern Hugos die Machtbeteiligung im W gewährte; seine Konsequenz war die im März in Amiens vollzogene Reichsteilung, bei der Ludwig III. (mit Gauzlin als restituiertem Erzkanzler) die Francia und Nesutrien erhielt, während Karlmann (mit Hugo dem Abt als "Beschützer" und Feldherrn) Burgund, Aquitanien und Gothien zufielen. Die Art, wie sich beide Parteien gegenseitig einen eigenen lenkbaren König abgenötigt hatten, unterschied sich kaum noch vom Umgang der fränkischen Großen des 7. Jahrhunderts mit den späten MEROWINGERN.
    Die Niederringung unerwünschter Konkurrenten im Inneren band jahrelang politische und militärische Energien, die den KAROLINGERN bei der Abwehr eines neuen, alles zuvor Dagewesene übertreffenden Ansturms der Normannen fehlten. Nach einem angelsächsischen Defensiverfolg durch Alfred den Großen (878) setzte die inzwischen zum "Großen Heer" vereinigte Hauptmasse der Feinde im Sommer 879 nach Flandern über, verwüstete den gesamten Schelderaum und richtete sich in Gent als festem Ausgangspunkt auch für winterliche Überfälle ein. Die Konfrontation der westlichen und der östlichen Franken bei Saint-Quentin im Februar 880 spielte sich daher gewissermaßen unter den Augen der Wikinger ab und schlug nach der Einigung augenblicklich um in einen gemeinsamen Aufmarsch gegen die Nordmänner, wodurch eine beutebeladene Gruppe auf dem Rückweg zu ihren Schiffen bei Thimeon in der Nähe von Charleroi gestellt und unter Führung Ludwigs des Jüngeren bezwungen werden konnten. Die Aktion blieb indes einmalig, denn durchweg gingen die Teilkönige und Teilreiche zur Bekämpfung der Eindringlinge weiterhin getrennte Wege. In W-Franken zogen es beide Könige im Sommer 880 vor, gegen Hugo und Boso einzuschreiten, und überließen dem Erzkanzler Gauzlin ein Kontingent zur Verteidigung des N, mit dem er jedoch an der Schelde scheiterte. Neue schwere Verheerungen bis weit ins ungeschützte Landesinnere waren die Folge und bewogen 881 König Ludwig III. zu einer eigenen Anstrengung: Bei Saucourt unweit der Somme-Mündung führte er Anfang August gegen ein größeres Normannenheer einen Überraschungsschlag, bei dem er sich auch durch persönliche Tapferkeit auszeichnete. Der Erfolg war alles andere als kriegsentscheidend, doch zeigt seine zeitgenössische Verherrlichung im volkssprachigen Ludwigslied was mit beherztem Vorgehen gegen die beutegierigen Heiden an königlichem Prestige zu gewinnen war.
    Am 5.8.882 kam der junge, unvermählte König infolge eines Unfalls, den er in Tours erlitt, wie berichtet wird, bei der scherzhaften Verfolgung einer Adelstochter zu Tode.

    Literatur:
    Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 66,67,75 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 15,20,61 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 23,25,86 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 262 - Fried Johannes: König Ludwig der Jüngere in seiner Zeit. Zum 1100. Todestag des Königs. Vortrag, gehalten in Lorsch am 18. November 1982 - Hlawitschka, Eduard: Adoptionen im mittelalterlichen Königshaus, in: Schulz Knut: Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Mittelalters, Festschrift für Herbert Helbig zum 65. Geburtstag, Köln Seite 1-32 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 21,28,29,35,61,90-92,208,221-225,227,229,230-237 - Hlawitschka, Eduard: Nachfolgeprojekte aus der Spätzeit Kaiser Karls III., in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 123-155 - Hlawitschka, Eduard: Vom Frankenreich zur Formierung der europäischen Staaten- und Völkergemeinschaft 840-1046, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1986 - Hlawitschka, Eduard: Vom Frankenreich zur Formierung der europäischen Staaten- und Völkergemeinschaft 840-1046, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1986 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 57 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 249,252,360 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 159,171,173-178,180,182,225 -


  18. 77.  von Frankreich, Karlmann Graphische Anzeige der Nachkommen (50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 866; gestorben am 12 Dez 884; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 879-884, Frankreich; König von Frankreich

    Notizen:

    Karlmann König von Frankreich (879-884)
    866-12.12.884 Begraben: St-Denis

    Jüngerer Sohn des Königs Ludwig II. der Stammler von Frankreich aus seiner 1. Ehe mit der Ansgard von Burgund, Tochter von Graf Harduin

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 997

    Karlmann, westfränkischer König 879-884
    + 6./12. Dezember 884 Begraben: St-Denis

    Beim Tode Ludwigs des Stammlers stellte sich die Frage der legitimen Nachfolge: Gegen Ludwigs Söhne aus erster, auf Geheiß des Vaters später gelöster Ehe mit Ansgard, Ludwig und Karlmann, lud eine Partei um den Kanzler, Abt Gauzlin, den ostfränkischen König Ludwig den Jüngeren ein, die Herrschaft im Westen zu übernehmen, während Erzbischof Hinkmar von Reims und der Laien-Abt Hugo nach erfolgreichen Verhandlungen mit Ludwig in Verdun die Nachfolge der Königssöhne durchsetzen konnte, die im September 879 in Ferrieres von Erzbischof Ansegis von Sens gesalbt wurden. Ein zweiter Einfall Ludwigs des Jüngeren wurde mit dem Verzicht auf Lotharingien im Vertrag von Ribemont im Februar 880 abgewehrt. Auf Drängen Gauzlins teilten die Brüder im März 880 in Amiens das Reich: Der ältere Ludwig erhielt den Norden, Karlmann, der mit einer Tochter Bosos verlobt war, den Süden (Burgund, Aqitanien und Gotien). In der Folgezeit gab es aber immer wieder gemeinsame Aktionen. Nach der Abwehr der ostfränkischen Ansprüche war die Regierungszeit Ludwigs und Karlmanns durch zwei Gefahren bedroht: durch die Normannen im N-Teil sowie durch Usurpatoren, im Reich Karlmanns vor allen den Grafen Boso von der Provence, der sich am 15. Oktober 879 zum König krönen ließ und trotz mancher Bemühungen nicht bezwungen werden konnte. Nach dem Tode Ludwigs am 5. August 882 wurde Karlmann in einer förmlichen Erhebung am 9. September 882 in Quierzy König im gesamten W-Reich. Karlmanns letzte Regierungsjahre sind durch - letztlich erfolglose - Kämpfe gegen die in N-Frankreich wütenden Normannen geprägt, die er schließlich gegen Zahlung eines hohen Tributs, der vor allem die Kirchen belastete, zum Abzug überreden konnte, die nach seinem Tod jedoch zurückkehrten. Der durch einen Jagdunfall verursachte Tod des erst 18-jährigen Königs machte den Weg frei für die letzte Wiedervereinigung des gesamtfränkischen Reiches unter KARL III. Die kurze Regierungszeit des jugendlichen Königs fiel in eine für die Entwicklung des fränkischen Reiches symptomatischen Umbruchperiode.

    Urkunden:
    Recueil des actes de Louis II le Begue, Louis III et Carloman II, rois de France (877-884), ed. R.-H. Bautier u.a., 1978 -

    Literatur:
    Dümmler ²3, 88ff. u.ö. - K. F. Werner, Gauzlin v. St. Denis und die westfrk. Reichsteilung von Amiens (März 880), DA 35, 1979, 395-462. -

    Werner Karl Ferdinand: Seite 456, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    V. Generation 33-34

    Zur effektiven Aufteilung des W-Reichs zwischen den beiden Brüdern Ludwig III. und Karlmann zu Amiens im März 880 vgl. Werner, KdG 1,140. Zur Verlobung Karlmanns bietet Brandenburg nicht hier (B. V,23), wohl aber B VI,5 die richtigen Angaben.
    Zum Todesdatum vgl. Ann.Bert. 878, ed. Grat 228f. Neben Engelberga kann auch eine andere Tochter Bosos unbekannten Namens als Verlobte Karlmanns in Betracht kommen, siehe unten Anmerkung zu VI,10.

    Karlmann wurde durch die Intrigen einer Adelsgruppe zum Mitkönig seines Bruders Ludwigs III. erhoben. Nach dessen Tode am 5.8.882 vereinigte er das W-Reich in seiner Hand und trat am 9.9. in Quierzy die Herrschaft an. Er besaß gute Herrscheranlagen und wurde wie vorher sein Bruder vom berühmten Abt Hugo von Tours gelenkt. Er starb durch einen Jagdunfall. Nach Karlmanns Tode boten die Großen des Landes dem ostfränkischen König KARL III. DEM DICKEN auch die westfränkische Krone an.

    Schieffer Rudolf:, "Die Karolinger"

    Gegner der erzwungenen Reichsteilung von 880 atmeten auf, darunter der alte Hinkmar von Reims, der für den neuen König sogleich seine Schrift über Hofordnung und Reichsverwaltung unter KARL DEM GROSSEN in Erinnerung an die Zeit "der Größe und der Einheit des Reiches" anfertigte. Die Gruppe um Gauzlin von Saint-Denis dagegen, die auf Ludwig III. gesetzt hatte und in der kurz zuvor an die Stelle des verstorbenen WELFEN Konrad als Graf von Paris Odo, der herangewachsene Sohn Roberts des Tapferen, getreten war, mußte einen merklichen Rückschlag im Wettstreit mit dem bei Karlmann dominierenden Hugo dem Abt hinnehmen, wußte sich aber doch insoweit zu behaupten, dass Gauzlin 884 zum Bischof von Paris aufstieg. Ohnehin verschaffte sich unter Karlmann die Normanneplage im Westen immer wieder den Vorrang vor den inneren Positionskämpfen, da nach der Übereinkunft mit KARL III. in Asselt bloß ein Teil des feindlichen Heeres unter Gottfried im Gebiet der Rheinmündung Fuß faßte, ein weiterer mit dem Anführer Siegfried jedoch vom Hennegau bis tief in die Champagne ausschwärmte und neben anderen auch Erzbischof Hinkmar zur Flucht aus Reims trieb, auf der er am 21./23.12.882 in Epernay gestorben ist. Gegen immer neue Plünderungen im gesamten Norden W-Frankens half schließlich 884 nach gemeinsamen Entschluß der Großen nur wieder ein horrender Tribut, den vornehmlich die Kirchen und ihre Schatzkammern aufzubringen hatten.
    Um den rundum in die Defensive geratenen, teilweise bereits schrumpfenden Reichsgefüge neue Thronkämpfe zu ersparen und wieder eine längerfristige Perspektive zu eröffnen, griffen die beiden regierenden KAROLINGER den schon früher von Hinkmar zur Sprache gebrachten Gedanken an eine feste Rechtsbeziehung zwischen der östlichen und der westlichen Linie ihres Hauses auf, indem zu einem unbekannten Zeitpunkt, wohl 883/84, der kinderlose KARL III. den vaterlosen Karlmann adoptierte, also zum künftigen Erben des Gesamtreiches einsetzte. Die damit verbundene Erwartung, der junge westfränkische König werde den 27 Jahre älteren, vielleicht bereits kränkelnden Kaiser überleben, erfüllte sich indes nicht, denn in abermaliger Steigerung des Verhängnisses kam Karlmann am 6.12.884 durch ein Unglück auf der Jagd zu Tode und mußte, 18-jährig bei seinem Bruder Ludwig III. in Saint-Denis begraben werden.

    Mühlbacher Engelbert: Seite 397, "Deutsche Geschichte unter den Karolingern"

    Um das Maß voll zu machen, wurde der junge König noch durch einen frühzeitigen Tod hinweggerafft. König Karlmann wurde auf der Jagd schwer am Bein verwundet, wie es anfangs hieß, durch einen Eber, wie später verlautete, durch unseligen Zufall von einem Jagdgenossen, und erlag nach sechs Tagen, am 12. Dezember 884, kaum 18 Jahre alt, der Verletzung.

    11.9.878 oo 1. Engelberga, Tochter Herzog Bosos von Provence , 877- nach 1. 917

    Literatur:
    Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 229 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 90,115,122,128,133,144-147,182, 201,209-211,230-234 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 16,20,61 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 17,23,25,86 - Fried Johannes: König Ludwig der Jüngere in seiner Zeit. Zum 1100. Todestag des Königs. Vortrag, gehalten in Lorsch am 18. November 1982 - Hlawitschka, Eduard: Adoptionen im mittelalterlichen Königshaus, in: Schulz Knut: Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Mittelalters, Festschrift für Herbert Helbig zum 65. Geburtstag, Köln Seite 1-32 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seitze 162 - Hlawitschka, Eduard: Die Widonen im Dukat von Spoleto, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 155-227 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 21,28,29,35,61,85,90-92,95,208,221,223-225,227,229,230-237,244 - Hlawitschka, Eduard: Nachfolgeprojekte aus der Spätzeit Kaiser Karls III., in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 123-155 - Hlawitschka, Eduard: Vom Frankenreich zur Formierung der europäischen Staaten- und Völkergemeinschaft 840-1046, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1986 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion Seite 397 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 249,252,254 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 159,171,173-178,180-183,185 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 68,69 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 78,80 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 444 -

    Karlmann heiratete von Provence, Engelberga am 11 Sep 878. Engelberga wurde geboren in 877; gestorben nach Jan 917. [Familienblatt] [Familientafel]


  19. 78.  von Frankreich, Ermentrud Graphische Anzeige der Nachkommen (50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 875.

    Notizen:

    Ermentrud Gräfin von Hennegau
    um 875-
    Einzige Tochter des Königs Ludwig II. der Stammler von Frankreich aus seiner 2. Ehe mit der Adelheid, Tochter von Graf Adalhard von Paris

    Werner Karl Ferdinand: Seite 457, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    V. Generation 37
    Mit Recht betont Brandenburg B V,25 die Authentizität der Nachrichten über Ermentrud, die Schwester Karls des Einfältigen, und ihre Nachkommen aus der Ehe mit einem uns unbekannten Gatten, siehe unten VI, 36; VII, 63.

    Hlawitschka Eduard: Seite 177,227, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    Nun hat aber auch H. Renn, Das erste Luxemburger Grafenhaus (1941) Seite 10f., ältere Vermutungen erhärtet, daß nämlich Reginar vor seiner Ehe mit Albrada, aus der Herzog Giselbert von Lothringen und sein Bruder Reginar II. stammten, mit Ermentrude, einer Tochter König Ludwigs des Stammlers und Schwester Karls des Einfältigen, verheiratet war. Zugkräftigstes Argument ist dabei die Wiederkehr der Namen Giselbert und Reginar bei den Enkeln und Urenkeln jener Ermentrude. Eine solche Nahehe am Ende des 9. Jahrhunderts wäre zwar nicht unvorstellbar, doch sie ist - innerhalb der für das 9. Jahrhundert so allgemein bekannten genealogischen Zusammenhänge - auch nicht gerade wahrscheinlich ist. Die Quellen, die Karl den Einfältigen und Reginar I. nebeneinander nennen, bezeichnen sie jedenfalls nicht als Schwäger. Man wird einen anderen Zusammenhang vermuten dürfen. Da nämlich Giselbert vom Maasgau selbst einen Bruder Reginar gehabt zu haben scheint (C. Knetsch, a.a.O. Seite 12), der von 864-870 als Graf und Laienabt von Echternach erscheint, könnte es ebensogut sein, daß Ermentrud mit einem Sohn dieses älteren Reginar verheiratet gewesen ist, daß also das auffällige Namengut durch jenen in die Nachkommenschaft Ermentruds vermittelt wurde. Karl der Einfältige und Reginar I. scheinen also nur im weiteren Sinne miteinander verschwägert gewesen zu sein.
    Daß die zweite Gemahlin, Adelheid, 879 zum ersten Mal schwanger war, was für eine noch nicht lange bestehende Ehe spreche, ist gewiß nicht zutreffend, da Karl der Einfältige, Ludwigs des Stammlers Sohn, gemäß dem Zeugnis des um 950 schreibenden Witger (MG SS IX Seite 393) noch eine Vollschwester (ex Adelheidis regina) namens Irmintrud hatte; und diese Irmintrud ist auch durch Genealogien, die die Abstammung der Kaiserin Kunigunde (Gemahlin HEINRICHS II.) von den KAROLINGERN nachweisen (MG SS II Seite 314) gesichert.

    oo ? Reginar I. Langhals - 915
    Kinder:
    - Kunigunde
    1. oo Wigerich Pfalzgraf von Lothringen - um 912
    um 920 2. oo Richwin Graf von Verdun -15.11.924 ermordet

    Literatur:
    Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 69,70, 92,116,138,146 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 177,227 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 457 -

    Familie/Ehepartner: N.. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 97. von Verdun, Kunigunde  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 890/895; gestorben nach 923.

  20. 79.  von Frankreich, Karl III.von Frankreich, Karl III. Graphische Anzeige der Nachkommen (50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren am 17 Sep 879; gestorben am 7 Okt 929 in Péronne [80200],Somme,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Péronne [80200],Somme,Picardie,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 893-929, Frankreich; König von Frankreich

    Notizen:

    Neue Deutsche Biographie Karl III.

    westfränkischer König, * 17.9.879, † 7.10.929 Péronne, ⚰ Péronne, Saint-Fursy.

    Der nach dem Tode des Vaters geborene Karolingersproß erhielt den Namen des kaiserlichen Großvaters Karl des Kahlen. Der damit bekundete Legitimitätsanspruch galt jedoch als zweifelhaft, denn Ludwig der Stammler hatte sich nach der Trennung von seiner|1. Gemahlin Ansgard (der Mutter Ludwigs III. u. Karlmanns) zu deren Lebzeiten mit Adelheid vermählt. Von eigener Regierungsfähigkeit ohnehin noch weit entfernt, wurde K. daher 879 und 884 bei der Regelung der westfränkischen Erbfolge übergangen. Auch nach dem Tode des Kaisers Karl III. (888), als die Nachfolge abermals offen war, verlautet nichts von Bemühungen um eine Erhebung K., vielmehr setzte sich, mit nachträglicher Anerkennung durch den ostfränkischen Karolinger Arnulf, der Robertiner Odo von Paris als westfränkischer König durch. Dieser betrieb eine robuste Ämter-, Besitz- und Familienpolitik, rief damit aber eine vielfältige Gegnerschaft auf den Plan, deren Programm die Rückkehr zur karolingischen Legitimität wurde. EB Fulko von Reims und Graf Heribert I. von Soissons ergriffen die Führung und riefen K. zum König aus; am 28.1.893 wurde er in Reims von Fulko gekrönt. Weitere Großvasallen schlossen sich ihm an, König Arnulf nahm K. durch Fulkos Vermittlung im Mai 894 in Worms auf und erkannte ihn durch Belehnung an, aber im Kampf mit Odo geriet K. bald in hoffnungslose Unterlegenheit, so daß er zeitweilig gar ein Bündnis mit den Normannen erwog. Nachdem Arnulf im Mai 895, wiederum in Worms, Odo empfangen hatte, bedeutete es nicht mehr viel, daß Arnulfs eben in Lotharingien eingesetzter Sohn Zwentibold im Sommer des gleichen Jahres für K. in einen Kampf um Laon eingriff; er mußte bald wieder abziehen. K. Anhänger wandten sich wieder Odo zu – auch Heribert, der 896 die Grafschaft Vermandois gewann († 900/07), schließlich auch Fulko von Reims – so daß K. nach Lotharingien ausweichen mußte, wo er sich, etwa im Februar 896 und wieder in Begleitung Fulkos, in dem Vogesenkloster Remiremont mit dem italischen Kaiser Lambert und dem burgundischen König Rudolf I. traf und dann wieder am 25.7.896 in Gondreville (bei Toul) urkundete. Offensichtlich abermals durch Fulkos Vermittlung kam 897 ein Ausgleich zustande, indem K. sich bei Odo einfand und ihn als König anerkannte; er wurde dafür mit „einem Teil des väterlichen regnum “ ausgestattet – hier ist an den Reimser Raum, etwa Laon zu denken, um das sich im 10. Jahrhundert der karolingische Besitz gruppierte – und von Odo, der keinen Sohn hatte, zum Nachfolger designiert.

    Nach dem Tode Odos (1.1.898) wurde K. in der Tat auf einer Reichsversammlung in Reims mit allgemeiner Zustimmung zum König erhoben. Die bis dahin, soweit sich nach dem Überlieferungsstande urteilen läßt, sehr spärliche Urkundenausstellung wird jetzt kontinuierlich, mit doppelter Zählung der Königsjahre: von 893 und, mit dem Vermerk redintegrante, von 898 an. Neben im ganzen 110 bekannten Diplomen K. sind 13 Deperdita ermittelt worden. K. Erzkanzler – wenn auch nur gelegentlich mit dem ausdrücklichen Titel archicancellarius – wurde zunächst EB Fulko von Reims, unter dem der aus dem Dienste Odos übernommene Notar Herivaeus das Urkundengeschäft besorgte. Dieser folgte 900 auf Fulko als Erzbischof, während die nominelle Leitung der Kanzlei dem Bischof Ascherik von Paris und erst nach dessen Tod (910) dem EB Herivaeus zufiel.

    Es verwundert, daß die Robertiner selber 897/98 die Hand zur erneuten karolingischen Restauration liehen, denn der söhnelose Odo hatte einen sehr aktiven Bruder Robert, den er mit seinen bisherigen Grafschaften ausgestattet und als marchio in Neustrien eingesetzt hatte. Man darf ihnen vielleicht die Berechnung unterstellen, daß die Abschirmung durch ein sozusagen neutrales Königtum den weiteren Ausbau ihrer Hausmacht in Rivalität mit den anderen Magnaten eher erleichtern würde. Jedenfalls nahm K. es hin, daß das bedeutende weltliche und geistliche Königsgut des Pariser Raumes nicht etwa ihm selber heimfiel, sondern an Robert überging. K. duldete und sanktionierte in solcher Weise die – vorerst freilich noch fluktuierende – Ausformung starker Mittelgewalten, der großen französischen Lehnsfürstentümer. Unmittelbare Hoheit über die Grafen und die Bischofskirchen behielt der karolingische König nur in der östlichen Francia zwischen Seine und Maas. Diese Schrumpfung der Königsgewalt war jedoch mit einer relativen Stabilisierung verbunden, durch die K. einen allmählich bedeutender werdenden Aktionsspielraum gewann. Seine besondere Aufmerksamkeit richtete sich sogleich auf Lotharingien. Schon 898 folgte er einer Aufforderung des Haspen- und Hennegaugrafen Reginar und anderer mit Zwentibold überworfener Großen: er drang über Aachen bis Nimwegen vor, traf in der Gegend von Prüm auf Zwentibold, zog aber ohne Kampf wieder ab. Eine Zusammenkunft in Sankt Goar, an der – in Abwesenheit Zwentibolds – auch Beauftragte K. teilnahmen, stellte 899 den Frieden wieder her, bereitete aber auch den Rückfall Lotharingiens an Ostfranken vor, der im Jahre darauf realisiert wurde; K. Griff nach der Stammheimat seiner Dynastie war mißlungen.

    Über das nächste Jahrzehnt sind wir im einzelnen wenig unterrichtet. Die Urkunden|weisen den König weiterhin im nördlichen Westfranken nach und vermitteln den Gesamteindruck relativer Stetigkeit. Die Geschicke des Westreiches blieben noch immer von der Wikingerfrage überschattet, doch sind als markante Ereignisse nur ein Überfall auf Tours (903) und ein Raubzug nach Burgund (910) bekannt. Mit der gebotenen Vorsicht darf aus dem Mangel an sonstigen Nachrichten und aus dem folgenden Geschehen auf eine gewisse Beruhigung, auf eine Konsolidierung der Abwehr geschlossen werden, aber ein persönlicher Anteil K. läßt sich dabei nicht ausmachen. Dann aber brachte das Jahr 911 einschneidende Wendungen. Ein großes Aufgebot westfränkischer Fürsten – von K. selber ist auch jetzt nicht die Rede – entsetzte die von den Seine-Normannen bedrängte Stadt Chartres und brachte ihnen schwere Verluste bei. Ihr Anführer Rollo fand sich nun bereit, die Taufe zu nehmen und seine Herrschaft mitsamt der normannischen Landnahme durch den Eintritt in den fränkischen Reichsverband legalisieren zu lassen. Mit K. ging er (ungesicherter, aber nicht schlechthin unglaubwürdiger späterer Tradition zufolge in Saint-Clair-sur-Epte) ein „Bündnis“ ein und übernahm als Graf von Rouen den Schutz der nördlichen Reichslande. Für Westfranken war damit das Zeitalter der Wikingereinfälle zu Ende, war der Grund gelegt zu einem neuen künftigen Lehnsfürstentum. Noch stärkere unmittelbare Tragweite kam dem Umschwung zu, der sich gleichzeitig in Lotharingien einspielte. Seit der Rückgliederung dieses Landes an Ostfranken (900) hatte hier ein leidliches Einvernehmen zwischen Reginar als dem mächtigsten einheimischen Magnaten und dem von der karolingischen Regierung Ludwigs des Kindes bestellten konradinischen Amtsherzog Gebhard vorgehalten. Dieser aber war 910 im Ungarnkampf gefallen, und Reginars Verhältnis zu dem weiterhin konradinisch beeinflußten ostfränkischen Königshof scheint sich dann sehr zugespitzt zu haben. Vielleicht schon im Sommer 911, jedenfalls aber als sich nach dem Tode Ludwigs des Kindes und dem Aussterben der östlichen Karolingerlinie (24.9.911) die Königswahl des Konradiners Konrad I. abzeichnete (die dann gegen den 10.11. in Forchheim erfolgte), wiederholte der lotharingische Adel, fraglos wieder unter der Führung Reginars, den Schritt von 898 und rief K. ins Land. Zum 1.11.911 läßt eine beiläufige annalistische Notiz die Herrschaft des westlichen – nunmehr einzigen – Karolingers in den Ländern um Maas und Mosel beginnen.

    Ob bei dieser Schwenkung Reginars und seiner Anhänger tatsächlich oder nur scheinbar ein karolingischer Legitimismus im Spiel war, steht dahin, K. selber aber berief sich mit Nachdruck auf sein Erbrecht an dem fränkisch-karolingischen Kernland um Metz und Aachen. Vom 20.12.911 an begegnet in seinen Urkunden als drittes Datierungselement die Zählung largiore hereditate indepta, und während die karolingischen Teilkönige sich seit langem mit der einfachen Bezeichnung rex begnügt hatten, griff K. nunmehr, wenn auch noch nicht regelmäßig, auf den alten vollen Titel rex Francorum zurück, den seine Nachfolger dann beibehalten haben. Dieser Kanzleistil hat auf seine Art dazu beigetragen, daß der Frankenname endgültig mit dem Westreich verbunden geblieben ist.

    Am 1.1.912 urkundete K. in Metz. In Lotharingien, vor allem in altkarolingischen Pfalzen wie Diedenhofen und Herstal, nahm er seither oft, sogar mit Vorzug, Residenz; er ist 912, 913, 915, 916, 919 jeweils für längere Zeit im Lande nachzuweisen. Für Konrad I. bedeutete der Verlust der Maas- und Mosellande über den politischen Rückschlag hinaus eine schwere Einbuße an Besitz- und Machtpositionen seiner Familie, aber nach 3 erfolglosen Vorstößen über den Rhein (912 u. 913) mußte er sich mit der veränderten Lage abfinden. Dem Grafen Reginar gewährte K. den Rang eines marchio und erkannte ihn somit als einen seiner großen Lehnsfürsten an. Aber auch Reginars Widersacher, EB Ratbod von Trier, zog er als Erzkapellan an sich und räumte ihm das Vorrecht ein, neben der weiterhin dem Reimser EB Herivaeus unterstehenden Königskanzlei als archicancellarius die lotharingische Sonderkanzlei fortzuführen, die bis in die Zeiten Zwentibolds zurückreichte und sich auch unter Ludwig dem Kinde behauptet hatte. Diese relative Harmonie und Stabilität hielt jedoch nicht vor. Unverkennbar gedachte K. Lotharingien zu jener Bastion direkter Königsherrschaft auszubauen, die ihm im Westreich fehlte, um sich stärker als bisher gegen die Lehnsfürsten durchzusetzen. Ratbod und Reginar starben 915. Der neue EB Ruotger von Trier behielt den Titel des summus concellarius, aber das Urkundengeschäft blieb, ohne Trierer Sonderkanzlei, auf die Königskanzlei konzentriert. Dem Sohn Reginars, Giselbert, verweigerte K. die Fortsetzung oder gar Ausweitung einer herzoglichen Gewalt. Statt dessen begegnet in K. Umgebung seit dieser Zeit ein lotharingischer fidelis namens Hagano, vielleicht ein Verwandter der Königin Frederun, aber nicht selber fürstlichen Ranges, dessen Erhebung zum Grafen, dessen steigender Einfluß als Berater des Königs den Zorn des lotharingischen und erst recht des westfränkischen Hochadels wachrief. Überdies verschoben sich die bisherigen Spannungen und Beziehungen 918/19 durch den Tod Konrads I. und den Übergang der ostfränkischen Königswürde an den sächsischen Liudolfinger Heinrich I., der, anders als die Konradiner, in keiner Weise mit der lotharingischen Aristokratie unter der Führung Giselberts verfeindet war.

    Der Gegensatz führte dazu, daß K. 919 durch einen Spruch des Hofgerichts die Abtei Maastricht Giselbert entzog und sie dem getreuen EB Ruotger von Trier übertrug, der seither allein als Erzkanzler K. genannt wird. Der Unmut über Hagano, dessen Entlassung K. auf einer Reichsversammlung in Soissons verweigerte, löste dann 920 einen allgemeinen Abfall von K. aus; Giselbert ließ sich von lotharingischen Anhängern bereits zum selbständigen princeps ausrufen. Doch ging die Krise vorüber, indem EB Herivaeus von Reims K. in seinen Schutz nahm und nach 7 Monaten einen Ausgleich zustande brachte. Auch bei einer Machtprobe um die Besetzung des Bistums Lüttich vermochte K. 920/21 seinen Kandidaten gegen die Pläne Giselberts durchzusetzen. Dieser Streit zog weite Kreise: Papst Johann X. erklärte in einem Schreiben (das dann, losgelöst vom Anlaß, als Ausdruck frühmittelalterlichen Rechtsdenkens Berühmtheit gewonnen hat), niemanden als dem König (das heißt nicht etwa einem Herzog) stehe die Vergabe eines Bistums zu. Dieses Schreiben war an den EB Hermann I. von Köln gerichtet, der auf Geheiß Heinrichs I. als Metropolit den Lütticher Kandidaten Giselberts geweiht hatte. Der neue ostfränkische König sächsischen Stammes hatte also im Zusammengehen mit Giselbert, in offenem Gegensatze zu K., in die lotharingischen Dinge eingegriffen – die Wiederherstellung des Ostfränkischen Reiches im alten Umfang zeichnet sich als sein politisches Ziel ab. K. dagegen, wieder fest im Sattel, wagte im September 920 einen Vorstoß in den Wormsgau, wohl in der Absicht, die linksrheinische Ausbuchtung Ostfrankens um Mainz in seine Herrschaft einzubeziehen, mußte aber ohne Erfolg wieder abziehen. Durch weitere Widerstände in Lotharingien behindert, vereinbarte er mit Heinrich I. einen Waffenstillstand bis zum Martinitag 921. Vor Ablauf dieser Frist trafen sich die beiden Könige auf einem Rheinschiff bei Bonn und schlossen am 7.11.921 einen (im Wortlaut erhaltenen) Vertrag, durch den der rex Francorum occidentalium und der rex Francorum orientalium mit stattlichem beiderseitigem Gefolge einander Anerkennung und Freundschaft zusagten. Auf weiteres Eingreifen in Lotharingien hatte Heinrich damit verzichtet.

    K. mochte glauben, nunmehr freie Hand zu haben. Er stattete Hagano mit dem karolingischen Hauskloster Chelles (bei Meaux) aus und entzog es seiner Tante Rothild, einer Tochter Karls des Kahlen. Hugo (der spätere Herzog von Francien), der Sohn Roberts von Neustrien und Schwiegersohn Rothilds, gab daraufhin das Signal zu einem allgemeinen Aufstand gegen K.; auch Giselbert beteiligte sich daran, doch hatte K. unter den Lotharienses noch die zuverlässigsten Getreuen. Robert wurde am 30.6.922 in Reims zum König erhoben und, wie vor Jahren sein Bruder Odo, vom EB Walter von Sens gekrönt. EB Herivaeus von Reims starb 3 Tage darauf. Es kam zu hin und her wogenden Kämpfen in Westfranken und Lotharingien. In einem Gefecht bei Soissons fand König Robert I. am 15.6.923 den Tod, aber K., der sich auch bei den Normannen und angeblich bei Heinrich um Hilfe bemüht hatte, wurde geschlagen. Seine Gegner riefen Rudolf von Burgund, den Sohn Richards und Schwiegersohn des gefallenen Robert, zum neuen König aus; er wurde am 23.7.923 in Soissons gekrönt, wiederum vom EB Walter von Sens. K., dessen letzte auf uns gekommene Urkunde vom 29.7.923 aus Compiègne datiert ist, wurde von dem Grafen Heribert II. von Vermandois zu Verhandlungen nach Saint-Quentin gelockt, gefangengenommen und nach Château-Thierry, im nächsten Jahre nach Péronne in Haft gegeben. Die Königin Eadgifu-Ogiva flüchtete mit ihrem Sohn Ludwig (IV.) nach England.

    Der Sturz K. beendete den letzten, ohnehin nur schwachen Anlauf zu karolingischer Hegemonialpolitik und machte den Weg frei für die Rückgliederung des gewissermaßen herrenlos gewordenen Lotharingien an Ostfranken, wie sie im Zusammenspiel Giselberts und Heinrichs I. 923/25 realisiert wurde und das Deutsche Reich des Mittelalters abgerundet hat. Auch als Stammvater einer neuen und letzten, nur noch westlichen Karolingerlinie steht K. an einer Wegscheide französischer und deutscher Geschichte, aber der nicht eben ruhmvolle Ausgang seiner Herrschaft und Regierung scheint sein Andenken in seltsamer Weise belastet zu haben. Der Fortsetzer Reginos (Adalbert, um 960) nennt ihn einen vir hebetis ingenii, bei Thietmar von Merseburg (um 1010) heißt er gar ab incolis Karl Sot id est stolidus ironice dictus, kurz vor 1000 liest man in den Miracula s. Apri aus Toul erstmals a suis cognominatus simplex, was seither häufig belegt ist, möglicherweise aber ursprünglich soviel wie „schlicht, gutmütig“ bedeuten sollte, zumal Richer, gleichfalls kurz vor 1000, sich in solchem Sinne ausdrückt (ingenio bono simplicique). Die Bezeichnung „Charles le Simple, K. der Einfältige“ ist üblich geworden, wird in der Wissenschaft jedoch nur mit Vorbehalt verwandt.

    Genealogie-Mittelalter Karl III. der Einfältige

    König von Frankreich (893-929)
    17.9.879-7.10.929 Peronne Begraben: Kirche St-Fursy/Peronne

    Einziger und nachgeborener Sohn des Königs Ludwig II. der Stammler von Frankreich aus seiner 2. Ehe mit der Adelheid, Tochter von Graf Adalhard

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 966, Karl III. der Einfältige, westfränkischer König 893/98-923

    * 17. September 879, + 7. Oktober 929 Peronne Begraben: St-Fursy/Peronne

    Als Postumus nach Ludwigs II. Tode aus dessen in ihrer Legitimität angefochtenen zweiten Ehe wurde Karl der Einfältige bei den Nachfolgeregelungen im westfränkischen Reich 879-888 übergangen. Gegen den robertinischen König Odo wählte eine Adelspartei um Erzbischof Fulco von Reims und Graf Heribert I. Karl den Einfältigen am 28. Januar 893 (Todestag KARLS DES GROSSEN) in Reims zum König. Trotz zeitweiliger Anerkennung durch ARNULF von Kärnten konnte sich Karl III. erst nach Odos Tod 898 durchsetzen. Die Herrschaftskontinuität blieb durch Übernahme von Odos Kanzler Heriveus gewahrt, aber Karl der Einfältige mußte eine erhebliche Schmälerung königlicher Macht hinnehmen. Wichtige königliche Güter waren an Odos Bruder, Robert von Neustrien, gelangt; in den regna übte Karl der Einfältige nur noch über Stellvertreter, vornehme Adlige, die als marchiones über die Grafschaften traten (Neustrien, Burgund, Aquitanien, Lotharingien), Herrschaft aus. In dieses, das Reich stabilisierende Miteinander von König und Fürsten konnte 911 auch ein Normannenverband unter Rollo integriert werden.
    Einen Ersatz für den Machtverlust schien Karl der Einfältige in Lotharingien, der karolingischen Stammlandschaft, zu finden. Nach erstem Scheitern 898 gelang 911, beim Tod des letzten ostfränkischen KAROLINGERS, Ludwig IV., die Eroberung, gesichert durch enge Bindungen zum lothringischen Adel. Als jetzt einziger karolingischer König griff Karl III. der Einfältige gezielt auf die legitimierende Kraft fränkischer Tradition zurück. Seite dem Erwerb Lotharingiens nannte er sich wie die frühen KAROLINGER in den Urkunden 'rex Francorum' und 'vir illuster' und ahmte Monogramm und Siegel KARLS DES GROSSEN und KARLS DES KAHLEN nach. Der übersteigerte Anspruch auf Herrschaft über alle Franken, wenn auch real auf die Francia zwischen Rhein und Seine reduziert, und die ezielte Förderung des Lothringers Hagano auf Kosten des hohen Adels lösten das konsensuale Miteinander von König und Fürstenauf. Selbst ein im Vertrag von Bonn 921 erzielter Ausgleich mit dem ostfränkischen König HEINRICH I. vermochte Karl nicht mehr in Franzien zu stützen. Der seit 920 ausbrechende Widerstand führte zur Königswahl Roberts (I.) von Neustrien (20. Juni 922). Auch Roberts Tod in der Schlacht von Soissons (15. Juni 923) rettete Karl den Einfältigen nicht mehr; nach der Krönung von Roberts Schwager Rudolf von Burgund (13. Juli 923) geriet Karl der Einfältige in Gefangenschaft Heriberts II. von Vermandois, in der er starb. Nur die Flucht seiner zweiten Gattin Edgiva mit dem Sohn Ludwig IV. nach England sicherte den Fortbestand der karolingischen Familie. Das Scheitern fand seinen Reflex in (späteren) Benennungen 'simplex' oder 'stultus'. Gleichwohl muß Karl der Einfältige als Bewahrer fränkisch-karolingischer Tradition für das westfränkisch-französische Königtum gelten.

    Literatur:
    HEG I, 735-745 - A. Eckel, Charles le Simple, 1899 - Recueil des actes de Charles III le Simple ..., ed. P. Lauer, 1940-1949 [dazu J. de Font-Reaulx, Ann. Univ. Grenoble, sect. lettr.-droit 19, 1943, 29-43] - E. Hlawitschka, Lotharingien und das Reich an der Schwelle der dt. Gesch., 1968 - H. Wolfram, Intitulatio II, 1973, 115ff. - B. Schneidmüller, Die 'Einfältigkeit' K.s III. v. Westfranken als frühma. Herrschertugend SchZG 28, 1978, 62-66 - Ders., Karol. Tradition und frühes frz. Kgtm., 1979, 121-138 - J. Ehlers, Die Anfänge der frz. Gesch., HZ 240, 1985, 1-44 - E. Freise, Die 'Genealogia Arnulfi comitis' des Priesters Witger, FMASt 23, 1989, 203-243 - K. F. Werner, Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000, 1989, 475ff. - NDB XI, 184-188. -

    Werner Karl Ferdinand: Seite 457, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    V. Generation 38
    Zu den Regierungsjahren Karls III. in seinen verschiedenen Teilreichen vgl. die Ausgabe seiner Urkunden durch Ph. Lauer, Recueil des actes de Charles III le Simple, roi de France, Paris 1940-1949, S. LXXXIVff.
    Von Karls erster Gemahlin wußte schon Brandenburg V,26, daß sie die Schwester Bischof Bovos von Chalons war. Wir verdanken K.A. Eckhardt, Genealogische Funde zur allgemeinden Geschichte ²1963, den meines Erachtens schlüssigen Nachweis, daß Friderun eine Tochter des Grafen Theodericus/Dietrich und eine Schwester der Mathilde war, der zweiten Gattin HEINRICHS I (ebd. 24-29), eine Erkenntnis, die auch für das Verständnis der politischen Geschichte zu Beginn des 10. Jahrhunderts von großer Bedeutung ist. Das Todesdatum der Friderun zitiert Eckhardt nach dem alten genealogischen Werk des Pere Anselme (ebd. 27); es ist uns in den Diplomen ihres Gemahls, Karls III., vielfach bezeugt, vgl. nr. 87, 917 II 14 als Terminus ante, nr. 94 für den Todestag, II 10. Das Datum der Eheschließung ergibt sich aus nr. 56, 907 IV 19 unmittelbar nach der Hochzeit ausgestellt. In ihrer zehnjährigen Ehe schenkte Frederun dem Gemahl sechs Töchter (siehe unten VI,41-46), aber keinen Nachfolger. Karls Sohn Ludwig IV. stammt aus Karls zweiter Ehe mit der angelsächsischen Prinzessin Eadgifu/Ogiva, und ebendarum konnte dieser sich mit Gerberga, der Tochter HEINRICHS I. und der Mathilde, ohne verbotenen Verwandtschaftsgrad vermählen, denn er war mit der ersten Gattin seines Vaters, Frederun, nicht blutsverwandt. - Zur Wegnahme von ND de Laon und des Fiskus Attigny, den Ogiva innehatte, weil er dem abgesetzten Gatten, Karl III., von König Rudolf als Alterssitz verliehen worden war, durch ihren Sohn Ludwig IV., als Ogiva 951 den Grafen Heribert heiratete, siehe Flodoard, Ann 951, Lauer 132.

    Da Karl III. beim Tode seines Bruders Karlmann erst 5 Jahre alt war, wählte der westfränkische Adel erst KARL III. DEN DICKEN und später den Grafen Odo von Paris zum König. 893 wurde Karl von einer adligen Gegenpartei unter Führung des Erzbischofs Fulko von Reims und Heriberts II. von Vermandois, der später ein erbitterter Gegner wurde, zum Gegenkönig erhoben und gekrönt. Nach dem Tode Odos (+ 1.1.898) wurde er allgemein als König anerkannt. Während seiner Regierung wurde auch in den fränkischen Kerngebieten zwischen Loire und Maas, in "Francien", die Entwicklung eigener Lehnsfürstentümer erkennbar. 911 einigte sich Karl im Vertrag von Saint-Clair-sur-Epte mit Rollo, dem Anführer einer Normannenschar, die sich im Gebiet der Seinemündung fest angesiedelt hatte. Rollo trat zum Christentum über und erklärte sich bereit, Vasall des Königs zu werden. Dafür wurden ihm mehrere Grafschaften im Gebiet von Rouen zugestanden, die den Kern des Herzogtums Normandie bildeten. Wenn auch nach 911 die Überfälle normannischer Scharen nicht sofort aufhörten, so leitete die Einigung mit Rollo doch das Ende der langen Periode ständiger, weitreichender Plünderungszüge der Normannen ein. Einen außenpolitischen Erfolg erzielte König Karl, als im Jahre 911 im ostfränkischen Reich mit Ludwig dem Kinde der dortige Zweig der KAROLINGER ausstarb und die Großen Lothringens den westfränkischen KAROLINGER Karl anerkannten. Karl führte seit diesem Jahr den Titel "Rex Francorum" (König der Franken), während er sich bisher wie die anderen fränkischen Könige seit 843 einfach "Rex" genannt hatte. Offensichtlich wollte Karl, der jetzt der einzige König aus karolingischen Geschlecht war, mit diesem vollen Titel seinen Anspruch auf Lothringen untermauern und zugleich wohl auch einen Vorrang gegenüber den anderen Herrschern im Bereich des ehemaligen großfränkischen Reiches zum Ausdruck bringen. Doch bereits 925 ging Lothringen an den deutschen König HEINRICH I. verloren. Bedenklich für die Position des Königs war vor allem die Tatsache, dass nicht nur die Herzogtümer Aquitanien und Burgund sowie andere Randgebiete wie Flandern und die Normandie seiner Kontrolle entglitten, sondern auch im Kerngebiet der karolingischen Macht, im neustrischen Gebiet zwischen Loire und Seine, Robert die Wirksamkeit des Königtums einengte. Im Jahre 922 erhob sich unter Führung Roberts von Neustrien eine starke Adelsfraktion gegen den König. Der Erzbischof von Sens krönte in Reims Robert zum König. In der entscheidenden Schlacht zwischen den beiden Königen am 15.6.923 bei Soissons siegten zwar die Aufständischen, doch ihr Führer, der Gegenkönig Robert, wurde getötet. Die revoltierende Adelsfraktion erhob nun Herzog Rudolf von Burgund zum König. Der Graf Heribert von Vermandois lockte Karl kurz darauf in eine Falle und Karl blieb bis zu seinem Tode in der Gefangenschaft des Grafen, der seinen Gefangenen als Druckmittel gegen König Rudolf von Burgund benutzte und ihn nach 6-jähriger Gefangenschaft umbrachte.

    Schneidmüller, Bernd: Seite 23-35, "Karl III. der Einfältige"

    in Ehlers/Müller/Schneidmüller "Die französischen Könige des Mittelalters"

    KARL III. ("DER EINFÄLTIGE") 893/98-923/29
    Karl III.
    geb. 17.9.879; + 7.10.929 Peronne Bestattung in St-Fursy/Peronne

    Eltern: König Ludwig II. "der Stammler" (877-879) und Adelheid
    Halbbrüder: König Ludwig III. (879-882) und König Karlmann (879-884)

    Eheschließungen und Kinder:

    1.) 907 Frederun, sächsische Adlige (+ 10.2.916/17)
    6 Töchter

    2. ) 917-919 Eadgifu/Otgiva, Tochter König Edwards I. von Wessex (zuletzt erwähnt 951 bei 2. Eheschließung mit Graf Heribert III. von Vermandois)

    1 Sohn (König Ludwig IV., geb. 920/21, König 936-954)

    28.1.893 Königswahl, Salbung und Krönung in Reims
    Januar 898 Nach dem Tod König Odos allgemeine Anerkennung als König im westfränkischen Reich, erster (erfolgloser) Eroberungszug nach Lotharingien
    911 Vertrag und Landzuweisung an die Normannen unter Rollo; Erwerb Lotharingiens
    seit 920/21 Spannungen im Verhältnis mit dem westfränkischen Adel
    7.11.921 Vertrag mit König HEINRICH I. von O-Franken bei Bonn
    922 Kämpfe mit dem westfränkischen Adel
    29.6.922 Wahl Roberts I. (von Neustrien) in Reims zum König
    15.6.923 Schlacht bei Soissons, Niederlage Karls III., Tod König Roberts I.
    13.7.923 Wahl Rudolfs von Burgund zum König
    Ende 923 (?) Gefangennahme Karls III. durch Graf Heribert II. von Vermandois, Einkerkerung in
    Chateau-Thierry. Flucht der Gattin und des Sohnes nach England
    928 Zeitweilige Freilassung. Erneute Einkerkerung in Peronne.

    Karl III. ("der Einfältige") ist vielleicht der einzige mittelalterliche Herrscher, der sein Königtum mehrfach gewann und verlor. Seine Regierungsjahre können darum kaum eindeutig angegeben werden, Zeichen für eine Herrschaft in Wandel und Krise, eine Herrschaft, der zwar lange Dauer, jedoch keine Selbstverständlichkeit beschieden war. Im Zerfall überkommener Legitimations-, Denk- und Handlungsmuster trat die wenn auch von den Umständen erzwungene Konzentration politischen Handelns auf den Westen und die Mitte des ehemaligen fränkischen Großreichs ebenso zutage wie das Festhalten an karolingischen Traditionen. Dass die fränkisch-karolingische Prägung dem mittelalterlichen Frankreich überliefert wurde, ist zu einem guten Teil Karls Königtum und Herrschaftsverständnis zuzurechnen, das darum nicht allein aus seinem schließlichen Scheitern zu begreifen ist.
    Den Nachgeborenen galt Karl als simplex, als einfältig (französisch "Charles le Simple"), und das hat sein Bild in der Geschichte geprägt. Doch die Handlungsspielräume des Königtums an der Wende vom 9. zum 10. Jahrhundert waren begrenzt: In seiner durchaus stringent angelegten Politik blieb der karolingische König in einen rapiden Wandel eingebunden, der die politischen Gewichte noch weiter zugunsten des Adels verschob und zur hierarchischen Gliederung der aristokratischen Gesellschaft wie zur Neuformierung von Reich und Herrschaft führte. Hinzu traten der endgültige Zerfall der überlebten Einheit der fränkischen Volkes und Reiches wie die anhaltende Bedrohung durch Normannen und Ungarn. Bei dem Versuch einer Würdigung von Leben und Handeln Karls sind besonders diese Rahmenbedingungen zu bedenken. Aus ihnen lassen sich nämlich das konsequente Legitimationsdenken und die Betonung der karolingischen Tradition erklären.
    Legitimation der Herkunft

    Zweimal wurde Karl bei der Thronfolge im westfränkischen Reich übergangen, zweimal wurde er zum Herrscher erhoben, zweimal wurde ihn aus den Reihen des Adels ein "Gegen"-König gewählt, mindestens zweimal wurde Karl eingekerkert. Diese Hinweise markieren Turbulenzen in einem Herrscherleben, das von Anfang an nicht gewöhnlich verlief.
    Karl wurde erst nach dem Tod des Vaters geboren (daher der Beiname postumus, der Nachgeborene). Dass wir Karls Geburtstag, den 17. September 879, aus einer Erwähnung in einer Königsurkunde (vom 28. Mai 917 für St-Denis) kennen, ist eher eine Ausnahme in jener Zeit, für die der Todestag den Eintritt in die Ewigkeit und damit die eigentliche "Geburt" des Christen markierte.
    Karls Vater, der KAROLINGER Ludwig II. ("der Stammler"), starb am 10. April 879 in Compiegne, seine Nachfolge war schwierig. Seit Jahrzehnten schon besaßen mächtige Adelsverbände Anteil an der Herrschaft im westfränkischen Reich und entschieden folglich auch bei den Nachfolgeregelungen im Königtum mit. Nach der zeitweiligen Ausschaltung der mächtigen ROBERTINER 866 ragten zwei Gruppierungen hervor, die westfränkischen WELFEN unter Hugo Abbas und die RORGONIDEN unter Gauzlin. Diese beiden adligen Herren vereinigten mehrere Grafschaften und geistliche Herrschaftsrechte über Klöster und Bischofskirchen in ihren Händen.
    KARL II. ("DER KAHLE", 843-877), der Vater Ludwigs II., hatte seinem durch Krankheitsschübe wiederholt in den Regierungsgeschäften behinderten Sohn bewußt adlige Begleiter an die Seite gestellt. Sie gewannen erheblichen Einfluß auf Ludwigs kurzes Königtum (877-879) und entschieden über die Nachfolge, die durch zwei Ehen des Königs kompliziert war.
    Zur Anwendung kam das seit Jahrhunderten praktizierte Thronfolgerecht der merowingischen und karolingischen Könige, deren Reich unter alle in legitimer Ehe gezeugten regierungsfähigen Söhne aufgeteilt wurde. Legitimität der Ehe und Regierungsfähigkeit (Idoneität) der Söhne wurden aber 879 kontrovers diskutiert.
    Ludwig hatte nämlich seine erste Gattin Ansgard, die ihm die beiden Söhen Ludwig und Karlmann geboren hatte, auf Geheiß des Vaters verstoßen und in den 70-er Jahren des 9. Jahrhunderts zu Lebzeiten der ersten Gemahlin Karls Mutter Adelheid geheiratet, deren Herkunft aus einer bedeutenden Familie des westfränkischen Reiches inzwischen wahrscheinlich gemacht werden konnte.
    Nach kirchlichem Eherecht ergaben sich darum Probleme, da nur eine Eheschließung gültig und allein die Nachkommenschaft aus dieser Verbindung legitim sein konnte. 869 erst hatte das konsequente Beharren der westfränkischen Bischöfe auf diesem Prinzip zum Ende des Königtums im lotharingischen Mittelreich geführt, als König Lothar II. die Legitimität einer "zweiten" Ehe zu Lebzeiten der 1. Gemahlin nicht plausibel zu machen vermochte. In W-Franken entschied man 10 Jahre später nicht konsequent nach kirchenrechtlichen Kriterien, sondern pragmatisch, wenn auch keineswegs einhellig. Gauzlin als Haupt der RORGONIDEN suchte den Kontakt mit den ostfränkischen KAROLINGERN, Hugo Abbas als Haupt der WELFEN setzte schließlich im September 879 die Nachfolge der Söhne Ludwigs II. aus seiner ersten Verbindung mit Ansgard durch. Eine Teilung des westfränkischen Reichs unter Ludwig III. (879-882) und Karlmann (879-884) im März 880 in Amiens eröffnete die Möglichkeit einer Scheidung der welfischen und rorgonidischen Einflußzonen.
    Die Niederkunft Königin Adelheids mit Karl, dem man den Namen der berühmten karolingischen Kaiser gab, gewann keine Bedeutung, schien doch durch die Krönung der älteren Söhne ohnehin die Gültigkeit der zweiten Verbindung in Zweifel zu stehen. Der über 5 Monate nach dem Tod seines Vaters geborene Karl ging darum 879 ebenso leer aus wie bei der Nachfolge seiner früh verstorbenen Halbbrüder Ludwig III. und Karlmann 882 und 884.
    Auf Karl setzte eine westfränkische Adelspartei erst viele Jahre später, Zeugnis für die Relativität von Rechtsansprüchen angesichts politischer Zwänge. Karls Gegner mochten ihm seine "illegitime" Geburt als "Bastard" vorwerfen; spätere Genealogen betonten seine Herkunft aus der Verbindung seines Vaters mit einer "Königin", während die älteren Halbbrüder mit einer sogenannten Königin oder gar einer Konkubine gezeugt worden seien. So entschied die Geschichte schließlich über die Rechtmäßigkeit königlicher Herkunft, die dem Kind im Jahr der Geburt wie auch 884/85 bestritten worden war. Damals lud der westfränkische Adel wegen des "Fehlens" eines eigenen Königskandidaten den ostfränkischen KAROLINGER KARL III. ("DEN DICKEN"), gestorben 888), zur Übernahme der Herrschaft im Westen ein.
    Das fränkische Großreich war so fast vollständig wieder unter einem Kaiser vereint. Seine Regierungszeit legte angesichts äußerer Gefahren und mangelnder Integrationsfähigkeit der zunehmend selbständig werdenden Teile freilich die Grenzen politischer Raumerfassung und effektiver Herrschaft schonungslos bloß. Das wiederholte Versagen des kranken Kaisers bei der Normannenabwehr machte den Zeitgenossen die Notwendigkeit einer Regionalisierung der Reichsverteidigung auf die Fürstentümer deutlich und prägte politische Legitimität um. Zum Königtum schien man nicht mehr allein durch bloße Geburt aus karolingischer Familie berechtigt zu sein, nötig war vielmehr effektives Regierungshandeln.
    Beim endgültigen Zerfall des fränkischen Großreichs 888, ausgelöst durch den "Staatsstreich" des illegitimen ostfränkischen KAROLINGERS ARNULF von Kärnten gegen seinen kaiserlichen Onkel KARL DEN DICKEN 887, erhoben adlige Herren der fränkischen Teilreiche mit Ausnahme O-Frankens Könige aus ihren Reichen, die ihre Tatkraft unter Beweis gestellt hatten und an Macht ihren Standesgenossen wenig überlegen waren. Wie schon 884/85 schien dem westfränkischen Adel der nunmahr 8-jährige Karl 887/88 den Herausforderungen des Königtums nicht gewachsen. Eine solche karolingische Kandidatur wurde ganz offensichtlich nicht diskutiert, wie überhaupt über Karls Schicksal in diesen Jahren der Kindheit nur Unsicheres bekannt ist. So setzte sich im ROBERTINER Odo (888-898) erstmals ein Nicht-KAROLINGER im westfränkischen Reich durch.
    Einen ernsthaften Gegner mochte Odo in Karl nicht erblickt haben, über dessen Verbleib wir 889 endlich sichere Kunde erhalten. Als Odo nämlich im Zuge der Festigung seines Königtums nach Aquitanien reiste, traf er dort Graf Ramnulf II. von Poitiers, an dessen Hof sich Karl aufhielt. Ramnulf schwor seinem neuen König Treue und sicherte ihm zu, dass er von dem Knaben nichts befürchten habe.

    Legitimation der Königswahl

    Das unglückliche Verhalten Odos bei der Normannabwehr, sein Versuch, auf Kosten adliger Interessen die königliche Stellung in Aquitanien auszuweiten, und die gezielte Beförderung seines Bruders Robert führten geistliche und adlige Herren zusammen, die dem robertinischen Königtum feindlich gegenüberstanden. Zu ihnen zählten neben Erzbischof Fulco von Reims die vor allem im NO der Francia begüterten Grafen Heribert und Pippin, selbst aus karolingischer Familie stammend, der ebensfalls mit dem karolingischen Haus verwandte Bischof Anskerik von Paris und die Söhne des Grafen Gauzlin von Maine. Auf einer Reimser Synode wählten sie am 28. Januar 893 den jetzt 13-jährigen Karl zum König. Die Situation war durchaus günstig, der Erhebungsakt sorgfältig inszeniert. Den jungen KAROLINGER setzte man auf den "väterlichen Thron", ein Akt, der Odos Königtum als Usurpation verwarf. Gezielt hatte man dafür den Todestag KARLS DES GROSSEN gewählt, den man fast überall im Frankenreich liturgisch feierte. Seinem gleichnamigen Ururgroßenkel sollte dieser Rückbezug legitimierende Kraft verleihen, und von daher gewinnt die wiederholt zu beobachtende Orientierung an karolingischen Vorbildern durch KARL III. bereits für den Erhebungsakt ihre Bedeutung. Durch Weihe und Krönung unterstrich Erzbischof Fulco von Reims zudem den Reimser Anspruch auf das 888 vom Erzbischof von Sens ausgeübte Recht, den westfränkischen König zu krönen.
    Ebenso rasch, wie der Reimser Oberhirte Anhänger für seinen Kandidaten zu gewinnen suchte, wollte die karolingische Partei die Entscheidung mit den Waffen erzwingen, doch vermochte sich Odo in Aquitanien zu behaupten und im Sommer sogar nach N vorzustossen. Da die kriegerischen Auseinandersetzungen nicht über die Rechtmäßigkeit des Königtums entschieden, propagierte Fulco mit diplomatischem Geschick das karolingische Erbrecht Karls in Briefen an Papst Formosus, an den ostfränkischen KAROLINGER König ARNULF und an den italienischen Kaiser WIDO.
    Odo und Karl erkannten durch wiederholte Hilfegesuche die Schiedsrichterrolle ARNULFS durchaus an und empfingen von ihm gerne bestätigende Zeichen ihrer Macht. Freilich ließ ARNULF, indem er zunächst Karl, dann Odo akzeptierte, letzte Konsequenz vermissen. Das wechselnde Kriegsglück begünstigte zwar Odo, ließ ihn aber nicht zum strahlenden Sieger werden. Die politische Ausweglosigkeit war jedenfalls nicht durch ostfränkische Parteinahmen zu überwinden, die allenfalls als zusätzliche Festigung der Ansprüche auf das Königtum seitens des KAROLINGERS oder des ROBERTINERS ins Feld geführt wurden. Deutlich tritt darum die zunehmende Autonomie des westfränkischen Reiches, seine endgültige Lösung aus dem fränkischen Großreichsverband zutage.
    Immerhin fand Karl in politisch auswegloser Lage Rückhalt im ehemaligen lotharingischen Mittelreich als der karolingischen Stammlandschaft schlechthin, demARNULF im Unterkönigtum seines Sohnes Zwentibolddie Eigenständigkeit bewahrt hatte. Damals kamen erste persönliche Bindungen zu Adelsverbänden zustande, die später für Karls Königtum bedeutsam werden sollten. Aus der Memorialüberlieferung des Klosters Remiremont wissen wir, dass sich dort im Februar 896 Karl III. und Fulco von Reims mit führende Herren anderer fränkischer Reiche trafen, darunter der italienische Kaiser LAMBERT von Spoleto und König Rudolf I. von Hochburgund.
    Doch solche Kontakte vermochten nicht zu vertuschen, dass Karl im westfränkischen Reich nicht über den nötigen Rückhalt verfügte, gegen Odo zunehmend in die Defensive geriet und seine letzten Anhänger mehr und mehr verlor. Um so erstaunlicher mutet ein Abkommen der beiden Rivalen über das Königtum von 897 an, in dem Odos Vorherrschaft zwar akzeptiert, Karl aber ein Landgebiet um Laon und vor allem die Aussicht auf die alleinige Königswürde nach Odos Tod zugewiesen wurde. Zu dieser Zeit besaß Odo keinen männlichen Nachkommen mehr, und sein Bruder, der marchio Robert von Neustrien, durfte sich anscheinend keine Hoffnung auf die Nachfolge im Königtum, wohl aber auf die Erbschaft der reichen robertinischen Güter und Rechte machen.
    Odo hielt sich an diese Abmachung und empfahl seinen Anhängern vor seinem Tod im Januar 898 Karl als König, der seinerseits die bestehende robertinische Macht im Reich akzeptierte. Der 5-jährige Streit um den westfränkischen Thron war damit zugunsten des Schwächeren entschieden, der den Erfolg sogleich zur Erweiterung der traditionsbezogenen Legitimität seiner Herrschaft nutzte.

    Legitimation der "Unordnung"

    Die Durchsetzung eines allgemein akzeptierten karolingischen Königtums in W-Franken konnte nicht über den tiefgreifenden Wandel königlicher Herrschaft hinwegtäuschen. Immer deutlicher trat im Laufe des 9. Jahrhunderts der adlige Anspruch auf Teilhabe an den Regierungsgeschäften hervor, immer klarer wurden die Möglichkeiten der Monarchie, auf alle Regionen des Reiches zuzugreifen, eingeschränkt. Karl III. hatte seine Königswahl einer Adelsgruppierung in N-Frankreich verdankt, und er erkaufte seine unangefochtene Herrschaft seit 898 schließlich mit der Anerkennung der Machtpositionen seines ärgsten Rivalen Robert vor allem in Neustrien, im Gebiet zwischen Seine und Loire. Schon König Odo hatte Roberts Stellung durch einen neuen Titel, den eines marchio (Markgrafen), zum Ausdruck gebracht, und Karl griff diese Würde in seinen Urkunden auf.
    Damit kam zum Ausdruck, dass in den einzelnen Landschaften des westfränkischen Reiches, in Neustrien zuerst, dann in Aquitanien und in Burgund, schließlich seit 911 in Lotharingien, Adlige über ihre gräfliche Standesgruppe hinaus - und in ein besonderes Verhältnis zum König eintraten. Der Herrscher wurde zwar im ganzen Reich von Flandern bis in den Pyrenäenraum formal als oberster Herr anerkannt, blieb aber in seiner wirklichen Herrschaft ganz auf sein Königsgut in der Francia, in N-Frankreich zwischen Loire oder Seine und der Reichsgrenze nach Osten, beschränkt. Den direkten Bezug sowohl zum größeren Teil seines Reiches als auch zur Masse des Adels in den verschiedenen regna des westfränkischen Reiches hatte der König verloren. Er herrschte nur noch in der Francia, nicht mehr in den anderen regna Burgund, Aquitanien, Gothien und Gascogne, zu denen noch die Bretagne, die Normandie und Flandern traten. Diese regna - der Begriff ist nur unvollkommen mit "Königreiche" zu übersetzen - bildeten bis ins hohe Mittelalter die Bausteine des westfränkischen Reiches und führten für Jahrzehnte, bisweilen für Jahrhunderte ein Eigenleben fern monarchischer Einflußnahme.
    Eine solche politische Realität an der Wende vom 9. zum 10. Jahrhundert verleitete die ältere Geschichtsschreibung, die mit der Idee vom organisierten Lehnswesen mit festen Hierarchien und königlicher Spitze auf die staatliche Ordnung schaute, zur Feststellung einer "feudalen Anarchie", einer "Unordnung" im Staat auf Grund adliger Eigenexistenz. Wir wissen heute besser, dass gerade die Vielfalt adliger Herrschaft und ihre Akzeptanz durch den König wie auch die Schichtung der adligen Gesellschaft in marchiones (Markgrafen) und deren gräfliche Vasallen die öffentliche Ordnung bewahrten und stabilisierten. Freilich wurde diese Ordnung nicht von einer zentralen Königsgewalt, sondern nur vom Mit- und gelegentlich Gegeneinander königlicher und adliger Herrschaft gewährleistet.
    Karl akzeptierte die ohnehin eingetretene Über- und Unterordnung in der Adelsgesellschaft und brachte das in der Bezeichnung einzelner mächtiger Herrschaftsträger in den regna seines Reiches als marchiones zum Ausdruck, wobei der "Markgrafen"- noch lange mit dem Grafentitel(comes) konkurrierte (Robert von Neustrien, Wilhelm I. von Aquitanien, Richard von Burgund, nach 911 Reginar [Lotharingien]). Doch wird man sich hüten, hier sogleich ein grundlegend neues Verfassungssystem im Sinne eines Dualismus von König und marchiones zu erblicken; dafür sind unsere Quellen zu dürftig. Feststellen können wir allerdings das Bemühen von Königtum und Adel, dem eingetretenen Wandel der politischen Verhältnisse durch neue "Namen" und Verhaltensmuster Rechnung zu tragen.
    Der König hatte den größten Teil des älteren reichen karolingischen Krongutes eingebüßt und blieb auf bescheidene Ländereien in der Francia wie auch seine Herrschaftsrechte über Teile der Kirche beschänkt. Besonders häufig hielt sich Karl in Laon, Compiegne, Attigny, Verberie und Ponthion auf. Aber ihm verblieb sein monarchischer Anspruch als oberster Herr im Reich mit seinen regna und zunächst auch noch die Kraft, die vermeintliche "Unordnung" im Verfassungswandel mitzugestalten und damit zu legitimieren.
    Legitimation der Herrschaft

    Anfang 898 konnte Karl III. auf seinem Reimser Hoftag die allgemeine Anerkennung seines Königtums feiern. Von Odo hatte er dessen Kanzler Heriveus übernommen und damit die Kontinuität der Reichsverwaltung gewährleistet. In der Urkundenausstellung spiegelte sich in besonderem Maß das traditionsbezogene Selbstverständnis des karolingischen Herrschers, der sich in seinen Diplomen wiederholt auf berühmte karolingische Vorfahren wie Pippin, KARL DEM GROSSEN und LUDWIG DEN FROMMEN bezog. Sein Monogramm näherte sich dem KARLS DES GROSSEN und KARLS DES KAHLEN an, seine Regierungsjahre wurden seit 898 nicht nur von der Wahl von 893 an, sondern auch von der Wiedererlangung des allgemeinen Königtums im Januar 898 gezählt.
    Zur Durchsetzung im westfränkischen Reich trat sogleich der Versuch äußerer Expansion. Von seinem Verwandten, dem lotharingischen Grafen Reginar Langhals, gerufen, zog Karl 898 gegen König Zwentibold nach Aachen und Nimwegen, vermochte aber Lotharingien noch nicht unter seine Gewalt zu bringen. Dafür sicherte er seinen Einfluß auf den wichtigsten erzbischöflichen Sitz im westfränkischen Reich, als er nach der Ermordung Fulcos von Reims den Kanzler Heriveus als Nachfolger durchsetzen konnte, der ihm bis zum Tod (922) ergeben bieb. Die unter Heriveus' Vorsitz tagende Provinzialsynode in Trosly formulierte 909 nicht nur Reformideen in der Tradition der westfränkischen Synoden des 9. Jahrhundert, sondern forderte auch den Gehorsam gegenüber dem König, der wiederholt Herrschaftsrechte über Bischofskirchen geltend machte (zum Beispiel beim Streit um die Besetzung des Bistums Lüttich 920/21).
    Über Karls Herrschaft bis 911 ist wenig bekannt. Erst 907 heiratete der letzte westfränkische KAROLINGER-Sproß Frederun, eine Dame aus vornehmen sächsischen Adel (gestorben 10. Februar 916/17; verwandt mit der späteren ostfränkischen Königin Mathilde), die ihrem Mann 6 Töchter zur Welt brachte. Wie die Ereignisse im ostfränkischen Reich beim Tod des letzten KAROLINGERS Ludwig (dem Kind) 911 gezeigt hatten, bedeutete das Fehlen eines Thronfolgers eine ernste Bedrohung für Königtum und Familie; seit 911 war Karl schließlich der einzige verbliebene karolingischeHerrscher. Sprößlinge aus einer Verbindung mit einer Konkubine vermochten die Nachfolge im Königsamt nicht zu gewährleisten, und so mußte das königliche Haus alle Hoffnung auf die zwischen 917 und 919 geschlossene 2. Ehe des etwa 40-jährigen Königs mit der Angelsächsin Eadgifu/Otgiva setzen, der Tochter König Edwards I. von Wessex. Sie brachte 910/21 endlich den ersehnten Thronfolger Ludwig (IV). zur Welt, der seiner Familie nach allerlei Turbulenzen wenigstens noch für drei Generationen den westfränkischen Königsthron sicherte.
    In doppelter Hinsicht bildete das Jahr 911 den Höhepunkt von Karls Herrschaft, auch wenn sowohl die Chronologie als auch die Handlungsmotive der Beteiligten auf Grund der dürftigen Quellenüberlieferung vielfach im dunkeln blieben. Zum einen gelang Robert von Neustrien und Richard von Burgund im Bund mit dem Bischof von Chartres am 20. Juli 911 ein entscheidender Normannensieg, der von der späteren normannischen Tradition zum Wendepunkt der eigenen Volksgeschichte stilisiert wurde. Offenkundig überließ man damals einem normannischen Verband unter seinem Führer Rollo das Gebiet um Rouen und einige Gaue am rechten unteren Lauf der Seine in einem Vertrag auf Dauer, Basis für die Konsolidierung normannischer Siedlung, Christianisierung und Einbindung in den fränkischen Herrschaftsverband. Wie das Bündnis im einzelnen aussah, ob sich Karl mit Rollo traf, wo dies geschah (in St-Clair-sur-Epte?), ob Rollo vom ROBERTINER aus der Taufe gehoben wurde und dafür eine Königstochter als Belohnung erhielt, kann nicht der zeitgenössischen Überlieferung, sondern nur normannischen Traditionen des 11. Jahrhunderts entnommen werden und erfordern darum kritische Zurückhaltung. Unstrittig ist jedenfalls, dass die Abmachungen von 911 Aussichten auf die allmähliche Lösung der drückendsten Bedrohung des westfränkischen Reiches verhießen und dass der zunächst unbeteilgte König die Früchte dauerhafter Bemühungen vor allem seines robertinischen Lehnsmannes erntete.
    Wenig später fiel dem KAROLINGER ein zweites Geschenk zu, als sich ihm - wie schon 898 - Teile des lotharingischen Adels unter Graf Reginar Langhals zuwandten, um ihn als König ins Land zu rufen. Für die Beurteilung der Vorgänge wäre die genaue Kenntnis der Chronologie nötig, doch ist der Ablauf der Ereignisse leider nicht exakt zu rekonstruieren. Zu vermuten bleibe, dass die Adelsaktion zwar in Verbindung mit dem Tod des letzten ostfränkischen KAROLINGER-Königs Ludwig am 24. September 911 stehen könnte, jedoch schon vor der Königswahl des ersten Nicht-KAROLINGERS, KONRADS I., im November 911 in Forchheim stattfand. Der Entschluß wäre darum eher als "Königsverlassung" Ludwigs (des Kindes) denn als starre Orientierung an karolingischer Legitimität in der Opposition zu KONRAD I. zu bewerten, wie er in der älteren Forschung vielfach gesehen wurde; sie bescheinigte dem lotharingischen Adel unbedingte Treue zum karolingischen Haus.
    Karl jedenfalls trat seine lothringische Herrschaft dem Ausweis seiner eigenen Urkunden zufolge zwischen dem 10. Oktober und dem 27. November 911 an und begriff diese Erweiterung als Sieg des karolingischen Erbrechts. Schon in seiner ersten Urkunde für einen lotharingischen Empfänger vom 20. Dezember 911 äußerte sich das neuherrscherliche Selbstbewußtsein eindrucksvoll, wenn fortan zusätzlich zu den Herrschaftsjahren von der Wahl 893 und der Wiedererlangung 898 auch vom Antritt einer vergrößerten Erbschaft (larrgiore vero hereditate indepta) datiert wurde. Wie schon die ersten karolingischen Könige Pippin und KARL DER GROSSE führte Karl III. 911/12 zeitweise den altertümlichen Rangtitel vir inluster oder vir illustris. Traditionsbildend wurde der ebenfalls auf früh-karolingische Vorbilder zurückgehende Entschluß des Königs, sich den offiziellen Titel eines Königs der Franken, rex Francorum, zuzulegen. Obwohl in der Folge bisweilen noch der einfache Königstitel rex begegnet, bildet rex Francorum fortan den offiziellen Titel der westfränkisch-französischen Könige bis in die Neuzeit hinein, seit dem 13. Jahrhundert auch mit roi de France übersetzt. Damit sicherten sich der Westen des ehemaligen Großreichs und seine Herrscher den Anspruch auf die Fortführung und Bewahrung fränkischer Traditionen.
    Es ist umstritten, ob Karl seit Dezember 911 in seiner Intitulatio den Anspruch auf Herrschaft über alle Franken erhob oder ob der Titel Indiz für eine "Regionalisierung" der fränkischen Trdition auf den Raum zwischen Rhein und Loire ist. Für 911 scheint die erste Vermutung wahrscheinlicher, geschichtsmächtig wurde freilich später die Konzentration auf die Francia, jenes Landes zwischen Maas und Loire. Kaum in Lothringen angekommen (1. Januar 912 in Metz), suchte der KAROLINGER auch die Franken im Reich KONRADS I. unter seine Herrschaft zu bringen und in den Bahnen seiner karolingischen Vorfahren zu regieren. Damit hatte er freilich seine Kräfte überspannt und konnte die seit Jahrzehnten eingetretene Sonderung der fränkischen Reiche nicht ünberwinden. Immerhin gelang die Verteidigung der lotharingischen "Erbschaft" 912/13 gegen Feldzüge KONRADS I.
    Dem KAROLINGER war mit Lotharingien eine Landschaft zugefallen, die mit reichem Königsgut (vor allem die Pfalzen in Aachen, Diedenhofen und Herstal) ausgestattet war und fortan gleichberechtigt neben den Aktionsraum der Monarchie in der Francia trat. Die innere Konsolidierung gelang zunächst durch die Anerkennung einer Sonderrolle Reginars als marchio. Zudem griff Karl seit 913 auf die Tradition einer Sonderkanzlei unter Erzbischof Ratbod von Trier als Erzkanzler und Erzkaplan zurück, die zeitweise neben die westfränkische Kanzlei unter Erzbischof Heriveus von Reims trat. Als Reginar und Ratbod 915 starben, wurden Karls Pläne zur Integration seiner Herrschaftsgebiete in Franzien und Lotharingien deutlicher, indem die lotharingische mit der westfränkischen Kanzlei verschmolzen wurde. Beständigen Konfliktstoff gab fortan die Zurücksetzung von Reginars Sohn Giselbert, da dem König an einer Machtkonzentration in der Hand eines lotharingischen Adligen nicht gelegen sein konnte. 919 kam es zum offenen Bruch. Lotharingische Adlige wählten Giselbert zu ihrem Herrscher, ohne dass das regnum allerdings einen eigenständigen Weg zwischen O- und W-Franken gehen konnte. Später, nach Karls Sturz, sollte Giselbert den Anschluß Lotharingiens ans ostfränkische Reich HEINRICHS I. beteiben und dort endlich die Anerkennung als Herzog finden.
    Legitimation in der Krise

    Immerhin gelang bis 919/20 die Konsolidierung, vor allem durch die Abhaltung von Hoftagen, zu denen Karl die bedeutenden Adelsverbände zusammenrufen konnte. 920 machte sich die wachsenden Unzufriedenheit aber auf einem Hoftag in Soissons Luft, als man vom König die Trennung von seinem Vertrauten Hagano forderte. An Rang war er den Fürsten unterlegen, erfuhr aber gleichwohl die besondere Aufmerksamkeit und Förderung des KAROLINGERS. Dieses für die mittelalterliche Standesgesellschaft nicht untypische Ringen um Königsnähe, Einfluß bei Hof und Beachtung von Ritualen des öffentlichen Verkehrs sollte zum Anlaß von Karls Untergang werden. Freilich darf man diesen nicht aus dem bloßen Umgang mit einem "Günstling" deuten, sondern aus Verschiebungen im Miteinander von Königtum und Adel, aus der Behauptung adliger teilhabe an der Königsherrschaft einerseits und andererseits aus den offensiven Versuchen zur Schaffung einer autonomen monarchischen Sphäre bei Hof und im Reich, basierend auf den politischen Erfolgen Karls im zweiten Jahrzehnt des 10. Jahrhunderts.
    Äußere Ereignisse hielten die Entscheidung noch auf. Das Ende von KONRADS I. Königtum in O-Franken 918 und die Wahl des ersten nichtfränkischen Königs, des LIUDOLFINGERS HEINRICH I., 919 suchte Karl erneut für sein Konzept einer Herrschaft über alle Franken zu nutzen. Der Feldzug in den Wormsgau 920 mißlang allerdings vollkommen, eine bis zum 11. November 921 geschlossene Waffenruhe zwang zum Ausgleich mit dem neuen ostfränkischen König. Anfang November kamen die Könige mit illustrem Gefolge bei Bonn am Rhein zusammen, musterten sich von den Flußufern ausgiebig und trafen sich schließlich unter strenger Beachtung protokollarischer Gleichrangigkeit aam 7. November 921 auf einem Boot in der Flußmitte. Der dort ausgehandelte Freundschaftsbund, in einer westfränkischen Kanzleiausfertigung eher schlecht überliefert, gewährt uns wichtige Kunde von den Spielregeln politischer Öffentlichkeit, darüber hinaus aber auch, dass Karl III. das Königtum seines Amtskollegen als (fast?) gleichwertig anerkennen mußte. Dem Vertrag schlossen nämlich die Könige der W- und der O-Franken (rex Francorum orientalium und rex Francorum occidentalium), ein einmaliges Zeugnis dafür, dass der legitimationsbewußte KAROLINGER einen Sachsen an fränkischen Traditionen teilhaben lassen mußte.
    Immerhin hatte Karl im Bonner Vertrag seine O-Grenze gesichert und konnte nun ohne äußere Bedrohung den Kampf mit dem führenden Adel der Francia aufnehmen. Bis zum Sommer 921 hatte sich Robert von Neustrien als getreuer Gefolgsmann des Königs erwiesen, der den ROBERTINER wiederum förderte und schon 914 die geplante Erbfolge von Roberts Sohn Hugo (Magnus) im väterlichen Herrschaftsbereich sanktioniert hatte. Karls Entschluß von 922, seiner eigenen Tante Rothild, einer Tochter Kaiser KARLS DES KAHLEN, die ehrwürdige karolingische Abtei Chelles wegzunehmen, um sie Hagano zu übertragen, kann nicht allein aus der bloßen Absicht zur Förderung des Vertrauten erklärt werden. Rothilds Tochter Judith war nämlich mit Hugo Magnus verheiratet, so dass Rothilds Verlust zum Verlust gegen die ROBERTINER wurde.
    Hugo Magnus nahm im April 922 den Kampf auf und brachte zusammen mit seinem Vater Robert in der Folge einen ansehnlichen Adelsbund gegen den König zusammen, dem neben Roberts Schwiegersohn Rudolf von Burgund auch Graf Heribert II. von Vermandois beitrat. Am 29. Juni 922 erhob die robertinische Partei Robert in Reims zum König. Anfang 923 sicherte sich der neue Herrscher bei einer Zusammenkunft mit dem ostfränkischen König durch einen Freundschaftsbund nach außen, doch wahrte der LIUDOLFINGER in den folgenden Auseinandersetzungen zunächst strikte Neutralität.
    Mehrfach wich Karl der direkten Konfrontation nach Lotharingien aus, suchte schließlich aber am 15. Juni 923 bei Soissons die militärische Entscheidung. In dieser verlustreichen Schlacht kam Robert I. ums Leben, jedoch wurde Karl III. von Hugo Magnus und Heribert II. von Vermandois besiegt und flüchtete sich nach Lotharingien. Der westfränkische Adel wählte schon am 13. Juli 923 in Rudolf von Burgund, dem Schwiegersohn des gefallenen Herrschers, einen neuen König.
    Karls Schicksal war besiegelt, als er einer Einladung Heriberts II. von Vermandois nach St-Quentin zu vermeintlichen Bündnisverhandlungen folgte und, von seinem früheren Lehnsmann verräterisch in Haft genommen, in Chateau-Thierry eingekerkert wurde. Dass Heribert perfide handelte, betonen alle Quellen, doch nützt solche Sympathie dem gefangenen KAROLINGER ebenso wenig wie jene Urkunde fern seiner eigentlichen Stammlande in S-Frankreich, die die Gefangenschaft des Königs und den Verrat des Adels in den Datumszeilen erwähnen. Wenigstens konnte sich Karls Gemahlin Eadgifu mit dem kleinen Thronfolger Ludwig in den Wirren zu ihrer Familie nach Wessex retten, wo sie am Hof des Bruders, König Aethelstan (924-939), verblieb. Zunächst spielte der verbliebene junge KAROLINGER Ludwig bei den Verhandlungen über den Königsthron ebenso wie sein Vater Jahrzehnte zuvor keine Rolle.
    Wie tief Karl durch die Einkerkerung gesunken war, erwies sich in einer Episode 927/ 28, als Graf Heribert II. bei Auseinandersetzungen mit König Rudolf von Burgund den KAROLINGER kurzzeitig in Freiheit ließ, ihm huldigte, ein Bündnis mit den Normannen zustande brachte und den "König" nach Reims führte. Nachdem Heribert aber den karolingischen Hauptort Laon von Rudolf erlangt und sich mit dem König wieder ausgesöhnt hatte, wurde Karl III. ein zweites Mal in Peronne eingekerkert, dieses Mal endgültig. Am 7. Oktober 929 ist er gestorben und wurde dort in St-Fursy/Peronne bestattet.
    Nachgeborene bezeichneten Karl als "einfältig" (simplex), was sowohl positiv im Sinne der Lauterkeit (Richer von Reims) als auch negativ als Dummheit (Thietmar von Merseburg) gewertet werden konnte. Sein Herrschaft wird man freilich nicht allein aus dem Scheitern beurteilen dürfen. Sie offenbart den Versuch, bei gewandelten Verfassungsverhältnissen die Idee des karolingischen Königtums zu bewahren und sich die Exklusivität fränkischer Tradition zu sichern. Zumindest die Kontinuität des fränkisch-französischen Reichs- und Herrschaftsbewußtseins ist zu einem guten Teil der Herrschaft Karls III. zu danken, der seinen Amtsnachfolgern den offiziellen Königstitel rex Francorum, König der Franken und später der Franzosen, weitergab.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Nach dem Tode König Karlmanns griffen die Großen des W-Reiches nicht auf den kleinen Karl, Ludwigs des Stammlers Sohn von Adelheid zurück, der sich mit seiner Mutter damals oder wenig später in der Obhut des Grafen Ramnulf II. von Poitiers befand; gegen ihn sprach wohl nicht nur, dass man ihn nach der Anerkennung seiner verstorbenen Stiefbrüder als illegitim betrachten mußte, sondern auch, dass die Entscheidung für ein 5-jähriges Kind eine vormundschaftliche Regierung von solcher Dauer erfordert hätte, wie sie in der karolingischen Geschichte bis dahin stets vermieden worden war.
    Karl mit dem späteren, an sich positiv gemeinten Beinamen "der Einfältige" wurde auf Betreiben des Erzbischofs Fulco von Reims und des Grafen Heribert von Soissons und Meaux am 28.1.893, also am Jahrestag von KARLS DES GROSSEN Tod, in Reims feierlich gekrönt und fand als (Gegen-)König auf Anhieb starke Resonanz, die bis ins westfränkische Burgund und nach Aquitanien reichte, aber nicht von Dauer war. Er traf im Mai 894 in Worms mit König ARNULF zusammen, wo dieser den Vetter (zweiten Grades) als Lehnsmann annahm und seine politischen Ziele zu unterstützen versprach. Doch ließ er bald davon ab, als Karl nach seiner Rückkehr gegen den wieder erstarkenden Odo weiter rapide an Boden verlor und aus der Francia ins westliche Burgund ausweichen mußte. Darauf erneuerte ARNULF im Mai 895 in Worms das Bündnis mit Odo.
    Im Sommer 895 griff Zwentibold von Lothringen zu seinen Gunsten in W-Franken ein, so dass es 897 durch die tätige Vermittlung Fulcos von Reims zu einem Ausgleich zwischen Odo und Karl dem Einfältigen kam: Der siegreiche ROBERTINER, der ohne legitime Erben geblieben war, einigte sich mit dem unterlegenen KAROLINGER auf gegenseitige Anerkennung ihres Königtums, gestand ihm ein beschränktes Hoheitsgebiet (wohl um Laon) und nach seinem Tode die Anwartschaft auf das ganze W-Reich (vor dem eigenen Bruder Robert) zu, ließ sich dafür aber die beträchtlichen Machtpositionen seiner Familie von dem bisherigen Rivalen garantieren. Nach dem Tode König Odos am 1.1.898 folgte ihm Karl reibungslos.
    Im Unterschied zu Ludwig dem Kind war Karl der Einfältige, als er im Januar 898 nach Odos Tod auf einer Reichsversammlung in Reims sein unangefochtenes Königtum in W-Franken antrat, immerhin ein 18-jähriger und die folgenden zweieinhalb Jahrzehnte hindurch Herr seiner politischen Entschlüsse, aber auch er hatte sich von vornherein schweren Hypotheken zu beugen, die seine Entfaltung hemmten und an denen er trotz zeitweiliger Erfolge schließlich gescheitert ist. Robert, der Bruder des verstorbenen Königs, ließ ihm ja nur deshalb den Vortritt, weil er gemäß früherer Absprache darauf bauen durften, nicht bloß den Hausbesitz seiner Vorfahren, sondern auch die Gesamtheit der von Odo übertragenen Hoheitsrechte in Neustrien und im Pariser Becken und sogar die dortigen Pfalzen, Fiskalgüter und Reichsabteien zu behalten. Diese Mediatisierung aller königlichen Rechte in Neustrien, die Karl sogar Saint-Denis entzog, verschob die Gewichte zwischen KAROLINGERN und ROBERTINERN entscheidend. Sie fand ihren förmlichen Ausdruck in Roberts Bezeichnung als marchio und ging in der Sache weiter als die Machtkonzentration in den Händen des zeitgleichen duces in O-Franken, weil sie in etwa flächendeckenden Charakter annahm und neben den Grafschaften auch die Bischofssitze dem König entwand. Sie war zudem durchaus nichts Einmaliges, sondern holte nun auf fränkischem Boden nach, was sich schon länger im aquitanischen Süden abgezeichnet hatte.
    Selbst im engeren Bereich der östlichen Francia zwischen Seine und Maas, der dem wiederbelebten karolingischen Königtum allein noch verblieb, gab es fühlbare Konkurrenz durch die aufsteigende Macht des Grafen Balduin II. von Flandern (+ 918), der 900 ungestraft die Ermordung des Erzbischofs Fulco von Reims, Karls Erzkanzler, ins Werk setzte, und durch den Grafen Heribert I. von Vermandois, der in der Champagne seine Herrschaft ausbreitete, bis er vor 907 ebenfalls Balduins Nachstellungen zum Opfer fiel. Inmitten dieser regionalen Gebieter, die ihm alle durch formellen Lehnseid unterstellt, tatsächlich aber mit ihren Vasallenaufgeboten überlegen waren, blieb Karl nichts anderes übrig, als die großen Lehnsfürstentümer (Prinzipate) zu respektieren, behutsam ihre Rivalitäten zu steuern und sich selber wenigstens einen Kernbereich unmittelbarer Autorität im Raum um Reims und Laon zu erhalten, wobei die Erzbischöfe von Reims seine wichtigsten Partner wurden. An ein aktives Bemühen um Lotharingien, wo er gleich 898 auf Reginars Seite eingegriffen hatte, konnte Karl jahrelang nicht denken, doch dürfte seine 907 geschlossene Ehe mit der vornehmen Sächsin Frederun, vielleicht aus der Familie der späteren Königin Mathilde, ein fortwährendes Interesse am O-Reich und eine Aversion gegen die in Lotharingien damals waltenden KONRADINER anzeigen. Da Frederun bis 917 nacheinander sechs Töchter zur Welt brachte, war sie indes nicht imstande, Karls Getreuen neue Zuversicht in die herrschaftliche Zukunft der alten stirps regia zu vermitteln.
    Erst 911 kam Karls Politik in ein neues Fahrwasser. Im Verhältnis zu den Normannen, die in W-Franken nicht mehr mit der Wucht früherer Jahrzehnte, aber doch weiterhin Raubzüge unternahmen und dabei nun von den marchiones und sonstigen Magnaten, so gut es ging, in die Schranken gewiesen wurden, trat eine Wende zum besseren ein, als nach dem Scheitern ihrer Belagerung von Chartres eine starke Gruppe unter Führung Rollos dazu gebracht werden konnte, das Christentum anzunehmen und eine Niederlassung an der unteren Seine als Grafschaft Rouen zum Schutz des reiches legalisieren zu lassen. Karl der Einfältige, an den vorherigen, von Robert von Neustrien und Richard von Burgund angeführten Kämpfen offenbar unbeteiligt, trat in Erscheinung, als es etwa im September 911, vielleicht in Saint-Clair-sur-Epte, darum ging, diese Vereinbarung förmlich abzuschließen und Rollo mit dem Gebiet zu belehnen, aus dem die spätere Normandie hervorgegangen ist. Damals dürften bereits die Umwälzungen absehbar gewesen sein, die sich kurz darauf ergaben, denn noch vor dem Tod des ostfränkischen Königs Ludwig am 24.9., dem die Bestattung in Regensburg folgte, hatten sich "die Führer der Lotharingier", einer einzelnen, vielerörterten Annalennotiz zufolge, von dem glücklosen jungen Herrscher "getrennt". Ob diese Entscheidung, hinter der fraglos der 911 wieder in den Vordergrund getretene Reginar stand, unmittelbar die Hinwendung zum einzigen anderen KAROLINGER, dem westfränkischen König Karl, einschloß, weiß man nicht, aber jedenfalls bot sich ein solcher Schritt an, als nach dem Hinscheiden des erbenlosen, nur 18 Jahre alt gewordenen Ludwigfeststand, dass die ostfränkische Linie Ludwigs des Deutschen erloschen war, und die führenden Männer seiner Umgebung sich daran machten, ihr Regiment auch ohne einen KAROLINGER fortzuführen, indem sie den Mächtigsten der Ihren zum Nachfolger erkoren. Wenige Tage bevor in Forchheim KONRAD DER JÜNGERE, das Haupt der KONRADINER, von "Franken, Sachsen, Alemannen und Bayern" zum 1. nicht-karolingischen König O-Frankens gewählt und anschließend gesalbt worden ist, trat Karl der Einfältige am 1.11.911 die Herrschaft über die Heimat seiner frühesten Vorfahren an.
    Karl der Einfältige fühlte sich bereits am 20.12.911 in der ersten nach KONRADS Wahl ausgestellten Urkunde veranlaßt, neben der zusätzlichen Jahreszählung "seit dem Erwerb des vergrößerten Erbes" auch die Selbstbezeichnung rex Francorum anstelle des bis dahin gebräuchlichen Königstitels ohne Bereichsangabe einzuführen. Die betonte "Gleichsetzung von fränkisch und karolingisch" (J. Ehlers) sollte nach außen wie nach innen wirken und dem fortan alleinigen Herrscher aus KARLS Geblüt einiges wettzumachen helfen, was ihm an realen Machtmitteln abging. In der Tat gelang es ihm 912 und 913, dreimalige Vorstöße KONRADS I. zur Rückgewinnung des regnum Lotharii abzuweisen, ohne dass sich im Lande eine "konradinische Partei" geregt hätte. Karl nahm nun sogar bevorzugt in Metz und Diedenhofen, in Herstal und Aachen Aufenthalt, ließ seinen Verbündeten Reginar, reich mit Kirchenbesitz ausgestattet, wie die Gebieter über Neustrien, Aquitanien und Burgund als marchio gelten, faßte aber doch bald immer deutlicher ins Auge, Lotharingien zur Erweiterung seiner schmalen Machtbasis in W-Franken zu nutzen. So erlosch nach dem Tod Erzbischofs Radbods von Trier (915) allmählich die gesonderte lotharingische Königskanzlei, die auf Zwentibolds Zeit zurückging, und als im selben Jahr auch Reginar starb, verweigerte Karl dessen Sohn Giselbert die Vorrangstellung des Vaters. Exponent dieser neuen, selbstbewußten Politik scheint der seit 916 in der Umgebung des Königs zunehmend genannte Hagano gewesen zu sein, ein lotharingischer Getreuer von angeblich geringer Herkunft, dessen Aufstieg zum Grafen und zum maßgeblichen Berater Karls den Ärger der bis dahin führenden Kreise vornehmlich in W-Franken weckte.
    Karl der Einfältige mag sich 918/19 bereits auf dem Wege zu einer Hegemonie über die nicht-karolingischen Könige gesehen haben, zumal angesichts der schweren Krise, in die die ostfränkische Monarchie durch den fehlgeschlagenen Versuch KONRADS I. (+ 918) geraten war, sich in karolingischer Manier die Mittelgewalten botmäßig zu machen und zu halten. Gleichwohl agierte auch Karl jederzeit auf schwankendem Grund, nicht bloß weil er immer noch ohne Sohn war und darum Freund und Feind als der letzte KAROLINGER erscheinen mußte, nach dessen Ende auch im Westen über das Königtum neu zu verfügen sein würde. Er beeilte sich, nach dem Tod seiner sächsischen Gemahlin Frederun (917) eine neue Ehe einzugehen, wobei sich seine Wahl wiederum nicht am westfränkischen Hochadel orientierte, sondern erstmals in der karolingischen Familiengeschichte auf eine Ausländerin fiel: Eadgifu, die Tochter des angelsächsischen Königs Eduards des Älteren von Wessex. Im Verhältnis zu den eigenen marchiones und sonstigen Großvasallen, unter denen um 920 eine neue Generation nach vorne drängte, hatte Karl ohnehin die für sein politisches Überleben entscheidende Balance früherer Jahre verloren, wie schlagartig zutage trat, als 919 sein Aufruf zur Heerfolge gegen die bis nach W-Franken vorgedrungenen Ungarn nahezu ungehört verhallte. In Lotharingien wurde seine Lage dadurch erschwert, dass östlich des Rheins durch die Wahl des liudolfingischen Sachsen-Herzogs Heinrich, des Sohnes Ottos des Erlauchten, zum König der "Franken und Sachsen" im Mai 919 eine ganz neue Konstellation eingetreten war, die auf die Großen an Maas und Mosel einladender wirkte als das konradinische Regiment der Vergangenheit. Während sich Giselbert nun völlig mit Karl dem Einfältigen überwarf, traten, wie berichtet wird, "fast alle" Großen W-Frankens mit Robert von Neustrien an der Spitze Anfang 920 in Soissons ihrem König gegenüber, seinen Günstling Hagano zu entlassen, das heißt seine resolute Politik der letzten Jahre aufzugeben, und als er dies verweigerte, sagten sie ihm die Treue auf. Der drohenden Beugehaft seiner Magnaten entging Karl nur, indem er sich für 7 Monate in den Schutz des ihm noch ergebenen Erzbischofs Heriveus von Reims begab. Diese Zeit nutzte Giselbert, um sich von seinem lotharingischen Anhang "unter Abkehr von König Karl" zum princeps, also wohl einem Herrscher aus eigenem Recht, proklamieren zu lassen.
    Gegen die kaum verhüllte Absetzung hat sich Karl der Einfältige noch einmal energisch aufgebäumt. Als ihm die Unterhandlungen des Erzbischofs Heriveus zu erneuter Anerkennung oder besser Duldung verholfen hatte, wandte er sich zunächst gegen Giselbert, beendete dessen Sezession und setzte auch in der Machtprobe um die Neubesetzung des Lütticher Bischofsstuhls den eigenen Kandidaten gegen den von Giselbert bestimmten und bereits vom Kölner Erzbischof Hermann auf Druck König HEINRICHS I. geweihten Rivalen durch, wobei er sogar den Papst zu seinen Gunsten einschaltete. Um sich auch bei dem sächsischen König, dem augenscheinlichen Schutzherrn Giselberts, Geltung zu verschaffen, drang Karl im September 920 mit Heeresmacht in die Gegend von Worms vor, mußte aber vor der dortigen Gegenwehr zurückweichen. Mit HEINRICH I. konnte er 921 einen befristeten Waffenstillstand vereinbaren, und kurz vor dessen Ende traf er ihn am 7.11. bei Bonn, um auf einem mitten im Rhein verankerten Schiff einen Freundschaftsvertrag abzuschließen. Schon durch die Wahl des Ortes kam zum Ausdruck, dass Karl die Anerkennung der Rheingrenze, also der Zugehörigkeit Lotharingiens zu seiner Machtsphäre, erreichte, während HEINRICHS Erfolg in der expliziten Gleichrangigkeit der Partner bestand, also in der Respektierung seines erst zwei Jahre alten, noch keineswegs überalls im Reiche KONRADS I. durchgesetzten "fränkischen Königtums" durch den Erben des KAROLINGER-Geschlechts.
    Nach dieser vermeintlichen Sicherung des regnum Lotharii gedachte Karl der Einfältige, überdies gestärkt durch die Geburt des langersehnten Stammhalters (vor September 921), der nach dem Großvater Ludwig benannt wurde, 922 unbeirrt auch in W-Franken wieder die Zügel in die Hand zu bekommen. Über den Versuch, die Königsabtei Chelles seiner Tante Rothild zu entziehen, um sie Hagano geben zu können, kam es endgültig zum Eklat: Hugo, der Sohn Roberts von Neustrien, soll es gewesen sein, der die Truppen der erbosten Großvasallen, darunter nun auch des Erzbischofs von Reims, sammelte und Karl nach Lothringen abdrängte, so dass am 30.6.922 Robert, der Bruder Odos, in Reims zum (Gegen-)König erhoben werden konnte. Anders als 888 erfolgte der zweite Griff der ROBERTINERnach der Krone W-Frankens in offener Konfrontation mit einem KAROLINGER und ging unmittelbar in eine bewaffnete Auseinandersetzung von einjähriger Dauer über, bei der sich Karl der Einfältige hauptsächlich auf lotharingische Gefolgsleute stützte. Robert I. sicherte sich durch einen Freundschaftspakt, den HEINRICH I. Anfang 923 nahe der Ruhrmündung unbedenklich auch mit ihm nach dem Muster des Bonner Vertrages schloß. In der Schlacht der beiden westfränkischen Könige am 15.6.923 fand Robert den Tod, doch sein Sohn Hugo erstritt zusammen mit Graf Heribert II. von Vermandois den Sieg, indem er Karl und sein Heer in die Flucht schlug. Dennoch fiel das Königtum nicht ihm zu, dem Erben der ausgedehnten ROBERTINER-Macht (deren Übernahme ihm übrigens schon vor 914 von Karl zugesichert worden war), sondern in bewußter Abkehr vom Geblütsgedanken Rudolf, dem Sohn und Nachfolger Richards (+ 921) als marchio in Burgund, der zugleich Schwiegersohn des gefallenen Robert war. Er wurde in einem abermaligen Dynastiewechsel (zu den BOSONIDEN) am 13.7. in Soissons zum König gewählt und gesalbt. Zu neuen Kämpfen kam es nicht mehr, denn der geschlagene Karl der Einfältige ließ sich schon wenige Wochen später durch ein Täuschungsmanöver Heriberts von Vermandois überlisten und wurde dessen Gefangener, während die Königin Eadgifu mit ihrem kleinen Sohn zum Bruder Athelstan von Wessex in die englische Heimat floh.
    Heribert lieferte seine Beute nicht an den neuen König Rudolf aus, sondern hielt den gestürzten KAROLINGER, für den sich in den Quellen der Zeit kaum Mitleid regt, zunächst in Chateau-Thierry, dann in Peronne in eigenem Gewahrsam, um ihn als politisches Faustpfand zu gebrauchen. 925 erzwang er die Wahl seines 5-jährigen Sohnes Hugo zum Erzbischof von Reims und seine eigene Einsetzung zum Verwalter des Reimser Kirchenbesitzes, und als ihm 927 Rudolf die wertvolle Grafschaft Laon zu verweigern wagte, holte Heribert Karl den Einfältigen aus der Haft hervor und erkannte ihn im Bunde mit den Normannen unter Rollos Sohn Wilhelm I. als rechtmäßigen König an, ohne ihm indes seine Bewegungsfreiheit zurückzugeben. Es soll sogar zu einer Begegnung beider Könige in Reims gekommen sein, bei der Karl die Pfalz Arttigny als eine Art Abfindung zugestanden wurde, doch nachdem Heribert 929 seinen Willen auch in Laon bekommen hatte, scheint davon keine Rede mehr gewesen zu sein. Jedenfalls ist klar bezeugt, dass Karl am 7.10.919 in Peronne, am Ort seiner Gefangenschaft, gestorben und dort auch bestattet ist. Das triste Ende markiert bis zur äußersten Konsequenz die Vergeblichkeit des Versuchs, allein mit dem karolingischen Namen noch einmal eine wirksame Zentralgewalt gegen die Großen zu etablieren, darf aber nicht darüber täuschen, dass Karl der Einfältige gerade im Wechselspiel mit den Gegenkräften, deren er nicht mehr Herr wurde, den geschichtlichen Weg des werdenden Frankreich wesentlich bestimmt hat.



    Schwager Helmut: Seite 67-96, „Graf Heribert II. von Soissons.“

    a) Der Karolinger König Karl III. der Einfältige (893/98-923)

    Die Beziehungen Heriberts II. zu dem westfränkischen König, der in der ersten Hälfte der heribertinischen Herrschaft, das heißt den mindestens 15 Jahren von 900/06 bis 921, das Reich regierte, nämlich dem KAROLINGER Karl III. dem Einfältigen, sind für diese Zeit bis heute weitgehend im Dunkel der Geschichte geschrieben! Der schon mehrfach beklagte bedauerliche Mangel an erzählenden Quellen sowie Urkunden aus dieser Zeit läßt uns praktisch nur Raum für Spekulationen! Als frühestes Zeugnis sowohl der Existenz Graf Heriberts II. als auch seiner Erwähnung im Zusammenhang mit dem westfränkischen König kann erst die Urkunde Karls III. vom 6. November 907 angesehen werden, in der der KAROLINGER die Schenkung eines gewissen Odilo aus Brugny in der Grafschaft Omois für das Kloster Saint-Medard bei Soissons bestätigte. Dabei wurde ein "comes Heribertus" als Abt von Saint-Medard genannt, wobei es sich hier - betrachtet man die Jahreszahl - meines Erachtens eindeutig um Graf Heribert II. handeln muß, der die Abtei von seinem ermordeten Vater Graf Heribert I. geerbt hatte. Jedoch dürfte dies kaum etwas konkret über die heribertinisch-karolingischen Beziehungen aussagen, da der HERIBERTINER in dieser Urkunde anscheinend lediglich als zuständiger Graf von Omois und Laien-Abt von Saint-Medard erwähnt wurde. Viel wichtiger erscheint mir, dass um diese Zeit, ca. 907/10, Graf Heribert II. die ROBERTINERIN NN (+ nach 931), eine Tochter Markgraf Roberts von Neustrien, heiratete. Diese Ehe des HERIBERTINERS bedeutete aber eine politische Option für die ROBERTINER, die schon damals wiederholt mit dem karolingischen König zerstritten waren. Daher erstaunt es nicht, wenn von freundschaftlichen Kontakten zwischen dem König und dem HERIBERTINER in den folgenden Jahren nicht die Rede ist. Zwar erschien Graf Heribert II. in einer Urkunde König Karls III. vom 14. März 918 für die Abtei Saint-Germain-des-Pres, die auf Veranlassung Markgraf Roberts von Neustrien ausgestellt wurde. Doch figurierten Roberts heribertinischer Schwiegersohn und Bischof Abbo von Soissons (+ 937) hierbei als Zeugen in der Grafschaft des ROBERTINERS!
    Als schließlich Anfang des Jahres 920 der langerwartete Krieg zwischen König Karl III. und der westfränkischen Aristokratie, die sich an der überragenden Stellung des lothringischen Emporkömmlings Hagano ( + nach 922) bei Hofe stieß, losbrach, befand sich Graf Heribert II. natürlich im Lager des westfränkischen Hochadels an der Seite Markgraf Roberts! Der bedrängte westfränkische König geriet kurzfristig sogar in Gefangenschaft seiner Großen, aus der ihn nur der Einsatz des Erzbischofs Heriveus von Reims (+ 922) rettete, der ihn 7 Monate lang in seiner Bischofsstadt Reims beherbergte. Währenddessen tobten in der engeren Francia die Kämpfe beider Parteien, wobei angeblich Graf Heribert II. das Kloster Corbie geplündert haben soll; erst nach langen Verhandlungen führte der Reimser Erzbischof ein "Versöhnung" beider Gruppen herbei, die jedoch brüchig blieb.
    Dies zeigte sich bereits im Jahr 922, als der westfränkische Adel, nachdem König Karl III. am 17. März 922 den königlichen Kanzler Gauzlin (+ 962) zum Bischof von Tours gemacht und das vakante Kanzleramt an den lothringischen Kleriker Hagano, wahrscheinlich einen Verwandten seines Günstlings Hagano, gegeben hatte, erneut unruhig wurde.
    Die Konfiskation des karolingischen Hausklosters Chelles bei Paris durch den westfränkischen König nach dem 21. April 922 ( = Ostern), der die Abtei seiner Tante Rothilde (+ 928) [Rothilde war die Tochter Kaiser KARLS II. DES KAHLEN und der Kaiserin Richilde (+ 910/14) sowie Gattin Graf Rotgers I. von Maine (+ vor 900), von dem sie die Tochter NN (+ vor 926) hatte, welche Graf Hugo der Große ehelichte.], der Schwiegermutter des ROBERTINERS Graf Hugo, nahm und sie an Graf Hagano übergab, löste erneut einen verheerenden Aufstand aus!
    Die Großen Franziens verschworen sich mit den ROBERTINERN an der Spitze, wobei sie den Sturz Graf Haganos verlangten. An diesem gefährlichen Aufstand beteiligten sich neben den ROBERTINERN auch Roberts Schwiegersohn Herzog Rudolf von Burgund und dessen Bruder Graf Hugo der Schwarze von Varais (+ 952), ja offensichtlich selbst der bereits damals todkranke Erzbischof Herveus von Reims, wie später die feindselige Reaktion des KAROLINGERS gegen Reimser Kirchengut zeigen sollte. Eigenartigerweise ist hierbei von Roberts zweitem Schwiegersohn Graf Heribert II. nirgends die Rede. Stattdessen meldet der Reimser Geschichtsschreiber Flodoard (+ 966) überraschenderweise, dass sich der HERIBERTINER mit König Karl III. und dessen Günstling Hagano in Laon an der Aisne befunden hätte, von wo aus aus sie im April 922 beim Anmarsch der aufständischen Großen gemeinsam über die Maas nach Lothringen geflohen wären, um dort neue Truppen auszuheben. Dieses Verhalten Graf Heriberts II. widerspricht nun aber meines Erachtens vollständig seiner Politik sowohl vor dem Jahre 922 als auch danach, und so könnte man Zweifel an dieser Nachricht hegen, noch dazu, nachdem Flodoard die einzige Quelle hierfür ist! Andererseits ist der Reimser Kleriker die zuverlässigste Quelle für die Geschichte des W-Fränkischen Reiches im 10. Jahrhundert, und zudem spricht das Verhalten König Karls III. im Jahre 923, als sich der KAROLINGER bedenkenlos zu einer Unterredung mit Graf Heribert II., der ihm einen Seitenwechsel angedeutet hatte, bereitfand, dafür, dass vorher zumindest zeitweise schon bessere Beziehungen zwischen beiden Fürsten bestanden haben müssen! So ist anzunehmen, dass der HERIBERTINER die Auseinandersetzung nach dem Osterfest 922 entweder für eine rein karolingisch-robertinische "Familien"-Angelegenheit gehalten hat, in die er sich zunächst nicht einmischte, oder wahrscheinlicher, dass ein heribertinisch-robertinischer Zwist aus Rivalitätsgründen den Grafen kurzfristig an die Seite des Königs gebracht hat. Jedenfalls fielen der KAROLINGER und seine Anhänger - darunter Graf Heribert II. und Graf Theoderich I. von Holland (+ ca. 940) - mit einem neuen lothringischen Heer in die Güter der Reimser Kirche ein und brannten sie nieder; schließlich eroberten sie die Burg Omont südlich von Mezieres. Plünderungen und Brandschatzungen beider Seiten verwüsteten nun das Remois, Laonnais und Soissonnais. Kurz nach dem 31. Mai 922 tauchten die Lothringer schließlich an der Marne auf, wobei Epernay von den Leuten Graf Haganos geplündert wurde. Das königliche Heer lagerte nahe der Stadt Tours-sur-Marne, oberhalb von Epernay, während die aufständischen Großen unter Führung Markgraf Roberts von Neustrien und Herzog Rudolfs von Burgund drei Meilen vom königlichen Lager entfernt unterhalb von Epernay ihr Lager augschlugen. Eine Woche lang wurde dann in Abwesenheit des Königs und Graf Hagano verhandelt. Auf Seiten des KAROLINGERS standen damals noch sein gewesener Schwager Bischof Bovo II. von Chalons-sur-Marne (+ 947), der Erzkanzler Erzbischof Rotger von Trier, Bischof Stephan von Cambrai (+ 934), Bischof Balderich von Utrecht (+ 977); unter den weltlichen Großen dürften sich noch Graf Heribert II., Graf Theoderich I. von Holland, Graf Erchanger von Boulogne, Graf Walcher von Friesland, Graf Isaak von Cambrai (+ 947), Graf Adalhelm von Artois (+ 932) und der brabantische Graf Rudolf von Gouy (+ 926) befunden haben.
    Nach dem Scheitern der Verhandlungen griff König Karl III. am 9. Juni 922, einem Pfingstsonntag, die Stadt Reims an, wurde aber zurückgeschlagen.
    Da traf die Nachricht vom Verlust der wichtigen karolingischen Feste Laon ein - Graf Hagano verlor dabei seinen Bruder und seine Schätze -, worauf beide Parteien ihre Heere dorthin verlagerten. Hier begann aber ein Teil der Lothringer den KAROLINGER zu verlassen, so dass sich König Karl III. immer weiter vor den nachstoßenden westfränkischen Großen zurückziehen mußte. Beim Flüßchen Ailette in der Grafschaft Laon wechselten Mitte Juni 922 erneut viele Große, darunter anscheinend auch Graf Heribert II., ins Lager Markgraf Roberts. So blieb dem westfränkischen König zuletzt nichts anderes übrig, als mit seinem getreuen Grafen Hagano zum zweitenmal über die Maas zu ziehen, wahrscheinlich zu seinem Anhänger, dem MATFRIDINGER Bischof Richer von Lüttich (920-945); jedenfalls hielt er sich am 15. Juni im holländischen Bladel auf. Diese Abwesenheit des KAROLINGERS in Lothringen benutzten nun die westfränkischen Aristokraten zum entscheidenden Schlag gegen ihn: Am 29./30. Juni 922 wählten die Großen der Francia und der Burgundia, darunter auch Graf Heribert II., den ROBERTINER Markgraf Robert von Neustrien im Kloster Saint-Remi bei Reims zum westfränkischen König, was eine Herrscherverlassung gegenüber dem KAROLINGER bedeutete. Drei Tage später, am 2. Juli 922, starb der schwerkranke Erzbischof Heriveus von Reims, dessen Nachfolger Seulf (+ 925) durch König Robert I. (922/23) bestimmt wurde, wodurch nun auch das Erzbistum Reims dem KAROLINGER endgültig verlorenging. Ende des 922 zeichnete sich somit bereits ein deutliches Übergewicht der aufständischen westfränkischen Adligen ab, zu denne der skrupellose Pragmatiker Graf Heribert II. noch rechtzeitig gefunden hatte.
    Doch Anfang des Jahres 923 stellte der abgesetzte KAROLINGER in Lothringen ein neues Heer auf, worunter sich erneut Graf Theoderich I. von Holland befand. Unter Bruch eines bestehenden Waffenstillstandes fiel König Karl III., von Lüttich durch den Haspengau eilend und die Maas überschreitend, in die Francia ein und marschierte über Attigny gegen Soissons, wo sich Graf Heribert II. und König Robert I. aufhielten. Am 15. Juni 923, einen Sonntag, überschritten die Lothringer die Aisne und griffen die W-Franken überraschend an, woraus sich in der Nähe des heribertinischen Klosters Saint-Medard bei Soissons die Entscheidungsschlacht entwickelte. Nach schweren Verlusten auf beiden Seiten fiel König Robert I., angeblich durch den Standardenträger des KAROLINGERS Graf Fulbert getötet. Ein Sieg König Karls III. schien damit erstmalig möglich, als ein Entsatzheer der westfränkischen Aufrührer unter dem Kommando Graf Heriberts II. und Graf Hugos des Großen, Sohn des getöteten Königs Robert I., auftauchte und die Lothringer in die Flucht schlug! Damit war der KAROLINGER von seinen westfränkischen Vasallen besiegt worden; trotz des Todes König Roberts I. blieben sie nämlich im Aufstand, und Versuche des nun truppenlosen Karls III., sie wiederzugewinnen, so vor allem Graf Heribert II. und Erzbischof Seulf von Reims, schlugen fehl. Daraufhin rief der verzweifelte KAROLINGER die Normannen zu Hilfe; doch blieben Graf Rollo von Rouen und seine Seine-Normannen neutral, lediglich die Loire-Normannen unter ihrem Seekönig Rögnwald/Ragnold (+ 925/30) waren sofort bereit zu kämpfen. Als jedoch die westfränkischen Kronvasallen die Oise blockierten, mußte sich der total isolierte König Karl III. zum drittenmal hinter die Maas nach Lothringen zurückziehen. Diese Abwesenheit benützten aber wiederum die westfränkischen Großen, um sich unter Mitwirkung Graf Heriberts II. und Markgraf Hugos von Neustrien am 13. Juli 923 in Saint-Medard zu Soissons in dem BOSONIDEN Herzog Rudolf von Burgund (923-936) einen neuen König zu geben. Allerdings war seine Wahl offensichtlich das Werk einer Minderheit, was an der Tatsache erkennbar ist, daß in der Francia die Herzogtümer Normandie und Bretagne, in der Aquitania das Herzogtum Aquitanien, die Grafschaft Poitou und die Spanische Mark König Karl III. treu blieben, doch ohne ihn tatsächlich mit Waffengewalt zu unterstützen. Überhaupt führte diese politische Situation des Jahres 923 zu einer wachsenden Autonomie der westfränkischen Aristokraten, die sich ihre Parteinahme von beiden Königen teuer bezahen ließen. Dennoch war es von beiden der truppenlose König Karl III., der im August 923 praktisch am Ende war, vor allem nachdem sein verzweifelter Versuch, vom ostfränkisch-deutschen König HEINRICH I. (919-936) Hilfe zu erhalten, nur mit nichtssagenden Freundlichkeiten beantwortet worden war. Der KAROLINGER war im Innern wie nach außen total isoliert, als, wie aus heiterem Himmel, sich sein heribertinischer Blutsverwandter Graf Heribert II. mit einem Verhandlungsangebot an ihn wandte - nach K. F. Werner ein abgesprochenes Täuschungsmanöver zwischen König Rudolf und dem HERIBERTINER [Diese Theorie äußert Werner, Westfranken, 741, ohne dafür konkrete Belege oder einen zwingenden Gedankengang vorweisen zu können! Die Gefangennahme des KAROLINGERS sollte nämlich die Lage König Rudolfs keineswegs entscheidend verbessern, befand er sich doch von nun an im erpresserischen Griff seines Schwagers Graf Heribert II.] -, und König Karl III. "der Einfältige" begierig nach dem trügerischen Strohhalm griff. Denn Graf Heribert II. hielt selbst nach der totalen Entmachtung des KAROLINGERS sein politisches Ziel, nämlich den Aufstieg seines Hauses zu einer der Mittelgewalten/regna des W-Fränkischen Reiches zu bewerkstelligen, zwar für nähergerückt, aber noch lange nicht erreicht, weswegen er sich neuen Ufern zuwandte - unter anderem den Reimser Kirchengütern - wobei er glaubte, den für ihn nun ungefährlichen Karl III. als politisches Faustpfand gegen seine Schwäger König Rudolf und Markgraf Hugo von Neustrien benützen zu können. Jedenfalls sandte Graf Heribert II. seinen nichtsahnenden Vetter Graf Bernhard von Senlis (+ nach 945) mit einer Verhandlungsdelegation zu König Karl III. und deutete seine Bereitschaft zum Parteiwechsel an. Der KAROLINGER, völlig am Ende mit seinen politischen Möglichkeiten, kam nach einem Sicherheitseide Graf Bernhards ohne große Eskorte, weswegen man ihn dennoch nicht pauschal "den Einfältigen" nennen sollte. Denn erstens war Graf Heribert II. ein früherer Verbündeter, dazu karolingischer Abkunft und mit anderen Interessen als König Rudolf versehen. So betrachtete war ein Absprung des HERIBERTINERS durchaus möglich, und, wie schon gesagt, die Handlungsweise Karls III. keineswegs a priori töricht. Jedenfalls traf sich der KAROLINGER Anfang August 923, zusammen mit Graf Bernhard von Senlis und der Gesandtschaft reisend, in Saint-Quentin mit Graf Heribert II., der ihn sofort von seiner Leibgarde trennte, ihn gefangennehmen und unter Bewachung im Turm seiner Festung Chateau-Thierry inhaftieren ließ. Die Begleitung wurde anschließend einfach weggeschickt. Karls III. Gattin Eadgyfu (+ nach 951) dagegen gelang mit ihrem Sohn Ludwig IV. (+ 954) gerade noch die Flucht nach England zu ihrem Vater, dem angelsächsischen König Edward dem Älteren (+ 924). Dieses hinterhältige Verhalten Graf Heriberts II. gegen seinen legitimen Oberlehnsherrn hinterließ ein starkes Echo in zahlreichen abendländischen Quellen. Zwar übten viele Chronisten Kritik an diesem Akt treuloser Hinterlist, doch keiner der westfränkischen Adligen war wirklich bereit, für den KAROLINGER einzustehen, den viele von ihnen ja schließlich selbst abgesetzt hatten! Schon die Zeitgenossen verglichen das Schicksal König Karls III. mit dem seines Ahnen KaiserLUDWIGS I. DES FROMMEN, der ähnliche Demütigungen erdulden mußte.
    Jedenfalls war der abgesetzte König Karl III. seit 923 in der Festung Chateau-Thierry inhaftiert und zwar nicht im Kerker, wie mancherorts übertreibend berichtet wird, sondern sicherlich in akzeptabler Umgebung, denn Garf Heribert wollte den KAROLINGERja nicht umbringen oder verschwinden lassen; der HERIBERTINER brauchte stattdessen einen lebenden Karl III., um mit dessen bloßer Existenz politischen Druck ausüben zu können.
    Der vorerst zufriedene HERIBERTINER behielt daher Karl III. weiter in Gefangenschaft, verlegte ihn aber nach einem Brand der Festung Chateau-Thierry im Sommer des jahres 924 in die neue heribertinische Hauptfestung Peronne, wo der KAROLINGER die nächsten Jahre verbrachte.
    Wichtiger wurde für Karl III. dagegen der sich abzeichnende Bruch zwischen Graf Heribert II. und König Rudolf infolge des Streitfalles um die Grafschaft Laon. Ende des Jahres 926 war nämlich Graf Rotger I. von Laon, ein getreuer Anhänger des BOSONIDEN, gestorben. Als König Rudolf Rotger II. (926-942), den königstreuen Sohn Rotgers I., zum Grafen einsetzte, brach Graf Heribert II. mit ihm und griff zu den Waffen. Zum äußersten entschlossen, griff Graf Heribert II. in dieser Situation auf den seit 4 Jahren inhaftierten KAROLINGER zurück. Er ließ Karl III. von der Burg Peronne nach Saint-Quentin bringen und dort erneut zum westfränkischen König proklamieren. Während König Rudolf vorerst im Herzogtum Burgund und in der Aquitania seine Positionen festigte, warb Graf Heribert II. in der Francia für den wiedereingesetzten KAROLINGER und griff erneut Laon an, wurde aber von den Söhnen des verstorbenen Grafen Rotger im Verein mit der energischen Königin Emma (+ 934) zurückgeschlagen. In dieser Situation wandte sich Graf Heribert II. an die letzten Verbündeten Karls III. in der Francia, die Normannen. Diese sahen sofort ihre Chance, kündigten ihren Frieden mit König Rudolf und eroberten das 925 verlorengegangene Eu zurück. Dort trafen sich schließlich Ende des Jaheres 927 Graf Rollo von Rouen (+ 928/31) und sein Sohn Wilhelm I. Langschwert (+ 942) mit Graf Heribert II. und dem KAROLINGER-König Karl III., wobei die Normannen dem KAROLINGER den Lehnseid leisteten und ein Bündnis mit Graf Heribert II. schlossen.
    Anfang des Jahres 928 kam es unter Vermittlung Markgraf Hugos zwischen Graf Heribert II. und König Rudolf an der Oise zu einer Unterredung, bei der ein Arrangement ausgehandelt wurde. Danach stellte der HERIBERTINER Geiseln und versprach auf einem königlichen Hoftag vor Ostern 928 zu erscheinen. Der BOSONIDE brachte dagegen bereits damals die Möglichkeit ins Spiel, Graf Heribert II. den Besitz von Laon für ein Fallenlassen Karls III. zu konzidieren. Doch wurde eine Entscheidung vorerst vertagt. Jedenfalls begab sich der HERIBERTINER mit Karl III. nach Reims, von wo aus er einen Brief an Papst Johannes X. (+ 928) richtete, der ihn schon seit Jahren bedrängte, den rechtmäßigen westfränkischen König freizuassen Graf Heribert II. stellte sich in diesem Schriftstück zynisch als den alleinigen Verteidiger des wahren westfränkischen Königs hin, den er nun wieder eingesetzt habe. Doch kam es in der Fastenzeit, das heißt im März/April des jahres 928, dann tatsächlich zu der verabredeten Begegnung zwischen Graf Heribert II. und König Rudolf. Der HERIBERTINER durfte anschließend Laon in Besitz nehmen, einen Erfolg, den er wiederum nur der städigen Drohung mit Karl III. verdankte. Doch Graf Heribert pokerte noch viel höher, indem er mit Markgraf Hugo von Neustrien zu Graf Rollo nach Rouen zog, wo es zu einem großen Fürsten-Treffen mit anderen westfränkischen Grafen und Bischöfen kam, deren Namen aber unbekannt geblieben sind. Die versammelten Großen der Francia erkannten den mitgeführten KAROLINGER Karl III. erneut als ihren legitimen westfränkischen König an und schlossen ein Bündnis. Der Normannen-Fürst Wilhelm I., Rollos Sohn, leistete dabei dem KAROLINGER wiederum als erster westfränkischer Aristokrat den Lehnseid. Damit stand Graf Heribert II. auf dem Höhepunkt seiner Macht; er übte die eindeutige Hegemonie über die Francia aus! Doch bald schon sollte sich dei Lage ändern. Noch im Jahre 928 kam es nämlich im Herzogtum Lothringen zu einem bedrohlichen Aufstand Graf Bosos (+ 935), eines Bruders König Rudolfs, und anderer Unzufriedener gegen die ostfränkisch-deutsche Herrschaft. Verhandlungen König HEINRICHS I. mit Graf Boso bewirkten schließlich eine Beruhigung der Situation und eine allgemeine Versöhnung, die aber für Graf Heribert II. negative Konsequenzen haben sollte. Denn als der HERIBERTINER mit seinem robertinischen Schwager Markgraf Hugo nach Maastricht kam, um bei König HEINRICH I. zugunsten König Karls III. zu intervenieren, lehnte dieser überraschenderweise ab.
    Daher nahm Graf Heribert II. als Pragmatiker einen politischen Kurswechsel vor, der ihn noch Ende des Jahres 928 wieder an König Rudolf heranbrachte. Gegen eine erneute Treueidleistung des HERIBERTINERS bestätigte ihm der BOSONIDE den Besitz von Laon und machte ihm Aussichten auf Apanagen für seine Söhne. Das Opfer dieses Friedens war natürlich der KAROLINGER Karl III., der nun in Reims tatsächlich erneut inhaftiert wurde. Nach einem Provence-Feldzug noch im Jahre 928 begaben sich sodann Graf Heribert II. und König Rudolf ebenfalls nach Reims, wo sich der BOSONIDE mit seinem ehemaligen obersten Lehsnherrn traf und dem KAROLINGER dabei für dessen Lebensunterhalt die königlichen Fisci Attigny und vielleicht auch Ponthion-sur-l'Ornain zuwies. Karl III. akzeptierte die "Geschenke" des nunmehrigen westfränkischen Königs, womit er faktisch stillschweigend und ohne Formalitäten abdankte. Für König Rudolf erbrachte dieser Akt politischer Klugheit die Anerkennung auch durch weitere aktive Anhänger des KAROLINGERS! König Karl III. allerdings hatte von diesem allgemeinen Friedensschluß persönlich wenig; es ist zwar unbekannt, welchen Status der KAROLINGER im Jahre 929 bei Graf Heribert II. genoß, doch dürfte der HERIBERTINER König Rudolfs Tat ignoriert und den KAROLINGER wieder in Peronne inhaftiert haben. Jedenfalls starb Karl III. "der Einfältige" nach 6-jähriger Gefangenschaft am 7. Oktober 929 auf der Burg Peronne in der Gewalt Graf Heriberts II. und wurde in der Kirche Saint-Fursy zu Peronne begraben.

    Konecny Silvia: Seite 145, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Deutlicher noch als bei ARNULF, hinter dessen Ehen eine heftig umstrittene Bündnispolitik des Adels stand, trat die Annäherung des königlichen Eheverhaltens an das des Adels im westfränkischen Reich zutage. Die Ehen Karls des Einfältigen unterschieden sich von denen ARNULFS allerdings insofern, als der westfränkische KAROLINGER auf eine Gesamtherrschaft in seinem Reich faktisch völlig verzichtete und eine feste Position in Lothringen anstrebte. Damit war eine Annäherung an die übrigen westfränkischen Principes gegeben. Karl der Einfältige wurde bei der Wahl seiner Ehepartnerinnen zumindest teilweise von dieser Politik bestimmt.
    Karl wurde als Vierzehnjähriger zum König gekrönt. Eine erste Verbindung ging er wohl unter der Ägide der FULCONEN ein, die seinen Herrschaftsanspruch vor allem unterstützt hatten. Auf Grund der politischen Entwicklung verlor jedoch die erste nicht näher bekannte Verbindung Karls des Einfältigen an Bedeutung, und jene Söhne, die ihr entstammten, blieben als Konkubinsöhne von einem Herrschaftsanspruch ausgeschaltet. Auch die FULCONEN förderten sie nicht, sondern unterstützten Ludwig den Überseeischen. Dieser hatte im Frankenreich keine mütterliche Verwandtschaft und eignete sich deshalb wohl besser zu einem Schattenkönig als selbst ein Kandidat aus den eigenen Reihen. Die Verbindung Karls des Einfältigen mit Friderun, die einem elsässischen Geschlecht entstammte (Richtig wohl eher sächsisches Geschlecht [IMMEDINGER]), sollte Karls Versuche unterstützen, sich im lothringischen Gebiet einen eigenen Herrschaftsbereich aufzubauen. Wie wichtig die Ehe mit Friderun war, wird an deren zahlreichen Anniversarien deutlich, die bezeugen, daß Karl die Bindungen zur Sippe seiner Gemahlin auch nach deren Tod pflegte. Friderun aber gebar keinen Sohn, und daher hatte Karl keine Möglichkeit, eine Fortsetzung seiner elsässischen Politik anzubahnen.
    Nach Frideruns Tod heiratete Karl die angelsächsische Prinzessin Eadgivu. Es handelt sich um eine der wenigen Ausländerehen in karolingischer Zeit. Die Verbindung sollte wohl ein Bündnis gegen die Normannen darstellen. Nach dem Tod ihres Gatten kehrte Eadgivu gemeinsam mit ihrem Sohn, Ludwig dem Überseeischen, nach England zurück. Ludwig wurde schließlich von den ROBERTINERN zurückberufen und zum König erhoben. Die Legitimitätsfrage stand bei seiner Herrschaftsübernahme nicht im Vordergrund. Zwar wird eine Krönung Eadgivus nicht erwähnt, der Krönungsbrauch ist jedoch bei den letzten westfränkischen KAROLINGERN so häufig bezeugt, daß diese durchaus anzunehmen ist. Überdies wurde Eadgivu auch Königin genannt. Möglicherweise dotierte Karl der Einfältige seine angelsächsische Gemahlin noch zusätzlich, wie dies im Falle Frideruns deutlich bezeugt ist. Von einer Sonderform der Ausländerehe, die sich rechtlich von der Vollehe unterschied, kann hier jedenfalls nicht mehr die Rede sein.

    13.4.907 1. oo Frederuna von Hamaland, Tochter des Grafen Dietrich, um 887 -10.2.917
    919 2. oo 1. Aethgiva (Eadgifu) von Wessex, Tochter des Königs Eduard I., 905-26.12.956
    ( 951 2. oo Heribert III. der Alte Graf von Soissons 910/15-29.1.993 )

    Kinder:
    1. Ehe
    - Irmintrud 908/09-
    oo Gottfried Pfalzgraf von Lothringen - 950
    - Frederuna
    - Adelheid
    - Gisela - 919
    912 oo Robert I. Herzog von der Normandie - 931
    - Rotrud
    - Hildegard

    2. Ehe
    - Ludwig IV. der Überseeische 10.9.920/21-10.9.954

    Illegitim
    - Arnulf
    - Drogo
    - Roriko Bischof von Laon (948-976) -20.12.976
    - Alpais

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite15,47-51,90 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 20,23,24-26,28,37,39 Anm. 1, 40,43,48,49,51,54 Anm. 61, 56,57 Anm.78,61,63,69,72,74 Anm.170,82,86,93,96, 118,169,170 - Bauer Dieter R./Histand Rudolf/ Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 175,283 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 11,20,27,35-39,42,49,54 - Black-Veldtrup Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 1995, Seite 103,104 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987, Seite 105, 119,183,204,209,331,334,354,357,360,365,374,402 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 66,104,105,107,108,110-112,115 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 123,235,317,382-386,405,433-435,467-469,569-571,576,590,672 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 16,19-24,45, - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 8,13,19, 22-35,36-43,45,48,52,54,58 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 289,292,315 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989, Seite 20,24,29,35,187,259, 271,273 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 68-70,75-102,145,155, 166 - Hlawitschka, Eduard: Herzog Giselbert von Lothringen und das Kloster Remiremont, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 377- 421 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 22,28,48,66,82,103-105,115-122,124,127-142,146-155,161-163,169,171-181,183,189,194-205, 212,214,216,218,227,231,235,240,247 - Hlawitschka, Eduard: Nachfolgeprojekte aus der Spätzeit Kaiser Karls III., in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 123-155 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite16,19,43,48-51,59,74-77,96,108,110 - Illig Heribert: Das erfundene Mittelalter. Die größte Zeitfälschung der Geschichte. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1996, Seite 61,140, 264,334,344,366 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 145-146 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 249,254, 271,279,288-294,299,348,375,407,414 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 174,179,183,188,191,193-195,198-207,209,211,220 - Schmid Karl: Reich und Kirche vor dem Investiturstreit. Gerd Tellenabch zum 80. Geburtstag. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1985, Seite 4-5,7,12-13,55 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 72,74,79 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 80,85,92,95,105,115 - Schulze, Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 117,121,141,148-154,153 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994, Seite 5-408 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996, Seite 54,58, 60,62,65 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 447,464-468,470,473,475-484,488,492,501,521 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stutggart 1981, Seite 73,77,81 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 48,54,122,124 -



    Name:
    (der Einfältige im Sinne von: der Geradlinige)

    Begraben:
    Kirche St-Fursy

    Karl heiratete Frederuna am 13 Apr 907. Frederuna wurde geboren um 887; gestorben am 10 Feb 917. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 98. von Frankreich, Ermentrud  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 908/909.
    2. 99. von Frankreich, Frederuna  Graphische Anzeige der Nachkommen
    3. 100. von Frankreich, Adelheid  Graphische Anzeige der Nachkommen
    4. 101. von Frankreich, Gisela  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in 919.
    5. 102. von Frankreich, Rotrud  Graphische Anzeige der Nachkommen
    6. 103. von Frankreich, Hildegard  Graphische Anzeige der Nachkommen

    Karl heiratete von Wessex, Aethgiva in 919. Aethgiva wurde geboren in 905; gestorben am 26 Dez 956. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 104. von Frankreich, Ludwig IV.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 920/921; gestorben am 10 Sep 954 in Sens [89100],Yonne,Burgund,Frankreich; wurde beigesetzt in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich.

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 105. Roriko  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 920; gestorben am 20 Dez 976; wurde beigesetzt in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich.
    2. 106. Arnulf  Graphische Anzeige der Nachkommen
    3. 107. Drogo  Graphische Anzeige der Nachkommen
    4. 108. Alpais  Graphische Anzeige der Nachkommen

  21. 80.  Ludwig IV. Graphische Anzeige der Nachkommen (55.Arnulf9, 30.Karlmann8, 18.Hemma7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 893 in Altötting [84503],Altötting,Bayern,Deutschland; gestorben in Sep 911 in Frankfurt am Main [60311],Hessen,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 900-911, Ostfrankenreich; Ostfränkischer König

    Notizen:

    Ludwig IV. Ostfränkischer König (900-911)
    Herbst 893 (Alt-)Oetting - 20./24.9.911 Frankfurt Begraben: St. Emmeram, Regensburg

    Einziger Sohn des Kaisers ARNULF von Kärnten und der KONRADINERIN Oda

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 2172

    Ludwig IV. das Kind, ostfränkischer König
    * wohl Sept./Okt. 893 Alt-Ötting, + 20. oder 24. September 911 Frankfurt Begraben: Regensburg, St. Emmeram

    Der einzige Sohn Kaiser ARNULFS von Kärnten aus gültiger Ehe wurde am 4. Februar 900 zu Forchheim zum König erhoben. Seine Krönung ist die erste gesicherte Königskrönung der ostfränkisch-deutschen Geschichte. Im März 900 nahm er die Huldigung der lothringischen Großen entgegen. Trotz seines kindlichen Alters blieb Ludwig das Kind der Mittelpunkt des staatlichen Lebens. In seinem Namen wurden die Reichsversammlungen von 901 (Regensburg), 903 (Forchheim) und 906 (Tribur) durchgeführt. Der Schwerpunkt seiner Herrschaft lag eindeutig in den südlichen Stammesherzogtümern, zunächst in Bayern, später in Franken. Eine eigenständige Regierung vermochte das stets kränkelnde Kind aber nicht zu verwirklichen. Die Herrschaft ging auf Adel und Episkopat über. Entscheidende Berater waren Erzbischof Hatto von Mainz und Bischof Salomo von Konstanz. Die Schwäche der Zentralgewalt begünstigte das Wiedererstarken der früheren Mittelgewalten der Herzogtümer, die sich als "jüngere" Stammesherzogtümer erneut als Kräfte des Verfassungslebens verfestigten. Dazu trug auch die äußere Bedrohung durch die Ungarn bei, zu deren Abwehr das Königtum außer der Niederlage auf dem Lechfeld 910 keinen nennenswerten Beitrag leistete. Mit dem glücklosen Ludwig IV. dem Kind erlosch die ostfränkische Linie der KAROLINGER.

    Literatur:
    ADB XIX, 451-455 - NDB XV, 329-331 - G. Tadde, Lex der dt. Gesch., 1977, 744 - Dümmler² III - P. Kehr, Die Kanzlei L.s d. K.es, 1940 - H.-W. Goetz, Dux und ducatus, 1977 - H. Beumann, Die Einheit des ostfrk. Reichs und der Ks.gedanke bei der Kg.serhebung L.s d. K.es (Adipl 23, 1977) 142-163 [Lit.] -

    Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 494

    Ludwig IV., das Kind, ostfränkischer König
    * Herbst 893 Oettingen + 24.9.911 Regensburg Begraben: St. Emmeram, Regensburg

    900 in der Pfalz Forchheim zum König im O-Frankenreich gewählt, kurz darauf zum König von Lothringen.
    Die Regierung führten für ihn Hatto I., Erzbischof von Mainz und andere Bischöfe.
    In dieser Zeit konnte sich das jüngere Stammesherzogtum durchsetzen.
    Lothringen sagte sich nun vom Reich los und schloß sich 911 dem W-Frankenreich an.
    Hielt sich oft in Regensburg auf, wo er 12 von 72 Urkunden ausstellte.

    Literatur:
    ADB 19; BWB 2; S. Rösch, Caroli Magni Progenies, 1977; W. Giesebrecht, Gesch. d. dt. Kaiserzeit 1, 1888.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 460, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VI. Generation 25

    Zu Ludwig IV. jetzt grundlegend Schieffer (wie oben Anm. VI, 22) 75ff. Ludwigs Regierungsantritt in O-Franken läßt sich danach genau auf 900 II 4, der in Lothringen (wie Schieffer eindrucksvoll zeigt, ist er staatsrechtlich vom ersteren klar zu trennen) auf den März des Jahre 900.

    Rappmann Roland/Zettler Alfons: Seite 433, "Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter"

    LUDWIG DAS KIND
    + 24.9.(?)911

    Necr. B 24.9. "Ludouuicus rex", König des Ostfränkischen Reiches 900-911

    Literatur:
    ADB 19 Seite 451ff.; BM² 1983d-2070b; Dümmler, Geschichte des Ostfränkischen Reiches 3 Seite 495ff.; Werner, Nachkommen Seite 460 Nr. 25 und Tafel VI/25; Die Klostergemeinschaft von Fulda 2,1 Seite 324 K 18; Biographisches Wörterbuch 2 Spalte 1715. Zum Todestag: Dümmler, ebd. 3; Seite 559 Anmerkung 3; BM² 2070b.

    Das Verhältnis Ludwigs, Sohn Kaiser ARNULFS von Kärnten, zum Kloster Reichenau, ist entscheidens durch den Reichenauer Abt und Mainzer Erzbischofs Hatto bestimmt worden. Hatto, der bereits unter ARNULF großen Einfluß auf dessen Regierungsangelegenheiten hatte und sogar Taufpate Ludwigs des Kindes war, übernahm nach dem Regierungsantritt des jungen Königs im Jahr 900 faktisch die Regierungsgeschäfte. Aus der kurzen Regierungszeit Ludwigs sind uns zwei Urkunden des Königs für das Inselkloster erhalten, in denen er unter anderem Immunität und freie Abtswahl bestätigte; vgl. D LdK 69; BM² 2059; Brandi, Urkundenfälschungen Seite 6 bzw. Seite 118 Nr. 48; vgl. auch ebd. Seite 6 bzw. Seite 117 Nr. 47 und Beyerle, Von der Gründung Seite 112/6. Über den Todestag Ludwigs gibt es verschiedene Angaben in den Necrologien, die teilweise aber auf Verwechslungen mit König Ludwig dem Jüngeren beruhen. Die in BM² 2070b versuchte paläographische Handklassifizierung des Reichenauer Necrologs hat sich als unzutreffend herausgestellt.

    Ludwig IV. war erst 6 Jahre alt, als er die Nachfolge seines Vaters antrat. Der ostfränkische Episkopat und weltliche Große erhoben ihn am 4.2.900 in Forchheim zum König. Die Regentschaft übernahm Erzbischof Hatto von Mainz und Bischof Salomo III. von Konstanz. Unter seiner Herrschaft erstarkten die im Abwehrkampf gegen die Ungarn mächtig gewordenen Stammesherzogtümer weiter.

    Mit Ludwig IV. starb die ostfränkische Linie der KAROLINGER aus.

    Jaeckel, Gerhard: Seite 40, "Die deutschen Kaiser. Die Lebensgeschichten sämtlicher Monarchen von Karl dem Großen bis Wilhelm II."

    LUDWIG IV. DAS KIND 899-911

    Vor seinem Tode hatte Kaiser ARNULF die geistlichen und weltlichen Großen auf seinen 893 in Altötting geborenen einzigen ehelichen Sohn von der Kaiserin Ota vereidigt. Zur Regentschaft bestimmte er Erzbischof Hatto von Mainz und Bischof Salomo von Konstanz, zum Erzieher den Bischof Albero von Würzburg. Weltlicher Vormund wurde Konrad von Hessen und Niederlahnstein, ein Verwandter Otas und wiederum mit deren Tochter Glismut, also einer Schwester des jungen Ludwig verheiratet. Am 4. Februar 900 wurde Ludwig das Kind in Forchheim feierlich gekrönt, gesalbt und mit einem Königsmantel bekleidet.
    Neben diesen mächtigen und ehrgeizigen Regenten spielte Ludwig nur als Symbol für die Einheit des O-Fränkischen Reiches eine Rolle. Und um diese Einheit war es schlecht bestellt. Schon seit den Bruderkämpfen der Söhne LUDWIGS DES FROMMEN war das karolingische Herrschaftsprinzip, nach dem Königslehen mit dem Erlöschen des damit verbundenen Amtes oder dem Tod des Lehensträgers an den König und das Reich zurückfielen, immer mehr aufgeweicht worden. Lehen wurden erblich und gingen in das Eigentum der Grafen über, aus Lehnsgrafen wurden feudale, dem Monarchen nur noch durch Treueid verpflichtete Grundherren. Die mächtigsten und vornehmsten Grafen schwangen sich zu Herzögen auf und die alten, von KARL DEM GROSSEN abgeschafften Stammesherzogtümer erstanden wieder, zuerst Sachsen und Thüringen. Gegen diese Entwicklung stemmtem sich dei Bischöfe, die für den Besitz der Kirchen und Klöster fürchteten. Ein geistlicher Chronist spricht von "Ludwig, unter dem alle Güter friedlos wurden". Ihrerseits benutzten die geistlichen Regenten Hatto von Mainz und Salomo von Konstanz ihre Stellung, um ihrer Verwandtschaft große erbliche Besitztümer auf Kosten des Reichsgutes zu verschaffen.
    Während an der SO-Grenze des Reichs die Ungarn zu einer gefährlichen Bedrohung wurden, führten Ludwigs Verwandte, die KONRADINER, vier Jahre lang eine blutige Privatfehde mit den am oberen Main begüterten POPPONEN, deren Stammburg auf dem Babemberg lag, dem späteren Domberg in Bamberg. Die "Babenberger Fehde" wurde erst 906 durch königliches Heeresaufgebot zugunsten der KONRADINER entschieden, der POPPONE Graf Adalbert hingerichtet.
    Im gleichen Jahr streiften die Ungarn bis nach Sachsen, ein Jahr darauf fiel Markgraf Luitpold von Kärnten im Kampf gegen die Eindringlinge, 909 drangen sie bis nach Schwaben vor. Die Abwehr blieb den betroffenen Stämmen überlassen, deren Große dadurch noch mächtiger und selbstbewußter wurden. Erst 910 kam endlich ein Reichsaufgebot zustande, das mit dem 17-jährigen König Ludwig IV. an der Spitze den Ungarn entgegentrat. Auf dem Lechfeld bei Augsburg wurde er vernichtend geschlagen.
    Nach dieser Schlacht gibt es nur noch wenige Nachrichten über den König. Im Oktober 910 erscheint sein Name auf einer Forchheimer Urkunde, im Juli 911 zum letztenmal auf einem Frankfurter Dokument. Er starb im Alter von nur 18 Jahren am 20. August 911 "siechen Körpers und einer frühzeitigen Auflösung erliegend" an unbekanntem Ort. In St. Emmeram bei Regensburg soll er angeblich neben seinem Vater Kaiser ARNULF beigesetzt worden sein. Er war als ostfränkischer König nach Ludwig III. dem Jüngeren, dem zweiten Sohn Ludwigs des Deutschen, der vierte dieses Namens, wurde jedoch nicht zum Kaiser gekrönt, so daß später Kaiser LUDWIG DER BAYER ebenfalls als LUDWIG IV. bezeichnet wurde
    [Richtig ist, daß LUDWIG DER BAYER als vierter seines Namens Römischer Kaiser wurde nach LUDWIG I. DEM FROMMEN, LUDWIG II. (+ 875) und LUDWIG III. DEM BLINDEN von Burgund.].

    Hartmann Wilfried: Seite 90-94, „König Ludwig IV. das Kind“ in Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern, Hg. Karl Rudolf Schnith

    Die erstaunliche Tatsache, dass der erst gut 6-jährige Sohn ARNULFS knapp zwei Monate nach dem Tode seines Vaters einmütig zum König der O-Franken erhoben wurde, zeigt, dass die Regionen dieses Reiches in den Jahrzehnten seit 843 ein hohes Maß an Zusammengehörigkeitsgefühle entwickelt hatten. Die Schwäche des minderjährigen Königs sollte behoben werden durch seine Krönung, die wahrscheinlich Erzbischof Hatto von Mainz durchführte. Es war dies die erste Krönung eines ostfränkischen Königs; während Krönungen im W-Frankenreich und auch in Lotharingien bereits früher vorgenommen worden waren, um schwache Herrscher zu stützen.
    Der junge König konnte die Regierungsgeschäfte anfangs natürlich nicht selbständig führen, auch wenn diese Fiktion aufrechterhalten wurde; so hat Ludwig eigenhändig mit seiner Kinderhand den Vollzugsstrich in das Königsmonogramm der in seinem Namen ausgestellten Urkunden eingetragen. Die wirkliche Regierung lag in den Händen eines Regentschaftsrats; für eine vormundschaftliche Regierung besaß das Frühmittelalter keine anerkannten Rechtsregeln. Wenn keine ostfränkische Adelsgruppe daran dachte, einen auswärtigen KAROLINGER (etwa den W-Franken Karl den Einfältigen oder den Burgunder LUDWIG) einzuladen, die Herrschaft im O-Reich anzunehmen, so ist auch das ein Ausdruck des inzwischen gewachsenen Eigenbewußtseins dieses Reiches. Das Zusammengehörigkeitsgefühl der ostfränkischen Stämme manifestiert sich auch darin, dass sich eine ganze Reihe von wichtigen Repräsentanten der Regionen am Hof Ludwigs einfand, um als Intervenienten seiner Urkunden und als Ratgeber an der Regierung des Landes mitzuwirken. In erster Linie sind hier neben Hatto von Mainz die Brüder Salomo III. von Konstanz und Waldo von Freising zu nennen; aber auch weltliche Große aus Franken, Bayern und Sachsen waren am Hof anzutreffen, so dass man sagen konnte, "sogar der unmündige und ohnmächtige König" habe sich "noch als Klammer der Großen in Nord und Süd" erwiesen (J. Fleckenstein).
    Der Hof scheint sich bis 907 bevorzugt in Bayern, besonders in Regensburg, der wichtigen Residenz Ludwigs des Deutschen und ARNULFS, aufgehalten zu haben. Dann - sporadisch bereits seit 905, dauernd seit 907 - tritt das Rhein-Main-Gebiet in den Vordergrund, wo Frankfurt, Tribur und Ingelheim als Aufenthaltsorte bezeugt sind. Einige Male ist der König auch in der Pfalz Bodman in Alemannien nachweisbar; hier war er in der Nähe von Bischof Salomo III. von Konstanz (890-919), der seit 909 die Kanzlei leitete.
    Das Maingebiet war in den Jahren bis 906 der Schauplatz heftiger Kämpfe, die von den mächtigen ostfränkischen Adelsfamilien der BABENBERGER und der KONRADINER vielleicht geführt wurden, um sich einen möglichst günstigen Ausgangspunkt für die Zeit nach Ludwig zu schaffen. Die BABENBERGER hatten unter Ludwig dem Jüngeren und KARL III. ihren wichtigsten Repräsentanten in Graf Heinrich, dessen kriegerische Tüchtigkeit sich in mehreren Schlachten gegen die Normannen bewährt hatte. Nachdem er im Sommer 886 vor Paris gefallen war, versuchten seine Söhne Adalbert, Adalhard und Heinrich II. die Position der Familie auszubauen. Ihre Hauptgegner waren die KONRADINER, die unter ARNULF zahlreiche Vorteile erreichen konnten, weil ARNULFS Frau Oda aus dieser Familie kam. Nach ARNULFS Tod kam es zu Kämpfen, in deren Verlauf Heinrich II. fiel und Adalhard gefangengenommen wurde. Nachdem der KONRADINER Eberhard an seinen Wunden verstorben war, ließen die KONRADINER den gefangenen Adalhard enthaupten (902/03). Ein Urteil von Großen aus Franken, Schwaben, Bayern, Thüringen und Sachsen übertrug den Besitz der toten babenbergischen Brüder an den König, der ihn an den konradinischen Bischof Rudolf von Würzburg weitergab.
    Nachdem 906 Graf Konrad der Ältere in einer Schlacht gegen Adalbert gefallen war, konnte Adalbert auf einem neuen Kriegszug durch eine List gefangengenommen werden. Ein Adelsgericht verurteilte ihn zum Tode; das Urteil wurde auch auf Betreiben Konrads des Jüngeren, des späteren Königs KONRAD I., vollstreckt. Dieser hatte sich mit seinem Vorgehen den Weg zum Königtum erkämpft; die BABENBERGER waren jetzt trotz ihrer Verwandtschaft mit den KAROLINGERN und den sächsischen LIUDOLFINGERN ausgeschaltet.
    Die zentrifugalen Tendenzen, die sich immer stärker bemerkbar machten, wurden durch die äußere Bedrohung verstärkt, die ein rasches Handeln der Machthaber an den Grenzen des Reiches erforderte. Die größte Bedrohung ging von den Ungarn aus, die seit dem Jahr 900 immer wieder den deutschen SO verwüsteten. Nachdem sie 905/06 den alten Gegner des O-Fränkischen Reiches, das Großmährische Reich, zerschlagen hatten, drangen sie 906 bis nach Sachsen vor. Markgraf Liutpold von Bayern versuchte im kommenden Jahr, durch einen Präventivschlag die Ungarn zu treffen, nachdem die Bayern schon 903 ein gemeinsames Gastmahl mit den Ungarn zu einem Massaker an diesen ausgenützt hatten. Der Feldzug, den Liutpold nach O führte, endete bei Preßburg mit einer verheerenden Niederlage; nicht nur der Markgraf selbst, sondern auch eine ganze Reihe von geistlichen und weltlichen Großen Bayerns, darunter Erzbischof Theotmar von Salzburg, fielen im Kampf. Merkwürdigerweise bedeutete aber diese Niederlage nicht das Ende der Machtstellung der LIUTPOLDINGER in Bayern; vielmehr scheint Liutpolds Sohn Arnulf von Anfang an eine vom Königtum unabhängigere Stellung angestrebt und erreicht zu haben. Vielleicht gab es kurz nach 907 bereits Abmachungen der Bayern mit den Ungarn, die in den folgenden Jahren 909 und 910 vor allem Schwaben heimsuchten. Im Sommer 910 versuchte der junge König selbst, sich den Ungarn auf dem Lechfeld entgegenzustellen; er erlitt eine schwere Niederlage, die sein Königtum aufs äußerste gefährdete.
    Ein Jahr später ist der kränkelnde junge Mann gestorben. Die Tatsache, dass keine zeitgenössische Quelle den Sterbeort und die Grabstätte Ludwigs des Kindes verzeichnet, muß als Hinweis darauf gelten, dass er sich nicht in das Bewußtsein seiner Nachwelt eingeprägt hat.
    In St. Emmeram in Regensburg, wo er nach einer zuerst im 12. Jahrhundert greifbaren Tradition beigesetzt sein soll, ist sein Todestag völlig falsch überliefert (nämlich der 21.1., der Tag, an dem Ludwig der Jüngere starb). Dies ist ein ziemlich starkes Argument dagegen, dass Ludwig das Kind in St. Emmeram begraben ist, denn das Mittelalter pflegte sich den Tag des Todes genau zu merken, da dieses Datum als Geburtstag zum ewigen Leben als das wichtigste Datum im Leben eines Menschen angesehen wurde.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    In O-Franken war 899/900 nach dem Tode Kaiser ARNULFS eine Situation eingetreten, die man seit den späten MEROWINGERN nicht mehr gekannt hatte. Der junge König Ludwig war ein anfangs 6-jähriges Kind, offenbar von Natur kränklich und zu eigenständigem Handeln nicht imstande, auch wenn das hergebrachte Zeremoniell der Reichsversammlungen und Urkundenausstellung dies überspielte. Macht und Verantwortung mußten auf Jahre an die geistlichen und weltlichen Großen übergehen, die durchweg im Königtum weiterhin ihren legitimierenden Rückhalt sahen, aber von dort nicht länger in ihren Positionskämpfen gehemmt wurden, sondern eher versucht waren, die Königsautorität als Waffe gegeneinander zu machen. Sie fühlten sich im übrigen zur Bündelung und Anspannung aller verfügbaren Kräfte unter ihrer Führung vielfach auch dadurch herausgefordert, dass kurz nach dem Verschwinden der Normannengefahr die neue, unberechenbare Bedrohung durch die Ungarn über O-Franken hereinbrach, die fraglos einen tatkräftigeren König überfordert hätte. Auf den Spuren der Hunnen und der Awaren, mit denen sie in den lateinischen Quellen gern identifiziert werden, waren diese berittenen Nomaden aus dem Wolgaraum in die Donau/Theiß-Ebene des alten Pannonien vorgestoßen und machten sich von dort aus bald durch rasche, nach W gerichtete Beutezüge über weite Entfernungen bemerkbar. 899/900 fielen sie in großer Zahl plündernd in Oberitalien ein, nachdem König BERENGARS Abwehr in Friaul gescheitert war. Aber auch Bayern mit Karantanien und der Ostmark wurden seitdem von ihnen heimgesucht, das innerlich geschwächte Mährerreich wurde 906 zerschlagen. Hatte noch ARNULF 892 eine ungarische Reiterschar gegen Swatopluk zu Hilfe genommen, so standen 902 Bayern und Mährer in gemeinsamen Kampf gegen die Heiden.
    Bestimmend an Ludwigs Königshof blieben jene Kreise, die bereits in ARNULFS Gunst gestanden hatten. Unter den Vertretern des Episkopats tritt weniger der wieder amtierende Erzkapellan Theotmar von Salzburg als der von ARNULF eingesetzte Mainzer Erzbischof Hatto hervor, der in einem Schreiben nach Rom über den Thronwechsel von 900 berichtete, offenbar noch in der trügerischen Hoffnung, einen "ostfränkischen Anspruch auf die Kaiserwürde" (H. Beumann) retten zu können. Zur informellen Regentschaft ist gewiß auch Bischof Adalbero von Augsburg zu zählen, der als "Erzieher" des Königs genannt wird, sowie Bischof Salomon III. von Konstanz, seit 909 mit dem zuvor vakant gebliebenen Titel des Kanzlers. Im Kreise der großen Familien gaben nun erst recht die unter ARNULF aufgestiegenen KONRADINER den Ton an, die sich in Hessen, aber nicht in Thüringen gegen die sächsischen LIUDOLFINGER behaupteten und in Mainfranken seit 902 im Namen des Königs eine blutige Fehde mit den BABENBERGERN ausfochten; dass Graf Konrad der Ältere dabei 906 den Tod fand, zog alsbald die Gefangennahme und Hinrichtung des letzten BABENBERGERS Adalbert nach sich, womit der Weg frei war für den jüngeren KONRAD, den nachmaligen König, der fortan als dux in Rhein- und Mainfranken waltete. Einen weiteren Zugewinn hatte sein Haus schon etwa 902 zu verzeichnen gehabt, als Konrad des Älteren Bruder Gebhard zum Statthalter in Lotharingien mit der urkundlichen Bezeichnung als dux regni quod a multis Hlotharii dicitur eingesetzt worden war, neben dem freilich auch der einheimische Graf Reginar seine Position wahrte. Als "königsnaher" Magnat hat ferner Liutpold in Bayern zu gelten, der angesichts der bedrohten Grenzen zu vermehrten Machtmitteln und erhöhten Befugnissen gelangte und 903 als dux Boemanorum von der Königskanzlei tituliert wurde. Immerhin mehrfach am Hof bezeugt, freilich ohne Kennzeichnung als dux, ist der LIUDOLFINGER Otto der Erlauchte, der im angestammten Sachsen 906 einen ersten Einfall der Ungarn hinnehmen mußte, und schließlich fehlen in Ludwigs Umgebung auch nicht der thüringische Markgraf Burchard (908 mit dux-Titel) sowie ein weiterer Burchard, der als Markgraf in Rätien den ersten Rang bei den Alemannen beanspruchte, aber 911 der Wut seiner Gegner zum Opfer fiel. Die historische Forschung erkennt in diesen Männern die Repräsentanten der heraufziehenden nach-karolingischen Mittelgewalten, die in allmählicher Annäherung an ältere Stammes- und Rechtsgebiete als Herzogtümer zum tragenden Grund des OTTONEN-Reiches wurden. Eben in der Zeit des ostfränkischen Kinderkönigtums nehmen sie einen entscheidenden Entwicklungsfortschritt.
    Zum äußeren Wendepunkt der Regierungszeit Ludwigs des Kindes wurde der Sommer 907, als der Versuch offensiver Ungarnabwehr an der Donau scheiterte und ein stattliches bayerisches Aufgebot am 4.7. vor Preßburg eine verheerende Niederlage erlitt; Liutpold als Anführer kam ebenso ums Leben wie der Erzkapellan Theotmar von Salzburg und zwei weitere Bischöfe neben vielen anderen Großen. Das bayerische Ostland, einst von KARL DEM GROSSEN den Awaren abgerungen, war nach diesen Einbußen nicht mehr zu halten, und Bayern selbst geriet in eine exponierte Position, deren Stabilisierung nach dem Willen der Überlebenden Liutpolds Sohn Arnulf zufiel. Während er sich bald schon als dux Baioariorum et etiam adiacentium regionum nannte, ist Ludwigs Königshof seither nicht mehr im väterlichen Kernland Bayern nachzuweisen, sondern hielt sich im konradinischen Franken sowie in Schwaben auf. Ein ähnlich vernichtender Schlag durch die Ungarn traf übers Jahr Thüringen, wo der Markgraf Burchard wie auch Bischof Rudolf von Würzburg, der KONRADINER, bei der Abwehr fielen und fortan die sächsischen LIUDOLFINGER ihre Macht ausweiten konnten. 909 und abermals 910 suchten die Ungarn, Bayern durchquerend, mit Raub und Brand Alemannien heim, und dort am Lech geschah es zum einzigen Mal, dass ihnen König Ludwig selbst an der Spitze eines Heeres aus Schwaben, Franken und Bayern entgegentrat. Er wurde genauso geschlagen wie andere vor ihm und verlor auf dem Schlachtfeld wiederum einen wichtigen Helfer: den KONRADINER Gebhard, dux in Lotharingien. Da die erneute Besetzung seines Amtes von auswärts nicht zustande kam, rückte Reginar, der Enkel LOTHARS I. und Graf im Maasgau, bis Mitte 911 (wieder) in die Rolle des anerkannt führenden Magnaten im alten Lothar-Reich ein. Man sieht, wie mit dem Schwinden der Kraft von König und Hof zur Verteidigung nach außen ein Verfall ihrer personellen und integrierenden Wirksamkeit nach innen einherging.


    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 15,22-25,29,46 - Althoff Gerd: Otto III. Primus Verlag Darmstadt 1997, Seite 133 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 15,18,19,26,28,33-37,39,60,78 Anm.190 - Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 54,75,132 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite11,19-21,27, 44,89,127 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 29-31,34, 57,147,171,204,268 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 77,133,181,203,206,211 - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 262-364,372,374-376 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 362, 400,456,493-558,681 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 113,119,120 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 21,24 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989, Seite 29,43,254,257 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 76,154 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 92,103,114,121, 156,170,180-182,185-199,201,210,214,235,239,241 - Hlawitschka, Eduard: Vom Frankenreich zur Formierung der europäischen Staaten- und Völkergemeinschaft 840-1046, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1986 - Hlawitschka, Eduard: Vom Frankenreich zur Formierung der europäischen Staaten- und Völkergemeinschaft 840-1046, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1986 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 18, 29,38-43,46-48,51,59,70,280 - Jaeckel, Gerhard: Die deutschen Kaiser. Die Lebensgeschichten sämtlicher Monarchen von Karl dem Großen bis Wilhelm II., Weltbild Verlag Augsburg, Seite 40 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963, Seite 191,194,206,236,242 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 181,300,390,407,423,433,443 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 292 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 190-192,194-198,200,227 - Schmid Alois: Das Bild des Bayernherzogs Arnulf (907-937) in der deutschen Geschichtsschreibung von seinen Zeitgenossen bis zu Wilhelm von Giesebrecht. Verlag Michael Lassleben Kallmünz 1976, Seite 20,26,44,68,84,87,98,102,103, 108,109,161,186,191,194,195,198,207,216,221,231,236 - Schulze, Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 116-119,131,1476,198 - Weinfurter Stefan: Die Salier und das Reich Band 1-3. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991, Band I, Seite 222,375; Band II, Seite 49; Band III, Seite 10,486 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 463,477,479 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co.,Stuttgart 1981, Seite 19,53,61 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 29,33,41 -

    Neue Deutsche Biographie - Ludwig das Kind

    ostfränkischer König, * (wohl Sept./Oktober) 893 (Alt-)Ötting, † (wohl 24.9.) 911 (Frankfurt?), ⚰ wohl Regensburg, Sankt Emmeram.

    L. war Arnulfs einziger Sohn aus vollgültiger Ehe. Als seine Taufpaten sind EB →Hatto I. von Mainz (891–913) und der Bischof Adalbero von →Augsburg (887–909) bezeugt, Adalbero auch als Erzieher. Arnulf, der seinen Friedelsohn Zwentibold 895 zum König in|Lothringen eingesetzt hatte, ließ 897, einer freilich späten Nachricht zufolge, wohl im Mai auf der Wormser Reichsversammlung, sich selber und L. „von allen“ einen Treueid leisten. Der Sechsjährige wurde gemäß diesem Willen des Vaters zwei Monate nach dessen Tod am 4.2.900 in Forchheim zum König ausgerufen und gekrönt. Es ist in der ostfränk.-deutschen Geschichte die erste gesicherte, freilich nur summarische Nachricht von einer Krönung. Die Vermutung liegt nahe, daß EB Hatto als Coronator waltete, der damit die Kontinuität des aus Rhein- und Mainfranken, Schwaben, Bayern, Thüringen und Sachsen bestehenden Ostreiches sichern wollte. Jedenfalls war er es, der über diesen Thronwechsel alsbald dem Papst (Johann IX. oder Benedikt IV.) berichtete (GP IV 71 n. 54), anscheinend in der Absicht, dem Sohn Arnulfs auch den Weg zur Kaiserwürde offenzuhalten.

    Fast gleichzeitig brach in Lothringen ein Aufstand gegen Zwentibold aus. L. wurde ins Land gerufen, nahm im März 900 zu Diedenhofen die Huldigung der lothring. Großen entgegen, begab sich im April nach Aachen und erschien im selben Jahr nochmals im Westen, wo der Tod Zwentibolds (13.8.900) den Wirren ein Ende setzte. Somit war, ohne ernstliche Krise, das Ostfränk. Reich wieder in dem Umfang vereinigt, der seit 879 bestandenhatte.

    Daß der König ein Kind war, wurde im einfachen Rechtsdenken der Zeit schlichtweg ignoriert. Eine Regentschaft im rechtlichen Sinne gab es nicht, L. galt als selber regierend, die Reichsversammlungen – Regensburg 901, Forchheim 903, Tribur 906 – galten als von ihm einberufen und geleitet. Person und Hof selbst dieses schwachen Königs stellten immer noch den Angelpunkt der politischen Ordnung dar. Die Urkunden wurden auf seinen Namen ausgestellt und von ihm selber mit dem Vollziehungsstrich versehen. Es sind 78 in der Substanz echte (freilich nicht immer im Text vollständige) Diplome erhalten (dazu 7 spätere Fälschungen und 10 mit hinreichender Sicherheit erschließbare Deperdita). Die Empfänger verteilen sich auf alle Länder von Bayern bis Sachsen und Lothringen, freilich ungleichmäßig, mit besonderen (aber vielleicht nur zufälligen) Schwerpunkten bei Eichstätt und St. Gallen. Die Kanzlei Arnulfs unter der nominellen Aufsicht des Salzburger Erzbischofs als des archicappellanus (Theotmar, † 907, dann Pilgrim) blieb weiter tätig, von Anfang 909 an geleitet von dem Bischof Salomon III. von Konstanz (890–919) als cancellarius. Die Diplome für lothring. Empfänger wurden dagegen, wie in Zwentibolds Jahren, weiterhin auf den Namen des EB Ratbod von Trier als des archicancellarius beglaubigt und meist auch in dessen – ebenfalls fortbestehender – Trierer Sonderkanzlei ausgefertigt. Lothringen behielt im übrigen auch politisch eine Sonderstellung. L. nahm nach 900 nur noch dreimal – 902, 906, 908 – jeweils sehr kurzen Aufenthalt in diesem Lande (Metz, Aachen), dessen Große allem Anscheine nach auch ihrerseits nicht an den ostfränkischen Reichsversammlungen teilnahmen. Der Königshof residierte im übrigen nur im Süden, bis 907 besonders in Bayern (Regensburg), dann mit Vorzug in Franken (Frankfurt, Tribur, Ingelheim, Forchheim).

    Von eigener Regierungstätigkeit, an der sich biographische Züge ablesen ließen, kann bei dem jungen, offenbar stets kränkelnden L. keine Rede sein. Den Bischöfen Hatto, Adalbero und Salomon wuchs eine Autorität zu, die einer faktischen Regentschaft oft nahekam, aber neben ihnen und weiteren Bischöfen begegnen am Hofe L.s – nach Ausweis der Urkunden nicht selten in großer Zahl – auch weltliche Große, so daß im ganzen eher von einem Adelsregiment als von einer Regentschaft gesprochen werden muß. Zu dieser Schwäche der Zentralregierung kam eine neue, sprunghaft ansteigende Bedrohung von außen. Die Ungarn suchten seit 899/900 Italien heim, worin wohl auch ein Grund dafür zu sehen ist, daß Kaiserpläne L.s, wenn sie bestanden, vollends unrealisierbar wurden; statt seiner wurde Anfang 901 Ludwig von Niederburgund von Benedikt IV. gekrönt. Die Ungarn beunruhigten seit 900 auch den bayer.-slaw. Südosten. Die Zerschlagung des Großmähr. Reiches (905/06) öffnete ihnen den Weg in die Reichsländer; 906 erschienen ihre berittenen Pfeilschützen erstmals in Sachsen.

    Das Machtvakuum im Innern und die zu rascher militärischer Reaktion zwingende äu-ßere Gefährdung förderten in steter Wechselwirkung den längst (und allenthalben im Frankenreich) im Gang befindlichen Aufstieg landschaftlicher Mittelgewalten, in denen sich die Herzogtümer des deutschen Mittelalters anbahnten. Der Aufstieg der schon von Arnulf geförderten rheinfränk. Konradiner schritt unter L. voran. Sie setzten sich in Hessen durch und standen in Mainfranken den Popponen-Babenbergern gegenüber. In Lothringen wurde der Konradiner Gebhard als Amtsherzog eingesetzt, doch behauptete hier auch der Henne- und Haspengaugraf Reginar|eine starke Stellung. Mit den Babenbergern aber trugen die Konradiner, gestützt auf die Reichsgewalt, von 902 an eine blutige Fehde aus, die 906 zum Tode des älteren Konrad (bei Fritzlar) führte, dann jedoch in Theres am Main mit der Gefangennahme und Hinrichtung des letzten Babenbergers Adalbert endete. Seitdem nahm der jüngere Konrad (L.s Nachfolger als König) in Rhein- und Mainfranken die Vormachtstellung eines dux ein. Am Widerstande innerschwäb. Gegner, aber ohne erkennbare Beteiligung des Königshofes, scheiterte 911 mit dem gewaltsamen Ende des hunfriding. Mgf. Burchard und seines Bruders Adalbert der erste Ansatz zu einer schwäb. Herzogsmacht. In steter Fühlung mit dem Hofe L.s stand dagegen der gleichfalls schon bei Arnulf sehr angesehene bayer. Magnat Liutpold, der mehrere Grenzgrafschaften befehligte und sogar als dux Boemannorum bezeichnet wird. Sein Versuch, der Ungarngefahr offensiv zu begegnen, endete am 5.7.907 bei Preßburg mit einer Katastrophe des bayer. Heerbanns; Liutpold selber und der Erzkaplan Theotmar von Salzburg waren unter den Toten; die karoling. Ostmark an der Donau, für die eben noch (903/06) die Raffelstettener Zollordnung erlassen worden war, brach zusammen. Im gefährdeten Bayern aber festigte und verselbständigte sich eben jetzt die Herzogsgewalt: Mit dem Willen des Stammesadels und sichtlich ohne Beziehung zum Hofe L.s (der seitdem nicht mehr mit Sicherheit in Bayern nachweisbar ist) folgte Liutpolds Sohn Arnulf als faktisch autonomer Herzog. Im Ungarnkampfe fiel am 3.8.908 auch der noch von Arnulf eingesetzte und dem Hofe L.s verbundene thür. Mgf. Burchard. Thüringen kam in den Einflußbereich der Liudolfinger – Ottos und seines Sohnes Heinrich – deren Vorrang in Sachsen längst gefestigt und vom König anerkannt war.

    Die Ungarnwelle erreichte nach diesen Schlägen einen ersten Höhepunkt. Sie ergoß sich 909 nach Schwaben. Trotz eines Abwehrsieges des Hzg. Arnulf an der Rott stießen ihre Raubscharen im nächsten Jahre durch Bayern vor. Wohl im Sommer (12.6.?, 9.8.?) 910 trat ihnen der König an der Spitze eines schwäb.-fränk.-bayer. Heerbanns auf dem Lechfeld bei Augsburg entgegen, aber diese einzige größere eigene Tat L.s führte zu einer neuen schweren Niederlage, bei der mit dem Tode des Konradiners Gebhard das lothring. Amtsherzogtum endete. Offenbar erkannte der Königshof die führende Stellung Reginars jetzt auch formell an: Er konnte am 1.6.911 als comes et missus dominicus urkunden.

    Nach einer glücklosen Regierung erlosch mit L. die ostfränk. Linie der karoling. Dynastie. Die politische Zukunft und damit der Zusammenhalt des Reiches war offen, aber im Jahrzehnt L.s waren wesentliche Vorentscheidungen für die politische Struktur des mittelalterlichen Deutschland gefallen. – Wenige Wochen nach L.s Tod erhoben die ostfränk. Großen den Hzg. Konrad zum König, während sich die Lothringer dem Westreich Karls III. anschlossen.

    Literatur
    ADB 19; Regg. Imp. I; Chronik d. Abtes Regino v. Prüm (-906) mit Continuatio [Adalbert], hrsg. v. F. Kurze, = MGH SS rer. Germ., 1890, auch (ohne Continuatio) mit Übersetzung in: R. Rau (Hrsg.), Qu. z. karoling. Reichsgesch. III, 1960; MGH DD Karol. Germ. IV; Capit. II 249-252 (Zollordnung), dazu Löwe Anm. 16 u. Schieffer § 6 Anm. 14 (Literatur); MGH Poetae IV 298-306 (Klagelied Salomons von Konstanz über d. Zustand d. Reiches). - Dümmler III, Parisot, Werner, Löwe § 47, Schieffer § 80 a (s. bei Ludwig d. Deutsch); P. Kehr, Die Kanzlei L.s d. K., 1940; Th. Schieffer, Die lothring. Kanzlei um 900, in: DA 14, 1958; E. Hlawitschka, Lotharingien u. d. Reich an d. Schwelle d. dt. Gesch., 1968, S. 185-94; H. Beumann, Die Einheit d. ostfränk. Reichs u. d. Kaisergedanke bei d. Königserhebung L.s d. K., in: Archiv f. Diplomatik 23, 1977 (Literatur). Die erst seit d. 11. Jahrhundert belegte, aber unwidersprochen gebliebene Nachricht zum Regensburger Grab Ludwigs wird von A. Schmid in: DA 32, 1976, S. 351-58 bezweifelt, kaum zu Recht. - Zu den Anfängen d. Herzogtümer kontrovers: H. Stingl, Die Entstehung d. dt. Stammesherzogtümer am Anfang d. 10. Jh., 1974. u. H. W. Goetz, „Dux“ u. „ducatus“, 1977; zu beiden K. Reindel, in: DA 35, 1979, S. 288-90.



    Geburt:
    Herbst

    Gestorben:
    20./24.9.911

    Begraben:
    St. Emmeram


  22. 81.  Glismut Graphische Anzeige der Nachkommen (55.Arnulf9, 30.Karlmann8, 18.Hemma7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 865; gestorben am 26 Apr 924.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Lahngau,Deutschland; Gräfin im Lahngau

    Notizen:

    Glismut Gräfin im Lahngau
    um 865-26.4.924
    Tochter des Kaisers ARNULF VON KÄRNTEN und der KONRADINERIN Oda

    Dümmler Ernst: Band II Seite 538,572,579, "Geschichte des Ostfränkischen Reiches"

    Die Leiche des gefallenen Konrad wurde von seiner Witwe Glismuoda und seinen Söhnen KONRAD und Eberhard aufgehoben und in der Feste Weilburg bestattet.
    Gegen den 10. November 911 wurde demnach KONRAD, der Sohn Konrads und Glismoudas [Am 1. Juli 912 machte KONRAD dem Kloster Fulda eine Schenkung per intercessionem venerandae ac dilectae gentricis nostrae Glismodae, desgleichen nennt er sie in einer Stiftung für Fulda (Boehmer acta Conr. p. 13, 38). Sie überlebte ihren Sohn und starb erst 26. April 924 siehe Necrol. Fuld. Mai. 924 (Boehmer fontes III, 156): Glismout cometissa VI Kal. Mai. Ganz unbegründeter Weise hat man, wie neuerdings noch Häuser (Geschichte der rheinischen Pfalz I, 27) und Leo (Vorlesung über deutsche Geschichte I, 588) Glismuoda zu einer unehelichen Tochter ARNOLFS machen wollen: eine Ansicht, die schon von Kremer (Orig. Nassiocae I, 65) hinlänglich widerlegt worden ist. Ebenso grundlos ist bei späteren Chronisten die Bezeichnung des älteren Konrad als eines Bruders Ludwigs.], zu Forchehim zum Franken-König gekrönt und gesalbt, wahrscheinlich durch die Hand Hattos, des alten Gönners seines Hauses.
    Im dritten Gnadenbrief endlich übergab er im Sommer 912 auf die Bitte seiner geliebten Mutter Glismuoda dem heiligen Bonifacius sein Erbgut zu Trebra an der Inn, wofür jene auf Lebenszeit mehrere Klostergüter im Lahngau zum Genuß erhielt.


    oo Konrad der Ältere von Fritzlar ca 855-27.2.906


    Kinder:

    - KONRAD I. um 881-23.12.918
    - Eberhard Herzog von Franken um 885-2.10.939
    - Udo III. Graf im Ober-Lahngau - um 918
    - Tochter
    oo Werner Graf im Worms- und Nahegau


    Literatur:
    Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 119 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 103 -

    Familie/Ehepartner: im Lahngau, Konrad. Konrad (Sohn von im Lahngau, Udo und N.) wurde geboren um 855; gestorben am 27 Feb 906 in Fritzlar [34560],Schwalm-Eder-Kreis,Hessen,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]


  23. 82.  Ellinrat Graphische Anzeige der Nachkommen (55.Arnulf9, 30.Karlmann8, 18.Hemma7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 875; gestorben nach 914.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Ostmark,Österreich; Markgräfin der Ostmark

    Notizen:

    Ellinrat Markgräfin der Ostmark
    um 875 -24.5.nach 914
    Illegitime Tochter des Kaisers ARNULF VON KÄRNTEN und der Konkubine Ellinrat

    Werner Karl Ferdinand: Seite 460, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VI. Generation 23

    Wenn die zu 914 V 24, BM² 2090 erwähnte Ellinrath nicht identisch ist mit der Tochter ARNULFS, die Engelschalk, Sohn Engelschalks I. (zu diesem Hause jetzt M. Mitterauer, Karolingische Markgrafen im Südosten, Wien 1963, 178ff.), entführte, dann ist hier eine weitere uneheliche Tochter ARNULFS einzusetzen.
    Um seine Machtposition zu steigern, entführte der zwielichtige Markgraf Engilschalk 893 die uneheliche Tochter König ARNULFS. Er musste zuerst zu den Mährern fliehen, ehe er sich mit ARNULF durch Vermittlung Ellinratas aussöhnen konnte. Seine bayerischen Standesgenossen waren aber nicht bereit, eine Sonderstellung Engilschalks zu dulden. Er wurde von den vielen Feinden, denen er sich durch seinen Übermut verhasst gemacht hatte, verfolgt und mitten in der KAROLINGER-Pfalz Regensburg ergriffen, geblendet und getötet.

    Konecny Silvia: Seite 154, "Die Frauen des karolingischen Königshauses"

    Etwas anders verlief zwei Generationen später die Entführung einer Tochter ARNULFS durch Engilschalk, einen Sohn des Markgrafen Wilhelm. Der Entführer floh diesmal nicht in ein anderes fränkisches Teilreich, sondern suchte Unterstützung bei den Mährern, also bei einem "ausländischen" Fürsten. ARNULF söhnte sich bald mit Engilschalk aus und machte den Schwiegersohn zum Markgrafen im Osten. Im Grunde fand ARNULF sich damit wohl mit einer Lage ab, die zu ändern er doch nicht ausreichend Macht besaß. Überdies konnte ARNULF so die Verbindung Engilschalks zu dem Mährer-König Zwentibold nützen. Als dadurch aber ein Aufstand fränkischer Adeliger im Grenzbereich, den der Mährer-König unterstützte, nicht verhindert werden konnte, eilte Engilschalk - vermutlich in freundschaftlicher Absicht - zu ARNULF nach Regensburg. Dort versuchte eine andere Gruppe Adeliger, die dem Schweigersohn des Kaisers wohl schlecht gesinnt war, die unsichere Lage zu nützen und sich des Günstlings des Kaisers zu entledigen. Engilschalk wurde des Hochverats bezichtigt und geblendet. Die Ehe- und Bündnispolitik ARNULFS wurde in deisem Fall also von inneren Zwistigkeiten des Adels zunichte gemacht.


    oo Engelschalk II. Markgraf der Ostmark - Frühjahr 893


    Literatur:
    Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 478 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 154 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 85,89 -

    Familie/Ehepartner: Engilschalk II.. Engilschalk gestorben in 893 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]


  24. 83.  von Lothringen, Zwentiboldvon Lothringen, Zwentibold Graphische Anzeige der Nachkommen (55.Arnulf9, 30.Karlmann8, 18.Hemma7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 870/871; gestorben am 13 Aug 900; wurde beigesetzt in Echt-Susteren [6100],Limburg,Niederlande.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 895-900, Lothringen,Frankreich; König von Lothringen

    Notizen:

    Zwentibold
    König von Lotharingen (895-900)
    870/71-13.8.900 gefallen an der unteren Maas Begraben: Kloster Susteren
    Illegitimer Sohn des Kaisers ARNULF VON KÄRNTEN aus dem Hause der KAROLINGER von der Konkubine Ellinrat

    Lexikon des Mittelalters: Band IX Spalte 726

    Zwentibold, König von Lotharingien 895-900
    * ca. 871, + 13. August 900 gefallen im Maasgau Begraben: Kloster Susteren

    Illegitimer Sohn Kaiser ARNULFS und einer unbekannten Konkubine

    oo Oda (LIUDOLFINGERIN), Tochter Ottos des Erlauchten

    Der in der karolingischen Familie einmalige Name stammt vom Taufpaten Svatopluk, Fürst des Großmährischen Reiches. Vom Vater wurde Zwentibold (mit seinem ebenfalls illegitimen Halbbruder Ratold) zunächst für die Nachfolge im Reich vorgesehen (Mai 889 Hoftag in Forchheim) und mit militärischen Kommandos in Oberitalien (893) und Burgund (894) betraut. Nachdem ARNULF 893 ein legitimer Sohn, Ludwig IV., geboren worden war, setzte er gegen anfängliche adlige Widerstände (894) auf einem Wormser Hoftag im Mai 895 die Königswahl seines Erstgeborenen Zwentibold in Lotharingien durch; Hoffnungen auf die Einbeziehung Burgunds (Annales Fuldenses 895: König "in Burgundia et omni Hlotharico regno") erfüllten sich nicht. Zwentibolds selbständige Herrschaft, getragen von einer eigenen Hofkapelle unter Erzbischof Hermann I. von Köln und einer neugebildeten Kanzlei unter Erzbischof Radbod von Trier, suchte in Aufnahme der Traditionen des 869 untergegangenen lotharingischen Mittelreichs (Annales Vedastini 895: "regnum quondam Hlotharii") die Integration des dortigen Grafenadels in ein karolingisches Königtum zu befestigen. Anfängliche Erfolge 895/96 wichen dem Verlust politischer Konsensfähigkeit. Zwentibolds Scheitern hatte mehrere Ursachen:
    Seit ARNULFS schwerer Erkrankung (896/97) fehlte der Rückhalt des Vaters; wechselvolle Verwicklungen in den Auseinandersetzungen zwischen Odo und Karl III. 'dem Einfältigen' um die westfränkische Königsherrschaft (Feldzug Zwentibolds ins W-Fränkische Reich 895; wiederholte Flucht Karls nach Lotharingien 895 und 896; dort Treffen mit ARNULFS Gegnern um Kaiser LAMBERT in Remiremont) gingen seit 897 mit zunehmenden Spannungen mit Erzbischof Radbod von Trier und führenden Grafen Lotharingiens einher (898 Abfall Graf Reginars zum westfränkischen König Karl III. und erfolgloser Vorstoß Karls nach Aachen und Nimwegen. Nach ARNULFS Tod (8. Dezember 899) riefen führende Adlige seinen legitimen Nachfolger im O-Fränkischen Reich, Ludwig das Kind, nach Lotharingien (Huldigungen im März 900 in Diedenhofen). Von all seinen Bischöfen und Grafen verlassen, fand Zwentibold im Sommer 900 gegen die Grafen Gerhard, Matfrid und Stephan den Schlachtentod. Die Memoria an den letzten autonomen Herrscher Lotharingiens brachte seine kultische Verehrung als Königsheiligen hervor.

    Quellen:
    MGH SS Karol. dt. 4 - Böhmer-Mühlbacher, RI 1, 1908 [Nachdr. 1966]

    Literatur:
    Dümmler III - Th. Schieffer, Die lothring. Kanzlei um 900, DA 14, 1958, 16-148 - H. Beumann, Kg. Z.s Kurswechsel im Jahre 898, RhVjbll 31, 1966/67, 17-41 - E. Hlawitschka, Lotharingien und das Reich an der Schwelle der dt. Gesch., 1968, 114ff. - Ders., Stirps regia, 1988 - R. Schieffer, Die Karolinger, 1992, 190-194.

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 1, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VI. 16c. ZWENTIBOLD, König von Lothringen 895 V, bis 900
    * ca. 870, + 900 13. VIII.
    Gemahlin:
    Oda, Tochter eines Grafen Otto

    Anmerkungen: Seite 118
    VI. 16. Zwentibold
    Mühlbach 1955 c,d; cf.Parisot, Roy de Lo 515f., 1983 c.
    Gemahlin: Oda, 897 nach 27. III., ib. 1968 c; sie war nach Regino 897, S. S. 1, 607, Tochter eines Grafen Otto (daß damit Herzog Otto von Sachsen gemeint sein soll, erscheint mir höchst unwahrscheinlich) und heiratete nach 900 den Grafen Gerhard, Regino 900, S. S. 1, 609. [VI 22]

    Ergänzung (Werner):
    Gemahlin: 879 Oda, Tochter Herzog Ottos von Sachsen, + 2. VII. nach 952

    Werner Karl Ferdinand: Seite 458, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VI. 22.

    Zu Zwentibold jetzt grundlegend MG Die Urkunden d. dt.Karolinger 4, Die Urkunden Zwentibolds und Ludwigs des Kindes, bearb. v. Th. Schieffer, Berlin 1963, dort 3-15 Einleitung zu Zwentibold; vgl. ferner Schieffer, Deutsches Archiv 14 (1958), 23.
    Das Jahr der Eheschließung mit Oda, von Brandenburg in der Annahme B VI, 16 richtig gegeben, ist in der Tafel aus 897 zu "879" verdruckt. Brandenburg nennt die Gattin "Ota, Tochter eines Grafen Otto". Es besteht jedoch kein Zweifel daran, daß es sich um die Tochter Herzog Ottos von Sachsen und damit um die Schwester König HEINRICHS I. handelt (vgl. Schieffer 4). Ebenso sicher ist auf sie zu beziehen der Eintrag im Hildesheimer Nekrolog VI Non. Iul Oda regina soror nostra, den schon Dümmler 3,455, Anm. 2 zitiert. Oda starb also am 2. Juli, und zwar nach 952, denn im D 159 OTTOS I von 952XII 30 wird sie erwähnt als nostra amitia mulier. Deo nobisque devota nomine Uota, die ihm Besitz in Deventer, der zweifelllos auf Zwentibold zurückging, übereignete (zit. schon bei Dümmler, a.a.O., die Identifizierung zuerst durch Ottenthal). Ob man aus der gegenüber dem eben erwähnten Original nur kopialen Überlieferung des D 216 von 960 VIII 28 schließen darf, daß Oda auch damals noch lebte, scheint mir zweifelhaft. Sie wird zwar nicht ausdrücklich als verstorben genannt, aber von dem Besitz in Deventer heißt es quae nobis Uda nostra nepta (so hier allgemein für Verwandte) legitime hereditando permisit, es ist also möglich, daß OTTO, dem der Hof zu Deventer 952 von seiner noch lebenden Tante übereignet worden war (wie üblich unter Vorbehalt des Nießbrauchs) und des ihn alsbald an St. Moritz in Magdeburg weitergeschenkt hatte, ihn jetzt, nach dem Tode der Oda (hereditando) unmittelbar in die Hand bekam und darum die Schenkung erneut vollzog. Das Datum von Odas Hochzeit mit Zwentibold läßt sich nach Dümmlers Angaben a.a.O. auf zwischen Ostern (III 27) und VI 13 des Jahres 897 begrenzen. Die Ehe wurde vielleicht auf der Wormser Reichsversammlung im Mai 897 geschlossen, vgl. DD Zwentibolds, Schieffer 4 und 42. - Oda hat noch im Todesjahr Zwentibolds den lothringischen Grafen Gerhard, Bruder Matfreds, einen der Feinde ihres erschlagenen Gatten, geheiratet, vgl. Renn 33.

    Schwennicke Detlev: Tafel 5, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    ZWENTIBOLD
    * 870/71, + 13. VIII 900
    V 895 König von LOTHRINGEN

    oo 27. III/13.VI 897 ODA VON SACHSEN + 2. VII nach 952
    Tochter von Herzog Otto dem Erlauchten (LIUDOLFINGER)

    (oo II 900 Gerhard Graf (MATFRIDE) gefallen 22. VI 910)

    Schnith Karl Rudolf: Seite 89, "Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern."

    DIE NACHKOMMEN KAISER ARNULFS VON KÄRNTEN

    1. ZWENTIBOLD (von der 1. Konkubine)
    * 870/71
    + 13.8.900 in der unteren oder mittleren Maasgegend (in einem Gefecht) Grabstätte: Kloster Süsteren

    Den seltenen Namen erhielt er von seinem Taufpaten, dem Mährer-Fürsten Swatopluk (eingedeutscht in Zwentibold)

    oo 27.3./13.6.897 ODA, Tochter Ottos von Sachsen (+ 2.7. nach 952)

    Kinder:
    Benedicta und Caecilia, Äbtissin von Süsteren (?)

    Mai 889: als Thronfolger vorgesehen
    Mai 895: König von Lotharingien

    Zwentibold erhielt den seltenen Namen von seinem Taufpaten, dem Mährer-Fürsten Swatopluk (eingedeutscht in Zwentibold). Nach der Beseitigung des lothringischen Großen, Graf Megingaud (+ 892), erhielt er dessen Lehen und Ämter. Er wurde 895 nach dem gescheiterten Versuch des Vorjahres von seinem Vater als Unter-König in Lothringen eingesetzt und ihm gelang es nicht, die einheimischen Großen, die seit Jahren nach eigenem Ermessen schalteten, für sich zu gewinnen. Schon Ende 896 kam es zwischen dem König und einigen einflußreichen Grafen zu einem Konflikt und er entzog vier der mächtigsten Grafen seines Reiches ihre Lehen und Ämter. Dies waren Stephan, einst ein Gefährte des KAROLINGER-Bastards Hugo, die Brüder Gerhard und Matfrid, in dem Bliesgau und Mosellande begütert, die sich zugleich mit jenem zwei Jahre früher, eine schimpfliche Bestrafung wegen Landfriedensbruches zugezogen hatten, und endlich Odaker, vielleicht Graf vom Ardennengau. Alle Besitzungen, die sie als Lehen besaßen, wurden ihnen abgesprochen und der König zog mit einem Heer nach Trier, wahrscheinlich um jeden etwaigen Widerstand der abgesetzten Grafen sogleich niederzuschlagen. Dieses vorschnelle und gewaltsame Verfahren mißbilligte sein Vater und er bewog den heftigen und jähzornigen Sohn, die drei Grafen Stephan, Matfrid und Gerhard unter Zurückgabe ihrer Lehen zu Gnaden wieder aufzunehmen. Verhängnisvoller war es für Zwentibold, dass er sich zwei Jahre später auch mit Reginar, dem mächtigsten lothringischen Großen überwarf. Den in Lothringen eingefallen KönigKarl den Einfältigen konnte er 898 abwehren, da die Vasallen aus Unlust auf einen Kampf verzichteten. Er traf sich im Jahre 899 im Kloster St. Goar am Rhein mit verschiedenen deutschen Großen und unternahm anschließend einem zweiten Feldzug gegen die Empörer und versuchte Durfos mit aller Macht zu erobern, was aber erneut mißlang. In seinem Unmut über dieses seinem Ansehen so nachteilige Mißlingen befahl er den Bischöfen, über die Empörer den Bann zu verhängen, was diese ablehnten, so dass jeder in seine Heimat zurückkehrte. Wenn Zwentibold auch im November desselben Jahres nach einem freilich vergeblichen Zug gegen die Normannen antrat, die sich an der Oise festgesetzt hatten und bald darauf mit Karl dem Einfältigen einen förmlichen Frieden schloß, so war doch seit der letzten Belagerung von Durfos seine Stellung völlig haltlos und sein Sturz unvermeidlich geworden. Der Wendepunkt von Zwentibolds Geschick lag aber darin, dass, nachdem er sich aus den mächtigsten der weltlichen Großen erbitterte Feinde geschaffen hatte, er sich zuletzt auch mit den Bischöfen überwarf und somit jede Stütze im Land verlor. Nach dem Tode Kaiser ARNULFS huldigten die lothringischen Großen dessen Sohn Ludwig als Oberherrn. Zwentibold, der seiner Herrschaft nicht entsagen wollte, fiel kurz darauf in einer Schlacht gegen die aufständischen Lothringer.



    27.3./13.6.897 oo 1. Oda von Sachsen, Tochter des Herzogs Otto, 875/80-2.7.nach 952
    (900 2. oo Gerhard (MATFRIEDE) Graf von Metz 870-22.6.910)


    Kinder:

    - Cäcilia Äbtissin von Süsteren - 17.8.
    - Benedikta Äbtissin von Süsteren - 17.8.


    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 22 - Annalen von Fulda - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 16,21,23,29,34,37,57,64,84 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 19-21,23-25,35,54 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 215,218 - Borgolte Michael: Karl III. und Neudingen. Zum Problem der Nachflgeregelung Ludwigs des Deutschen. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 1 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987, Seite 111,356 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 81,88,95,104,106,107,109-114 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 243,330,359, 372,387,407-410,433,454,464-471,478,498-501,503 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 20,27,30 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 288 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989, Seite 30,265,276 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 59-61,64,70,154 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 6-211 - Hlawitschka Eduard: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris Seite 94-571 - Hlawitschka Eduard: Studien zur Äbtissinnenreihe von Remiremont. Buchdruckerei und Verlag Karl Funk, Saarbrücken 1963, Seite 49 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,40,94 - Hlawitschka, Eduard: Vom Frankenreich zur Formierung der europäischen Staaten- und Völkergemeinschaft 840-1046, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1986 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 43,50,74 - Mohr Walter: Geschichte des Herzogtums Lothringen. Verlag "Die Mitte" Saarbrücken 1974 Seite 10-13 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion Seite Seite 434,442-444,452 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 434-637 - Renn, Heinz: Das erste Luxemburger Grafenhaus (963-1136) (Rheinisches Archiv 39), Bonn 1941 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 269,292 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 157,190,192-194,201 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern.Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 64,86,89,95,106,111,113 - Schulze, Hans: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 119,121,127,136 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 5 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 7- Weinfurter Stefan: Die Salier und das Reich. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991, Band I, Seite 375/Band III, Seite 486 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 476 - Werner Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1982, Seite 284-286 -

    Allgemeine Deutsche Biographie - Zwentibold, König von Lothringen

    Zwentibold, König von Lothringen 895—900. — Z., der älteste Sohn Arnolf's, des späteren Königs, damaligen Herzogs von Kärnten, wurde ihm von einer Kebsfrau geboren, deren Name unbekannt ist, und empfing seinen eigenen ungewöhnlichen Namen, auch Zwentepulch geschrieben, von dem Herzog Suatopluk von Mähren, der bei seiner Taufe Gevatter stand. Hieraus ergibt sich, daß er 870/71 geboren wurde, weil nur damals kurze Zeit Freundschaft der ostfränkischen Karolinger mit Suatopluk bestand.

    Als Arnolf trotz seiner eigenen unehelichen Herkunft im November 887 durch eine unblutige Umwälzung auf den Thron seines Oheims Karl's III. gelangt war, ließ er bereits im Mai 889 auf dem Reichstage zu Forchheim seinen Söhnen Zwentibold und Ratolf die Nachfolge eidlich zusichern, jedoch geschah dies nur unter dem Vorbehalt, wenn er von seiner Gemahlin Ota keinen ehelichen Sohn mehr gewänne. Sobald ihm im Herbst 893 Ludwig (das Kind) geboren wurde, verschwand daher für die Bastarde diese Aussicht. Nachdem inzwischen der mächtige lothringische Graf Megingaud am 28. August 892 ermordet worden war, übertrug Arnolf dessen Lehen z. Th. auf seinen Sohn Z. Im J. 893 schickte er diesen mit alemannischen Streitkräften nach Italien zur Unterstützung für den König Berengar I. gegen Wido und ließ ihn an einer erfolglosen Belagerung von Pavia theilnehmen, ebenso 894 mit nicht günstigerem Erfolge gleichfalls mit Alemannen gegen den König Rudolf von Hochburgund, der ihm in seinen Bergen unzugänglich blieb.

    Da die Thronfolge Zwentibold's durch die Geburt des kleinen Halbbruders vereitelt war, so bemühte sich der zärtliche Vater ihn durch ein besonderes Königreich sicher zu stellen und zu entschädigen, er ersah dazu Lothringen, welches am spätesten mit den übrigen deutschen Stämmen verbunden, am leichtesten wieder abgelöst werden zu können schien. Der erste Versuch, den er im Juni 894 zu Worms in dieser Richtung unternahm, scheiterte jedoch an dem Widerspruch der lothringischen Großen und erst ein Jahr später im Mai 895 ebenfalls zu Worms wurde diese Erhebung durchgesetzt. In Gegenwart des Königs Odo, den Arnolf für das westfränkische Reich anerkannte, ging unter allgemeiner Zustimmung die Einsetzung vor sich über Lothringen und Burgund in dem Umfange, in welchem (bis 869) Lothar II. darüber geboten hatte, zweifelhaft bleibt nur das Verhältniß Frieslands. Eine Krönung, wie sie sonst bei den ostfränkischen Karolingern nicht üblich war, besiegelte den feierlichen Act, der etwa zwischen den 25. und 30. Mai fällt. Der Erzbischof Ratbod von Trier bekleidete die Würde des Erzkanzlers. Von einer Oberhoheit des ostfränkischen Reiches über das lothringische ist keine Rede, Arnolf griff nur kraft väterlichen Ansehens öfter in die Angelegenheiten des Sohnes ein.

    Einen Versuch in selbständiger Politik machte dieser, von dem Triebe zur Vergrößerung seines Reiches geleitet, gleich darauf, indem er sich von Karl dem Einfältigen, dem andern von seinem Vater aufgegebenen französischen Thronbewerber durch Versprechungen gewinnen ließ und demselben alsbald mit einem großen Heere bei der Belagerung des festen Laon zu Hülfe kam. Indem er aber hier mehrere von Karl's Vasallen ganz auf seine Seite zog, den Grafen Balduin II. von Flandern, dessen Bruder, den Grafen Rodulf, und Reginar, wurde er diesem so verdächtig, daß man ihm sogar einen Anschlag auf Karl's Leben zutraute und so zog dieser es vor, lieber seinem Gegner Odo eine Theilung des Reiches anzubieten, als sich länger einem so zweifelhaften Bundesgenossen anzuvertrauen. Inzwischen hatte Z. nach Abschluß eines Waffenstillstandes mit dem Bischof Dido Laon schon verlassen; die Annäherung eines feindlichen Heeres Odo's scheuchte ihn vollends zurück. Etwas später im J. 896 nahm dennoch Karl, als sogar sein ältester Anhänger, der Erzbischof Fulko von Reims sich seinem Gegner zugewandt hatte, abermals seine Zuflucht zu Z., der wahrscheinlich aus diesem Anlaß die lothringischen Güter der Reimser Kirche überfiel und vertheilte.

    Im Spätherbst 896 überwarf sich Z. mit einigen der bis dahin mächtigsten Großen seines Reiches, mit den Grafen Stephan, Odakar, Gerhard und Matfrid, von denen die letzteren beiden Brüder waren. Ihrer aller Lehen wurden eingezogen. Man hat es hiemit in Zusammenhang gebracht, daß der Erzbischof Ratbod, der sich vorher der größten Gunst erfreut hatte, im Novbr. 896 seines Erzkanzleramtes enthoben wurde, welches zunächst bis 898 Erzbischof Heriman von Köln übernahm, doch bleibt dies eine unbegründete Vermuthung. Zu Anfang des Jahres 897 zog der junge König mit einem Heere nach Trier und vertheilte die eingezogenen Lehen an andre seiner Anhänger, für sich aber behielt er das Kloster Oeren und St. Peter in Metz. Gleich darauf freite er nach dem von ihm eingeholten Rathe seines Vaters um Oda, die Tochter des|Grafen Otto, wahrscheinlich des mächtigen Liudolfingers, die er nach Ostern heirathete.

    Schwerlich war sein Vater mit dem raschen Vorgehen Zwentibold's gegen jene Grafen einverstanden: unter seiner Vermittlung söhnte er sich vielmehr auf einer Reichsversammlung im Mai zu Worms mit Stephan, Gerhard, Matfrid und dessen Sohne wieder aus, und gab ihnen ihre Lehen zurück. Odakar aber blieb nach wie vor feindlich. Auf den ersten nur theilweise beigelegten Zwist Zwentibold's mit seinen Großen folgte bald ein zweiter und schlimmerer: im Februar 898 überwarf er sich mit dem Grafen Reginhar, von späteren Schriftstellern Langhals genannt, der bis dahin sein vertrautester und einziger Rathgeber gewesen war. Er zog nicht nur seine Lehen, zu denen die Abtei Echternach gehörte, sondern sogar auch seine Erbgüter ein und befahl, daß er innerhalb vierzehn Tagen sein Reich verlassen solle. Die nachfolgende Zurückgabe der Mastrichter Servatiusabtei (S. Servaes) an Trier steht hiemit im Zusammenhange, nachdem Reginhar dieselbe zwei Jahre zuvor zum Nießbrauch erpreßt hatte.

    Der Bruch mit einem so mächtigen, zugleich entschlossenen und verschlagenen, Manne wie Reginhar, der vermuthlich durch seine Mutter ein Enkel Lothar's I. war und sicherlich großen Anhang im Lande hatte, sollte sich bald genug an dem übel berathenen Könige rächen. Zunächst gelang es Z. nicht ihn unschädlich zu machen, als jener sich mit dem abgesetzten Grafen Odakar und andern Anhängern sowie mit seiner Familie in die Feste Durfos oder Durofostum (von zweifelhafter Lage) geworfen hatte, die durch die sie umgebenden Sümpfe der Maas unzugänglich war. Vergeblich wurde sie daher von dem Könige belagert. Aber die Empörer gewannen auch noch einen Bundesgenossen an dem jungen, seit dem Tode Odo's († am 1. Januar 898) im Westreiche allein herrschenden Könige Karl, der auf ihr Betreiben durch einen feindlichen Einfall im Sommer 898 den völlig überraschten Z. in die Flucht schlug und ohne Gegenwehr bis Achen und Nimwegen vordrang. Erst Bischof Franko von Lüttich, dem Dodilo von Cambrai folgte, gab ihm durch seinen Anschluß und seine Mannen einige Kraft des Widerstandes zurück und noch mehr der Adel aus der Gegend von Flörchingen (bei Diedenhofen), der sich um ihn schaarte. So rückte er Karl, der bis nach Prüm gekommen war, Anfang October muthig entgegen, ein Waffenstillstand aber oder ein vorläufiger Friede hemmte im Angesicht der Heere weitere Kämpfe und Karl kehrte ohne Erfolg in sein Reich zurück. Ein Zug gegen die Normannen, die wieder bis zur Maas schweiften, im Spätherbst, blieb fruchtlos.

    Durch Gesandte Arnolf's, der die Vermittlung übernahm, und Karl's wurde 899 zu St. Goar der Friede des letzteren endgültig abgeschlossen, doch sollte diese Zusammenkunft für den Lothringerkönig von verhängnißvoller Bedeutung werden, weil die Gesandten, Bischof Aschirich von Paris und Graf Odakar einerseits, Erzbischof Hatto von Mainz und die fränkischen Grafen Konrad und Gebehard andrerseits, hinter seinem Rücken Verabredungen trafen, die seinen späteren Sturz vorbereiteten. Es folgte eine nochmalige vergebliche Belagerung der Feste Durofostum: die Forderung Zwentibold's an die Bischöfe, seine Gegner mit dem Kirchenbanne zu belegen, wurde zurückgewiesen und veranlaßte ihn zu Drohungen und Schimpfreden: gegen den Erzbischof Ratbod soll er sich sogar thätlich durch einen Stockhieb auf den Kopf vergangen haben.

    Die Frucht war jedenfalls reif, durch die Entzweiung mit der früher anhänglichen Geistlichkeit wurde dem schwachen Königthum der letzte Halt entzogen, auch starb nach langem Siechthum Zwentibold's einzige Zuflucht in der Noth, der Kaiser Arnolf, am 8. December 899. So zeitigte das Jahr 900 einen allgemeinen Abfall, wobei vorzüglich die weltlichen Großen die Waffen gegen Z. ergriffen, indem sie ihm vorwarfen, daß er die Vornehmen unterdrückt und mit Weibern und Leuten niederer Herkunft die Reichsgeschäfte geführt habe. Nachdem inzwischen sein Halbbruder Ludwig am 4. Februar 900 zum König erhoben worden war, fiel diesem alles zu und huldigte ihm, als er, von den Lothringern herbeigerufen, im März zu Diedenhofen erschien und hernach auch Achen besuchte. Nach seinem Abzuge setzte Z. den hoffnungsvollen Kampf mit zusammengerafften Mannschaften unter Verwüstungen und Brandschatzungen noch eine Zeitlang fort, bis er in einem Treffen an der Maas am 13. August gegen die Grafen Stephan, Gerhard und Matfrid erschlagen wurde. Seine Ruhestätte fand er in dem zu Prüm gehörigen Nonnenkloster Süsteren, dem seine Töchter Cäcilia und Benedicta nach einander als Aebtissinnen vorstanden. Seine Wittwe Oda betrauerte ihn so wenig, daß sie sich noch in demselben Jahre mit dem Grafen Gerhard, seinem siegreichen Widersacher, vermählte.

    An Muth und Thatkraft hatte es dem jungen Könige vielleicht nicht gefehlt, aber Unbesonnenheit, Mangel an Selbstbeherrschung und leidenschaftliche Aufwallungen verdarben alles und beraubten ihn zuletzt jeder Stütze. So blieb es ihm versagt, seine eigene Herrschaft, geschweige denn eine Dynastie, zu begründen. Unruhe und Verwirrung sowie eine zunehmende Schwächung der königlichen Gewalt durch eine zügellose und gewaltthätige Aristokratie war das einzige Ergebniß dieser letzten Wiederherstellung eines selbständigen Königreichs Lothringen. Der zuverlässigste Geschichtschreiber, der uns über die Regierung Zwentibold's berichtet, Abt Regino von Prüm (seit 892), einer der hervorragendsten Geister dieser trüben Zeit, wurde selbst ein Opfer der inneren Wirren, welche sein Vaterland damals zerrissen. Die Grafen Gerhard und Matfrid verdrängten ihn 899 gewaltsam aus seinem Kloster, um dasselbe ihrem Bruder Richar zu übertragen.

    Literatur
    Die Geschichte Lothringens unter den Karolingern ist im Zusammenhange von mir behandelt im 3. Bande (2. Aufl.) meiner Geschichte des Ostfränkischen Reiches, Leipzig 1888, noch eingehender und in kritischem Geiste neuerdings von Robert Parisot: Le royaume de Lorraine sous les Carolingiens (843—923), Paris 1899. Für die Urkunden und als Uebersicht der Quellen: Mühlbacher, Die Regesten des Kaiserreichs unter den Karolingern (= Böhmer, Regesta imperii I), Innsbruck 1889 (2. Aufl. bevorstehend), endlich Mor. Müller, Die Kanzlei Zwentibolds, Königs von Lothringen, Bonn 1892.



    Gestorben:
    gefallen an der unteren Maas

    Begraben:
    Kloster Susteren

    Zwentibold heiratete von Sachsen, Oda in 897. Oda (Tochter von von Sachsen, Otto und von Babenberg, Hadwig) wurde geboren in 875/880; gestorben nach 952. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 109. Cäcilia  Graphische Anzeige der Nachkommen
    2. 110. Benedikta  Graphische Anzeige der Nachkommen

  25. 84.  Ratold Graphische Anzeige der Nachkommen (55.Arnulf9, 30.Karlmann8, 18.Hemma7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 889.

    Notizen:

    Ratold Ahnherr der Grafen von Meran
    889-
    Illegitimer Sohn des Kaisers ARNULF VON KÄRNTEN

    Werner Karl Ferdinand: Seite 460, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VI. Generation 24

    Zu Ratold gibt Brandenburg nur den Beleg zu 896. Aber schon 889 (Ann. Fuld.) schwören die fidelis König ARNULFS Treue für seine Söhne Zwentibold und Ratold für den Fall, daß er kein legitimes Kind haben werde.
    Ratold wurde 896 von seinem Vater als Unterkönig in Italien zurückgelassen.

    Konecny Silvia: Seite 143, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    In diesem Jahr einigte er sich nämlich mit dem Adel über die Herrschaftsnachfolge Zwentibolds und Ratolds, sofern die "legitime" Gattin Uota, keinen Sohn gebären würde. Eine Regelung dieser Art bedeutete gewiß einen Kompromiß, auch wenn Uota "legitme" Gattin und später sogar Königin genannt wurde. Bezeichnenderweise erfolgte jedoch keine Krönung Uotas, obwohl ARNULF wie KARL III. Anspruch auf die Gesamtherrschaft über das Frankenreich erhob, ja nicht einmal eine Dotation Uotas ist überliefert. Auf dem Italienzug des Jahres 896 aber begleitete Ratold den Kaiser, nicht etwa Uota und deren Sohn Ludwig. Möglicherweise war ARNULF die mütterliche Sippe Ratolds im lombardischen Grenzgebiet nützlicher als die KONRADINER. Auch Zwentibold erhielt trotz der Geburt Ludwigs des Kindes die Königswürde im Jahre 895 zugesprochen.

    Dümmler Ernst: Band II Seite 330,422,478, "Geschichte des Ostfränkischen Reiches"

    Der Antrag ARNOLFS ging dahin, daß die Franken sich eidlich verpflichten sollten, anch seinem Tode seinen beiden von Kebsweibern geborenen Söhnen Zwentibold und Ratolf die Erbfolge im Reiche zuzugestehen.
    In großer Eile wurde dieser Weg zurückgelegt, so daß der Kaiser schon im Mai 896 durch das Tal von Trient die Heimat wiedergewann. Die einzige Maßregel, die er vorher noch zur Sicherung Italiens treffen konnte, bestand darin, daß er seinen jüngeren unehelichen Sohn, den kleinen Ratolf in Mailand zurückließ und ihn der Treue des Volkes anvertraute. LAMBERTS Annäherung bewog Ratolf, den Sohn des Kaisers, seinem Vater auf dem nächsten Wege über den Komersee eilends nachzufolgen [Ann. Fuld. 896 Ratolf war vorher ad fidem Italicae gentis Mediolanium dimisso.].


    Literatur:
    Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865, Band II Seite 330,422,478 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976 Seite 143 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 86,89 -



Generation: 11

  1. 85.  im Einrichgau, Hugo Graphische Anzeige der Nachkommen (65.Udo10, 38.Gebhard9, 23.N.8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 977, Einrichgau,Rheinland-Pfalz,Deutschland; Graf im Einrichgau bezeugt 977

    Notizen:

    Hugo Graf im Einrichgau bezeugt 977
    Sohn des Grafen Udo I. von der Wetterau aus dem Hause der KONRADINER und einer namentlich unbekannten Gräfin von Vermandois, Tochter von Graf Heribert I.

    oo Tietwindis, Tochter eines comes Alemanniae und der Imma
    Kinder:
    - Heribert Erzbischof von Köln (999-1021) um 965-16.3.1021
    - Heinrich I. Bischof von Würzburg (995-1018) -14.11.1018
    - Tochter

    Familie/Ehepartner: Tietwindis. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 111. von Köln, Heribert  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 965; gestorben am 16 Mrz 1021; wurde beigesetzt in Köln-Deutz [50679],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland.
    2. 112. von Würzburg, Heinrich I.  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben am 14 Nov 1018.

  2. 86.  von der Wetterau, Gebhard III. Graphische Anzeige der Nachkommen (65.Udo10, 38.Gebhard9, 23.N.8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 918/920; gestorben in 938 in Belecke [59581],Soest,Nordrhein-Westfalen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Lahngau,Deutschland; Graf im Lahngau

    Notizen:

    Gebhard III. Graf im Lahngau
    ca 918/20- 938 gefallen vor Belecke
    Ältester Sohn des Grafen Udo I. von der Wetterau aus dem Hause der KONRADINER und einer namentlich unbekannten Gräfin von Vermandois, Tochter von Graf Heribert I.
    (Nach Jackmann/Fried hieß die Mutter Adela von Vermandois)

    Brandenburg Erich: Tafel 3, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VII. Generation 8.
    Gebhard
    * ca. 920, + 938
    Anmerkungen: Seite 121VII. 8. Gebhard
    Todesjahr Widukind 2, 11. Da er im Kampf fiel, muß er damals erwachsen gewesen sein. [VII 10]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 463, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 10
    Das Geburtsjahr Gebhards darf mit Rücksicht auf die Lebensdaten seiner Mutter etwas früher vermutet werden. (Brandenburg "c 920").
    Gebhard III. fiel bei der Empörung Thankmars gegen OTTO I. im Kampf um Belecke gegen die Aufständischen.

    Beumann, Helmut: Seite 59 , "Die Ottonen"

    Thankmar brachte jetzt die Burg Belecke bei Warstein (Arnsberger Wald) in seine Hand und lieferte seinen dort verschanzten Halbbruder Heinrich als Gefangenen an Eberhard aus. Bei diesem Kampf kam der KONRADINER Gebhard ums Leben, der Brudersohn Herzog Hermanns von Schwaben, der daraufhin an die Seite des Königs trat. Das konradinische Lager war hinfort gespalten.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 46,47, "Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert"

    Gegen dieses System hat jüngst K. Schmid; Probleme um den "Grafen Kuno von Öhningen", in: Dorf und Stift Öhningen, hg. von H. Berner (1966) Seite 87f., gewisse Bedenken angemeldet. Er weist darauf hin, daß Udos I. bezeugter Sohn Gebhard bereits 938 im Kampfe fiel, er also schon kurz vor 920 geboren sein dürfte, während Konrad, der als sein Bruder anzusetzen ist, doch erst 982 Herzog von Schwaben geworden ist und 997 starb.

    Holtzmann Robert: Seite 117, "Geschichte der sächsischen Kaiserzeit"

    Aber es ging nicht alles so, wie die Empörer wollten. Es war dem Herzog Eberhard von Franken gelungen, auch ein jüngeres Mitglied seines Hauses auf seine Seite zu ziehen, Gebhard, einen Sohn des rheinfränkischen Grafen Udo (der ein Bruder Hermanns von Schwaben und mithin ein Vetter Eberhards war). Dieser Gebhard ist im Kampf um Belecke gefallen, und das schien den anderen KONRADINERN, Hermann, Udo und ihrem Vetter Konrad Kurzbold, ein Gottesgericht, so daß sie um so fester auf der Seite des Königs aushielten.

    Widukind von Corvey: Seite 119, "Die Sachsengeschichte"

    Es verband sich aber auch Thankmar mit Eberhard, brachte eine starke Mannschaft zusammen und belagerte mit ihr den Stützpunkt Belecke, in dem sich der jüngere Heinrich befand; und nachdem er die Burg seinen Kriegsgefährten zur Plünderung übergeben hatte, zog er ab und führte Heinrich wie einen gemeinen Knecht mit sich fort. Dort aber wurde Gebhard, der Sohn Udos, des Bruders von Herzog Hermann, getötet; wegen seines Todes haben sich nach Gottes Ratschluß die führenden Männer unter den Franken entzweit.

    Literatur:
    Beumann, Helmut: Die Ottonen, Verlag W. Kohlhammer, 1991 Seite 59 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969 Seite 46 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 117 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 463 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stutggart 1981 Seite 119 -

    Gestorben:
    gefallen vor Belecke


  3. 87.  von der Wetterau, Udo II. Graphische Anzeige der Nachkommen (65.Udo10, 38.Gebhard9, 23.N.8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 920/925; gestorben am 14 Jul 982 in Cotrone [88900],Kalabrien,Italien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Rheinfranken,Deutschland; Herzog in Rheinfranken
    • Titel/Amt/Status: 949-982, Wetterau,Hessen,Deutschland; Graf der Wetterau

    Notizen:

    Udo II.
    Graf der Wetterau (949-982)
    Herzog in Rheinfranken
    ca 920/25-14.7.982 gefallen Cotrone

    Sohn des Grafen Udo I. von der Wetterau aus dem Hause der KONRADINER und einer namentlich unbekannten Gräfin von Vermandois, Tochter von Graf Heribert I.
    Neffe des Herzogs Hermann I. von Schwaben
    (Nach Jackman/Fried als Udo III. Herzog von Elsaß Sohn des Herzogs Konrad I. von Elsaß und der Judith/Jutta von Öhningen)
    Josef Heinzelmann macht wahrscheinlich, daß die drei Brüder Konrad, Heribert und Udo und ihre Schwester Judith nicht unbedingt Söhne bzw. Tochter des Grafen Udo I. von der Wetterau sein müssen, sondern dessen Enkel oder Schwiegersöhne gewesen sein könnten

    Althoff Gerd: Seite 407, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    G 88, Lü: 14.7. Vdo + 982 Graf von Rheinfranken

    Zum Eintrag vgl. G 87.
    Der KONRADINER Udo war der Bruder Judiths (G 140), der Gemahlin Heinrichs von Stade. Mit der Stader Grafenfamilie waren die BILLUNGER verwandtschaftlich verbunden und politisch verbündet; vgl. G 45.
    Udo fiel in der Schlacht bei Cotrone; vgl. BMi Nr. 874b; allg. siehe auch FW H 5 mit weiteren Literaturhinweisen.

    Brandenburg Erich: Tafel 3, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VII. Generation 10.
    Udo der Jüngere, Graf in der Wetterau 949
    * ca. 920, + 982 15. VII.
    Anmerkungen: Seite 121, VII. 10. Udo
    Thietmar 2, 20 [VII 12]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 463, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 12
    Zu Udo vgl. E. E. Stengel, Abhandlungen und Untersuchungen zur hessischen Geschichte 444.
    Den Todestag gibt Brandenburg irrig mit 982 VII 15 an, was in 982 VII 13 zu korrigieren ist.

    Udo II. hatte von seinem Vater die Grafschaft in der Wetterau geerbt und übte außerdem noch Grafenrechte im Moselgebiet aus, nämlich im Maienfeld und im Trechirgau. Wahrscheinlich ist er auch mit jenem fränkischen Udo zu identifizieren, der 9664 in einer militärischen Stellung in Oberitalien erscheint und 966 wegen Hochverrats von OTTO I.in die Verbannung geschickt wurde. Völlig gesichert ist aber, daß er in der Schlacht bei Cotrone gegen die Araber fiel. Bei dieser Gelegenheit erhält er einige Male den Titel "dux", allerdings ohne Zusatz. Es ist möglich, daß diese Bezeichnung eine militärische Führerstellung ausdrückt.

    Holtzmann Robert: Seite 170,269 , "Geschichte der sächsischen Kaiserzeit"

    Nur in Franken ist ein wirklicher Herzog, das heißt eine Gewalt, unter der Grafen standen, auch jetzt nicht mehr bestellt worden. Das Deutsche Reich war ein Teil des alten Frankenreiches, hieß gleich dem französsichen zumeist noch einfach regnunum Francorum, Reich der Franken, und das Gebiet des fränkischen Stammmes galt als das eigentliche Königsland, wo es keiner herzoglichen Gewalt bedurfte. Wenn später der KONRADINER Udo II., Graf in der Wetterau, der Sohn des gleichnamigen Siegers von Andernach, den herzoglichen Titel trägt und die Nachkommen Konrads des Roten, deren Grafschaften im Wormsfeld und Speyergau lagen, als "Herzöge von Worms" erscheinen, in Mainfranken der Bischof von Würzburg sich Herzog nennt, so sind das nur Titel für Großgrafen und hohe Herren, die keine andere Grafen unter sich hatten.
    Mit dem Fanatismus des Moslem überfielen die Araber nun das ungeschützte Heer der Deutschen und bereiteten ihm eine furchtbare Niederlage. Fast die ganze deutsche Mannschaft wurde vernichtet, unter den Gefallenen befanden sich Bischof Heinrich von Augsburg, Herzog Udo II. von Rheinfranken, Markgraf Gunther von Merseburg, Graf Dedi von Wettin, von den Italienern Landulf von Capua und ein anderer Sohn des Eisenkopfes.

    Eickhoff, Ekkehard: Seite 73, "Theophanu und der König"

    Tausende von christlichen Kriegern mit ihren Anführern wurden erschlagen. Darunter waren Bischof Heinrich von Augsburg, der rheinfränkische Herzog Udo, Richer, der Träger der heiligen Lanze, und jener Graf Konrad, der wenige Stunden zuvor seinen reichen Besitz dem heiligen Gregor von Gorze gestiftet hatte: insgesamt 19 Fürsten und Grafen.

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 57,59,98,407 G 88 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 149 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996 Seite 73,84 - Fried, Johannes: Prolepsis oder Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradindiner-Genealogie im 10. und frühen 11. Jahrhundert - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 46-49,54 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 170,269,274 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 55 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 463 -

    Gestorben:
    gefallen


  4. 88.  von Schwaben, Konrad Graphische Anzeige der Nachkommen (65.Udo10, 38.Gebhard9, 23.N.8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 915/920; gestorben am 20 Aug 997.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Wetterau,Hessen,Deutschland; Graf der Wetterau
    • Titel/Amt/Status: 949-997, Rheingau,Hessen,Deutschland; Graf im Rheingau
    • Titel/Amt/Status: 982-997, Schwaben,Deutschland; Herzog von Schwaben

    Notizen:

    Konrad Herzog von Schwaben (982-997)
    Graf der Wetterau
    Graf im Rheingau (949-997)
    915/20-20.8.997

    Jüngerer Sohn des Grafen Udo I. von der Wetterau aus dem Hause der KONRADINER und einer namentlich unbekannten Gräfin von Vermandois, Tochter von Graf Heribert I.
    Neffe des Herzogs Hermann I. von Schwaben
    Nach Jackman/Fried Konrad II. von Öhningen, Herzog von Schwaben, Sohn des Herzogs Konrad I. von Elsaß und der Judith/Jutta von Öhningen
    Josef Heinzelmann macht wahrscheinlich, daß die drei Brüder Konrad, Heribert und Udo und ihre Schwester Judith nicht unbedingt Söhne des Grafen Udo I. von der Wetterau sein müssen, sondern dessen Enkel oder Schwiegersöhne gewesen sein könnten

    Brandenburg Erich: Tafel 3, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VII. Generation
    9.
    Konrad, Graf um Rheingau 949, Herzog von Schwaben 982
    * ca. 920, + 997 20. VIII.
    Anmerkungen: Seite 121
    VII. 9. Konrad

    Wenck, Hessische Landesgeschichte 1, 200 [VII 11]

    Ergänzungen (Wolf):
    Seite 6:
    VII 9 Konrad Herzog von Schwaben, * ca. 940 (nicht 920) war (nach Armin Wolf, Wer war Kuno von Öhningen? in: Deutsches Archiv 36, 1980, 25-85; inzwischen weithin akzeptiert, auch von Eduard Hlawitschka, Untersuchungen 1987 vertreten) identisch mit Kuno von Öhningen, der nach der Genealogia Welforum cap. 4 und der Historia Welforum cap. 6 zahlreiche Kinder und weitere Nachkommen hatte (WELFEN, Rheinfelden, Zähringen, Diessen-Andechs).
    VIII 13 hatte also noch Geschwister (vgl. Wolf 1980 Seite 28).
    Strittig ist die Gemahlin Konrads von Öhningen-Schwaben. Nach Wolf war es die in der Genealogia Welforum und Historia Welforum als Gemahlin Kunos (von Öhningen) genannte "filia Ottonis Magni imperatoris" (Richlint), die eine Tochter Ludolfs, also nicht Tochter, sondern Enkelin OTTOS DES GROSSEN war (filia = Nachkommin, vom Stamme OTTOS, vgl. Söhne Abrahams).
    Für Richlint jetzt auch Donald C. Jackman und Johannes Fried (siehe Stammtafel der Konradiner Seite 92). Hlawitschka hält an der erstmals 1906 bei von Dungern auftretenden Annahme fest, Herzog Konrad von Schwaben sei mit Jutta/Judith verheiratet gewesen. Hlawitschka sieht in ihr eine Tochter Adalberts von Marchtal. Zu dem Streit zusammenfassend: Armin Wolf: Quasi hereditatem inter filios, Zur Kontroverse über das Königswahlrecht im Jahre 1002 und die Genealogie der Konradiner, in: Zeitschrift für Rechtsgeschichte, Germanische Abteilung 112, 1995, 64-157.
    Für Wolf waren die Eltern Konrads von Öhningen/Schwaben unbekannt, sein Vater war jedenfalls nicht der von Brandenburg genannte Udo von der Wetterau.
    Nach Jackman und Fried war der Vater der 982 verstorbene Konrad (Herzog vom Elsaß).
    VII. 9-11 sind demnach an anderer Stelle einzuordnen. An ihrer Stelle ist als Sohn Udos von der Wetterau neben Gebhard (+ 938), Udo, Bischof von Straßburg 950, + 965 (Continuatio Reginonis Seite 164 und 176) einzutragen.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 463, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation
    11
    Vermutungen zur Gattin Konrads und dem Datum seiner Ehe (963/64) bei Decker-Hauff, Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 15 (1955) 267f.
    Konrad war schon seit 948 Graf im Lobdengau, Rheingau und der Wingarteiba. Bei der Verteilung der Ämter und Lehen im konradinischen Einflußbereich hatte Konrad nach dem Tode seines Vaters 949 neben dem Rheingau auch den südlichsten bzw. südöstlichsten, Regenbach am nächsten liegenden, Bereich übernommen, während seine Brüder Heribert und Udo als dux andere Herrschaftsschwerpunkte innehatten. Er war eine treue Stütze der OTTONEN, zog 982/83 auch mit nach Italien und folgte seinem Verwandten Otto als Herzog von Schwaben.
    Für seine starke Stellung in Franken spricht auch seine Bezeichnung als "dux Francorum" durch die Quedlinburger Annalen zu 984. Er nannte sich als erster "Herzog von Alemannien und Elsaß", unterstützte im deutschen Thronkrieg 983-985 neben Erzbischof Willigis von Mainz OTTO III. am aktivsten gegen Heinrich II. den Zänker von Bayern. Konrad spielte in diesen Auseinandersetzungen eine wichtige Rolle, versuchte neben König Konrad von Burgund zu vermitteln und hat durch seine Entscheidung für OTTO und die Kaiserinnen die schnelle Festigung dieser Regierung erst möglich gemacht. Auf dem Hoftag zu Ostern 986 diente er dem königlichen Kind als Kämmerer. Obwohl die inzwischen wieder mächtig gewordenen POPPONEN, die alten Rivalen seines Hauses in Franken, auch auf Seiten des Königshauses standen, blieb das gute Einvernehmen der KONRADINER mit OTTO III. auch weiter bestehen. Immer wieder war Konrad am Königshof bezeugt, eine Reihe von Urkunden nannten ihn als Intervenienten, 990 nannte ihn OTTO "noster fidelissimus Alemannorum dux Chuonradus". Er sicherte die herzogliche Macht und kaiserliche Autorität im Land. Konrad hatte als Herzog offenbar nicht die enge Verbindung zu einer schwäbischen Adelsfamilie und deren Besitz, wohl aber eigenen Familienbesitz in angrenzenden Gebieten im Norden und Westen. Herzog Konrad war eine mächtige und wichtige Stütze der Vormundschaftsregierung und des jungen Königs. Der Preis für seine Loyalität war der territoriale Ausbau der Herzogsmacht ins Elsaß und damit eine gewisse Veränderung in der Art des Herzogtums, denn der Besitz im Elsaß war nicht mehr herzogliche Amtsgewalt im älteren Sinne, sondern Belehnung. Gegen die zu mächtig gewordenen POPPONEN und KONRADINER förderte OTTO III. später das Bistum Würzburg. Am 20. August 997 starb Konrad eines plötzlichen Todes und sein Sohn Hermann folgte ihm als Herzog von Schwaben nach.
    Konrad konnte von der neueren Forschung als "Kuno von Öhningen" identifiziert werden.

    Heine Alexander (Hg.): Seite 24,25,39, "Geschichte der Welfen"

    Genealogie der Welfen

    4. Rudolf nahm eine Gemahlin aus dem Hause ÖHNINGEN [Öhningen bei Radolfszell. Itas Gemahl war nicht der Bruder des heiligen Konrad, sondern dessen Neffe.] namens Ita, deren Vater der sehr edle Graf Kuno war, die Mutter aber eine Tochter des Kaiser OTTO DES GROSSEN. Dieser Kuno zeugte vier Söhne, Egebert, den Markgrafen von Stade, Leopald, Liutold und Kuno, und vier Töchter, deren eine sich unserem Rudolf, die andere mit einem von Rheinfelden, einem Ahnherrn der ZÄHRINGER, die dritte mit dem König der Rugier und die vierte mit dem Grafen von Andechs vermählte. Rudolf zeugte mit seiner Gemahlin Heinrich, welcher bei Lana auf der Jagd von einem Stein zerschmettert wurde, und Welf, den ersten dieses Namens.
    6. Mit derselben Ita erzeugte Rudolf auch Richarda, welche das Kloster Ebersberg gründete, da sie von einem der reichsten Grafen Baierns seine Söhne empfing.

    Geschichte der Welfen

    6. Rudolf, der Bruder des Vorigen, nahm eine Gemahlin namens Ita aus dem Hause ÖHNINGEN [Die Verwandtschaft der Ita ist der Genealogie der Welfen entnommen. Diese Angaben sind teilweise falsch, OTTO hatte keine Tochter Richlint, es gab keinen Grafen Eggebert von Stade, ein Graf Kuno von Öhningen ist unbekannt, Diessen und Andechs werden gleichberechtigt genannt.], deren Vater der sehr edle Graf Kuno, die Mutter aber eine Tochter des Kaisers OTTOS DES GROSSEN namens Richlint war. Dieser Kuno zeugte vier Söhne, Eggebert, Kuno, Liutold und Leopalt. Der erste von ihnen, nämlich Eggebert, hatte die Mark gegen die Dänen an der Grenze Sachsens, Stade genannt, und zeugte Söhne und Töchter, welche sich in verschiedene Länder zerstreut haben. Derselbe Kuno hatte auch vier Töchter, deren eine unseren Rudolf, eine andere einen von Rheinfelden, Ahnherrn der ZÄHRINGER, eine dritte den König der Rugier und eine vierte den Grafen von Dießen heiratete. Der genannte Rudolf erzeugte mit Ita zwei Söhne, Heinrich und Welf, und eine Tochter Richgarda [In Wirklichkeit hieß diese Tochter Richlindis.].

    Thietmar von Merseburg: Seite 118,122,176, "Chronik"

    Der Herzog aber gewann alle bairischen Bischöfe und einige Grafen für sich; dann zog er im Vertrauen auf diese Bundesgenossen nach Franken und lagerte sich zu Verhandlungen mit den Fürsten jener Gegend auf den Wiesen für Bürstadt. Willigis, der damalige Leiter der Mainzer Kirche, Herzog Konrad [von Schwaben, KONRADINER, 983-997. Vater: II, 34. Bruder: Udo vgl. VII, 20 Anmerkung 82.] und die übrigen Großen fanden sich ein.
    Das nächste Osterfest feierte der König in Quedlinburg [4.4.986: Herzog Heinrich von Baiern, Herzog Konrad von Schwaben, Herzog Heinrich von Kärnten, Herzog Bernhard von Sachsen]; hierbei dienten vier Herzöge: Heinrich als Truchseß, Konrad als Kämmerer, Heinrich der Jüngere als Schenk, Bernhard als Marschall.
    In dieser Zeit starben zu unserer Trauer der treffliche Herzog Konrad von Schwaben [20.8.997], sein Bruder Graf Herbert sowie der wackere Markgraf Hodo eines plötzlichen Todes.

    Stälin Paul Friedrich: Seite 190, "Geschichte Württembergs"

    Als Nachfolger für Schwaben, von welchem Bayern nunmehr wieder getrennt ward, ernannte Kaiser OTTO II. Konrad (982-997), den Sohn des Grafen Udo in der Wetterau und einer Gräfin von Vermandois, einen Brudersohn von
    Herzog Hermann I. von Schwaben, dessen Enkel Herzog Otto I. gewesen war. Konrad blieb auch in seinem Stammlande Franken sehr einflußreich und besaß wohl von der väterlichen Erbschaft her die eine oder andere Grafschaft in dieser Provinz. Von der Tätigkeit dieses Herzogs, welcher wie sein Nachfolger neben dem Titel dux Alamanniae auch noch den Namen eines dux Alsaciorum führte, teilen uns die dürftigen Geschichtsschreiber dieser Zeit nur sehr wenig mit. Alsbald nach OTTOS II. Tode (7. Dezember 983) erhielt er Gelegenheit, seine Treue gegen dessen Sohn und Nachfolger, den jungen OTTO III., zu erproben. An ihm und dem einflußreichen Erzbischof Willigis von Mainz scheiterten die Verführungsversuche des nach der Krone lüsternen Heinrich von Bayern auf dem Tage zu Bisenstätt (heutzutage Bürstadt zwischen Worms und Heppenheim) im Jahr 984, und so sah sich Heinrich hierdurch besonders genötigt, seine Absichten auf das Königtum aufzugeben. Bei OTTO versah Konrad zu Quedlinburg am Osterfeste des Jahres 985 das Amt des Kämmerers, und der König erschien selbst zur Zeit seiner Regierung einige Male in Schwaben, so insbesondere den 14. November 994 auf dem Hohentwiel. Im Jahr 996 war er unter anderen auch von Schwaben und Franken begleitet, als er in Italien seinen Neffen Bruno, den Sohn Ottos, des Grafen im Kraichgau und Herzogs von Kärnten, als ersten deutschen Papst einsetzte. Im folgenden Jahre, den 20. August, starb Herzog Konrad eines jähen Todes.

    Weinfurter, Stefan (Hg.): Band I, Seite 226, "Die Salier und das Reich"

    Doch deren Herzogsherrschaft in Schwaben beruhte wesentlich auf konradinischer Grundlage und bewegte sich in konradinischen Bahnen, und als in der zweiten Generation mit den kinderlioosen Herzog Otto im Jahre 982 endete, wurde das Herzogtum gegen bayerisch-liudolfingische Ansprüche wiederum an einen KONRADINER gegeben: an Hermanns Neffen Konrad (Herzog 982/83-997). Um eine herausragende adelige Stellung in Schwaben behaupten zu können, wurde deshalb in der Folgezeit die Verwandtschaft mit Herzog Konrad bedeutsamer als liudolfingische Abkunft. Denn in den Händen Konrads und seines Sohnes Herzog Hermanns II. (996/97-1003) scheint ganz beträchtlicher Besitz zusammengekommen zu sein. Einerseits dürfte dank der Ehe Herzog Hermanns I. mit Reginlinde, der Witwe des HUNFRIDINGERS Burchard II., über deren Schwiegersohn Liudolf und dessen Sohn Otto die Verfügungsgewalt über erhebliche Teile des Familiengutes der alten "hunfridingischen" Herzogssippe - von dem "der dem karolingischen Fiskus entstammenden Besitz wohl nicht klar geschieden wurde" - an Herzog Konrad und Herzog Hermann II. gelangt sein; daß Konrad seine Herzogsherrschaft in Schwaben durchzusetzen vermochte, bedeutet doch wohl, daß er sich der Machtbasis Herzogs Ottos zumindest teilweise versichern konnte. Konrad und Hermann II. verfügten andererseits über alaholfingischen und burgundisch-schwäbischen, das heißt wiederum hunfridingischen Besitz - Konrad von seiner alaholfingischen Gattin Judith, Hermann von seiner burgundischen Gattin Gerberga, die den Namen ihrer Großmutter, einer Schwester Kaiser OTTOS DES GROSSEN, trug, aber ebenfalls eine Großnichte Herzog Burchards II. war. Weil Hermann II. 1002 das Königtum HEINRICHS II. zu verhindern suchte und dabei scheiterte, konnte HEINRICH die konradinische Stellung im Oberrheinraum - im Elsaß und Breisgau - schwächen, wo er Gegenkräfte förderte, doch er tat dies keineswegs im übrigen Schwaben. Nach Hermanns II. und seines über das Knabenalter kaum hinausgelangten Sohnes (Hermann III., 1003-1012) Tod erbten die Töchter, von denen er "hinreichend viele" hatte: Mathilde, Gisela und Beatrix.

    Althoff Gerd: Seite 149,161,168, "Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat"

    Und in der Tat kam OTTO im Mai nach Verona zu einem Hoftag, auf dem eine Reihe wichtiger personeller Entscheidungen fielen. Schwaben erhielt Konrad aus dem Geschlecht der KONRADINER, ein Bruder des Cotrone gefallenen Grafen Udo. Wie so häufig erfahren wir kein Wort darüber, welche Kräftegruppen sich für die beiden Herzöge eingesetzt haben.
    Dabei aber ließ man es nicht bewenden. Vielmehr feierte man das nächste Osterfest (986) in Quedlinburg, und damit vielleicht nicht zufällig an dem Ort, an dem sich Heinrich zwei Jahre zuvor öffentlich als König hatte feiern lassen. Hier griff man zu einem Ritual, das schon bei der Aachener Königserhebung OTTOS DES GROSSEN 936 oder derjenigen OTTOS II. 961 benutzt worden war. Thietmar erwähnt es als einziges Detail der Feier: "hier dienten vier Herzöge: Heinrich (der Zänker) als Truchseß, Konrad als Kämmerer, Heinrich der Jüngere als Mundschenk, Bernhard als Marschall" (IV, 9). Dieser Dienst der Herzöge bei der Festfeier symbolisierte ihre Dienstbereitschaft gegenüber dem jungen König und damit versprachen sie dieses Verhalten auch für die Zukunft.
    Doch auch in dieser zugespitzten Lage entschloß man sich noch einmal, durch Vermittler einen Ausgleich zu versuchen. Hierzu sollten neben den Hauptbetroffenen, Ludwig V., seiner Mutter Hemma und Erzbischof Adalbero, die Kaiserin Adelheid als Mutter Hemmas und damit Großmutter Ludwigs, sowie Herzog Hugo Capet und Herzog Konrad von Schwaben zusammenkommen.

    Althoff, Gerd: Seite 47,61, "Otto III."

    Nach Heinrichs Mißerfolgen in Sachsen und Erfolgen in Bayern hing nun von der Entscheidung der fränkischen Großen sehr viel ab. Als herausragende Vertreter dieser fränkischen Fürsten, die sich mit Heinrich in Bürstadt bei Worms zu Verhandlungen trafen, werden von Thietmar Erzbischof Willigis von Mainz und der Schwaben-Herzog Konrad, der ein Franke war, genannt. Die Verhandlungen erbrachten ein eindeutiges, für Heinrich jedoch keineswegs erfreuliches Ergebnis: Die fränkischen Großen waren unter keinen Umständen bereit, von der Thronfolge OTTOS III. Abstand zu nehmen.
    Auch zum Jahre 987 erfahren wir wieder von Initiativen, mit denen Fürstinnen den Frieden zwischen den verfeindeten Parteien herbeiführen wollten. Wieder war es Herzogin Beatrix, auf deren Initiative sich Kaiserin Adelheid, Herzog Konrad von Schwaben, König Ludwig, Königin Hemma und Herzog Hugo Capet treffen sollten, um üer den Frieden zu verhandeln.

    Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Seite 271,279,286,289, "Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa"

    In die Zeit nach Theophanus Tod und vor OTTOS III. Volljährigkeit fallen erstmalige Interventionen für ihre eigene Klostergründung Selz im Elsaß [Stets Adelheid, ggf. genannte Mitinterveninten): DD O III. 77 (Äbtissin Mathilde von Quedlinburg), 78,79,86 (Erzbischof Willigis von Mainz und die Bischöfe Hildibald von Worms und Notger von Lüttich), 87a ud b sowie 88 (Mitintervenienten wie in 86), 130 (Erzbischof Willigis von Mainz, Bischof Hildibald von Worms, die Herzöge Heinrich der Zänker, Konrad von Schwaben und Otto von Kärnten), 137 und 160; ferner die Fälschung D O III. 159.] und für Sophia, ihre Enkelin.
    Die anderen drei Fälle aus den Jahren 992-994 zeigen den Zänker zusammen mit einer größeren Zahl von Mitintervenienten für nichtbayerische Empfänger, davon zwei mit Herzog Konrad von Schwaben, der gerne als sein großer Rivale gezeichnet wird; in diesen Jahr sind aber generell viele Mitintervenentionen der anderen Herzöge zu verzeichnen [Herzog Konrad von Schwaben ist 992-996 ebenfalls dreimal als Mitintervenient belegt, vgl. DD O III. 83,130 und 231.].
    Die Initiative für Adelheids Erscheinen ging von einer Gruppe geistlicher und weltlicher Großer aus - heißt es doch in den Quedlinburger Annalen ausdrücklich, daß die Anhänger OTTOS III. Boten nach Pavia zu Adelheid schickten, um ihr Erscheinen und um ihren Rat - consilium - baten, wenn sie für die Königsherrschaft und ihren Enkel Sorge trage - si quid de regno ac nepote curaret. Dieselbe Quelle bemerkt auch, daß Adelheid nicht etwa allein, sondern zusammen mit ihrer Tochter Mathilde, der Äbtissin von Quedlinburg, mit ihrem Bruder, König Konrad von Burgund, mit Herzog Konrad von Schwaben sowie mit - leider ungenannten - Großen aus Italien, Gallia, Schwaben, Franken und Lothringen im Norden erschien.
    Mitinterventionen können sich aus persönlichen Beziehungen zur Herrscherin erklären, sie könen aber auch den Anspruch der Großen auf Mitwirkung an der Herrschaft gemäß ihrem Rang und ihrer Stellung widerspiegeln. Dieser Anspruch auf Teilhabe konnte offenbar auch Rivalen in ihrem Handeln zusammenführen, wie etwa die Herzöge Heinrich den Zänker und Konrad von Schwaben in einer gemeinsamen Intervention zugunsten des Klosters Einsiedeln.

    Eickhoff, Ekkehard: Seite 84,104,109,112,114,134,222,224,308,407,416,426,451, "Theophanu und der König"

    Auf der Veroneser Versammlung wurde mit Schwaben Konrad, der Bruder des in Cotrone gefallenen Grafen Udo aus dem rheinfränkischen Hause der KONRADINER, belehnt, die um Limburg, Weilburg und Wetzlar reiche Güter besaßen.
    Als die Könige Lothar und Ludwig mit großem bewaffneten Aufgebot in Breisach erschienen, stießen sie dort auf Herzog Konrad von Schwaben, der Theophanu und OTTO III. treu ergeben war. Die Könige mußten unverrichteter Dinge zurück.
    Die beiden Parteien trafen sich Mitte Mai 984 bei Bürstadt, dem Königshof am Rande des Lorscher Waldes. Dort traf Heinrich der Zänker auf Erzbischof Willigis, Herzog Konrad von Schwaben und den fränkischen Hochadel mit deren Gefolge. In den Verhandlungen, die nun in vetrtraulichem Kreis geführt werden mußten, konnte der hochbegabte Empörer seine ganze Berdesamkeit spielen lassen, um die Fürsten auf seine Seite zu bringen. Das Verhältnis der Kräfte wendete sich nun so eindeutig gegen Heinrich, daß er sich in eine gewaltlose Regelung fügte.
    Von Mainz reisten die Kaiserinnen weiter nach Rara in Thüringen; unterwegs schlossen sich ihnen Herzog Konrad von Schwaben und eine steigenden Zahl von fürstlichen Anhängern mit ihrem Gefolge an.
    Die mächtigen Vermittler der Friedenentscheidung, König Konrad von Burgund, Herzog Konrad von Schwaben und die italienischen Fürsten, kehrten in ihre Reiche zurück.
    Denn unter den hochadligen Familien waren es vier, die trotz ihrer verwandtschaftlichen Verbindungen mit den anderen großen Geschlechtern diesen an Macht und Ansehen weit überlegen waren. Schließlich gehörten neben LIUDOLFINGERN, SALIERN und LUITPOLDINGERN die an der Lahn begüterten KONRADINER, wiederholt mit dem Herzogtum Schwaben belehnt, in diese Gruppe. Sie hatten mit KONRAD I. den ersten nicht-karolingischen König im Reich gestellt und waren mehrfach mit den SALIERN versippt.
    Unter den hohen Besuchern, die in der Karwoche in Quedlinburg eintrafen, waren alle Häupter der alten ostfränkischen "Reiche", der regna, erschienen: Die Herzöge Heinrich von Bayern und Heinrich der Jüngere, Hezilo genannt, von Kärnten, Konrad von Schwaben und Bernhard von Sachsen. Dabei wurde die Herrschaft des Königs mit Hilfe der Fürsten vorgeführt wie einst nach der Krönung OTTOS DES GROSSEN: Herzog Heinrich von Bayern diente dem Königskinde als Truchseß, Konrad von Schwaben als Kämmerer, Heinrich von Kärnten als Mundschenk und Bernhard von Sachsen als Marschall.
    Während dieser Ereignisse waren Theophanu und ihr Hof im Westen. Im neuen Jahr gingen sie nach Andernach, wo die Erzbischöfe Willigis von Mainz und Giselher von Magdeburg, Herzog Konrad von Schwaben, Herzog Dietrich von Ober-Lothringen und der junge Bischof Adalbero von Verdun zu einem glanzvollen Hoftag erschienen.
    Emma wurde zum Hof ihres Sohnes zurückgerufen und Adalbero zur Mitwirkung an einem Versöhnungstreffen bestimmt, das der König mit seiner Mutter und Großmutter, Königin Emma und Kaiserin Adelheid, Herzog Hugo Capet und Herzog Konrad von Schwaben Ende Mai 987 in Montfaucon abhalten wollte. Als all das noch in der Schwebe war, starb König Ludwig nach einem Jagdunfall am 21. Mai in Senlis.
    Im Januar 992 steht die Kaiserin mit dem König im Mittelpunkt eines Hoftages in Frankfurt, zu dem Fürsten und Bischöfe aus dem Süden erscheinen, auch Konrad von Schwaben und Heinrich von Bayern.
    Ist der Hof in Sachsen und Thüringen, so gehören Giselher von Magdeburg, der BILLUNGER Herzog Bernhard und Ekkehard von Meißen zu den häufigsten Gästen der königlichen Beratung. Im Westen sind Bischof Notger von Lüttich und OTTOS Vetter, der SALIER Herzog Otto vom Wormsgau, und Herzog Konrad von Schwaben regelmäßig beim König
    Am 19. Mai 992 trafen Adelheid und der König mit den Königen Hugo Capet und Robert in dem Grenzort Neuville an der Maas zusammen. Willigis, Hildibald, Herzog Konrad von Schwaben und Hermann, der rheinische Pfalzgraf, waren im königlichen Gefolge zugegen.
    So eilte OTTO III. nach Hadwigs Tod mit Erzkapellan und Kanzler von Ingelheim über Badenweiler zum Hohentwiel, um die schwäbischen Erbschaftsfragen zu klären. Er nahm die Wünsche von Bischof Gebhard von Konstanz gnädig entgegen, indem er ihm eine Schenkung der Verstorbenen an das von Gebhard gegründete Kloster in Petershausen bestätigte. Schon in Badenweiler war Konrad von Schwaben zur Stelle, auf dem Hohentwiel traf der König auf Herzog Heinrich II. (den Zänker), dessen Sohn Heinrich und andere Große. Jedenfalls setzte OTTO den Anspruch auf einen umfassenden Teil des Erbes durch.

    Schmid, Karl: Seite 173, "Probleme um den "Grafen Kuno von Öhningen"

    Daß Herzog Konrad von Schwaben der Sohn Udos (+ 949), des Bruders Herzog Hermann I. von Schwaben, gewesen sei, steht keineswegs so sicher fest, wie die Forschung annimmt. Ist schon die Filiation nicht ausdrücklich bezeugt, so entstehen starke Zweifel, wenn man bedenkt, daß Udos Sohn Gebhard bereits 938 im Kampfe fiel, während sein anderer Sohn Konrad erst 982 Herzog von Schwaben geworden und 997 gestorben sein soll. Schon die Fragwürdigkeit dieser Filiation bringt den altbekannten "KONRADINER-Stammbaum" ins Wanken. Dazu vgl. Kimpen (wie Anmerkung 1) Seite 65.

    Heinzelmann Josef: "Spanheimer–Späne Schachwappen und Konradinererbe"

    Ist Dux Cuno de Beckilnheim Herzog Konrad von Schwaben?

    Herzog Konrad von Schwaben gilt namhaften Historikern als wahrscheinlich identisch mit einem erst 1128 genannten Herzog Kuno von Böckelheim. Herzog Konrad von Schwaben aber gilt noch mehr Historikern für eine Person mit dem viel diskutierten „Kuno von Öhningen“. Die Öhningen-Diskussion stellen wir als zunächst ferner liegend zurück. Umso interessanter ist die Frage, ob, bzw. welcher Herzog Konrad (auch Herzog Konrad von Kärnten, ein SALIER, wurde ins Spiel gebracht) mit dem Dux Cuno gleichgesetzt werden darf. Für die Regionalgeschichte stellt sich die Frage natürlich umgekehrt: Wer war Dux Cuno?
    Dass Kuno und Konrad derselbe Namen sind, bezweifelt niemand. Schon Fabricius hat die Identifikation mit dem Schwaben-Herzog vorgezogen, allerdings auch den SALIER Herzog Konrad I. von Kärnten, † 1011, für möglich gehalten, ebenso Irmgard Dietrich. Konrad von Kärnten war aber erst nach dem Tode seines Vaters Otto († 1004 November 4) Herzog und - was schwerer wiegt - nachweislich (in höchstwahrscheinlich einziger Ehe) seit mindestens 1002 mit Mathilde, der Enkelin eben des Herzogs Konrad von Schwaben, vermählt. Hlawitschkas Argument, dass der SALIER in keinem Moment seines nicht allzu langen Lebens Herzog und gleichzeitig Gatte einer Jutta war, ist zwar richtig, zählt aber wenig für eine Beurkundung fast anderthalb Jahrhunderte später, wo man halt wusste, dass der Mann am Ende Herzog gewesen war. Auch dass „KONRADINER“ des 9. und 10. Jahrhunderts im Nahegebiet vereinzelt als Besitzer zu belegen sind, zählt nicht sehr als Argument (der SALIER könnte Böckelheim von seinem Schwiegerurgroßvater geerbt haben); wenig zählt auch, dass man frühen SALIER-Besitz hier überhaupt nicht belegen kann. Dagegen haben wir für den Herzog von Schwaben eine originale zeitgenössische Beurkundung, die zeitlich und örtlich nahe liegt: Als Kaiser OTTO III. 996 November 6 dem selben Willigis den Binger Wald schenkte, tat er dies cum consensu Conradi ducis ceterorumque quam plurimorum fidelium nostrorum. Die Zustimmung Konrads (und es kann sich hier nur um den Herzog von Schwaben handeln ) hatte irgendwelche rechtliche Gründe, er war wohl Besitzer benachbarter Güter, vielleicht mit Nutzungsrechten oder als Miteigentümer. Es ist nicht verboten, hier an den späteren reichen Besitz der Richardis-Verwandtschaft gerade um Bingen zu denken.

    Jutta und Dux Cuno

    Bisher übersehen wurde, dass die Urkunde, in der dux Cuno de Beckilnheim et uxor eius Jutta belegt sind, für das Kloster Disibodenberg ausgestellt und ausdrücklich von Megenh(art) de Spanh(eim) bezeugt ist und auch seine, bzw. seiner Mutter Schenkung beim Klostereintritt der domne Jutte darin aufgeführt wird, müssen wir die Nachricht im Lichte der Spanheimischen Familien- und Besitz-Vorgeschichte sehen. Der Passus lautet: Eodem tempore (also zur Zeit von Erzbischof Willigis 975–1011) dux Cuno de Beckilnheim et uxor eius Jutta diviciis, potencia et nobilitate precipui ob remedium animarum suarum et pro recordacione filie sue Ude iam ididem(!?) defuncte instinctu et rogatu eiusdem venerabilis archiepiscopi duos agros viginti iugera secundum veram et firmam estimacionem hominum continentes salice terre et duos mansos a colonis possessos in villa Boys (Boos) sancto Dysibodo in proprietatem contradiderunt. Diese Schenkung war keineswegs so umfänglich, dass man ihrer weit über ein Jahrhundert später und noch dazu derart ausführlich und hervorhebend gedenken musste; der Besitz scheint auch nicht gefährdet gewesen zu sein und es gab sicher vor der Neugründung des Disibodenbergs noch manche andere Schenkung ähnlichen Ausmaßes, die von Erzbischof Adalbert nicht bestätigt wurde. Alles deutet darauf hin, dass dieser Passus der Urkunde, ähnlich wie der über die neue Schenkung Nuwenkirchen der Spanheimer anlässlich der Gelübde Juttas, von dieser inspiriert wurde, die sich in der Nachfolge der Uda sah. Uda (Oda ist ein bei den KONRADINERN nicht unerwarteter Name) war also auf dem Disibodenberg in irgendeiner Weise, zur Erziehung, eventuell bei einem verwandten Kleriker, oder auch nur zufällig, etwa zu einer Wallfahrt, und ibidem defuncta. (Oder bezieht sich das ibidem auf Böckelheim? ) Der Wiederkehr des Namens Jutta (und desjenigen ihrer Lehrerin Uda) wurde 1128 gewiss Bedeutung beigelegt. Jutta von Spanheim leitete wohl ihren Namen von der Herzogsgattin Jutta her, wenn auch derzeit nur ihre Schwägerin als Nachkomme bestätigt werden kann. Für die von mir vermutete Abstammungslinie dürfte der Name Jutta als Fingerzeig dienen.
    Ohne jeden Beweis wird im Handbuch der historischen Stätten selbst in der letzten Auflage der dux Cunode Beckilnheim mit dem Kärntner Herzog Konrad identifiziert. Im Lexikon des Mittelalters wird der Kärntner Herzog („wohl“) nur einschränkend genannt, was Wolf gleich als völlige Identifikation aufführt. Wolf geht ausführlich auf die Urkunde ein, weil diese von denen als Beweis für ihre Auffassung angesehen wird, die den dux Cuno de Beckilnheim mit dem Schwaben-Herzog Konrad gleichsetzen, und nicht glauben wollen, dass dieser mit der OTTONIN Richlind verheiratet war.
    Für Wolf spricht gegen die Identität des dux Cuno mit Herzog Konrad von Schwaben, dass in der Urkunde von 1128 „außer der Tochter Uda keine weiteren Kinder des Herzogspaares von Böckelheim genannt werden, weder Hermann noch andere bekannte Kinder Konrads von Schwaben“. Er verlangt, dass in der Urkunde auch die lebenden Kinder vom durch die Schenkung erwirkten Seelenheil teilhaben sollten und daher genannt werden müssten. Der Unsinn dieser Forderung erweist sich aus der Folgerung, „dass das Paar Kuno und Jutta zum Zeitpunkt der Stiftung keine weiteren Kinder hatte, jedenfalls keine, die noch zum elterlichen Haushalt gehörten“. Der Nachsatz macht die ganze Überlegung hinfällig, die sonst dazu führt, dass Wolf Herzog Konrad von Kärnten eine zumindest halbwüchsige Tochter ohne weitere Kinder aus erster Ehe zuschreiben muss, aber auch, dass die von Jackman vorgeschlagene Identifikation mit einem Herzog Konrad vom Elsaß genauso unmöglich wäre, denn der soll ja der Vater Konrads von Schwaben (und dreier weiterer Kinder) sein, die also auch genannt sein müssten. Ich muss hoffentlich niemandem Beispiele dafür anführen, dass Eltern für ein einzelnes verstorbenes Kind eine Memorial-Stiftung einrichteten und nur sich selber miteinbezogen. In einem „Hauskloster“ hätten sie vermutlich auch die eigenen Eltern und weitere Kinder in die Fürbitten einschließen lassen, das war hier nicht der Fall. Wenn über diese Schenkung freilich eine förmliche Urkunde ausgestellt worden war, konnten darin die Kinder des dux Cuno durchaus genannt sein, nämlich als zustimmende Zeugen. Mindestens 13 Jahrzehnte später genügte die Bestätigung durch den örtlichen Erben, nämlich Meinhard im Namen seiner Gattin.
    Schließlich müssen wir auch eine ungefähre Zeitstellung für die so viel später bezeugte Schenkung finden: Es wird allgemein angenommen, dass Erzbischof Willigis den Disibodenberg als Kanonikerstift zu Beginn seiner Amtszeit einrichtete, also bald nach 975. Es bedurfte aber wohl einer gewissen Anlaufzeit, und wenn Uda nicht völlig zufällig dort starb, oder wenn sie in Böckelheim starb und auf dem Disibodenberg begraben wurde, kommen wir in die beiden letzten Jahrzehnte des Jahrtausends. Eine Grenze wäre der Tod ihres Vaters 997. Wann die Mutter Jutta starb, ist nicht feststellbar. Hlawitschka meint, ihr gelte der Eintrag einer domna Juditta in Einsiedeln zum November. Das mag sein, ist sogar wahrscheinlich, hilft uns aber nicht weiter, nicht einmal chronologisch.
    Die Bezeichnung Kunos nach Böckelheim in der Urkunde von 1128 könnte mit Ansprüchen oder Mitbesitz Meinhards zu tun haben. 1222 bezeugt eine Randnotiz des Caesarius von Heisterbach zum Prümer Urbar, dass der Graf von Spanheim auf Burg Böckelheim seinen Sitz hat und den nahelegenen Prümer Besitz in Weinsheim zu Lehen trägt. 1235 hat Graf Simon von Spanheim von seinen Gütern in Waldböckelheim dem Speyerer Domkapitel Zins zu zahlen. Beim Verkauf an Erzbischof, Dompropst und –kapitel von Mainz, gibt 1278 der Bischof von Speyer seine Zustimmung, wohl als Lehensherr. Dass die Speyerer Rechte von den salischen Kaisern stammen, ist so sicher wie der genaue Zeitpunkt hierfür unsicher ist. Man könnte sich eine Art Paragium vorstellen: Die Erben des dux Cuno teilten - nach der Ausschaltung des Usurpators Gottfried von Lothringen - so, dass der SALIER die Lehnsherrschaft (die er dann Speyer schenkte) und ein Spanheimer oder Nellenburger Vorfahr das Lehen erhielt. Damit bleibt leider offen, wer 1105/6 direkter und indirekter Herr der Burg war, als Kaiser HEINRICH IV. von seinem Sohn dort gefangen gehalten wurde, doch zuerst wird man an Adalbert von Mörsberg denken.
    Darf man aus der Meldung auf ein Kanonissenstift schließen?

    … oder ein Herzog Konrad vom Elsaß?

    Ich gestehe, bei den vorangehenden Überlegungen Jackmans Vorschlag weitgehend beiseitegelassen zu haben, Herzog Konrad von Schwaben sei der Sohn eines Herzogs Konrad vom Elsass, der 982 starb und den er mit einem bekannten KONRADINER, dem bisher nur als Ortenaugraf und Sohn Gebhards, aber nicht als Herzog belegten Konrad identifiziert. In verwirrender Rabulistik nimmt Jackman den dux Cuno de Beckilnheim als Beweis dafür, dass dieser Konrad Herzog vom Elsaß war, um den nachweislich mit einer Jutta vermählten dux Cuno nicht mit dem Herzog Konrad von Schwaben gleichsetzen zu müssen, dem („Graf Kuno von Öhningen“) der Welfenchronist eine Ehe mit der als Tochter OTTOSI. bezeichneten Richlind nachsagt, die von Wolf als Enkelin OTTOS I. postuliert wird, um den angeblichen Thronbewerber von 1002, Herzog Hermann II., den Sohn Konrads, als LUDOLFINGER-Erben bezeichnen zu können.
    Alle meine Argumente in Beziehung auf die Spanheimer gelten zwar auch, wenn man die Abstammung eine Generation weiter zurück verlegt. Ich habe nur einen Einwand: Wenn der dux Cuno de Beckilnheim schon 982 gestorben ist, erschiene mir seine Schenkung zu früh. Sie erfordert eine Reihe von mehr oder weniger Zeit erfordernden Voraussetzungen, die mit dem Amtsantritt Willigis’ (975) und der vielleicht auf 977 (oder gar noch später) zu datierenden Gründung des Stifts Disibodenberg zusammenhängen. Dass Konrad von Schwaben eine Schwester namens Jutta hatte, könnte natürlich dafür sprechen, dass auch ihre Mutter so hieß. Der Name ist aber schon seit dem ersten mit einer Jutta verheirateten Udo im „Haus“ der KONRADINER heimisch. Ich kann Jackmans Hypothese vorerst nur als extrem unwahrscheinlich ablehnen.
    Weil ich noch ein überraschendes, bisher übersehenes Argument aus der Regional- und Reichsgeschichte in der Hinterhand habe, mache ich mir den Spaß, in die Debatte um Kuno von Öhningen einzusteigen, die sich zu einem amüsanten Historikerstreit ausgewachsen hat, der mit harten Bandagen und mancherlei Finten ausgetragen wird. Dabei werde ich mir und den Lesern die Mühe machen, Jackmans Erfindung des Elsässer-Herzogs zu widerlegen. Eigentlich sollte er sich die Mühe machen, Beweise aufzutischen oder wenigstens Wahrscheinlichkeiten.

    .… oder Chuono nobilissimus comes de Oningen?

    Die Ermittlungen um den Grafen Kuno von Öhningen und seine Nachkommen gehen von der mehr als fragwürdigen, weil in vielen Punkten nachweislich falschen welfischen Überlieferung aus. In der Genealogia Welforum wird von Rudolf („von Altdorf“) berichtet, er sei mit einer Ita von Öhningen verheiratet gewesen, „deren Vater war der sehr edle Graf Kuno, ihre Mutter war aber eine Tochter Kaiser OTTOS DES GROSSEN“ (in der späteren Historia Welforum wird zugesetzt: „namens Richlint“). „Dieser Kuno zeugte vier Söhne, Egebert, Markgraf von Stade, Leopald, Liutold, Kuno, und vier Töchter, von denen eine unseren Rudolf, die zweite einen von Rheinfelden, die dritte einen König der Russen und die vierte einen Grafen von Andechs“ (Historia: „Diessen“) „heiratete“.
    Unter den acht genannten Kindern Kunos fehlt Konrads von Schwaben Nachfolger und Sohn HermannII., der eine besonders illustre Nachfahrenschaft hatte. Das allein diskreditiert schon die ganze Meldung. Von den genannten Kindern hat Ekbert sicher, Leopald höchstwahrscheinlich gar nicht existiert, auch bei den Töchtern ergibt sich Interpolationsbedarf. Dass ein Herzog in einer postumen Quelle nobilissimus comes genannt wird, kann man nicht damit erklären, dass er zu Beginn seiner Ämterlaufbahn Graf war. Eine chronikalische Nachricht ergeht im Nachhinein und hält sich mithin an die letzte, höchste Ehre des Vorfahren. Bewerten wir die Quelle: Von den 16 behaupteten Tatsachen (comes, Kuno, Öhningen, Richlint, filia OTTONIS MAGNI, Ita, Ruodolf, Egebertus marchio de Stadin, Leopaldus, Chuono, alia filia, tertia, quarta, quidam de Rinvelden, rex Rugorum,comes de Andhese/Diezon) sind drei nachweislich falsch (comes, Egebertus marchio de Stadin, Leopaldus), alle anderen sind – außer natürlich den Namen Rudolfs und seiner Frau Ita, aber nicht ihrer Filiation – mehr oder meist weniger wahrscheinlich, was selbst Wolf und Jackman zu Konjekturen zwingt. Nachweislich richtig, 100 % wahrscheinlich, also sicher, ist keine einzige.
    Darum muss man nicht nur den Namen und die Angabe „Kaisertochter“ für die Frau dieses Kuno mit Vorsicht behandeln. Wolf muss sie in „Kaiserenkelin“ uminterpretieren, was ja schon zeigt, wie unzuverlässig die Quelle ist. Selbst wenn in der ganzen Meldung ein „echter Kern“ nachgewiesen wurde, wird aus dem Sämling kein sortenechter fruchtbarer, tragender Baum erwachsen können. Man mag den Grafen Kuno von Öhningen als einen Reflex des Herzogs Konrad akzeptieren. Das Bild ist aber derart verzerrt, dass man daraus auf keine Wirklichkeit zurückschließen darf. Ich lasse hier unerörtert, dass in beiden Welfen-Chroniken sehr viele andere Fehler oder Erfindungen nachgewiesen wurden, was das Vertrauen in die Nachricht zu Kuno von Öhningen nicht gerade stärkt. Wolf aber behauptet: „In der Historia Welforum heißt nun die Gemahlin Kunos von Öhningen Richlint. Hier liegt also ein Quellentext (!!) vor. Es gibt aber auf der anderen Seite keinen einzigen Quellenbeleg, dass Kuno von Öhningen oder Konrad von Schwaben mit einer Judith verheiratet gewesen sei.“
    Letzteres stimmt wörtlich. Nicht mit einer Judith, sondern mit einer Jutta war der Herzog verheiratet. Die Quelle dafür ist unverdächtig, weil es sich eben nicht um die tendenziöse Verherrlichung eines Hauses handelt. Auch die Domna Juditta in der Einsiedler Überlieferung passt als Indiz für eine schwäbische Herzogin dieses Namens gut, ohne letzte Sicherheit zu geben. Versuchen wir trotzdem, die Kaisertochter oder -enkelin Richlint zu retten. Jede Hypothese, die nicht von vornherein unmöglich ist, muss man durchspielen.

    Erste Möglichkeit:
    Falls es den Vater Konrad vom Elsass gegeben hat, könnte dieser der Kuno von Öhningen sein. Dann wäre sogar der Markgraf von Stade (freilich als Schwiegersohn) zu erklären. Denn Herzog Konrads von Schwaben nachweisliche Schwester Jutta (also eine mögliche Tochter dieses möglichen Konrads vom Elsass) war mit dem Stammvater der Stader, Heinrich, verheiratet. Meiner Meinung passt sogar Ita besser in diese Generation, da ihr Mann Rudolf ein Altersgenosse Konrads von Schwaben sein dürfte. Dabei könnte man auch die Nachricht von der Kaisertochter tel quel nehmen. So verschieben sich die Filiationen um eine Generation, was besitz-genealogisch keine Schwierigkeit darstellt, wohl aber chronologisch zu überprüfen wäre. Mir ist das die Mühe nicht wert, vor allem nicht in unserem Zusammenhang.

    Zweite Möglichkeit:
    Konrad von Schwaben hatte zwei Frauen. Wolf schließt das aus unter Berufung auf eine freilich überzeugende Fußnote.

    Dritte Möglichkeit:
    Jutta war die Kaisertochter.

    Vierte Möglichkeit:
    werden wir wieder ernst.
    Der Reichenauer Memorial-Eintrag
    Denn zu allererst muss man eine Reichenauer Memorialüberlieferung mitheranziehen, deren Interpretation zwischen Wolf und Hlawitschka besonders umstritten ist. Sie lautet:

    Cuonradus comes
    Liutoldus laicus
    Cuonradus laic.
    Herimannus
    Ita Iudita
    Richlint Ruo-
    dolf Vuelf Hein-
    rich Heinrich

    Unter der Voraussetzung, dass Konrad von Schwaben den Eintrag eröffnet, liegt der Zeitpunkt vor 983, da er noch Graf genannt wird. Wäre „Konrad vom Elsass“ gemeint, müssten wir noch etwas weiter zurückgehen. Dass die zwei von der Welfenchronik erfabelten Söhne fehlen, wundert nicht, wohl aber an welcher Stelle und wie Herzog Hermann erscheint. Im Vergleich zu Liutold und Konrad (beide als laici bezeichnet) müsste er, weil ohne Bezeichnung, noch ein Kind und eigentlich zum geistlichen Stand bestimmt sein. Wer aber waren die nach ihm aufgeführten Frauen? Voraussetzen darf man, dass sie dem familiären Rang nach eingetragen wurden, etwaige Verstorbene natürlich zuerst. Wenn Itaalso eine Tochter des Cuonradus comes sein soll, war sie zum Zeitpunkt des Eintrags schon tot. Nur dann kann Iudita (so Hlawitschka) und/oder Richlint (so Wolf) seine Gattin sein. Am logischsten erscheint mir: Ita war die noch lebende Schwiegermutter, Iudita die Gemahlin Konrads und Mutter der Kinder, Richlint die Tochter, mit der Ruodolf verheiratet war, sie steht ja auch direkt vor ihm.
    Uff! Das hieße doch, Iudita/Jutta war eine Kaiserenkelin und tatsächlich Gattin Konrads, die Frau Rudolfs hieß Richlint. Eine charmante Wendung. Aber chronologisch geht das nicht. Die Tochter des 957 gestorbenen Herzogs Liudolf, der 947/8 Ida, die 986 Mai 17 verstorbene Tochter Herzog Hermanns I., geheiratet hatte, kann nicht schon 982 (spätester Termin für den Gedenkeintrag) zwar mehrere Enkel gehabt haben, aber noch nicht jene Kinder, die aus der Welfenchronik im Eintrag noch fehlen. Außerdem ist Ita als Gemahlin Rudolfs gut belegt.
    Wolf würde folgende Variation vorschlagen: Ita ist Konrads Schwiegermutter, Iuditas eine Mutter, Richlint seine Frau. Nur fehlt dann die Gattin Rudolfs.
    Noch besser gefiele Wolf und Jackman wohl folgende Möglichkeit: Nach dem Grafen Konrad sein Schwiegervater Liutoldus, weil er als Herzog abgesetzt worden war, nur mit der Bezeichnung laicus. Dann sein Vater Cuonradus, dann sein Sohn Hermann, dann Schwiegermutter und Mutter und Gattin. Aber wieder fehlt dann die Gattin Rudolfs!
    Wenn aber Rudolf der eigentliche Mittelpunkt des Eintrags wäre – zu einem Zeitpunkt, wo er selber noch nicht Graf ist!! – könnte man Ita für seine Frau, Iudita für seine Schwiegermutter (also doch die Frau des Cuonradus comes) halten und Richlint für eine Schwester oder – unerklärlicherweise vor den Söhnen – für seine wohlbelegte Tochter, die die Historia Welforum fälschlich Richgarda nennt (Richarda in der Genealogia). Es ist gut möglich, dass wegen dieser Namensverwechslung vom „Welfen-Historiker“ das unverstandene Richlint zur Schwiegermutter Rudolfs, das heißt zur Frau Kunos von Öhningen gemacht wurde.
    Lassen wir diese Deutungsversuche, es gibt noch mehr; aber keine Interpretation deckt sich mit der Welfen-Überlieferung und den Interpretationen von Wolf und Jackman oder auch Hlawitschka. An einer Harmonisierung der Historia Welforum mit dem Reichenauer Eintrag kann man sich nur verheben. Ich habe nämlich den Eindruck, dass die Verfasser der Genealogia und der Historia Welforum diesen Eintrag gekannt und hier den „Grafen“ Konrad und den Namen Richlint und vielleicht auch die Söhne Liutold und Konrad her haben. Sie fanden, eventuell von den Reichenauer Mönchen darauf hingewiesen, „ihre“ Welfen Rudolf, Ita usw. in dem Eintrag und reimten sich das übrige zusammen. Genau so kannten sie die Chronik Thietmars und den Continuator Reginonis (mit der Erzählung von dem Kuno, der Geschlechtsverkehr mit einer Kaiser-Verwandten gehabt haben wollte) sowie die Schluchsee-Schenkung, wo sie den Stader Markgrafen Eggebert usw. fanden. Nach eigener Aussage arbeiteten sie ja summa diligentia investigantes ac multum in diversis chronicis et historiis sive antiquis privilegiis quaerendo laborantes. Dass ihnen diplomatisches Rüstzeug und eine reichhaltige historisch-genealogische Sekundärliteratur und eine sichere chronologische Stütze fehlten, darauf muss man gefasst sein; man darf auch nicht erwarten, dass sie nur richtige Nachrichten fanden und sie nur richtig auswerteten. Alles mehr oder weniger zufällig Zusammengetragene verwurstelten sie in zwei Stufen mit Familienerinnerungen zu einem halb erfundenen, halb wahren Verhau, aus dem man nichts, aber auch garnichts zur Grundlage einer wissenschaftlichen These machen darf. Wenn wir – vielleicht nicht einmal alle – Quellen entdecken, aus denen sie kritiklos rezipierten, dürfen wir diese nicht als bestätigende Parallel-Überlieferung ansehen, sondern müssen mit komparatistischem Blick untersuchen, wie sie missverstanden, umgedeutet, vermanscht und weitergesponnen wurden. Genealogia und Historia Welforum sind Literatur. Genausowenig wie sie darf man in künftigen Jahrhunderten Wolfs, seiner Parteigänger und seiner Kontrahenten Texte als Quelle nehmen, ausgenommen für bestimmte Mentalitäten der Geschichtswissenschaft Ende des 20. Jahrhunderts.
    Mithin gibt keine der bisherigen Quellenauslegungen und -konjekturen die Genealogie des Herzogs Konradvon Schwaben (und seines wahrscheinlich gar nicht existenten Vaters Konrad vom Elsaß) korrekt wieder, schon deshalb, weil die Quellen so vage sind, dass aus ihnen tragfähige Annahmen nicht hervorgehen können. So wie ich die hinreißend widersprüchlichen Deutungen anzweifle, kann man natürlich auch meine Zweifel bezweifeln.
    Ich schlage mich nicht auf die Seite der Parodisten, wenn ich nochmals eine Denkmöglichkeit anfüge. Der letzte Name der Reichenauer Memorialnotiz, angeblich eine Dublette, könnte nämlich Konrads von Schwaben Schwager Heinrich von Stade bezeichnen, denn man muss wohl Vuelf Heinrich für die beiden Enkel Welf und Heinrich ansehen. Dann dürfte aber auch Iudita Heinrichs von Stade Gattin meinen und dann wäre Richlint mit größter Wahrscheinlichkeit eine weitere Schwester oder eine Tochter Konrads. Oder doch die Gattin Konrads? Der Eintrag: Graf Konrad, drei Brüder oder Söhne, zwei Schwestern, eine dritte Schwester oder Tochter oder seine Frau, Schwager 1 (kaum Schwiegersohn) mit zwei Söhnen, Schwager 2, ergäbe eine gewisse Kohärenz. Sicher haben die Mönche auf der Reichenau wie alle ihre Zeitgenossen sich wenig um Systematik in unserem Sinne geschert, aber Alter und Rang waren ihnen wichtig. Genauso sinnvoll wäre der Eintrag, wenn man ihn auf Jackmans Herzog Konrad vom Elsaß bezieht: So oder so müssten wir in den Personen nur die lebenden Vertreter zweier Generationen sehen. Aber so oder so oder so oder so fehlen einige der doch als zum Zeitpunkt der Eintragung lebend zu vermutenden Familienmitglieder, darunter die wohl erst später im Naheland verstorbene Uda. Kurz, der Reichenauer Eintrag ist im Gegensatz zur Historia Welforum eine Primärquelle, leider eine fast unmöglich korrekt auszuwertende.

    Herzinach und Braubach

    Die Identität des dux Cuno de Beckilnheim mit Kuno von Öhningen und dem Grafen Konrad des Memorialeintrags wäre bestärkt, wenn man des letzteren hypothetischen Sohn Liutold mit dem gleichnamigen Vater der Adelheid von Achalm gleichsetzen darf, wofür er freilich ein wenig früh geboren wäre. Denn laut der Zwiefalter Chronik ging die optima curtis iuxta Renum Herzinach nomine (der wertvolle Hof Hirzenach am Rhein) an Adelheids Enkel Burchart (Bischof von Utrecht) und Otto (von Lechsgemünd), die Söhne ihrer Tochter Mahthildis de Horeburc. Diese doch leicht zugängliche Stelle entging bis heute sämtlichen Regionalhistorikern. Die spätere Besitzgeschichte gehört nicht hierher, wohl aber die Vorgeschichte. Ursprünglich war es wohl ein Bestandteil des Fiscus Boppard, in und an dem es erheblichen konradinischen Besitz gab. Aus der Zwiefalter Nachricht quibus ex materna dote … in hereditatem devenisset geht hervor, dass Hirzenach ein Teil der Mitgift oder des Erbguts der Mahthildis war. Auf ihre Schwester Willibirg, Gattin des Grafen Werner III. von Grüningen/Hessen-gau († 1066) kamen große Besitzungen rechts des Mittelrheins (u. a. halb Braubach), die dann über die BILSTEINER und GISONEN an die LUDOWINGER gelangten. Auch dieser Erbgang hat wahrscheinlich seinen Ausgang von Liutold, dem möglichen Sohn von Graf/Herzog Konrad, genommen.
    Werner III. könnte aber einen Teil seiner rheinischen Besitzungen auch über seine agnatische oder kognatische Verbindung zu den Nellenburgern ererbt haben. Wie Werner I. († 1040 August 22) an den zweifellos ihm nahe verwandten Eppo von Nellenburg (und damit dessen Frau) anzuschließen ist, ob als Schwiegersohn oder, so Eckhardt, als Sohn, braucht uns hier nicht zu kümmern. So oder so hat er über Eppos Frau Hadewig (wenn meine Hypothese zutrifft) eine Erblinie zum dux Cuno de Beckilnheim. Jackman hält ihn allerdings für Eppos jüngeren Bruder, sodass er Schwager, aber nicht Erbe Hadewigs wäre. Die Besitzungen um Kreuznach, Pfaffen-Schwabenheim und Dill gingen freilich nicht an ihn, sondern an seinen Bruder oder Schwager Eberhard den Seligen, von dem sie weiter an die Spanheimer gelangten. Die Heirat Werners III. mit Willibirg wäre - vorausgesetzt, Hadewig war eine Tochter Hermanns II. und Luitold dessen Bruder - 5 : 4 zum gemeinsamen Vorfahren, dem Herzog Konrad = dux Cuno de Beckilnheim = Kuno von Öhningen, also kanonisch unverfänglich.

    Noch mehr Anmerkungen zur Öhningen-Debatte und zu den Konradinern

    Grundsätzlich ist diese Diskussion um „Kuno von Öhningen“ und seine ottonische Gattin meiner Ansicht entschieden: „Wenn man schon um jeden Preis einen ,geblütsrechtlichen‘ Anspruch Hermanns“ (II., Herzog von Schwaben) „postulieren will, dann läge es wohl doch näher, die unbestreitbare, allgemein bekannte ottonisch-karolingische Deszendenz von dessen Gemahlin Gerberga ins Feld zu führen (Anm: Unter ihren Ahnen bis zur vierten Generation befinden sich neun (!) Könige, darunter drei KAROLINGER…).“
    „Erbrecht“ war überhaupt so eine Sache. Selbst bei persönlichem Eigentum (Allodien) ist der Erbgang für bestimmte Epochen und Rechtsgebiete nicht vorhersagbar: Erbten nur die Söhne, und zu gleichen Teilen? Die Töchter nur ersatzweise? Was war mit Kindern vorverstorbener Söhne? usw. usw. Bei Lehen ist der Erbgang noch schwieriger zu verstehen, denn der Lehnsherr hatte ja ein Interesse, einen handlungsfähigen Amtsinhaber zu bekommen. Dafür gab es sehr verschiedene Wege. Ganz ähnlich beschreibt Wolf die Erbansprüche der Thronkandidaten von 1002, eine andere Materie, allerdings mit dem gleichen Prinzip der Auswahl dritter Seite unter den Prätendenten. Eine eindeutige Rechtslage hätte zu einem bestimmten Bewerber geführt. Die Frage wurde – ohne Wolf zu fragen – auf dem Machtwege gelöst: Wenn es in der Macht des verstorbenen Kaisers gelegen hatte, seinen Nachfolger zu designieren, setzte er ihn durch. Wenn einer der Kandidaten den Thron machtvoll usurpierte wie HEINRICH II., setzte er sich durch. Wenn die Wahlversammlung der Fürsten einen ihnen möglichst genehmen Herrscher aussuchte (Idealisten mögen sagen: einen möglichst geeigneten), setzten sie den auf den Thron. Von Vorteil war für den Aspiranten in jedem Fall verwandtschaftliche Nähe, ja zu wem? Zum gerade verstorbenen Herrscher? Zu OTTO DEM GROSSEN? Zu KARL DEM GROSSEN Großen? Zu den einflussreichsten Wählern? War nicht manchmal die Abstammung vom bisherigen Herrschergeschlecht geradezu kontraproduktiv? Man denke an die im 10. Jahrhundert geradezu verpönten KAROLINGER oder später LOTHAR VON SUPPLINBURG?

    Quasi hereditatem inter filios

    Ebrechtliche Fragen bestimmen auch die Diskussion über die Herkunft Herzog Konrads. Er und seine aus Thietmars Chronik erschlossenen Geschwister (Udo (II), Graf Heribert und Jutta, die Stammmutter der Stader und Großmutter Thietmars) hielt man bisher für Söhne Udos (I). Jackman rangiert sie in einen ganz anderen KONRADINER-Zweig, mit einem negativen und einem positiven Argument.
    Ersteres ist Jackmans Interpretation der Stelle des Regino-Continuators, Udo comes obiit, qui permissu regis, quicquid beneficii aut praefecturarum habuit, quasi hereditatem inter filios divisit. Er versteht diesen Satz so, dass 949 Graf Udo (I) vom König erlaubt bekommen habe, seine Lehen und Ämter unter Verwandte wie Erbbesitz unter Söhne zu verteilen, nicht „unter seine Söhne“. Udo hätte nur zwei ihn überlebende Söhne gehabt: Udo, der 950 Bischof von Straßburg werden sollte und bis 965 lebte, und Ottovon Grabfeld, der als sein Sohn durch die sogenannte Notiz von St. Omer (auf die wir gleich zu sprechen kommen) ebenso belegt sei wie die Abstammung Konrads von Schwaben von Udos Cousin Gebhard.
    Dabei kann man unangenehme Fragen nicht unterdrücken. Warum sollte Udos 938 gefallener Sohn Gebhard (von dem wir zufällig wissen) nicht schon Kinder gezeugt haben? Und hatte Udo vielleicht noch weitere Kinder, die bloß in den Quellen nicht auftauchen, weil sie vor dem Vater gestorben oder Frauen waren? Hätte der Sohn Udo Kleriker werden dürfen, wenn er der Stammhalter war? Er wurde Bischof von Straßburg, gerade ein Jahr nach der kaiserlich genehmigten Teilung quasi hereditatem… Ein Zufall? Bloß aufgrund der Notiz im Hammersteiner Prozess mit Jackman Graf Otto im Grabfeld als überlebenden Sohn Udos einzusetzen, ist auf jeden Fall gegen den gesunden Menschenverstand, da dieser dann doch wohl Alleinerbe gewesen wäre. Hätte Udo ihn (gar mit Zustimmung OTTOS!) enterbt, hätte der Continuator Reginonis das ganz anders formuliert. Schließlich: Wenn Udo (I.) keine lebenden Nachkommen hatte, hätte er dann nicht eher seinen ihm noch im selben Jahr in den Tod folgenden Bruder Hermann I., Herzog von Schwaben (mit)bedacht, statt Konrad, den – nach Jackman einzigen – Sohn seines Vetters Gebhard?
    Jackmans Auslegung der Stelle in der Continuatio erscheint mir überzeugend, wenn man mit Settipani/Poly und Johannes Fried die Konsequenz zieht, Udo seien „zum Zeitpunkt der Privilegierung“, seine Lehen und Vogteien wie Erbbesitz unter Söhne zu verteilen, „solche Söhne überhaupt abzusprechen“. Ich ziehe gegen Jackman und Wolf die weitere Konsequenz: Der 910 verwaist als puer genannte, also kaum nach 900 geborene Udo verteilte seine Ämter und Lehen am Ende seines Lebens nicht unter entfernte Verwandte, sondern unter Enkel und eventuell Schwiegersöhne.
    Mit den vier Geschwistern sind gewiss nicht alle Erben aufgezählt. Dass aber diese vier nicht von dessen Vetter Gebhard sondern von Udo abstammen (freilich nicht unbedingt wie in traditioneller Auffassung als seine Kinder, sondern, was auch ihre Lebens-, genauer ihre Todesdaten zu bestätigen scheinen, eher als Enkel über einen unbekannten Sohn oder eine Tochter ), verraten schon ihre Namen. Jackman muss wegen der Vermandois-Namen Heribert und Kunigunde dem Grafen Gebhard vom Ufgau eine hypothetische Frau Adela aus diesem Geschlecht geben, wohingegen eine Tochter Heriberts I. von Vermandois (wohl namens Kunigunde) als Gemahlin Udos zuverlässig belegt ist. Auch die Namen Hermann, Ita und Udo passen besser oder nur zu Nachkommen Udos. Mit erstaunlicher Präpotenz verdreht Jackman bei den Stadern auch das Vorkommen von Udo, weil er die Abstammung von Udo (I) leugnet: „The name Udo can be observed entering the house of Stade as the sole onomastic heritage from the Konradiner. Apparently this occurred in a rather unusual way: … for the names Judith and Liuthar both include an –ud- component.“
    Schließlich wird in Jackmans Hypothese die Heirat des Wetterau-Grafen Heribert mit Irmintrud, Tochter Meingauds und Enkelin des Maienfeldgrafen Eberhard (II) zu einer Nahehe 3 : 3, denn Heriberts Großvater wäre der Bruder dieses Eberhard. Jackman sieht in der Nahehe ausdrücklich kein Problem, und übersieht – wie bisher auch seine Kritiker – dabei die Folgerung für Otto von Hammerstein: Wenn HEINRICH II. Otto vernichten wollte, wie zuletzt Johannes Fried unterstrich, hätte er ihn leicht als illegitimen Sprössling einer unerlaubbaren Nahehe um sein Erbe bringen können.

    Ergänzung:
    Prof. Dr. Wilhelm Störmer machte mich [Josef Heinzelmann ] aufmerksam auf eine nobilis matrona Ota, die von einem Grafen Chono und einem Herimannus um ihr Gut Burgbernheim mit Burg, Forst und zugehörigen Dörfern beraubt worden sei, die es an das Bistum Würzburg vertauscht hatten. Sie erhält 1000 Januar 1 von OTTO III. ihr Recht, aber das Gut bleibt bei Würzburg (gewiss wurde sie mit dem Tauschobjekt entschädigt). Störmer meint mit gutem Grund, dass die bisher nicht weiter untersuchten drei Personen wohl eng mit einander verwandt waren und „Namen der mächtigen KONRADINER-Sippe tragen“.
    Brieflich weist er mich auch auf eine Frau Yrmengard hin, die von HEINRICH II. die ihm von Graf Konrad (wohl dem vorigen und Graf im Rangau) übertragenen Güter Herzogen-Aurach und Langenzenn auch nach dem Tode des Kaisers noch als Leibgeding besaß. Nach ihrem Tode sollten die Güter an die Bamberger Kirche fallen, der sie schon bei der Auftragung zubestimmt worden waren. Guttenberg denkt bei diesem Grafen Chunrad an einen Grafen im Rangau und den Bruder Chuno des Bischofs Eberhard von Bamberg.

    oo Judith von Marchtal, Tochter des Grafen Adalbert

    Nach Jackman/Fried
    oo Richlind (OTTONIN)
    -
    Kinder:
    - Liutold Graf von Mömpelgard
    - Konrad Graf -24.11.994
    - Hermann II. 945/50-4.5.1003
    - Ita von Öhningen -16.10.
    oo Rudolf II. Graf von Altdorf (WELFE) -10.3.
    - Uda - jung

    Literatur:
    Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Info Verlag Karlsruhe 1999 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 149,161,168 - Althoff, Gerd: Otto III., Primus Verlag, Darmstadt 1997, Seite 47, 52,61 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 122,128,131 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Seite 6,121 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 175,178,184-187,189-191,226,241/Band III Seite 490 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 71,73,84,104,109,112,114,134,222,224,308,407,416,426,451 - Faußner, Hans Constantin: Kuno von Öhningen und seine Sippe in ottonisch-salischer Zeit - Fried, Johannes: Prolepsis oder Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradiner-Genealogie im 10. und frühen 11. Jahrhundert - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 279,292,314,334,341 - Görich Knut: Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995 Seite 146,150 - Heine Alexander (Hg.): Geschichte der Welfen. Phaidon Verlag GmbH Essen Seite 24,25,39 - Heinzelmann Josef: Spanheimer–Späne Schachwappen und Konradinererbe - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969 Seite 46-48,65,144 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 7-9,47,50-55,58-61,63,65-68, 71,73,78,99-108,110-112, 115-120,122-126,128,130,142-144,147-153,155-158,166-178 - Hlawitschka, Eduard: Wer waren Kuno und Richlind von Öhningen? Kritische Überlegungen zu einem neuen Identifizierungsvorschlag. in: Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 128 1980 Seite 1-49 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 274,284,286,288,328 - Kienast, Walther: Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert), R. Oldenbourg Verlag München-Wien 1968 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 - Maurer, Helmut: Der Herzog von Schwaben. Grundlagen, Wirkungen und Wesen seiner Herrschaft in ottonischer, salischer und staufischer Zeit, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1978 - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 90,92,449 - Schmid, Karl: Probleme um den "Grafen Kuno von Öhningen" in Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983 Seite 127-179,211,246 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 Seite 271,272,279,286,289 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. – Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 302 A,369 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 55,95 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 115 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 149,153 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 118,122,176,216 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 463 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 110,115, 286 - Wolf, Arnim: Wer war Kuno von Öhningen? Überlegungen zum Herzogtums Konrads von Schwaben (+ 997) und zur Königswahl vom Jahre 1002. Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters Band 365,1980, Seite 25-83 -

    Familie/Ehepartner: von Marchtal, Judith. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 113. von Mömpelgard, Liutold  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben vor 1044.
    2. 114. von Schwaben, Konrad  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben am 24 Nov 994.
    3. 115. von Schwaben, Hermann II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 945/950; gestorben am 4 Mai 1003.
    4. 116. von Öhningen, Ita  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben nach 1000; wurde beigesetzt in Altomünster [85250],Dachau,Bayern,Deutschland.
    5. 117. von Schwaben, Uda  Graphische Anzeige der Nachkommen

  5. 89.  von Rheinfranken, Judith Graphische Anzeige der Nachkommen (65.Udo10, 38.Gebhard9, 23.N.8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 925; gestorben vor 973.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Gräfin von Stade

    Notizen:

    Judith von Rheinfranken Gräfin von Stade
    ca 925-16.10. vor 973

    Tochter des Grafen Udo I. von der Wetterau aus dem Hause der KONRADINER und einer namentlich unbekannten Tochter des Grafen Heribert I. von Vermandois
    Nach Jackman/Fried Tochter des Herzogs Konrad I. von Elsaß und der Judith/Jutta von Öhningen
    Josef Heinzelmann macht wahrscheinlich, daß die drei Brüder Konrad, Heribert und Udo und ihre Schwester Judith nicht unbedingt Söhne bzw. Tochter des Grafen Udo I. von der Wetterau sein müssen, sondern dessen Enkel oder Schwiegersöhne gewesen sein könnten

    Althoff Gerd: Seite 418, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    G 140
    Lü: 16.10 Juditha com + vor 973 Gemahlin Heinrichs I. von Stade

    Judith erscheint wie zahlreiche andere Angehörige der mit den BILLUNGERN verwandten Stader Grafenfamilie im Lüneburger Necrolog, vgl. dazu Kommentar G 45.
    Sie stammte aus der Familie der KONRADINER; auch ihr Bruder Udo (G 88) begegnet im Lüneburger Necrolog.
    Allgemein zu ihr und ihrem Todesdatum vgl. Hucke, Die Grafen von Stade, S.14.

    Me: 16.10. Iuthitta com

    Der Eintrag in Merseburg gehört nicht der Ergänzungsschicht an. Judith war die Großmutter Thietmars von Merseburg (vgl. Holtzmann, Thietmar-Ausgabe, Einleitung S. XII: Lippelt, Thietmar von Merseburg, S. 48); zu den Verwandten Thietmars im Merseburger Necrolog s. oben S. 235.

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 6, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VII. 12. JUDITH
    * ..., + 973 16. X.

    Gemahl:
    HEINRICH Graf von Stade + 976 9. V.

    Anmerkungen: Seite 121
    VII. 12. Judith

    Thietmar 2,42; 3,20. Wolters, Grafen von Stade, Stad. Arch. N.F. 1 [VII 15]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 463, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 14
    Zu Judith, ihrem Gatten Heinrich "von Stade" und ihren Nachkommen vgl. Richard G. Hucke, Die Grafen von Stade 900-1144. Genealogie, politische Stellung, Comitat und Allodialbesitz der sächsischen Udonen, Stade 1956, 9ff.
    Graf Heinrich I. "der Kahle", Sohn des in der Schlacht bei Lenzen 929 IX 4 gefallenen Grafen Luder, heiratete in erster Ehe die Udo-Tochter Judith, in zweiter Ehe eine Hiltigard, von der er nur eine gleichnamige Tochter hatte; alle andern Kinder siehe VIII, 21-26) gingen aus der ersten Ehe hervor. Das Todesjahr Heinrichs gibt Brandenburg mit 976 an; Hucke erwähnt zwar Argumente Wedekinds für dieses Jahr, datiert jedoch selbst vorsichtig "um 975/76" und nennt als letzte sichere Erwähnung Thietmar III, 6 zu 974. Den Todestag gibt Brandenburg mit V 9, was auf der Ausgabe des Nekrologs von St. Michael in Lüneburg beruht, während Hucke V 10, das im Chronicon monasterii Rosenfeldensis sue Hassefeldensis gegebene Datum, vorzieht. Wir lassen die Frage offen.
    Den Todestag Judiths gibt Brandenburg schon richtig mit X 16, nach dem Merseburger Nekrolog; Thietmar II, 42, nennt für seine avia Iutitta das Datum X 26. Als Todesjahr nennt Brandenburg 973, doch wissen wir nichts anderes, als daß Judith 973 bei der Ordination ihrer Tochter Hathui im Kloster Heeslingen im Unterschied zu ihrem Gemahl nicht anwesend war, also offenbar vor 973 starb (Hucke 14).
    Zur Bedeutung, die das Einströmen fränkisch-karolingischen Geblüts in den sächsischen Adel durch die Verbindung Judiths mit Heinrich hatte vgl. Hucke 14f: Helmhold kennzeichnet Erzbischof Hartwig von Bremen geradezu als Angehörigen des alten UDONEN-Stammes (de antiqua Udonum prosapia), ... Es ist möglich, fast alle Träger des Namens "Udo", die in den Quellen des 10.-13. Jahrhunderts als Angehörige der sächsischen Dynastengeschlechter auftreten, als Nachfahren des Rheinfranken Udo von der Wetterau und seiner TochterJudith einzuordnen." Nicht weniger bemerkenswert ist, daß sich unter den Nachkommen (vgl. Stammtafel A, bei Hucke nach Seite 236) bei den Männern keine KAROLINGER-Namen finden, wohl bei den Frauen: Kunigund (Tochter Judiths) sowie Ermengard/Irmgard und Bertha, Enkelinnen Judiths.
    Es darf daran erinnert werden, daß "Graf von Stade" (so Brandenburg) die übliche Bezeichnung des Hauses ist, die jedoch erst im 11. Jahrhundert in den Quellen, erst im 12. Jahrhundert urkundlich begegnet (Hucke 9 und Anmerkung 29). Graf Heinrich I., der seit 959 als Graf im Heilangau und Gau Mosidi urkundlich belegt ist, erbaute vor 969, wohl an Stelle eines fränkischen Königshofes, in Harsefeld (Kreis Stade, südlich von Stade) ein festes Haus. Erst im frühen 11. Jahrhundert dürfte Stade als Hauptsitz der Grafen an die Stelle von Harsefeld getreten sein und gab dann den Namen, vgl. Weise, in: Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands, Band 2: Niedersachsen und Bremen ²1960, 176 und 373.

    Thiele Andreas: Tafel 9, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte" Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

    JUDITH + 973
    oo HEINRICH I. Graf von Stade
    + 976

    Thietmar von Merseburg: Seite 80, "Chronik"

    Meine Großmutter Judith ruht in der Kirche, die ihre Tochter später mühsam in Stein errichten ließ, was eine Seltenheit in diesem Lande ist. Sie verstarb am 26. Oktober [189 Tochter des KONRADINERS Udo (vgl. II, 35 und Stammtafel), Gemahlin Heinrichs des Älteren, Jahr unbekannt. Necr. Mers.: 16. Oktober].

    Hucke Richard: Seite 14, "Die Grafen von Stade"

    Judith, die erste Frau Heinrichs des Kahlen, war eine KONRADINERIN, gebürtig aus Rheinfranken. Sie gebar ihrem Gatten drei Töchter, die sowohl das Dyptichon als auch der sächsische Annalist nennt Judiths Todestag ist der 16. Oktober, das Todesjahr wird vor 973 anzusetzen sein. Bei der Ordination ihrer Tochter Hathui im Kloster Heeslingen war nämlich nur ihr Vater zugegen, wie Thietmar ausdrücklich berichtet.Judiths Vater war Graf Udo (im Rheingau und in der Wetterau, + 949), den Thietmar als "amicus regis" bezeichnet, der Bruder Hermanns I. von Schwaben, Vetter König KONRADS I. Udos Name erscheint erstmalig in N-Deutschland beim zweiten Sohn der Judith, dem man die Namen der Großväter gab (Luder-Udo). Später nannte man das ganze Stader Geschlecht nach ihm "UDONEN". Helmhold kennzeichnet Erzbischof Hartwig von Magdeburg geradezu als Angehörigen des alten UDONEN-Stammes (de antiqua Udonum prosapia) und Hartwigs gleichnamiger Onkel und Magdeburger Amtsgenosse wird, obwohl er selbst kein STADER ist, als "Udo" bezeichnet. Es ist möglich, fast alle Träger des Namens "Udo" , die in den Quellen des 10.-13. Jahrhunderts als Angehörige sächsischer Dynastengeschlechter auftreten, als Nachfahren des Rheinfranken Udo von der Wetterau und seiner Tochter Juditheinzuordnen.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 49,152, "Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands"

    Hat doch der Großvater Thietmars von Merseburg (mütterlicherseits), Graf Heinrich von Stade (+ nach 974), den Thietmar selbst als consanguineus Kaiser OTTOS DES GROSSEN bezeichnete, Judith, eine Tochter des KONRADINERS Udo I. von der Wetterau und seiner Gemahlin N.N., die ihrerseits eine Tochter Heriberts I. von Vermandois war, heiraten können.
    Zumal ja Luder-Udos I. Großmutter Judith eine KONRADINERIN war und den Herzog Konrad von Schwaben zum Bruder hatte.

    Heinzelmann Josef: "Spanheimer–Späne. Schachwappen und Konradinererbe"

    Ich schlage mich nicht auf die Seite der Parodisten, wenn ich nochmals eine Denkmöglichkeit anfüge. Der letzte Name der Reichenauer Memorialnotiz, angeblich eine Dublette, könnte nämlich Konrads von Schwaben Schwager Heinrich von Stade bezeichnen, denn man muss wohl Vuelf Heinrich für die beiden Enkel Welf und Heinrich ansehen. Dann dürfte aber auch Iudita Heinrichs von Stade Gattin meinen und dann wäre Richlint mit größter Wahrscheinlichkeit eine weitere Schwester oder eine Tochter Konrads. Oder doch die Gattin Konrads?

    Quasi hereditatem inter filios

    Mit den vier Geschwistern sind gewiss nicht alle Erben aufgezählt. Dass aber diese vier nicht von dessen Vetter Gebhard sondern von Udo abstammen (freilich nicht unbedingt wie in traditioneller Auffassung als seine Kinder, sondern, was auch ihre Lebens-, genauer ihre Todesdaten zu bestätigen scheinen, eher als Enkel über einen unbekannten Sohn oder eine Tochter), verraten schon ihre Namen. Jackman muss wegen der VERMANDOIS-Namen Heribert und Kunigunde dem Grafen Gebhard vom Ufgau eine hypothetische Frau Adela aus diesem Geschlecht geben, wohingegen eine Tochter Heriberts I. von Vermandois (wohl namens Kunigunde) als Gemahlin Udos zuverlässig belegt ist. Auch die Namen Hermann, Ita und Udo passen besser oder nur zu Nachkommen Udos. Mit erstaunlicher Präpotenz verdreht Jackman bei den STADERN auch das Vorkommen von Udo, weil er die Abstammung von Udo (I) leugnet: „The name Udo can be observed entering the house of Stade as the sole onomastic heritage from the Konradiner. Apparently this occurred in a rather unusual way: … for the names Judith and Liuthar both include an –ud- component.“

    959 oo 1. Heinrich I. der Kahle Graf von Stade -10.5.975/76

    Kinder:
    - Heinrich II. der Gute - 2.10.1016
    - Lothar-Udo I. - 23.6.994
    - Siegfried II. - 6.1.1037
    - Gerburg (Gertrud) - um 1000, Mutter des Bischofs Dietrich von Münster (1011-3.1.1022)
    oo Brun Graf von Arneburg -27.11.978
    - Hathui Äbtissin von Heeslingen 973 958-
    - Kunigunde -13.7.997
    oo Siegfried Graf von Walbeck -15.3.991

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 57,235,418 G 140 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 6 - Chronik des Albert von Stade - Glocker, Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik, Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 357 - Heinzelmann, Josef: Spanheimer-Späne. Schachwappen und Konradinererbe, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 25 (1999), Seite 7­68 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969 Seite 46 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987 Seite 49,152 - Hucke, Richard: Die Grafen von Stade 990-1144, Stade 1956 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 9 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 80 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 463 -

    Gestorben:
    16.10.

    Judith heiratete von Stade, Heinrich I. in 959. Heinrich gestorben in 975/976. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 118. von Stade, Heinrich II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 946; gestorben am 2 Okt 1016; wurde beigesetzt in Harsefeld [21698],Stade,Niedersachsen,Deutschland.
    2. 119. von Stade, Lothar-Udo I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 950; gestorben am 23 Jun 994 in Stade [21680],Stade,Niedersachsen,Deutschland.
    3. 120. von Stade, Siegfried II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 965; gestorben am 6 Jan 1037.
    4. 121. von Stade, Gerburg  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben um 1000.
    5. 122. von Stade, Hathui  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 958.
    6. 123. von Stade, Cunigunde  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 958; gestorben am 13 Jul 997 in Bebertal [39343],Börde,Sachsen-Anhalt,Deutschland.

  6. 90.  von der Wetterau, Heribert Graphische Anzeige der Nachkommen (65.Udo10, 38.Gebhard9, 23.N.8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 925; gestorben in 992.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Kinziggau,Hessen,Deutschland; Graf im Kinziggau

    Notizen:

    Heribert Graf im Kinziggau
    925-992

    4. Sohn des Grafen Udos I. von der Wetterau aus dem Hause der KONRADINER und einer namentlich unbekannten Gräfin von Vermandois, Tochter von Graf Heribert I.
    Neffe des Herzogs Hermann I. von Schwaben
    Nach Jackman/Fried Sohn des Herzogs Konrad I. von Elsaß und der Judith/Jutta von Öhningen
    Josef Heinzelmann macht wahrscheinlich, daß die drei Brüder Konrad, Heribert und Udo und ihre Schwester Judith nicht unbedingt Söhne des Grafen Udo I. von der Wetterau sein müssen, sondern dessen Enkel oder Schwiegersöhne gewesen sein könnten

    Brandenburg Erich: Tafel 3, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VII. Generation 11.
    Heribert, Graf im Kinziggau 949
    * ca. 925, + 992
    Gemahlin: Irmtrud, Tochter des Grafen Megingoz

    Anmerkungen: Seite 121
    VII. 11. Heribert

    Thietmar 4,60
    Gemahlin: Irmtrud siehe Schenk zum Schweinsberg, Genealogische Studien 5 [VII 13]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 463, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 13
    Zum Amtsgebiet Graf Heriberts vgl. H. Philippi, Territorialgeschichte der Grafschaft Büdingen, 1954, 27ff.
    Zur Familie von Ermentrud/Imiza, der Gattin Heriberts, vgl. Renn 107ff.
    Heribert folgte 949, wurde Graf von Gleiberg, das er gründete, und Graf im Kinziggau. Er erschien als treue Stütze der OTTONEN, zog 982/83 mit nach S-Italien und machte die Schlacht bei Cotrone mit, wo der Bruder fiel. Er war mächtig in Hessen.

    Weinfurter, Stefan: Seite 194,199, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten"

    Friedrich, einer der Brüder Kunigundes, hatte sich mit einer Tochter Heriberts von der Wetterau (+ 992) vermählt, der wiederum zu den führenden Mitgliedern des KONRADINER-Hauses zählte.
    Ähnliches gilt für die mächtige rhein- und mainfränkische Adelsfamilie der KONRADINER. In weiblicher Linie gehörte ihr Erzbischof Heribert von Köln an. Die Führung im KONRADINER-Clan aber hatte, bis zu seinem Tod 992, vor allem bei Heribert gelegen, dem Grafen im hessischen Kinziggau, im Engersgau und in der Wetterau. Von seinen Söhnen starb der eine, Gebhard, 1016. Der andere war Otto, der nach dem Tod seines Bruders alle Besitzungen und Grafschaften dieser Linie in seiner Hand vereinte.

    oo Irmentrud (Imiza), Tochter des Grafen Megingoz und der Gerberga
    Kinder:
    - Gerberga ca. 960/65- um 1036
    vor 1003 oo Heinrich I. Markgraf von Schweinfurt ca 975-18.9.1017
    - Gebhard Graf ca 965/70-8.11.1016
    - Otto Graf von Hammerstein 975-5.6.1036
    - Irmtrud Erbin von Gleiberg
    985/90 oo Friedrich I. Graf von Luxemburg-Salm ca 965- 1019

    Literatur:
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 313,333 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 46,49-51,53,70 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 194,199 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 463 -

    Familie/Ehepartner: von Geldern, Irmentrud. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 124. von der Wetterau, Irmintrud  Graphische Anzeige der Nachkommen
    2. 125. Gebhard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 965/970; gestorben am 8 Nov 1016.
    3. 126. von Hammerstein, Otto  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 975; gestorben am 5 Jun 1036.

  7. 91.  von Schwaben, Ida Graphische Anzeige der Nachkommen (66.Hermann10, 38.Gebhard9, 23.N.8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 932/934; gestorben am 17 Mai 986.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Herzogin von Schwaben

    Notizen:

    Ida von Schwaben Herzogin von Schwaben
    ca 932/34-17.5.986
    Erbtochter des Herzogs Hermann I. von Schwaben aus dem Hause der KONRADINER und der Regilinde, Tochter vom UNRUOCHINGER Eberhard im Sülichgau

    Althoff Gerd: Seite 378, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    H 13
    Me: 17.5. Domna Ida + 985/86 Gemahlin Liudolfs von Schwaben

    Ida, die Tochter Hermanns von Schwaben (H 44) und der Reginlind (H 28) war mit dem Sohn OTTOS I., Liudolf verheiratet; vgl. dazu Keller, Kloster Einsiedeln, S. 37-44; Zotz, Der Breisgau und das alemannische Herzogtum, passim, (Register, S. 252).
    Zum Todesdatum vgl. BU Nr. 983b mit weiteren Hinweisen.
    Die Annales Quedlinburgenses melden den Tod zu 986, in den Fuldaer Todesannalen begegnet 985 eine Ida ancilla Christi, die zwischen Personen eingetragen ist, die im März bzw. August verstarben (vgl. FW 2. 1, S. 35).
    Eine zweite Ehe der Ida vermutet Wenskus, Sächsischer Stammesadel, S. 145.

    Schwennicke Detlev: Tafel 8, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    IDA
    + 17. V 986
    oo Ende 947/Anfang 948 LIUDOLF VON SACHSEN (LIUDOLFINGER) + Piomba 6. IX 957
    Graf, 950/54 Herzog von Schwaben
    Begraben: St. Albans vor Mainz

    Thiele, Andreas: Tafel 10, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    IDA + 986
    Erbin von Schwaben und bedeutender fränkischer-hessischer Güter
    948 oo LIUDOLF VON SACHSEN + 957

    Adalbert: "Fortsetzung des Regino"

    Die Jahre 947-949.

    Im J. d. g. M. 947 verschied die Frau Königin Edgid, welche unter größtem Wehklagen des Königs und all der Seinen in Magdeburg begraben wird. Herzog Chuonrad, dem Könige in dieser Zeit fast vor Allen theuer, heirathete Liutgarda des Königs Tochter. Liutolf der Sohn des Königs, vermählte sich mit Ita der Tochter Herzog Herimanns mit solchem Aufwand, wie sich geziemte. Im J. d. g. M.

    948 wird in Inglenheim eine Synode von 34 Bischöfen gehalten, welcher unter Vorsitz des Bischofs Marinus, des Legaten der römischen Kirche, die berühmten Könige Otto und Ludwig beiwohnten. Hier wurden viele Dinge zum Vortheil der Kirche verkündet und auch die Sache Hugos, des Sohnes Heriberts verhandelt, der den Erzbischof Artald vertrieben und den Sitz der Reimser Kirche eingenommen hatten nach dem Urtheile aller anwesenden Bischöfe wurde er verurtheilt. Graf Chuonrad, der Curcibold genannt wurde, der Sohn Eberhards, ein weiser und verständiger Mann, verschied . Im J. d. g. M.

    949 verschied Waldo, der Bischof von Curia, dem Hardbert folgte. Graf Uto verschied, der mit Erlaubniß des Königs unter seine Söhne wie ein Erbe vertheilte, was er an Lehen und Aemtern besaß. Herzog Herimann der weiseste und verständigste unter den Seinen, verschied am 10. December. In demselben Jahre wird Liutolf, dem Sohne des Königs, eine Tochter Mathildis geboren.

    Das Jahr 950.

    Im J. d. g. M. 950 feierte der König die Reinigung der heiligen Maria in Franconofurt und ging von da nach Worms, wo er die Wittwe des Herzogs Herimann, welche zu ihm kam, gütig empfing, aber seinem Sohne Liutolf auch das Herzogthum Alamannien anvertraute. Dort wurde auch Chuonrad, Sohn des Grafen Gebehard, da er bei einer Nichte des Königs gelegen zu haben vorgab, von einem gewissen Burchard einem Sachsen im Einzelkampfe besiegt und so ward die Täuschung offenbar.

    Annalen von Quedlinburg:

    Das Jahr 986.

    König Otto, der noch ein Knabe war, zog mit einem großen Aufgebot der Sachsen nach Sclavien und da kam Misacho mit einer großen Menge zu ihm, und brachte ihm ein Kamehl und viele andere Geschenke dar, ergab auch sich selbst seiner Obergewalt. Zusammen vorrückend, verwüsteten sie das
    ganze Land mit Brand und vieler Verwüstung.

    In diesem Jahre wurde das Kloster auf dem westlichen Quedelinger Berge von Machtild, des Kaisers Perle und Tochter, zur Ehre der heiligen Gottesmutter Maria und zum Andenken ihres geliebten einzigen leiblichen Bruders zur Ausübung der Regel des heiligen Benedict mit Eifer erbaut. Auch starb die königliche Frau Ida, die Gemahlin Liudolfs, des Sohnes Kaisers Otto des Großen.

    Widukind von Corvey: Seite 167, "Die Sachsengeschichte"

    Als der König aber sah, daß sein Sohn Liudolf ein Mann geworden war, gab er ihm als Gemahlin, ausgezeichnet durch Reichtum und Adel, Herzog Hermanns Tochter Ida.

    Thietmar von Merseburg: Seite 38,77,430, "Chronik"

    Auch vermählte er ihn mit Ida, der Tochter Herzog Hermanns [27 Verlobung mit Ida 939/40, Heirat 947, Belehnung 949], deren Schönheit und Weiblichkeit züchtiges Wesen krönte. Kurz nachdem er sie ihm zu ehelichem Bunde vermählt hatte, verlieh ihm der Vater auch Herzogtum und Erbgut des verstorbenen Schwiegervaters.
    Des Kaisers Tochter, Konrads Gemahlin [174 Liudgard, Tochter OTTOS und Ediths, vermählt 947. Die Geschichte wird vom Contin. Regin. zum Hoftag von Worms Februar 950 von einer neptis des Königs berichtet.], wurde von einem gewissen Cono [175 Nach Contin. Regin. 950 Sohn Gebhards, der wohl Graf im Ufgau war (D. O. I. Nr. 23 vom 12.2.940.)] allenthalben verleumdet, weil sie ihn nicht hatte erhören wollen. Er behauptete nämlich, sie sei insgeheim seine Frau. Da ließ sie der Caesar voller Empörung folgendermaßen rechtfertigen: Als alle Fürsten des Reiches versammelt waren, befragte er sie zunächst unter vier Augen eingehend, ob sie dieses Vergehens schuldig sei. Als er dann sah, wie sie Christus zum Zeugen anrief und sich vollständig durch Eide reinigte, erklärte er in aller Gegenwart, wenn einer seiner Leute mit den Waffen für sie eintreten wolle, werde er sich ihn für heute und immer fest als Freund verpflichten. Auf diese Weise hin trat Graf Burchard [176 Nach Contin. Regin. 950 ein Sachse = Vater des Pfalzgrafen Burkhard, der 1004 die Grafschaft Merseburg erhielt (VI, 16). Er fiel 982 in Calabrien (III, 20).] vor und erklärte öffentlich, Cono habe alles erlogen. Doch der stellte sich ihm, nachdem er seine Behauptung eidlich als wahr erhärtet hatte, verlor aber schon im ersten Gange die falsche Rechte und erwies durch seine Niederlage seine Ruchlosigkeit. So rettete sie der barmherzige Herr von der falschen Anschuldigung, da ihm ihr ehrenhafter Wandel gefiel. Wohl war sie zu Lebzeiten ihres Gemahls oft geschmäht und vielem Unglück ausgesetzt; doch sie hatte es mit männlicher Geduld ertragen.
    Es geschah unter der Regierung unseres erlauchten Königs HEINRICH noch zu Lebzeiten meines Vorgängers Wigbert in Rödlitz [245 zwischen Zwickau und Chemnitz östlich Liechtenstein], das die ehrwürdige Frau Ida, eine Schwiegertochter OTTOS I. [246 Gemahlin Liudolfs (II,4), + 986)], unserer Kirche übertragen hatte.

    Ida, Erbin des KONRADINERS Hermann I. Herzog von Schwaben, war nicht nur mit den italienischen KAROLINGERN, sondern auch darüberhinaus mit Königin Adelheid verwandt. Die Mutter der Königin Adelheid, Bertha, war die Stiefschwester Idas. Nach dem Tode der Königin Edgith war Ida die Erste Dame des Reiches. Diese Position verlor sie nach der Heirat OTTOS I. mit Adelheid von Burgund.

    R. Wenskus vermutet, dass Ida nach dem Tode ihres Gatten Liudolf eine zweite Ehe mit dem sächsischen Pfalzgrafen Adalbero (+ 982) einging.
    Von H. C. Faußner und A. Wolf wurde Ida als verheiratete filia Ottonis Magni imperatoris bei der Diskussion um "Kuno von Öhningen" ins Spiel gebracht. Diese Konstruktionen wurden von E. Hlawitschka verworfen.

    Glocker Winfrid: Seite 279, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    Die Verlobung des Königs-Sohnes mit der schwäbischen Herzogs-Tochter Ida überliefert Liutprand in seiner Antapodosis V c. 1, S. 130.
    Zur Hochzeit und deren Zeitpunkt vergleiche Keller, Einsiedeln S. 38 ff., der einen längeren Umritt im Reich zur Feier der Hochzeit und zur Vorstellung des Brautpaares annimmt.
    Der Todestag Idas ist im Merseburger Nekrolog genannt (vgl. Althoff, Adelsfamilien Kommentar H 13), das Todesjahr überliefern die Annales Quedlinburgenses a. 986, SS III 67; vgl. dazu Köpke-Dümmler S. 290, Anm. 2.
    Die lange Zeit, während der Ida im Witwenstand gelebt hat, regte die Genealogen dazu an, eine zweite Vermählung Idas zu vermuten. So nimmt Dietrich, Grenzraum S. 78 f., und dieser folgend Wenskus, Stammesadel S. 144, eine zweite Vermählung der Witwe Liudolfs mit einem sächsischen Pfalzgrafen Bernhard an. Faußner, Kuno S. 35 ff., sah sie als zweite Gemahlin Herzog Konrads von Schwaben an (zurückgewiesen von Hlawitschka, Richeza S. 231 ff.: Ida blieb nach dem Tode Liudolfs unvermählt).
    Nach Wolf, Kuno S 61-66, soll Ida dagegen die Mutter der mysteriösen Richlind gewesen sein, jener Dame, die nach der Historia Welforum c. 6, S. 12, die Gemahlin Kunos, Graf von Öhningen, und zugleich eine Tochter OTTOS DES GROSSEN gewesen sein soll (diese Angabe veranlaßte Klebel, Aufstieg S. 3, die Gattin Kunos von Öhningen der ersten Verbindung OTTOS DES GROSSEN mit der vornehmen Slawin, die Mutter Wilhelms von Mainz wurde, zuzuordnen). Die Überlegungen Wolfs wurden von Hlawitschka, Kuno passim, bes. S. 49, Anm. 91 zu Ida, zurückgewiesen, wiewohl der Gedanke, dass Kuno von Öhningen mit Herzog Konrad von Schwaben gleichzusetzen, zu akzeptieren ist.
    Vgl. zum Fragenkomplex "Kuno von Öhningen" unten bei VI,77.

    Althoff Gerd: Seite 138,215, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totegedenken der Billunger und Ottonen."

    Eine besondere Berücksichtigung ottonischer Familienangehöriger zeigt auch die Memorialüberlieferung des Klosters Einsiedeln. Die Gründung des schwäbischen Herzogs Hermann (H 44) und seiner Gemahlin Reginlind (H 28) gelangte spätestens durch die Heirat Liudolfs mit der Tochter des Herzogspaares, Ida (H 13), in den Einflußbereich der ottonischen Familie.
    Intensiven Anteil an der Entwicklung des Einsiedler Konvents nahm das alemannische Herzogspaar Hermann und Regilind sowie deren Tochter Ida, die Liudolf, der Sohn OTTOS DES GROSSEN, heiratete.

    Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999: Seite 31,37

    Liudolf war Herzog von Schwaben und verheiratet mit Ida, einer spätgeborenen Halbschwester von Adelheids Mutter Bertha. Die Frau ihres Stiefsohnes war also ihre Tante. Das Verhältnis OTTOS zu seinem Sohn und dieser Schwiegertochter war offenbar sehr eng. Hrotsvit von Gandersheim berichtet, daß OTTO das junge Paar immer in seiner Nähe haben und Ida wie eine Königin geehrt sehen wollte. Sie war also nach dem Tod Edgithas eine Art "First Lady".
    OTTO sorgte für das Andenken seiner Kinder. Liutgard wurde in der Kirche des St. Albansklosters in Mainz begraben, und als Liudolf in Italien starb wurde sein Leichnam ebenfalls dorthin überführt. Im April 958 besuchte OTTO zum ersten Mal die Grabkirche seiner Kinder. Bei dieser Gelegenheit machte er größere Schenkungen zu ihren Gedenken. Dabei wird als Intervenientin, also als Mitveranlasserin für die Schenkung, "die verherungswürdige Herrin Ida, die Witwe unseres Sohnes Liudolf" genannt.

    Hlawitschka Eduard: Seite 48,67, "Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands."

    Da Konrad von Schwaben mit einer Dame namens Judith verheiratet war, wird diese auch Hermanns II. Mutter gewesen sein. Eine Richlind, die eine Enkelin OTTOS DES GROSSEN (durch seinen Sohn Herzog Liudolf von Schwaben) gewesen sei, als Herzog Konrads Gemahlin (eventuell vor der Ehe mit Judith) und als Mutter Hermanns II. anzusprechen, ist ja doch gänzlich gescheitert, desgleichen der Versuch, Liudolfs Witwe Ida hierfür in Anspruch zu nehmen.
    Diesen Burchard III. (954973) beerbte, da seine Ehe mit Hadwig von Bayern kinderlos blieb, seine Halbschwester Ida oder schon - statt ihrer - ihr Sohn Herzog Otto von Schwaben und Bayern (973-982). Für Ida und Otto, der seinerseits wiederum 982 unverheiratet verstarb, war jedenfalls der natürliche nächste Erbe und Nachfolger - und zwar nicht nur bezüglich der Herzogsherrschaft, sondern auch des privaten Familienbesitzes - der Vetter bzw. Großvetter Konrad, der 983 nach Herzog Ottos Tod neuer Schwaben-Herzog wurde.

    Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Seite 100,290, "Kaiser Otto der Große"

    Hermann, der an Geld und Gut überaus reiche Schwaben-Herzog erbat sich, als er dem König zu seinen Siegen Glück wünschen kam, die Hand Liudolfs für seine einzige Tochter und Erbin und sehr gern willigte der König in die Verlobung der beiden Kinder.
    Selten erregte ein Todesfall größere Trauer durch alle deutschen Lande als dieser, nicht allein bei der ihn lange überlebenden Gattin, die mit zwei unmündigen Kindern, Mathilde und Otto, zurückblieb [Ida starb erst 986 nach den Annal. Quedlinb.: Ida quoque regalia domina, contectalis Liudolfi... obiit, 17. Mai nach Necrol. Merseburg., Einsidl. (Boehmer Fontes IV, 144): Domna Ita obiit. Über die Kinder siehe Hrotsvithae Gesta Odd. von 1167]. Während OTTO, als er im nächsten Jahr das Grab seiner Kinder zu Mainz besuchte, durch eine Stiftung an die St. Albanskirche auf Bitten Idas das Andenken des Sohnes ehrte, lebte die Erinnerung an seinen vergeblichen Heldenkampf gegen den Vater in den Liedern des deutschen Volkes fort.

    Schmid Karl: Seite 138,409, "Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter"

    Auch die Meinung, Richlind sei eine Enkelin OTTOS I., eine Tochter Herzog Liudolfs von Schwaben und seiner Gemahlin Ita gewesen, ist schon aufgetaucht [Schenk zu Schweinsberg (wie Anmerkung 13) Seite 374ff., der Richlint für eine Großnichte von Reginhilte, der Großmutter OTTOS DES GROSSEN mütterlicherseits, hielt. So auch Dobbertin (wie Anmerkung 27) Seite 72f. mit Anmerkung 119; doch ist zu bemerken, daß die Namen Richlint und Reginhilte in ihren Bestandteilen keineswegs übereinstimmen.].
    Denn im folgenden Wunderbericht wird der KONRADINER Hermann, der als Herzog der Alemannen die Herzogin-Witwe Reginlind geheiratet, mit ihr aber keine Söhne hatte, als sapiens bezeichnet, da er wußte, daß sie eine Tochter zeugten, während seine Frau des Nachts in Zurzach vidit per somnium quasi descendere in sinum suum, et in eo latitantem, wie es wörtlich heißt. Es handelt sich um Ida, die ihren Eltern viel Ehre machte, da sie Eingang fand am Hofe OTTOS DES GROSSEN und zur Gemahlin für OTTOS Sohn Liudolf von Schwaben bestimmt wurde.

    Wolf Armin: Seite 60, "Wer war Kuno von Öhningen? Überlegungen zum Herzogtum Konrads von Schwaben (+ 997) und zur Königswahl vom Jahre 1002."

    Nach der dritten und neusten Deutung wäre Richlint eine leibliche Enkelin Kaiser OTTOS DES GROSSEN und Tochter von Herzog Liudolf aus seiner Ehe mit Ida von Schwaben gewesen. Nach Liudolfs frühem Tod 957 sei Richlint - so wie es von Liudolfs Sohn Otto bereits bekannt ist - von ihrem kaiserlichen Großvater als Tochter adoptiert worden. Diese Lösung wurde zuerst von Klebel (1954) und dann vor allem von Decker-Hauff (1956 und 1957) vorgeschlagen.
    Jakobs (1968) hielt sie gegenüber den älteren Hypothesen für "eine schon eher ansprechende Vermutung", schränkte dann jedoch ein: "Wir müssen uns daran halten, daß wir als Kinder Liudolfs und Idas den Herzog Otto I. von Schwaben und Baiern (+ 982) und die im Jahre 1011 als Äbtissin von Essen gestorbene Mathilde gut kennen und die Überlieferung keinen Anlaß gibt, noch eine weitere Schwester einzuführen."

    Keller Hagen: Seite 37-44,160, "Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben."

    Seit der Niederwerfung des Aufstandes war Ita, das einzige Kind Hermanns, mit Liudolf, dem bald darauf zum Nachfolger bestimmten Königssohn, verlobt [152 R. Köpke/E. Dümmler, Kaiser Otto der Große (1876), 100f.]. Angesichts dieser Verbindung verdient Beachtung, daß, wie in Magdeburg neben Maria Mauritius, dessen Verehrung im Reich OTTOS DES GROSSEN eine große Rolle spielte, zum Patron des von Hermann und Eberhard offensichtlich mit hohen Intentionen gegründeten Klosters wurde. Die Verbindung der Familie Hermanns mit der OTTOS DES GROSSEN bildete anscheinend sogar den Anlaß für die Erhebung Einsiedelns zum Königskloster: am 27. Oktober 947, kurz vor der Hochzeit seines Sohnes mit Ita, verlieh der König dem Kloster Wahlrecht und Immunität. So wurde die Maria und Mauritius geweihte Abtei Königskloster, als die Familie des Schwaben-Herzogs, des bisherigen Eigenkirchenherrn, in die engste Verwandtschaft mit dem Königshaus trat.
    Die Hochzeit wird von dem Fortsetzer Reginos und von Hermann dem Lahmen zu 947, von den Einsiedler Annalen zu 948 gesetzt. Würden solche Differenzen der Überlieferung nicht häufig begegnen, wäre der Versuch naheliegend, daß widersprüchliche Aussagen dadurch in Übereinstimmung zu bringen, daß man als Termin der Hochzeit das Jahresende annimmt.
    Erst vom 7. April des nächsten Jahres haben wir ein sicheres Zeugnis dafür, daß die Ehe geschlossen war: OTTO schenkt auf Bitten seiner lieben Tochter Ita und des Grafen Hermann an Abt Hartbert, den späteren Bischof von Chur. Hatte die Hochzeit kurz vorher in Quedlinburg stattgefunden, wo OTTO zum Osterfest weilte? Für eine Hochzeit in Franken spricht nicht nur das fränkische Königtum OTTOS I., nicht nur die fränkische Stellung Herzog Hermanns und die geringe Entfernung von Schwaben, sondern auch ein noch zu besprechendes Zeugnis Hrotsviths von Gandersheim. Eine Feier in Quedlinburg ist dadurch nicht ausgeschlossen.
    Hrotsvith berichtet, daß Ita nach der Hochzeit am Hofe die Stellung der Königin einnahm, daß OTTO seinen Sohn und seine Schwiegertochter bei sich behielt und Ita so wie eine Königin durchs Reich zog.
    Wenn wir eine Hochzeit um die Jahreswende in Franken annehmen, fügt sich diese Aussage ausgezeichnet zu OTTOS Itinerar. Von Franken zog der König nach Regensburg, von dort über Salz nach Magdeburg und Quedlinburg, feierte dort den Palmsonntag und hier das Osterfest. Auf dem Wege nach Aachen wurde die Urkunde für Hartbert ausgestellt, aus der wir Itas Anwesenheit am Hofe erfahren; in Aachen hielt OTTO Ende April einen Hoftag, unter dessen Teilnehmern auch Herzog Hermann genannt wird. Von dort zog der Hof rheinaufwärts nach Ingelheim, wo im Juni die große Synode stattfand. Liudolf und Ita haben so an einem regelrechten Umritt teilgenommen, wie dies Hrosvith ausdrücklich sagt. Anschließend hat Herzog Hermann seinen Schwiegersohn nach Schwaben geführt.
    Auch das Einsiedeln benachbarte Pfäfers erhielt einen Besuch des Königssohnes. Zusammen mit Herzog Hermann, Reginlind und Ita und einem vorwiegend aus Sachsen und Franken bestehenden Gefolge hat man Liudolf in das Gedenkbuch des Klosters eingeschrieben.
    Von Liudolfs Aufenthalt ist seit seiner Intervention in Frankfurt nichts Sicheres zu erfahren. Noch im gleichen Jahr hat Ita ihm eine Tochter, Mathilde, geboren [188 Cont. Regin. ad a. 949 (I 31), 164.].
    DAS "JAHRZEITBUCH" DES LIBER HEREMI
    Maius
    17. V. D. Ita dedit Sierenza, fuit uxor Luitolfi ducis Alamannorum [53 Ita, Tochter Herzog
    Hermanns I., Gemahlin Liudolfs. T I: Soror ipsius ducis Ita donavit Syernza. D. Ita, quae
    dedit Syernza, dedit et Stetten. JB V, VIII, IX, XI, XII, Einsiedeln, Merseburg: 17. V.]
    D. Mechtilt ducissa, Luitolfi ducis et Itae ducissae praefatorum filia, dedit Gruonowa, pro
    quo concambiatum est Scheleien [54 Äbtissin Mathilde von Essen (+ 1011). T I: Filia illius
    Machtilt dedit Gruonnowa, cum quo Scheleien commutatum est. D O III 187.]



    947 oo Liudolf Herzog von Schwaben 930-6.9.957


    Kinder:

    - Otto I. Herzog von Bayern und Schwaben 954-31.10.982
    - Mathilde Äbtissin von Essen (965-1011) 949-6.11.1011


    Literatur:
    Adalbert: Fortsetzung des Regino a. 947-949, a. 950 - Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Info Verlag Karlsruhe 1999 Seite 31,37 - Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totegedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 138,157,215,246,378 H 13 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 95 - Annalen von Quedlinburg a. 986 -
    Beumann, Helmut: Die Ottonen, Verlag W. Kohlhammer, 1991 Seite 61 - Bühler Heinz: Studien zur Geschichte der Grafen von Achalm und ihrer Verwandten. in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 43. Jahrgang. W. Kohlhammer Verlag Stuttgart 1984 Seite 34,70 - Fried, Johannes: Prolepsis oder Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradiner-Genealogie im 10. und frühen 11. Jahrhundert - Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Band 1- Band 6, Mundus Verlag 2000 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 - Hlawitschka, Eduard: Königin Richeza von Polen - Enkelin Herzog Konrads von Schwaben, nicht Kaiser Ottos II.? in: Institutionen, Kultur und Gesellschaft im Mittelalter. Festschrift für Josef Fleckenstein zu seinem 65. Geburtstag; hg: von Lutz Fenske, Werner Rösener und Thomas Zotz, Sigmaringen 1984, Seite 221-244 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 8,48,59,65,67 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 136,142,163 - Hrosvit von Gandersheim - Keller Hagen: Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben. Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1964 Seite 37-44,63,108,110,160,162 - Keller, Hagen: Die Ottonen. Verlag C.H. Beck München 2001 Seite 32,36,39 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 Seite 100,290 - Laudage, Johannes: Otto der Große. Eine Biographie. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2001 Seite 127,247 - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 436,438,448 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 138,170,409,412 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 Seite 272 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 22 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 129,142 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 8,10 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 10 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 38,430 - Wenskus Reinhard: Sächsischer Stammesadel und fränkischer Reichsadel. Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1976 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stutggart 1981 Seite 167 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 118,139 - Wolf Armin: Wer war Kuno von Öhningen? Überlegungen zum Herzogtum Konrads von Schwaben (+ 997) und zur Königswahl vom Jahre 1002. in Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters Band 36, 1980 Seite 25-83 - Wolf Armin: Zur Königswahl Heinrichs II. im Jahre 1002. Verwandtschaftliche Bedingungen des Königswahlrechts. in: Genealogisches Jahrbuch Band 42 Verlag Degener & Co. Neustadt a.d.Aisch 2002, Seite 46,55,58,60, 61,67,69,71-74 -

    Ida heiratete von Schwaben, Liudolf in 947. Liudolf (Sohn von von Sachsen, Otto I. und von Wessex, Edgitha) wurde geboren um 930 in Magdeburg [39104],Magdeburg,Sachsen-Anhalt,Deutschland; gestorben am 6 Sep 957 in Pombia [28050],Piemont,Italien; wurde beigesetzt in Mainz [55127],Mainz,Rheinland-Pfalz,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]


  8. 92.  von Flandern, Arnulf I. Graphische Anzeige der Nachkommen (72.Balduin10, 49.Judith9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 885/890; gestorben am 27 Mrz 965.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Boulogne-sur-Mer [62200],Pas-de-Calais,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich
    • Titel/Amt/Status: Ostervant (Grafschaft),Nord-Pas-de-Calais,Frankreich
    • Titel/Amt/Status: Amiens [80000],Somme,Picardie,Frankreich
    • Titel/Amt/Status: Thérouanne [62129],Pas-de-Calais,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich
    • Titel/Amt/Status: Artois (Provinz),Pas-de-Calais,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich; Graf von Artois, Boulogne(-sur-Mer), Ostrevant, Amiens und Therouanne
    • Titel/Amt/Status: Laienabt der Klöster Saint-Omer, Saint-Amand zu Elnone und Saint-Vaast zu Arras
    • Titel/Amt/Status: 918-965, Flandern,Belgien; Graf von Flandern

    Notizen:

    Arnulf I. der Große
    885/90-27.3.965
    Graf von Flandern (918-965)
    Graf von Artois, Boulogne(-sur-Mer), Ostrevant, Amiens und Therouanne
    Laienabt der Klöster Saint-Omer, Saint-Amand zu Elnone und Saint-Vaast zu Arras

    Ältester Sohn des Grafen Balduin II. der Kahle von Flandern und der Aelfthryd von Wessex, Tochter von König Alfred dem Großen

    Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 1017

    Arnulf I. der Große, Graf von Flandern
    * um 900, + 27. März 965

    Arnulf I. erbte 918 den nördlichen Teil der Grafschaft Flandern. Gegen den in Ostrevant vordringenden Heribert II. von Vermandois eroberte Arnulf 930 und 931 die Festungen Douai und Mortagne, während er sich nach dem Tod des Grafen Adalhelm (932) des Artois und der befestigten Abtei St-Vaast in Arras bemächtigte. Nach dem Tod seines Bruders Adalolf (933) gliederte er im Westen das Gebiet um Therouanne und Boulogne seiner Grafschaft ein. Durch die Eroberung von Montreuil an der Mündung der Canche (948) kam der größte Teil der Grafschaft Ponthieu in seine Hände, wodurch Flandern unmittelbar an die Normandie grenzte. Wenig später zog er auch die Herrschaft über Amiens an sich, so dass sich seine Macht von der Schelde bis über die Somme ausdehnte.
    Die Sicherung seiner Ostgrenze hatte Arnulf inzwischen durch eine systematische Ehepolitik erreicht, indem er alle seine Töchter mit lothringischen oder deutschen Fürsten verheiratete.
    Nach dem frühen Tod seines einzigen Sohnes Balduin III. (+ 1. Januar 962) erhoben sich die Söhne seines verstorbenen Bruders Adalolf gegen ihren Onkel. Arnulf blieb keine andere Lösung, die Grafschaft zu retten, als sie bis zur Volljährigkeit seines Enkels Arnulfs II. dem König von Frankreich, Lothar zu übergeben. Lothar verpflichtete sich, Arnulf II. als Nachfolger von Arnulf in Flandern anzuerkennen und erhielt dafür selbst die Gebiete, die Arnulf während seiner Herrschaft erobert hatte (Ostrevant, Artois, Ponthieu und Amiens). Als Laienabt der großen Abteien seiner Grafschaft führte Arnulf mit Hilfe Gerhards von Brogne, der sie regulierten Äbten unterstellte, eine Klosterreform durch.

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 1, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VI. 20. ARNULF I., Graf von Flandern 918
    * ca. 890, + 964 27. III.
    Gemahlinnen:
    a) ? ....
    b)
    Adela von Vermandois, Tochter Heriberts II. (siehe VII. 2.) + 958/60

    Anmerkungen: Seite 118
    VI. 21. Arnulf I. (der Große)

    Daten siehe Vanderkindere I, 289.
    Die Geburtszeit ist nur ungefähr zu schätzen. Ob er vorher schon mit einer anderen Frau vermählt war, wie die späte Zeit der Heirat vermuten lassen könnte. wissen wir nicht [VIa 30]
    Ergänzung: (Werner): Gemahlin: 934 Adela von Vermandois, + 960, siehe VII 2.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 460 "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VI. Generation 30
    Auch F.-L. Ganshof, La Flandre sous les premiers comtes, Bruxelles 1949, hält Arnulfs Ehe mit Adela 934 für seine zweite Ehe.
    Zu Adelas Todesjahr, das sich gegenüber "958-960" auf 960 präzisieren läßt, siehe VII, 3.

    Althoff Gerd: Seite 394, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    G 32
    Lü: 27.3. Ernaldus com + 964/65 Graf von Flandern

    Durch die 961 geschlossene Ehe zwischen Mathilde (G 52), der Tochter Hermann Billungs, und dem Grafen Balduin von Flandern waren die BILLUNGER mit dem flandrischen Grafenhaus verwandt. Dies ist der Grund für die Eintragung mehrerer Angehöriger dieses Grafenhauses im Lüneburger Necrolog. Neben Arnulf, dem Schwiegervater Mathildes, finden sich: ihr Enkel Balduin (G 55) mit seiner Gemahlin Geva (G 17), sowie die Frau ihres Sohnes Susanna regina (K 48).
    Die Identifizierung des Ernaldus com vom 27.3. mit dem Schwiegervater Mathildes ist dadurch leicht unsicher, dass ihr gleichnamiger Sohn am 30.3.987 starb. Der Unterschied in den Todesdaten gibt jedoch den Ausschlag für den älteren Arnulf (vgl. Köpke-Dümmler, Otto der Große, S. 395), dessen Todesjahr in den Quellen unterschiedlich belegt ist. Arnulf I., in dessen Regierungszeit die Verbindung der Familien zustande kam, erscheint als Gefolgsmann König OTTOS DES GROSSEN in den Auseinandersetzungen mit dem französischen Königtum.
    Vgl. dazu Köpke-Dümmler, Otto der Große, passim (Register S. 596) und Vanderkindere, La Formation territoriale, S. 54 ff.
    Zum Selbstverständnis der flandrischen Grafenfamilie von der besonders Witgers Genealogia Arnulfi comitis (MGH SS 9, S. 302 f.) Auskunft gibt, vgl. Patze, Adel und Stifterchronik, S. 15-21.
    Belege des Todesdatums bei Vanderkindere, S. 289.

    Thiele, Andreas: Tafel 25, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa"

    ARNULF I. "DER GROSSE"
    * um 888, + 964

    Arnulf I. der Große war der mächtigste französische Feudalbaron seiner Zeit; er hatte keine Untervasallen, die seine Macht schmälern konnten und verhinderte das Aufkommen solcher Kräfte. Er nannte sich oft "Markgraf", um seine starke Stellung zu unterstreichen. Er wurde Schirmvogt der geistlichen Herrschaften seines Raumes, die dadurch auch nicht zu Konkurrenten heranwachsen konnten. Er blieb formal französischer Vasall, lehnte sich an die kaiserlichen OTTONEN an und geriet besonders gegen Hugo von Franzien und gegen die Normannen, da deren Expansionspolitik begann. Er ermordete 942 den Herzog Wilhelm von der Normandie, den er wegen Grenzstreitigkeiten zu einer Zusammenkunft nach Picquigny an der Somme eingeladen hatte. Er hielt alle Hoheitsansprüche der Herzöge von Lothringen von Flandern fern, gewann mit seiner Frau den größten Teil von Artois dazu und förderte die kirchliche Reformbewegung.

    oo ADELE VON VERMANDOIS + 960
    Tochter des Grafen Heribert II.

    Ehlers Joachim: Seite 45, "Die Kapetinger"

    Seit der Zeit KARLS DES KAHLEN gab es im Norden ein Machtzentrum um Brügge, das Graf Balduin I. (+ 879) als Schwiegersohn des Königs aufgebaut hatte. Seine Nachfolger konnten durch regionale Erfolge bei der Normannenabwehr und geschicktes Ausnutzen der Kämpfe zwischen ROBERTINERN, KAROLINGERN, den Grafen von Vermandois und dem Erzbischof von Reims, ihr Gebiet nach Süden bis Therouanne und Boulogne, nach Norden bis zur Schelde vergrößern und schließlich mit Arnulf I. (918-965) vom König den marchio-Titel erhalten.


    1. oo N.N.
    -
    933 2. oo Adela von Vermandois, Tochter des Grafen Heribert II. 910/15- 960


    Kinder:

    - Hildegard 934 - 971/72
    oo Dietrich II. Graf von Holland - 1.4.988
    - Egbert - vor 10.7.953
    - Balduin III. 940-1.1.962
    - Elftrude
    oo Siegfried Herr von Guines - 965
    - Liutgard 935-18.10.962
    950 oo Wichmann Graf von Hamaland - 14.12.973

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 58,83,394 G 32 - Alvermann, Andrea: Geschichte der Grafschaften, Ländereien & der Stadt Saint Pol. Übersetzung aus dem Mittelfranzösischen Kapitel 3-7- Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 1,118 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 45 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 51,54,64 - Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter. W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 23,49 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 63 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 34 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 120,125,128-132,223 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 Seite 77,87,119,128,129,142,144,151,153,175,283,298,306,395,582,583 - Leo Heinrich: Zwölf Bücher niederländischer Geschichten, Eduard Anton Verlag Halle 1832 Seite 12-13 - Pognon Edmond: Hugo Capet König von Frankreich. Dr. Riedeler Verlag Stuttgart 1966 Seite 80,91,164 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 277,299,307,309 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 214,225 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 6-403 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 25 - Uhlirz, Karl: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III. Verlag Duncker & Humblot Berlin 1967 Band I Seite 450-452,454 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 460 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 496 - Zimmermann, Harald: Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1976 -

    Arnulf heiratete von Vermandois, Adela in 933. Adela (Tochter von von Vermandois, Heribert II. und von Neustrien, Adele) wurde geboren in 910/915; gestorben in 960. [Familienblatt] [Familientafel]


  9. 93.  von Boulogne, Adalolf Graphische Anzeige der Nachkommen (72.Balduin10, 49.Judith9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 890; gestorben am 13 Nov 933.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Saint-Omer [62765],Pas-de-Calais,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich; Abt von Saint-Bertin
    • Titel/Amt/Status: 918-933, Boulogne-sur-Mer [62200],Pas-de-Calais,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich; Graf von Boulogne
    • Titel/Amt/Status: 918-933, Ternois,Pas-de-Calais,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich; Graf von Ternois

    Notizen:

    Adalolf
    Graf von Boulogne und Ternois (918-933)
    Abt von St.Bertin
    890-13.11.933

    Jüngerer Sohn des Grafen Balduin II. der Kahle von Flandern und der Aelfthryd von Wessex, Tochter von König Alfred dem Großen

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 1, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VI. 21. ADOLF (ETHELWOLF), Graf von Boulogne und Ternois
    * ..., + 933 13. XI.

    Anmerkungen: Seite 118
    VI. 21. ADOLF/ADALOLF
    Vanderkindere I, 286; Folcvin, S. S. 13, 627.
    Ergänzung: (Werner):
    * ca. 890, + 13. XI. 933, 918 Graf von Boulogne und Ternois, Abt von St. Bertin
    Gemahlin: Konk. NN [VI a 31]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 460, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VI. Generation 31.
    Adalolf übernahm seine beiden Grafschaften Boulogne (Boulonnais) und Terouanne (Ternois) 918 beim Tode seines Vaters. Nach Adalolfs Tod brachte sein älterer Bruder Arnulf diese Grafschaften ohne Berücksichtigung der Nachkommen Adalolfs an sich (Ganshof 21).
    Man beachte, daß der Name Adalolf dem angelsächischen Aethelwulf entspricht, und ihm durch seine Mutter, die englische Königs-Tochter Aelftrud, zukam.

    Thiele, Andreas: Tafel 25, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa"

    ADOLF
    Graf von Boulogne-sur-Mer 918, ebenso Graf von Therouenne

    oo N.N.

    Leo Heinrich Dr.: Seite 12,13, "Zwölf Bücher niederländischer Geschichten."

    Der jüngere, Adalulf, erhielt, natürlich der Markgrafschaft untergeordnet, jene Grafschaft, welche die Gebiete von Boulogne, St. Pol, Guines, Therouenne und des Klosters des heiligen Bertin umfaßte, oder den pagus Arkensis.
    Doch wurde der Teil Flanderns, welchen vorher Adalulf erhalten hatte, und welcher nach dessen Tode wohl von Arnulf nicht wieder verliehen worden war, mit Ausnahme der Grafschaft Guines, von dem Könige Lothar an einen französischen Grafen (comes Pontacensis) Wilhelm gegeben; auch machten bei dieser Gelegenheit die Mönche des heiligen Bertins ihr Recht auf Calais geltend; doch blieb diese Seestadt wegen ihrer militärischen Wichtigkeit in weltlichen Händen und wurde nebst der Grafschaft Guines einem anderen Lehnsmanne von Frankreich, Adolph, Sigfrids Sohne, erteilt. Die Grafen von Boulogne und Guines blieben dabei wegen dieser Besitzungen Vasallen von Flandern [3 Später erbte der ganze pagus Arkensis, mit Ausnahme der an Kirchen gekommenen Territorien und der Grafschaft St. Pol, wieder zusammen, indem die Familien Wilhelms von Boulogne und Adolphs von Guines durch eine Heirat verbunden wurde. (...)





    oo N.N.


    Kinder:

    - Arnulf Graf von Boulogne um 910-31.1.972
    - Balduin (Balzo) - Vormund für Arnulf II. um 915- 973
    - ? Erniculus Graf von Boulogne



    Literatur:
    Alvermann, Andrea: Geschichte der Grafschaften, Ländereien & der Stadt Saint Pol. Übersetzung aus dem Mittelfranzösischen Kapitel Kapitel 4 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 1,118 - Leo Heinrich Dr.: Zwölf Bücher niederländischer Geschichten. Eduard Anton Verlag Halle 1832 Seite 12 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 25 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 460 -

    Name:
    Adolf


  10. 94.  von Flandern, Ealswid Graphische Anzeige der Nachkommen (72.Balduin10, 49.Judith9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1)

    Notizen:

    Ealswid von Flandern

    Tochter des Grafen Balduin II. der Kahle von Flandern und der Aelfthryd von Wessex, Tochter von König Alfred

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 1, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VI. 22. EALSWID

    Anmerkungen: Seite 119
    VI. 22-23 Ealswid und Irmtrud
    Vanderkindere I, 286. [VIa 32/33]


  11. 95.  von Flandern, Ermentrud Graphische Anzeige der Nachkommen (72.Balduin10, 49.Judith9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1)

  12. 96.  von Flandern, Albert Graphische Anzeige der Nachkommen (72.Balduin10, 49.Judith9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) gestorben in 977.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 950/977, Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich; Bischof von Paris
    • Titel/Amt/Status: 951-977, Drongen [9031],Flandern,Belgien; Propst in Trouchiennes

    Notizen:

    Albert von Flandern
    Bischof von Paris
    - 977
    Illegitimer Sohn des Grafen Balduin II. der Kahle von Flandern

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 1, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VI. 24. unehelich ALBERT, Bischof von Paris, ca. 950, Propst in Trouchiennes 951-977

    Anmerkungen: Seite 119
    VI. 24. Albert
    Vanderkindere I, 286f. Seine Existenz ist nicht völlig gesichert. [VIb 34]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 460, Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)

    VI. Generation 34

    Den Adalbert/Albert (ein UNRUOCHINGER-Namen), der ins flandrische Grafenhaus aus dem Geschlecht, das in diesem Raum der flandrischen Macht vorausgegangen war, vgl. Grierson, einging, ebenso wie der Name Rudolf, der, wenngleich welfisch, über die UNRUOCHINGER an das Haus FLANDERN kam) läßt Brandenburg VI, 24 um 990 Bischof von Pariss ein. Nun gab es um diese Zeit, lau Ausweis der Pariser Bischofslisten (vgl. Duchesne, Fastes 2, 465 und 468) einen Bischof Albericus, der zeitlich auf den 941 VI 5 verstorbenen Walter folgte und dem etwa 954 VI 8 nachweisbaren Constantius voraufging (vgl. P. B. Gams, Series episcoporum ecclesiae catholice, 1873, 596). Der einheitlich überlieferte Name Albericus, der im flandrischen Hause nicht begegnet, erlaubt es nicht, diesen Bischof mit dem Probst Albert zu identifizieren.

    Thiele, Andreas: Tafel 25, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa"

    ALBERT (unehelich)
    + 977
    Albert wurde 950 Bischof von Paris und Probst von Tronchienne.

    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 1 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 25 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 460 -


  13. 97.  von Verdun, Kunigunde Graphische Anzeige der Nachkommen (78.Ermentrud10, 50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 890/895; gestorben nach 923.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Verdun [55100],Lothringen,Frankreich; Gräfin von Verdun

    Notizen:

    Kunigunde Gräfin von Verdun
    890/95-2.10. nach 923

    Eventuell Tochter Reginars I. Langhals von Hennegau und der Ermentrude, Tochter von König Ludwig II. der Stammler
    Nach E. Brandenburg als Tochter der Irmtrud Enkelin des westfränkischen König Ludwigs des Stammlers

    Althoff, Gerd: Seite 419, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    G 143
    Me: 2.10. Cunice com Großmutter der Kaiserin Kunigunde

    Die gleiche Person ist zum gleichen Tag auch ins jüngere Necrolog von St. Maximin in Trier eingetragen worden. Angesichts der Tatsache, daß mehrere Verwandte der Kaiserin Kunigunde im Merseburger Necrolog begegnen (vgl. G 145a, G 176, K 16, G 173) und angesichts der engen Beziehungen ihrer Familie zu St. Maximin in Trier, wo ihre Eltern begraben wurden (vgl. Renn, Das erste Luxemburger Grafenhaus, Seite 64f.), liegt es zwingend nahe, in der Cunice (Kunigunde)die Großmutter der Kaiserin zu sehen (zu ihr vgl. Renn, Seite 2ff.; anders Eckhardt, Genealogische Funde, Seite 54ff.).
    Bei der Neustiftung des Gedenkens in Merseburg hat die Kaiserin Kunigunde offensichtlich dafür gesorgt, daß ihre Vorfahren in das Gedenken aufgenommen wurden, siehe dazu ausführlich oben Seite 198f.

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 3, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VI. 26. KUNIGUNDE

    * ca. 890, + ...
    Gemahl:
    a) vor 910
    Wigerich, Graf im Trier- und Ardennergau 902, Pfalzgraf von Aachen 916 19.I. + vor 919
    b) (ca. 920)
    Richwin, Graf von Verdun + 923

    Anmerkungen: Seite 119
    VI. 26. Kunigunde
    Über die Frage, ob Kunigunde, die Mutter des Grafen Siegfried von Luxemburg, identisch sei mit Kunigund, Gemahlin des Pfalzgrafen Wigerich und des Grafen Richwin, besteht eine ausgedehnte Literatur, von deren Aufzählung ich hier Abstand nehme, indem ich allgemein auf Parisot, Origines Seite 278f., verweise. Ich führe hier nur die Quellenzeugnisse an, welche mir dieser Identität als ausreichend gesichert erscheinen lassen. Zunächst steht fest, daß Graf Siegfrieds Mutter Kunigunde eine Tochter von Ludwigs des Stammlers Tochter Irmtrud war, Tabula genealogica S. S. 2, 314 und 9, 303; ihr Vater ist nicht bekannt. Ferner ist sicher, daß Bischof Adalbero von Metz, ein Sohn jener Kunigunde, die mit Wigerich und Richwin verheiratet war, aus ihrer ersten Ehe, urkundlich von König Karl dem Einfältigen als nepos bezeichnet wird, Cartul. de St. Lambert 1, n. 11. Sind beide Kunigunden dieselbe Person, so war er tatsächlich König Karls Großneffe (Enkel seiner Schwester Irmtrud). Sind sie nicht identisch, so müßte, da von einer Verwandtschaft Wigerichs mit den KAROLINGERN gar keine Spur vorhanden ist, die zweite Kunigunde ebenfalls eine sehr nahe Verwandte König Karls gewesen sein, was sehr wenig wahrscheinlich ist, da wir die Familienverhältnisse der französischen KAROLINGER ziemlich genau kennen und hier für die Anknüpfung einer solchen Verwandtschaft kaum eine Möglichkeit zu bestehen scheint. Es erscheint mit hyperkritisch, die einfache Lösung, die durch die Annahme der Identität beider Kunigunden geboten wird, von der Hand zu weisen.
    Sind sie aber identisch, so muß des Grafen Siegfried Vater, über den keine Überlieferung vorhanden ist, entweder Pfalzgraf Wigerich oder Graf Richwin gewesen sein, falls man nicht zu der ganz unwillkürlichen Annahme greifen will, daß Kunigunde noch einen dritten unbekannten Gatten gehabt habe. Die Kinder Wigerichs und Kunigundens, von denen wir sechs kennen (siehe Teil II, Gen. VII 57-62) müssen also seine Geschwister oder Stiefgeschwister gewesen sein. Kinder aus Kunigundens zweiter Ehe sind nicht bekannt; denn die Vermutung Schenks zu Schweinsberg (Geneal. Beiträge zur Reichsgesch. S. 8 f.), daß der 959 verstorbene Herzog Gottfried von Lothringen dieser Ehe entsprossen sei, muß wegen unzureichender Begründung abgelehnt werden. Nun wird aber Graf Siegfried in den Briefen des Erzbischofs Gerbert (ed. Havet lettres n. 51, 52) als patruus des Grafen Gottfried von Verdun bezeichnet, der ein Sohn Gozelos, Sohnes des Pfalzgrafen Wigerich war (s. Teil II, Gen. VIII 72), was wieder nur zutrifft, wenn er Gozelos Bruder oder Stiefbruder war. Diese Argumente erscheinen mir als völlig durchschlagend; es müssen aber noch einige Umstände erwogen werden, die gegen diese Annahmen zu sprechen scheinen. Hier ist zunächst die Frage zu stellen, ob nicht die Altersverhältnisse der Kunigunde dagegen sprechen. (So namentlich Vanderkindere 2, 329 f.) Da ihre Mutter Irmtrud etwa um 870 geboren sein kann (siehe oben V 25), so kann Kunigunde um 890 (sogar etwas früher) zur Welt gekommen sein; sie hat Wigerich vor 910 geheiratet und ihm, der zwischen 916 und 919 starb, mindestens fünf Kinder geboren war also zur Zeit ihrer zweiten Vermählung um 920 etwa 30 Jahre alt. Hier liegt also nicht die geringste wirkliche Schwierigkeit vor. Ferner wird geltend gemacht, Graf Siegfried, der erst 963 zum ersten Mal vorkommt und 998 starb, könne nicht wohl der Sohn dieser Kunigunde sein, weil man seine Geburt um 940 ansetzen müsse. Es liegt aber gar kein Grund vor, warum Siegfried nicht älter gewesen sein könnte. Daß wir zufällig keine Nachricht von ihm vor 963 haben, kann in dieser nachrichtenarmen Zeit nicht auffallen; jedenfalls war er damals schon verheiratet; sein ältester Sohn Heinrich kommt schon 964 vor (Mittelrhein. U.B. I, n. 220); der Sohn, welcher am längsten lebt, Erzbischof Albero von Trier, ist zwar erst 1055 gestorben, kann aber sehr wohl um 975 geboren sein, wenn des Vaters Geburt um 920 fällt. Allerdings sprechen die chronologischen Erwägungen stark dafür, daß Graf Siegfried aus Kunigundens zweiter um 920 geschlossener Ehe stammte und etwa 922 oder 923 (in welchem Jahr Graf Richwin starb) geboren war; er würde dann selbst etwa 78 Jahre alt geworden sein. Ich sehe demnach auch in diesen Erwägungen keinen stichhaltigen Gegengrund. Für Richwins Vaterschaft scheint mir noch zu sprechen, daß 963 18. V. neben Siegfried in einer Urkunde der Gräfin Uta, des oben erwähnten Bruders oder Stiefbruders Gozelo Witwe, als Zeuge ein sonst unbekannter Graf Richwin erscheint, dessen Name die Vermutung nahelegt, daß er ein rechter Bruder Siegfrieds gewesen sei. Endlich ist noch ein Punkt zu erwähnen. In Gerberts Briefen (ed. Havel n. 51) erscheint ein gleichnamiger Sohn des Grafen Siegfried. Da nun, soviel wir wissen, unter seinen Söhnen keiner dieses Namens war, könnte daraus geschlossen werden, daß es sich hier um einen ganz anderen Grafen Siegfried handle, wodurch das oben angeführte Zeugnis für die Verwandtschaft Siegfrieds mit den Söhnen Wigerichs seine Beweiskraft verlieren würde. Bei der Seltenheit des Namens Siegfried ist das sehr wenig wahrscheinlich. Auch kann entweder Graf Siegfried einen gleichnamigen jung verstorbenen Sohn gehabt haben, über den keine anderen Nachrichten erhalten geblieben sind, oder es kann ein Fehler des Abschreibers in der Adresse des betreffenden Briefes vorliegen, nämlich Sigifrido filio anstatt Sigefridi comitis filio, in welchem Fall der Name des Sohnes gar nicht genannt wäre. Jedenfalls bietet die Sachlage weder einen Grund, den Grafen Siegfried (c. 922 bis 998) in zwei Personen, Vater und Sohn, zu zerspalten, wie es Parisot tut, noch kann die Beweiskraft der früher angeführten Argumente ernstlich erschüttern. Die Annahme wird auch stark unterstützt durch die Tatsache, daß unter den Nachkommen des ARDENNER-Hauses und Siegfrieds die gleichen Namen gebräuchlich sind und durch den Güterbesitz, s. Witte, Lothr. Jb. 5,2, 46 f. Ganz sicher ist nur die karolingische Abstammung ihres Sohnes Siegfried. Ich bringe daher die Kinder erster Ehe, obwohl ich sie für recht gesichert halte, im Teil II. [VI 36]

    Werner Karl Ferdinand: Band IV Seite 460, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VI. 36.
    Zu den Nachkommen Kunigunds eingehend H. Renn, Das erste Luxemburger Grafenhaus, 963-1136, Bonn 1941, 2dd. Wir besitzen nicht nur eine Genealogie des 11. Jahrhunderts, die die Generationenfolge Ludwigs des Stammlers - Ermentrud (die Schwester Karls III.) - Kunigund - Sigfrid - Kunigund (die Kaiserin, Gattin HEINRICHS II.) verzeichnet, sondern auch den urkundlichen Beweis der karolingischen Abkunft im Diplom König Karls III. von 911/15 (ed. Lauer nr. 65), in dem eine Pekarie bestätigt wird für den comes Widricus und auf Lebzeiten seiner Gattin und eines ihrer Söhne ... uxoris eius, nomine Cunegundis, et unius filiorum ipsorum, videlicet nostri nepotis (!) Adelberonis (der spätere Bischof Adalbero von Metz hier ausdrücklich als Sohn von Karls Base Kunigund bezeugt). In der umstrittenen Frage, welche der zahlreichen Kinder Kunigunds aus ihrer ersten Ehe mit Wigerich/Widericus und welche aus der zweiten Ehe mit Richwin von Verdun stammen, kommt Renn zu dem Ergebnis, alle uns bekannten Kinder der ersten Ehe zuzusprechen. Brandenburg neigte dazu, den Sohn Siegfried (unten VII, 68) der zweiten Ehe zuzuschreiben. Dem stehen die Leitnamen eindeutig entgegen. Der Bruder des Kunigund-Gemahls Wigerich hieß Friedrich, wie wir aus der Vita Johanns von Gorze c. 55 und 74 wissen. Eben der Name Friedrich begegnet aber bei einem der Söhne Siegfrieds: Er hat ihn aus der Familie seines Vaters Wigerich. Das gleiche gilt für einen anderen Sohn Siegfrieds, Adalbero, denn gerade für den Bruder Siegfrieds, der auch Adalbero hieß, sahen wir eben, daß er als Sohn des Wigerich/Widericus und der Kunigund gesichert ist. Siegfried ist demnach den Söhnen Kunigunds aus der ersten Ehe zuzuschreiben. Brandenburg beging aber unabhängig von der Entscheidung in dieser Frage einen kaum verständlichen Fehler. Am Ende seiner Anmerkung VI, 26 bemerkt er: "Ganz sicher ist nur die karolingische Abstammung ihres Sohnes Siegfried. Ich bringe daher die Kinder aus erster Ehe, obwohl ich auch sie für recht gut gesichert halte, im Teil 2." Hier übersieht er, daß Trägerin der karolingischen Abkunft ja die Mutter Kunigund ist - die Abkunft all dieser Söhne und Töchter von ihr aber nie bezweifelt wurde und bezweifelt werden konnte; er übersieht, daß ja gerade für einen gesicherten Sohn der Kunigunde aus der ersten Ehe, Adalbero, die karolingische Verwandtschaft bezeugt ist! Es sind also sämtliche Nachkommen der besonders wichtigen, in Lothringen einflußreichen Kunigund-Kinder von der Tabelle der "wahrscheinlichen Nachkommen" (bei Brandenburg VII, 57-62; VIII, 71-78; IX, 81-90; X, 113-126,209-214; XII, 327-330; XIII, 571-573; XIV, 856-858) zu streichen und den KARLS-Nachkommen zuzurechnen. Zu Richwin ist dem von Brandenburg angegebenen Todesjahr noch hinzuzufügen, daß er 895 VII 14 im D 3 Zwentibolds (ed. Schieffer 21) als Graf von Verdun auftritt und im D 27 (ebd. 66) 899 I 23 zusammen mit Graf Widricus/Wigerich für die Kirche von Trier interveniert.

    Vielleicht hat sich Kunigunde nach dem Tode ihres zweiten Gatten in ein Kloster zurückgezogen, denn sie tritt nicht mehr öffentlich in Erscheinung.

    Renn, Heinz: Seite 2,10-11, "Das erste Luxemburger Grafenhaus"

    Wie alle übereinstimmend berichten, heißt Sigfrids Mutter Kunigunde. Eine genealogische Tafel des 11. Jahrhunderts vermittelt uns diesen Namen in der Ahnenreihe der Kaiserin Kunigunde, der Tochter Sigfrids von Luxemburg. Diese Stammtafel der Gemahlin Kaiser HEINRICHS II. zeigt folgendes Bild:
    Ludwig der Stammler - Ermentrudis - Kunigundis - Sigfridus - Kunigundis, Kaiserin
    Sigfrid ist also durch seine Mutter Kunigunde und seine Großmutter Ermentrude der Urenkel des westfränkischen Königs Ludwigs des Stammlers. Wer der Gemahl Kunigundens gewesen ist, darüber schweigen die Quellen; keine teilt uns den Namen des Vaters unseres Grafen Sigfrid mit.
    Die Ahnen der Gemahlin Wigerichs mütterlicherseits haben wir festgestellt. Wer aber Kunigundens Vater ist, darüber wissen wir nichts Sicheres. Sigfrid Hirsch nimmt als solchen Reginar Langhals an, allerdings ohne Angabe von Belegen [40 Jahrbücher unter Heinrich II., I Seite 531; dieser Vermutung gibt auch Helene Stresow, Seite 48, Ausdruck, siehe Seite 15.]. Manches spricht in der Tat dafür. Schon bei oberflächlicher Überlegung fallen die gleichen Namensbezeichnungen auf. Einer der Söhne Wigerichs heißt Giselbert, während wir unter seinen Enkeln einen Reginar antreffen [41 Sohn Gozlins, siehe unten, Seite 32, 38.]. Gerade diese beiden Namen kehren im Geschlechte Reginar Langhals' ständig wieder.
    Territorialgeschichtlich wird unsere Vermutung durchaus gestützt. Die Nachkommen Kunigundens haben zum Teil große Liegenschaften an Maas und Schelde. Da Wigerich und Richwin dort vor ihrer Ehe nicht nachzuweisen sind, muß ihre Gemahlin diese Besitzungen mitgebracht haben. Gerade in diesen Gegenden hat Reginar bekanntlich das Hauptzentrum seiner Macht. Er konnte also seiner Tochter eine reiche Mitgift zur Verfügung stellen. Außerdem wird Ermentrude als Tochter und Schwester der westfränkischen Könige sicherlich nur einen der bedeutendsten Großen des Reiches geheiratet haben. Auch eine Reihe persönlicher Beziehungen Reginar Langhals' zum Königshaus im Westreich lassen diese Verbindung durchaus als glaubwürdig erscheinen. Die Ehe Reginars mit Ermentrude wäre um 890 oder noche inige Jahre vorher anzusetzen. Anschließend hätte Reginar dann Albrada geheiratet, die Mutter seiner Söhne Giselbert und Reginar.

    Barth Rüdiger E.: Seite 84,86 Anm. 16, "Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert"

    Rikwin war zweiter Gemahl der Gräfin Kunegonde [5 Vita Joannis Gorziensis, SS IV, Seite 367; siehe auch ebd., c. 40, Seite 348.], die in erster Ehe mit Graf Wigerich verehelicht war [6 Wigerich (Widricus) nachweisbar als comes in Pago Bedinse und als comes palatii.]. Graf Wigerich und Graf Rikwin waren bedeutende Persönlichkeiten des südlotharingischen Raums. Otto von Verdun war Stiefsohn der in zweiter Ehe mit Graf Rikwin verehelichten Gräfin Kunegonde und Stiefbruder Friedrichs I. von Ober-Lothringen. Rikwin, Laienabt des Klosters St.-Pierre-aux-Nonnains in Metz wurde 923 von Graf Boso ermordet. Ottos Stiefmutter war Enkelin des westfränkischen Königs Ludwigs II. des Stammlers. Daß Otto ein gemeinsamer leiblicher Nachkomme Graf Rikwins und dessen wenigstens zweiter Gemahlin Kunegonde gewesen ist, ist auszuschließen. Rikwin heiratete Gräfin Kunegonde, Witwe des zwischen 916 und 919 verstorbenen Grafen Wigerich, wahrscheinlich zwischen 916 und 919.
    Neben Graf Friedrich I., seit 959 sogenannter Herzog von Ober-Lothringen, war der einflußreiche Bischof Adalbero von Metz (929-962) ein weiterer Stiefbruder Ottos [16 SS IV, Seite 348, c. 40: Ipse Adalbero ... cum esset regii quidem paterna simul a materna stirpe ... sanguinis (Adalbero war übrigens Gegner der zweiten Heirat seiner Mutter Kunegonde mit Graf Rikwin); siehe auch Ahnentafel IV-V in K.d.G., Band 4 (siehe Anmerkung 1).].

    Hlawitschka Eduard: Seite 195, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    Und darüber hinaus hatte Karl der Einfältige auch noch andere Verwandte in Lotharingien, die einer solchen Herrschaftsregelung von vornherein geneigt sein mochten: Der Graf Wigerich vom Bidgau hatte Kunigunde, eine Enkelin Ludwigs des Stammlers und somit Nichte Karls des Einfältigen, zur Frau [37 Ausführliche Nachweise bei H. Renn, Das erste Luxemburger Grafenhaus (1941) Seite 31ff. - Bezeichnend ist vor allem, daß Karl der Einfältige einen Sohn Wigerichs und Kunigundes, Adalbero (später Bischof von Metz), als seinen nepos hervorhebt; Recueil des actes de Charles III le Simple Seite 146ff. nr. 65.]

    Twellenkamp, Markus: Seite 478, "Das Haus der Luxemburger" in: Die Salier und das Reich

    Graf Siegfried, der die später namengebende Burg erwarb, stand in engen familiären Bindungen zu den beiden Königssippen jener Zeit, den KAROLINGERN und den OTTONEN. Von seiner Mutter Kunigunde [17 Renn, Luxemburger (wie Anmerkung 1), Seite 2-10. Eine genealogische Tafel des 11. Jahrhunderts überliefert folgenden Ahnenreihe: Ludwig der Stammler - Ermentrude - Kunigunde - Siegfried - Kunigunde (Gemahlin Kaiser HEINRICHS II.); vgl. Regum Francorum genealogiae, MGH SS 2, Seite 314. Nach der Chronik der Grafen von Flandern stammte Ermentrude aus der zweiten Ehe Ludwigs mit Adelheid; vgl. Genealogieae comitum Flandriae, MGH SS 9, Seite 303, Zeile 10f.] her war er ein Urenkel König Ludwigs des Stammlers.

    Hlawitschka Eduard: Seite 61-64, "Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert."

    So wissen wir, daß die Ehe Kunigundes mit Wigerich kurz vor 910, vielleicht 907, zustandegekommen ist und daß Wigerich zwischen 916 und 919 verstarb. Aus dieser Ehe Kunigundes sind 6 Kinder hervorgegangen [56 Vgl. oben Anmerkung 32. - E. Kimpen, Zur Genealogie der bayerischen Herzöge von 908-1070, in: Jahrbuch für fränkische Landesforschung 13 (1953) Seite 74ff., versucht, Siegfried von Luxemburg gänzlich aus der Zahl der Kinder Wigerichs und Kunigundes zu eliminieren. Seine Argumente und seine Herleitung Siegfrieds aus der Hamaländer Grafenfamilie vermögen jedoch nicht zu überzeugen. Vgl. außerdem E. Kimpen, Zur Herkunft Siegfrieds von Luxemburg, in: Eifelkalender 1955 Seite 111-114. Die Thesen von Kimpen wurden bereits von M. Uhlirz, Die ersten Grafen von Luxemburg, in: DFA 12 (1956) Seite 36 ff. mit großer Skepsis behandelt.].

    910 1. oo Wigerich Pfalzgraf von Lothringen - 919
    920 2. oo Richwin Graf von Verdun - 923

    Kinder:
    - Adalbero I. Bischof von Metz (929-962) 910-26.4.962
    - Gozelo um 914-19.10.942
    - Friedrich I. Herzog von Ober-Lothringen 912-17.6.978
    - Giselbert Graf im Ardennengau 915-17.4.963
    - Liutgard 915-8.4.960
    1. oo Adalbert (MATFRIEDE) - 944
    2. oo Eberhard Graf von Egisheim - 972/73

    Siegfried Graf im Moselgau 915/17-26.10.997

    Literatur:
    Althoff, Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Wilhelm Fink Verlag München 1984 Seite 419 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990 Seite 84,86 Anm. 16,185 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 3, 119-120 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 186,478 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969 Seite 54,61-64,68,70,74, 107,109-112,116,118-120,125,130,132,136,138,146,179 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 195 - Renn, Heinz: Das erste Luxemburger Grafenhaus, Bonn 1941 Seite 2-12 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf VI. 36. Seite 460 -

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 127. von Luxemburg, Siegfried I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 915/917; gestorben am 26 Okt 997; wurde beigesetzt in Trier [54290],Trier,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

    Kunigunde heiratete von Lothringen, Wigerich um 910. Wigerich wurde geboren um 870; gestorben um 919; wurde beigesetzt in Hastière [5540],Namur,Wallonien,Belgien. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 128. von Lothringen, Adalbero I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 910; gestorben am 26 Apr 962.
    2. 129. von Oberlothringen, Friedrich I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 912; gestorben am 17 Jun 978.
    3. 130. von Lothringen, Gozelo  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 914; gestorben am 19 Okt 942.
    4. 131. von Lothringen-Verdun, Liutgard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 915; gestorben am 8 Apr 960.
    5. 132. von Lothringen, Giselbert  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 915; gestorben am 17 Apr 963.

    Kunigunde heiratete von Verdun, Richwin um 920. Richwin gestorben am 15 Nov 923. [Familienblatt] [Familientafel]


  14. 98.  von Frankreich, Ermentrud Graphische Anzeige der Nachkommen (79.Karl10, 50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 908/909.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Jülich [52428],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; Gräfin von Jülich

    Notizen:

    Ermentrud von Frankreich
    Gräfin von Jülich
    908/09-

    Älteste Tochter des Königs Karl der Einfältige von Frankreich aus seiner 1. Ehe mit der Frederuna von Hamaland, Tochter von Graf Dietrich

    925/30 oo Gottfried Graf im Jülichgau um 905-1.6. nach 949

    Kinder:

    - Gottfried Herzog von Nieder-Lothringen 925/35- Sommer 964
    - Gerberga ca 925/35- vor 24.5.996
    oo Meginoz 920- 998/99
    - Gebhard Ahnherr großer Franken 925/35-
    - Adalhard Ahnherr großer Franken
    - Gerhard II. Graf von Metz 925/35-

    Literatur:
    Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 57,61-66,68,70,72-77,79,96,127,138,145,146 -

    Ermentrud heiratete von Jülich, Gottfried um 925/930. Gottfried (Sohn von von Metz, Gerhard I. und von Sachsen, Oda) wurde geboren in 905; gestorben nach 949. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 133. von Niederlothringen, Gottfried  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 925/935; gestorben in 964 in Rom [00100],Latium,Italien.
    2. 134. im Jülichgau, Gerberga  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 925/935; gestorben vor 24 Mai 996.
    3. 135. von Metz, Gebhard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 935/935.
    4. 136. von Metz, Adalhard  Graphische Anzeige der Nachkommen
    5. 137. von Metz, Gerhard II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 925/935.

  15. 99.  von Frankreich, Frederuna Graphische Anzeige der Nachkommen (79.Karl10, 50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1)

  16. 100.  von Frankreich, Adelheid Graphische Anzeige der Nachkommen (79.Karl10, 50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1)

  17. 101.  von Frankreich, Gisela Graphische Anzeige der Nachkommen (79.Karl10, 50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) gestorben in 919.

    Gisela heiratete von der Normandie, Rollo I. in 912. Rollo wurde geboren in 846; gestorben in 931/932; wurde beigesetzt in Rouen [76000],Seine-Maritime,Haute-Normandie,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]


  18. 102.  von Frankreich, Rotrud Graphische Anzeige der Nachkommen (79.Karl10, 50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1)

  19. 103.  von Frankreich, Hildegard Graphische Anzeige der Nachkommen (79.Karl10, 50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1)

  20. 104.  von Frankreich, Ludwig IV.von Frankreich, Ludwig IV. Graphische Anzeige der Nachkommen (79.Karl10, 50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 920/921; gestorben am 10 Sep 954 in Sens [89100],Yonne,Burgund,Frankreich; wurde beigesetzt in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 936-954, Frankreich; König von Frankreich

    Notizen:

    Ludwig IV. der Überseeische
    König von Frankreich (936-954)
    10.9.920/21-10.9.954 Sens Begraben: Reims St-Remi
    Einziger Sohn des Königs Karl III. der Einfältige von Frankreich aus seiner 2. Ehe mit der Aethgivu von Wessex, Tochter von König Eduard I.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 2176, Ludwig IV. (Transmarinus, d’Outre-Mer), westfränkischer König 936-954

    + 10. Oktober 954 Reims Begraben: Reims St-Remi
    Sohn König Karls III. des Einfältigen
    oo 939 Gerberga, Schwester OTTOS I.

    Die Kämpfe mit dem Haus VERMANDOIS um die Francia ließen 936 Hugo den Großen die Restitution des karolingischen Hauses und die Rückholung Ludwigs IV. aus seinem englischen Exil betreiben. Am 19. Juni 936 in Laon gekrönt, mußte Ludwig IV. dafür Hugos Sonderstellung anerkennen, konnte aber seit 937 selbständige Politik betreiben und 939 in den ostfränkischen Aufstand gegen OTTO I. eingreifen. Der Erwerb Lotharingiens scheiterte, und 940 sah sich Ludwig IV. bei Feldzug OTTOS I. nach W einer Koalition des westfränkischen Adels gegenüber (Huldigung Hugos und Heriberts II. an OTTO I. in Attigny). Ein 942 gefundener Ausgleich stand schon 945 wieder in Frage, als Ludwig IV. in Rouen gefangenommen und an Hugo ausgeliefert wurde, der für die Freilassung des Königs dessen Hauptort Laon erhielt. Nur durch massives Eingreifen OTTOS I. wurde das karolingische Königtum gerettet: Der Streit um das für Ludwig wichtige Erzbistum Rems konnte auf einer gemeinsamen mit OTTO I. in Ingelheim durchgeführten Synode (Juni 948) zugunsten des königlichen Kandidaten entschieden werden, 949 gelang doe Rückeroberung Laons. Der 950 vom lothringischen Herzog Konrad vermittelte Friede sicherte dem Reich vorübergehende Ruhe, dem karolingischen Königtum seine bescheidenen Ressourcen vor allem um Laon und Reims, erwies aber auch die machtvolle Entscheidungsgewalt OTTOS I. im Sinne einer 'Familienpolitik'. Obwohl es Hinweise für eine versuchte Reichsteilung unter Ludwigs Söhnen Lothar und Karl 953 in der Tradition fränkischer Sukzession gibt (Brühl), sicherte Lothars Sohnesfolge 954 das in O-Franken schon 936 beachtete Prinzip der Unteilbarkeit des Reichs auch für W-Franken/Frankreich.
    Quellen:
    Recueil des actes de L. IV roi de France, ed. P. Lauer, 1914
    Literatur:
    P. Lauer, Le regne de L. IV d'O.-M., 1900 - W. Kienast, Dtl. und Frankreich in der Ks.zeit (900-1270); I, 1974², 59ff.; III, 1975², 663ff. - HEG, I, 745ff. - B. Schneidmüller, Karol. Tradition und frühes frz. Kgtm., 1979, 1476ff. - K. F. Werner, Hist. de France, I, 1984, 463ff. [dt. 1989] - Ders. Dtl.-Frankreich. Die Geburt zweier Völker, 1990, 461ff. -

    Werner Karl Ferdinand: Seite 461, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VI. Generation 47
    Die genaue Geburtszeit König Ludwigs, zwischen 920 IX 10 und 921 IX 10, schon bei Brandenburg, nur so nicht auf der Tafel. Der Antritt der Königs-Würde, bei Brandenburg 936, kann präzisiert werden auf 936 VI 19, vgl. die Ausgabe von Ludwigs Urkunden durch Ph. Lauer, Recueil des actes de Louis IV, Paris 1914, LXXXIV.
    Zu Ludwigs Gemahlin Gerberga, der Schwester König HEINRICHS I. (Richtig ist: Tochter König HEINRICHS I. und Schwester OTTOS I.), ist zu bemerken, daß sie 951 von ihrem Gatten die Abtei ND de Laon erhielt, die er seiner Mutter Ogiva anläßlich deren Ehe mit Graf Heribert weggenommen hatte, und daß sie 959 als Äbtissin von ND de Soissons begegnet, vgl. Voigt 41 und HF 9,665.
    Nach der Gefangennahme seines Vaters floh seine Mutter mit ihm nach England, weshalb er später "der Überseeische" genannt wurde. Die Rivalität zwischen dem ROBERTINER Hugo von Franzien und Heribert von Vermandois ermöglichte nach dem Tode König Rudolfs die Thronbesteigung Ludwigs IV., der am 19.6.936 in Laon gekrönt wurde. Seine Regierungszeit war erfüllt von ständigen Auseinandersetzungen mit dem mächtigen Herzog Hugo von Franzien. 945 geriet der KAROLINGER in die Gefangenschaft seines mächtigen Gegners, der ihn unter dem Druck OTTOS I. und des angelsächsischen Königs im folgenden Jahr wieder freigeben mußte, wobei der König seine letzte größere befestigte Stadt, Laon, Hugo überlassen mußte. Im Bunde mit OTTO I. konnte der König nach 946 seine Position etwas festigen; er brachte das Erzbistum Reims unter seine Kontrolle und gewann 949 Laon zurück. Nachdem Ludwig IV. in der Champagne und in der Normandie eine Niederlage erlitten hatte, mußte er die Vermittlung des Papstes Agapet II. 948 in Anspruch nehmen, um einen Teil seiner Länder zurückzubekommen. Als Ludwig infolge eines Sturzes vom Pferd starb, folgte sein Sohn Lothar ohne Schwierigkeiten, aber mit einem schwierigen Erbe.

    Brühl Carlrichard: Seite 47-59, "Ludwig IV. der Überseeische" in: Ehlers/Müller/Schneidmüller: "Die französischen Könige des Mittelalters"

    LUDWIG IV. ("DER ÜBERSEEISCHE") 936-954
    Ludwig IV.
    * ca. 921, + 10.9.954 Reims Begraben: Abtei St-Remi/Reims
    Eltern: Karl III. "der Einfältige" von W-Franken (+ 929) und Eadgyfu, Tochter des Angelsachsen-Königs Edward I. (+ 926) und Schwester des Angelsachsen-Königs Athelstaan (+ 940)

    923 flieht Eadgyfu nach der Gefangennahme Karls III. mit dem jungen Ludwig zu ihrem Vater nach England
    Anfang Juni 936 landet Ludwig IV. mit Zustimmung Athelstans bei Bologne-sur-Mer und empfängt die Huldigung der dort anwesenden Großen, an der Spitze Hugos "des Großen"
    19.6.936 Krönung und Salbung Ludwigs IV. in Laon von der Hand Erzbischof Artolds von Reims.
    Im Herbst 939 heiratet Ludwig IV. die ca. sieben Jahre ältere Gerberga, Schwester König OTTOS von O-Franken und Witwe des Herzogs Giselbert von Lothringen

    Kinder aus dieser Ehe:
    1. der Thronfolger Lothar (* 941)
    2. eine Tochter Gerberga (* 940 oder 942), die Graf Albert von Vermandois heiratete (vor 954)
    3. eine Tochter Mathilde (* 943), die künftige Königin von Burgund (verheiratet seit ca. 965/66 mit König Konrad von Burgund
    4. ein Sohn Karl (* 945), der bald nach seiner Geburt den Normannen als Geisel übergeben wurde und in normannischer Gefangenschaft verstarb
    5. ein Sohn Ludwig (* 948, + 954), der kurz vor dem Vater in Laon verstarb
    6. die Zwillingen Heinrich und Karl (* 953). Heinrich stirbt bald, Karl ist der künftige Herzog von Nieder-Lothringen und Rivale Hugos Capet
    Sommer 940 W-Frankenfeldzug OTTOS I. von O-Franken im Bunde mit Herzog Hugo Magnus. Artold von Reims war schon zuvor zur Abdankung gezwungen worden
    Sommer 941 schwere Niederlage Ludwigs in der Schlacht in den Ardennen gegen Hugo Magnus und Heribert II. von Vermandois
    November 942 Treffen Ludwigs IV. mit OTTO I. in Vise-sur-Meuse
    im Sommer 943 besiegt Ludwig IV. die zum Heidentum abgefallenen Normannen unter ihren Führern Turnold und Setrik, die in der Schlacht fallen
    im Sommer 944 bemächtigt sich Ludwig IV. der Normandie
    im Juli 945 wird Ludwig IV. in Rouen von normannischen Großen gefangen gesetzt und später an Hugo Magnus ausgeliefert
    im Frühjahr 946 muß Ludwig IV. Laon an Hugo übergeben und wird daraufhin freigelassen
    im Frühherbst 946 zieht OTTO DER GROSSE im Bunde mit Ludwig IV. vor Reims, das ohne Kampf eingenommen wird; Artold wieder Erzbischof von Reims, sein Gegenspieler Hugo flieht, dankt aber nicht ab
    946-948 erbitterter Streit um das Erzbistum Reims: Synoden von Verdun (Herbst 947) und Mouzon (Januar 948); Papst Agapet mit Reimser Streit befaßt
    im Juni 948 Synode in Ingelheim unter Vorsitz des päpstlichen egaten Marinus und beider Franken-Könige: Hugo wird exkommuniziert und Artold ist erneut rechtmäßiger Erzbischof
    im Sommer 949 bemächtigt sich Ludwig IV. überraschend der Stadt Laon mit Ausnahme des großen Turms, der von der Besatzung Hugos gehalten wird
    Herbst 949 Ludwig IV. in Burgund
    im Frühjahr 950 treffen sich Ludwig IV. und Hugo Magnus unter Vermittlung Herzog Konrads von Lothringen an der Marne; Hugo erneuert den Lehnseid und überlaßt Ludwig den Turm von Laon
    13.3.953 Gerichtstag in Soissons: endgültige Aussöhnung zwischen Ludwig und Hugo Magnus
    Am 10.9.954 stirbt Ludwig IV., nur 33 Jahre alt, in Reims an den Folgen eines Jagdunfalls; Beisetzung in der Abtei St-Remi/Reims.

    An einem unbekannten Tag in der 1. Junihälfte des Jahres 936 warf ein angelsäschsisches Schiff vor Boulogne Anker. Es hatte den neuen westfränkischen König an Bord, Ludwig, den Sohn des unglücklichen Karl III. von W-Franken, der seine letzten Lebensjahre in der Gefangenschaft seiner Feinde hatte verbringen müssen. Karls Gemahlin Eadgyfu war daher im Herbst 923 mit ihrem ca. 2-jährigen Sohn Ludwig an den Hof ihres Vaters, des Angelsachsen-Königs Edwards I. geflohen: ihre Schwester Eadhild hatte etwa zur gleichen Zeit den princeps Hugo Magnus, den gefährlichsten RivalenKarls III., geheiratet; ihre jüngere Schwester Eadgyd (Edith) wird 929 den künftigen O-Franken-König OTTO I. heiraten. Ludwig verbrachte somit seine ganze Kindheit und Jugend in England. Als König Rudolf von W-Franken am 14. oder 15. Januar 936 in Auxerre starb, konnten sich die Großen des Reiches nicht auf einen Nachfolger aus ihren Reihen einigen. So entschloß sich Hugo Magnus, der für seine Person die Königswürde offenbar nicht angestrebt hatte, die Krone dem in angelsäschsischem Exil lebenden jungen Ludwig anzubieten. König Aethelstan stimmte erst nach förmlichen Sicherheitsgarantien für seinen Neffen der Rückkehr ins W-Frankenreich zu, hielt seine Schwester Eadgyfu aber zunächst noch an seinem Hofe zurück. Die Rückkehr des jungen Herrschers ins W-Frankenreich trug ihm wohl seinen schon von den Zeitgenossen gebrauchten Beinamen Trans- oder Ultramarinus, der "Überseeische", ein ("Louis d'Outremer"). Ludwig wurde am Strand von Boulogne von Hugo Magnus und anderen westfränkischen Großen begrüßt, die dem neuen Herrn sogleich huldigten. Die Großen geleiteten Ludwig nach Laon, wo Erzbischof Artold von Reims am 19. Juni 936 Salbung und Krönung des jungen Herrschers vollzog.
    Ludwig wußte sehr wohl, wem er die Krone zu verdanken hatte. Schon in der ältesten von ihm überlieferten Königsurkunde bezeichnet er Hugo als "herausragenden Herzog der Franken" (dux Francorum egregius), und in einer am Weihnachtstag des Jahres 936 in Compiegne gegebenen Urkunde betont Ludwig sogar, dass Hugo Zweiter in allen Königreichen sei (in omnibus regnis nostris a nobis). Die Bedeutung des Titels dux Francorum ist in der Forschung seit über einem Jahrhundert umstritten; es ist hier nicht der Ort, die Frage im einzelnen zu erörtern. Sicher erscheint nur, dass der Rang Hugos über den seiner Mitfürsten herausgehoben werden sollte, auch wenn ich nicht an ein förmliches Vizekönigtum glaube, das man wohl unter dem Eindruck des Verhaltens Hugos in der Folgezeit hat annehmen wollen. Das Verhältnis Ludwigs zu seinem Protektor Hugo war zunächst reibungslos. Ludwig begleitete Hugo auf dessen Feldzug gegen Hugo "den Schwarzen" (das heißt den Schwarzbärtigen), den Bruder des verstorbenen W-Franken-Königs Rudolf, der dem übermächtigen dux Francorum den N Burgunds, insbesondere die wichtige Grafschaft Sens abtreten mußte, die einst Richard "le Justicier", der Vater Hugos des Schwarzen, für Burgund erworben hatte. Anschließend begleitete Ludwig Hugo sogar nach Paris. Der Friede, den Hugo Magnus mit Hugo dem Schwarzen schloß, nutzte allein dem dux Francorum und öffnete Ludwig die Augen über die ihm von Hugo zugedachte Rolle. Aber auch die übrigen Großen des W-Frankenreichs konnten sich kaum Ilusionen machen über die Machtstellung Hugos, die mit der eines fränkischen Hausmeiers des 8. Jahrhunderts vergleichbar schien. Sie waren daher geneigt, die Position des Königs zu stärken, um ein Gegengewicht gegen die erdrückende Übermacht Hugos zu schaffen. Ludwig feierte das Weihnachtsfest 936 bereits in der königlichen Pfalz Compiegne, zog von dort nach Laon, wo er seine Mutter traf, die aus England nach W-Franken gekommen war. In Laon ernannte er auch einen neuen Kanzler in Gestalt des Erzbischofs Artold von Reims, der damit zugleich zu Ludwigs wichtigstem Berater aufstieg. Die Reaktion Hugos ließ nicht lange auf sich warten: er schloß Frieden mit seinem Erzfeind, dem Grafen Heribert II. von Vermandois, während Ludwig den gerade von Hugo gedemütigten Hugo von Burgund zum Markgrafen (marchio) erhob und zum Bundesgenossen gewann. Die Fronten waren nun abgesteckt: die Feindschaft zwischen Hugo Magnus und Ludwig war fortan - von ganz kurzen Intervallen abgesehen - der einzige sichere Faktor im politischen Ränkespiel W-Frankens während der Regierungszeit Ludwigs IV. Es ist nicht meine Absicht, die Kämpfe und Intrigen der Folgejahre hier im einzelnen darzustellen; selbst der Fachmann würe rasch die Übersicht verlieren.
    Unerläßlich scheint mir dagegen eine knappe Darstellung der an den Kämpfen um die Vorherrschaft in W-Franken beteiligten inner- und außerfränkischen Mächte. Den Fürsten des S (Aquitanien, Spanische Mark, Auvergne, Gascogne) kam im inneren Kräftespiel keine hohe Bedeutung zu; weder griffen sie aktiv in das Geschehen nördlich der Loire ein, noch hatten sie Angriffe von dort zu befürchten. Die Fürsten des S galten allgemein als treue Anhänger der KAROLINGER, was formal fraglos richtig ist. Ich sehe in der Anhänglichkeit an die angestammte Dynastie jedoch weniger Treue zum Königshaus als bewußte Distanz zu den ROBERTINERN: mit diesen hatte man gemeinsame Grenzen, mit der Krondomäne des Königs nicht. Immerhin bestanden 941,944 und 953 lose Kontakte zum westfränkischen König.
    Die Beziehungen Ludwigs zu den Fürstentümern im N (Bretagne, Normandie und Flandern) waren freundlich. Von der Normandie wird noch mehrfach zu sprechen sein; die Bretagne erkannte - ein Novum seit den Tagen KARLS DES KAHLEN - die formelle Oberhoheit des westfränkischen Königs an. Der Graf und marchio von Flandern, ein natürlicher Feind der Herren von Vermandois, gehörte zu den zuverlässigsten Verbündeten Ludwigs. Zu den geschworenen Feinden Ludwigs zählte Heribert II. von Vermandois, ein direkter Nachkomme KARLS DES GROSSEN über dessen Sohn Pippin von Italien; er besaß unter anderem die Grafschaften Amiens, Meaux und Vermandois mit St-Quentin, Grafschaften im Raum Soissons mit der bedeutenden Abtei St-Medard, deren Laienabt er war. Das Verhältnis Ludwigs zu Hugo dem Schwarzen von Burgund war zwiespältig wie zu so vielen großen Herren der Zeit: Er war mehrere Jahre mit ihm verbündet (938-942), zerwarf sich mit ihm und blieb bis zu Hugos Tod (17. Dezember 952) auf Distanz zu dem Burgunder. Der mit weitem Abstand mächtigste Fürst im W-Frankenreich war aber fraglos Hugo "der Große", wobei "Magnus" allerdings zunächst nur "der Ältere" meinte im Gegensatz zu Hugos gleichnamigen Sohn (dem "Capet").Hugo war der unbestrittene Herr Neustriens und führte schon vor seiner förmlichen Erhebung zum dux den Titel eines marchio; Hugos Machtbereich (Flodoard von Reims: terra Hugonis) umfaßte rund 20 Grafschaften, von denen 10, darunter die Grafschaften Angers, Blois, Chartres, Orleans, Paris Sens und Tours, dem ROBERTINER direkt unterstanden; darüber hinaus war er auch noch Laienabt des neben St-Denis reichsten fränkischen Klosters St-Martin in Tours, weshalb er in Urkunden gelegentlich den Titel eines Abt-Grafen (abbas comes) führte. Wie ärmlich nahm sich daneben die Krondomäne des Königs aus! Er besaß noch einige der alten Pfalzen wie Attigny (seit 951), Compiegne, Corbeny, Douzy, Ponthion und andere, die Grafschaft Laon und insbesondere das feste Laon selbst, wo er sich jedoch erst 938 in den Besitz der Zitadelle setzen konnte, die Laon beherrschte und 928/31 von Heribert II. von Vermandois errichtet worden war. Die Grafschaft Reims hatte Ludwig schon 940 dem Erzbischof übertragen, der damit der erste der sechs Bischöfe (Reims, Chalons-sur-Marne, Beauvais, Nyoyn und Langres) ist, die im W-Frankenreich auch Inhaber der gräflichen Gewalt waren, wie dies in O-Franken im 10. Jahrhundert die Regel wurde. Nicht zufällig stiegen gerade diese Bischöfe im 13. Jahrhundert zu "Pairs de France" auf.
    Das Verhältnis Ludwigs zu den fränkischen Reichen in O-Franken und Burgund wurde früher in Forschung und Literatur unter der Rubrik "Auswärtige Beziehungen" abgehandelt, wovon noch ausführlich zu sprechen sein wird. "Auswärtige Beziehungen" eigener Art unterhielt Ludwig mit den Ungarn und den Sarazenen, die sich seit ca. 900 im Raum von La Garde-Freinet (im heutigen Department Var) verschanzt hatten und von dort aus die Umgebung heimsuchten; sie waren jedoch nur ein Problem für die Fürsten des S, Ludwig IV. sah sich niemals direkt mit ihnen konfrontiert. Sehr viel gefährlicher waren die Raubzüge der Ungarn, die das W-Frankenreich mehrfach heimsuchten, insbesondere in den Jahren 937 und 954; beide Male waren vor allem die Diözese Reims und Burgund betroffen. Während diese Züge jeweils über Lothringen geführt hatten, fiel ein ungarischer Raubtrupp des Jahre 951 aus Italien über die Alpen in den S ein und kehrte auf demselben Weg nach Italien zurück. In allen Fällen konnte Ludwig es nicht wagen, den Ungarn mit Heeresmacht entgegenzutreten: ein unglücklicher Ausgang des Kampfes hätte mit Sicherheit das Ende seiner Regierung bedeutet und Hugo den Weg zur Herrschaft geebnet; aus demselben Grund waren aber auch Hugo Magnus die Hände gebunden. Die Rivalität zwischen Ludwig und Hugo, die den Ungarn natürlich nicht verborgen geblieben war, verhinderte so - ganz im Gegensatz zu O-Franken - die Verteidigung des Landes gegen den gemeinsamen Feind.
    Das Verhältnis Ludwigs - und Hugos! - zu O-Franken, konkret: zu OTTO DEM GROSSEN, ist die zentrale Frage der westfränkischen Politik in den Jahren 939-950 und bedarf daher gesonderter Behandlung. Ich bemerkte bereits, dass die Beziehungen zwischen den genannten Fürsten in der älteren Literatur durchgängig als solche zwischen "Deutschland" und "Frankreich" dargestellt wurden, was einer ganz und gar unhistorischen Betrachtungsweise entspricht, deren Konsequenz hier an einigen instruktiven Beispielen zu erläutern sein werden. Der Regierungsstil des neuen ostfränkischen Königs OTTO I. nahm stäker karolingische, die Sonderstellung des Königtums hervorhebende Formen der Herrschaft auf als die eher die "kollegiale" Gemeinsamkeit des Fürstenstandes betonende Politik des Vaters. Dies hatte zu einer schweren Krise des Königtums in O-Franken geführt, in der mehrere Fürsten, an der Spitze die Herzöge Eberhard von Franken und Giselbert von Lothringen, gemeinsam mit dem jüngeren Bruder des Königs, Heinrich, die Absetzung OTTOS anstrebten, wobei sie auch die Tötung des Königs in Kauf zu nehmen gewillt waren. In dieser Situation hatte Giselbert Ludwig IV. die Huldigung für Lothringen angeboten, was Ludwig zunächst abgelehnt, im Frühsommer 939 angesichts der scheinbaren Übermacht der Koalition gegen OTTO aber schließlich doch angenommen hatte. Daraufhin verbündete sich OTTO mit Hugo Magnus, Heribert II. von Vermandois, Arnulf von Flandern und Wilhelm "Langschwert" von der Normandie, doch in O-Franken schien nach dem Rheinübergang Giselberts und Eberhards bei Andernach OTTOS Niederlage besiegelt. Ein gelungener Überfall zweier fränkischer, mit OTTO verbündeter Grafen am 2. Oktober 939 änderte ohne direktes Zutun OTTOS mit einem Schlag die politische Großwetterlage: Eberhard von Franken fiel im Kampf, Giselbert ertrank auf der Flucht in den Fluten des Rheins, die Opposition gegen OTTO brach zusammen. Ludwig war im Augenblick von Giselberts Tod vielleicht bereits auf dem Zug nach Lothringen gewesen, jedenfalls heiratete er dort sogleich die um etwa 7 Jahre ältere Witwe Giselberts Gerberga, eine Schwester König OTTOS. Noch im selben Jahr 939 wurde sie von Erzbischof Artold in Laon gesalbt und gekrönt. Damit war auch Ludwig - zunächst gegen den Willen OTTOS - zum Schwager des ostfränkischen Königs geworden, was Hugo Magnus bereits 937 durch die Heirat mit Hathui (Hedwig) erreicht hatte.
    Die neue indirekte Verwandtschaft mit Ludwig hinderte Hugo allerdings nicht, sich noch 939 gemeinsam mit Heribert II. von Vermandois zu OTTO nach Lothringen begeben, was Ludwig mit einer Annäherung an den Normannenfürsten Wilhelm beantwortete, der ihm huldigte und erneut mit den einst von Karl III. von W-Franken an Rollo vergebenen Territorien belehnt wurde. Doch diese Annäherung war nur vorübergehend: Schon im Frühsommer 940 belagerte Wilhelm im Bunde mit Hugo Magnus und Heribert II. die Stadt Reims, wohl aus Zorn darüber, dass Ludwig Erzbischof Artold gerade die Grafschaft Reims verliehen hatte. Artold konnte Reims nicht verteidigen und wurde in das Kloster St-Remi verbannt, während der schon 925 als Fünfjähriger zum Erzbischof von Reims bestellte Hugo, ein Sohn Heriberts II., nun erneut als Erzbischof eingesetzt und der zum Rücktritt gezwungene - von einem Verzichtseid spricht nur Richer - Artold mit den Abteien Avenay und St-Bale abgefunden wurde. Der Kampf um das Erzbistum Reims, der in den folgenden Jahren im Mittelpunkt der westfränkischen Politik steht, erweist sich so als der auf die Kirchenpolitik übertragene Kampf zwischen ROBERTINERN und KAROLINGERN um die Macht im W-Frankenreich.
    OTTO war inzwischen von Lothringen aus nach W-Franken vorgestoßen; in Attigny huldigten ihm Hugo Magnus und Heribert, doch von einem Angebot der westfränkischen Krone, wie dies einst 858 in Ponthion geschehen war, ist nicht mehr die Rede. Ludwig zog sich vor der Übermacht nach Burgund zurück, doch auch Hugo der Schwarze wurde zum Nachgeben gezwungen. Hochzufrieden mit dem Erfolg des Feldzuges kehrte OTTO im Spätsommer nach O-Franken zurück, doch Ludwig kämpfte mit dem Mut der Verzweiflung und unternahm einen Einfall nach Lothringen noch im Herbst 940, aber es kam nicht zur Schlacht. Ein Waffenstillstand beendete das lothringische Abenteuer Ludwigs.
    Hugo Magnus und Heribert II. beriefen zu Ostern 941 eine Synode nach Soissons, die erwartungsgemäß Artold für abgesetzt erklärte, der seinerseits mit der Exkommunikation der Teilnehmer der Synode reagierte: Hugo, Heriberts Sohn, wurde zum neuen Erzbischof gewählt und in Reims feierlich inthronisiert. Als Ludwig die Belagerung seiner Residenz Laon durch Hugo Magnus und Heribert mit einer eilig zusammengerafften Armee durchbrechen wollte, kam es in den Ardennen zur offenen Feldschlacht, die mit einer vernichtenden Niederlage für Ludwig endete, der nur knapp dem Schlachtentod entrann. Dennoch gelang es den Verbündeten nicht, Laon einzunehmen, wo die Königin Gerberga gerade in diesen Tagen einem Sohn Lothar das Leben schenkte, der dazu berufen war, die Nachfolge des Vaters anzutreten.
    Die Niederlage des Jahre 941 lastete freilich immer schwer auf dem König. Ihm wurde unerwartet Hilfe von seiten Papst Stephans VII. zuteil, der eigens einen Legaten nach Westfranken entsandte, um die Großen W-Frankens und Burgunds zur Anerkennung Ludwigs zu ermahnen. Die Intervention des Papstes blieb nicht ohne Wirkung, insbesondere auf die Bischöfe der Reimser Kirchenprovinz, obwohl der Papst dem neu eingesetzten Erzbischof Hugo das Pallium nicht verweigerte und damit ihr Verhalten auf der Synode von Soissons nachträglich billigte.
    Auf der Suche nach einem Verbündeten wandte sich Ludwig zunächst an den marchio der Normandie, Wilhelm Langschwert, der den König sogleich nach Rouen einlud. Als Ludwig mit neuen Truppen gegen Hugo und Heribert bis zur Oise vorstieß, wurde eine erneute Schlacht vermieden und ein zweimonatiger Waffenstillstand geschlossen. Diese Zeit nutzte Ludwig zu einem Treffen mit OTTO I. in Vise-sur-Meuse im Lüttichgau, das heißt auf lothringischem Gebiet. Auf der Seite OTTOS nahmen die Erzbischöfe Friedrich von Mainz und Brun von Köln, OTTOS Bruder, teil. Die Anwesenheit Hugos, Heriberts II. und Wilhelms Langschwert ist dagegen mehr als fraglich. Schon die Wahl des Treffpunkts in Lothringen implizierte Ludwigs Verzicht auf alle lothringischen Ansprüche, und wahrscheinlich hat er damals auch auf seine Interessen im Viennois verzichtet, wo Konrad von Burgund seit 942 anerkannt war.
    OTTOS Gegenleistung bestand in der formellen Versöhnung Ludwigs mit Hugo und Heribert, die sich erneut unterwarfen. Für Ludwig war das Treffen von Vise, das wohl nicht ohne das energische Eintreten Gerbergas bei OTTO zustandegekommen wäre, von entscheidender Bedeutung, denn fortan stand OTTO eher auf seiner Seite denn auf der Hugos. Nicht weniger als siebenmal haben sich OTTO und Ludwig zwischen 942 und 950 getroffen, zweimal haben sie bei dieser Gelegenheit das Osterfest in Aachen gefeiert, ein weiteres Mal besuchte Gerberga ihren Bruder in Aachen ohne die Begleitung Ludwigs. Ohne die Beziehungen zu Hugo Magnus je abzubrechen, mit dem er nach Bedarf gleichfalls zusammentraf, neigte OTTO fortan doch deutlich Ludwig zu, dessen Position gegenüber Hugo gestärkt war. Doch lag es nicht im Interesse OTTOS, einen der beiden Kontrahenten eine eindeutige Dominanz zu verschaffen.
    Nachdem so das Jahr 942 mit einem akzeptablen "modus vivendi" zwischen Ludwig und Hugo Magnus zu Ende ging, war der Grundstein für künftige schwere Auseinandersetzungen schon wieder gelegt: Noch im Dezember fiel Wilhelm Langschwert, der marchio der Normandie und Sohn Rollos, einem von Arnulf von Flandern vorbereiteten Mordanschlag zum Opfer. Ludwig zog sofort nach Rouen, um dort Richard, den noch minderjährigen Sohn Wilhelms, mit dem Territorium zu belehnen, über das einst sein Vater geherrscht hatte. Aber das war nicht alles: Kurze Zeit später starb Heribert II. von Vermandois, der künftigen Generationen als der Inbegriff des Verräters erschien, da er Karl III. von W-Franken, Ludwigs Vater, lange Jahre gefangengehalten hatte. Eine von Hugo Magnus vermittelte Aussöhnung zwischen den fünf Söhnen Heriberts - darunter Erzbischof Hugo von Reims - mit dem König blieb nicht von langer Dauer, doch galt das Interesse Ludwigs zunächst der Normandie, wo neu aus Skandinavien eingetroffene Krieger die heidnischen Kulte wiederbelebten und das gesamte Christianisierungswerk der letzten Jahrzehnte in Frage stellten. Der in offener Feldschlacht errungene Sieg Ludwigs über die beiden Anführer der heidnischen Partei, die in der Schlacht fielen, setzte der Gefahr ein Ende und stärkte den Einfluß Ludwigs, der den jungen Richard wahrscheinlich an seinem Hof behielt. Das gute Verhältnis zwischen Hugo Magnus und Ludwig hielt an; neben der - vorübergehenden - Aussöhnung mit den Söhnen Heriberts II. vermittelte Hugo auch diejenige mit Arnulf von Flandern, die in der Normandie naturgemäß auf wenig Gegenliebe stieß. Unter dem Eindruck dieser Beweise guten Willens seitens Hugos entschloß sich Ludwig, Hugo erneut den ducatus Franciae (Flodoard) und darüber hinaus auch Burgund zu verleihen, was den Bruch mit Hugo dem Schwarzen, seinem alten Verbündeten, bedeutete. Gleichzeitig verschlechterten sich die Beziehungen Ludwigs zu OTTO drastisch infolge einer unglücklich verlaufenen Gesandtschaft an dessen Hof.
    Innere Streitigkeiten in der Bretagne hatten es den Normannen - in Abwesenheit ihres noch unmündigen marchio Richard und des Königs - erlaubt, auf eigene Faust in der Bretagne einzugreifen, die Bretonen in drei blutigen Schlachten zu besiegen und alle Bretonen aus der Normandie zu vertreiben, an deren Stelle Neuankömmlinge aus Skandinavien traten, deren religiöse wie politsche Optionen zumindest unsicher erschienen. Ludwig sammelte ein Heer und begab sich nach N. Zu seiner eigenen Überraschung zog er ohne Schwertstreich in Rouen ein, während viele ihm feindlich gesonnene Normannen das Land ohne Kampf verließen. Ludwig hatte Hugo aufgefordert, das angebliche Bollwerk des Heidentums, Bayeux, zu belagern, was dieser auch tat. Nach seinem leichten Erfolg in Rouen befahl Ludwig jedoch, dass Hugo die Belagerung aufgeben solle, wohl weil er diesem den Gewinn von Bayeux nicht gönnte. Kurz darauf hielt Ludwig selbst seinen Einzug in der Stadt, auch hier ohne Kampf und Belagerung. Der König schien auf dem Höhepunkt seiner Macht!
    Das seit 942 gute Verhältnis zu Hugo Magnus, auf das jedoch schon im Vorjahr einige Schatten gefallen waren, wurde hierdurch auf das Schwerste belastet. Die im Frühjahr 945 begonnene Belagerung von Reims mit dem Ziel, den seit 943 am Hofe des KAROLINGERS weilenden ehemaligen Erzbischof Artold wieder in seine alte Würde einzusetzen, scheiterte letzlich an der drohenden Haltung Hugos.
    Ludwig kehrte in die Normandie zurück, wo er scheinbar allgemein anerkannt war, doch fiel er am 13. Juli 945 zwischen Rouen und Bayeux in einen Hinterhalt, sein Gefolge wurde niedergemetzelt. Ludwig konnte zwar zunächst nach Rouen entkommen, wurde dort jedoch gefangengesetzt und nach längeren Verhandlungen an Hugo Magnus ausgeliefert. Die Normannen hatten die Gestellung des ältesten Sohnes Ludwigs, des damals 4-jährigen Lothar, als Geisel gefordert, was Königin Gerberga strikt abgelehnt hatte. Sie mußten sich mit dem Letztgeborenen Karl begnügen, der wahrscheinlich in normannischer Gefangenschaft starb.
    Damit schien Ludwig dassselbe Schicksal beschieden wie seinem Vater; in wenigen Monaten war dem Höhepunkt der Macht der tiefste Sturz gefolgt. Hugo Magnus begab sich sogleich nach Lothringen, um die zu erwartenden Demarchen Gerbergas bei ihrem Bruder zu neutralisieren, doch OTTO entzog sich der gewünschten Unterredung und entsandte Herzog Konrad von Lothringen. Es konnte nicht in OTTOS Interesse liegen, Hugo als den unumstrittenen Herrscher W-Frankens, gewissermaßen als König ohne Krone, anzuerkennen. So zog Hugo unverrichteter Dinge in die Francia zurück. Es scheint unwahrscheinlich, dass er ernsthaft die Absetzung des Königs betrieben hat - er datiert seine Urkunden unverändert nach den Regierungsjahren Ludwigs -, doch der Preis für die Freilassung war hoch: die königliche Residenz Laon, die festeste Stadt W-Frankens, mußte Hugo übergeben werden.
    Der freigekommene Ludwig verbündete sich sogleich mit OTTO, der an der Spitze eines großen Heeres nach W-Franken zog, dem sich der KAROLINGER und Arnulf von Flandern anschlossen. Die Einnahme von Laon erwies sich als unmöglich, eine Belagerung als zeitraubend, so dass sich das Interesse OTTOS auf Reims konzentrierte. Erzbischof Hugo erkannte die Aussichtslosigkeit des Widerstands: Die Belagerer billigten ihm freien Abzug zu, und er zog sich nach Mouzon zurück, ohne formell als Erzbischof abgedankt zu haben. Nach dem Einzug der Könige in Reims wurde Artold feierlich in sein altes Amt eingesetzt.
    Das Heer zog noch bis in die Nähe von Paris, doch konnte von einer Belagerung keine Rede sein, zumal Hugo selbst sich nach Orleans zurückgezogen hatte und von dort den Gang der Dinge beobachtete. In der Tat sah OTTO sich bald zun Rückzug gezwungen: Der etwa dreimonatige Feldzug hatte als einziges greifbares Resultat die Wiedereinsetzung Artolds gebracht, und der Kampf um das Erzbistum Reims sollte in den Folgejahren im Vordergrund stehen.
    Während Ludwig das Osterfest 947 bei OTTO in Aachen verbrachte, belagerte Hugo Reims. Doch dieses Mal kapitulierte Artold nicht. Im Sommer 947 trafen OTTO und Ludwig erneut am Chiers zusammen, um über die Reimser Frage zu beraten. Die anwesenden Bischöfe bestanden auf einer Synode, die schließlich unter dem Vorsitz Erzbischof Roberts von Trier in Verdun zusammentrat; dort erschien Hugo, obwohl geladen, jedoch nicht. Die Synode erklärte sich einstimmig für Artold als rechtmäßigen Erzbischof, ließ Hugo jedoch eine Einspruchsfrist bis zum 13. Januar 948. Zu diesem Datum trat abermals eine Synode unter Vorsitz des Trierer Erzbischofs zusammen, dieses Mal jedoch in der Peterskirche direkt vor den Mauern von Mouzon, wohin Erzbischof Hugo sich geflüchtet hatte. Dieser begab sich zwar zu einem Gespräch mit Erzbischof Robert vor die Peterskirche, weigerte sich aber, vor der Synode zu erscheinen, die ihn prompt exkommunizierte und Artold erneut als rechtmäßigen Amtsinhaber bestätigte. Die schriftliche Mitteiling an Hugo sandte dieser sofort an Robert zurück mit dem Bemerken, dass er sich in keiner Weise an den Beschluß der Synode gebunden fühle. Artold wandte sich nunmehr direkt an Papst Agapet II. (946-955), um eine endgültige Entscheidung herbeizuführen. Der Papst entsandte in der Tat eigens einen Legaten, den Bischof Marinus von Bomarzo, Bibliothekar der römischen Kirche, zu OTTO. Das Konzil wurde zum 7. Juni 948 in die Pfalz Ingelheim bei Mainz einberufen, wo die heilige und Generalsynode (sancta er generalis synodus) unter dem Vorsitz des Kardinallegaten in der dortigen Remigius-Kirche zusammentrat. Die päpstliche Kanzlei hatte eigene Einladungsschreiben an bestimmte Bischöfe der Gallia und und der Germania versandt, darunter selbstverständlich auch an Erzbischof Hugo und dessen Onkel Hugo Magnus, die jedoch beide nicht erschienen, womit der Ausgang des Konzils weitgehend präjudiziert war.
    Es verstand sich fast von selbst, dass die Bischöfe aus dem Machtbereich Herzog Hugos an dem Konzil nicht teilnahmen; aber auch Arnulf von Flandern sorgte für die Abwesenheit der Bischöfe von Arras, Therouanne und Tournai. Mit Ausnahme des Erzbischofs Artold und des aus seinem Sitz vertriebenen Bischofs Rudolf von Laon unterstanden alle übrigen der insgesamt 32 teilnehmenden Bischöfe dem ostfränkischen König. Ludwig war persönlich in Ingelheim erschienen, um die Sache Artolds, die ja auch die seine war, vor dem Legaten und König OTTO zu vertreten, den somit eine Schiedsrichterrolle zufiel.
    Die Verhandlungen verliefen im Sinne Ludwigs und Artolds. Schon am 8. Juni fällt das Konzil sein Urteil: Hugo wurde exkommuniziert; die Bischöfe, die ihn ordiniert hatten (Wido von Soissons und Wido von Auxerre), der von Hugo geweihte Theobald von Amiens und alle übrigen, die von Hugo Weihen empfangen hatten, wurden mit der Exkommunikation bedroht, falls sie nicht bis zur nächsten in Trier angesagten Synode (8. September) Abbitte leisteten. Damit war die "Reimser Frage" endgültig im Sinne Artolds und Ludwigs entschieden; darüber hinaus stellte OTTO seinem Schwager ein lothringisches Heer unter Führung Herzog Konrads zur Verfügung. Dieses Heer belagerte zunächst Mouzon, doch glückte es Hugo von Vermandois - Bischof war er nun nicht mehr - zu entkommen. Das Heer belagerte schließlich erfolgreich Montaigu und zog vor das nahe Laon, dessen Einnahme jedoch nicht gelang.
    Kurz darauf begab sich Erzbischof Artold mit drei seiner Suffragane zu der auf den 8. September einberufenen Synode von Trier, die sich als direkte Fortsetzung des Ingelheimer Konzils verstand. Einschließlich des Kardinallegaten waren nur 6 Bischöfe anwesend. Nach einigen Zögern - die Macht Hugos Magnus war ungebrochen - entschloß sich die Synode am 10. September schließlich doch zum letzten Schritt: der Exkommunikation Hugos. Die Synode vermied dabei sorgsam eine politische Begründung wie etwa eine Unterstützung Hugos von Vermandois im Kampf um das Erzbistum Reims. Die Exkommunikation Hugos wurde allein mit den Missetaten begründet, die dieser gegen die Besitzungen der Reimser Kirche begangen hatte.
    Spätestens hier ist es an der Zeit, den chronologischen Gang der Darstellung für einige Überlegungen grundsätzlicher Natur zu unterbrechen. Es muß auffallen, dass die Entscheidung im Reimser Bistumsstreit im Reiche OTTOS und im wesentlichen von Bischöfen aus dessen Reich gefällt wurde; auch zögerte König Ludwig nicht, selbst in Ingelheim zu erscheinen, um dort seine Sache zu vertreten. Nach dem Sprachgebrauch der Historiker des 19. Jahrhunders hieße dies nichts anderes, als dass der Streit um das vornehmste "französische" Erzbistum in "Deutschland" und von "deutschen Bischöfen" entschieden wurde, wobei der "französische" König sich nicht scheute, nach "Deutschland" zu reisen, um dort die Sache des "französischen" Bistums Reims zu vertreten - und all dies ohne die leiseste Kritik einer zeitgenössischen Quelle; insbesondere die direkten Gegenspieler Ludwigs, Hugo Magnus und Hugo von Vermandois, um dessen Bistum es ja schließlich ging, kamen offenbar zu keinem Zeitpunkt auf den doch eigentlich naheliegenden Gedanken, die Autorität des Ingelheimer Konzils mit dem Argument zu bestreiten, dass über Angelegenheiten der "französischen" Kirche nicht in "Deutschland" und von "deutschen" Bischöfen entschieden werden dürfe. Hugo Magnus wäre zu einem solchen Einwand am wenigsten berufen gewesen, war er es doch, der 940 OTTO I. in Attigny gehuldigt hatte. Dieser Akt des "Hochverrats" hat die französische Historiographie des vergangenen Jahrhunderts stark beschäftigt und zu gewundenen Erklärungen geführt, obwohl der historische Sachverhalt doch eigentlich sehr einfach und eindeutig ist: Alle diese Vorgänge bezeugen lediglich die Tatsache, dass "Deutschland" und "Frankreich" im 10. Jahrhundert noch keine historische Realität sind, sondern das fränkische Großreich, wenn auch geteilt in ein ost- und westfränkisches Reich, noch immer das Denken der Zeit beherrscht. Von "Deutschland" und "Frankreich" wird man erst viel später sprechen können.
    Die Jahre 949-953 standen für Hugo Magnus unter dem Motto "Schadensbegrenzung". Die Exkommunikation verfehlte ihre Wirkung nicht, zumal sie im Beisein und unter dem Vorsitz des päpstlichen Legaten ausgesprochen worden war. Eine Exkommunikation durch den Papst selbst mußte daher unter allen Umstännden verhindert werden. Ein Wiederaufrollen der Reimser Frage stand nicht zur Diskussion. Die Entscheidung Roms war unwiderruflich, doch Hugos Machtposition hatte sich darum nicht entscheidend verschlechtert, auch wenn Laon Anfang 949 bis auf seinen großen Turm überraschend in die Hände Ludwigs fiel. Alle Versuche Hugos, Laon zurückgewinnen, blieben ergebnislos.
    Zu allem Überfluß bestätigte eine römische Synode unter Vorsitz von Papst Agapet II. die Entscheidungen von Ingelheim und Trier: Hugo Magnus und Hugo von Vermandois blieben somit förmlich exkommuniziert, was seinen Eindruck auf den westfränkischen Episkopat nicht verfehlte. Nachdem Gerberga schon das Osterfest 949 bei OTTO in Aachen verbracht hatte, suchte Ludwig OTTO nun seinerseits Anfang 950 in Lothringen auf, um Friedensverhandlungen mit Hugo vorzuschlagen. Unter Vermittlung Herzog Konrads von Lothringen kam es im Frühjahr 950 zu einem Grenztreffen Ludwigs mit Hugo an der Marne, an dem auch die Herzöge Konrad von Lothringen und Hugo der Schwarze von Burgund teilnahmen. Hugo erneuerte seinen Lehnseid und gab dem König den Turm von Laon zurück. Als jedoch Ludwig im Frühsommer 950 in Laon krank darniederlag, nutzte Hugo dies sofort zu seinen Gunsten, um sich Aminens' zu bemächtigen, was den gerade erst geschlossenen Frieden sogleich wieder brüchig machte. 951 verbrachte Hugo schließlich das Osterfest bei OTTO in Aachen; damit signalisierte OTTO, dass ihm die Position Ludwigs hinreichend gefestigt, die Hugos verbesserungswürdig erschien, um das Gleichgewicht der Kräfte im Westen zu sichern. Die Beziehungen zu Ludwig litten darunter nicht.
    Es war kein geringer Schock für Ludwig, als seine Mutter Eadgyfu, die in den Jahren ihres Aufenthalts in W-Franken stets im Schatten der Gerberga gestanden und keinen erkennbaren Einfluß auf die Politik ihres Sohnes gewonnen hatte, ausgerechnet den gleichnamigen Sohn des einstigen Kerkermeisters Karls III. von W-Franken heiratete, der erheblich jünger gewesen sein muß als sie. Eadgyfu floh aus Laon und brach mit ihrem Sohn, der ihr sofort das Wittum Attigny und die Abtei Notre-Dame in Laon entzog und letztere sogleich seiner Gemahlin Gerberga übertrug. Es war dann auch Gerberga, die nach einer persönlichen Zusammenkunft mit Hugo die erneute Aussöhnung zwischen diesem und ihrem Gemahl einleitete. Am 13. März 953 wurde der Friede in Soissons besiegelt, der zu Lebzeiten Ludwigs nicht mehr gebrochen wurde.
    Im Sommer oder Herbst des Jahres gebar Gerberga Zwillinge, die auf die Namen ihrer Großväter Heinrich und Karl getauft wurden. Während Heinrich kurz nach der Taufe starb, war Karl dazu berufen, den Endkampf der karolingischen Dynastie gegen die ROBERTINER zu führen. Noch im Jahre 953 hatte ihm der Vater Burgund mit dem Königstitel als Ausstattung zugedacht. Die Zeit ist darüber hinweggegangen. Während im Osten OTTO mit der Niederwerfung des Aufstandes Herzog Konrads von Lothringen beschäftigt war und in diesem Zusammenhang seinen Bruder Brun zunächst zum Erzbischof von Köln, bald darauf auch zum Herzog von Lothringen machte, ergossen sich von Konrad herbeigerufene Scharen der Ungarn im Frühjahr nach Lothringen und W-Franken. Ludwig scheint das Risiko einer Schlacht gescheut zu haben, jedenfalls ist von kriegerischen Aktivitäten gegen die Ungarn nichts bekannt. Im Sommer verlor Ludwig seinen gleichnamigen, erst fünf Jahre alten Sohn, der offenbar in Laon beigesetzt wurde. Auf dem Weg von Laon nach Reims verfolgte Ludwig einen Wolf; er stürzte vom Pferd und zog sich innere Verletzungen zu. Am 10. September 954 starb er in Reims, wo er im Remigiuskloster (St-Remi) bestattet wurde. Die Beisetzungsfeierlichkeit wird wohl sein alter Kampfgefährte Artold geleitet haben.
    Es ist schwer, ein Urteil über einen Herrscher zu fällen, der in der Blüte des Lebens, nur 33 Jahre alt, gestorben ist. Ludwigs persönlicher Mut und Tatkraft stehen außer Zweifel. Große politische Konzeptionen sind von einem Herrscher, der praktisch sein Leben lang nur um das politische Überleben kämpfte, kaum zu erwarten: Das Ringen mit Hugo Magnus hatte 18 Jahre hindurch seine ganze Kraft in Anspruch genommen. Unter dynastischen Aspekt war es fraglos eine große Tat Ludwigs, die westfränkische Linie des karolingischen Hauses politisch überhaupt wieder zu einem mitbestimmenden Faktor westfränkischer Politik gemacht zu haben, was 923 schon endgültig ad acta gelegt schien. Einen entscheidenden Sieg über die viel mächtigeren ROBERTINER konnte er nicht erringen, und so hat man ihm denn auch eher vorgeworfen, ihnen auf dem Weg zur Königsherrschaft nur im Wege gestanden und den inneren Machtkampf in Westfranken verlängert zu haben. Eine solche Sicht der Dinge verkennt allerdings, dass sich Hugo Magnus und später Hugo Capet gar nicht ernsthaft um den Erwerb der Königswürde bemühten. Es ist müßig darüber zu spekulieren, ob sich Ludwig bei längerer Herrschaft vielleicht doch gegen Hugo Magnus durchgesetzt haben würde. Wahrscheinlich ist das nicht; sicher ist nur, dass er bis zum letzten Atemzug um seine Königswürde gekämpft hätte.

    Schieffer Rudolf:, "Die Karolinger"

    Jedenfalls erschien der am Hofe von Wessex aufgewachsene, deshalb der "Überseeische" genannte, Sohn Karls des Einfältigen kaum aus eigenem Antrieb am Strand von Boulougne, wo ihn Hugo "und die übrigen Großen der Franken" huldigend in Empfang nahmen, sondern begann in der fremden Umwelt sein Königtum, zu dem er am 19.6.936 von Artold von Reims in Laon gekrönt wurde, eher wie eine Schachfigur in den Händen Mächtiger und hatte zeitlebens mit dieser mißlichen Rolle zu kämpfen. Zunächst und vor allem war es Hugo, der sich die königliche Autorität lieh, um mit dem Titel eines dux Francorum seinen angestammten Vorrang im nördlichen Kerngebiet des Reiches, in "Franzien", aber auch vor den anderen Großvasallen des gesamten W-Franken formalisieren zu lassen, und der zudem den Versuch machte, Ludwig ständig an seine Umgebung zu binden. Als sich der junge König 937 dieser "Vormundschaft" entwand, fiel es dem ROBERTINER offenbar nicht schwer, ihn zu isolieren, indem er sich rasch mit seinem bisherigen Gegner Heribert von Vermandois verständigte und noch vor Ludwig IV. Verbindung zu König OTTO I. aufnahm, dem Sohn und Nachfolger HEINRICHS I. jenseits der Maas, der sich im Vorjahr demonstrativ in Aachen hatte krönen lassen und dessen Schwester Hadwig Hugo der Große nun ehelichte.
    Vor diesem Hintergrund mußte es Ludwig als verlockender Wink des Schicksals erscheinen, dass sich Herzog Giselbert von Lothringen 939 im Aufstand gegen OTTO zusammen mit anderen Großen des regnum Lotharii ihm als König unterstellte. Um für den Fall des Erfolgs der verbreiteten Erhebung seine Ansprüche auf das noch vom Vater innegehabte karolingische Stammland zu sichern, nahm Ludwig alle Kräfte zusammen und rückte über Verdun bis in das Elsaß vor, doch fiel die Entscheidung weiter nördlich bei Andernach, wo Giselbert am 2.10.939 auf der Flucht im Rhein ertrank, nachdem der ihm verbündete Herzog Eberhard von Franken im Kampf gefallen war. Die Aussicht auf eine Rückgewinnung Lothringens hatte sich so schnell zerschlagen wie sie aufgetaucht war, aber da Ludwig Giselberts Witwe Gerberga, die Tochter König HEINRICHS I., beim Rückzug mit sich nahm und bald darauf heiratete, scheint er doch nicht jede Hoffnung aufgegeben zu haben und tat es im übrigen Hugo dem Großen gleich, der sich ja vorher schon mit OTTO I. verschwägert hatte. Vorerst freilich gab der Fehlschlag seinen inneren Gegnern neuen Auftrieb: Hugo von Franzien und Heribert von Vermandois nahmen 940 gemeinsam die Stadt Reims ein, wo sie Erzbischof Artold, Ludwigs Coronator, wieder zugunsten von Heriberts Sohn Hugo verdrängten, und gegen Jahresende trafen sie in der einstigen KAROLINGER-Pfalz Attigny OTTO I., der mit einem Heereszug nach W-Franken auf das vorjährige Verhalten Ludwigs IV. reagierte und nun die Huldigung von dessen wichtigsten Vasallen entgegennahm. Da es der liudolfingische König indes bei einer Demonstration seiner Überlegenheit beließ, konnte er zwei Jahre später nach erneutem Aufflammen der inneren Fehden von beiden Lagern in W-Franken als schlichtender Vermittler angerufen werden. In Vise an der Maas, also nicht an der Grenze, sondern auf lothringischem Boden, empfing er im November 942 seine beiden Schwäger, König Ludwig und Herzog Hugo, samt deren gewichtigsten Parteigängern zu einer allgemeinen Versöhnung, die für den bedrängten KAROLINGER eine Stabilisierung seines Königtums bei abermaligem Verzicht auf Lothringen bedeutete.
    Die ersten Jahre lehrten Ludwig IV., dass er nicht daran denken konnte, von seiner begrenzten Krondomäne um Reims und Laon sowie den Oise-Pfalzen aus der großen Lehnsfürsten insgesamt Herr zu werden; vielmehr mußte er bemüht sein, durch Bündnisse und Konzessionen zwischen ihnen zu lavieren, um sich in den wechselvollen Positionskämpfen zu behaupten, und dabei stets die Möglichkeit ottonischen Eingreifens in Betracht ziehen, das meist darauf abzielte, keinen Machthaber in W-Franken allzu dominant werden zu lassen. In diesem Sinne wandte sich Ludwig bereits 937 auf der Suche nach einem Gegengewicht zu Hugo von Franzien dem burgundischen marchio Hugo dem Schwarzen zu, dem Bruder des verstorbenen Königs Rudolf, bis dieser 940 durch einen Vorstoß OTTOS I. nach Burgund gezwungen wurde, von der Feindschaft gegen die ROBERTINER abzulassen. 942 verschaffte sich Ludwig neuen Rückhalt bei Wilhelm III. Werghaupt von Poitou (+ 963), den er als marchio von Aquitanien anerkannte, und überdies in Rouen bei Wilhelm I. Langschwert von der Normandie sowie den dort erschienenen Fürsten der Bretonen, bevor sich gegen Jahresende in Vise durch OTTO I. wieder ein Modus vivendi mit Hugo dem Großen und dessen Anhang einstellte. Das karolingische Königtum stand damals schon nicht mehr auf zwei Augen dank der Geburt eines Stammhalters Lothar, den Gerberga Ende 941 zur Welt gebracht hatte, und gewann sogar unerwarteten Spielraum, als Wilhelm von der Normandie Ende 942 durch Leute des Grafen von Flandern ermordet wurde und Anfang 943 auch Heribert II. von Vermandois starb. Während Heriberts erwachsene Söhne im Erbstreit unter sich blieben und als Machtfaktor vorerst ausfielen, rief die Situation bei den Normannen, wo der Nachfolger Richard I. noch unmündig und keineswegs überall anerkannt war, den königlichen Oberlehnsherrn auf den Plan. Ludwig IV. schlug sich von Rouen aus energisch gegen normannische Teilfürsten und wiedererstehendes Heidentum, geriet aber 945 in einen Hinterhalt seiner Gegner, die ihn festsetzten und an Hugo von Franzien auslieferten. Der dux Francorum überließ seinem Grafen Tedbald von Blois und Chartres die Bewachung und verlangte die Abtretung von Laon als Bedingung der Freilassung.
    Dem Los seines Vaters Karl entging Ludwig IV. nicht aus eigener Kraft oder durch den Mut seiner Getreuen, sondern dank auswärtiger Intervention gegen eine derartige Demütigung des gesalbten Königs. Zwar mußte Gerberga Laon preisgeben, aber sie rief König Edmund von Wessex, Ludwigs Oheim, ferner ihren eigenen Bruder König OTTO I. sowie den Papst zu Hilfe und erreichte, dass ihr Gatte im Sommer 946 wieder freikam und OTTO - genau umgekehrt wie 940 - zugunsten seines karolingischen Schwagers und gegen den robertinischen einen Feldzug nach W-Franken anführte. Sein Heer richtete im Verein mit demjenigen Ludwigs vor Laon, Senlis, Paris und Rouen wenig aus, errang jedoch einen wichtigen Erfolg durch die Erstürmung von Reims, wo daraufhin Artold wieder den erzbischöflichen Platz seines Rivalen Hugo von Vermandois einnehmen konnte. Ludwigs Lage blieb gleichwohl prekär und legte ihm weiter enges Zusammenwirken mit OTTO nahe, das dann am 7.6.948 in der gemeinsamen Synode von 32 Bischöfen beider Reiche unter dem Vorsitz eines päpstlichen Abgesandten in Ingelheim gipfelte. Die Versammlung im Beisein sowohl OTTOS wie Ludwigs (in formeller Gleichrangigkeit) war in ihrer Art einmalig im 10. Jahrhundert; sie gemahnte nicht bloß äußerlich an die vergangenen Zeiten des großfränkischen Reiches, sondern griff auch sachlich die karolingische Tradition auf, indem sie ihr ganzes moralisches Gewicht für die Königsgewalt in die Waagschale warf und demgemäß Hugo den Großen als "Angreifer und Räuber von Ludwigs Königtum" ebenso strikt verurteilte wie den "Schein-Bischof" Hugo, der in Reims Artold von seinem rechtmäßigen Sitz vertrieben habe. Dem synodalen Bannfluch folgte alsbald ein neuer, vom lothringischen Herzog Konrad dem Roten befehligter Feldzug nach W-Franken, der "sich nicht als Krieg, sondern als Exekution... gab" (H.Fuhrmann), aber kaum etwas bewirkte.
    Die Rückgewinnung von Laon, längst die wichtigste Bastion für die KAROLINGER, glückte Ludwig erst 949 durch nächtliche Überrumpelung, bei der freilich die Zitadelle der Stadt unbezwungen blieb. Zu den Folgen gehörte eine neue Verständigung mit dem Hause VERMANDOIS: Albert, der sich unter den Söhnen Heriberts II. als Erbe der eigentlichen Grafschaft durchgesetzt hatte, huldigte dem König und bekam bald darauf Gerbergas gleichnamige Tochter aus deren erster Ehe mit Giselbert von Lothringen zur Frau, während sein Bruder Heribert III., Laienabt von Saint-Medard in Soissons, 951 die Königin-Mutter Eadgifu heiratete. Endgültig fallengelassen wurde dabei der weitere Bruder Hugo, der in Ingelheim verurteilte Erzbischof, der jahrelang Reims den KAROLINGERN vorenthalten hatte. Auch der ROBERTINER Hugo, dessen Kirchenbann 949 sogar Papst Agapit II. (946-955) in Rom bestätigte, fand sich Ende 950 bei einem von Herzog Konrad dem Roten vermittelten Treffen an der Marne zum Ausgleich mit König Ludwig bereit und überließ ihm nun auch wieder die Laoner Zitadelle; nach neuen Verwicklungen wurde der Friede zwischen dem rex Francorum und dem dux Francorum am 20.3.953 in Soissons feierlich bekräftigt. Ludwig kam in die Lage, sich auch wieder dem S seines Reiches zu widmen, sah sich 951 und 954 durch Ungarneinfälle bis nach Aquitanien herausgefordert und hielt vor allem weiter ständig Fühlung mit Adelskreisen beiderseits der östlichen Grenze zu Lothringen. Anders als 939 hütete er sich, in den neuen Aufstand gegen OTTO I. einzugreifen, bei dem Herzog Konrad der Rote, sein bisheriger Beschützer, 953 auf die Seite der Gegner des Königs trat, und er erlebte, dass OTTO das regnum Lothariense - und damit die Wahrung seiner politischen Interessen nach W hin - nicht dem gegen Konrad aufgetretenen Neffen Giselberts, dem Grafen Reginar III. von Hennegau, sondern seinem eigenen Bruder Brun übertrug, der seit 953 als Erzbischof von Köln geistliche und weltliche Vollmachten miteinander zu verbinden hatte.
    In seiner Familie war Ludwig IV. seit der Geburt Lothars, seines Ältesten, von manchem Unglück betroffen worden. Sein zweiter Sohn namens Karl, der 945 nach und vor je einer Schwester zur Welt gekommen war, mußte während der Gefangenschaft des Vaters (946) den Normannen als Geisel gestellt werden und kam in deren Gewahrsanm zu Tode. Auch ein dritter Sohn Ludwig, den Gerberga 948 gebar, starb im Kindesalter noch vor dem Vater. Als die Königin 953 in Laon mit Zwillingen niederkam, erhielten sie die Namen ihrer königlichen Großväter, Karls des Einfältigen und HEINRICHS I., doch nur der Erstgenannte überlebte. Er scheint, wenn zwei vereinzelte Urkunden nicht täuschen, beim Vater sogar Erwägungen über eine künftige Reichsteilung ausgelöst zu haben, bei der ihm insbesondere Burgund zugefallen wäre, wo 952 mit dem marchio Hugo dem Schwarzen die bosonidische Linie ausgestorben war. Doch lange bevor derartige Pläne ausreifen konnten, traf das KAROLINGER-Haus wiederum die Ungunst des Schicksals: Ludwig IV., der nach schwierigem Beginn und argen Rückschlägen eben erst seine königliche Stellung einigermaßen gefestigt zu haben schien, verunglückte durch einen Sturz vom Pferd und starb an den Folgen im Alter von 33 Jahren am 10.9.954 in Reims, wo er in Saint-Remi begraben liegt.

    939 oo 2. Gerberga von Sachsen, Tochter des Königs HEINRICH I., 913-5.5.969

    Kinder:
    - Lothar III. Ende 941-2.3.986
    - ? Gerberga 940 oder 942-
    954 oo Albert I. Graf von Vermandois um 915-9.8.987
    - Karl 945- 953
    - Mathilde Ende 943-26.11. nach 981
    964 oo 2. Konrad König von Burgund um 923-19.10.993
    - Ludwig 948-10.11.954 Laon
    - Karl Herzog von Nieder-Lothringen Sommer 953- nach 991 Laon
    - Heinrich Sommer 953- 953 Laon

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 89-92 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 88 Anm. 31.100,101 Anm. 106,106 Anm. 11,123,126 Anm. 94,127 Anm. 94,153,161 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 53,57,60,63-65,84 - Boshof Egon: Die Salier. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 13,28 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987, Seite 245 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 23,27,42,45 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 23,30,34,44,47-59,61,64 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 294,297,318 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989, Seite 24,28,33,37,41,65,127,169,187,193, 271,283,287 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 68,105 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 189 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite110,120,123-132,138,162 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 294, 299-302,306-309,311,320,344,407 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 203-214,224 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 95,122,127-130,135 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994, Seite 5-405 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 489,492-495, 497,512,515 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stutggart 1981, Seite 101,141,155,157, 165,167 - Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag Esslingen 1989, Seite 71,104,112,114,123,126,193,238 -

    Geburt:
    10.9.

    Name:
    Transmarinus, d’Outre-Mer

    Begraben:
    St-Remi

    Ludwig heiratete von Sachsen, Gerberga in 939. Gerberga (Tochter von von Sachsen, Heinrich I. und von Ringelheim, Mathilde) wurde geboren in 913; gestorben am 5 Mai 969 in Nordhausen [99734],Nordhausen,Thüringen,Deutschland; wurde beigesetzt in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 138. von Frankreich, Lothar  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in Ende 941; gestorben am 2 Mrz 986 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich.
    2. 139. von Frankreich, Karl  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in Jan 945; gestorben in 953.
    3. 140. von Frankreich, Mathilde  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 943; gestorben nach 981.
    4. 141. von Frankreich, Ludwig  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in Dez 948; gestorben am 10 Nov 954 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich.
    5. 142. von Niederlothringen, Karl  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 953 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; gestorben am 22 Jun 992; wurde beigesetzt in Maastricht,Limburg,Niederlande,Niederlande.
    6. 143. von Frankreich, Heinrich  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 953 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; gestorben in 953.

  21. 105.  Roriko Graphische Anzeige der Nachkommen (79.Karl10, 50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 920; gestorben am 20 Dez 976; wurde beigesetzt in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Beruf: 948-976, Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; Bischof von Laon

    Notizen:

    Illegitimer Sohn des Königs Karl III. der Einfältige von Frankreich

    Begraben:
    Abtei Saint-Vincent in Laon


  22. 106.  Arnulf Graphische Anzeige der Nachkommen (79.Karl10, 50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1)

    Notizen:

    Illegitimer Sohn des Königs Karl III. der Einfältige von Frankreich


  23. 107.  Drogo Graphische Anzeige der Nachkommen (79.Karl10, 50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1)

    Notizen:

    Illegitimer Sohn des Königs Karl III. der Einfältige von Frankreich


  24. 108.  Alpais Graphische Anzeige der Nachkommen (79.Karl10, 50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1)

    Notizen:

    Illegitime Tochter des Königs Karl III. der Einfältige von Frankreich


  25. 109.  Cäcilia Graphische Anzeige der Nachkommen (83.Zwentibold10, 55.Arnulf9, 30.Karlmann8, 18.Hemma7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Echt-Susteren [6100],Limburg,Niederlande; Äbtissin von Susteren

    Notizen:

    Cäcilie Äbtissin von Süsteren
    -17.8.
    Tochter des Königs Zwentibold von Lothringen und der Oda von Sachsen, Tochter von Herzog Otto

    Werner Karl Ferdinand: Seite 464, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 45-46

    Über die beiden Töchter Zwentibolds weiß man, soviel ich sehe, nichts anderes als was zwischen 1247 und 1251 (vgl. A. Molinier, Soucres de 'hist. de Frande 2, 1902, 155) Gilles d'Orval in seinen Gesta episcoporum Leodiensium, MG SS 25, 50 schrieb: Zwentibold sei in Süsteren beigesetzt worden, unsd ebenso seine beiden Töchter, nachdem sie, von einer Amalberga ausgebildet, successive post magistram suam praefuerant. Dümmler 3, 502f. (jeweils Anm. 2), der diese Belege zitiert, auf denen auch Brandenburg fußt, bemerkt im Anschluß an die Bollandisten (AA SS Aug. III, 138), daß in Süsteren der Kult des zum Heiligen gewordenen Zwentibold floriere, ebenso der seiner Töchter - ein Zahn Zwentibolds diene vor allem als Mittel gegen Zahnschmerzen. Es handelt sich hier um einen späten Kult, bei Gilles d'Orval um einen späteren Gewährsmann. Sollte dies schon bedenklich stimmen, so macht stutzig die Angabe des Chronisten, Benedicta und Caecilia seien, wenn auch in verschiedenen Jahren, am gleichen Tage, nämlich XVI Kal. Septembris, gestorben bzw. beigesetzt worden. An diesem Tage, so sagt er ausdrücklich ... earundem festivitas celebratur. Dies scheint so ziemlich alles gewesen zu sein, was man von ihnen wußte, wie wenig es ist, wird aber erst deutlich, wenn man sich erinnert, daß Zwentibold seinerseits XV Kal. Sept., wie eine Echternacher und eine Trierer Tradition übereinstimmend berichten, gestorben ist (bzw. beigesetzt wurde), vgl. Dümmler 3, 502, Anm. 2. Die Differenz von einem Tage besagt nichts - ganz offenkundig handelt es sich in Süsteren um eine späte Tradition, die den Todestag (der Tag darauf, in Echternach notiert, könnte der der Beisetzung sein, ausdrücklich heißt es dort ... sepultus est) Zwentiboldsz um Anlaß nimmt, seinen Kult und den seiner Töchter zu begehen, und allen drei Familienmitgliedern den gleichen Todestag in verschiedenen Jahren gibt. Nicht weniger bedenklich sieht die urkundliche Basis aus. Zwar gibt es ein D Zweintibolds für Süsteren, und der Herausgeber Schieffer verweist auch auf dieses D 2, wenn er Seite 4 von Zwentibolds (angeblicher, dürfen wir wohl schon sagen) Beisetzung in Süsteren spricht. Aber gerade hier ist nichts zu sehen von dem, das wir als Indizien für eine Hausabtei und Grablege eines Königs und seiner Familie deuten können. Kaiser ARNULF, ZwentiboldsVater, hatte Süsteren einem Priester hoher Begabung (eximiarum arcium) namens Siginand geschenkt, dann aber auf dessen Wunsch die Abtei an Prüm geschenkt, an das sie nach Siginands Tod definitiv heimfallen sollte. Das bestätigte Zwentibold. Im D 84 König KARLS III., einem Placitum im Herstal 916 I 19, begegnet uns Süsteren wieder: Mit Gewalt war dem Siginand sein Besitz von potentiores entrissen worden, udn dadurch auch nicht die Übergabe an Prüm vollzogen worden, das jetzt, in diesem Placitum , die Übereignung erhält. Weder sachlich noch zeitlich (keine 16 Jahre sind seit Zwentibolds Tod vergangen) ist hier viel Platz für die Äbtissinnen der beiden Zwentibold-Töchter. Bedarf es noch eines Hinweises, daß die Namen der beiden Töchter, Benedicta und Caecilia, für die jedes zeitgenössische Zeugnis fehlt, an der Wende vom 9. zum 10. Jahrhundert ebenso ungewöhnlich sind wie späterer Zeit vertraut, und daß man Heiligen mit Vorsicht gegenübertreten muß, die nicht einmal einen eigenen Gedenktag haben? Um so bemerkenswerter scheint mir der Satz Dümmlers in der erwähnten Anmerkung: "Ich weiß nicht woher Resch (ann. Sabionens. II, 285 n. 624) die Nachricht hat: in monasterio Epternacensi sepultus est a. 900 hac cum memoria: XV Kal. Sept. Zendebolt rex piae memoriae, womit das Necrol. S. Maximini (Jahrb. der Altertumsfreunde im Rheinl. LVII, 115): XV Kal. (Sept.) Zondebolt rex pie mem., übereinstimmt." Auch wenn wir den Beleg des Geschichtsschreibers von Säben nicht verifizieren können, so bietet er doch das richtige Datum des Beisetzung Zwentibolds, und diese erscheint uns in Echternach wahrscheinlicher als in Süsteren, zu dem sich keine zwingende zeitgenössische Beziehung herstellen läßt. - Wir lassen die Namen der Zwentibold-Töchter, selbst mit einem Fragezeichen versehen, nur mit großen Bedenken auf der Tafel stehen - denn, wenn wir der einzigen Tradition, die von ihnen berichtet, folgen, dann müßten wir konsequenterweise auch den fragwürdigen Todestag der beiden verzeichnen.

    Glocker Winfrid: Seite 275, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    IV, 9 Caecilia, Äbtissin des Stiftes Süsteren
    + VIII 17

    Hlawitschka Eduard: Seite 61, "Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert."

    Aus Uotas dreijähriger Ehe mit König Zwentibold sind bekanntlich zwei Töchter hervorgegangen: Benedicta und Caecilia; sie kamen in das Kloster Süsteren und wurden später dort beide Äbtissinnen. Die kurze Zeitspanne von Uotas erster Ehe und die Tatsache, daß beide Zwentibold-Töchter ins Kloster geschickt wurden, spricht nun aber dafür, daß die Gozlin-Gemahlin Uda erst aus der zweiten Ehe Uotas mit Graf Gerhard hervorging [Die Einweisung der beiden gesicherten Zwentibold-Töchter ins Kloster - und nicht etwa nur einer - bezweckte offenbar die Ausscheidung des gesamten Zwentibold-Nachkommenschaft aus dem aktiven Leben. Wenn Uda nicht ins Kloster kam, dürfte sie also auch keine Zwentibold-Tochter gewesen sein.].


    Literatur:
    Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 501 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 IV, 9 Seite 275 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 61 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 89,95 -

    Gestorben:
    17.8.


  26. 110.  Benedikta Graphische Anzeige der Nachkommen (83.Zwentibold10, 55.Arnulf9, 30.Karlmann8, 18.Hemma7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Echt-Susteren [6100],Limburg,Niederlande; Äbtissin von Susteren

    Notizen:

    Benedikta Äbtissin von Süsteren
    -17.8.
    Tochter des Königs Zwentibold von Lothringen und der Oda von Sachsen, Tochter von Herzog Otto

    Werner Karl Ferdinand: Seite 464, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 45-46

    Über die beiden Töchter Zwentibolds weiß man, soviel ich sehe, nichts anderes als was zwischen 1247 und 1251 (vgl. A. Molinier, Soucres de 'hist. de Frande 2, 1902, 155) Gilles d'Orval in seinen Gesta episcoporum Leodiensium, MG SS 25, 50 schrieb: Zwentibold sei in Süsteren beigesetzt worden, unsd ebenso seine beiden Töchter, nachdem sie, von einer Amalberga ausgebildet, successive post magistram suam praefuerant. Dümmler 3, 502f. (jeweils Anm. 2), der diese Belege zitiert, auf denen auch Brandenburg fußt, bemerkt im Anschluß an die Bollandisten (AA SS Aug. III, 138), daß in Süsteren der Kult des zum Heiligen gewordenen Zwentibold floriere, ebenso der seiner Töchter - ein Zahn Zwentibolds diene vor allem als Mittel gegen Zahnschmerzen. Es handelt sich hier um einen späten Kult, bei Gilles d'Orval um einen späteren Gewährsmann. Sollte dies schon bedenklich stimmen, so macht stutzig die Angabe des Chronisten, Benedicta und Caecilia seien, wenn auch in verschiedenen Jahren, am gleichen Tage, nämlich XVI Kal. Septembris, gestorben bzw. beigesetzt worden. An diesem Tage, so sagt er ausdrücklich ... earundem festivitas celebratur. Dies scheint so ziemlich alles gewesen zu sein, was man von ihnen wußte, wie wenig es ist, wird aber erst deutlich, wenn man sich erinnert, daß Zwentibold seinerseits XV Kal. Sept., wie eine Echternacher und eine Trierer Tradition übereinstimmend berichten, gestorben ist (bzw. beigesetzt wurde), vgl. Dümmler 3, 502, Anm. 2. Die Differenz von einem Tage besagt nichts - ganz offenkundig handelt es sich in Süsteren um eine späte Tradition, die den Todestag (der Tag darauf, in Echternach notiert, könnte der der Beisetzung sein, ausdrücklich heißt es dort ... sepultus est) Zwentibolds zum Anlaß nimmt, seinen Kult und den seiner Töchter zu begehen, und allen drei Familienmitgliedern den gleichen Todestag in verschiedenen Jahren gibt. Nicht weniger bedenklich sieht die urkundliche Basis aus. Zwar gibt es ein D Zwentibolds für Süsteren, und der Herausgeber Schieffer verweist auch auf dieses D 2, wenn er Seite 4 von Zwentibolds (angeblicher, dürfen wir wohl schon sagen) Beisetzung in Süsteren spricht. Aber gerade hier ist nichts zu sehen von dem, das wir als Indizien für eine Hausabtei und Grablege eines Königs und seiner Familie deuten können. Kaiser ARNULF, Zwentibolds Vater, hatte Süsteren einem Priester hoher Begabung (eximiarum arcium) namens Siginand geschenkt, dann aber auf dessen Wunsch die Abtei an Prüm geschenkt, an das sie nach Siginands Tod definitiv heimfallen sollte. Das bestätigte Zwentibold. Im D 84 König KARLS III., einem Placitum im Herstal 916 I 19, begegnet uns Süsteren wieder: Mit Gewalt war dem Siginand sein Besitz von potentiores entrissen worden, und dadurch auch nicht die Übergabe an Prüm vollzogen worden, das jetzt, in diesem Placitum, die Übereignung erhält. Weder sachlich noch zeitlich (keine 16 Jahre sind seit Zwentibolds Tod vergangen) ist hier viel Platz für die Äbtissinnen der beiden Zwentibold-Töchter. Bedarf es noch eines Hinweises, daß die Namen der beiden Töchter, Benedicta und Caecilia, für die jedes zeitgenössische Zeugnis fehlt, an der Wende vom 9. zum 10. Jahrhundert ebenso ungewöhnlich sind wie späterer Zeit vertraut, und daß man Heiligen mit Vorsicht gegenübertreten muß, die nicht einmal einen eigenen Gedenktag haben? Um so bemerkenswerter scheint mir der Satz Dümmlers in der erwähnten Anmerkung: "Ich weiß nicht woher Resch (Ann. Sabionens. II, 285 n. 624) die Nachricht hat: in monasterio Epternacensi sepultus est a. 900 hac cum memoria: XV Kal. Sept. Zendebolt rex piae memoriae, womit das Necrol. S. Maximini (Jahrb. der Altertumsfreunde im Rheinl. LVII, 115): XV Kal. (Sept.) Zondebolt rex pie mem., übereinstimmt." Auch wenn wir den Beleg des Geschichtsschreibers von Säben nicht verifizieren können, so bietet er doch das richtige Datum des Beisetzung Zwentibolds, und diese erscheint uns in Echternach wahrscheinlicher als in Süsteren, zu dem sich keine zwingende zeitgenössische Beziehung herstellen läßt. - Wir lassen die Namen der Zwentibold-Töchter, selbst mit einem Fragezeichen versehen, nur mit großen Bedenken auf der Tafel stehen - denn, wenn wir der einzigen Tradition, die von ihnen berichtet, folgen, dann müßten wir konsequenterweise auch den fragwürdigen Todestag der beiden verzeichnen.

    Glocker Winfrid: Seite 275, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    IV. 8 Benedicta, Äbtissin des Stiftes Süsteren
    + VIII 17

    Hlawitschka Eduard: Seite 61, "Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert."

    Aus Uotas dreijähriger Ehe mit König Zwentibold sind bekanntlich zwei Töchter hervorgegangen: Benedicta und Caecilia; sie kamen in das Kloster Süsteren und wurden später dort beide Äbtissinnen. Die kurze Zeitspanne von Uotas erster Ehe und die Tatsache, daß beide Zwentibold-Töchter ins Kloster geschickt wurden, spricht nun aber dafür, daß die Gozlin-Gemahlin Uda erst aus der zweiten Ehe Uotas mit Graf Gerhard hervorging.


    Literatur:
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 IV, 8 Seite 275 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 61 -

    Gestorben:
    17.8.



Generation: 12

  1. 111.  von Köln, Heribert Graphische Anzeige der Nachkommen (85.Hugo11, 65.Udo10, 38.Gebhard9, 23.N.8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 965; gestorben am 16 Mrz 1021; wurde beigesetzt in Köln-Deutz [50679],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Beruf: 999-1021, Köln [50667],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; Erzbischof von Köln (999-1021)

    Notizen:

    Rathausturm Köln Statue des Bischofs Heribert von Köln.
    Bildhauer:Friedrich Lindenthal.

    Rathausturm Köln - Heribert (detail)

    Genealogie-Mittelalter.de, Karl-Heinz Schreiber - Heribert

    Erzbischof von Köln (999-1021)
    um 965-16.3.1021
    Begraben: Kloster Deutz; heute Pfarrkirche St. Heribert/Köln-Deutz
    Sohn des Grafen Hugo im Einrichgau aus dem Hause der KONRADINER und der Thietswindis, Tochter von N.N.

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 2155

    Heribert, Erzbischof von Köln 999-1021
    * um 970, + 16. März 1021
    Begraben: Kloster Deutz; heute Pfarrkirche St. Heribert/Köln-Deutz

    Über seinen Vater Hugo, wahrscheinlich Graf im mittelrheinischen Einrichgau, entstammte Heribert dem gebhardinisch-wetterauischen Zweig der KONRADINER, der durch Graf Udo mit den HERIBERTINERN von Vermandois verwandt war. Nach seiner Ausbildung an der Wormser Domschule und im Kloster Gorze wurde Heribert durch seinen Förderer, den Wormser Bischof und Kanzler Hildibald, zum Propst von dessen Kirche und zum Mitglied der königlichen Kapelle berufen. Früh mit OTTO III. befreundet, erhob dieser ihn 994 zum Kanzler für Italien und bot ihm das Bistum Würzburg an, das 995 Heriberts Bruder Heinrich übernahm. Auf dem ersten Italienzug in der engeren Umgebung des Kaisers, war er in der Folge einer seiner wichtigsten Helfer bei der Verwirklichung der "Restitutio rei publicae" und "Renovatio Imperii Romanorum", vor allem in Ravenna. Die Vereinigung der deutschen und italienischen Kanzlerwürde 998 in seiner Person zeigt OTTOS Wertschätzung des Vertrauten (Archi-Logotheta) und symbolisierte die Idee eines die Regina überwölbenden, unter christlich-karolingischen Vorzeichen erneuerten Imperium Romanum. Heriberts Versuch, 1002 seinem Verwandten Hermann von Schwaben die Nachfolge im Königtum zu sichern, führte zur Entfernung vom Hof unter HEINRICH II., der ihn nur fallweise zu Reichsgeschäften heranzog. Wohl erst nach Intervention der mit dem Kaiser verwandten EZZONEN ist Heribert zum Bischof gewählt worden. Stärken seines Pontifikats lagen in der Verwaltung und Organisation, besonders in der Armenfürsorge. Den Idealen monastischer Reform von Gorze-St. Maximin war Heribert verbunden; die von ihm 1002/03 gegründete Abtei Deutz vertraute er mit Folpert einen Exponenten der Bewegung an.

    Quellen und Literatur:
    H. Müller, H., Kanzler Ottos III. und Ebf. v. Köln, 1977 - Ders., H. v. Köln (um 970-1021), Rhein. Lebensbilder 8, 1980, 7-20 - Ser. episcoporum ... V/I, cur. St. Weinfurter-O. Engels, 1982, 22f. - Reg. Pontificum Romanorum, GP VII/I, auct. Th. Schieffer, 1986, 5111f., 243 - M. L. Arduini, Rupert v. Deutz (1076-1129) und der 'Status christianitatis` seiner Zeit ..., 1987, 204-244 [Vgl. StM 20,1979, 87-138].
    Heribert war Kaplan OTTOS III. und Kanzler für Italien. Im Herbst 998 erhielt er den Titel eines Logotheten (eigentlich Redestzer). Am 9.7.999 wurde er von Kaiser OTTO III. als Erzbischof von Köln eingesetzt. Nach dem Tode OTTOS III. hatte er die heilige Lanze bereits vorausgesandt, bevor es bei Polling zu der folgenschweren Begegnung des Leichenzuges mit Heinrich von Bayern kam. Er wurde von HEINRICH gefangengenommen und zur Herausgabe der Reichsinsignien gezwungen. Als vertrauter Ratgeber OTTOS III. unterstützte er 1002 wirkungsvoll die Kandidatur Hermanns II. von Schwaben und widersetzte sich der Wahl Heinrichs von Bayern zum deutschen König. Er huldigte später HEINRICH II., stand aber in einem gespannten Verhältnis zu ihm.
    Heribert war der Freund und bewährte Ratgeber Kaiser OTTOS III. Er weilte mit diesem in Italien und wurde im kaiserlichen Hoflager vor Benevent zum Erzbischof von Köln erhoben. Er wurde am 9. Juli in Benevent von Kaiser und Papst mit seiner neuen Würde bekleidet, konnte aber erst zu Wintersbeginn nach Deutschland zurückkehren, um die Leitung des Erzbistums zu übernehmen. Sein Amt als Kanzler des Kaisers für Deutschland und Italien behielt er trotz seiner neuen Stellung bei. Er weilte beim Tode Kaiser OTTOS III. in Italien und begleitete den Leichenzug nach Deutschland. Da er die von Heinrich von Bayern drohenden Gefahren vorausgesehen hatte, schickte er vor allem die wichtigste Insignie des Reiches, den Mauritiusspeer, die sacra lancea, in aller Heimlichkeit voraus. In Polding, einem Hof des Bischofs von Augsburg, zwang der Bayern-Herzog Heribert zur Herausgabe von Krone, Schwert und der Königsgewänder und setzte ihn in Haft, da er die heilige Lanze nicht erhalten konnte. Heribert wurde erst aus der Haft entlassen, als sein Bruder, Bischof Heinrich von Würzburg, für die Auslieferung der Lanze Bürgschaft geleistet hatte und empfing Ende März den Leichenzug in Köln.

    Trillmich Werner: "Kaiser Konrad II. und seine Zeit"

    In der Reichspolitik spielte der aus der Wormser Schule hervorgegangene Erzbischof Heribert (999-1021) eine führende Rolle. Den Mainzer weit überflügend, stieg er unter OTTO III. zum Kanzler und Archilogotheta für das gesamte Reich auf. Als Gegner der Königswahl HEINRICHS II. allerdings büßte er diese überragende Stellung 1002 wieder ein. Vergeblich hatte er versucht, dem Pfalzgrafen Ezzo die Reichsinsignien zuzuspielen, um den Pfalzgrafen auf diese Weise als Thronanwärter zu nominieren oder ihm zumindest für die bevorstehende Wahl eine ausschlaggebende Stellung zu verschaffen.

    Eickhoff Ekkehard: "Otto III."

    Als OTTO III. 11 oder 12 Jahre alt war, kam ein weiterer überragender Geistlicher in seine Umgebung: Heribert, ein junger Kleriker aus rheinfränkischem Adel, wurde damals von seinem Amt als Dompropst in Worms an den Hof berufen. Er war in der Wormser Domschule und im Kloster Gorze geschult worden. Jetzt sollte er dem Kanzler Hildibald, seinem Wormser Bischof, und Erzbischof Willigis in der Hofkapelle zur Hand gehen. Hier ist Heribert, der ja dem jungen König altersmäßig weit näher stand als dessen Lehrer, dem König bald zum engsten Vertrauten geworden.

    Görich Knut: Seite 134-139,178,180, "Otto III."

    Bei Erreichen der Selbständigkeit OTTOS III. kam es zur Entfernung der Kaiserin Adelheid, die die Gegnerschaft einiger iuvenes in OTTOS Umkreis auf sich gezogen hatte . Der etwa 25-jährige Heribert, Schüler Hildebolds von Worms, wurde seit September 994 unter die vornehmsten Berater aufgenommen. Nach dem Tod Hildebolds im August 998 wurde die Stellung Heriberts durch Zusammenlegung der deutschen und italienischen Kanzlei weiter gestärkt. Im September 996 ist erstmals der Kapellan Leo, der spätere Bischof von Vercelli, nachweisbar, der ebenso wie der seit Frühjahr 997 zur Hofkapelle zählende Gerbert von Aurillac ein enger Berater des Kaisers war; Gerbert, Leo und Heribert waren "die dominierende Trias innerhalb des neuen Freundes- und Beraterkreises, dessen Mitglieder der junge König selbst erwählt hatte."
    Erzbischof Heribert von Köln traf kurz nach dem 11. Januar 1002 beim Kaiser in Paterno ein. Die Anführer der eingetroffenen Heeresabteilungen standen denn auch alle in besonderer Nähe zum Kaiser. Fast alle waren vor ihrer Erhebung zum Bischof Mitglied der Hofkapelle gewesen. Heribert, den OTTO III. schon 992 doctor meus et capellanus mihi nannte, wurde zu Beginn der selbständigen Regierung OTTOS zum Kanzler für Italien erhoben; 998 übernahm er nach dem Tod des deutschen Kanzlers Hildebold von Worms auch dessen Amt in Personalunion und wurde im Sommer zusätzlich noch Erzbischof von Köln. Heribert war der zuverlässigste und gleichzeitig mächtigste Vertraute des Kaisers im deutschen Episkopat. Zum Nachfolger des Würzburger Bischofs Bernward wurde 995 Heriberts Bruder Heinrich erhoben, nachdem OTTO zunächst Heribert selbst für das Amt vorgesehen, dieser sich jedoch für Heinrich eingesetzt hatte. Im Laufe des 2. Italienzuges wurde der Kanzler Heribert noch im Lager von Benevent zum neuen Erzbischof von Köln geweiht.
    Heribert von Köln und die Bischöfe von Konstanz, Worms und Würzburg sowie Abt Erkanbald von Fulda unterstützten den Kaiser innerhalb weniger Jahre mehrfach im Süden. Dieser besonderen Belastung entsprach auch eine besondere Förderung durch den König: Heribert erhielt das Kastell Deutz und umfangreiche Güter zum Zweck der Klostergründung. Die mächtigsten Vasallen wie Heribert von Köln waren zweifellos zu bedeutend umfangreicherer Unterstützung fähig und hatten zum Italienzug 100 Panzerreiter zu stellen.

    Finckenstein Finck von: Seite 100, "Bischof und Reich"

    Für den mittleren und südlichen Teil des Reiches bemerkenswert sind hier auch die Beziehungen jener von H. Müller ohne genaue geneaologische Einordnung den fränkischen KONRADINERN zugerechnete clarissima Wormaciensium progenies, der Erzbischof Heribert von Köln und sein Bruder Bischof Heinrich von Würzburg angehörten. Neffen dieser beiden Bischöfe, vielleicht über deren Schwester, waren die beiden Brüder und Bischöfe von Eichstätt Heribert und Gezemann. Die Mutter Heriberts von Köln, Tietwindis, war Tochter eines namentlich unbekannten comes Alemanniae, dessen Frau Imma von einem comes Reginboldus abstammte, dessen Name in der Familie Bischof Ulrichs von Augsburg begegnet. Ohne etwa die schon chronologisch sehr unwahrscheinliche Identifizierung dieses Reginbold mit dem 955 auf dem Lechfeld gefallenen gleichnamigen Neffen des Augsburger Bischofs zu erwägen, könnte gleichwohl durchaus verwandtschaftliche Verbindungen zwischen diesen Familien bestanden haben. Sollte sich aber Müllers ansprechende These von der konradinischen Herkunft Heriberts von Köln weiter erhärten lassen, so bezeugte sie eindringlich die Machtstellung dieser Familie in der Zeit OTTOS III. und HEINRICHS II. im Reich durch die obengenannten Bischöfe in Lothringen, Franken und Bayern in ihrem hier betrachteten Zweig und den schwäbischen Dukat ihrer agnatischen Verwandten Konrad und Hermann.

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 172,188,203,205,226 - Althoff, Gerd: Otto III., Primus Verlag, Darmstadt 1997, Seite 36-205 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 137,155-159,165,173 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band II Seite 5/Band III Seite 83,87,102,145,373-375,377,379,521,531 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 161-519 - Görich Knut: Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995 Seite 134-139, 142-145,178,180,183,219,234,269 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 323,333,341,361,365,367,370,374,410,424,431,440-444,480 - Schulze Hans K. Schulze: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 268,276,292,298,301 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 164-168,214,250,262, 278,366,386,406,414,468 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 38,50,52,56,74,76,89,112,117,120,161,199,231,241,255, 264 -



    Neue Deutsche Biographie - Heribert

    heilig, Erzbischof von Köln (seit 999), † 21.3.1021, ⚰ Abtei Deutz.
    H. empfing seine Ausbildung am Dom zu Worms, trat dann in das Kloster Gorze ein, wurde aber noch vor der Profeßleistung zurückgerufen und zum Dompropst von Worms bestellt. Mit Kaiser Otto III., der ihn 994 zum Kanzler für Italien, 998 zum Kanzler für Deutschland ernannte, verband ihn ein enges Vertrauensverhältnis. Er lehnte 995/96 das ihm angebotene Bistum Würzburg ab, das darauf sein jüngerer Bruder Heinrich erhielt. 999 wurde er zum Erzbischof von Köln gewählt. Anfang 1002 brachte er die Leiche Ottos III. aus Italien nach Aachen, mußte aber die Reichsinsignien an Herzog Heinrich von Bayern, den späteren Kaiser Heinrich II., ausliefern. Er selbst scheint 1002 für die Wahl Herzog Hermanns von Schwaben zum König eingetreten zu sein. Sein Verhältnis zu Heinrich II. entbehrte nicht der Spannungen, doch begleitete er den König 1004 nach Italien, vermittelte zwischen ihm und seinem Bruder Heinrich von Würzburg, als dieser sich gegen die geplante Einrichtung des Bistums Bamberg sperrte, und söhnte 1017 die opponierenden Luxemburger mit dem Herrscher aus. Er gewährte dem Graf Balderich und seiner berüchtigten Gemahlin Adela Rückhalt in ihren Kämpfen am Niederrhein gegen den Graf Wichmann und konnte ihr Erbe für die Kirche sichern. Zusammen mit Otto III. hatte er, der lebenslang die asketischen Neigungen, die ihn in seiner Jugend ins Kloster geführt hatten, beibehielt, die Gründung eines Klosters beabsichtigt, das er nach dem Tod des Kaisers zu Deutz errichtete. Die von ihm geplante Ausgestaltung der Kirche S. Aposteln in Köln zu einem Stift mußte er seinem Nachfolger überlassen. Seine Lebensbeschreibung, die die Heiligsprechung vorbereiten sollte, schrieb um 1050 der Lütticher Mönch Lantbert. Die Kanonisation H.s soll nach der zweifelhaften Überlieferung auf einen Papst Gregor zurückgehen (Gregor VI. oder Gregor VII.).



    Begraben:
    Kloster Deutz; heute Pfarrkirche St. Heribert/Köln-Deutz


  2. 112.  von Würzburg, Heinrich I. Graphische Anzeige der Nachkommen (85.Hugo11, 65.Udo10, 38.Gebhard9, 23.N.8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) gestorben am 14 Nov 1018.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Beruf: 995-1018, Würzburg [97070],Würzburg (Stadt),Bayern,Deutschland; Bischof von Würzburg

    Notizen:

    Heinrich I. Bischof von Würzburg (995-1018)
    -14.11.1018
    Sohn des Grafen Hugo im Einrichgau aus dem Hause der KONRADINER und der Tietswindis, Tochter von NN ; Bruder des Erzbischofs Heribert von Köln

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 2087

    Heinrich I., Bischof von Würzburg
    + 14. November 1018
    Aus edelfreien rheinfränkischen Geschlecht, das neuerdings mit den KONRADINERN identifiziert wird.

    Bruder:
    Erzbischof Heribert von Köln

    Neffen:
    Heribert und Gezemann, Bischöfe von Eichstätt

    Wohl von König OTTO III. ernannt, begleitete er diesen auf seinem Zug nach Rom, wo er vielleicht am 24. Mai 996 zum Bischof geweiht wurde. Nach OTTOS III. Tod wirkte er für die Wahl HEINRICHS II. zum König. Das gute Verhältnis zwischen beiden wurde getrübt durch die Gründung des Bistums Bamberg 1007. Nach Beilegung des Konfliktes nahm Heinrich I. an HEINRICHS Romzug (1013/14) und Kaiserkrönung teil. Durch reiche Schenkungen erhielt der Bischof von ihm nicht nur Grund und Boden, sondern auch wichtige Hoheitsrechte, mit denen er die Fundamente für das Würzburger Territorium legte. In der Stadt Würzburg, deren Ummauerung ihm zugeschrieben wird, gründete er die Kollegiatstifte Haug (um 1000) und St. Stephan (um 1024; später Abtei). Die eigenkirchlichen Rechte über die Klöster innerhalb des Bistums, in denen er die Gorzer Reform förderte, festigte er mit Hilfe kaiserlicher Bestätigungen. Heinrich I. gilt als einer der bedeutendsten Würzburger Bischöfe.

    Literatur:
    NDB VIII, 404f. - P. Schöffel, Herbipolis Sacra, 1948 - A. Wendehorst, Das Bm. Würzburg I (GS NF I), 1962, 74-88 - H. Müller, Heribert, Kanzler Ottos III. ..., 197, 41-97 - W. Schich, Würzburg im MA, 1977
    Heinrich I. und sein Vorgänger Bernward (990-995) entwickelten in der wachsenden Rivalität zum fränkischen Hochadel auch eine eigene dynamische Politik, die den Besitz aller Männerklöster in der Diözese zum Ziel hatte, wodurch die Gegensätze zum fränkischen Hochadel weiter verschärft wurden. Obwohl ein treuer Anhänger der Politik OTTOS III. setzte er 1002 von vornherein auf Heinrich von Bayern, dem er sich schon vor der förmlichen Wahl anschloss. Auch an HEINRICHS Zug gegen Hermann II. von Schwaben durch Franken und Schwaben nahm er wahrscheinlich teil. Die Haltung des Würzburgers speiste sich vor allem aus dem Gegensatz zum KONRADINER-Herzog Hermann, den mächtigen Rivalen im Westteil seiner Diözese. Mit der "Rückgabe" der 6 noch nicht in Bischofshand befindlichen Männerklöster war bedeutender Machtzuwachs für den Bischof verbunden. Manches spricht dafür, dass die Erwerbung der Klöster schon im Sinne einer ansetzenden Territorialpolitik zu verstehen ist. Bischof Heinrich, der als erster schon im Jahr 1000 fränkische Grafschaften übertragen bekam, kann als Schöpfer des Würzburger Territoriums gelten; er hatte als erster Bischof eine fast herzogliche Gewalt in Franken etabliert. Obwohl er ein treuer Anhänger HEINRICHS II. war, stellte er sich 1007 der Gründung des Bistums Bamberg entgegen.

    Görich Knut: Seite 134-136

    "Otto III."
    Zum Nachfolger des Würzburger Bischofs Bernward wurde 995 Heriberts Bruder Heinrich erhoben, nachdem OTTO III. zunächst Heribert selbst für das Amt vorgesehen, dieser sich jedoch für Heinrich eingesetzt hatte. Heribert von Köln und die Bischöfe von Konstanz, Worms und Würzburg sowie Abt Erkanbald von Fulda unterstützten den Kaiser innerhalb weniger Jahre mehrfach im Süden. Dieser besonderen Belastung entsprach auch eine besondere Förderung: Heinrich von Würzburg erhielt umfangreiche Schenkungen, darunter die Grafschaften Waldsassen und Rangau. Auf dem Januar-Konzil 999 in Rom waren von den deutschen Bischöfen nur Lambert von Konstanz und der von OTTO III. hochgeschätzte Bischof Heinrich I. von Würzburg anwesend.
    Heinrich von Würzburg, vor seiner Erhebung zum Bischof Mitglied der Hofkapelle, gehörte zu den Bischöfen, die mit ihrem Aufgebot in Anmarsch waren und sich in der Nähe von Lucca befanden, als sie dort kurz nach dem 24. Januar 1002 die Nachricht vom Tod OTTOS III. erhielten.

    Finckenstein von Finck: Seite 154-156, "Bischof und Reich"

    Von wünschenswerter Durchschaubarkeit ist dann aber die Herkunft von Bischof Heinrich I. (995/96-1018), den die Vita Erzbischof Heriberts von Köln des italienischen Kanzlers OTTOS II. als dessen Bruder ausweist. Vater dieses Brüderpaares war Hugo in dicta urbe Germaniae (Worms) multo celebris nomine, wahrscheinlich also ein Franke. Die Mutter Tietswindis stammte alto Alemanniae... a sanguine. Ein Bruder der Bischöfe war Gezemannus, wahrscheinlich Graf im Werngau, ein weiterer der marchio Reginmarus und Neffen vielleicht die als cognati Heriberts genannten Bischöfe Heribert und Gezemann von Eichstätt.
    Über den Werdegang Bischof Heinrichs ist nichts bekannt, immerhin möglich, daß er wie sein Bruder Heribert im lothringischen Kloster Gorze und bei Bischof Hildebald von Worms seine Ausbildung erhielt. Wahrscheinlich ist auch seine Zugehörigkeit zur Hofkapelle, da schon eine Urkunde vom September 996, also zu Beginn seiner Amtszeit, von seinem frequens et devotum servitium für den König spricht.
    Der Vita Heriberts zufolge soll der König für das durch den Tod Bernwards vakant gewordene Bistum zunächst seinen italienischen Kanzler Heribert als Bischof ausersehen haben. Dieser habe jedoch abgelehnt und die Wahl auf seinen jüngeren Bruder Heinrich gelenkt.
    Bischof Heinrich I., den Wendehorst sicher zurecht zu den bedeutendsten mittelalterlichen Bischöfen Würzburgs rechnet, hat in der Reichspolitik OTTOS III. und HEINRICHS II. eine sehr wesentliche Rolle gespielt, ist also nicht durch Verwandtschaft, sondern durch Königsdienst ein Mann größter Königsnähe gewesen. Nach Ausweis der Quellen hat der Bischof mehrfach, sowohl in Deutschland als auch in Italien, mehrere Monate in der Umgebung OTTOS III. geweilt, weshalb er zusammen mit seinem Bruder Heribert zu den Anhängern der Reichs- und Rompolitik gerechnet wird.
    Auch zu HEINRICH II. ist der Bischof, im Gegensatz zu Heribert, sogleich in nahe Beziehung getreten, die wahrscheinlich schon aus dessen Zeit als Herzog von Bayern herrührte, da Heinrich für den Kaplan des Herzogs Tagino, den späteren Erzbischof von Magdeburg interveniert und umgekehrt der Bayern-Herzog dreimal zugunsten des Würzburger Bischofs interveniert hatte. Dieses Vertrauensverhältnis des Bischofs zu HEINRICH II. erfuhr dann eine Trübung durch die Gründung Bambergs 1007, die zunächst zwar Würzburger Interessen nur auf geistlichem Gebiet berührte, der Ausdehnung des Bistums nach Osten jedoch für immer ein Ende setzte und für Bischof Heinrich mit der persönlichen Enttäuschung in seiner von HEINRICH II. zunächst genährten Erwartung auf Erhebung zum Erzbischof und Metropoliten Bambergs verbunden war. Erst nach längeren Vermittlungsbemühungen Heriberts von Köln und des Halberstädter Bischofs Arnold gelang eine Versöhnung zwischen König und Bischof, die dann bis zum Tode des letzteren am 14. November 1018 Bestand hatte. Den inneren Ausbau und der wirtschaftlichen Stärkung des Bistums sind diese Beziehungen seines Bischofs sehr zugute gekommen. Das Bistum Würzburg erhielt in dieser Zeit reiche Schenkungen nicht nur an Landbesitz, sondern auch an Grafschaften und Wildbannverleihungen. Außer diesen Beziehungen zur Reichsspitze lassen sich aber auch persönliche und freundschaftliche Kontakte Heinrichs I. zu den Bischöfen Arnold von Halberstadt, Burchard von Worms und Meingaud von Eichstätt und den Erzbischöfen Willigis von Mainz, Tagino von Magdeburg und seinem Bruder Heribert von Köln nachweisen. Hiervon spricht ausdrücklich ein Vermittlungsbrief Arnolds von Halberstadt anlässlich der Auseinandersetzungen um die Gründung Bambergs. Bischof Heinrichs besonderes Verhältnis zu Megingaud von Eichstätt schildert anektodenhaft der Anonymus Haserensis.
    Diese Beziehung zu den bedeutendsten Mitgliedern des Reichsepiskopats in sämtlichen Stammesprovinzen außer Schwaben und zum König, die Herkunft, sowie die Teilnahme an der Reichspolitik im Reichsdienst charakterisieren Heinrich von Würzburg als sowohl typischen wie auch hervorragenden Reichsbischof dieser Zeit, dessen Interventionen auf seine einflussreiche Stellung am Hofe, wie auf jeweils persönlich enge Beziehungen zu den Empfängern schließen lassen. Sein Tod beraubte das Reich sicher einer jener columnae, deren Verlust sein Amtsbruder Thietmar in den letzten Sätzen seiner Chronik als Unglücksfall für HEINRICH II. 1018 beklagt: Namque cooperatores maxima parte, pro dolor cecidere...

    Literatur:
    Görich Knut: Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995 Seite 96,134,136-138,142-145,159,166, 170 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 323,336,353,361, 366,370,409-411,420 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. – Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 12,13A,119 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 292,298,321 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 166,232,274,276, 278,382,424 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 38,68, 85,161,165,190,235,255-258,261 -

    Neue Deutsche Biographie - Heinrich I.

    Bischof von Würzburg (seit 995 oder 996), † 14.11.1018 wohl in Würzburg.

    Wie sein Bruder Heribert gehörte H. zu den Anhängern und Verantwortlichen der Reichs- und Rompolitik Ottos III., wirkte aber nach dessen Tod für die Wahl Heinrichs II., von dem er zahlreiche Gnadenerweise erhielt. Im eigenen Interesse nahm er an dessen Kampf gegen den mit dem Polenherzog Boleslaw Chrobry verbündeten Markgrafen Heinrich von Schweinfurt teil, den gefährlichsten Nachbarn des Bistums. Eine schwere Trübung des Verhältnisses zwischen Bischof und König Heinrich brachte für einige Zeit die Gründung des Bistums Bamberg. Spätestens Anfang 1007 in des Königs Pläne eingeweiht, trat H. auf der Mainzer Pfingstsynode 1007 den Radenzgau und den nordöstlichen Teil des Volkfeldes mit Bamberg an den König ab und erhielt dafür 150 Hufen in Meiningen und Umgebung, dazu in einem Geheimvertrag die Zusicherung der erzbischöflichen Würde und der Unterstellung des neuen Bistums. Da die Ende Juni erfolgte päpstliche Bestätigung Bambergs der – vom König dem Papste wohl gar nicht unterbreiteten – Rangerhöhung Würzburgs überhaupt nicht gedachte, verweigerte H., um seine Hoffnungen betrogen, die Vollziehung des Tauschvertrages und ließ sich auf der Frankfurter Novembersynode durch seinen Kaplan vertreten. Trotz Einspruchs desselben gelang es dem König, die Zustimmung der 35 anwesenden Bischöfe zur Gründung Bambergs zu erhalten. H. zog sich grollend zurück und wich allen Bemühungen des Königs um Aussöhnung aus. Schließlich gelang Heribert die Beilegung des Konfliktes; am 7.5.1008 beurkundeten König und Bischof den zugunsten Würzburgs modifizierten Tauschvertrag. 1013/14 nahm H. am Romzuge Heinrichs II. und an dessen Kaiserkrönung teil. – Die Existenz des Bistums Bamberg enthob Würzburg der Kolonisation und Mission im Osten. So zum Rückzug gezwungen, widmete H. alle Kräfte dem inneren Ausbau des Restgebietes. Durch kaiserliche Schenkungen erhielt er nicht nur Grund und Boden, sondern in Grafschaften und Wildbännen auch wichtige Hoheitsrechte und legte so den Grund für das Würzburger Territorium. – In der Stadt Würzburg, deren erste Ummauerung auf ihn zurückzugehen scheint, gründete er die Kollegiatstifte Haug (um 1000) und Sankt Stephan (um 1012, später Benediktinerabtei). Die eigenkirchlichen Rechte über die Klöster des Bistums, in denen er die Gorzer Reform förderte, festigte er mit Hilfe kaiserlicher Bestätigungen. – Gleich hoch geschätzt von Otto III. wie von Heinrich II., befreundet mit vielen|Bischöfen seiner Zeit und verdient um Stadt, Bistum und Land, ist H. eine der bedeutendsten Persönlichkeiten unter den mittelalterlichen Bischöfen von Würzburg.


  3. 113.  von Mömpelgard, Liutold Graphische Anzeige der Nachkommen (88.Konrad11, 65.Udo10, 38.Gebhard9, 23.N.8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) gestorben vor 1044.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Mömpelgard (Grafschaft),Frankreich; Graf von Mömpelgard

    Notizen:

    Liutold Graf von Mömpelgard

    Ältester Sohn des Herzogs Konrad von Schwaben aus dem Hause der KONRADINER und der Judith von Marchtal, Tochter von Graf Adalbert
    (Nach Jackman/Fried Liutold (+ ca. 1020), Sohn des Konrad II. von Öhningen Herzog von Schwaben und der OTTONIN Richlind, Tochter von Herzog Liudolf von Schwaben )

    Glocker Winfrid: Seite 334, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VII. 107 Liutold, "Graf von Mömpelgard"
    oo Willibirg von Wülflingen

    Die Nachkommen Judiths und ihres Gemahls, Herzog Konrads von Schwaben, (Kuno von Öhningen), sind durch einen Gedenkbucheintrag Konrads im Reichenauer Verbrüderungsbuch pag. 135 A 4-5/B 1-2 bezeugt; zum Nachweis, daß es sich bei den Öhningern um Nachkommen des Liudolf dux (+ 866) handelt, vgl. Hlawitschka, Untersuchungen Kap. II b, der den "Liutold comes"dieses Eintrags mit dem aus der Zwiefaltener Überlieferung bekannten Liutold von Mömpelgard gleichsetzt; zu den Belegstellen für Liutold als Sohn Kunos vgl. Kimpen, Königsgenealogie Seite 83 (der hier freilich Kuno von Öhningen mit Herzog Konrad dem Roten von Lothringen gleichsetzt!), und Hlawitschka, Untersuchungen Kap. II b.

    Schmid, Karl: Seite 134, "Probleme um den "Grafen Kuno von Öhningen"

    c) Liutold
    Die Namen Liutold und Kuno, die Söhne Kunos von Öhningen getragen haben sollen, weisen auf die Stifter des Klosters Zwiefalten, die Grafen Kuno und Liutold, hin. Auf diese Namensparallele ist man längs aufmerksam geworden. Aus Ortliebs Chronik von Zwiefalten geht hervor, daß wenigstens der Name Liutolds aus der mütterlichen Familie der Klosterstifter stammte, denn ihre Mutter Adelheid von Wülfingen war die Tochter des Grafen Liutold (Liutho) von Mömpelgard und der Willebirg von Wülfingen [Die Zwiefalter Chronik Ortliebs und Bertholds, hrsg. von E. König und K.O. Müller, = Schwäbische Chroniken der Stauferzeit 2 (1941) Seite 12. Ebd. Seite 290 wird Liutho (Liutold) mit Ludwig IV. von Mömpelgard gleichgesetzt.]. Und da die Lebenszeit dieses Mömpelgarder Liutold ins endende 10. und beginnende 11. Jahrhundert fällt, hat man in ihm einen Sohn Kunos von Öhningen gesehen. Paul Kläui jedoch stellte neuerdings fest, "daß es in dieser Zeit keinen Grafen Lütold von Mömpelgard gab, ja, daß eine Grafschaft Mömpelgard noch gar nicht bestand. Der Zwiefaltener Chronist hat also offensichtlich aus der Anschauung seiner Zeit heraus interpretiert. Ohne die Öhninger These in Erwägung zu ziehen, begründete Kläui die Auffassung, der Burgunder Alberich von Macon sei der Vater Liutolds von Mömpelgardgewesen.

    Hlawitschka Eduard: Seite 99-104, "Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“

    Von diesen drei Söhnen ist ja doch Hermann durch die Annales Einsiedlenses eindeutig als Herzog Konrads Sohn gesichert! Liutoldus laicus und Cuonradus laic. könnten durchaus zwei (ältere?) Brüder Hermanns gewesen sein. Dafür gibt es Anhaltspunkte.
    Wir wissen von einem Berengarius filius Liutoldi comitis de Alamannia, der 1027 in den Tagen von KONRADS II. Kaiserkrönung in Rom den Tod fand. KONRAD II. habe ihn, quoniam sibi dilectus et familiaris fuerat, direkt neben dem Grab Kaiser OTTOS II. beisetzen lassen. Diese engen Beziehungen einer familiaritas des jungen Berengar zum Kaiser sind sofort verständlich, wenn sein Vater, Graf Liutold, als Sohn Herzog Konrads von Schwaben betrachtet wird: er war dann der Vetter von Kaiser KONRADS II. Gemahlin Gisela!
    Auch die Einbeziehung des Grafen Liuto(ld) und seiner Frau Willebirg, beide als "von Mömpelgard bzw. von Wülfingen" (im Thurgau) überliefert, in unsere Untersuchung ist hier angebracht. Wurde doch beider Sohn Hunfried, der uns als kaiserlicher Kanzler und Erzbischof von Ravenna tradiert ist, auch als familiaris Kaiser HEINRICHS III. bezeichnet; und soll doch Liuto(ld)s und Willibirgs Enkel Liutold von Achalm, der zusammen mit seinem Bruder Kuno 1089 das Kloster Zwiefalten gründeten, den Herzog Welf IV. zum Nachfolger in der Vogtei über seine Stiftung Zwiefalten vorgeschlagen, ja ihm sogar weite Besitzungen geschenkt haben.

    Anmerkung Karl-Heinz Schreiber, Genealogie-Mittelalter.de
    Die Lebensdaten von Jackman/Fried für Liutold (+ ca. 1020) können nicht zutreffen, da dieser Liutold wie sein Bruder Konrad vor Hermann im Reichenauer Memorialeintrag genannt wird, also vermutlich älter als Hermann war. Wäre Liutold aus welchen Gründen auch immer nicht seinem Vater Konrad als Herzog von Schwaben gefolgt, so wäre er aber automisch der Vormund für seinen Neffen Hermann III. gewesen.

    oo Willibirg von Wülfingen, Tochter des Grafen Ulrich von Ebersberg

    Kinder:
    - Berengar -27.3.1027
    - Hunfrid Erzbischof von Ravenna (1046-1051) -23.8.1051
    - Otto - vor 1044
    - Adelheid - nach 1052 (+ 29.8.1165 Isenburg)
    oo Rudolf Graf von Achalm -24.11.(24.9. Isenburg)

    Literatur:
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite VII,107 Seite 334,350 -
    Heine Alexander (Hg.): Geschichte der Welfen. Phaidon Verlag GmbH Essen Seite 24,25,39 -
    Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um 'Kuno von Öhningen', Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 99-104,106,111,167-169,172 -
    Hlawitschka, Eduard: Wer waren Kuno und Richlind von Öhningen? Kritische Überlegungen zu einem neuen Identifizierungsvorschlag. In: Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 128 1980 Seite 1-49 -
    Schmid, Karl: Probleme um den "Grafen Kuno von Öhningen" in Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983 Seite 127, 134,159 -

    Name:
    Lüto

    Familie/Ehepartner: von Wülflingen, Willibirg. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 144. von Mömpelgard, Berengar  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in Mrz 1027 in Rom [00100],Latium,Italien.
    2. 145. von Mömpelgard, Hunfried  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben am 23 Aug 1051.
    3. 146. von Mömpelgard, Otto  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben vor 1044.
    4. 147. von Wülflingen, Adelheid  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 990/995; gestorben am 29 Aug 1065; wurde beigesetzt in Strasbourg [67000],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich.

  4. 114.  von Schwaben, Konrad Graphische Anzeige der Nachkommen (88.Konrad11, 65.Udo10, 38.Gebhard9, 23.N.8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) gestorben am 24 Nov 994.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Schwaben,Deutschland; Graf

    Notizen:

    Konrad Graf Wohltäter des Klosters Einsiedeln
    + 24.11.994 ermordet
    2. Sohn des Herzogs Konrad von Schwaben aus dem Hause der KONRADINER und der Judith von Marchtal, Tochter von Graf Adalbert
    Nach Jackman/Fried Konrad III. Graf von Ortenau (+ um/nach 1004) als Sohn Konrads II. von Öhningen, Herzog von Schwaben und der OTTONIN Richlind, Tochter von Herzog Liudolf von Schwaben

    Glocker Winfrid: Seite 334, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VII. 108 Konrad, + 994 XI 24 , Graf, Wohltäter des Klosters Einsiedeln
    oo Liutgard

    Vgl. zur Identifikation des "Cuonradus laicus" aus dem Reichenauer Gedenkbucheintrag Kunos von Öhningen mit dem 994 ermordeten Graf Konrad Hlawitschka, Untersuchungen Kap. II b bei Anm. 94-99.
    Die Belege für diesen Graf Konrad hat Keller, Einsiedeln Seite 76 mit Anm. 188 gesammelt. Die Vermutungen bezüglich der Verwandtschaft von Liutgard, der Gemahlin Graf Konrads, mit Bischof Gebhard II. von Konstanz, wie sie Zotz, Breisgau S. 217 angestellt hat, sind mit unserer Identifikation jedoch nicht mehr zu vereinbaren.

    Fried, Johannes: Seite 106-107,"Prolepsis oder Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradiner-Genealogie im 10. und frühen 11. Jahrhundert"

    Im Ufgau und Ortenau erscheinen zwischen 961 und 1004 kontinuierlich Grafen des Namens Konrad, denen ein Gebhard vorausging, vgl. die Übersicht bei Hlawitschka,Thronwechsel (wie Anmerkung 28), Seite 209f Anmerkung 201.
    Da nach der hier vorgeschlagenen Genealogie sich die Folge Gebhard III. - Konrad I. - Konrad II. - Konrad III. ergibt, besteht keine Schwierigkeit, diese Grafen mit den fraglichen KONRADINERN in Verbindung zu bringen. Konrad III. als Sohn Konradds II. ist durch den "Kuno von Öhningen"-Eintrag im Reichenauer Verbrüderungsbuch und durch die Welfenquellen des 12. Jahrhunderts gesichert (Das Verbrüderungsbuch der Abtei Reichenau, hrsg. von J. Autenrieth, D. Geuenich und K. Schmid, MGH Libri mem. NS 1, 1979, Tafel 135, dazu Schmid, Probeme, wie Anmerkung 53).
    Im Jahr 994 starb ein Graf Konrad, der wiederholt für den urkundlich bezeugten Grafen des Ufgau gehalten wurde [Vgl. Keller (wie Anmerkung 103), Seite 76f., 162 mit Anmerkung 89], derselbe aber nicht sein kann, wenn die vorgeschlagene Interpretation der Hammersteiner Genealogie zutreffen sollte. Die Nachricht wird den gleichzeitigen Annalen von Einsiedeln verdankt; an ihr zweifeln besteht also kein Anlaß. War aber der 994 gestorbene Graf ein KONRADINER? Zweifel an seiner Identität mit Konrad vom Ufgau wurden schon früher geltend gemacht [Vgl. Zotz (wie Anmerkung 45), Seite 118; Hlawitschka, Untersuchungen (wie Anmerkung 48),. Seite 107 mit Anmerkung 99.], doch wird er weiterhin für einen Verwandten der KONRADINER gehalten [ [Jackman (wie Anmerkung 28), Seite 174 mit Anmerkung 18.]. Indes, er war mit einer Liutgart verheiratet, sein Bruder hieß Bernhard, ein weiterer Verwandter eorundem stirpis Amazo, was nicht an KONRADINER denken läßt; auch der Besitz, den er oder seine Gemahlin schenkte, verweist kaum auf das fränkische Adelsgeschlecht. So wurden eine andere Familie und andere Grafschaften ins Auge gefaßt, etwa die ETICHONEN und die Grafschaften im Umkreis des Bosensees. Ich lasse die Frage hier auf sich beruhen. Eine Notwendigkeit besteht jedenfalls nicht, den 994 erschlagenen Grafen Konrad mit den im Ufgau regierenden KONRADINERN in Verbindung zu bringen.
    Hlawitschka hat ferner gegen Jackmans Hauptthese OTTOS II. Aufgebotsschreiben geltend gemacht, dessen Datierung nach wie vor umstritten ist. Danach hatte Heribert, wohl der Vater Ottos von Hammerstein, mit seinen Panzerreitern zu erscheinen, dazu auch "der Sohn seines Bruders", der zwar mit Namen ungenannt bleibt, doch der älteste Sohn Konrads II. sein sollte, der 981/82 das kampffähige Alter erreicht haben dürfte, mithin, je nach Alter, Hermann, der künftige Herzog von Schwaben, Liutold oder Kuno, der spätere Graf in Ortenau und Ufgau. Nach Nennung eines weiteren Heerpflichtigen wurde auch Cono filius Cononis aufgeboten, der für Jackman mit dem im Jahre 983 eingesetzten Herzog Konrad von Schwaben identisch ist. Er wäre demnaach Heriberts Bruder und zweimal im Aufgebotsschreiben genannt: einmal als Vater eines Sohnes und ein zweites Mal als Konrads Sohn. Hlawitschka hält das für unmöglich. Die Identitätsfrage ist zwingend nicht zu entscheiden. Doch gesetzt, es handle sich tatsächlich um den KONRADINER, warum sollte er denn im Aufgebotsschreiben nicht zweimal genannt sein können? Die Einberufungsliste ist ja geographisch, nicht nach Adelsgeschlechtern geordnet. Gründe für die doppelte Nennung, die ja nur auuf eine mehrfache militärische Gestellungspflicht der KONRADINER für räumlich auseinanderliegende Lehen hinausliefe, ließen sich leicht finden. Heribert hatte wie sein Neffe als Führer rheinfränkischer Truppen zu erscheinen; der Konrad-Sohn stand an der Spitze vielleicht elsässisch-alemannischer oder ufgauisch-ortenauischer Verbände. War der künftige Herzog Konrad (= Konrad II.) der Sohn eines Konrad (= Konrad I.), war dieser ältere Konrad zugleich mit einem Mann identisch, der nach Thietmars freilich nicht unproblematischer Darstellung im gerichtlichen Zweikampf die rechte Hand eingebüßt haben soll und um 981 über 60 Jahre alt gewesen sein muß; er könnte auch krank gewesen sein, starb er doch im folgenden Jahr. Wie auch immer, es ist nicht auszuschließen, daß dieser Konrad nicht oder nur eingeschränkt kriegstauglich war, als das Aufgebotsschreiben erging. Möglicherweise vertrat ihn im Jahr 981 sein Sohn, Cono filius Cononis. Doch war derselbe auch selbst verpflichtet, weshalb er seinen Sohn zu schicken hatte. Schließlich hatte der Herzog Konrad nicht nur einen Sohn Hermann, sondern auch einen weiteren, der seinen eigenen Namen trug: Konrad; er wurde als Nachfolger seines Vaters Graf im Ufgau. Er könnte, gerade auch wenn mit Konrads I. 982 bereits erfolgtem Tod zu rechnen wäre, ebenfalls unter Cono filius Cononis zu verstehen sein. OTTOS II. Augebotsschreiben bietet also keinerlei Anlaß, die vorgeschlagene Rekonstruktion des KONRADINER-Stammbaums in Zweifel zu ziehen, auch wenn nicht jede Einzeheit zu klären ist.

    Hlawitschka Eduard: Seite 106-108, "Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands."

    Prüft man die Möglichkeit, ob auch ein Cuonradus laicus als Sohn Herzog Konrads von Schwaben ebenfalls in den Quellen bezeugt sein könnte, so stößt man in der bekannten Aufgebotsliste des Jahres 981, mit der Kaiser OTTO II. von Italien her Verstärkungen aus Deutschland für seine bevorstehende Auseinandersetzung mit den Sarazenen in S-Italien anforderte, auf einen Cono filius Cononis, der mit 40 Panzerreitern zu erscheinen hatte. Er bietet sich dür eine Identifizierung mit dem Cuonradus laicus des Reichenauer Gedenkeintrags und Sohn des Cuonradus comes (= Kuno von Öhningen/Konrad von Schwaben) geradezu an. Chronologische Schwierigkeiten bestehen wohl nicht. Indessen könnte es sich bei diesem Aufgebotenen auch um eine andere Person, nämlich eventuell um jenen Cuno handeln, den eine Notiz aus dem Hammersteiner Eheprozeß (1018-1027) vom Jahere 1023 als Sohn eines Cuno und Enkel eines Gebhard zu erkenenn gibt.
    Ob eventuell der Cuonradus laic. des Reichenauer Gedenkeintrages der mit einer gewissen Liutgard vermählte und 994 getötete Graf Konrad war, der sich als Wohltäter von Einsiedeln hervortat und (durch Reichenauer Verbrüderungseinträge erkennbare) Beziehungen zu Bischof Gebhard II. von Konstanz und seinen Angehörigen hatte? Diese Beziehungen Konrads (+ 994) und seiner Frau Liutgard hat schon Hagen Keller 1964 festgestellt [H. Keller, Kloster Einsiedeln Seite 107ff. Freilich soll dieser Graf Konrad nach einer Einsiedler Traditionsnotiz, die späten Komilationscharakter aufweist (vgl. H. Keller, a.a.O. Seite 163 Anmerkung 89 und Seite 157 Anmerkung 25), einen Bruder Bernhard gehabt haben. Jedoch ist es durchaus möglich, daß sich bei der Bearbeitung dieser Traditionsnotizen um 1330 hier ein Versehen - wie andere auch (vgl. H. Keller, a.a.O. Seite 68 Anmerkung 133) - einschlich. Sollte der Kompilator etwa frater für fratuelis oder filius fratris gesetzt haben? Daß derartige Fehler vorkamen, dazu 2 Beispiele: Im Essener Nekrolog findet man zum 12.IV. Ludolphus rex, während das Merseburger Nekrolog zum benachbarten 14.IV. Liudulfus infans aufweist. G. Althoff, Unerkannte Zeugnisse Seite 401 Anmerkung 9, zog hinsichtlich des unbekannten Ludulphus rex in der nur abschriftlich erhaltenen Essener Überlieferung schon den Schluß: "Man könnte etwa an ein ursprüngliches filius regis oder Ähnliches denken". Im Lüneburger Nekrolog wurde unter dem 3.III. obiit Hilligard regina vermerkt, und dasselbe geschah im Nekrolog von St. Maximin in Trier (G. Althoff, Adels- und Königsfamilien Seite 68), während das Aschaffenburger Nekrolog zum gleichen Tag Hildegardis abbatissa regis filia obiit enthält (MIÖG 35, 1914, Seite 274) und damit eindeutig die Identität dieser regina mit König Ludwigs des Jüngeren Tochter Hildegard, also einer regis filia, sichert. Diese und weitere Beispiele könnten also für ein Versehen in der Kennzeichnung Bernhards sprechhen, aber eine etwas anders geartete Beziehung Bernhards zu Graf Konrad (+ 994) durchaus offenlassen. Immerhin ist Bernhard nicht in dem offenbar von Konrads Gemahlin Liutgard veranlaßten und unten abgedruckten Gedenkeintrag mitgenannt, aber doch wieder durch andere Einträge (vgl. H. Keller, a.aO. Seite 77f.) in der Nähe eines Konrad zu finden! - Auf die engen Beziehungen des in Einsiedeln bezeugten und 994 ums Leben gekommenen Konrad zu Bischof Gebhard II. von Konstanz und zu "Kuno vovon Öhningen" hat schon Th. Zotz, Der Breisgau Seite 215ff., hingewiesen. Freilich meinte er, in diesem Konrad den Grafen "Kuno von Öhningen" vermuten zu dürfen.], wenngleich er meinte - was freilich bloße Vermutung und unhaltbar ist - daß dieser Konrad der Graf des Ufgaus und der Ortenau gewesen sei [H. Keller, Kloster Einsiedeln Seite 76: "Sieht man die Grafenlisten dieser Zeit durch, so kann es sich nur um den Grafen der Ortenau und des Ufgaus handeln". - Nun geben indessen die Grafenbezeugungen in der Ortenau und im Ufgau beim 24. November 994 keine Unterbrechung in der Nennung des Namens Konrad/Cuno zu erkennnen, wie es der Tod dieses Mannes nahelegt, was Keller (Seite 76 Anmerkung 188) damit erklären möchte, daß eben ein gleichnamiger Sohn auf den erschlagenen Vater dort nachfolgte. Merkwürdig ist dabei nur, daß in dem nur einen knappen Monat nach der Ermordung des Grafen Konrad (14.XI.994) ausgestellten Diplom OTTOS III. nr. 158 vom 22.XII.994 die Formel genauso in pago Mordenouua in comitatu Cuononis comitisheißt, ohne daß auf einen Grafenwechsel (etwa Cuononis comitis iunoris) angespielt wird, wie nur wenige Tage vor der Ermordung in D O III, 153 vom 11.XI.994: in comitatu Cononis comitis. Gegen d die Identifizierung mit einem Ortenau- und Ufgaugrafen spricht indessen besonders die Lage des Schenkgutes des am 24.XI.994 getöteten Grafen Konrad. Es lag in Aquaregia (= Ägeri, südlich des Zürichsees) und in Wangen (= Wangen, ebenfalls südlicch des Zürichsees), das seines Verwandten Bernhard befand sich in Wittenheim (= Wittenheim bei Mühlhausen im S-Elsaß), was keinen Bezug zur Ortenau erkennen läßt, indessen in die gleichen Gegenden verweist, in denen wir - mit Wülfingen, Embrach, Mömpelgard - auch den vorher besprochenen Liutold antrafen.]. Diese Beziehungen zur Verwandtengruppe um Bischof Gebhard II. von Konstanz sind vielmehr erklärbar, wenn man den 994 getöteten Konrad als Sohn des Schwaben-Herzogs ansieht und dazzu unsere oben Seite 69-74 vorgelegte Verwandtschaftsrekonstruktion anerkennt. Eine solche Akzeptierung mag umso leichter fallen, als ein weiterer Reichenauer Gedenkeintrag aus der Umgebung Liutgards, der Gemahlin des 994 getöteten Grafen Konrad, in welchem außer Liutkart und ihrem Gemahl Cuonrath auch Cunzili und Cuntzo (= Kurzformen für Kuno/Konrad) und Judintha (= Name von Herzog Konrads Gemahlin) genannt werden, gleiches Namensgut aufweist wie eine mehrere Jahrzehnte ältere Reichenauer Gedenkliste aus der Wendilgart-Udalrich-Familie.

    Schmid, Karl: Seite 134,173, "Probleme um den "Grafen Kuno von Öhningen"

    d) Kuno
    Ein mächtiger Mann namens Kuno, der Sohn eines Kuno, wird in der Aufgebotsliste von 981 oder 983 genannt. Freiherr Schenk zu Schweinsberg hat ihn mit dem etwa gleichzeitig bezeugten Ufgaugrafen identifiziert, ihn für einen Sohn Kunos von Öhningen und wie seinen Vater für einen "KONRADINER" gehalten. Seine Tochter soll nach Schenks Vermutung mit einem Grafen von Calw vermählt gewesen sein. Ernst Klebel sieht als Söhne dieses Kuno den Bischof Eberhard von Bamberg und dessen 1017 genannten Bruder Kuno an.
    Adlige namens Konrad (Kuno):
    - Der Ufgaugraf (oder die Ufgaugrafen?) Konrad (im Jahre 987, D O III 39), Kuno (im Jahre 965, D O II 162) folgte(n) auf den Ufgaugrafen Gebhard (im Jahre 940, D O I 23).
    - Kuno, der Sohn eines Kuno, wird in der Aufgebotsliste von 981 oder 983 erwähnt;
    siehe Anmerkung 33.
    - Graf Konrad, der mit Einsiedeln in Beziehung stand und 994 getötet wurde, war der Gemahl einer Liutgard und hatte einen Bruder namns Bernhard; vgl. Keller (wie Anmerkung 153) Seitze 76f. und Seite 162 mit Anmerkung 89.

    Eigene Anmerkung: (Karl-Heinz Schreiber,Genealogie-Mittelalter.de)

    Die Lebensdaten von Jackman/Fried für Konrad III. (+ um/nach 1004) können nicht zutreffen, da dieser Konrad wie sein Bruder Liutold vor Hermann im Reichenauer Memorialeintrag genannt wird, also vermutlich älter als Hermann war. Wäre Konrad aus welchen Gründen auch immer nicht seinem Vater Konrad als Herzog von Schwaben gefolgt, so wäre er aber automatisch der Vormund für seinen Neffen Hermann III. gewesen.

    oo Liutgard

    Literatur:
    Fried, Johannes: Prolepsis oder Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradiner-Genealogie im 10. und frühen 11. Jahrhundert Seite 106-107 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 VII,108 Seite 334 - Heine Alexander (Hg.): Geschichte der Welfen. Phaidon Verlag GmbH Essen Seite 24,25,39 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um 'Kuno von Öhningen', Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 99-104,106-108,111,158,167, 169,172 - Schmid, Karl: Probleme um den "Grafen Kuno von Öhningen" in Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983 Seite 127,134,159,173 - Wolf Armin: Wer war Kuno von Öhningen? Überlegungen zum Herzogtum Konrads von Schwaben (+ 997) und zur Königswahl vom Jahre 1002. in Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters Band 36, 1980 Seite 25-83 -

    Gestorben:
    ermordet

    Familie/Ehepartner: Liutgard. [Familienblatt] [Familientafel]


  5. 115.  von Schwaben, Hermann II. Graphische Anzeige der Nachkommen (88.Konrad11, 65.Udo10, 38.Gebhard9, 23.N.8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 945/950; gestorben am 4 Mai 1003.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 997-1003, Schwaben,Deutschland; Herzog von Schwaben

    Notizen:

    Hermann II.
    Herzog von Schwaben (997-1003)
    945/50-4.5.1003
    3. Sohn des Herzogs Konrad von Schwaben aus dem Hause der KONRADINER und der Judith von Marchtal, Tochter von Graf Adalbert
    Großneffe des Herzogs Hermann I. von Schwaben
    Nach Jackman/Fried Sohn des Herzogs Konrad II. von Schwaben und der OTTONIN Richlint, Tochter von Herzog Liudolf von Schwaben
    Herzog Hermann II. war nach den Einsiedler Annalen (MG SS III Seite 144) ein Sohn seines Amtsvorgängers Konrad von Schwaben

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 2161

    Hermann II., Herzog von Schwaben und Elsaß
    + 4. Mai 1003
    Aus der Familie der KONRADINER. Wohl Sohn Herzog Konrads (+ 997) und der Judith/Jutta (?), Großneffe von Hermann I.
    oo Gerberga, Tochter König Konrads von Burgund

    Hermann II. war nach OTTOS III. Tod zunächst aussichtsreichster Thronbewerber, da ihn die Mehrheit der bei OTTOS Beisetzung versammelten Fürsten unterstützte, wurde aber durch Herzog Heinrich von Bayern (HEINRICH II.), mit Unterstützung des Erzbischofs Willigis von Mainz, verdrängt (Juni 1002). Hermann II. erkannte den Erfolg seines überlegenen Konkurrenten zunächst nicht an, so daß es zu kriegerischen Auseinandersetzungen (unter anderem in Straßburg) kam. Angesichts eines drohenden Feldzuges HEINRICHS II. gegen Schwaben unterwarf er sich jedoch am 1. Oktober 1002 zu Bruchsal. Als er wenige Monate später starb, übernahm HEINRICH II. für Hermanns Sohn und Nachfolger Hermann III. (1003-1012).

    Literatur:
    ADB XII, 153-155 - NDB VIII 641f.

    Neue Deutsche Biographie: Band 8, Hermann II., Herzog von Schwaben

    + 4.5.1003
    Großneffe des Herzogs Hermann I. von Schwaben (+ 949, s. NDB VIII)

    Vater:
    nach herrschender Meinung Herzog Konrad von Schwaben (+ 997)
    Mutter:
    Judith/Jutta
    oo Gerberga, Tochter des Königs Konrad von Burgund

    1 Sohn und 3 Töchter
    Herzog Hermann III. von Schwaben (seit 1003, + 1012),
    Mathilde
    [1. oo Herzog Konrad I. von Kärnten, + 1011,
    2. oo Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen, + 1033, s. NDB V],
    Beatrix
    (oo Adalbero von Eppenstein, + 1039, Herzog von Kärnten s. NDB I),
    Kaiserin Gisela (+ 1043, s NDB VI.).

    Wie sein Vorgänger Konrad führte auch Hermann den Titel eines Herzogs im Elsaß. Er gehörte nicht zur engeren Umgebung Kaiser OTTOS III., nahm aber an dessen zweitem Italienzug teil (997/99). Nach OTTOS Tod war Hermann von der Mehrzahl der zur Beisetzung des Kaisers (April 1002) in Aachen versammelten Großen unterstützt, zunächst aussichtsreichster Bewerber um die Nachfolge. Nachdem der Bayern-Herzog Heinrich, Drohung und Widerstand Hermanns mit List überspielend, zu Mainz zum König gewählt und gekrönt worden war (Juni 1002), suchte er durch einen Feldzug nach Schwaben die Huldigung des Herzogs zu erzwingen, der sich ihm indessen am 1. Oktober zu Bruchsal aus freien Stücken unterwarf. Als Hermann wenige Monate später starb, übernahm König HEINRICH für den noch unmündigen Sohn und Nachfolger Hermann III., seinem Vetter, die Leitung des Herzogtums. Seitdem zeichnet sich ein Rückgang der Bedeutung Schwabens im Reich ab.

    Literatur: (auch zu Hermann I.)
    ADB XII; R. Köpke u. E. Dümmler, Kaiser Otto d. Große, 1876; Jbb. d. Dt. Gesch., Otto II. u. Otto III., Heinrich II.; K. Weller, Gesch. d. schwäbischen Stammes b. z. Untergang d. Staufer, 1944, S. 161 ff., E.E. Stengel, Udo u. Hermann, die Herzoge vom Elsaß, das Rätsel d. ältesten Wetzlarer Gesch., in: Hess. Jb. f. Landesgesch. 1, 1951, S. 42 ff.; G. Tellenbach, Vom karoling. Reichsadel z. dt. Reichsfürstenstand, 1956, S. 208; H. Werle, Titelhzgt. u. Herzogsherrschaft in: ZSRGG 73, 1956, S. 230 FF.; M. Hellmann, Der dt. Südwesten in d. Reichspol. d. Ottonen, in Zs. f. Württ. Landesgesch. 18, 1959, S. 193 ff.; H. Keller, Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben, = Forsch. z. oberrhein. Landesgesch. 13, 1964; H. Büttner, Heinrichs I. Südwest- u. Westpol., 1964, S. 43 ff:; K. Schmid, Pobleme um d. "Gf. Kuno von Öhningen", in: Dorf u. Stift Öhningen, 1966, S. 87 ff.; W. Kienast, Der Herzogstitel in Frankreich u. Dtld (9.-12. Jh.), 1968.

    Hlawitschka Eduard: Seite 48 Anmerkung 145

    "Untersuchungen zu den Thronwechseln des 11. Jahrhunderts"
    Bei der genealogischen Problemsicherung zeigt sich zunächst, daß Hermann der Sohn seines Amtsvorgängers Herzog Konrad von Schwaben (983-997) war [Diese Filiation ist durch die Einsiedler Annales Heremi ad 997, MG SS III Seite 144 gesichert: Chuonradus dux obiit. Herimannus filius eius inducatum successit. Die Nachricht des späten Annalista Saxo ad 1002 (MG SS VI Seite 650), daß Hermann der Sohn des 982 in Apulien gefallenen dux Udo II. gewesen sei, ist nicht stichhaltig. Der Annalista Saxo hat, um seine Angabe machen zu können, lediglich zwei andere Nachrichten seiner eigenen Quellen, der Chronik Thietmars von Merseburg falsch kombiniert! Vgl. dazu E. Hlawitschka, Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen Seite 48 Anmerkung 4. Auch erscheint Hermann II. im MG D O III, 213 vom 12. Juni 996, also noch zu Lebzeiten Herzog Konrads, bereits als dux, was eigentlich nur dann verständlich ist, wenn er als Konrads Sohn auch als dessen bereits feststehender Nachfolger galt.].

    Brandenburg Erich: Tafel 3, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VIII. Generation 13.
    Hermann II., " ..., Herzog von Schwaben 997
    + 1003 4. V.
    Gemahlin: ca. 988 Gerberge, Tochter König Konrads von Burgund (siehe VIII 60)

    Anmerkungen: Seite 125
    VII. 13. Hermann II.

    Seine Geburtszeit ist ganz ungewiß, siehe Brandenburg, Probleme um die Kaiserin Gisela 6f., wo auch Begründungen der übrigen Daten. Es ist ungewiß, ob er ein Sohn Hermanns I. oder seines Bruders Udo war [VIII 16]

    Korrekturen (Jackman):
    Jackman bringt gegenüber Brandenburg und Werner, der selbst wesentliche Korrekturen zu Brandenburg anmerkt, eine grundlegend andere Stammesfolge der KONRADINER, die nachfolgend kurz skizziert und zur Diskussion gestellt werden soll.
    Jackman leitete die KONRADINER von Graf Udo von Orleans (+ 834) und seiner Gemahlin Ingeltrud von Paris ab.
    Von ihren drei Kindern wurde Wilhelm 866 hingerichtet, Irmintrud, die Gattin des Königs KARLS II. und Graf Gebhard (im Lahngau, + nach 879) der Vater von Udo.
    Udo (+ nach 879) hat aus seiner Ehe mit der WELFIN Judith vier Söhne:
    Konrad den Älteren, den Vater des späteren Königs KONRAD I., Graf Eberhard, Bischof Rudolf und Gebhard, Herzog von Lothringen.
    Der Ehe Graf Eberhards mit Wiltrud, Tochter des Walaho, entstammen vier Kinder:
    Konrad "Kurzbold", Gebhard, Graf im Ufgau (+ ca. 948), Eberhard II., Graf im Maienfeld, und eine Tochter, die den Wormsgaugrafen Wernher (SALIER) heiratet.
    Udo I., Graf im Rheingau, und Hermann I., Herzog von Schwaben, sind die Kinder Gebhards, Herzog von Lothringen (+ 910), aus dessen Ehe mit der EZZONIN Ita.
    Für Udo I. ist die Verbindung zum Hause VERMANDOIS bekannt. Die bei Brandenburg und Werner nicht namentlich genannte Tochter Heriberts I., Graf von Vermandois, hieß wahrscheinlich Kunigunde.
    Jackman postuliert noch eine zweite Verbindung zum Haus VERMANDOIS: Für Gebhard, Graf im Ufgau (+ ca. 948), den Sohn Eberhards I., nimmt er eine weitere - bisher unbekannte Tochter Heriberts I. - Adela von Vermandois als Gattin an.
    Dieser Ehe entstammt Konrad I., Herzog im Elsaß, der Judith von Öhningen zur Frau hatte. Diesen sind die Kinder Judith (oo Heinrich Graf von Stade), Udo II., Herzog im Elsaß, Konrad II., Herzog von Schwaben, der als "Konrad von Öhningen" identifiziert wird, und Heribert, Graf im Kinziggau, zuzuordnen.
    Heriberts Sohn ist Otto von Hammerstein.
    Von Konrad II. "von Öhningen" stammen unter anderem die Kinder: Ita, Judith, Kunigunde, Hermann II., Herzog von Schwaben, und Konrad III., Graf in der Ortenau.
    Aus der Ehe Konrads III. mit Beatrix von Lothringen stammt auch Kuno von Rheinfelden, der Vater des späteren Königs RUDOLF, womit dieser als KONRADINER und KARLS-Nachkomme erwiesen ist.
    Für Udo I., Graf im Rheingau (+ 949) lassen sich als Kinder nur Gebhard (+ 938), Otto I., Graf im Grabfeld, und Bischof Udo nachweisen. Zu den späteren Nachkommen Ottos I. gehören Hermann von Kastl (+ 1056) und Gebhard von Sulzbach.

    Bemerkung (Rösch): Gerberge von Burgund, siehe VIII 61
    Ergänzung (Werner): Oda, + früh [VIII 17]
    Ergänzung (Wolf): J. Fried: "Prolepsis oder Tod", in Papstgeschichte und Landesgeschichte, Festschrift für Hermann Jakobs zum 65.Geburtstag, Böhlau Verlag, Köln 1995, bestätigt im wesentlichen die von Jackman aufgestellte Stammesfolge der KONRADINER. Der von Jackman vorgenommene agnatische Anschluß von Rheinfelden an die KONRADINER wird von J. Fried nicht übernommen.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 476, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VIII. Generation 16-17

    Es ist unverständlich, wenn Brandenburg in seiner Anmerkung zu Brandenburg VIII, 13 bemerkt, es sei ungewiß, ob Hermann II. von Schwaben ein Sohn Hermanns I. (ganz abwegig. Dessen Tochter und Erbin hatte Liudolf, der Sohn OTTOS I., geheiratet) oder seines Bruders Udo war. Die Brüder Hermann I. und Udo liegen eine genaue Generation früher, und Udos Ehe mit einer Heribert-Tochter führt ja erst in die karolingische Abkunft seiner Söhne Gebhard, Konrad (Herzog von Schwaben),Udo und Heribert herbei. Wenn Brandenburg sagen wollte, es sei ungewiß, von welchem dieser Brüder Hermann II. abstamme (und diese Ungewißheit trifft zu), so hat er dies nicht in der Tafel zum Ausdruck gebracht, wo Hermann II. als Sohn Herzog Konrads von Schwaben (982-997) eingetragen ist. Hermann war zwar Nachfolger Konrads in Schwaben, aber nicht sein Sohn, sondern sein Neffe (Uhlirz 251). -
    Hermanns II. früh verstorbene Schwester Oda (vgl. Decker-Hauff, ZWLG 15, 1955, 267f. fehlt bei Brandenburg.

    Glocker Winfrid: Seite Seite 334, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VII. 109 Hermann II., 997 Herzog von Schwaben, 1002/03 Thronprätendent gegen HEINRICH II.
    + 1003 V 4
    oo c 988 Gerberga, Tochter König Konrads von Burgund, Witwe Graf Hermanns von Werl
    + 1019 (eventuell 1018) am VII 7.

    Die Angaben zu Herzog Hermann II. von Schwaben sind bei Werner VIII, 16 ermittelt, zu Gerberga vgl. oben VI, 22.
    Einige Gedanken zum Thronwechsel 1002
    Hermann II. Herzog von Schwaben
    945/50-4.5.1003

    Nach Prof. Armin Wolf und Johannes Fried war der Herzog Hermann von Schwaben ein Enkel Herzog Liudolfs von Schwaben und Urenkel OTTOS I., seine Mutter Richlint wäre gleichzeitig die Cousine Kaiser OTTOS II.
    Aus mir unverständlichen Gründen wird für Hermann von Schwaben unbedingt OTTONEN-Verwandtschaft nachzuweisen versucht. Aufgrund des Ansehen seines Vaters Konrad, seinen verwandtschaftlichen Beziehungen, seiner eigenen Machtpositionen und seiner nahen Beziehungen zum Hof OTTOS III. muß Hermann als einer der drei bedeutenden Thronkandidaten des Jahres 1002 gelten. Die Ehe mit der ottonen- und karolinger-blütigen Gerberga von Burgund, einer Nichte der Kaiserin Adelheid, ersetzt die zum Teil konstruierten Versuche der OTTONEN-Verwandtschaft Hermanns. Man sollte in diesem Zusammenhang nicht den Einfluß der Kaiserin Adelheid unterschätzen, die fast 50 Jahre lang Einfluß auf die Politik der Reichsregierung nahm. Den Gemahl ihrer Nichte wird sie sicher gefördert haben, denn sie zeigte oft einen beinahe schon übertriebenen Familiensinn.
    Hermann unterhielt verwandtschaftliche Beziehungen zu den Grafen von Stade und Walbeck, zu den Königen von Burgund, zu Markgraf Heinrich im Nordgau und über seine Gemahlin sogar zu Heinrich von Bayern. Erzbischof Heribert von Köln und Bischof Heinrich von Würzburg gehörten ebenfalls dem Hause der KONRADINER an. Viele Große des Reiches schienen den Herzog Hermann II. von Schwaben zu bevorzugen, wie die Quellen immer wieder erkennen lassen. Ihn hätten sie geschätzt, weil er die Eigenschaft der Milde besessen habe.
    Ob diese Eigenschaft der Milde unbedingt positiv zu sehen ist, möchte ich doch bezweifeln. Vermutlich war Hermann das, was man heute ein "Weichei" nennen würde. Vielleicht war sogar Gerberga die treibende Kraft war [Die Töchter Mathilde und Gisela waren außergewöhnlich tatkräftige, politisch engagierte und ehrgeizige Frauen, ihr Vater dagegen, wenn wir Thietmar glauben wollen, ein zurückhaltender und milder Mann. Könnten dann die Töchter den politischen Ehrgeiz von ihrer Mutter geerbt haben?]. Sein fast schon passiv zu nennendes Verhalten in den Thronkämpfen war erschreckend. Auch wenn ihn die beim Begräbnis OTTOS III. anwesenden Fürsten die Zusicherung zur Wahl gegeben hatten, so wartete er auf die Ansetzung eines Wahltages, den es dann nie gab. Er griff erst in die Kämpfe ein, als sich schon alles gegen ihn entscheiden hatte.

    Ich würde zusammenfassend sagen, daß Hermann ein Mann von weichem Charakter war, der sich auf die Zusage seiner Standesgenossen verließ und anscheinend erwartete, daß ihn diese zum Königsthron verhelfen würden. Vielleicht fühlte er sich aufgrund seines Ansehens und seiner Beliebtheit des Thrones zu sicher. Auch von Hermann von Schwaben sind mir große Erfolge bei der selbständigen Durchführung von Reichsaufgaben nicht bekannt.

    (...)

    Wenn wir Richlint als Tochter Liudolfs von Schwaben anerkennen wollten, dann wäre Mathilde von Schwaben mit Konrad I. von Kärnten in einer Nahehe 4 : 3 verheiratet gewesen.

    Thietmar von Merseburg: Seite 170,196,204,206,214,216,222,252, "Chronik"

    Die Mehrzahl der Großen, die dem Leichenbegräbnis beiwohnten, versicherten Herzog Hermann ihres Beistandes zum Erwerb und zur Sicherung der Königswürde; denn Heinrich, so behaupteten sie fälschlich, sei hierzu aus vielerlei Gründen ungeeignet.
    Der gottesfürchtige und demütige Herzog Herrmann von Schwaben und Elsaß [Herrmann II., KONRADINER, Kandidat Erzbischof Heriberts von Köln, vgl. IV, 54.] griff gegen Heinrich zu den Waffen, verleitet von vielen, denen seine Milde zusagte. Dagegen wartete der kluge, kriegserfahrene Herzog Dietrich von Lothringen ruhig ab, für wen sich der größere und bessere Teil des Volkes entscheiden würde.
    Heinrich kam zu Anfang des Monats Juni mit den Großen der Baiern und O-Franken nach Worms, um dort über den Rhein zu setzen und in Mainz die Königsweihe zu empfangen. Das suchte Herzog Hermann zu verhindern und verschloß ihnen jeden Zugang, wobei ihm der hochgehende Rhein zustatten kam. Herzog Heinrich aber beriet sich mit den Seinen hierüber, wandte sich dann scheinbar nach Baiern zurück, als glaubte er nicht mehr an den Übergang, und begab sich nach Lorsch, der Ruhestätte des hl. Nazarius. Dann zog er schnell auf Mainz und setzte unbehelligt über den Rhein, Hier wurde er am 6. Juni von allen ihm Ergebenen zum Könige gewählt und von Willigis nach Empfang der Königssalbung gekrönt.
    Der König nahm alle in seine Dienste, woher sie immer kamen, überschritt als neuer König nochmals den Hochwasser führenden Rhein und versuchte durch das ihm ergebene O-Franken in Schwaben einzufallen, um den aufsässigen Hermann durch Verwüstung seines Landes zur Aufgabe seiner Pläne zu bewegen. Doch der Herzog wollte sich keineswegs beugen, als er von der Plünderung seines Landes erfuhr; leider erhob er sich vielmehr gegen seinen Herrn und König und griff zusammen mit seinem Schwiegersohne Konrad mit Waffengewalt Argentia oder Straßburg an, den Vorort seines Herzogtums; denn Wizelin, der Bischof diese Stadt, hatte gewagt, ihm entgegenzutreten; man erstieg die Mauern und ließ den Besiegten nichts. Ein verruchter Haufe der Schwaben drang hemmungslos während des gierigen Plünderns ohne Wissen des Herzogs sogar in die Domkirche der hl. Gottesmutter, raubte den gesamten Schatz und steckte zur Krönung seiner Schandtat das Haus des Herrn in Brand. Wäre ihnen wirklich Heil zu eigen gewesen, sie hätten im Schreken über ihr Unglück beim ersten Einsteigen niemals weiterzugehen gewagt. Während nämlich die Ritter des Bischofs auf Veranlassung Reinwards nur unzuverlässig Widerstand leisteten, fiel ein großer Haufe beim Einbruch durch eigenen Lanzen und endete als Strafe Gottes sein Leben elendiglich. Herrmann war ganz untröstlich darüber, doch weil ihre große Zahl die Schuldigen schützte, zog er ab, ohne die Tat zu strafen.
    Von da wollte er wieder nach Franken ziehen und die bevorstehende kalte Winterzeit dort verbringen, um bei Frühlingsanbruch Herzog Herrmann, seinen letzten Gegner diesseits der Alpen, mit Heeresmacht zum Nachgeben zu veranlassen. Doch der war in tiefer Sorge vor der in Straßburg verwirkten Strafe Gottes und außerstande, sich länger gegen das um seinetwillen notleidende Volk durchzusetzen, und erbat durch vertrauenswürdige Vermittler für sich und seine Parteigänger des Königs Gande.
    Danach erschien, wie gesagt, Herzog Hermann, der Sohn des Oheims meiner Mutter [Sohn des Herzogs Konrad von Schwaben, vgl. Stammtafel. - Er mußte seine Rechte an der Frauenabtei St. Stephan abtreten.], in frommer Reue am 1. Oktober in Bruchsal demütig vor dem Könige. Er erlangte seine barmherzige Gnade; man einigte sich wegen des Lehens und seiner berechtigten Wünsche; nur der Straßburger Schaden blieb ausgenommen: Er mußte ihn auf Befehl und Entschluß des Königs aus seinem Allod vergüten und das Stift in der Stadt wiederherstellen; damit wurde er sein treuer Lehnsmann und Freund.
    In Frankfurt leistete auch Herzog Herrmann dem König in Ergebenheit Dienste und fand bei ihm die seinem Range gebührende freundliche Behandlung. Als der König von hier schied, wandte er sich in den Moselgau und zog dann nach Diedenhofen [15.1.1003]; hier fand ein allgemeiner Hoftag mit den Einheimischen statt. Während sich aber der König dort voller Wohlwollen bemühte, allen irgendwie Bedrängten Rechtsschutz zu gewähren, suchten Herrmann und Dietrich [Herzog Herrmann von Schwaben, Herzog Dietrich von Ober-Lothringen. Vorgehen des Königs gegen den KONRADINER (vgl. Anmerkung 83, Übergabe von St- Stephan-Straßburg an den Bischof fand hier statt.] das zu hintertreiben; waren sie doch nur dem Namen, nicht ihrem Verhalten nach Herzöge; doch umsonst; gar bald sollten sie sich dem Hort der Gerechtigkeit verdientermaßen unterliegen sehen. Der König ließ nämlich des Herzogs Burg Morsberg [Marimont bei Bensdorf (Lothringen.] niederreißen, weil es die Not des Volkes verlangte.
    Dann zog er schnell in die Heimat zurück und betrat schwäbischen Boden, um zu ordnen und zu bestätigen, denn seit kurzem war das Land der Obhut Herzog Herrmanns beraubt und unterstand seinem noch unmündigen, gleichnamigen Sohne [Hermann II., + 4. Mai 1003. - Herrmann III. 1003-1012]

    Hilsch, Peter: Seite 52-81, "Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela"

    Hermann II. war Mitregent des Vaters und könnte das Kloster Regenbach als Herrschaftsstützpunkt, Repräsentationsbau, Stätte religiöser Absicherung, vielleicht als Grablege und als vorgeschobenen Posten gegen die Würzbürger Bischofskirche angelegt haben. Er wurde 997 Nachfolger seines Vaters in Schwaben-Rätien-Elsaß. Er war kein junger Mann mehr und politisch von erheblichem Gewicht, wahrscheinlich ein Vertrauter des jungen Kaisers. Er zog zeitweise mit OTTO III. nach Italien und begleitete ihn auch auf seinem zweiten Romzug. Er bezeugte 998 eine Urkunde, mit der der Kaiser einem Grafen Berthold das Marktrecht in Villingen verlieh. Beim dritten und letzten Romzug war er offenbar nicht dabei. Hermann war verheiratet mit Gerberga von Burgund, der Tochter des burgundischen Königs Konrad. Diese war eine Urenkelin der Herzogin Regilinde und eine Enkelin der schwäbischen Herzogs-Tochter Bertha, die den burgundischen König Rudolf geheiratet hatte. Diese familiäre Beziehung zur ältesten schwäbischen Herzogsfamilie war sicher für Hermanns Stellung in Schwaben nicht unwichtig. Von größerer Bedeutung aber war, daß Gerbergas Mutter Mathilde eine Enkelin HEINRICHS I. und seiner Frau Mathilde war, die Tochter ihrer Tochter Gerberga, die mit dem französischen König Ludwig IV., einem KAROLINGER, verheiratet gewesen war. Hermann gehörte also über seine Frau Gerberga zur sächsischen Königsfamilie, und seine Ernennung zum Herzog von Schwaben bedeutete auch eine Anerkennung dieses herausragenden Ranges durch den Kaiser. Hermann erstrebte nach dessen Tod 1002 als Kandidat des Erzbischofs Heriberts von Köln die Nachfolge gegen Herzog Otto von Kärnten und Herzog Heinrich IV. von Bayern. Bei der Leichenfeier OTTOS III. am 5. April 1002 hatte der größte Teil der anwesenden Großen ihn anerkannt, ihm Schutz und Beistand versprochen, Heinrich dagegen für ungeeignet zum Herrschen erklärt. Es ist bis jetzt lebhaft umstritten, worauf Hermann seine Kandidatur letztlich gründete, wobei offen bleiben muß, ob vielleicht Gerberga die treibende Kraft war [Die Töchter Mathilde und Gisela waren außergewöhnlich tatkräftige, politisch engagierte und ehrgeizige Frauen, ihr Vater dagegen, wenn wir Thietmar glauben wollen, ein zurückhaltender und milder Mann. Könnten dann die Töchter den politischen Ehrgeiz von ihrer Mutter geerbt haben?]. Zwar wird Hermann von seinem Verwandten Thietmar von Merseburg als ein gottesfürchtiger und demütiger Mann geschildert, der gerade wegen seiner Milde von vielen zum Widerstand gegen den nach des Chronisten Meinung rechtmäßigen Kandidaten verführt worden sei, doch kann es ihm an "königlichen" Anspruch und Selbstbewußtsein kaum gefehlt haben. Da Otto von Kärnten, dessen Sohn Konrad mit Hermanns Tochter Mathilde vermählt war, verzichtete, stiegen Hermanns Chancen, weil Ottos Parteigänger in ihm den geeigneten Kandidaten sahen. Trotz weitreichender Familienverbindungen scheitere er letztlich am Durchsetzungswillen Heinrichs, obwohl er die Unterstützung vieler Fürsten und Bischöfe hatte, die ihn bei OTTOS Beisetzung im April 1002 in Aachen zum Nachfolger designiert hatten. Heinrich kam ihm zuvor und ließ sich im Juli vor allem durch geistliche Fürsten wählen und von Erzbischof Willigis von Mainz krönen. Hermann besaß zunächst einen beachtlichen Anhang und bei seinem ersten Kriegszug stand auch ein Teil der Franken auf seiner Seite. Mehrere militärische Aktionen und Plünderungszüge wurden von beiden Seiten durchgeführt, mehrmals zog auch Heinrichs Heer durch Franken, das von Thietmar nun als königstreu geschildert wurde, und durch Schwaben und verwüstete Hermanns Besitzungen. Im Herzogtum selber kam es zu Unruhen, weil der Bischof von Straßburg und Bischof Heinrich von Würzburg auf Heinrichs Seite standen und sich von einer Schwächung des Herzogs eine Verbesserung der eigenen Stellung versprachen. Nach hartnäckigem Widerstand unterlag Hermann und mußte sich am 1.10.1002 demütig in Bruchsal vor HEINRICH unterwerfen. Bis auf einen von ihm zu zahlenden Schadensersatz für Übergriffe seiner Leute in Straßburg blieb er besitzmäßig offenbar ungeschoren und wurde in Schwaben als Herzog bestätigt. Die durchaus glaubwürdigen Miracula S. Verenae berichteten, dass dem Schwaben-Herzog Hermann zunächst mehrere Töchter geboren worden waren und er erst nach einer Wallfahrt zur heiligen Verena in Zurzach einen männlichen Leibeserben, den späteren Hermann III., erhielt. Im Zusammenhang mit der Beerdigung ihres Sohnes Berthold haben Hermann und Gerberga in Marchtal ein weltliches Chorherrenstift eingerichtet und aus Hermanns mütterlichem Erbe bepfründet.

    Keller Hagen: Seite 135-137, "Schwäbische Herzöge als Thronbewerber: Hermann II. (1002), Rudolf von Rheinfelden (1077), Friedrich von Staufen (1125). Zur Entwicklung von Reichsidee und Fürstenverantwortung, Wahlverständnis und Wahlverfahren im 11. und 12. Jahrhundert"
    in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 131. Band


    Gegenüber der energischen, zupackend-überrumpelnden Art, in der Heinrich vorging, erscheint das Verhalten Herzog Hermanns von Schwaben als das eines Zauderers, der wirklich aktiv erst wurde, als es im Grunde schon zu spät war - als Heinrich vollendete Tatsachen geschaffen hatte. Doch war dies kaum eine Frage des Charakters. Wie sich gleich zeigen wird, konnte Hermann nicht so vorgehen wie Heinrich, wenn er nicht das Prinzip negieren wollte, durch das er wohl erst Chancen auf den Königsthron erhielt: dass die Großen in einer einheitlichen, gemeinsamen Wahlhandlung über den künftigen Lenker des Reiches zu entscheiden hatten. Wie sich den ausführlichen Berichten Thietmars von Merseburg, der auf Heinrichs Seite stand, entnehmen läßt, erstrebte die überwiegende Mehrheit der Großen, die die Leiche OTTOS III. nach Aachen geleiteten, eine gemeinsame Königswahl, über deren Termin und Ort man wohl erst beraten wollte. Sie weigerten sich trotz des starken Drucks, den Heinrich beim Durchzug durch Bayern auf sie ausübte, fast geschlossen, sich vor der allgemeinen Wahl in irgendeine Richtung festzulegen: Sie versprachen, sich der Entscheidung zu unterwerfen, die dann die maior vel melior pars populi, das heißt der größere und angesehenere Teil der Versammlung, treffen würde. Bei der Beisetzung OTTOS III., die am 5. April, am Ostersonntag, in Aachen stattfand, versprach der Großteil der Anwesenden, Hermann von Schwaben zur Königswahl zu verhelfen. Noch immer ging diese Gruppe davon aus, daß es zu einem gemeinsamen Wahlakt kommen würde, bei der der Kandidat der Mehrheit von allen angenommen werden sollte.
    Wie Thietmar angibt, war Hermann von Schwaben von vielen zur Kandidatur aufgefordert worden; er hatte sich also sicher nicht offen in diese Rolle gedrängt. Allem Anschein nach wurde diese Haltung von einem Teil der Großen geschätzt. Bei kirchlichen Wahlen galt nichts als verwerflicher, sich nach Ämtern zu drängen und selbst den Anspruch auf höhere Würden zu erheben. Die Demut und Gottesfurcht, die ihn - im Gegensatz zu Heinrichs handstreichartigem Vorgehen - die Wahlentscheidung abwarten ließ, wird hier in die Nähe von Furchtsamkeit und mangelnder Strenge gerückt. Umgekehrt sollen eben die, die Hermann als König wollten, Heinrich die Ideoneität zum Königsamt abgesprochen haben. Hatte er sich durch den energisch verfochtenen Anspruch auf das Königtum, durch sein gewaltsames Vorgehen, bei dem er zeitweilig sogar den Erzbischof von Köln als Geisel gefangensetzte, in den Augen derer disqualifiziert, die eine echte und reguläre Wahlentscheidung anstrebten?
    Die bei der Leichenfeier in Aachen ins Auge gefaßte Wahlversammlung kam nicht zustande. Wir wissen nicht, ob sie nie anberaumt wurde oder ob Heinrich am 7. Juni durch die handstreichartig inszenierte Wahl und Krönung in Mainz anderen Plänen zuvorgekommen ist. Doch wurde Hermann von Schwaben gerade in dieser Phase auch militärisch aktiv. Zunächst versuchte er, Heinrich den Rheinübergang zu verlegen und somit - falls er überhaupt damit rechnete und nicht andere Gründe hinter Heinrichs Erscheinen bei Worms vermutete - zu verhindern, dass Heinrich vollendete Tatsachen schaffen konnte. Nachdem Heinrich gekrönt worden war, begann Hermann den offenen Kampf: Dies war jetzt noch die einzige Möglichkeit, zu demonstrieren, daß er Wahl und Krönung Heinrichs nicht als rechtmäßig und verbindlich ansah, das heißt die letzte Möglichkeit, die eigene Kandidatur aufrecht zu erhalten und dem eigenen Anhang die Möglichkeit zu geben, sich zum Widerstand zusammenzuschließen. Vor allem versuchte Hermann mit Gewalt, in seinem Herrschaftsbereich eine geschlossene Stellungnahme - aus der der Bischof von Straßburg wie schon vorher der von Augsburg ausgeschert war - aufrecht zu erhalten. Im Herbst 1002 war die Aussichtslosigkeit seines Kampfes klar: er unterwarf sich, nachdem Heinrich auch Lothringen gewonnen hatte, in Bruchsal.

    Stälin Paul Friedrich: Seite 191, "Geschichte Württembergs"

    Auf Konrad folgte in der Herzogswürde Hermann II. (997-1003) nach einer Nachricht sein Sohn, nach einer anderen sein Neffe, Sohn seines Bruders Udo, der im Jahr 982 in Calabrien gefallen war. Vermählt war er mit Gerberga, Tochter König Konrads von Burgund, einer Stiefschwester von Gisela, der Mutter des späteren Kaisers HEINRICH II. und Witwe eines Grafen Hermann von Werla. Bei OTTOS zweiter Romfahrt erscheint er im März 999 zu Rom in seiner Umgebung, wie der Kaiser anderseits bei seinem letzten Zug nach Italien den 11. Juni 1000 die schwäbische Pfalz Hohentwiel berührte.
    Nachdem OTTO jenseits der Alpen im Jahr 1002 seinen Tod gefunden und mit ihm die männliche Nachkommenschaft OTTOS I. erloschen war, trat unter anderen Bewerbern um die Königskrone auch Herzog Hermann auf. Sonst als mächtiger, reicher und kluger, dabei aber demütiger und milder Mann geschildert, scheint er hier mehr fremder Eingebung gefolgt zu sein. Bei dem Leichenbegräbnis OTTOS in Aachen (den 5. April 1002) wußte er von den meisten anwesenden Großen des Reiches die Zusage ihrer Mitwirkung für seine Pläne zu erreichen und es mögen zu seinen Anhängern namentlich der Erzbischof Heribert von Köln, sodann Gottfried, wahrscheinlich Graf der Ardennen und spätere Herzog von Nieder-Lothringen, Erzbischof Gisiler von Magdeburg, der sächsische Graf Brun, sehr wahrscheinlich damals schon sein Schwiegersohn, gehört haben. Allein im Juni 1002 wurde zu Mainz vornehmlich auf Betreiben des Mainzer Erzbischofs Willigis der nächste Blutsverwandte des verstorbenen Kaisers (Eigener Einwurf: Nach meiner Meinung ist dies nicht richtig, da Otto von Worms und die Kinder des Pfalzgrafen Ezzo näher mit OTTO III. verwandt waren), der Bayern-Herzog von der jüngeren sächsischen Linie, durch fränkische, bayerische und oberlothringische Große zum König gewählt. Es war Herzog Hermann von Schwaben den Monat zuvor nicht gelungen, Heinrich den Rheinübergang zu verwehren, indem ihn der letztere durch einen verstellten Rückzug überlistet hatte, und auch mit einem Vorschlag, das Reich zu teilen, fand er keinen Anklang. Erbittert fiel er nunmehr im Bunde mit seinem Schwiegersohn Konrad, dem Sohne Herzog Ottos von Kärnten, über die erste Stadt seines Herzogtums Straßburg her, weil dieselbe zu ihrem königlich gesinnten Bischof hielt, und ließ sie ausplündern. Auch die Kathedralkirche wurde ausgeraubt und eingeäschert, eine Untat, welche keineswegs sicher mit Hermanns Wissen geschah, diesem jedoch von den mönchischen Schriftstellern seiner Zeit schwer angerechnet wird.
    König HEINRICH seinerseits war durch O-Franken und das nördliche Schwaben zum Bodensee gezogen, woselbst er sich am 24. Juni und den folgenden Tagen auf der Insel Reichenau aufhielt. Es kam ihm hier das Gerücht zu, Hermann wolle den Streit in offenem Kampfe entscheiden, allein schon am 29. des Monats erhielt er die Nachricht, der Herzog wolle und könne bei seinem Vorsatze nicht beharren. Sofort wandte er sich über Sontheim an der Brenz nach Franken, indem er unterwegs die Höfe Hermanns verwüstete. Dessen Leute führten noch einige glückliche Unternehmungen gegen HEINRICHS Anhänger, die Bischöfe von Straßburg, sowie seinen Schwager, dem Grafen Gerhard im Elsaß, aus und entrissen den beiden ersteren namentlich durch List die Feste Breisach. Allein da der Herzog den König in allen anderen Landschaften nach einander anerkannt sah, entschloß er sich, ehe der bereits für das kommende Frühjahr gegen ihn geplante Feldzug zur Ausführung kam, zur Nachgiebigkeit. Als HEINRICH sich gerade in Bruchsal aufhielt, eilte er zu ihm, bat ihn hier am 1. Oktober demütig um Verzeihung und erhielt dieselbe, wie berichtet wird, auch wirklich durch Vermittlung der Königin und der Fürsten. Von nun an blieb er dem König ergeben, fand sich einige Male am Hoflager ein und hatte sich auch der königlichen Gunst wiederholt zu erfreuen. Doch starb er bereits den 3. oder 4. Mai 1003.
    Herzog Hermann II. hinterließ außer seinem gleichnamigen Sohne und Nachfolger drei Töchter, welche vielfach in die Geschichte ihrer Tage verflochten sind. Wahrscheinlich die älteste von ihnen, die schöne, kluge und geschäftsgewandte, wissenschaftlich gebildete, aber auch stolze Gisela, heiratete noch jung in erster Ehe, welcher ein Sohn Liudolf entsproß, den sächsischen Grafen Bruno (von Braunschweig) einen nahen Verwandten des Kaiserhauses. Früh verwitwet reichte sie - ohne Zweifel um das Jahr 1007 - ihre Hand dem ritterlichen Ernst von der Ostmark, der durch sie das Herzogtum Schwaben gewann. Zuletzt - wohl spätestens gegen Ende des Jahres 1016 - wurde sie die Gemahlin des SALIERS, in der Folge Kaiser KONRAD II. Einigen freilich nicht ganz zuverlässigen Nachrichten zufolge hätte sie Konrad entführt, jedenfalls aber verstieß der Bund gegen die kirchlichen Eheverbote wegen zu naher Verwandtschaft [KONRAD sowohl als Gisela stammten von König HEINRICH I. ab, jener in 4., diese in 3. Generation (Richtig ist 5. und 4.)]. Die zweite Tochter Mathilde vermählte sich zuerst mit Konrad, einem Oheim Kaiser KONRADS, Sohn und Nachfolger Herzog Ottos von Kärnten, nach seinem Tode mit Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen. Die dritte Tochter, deren Namen wohl eher Beatrixals Brigitte gewesen, war ohne Zweifel die Gemahlin Adalberos aus dem Stamme der EPPENSTEINER Grafen im Mürzthal, Nachfolger von Konrad im Herzogtum Kärnten [Unrichtig ist die Annahme einer vierten Tochter Gerberga, welche an den Markgrafen Heinrich vom Nordgau verheiratet und Mutter des späteren schwäbischen Herzogs Otto III. gewesen sein soll, sowie nicht genügend zu begründen die zweier weiterer Töchter Hadwig, Gemahlin des Grafen Eppo von Nellenburg und Mutter Eberhards des Seligen von Nellenburg, und Richware, erste Gemahlin Berchtolds von Zähringen, Herzog von Kärnten.].

    Frommer Hansjörg:, "Spindel Kreuz und Krone"

    Gisela Gemahlin Konrads II.

    Die Bruchsaler Unterwerfung von 1002
    Am 1. Oktober 1002 mußte Herzog Hermann II. von Schwaben sich in Bruchsal vor dem neuen König HEINRICH II. demütigen und unterwerfen und wurde dafür erneut mit seinem Herzogtum belehnt. Damit fand ein unruhiges und bewegtes Jahr seinen Abschluß, das für diesen Herzog Hermann ganz andere Perspektiven gehabt hatte. Im Januar war OTTO III. in der Nähe von Rom gestorben, ohne direkten Erben, und auch ohne jemanden als Nachfolger "designiert" zu haben. Die deutschen Könige waren immer in einem Wahlakt erhoben worden, aber die letzten drei Wahlen waren nicht "frei" gewesen, weil der Sohn jeweils zu Lebzeiten des Vaters gewählt und gekrönt wurde. Jetzt konnten die Fürsten entweder auf die weitere Verwandtschaft des sächsischen Hauses zurückgehen oder den wählen, den sie für den geeignetsten hielten. Ein Enkel OTTOS DES GROSSEN über seine Tochter Liutgard war der etwa 950 geborene Herzog Otto von Kärnten, der sich aber zu alt fühlte. Ein Ur-Enkel HEINRICHS I. war der 30-jährige Herzog Heinrich von Bayern, der Sohn Heinrichs des Zänkers, der gern König geworden wäre. OTTO III. hatte verfügt, daß er in Aachen beigesetzt werden wollte. So brachte seine Begleitung unter der Führung des Erzbischofs Heribert von Köln den toten Kaiser über die Alpen. Heinrich schloß sich dem Leichenzug als "nächster Angehöriger" an, aber Heribert gab ihm deutlich zu verstehen, dass er nicht der sei, den die Mehrheit als König haben wolle. In Augsburg wurden die Eingeweide OTTOS III. beigesetzt. Bei der Gelegenheit gelang es HEINRICH, die Reichsinsignien, die mit dem toten Herrscher zusammen transportiert wurden, in seine Gewalt zu bringen. Trotzdem verständigte sich bei der Beisetzung OTTOS III. am 5. April in Aachen die Mehrheit der anwesenden Fürsten darauf, im Herbst den Herzog Hermann II. von Schwaben zum neuen König zu wählen.
    Hermann stammte aus einer fränkischen Adelsfamilie, die immer in großer Treue zu den OTTONEN gehalten hatte. Sein Vater Udo gehörte zu den Opfern der Sarazenen-Schlacht von Cotrone 982, und sein Onkel Konrad war von OTTO II. als zuverlässiger Gefolgsmann 983 zum Herzog von Schwaben erhoben worden. Ihm folgte Hermann 997 nach. Leider wissen wir nichts über seine Vorgeschichte. Er dürfte um die Jahrtausendwende etwa 40 Jahre alt gewesen sein. Er gehörte zur engsten Umgebung OTTOS III. und begleitete ihn auf dessen zweitem Romzug 998 bis 999. Einer seiner Gefolgsleute, der ZÄHRINGER Birchtilo oder Berthold, der sich bei der Mißhandlung eines Gegen-Papstes besonders hervorgetan hatte, erhielt 999 "auf Bitten des vortrefflichen Herzogs Hermann" von OTTO III. das Markt-, Münz- und Zollrecht in Villingen. Vor seinem letzten Romzug traf sich der Kaiser im Juni 1000 auf dem Hohentwiel mit dem Herzog. Einen offiziellen Vertreter für Deutschland bestimmte er nicht, aber da seine Tante Mathilde gestorben und Erzbischof Willigis von Mainz in Ungnade gefallen war, dürfte Hermann von Schwaben als Verantwortlicher zurückgeblieben sein. So war es verständlich, dass vor allem die Fürsten um OTTO III. ihn als neuen König sehen wollten. Hermanns Familie war zwar vornehm, aber zu den höchsten Kreisen gehörte er vor allem durch seine Frau Gerberga. Sie war eine Tochter des Königs Konrad von Burgund und damit eine Nichte der Kaiserin Adelheid. Ihre Mutter Mathilde war die Tochter der französischen Königin Gerberga, die wiederum eine Tochter HEINRICHS I. war. Gerberga von Schwaben war also von allerhöchster Abstammung, burgundisch, französisch-karolingisch und sächsisch. Ihr Vater Konrad hatte aus einer ersten Ehe eine Tochter Gisela, die 972 den bayerischen Herzog Heinrich den Zänker geheiratet hatte, also die Mutter von Herzog Hermanns Gegenkandidaten. Aus der zweiten nach 960 geschlossenen Ehe mit Mathilde gab es vier Kinder, Rudolf, Bertha, Gerberga und Mathilde. Damit dürfte unsere Gerberga vor 970 geboren sein. Dann könnte sie um 985 mit Hermann verheiratet worden sein, und er wäre bei der Eheschließung 25 Jahre alt gewesen. Genauere Daten gibt es leider nicht. Die Heirat von Hermann und Gerberga war aber sicher ein politischer Akt, damit wurden Hermann und sein Onkel Konrad, der Herzog von Schwaben, für ihre Treue zu OTTO III. und gegen Heinrich den Zänker belohnt. Die Ehe wurde wohl von der Kaiserin Adelheid vermittelt, und mit dieser Erhöhung Hermanns war dann auch schon die Zusage auf die Nachfolge im Herzogtum Schwaben verbunden. Während Hermann in Aachen an der Beisetzung OTTOS III. teilnahm, sammelte Heinrich Anhänger. Mitte April sprachen sich die Sachsen für ihn aus. Auch in Bayern und Mainfranken hatte er Anhänger, ebenso im Westen, weil seine Frau Kunigunde eine LUXEMBURGERIN war. Aber vor allem stützten ihn die meisten Bischöfe, angeführt von Willigis von Mainz. Hermann blockierte den Rheinübergang bei Worms, um Heinrich den Weg abzuschneiden, aber dieser nahm einen Umweg über Lorsch, erreichte Mainz und wurde am gleichen Tag gewählt und von Willigis gekrönt. Die Kroninsignien hatte er ja bereits. Bisher hatten die Bischöfe nicht mitgewählt, jetzt gaben sie den Ausschlag für Heinrich. Hermann wollte diese Entscheidung erst nicht akzeptieren, aber nachdem Heinrich sich über den Sommer geschickt verstärkt hatte, resignierte er schließlich, und es kam zur Unterwerfung von Bruchsal, einer abgesprochenen Inszenierung, in der auf die Erniedrigung die Wiederbelehnung folgte, aber für den Herzog von Schwaben, der sich schon als König gesehen hatte, doch eine sehr demütigende Erfahrung. Über diese Bruchsaler Unterwerfung gibt es keinen genauen Bericht. Wir wissen also nicht, ob sie im Freien oder im Saal, im größeren oder kleineren Rahmen stattfand. Aber sie war ein öffentlicher Akt mit Zuschauern und Zeugen, und es ist durchaus denkbar, daß auch die Familie Herzog Hermanns daran teilgenommen hat oder sogar teilnehmen mußte. Hermann und Gerberga hatten drei Töchter und einen spätgeborenen Sohn. Die älteste Tochter, Mathilde, war damals schon mit Konrad, dem Sohn Ottos von Kärnten verheiratet, die zweite Tochter Gisela 12 Jahre alt, die dritte Beatrix (manchmal auch Brigitta) etwas jünger, und der Sohn Hermann vielleicht erst drei Jahre.

    Weinfurter, Stefan: Seite 37,50-53,63,76,165, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten."

    Mit dem bayerischen Herzog konkurrierten alle anderen Herzöge. Es war wie ein Ausscheidungskampf unter ihnen, zwischen Herzog Heinrich IV. von Bayern (995-1002), Herzog Hermann II. von Schwaben (997-1003), Herzog Dietrich von Ober-Lothringen (978-1027/32), Herzog Bernhard I. von Sachsen (973-1011) und dem SALIER Otto von Worms (+ 1004), der Herzog der Franken genannt wurde und zeitweilig auch Herzog von Kärnten (985-989 und 1002-1004) war. Dazu kam der Markgraf Ekkehard von Meißen (985-1002) und schließlich ist noch der lothringische Pfalzgraf Erenfried (Ezzo) (996-1034) zu nennen. Er, der mit Mathilde, der Schwester Kaiser OTTOS III. verheiratet war, hatte im Raum um Aachen und Köln eine Macht- und Rangstellung ausgebildet, die der eines Herzogs entsprach. Vielleicht muß man auch noch den sächsischen Grafen Bruno hinzurechnen.
    Die Mehrheit der Fürsten im Reich, angeführt vom Kölner Erzbischof Heribert, erstrebten eine gemeinsame Königswahl durch die Großen des Reiches, wie es bei Thietmar heißt. Und viele von ihnen schienen den Herzog Hermann II. von Schwaben zu bevorzugen, wie die Quellen immer wieder erkennen lassen. Ihn hätten sie geschätzt, weil er die Eigenschaftder Milde besessen habe - ganz im Gegensatz zu HEINRICH II., so wird man ergänzen müssen.
    Aber noch gab Ekkehard nicht auf. Seine Hoffnung setzte er in ein Treffen mit Herzog Hermann II. von Schwaben, den vor allem die westlichen Fürsten unterstützten, und anderen Großen des Reiches in Duisburg.
    Geradezu verzweifelt hatte sein hartnäckigster Gegenspieler um die Königswürde, Herzog Hermann II. von Schwaben, versucht, ihm den Weg zum Krönungsort zu versperren. Ohne Erfolg, denn Heinrich wandte eine List an, tat so, als würde er umkehren, drehte dann erneut um und setzte bei Worms, wo sein Verbündeter Bischof Burchard saß, in Eile über den Rhein. Es war ein Überrumpelungsmanöver, und es führte zu Ziel.
    Wer konnte auch hoffen, gegen den Gesalbten des Herrn erfolgreich Widerstand zu leisten? Auch Herzog Hermann II. von Schwaben, der anfangs die Großen des Reiches, die KONRADINER, die SALIER und die EZZONEN, auf seiner Seite wußte, stand plötzlich allein. Er war der letzte, "der die Ratschläge der Verständigen nicht nutzen wollte" und dagegen den Rat (unbedachter) junger Männer befolgt habe, so daß es im Juni zu einigen Geplänkel mit ihm kam. Dabei wurde die Bischofsstadt Straßburg von den Schwaben verwüstet und geplündert, weil der dortige Bischof Werner sich gegen seinen eigenen Herzog gestellt hatte.
    Am 1. Oktober 1002 endlich unterwarf sich auch Herzog Hermann II. von Schwaben in Bruchsal dem neuen König. Dies geschah, wie üblich, mit dem ganzen, öffentlich inszenierten und vorher abgesprochenen Unterwerfungsritual, das darauf ausgerichtet war, die neue Rangordnung im Reich demonstrativ und öffentlich zur Schau zu stellen. "Mit nackten Füßen und mit Hilfe glaubhafter Vermittler erschien er vor dem König, bat um Vergebung für die bösen Taten, bat um Gnade, um durch königliche Gabe seine Güter weiterhin zu besitzen, und beugte, um dies zu erreichen, die Knie bis auf den Boden". Den Schaden, den er dem Bischof Werner von Straßburg (1001-1028) zugefügt hatte, mußte er teuer bezahlen. Das Frauenkloster St. Stephan in Straßburg, ein Mittelpunkt herzoglicher Präsenz in der Stadt, ging an den Bischof über. Daraufhin erlangte er die Gnade des Königs, behielt im übrigen seine Macht und Funktion und wurde, wie es heißt, HEINRICHS "Gefolgsmann und Freund": Auch er hatte sich der
    neuen Machtverteilung gebeugt.
    Der Herzog von Schwaben, Hermann II. (997-1003), der den neuen König den härtesten Widerstand entgegengesetzt hatte, gehörte dem mächtigen Haus der KONRADINER an. Sein hoher Rang wird daran ersichtlich, daß er mit einer Frau aus königlichem Hause vermählt war, mit Gerberga (+ 1019), der Tochter König Konrads von Burgund (937-993). Eine seiner Töchter war Mathilde, die Gemahlin des SALIERS Konrad, Herzogs von Kärnten (1004-1011). Eine andere hieß Gisela und wurde die Faru KONRADS II., des ersten salischen Kaisers (1024-1039): Ein Netz vornehmster und einflußreichster Verbindungen zeichnet sich ab. In Schwaben selbst führten freilich der frühe Tod Hermanns II. am 5. April 1003 und der Übergang der Herzogswürde auf dessen minderjährigen Sohn Hermann III. (1003-1012) zu einer deutlichen Krise der Herzogsgewalt.
    HEINRICH II. war jetzt unangefochten König, und zwar, wie es in der genannten Urkunde heißt, "im Reich ohne irgendeine Teilung". Gab es in Diedenhofen etwa nochmals Diskussionen darüber, ob nicht doch auch der Herzog von Schwaben eine quasikönigsgleiche Stellung erhalten solle? In den Annalen von Sankt Gallen ist überliefert, der "Herzog von Alemannien und Elsaß", also Hermann II., habe versucht, "das Reich vielleicht zu teilen und anteilig zu beanspruchen".
    Auf der Synode von Diedenhofen verwies HEINRICH II. auf die angebliche Nahehe des SALIERS Konrad von Worms, der mit Mathilde, einer Tochter Herzog Hermanns II. von Schwaben, verheiratet war. Konrad war ebenfalls in Diedenhofen anwesend, und das Vorgehen des Königs war ein harter Affront gegen ihn. Die meisten Bischöfe hielten sich noch zurück, ja sie waren geradezu konsterniert von den Attacken des Königs. Nur der Metzer Bischof Adalbero II., so hören wir, habe die Ansicht HEINRICHS II. verteidigt und nachzuweisen versucht, daß Konrad nicht nur in einer Nahehe 4. Grades, sondern sogar 2. Grades verheiratet sei.

    Weinfurter, Stefan (Hg.): Band I Seite 226-230, "Die Salier und das Reich"

    Doch deren Herzogsherrschaft in Schwaben beruhte wesentlich auf konradinischer Grundlage und bewegte sich in konradinischen Bahnen, und als in der zweiten Generation mit den kinderliosen Herzog Otto im Jahre 982 endete, wurde das Herzogtum gegen bayerisch-liudolfingische Ansprüche wiederum an einen KONRADINER gegeben: an Hermanns Neffen Konrad (Herzog 982/83-997). Um eine herausragende adelige Stellung in Schwaben behaupten zu können, wurde deshalb in der Folgezeit die Verwandtschaft mit Herzog Konrad bedeutsamer als liudolfingische Abkunft. Denn in den Händen Konrads und seines Sohnes Herzog Hermanns II. (996/97-1003) scheint ganz beträchtlicher Besitz zusammengekommen zu sein. Einerseits dürfte dank der Ehe Herzog Hermanns I. mit Reginlinde, der Witwe des HUNFRIDINGERS Burchard II., über deren Schwiegersohn Liudolf und dessen Sohn Otto die Verfügungsgewalt über erhebliche Teile des Familiengutes der alten "hunfridingischen" Herzogssippe - von dem "der dem karolingischen Fiskus entstammenden Besitz wohl nicht klar geschieden wurde" - an Herzog Konrad und Herzog Hermann II. gelangt sein; daß Konrad seine Herzoggsherrschaft in Schwaben durchzusetzen vermochte, bedeutet doch wohl, daß er sich der Machtbasis Herzogs Ottos zumindest teilweise versichern konnte. Konrad und Hermann II. verfügten andererseits über alaholfingischen und burgundisch-schwäbischen, das heißt wiederum hunfridingischen Besitz - Konrad von seiner alaholfingischen Gattin Judith, Hermann von seiner burgundischen Gattin Gerberga, die den Namen ihrer Großmutter, einer Schwester Kaiser OTTOS DES GROSSEN, trug, aber ebenfalls eine Großnichte Herzog Burchards II. war. Weil Hermann II. 1002 das Königtum HEINRICHS II. zu verhindern suchte und dabei scheiterte, konnte HEINRICH die konradinische Stellung im Oberrheinraum - im Elsaß und Breisgau - schwächen, wo er Gegenkräfte förderte, doch er tat dies keineswegs im übrigen Schwaben. Nach Hermanns II. und seines über das Knabenalter kaum hinausgelangten Sohnes (Hermann III., 1003-1012) Tod erbten die Töchter, von denen er "hinreichend viele" hatte: Mathilde, Gisela und Beatrix.
    Die ältere dieser konradinisch-salischen Verbindungen ist die vor 1002 geschlossene Ehe der Mathilde mit Konrad, dem Sohn des Otto "von Worms" und damit einem Enkel Konrads des Roten und der Liutgard, einer Tochter OTTOS DES GROSSEN. Durch diese Ehe war jene Koalition zwischen Otto "von Worms", seinem Sohn Konrad und dessen Schwiegervater Hermann II. zustandegekommen, die mittelrheinisch-fränkische und schwäbische Machtpositionen zusammenschloß und die nach der Ermordung Ekkehards von Meißen 1002 das Hauptproblem des Herrscherwechsels von OTTO III. zu HEINRICH II. Auch dem von HEINRICH in den Vordergrund gerückten geblütsrechtlichen Anspruch auf die Nachfolge OTTOS III. entsprechend war sie von Bedeutung - weshalb HEINRICH, ein Urenkel HEINRICHS I., zunächst Otto "von Worms", gleichfalls einen Urenkel HEINRICHS I., bewog, zu seinen Gunsten auf die Thronkandidatur zu verzichten [Nach meiner Meinung schließt sich der Autor bisher üblichen Denkweisen an. Entscheidend für die Nachfolge nach Geblütsrecht war nicht die Verwandtschaft zu König HEINRICH I., sondern zum letzten König, OTTO III. Neben Herzog Heinrich IV. von Bayern lebten 1002 allein noch sieben Urenkel König HEINRICHS I. Herzog Otto Heinrich von Burgund war sogar ein Enkel König HEINRICHS I. Nach Geblütsrecht waren aber vor allem die Enkel Kaiser OTTOS II. und gleichzeitigen Neffen des letzten Herrschers zu berücksichtigen, nämlich die EZZONEN Liudolf, Hermann und Otto, der spätere Herzog von Schwaben. Otto "von Worms" wurde von Heinrich von Bayern die Krone angeboten, weil er als Enkel OTTOS I. näher mit dem letzten Herrscher OTTO III. verwandt war. Die ebenfalls genannten Thronkandidaten Brun von Braunschweig und Ekkehard von Meißen hatten kaum geblütsrechtliche Ansprüche. Hermanns Anspruch bezog sich nach meiner Meinung auf das Ansehen seiner Familie und die karolingisch-liudolfingische Abkunft seiner Gemahlin Gerberga.]. Doch war es dann der KONRADINER Hermann, den die Mehrzahl der Großen bei der Leichenfeier für OTTO III. als den aus vielerlei Gründen geeigneteren benannt hatten, und sein mit ihm verbündeter "salischer" Schwiegersohn Konrad, die beide nach dem Verzicht Ottos den Waffengang glaubten wagen zu könen, und eine conditio sine qua non ihres Wagnisses muß es doch gewesen sein, daß ihnen, ihren Anhängern und ebenfalls den sich abwartend Verhaltenden die Macht Hermanns und Konrads in Rheinfranken und Schwaben als Ausgangsbasis eines konradinischen Königtums geeignet erschien. Die Macht beruhte auf einem großen Besitz, der nicht nur durch OTTONEN-Verwandtschaft, sondern auf vielfältigeren, oben angedeuteten Wegen in ihren Händen zusammen gekommen war, und mittels dessen Plünderung - anstatt in einer Feldschlacht der Heere oder in einem Zweikampf der Prätendenten - ihr Widerstand gebrochen wurde [S. Hirsch, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II., 3 Bände,, Berlin 1862-1875, hier Band 1, Seite 228f.].
    Als sich Hermann und Konrad am 1. Oktober 1002 im Königshof Bruchsal dem inzwischen weithin als König anerkannten Gegner unterwarfen, mußten nicht nur diese beiden, sondern mußte auch Otto "von Worms", dieser freilich gegen Entschädigung Einbußen hinnehmen. König HEINRICH verpflichtete Hermann zur Wiedergutmachung des dem Straßburger Bischofs angetanen Schaden aus seinem Allod und zur Schenkung der Frauenabtei St. Stephan an die Bischofskirche. Thietmar bezeichnet Straßburg als caput ducatus sui (sc. Hermanni), und eben diese Rolle Straßburgs als konradinischer Herzogs-"Hauptstadt" beendete König HEINRICH nun zugunsten des Straßburger Bischofs.


    988 oo 2. Gerberga von Burgund, Tochter des Königs Konrad, 965/66-7.7.1018/19
    (1. oo Hermann I. Graf von Werl - um 985/88)

    Kinder:

    - Mathilde ca 988-29.7.1031/32
    1003 1. oo Konrad I. Herzog von Kärnten, um 975-12.12.1011
    1014 2. oo Friedrich II. Herzog von Lothringen -13.5.1026/27
    nach 1026/27 3. oo Esiko Graf von Ballenstedt, - um 1059/60

    - Gisela 13.11.989-15.2.1043
    vor 1002 1. oo Bruno Graf von Braunschweig, ca 975/80- ca 1010 ermordet
    um 1010 2. oo Ernst I. Herzog von Schwaben, 970-31.5.1015
    1016 3. oo KONRAD II. 12.7.990-4.6.1039

    - Berthold Anfang 992- Anfang 993
    - Beatrix ca 990/1000-12.5. nach 1025
    1019 oo Adalbero I. Herzog von Kärnten um 980-28.11.1039

    - Hermann III. ca 994/vor 1.995-1.4.1012 oder 991/92 (Hlawitschka)

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 202-207 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 157-159,163 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 23-26,29,67 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Seite 7,125 - Büttner, Heinrich: Schwaben und Schweiz im frühen und hohen Mittelalter, Gesammelte Aufsätze von Heinrich Büttner 1972, Vorträge und Forschungen Band XV, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen - Büttner, Heinrich: Geschichte des Elsaß. Politische Geschichte des Landes von der Landnahmezeit bis zum Tode Ottos III. und Ausgewählte Beiträge zur Geschichte des Elsaß im Früh- und Hochmittelalter, Jan Thrbecke Verlag Sigmaringen 1991 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 154,189,222,226-230,232,240,248/Band II Seite 162,510-512/ Band III Seite 154,308,489,492,497 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 67 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 25,27,31 - Fried, Johannes: Prolepsis oder Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradiner-Genealogie im 10. und frühen 11. Jahrhundert - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 VII,109 Seite 109,214,223,227,229,292,300, 322,334,341 - Hilsch, Peter: Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 42 1983 Seite 52-81- Hirsch, Siegfried: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II. 1. und 2. Band, Verlag von Duncker & Humblot Berlin 1864 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 46-48,65,104,148 - Hlawitschka, Eduard: Die Thronkandidaturen von 1002 und 1024. Gründeten sie im Verwandtenanspruch oder in Vorstellungen von freier Wahl?, in Reich und Kirche vor dem Investiturstreit von Karl Schmid (Hrsg.) Seite 49-65, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1985 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln des 11. Jahrhunderts, Seite 7-9,13-16,20,24,43,45-60,65,67,73-76,78,82,85,100,102-104,108, 110-112,116,119,124-128,130,136-138,140,148, 151-153,155,158,166,169-171,175-178 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 328,366-372, 375,381,403,418,446 - Keller, Hagen: Schwäbische Herzöge als Thronbewerber: Hermann II. (1002), Rudolf von Rheinfelden (1077), Friedrich von Staufen 1125). Zur Entwicklung von Reichsidee und Fürstenverantwortung, Wahlverständnis und Wahlverfahren im 11. und 12. Jahrhundert, in Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins Band 131 1983 - Kienast, Walther: Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert), R. Oldenbourg Verlag München-Wien 1968 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 55,66,145 - Maurer Heinz: Der Herzog von Schwaben - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 346,410,412 - Rappmann Roland/ Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 425,428 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 90 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 76,91,95,98,101,105 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 114,298-300,302, 331,342 - Schwarzmaier Hansmartin: Von Speyer nach Rom. Wegstationen und Lebensspuren der Salier. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992, Seite 17,35,48,50,52,56 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 170,174, 196,204,206,214,216, 222, 234,252 - Uhlirz, Karl: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III. 1. und 2. Band. Verlag Duncker & Humblot Berlin 1967 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 37,50-53,63,69,76,80,165,177,194,202,220 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf - Wolf Armin: Wer war Kuno von Öhningen? Überlegungen zum Herzogtum Konrads von Schwaben (+ 997) und zur Königswahl vom Jahre 1002. in Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters Band 36, 1980, Seite 25-83 - Zimmermann, Harald: Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1976 - Zotz Thomas: Der Breisgau und das alemannische Herzogtum -

    Hermann heiratete von Burgund, Gerberga in 988. Gerberga (Tochter von von Burgund, Konrad und von Frankreich, Mathilde) wurde geboren in 965/966; gestorben am 7 Jul 1018/1019. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 148. von Schwaben, Mathilde  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 988; gestorben in 1031/1032; wurde beigesetzt in Worms [67547],Worms,Rheinland-Pfalz,Deutschland.
    2. 149. von Schwaben, Gisela  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 13 Nov 989; gestorben am 15 Feb 1043 in Goslar [38640],Goslar,Niedersachsen,Deutschland; wurde beigesetzt in Speyer [67346],Speyer,Rheinland-Pfalz,Deutschland.
    3. 150. von Schwaben, Beatrix  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 990/1000; gestorben nach 1035.
    4. 151. von Schwaben, Berthold  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 992; gestorben in 993.
    5. 152. von Schwaben, Hermann III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 994; gestorben am 1 Apr 1012.

  6. 116.  von Öhningen, Ita Graphische Anzeige der Nachkommen (88.Konrad11, 65.Udo10, 38.Gebhard9, 23.N.8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) gestorben nach 1000; wurde beigesetzt in Altomünster [85250],Dachau,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Weingarten [88250],Ravensburg,Baden-Württemberg,Deutschland; Gräfin von Altdorf

    Notizen:

    Ita von Öhningen Gräfin von Altdorf
    + 16.10. nach 1000 Begraben: Altomünster

    Tochter des Herzogs Konrad von Schwaben aus dem Hause der KONRADINER und der Judith von Marchtal, Tochter von Graf Adalbert
    Nach Jackman/Fried Tochter des Herzogs Konrad II. von Öhningen, Herzog von Schwaben und der OTTONIN Richlind, Tochter von Herzog Liudolf von Schwaben

    Heine Alexander (Hg.): Seite 24,25,39, "Geschichte der Welfen", Genealogie der Welfen

    4. Rudolf nahm eine Gemahlin aus dem Hause ÖHNINGEN [Öhningen bei Radolfszell. Itas Gemahl war nicht der Bruder des heiligen Konrad, sondern dessen Neffe.] namens Ita, deren Vater der sehr edle Graf Kuno war, die Mutter aber eine Tochter des Kaiser OTTO DES GROSSEN. Dieser Kuno zeugte vier Söhne, Egebert, den Markgrafen von Stade, Leopald, Liutold und Kuno, und vier Töchter, deren eine sich unserem Rudolf, die andere mit einem von Rheinfelden, einem Ahnherrn der ZÄHRINGER, die dritte mit dem König der Rugier und die vierte mit dem Grafen von Andechs vermählte. Rudolf zeugte mit seiner Gemahlin Heinrich, welcher bei Lana auf der Jagd von einem Stein zerschmettert wurde, und Welf, den ersten dieses Namens.
    6. Mit derselben Ita erzeugte Rudolf auch Richarda, welche das Kloster Ebersberg gründete, da sie von einem der reichsten Grafen Baierns seine Söhne empfing.

    Geschichte der Welfen

    6. Rudolf, der Bruder des Vorigen, nahm eine Gemahlin namens Ita aus dem Hause ÖHNINGEN [Die Verwandtschaft der Ita ist der Genealogie der Welfen entnommen. Diese Angaben sind teilweise falsch, OTTO hatte keine Tochter Richlint, es gab keinen Grrafen Eggebert von Stade, ein Graf Kuno von Öhningen ist unbekannt, Diessen und Andechs werden gleichberechtigt genannt.], deren Vater der sehr edle Graf Kuno, die Mutter aber eine Tochter des Kaisers OTTOS DES GROSSEN namens Richlint war. Dieser Kuno zeugte vier Söhne, Eggebert, Kuno, Liutold und Leopalt. Der erste von ihnen, nämlich Eggebert, hatte die Mark gegen die Dänen an der Grenze Sachsens, Stade genannt, und zeugte Söhne und Töchter, welche sich in verschiedene Länder zerstreueut haben. Derselbe Kuno hatte auch vier Töchter, deren eine unseren Rudolf, eine andere einen von Rheinfelden, Ahnherrn der ZÄHRINGER, eine dritte den König der Rugier und eine vierte den Grafen von Dießen heiratete. Der genannte Rudolf erzeugte mit Ita zwei Söhne, Heinrich und Welf, und eine Tochter Richgarda [In Wirklichkeit hieß diese Tochter Richlindis.].

    Schneidmüller Bernd: Seite 115,116,127 ,"Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung."

    Rudolf gelang eine vorteilhafte Ehe mit Ita von Öhningen, deren genealogische Zuordnung seit langem die Phantasie der Mittelalterforschung strapaziert. Genealogia und Historia Welforum melden nämlich ihre Herkunft aus einer Ehe Kunos von Öhningen mit Richlind, einer Tochter Kaiser OTTOS DES GROSSEN.
    Zwar schrieb die spätere Überlieferung Heinrich "mit dem goldenen Pflug/Wagen" die Fixierung auf den Herrschaftsmittelpunkt Ravensburg und die Begründung des Klosters Altdorf zu. Doch zum Kristallisationspunkt des Hauses, zum "festen Wohnsitz", wurde das Ensemble von Burg und Kloster erst seit dem ausgehenden 10. Jahrhundert. Seit Rudolf, dem Gatten der Ita von Öhningen, fanden die WELFEN über Generationen ihr Graf in Altdorf/Weingarten
    In Altomünster wurde ein karolingerzeitliches Institut im frühen 11. Jahrhundert zu neuem Leben erweckt. Die Neugründung am ererbten Ort, über die Otloh von St. Emmeram in seiner Vita s. Altonis berichtet, nahmen Welf II., seine später in Altomünster bestattete Mutter Ita und seine Gemahlin Irmentrud/Imiza vor.

    Schmid, Karl: Seite 134, "Probleme um den "Grafen Kuno von Öhningen"

    e) Ita, die Gemahlin des WELFEN Rudolf

    Daß Rudolf der Gemahl einer Ita gewesen ist, wie die "Welfengenealogie" und die "Welfengeschichte" berichten, wird durch andere Quellenzeugnisse bestätigt [Necrol. Weingartense zum 16. Oktober, MG. Necrol. Germ. I Seite 229: Ita com. uxor Ruodolfi comitis ...; vgl. Notae Necrol. Einsiedlenses, ebd. Seite 363 und Quellenwerk zur Entstehung der Schweiz. Eidgenossenschaft II, 3 (1951) Seite 369; Wirtemb. Urkundenbuch IV (1883) Anhang Seite VI, siehe Anmerkung 105.]. Fraglich erscheint aber die zeitliche Einordnung dieses WELFEN. Da Welf II. im Jahre 1030 gestorben ist, dürfte die Lebenszeit seines Vaters, des Grafen Rudolf, ins endende 10. Jahrhundert zu setzen sein. Dann aber kann die Behauptung der welfischen Überlieferung, Rudolf sei der Bruder des Konstanzer Bischofs Konrad (934-975) gewesen, kaum zutreffen. Aus Zeitgründen ist die Forschung daher längst übereingekommen, in Rudolf, dem Bruder Bischof Konrads, und in Rudolf, dem Gemahl der Ita und Vater Welfs II., nicht ein- und dieselbe Person, sondern Vater und Sohn zu sehen. So groß erschien der Generationenunterschied, daß manche Forscher zwischen diese beiden welfischen Rudolfe des 10. Jahrhunderts sogar noch ein weiteres Zwischengleid einschieben wollten.

    Heinzelmann Josef, "Spanheimer-Späne Schachwappen und Konradinererbe"

    Unter der Voraussetzung, dass Konrad von Schwaben den Eintrag eröffnet, liegt der Zeitpunkt vor 983, da er noch Graf genannt wird. Wäre 'Konrad vom Elsass' gemeint, müssten wir noch etwas weiter zurückgehen. Dass die zwei von der Welfenchronik erfabelten Söhne fehlen, wundert nicht, wohl aber an welcher Stelle und wie Herzog Hermann erscheint. Im Vergleich zu Liutold und Konrad (beide als laici bezeichnet) müsste er, weil ohne Bezeichnung, noch ein Kind und eigentlich zum geistlichen Stand bestimmt sein. Wer aber waren die nach ihm aufgeführten Frauen? Voraussetzen darf man, dass sie dem familiären Rang nach eingetragen wurden, etwaige Verstorbene natürlich zuerst. Wenn Ita also eine Tochter des Cuonradus comes sein soll, war sie zum Zeitpunkt des Eintrags schon tot. Nur dann kann Iudita (so Hlawitschka) und/oder Richlint (so Wolf) seine Gattin sein. Am logischsten erscheint mir: Ita war die noch lebende Schwiegermutter, Iudita die Gemahlin Konrads und Mutter der Kinder, Richlint die Tochter, mit der Ruodolf verheiratet war, sie steht ja auch direkt vor ihm.
    Uff! Das hieße doch, Iudita/Jutta war eine Kaiserenkelin und tatsächlich Gattin Konrads, die Frau Rudolfs hieß Richlint. Eine charmante Wendung. Aber chronologisch geht das nicht. Die Tochter des 957 gestorbenen Herzogs Liudolf, der 947/48 Ida, die 986 Mai 17 verstorbene Tochter Herzog Hermanns I., geheiratet hatte, kann nicht schon 982 (spätester Termin für den Gedenkeintrag) zwar mehrere Enkel gehabt haben, aber noch nicht jene Kinder, die aus der Welfenchronik im Eintrag noch fehlen. Außerdem ist Ita als Gemahlin Rudolfs gut belegt.
    Wolf würde folgende Variation vorschlagen: Ita ist Konrads Schwiegermutter, Iudita seine Mutter, Richlint seine Frau. Nur fehlt dann die Gattin Rudolfs.
    Noch besser gefiele Wolf und Jackman wohl folgende Möglichkeit: Nach dem Grafen Konrad sein Schwiegervater Liutoldus, weil er als Herzog abgesetzt worden war, nur mit der Bezeichnung laicus. Dann sein Vater Cuonradus, dann sein Sohn Hermann, dann Schwiegermutter und Mutter und Gattin. Aber wieder fehlt dann die Gattin Rudolfs!
    Wenn aber Rudolf der eigentliche Mittelpunkt des Eintrags wäre -zu einem Zeitpunkt, wo er selber noch nicht Graf ist!! - könnte man Ita für seine Frau, Iudita für seine Schwiegermutter (also doch die Frau des Cuonradus comes) halten und Richlint für eine Schwester oder - unerklärlicherweise vor den Söhnen - für seine wohlbelegte Tochter, die die Historia Welforum fälschlich Richgarda nennt (Richarda in der Genealogia). Es ist gut möglich, dass wegen dieser Namensverwechslung vom 'Welfen-Historiker' das unverstandene Richlint zur Schwiegermutter Rudolfs, das heißt zur Frau Kunos von Öhningen gemacht wurde.
    Lassen wir diese Deutungsversuche, es gibt noch mehr; aber keine Interpretation deckt sich mit der Welfen-Überlieferung und den Interpretationen von Wolf und Jackman oder auch Hlawitschka. An einer Harmonisierung der Historia Welforum mit dem Reichenauer Eintrag kann man sich nur verheben. Ich habe nämlich den Eindruck, dass die Verfasser der Genealogia und der Historia Welforum diesen Eintrag gekannt und hier den 'Grafen' Konrad und den Namen Richlint und vielleicht auch die Söhne Liutold und Konrad her haben. Sie fanden, eventuell von den Reichenauer Mönchen darauf hingewiesen, 'ihre' WELFEN Rudolf, Ita usw. in dem Eintrag und reimten sich das übrige zusammen. Genau so kannten sie die Chronik Thietmars und den Continuator Reginonis (mit der Erzählung von dem Kuno, der Geschlechtsverkehr mit einer Kaiser-Verwandten gehabt haben wollte) sowie die Schluchsee-Schenkung, wo sie den Stader Markgrafen Eggebert usw. fanden. Nach eigener Aussage arbeiteten sie ja summa diligentia investigantes ac multum in diversis chronicis et historiis sive antiquis privilegiis quaerendo laborantes. Dass ihnen diplomatisches Rüstzeug und eine reichhaltige historisch-genealogische Sekundärliteratur und eine sichere chronologische Stütze fehlten, darauf muss man gefasst sein; man darf auch nicht erwarten, dass sie nur richtige Nachrichten fanden und sie nur richtig auswerteten. Alles mehr oder weniger zufällig Zusammengetragene verwurstelten sie in zwei Stufen mit Famililienerinnerungen zu einem halb erfundenen, halb wahren Verhau, aus dem man nichts, aber auch garnichts zur Grundlage einer wissenschaftlichen These machen darf. Wenn wir - vielleicht nicht einmal alle - Quellen entdecken, aus denen sie kritiklos rezipierten, dürfen wir diese nicht als bestätigende Parallel-Überlieferung ansehen, sondern müssen mit komparatistischem Blick untersuchen, wie sie missverstanden, umgedeutet, vermanscht und weitergesponnen wurden. Genealogia und Historia Welforum sind Literatur. Genausowenig wie sie darf man in künftigen Jahrhunderten Wolfs, seiner Parteigänger und seiner Kontrahenten Texte als Quelle nehmen, ausgenommen für bestimmte Mentalitäten der Geschichtswissenschaft Ende des 20. Jahrhunderts.
    Ich schlage mich nicht auf die Seite der Parodisten, wenn ich nochmals eine Denkmöglichkeit anfüge. Der letzte Name der Reichenauer Memorialnotiz, angeblich eine Dublette, könnte nämlich Konrads von Schwaben Schwager Heinrich von Stade bezeichnen, denn man muss wohl Vuelf Heinrich für die beiden Enkel Welf und Heinrich ansehen. Dann dürfte aber auch Iudita Heinrichs von Stade Gattin meinen und dann wäre Richlint mit größter Wahrscheinlichkeit eine weitere Schwester oder eine Tochter Konrads. Oder doch die Gattin Konrads? Der Eintrag: Graf Konrad, drei Brüder oder Söhne, zwei Schwestern, eine dritte Schwester oder Tochter oder seine Frau, Schwager 1 (kaum Schwiegersohn) mit zwei Söhnen, Schwager 2, ergäbe eine gewisse Kohärenz. Sicher haben die Mönche auf der Reichenau wie alle ihre Zeitgenossen sich wenig um Systematik in unserem Sinne geschert, aber Alter und Rang waren ihnen wichtig. Genauso sinnvoll wäre der Eintrag, wenn man ihn auf Jackmans Herzog Konrad vom ElElsaß bezieht: So oder so müssten wir in den Personen nur die lebenden Vertreter zweier Generationen sehen. Aber so oder so oder so oder so fehlen einige der doch als zum Zeitpunkt der Eintragung lebend zu vermutenden Familienmitglieder, darunter die wohl erst später im Naheland verstorbene Uda. Kurz, der Reichenauer Eintrag ist im Gegensatz zur Historia Welforum eine Primärquelle, leider eine fast unmöglich korrekt auszuwertende.


    Literatur:
    Heine Alexander (Hg.): Geschichte der Welfen. Phaidon Verlag GmbH Essen Seite 24,25,39 - Heinzelmann Josef: Spanheimer-Späne Schachwappen und Konradinererbe - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um 'Kuno von Öhningen', Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 48,58,67,99-102,104,111,123,151,155,158,167-169,171 - Schmid, Karl: Probleme um den "Grafen Kuno von Öhningen" in Gebetsgedenken uns adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983 Seite 128,134,148,159,163, 167 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 30,115,116,119,127 - Wolf Armin: Wer war Kuno von Öhningen? Überlegungen zum Herzogtum Konrads von Schwaben (+ 997) und zur Königswahl vom Jahre 1002. in Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters Band 36, Seite 25-83 1980 -

    Gestorben:
    16.10.

    Familie/Ehepartner: von Altdorf, Rudolf II.. Rudolf gestorben um 0990; wurde beigesetzt in Weingarten [88250],Ravensburg,Baden-Württemberg,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 153. im Sualafeld, Kuno I,  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben nach 1020.
    2. 154. von Altdorf, Welf II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 0960/0970; gestorben am 10 Mrz 1030; wurde beigesetzt in Weingarten [88250],Ravensburg,Baden-Württemberg,Deutschland.
    3. 155. von Altdorf, Eberhard I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 0975; gestorben am 13 Aug 1040; wurde beigesetzt in Bamberg [96047],Bamberg,Bayern,Deutschland.
    4. 156. von Altdorf, Heinrich  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 0980; gestorben um 1000 in Lana [39011],Trentino-Südtirol,Italien.
    5. 157. von Altdorf, Richlinde  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 0980; gestorben am 12 Jun 1045 in Persenbeug [3680],Niederösterreich,Österreich; wurde beigesetzt in Ebersberg [85560],Ebersberg,Bayern,Deutschland.

  7. 117.  von Schwaben, Uda Graphische Anzeige der Nachkommen (88.Konrad11, 65.Udo10, 38.Gebhard9, 23.N.8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1)

    Notizen:

    Name:
    Oda

    Gestorben:
    jung


  8. 118.  von Stade, Heinrich II. Graphische Anzeige der Nachkommen (89.Judith11, 65.Udo10, 38.Gebhard9, 23.N.8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 946; gestorben am 2 Okt 1016; wurde beigesetzt in Harsefeld [21698],Stade,Niedersachsen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 976-1016, Stade [21680],Stade,Niedersachsen,Deutschland; Graf von Stade

    Notizen:

    Heinrich II. der Gute
    Graf von Stade (976-1016)
    946-2.10.1016 Begraben: Harsefeld
    Ältester Sohn des Grafen Heinrich I. der Kahle von Stade aus seiner 1. Ehe mit der Judith von Rheinfranken, Tochter von Graf Udo von Wetterau

    Althoff Gerd: Seite 416, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    G 131 Lü:
    2.10. Heinricus com + 1016 Graf von Stade

    Heinrich, mit dem schon zeitgenössischen Beinamen 'der Gute', erscheint wie zahlreiche andere Mitglieder der Stader Grafenfamilie, die mit den BILLUNGERN verwandt und verbunden war, im Lüneburger Necrolog; vgl. dazu den Kommentar G 45.
    Me: 1.10. Heinricus com
    1.10. Heinricus com et servus Christi

    Heinrich von Stade, der Verwandte Thietmars von Merseburg (vgl. Holtzmann, Thietmar-Ausgabe, Einleitung S. XIII; Lippelt, Thietmar von Merseburg, S. 48) wurde zweimal ins Merseburger Necrolog eingetragen. Der zweite Eintrag gehört der Ergänzungsschicht an.
    Zu dem Problem der Doppeleinschreibung s. S. 154 f.
    Angesichts des Beinamens 'der Gute' und der Bezeichnung servus Christi ist hinzuweisen auf die Nachricht des Annalista Saxo (a. 1016, S. 670), dass das Grab Heinrichs und seiner Gemahlin häufig besucht worden sei, ubi mira quedam dicuntur visa.
    Allg. zu Heinrich, seinen Kontakten zum Königtum und zu seinem Todesdatum, vgl. Hucke, Die Grafen von Stade, S. 15 f.

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 6, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VIII. 18. HEINRICH II., Graf von Stade
    * ca. 945, + 1016 2. X.
    Gemahlin:
    vor 994
    ADELA

    Anmerkungen: Seite 126
    VIII. 18. Heinrich II.
    Thietmar 4,16 und 7,33. [VIII 21]

    Thiele Andreas: Tafel 216, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte", Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

    HEINRICH II. "DER GUTE" + 1016

    Heinrich II. der Gute erwarb das Münzrecht und zog 993 mit den Brüdern Siegfried und Lothar-Udo nach Brandenburg und 994 gegen die normannischen Seeräuber. Gemeinsam mit den sächsischen Großen aus den benachbarten Gebieten nahmen sie am 23. Juni 994 den Kampf mit dem zahlenmäßig überlegenen Feind auf. Trotz ihrer Tapferkeit wurden sie überwunden, ihre Mannschaften vernichtet, sie selbst getötet oder gefangengenommen. Als einem von ihnen, dem Grafen Siegfried von Stade, die Flucht gelang, wurden die in der Gefangenschaft Zurückgebliebenen grausam verstümmelt und in diesem Zustand erst nach längerer Zeit, als man mit vieler Mühe das verlangte hohe Lösegeld mit Hilfe des Königs aufgebracht hatte, den Ihren zurückgegeben. Er stiftete um 1010 die Abtei Harsefeld, führte viele Fehden, besonders gegen den bischöflichen Neffen Dietrich von Münster, die Erzbischöfe von Bremen und auch gegen die EKKEHARDINER in Meißen. Er war oft Zeuge in Urkunden. Er ist vielleicht auch der 997 in Pöhlde auftretende Graf, der hier Geschäfte des 994 gefallenen Bruders Lothar-Udo führte, und Vormund seiner Neffen Udo und Heinrich von Katlenburg war. 1003 intervenierte er zusammen mit Bernhard I. Billung in einer Kaiserurkunde zu Allstedt.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 477, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    21-26
    Zu den Angehörigen des Hauses der "Grafen von Stade" ist zunächst auf ein Mißverständnis von Brandenburg aufmerksam zu machen (Hinweis meines Assistenten, Herrn Atsma): Brandenburg hat Thietmar IV, 25 so aufgefaßt, als sei die dort genannte Adela/Ethela Gattin Heinrichs II. von Stade. Diese Tochter des Grafen Gero war aber Gattin des Grafen Siegfried von Stade. Damit nicht genug, bringt Brandenburg die gleiche Adela, mit demselben Terminus ante der Eheschließung "vor 994" zu Siegfried noch einmal! Im übrigen habe ich die Daten im Anschluß an das Buch von Richard G. Hucke, Die Grafen von Stade 944-1144, Stade 1956, in folgenden Punkten berichtigt:
    Durch das berichtigte Todesdatum von Heinrichs II. Vater Heinrich (siehe oben Anmerkung VII, 14) ergibt sich c 975/76 als Zeitpunkt des Regierungsantritts Heinrichs II. Seine bei Brandenburg nicht erwähnte Frau hieß Mechthild, stammte aus Schwaben und starb an einem X 19 (Hucke 16).
    Das Ehedatum seiner Schwester Kunigund ist gegenüber "c 970" bei Brandenburg zu präzisieren auf 972 Ende (Hucke 24, der als Geburtsjahr dieser Mutter Thietmars von Merseburg c 959/60 annimmt, während Brandenburg an c 950 gedacht hatte). Kunigunds Gemahl, Graf Siegfried von Walbeck, starb 991 III 15, nicht 990 III 15, wie Brandenburg angibt (Hucke 25). -
    Siegfried folgte seinem 1016 verstorbenen Bruder, Heinrich II., durch die 1017 erfolgte kaiserliche Verleihung (Hucke 16) in der Grafschaft zwischen Niederelbe und Niederweser, die, wie wir schon oben Anmerkung VII, 14 erwähnten, nach dem späteren dauernden Sitz der Grafen "Grafschaft Stade" genannt wird.
    Nicht in dieser Grafschaft war, im Gegensatz zur Angabe Brandenburgs VIII, 19, Udo, der zweitälteste der Brüder, Graf. Von ihm stammen die späteren Grafen von Catlenburg ab (Hucke 16-20).
    Siegfried, den Brandenburg unnötig "Siegfried II." nennt, starb 1037, aber nicht am 1. Mai, wie Brandenburg angibt, sondern am 6. Januar (Hucke 21, Anmerkung 119, wo Lappenbergs Angabe MG SS 16, 379 berichtigt wird, der Brandenburg offenbar gefolgt war). Für seine Gattin Adela gibt Hucke 21, Anmerkung 120 den bei Brandenburg fehlenden Todestag V 1.
    Zu streichen ist endlich die von Brandenburg VIII, 24, wenn auch mit Fragezeichen, aufgeführte Hildegard, Gattin Herzog Bernhards von Sachsen. Sie ist die Tochter ihrer gleichnamigen Mutter, der zweiten Gemahlin Heinrichs I. "von Stade" (Hucke 15,26), hat also mit der karolingischen Abkunft, die dem Grafenhause ja durch Heinrichs erste Gattin Judith zugeführt wurde, nichts zu tun.

    Thietmar von Merseburg: Seite 134,138-142,404,414, Chronik"

    Im 3. Jahre nach dem Weihnachtsfest gerieten meine Oheime in die Gefangenschaft von Seeräubern, wie man im Folgenden findet.
    Ich erwähnte schon, daß meine drei Oheime Heinrich, Udo und Siegfried samt Adalger und vielen anderen am 23. Juni [994. Wikingereinfall. Grafen von Stade, Brüder von Thietmars Mutter Kunigunde, vgl. IV, 19. Vgl. Ann. Hild. 994; Adam von Bremen II, 31f.; Necr. Mers.: VIII. Kal. Iul.] zu Schiff gegen Seeräuber auszogen, die in ihrem Gebiet heerten; Udo fiel im Kampfe; Heinrich aber mit seinem Bruder Siegfried und Graf Adalger mußten sich unglücklicherweise besiegt gefangengeben und wurden von den verruchten Kerlen mitgenommen. Schnell verbreitete sich die Kunde von diesem Mißgeschick unter den Christgläubigen. Der in der Nähe weilende Herzog Bernhard entsandte sofort Unterhändler, die ihnen eine Loskaufsumme in Aussicht stellten und eine Möglichkeit zu Besprechungen über friedlichen Ausgleich erbitten sollten. Darauf eingehend verlangten sie Friedenszusicherungen und eine unerhörte Summe. Wieviel dazu zunächst der Königs aufbrachte, wie reichlich dann aber auch alle Christen unseres Landes in Erfüllung ihrer menschlichen Pflicht bereitwilligst beitrugen, verag ich nicht zu schildern. Meine Mutter gab, schmerzlichst erschüttert, für die Befreiung ihrer Brüder alles, was sie besaß oder irgendwie aufbringen konnte.
    Als die verfluchte Räuberbande nun den größten Teil des gesammelten Geldes - ein gewaltiges Gewicht! - erhalten hatte, nahm sie für Heinrich seinen einzigen Sohn Siegfried, ferner Gerwand und Wolfram, für Aadalger aber dessen Oheim Dietrich und Olaf, den Sohn seiner Tante, und entließen ihre Gefangenen, um die Aufbringung des Rests der ihnen zugesagten Summe zu beschleunigen; nur Siegfried hielten sie fest. Da er keinen Sohn hatte, bat er meine Mutter, ihm mit einem ihrer Söhne zu helfen.
    Doch gerade an diesem Tage entrann Siegfried mit Gottes Hilfe trotz seiner schweren Wunden folgendermaßen der strengen Bewachung seiner Feinde. Nur mit Mühe konnte der Graf entrinnen; am sicheren Ufer fand er, wie zuvor verabredet, bereitgehaltene Pferde, und schleunigst ging es nach seiner Burg Harsefeld [an der Lühe südlich Stade], wo sein Bruder Heinrich und seine Gemahlin Adela [Gemahlin Siegfrieds, nach Ann. Saxo Tochter des Grafen Gero vom Nordthüringengau (III,9).] sich aufhielten, ohne mit einer solchen Freude zu rechnen. Die feindlichen Verfolger aber drangen in die nahe dem Ufer liegende Burg Stade und suchten ihn voller Eifer an den verborgensten Orten. Als sie ihn nicht fanden, raubten sie den Frauen gewaltsam die Ohrringe und kehrten dann mißmutig um. In ihrer Wut warfen sie am nächsten Tage den Priester, meinen Vetter und alle übrigen Geiseln mit abgeschnittenen Nasen, Ohren und Händen in den Strom. Dann machten sie sich davon.
    Auch den darauf folgenden unersetzlichen Verlust darf ich nicht übergehen. Graf Heinrich, mein vor Christus und in dieser Welt sehr angesehner Oheim, entrichtete am 2. Oktober [1016. Graf von Stade. - Necr. Mers.: 1. Oktober] unserer Doppelnatur seinem Zoll; wegen seiner Rechtschaffenheit bis ins Alter und seines seligen Endes darf man ihn glücklich preisen.
    In dieser Woche kamen unsere Großen in Goslar auf Befehl des Caesars in Goslar zusammen; hier wurde damals meinem Oheim Siegfried die Grafschaft seines Bruders Heinrich verliehen [+ Oktober 1016 (VII, 46); Grafschaft Stade].

    975/76 oo Mechthild (aus Schwaben) - 19.10.

    Kinder:
    - Siegfried um 977-26.10.994

    Literatur:
    Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 282 - Althoff, Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Wilhelm Fink Verlag München 1984 Seite 57,145,153, 416 G 131 - Annalen von Quedlinburg ad a. 1016 - Annalista Saxo: Reichschronik Seite 28,38,44,70 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 6 - Chronik des Albert von Stade - Eickhoff, Ekkehard: Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 440-442 - Hucke, Richard: Die Grafen von Stade 990-1144, Stade 1956 - Lippelt, Helmut: Thietmar von Merseburg, Böhlau Verlag Köln 1973 Seite 48 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 216 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 134,138-142,404,414 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 477 -


  9. 119.  von Stade, Lothar-Udo I. Graphische Anzeige der Nachkommen (89.Judith11, 65.Udo10, 38.Gebhard9, 23.N.8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 950; gestorben am 23 Jun 994 in Stade [21680],Stade,Niedersachsen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Stade [21680],Stade,Niedersachsen,Deutschland; Graf von Stade

    Notizen:

    Lothar-Udo I.
    Graf von Stade
    950-23.6.994 gefallen bei Stade
    2. Sohn des Grafen Heinrich I. der Kahle von Stade aus seiner 1.Ehe mit der Judith von Rheinfranken, Tochter von Graf Udo von der Wetterau

    Althoff Gerd: Seite 402, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    G 68 Lü: 23.6. Vdo com + 994 Graf von Stade

    Luder-Udo, der Sohn Heinrichs I. aus dem Stader Grafenhaus fiel 994 im Kampf gegen die Seeräuber. Zu den zahlreichen Einträgen der Mitglieder des mit den BILLUNGERN verwandten Stader Grafenhauses ins Lüneburger Necrolog vgl. Kommentar G 45.

    Me: 23.6. Udo

    Der Eintrag in Merseburg gehört der Ergänzungsschicht an. Obgleich Udo dort keinen Titel trägt, liegt auf Grund des Todestages die Annahme nahe, dass auch in Merseburg der Stader Graf gemeint ist, zumal sein Vater Heinrich (G 45) als consanguineus OTTOS I. bezeichnet wird.
    Zu Udo und seinem Todesdatum Hucke, Die Grafen von Stade, S. 16 f. und FW G 35.

    Lothar-Udo war Mitregent seiner Brüder Heinrich II. und Siegfried II. und zog mit anderen sächsischen Grafen auf Befehl der Kaiserin Theophanu Mieszko I. von Polen gegen Boleslav I. von Böhmen zu Hilfe. Er nahm 993 mit seinen Brüdern am Feldzug gegen Brandenburg teil, zog 994 gegen die verheerend einfallenden Normannen-(Askomanen) und fiel bei Stade gegen sie.

    oo N.N.
    Kinder:
    - Udo Graf von Katlenburg - nach 1040
    - Heinrich Graf von Katlenburg

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 57,250,402 G 68 - Annalen von Hildesheim ad a. 994 - Annalen von Quedlinburg ad a. 994 - Chronik des Albert von Stade - Hucke, Richard: Die Grafen von Stade 990-1144, Stade 1956 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 220 -

    Gestorben:
    gefallen bei Stade


  10. 120.  von Stade, Siegfried II. Graphische Anzeige der Nachkommen (89.Judith11, 65.Udo10, 38.Gebhard9, 23.N.8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 965; gestorben am 6 Jan 1037.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1016-1037, Stade [21680],Stade,Niedersachsen,Deutschland; Graf von Stade

    Notizen:

    Siegfried II.
    Graf von Stade (1016-1037)
    965-6.1.1037
    3. Sohn des Grafen Heinrich I. der Kahle von Stade aus dem Hause der UDONEN aus seiner 1. Ehe mit der Judith von Rheinfranken, Tochter von Graf Udo von der Wetterau

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 6, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VIII. 23. SIEGFRIED II., Graf von Stade 1017
    * ca. 965, + 1037 1. V.
    Gemahlin:
    vor 994
    ADELE, Tochter des Grafen Gero von Alsleben

    Anmerkungen: Seite 126
    VIII. 23. Siegfried
    scheint den Altersverhältnissen nach das jüngste Kind gewesen zu sein, siehe Thietmar 4, 9 (990, wo er zum ersten Male vorkommt), 4, 16. [VIII 26]

    Thiele Andreas: Tafel 216, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte", Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

    SIEGFRIED II. + 1037

    Graf im Schwaben- und Nordthüringgau, Vogt zu Alsleben und folgte 1016 seinem Bruder Heinrich II. dem Guten als Graf von Stade. Er war 980 in Rom und wurde ab 1002 oft vermittelnd und als Zeuge genannt. Er ging mit den BILLUNGERN in der Ablehnung der kirchenfreundlichen, kaiserlichen Politik konform, bekriegte den bischöflichen Neffen Dietrich von Münster, führte Raubzüge gegen Bistümer und Klöster durch und war daher auch zeitweise gebannt. Er floh 994 unbesonnen aus normannischer Gefangenschaft und verursachte damit die Verstümmelung seines Neffen Siegfried.

    oo ADELE (ETHELA) VON ALSLEBEN Tochter und Erbin des Grafen Gero im Nordthüringengau und Schwabengau

    Werner Karl Ferdinand: Seite 477, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    21-26
    Zu den Angehörigen des Hauses der "Grafen von Stade" ist zunächst auf ein Mißverständnis von Brandenburg aufmerksam zu machen (Hinweis meines Assistenten, Herrn Atsma): Brandenburg hat Thietmar IV, 25 so aufgefaßt, als sei die dort genannte Adela/Ethela Gattin Heinrichs II. von Stade. Diese Tochter des Grafen Gero war aber Gattin des Grafen Siegfried von Stade. Damit nicht genug, bringt Brandenburg die gleiche Adela, mit demselben Terminus ante der Eheschließung "vor 994" zu Siegfried noch einmal! Im übrigen habe ich die Daten im Anschluß an das Buch von Richard G. Hucke, Die Grafen von Stade 944-1144, Stade 1956, in folgenden Punkten berichtigt:
    Durch das berichtigte Todesdatum von Heinrichs II. Vater Heinrich (siehe oben Anmerkung VII, 14) ergibt sich c 975/76 als Zeitpunkt des Regierungsantritts Heinrichs II. Seine bei Brandenburg nicht erwähnte Frau hieß Mechthild, stammte aus Schwaben und starb an einem X 19 (Hucke 16).
    Das Ehedatum seiner Schwester Kunigund ist gegenüber "c 970" bei Brandenburg zu präzisieren auf 972 Ende (Hucke 24, der als Geburtsjahr dieser Mutter Thietmars von Merseburg c 959/60 annimmt, während Brandenburg an c 950 gedacht hatte). Kunigunds Gemahl, Graf Siegfried von Walbeck, starb 991 III 15, nicht 990 III 15, wie Brandenburg angibt (Hucke 25). -
    Siegfried folgte seinem 1016 verstorbenen Bruder, Heinrich II., durch die 1017 erfolgte kaiserliche Verleihung (Hucke 16) in der Grafschaft zwischen Niederelbe und Niederweser, die, wie wir schon oben Anmerkung VII, 14 erwähnten, nach dem späteren dauernden Sitz der Grafen "Grafschaft Stade" genannt wird.
    Nicht in dieser Grafschaft war, im Gegensatz zur Angabe Brandenburgs VIII, 19, Udo, der zweitälteste der Brüder, Graf. Von ihm stammen die späteren Grafen von Catlenburg ab (Hucke 16-20).
    Siegfried, den Brandenburg unnötig "Siegfried II." nennt, starb 1037, aber nicht am 1. Mai, wie Brandenburg angibt, sondern am 6. Januar (Hucke 21, Anmerkung 119, wo Lappenbergs Angabe MG SS 16, 379 berichtigt wird, der Brandenburg offenbar gefolgt war). Für seine Gattin Adela gibt Hucke 21, Anmerkung 120 den bei Brandenburg fehlenden Todestag V 1.
    Zu streichen ist endlich die von Brandenburg VIII, 24, wenn auch mit Fragezeichen, aufgeführte Hildegard, Gattin Herzog Bernhards von Sachsen. Sie ist die Tochter ihrer gleichnamigen Mutter, der zweiten Gemahlin Heinrichs I. "von Stade" (Hucke 15,26), hat also mit der karolingischen Abkunft, die dem Grafenhause ja durch Heinrichs erste Gattin Judith zugeführt wurde, nichts zu tun.

    Thietmar von Merseburg: Seite 134,138-142,404,414, "Chronik"

    Im dritten Jahre nach dem Weihnachtsfest gerieten meine Oheime in die Gefangenschaft von Seeräubern, wie man im Folgenden findet.
    Ich erwähnte schon, daß meine drei Oheime Heinrich, Udo und Siegfried samt Adalger und vielen anderen am 23. Juni [107 994. Wikingereinfall. Grafen von Stade, Brüder von Thietmars Mutter Kunigunde, vgl. IV, 19. Vgl. Ann. Hild. 994; Adam von Bremen II, 31f.; Necr. Mers.: VIII. Kal. Iul.] zu Schiff gegen Seeräuber auszogen, die in ihrem Gebiet heerten; Udo fiel im Kampfe; Heinrich aber mit seinem Bruder Siegfried und Graf Adalger mußten sich unglücklicherweise besiegt gefangengeben und wurden von den verruchten Kerlen mitgenommen. Schnell verbreitete sich die Kunde von diesem Mißgeschick unter den Christgläubigen. Der in der Nähe weilende Herzog Bernhard entsandte sofort Unterhändler, die ihnen eine Loskaufsumme in Aussicht stellten und eine Möglichkeit zu Besprechungen über friedlichen Ausgleich erbitten sollten. Darauf eingehend verlangten sie Friedenszusicherungen und eine unerhörte Summe. Wieviel dazu zunächst der Königs aufbrachte, wie reichlich dann aber auch alle Christen unseres Landes in Erfüllung ihrer menschlichen Pflicht bereitwilligst beitrugen, verag ich nicht zu schildern. Meine Mutter gab, schmerzlichst erschüttert, für die Befreiung ihrer Brüder alles, was sie besaß oder irgendwie aufbringen konnte.
    Als die verfluchte Räuberbande nun den größten Teil des gesammelten Geldes - ein gewaltiges Gewicht! - erhalten hatte, nahm sie für Heinrich seinen einzigen Sohn Siegfried, ferner Gerwand und Wolfram, für Aadalger aber dessen Oheim Dietrich und Olaf, den Sohn seiner Tante, und entließen ihre Gefangenen, um die Aufbringung des Rests der ihnen zugesagten Summe zu beschleunigen; nur Siegfried hielten sie fest. Da er keinen Sohn hatte, bat er meine Mutter, ihm mit einem ihrer Söhne zu helfen.
    Doch gerade an diesem Tage entrann Siegfried mit Gottes Hilfe trotz seiner schweren Wunden folgendermaßen der strengen Bewachung seiner Feinde. Nur mit Mühe konnte der Graf entrinnen; am sicheren Ufer fand er, wie zuvor verabredet, bereitgehaltene Pferde, und schleunigst ging es nach seiner Burg Harsefeld [an der Lühe südlich Stade], wo sein Bruder Heinrich und seine Gemahlin Adela [112 Gemahlin Siegfrieds, nach Ann. Saxo Tochter des Grafen Gero vom Nordthüringengau (III, 9).] sich aufhielten, ohne mit einer solchen Freude zu rechnen. Die feindlichen Verfolger aber drangen in die nahe dem Ufer liegende Burg Stade und suchten ihn voller Eifer an den verborgensten Orten. Als sie ihn nicht fanden, raubten sie den Frauen gewaltsam die Ohrringe und kehrten dann mißmutig um. In ihrer Wut warfen sie am nächsten Tage den Priester, meinen Vetter und alle übrigen Geiseln mit abgeschnittenen Nasen, Ohren und Händen in den Strom. Dann machten sie sich davon.
    Auch den darauf folgenden unersetztlichen Verlust darf ich nicht übergehen. Graf Heinrich, mein vor Christus und in dieser Welt sehr angesehner Oheim, entrichtete am 2. Oktober [1641016. Graf von Stade. - Necr. Mers.: 1. Oktober] unserer Doppelnatur seinem Zoll; wegen seiner Rechtschaffenheit bis ins Alter und seines seligen Endes darf man ihn glücklich preisen.
    In dieser Woche kamen unsere Großen in Goslar auf Befehl des Caesars in Goslar zusammen; hier wurde damals meinem Oheim Siegfried die Grafschaft seines Bruders Heinrich verliehen [199 + Oktober 1016 (VII, 46); Grafschaft Stade].

    Lampert von Hersfeld: Seite 36, "Annales/Annalen"

    Die Söhne des Grafen Heinrich [von Stade], Heinrich, Udo und Siegfried, kämpften mit Seeräubern; einer von diesen wurde getötet, zwei wurden gefangengenommen.

    oo Adela von Alsleben, Tochter des Grafen Gero, - 1.5.

    Kinder:
    - Lothar-Udo I. Markgraf der Nordmark nach 994-7.11.1057
    - Irmgard Äbtissin von Alsleben
    - Bertha Äbtissin von Alsleben - 8.12.

    Literatur:
    Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 266,268 - Annalen von Hildesheim ad a. 994 - Annalista Saxo: Reichschronik - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 6,126 - Chronik des Albert von Stade - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996 Seite 440,476 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 307 - Hucke, Richard: Die Grafen von Stade 990-1144, Stade 1956 - Lampert von Hersfeld: Annales/Annalen Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 2000 Seite 36 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 216 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 134,138-142,404,414 -


  11. 121.  von Stade, Gerburg Graphische Anzeige der Nachkommen (89.Judith11, 65.Udo10, 38.Gebhard9, 23.N.8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) gestorben um 1000.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Arneburg [39596],Stendal,Sachsen-Anhalt,Deutschland; Gräfin von Arneburg

    Notizen:

    Gerburg von Stade
    Gräfin von Arneburg
    - um 1000
    Älteste Tochter des Grafen Heinrich I. der Kahle von Stade aus seiner 1. Ehe mit der Judith von Rheinfranken, Tochter von Graf Udo von der Wetterau

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 6, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VIII. 21. GERBERGE
    * ..., + ...

    Gemahl:
    ca 980
    Dietrich, Herr von Querfurt
    Anmerkungen: Seite 126
    VIII. 21. Gerberge

    E. G. Wolters in Stader Arch. N. F. 1,2.
    Daß Gerberge in zweiter Ehe mit dem Grafen Bruno von Braunschweig vermählt gewesen sei, ist eine Vermutung, die in den Quellen keine Begründung findet und völlig abzulehnen ist. [VIII 24]

    Thiele Andreas: Tafel 216, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte", Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

    GERTRUD
    + um 1000
    oo N.N. (= eventuell Dietrich von Querfurt)

    Hucke Richard: "Die Grafen von Stade"

    Als älteste Tochter aus der Ehe Heinrichs des Kahlen mit Judith nennt das Dyptichon eine Gerburg. Ihr Sohn war Bischof Dietrich von Münster (1011-1022) den Thietmar den "Sohn seiner Mutterschwester" nennt. Thiedrichs Vater wird nicht genannt. Es ist möglich, dass Thiedrich von väterlicher Seite her im Westfälischen begütert gewesen ist und dass die Kämpfe des Bischofs von Münster mit Graf Hermann und dessen Sohn Heinrich, von denen uns Thietmar erzählt, Familien- und Erbangelegenheiten.
    Die Hypothesen Holsteins, der Gerberga mit Dietrich von Querfurt verheiraten möchte und Uslar-Gleichen, der Brun von Braunschweig zu ihrem Gemahl erklärt, haben einer Nachprüfung nicht standgehalten. Gerburgs Gemahl kann nicht mehr ermittelt werden.

    oo Brun Graf von Arneburg - 27.11.978

    Kinder:
    - Dietrich Bischof von Münster (1011-23.1.1022) - 23.1.1022

    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 6,126 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 356 - Hucke, Richard: Die Grafen von Stade 990-1144, Stade 1956 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 406,466 Tafel 216


  12. 122.  von Stade, Hathui Graphische Anzeige der Nachkommen (89.Judith11, 65.Udo10, 38.Gebhard9, 23.N.8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 958.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: ab 973, Heeslingen [27404],Rotenburg (Wümme),Niedersachsen,Deutschland; Äbtissin zu Heeslingen

    Notizen:

    Hathui von Stade
    Äbtissin zu Heeslingen ab 973
    958-
    2. Tochter des Grafen Heinrich I. der Kahle von Stade aus dem Hause der UDONEN aus seiner 1. Ehe mit der Judith von Rheinfranken, Tochter von Graf Udo von der Wetterau

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 6, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VIII. 22. HEDWIG, Äbtissin zu Heeslingen 973
    * 961, + ...
    Anmerkungen: Seite 126
    VIII. 22. Hedwig
    Äbtissin des Klosters Heeslingen 973, Thietmar 2, 42 [VIII 25]

    Thiele Andreas: Tafel 216, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte", Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

    HADWIG
    * um 958, + (?)
    Sie wird 973 erwähnt anläßlich der Erhebung zur Äbtissin zu Heeslingen durch ihren Patenonkel Kaiser OTTO DEN GROSSEN gegen erzbischöflichen Willen.

    Hucke, Richard: "Die Grafen von Stade 990-1144"

    Die zweite Tochter Heinrichs des Kahlen, Hathui, ein Patenkind OTTOS DES GROSSEN, wurde 973 auf Betreiben ihres Vaters, den der Kaiser unterstützte, zur Äbtissin des Klosters Heeslingen gewählt. Der Widerstand des Erzbischofs Adaldag von Bremen gegen diese Wahl entsprang im wesentlichen politischen Motiven, und die Jugend der Hathui, wird nur ein Vorwand gewesen sein. Der Zorn des Kirchenfürsten wuchs noch, als der Kaiser schon fünf Tage nach der Einführung der Hathui starb und die junge Äbtissin, der die Vogtwahl jetzt zustand, vermutlich ihren Vater, Heinrich den Kahlen, zum Vogt erwählt haben wird. - Das Todesdatum der Äbtissin ist unbekannt. Hathui errichtete in Heeslingen eine Kirche aus Findlingen, in der ihre Mutter Judith später beigesetzt wurde. Thietmar erwähnt den Mangel an (geeigenten) Bausteinen. Da der junge Geistliche 994 in Harsefeld war und auch einmal auf seiner eigenen Besitzung in Heeslingen weilte, wird er den Bau selbst gesehen haben. Die Frage, ob die heute in Heeslingen stehende eindrucksvolle Feldsteinkirche der gleiche Bau ist, welcher von den Stader Grafen am Ende des 10. Jahrhunderts begonnen wurde, ist endgültig nur durch eine genauere baugeschichtliche Untersuchung zu klären. Das Kloster wurde 1141 nach Zeven verlegt.

    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 6,126 - Hucke, Richard: Die Grafen von Stade 990-1144, Stade 1956 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 216 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 80 -


  13. 123.  von Stade, Cunigunde Graphische Anzeige der Nachkommen (89.Judith11, 65.Udo10, 38.Gebhard9, 23.N.8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 958; gestorben am 13 Jul 997 in Bebertal [39343],Börde,Sachsen-Anhalt,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Walbeck [39356],Börde,Sachsen-Anhalt,Deutschland; Gräfin von Walbeck

    Notizen:

    Cunigunde von Stade
    Gräfin von Walbeck
    um 958-13.7.997 Burg Germersleben
    Tochter des Grafen Heinrich I. der Kahle von Stade aus dem Hause der UDONEN aus seiner 1. Ehe mit der Judith von Rheinfranken, Tochter von Graf Udo von der Wetterau

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 6, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VIII. 20. KUNIGUNDE
    * ca. 950, + 997 13. VII.
    Gemahl:
    ca 970
    SIEGFRIED, Graf von Walbeck + 990 15. III.

    Anmerkungen: Seite 126
    VIII. 20. Kunigunde

    Thietmar 4, 11 Todeszeit 4, 26 [VIII 23]

    Thiele Andreas: Tafel 216, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte", Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

    KUNIGUNDE + 997
    oo SIEGFRIED I. Graf von Walbeck + 991

    Werner Karl Ferdinand: Seite 477, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    21-26
    Zu den Angehörigen des Hauses der "Grafen von Stade" ist zunächst auf ein Mißverständnis von Brandenburg aufmerksam zu machen (Hinweis meines Assistenten, Herrn Atsma): Brandenburg hat Thietmar IV, 25 so aufgefaßt, als sei die dort genannte Adela/Ethela Gattin Heinrichs II. von Stade. Diese Tochter des Grafen Gero war aber Gattin des Grafen Siegfried von Stade. Damit nicht genug, bringt Brandenburg die gleiche Adela, mit demselben Terminus ante der Eheschließung "vor 994" zu Siegfried noch einmal! Im übrigen habe ich die Daten im Anschluß an das Buch von Richard G. Hucke, Die Grafen von Stade 944-1144, Stade 1956, in folgenden Punkten berichtigt:
    Durch das berichtigte Todesdatum von Heinrichs II. Vater Heinrich (siehe oben Anmerkung VII, 14) ergibt sich c 975/76 als Zeitpunkt des Regierungsantritts Heinrichs II. Seine bei Brandenburg nicht erwähnte Frau hieß Mechthild, stammte aus Schwaben und starb an einem X 19 (Hucke 16).
    Das Ehedatum seiner Schwester Kunigund ist gegenüber "c 970" bei Brandenburg zu präzisieren auf 972 Ende (Hucke 24, der als Geburtsjahr dieser Mutter Thietmars von Merseburg c 959/60 annimmt, während Brandenburg an c 950 gedacht hatte). Kunigunds Gemahl, Graf Siegfried von Walbeck, starb 991 III 15, nicht 990 III 15, wie Brandenburg angibt (Hucke 25). -
    Siegfried folgte seinem 1016 verstorbenen Bruder, Heinrich II., durch die 1017 erfolgte kaiserliche Verleihung (Hucke 16) in der Grafschaft zwischen Niederelbe und Niederweser, die, wie wir schon oben Anmerkung VII, 14 erwähnten, nach dem späteren dauernden Sitz der Grafen "Grafschaft Stade" genannt wird.
    Nicht in dieser Grafschaft war, im Gegensatz zur Angabe Brandenburgs VIII, 19, Udo, der zweitälteste der Brüder, Graf. Von ihm stammen die späteren Grafen von Catlenburg ab (Hucke 16-20).
    Siegfried, den Brandenburg unnötig "Siegfried II." nennt, starb 1037, aber nicht am 1. Mai, wie Brandenburg angibt, sondern am 6. Januar (Hucke 21, Anmerkung 119, wo Lappenbergs Angabe MG SS 16, 379 berichtigt wird, der Brandenburg offenbar gefolgt war). Für seine Gattin Adela gibt Hucke 21, Anmerkung 120 den bei Brandenburg fehlenden Todestag V 1.
    Zu streichen ist endlich die von Brandenburg VIII, 24, wenn auch mit Fragezeichen, aufgeführte Hildegard, Gattin Herzog Bernhards von Sachsen. Sie ist die Tochter ihrer gleichnamigen Mutter, der zweiten Gemahlin Heinrichs I. "von Stade" (Hucke 15,26), hat also mit der karolingischen Abkunft, die dem Grafenhause ja durch Heinrichs erste Gattin Judith zugeführt wurde, nichts zu tun.

    Hucke, Richard: "Die Grafen von Stade 990-1144"

    Der berühmteste Sohn aus Cunigundes Ehe mit dem Grafen Siegfried von Walbeck, der Geschichtsschreiber Thietmar, wurde als ihr dritte Sohn am 25. Juli 975 geboren. Cunigunde heiratete erst Ende des Jahres 972. Da sie nach dem sonst zuverlässigen Dyptichon als jüngere Schwester der Äbtissin Hathui erscheint, ist es ausgeschlossen, dass Thietmars Angabe über das Alter der Äbtissin, die nach ihm im Jahre 973 kaum 12 Jahre alt gewesen sein soll, stimmt. Wäre Hathui wirklich so jung gewesen, hätte ihre noch jüngere Schwester Cunigunde bereits im Alter von 11 Jahren ihren ersten Sohn geboren. Es ist daher anzunehmen, dass sowohl Cunigunde, als auch Hathui im Jahre 973 etwa 14-15 Jahre alt waren.
    Thietmars Mutter starb am 13. Juli 997. Der Großvater Siegfrieds, Luder, fiel zusammen mit seinem Stader Namensvetter 929 bei Lenzen. Luders Sohn Lothar beteiligte sich 941/42 am Aufstand gegen OTTO DES GROSSEN, erlangte aber wieder die Gunst des Kaisers. Er ist der Gründer des Stiftes Walbeck.
    Aus Cunigundes Ehe mit Siegfried gingen fünf Söhne hervor:
    Heinrich folgte seinem Vater in der Grafschaft, Friedrich wird vom sächsischen Annalisten als Burggraf von Magdeburg bezeichnet, obwohl Thietmar selbst seinen Bruder niemals als solchen erwähnt. Aber vielleicht hat Friedrich das Amt erst nach dem Tode des Bischofs erhalten. In diesem Zusammenhang sei eine wenig beachtete Sache vermerkt, die das Verhältnis der WALBECKER zum Magdeburger Kloster Berge erläutert. Auf Betreiben Siegfrieds, der dort von 1009-1022 Abt war, stifteten Thietmar, Heinrich und Friedrich drei Hufen und wurden in die Brüderschaft des Klosters aufgenommen. Als dritter Sohn Cunigundes folgt Thietmar, der 1009 von König HEINRICH II. zum Bischof des wiedererrichteten Bistums Merseburg ernannt wurde. Er starb 1018. Sein jüngerer Bruder Siegfried, Abt im Kloster Berge, wurde 1022 Nachfolger seines Vetters auf dem Bischofsstuhl von Münster (+ 1032). Der fünfte Sohn endlich, Bruno, war von 1034-21. August 1049 Bischof von Verden. Bruno bekämpfte mit seinem Onkel, Graf Siegfried von Stade, und dessen Sohn Luder-Udo, den Bremer Erzbischof Bezelin Aldebrand, einen der schärfsten Gegner des STADER Grafenhauses.
    Als sechtes Kind aus der Ehe Cunigundes mit Siegfried von Walbeck nennt der Sächsische Annalist einmal eine Oda. An einer anderen Stelle zählt er wie die Magdeburger Annalen, nur die fünf Söhne auf. Aus weiteren Erwägungen geht hervor, dass diese Oda und ihr Vater Siegfried wesentlich später gelebt haben müssen. Siegfried starb 991, demnach könnte Oda noch 992 geboren sein. Aber andererseits soll sie die Mutter Gebhards von Heinsberg sein, der frühestens 1108 [Albert 1144 p 326 gibt zwar an, dass Irmgard erst nach dem Tode ihres Sohnes Heinrich von Stade, das heißt nach 1128, wieder heiratet. Dagegen wendete Bollnow p 20 mit Recht ein, dass Irmgard, wenn wir Heinrichs Geburt 1102 ansetzen, bei der Geburt ihrer Tochter Ude/Oda, die dann erst um 1130 geboren wurde, bereits 45-50 Jahre alt gewesen sei. Gänzlich unmöglich wäre dann auch, dass Irmgards Sohn aus ihrer 2. Ehe (mit Gerhard) bereits als 7/8-jähriger 1137 auf LOTHARS Italienzug in Bari fiel. Wir setzen deshalb Irmgards zweite Ehe um 1108 an.] die Witwe des 1106 verstorbenen Markgrafen Luder-Udo III. von Stade, Irmgard heiratet, während ein anderer Sohn Odas, namens Goswin von Heinsberg, als Vater des berühmten Philipp von Heinsberg Erzbischof von Köln (1167-1191) bekannt ist [Oda wird als Großmutter des Kölners genannt in den Regesten der Erzbischöfe von Köln, 952 zu 1170 ed. Kipping; vgl. Lacomblet I 436]. Oda kann deshalb erst um 1100 gelebt haben und ihr Vater muß ein jüngerer Siegfried von Walbeck sein [Wie erwähnt, spricht der A S zu 1032 und 1049 von einer Judith als Frau Siegfrieds I. Vielleicht heißt die Frau des jüngeren Siegfried so.].
    Wahrscheinlich ist es der in einer Urkunde von 1087 auftretenden Graf Siegfried. Wie dieser verwandtschaftlich mit seinem Namensvetter zusammenhängt, konnte noch nicht sicher geklärt werden. Vermutlich war er ein Enkel des älteren Siegfried, das heißt, ein Sohn Heinrichs. Starke stellt einen großem Teil des Walbecker Eigengutes bei ihm fest.

    Nach dem Tode ihrer Schwiegermutter Mathilde setzte die Erbauseinandersetzung ein, da Lothar und Siegfrieds Söhne zu gleichen Teilen erbten. Lothar versuchte, Kunigunde um das Erbe zu bringen. Es bedurfte des kaiserlichen Eingreifens, um sie wieder in ihren rechtmäßigen Besitz zu setzen.

    Thietmar von Merseburg: Seite 132,140,154, "Chronik"

    Außer seiner Gattin Kunigunde [von Stade, Thietmars Mutter. Vgl. Stammtafel] beweinte ihn seine in vorbildlicher Rechtschaffenheit ehrwürdige Mutter Mathilde, die ihm bald nachfolgen sollte. Ja, sie erwartete nun, all ihres Trostes beraubt, in tiefer Trauer ihren letzten Tag und ging am 3. Dezember des gleichen Jahres gläubig ein zu Christus, im Jahre 996 der Fleischwerdung des Herrn. Mein Oheim Liuthar [später Markgraf der sächsischen Nordmark, Bruder Siegfrieds von Walbeck, vgk. III, 9.] aber, unser Miterbe zu gleichen teilen, erneuerte meiner Mutter den alten Schmerz und fügte ihr viel Leid zu; obwohl sie von ihrer Mutter seiner starken Hut anvertraut war, suchte er sie doch aller Besitzungen Siegfrieds zu berauben. Aber wozu sich dabei aufhalten? Des Kaisers Hilfe gab ihr alles zurück.
    Meine Mutter gab, schmerzlichst erschüttert, für die Befreiung ihrer Brüder alles, was sie besaß oder irgendwie aufbringen konnte. Da Siegfried keinen Sohn hatte, bat mer meine Mutter, ihm mit einem ihrer Söhne zu helfen. In der Absicht, diese dringende Bitte zu erfüllen, schickte sie sogleich einen Boten zu Abt Rikdag, um mit dessen Erlaubnis meinen Bruder Siegfried zu holen.
    Neun Tage nach diesem blutigen Überfall starb meine Mutter Kunigunde am 13. Juli in der Burg Germersleben [11 Zage später! - bei Markt-Alvensleben].

    972 oo Siegfried Graf von Walbeck - 15.3.991
    Kinder:
    - Heinrich Graf von Walbeck 973-25.11.
    - Friedrich Burgraf von Magdeburg 974- nach 1012
    - Thietmar Bischof von Merseburg (1009-1018) 25.7.975-1.12.1018
    - Siegfried Bischof von Münster (1022-1032) - 27.11.1032
    - Brun II. Bischof von Verden (1034-1049) - 20.8.1049

    Literatur:
    Annalen von Magdeburg ad a. 968 - Annalista Saxo: Reichschronik Seite 38 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 6 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996 Seite 440 - Hucke, Richard: Die Grafen von Stade 990-1144, Stade 1956 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 216 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 108,132,140,154,216,292,390,448 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 477 -

    Gestorben:
    Burg Germersleben

    Cunigunde heiratete von Walbeck, Siegfried in 972. Siegfried (Sohn von von Walbeck, Lothar II. und von Arneburg, Mathilde) wurde geboren in 945/950; gestorben am 15 Mrz 991 in Walbeck [39356],Börde,Sachsen-Anhalt,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 158. von Walbeck, Heinrich  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 973; gestorben in 1002.
    2. 159. von Walbeck, Friedrich  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 974; gestorben nach 1012.
    3. 160. von Merseburg, Thietmar  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 25 Jul 975 in Walbeck [39356],Börde,Sachsen-Anhalt,Deutschland; gestorben am 1 Dez 1018 in Merseburg [06217],Saalekreis,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Merseburg [06217],Saalekreis,Sachsen-Anhalt,Deutschland.
    4. 161. von Walbeck, Siegfried  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben am 27 Nov 1032.
    5. 162. von Verden, Brun II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 980; gestorben am 20 Aug 1049.

  14. 124.  von der Wetterau, Irmintrud Graphische Anzeige der Nachkommen (90.Heribert11, 65.Udo10, 38.Gebhard9, 23.N.8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Luxemburg; Gräfin von Luxemburg

    Notizen:

    Irmintrud von der Wetterau
    Gräfin von Luxemburg
    Tochter des Grafen Heribert von der Wetterau aus dem Hause der KONRADINER und der Irmintrud, Tochter von Graf Megingoz

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 6, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VIII. 16. N. (Tochter)
    Gemahl:
    vor 995
    Friedrich, Graf von Luxemburg (siehe VIII 45) + 1019
    Anmerkungen: Seite 125
    VIII. 16. Tochter.
    Vermählung zu erschließen aus dem Alter der Tochter (siehe IX 22). [VIII 20]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 476, Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)

    VIII. Generation 18-20

    Zu den Söhnen Heriberts vgl. auch Renn 114f., u. ö.
    Zu Gebhard kann dem Todesjahr 1016 (Druckfehler "1916" auf der Tafel Brandenburg VIII, 14, in der Neuauflage 1964 berichtigt) der Todestag XI 8 aus dem Merseburger Nekrolog hinzugefügt werden, vgl. W. Trillmich in seiner Ausgabe der Chronik Thietmars, 1957, 407, Anmerkung 174 ("Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte").
    Zu Otto "von Hammerstein", berühmt durch den Streit um seine Ehe mit der ihm naheverwandten Ermengard/Irmgard (die bei Brandenburg IX, 87 zu Unrecht unter den wahrscheinlichen Nachkommen steht), ist gegenüber Brandenburg nachzutragen, daß Otto 1035 als Graf in der Wetterau nachweisbar ist, vgl. Gensicke, Landesgeschichte des Westerwaldes 1958, 49 (Hinweis meines Assistenten Hartmut Atsma)
    Zur Ehe einer Tochter Heriberts mit Friedrich von Lützelburg siehe Renn 44ff.
    Mit Fragezeichen bringt Brandenburg VIII, 17 eine Tochter Gerberga, deren Nachkommen aus der Ehe mit Heinrich, Markgraf von Schweinfurt, bei Brandenburg unter den wahrscheinlichen Nachkommen Karls des Großen erscheinen (Brandenburg IX, 74-76; X, 91-106, Seite 65, vgl. ferner Seite 72 bis 77). Zu dieser Nachkommenschaft Heinrichs von Schweinfurt, des Gegners Kaiser HEINRICHS II., und seiner namentlich beglaubigten Gattin Gerberga (Thietmar V, 34) gehören unter anderem die Herzöge von Sachsen, die Herzöge von Böhmen und Mähren, die Herzöge und Könige von Polen. Die Hypothese, der Brandenburg sich, wenn auch mit dem erwähnten Vorbehalt, angeschlossen hat, beruht auf der Identifizierung eines bei Thietmar V, 35 genannten Bruders der Gerberga, Gattin Heinrichs von Schweinfurt, mit Namen Otto, mit Otto "von Hammerstein". Das Namensgut der Nachkommenschaft, von Brandenburg zur Klärung der Frage nicht herangezogen, ist außerordentlich aufschlußreich. Auf der einen Seite scheint es die Hypothese zu bestätigen, auf der anderen Seite führt es zu anderen Annahmen. Neben eindeutig konradinischen Namen (Hermann, Ida, Otto und Konrad) und KAROLINGER-Frauennamen (Judith, Gisela), vor allem aber dem HERIBERTINER-Frauennamen Beatrix, Namengut also, das sämtlich genau der von Brandenburg vermuteten Abkunft entspräche - begegnet der eindeutig bestimmbare Name Alberada, der auf eine andere Verbindung der Namengruppe Otto-Gerberga mit HERIBERTINERN hinweist! Denn Gerberga, die Schwester OTTOS DES GROSSEN, heiratete in erster Ehe Giselbert von Lothringen, dessen Mutter Alberada hieß. Eine von Gerbergas Töchtern hieß wiederum Alberada, eine andere Gerberga, und diese letztere heiratete den HERIBERTINER Albert von Vermandois. Aus einer Verbindung dieses Hauses mit KONRADINERN müßte das Geschwisterpaar Otto-Gerberga, Schwager und Gattin also Heinrichs von Schweinfurt, hervorgegangen sein. An der Abkunft aus dem Kreise der fränkischen Hochadelsfamilien, die zur karolingischen Deszendenz in weiblicher (und im Falle des Hauses der HERIBERTINER in männlicher) Linie gehören, kann kein Zweifel bestehen. Da uns die Aszendenz von Otto und Gerberga im einzelnen unbekannt ist, führe ich sie am Ende der 8. Generation auf.
    Irmintrud war die Erbin von Gleiberg.

    Trillmich Werner: "Kaiser Konrad II. und seine Zeit"

    Friedrichs Gemahlin erbte von ihrer Mutter aus dem Hause BRABANT die Vogtei von St. Truiden. Ihr Sohn Friedrich errichtete zwischen Eupen und Lüttich 1064 die Burg Limburg.

    Renn, Heinz: Seite 106,114, "Das erste Luxemburger Grafenhaus"

    Den Namen von Friedrichs Gemahlin kennen wir nicht. Depoin glaubt sie Gisela nennen zu dürfen. Doch das Vorkommen einer Gräfin Geila im Nekrolog von Echternach allein rechtfertigt diese Annahme nicht. Wichtiger als den Namen zu kennen, ist zu wissen, aus welchem Geschlecht die Ahnfrau der späteren Grafen von Luxemburg stammt. Ihre Vorfahren mütterlicherseits teilt uns die Klosterschwester Berta, die Schwester des Abtes Wolfhelm von Brauweiler, mit, in der von ihr um 1057 verfaßten Lebensbeschreibung der Äbtissin Adelheid von Vilich (das gegenüber von Bonn am rechten Rheinufer liegt). Die Schreiberin fußt auf Mitteilungen der Engilrada, Adelheids Kammerfrau, und auf den Nachrichten von Klosterschwestern, welche Adelheid, die ungefähr 40 Jahre vor der Abfassung der Vita aus dem Leben geschieden ist, wohl noch gekannt haben.
    Der Vater Ottos von Hammerstein, der Graf Heribert von der Wetterau, stammt nämlich aus rheinfränkischem Geschlecht und hat zahlreiche Besitzungen an der Lahn. Den Gleiberg konnte also seine Tochter, die Gemahlin des LUXEMBURGERS, als väterlichen Erbbesitz mitbringen. Wir haben sogar einen urkundlichen Beleg dafür, daß Friedrichs Gemahlin aus dem salischen Geschlecht herstammt; ihre Tochter Imiza wird ausdrücklich bezeichnet als "de gente Salica". Auch die Namen Imiza, Hermann und Gisela, die wir jetzt in der luxemburgischen Familie vorfinden, weisen auf das konradinische Geschlecht hin. Heribert stammt mütterlicherseits in direkter Linie von KARL DEM GROSSEN ab. So sind die Nachkommen Friedrichs vom Moselgau nicht nur väterlicherseits, sondern auch durch ihre Mutter aus Gleiberg Nachkommen des großen KAROLINGERS.
    Wir sehen also, daß die Gräfin von Luxemburg durch ihre Mutter Irmintrud und durch ihren Vater Heribert im dritten bzw. zweiten und dritten Grade mit Kaiser KONRAD und seiner Gemahlin Gisela blutsverwandt ist.
    Graf Friedrich muß seine Gattin bereits um 985-990 heimgeführt haben; denn ihre Tochter Otgiva hat einen Sohn, der bereits 1028 in Paris die Hochzeit feiert mit Adelheid, der Tochter Roberts II. von Frankreich und seiner dritten Gemahlin Konstanze.



    985/90 oo Friedrich Graf von Luxemburg 965 - 1019

    Kinder:

    - Heinrich II. Graf von Luxemburg ca 1005-14.10.1047
    - Friedrich II. Herzog von Nieder-Lothringen ca 1005-18.5.1065
    - Adalbero III. Bischof von Metz (1047-1072) ca 1010-13.11.1072
    - Giselbert Graf von Luxemburg ca 1005-14.8.1056/59
    - Otgiva ca. 995-21.2.1030
    ca 1015 oo Balduin IV. Graf von Flandern 980-30.5.1035
    - Dietrich Graf von Luxemburg 1036 und 1045 erwähnt, ca 1015-
    - Hermann I. Graf von Gleiberg ca 1015- nach 1075
    - Irmtrud (Imiza) ca 990-2.3. nach 1055
    1005 oo Welf II. Graf von Altdorf 960/70-10.3.1030
    - Oda Äbtissin von Luneville
    - Gisela - 21.5. nach 1058
    oo Rudolf von Gent Herr zu Alost - vor 1056


    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3, Seite 6,125 - Renn, Heinz: Das erste Luxemburger Grafenhaus Seite 106,114 - Trillmich Werner: Kaiser Konrad II. und seine Zeit. Europa Union Verlag Bonn 1991 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 476 -

    Irmintrud heiratete von Luxemburg, Friedrich I. in 985/990. Friedrich (Sohn von von Luxemburg, Siegfried I. und Hadwig) wurde geboren in 965; gestorben in 1019. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 163. von Luxemburg, Oda  Graphische Anzeige der Nachkommen
    2. 164. von Luxemburg, Gisela  Graphische Anzeige der Nachkommen
    3. 165. von Luxemburg, Otgiva  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 995; gestorben am 21 Feb 1030.
    4. 166. von Luxemburg, Giselbert  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 997; gestorben in 1056/1059.
    5. 167. von Gleiberg, Hermann I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 997; gestorben um 1062.
    6. 168. von Luxemburg, Heinrich II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1005; gestorben am 14 Okt 1047; wurde beigesetzt in Trier [54290],Trier,Rheinland-Pfalz,Deutschland.
    7. 169. von Lothringen, Friedrich II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 1005; gestorben in 1065; wurde beigesetzt in Stablo [4970],Wallonien,Belgien.
    8. 170. von Luxemburg, Adalbero III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 1010; gestorben am 13 Nov 1072.
    9. 171. von Luxemburg, Dietrich  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1015; gestorben nach 1045.

  15. 125.  Gebhard Graphische Anzeige der Nachkommen (90.Heribert11, 65.Udo10, 38.Gebhard9, 23.N.8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 965/970; gestorben am 8 Nov 1016.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Kinziggau,Hessen,Deutschland; Graf im Kinziggau

    Notizen:

    Gebhard Graf im Kinziggau
    ca 965/70-8.11.1016

    Ältester Sohn des Grafen Heribert im Kinziggau und der Irmentrud, Tochter von Graf Megingoz; Bruder des Grafen Otto von Hammerstein

    Brandenburg Erich: Tafel 3, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VIII. Generation 14.
    Gebhard, Graf 997 + 1016
    Anmerkungen: Seite 125
    VIII. 14. Gebhard
    Abkunft und Todesjahr Thietmar 7, 34. [VIII 18]
    Ergänzung (Wolf): Gebhard, + 1016 XI. 8.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 476, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VIII. Generation 18-20

    Zu den Söhnen Heriberts vgl. auch Renn 114f., u. ö.
    Zu Gebhard kann dem Todesjahr 1016 (Druckfehler "1916" auf der Tafel Brandenburg VIII, 14, in der Neuauflage 1964 berichtigt) der Todestag XI 8 aus dem Merseburger Nekrolog hinzugefügt werden, vgl. W. Trillmich in seiner Ausgabe der Chronik Thietmars, 1957, 407, Anmerkung 174 ("Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte").
    Zu Otto "von Hammerstein", berühmt durch den Streit um seine Ehe mit der ihm naheverwandten Ermengard/Irmgard (die bei Brandenburg IX, 87 zu Unrecht unter den wahrscheinlichen Nachkommen steht), ist gegenüber Brandenburg nachzutragen, daß Otto 1035 als Graf in der Wetterau nachweisbar ist, vgl. Gensicke, Landesgeschichte des Westerwaldes 1958, 49 (Hinweis meines Assistenten Hartmut Atsma)
    Zur Ehe einer Tochter Heriberts mit Friedrich von Lützelburg siehe Renn 44ff.
    Mit Fragezeichen bringt Brandenburg VIII, 17 eine Tochter Gerberga, deren Nachkommen aus der Ehe mit Heinrich, Markgraf von Schweinfurt, bei Brandenburg unter den wahrscheinlichen Nachkommen Karls des Großen erscheinen (Brandenburg IX, 74-76; X, 91-106, Seite 65, vgl. ferner Seite 72 bis 77). Zu dieser Nachkommenschaft Heinrichs von Schweinfurt, des Gegners Kaiser HEINRICHS II., und seiner namentlich beglaubigten Gattin Gerberga (Thietmar V, 34) gehören unter anderem die Herzöge von Sachsen, die Herzöge von Böhmen und Mähren, die Herzöge und Könige von Polen. Die Hypothese, der Brandenburg sich, wenn auch mit dem erwähnten Vorbehalt, angeschlossen hat, beruht auf der Identifizierung eines bei Thietmar V, 35 genannten Bruders der Gerberga, Gattin Heinrichs von Schweinfurt, mit Namen Otto, mit Otto "von Hammerstein".
    Das Namensgut der Nachkommenschaft, von Brandenburg zur Klärung der Frage nicht herangezogen, ist außerordentlich aufschlußreich. Auf der einen Seite scheint es die Hypothese zu bestätigen, auf der anderen Seite führt es zu anderen Annahmen. Neben eindeutig konradinischen Namen (Hermann, Ida, Otto und Konrad) und KAROLINGER-Frauennamen (Judith, Gisela), vor allem aber dem HERIBERTINER-Frauennamen Beatrix, Namengut also, das sämtlich genau der von Brandenburg vermuteten Abkunft entspräche - begegnet der eindeutig bestimmbare Name Alberada, der auf eine andere Verbindung der Namengruppe Otto-Gerberga mit HERIBERTINERN hinweist! Denn Gerberga, die Schwester OTTOS DES GROSSEN, heiratete in erster Ehe Giselbert von Lothringen, dessen Mutter Alberada hieß. Eine von Gerbergas Töchtern hieß wiederum Alberada, eine andere Gerberga, und diese letztere heiratete den HERIBERTINER Albert von Vermandois. Aus einer Verbindung dieses Hauses mit KONRADINERN müßte das Geschwisterpaar Otto-Gerberga, Schwager und Gattin also Heinrichs von Schweinfurt, hervorgegangen sein. An der Abkunft aus dem Kreise der fränkischen Hochadelsfamilien, die zur karolingischen Deszendenz in weiblicher (und im Falle des Hauses der HERIBERTINER in männlicher) Linie gehören, kann kein Zweifel bestehen. Da uns die Aszendenz von Otto und Gerberga im einzelnen unbekannt ist, führe ich sie am Ende der 8. Generation auf.

    Althoff Gerd: Seite 422, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    G 156 Me: 8.11. Geueherdus com + 1016 KONRADINER

    (Es.) Thietmar von Merseburg VII, 49 berichtet vom Tod des Grafen im Gefolge HEINRICHS II. und von seinem persönlichen Vertrauensverhältnis zum Kaiser. Gebhard stammt aus der konradinischen Familie und war der Bruder Ottos von Hammerstein; vgl. BG Nr. 1895a.

    Glocker Winfrid: Seite 333, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VII. Generation 101
    Gebhard, Graf
    * 970, + 1016 XI 8

    Vgl. Werner VIII, 18 und Hlawitschka, Anfänge Seite 46 Anmerkung 4.
    Bischof Thietmar von Merseburg berichtet vom Tod des Grafen im Gefolge HEINRICHS II. und von seinem persönlichen Vertrauensverhältnis zum Kaiser.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 46 Anm. 4,48,49, "Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert."

    Zum 1016 verstorbenen Gevehardus, Heriberti comitis filius, nepos meus vgl. lib. VII c. 49 (Seite 458); zu Conradus Suevorum ductor egreius ac eiusdem frater Heribertus comes lib. IV c. 60 (Seite 200), zu Heribert comitis folio Ottone vgl. lib. V c. 24 (Seite 249); in lib. V c. 35 (Seite 260) wird Gerberga als Schwester Ottos von Hammerstein und im Kapitel vorher (Seite 258) als Gemahlin des Markgrafen Heinrich von Schweinfurt genannt (R. Holtzmann hält indes in einer Fußnote seiner Edition die Identifizierung des hier genannten Otto mit Otto von Hammerstein für fraglich); zu Udo II. als matris meae avunculus vgl. lib. III c. 20 (Seite 124) und zu Herzog Hermann II. von Schwaben, den matris meae avunculis filius, lib. V c. 22 (Seite 247); Herzog Hermann II. war nach den Einsiedler Annalen (MG SS III Seite 144) ein Sohn seines Amtsvorgängers Konrad von Schwaben, der oben schon einmal als Bruder Heribertsangeführt worden ist.
    Das Filiationsverhältnis Gebhards zu Udo I. ist bezeugt von Widukind von Corvey, Sachsengeschichte lib. II c. 11, ed. Lohmann-Hirsch, MG SS rer. Germ. (1935) Seite 75: Interfectus est atem (938) ibi Gevehardus Udonis filius, fratris Herimanni ducis; indessen ist die Filiation von Udo I. zu Konrad, Udo II., Heribert und Judith nicht ausdrücklich überliefert. Bekannt ist immerhin, daß Udo I. - wie der Contin. Reginonis ad 949, ed. F. Kurze, MG SS rer. Germ. Seite 164 bezeugt - bei seinem Tode permissu regis, quicquid beneficii aut prefecturarum habuit, quasi heredidatem inter filios divisit, daß er also mehrere Söhne hatte. Wenn nun Konrad und Heribert in Udos I. rheinfränkischem Bereich nachfolgen, sieht, so darf man sie doch wohl als jene filii Udos ansprechen. Außerdem dürfte die Ausbreitung des Namens Udo bei den Grafen von Stade nach der Ehe Heinrichs I. von Stade und Judiths für Judiths Herleitung von Udo I. von der Wetterau und dem Rheingau sprechen. Eine letzte Sicherung erhält die Voranstellung Udos I. letztlich noch durch die erst auf den nächsten Seiten zu besprechende genealogische Notiz aus dem Zusammenhang des Hammersteinischen Eheprozesses.
    Gegen dieses System hat jüngst K. Schmid, Probleme um den "Grafen Kuno von Öhningen", in Dorf und Stift Öhningen, hg. von H. Berner (1966) Seite 87f., gewisse Bedenken angemeldet. Er weist darauf hin, daß Udos I. bezeugter Sohn Gebhard bereits 938 im Kampfe fiel, er also schon kurz vor 920 geboren sein dürfte, während Konrad, der als sein Bruder anzusetzen ist, doch erst 982 Herzog von Schwaben geworden ist und 997 starb. Nach den gleichen Beobachtungen hatte schon E. Kimpen, Zur Königsgenealogie der Karolinger- bis zur Stauferzeit, in: ZGO NF 64 (1955) Seite 65, vorgeschlagen, Udo II. als den Vater Heriberts und Herzog Konrads von Schwaben anzusehen. Eine solche Erwägung scheitert aber an Thietmars oben zitierten Angabe über Udo II. als matris meae avunculus - er müßte matris meae avus genannt worden sein, wenn man nicht auch Judith mit Udo II. eine Generation über Konrad und Heribert stellen will - bzw., wenn man Judith als Schwester Udos II. auffaßt, daran, daß Herzog Hermann II. von Schwaben bei Thietmar als matris meae avunculi filius - nicht nepos! - erscheint.
    Die angeführten chronologischen Erwägungen machen indessen die obige Zusammenfügung der Einzelteile nicht unmöglich; und deshalb haben sich jüngst sowohl K. F. Werner, Die Nachkommen Karls des Großen, in: Karl der Große IV (1967) Seite 463, als auch H. Jakobs, Der Adel in der Klosterreform von St. Blasien (1968) Seite 176ff., weiter zur herkömmlichen Anordnung bekannt. Man hat für die im Stemma genannten Personen etwa folgende Lebensdaten anzunehmen, wobei ich mich an die von K. F. Werner aus den weiteren Zusammenhängen gewonnenen Daten anlehne:
    Udo I. * ca. 895/900 (beim Tode des Vaters 910 nach Contin. Regin. ad 910 noch puer), + 949
    Gebhard * ca. 918/20, + 938
    Konrad von Schwaben * ca. 920/25, + 997
    Udo II. * ca. 925/30, + 982
    Heribert * ca. 930, + 992
    Judith * 925, + wohl vor 973
    Heinrich I. von Stade * 925/30, + wohl 975/76
    Hermann II.von Schwaben * 945/50, + 1003
    Gerberga * 970
    Heinrich von Schweinfurt * ca. 970, + 1017
    Gebhard * ca. 970, + 1016
    Otto von Hammerstein * ca. 975, + ca. 1036
    Siegfried von Walbeck * ca. 950/55, oo 972/73, + 991
    Kunigunde + 955, + 997
    Thietmar von Merseburg + 975, +1018
    Die Frage, ob Hermann II. von Schwaben ein Sohn Herzog Konrads von Schwaben (Beleg siehe oben) oder Udos II. war - dieses meint der erst in der Mitte des 12. Jahrhunderts tätige Annalista Saxo ad 1002 (MG SS VI Seite 650): Erat hic Herimannus filius Udonis ducis, qui aput Calabriam cum multis occubuit -, darf wohl im Sinne der zeitgenössischen und ortsnäheren Ann. Einsidlenses ad 997 beantwortet werden. Gestützt wird die Aussage der Einsiedler Annalen indessen noch durch einen Reichenauer Gedenkeintrag; zu diesem und seiner Interpretation vgl. H. Schwarmaier, Reichenauer Gedenkeinträge aus der Zeit König Konrads II., in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 22 (1963) Seite 18ff.
    Nachdem der Wetteraugraf und Bruder Ottos von Hammerstein, Gebhard, Anfang 1016 verstorben war, trat Otto von Hammerstein am 18. Mai 1016 bei einer Schenkung HEINRICHS II. als Graf der Wetterau auf. Am 8. Mai 1017 sehen wir aber Bruning in der gleichen Gegend als Graf.

    Thietmar von Merseburg: Seite 406, "Chronik"

    Währenddessen verließ der Kaiser Burgund; sobald er vom Verlauf der ganzen Angelegenheit erfuhr, trat er schleunigst zu Schiff die Reise dorthin an. Auf dieser Fahrt verstarb mein Vetter Gebhard, Graf Heriberts Sohn [Vgl. IV, 60, Bruder Ottos von Hammerstein - Necr. Mers.: 8. November], der bei des Königs Majestät damals viel galt und sich durch große Rechtschaffenheit auszeichnete; er ließ den Kaiser und alle seine Landsleute in großer Trauer zurück.

    Weinfurter, Stefan: Seite 199, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten."

    Ähnliches gilt für die mächtige rhein- und mainfränkische Adelsfamilie der KONRADINER. In weiblicher Linie gehörte ihr Erzbischof Heribert von Köln an, der große Gegner HEINRICHS II., mit dem er sich erst zu Ende seines Lebens 1021 aussöhnte. Eine Kernzone konradinischer Interessen bildete das Herzogtum von Schwaben: Auch über den Tod des jungen Herzogs Hermann III. (1012), des letzten männlichen Vertreters der schwäbischen Linie, hinaus blieb dort die Gegnerschaft zu HEINRICH II. bestehen. Die Führung im KONRADINER-Clan aber hatte, bis zu seinem Tod 992, vor allem bei Heribert gelegen, dem Grafen im hessischen Kinziggau, im Engersgau und in der Wetterau. Von seinen Söhnen starb der eine Gebhard, 1016. Über ihn berichtet Thietmar, er habe bei der "Majestät des Königs" großes Ansehen genossen. Der andere war Otto, der nach dem Tod seines Bruders alle Besitzungen und Grafschaften dieser Linie in seiner Hand vereinigte.



    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Wilhelm Fink Verlag München 1984 Seite 422 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Seite 7,125 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 VII,101Seite 333 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 46,48 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 406 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 199 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf


  16. 126.  von Hammerstein, Otto Graphische Anzeige der Nachkommen (90.Heribert11, 65.Udo10, 38.Gebhard9, 23.N.8, 14.Konrad7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 975; gestorben am 5 Jun 1036.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Lahngau,Deutschland; Graf im Nieder-Lahngau
    • Titel/Amt/Status: Krofdorf-Gleiberg [35435],Gießen,Hessen,Deutschland; Graf von Gleiberg
    • Titel/Amt/Status: Hammerstein [56598],Neuwied,Rheinland-Pfalz,Deutschland; Graf von Hammerstein

    Notizen:

    Otto von Hammerstein
    Graf im Nieder-Lahngau
    Graf von Gleiberg
    Graf von Hammerstein
    975-5.6.1036

    Sohn des Grafen Heribert von der Wetterau aus dem Hause der KONRADINER und der Irmintrud, Tochter von Megingoz; Vetter des Herzogs Hermann II. von Schwaben

    Brandenburg Erich: Tafel 3, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VIII. Generation 15.
    Otto, genannt von Hammerstein, Graf
    * ca. 975, + wohl 1036 5. VI.
    Gemahlin: Irmgard, Tochter des Grafen Gottfried von Verdun (siehe IX 85), geschieden 1018
    + 1042

    Anmerkungen: Seite 125 VIII. 15. Otto von Hammerstein
    siehe Schenk zu Schweinsberg, Genealogische Studien zur Reichsgeschichte 1 f. + wohl 1036 5. VI. Breßlau, Konrad II. 2, 225. Keßler, Eheprozeß 5f.
    Irmgard, + Ende 1042,
    Breßlau 2, 226 und Forschungen zur Deutschen Geschichte 11, 401, geschieden 1018, siehe Hirsch, Heinrich II. 3, 73, aber trotz der kirchlichen Verbote nicht getrennt. [VIII 19]

    Berichtigung (Rösch): Irmgard von Verdun, siehe IX 87.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 476, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VIII. Generation 18-20

    Zu den Söhnen Heriberts vgl. auch Renn 114f., u. ö.
    Zu Gebhard kann dem Todesjahr 1016 (Druckfehler "1916" auf der Tafel Brandenburg VIII, 14, in der Neuauflage 1964 berichtigt) der Todestag XI 8 aus dem Merseburger Nekrolog hinzugefügt werden, vgl. W. Trillmich in seiner Ausgabe der Chronik Thietmars, 1957, 407, Anmerkung 174 ("Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte").
    Zu Otto "von Hammerstein", berühmt durch den Streit um seine Ehe mit der ihm naheverwandten Ermengard/Irmgard (die bei Brandenburg IX, 87 zu Unrecht unter den wahrscheinlichen Nachkommen steht), ist gegenüber Brandenburg nachzutragen, daß Otto 1035 als Graf in der Wetterau nachweisbar ist, vgl. Gensicke, Landesgeschichte des Westerwaldes 1958, 49 (Hinweis meines Assistenten Hartmut Atsma)
    Zur Ehe einer Tochter Heriberts mit Friedrich von Lützelburg siehe Renn 44ff.
    Mit Fragezeichen bringt Brandenburg VIII, 17 eine Tochter Gerberga, deren Nachkommen aus der Ehe mit Heinrich, Markgraf von Schweinfurt, bei Brandenburg unter den wahrscheinlichen Nachkommen Karls des Großen erscheinen (Brandenburg IX, 74-76; X, 91-106, Seite 65, vgl. ferner Seite 72 bis 77). Zu dieser Nachkommenschaft Heinrichs von Schweinfurt, des Gegners Kaiser HEINRICHS II., und seiner namentlich beglaubigten Gattin Gerberga (Thietmar V, 34) gehören unter anderem die Herzöge von Sachsen, die Herzöge von Böhmen und Mähren, die Herzöge und Könige von Polen. Die Hypothese, der Brandenburg sich, wenn auch mit dem erwähnten Vorbehalt, angeschlossen hat, beruht auf der Identifizierung eines bei Thietmar V, 35 genannten Bruders der Gerberga, Gattin Heinrichs von Schweinfurt, mit Namen Otto, mit Otto "von Hammerstein". Das Namensgut der Nachkommenschaft, von Brandenburg zur Klärung der Frage nicht herangezogen, ist außerordentlich aufschlußreich. Auf der einen Seite scheint es die Hypothese zu bestätigen, auf der anderen Seite führt es zu anderen Annahmen. Neben eindeutig konradinischen Namen (Hermann, Ida, Otto und Konrad) und KAROLINGER-Frauennamen (Judith, Gisela), vor allem aber dem HERIBERTINER-Frauennamen Beatrix, Namengut also, das sämtlich genau der von Brandenburg vermuteten Abkunft entspräche - begegnet der eindeutig bestimmbare Name Alberada, der auf eine andere Verbindung der Namengruppe Otto-Gerberga mit HERIBERTINERN hinweist! Denn Gerberga, die Schwester OTTOS DES GROSSEN, heiratete in 1. Ehe Giselbert von Lothringen, dessen Mutter Alberada hieß. Eine von Gerbergas Töchtern hieß wiederum Alberada, eine andere Gerberga, und diese letztere heiratete den HERIBERTINER Albert voon Vermandois. Aus einer Verbindung dieses Hauses mit KONRADINERN müßte das Geschwisterpaar Otto-Gerberga, Schwager und Gattin also Heinrichs von Schweinfurt, hervorgegangen sein. An der Abkunft aus dem Kreise der fränkischen Hochadelsfamilien, die zur karolingischen Deszendenz in weiblicher (und im Falle des Hauses der HERIBERTINER in männlicher) Linie gehören, kann kein Zweifel bestehen. Da uns die Aszendenz von Otto und Gerberga im einzelnen unbekannt ist, führe ich sie am Ende der 8. Generation auf.

    Glocker Winfrid: Seite 333, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VII. 102 Otto ("von Hammerstein") 1035 Graf in der Wetterau
    * c 975, + wahrscheinlich 1036 VI 5
    oo Irmgard, Tochter Gottfrieds von Verdun
    + 1042
    Ehe 1018 wegen zu naher Verwandtschaft geschieden.
    Vgl. Werner VIII, 19 und Hlawitschka, Anfänge Seite 46 Anmerkung 4

    Verwandtschaft Irmingards - Otto

    Otto war zuerst treue Stütze der OTTONEN und zog 1002 mit dem Herzog Otto von Kärnten nach Italien. Er wurde nach der auf dem rechten Rheinufer unterhalb von Neuwied gelegenen Burg Hammerstein benannt. Er und seine Gemahlin sahen sich wiederholten Versuchen der Geistlichkeit und HEINRICHS II. ausgesetzt, ihre Ehe wegen zu naher Verwandtschaft zu trennen. Am 26.12.1020 wurde die Burg Hammerstein nach dreimonatiger Belagerung gegen freien Abzug der Besatzung übergeben und zerstört. Die Feindschaft HEINRICHS II. dürfte auch in der Thronkandidatur Hermanns II. von Schwaben (Ottos Cousin) und der Feindschaft zu Heinrich von Schweinfurt (Ottos Schwager) begründet liegen. Ihr Verwandter KONRAD II. beschützte später das Paar.

    Hermann Klaus-Jürgen: Seite 75-78 "Das Tuskulanerpapsttum"
    Ausgelöst wurde diese Machtprobe zwischen dem trotzigen Erzbischof Aribo von Mainz und dem nicht minder unbeugsamen Papst durch den Hammersteiner Eheskandal, der allerdings schon Jahre anlag, ohne zu einem befriedigenden Ende geführt worden zu sein, Graf Otto von Hammerstein und seine Frau Irmingard waren nahe verwandt, weshalb die Ehe nach kanonischem Recht ungültig war. Otto hatte sich dennoch in all den Jahren der Zuneigung König HEINRICHS erfreuen können, obwohl die negative Einstellung des Herrschers zur Verwandtenehe sittsam bekannt war. Allerdings scheint der Mainzer Metropolit Erkembald beim König darauf gedrängt zu haben, die Ehe ausfzulösen. "Continue vocaciones" an den Grafen und seine Frau zum Erscheinen vor dem eerzbischöflichen Gericht fruchteten nichts, da beide Ehegatten "coeco furibundus amore" es vorzogen, die Einladungen zu ignorieren. Daraufhin fand Erzbischof Erkembald von Mainz im Laufe des Jahres 1017/18 beim Kaiser Gehör, denn dieser entschied die leidige Angelegenheit auf einer 1018 in Nymwegen tagenden Synode zuungunsten der Hammersteiner "ob inobedienciam" wurden Otto und Irmingard wegen ungebührlichen blutschänderischen Zusammenlebens von der Synode exkommuniziert und ihre Helfer zur Rechenschaft vor ihren Erzbischof zitiert. Otto sah sich nun von königlicher wie von kirchlicher Seite gedrängt, entweder auf sein geliebtes Eheweib zu verzichten oder entsprechende Strafmaßnahmen hinzunehmen. Auf dem nach Pfingsten 1018 in Bürgel bei Offenbach am Main abgehaltenen Fürstentag erschien der comes bußfertig und verzichtet im Beisein des Kaisers und des Erzbischofs Erkembald auf seine Frau. Sei es, dass die treuliebende Ehefrau ihrem Mann bei seiner Rückkehr wegen solch schnöden Verhaltens Vorhaltungen machte, sei es, dass der Graf in seiner Liebe zu Irmingard von selbst seinen Entschluß bereute, Otto sah jedenfalls in einer gewaltsamen Beseitigung des ihn in seinem Eheglück störenden Erzbischofs eine reelle Chance, auch sein Eheproblem elegant zu lösen. Doch die Häscher des Rheingrafen verfehlten bei einem Überfall die Person des Erzbischofs um wenige Minuten; nur das Gefolge geriet in die Hände Ottos und wurde auf seiner Burg eingekerkert, wohl in der Absicht, mit einem Tauschhandel eine schweigende Duldung der Ehe zu erreichen. Durch den Deutschlandbesuch Benedikts VIII. im Jahre 1020 mit anderen Aufgaben beschäftigt, versuchte HEINRICH, den Ehestreit trotz des Gewaltaktes des Hammersteiners auf gütlichem Weg beizulegen. Als aber weder Freunde des Ehepaares noch ein persönlicher Vermittlungsversuch des Kaisers die Hammersteiner zum Nachgeben zwingen konnten, beschloß eine Reichsversammlung, das renitente Paar mit dem Anathem zu belegen. - Otto zog sich daraufhin auf seine Burg Hammerstein am Rhein zurück und zeigte an, dass er für seine Liebe gewillt war, Rebell gegen Kaiser und Kirche zu werden. HEINRICH, der solch trotziges Verharren nicht ungeahndet lassen konnte, beantwortete diese Tat des Hammersteiners mit Einschließung der Burg. Weihnachten 1020 sah Otto sich wegen Aushungerung zur Kapitulation gezwungen und erhielt vom Kaiser freien Abzug.
    Es scheint, als ob dem Kaiser wie dem Erzbischof die Einziehung des hammersteinischen Vermögens als ausreichende Strafe genügte, denn keine Quelle berichtet von einer neuerlichen Verdammung oder Trennung der beiden Eheleute, die in den nächsten Jahren wegen ihrer Liebe ein unstetes Wanderleben auf sich nehmen mußten. Mitte des Jahres 1023 aber war der Widerstand Ottos gebrochen. Auf einer von Erzbischof Aribo, dem Nachfolger Erkembalds, nach Mainz einberufenen Provinzialsynode willigte der Graf in die Auflösung seiner Ehe ein und erhielt dafür die eingezogenen Güter zurück. Seine Frau Irmingard hingegen nahm die Unterwerfung nicht an; sie beschloß, nach Rom zu gehen und dort die Entscheidung des Papstes anzurufen.
    Der Ehestreit mit dem Hammersteiner drohte nun zu einer Prestigefrage für Aribo zu werden, denn wenn Benedikt VIII. für die Rechtmäßigkeit der Ehe votierte, war der Erzbischof bloßgestellt, und die Entscheidungen der voraufgegangenen Synoden waren mit einem Schlag nichtig. So beschloß der Metropolit, der drohenden päpstlichen Entscheidung zuvorzukommen, indem er seinen Beschluß von einer Synode bekräftigen ließ, um so eine mögliche Intervention Benedikts VIII. im vorhinein zu vereiteln. Doch schien dies das unklügste zu sein, was der Erzbischof unternehmen konnte. Aus seiner persönlichen Bekanntschaft mit dem Papst mußte er wissen, dass der Tuskulaner nicht vergebens einen jahrelangen Kampf in S-Italien für die Belange der römischen Kirche geführt hatte, um sich jetzt von einem Metropoliten und seiner Provinzialsynode Entscheidungen diktieren zu lassen. Falls Benedikt zunächst noch unschlüssig gewesen sein sollte, welche Wahl zu treffen sei, so zwangen ihn die Seligenstädter Synodialbeschlüsse vom 12. August 1023 geradezu auf die Seite Irmingards, denn hier bestritt man dem Papsttum expressis verbis das Recht, Streitfälle in letzter Instanz entscheiden zu können.
    Der Papst reagierte auf diese Entschlüsse prompt und hart. Wohl auch vom Kölner Erzbischof Pilgrim, der zu dieser Zeit in Rom weilte, über die Pläne Aribos in einem für den Mainzer nicht günstigen Licht informiert, sandte Benedikt eine Legation nach Deutschland, die Näheres in Erfahrung bringen sollte. Das Ergebnis dieser Untersuchung scheint zuungunsten des Mainzers ausgefallen zu sein, denn eine weitere Delegation überbrachte dem Metropoliten das Urteil des Papstes, der dem Erzbischof das Pallium entzog. Diese Entscheidung traf schwer. Aribo selbst schrieb an die Kaiserin Kunigunde - mit ihrer Intervention bei HEINRICH suchte er sich wohl Rückendeckung zu verschaffen - die Legaten hätten ihn mit "Ängstlichkeit" erfüllt, sein Gewissen aber sei ruhig. Dennoch bemühte sich der aufgescheuchte Erzbischof eiligst, die Entscheidung des Papstes rückgängig zu machen. Auf einer im Frühjahr 1024 in Höchst tagenden Synode suchte er seine Suffraganbischöfe auf eine geschlossene Linie gegen das päpstliche Urteil einzuschwören, was ihm auch gelang, weil unter den Anwesenden viele waren, die ihre Weihe dem Metropoliten verdankten. Der Antwortbrief, den die Synode wohl im Sinne Aribos formulierte, erreichte Benedikt VIII. allerdings nicht mehr, da dieser bereits im April 1024 verstorben war. Möglicherweise erstrebte man eine Revision des Urteils durch seinen Nachfolger Johannes XIX. Das Antwortschreiben ist auch deshalb interessant, weil es aufzeigt, welche Folgen der Entzug des Palliums mit sich brachte.
    Johannes XIX. hat diesen Brief nie beantwortet, wie er auch, vorsichtiger als sein Amtsvorgänger, sich hütete, dort offen Stellung zu beziehen, wo Reichsinteressen im Spiel waren. Doch keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung! Während der gganzen Amtszeit hat der Papst kein Privileg für Aribo ausgestellt. Dieser Balanceakt in der Schwebe veranlaßte den palliumslosen Metropoliten wohl auch dazu, auf der Frankfurter Nationalsynode des Jahres 1027 die Hammersteinische Eheaffäre erneut vorzubringen. Als KONRAD II. das Verfahren kurzerhand niederschlug , war Aribos "harter und stolzer Sinn" gebrochen. Um die Opposition in den eigenen Reihen zu brechen, mußte Aribo sich 1031 zu einem spektakulären Schritt, zum Bußgang nach Rom, aufraffen. Wenn die Verhandlungen um Rückgabe des Palliums mit Johannes XIX. positiv verlaufen sein sollten - was wenig wahrscheinlich ist - nützten sie Aribo nicht mehr, da er auf der Rückreise von Rom in Como vom Tod überrascht wurde.

    Hlawitschka Eduard: Seite 45, "Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen" 1969

    Bezeichnet werden Otto und Irmingard nach der am rechten Rheinufer, unterhalb von Neuwied gelegenen Burg Hammerstein, die dem Grafen Otto zusammen mit einer Grafschaft in der Wetterau von seinem Vater überkommen war. Was ihm all sein Ungemach, die Verdammung auf verschiedenen Synoden, den kirchlichen Bannspruch und die Belagerung, ja sogar die Zerstörung seiner Burg Hammerstein einbrachte, die er nach dreimonatiger Belagerung zu Jahresende 1020 gegen die Gewährung freien Abzuges aufgeben mußte, war seine Ehe mit der Gräfin Irmingard, einer entfernten Blutsverwandten, und die Weigerung der beiden Gatten, diese Ehe aufzulösen. Thietmar von Merseburg schreibt in seinem Chronicon, dass am 16. März 1018 eine große Synode in Nijmwegen stattfand.
    Es zeigt sich aber auch, dass Otto von Hammerstein der mächtigen Familie der sogenannten KONRADINER angehörte, denen HEINRICH II. seit der gegen ihn gerichteten Thronkandidatur Herzog Hermanns II. von Schwaben im Jahre 1002 mit höchstem Mißtraueen gegenüberstand. Und HEINRICHS hartnäckige Haltung gegenüber dem Hammersteiner Ehepaar dürfte wohl letzten Endes auf jener nur mit Mühe überwundenen Gegnerschaft , die nach dem frühen Tode Kaiser OTTOS III. aufgebrochen war, beruhen. Ans offene Tageslicht kamen diese Spannungen freilich erst 1016/17 .

    Trillmich Werner: Seite 140, "Kaiser Konrad II. und seine Zeit"

    Nach der Befriedung Lothringens untersuchte eine vom Kaiser geleitete Synode zu Nymwegen die Ehe des konradinischen Wetteraugrafen Otto von Hammerstein , der über Ländereien am Mittelrhein, in Hessen und Mainfranken verfügte. Vermählt war er mit Irmingard, einer Schwester Herzog Gottfrieds. Ihre Verbindung bestand zwar seit Jahren unangefochten, galt aber strengen Kanonisten wegen allzu enger Verwandtschaft als fragwürdig. HEINRICH II. ließ die seinen Gegnern nahestehenden Eheleute exkommunizieren, weil sie mehrfach gerichtliche Vorladungen mißachtet hatten. Der Episkopat erhielt Weisung, alle ihre Freunde und Vasallen zur Verantwortung zu ziehen, die diese Entscheidung mißachten sollten. Daraufhin erkannte der Graf im Juni auf einem Fürstentag zu Bürgel bei Offenbach am Main die Nichtigkeit seiner Ehe an, doch nahm das gemaßregelte Paar sein gemeinsames Leben bald wieder auf, ohne dass der Kaiser dagegen einschritt. Wenige Monate nach Ostern 1020 versuchte Otto von Hammerstein, Erkanbald von Mainz in seiner Gewalt zu bringen, doch der Erzbischof entkam. Da es dem Kaiser nicht gelang, durch Verhandlungen einen Ausgleich herbeizuführen, ließ er Otto, der auf die Hilfe des Kölner Erzbischofs vertraute, erneut bannen und nahm während des Herbstes persönlich an der Belagerung von Hammerstein teil. Nach drei Monaten ergaben sich die Gräflichen am 26.12.1020 gegen das Zugeständnis freien Abzugs. Die Burg wurde zerstört, Otto und Irmgard des Landes verwiesen. Ein großer Teil ihrer fränkischen Besitzungen scheint an das Bistum Bamberg gefallen zu sein. Nach Erkanbalds Tode nahm der neue Erzbischof Aribo (1021-1031) den Eheprozeß des Paares wieder auf, so dass Otto 1023 auf einer Provinzialsynode zu Mainz gegen Rückgabe konfiszierter Ländereien in die Scheidung einwilligte. Um jede Anfechtung dieses Ergebnisses unmöglich zu machen, bestimmte am 12.8.1023 eine weitere Synode zu Seligenstadt, Berufungen an die Instanz des Papstes seien erst nach erfolgter Buße und nur mit Einwilligung des Erzbischofs zulässig. Irmgard aber reiste trotzdem nach Rom. Dort erreichte sie, dass Benedikt VIII. ihren Fall durch eine Legation untersuchen ließ und Aribo wegen anmaßender Beeinträchtigung päpstlicher Rechte das Pallium entzog. Natürlich verlangte der empörte Erzbischof die sofortige Zurücknahme der kurialen Maßregelung und ein Strafverfahren gegen Irmingard wegen rechtswidrigen Verhaltens, doch des Papstes und bald darauf des Kaisers Tod machten weitere Verhandlungen unmöglich.

    Weinfurter, Stefan: Seite 102,118,190,199,202-204,"Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten"

    Aribo kämpfte damals mit allen Mitteln gegen die Ehe des Grafen Otto von Hammerstein, die seiner Meinung nach eine unzulässige Nahehe war. Irmingard, die Gemahlin Ottos, hatte sich ihrerseits nach Rom an Papst Benedikt VIII. gewandt und um eine Entscheidung zu ihren Gunsten angesucht, was Aribo wiederum als Verletzung seiner Amtskompetenz ansah.
    Aribos unerbittliches Vorgehen gegen die angebliche Nahehe des Grafen Otto von Hammerstein, auch dies in völligem Einvernehmen mit HEINRICH II., wird uns noch beschäftigen.
    Aber den beteiligten Fürsten war nicht wohl bei diesen Ereignissen. Sie versuchten, die Schäden in Grenzen zu halten und immer wieder zwischen den Parteien zu vermitteln. Unter ihnen befand sich der mächtige KONRADINER Otto von Hammerstein, Bruder Gerbergas, der Gemahlin Heinrichs von Schweinfurt. Auf seinen Rat hin übergab Bukko, der Bruder des Schweinfurters, dem König die Burg Creußen und erlangte dafür den freien Abzug Gerbergas, ihrer Kinder undd er ganzen Burgbesatzung. Das wird man als großen Erfolg der fürstlichen Vermittlung werten dürfen.
    Ähnliches gilt für die mächtige rhein- und mainfränkische Adelsfamilie der KONRADINER. In weiblicher Linie gehörte ihr Erzbischof Heribert von Köln an, der große Gegner HEINRICHS II. Eine Kernzone konradinischer Interessen bildete das Herzogtuum Schwaben. Auch über den Tod des jungen Herzogs Hermann III. (1012), des letzten männlichen Vertreters der schwäbischen Linie, hinaus blieb dort die Gegnerschaft zu HEINRICH II. bestehen. Die Führung im KONRADINER-Clan aber hatte, bis zu seinem Tod 992, vor allem bei Heribert gelegen, dem Grafen im hessischen Kinziggau, im Engersgau und in der Wetterau. Von seinen Söhnen starb der eine, Gebhard, 1016. Der andere war Otto, der nach dem Tod seines Bruders alle Besitzungen und Grafschaften dieser Linie in seiner Hand vereinte. Dazu kam noch die Ausstattung seiner Gemahlin in der Gegend von Herzogenaurach, Langenzenn und Fürth im östlichen Franken. Damit stieg Otto zu einem der mächtigsten Adelsherrn dieser zeit auf. Sein Hauptsitz befand sich auf der Burg Hammerstein, etwas südlich von Andernach am rechten Rheinufer gelegen. Sie war eine der gewaltigen neuen Höhenburgen, die sich der Adel damals zu errichten begann, ganz entsprechend den Burgen Heinrichs von Schweinfurt.
    Otto von Hammerstein, seit 1016 der letzte erwachsene KONRADINER in männlicher Linie, war verheiratet mit Irmingard. Sie war eine Tochter des Grafen Gottfried von Verdun und Schwester Herzog Gottfrieds von Nieder-Lothringen und verwandt mit der Kaiserin Kunigunde [Der Vater der Kaiserin Kunigunde, Siegfried von Luxemburg und Gozlin, der Großvater Irmingards, waren Brüder.]. Diese Ehe des Hammersteiners nun wurde über ein Jahrzehnt lang Gegenstand eines erbittert ausgetragenen Konflikts. 1016/17 begann HEINRICH II., die Rechtmäßigkeit der Ehe zwischen Otto und Irmingard anfechten zu lassen. Der Vorwurf lautete: verbotene Verwandtenehe. Nachdem das Paar mehrere Vorladungen auf Synoden ausgeschlagen hatte, führte die Synode in Nimwegen am 16. März 1018 in Anwesenheit HEINRICHS II. eine Entscheidung herbei: Otto und Irmingard, die schon lange in unrechtmäßiger Verbindung gelebt hatten, wurden wegen Nichtachtung wiederholter Ladungen exkommuniziert.
    Man darf diese sogenannte Hammersteiner Fehde nicht isolieren, auch wenn der weitere Verlauf dieses Konflikts sich sehr ungewöhnlich entwickelte. Die Verurteilung durch die Synode von Nimwegen am 16. März 1018 führte zunächst dazu, daß Otto im Mai 1018 auf einem Hoftag in Bürgel am Main nördlich von Offenbach vor HEINRICH II. und Erzbischof Erkanbald von Mainz erschien, um Dispens und Gande zu erbitten. Aber durch drei Eideszeugen wurde die Nahehe bestätigt und ihre Unrechtmäßigkeit bekräftigt. Otto unterwarf sich dem Urteil und stellte die Trennung in Aussicht. In Wirklichkeit kümmerte sich das Paar nicht darum und lebte weiter zusammen. Es kam zu erneuten Mahnungen und Drohungen durch den Mainzer Erzbischof. Da begann sich Otto von Hammerstein gegen den ständigen Störenfried zu wehren, fiel in Mainzer Gebiet ein und versuchte, den Erzbischof selbst auf einer Rheinfahrt zu überfallen und gefangenzunehmen. Damit freilich hatte er sich des offenen Friedensbruchs schuldig gemacht und das Eingreifen des Kaisers provoziert. Im September 1020 rückte diese mit seinem Heer an die Burg Hammerstein, in der sich Otto und Irmingard verschanzt hatten. Nach drei Monaten waren die beiden mit ihren Leuten ausgehungert. Am Weihnachtstag 1020 mußten sie die Burg öffnen. Diese wurde daraufhin geschleift und als Reichsgut eingezogen. Wohin sich das Ehepaar begab, wissen wir nicht.
    1023 nahm Aribo von Mainz das Verfahren gegen Otto und Irmingard wieder auf und zitierte sie nach Mainz auf eine Provinzialsynode. Beide erschienen dort, und Otto unterwarf sich erneut dem Spruch der Synode. Öffentlich entsagte er seiner Gattin.
    Der neue König jedoch, der SALIER KONRAD II. sah überhaupt keine Veranlassung gegen Nahehen vorzugehen. Damit hätte er seine eigenen Ehe mit Gisela gefährdet. Außerdem stand Otto von Hammerstein im Lager seiner Anhänger. Als Aribo 1027 auf einem Hoftag in Frankfurt das Verfahren noch einmal aufnehmen wollte, wurde er daher von KONRAD II. scharf und für immer zurückgewiesen. Irmingard und Otto konnten ihre Ehe endlich ungestört weiterführen.


    oo Ermengard (Irmingard) von Verdun, Tochter des Grafen Gottfried, um 975- 1042

    Kinder:

    - Udo - 1034

    Nach Jackman/Fried

    - Mathilde
    oo Liudolf


    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 224 - Boshof Egon: Die Salier und das Reich, Verlag W. Kohlhammer Suttgart 1987 Seite 38 - Bresslau Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II., Verlag von Duncker & Humblot Berlin Band II Seite 225,226 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 98,239 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 28,50,62 - Fried, Johannes: Prolepsis oder Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradiner-Genealogie im 10. und frühen 11. Jahrhundert - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 VII,102 Seite 311,313,333 - Hirsch, Siegfried: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II., Verlag von Duncker & Humblot Berlin 1864 Band III Seite 73 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 15,45-51,53,58,62-64,69,70,73,119,125,127,138,146,179 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 381,446-449 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III.- Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 92,365,374,381 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 96-98,100,104 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 177 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 102,118,165,190,199,202-204 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 218,446,460 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 476 -

    Allgemeine Deutsche Biographie: Otto (Graf im Engersgau)

    Hammerstein: Otto Graf v. H., war der Sohn des Grafen Heribert von der Wetterau († um 997) und gehörte dem konradinischen Hause an; Brüder seines Vaters waren der Herzog Konrad von Alemannien und der 982 in der Schlacht gegen die Saracenen gefallene Udo. Der junge Otto begegnet uns zuerst im J. 1002, wo er von Heinrich II. unter dem Herzog von Kärnthen gegen Arduin nach Italien gesandt wurde, ein Zug, der Anfangs 1003 mit der Niederlage in der Ebene von Fabrica endete. Später vermählte er sich mit der Irmgard, der Tochter eines Fürsten Gottfried (vielleicht aus dem Hause der Ardennergrafen); es ist nicht unmöglich, daß er erst durch diese Ehe in den Besitz der Burg Hammerstein (gegenüber Andernach am rechten Rheinufer), nach der er genannt wird, gelangt ist. Irmgard war mütterlicherseits und zwar noch innerhalb der verbotenen Grade seine Verwandte; es ist bekannt, wie sehr Kaiser Heinrich II. dergleichen kirchlich unzulässige Verbindungen mißbilligte; H. verlor dadurch seine Gunst. Nachdem wiederholte Ladungen vor das geistliche oder kaiserliche Gericht unbeachtet geblieben waren, wurde auf dem Nymweger Tage von 1018 die Excommunication über das Paar ausgesprochen. In Folge dessen stellte sich noch in demselben Jahr, als Heinrich nach Pfingsten zu Bürgel bei Offenbach Hof hielt, H. daselbst und unterwarf sich dem Kaiser; in Gegenwart des Erzbischofs Erkanbald von Mainz und auf den Eid von drei Zeugen wurde die Ehe für nichtig erklärt. Indessen die Liebe Otto’s zu seiner Gemahlin war mächtiger als seine Scheu vor des Kaisers Ungnade und der Kirche Zorn; ungeachtet seiner Unterwerfung zu Bürgel vereinigte er sich bald wieder mit Irmgard. Erzbischof Erkanbald konnte diesen hartnäckigen Ungehorsam nicht ungestraft lassen; von neuem richtete er Ermahnungen und Drohungen an H., erzielte aber damit nur die Wirkung, daß der Graf von glühendem Haß gegen den Priester erfüllt wurde, der seinem Glück in den Weg trat. Er befehdete den Erzbischof und verwüstete das mainzische Gebiet: dann unternahm er sogar einen Handstreich gegen die Person des Erzbischof, dem er auf einer Rheinfahrt auflauerte. Das Fahrzeug, das Erkanbald trug, entkam zwar, aber seine Begleiter, die auf anderen Nachen folgten, geriethen in Gefangenschaft und wurden auf Burg H. schmählich mißhandelt. Der Kaiser durfte diesen schnöden Friedensbruch natürlich nicht ruhig ertragen. Auf den Rath der Großen forderte er H. durch Boten, durch seine Freunde, durch ein Schreiben zur Unterwerfung auf; als H. hartnäckig blieb, verfiel er wiederum in Kirchenbann und Reichsacht. Im September 1020 zog Heinrich selbst mit Heeresmacht gegen seine Burg. Drei Monate hielt sich die uneinnehmbare Veste; erst als die Lebensmittel zu Ende gingen, übergab H. am 26. December die Burg; ihm selbst und seiner Gemahlin scheint freier Abzug gestattet worden zu sein; aber Kirchenbann und Reichsacht wurden nicht gelöst; unstät und flüchtig schweifte das Paar umher. Indessen auch so konnte ihre Verbindung nicht geduldet werden; auf einem Concil zu Mainz (Juni 1028) vor Aribo, Erkanbald’s Nachfolger, wurden sie abermals zur Verantwortung gezogen. Wie einst zu Bürgel, so beugte sich auch diesmal [490] H. dem Zorn des Kaisers und den Ermahnungen der Bischöfe; er entsagte von Neuem seiner Gattin. Irmgard aber blieb trotzigeren Sinnes; sie pilgerte nach Rom, um bei dem Papst Berufung gegen das Urtheil der Mainzer Synode einzulegen: daß sie bei Benedict VIII. günstige Aufnahme fand, war die Veranlassung eines schweren Conflictes zwischen dem Papst und dem Erzbischof von Mainz. Günstiger gestaltete sich das Geschick des Paares erst unter Konrad II., der ja selbst mit seiner Ehe den Satzungen der Kirche trotzte. Vielleicht auf Grund einer päpstlichen Dispensation lebten sie unangefochten mit einander; den einzigen Versuch, den Aribo auf dem Frankfurter Concil von 1027 machte, das Verfahren gegen sie zu erneuern, verhinderte der Kaiser. H. begegnet mehrfach in der Umgebung Konrads, von dem er ein Lehen aus Hersfelder Kirchengut empfing und als Gaugraf der Wetterau; Irmgard stand sogar, wie es scheint, in näheren Beziehungen zum Kaiser. H. starb wahrscheinlich 1036; sein, wie es scheint, einziger Sohn Udo war ihm schon 1034 im Tode vorangegangen. Irmgard muß ihn überlebt haben und wird erst kurz vor dem Januar 1043 gestorben sein.
    Hirsch, Jahrb. des d. Reichs unter Heinrich II., Bd. III, her. v. Breßlau; Breßlau, Jahrb. des d. Reichs unter Konrad II.

    Familie/Ehepartner: von Verdun, Irmgard. Irmgard (Tochter von von Verdun, Gottfried I. und Billung, Mathilde) wurde geboren um 975; gestorben in 1042. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 172. von Hammerstein, Udo  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in 1034.

  17. 127.  von Luxemburg, Siegfried I.von Luxemburg, Siegfried I. Graphische Anzeige der Nachkommen (97.Kunigunde11, 78.Ermentrud10, 50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 915/917; gestorben am 26 Okt 997; wurde beigesetzt in Trier [54290],Trier,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Moselgau; Graf im Moselgau
    • Titel/Amt/Status: 963-997, Luxemburg; Graf von Luxemburg

    Notizen:

    Siegfried I.
    Graf von Luxemburg (963-997)
    Graf im Moselgau
    915/17-26.10.997 Begraben: Abtei St. Maximin in Trier
    (* 916/19 Hoensch) (+ 28.10. 997 Renn)

    Jüngster Sohn des Pfalzgrafen Wigerich von Lothringen und der Kunigunde, Enkelin von König Ludwig dem Stammler
    Nach Rene Klein Sohn des Herzogs Giselbert von Lothringen und der Kunigunde, Enkelin von König Ludwig der Stammler

    Brandenburg Erich: Tafel 5 Seite 10, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VII. 50 b. SIEGFRIED, Graf von Luxemburg 963
    * ca. 922, + 998 15. VIII.

    Gemahlin:
    vor 964 (wohl ca. 950)
    Hedwig, angeblich Tochter des Grafen Eberhard im Nordgau + nach 993

    Anmerkungen: Seite 123
    VII. 50. Siegfried

    Vgl. VI 26.
    Er war wohl Graf im Moselgau, siehe Witte, Lothr. Jb. 5, 46; ertauschte 963 Luxemburg von der Abtei St. Maximin in Trier, Mrh. U. B. 1, n. 211, Vogt von Echternach 974 15. III., von St. Maximin 981, ib. n. 252, + ib. n. 236.
    Todestag: Köller, Saarbr. S. 14; Schrötter, Luxemburg 39.

    Gemahlin:
    Hedwig 964, Mittelrh. U. 1 n. 220; zuletzt 993, ib. n. 268, + an einem 13. XII., Fontes 4, 458.
    Daß sie eine Tochter des Nordgaugrafen Eberhard gewesen sei, vermutet Vanderkindere 2, 408, ohne Gründe anzugeben. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß Judith eine Schwester Siegfrieds war, die Mittelrh. U. 1, n. 308 III als amita des Erzbischofs Adalbero von Trier erscheint. Sie soll nach 1037 gestorben sein und mit Graf Adalbert von Elsaß vermählt gewesen sein, was aber chronologisch ganz unmöglich ist. Die Urkunde n. 308 III und 309 sind gefälscht, siehe Witte, Lothr. Jb. 5,2, 47f.

    Korrektur (Werner):
    Sämtliche Geschwister Siegfrieds sind durch ihre Mutter Kunigunde als sichere Nachkommen anzusehen, während Brandenburg sie nur zum Teil unter die sicheren Nachkommen einreiht (siehe Tafel 33 VII 57-62).

    Ergänzung (Werner):
    a) Adalbero (siehe Tafel 33 VII 57a), * v. 910, + 962 IV. 26., 929 Bischof von Metz [VII a 63]
    b) Gozelo (siehe Tafel 33 VII 58a), *c. 910, + 942 X. 19., Graf (Bidgau), Gemahlin: Uda, + (n. 963) IV. [VIIa 64]
    c) Friedrich I. (siehe Tafel 33 VII 59), * c. 912, + 978 I.18., Graf von Bar, 959 Herzog von Ober-Lothringen, Gemahlin: 955 Beatrix, Tochter Hugos "des Großen", dux Francorum [s. VII 9], + (n. 978) IX.23. [s. XIII 10] [VIIa 66]
    d) Giselbert (siehe Tafel 33 VII 60), * c. 915, + 963 IV.17., 965 Graf (Ardennengau); Gemahlin: Hedwig, + n. 965. [VIIa 66]
    e) Liutgard (siehe Tafel 33 VII 62), * c. 915, + n. 960 IV.8.
    Gemahl:
    a) Adalbert, + v. 960 IV.8.
    b) v. 960 IV.8. Eberhard. [VII 67]
    f) Siegfried = VII 50. [VII 68]. (Er ist sicher identisch mit "Siegbert", VII 61).

    Werner Karl Ferdinand: Band IV Seite 471, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. 68.
    Den Grafen Siegfried "von Luxemburg" bringt Brandenburg VII, 50 als einziges Kind der Kunigund richtig unter den gesicherten Nachkommen KARLS DES GROSSEN, die übrigen Geschwister, wie bemerkt, nur im 2. Teil, zu den wahrscheinlichen Nachkommen. Brandenburg hielt Siegfried im Gegensatz zu den anderen Kindern der Kunigund für einen Sohn Richwins, also des zweiten Gemahls der Kunigund, übersah aber bei der Einordnung zur gesicherten und nur wahrscheinlichen Deszendenz, daß die Abkunft von KARL DEM GROSSEN ja nicht durch Richwin, sondern durch die gemeinsame Mutter, eben Kunigund, vermittelt wird. Davon abgesehen ist auch Siegfried, wie Renn 12 ff. darlegt, ein Kind aus Kunigunds erster Ehe mit Graf Widericus/Wigerich. Darauf deutet schon der Name von Siegfrieds Sohn Friedrich, identisch mit dem Namen eines Bruders von Wigerich (Renn 17). - Der von Brandenburg VII, 61 (Seite 66) unter den Kindern Kunigunds 1. Ehe aufgeführte "Siegbert, * ca. 915, + nach 943" ist, wie Renn erkennen läßt, zu streichen. Der einzige Beleg für diese Person in einer Urkundenkopie ist offenkundig eine Verschreibung für Siegfried, den hier zu behandelnden Grafen. Vgl. zu ihm und seiner Familie Renn 57ff., zu seiner Frau Hadwig ebd. 64f. - Im einzelnen sind folgende Berichtigungen und Ergänzungen zu den Angaben von Brandenburg zu machen: Siegfried ist c 950 als (Laien-)Abt von Echternach, dann als Vogt dieses Klosters nachweisbar; er ist Graf, wohl in mehreren Grafschaften, nachweisbar 982 im Moselgau. 963 IV 17 erwirbt er die Lützelburg (später "Luxemburg"), die dem Haus später den Namen geben wird. Es leuchtet ein, daß man Siegfried nicht "Graf von Luxemburg" nennen sollte, wie es bei Brandenburg geschieht. Siegfrieds Todestag ist nicht VIII 15 (so Brandenburg), sondern X 28 (Renn 65). Das Datum VIII 15 ist wahrscheinlich der Todestag von Siegfrieds gleichnamigen Sohn (siehe VIII, 69), der nach 985, aber vor dem Vater starb, und dessen Existenz Brandenburg zu Unrecht anzweifelte. Im D 261 OTTOS III. von 997 X 26 wird Siegfried (der Ältere) zuletzt in Tätigkeit, nämlich als Inhaber seiner Grafschaft, genannt. (Brandenburg gibt als Todesjahr 998). Renn 65 liefert zu dem von Brandenburg schon gegebenen Terminus post quem des Todes der Hadwig, 993, den Todestag XII 13: In den bairischen Nekrologien, die die Familie der Kaiserin Kunigund, der Tochter Hadwigs, verzeichnen, erscheint zu diesem Tag domina Hedwich comitissa. Der vermutliche Zeitpunkt der Eheschließung Siegfrieds mit Hadwig, bei Brandenburg "vor 964, wohl ca. 950", wird von Renn 58 mit C 955/60 angegeben.

    VIII. 68-78
    Die zahlreichen Kinder des Grafen Siegfried "von Luxemburg" konnten nach den Angaben von Renn erheblich präziser datiert und in ihrer Reihenfolge gegenüber Brandenburg VIII, 44-53 umgestellt werden. Gegenüber Brandenburg kam hinzu der jüngere Siegfried, dessen Existenz Brandenburg nicht anerkennen wollte. Vgl. jedoch die überzeugenden Ausführungen von Renn. Im einzelnen ist zu bemerken: das Geburtsjahr des Ältesten, Heinrich, ist von c 955 auf c 960 zu setzen, wie sich aus dem vermutlichen Ehedatum der Eltern ergibt (Renn 58). Nach dem erwähnten Siegfried dem Jüngeren (er ist es, der in den Briefen Gerberts Havet nr. 41 und 51 vorkommt) gehört Liutgard zu den ältesten Geschwistern. Vgl. zu ihr oben VIII, 52 (Ehe und Geburtsdatum) und Uhlirz 456 sowie Renn 103, der den Todestag berichtigt: V 13, nicht V 14 (Brandenburg) - Zu Friedrich und seinen Nachkommen siehe Renn 44ff. sowie die Tafel dort 45. - Die Tochter unbekannten Namens, Gattin des Grafen Thietmar (wohl von Volksfeld), starb an einem III 29, wie wir bei Renn 104 erfahren. Wir wissen von ihrer Tochter Uda. Kaiserin Kunigund hat diese ihre Nichte noch erwachsen gekannt, was auf eine Geburtszeit der Mutter von c 970 schließen läßt (Renn 105). - Zu Giselbert, den Brandenburg "Graf in Waldelevings" nennt, belehrt uns Renn 87, daß er, Graf einer uns unbekannten Grafschaft, Herr im saarländischen Walerfangen (Moselgau) war. Zum Todesjahr 1004 (schon bei Brandenburg) bietet er ebd. den genauen Tag, V 18. - Das genaue Todesdatum (Brandenburg "1046 IV oder V") gibt Renn 103 auch zu Bischof Dietrich von Metz: 1046 V 2. - Zur Kaiserin Kunigund ist zu bemerken, daß ihre Ehe mit HEINRICH II. nicht c 999, sondern mit hoher Wahrscheinlichkeit im Frühsommer des Jahres 1000 stattfand, vgl. Uhlirz 331. - Kunigundes Schwester Eva starb nicht nur nach 1020 II 3, wie Brandenburg angibt, sondern erst nach 1040 (Renn 114); ihr Gemahl, Graf Gerhard, starb 1024/33 (Renn 103f., gegenüber Brandenburg: "nach 1020"). - Der Todestag der Äbtissin Ermentrud in einem unbekannten Jahr, ist V 2 (Renn 105), und nicht V 5 (Brandenburg).

    Althoff Gerd: Seite 420, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    G 145a
    Me: 27.10. Sifrid com + um 998 Vater der Kaiserin Kunigunde

    (Es.) Zum 28. Oktober überliefern die Notae Necrologiae Coufungenses: Sigefridus Kunuz com. pater Chunigundis imperatoricis obiit. Da auch die Mutter und die Gemahlin Siegfrids und ein Sohn des Ehepaares im Merseburger Necrolog begegnen (vgl. G 176 und K 16), ist die Identifizierung wohl gesichert, zumal der zum 26. Oktober ins Lüneburger Necrolog eingetragene Graf gleichen Namens als occius bezeichnet ist (G 145).
    Die Kaiserin Kunigunde hat offensichtlich dafür gesorgt, daß bei der Neustiftung des Gedenkens in Merseburg auch ihre Vorfahren berücksichtigt wurden; vgl. dazu ausführlich oben S. 198f.
    Allgemein zu Siegfrid siehe Renn, Das erste Luxemburger Grafenhaus, besonders Seite 57ff.; dort auch Seite 64 Hinweise auf den Zeitraum seines Todes; vgl. dazu auch seine Grabinschrift (MGH Poetae lat. 5, Seite 316) und Wampach, Urkunden- und Quellenbuch, Nr. 211.

    Thiele Andreas: Tafel 66, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte"
    Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I


    SIEGFRIED
    + 998
    Sohn des Pfalzgrafen Wigerich von Lothringen, Graf in den Ardennen

    Graf im Moselgau, Stütze seines bischöflichen Bruders Adalbero von Metz, erwarb am 17.4.963 die Burg Luxemburg durch Tausch gegen Liegenschaften in Feulen mit dem Kloster St. Maximilian in Trier, die seitdem als Residenz für seinen großen Streubesitz diente. Er beerbte um 964 seinen Bruder Giselbert im Ardennengau und wurde um 950 Laienabt von Echternach, das er sehr förderte. Er war auch Vogt von St. Maximin in Trier und zu Metz und damit der mächtigste Mann im Moselgauraum. Er war eine treue Stütze der OTTONEN, unterstützte OTTO III. im Thronkrieg, stand mit der Sippe 985 gegen Frankreich wegen Verdun und war auch zeitweise gefangen. Durch die starke Verflechtung seines Besitzes mit dem der Erzbischöfe von Trier, der Bischöfe von Metz, Toul und Verdun und etlicher Klöster hatte er ständig Streit mit diesen. Er war sogar zeitweise deshalb gebannt, weil er den Bischof von Verdun gefangen hielt. Er förderte die Cluniazenser in Gorze, Echternach und St. Maximin, erwarb unter anderem Saarburg als Lehen der Erzbischöfe von Trier und schuf die Grundlagen des luxemburgischen Territorialstaates.

    oo HEDWIG

    Mohr Walter: Band I Seite 59-61, "Geschichte des Herzogtums Lothringen"

    Nach der Übergabe OTTOS III. an seine Mutter auf dem Tag zu Rara am 29. Juni 984 kam es in Lothringen zu einem neuen Aufschwung für die kaiserliche Partei. An ihre Spitze traten Herzog Dietrich von Ober-Lothringen und Graf Gottfried von Verdun. Von weiteren Parteigängern sind bekannt: Siegfried von Luxemburg und die Grafen Bardo und Gozelo, die ihrerseits Neffen des Grafen von Verdun waren. Zunächst widmeten sie sich der Wiedereroberung von Verdun, die wahrscheinlich Ende September 984 gelang. Etwa zur gleichen Zeit war es dem kaiserlichen Hofe durch den Tod Bischof Dietrichs von Metz möglich, die kaiserliche Partei in Lothringen weiter zu stärken. Das erledigte Bistum wurde Adalbero, dem Sohn der Herzogin Beatrix, übertragen, der zuvor schon zum Bischof von Verdun ausersehen worden war, aber durch den Tod OTTOS II. seine dortige Anerkennung noch nicht erhalten hatte. Auch nach Verdun kam als Bischof ein Anhänger der kaiserlichen Partei, ein weiterer Adalbero, Sohn des Grafen Gottfried von Verdun. Um diese Stadt entwickelte sich in einem prinzipiell gearteten Sinne die Auseinandersetzung mit dem westfränkischen König. Er hat zu Ende des Jahres 984 mit den Vorbereitungen zur Rückeroberung begonnen. Auf der Gegenseite hat man sich eifrig zur Verteidigung gerüstet. Der Angriff Lothars war erfolgreich. Bei der Übergabe gerieten die Verteidiger, darunter Herzog Dietrich von Ober-Lothringen, Graf Siegfried von Luxemburg und Graf Gottfried von Verdun in Gefangenschaft. Lothar hat seine Aktion nicht weitergeführt, er ist wieder ins westfränkische Reich zurückgekehrt.
    Von westfränkischer Seite scheint man gehofft zu haben, dass die immer noch gefangenen Grafen Gottfried von Verdun und Siegfried von Luxemburg nachgeben würden. Nach den Worten des Gerbert von Aurillac konnten nach dem Tode Lothars alle einst in Gefangenschaft geratenen Lothringer mit Ausnahme des Grafen Gottfried von Verdun entkommen.

    Baumgärtner Ingrid: Seite 15, "Kunigunde - eine Kaiserin an der Jahrtausendwende"

    Umstritten sind die genealogischen Zusammenhänge der Frühzeit dieses Hauses, insbesondere um den Vater Kunigundes, sei es nun Siegfried I. oder Siegfried II. Seine Nachkommen bezeichneten sich später (erstmals 1083) nach der Lützelburg als die Grafen von Luxemburg und nutzten ihre mächtige territoriale Basis für eine vorherrschende Stellung in Ober-Lothringen. Kennzeichnend für den raschen Aufstieg von Graf Siegfried im Grenzgebiet zwischen untergehenden karolingischem Westreich und ottonischen Ostreich waren die engen Beziehungen zu den beiden angesehenen Königssippen, den KAROLINGERN und den OTTONEN. Die Rückführung erfolgte zielbewusst über Graf Siegfrieds kognatische Linie, über dessen Mutter Kunigunde und Großmutter Ermentrude (Irmintrud) auf König Ludwig den Stammler sowie die Kaiser KARL DEN KAHLEN, LUDWIG DEN FROMMEN und KARL DEN GROSSEN. Diese karolingische Abstammung verlieh Kunigunde eine außergewöhnliche Aura; sie begründete die Leistung ihrer Dynastie und legitimierte zur Herrschaft.



    955/60 oo Hadwig (von Lothringen, Tochter des Herzogs Giselbert), um 940/45-13.12.993

    11 Kinder:

    - Heinrich I. Graf von Luxemburg 960-27.2.1026
    - Siegfried II. 960/65-15.8.985
    - Adalbero Erzbischof von Trier (1008-1036) - 12.11.1036
    - Ermentrud Äbtissin
    - Giselbert Graf im Ardennengau -18.5.1004 gefallen Pavia
    - Liutgard 960/65-13.5.1005
    980 oo Arnulf II. Graf von Holland 955-18.11.993
    - Eva 975-19.4.1040
    1000 oo Gerhard Graf von Elsaß - 28.12.1033
    - Kunigunde 975-3.3.1033
    1001 oo HEINRICH II. König des Deutschen Reiches 6.5.973-13.7.1024
    - Dietrich II. Bischof von Metz (1005-1046) - 2.5.1046
    - Friedrich Graf von Luxemburg 965 - 1019


    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Wilhelm Fink Verlag München 1984 Seite 420 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 15,23,36,37,40,42,72,84,86,96,99,169,170,185 - Baumgärtner, Ingrid (Hg): Kunigunde - eine Kaiserin an der Jahrtausendwende, Furore Verlag Kassel 1997 Seite 15 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 5 Seite 10,123 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 475-479,489,498/Band III Seite 503 - Erbe Michael: Belgien, Niederlande, Luxemburg. Geschichte des niederländischen Raumes. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1993 Seite 47- Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 225,230,267,282,304 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 53,58,62,70,85,89,91-93,110-112,119, 132,134,136,179 - Hoensch, Jörg K.: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437. Verlag W. Kohlhammer 2000 Seite 11 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 287,295,376 - Klein Rene: Wer waren die Eltern des Grafen Siegfried? - Eine neue Hypothese zum Ursprung des ersten Luxemburger Grafenhauses. in: Luxemburgische Gesellschaft für Genealogie und Heraldik, Annuaire/Jharbuch 1998 - Mohr Walter: Geschichte des Herzogtums Lothringen. Verlag "Die Mitte" Saarbrücken 1974 Band I Seite 59-61 - Renn, Heinz: Das erste Luxemburger Grafenhaus Seite 57-80 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 45A,64A - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 73-75 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 66 - Twellenkamp, Markus: Das Haus der Luxemburger, in: Die Salier und das Reich, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992 Band 1 Seite 475-503 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 41 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf VII, 68 Seite 471 - Wolf Armin: Die Herkunft der Grafen von Northeim aus dem Hause Luxemburg und der Mord am Königskandidaten Ekkehard von Meißen 1002. Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte Band 69 1997 - Wolf Armin: Zur Kontroverse um die Herrschaft der Grafen von Northeim aus dem Hause Luxemburg. Rheinische Vierteljahresblätter Jahrgang 65 2001, Seite 400-406 -


    Neue Deutsche Biographie - Siegfried I. (Sicco, Sigefridus Kunuz)

    Graf von Luxemburg, * um 919, † 28. 10. vermutlich 998, ⚰ Trier, Sankt Maximin.

    Leben
    Die Herkunft S.s aus dem sog. „Ardennerhaus“ ist in der Forschung umstritten. Nach der sog. „Bamberger Tafel“ (nach 1014) stammte er über Kunigunde, Enkelin Ludwigs des Stammlers, vom hl. Arnulf und den Karolingern ab. Diese – auf Metzer Quellen aufbauende – Genealogie sollte als Beleg für den „kaiserlichen“ Rang Kunigundes, der Tochter S.s und Ehefrau Ks. Heinrichs II. dienen.

    Das weit verzweigte „Ardennerhaus“ war im Raum Reims-Lüttich-Trier-Metz fest verankert und traditionell westfränkisch orientiert. Nach anfänglicher Rivalität mit den Ottonen schlossen sich seine Mitglieder unter der Führung Bf. Adalberos von Metz, des Bruders von S., den neuen Herren Lotharingiens an und wurden nach dem Tod der Konradiner Udo und Hermann (949) und dem Scheitern Hzg. Konrads des Roten (953/54) zu den treuesten Anhängern des otton. Herrscherhauses im zwischen Frankreich und Reich umkämpften lotharing. Raum.

    S., seine Brüder und seine sechs Söhne wurden mit Grafenrechten, Herzogs- und Bischofswürden, Laienabbatiaten und Vogteien ausgestattet. S. selbst war Graf im Moselgau zwischen Metz und Trier, wohl Graf im Bidgau in der Eifel, Laienabt der Reichsabtei Echternach und vermutlich Vogt von St. Maximin (Trier). Im Maas-Mosel-Saar-Raum verfügte er über Güter und Burgen, wovon die 963 oder 987 erstmals erwähnte Luxemburg dem von seinem Enkel Giselbert († vor 1059) abstammenden Geschlecht seinen Namen gab.

    Die Nähe zum König (Italienzüge 966–73, 983; Kampf um Verdun u. franz. Gefangenschaft 984–85) wie die Teilhabe an den otton. Klosterreformen (Echternach 973; Unterstützung d. Maximiner Reformgemeinschaft) zeichnen S. als otton. Großen aus; dies belegen auch die geistige und kulturelle Verwandtschaft mit den Ottonen (imperatorius frater, Zugehörigkeit zum Gerbert-Egbert-Kreis) und die Übernahme entsprechender kultureller Referenzen (Reliquien, Kirchentitulaturen).

    Im 19. Jh. erklärte das aufflackernde Luxemburger Nationalgefühl Graf S. „von Luxemburg“ zum Begründer der Nation, der Stadt und des Landes Luxemburg, das Jahr 963 zum mythischen Ursprung des heranwachsenden Nationalstaats.

    Quellen
    Qu Urkk.- u. Qu.buch z. Gesch. d. altluxemburg. Territorien, ed. C. Wampach, Bd. 1, 1935; Genealogia regum Francorum, ed. G. H. Pertz, MGH SS, 2, S. 314; Die Briefslg. Gerberts v. Reims, ed. F. Weigle, Weimar, 1966 (MGH, Die Briefe d. dt. Ks.zeit, Bd. 2); Die lat. Dichter d. dt. MA, ed. K. Strecker, 21970 (MGH, Poetarum latinorum medii aevi, Bd. 5, S. 316).

    Literatur
    H. Renn, Das erste Luxemburger Grafenhaus (963–1136), 1941; J. Vannérus, La première dynastie luxembourgeoise, in: Revue belge de Philologie et d'Histoire 25, 1946–47, S. 801–58; M. Uhlirz,|Domnus Sicco, imperatorius f(rate)r d(ucat) XX, in: DA 10, 1953–54, S. 166–69; dies., Die ersten Grafen v. L., ebd. 12, 1956, S. 36–51; Ph. Wey, Gf. S. v. Luxemburg u. d. Vertrag v. 964, in: 1000 Jahre Saarburg, in: Heimatbuch f. d. Kr. Saarburg, 1964, S. 5–16; La Maison d'Ardenne (Xe–XIe s.), Actes des Premières Journées Lotharingiennes 1980, 1981; M. Margue u. M. Pauly, Saint-Michel et le premier siècle de la ville de Luxembourg, in: Hémecht 39, 1987, S. 5–83; M. Margue, Aspects politiques de la „réforme“ monastique en Lotharingie, in: Revue bénédictine 98, 1988, S. 31–61; ders. u. J. Schroeder, Zur geistigen Ausstrahlung Triers unter Ebf. Egbert, in: Egbert, Ebf. v. Trier 977–993, hg. v. F. J. Ronig, Bd. 2, 1993, S. 111–21; M. Margue, „Bamberger Tafel“, in: Ks. Heinrich II. 1002–1024, hg. v. J. Kirmeier u. a., 2002, S. 216–18; A. Wolf, Die Herkunft d. Grafen v. Northeim aus d. Hause L. u. d. Mord am Kg.kandidaten Ekkehard v. Meißen 1002, in: Niedersächs. Jb. f. Landesgesch. 69, 1997, S. 427–40; R. Klein, Wer waren d. Eltern d. Grafen S.?, in: Annuaire de l'Association Luxembourgeoise de Généalogie et d'Héraldique, 1998, S. 9–27; E. Hlawitschka, War Gf. S. I. v. L. e. Sohn Hzg. Giselberts v. Lothringen?, in: Forsch.btrr. d. Geisteswiss. Kl., 23, hg. v. d. Sudetendt. Ak. d. Wiss. u. Künste, 2002, S. 53–67; LexMA VI, S. 28 f.; M. Margue, in: Nouvelle Biogr. Nat. III, 1994, S. 295–300.

    Geburt:
    (* 916/19 Hoensch)

    Name:
    auch Sicco, Sigefridus Kunuz

    Gestorben:
    (+ 28.10.997 Renn)

    Begraben:
    Abtei St. Maximin in Trier

    Siegfried heiratete Hadwig in 955/960. Hadwig gestorben am 13 Dez 993. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 173. von Luxemburg, Heinrich I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 960; gestorben am 27 Feb 1026; wurde beigesetzt in Osterhofen [94486],Deggendorf,Bayern,Deutschland.
    2. 174. von Luxemburg, Siegfried II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 960/965; gestorben in 985/1004.
    3. 175. von Luxemburg, Adalbero  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben um 1037.
    4. 176. von Luxemburg, Ermentrud  Graphische Anzeige der Nachkommen
    5. 177. von Luxemburg, Giselbert  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 970; gestorben am 18 Mai 1004 in Pavia [27100],Lombardei,Italien.
    6. 178. von Luxemburg, Liutgard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 960/965; gestorben am 13 Mai 1005.
    7. 179. von Luxemburg, Eva  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 975; gestorben am 19 Apr 1040.
    8. 180. von Luxemburg, Kunigunde  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 975; gestorben am 3 Mrz 1033 in Kaufungen [34260],Kassel,Hessen,Deutschland; wurde beigesetzt in Bamberg [96047],Bamberg,Bayern,Deutschland.
    9. 181. von Luxemburg, Dietrich II.  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in 1046/1047; wurde beigesetzt in Metz [57000],Moselle,Lothringen,Frankreich.
    10. 182. von Luxemburg, Friedrich I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 965; gestorben in 1019.

  18. 128.  von Lothringen, Adalbero I. Graphische Anzeige der Nachkommen (97.Kunigunde11, 78.Ermentrud10, 50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 910; gestorben am 26 Apr 962.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Lüttich [4000],Lüttich,Wallonien,Belgien; Abt von Lüttich
    • Titel/Amt/Status: 929-962, Metz [57000],Moselle,Lothringen,Frankreich; Bischof von Metz

    Notizen:

    Adalbero I.
    Bischof von Metz (929-962)
    Abt von Lüttich
    910-26.4.962
    Ältester Sohn des Pfalzgrafen Wigerich von Lothringen und der Kunigunde, Enkelin von König Ludwig dem Stammler

    Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 93

    Adalbero I., Bischof von Metz seit 929
    Abt des Metzer Eigenklosters St. Trond (Diözese Lüttich) seit 944
    + 26. April 962
    Sohn des lothringischen Pfalzgrafen Wigerich, Bruder Friedrichs, seit 959 Herzog von Ober-Lothringen, und Stiefbruder Siegfrieds, Graf von Luxemburg.

    Adalbero gab durch die Reform des Klosters Gorze und die Einsetzung des Abtes Einold der lothringischen Reformbewegung starke Impulse. Er reformierte die Metzer Klöster St. Felix, St. Glodesindis und St. Peter. Im lothringischen Aufstand von 939 verteidigte er Metz gegen OTTO I., näherte sich seit 940 OTTO und stand bei dem Aufstand Herzog Konrads des Roten (954) treu zum Kaiser. Im Westreich vermittelte er zwischen Herzog Hugo dem Großen von Franzien und König Ludwig IV.

    Literatur:
    DBF I, 384-388 - NDB I, 40f. [beide mit weiterführender Lit.] - H. Fichtenau, Vier Reichsbischöfe der Ottonenzeit, Fschr. F. Maass, 1973, 81-95.

    Finckenstein Finck von: Seite 81, "Bischof und Reich"

    So ist der König offensichtlich schon mit der Bestätigung Adalberos I., eines Sohnes des lothringischen Pfalzgrafen Wigerich, zum Nachfolger des geblendeten und verstümmelten Bennos in diese Richtung eingeschwenkt. Adalbero I., von OTTO I. als "compater" bezeichnet, besaß bereits eine persönlich, wenngleich nicht mehr näher bekannte Bindung an das Königshaus. Adalbero starb am 26. April 962. Alle auf Dietrich I. folgenden Bischöfe knüpften dann verwandtschaftlich wieder an Adalbero I. und damit an die Sippe Wigerichs an, waren aber ausnahmslos dadurch der Dynastie verwandt, dass Adalberos I. Bruder Gozlin ein Nichte HEINRICHS I. namens Uda geheiratet hatte und später HEINRICH II. durch seine Ehe mit Kunigunde, der Nichte Adalberos I. und Kusine Adalberos II., Schwager Dietrichs II. und Onkel Adalberos III. wurde.

    Adalbero I., gefördert von seinem Onkel Abt Friedrich, rebellierte 937-939 gegen König OTTO I. und wurde danach dessen wichtige Stütze in Lothringen. Er förderte Cluny und galt als einer der angesehensten Fürsten seiner Zeit.


    Literatur:
    Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 19,39,66,80, 86,91,96, 101,108,112,123,125,133,134,136,141,159,172,192 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I, Seite 478,480/Band III Seite 503 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 57,58,70,71,73,84,179 -

    Neue Deutsche Biographie - Adalbero I.

    Bischof von Metz (seit 929), † 962 Sankt Trond (Diözese Lüttich).

    Leben
    Mit der Reform des Klosters Gorze (Urkunde von 12.12.933) und der Einsetzung des Abtes Ainold gab Adalbero der lothringischen Reformbewegung einen mächtigen Impuls. 942 führte er Gorzer Mönche nach St. Arnulf (Kollegiatkirche seit dem 9. Jahrhundert), reformierte bis 960 die Abteien St. Felix, St. Glodesindis und St. Peter in Metz und war Abt von St. Trond, das altes Metzer Eigenkloster war. Adalbero verteidigte im lothringischen Aufstand Metz gegen Otto I. und vermittelte mit Herzog Konrad von Lothringen den Frieden zwischen Hugo dem Großen und Ludwig IV. Bei Konrads Aufstand gegen Otto I. (954) stand er auf kaiserlicher Seite. Anfangs in St. Trond begraben, wurde er im 16. Jahrhundert in St. Arnulf beigesetzt. – Adalbero erhielt den Ehrentitel Vater der Mönche. Die Gorzer Reform bildete die Grundlage für die Reform der Reichsklöster in ottonisch-salischer Zeit.

    Literatur
    ADB I (unter Adelbero); Vita Joh. Gorziensis in: MGH SS IV, S. 348, u. Urk. Karls d. Einfältigen (undatiert) für Lüttich (über d. wahrscheinlich königlich Abstammung Adalbero I.s); M. Meurisse, Histoire des Evesques de l'église de Metz, Metz 1634; A. Calmet, Histoire ecclésiastique et civile de Lorraine I, Nancy 1728, S. 359; K. Wichmann. A.s I. Schenkungsurk f. d. Arnulfkloster u. ihre Fälschung, in: Jb. d. Ges. f. Lothring. Gesch. 2, 1890, S. 306 bis 319; ders., A. I., Bischof v. Metz, ebenda, 3, 1891, S. 104-75; R. Parisot, Le royaume de Lorraine sous les Carolingiens, Paris 1898, S. 343 ff.; V. Chatelain, Le comté de Metz et la vouerie épiscopale du VIIIe au XIIIe siècle, in: Jb. d. Ges. f. Lothring. Gesch. 10, 1898, 13, 1901; F. Chaussier, in: Revue ecclésiastique de Metz, 2e année, Metz 1891/92, S. 23; Hauck III, S. 353 ff., 999; C. Wampach, Gesch. d. Grundherrschaft Echternach im FrühMA, = Publications de la Section historique de l'Institut de Luxembourg, Bd. 63, Luxemburg 1929, S. 209 ff.; Wattenbach-Holtzmann I, 1939; H. Renn, Das erste luxemburg. Grafenhaus, = Rhein. Archiv, H. 39, 1941; C. Hallinger, Studia Anselmiana 22-23, Gorze-Cluny, in: Stud. z. d. monast. Lebensformen u. Gegensätzen im HochMA, 1950/51; Dictionnaire d’Histoire et de Géographie Ecclésiastiques I, 1912. Sp. 431-33; LThK; A. Schütte, Hdb. d. dt. Hll., 1941, S. 22; Enc. Catt. I, 1949.


  19. 129.  von Oberlothringen, Friedrich I. Graphische Anzeige der Nachkommen (97.Kunigunde11, 78.Ermentrud10, 50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 912; gestorben am 17 Jun 978.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Bar (Herzogtum),Frankreich; Graf von Bar
    • Titel/Amt/Status: Scarponnois (Gaugrafschaft),Meurthe-et-Moselle,Lothringen,Frankreich; Graf von Charpeigne
    • Titel/Amt/Status: Soulossois (Grafschaft),Meurthe-et-Moselle,Lothringen,Frankreich; Graf von Soulossois
    • Titel/Amt/Status: Metz [57000],Moselle,Lothringen,Frankreich; Stadtgraf von Metz
    • Titel/Amt/Status: 959-978, Oberlothringen; Herzog von Oberlothringen

    Notizen:

    Friedrich I. Herzog von Ober-Lothringen (959-978)
    Graf von Bar, Chaumontois, Charpeigne, Soulossois und Stadtgraf von Metz
    912-17.6.978
    Vermutlich 2. Sohn des Pfalzgrafen Wigerich von Lothringen und der Kunigunde, Enkelin von König Ludwigs II. dem Stammler

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 951
    Friedrich I., Herzog von Ober-Lothringen 959-978
    + 18. Mai 978
    Sohn der KAROLINGERIN Kunigunde
    Brüder Adalbero I. Bischof von Metz, Gauzlin, Bischof von Verdun, Siegfried, Graf von Luxemburg

    Friedrich I. heiratete (nach Verlöbnis 951) 954 Beatrix, die Tochter von Hugo, Graf der Francia und Schwester von Hugo Capet; durch diese Heirat erhielt er die lothringischen Güter der Königsabtei St-Denis, zu denen auch die Abtei St-Mihiel gehörte. An der Grenze von Francia und Imperium errichtete er die Burg Fains (dep. Meuse, arr. Bar-le-Duc), die er jedoch wieder schleifen lassen mußte; durch einen Besitztausch mit dem Bischof von Toul erwarb er anschließend Bar (Barrum Ducis, Bar-le-Duc), wo er eine Burg als wichtigen Ansatzpunkt seiner Territorialherrschaft errichtete. 959 erlangte er von Brun, dem Erzbischof von Köln und zugleich dux von Lotharingien, die Übertragung der herzoglichen Gewalt in Ober-Lothringen. Friedrich I. förderte die monastische Reform in Moyenmoutier und St-Die.
    Er hinterließ 2 Kinder:

    Dietrich I., Herzog
    Adalbero II., Bischof von Metz.

    Friedrich I. wurde 954 Miterbe seines Stiefbruders Otto, war eine treue OTTONEN-Stütze und wurde 959 durch Erzbischof Brun von Köln als Unterherzog und als zeitweiliger Stellvertreter eingesetzt, so dass dieser oberlothringische Graf eine ähnliche Stellung wie Hermann Billung in Sachsen innegehabt hatte. Er wurde hauptsächlich damit beauftragt, dieses Gebiet gegen die Aufständischen zu sichern. Im gleichen Jahr 959 führte Friedrich an Stelle von Brun ein Heer gegen die Aufständischen in Nieder-Lothringen. Friedrich besaß nicht nur im südlichen Teil Lothringens eine starke Machtposition, die hauptsächlich aus mehreren Grafschaften und Klosterbesitzungen bestand, sondern er war auch der Neffe Bruns und OTTOS I. Friedrichs Stellung blieb auch nach dem Tode Bruns beschränkt, da König OTTO I. jetzt eine Art Oberherrschaft ausübte. Er baute die Festung Bar gegen Frankreich auf, verfocht strikt die Reichsinteressen, stand ständig gegen Große und Bischöfe Lothringens, die die herzogliche Gewalt einzuengen versuchten, eine typische Konstellation der Herzöge für viele Jahrhunderte.

    Trillmich Werner: "Kaiser Konrad II. und seine Zeit"

    Bruno von Köln betraute im Jahre 959 Friedrich von Bar, den Gemahl seiner kapetingischen Nichte Beatrix, als Markherzog mit dem Kommando am Oberlauf der Maas. Sein Aufgabenbereich umfaßte das Erzbistum Trier. Bedeutende Grundherrschaften und Kirchenlehen besaß er in den Diözesen Toul und Metz, an der oberen Ornain, Maas und Mosel, um Pont-a-Mousson, Chateau Salins und Soulosse. In der Umgebung der weit gegen die Champagne vorgeschobenen Burg Bar, die über starke Befestigungen verfügte, erwarb er mit dem Heiratsgut seiner Frau Ländereien westlich der Grenze.

    Barth Rüdiger E.: Seite 133-148, "Der Herzog von Lotharingien im 10. Jahrhundert"

    Laut Flodoard ernannte den um 920 geborenen Ober-Lotharinger Grafen Friedrich 959 zu seinem - zumindest militärischen - Stellvertreter. Graf Friedrich war der Sohn des Pfalzgrafen Wigerich und der Gräfin Kunegonde und gehörte der großen ARDENNER-Sippe an. Er war Graf von Bar, Chaumontois, Charpeigne, Soulossois, im pagus Ordenenis in Ober-Lothringen, von seinem Bruder Adalbero I., Bischof von Metz, ernannter Stadtgraf in Metz, Stiefbruder Ottos von Verdun, verehelicht mit der Tochter Herzogs Hugo von Franzien, durch dessen Gemahlin Hadwig Verwandter OTTOS I. und Bruns. Zu seinen Pfründen zählten die Klöster S. Mihiel an der Maas, St. Die, Moyen Moutier an der Meurthe und andere. Friedrich war die einzig verbliebene, über eigenständige, binnenlotharische Machtkomplexe - teilweise allerdings nur indirekt - verfügende Führungspersönlichkeit in Lotharingien, nachdem Reginar III. 958 von Brun verbannt worden war. Die beträchtliche Anzahl geistlicher Würdenträger oder weltlicher, hochrangiger Mitglieder des südlotharingischen Adels, die in Privaturkunden auftreten oder Friedrich bei Rechtsfindungen assistieren, legen ein weiteres Zeugnis ab für die Führungsstellung, die Friedrich bekleidete.
    Friedrich, als Sprecher der in Oberlotharingien über reiche Machtquellen verfügenden ARDENNER Sippe, die für lange Zeit die späteren Führungsträger Oberlotharingiens stellen sollte, war geographisch-strategisch prädestiniert für Grenzsicherungsaufgaben im Süden Lotharingiens. Die Friedrich in den Diplomen der Reichskanzlei gewährten Titel scheinen eine solche begrenzte Aufgabenstellung zu bekräftigen. Zu Lebzeiten OTTOS I. erscheint Friedrich ein einziges Mal in einer Juni 960 datierten Königsurkunde als dux. Schon 939 tritt Friedrich in 2 Privaturkunden mit dem Kurztitel dux auf. In einem Privileg für die Mönche der Abtei Moyen-Moutier aus dem Jahre 942 nennt sich Friedrich dux Lotharingiae, also zu einer Zeit, als Otto von Verdun vom König eingesetzter Lotharingien-Beauftragter war. In 2 Privaturkunden der Jahre 950 und 957 trägt Friedrich den Kurztitel dux, wiederum Unterstreichung seines Führungsranges, wiederum vielleicht Andeutung einer Differenzierung vom Norden, wiederum keine Teilungsabsicht. In einer Urkunde ebenfalls für das Kloster, nun aus dem angeblichen Teilungsjahr 959, weist sich Friedrich den Titel Ego Fridericus gratia Dei et electione Francorum dux zu. Friedrichs I. Selbstverständnis einer Direktverbindung an Gott wie auch electione Francorum scheinen überdies zum Ausdruck zu bringen wollen, dass Brun den lotharingischen Raum machtpolitisch zu durchdringen nicht in der Lage war. In einer Urkunde für das Kloster Glodesinde vom 1. September 962 zeichnet Friedrich als dux. Wiederum kein Bezug auf eine Teilung. In einer vom 8. September 962 datierten Urkunde für die Abtei S. Mihiel erscheint der Ober-Lotharinger wieder gesamtlotharingisch als Ego Fridericus Dei miserante gratia dux Lothariensium et senior monarchorum Sancti Michaelis. In einer Urkunde des Jahres 966 für das Kloster Bouxier-aux-Dames läßt Friedrich sich erneut gesamtlothringisch Fridericus divina comitante gratia Lothariensium dux nennen. Unter den Zeugen erscheint er mit Friderici ducis, und zwar erstaunlicherweise vor Bischof Wigfrid, 3 Grafen und 12 anderen Zeugen. Dass Friedrich vor Bischof Wigfried figuriert, spricht für die Echtheit dieser Urkunde.
    Wir haben nun drei gesamtlothringisch formulierte Urkunden Friedrichs untersucht, die auf dukaler Ebene dem Herzog Friedrich die gratia Dei zuordnen. Ohne notwendigerweise vom deutschen Herrscher formell zum Herzog erhoben zu sein, liegt es durchaus im Bereich des politisch Möglichen, dass die Friedrich dank seiner grenzstrategischen Raumlage zufallende grenzsichernde Aufgabe ihn faktisch zum dux machten. Allerdings, die - gemäß Ruotger - königgleichen Aufgaben Bruns in dessen Eigenschaft als Bruder des Herrschers erlauben auch die Schlußfolgerung, dass Friedrich mittelbar vom König autorisierter dux war, ohne genauere Definition eines bestimmten herzoglichen Funktionsraums.
    Wir stellen resümierend fest, dass 962, 963 und 966 noch gesamtlotharingisch beurkundet wird, ohne irgendwelchen Teilungshinweis.
    Auch im Zusammenhang mit der Errichtung der Burg Barrum-Ducis (Bar-le-Duc), südwärts von Verdun, finden wir Friedrich gesamtlotharingisch als Dux Lotharingiae. Zur Entschädigung für diesen Burgenbau, über den sich der Bischof von Toul beklagt hatte, überträgt diesem dux Fredericus die Abteien S. Die und Moyen-Moutier. In Verbindung mit der Schenkung einiger bei Toul gelegenen Besitzungen an die Kirche von St. Mihiel im Jahr 971 erscheint Friedrich mit den Lotharingien umfassenden, ethnisch zuordnenden Titel duce Lothariensium Friderico.
    Auch die Standorte herrschaftlichen Eingreifens Friedrichs sprechen gegen eine Teilung der Gewalten oder gegen eine vom König initiierte raum- und herrschaftspolitische Aufteilung Lotharingiens. Zum Jahr 959 berichtet Flodoard von einem durch Brun angeordneten Eingreifen Friedrichs gegen Graf Immo, dessen Machtbereich in der Gegend von Maastricht lag. Zum Jahr 960 schildert derselbe Chronist, dass in Anwesenheit Friedrichs, Lothariensium duce, die zu der Reimser Kirchenprovinz gehörige Feste Mezieres dem Reimser Erzbischof zurückgegeben wird. Unabhängig davon, dass ein militärisches Eingreifen Friedrichs in N-Lotharingien wenig verständlich erscheint, weil seine Machtquellen im Süden und Immos Potential bei Maastricht, also im Norden, lagen, sprechen auch diese Mitteilungen Flodoards zu den Jahren 959 und 960 gegen eine inzwischen erfolgte Zweiteilung Lotharingiens, umso mehr als von Gottfried auch in diesem Teil der Annalen Flodoards keine Rede ist.
    Fassen wir kurz zusammen, was wir bisher für den Ober-Lotharinger Friedrich I. haben feststellen können:
    Das erste und einzige Diplom OTTOS I., das Friedrich mit dem Kruztitel dux ausweist, ist von Juni 960 datiert. Die Privaturkunden formuliren teils gesamtlotharingisch, teils ohne jeglichen geographisch-politischen Hinweis. Also ebenfalls kein Trennungsindiz. Mit einer - im übrigen unzuverlässigen - Ausnahme enthalten auch die erzählenden Quellen für unsere Berichtsepoche keinen Text, der auf eine Teilung Lotharingiens 959 oder um 959 deuten könnte. Das gleiche gilt für die außenmilitärischen und außenpolitischen Missionen, deren Berichte sowohl den Ober-Lothringer Friedrich wie auch Gottfried vollends übergehen.

    Mohr Walter: Band I Seite 35,41,49, "Geschichte des Herzogtums Lothringen"

    In Lothringen zeigten sich jetzt Ansätze zu einer neuen Entwicklung, indem einige Große in besonderem Sinne in den Vordergrund traten. Dazu gehörte Graf Friedrich, der Bruder des Bischofs Adalbero von Metz, der in Verbindung zu Herzog Hugo von Francien stand, er hatte sich mit dessen Tochter verlobt. Er baute auf westfränkischem Gebiet eigenmächtig eine Burg, von der aus er Raubzüge unternahm. Von der Haltung während des Liudolfingischen Aufstandes wissen wir nichts.
    Ob noch mehr hinter dem Aufstand des Grafen Immo zu suchen ist, lassen die Quellen nicht erkennen, jedoch ist es einigermaßen auffallend, dass nach der Niederwerfung der Bewegung Bruno den Grafen Friedrich, der seit seiner Heirat mit Beatrix, der Tochter Hugos von Francien, in den zeitgenössischen Berichten nicht mehr aufgetaucht war, vice sua den Lothringern voransetzte. Friedrich war zu diesem Zeitpunkt offensichtlich Graf von Bar und Metz.
    Es bleibt immerhin fraglich, wie letzten Endes das vice sua Brunos, mit dem der Chronist Flodoard die Stellung Friedrichs charakterisiert, zu verstehen ist. Man kann es so auslegen, dass Bruno ihn lediglich als seinen Stellvertreter ernannt hat. Im übrigen scheint es nicht bedeutungslos, dass man Friedrich nicht als Intervenienten in königlichen Urkunden findet.
    Eine Möglichkeit zur Klärung dieser Frage ergibt sich vielleicht daraus, dass Herzog Friedrich von Ober-Lothringen in dieser Zeit gestorben ist. Wir besitzen keine Angaben über sein Todesdatum. Sein letztes, sicher bezeugtes Auftreten liegt im Mai 977 bei der Anwesenheit des Kaisers in Diedenhofen. Man hat zwar angenommen, bei der gleichen Gelegenheit sei Karl zum Herzog von Nieder-Lothringen ernannt worden, doch ist das reine Spekulation, die durch nichts bewiesen werden kann. Der Zeitpunkt für Karls Ernennung wird uns durch den zu Beginn des 11. Jahrhunderts schreibenden Sigebert von Gembloux gegeben. Es bleibt danach die Möglichkeit, dass nach dem Tode Herzog Friedrichs Karl zum Herzog ernannt wurde, um in Lothringen die herzoglichen Aufgaben durchzuführen, weil Friedrichs Sohn Dietrich noch minderjährig war. Zwar hat dessen Mutter Beatrix die Vormundschaft übernommen, aber in ihrer politischen Tätigkeit läßt sie sich erst seit Juni 983 feststellen, als sie in einer in Verona ausgestellt Urkunde OTTOS II. mit dem Titel dux Beatrix erscheint. Da diese Urkunde außerhalb der Kanzlei verfaßt wurde, drückt sich darin wohl die Absicht Beatrix zur Aufrechterhaltung der Nachfolge ihres Hauses in Lothringen aus, vielleicht sogar mit einer Wendung gegen Karl von Nieder-Lothringen.

    954 oo Beatrix von Franzien, Tochter des Herzogs Hugo der Große, 938-23.9. nach 987

    Kinder:
    - Heinrich 955 - 972/78
    - Dietrich I. Herzog von Ober-Lothringen 965-11.4.1026
    - Adalbero II. Bischof von Metz (984-1005) 958-14.12.1005
    - Gottfried
    - Tochter
    oo Berchthold I. Graf in Bayern und Pfalzgraf

    Literatur:
    Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 27,79,80,84,86,89,112, 123,131,132,133,134,135,136,137,139,140,141,142,143-146,148,150,152-155,157,158,159-161,164,166,167,173,174-178,194-197 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 85,116,128 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 185,199,479/Band III Seite 503 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 304,306 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 20-22,58,63,70,84,107,110-112,139 - Mohr Walter: Geschichte des Herzogtums Lothringen. Geschichte des Herzogtums Groß-Lothringen (900-1048) Verlag "Die Mitte" Saarbrücken 1974 Band I Seite 35,41,49 - Trillmich Werner: Kaiser Konrad II. und seine Zeit. Europa Union Verlag Bonn 1991 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 196,243 –

    Gestorben:
    (18. Mai 978 Hlawitschka)

    Friedrich heiratete von Franzien, Beatrix um 954. Beatrix (Tochter von von Franzien, Hugo und von Sachsen, Hadwig) wurde geboren in 938; gestorben nach 987. [Familienblatt] [Familientafel]


  20. 130.  von Lothringen, Gozelo Graphische Anzeige der Nachkommen (97.Kunigunde11, 78.Ermentrud10, 50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 914; gestorben am 19 Okt 942.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Ardennengau; Graf im Ardennengau

    Notizen:

    Gozelo Graf im Ardennengau
    um 914-19.10.942
    Sohn des Pfalzgrafen Wigerich von Lothringen und der Kunigunde

    Im Gegensatz zu seinen Brüdern ist Gozelo quellenmäßig kaum greifbar. Er war Heerführer seines bischöflichen Bruders Adalbero.





    930 oo Uda (Oda) von Metz, Tochter des MATFRIEDINGERS Gerhard I. - 10.4.963 Nichte König HEINRICHS I.

    Kinder:
    - Reginar -18.4.963
    - Heinrich -6.9.1000
    - Gottfried der Gefangene Graf von Verdun 935/40- nach 995
    - Adalbero Erzbischof von Reims (969-989) um 935/40-23.1.989



    Literatur:
    Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 54,58,61,64,69,70,73,75,93,95,110,128,138,146 -

    Gozelo heiratete von Metz, Uda um 930. Uda (Tochter von von Metz, Gerhard I. und von Sachsen, Oda) wurde geboren um 905; gestorben am 10 Apr 963. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 183. von Lothringen, Reginar  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben am 18 Apr 963.
    2. 184. von Arlon, Heinrich  Graphische Anzeige der Nachkommen
    3. 185. von Verdun, Gottfried I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 930/935; gestorben nach 997.
    4. 186. von Reims, Adalbero  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 935/940; gestorben am 23 Jan 989; wurde beigesetzt in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich.

  21. 131.  von Lothringen-Verdun, Liutgard Graphische Anzeige der Nachkommen (97.Kunigunde11, 78.Ermentrud10, 50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 915; gestorben am 8 Apr 960.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Metz [57000],Moselle,Lothringen,Frankreich; Gräfin von Metz

    Notizen:

    Liutgard Gräfin von Metz
    915 † 8.4.960
    Tochter des Pfalzgrafen Wigerich von Lothringen und der Kunigunde, Enkelin von König Ludwig II. dem Stammler von Frankreich

    Thiele, Andreas: Tafel 109, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    EBERHARD * um 912, † um 940 (im Exil)
    933/34 Titular-König von Italien: verjagt; 937 durch den Vater Herzog von Bayern gegen das Lehnsrecht und 938 von OTTO DEM GROSSEN verjagt.
    oo 935 LIUTGARD VON LOTHRINGEN-VERDUN
    Tochter Pfalzgraf Wigerichs (ihre 2. Ehe: oo Graf Adalbert I. im Metzgau, Lothringen II)

    Hlawitschka, Eduard: Seite 74,107,109,123-125,130, "Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert"

    X [13 Die Vita Johanns von Gorze (MG SS IV Seite 347) c. 36 nennt uns einen Schwager des Grafen Adalbert namens Lantbert, der sogar als Ratgeber des Bischofs Adalbero von Metz bezeichnet wird, mit dem Graf Adalbert selbst aber schlecht stand: Cognatus ipse (sc. Adalbert) iam dicti Lantberti - nam eius sororem habebat - idemque inter se quibusdam animositatibus dissidebant. Aus dieser Stelle geht freilich nicht hervor, ob Graf Adalbert eine Schwester Lantberts oder Lantbert eine Schwester Adalberts zur Gemahlin hatte. Doch werden wir noch weiter unten Seite 115) sehen, daß Graf Adalbert mit Liutgard, einer Tochter des Pfalzgrafen Wigerich und seiner Gemahlin Kunigunde, verheiratet gewesen ist, unter deren Brüdern sich kein Lantbert findet. Somit bleibt nur die von uns angezeigte Lösungsmöglichkeit, daß Lantbert eine Schwester des Grafen Adalbert zur Frau hatte.]
    Es muß sich hier um die väterliche Linie handeln, da der Vater von Brunos Mutter - Heilwig - ja Ludwig hieß, über dessen Vater wiederum freilich alle unsere Quellen schweigen, wie auch über dessen Gemahlin [115 Die vorgeschlagene Lösung krankt aber auch besonders daran, daß in einem solchen Falle Leos IX. Eltern Hugo und Heilwig in einer verbotenen Naheehe 6. Grades römischer Zählung (3:3 kanonischer Zählung) gelebt haben müßten. Unseren weiteren Forschungen schon vorausgreifend sei bemerkt, daß ja Hugo durch seinen Vater Hugo raucus und dessen Mutter Liutgard ein Uurenkel des Pfalzgrafen Wigerich und seiner Frau Kunigunde war und daß Heilwig ihrerseits, falls ihre Mutter (Ida) eine Tochter Herzog Friedrichs I. gewesen wäre, ebenfalls eine Urenklein Wigerichs und Kunigundes gewesen sein müßte, da doch Herzog Friedrich I. genugsam als Sohn Wigerichs und Kunigundes bezeugt ist. Deshalb ist auch dieser Vorschlag zurückzuweisen.] uns nicht das geringste überliefert ist.
    Über die Gemahlin des Hugo raucus, der in Erfüllung des väterlichen Willens die Abtei Altdorf gründete, wird nichts überliefert. Eberhards Gemahlin hingegen muß jene Frau Liutgardis gewesen sein, die am 8. April 960 der Trierer St. Maximins-Abtei ihr im Methingau gelegenes Eigengut Mamer, das ihr von ihren Eltern Wigerich und Kunigunde hereditario iure zugefallen war, für das Seelenheil ihrer genannten Eltern und ihrer Gemahle Albert und Eberhard sowie ihrer Söhne wie auch für die Tilgung der eigenen Sündenschulden überließ [122 C. Wampach, Urkunden- und Quellenbuch I Seite 218f. nr. 168. H. Beyer, Mittelrheinisches Urkundenbuch I Seite 266 nr. 206.]. In dem genannten Albert hat man schon wiederholt den 944 erschlagenen Grafen Adalbert von Metz erblickt [123 So zum Beispiel E. Krüger, Der Ursprung des Hauses Lothringen-Habsburg (1890) Seite13f.; G. Ch. Crollius, Westricher Abhandlungen (Zweibrücken 1771).]; und diese Meinung hat auch alle Wahrscheinlichkeit für sich. Daß der als zweiter Gemahl Liutgards genannte Eberhard in aller Bestimmtheit der Vater des Hugo raucus gewesen sein muß, obgleich L. Vanderkindere [124 L. Vanderkindere, La formation territoriale II Seite 351,360.] unter anderem ihn für den 938 aus der Geschichte verschwindenden Herzog Eberhard von Bayern erachten haben, läßt sich deutlich machen.
    Das System von Vanderkindere hat auf den ersten Blick einen Vorzug. Kann man mit ihm doch die in den Gesta episcoporum Virdunensium mitgeteilte bayerische Abkunft des Bischofs Wigfried von Verdun [174 MG SS IV Seite 46: Post cuius (sc. Berengarii) excessum extitit domnus Wicfredus episcopus de Bavariorum partibus, vir teutonicus.] gut erklären. Allerdings muß dabei die in der Liutgard-Urkunde gegebene Reihenfolge ihrer Gemahle umgestellt werden, will man den Eberhard jener Urkunde nicht mit dem Grafen des elsässischen Nordgaues, sondern mit dem 938 aus der Geschichte verschwindenden Herzog Eberhard von Bayern identifizieren [175 L. Vanderkindere argumentiert, daß Eberhard nicht der Graf des elsässischen Nordgaues gewesen sein könne, weil jener erst nach 967 verstorben sei, Liutgard in ihrer Urkunde von 960 aber bereits als verstorben betrauere. Daß zu einer solchen Argumentation der Urkundenpassus über die im Gedächtnis zu berücksichtigenden Personen überspitzt interpretiert werden muß und daß folglich die gesamte Argumentation hinfällig ist, hat schon H. Renn, Das erste Luxemburger Grafenhaus Seite 454ff., dargetan.]. Auch läßt sich das Auftauchen des Namens Wigfried in einer solchen Anordnung nur schwer erklären. Die vier hier übergangenen Brüder in der Generation vor Liuthard von Longwy müßten - will man sie als Geschwister oder als Gemahl und Schwäger der hier angenommenen und mit X bezeichneten Tochter Adalberts von Metz und Liutgards einsetzen - dann außerdem Stiefbrüder Wigfrieds von Verdun oder dessen Schwäger gewesen sein.
    Damit können Laroses Darlegungen keine weitere Bachtung verdienen [193 Larose widmet sich außer dem hier dargelegten Problemkern noch einer Reihe weiterer genealogischer Fragen, - so etwa der Herleitung Liutgards, der Gemahlin Adalberts von Metz und weiter Ehefrau Eberhards vom elsässischen Nordgau, über ihren ca. 916 verstorbenen Vater Pfalzgraf Wigerich von dem etwa 910 verstorbenen Chaumontois-Grafen Hugo I., wie auch die Identifizierung und genealogischen Einordnung Ludwigs, des mütterlichen Großvaters Papst Leos IX. Aber auch hierbei und bei der Rückführung der Chaumontois-Grafen auf die Nachkommen Pippins des Mittleren kann ihm nicht gefolgt werden, was hier freilich nicht zu begründen ist. Zur Bestimmung Ludwigs, des Großvaters Leos IX., vgl. oben Seite 105 Anm. 114.].

    1. oo Adalbert I. Graf von Metz † 944 erschlagen
    um 945
    2. oo Eberhard Graf von Egisheim † 18.2.967

    Kinder:
    1. Ehe
    - Matfried II.
    2. Ehe
    - Hugo III. raucus um 945 †

    Literatur:
    Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 58,70,74,107,109,111,115-121,123-125,130,136,138, 140,146,151,179 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 109 - Wegener, Wilhelm Dr. jur.: Genealogische Tafeln zur mitteleuropäischen Geschichte, Heinz Reise-Verlag Göttingen 1962-1969 Seite 73 -

    [!?] nach Wegener Gattin von Eberhard Herzog von Bayern [Liutpoldinger]

    Wegener Dr. Wilhelm: Seite 73, GENEALOGISCHE TAFELN ZUR MITTELEUROPÄISCHEN GESCHICHTE

    6. EBERHARD
    (*c 911/12 s. 5). F. u. eV.
    933/34 s. 2;
    935 22/7 der Vater überträgt ihm die Nachfolge in Bayern Reindel n 87
    938 Papst Leo VII. an Herzog Eberhard: Eberhardo duci Bawariorum Reindel n 92
    938 König OTTO I. zieht zweimal gegen die aufständischen LIUTPOLDINGER und schickt schließlich Herzog Eberhard in die Verbannung Reindel n 93, dort ist Eberhard bald gestorben.

    Gemahlin:
    Liutgard, Tochter Wigerichs und der Kunigunde von Verdun.

    Diese Verbindung ist wie folgt zu erschließen. Liutgard schenkte 960 St. Maximin in Trier Besitz als Seelgerät für ihre Eltern, ihre beiden Ehegatten Albert und Eberhard und ihre Kinder (H. Beyer, Mittelrhein. UB 1, 266 n 206). Albert ist der Graf Adalbert von Metz † 944 (L. Vanderkindere, La formation territoriale des principautes belges 1902, 2, 350).
    Eberhard kann nicht der erst 967 verstorbene Graf Eberhard IV. des elsässischen Nordgaus sein, weil er 960 schon tot war. Für die Beweisführung kommt ferner Bischof Wigfrid von Verdun (960-984) in Betracht. Dieser schließt 973 mit seinen Schwester-Söhnen (sobrini nepotes) Liuthard und Richwin von Longwy einen Tauschvertrag. Liuthard muss ein Abkömmling der Liutgard durch eine ihrer Töchter aus der Ehe mit Adalbert sein, während eine zweite Tochter aus dieser Ehe mit Eberhard vom Nordgau verheiratet gewesen sein muss. Denn einerseits erscheint Liuthard als Vetter (nepos) von Kaiser KONRAD II. (SS 23, 782), der selbst durch seine Mutter Adelheid von dem genannten Eberhard abstammte, andrerseits ging das Erbe der Grafen von Longwy an Adalbert, Enkel Eberhards, über. Beides ist nur durch die gemeinsame Abkunft der zwei Familien von Liutgard und Adalbert erklärlich. Bischof Wigfrid muss aber der Bruder der an Eberhard vom Nordgau und Liuthard von Longwy vermählten Töchter der Liutgarde gewesen sein. Doch kann er nur als ihr Halbbruder gelten, weil von Wigfrid berichtet wird, er sei ein Deutscher aus Bayern gewesen (S 4, 46). Er muss also aus der Ehe der Liutgard mit Eberhard gestammt haben, kann aber nur ein Bayer gewesen sein, wenn Eberhard selbst ein Bayer war. So kommt man auf den flüchtigen Bayern-Herzog Eberhard als (ersten) Gatten der Liutgard. Da der zweite Gatte schon 944 starb und aus der zweiten Ehe zwei Töchter bekannt sind, wird Eberhard c 940 gestorben sein. Seine Ehe mit Liutgard dürfte c 935 geschlossen worden sein.



    fmg MEDIEVAL LANDS - ALSACE. EBERHARD [IV]

    EBERHARD [IV] (-[18 Dec 972/973]). The Vita Sancti Deicoli names "primogenitus Heberardus, secundus Hugo, tercio Guntramnus" as the three sons of Hugo. Graf im Nordgau 959/67. "Otto…rex" granted property "Luterhaa" which he received from "filiis Hugonis Heberhardo et Hugone" to Kloster Alanesberg by charter dated 6 Apr 959. "Otto…imperator augustus" confirmed donations of property "de locis Ozenheim, Tetingen…in pago Moiinegouwe in comitatu Eberhardi comitis" by "nobis nepos et equivocus noster Otto dux Sweuorum" to "sancti Petri Ascaffaburg" by charter dated 29 Aug 975, although it is not known whether this refers to the same Graf Eberhard. m ---. The identity of Eberhard´s wife is not known with certainty. She has been identified as Liutgarde, widow of Adalbert Graf [von Metz], daughter of WIGERICH [III] Graf im Bidgau & his wife Cunegondis ---. The only basis for this hypothesis is the charter dated 8 Apr 960 under which "Liutgardis" donated property "in comitatu Nithegowe cui Godefridus comes preesse", which she inherited from "parentibus meis Wigerico et Cunegunda", to St Maximin at Trier "pro remedio…parentum meorum, seniorum quoque meorum Alberti et Everhardi vel filiorum meorum". Eberhard [IV] Graf im Nordgau appears to have been the only contemporary Count Eberhard who could be identified as Liutgarde´s second husband. The hypothesis is accepted by Poull and Europäische Stammtafeln. Rösch is more cautious, referring to Liutgarde's second husband as "Eberhard" without citing his origin. Wegener assumes that the wording of the 960 charter means that "Alberti et Everhardi" were Liutgard's successive husbands and that both were deceased at the date of the charter, although this is not necessarily the only interpretation of the text. He argues that Liutgarde's second husband could not therefore have been Eberhard [IV] Graf im Nordgau, who died in [972/73], and suggests that he was Eberhard Duke of Bavaria [Liutpoldinger]. However, as the last reference to Duke Eberhard is in 938, this would mean that he was Luitgarde's first husband, which appears unlikely if the order of the names of her two husbands in the charter was chronological. The Chronicle of Alberic de Trois-Fontaines provides some interesting corroboration for Liutgarde's marriage to Graf Eberhard [IV] by recording "comes Hugo de Daburg, pater sancti Leonis pape" as "consobrinus" of "imperator Conradus". If the origin of Liutgarde's two husbands were as shown here, Hugo [IX] Graf von Egisheim would have been second cousin once removed of Emperor Konrad, the emperor being the great-grandson of Liutgarde by her supposed first marriage, while Hugo would have been her grandson by her second marriage. Eberhard [IV] & his wife had one child:
    a) HUGO [VII] "Raucus" ([after 945]-before 986). The Notitiæ Altorfenses names "Eberhardus comes…filius eius Hugo, qui erat aliquantulum raucus", specifying that he founded the monastery of Altorff where his father was buried. Graf im Nordgau 951/973.

    Liutgard heiratete von Egisheim, Eberhard III. um 945. Eberhard (Sohn von Hugo I. und Hildegard) gestorben am 18 Feb 967. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 187. von Nordgau, Hugo raucus III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 945; gestorben in 974/986.

    Familie/Ehepartner: von Metz, Adalbert I.. Adalbert (Sohn von von Metz, Matfried I, und Lantsind) gestorben in 944. [Familienblatt] [Familientafel]


  22. 132.  von Lothringen, Giselbert Graphische Anzeige der Nachkommen (97.Kunigunde11, 78.Ermentrud10, 50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 915; gestorben am 17 Apr 963.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Ardennengau; Graf im Ardennengau

    Notizen:

    Giselbert Graf im Ardennengau
    915-17.4.963
    4. Sohn des Pfalzgrafen Wigerich von Lothringen und der Kunigunde, Enkelin von König Ludwig II. dem Stammler

    Barth Rüdiger E.: Seite 194, "Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert"

    Giselberti comes

    Bruder Friedrichs I.
    Graf im nördlichen Teil des Metzgaus und Graf in Teil des pagus Calvomontensis; Laienabt Kloster Moyen-Moutier,
    + vor 965;
    Parisot, Origines, S. 147,200; Ders., De prima domo, Tab. Genealog.; MGH XXIII, S. 771, Z 6f., Alb. de Troisfontaines; VK II, S. 461.



    oo Hedwig - 965

    Familie/Ehepartner: Hedwig. Hedwig gestorben in 965. [Familienblatt] [Familientafel]


  23. 133.  von Niederlothringen, Gottfried Graphische Anzeige der Nachkommen (98.Ermentrud11, 79.Karl10, 50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 925/935; gestorben in 964 in Rom [00100],Latium,Italien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Hennegau,Belgien; Graf im Hennegau
    • Titel/Amt/Status: 959-964, Niederlothringen; Herzog von Niederlothringen

    Notizen:

    Gottfried
    Herzog von Nieder-Lothringen (959-964)
    Graf im Hennegau
    ca 925/35- Sommer 964 Rom (5.8.964 Hlawitschka)

    Ältester Sohn des Pfalzgrafen Gottfried von Lothringen und der Ermentrud von Frankreich, Tochter von König Karl III. dem Einfältigen; durch seine Großmutter väterlicherseits Oda von Sachsen war er mit den LIUDOLFINGERN verwandt

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1598

    Gottfried I., Herzog in Nieder-Lothringen
    + 964 in Italien
    Gottfried ist ohne näheren Amtsbereich als 'dux' belegt; Herkunft und mögliche Abhängigkeit von Brun, dem Erzbischof von Köln und Herzog von Lothringen, sind umstritten.

    Glocker Winfrid: Seite 291, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    V. 40. GOTTFRIED
    * 925/35, + 964 Sommer

    958 Graf im Hennegau, 962 auch im Gillgau, 959 Herzog von Nieder-Lothringen

    oo NNw

    Die Überlegungen, die es uns erlauben, den 964 in Italien von einer Seuche dahingerafften "Godefridus dux Lothriensis"(Continuator Regionis a. 964, S. 174) auf Grund der genealogischen Notiz, die anläßlich des Hammersteinschen Ehescheidungsprozesses angefertigt wurde (MG. Const. I, S. 639), und der genealogischen Angaben der Vita Adelheids von Villach (c. 3, SS XV/2 757) als einen Sohn des Pfalzgrafen Gottfried anzusehen, sind zuletzt zusammengefaßt bei Hlawitschka, Anfänge Seite 51 f.
    Vgl. ebd. S. 145 zum Geburtszeitpunkt sowie zu einer eventuellen außerehelichen Verbindung des Gottfried dux.
    Den Tod Gottfrieds berichtet uns der Continuator Regionis a. 964, S. 174, und die Annales Hildesheimenses a. 963, S. 22; vgl. zum Tod Gottfrieds auch Hlawitschka, Anfänge S. 55.
    Die Belege für die Grafenstellung Gottfrieds sind bei Nonn, Pagus S. 128 und 188, zusammengestellt; dieser äußert sich S. 194-198 zu der von der Forschung intensiv diskutierten Frage, ob Gottfried von Erzbischof Bruno im Jahre 959 als Herzog in Nieder-Lothringen eingesetzt wurde, zustimmend.

    Annalen von Hildesheim, Die Jahre 961-965.

    961. In diesem Jahre kamen Boten zu König Otto und riefen ihn nach Rom zur Hülfe für den Papst Johann, um die Härte des Königs Adalbert zu mäßigen, welche dieser bei seiner Herrschaft brauchte. [Otto, des Königs Sohn, wird in Aachen zum König gesalbt auf Befehl seines Vaters Otto.]

    [962. König Otto zog nach Rom.] Und jener Papst empfing ihn mit Dank und setzte ihn mit Ehren auf den kaiserlichen Fürstensitz und erhöhte ihn durch die kaiserliche Weihe, so daß er Kaiser und Augustus genannt werden und sein sollte.

    962. Abt Guntheri starb und ihm folgte Egillolf.

    963. In diesem Jahre wurde zu Rom in der Kirche des heiligen Petrus eine große Synode gehalten und Kaiser Otto hatte dabei den Vorsitz, in Gegenwart vieler Bischöfe, Aebte, Mönche und Geistlichen. Dort wurde Papst Benedict vom Stuhle der Apostel gestoßen, weil er sich unrechtmäßig die Erhabenheit des römischen Kaiserthums angemaßt; er wurde dem Erzbischof Adaldag übergeben und nach Sachsen geführt, und hat hier sein Leben beschlossen. Und in demselben Jahre befiel ein grausiges Sterben das Heer des Kaisers, bei welchem Heinrich, der Erzbischof der Stadt Trier, und Herzog Godefrid und nicht wenige Andere das Leben verloren.

    964. In diesem Jahre wurde der Langobardenkönig Berengar in Monte San Leone belagert und daselbst gefangen und zusammen mit seiner Gattin, der Königin Willa, gewaltsam nach Baiern auf die Burg Bavenberg gebracht, wo er die letzten Tage dieses Lebens beschloß.

    965. Kaiser Otto kam von Langobardien nach Franconofort und blieb dieses ganze Jahr im Lande der Sachsen und brachte inzwischen alle die Seinigen zu Frieden und Eintracht, und Brun, des Kaisers Bruder, Erzbischof der Stadt Agrippina, endete sein Leben in Frieden.

    Adalbert: "Fortsetzung des Regino"

    Das Jahr 964.

    Im J. d. g. M. 964 feierte der Kaiser Weihnachten zu Rom. Berengar, mit den Seinigen auf dem Berge St. Leo belagert, wird besiegt und die Burg selbst der Gewalt des Kaisers unterworfen, und Berengar mit Willa nach Baiern geschickt. Die Römer fielen nach gewohnter Weise wieder vom Kaiser ab und versuchten ihn zu tödten, nachdem sie sich mit mehreren Burgherren auswärts durch Verschwörung verbunden hatten; aber da ihre Nachstellungen entdeckt wurden, so kam er an demselben Tage, an dem sie ihn zu ermorden gedachten, dem ihm bereiteten Tode zuvor und griff sie am 3. Januar mit sehr wenigen von den Seinigen an und streckte eine nicht geringe Zahl von ihnen innerhalb der Stadtmauern nieder. Am folgenden Tage aber kamen die Römer wieder, gaben hundert Geiseln und versprachen unter einem Eid auf den Körper des heiligen Petrus Treue dem Kaiser und dem Papste. Da blieb der Kaiser noch eine ganze Woche bei ihnen, zog dann hinaus, um die Herzogthümer Spoleto und Camerino zu ordnen und ließ auf die Bitten des Papstes Leo den Römern ihre Geiseln frei. Diese aber undankbar gegen so große Wohlthaten, lassen, da Jener sich nicht weit von der Stadt entfernt, den Johannes, der auch Octavianus heißt, in die Stadt ein, und scheuen sich nicht die dem Kaiser und dem Papste versprochene Treue zunichte zu machen. Der Papst Leo aber entkam kaum mit wenigen, von allem Nothwendigen entblößt, begab sich zu dem Kaiser, der in dem Herzogthum Camerino sich aufhielt, und feierte dort das Osterfest. Johannes aber, der auch Octavianus heißt, verstümmelte grausam den Diakon Johannes und den Geheimschreiber Azo, und Otger den Bischof von Speier, der verhaftet und gepeitscht wurde, behielt er einige Zeit, wenn auch unter Unbequemlichkeiten, bei sich; dann aber ließ er ihn sogleich los, in der Hoffnung, vom Kaiser Verzeihung zu erlangen, eine Hoffnung, die ihn jedoch nach Gottes Rathschluß trügte, denn am 14. Mai schied er aus dem irdischen Leben. Da erwählen die Römer, des Kaisers Ankunft nicht wenig fürchtend, der Treue uneingedenk und der Wahl des Herrn Leo, einen gewissen Benedict, einen Diakon der römischen Kirche und setzen ihn nach seiner Ordination auf den apostolischen Stuhl. Auf diese Nachricht versammelte der Kaiser von allen Seiten die Menge seiner Getreuen, rückte gegen Rom und sperrte es in strenger Belagerung von allen Seiten ab, damit kein Ausgang frei bliebe; aber der obengenannte Benedict, fälschlich Papst genannt, reizte die Römer an, dem Kaiser länger zu widerstehen und bestieg, indem er selbst dem Kaiser und seinen Getreuen den Bannfluch androhte, die Mauern der Stadt und benahm sich mit größerem Hochmuth als einem Papst geziemt hätte.
    Zuletzt bereuten die Römer, durch Hunger und Belagerung in die Enge getrieben, daß sie gefehlt und gegen den Kaiser sich ungerecht ergangen hatten, und öffneten die Thore der Stadt am Tage vor dem Feste des Täufers am 23. Juni. Nachdem sie den Kaiser mit gebührender Ehrerbietung eingelassen, übergeben sie den kirchenschänderischen und meineidigen Benedict der kaiserlichen Gewalt und setzen den Herrn Leo wieder auf den päpstlichen Stuhl. Darauf entsetzte der Papst Leo, indem er eine Synode von vielen Bischöfen versammelt, denselben Benedict, den Usurpator des römischen Stuhles, nach dem Urtheile Aller der angemaßten Würde, riß ihm das bischöfliche Gewand, das er sich angemaßt hatte ab, ergriff den Hirtenstab aus seiner Hand und zerbrach ihn vor Aller Augen in Stücke und gestand ihm auf des Kaisers Bitte nur zu, die Diakonenwürde zu behalten. Der Kaiser aber feiert die Geburt des heiligen Johannes und das Fest der heiligen Apostel und kehrt von der römischen Stadt zurück. Da wird er von einem unglücklicheren Geschick als er erwartet hatte, heimgesucht, denn eine solche Pest und Sterblichkeit brach in seinem Heere aus, daß kaum die Gesunden vom Morgen bis zum Abend oder vom Abend bis zum Morgen zu leben hofften. An dieser Pest starb Heinric der Erzbischof von Trier und Gerric der Abt von Witzenburg und Godefrid der lotharingische Herzog und eine unzählige Menge Anderer, Edler sowohl als Nichtedler. Als endlich durch Gottes Erbarmen die Pest aufhörte, gelangte der Kaiser nach Ligurien und dort, in der Herbstzeit Frieden und Ruhe genießend, übt er sich im Jagen. In demselben Jahre wird Duodo, Kaplan des Palastes, von Adalbert gefangen, gepeitscht, nach Corsica gebracht, aber nicht lange Zeit nachher entlassen. Um dieselbe Zeit nahm Waldo, Bischof von Como, eine Insel im Comersee und zerstörte die Befestigungen auf derselben bis auf den Grund, was für den Grafen Udo der Leiden Anfang war, denn Hatto, den Befehlshaber derselben Insel nahm er in seinen Dienst und konnte ihn, nachdem die Insel zerstört war, nicht, wie er gewünscht hatte mit dem Kaiser versöhnen. Darüber unwillig schob er Alles auf den Bischof Waldo und beschloß, wenn er könnte, sich als Feind an ihm zu rächen. Erchanbert wird an die Stelle seines Bruders Gerric zum Abt des Klostes Witzenburg ernannt.

    Gottfried war ein Schüler und Freund des Erzbischofs Brun von Köln und folgte vermutlich seinem Vater als Stellvertreter des Herzogs in dessen kriegerischen Angelegenheiten. Ob Brun ihn schon 953 oder 959 als Herzog in Nieder-Lothringen einsetzte, ist nicht völlig zu klären. Auf dem Hoftag im Juni 958 in Köln wurden Reginar III. alle Besitzungen abgesprochen und dessen Stellung im Raum zwischen Maas und Schelde übertrug OTTO I. dem Grafen Gottfried. Dieser wurde damit beauftragt, im niederlothringischen Raum die Ordnung aufrechtzuerhalten und Bruns letzten Gegner namens Immo auszuschalten. Die Meinungen gehen auseinander, ob Gottfried den Herzogstitel nur als Heerführer erhielt oder ob er bereits 958 oder 959 als Herzog von Nieder-Lothringen eingesetzt wurde. Er war der Anführer eines Aufgebotes schwerer Reiterei, die Brun seinem Bruder OTTO I. als Verstärkung nach Italien sandte. Der Herzog starb im Juni 964 auf diesem Feldzug bei der Belagerung und Eroberung Roms an der Pest. Wie nahe er der Herrscherfamilie stand, bezeugt eine Stiftung des Königs für das Seelenheil des getreuen Gottfried.
    Er war in der Gegend von Mons begütert, hatte aber auch Beziehungen zur niederrheinischen Landschaft, wo seine Schwester Gerberga mit dem edlen Megingoz, dem Stifter des Klosters Villich, vermählt war.

    Pätzold Barbara: Seite 73, "Brun Erzbischof von Köln, Herzog von Lothringen (953-965) in: DEUTSCHE FÜRSTEN DES MITTELALTERS. Fünfundzwanzig Lebensbilder

    So setzte er 959 den mächtigen, in Ober-Lothringen begüterten Grafen Friedrich, der durch seine Heirat mit einer Tochter Hugos und Hathuis mit der ottonischen Familie verwandt war, als seinen Stellvertreter ein. Für das niederlothringische Gebiet erhielt diese Aufgabe 958 Gottfried übertragen, der als Herzog das lothringische Panzerreiteraufgebot auf OTTOS Italienzug 961 zu führen hatte.


    Literatur:
    Adalbert: Fortsetzung des Regino a. 964 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 118 - Annalen von Hildesheim a. 963 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 132,139,140,141-143,145,146-148,149-151,152,153,155,156,160,164-166,176,179,190 - Beumann, Helmut: Die Ottonen, Verlag W. Kohlhammer, 1991 Seite 167 - DEUTSCHE FÜRSTEN DES MITTELALTERS. Fünfundzwanzig Lebensbilder. Edition Leipzig 1995 Seite 73 -
    Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Mundus Verlag 2000 Band 1 Seite 436 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 291 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 51,55-57,70,72,94,126-128,132,134,138,144-146,148,173 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 172 - Kienast Walter: Der Herzogstitel in Deutschland und Frankreich (9. bis 12. Jahrhundert). R. Oldenbourg Verlag München - Wien 1968 - Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 Seite 227,296,361,366,377,399,535 - Laudage, Johannes: Otto der Große. Eine Biographie. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2001 Seite 260 - Mohr Walter: Geschichte des Herzogtums Lothringen. Geschichte des Herzogtums Groß-Lothringen (900-1048) Verlag "Die Mitte" Saarbrücken 1974 Band I Seite 43-45 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 138 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 72 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 196,228, 233,243 -

    Gestorben:
    Sommer 964 (5.8.964 Hlawitschka)


  24. 134.  im Jülichgau, Gerberga Graphische Anzeige der Nachkommen (98.Ermentrud11, 79.Karl10, 50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren um 925/935; gestorben vor 24 Mai 996.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Zutphen [7200],Gelderland,Niederlande
    • Titel/Amt/Status: Geldern [47608],Kleve,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; Gräfin in Geldern und Zutphen

    Notizen:

    Gerberga im Jülichgau
    Gräfin in Geldern und Zutphen
    ca 925/35- vor 24.5.996

    Einzige Tochter des Grafen Gottfried im Jülichgau und der Ermentrud von Frankreich, Tochter von König Karl III. dem Einfältigen; Enkelin der Oda von Sachsen und Großnichte von König HEINRICH I.

    Winfried Glocker: V 44 Seite 291, "Die Verwandten der Ottonen"

    Gerberga
    * c 925/35, + 995, vor 996 V 24

    945/50 oo Meginoz Graf in Geldern und Zutphen * 920, + 998/99

    Auch Gerberga ist in der Vita Adelheids von Vilich c. 3, SS XV/2 757, als Gemahlin der Grafen Megingoz und Mutter der heiligen Adelheid von Villich genannt. Die sonstigen Angaben zu Gerberga und zu Megingoz sind dem Aufsatz von Strecker, Grabinschrift S. 442, und der Studie von Renn, Grafenhaus S. 108 f. und 111, zu entnehmen. Der Terminus ante quem für das Sterbedatum Gerbergas ist von Wisplinghoff, Frühgeschichte S. 81, aus JL. 3863 (Druck bei Lacomblet, UB. Niederrhein I, Nr. 126, und bei Zimmermann, Papsturkunden II, Nr. 326) ermittelt. Zur Stellung des Megingoz als Graf vgl. zuletzt Achter, Stiftskirche S. 16 ff., die feststellt, dass Megingoz nur in der späten Überlieferung der Adelheid-Vita als Graf bezeichnet werde, während in den 3 Königsurkunden, in denen er auftritt, der Grafentitel fehle. Nach dem Zeugnis der Vita Adelheids von Vilich c. 4, SS XV/2 759, überlebte Megingoz seine Gemahlin um 3 Jahre.

    Heinz Renn Seite 108,111, "Das erste Luxemburger Grafenhaus

    Der Vater der Irmintrud, Megingoz, steht 939 wie Adalbero von Metz, der Sohn Wigerichs, auf seiten des Herzogs Giselbert. Er wird daraufhin seiner Güter für verlustig erklärt, aber am 1.8.944 setzt OTTO I. ihn wiederum in sein Besitztum und seine Rechte ein. Da Megingoz um 939 bereits aktiv in den Kampf eingreift, kann er damals kaum jünger als 20 Jahre gewesen sein. Er hat also bei seinem Hinscheiden 998 auf der Burg zu Geldern ein Alter von ca. 80 Jahren erreicht. Seine Gemahlin Gerberga ist einige Jahre vorher gestorben. Eine Urkunde vom 24.5.996 erwähnt sie als tot. Der Kölner Kirchenkalender hat Gerberga und ihren Gemahl, die Stifter des Klosters Vilich, für den 19. Dezember als Heilige angeführt.
    Die Heirat Gerbergas und Megingoz' dürfen wir für die 40-er Jahre des 10. Jahrhunderts ansetzen.

    Jakob Schlafke: Seite 81-83, "Leben und Verehrung der heiligen Adelheid von Vilich"

    Die große Wende in das Leben der Familie kam aber durch den Tod des Sohnes Gottfried. Als junger Ritter folgte er mit seinen Mannen 976/77 Kaiser OTTO II. im Feldzug gegen die Böhmen. Im Kampf traf ihn ein Pfeil in den Kopf. Die Seinen brachten seinen Leichnam unter vielen Mühen und Nöten zum ehrenvollen Begräbnis in die Heimat zurück. Für die Eltern brach eine Welt zusammen. Auf ihren einzigen Sohn hatten sie die ganze Zukunft gebaut und nun war er tot. Doch sie verwanden den Schicksalsschlag und machten Ernst mit der Glaubenswahrheit, dass die Gestalt dieser Welt vergeht: Sie lebten nun ganz auf die Ewigkeit hin. Gott hatte den Sohn genommen, er sollte nun auch dessen Erbteil haben. So errichteten sie in Vilich eine neue Kirche und gründeten ein Kloster. Obwohl noch gesund, beschlossen sie, auf ihre eheliche Gemeinschaft zu verzichten. Megingoz blieb in Geldern und verwaltete seine Güter. Gerberga zog sich nach Vilich zurück und beschleunigte mit kluger Umsicht den Bau des Klosters, in Fasten und Beten allezeit dem Dienste Gottes ergeben. Sie verzichtete auf alles, weil sie ganz von der Liebe zu Gott durchglüht war. Sie sammelte eine Gemeinschaft adliger Jungfrauen, die den Gottesdienst versehen sollten, erreichte die Freistellung Adelheids aus dem Kloster der Hl. Ursula in Köln und übertrug ihr die künftige Leitung.


    945/50 oo Meginoz Graf in Geldern und Zutphen


    Kinder:
    - Gottfried - 977
    - Irmentrud
    oo Heribert Graf im Kinziggau 925 - 992
    - Adelheid Äbtissin von Vilich 960/70-3.2.10108/21
    - Albrada
    - Bertrada Äbtissin des Klosters St. Maria zu Köln - Anfang 1000

    Literatur:
    Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 49-54,57,62-64,70,72,126-128,132,134,138,146 -

    Gerberga heiratete von Geldern, Meginoz in 945/950. Meginoz wurde geboren um 920; gestorben in 998/999 in Geldern [47608],Kleve,Nordrhein-Westfalen,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 188. von Geldern, Gottfried  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in 977.
    2. 189. von Geldern, Irmentrud  Graphische Anzeige der Nachkommen
    3. 190. von Vilich, Adelheid  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 960 in Geldern [47608],Kleve,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; gestorben in 1015/1018 in Köln [50667],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland.
    4. 191. von Geldern, Albrada  Graphische Anzeige der Nachkommen
    5. 192. von Geldern, Bertrada  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in 1000.

  25. 135.  von Metz, Gebhard Graphische Anzeige der Nachkommen (98.Ermentrud11, 79.Karl10, 50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 935/935.

    Notizen:

    Ahnherr großer Franken


  26. 136.  von Metz, Adalhard Graphische Anzeige der Nachkommen (98.Ermentrud11, 79.Karl10, 50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1)

    Notizen:

    Ahnherr großer Franken


  27. 137.  von Metz, Gerhard II. Graphische Anzeige der Nachkommen (98.Ermentrud11, 79.Karl10, 50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 925/935.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Metz [57000],Moselle,Lothringen,Frankreich; Graf von Metz

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 193. N.  Graphische Anzeige der Nachkommen
    2. 194. von Metz, Richard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 950; gestorben in 986.

  28. 138.  von Frankreich, Lotharvon Frankreich, Lothar Graphische Anzeige der Nachkommen (104.Ludwig11, 79.Karl10, 50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in Ende 941; gestorben am 2 Mrz 986 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Reims [51100],Marne,Champagne-Ardenne,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 954-986, Frankreich; König von Frankreich

    Notizen:

    Büste von Lothar
    Lothaire (941-986,roi de France en 954).Statue du XIIème siècle.Musée St Rémi à Reims.

    Lothaire-Face



    Lothar

    König von Frankreich (954-986)
    Ende 941 - 2.3.986 Laon Begraben: Saint-Remi zu Reims
    Ältester Sohn des Königs Ludwig IV. von Frankreich und der Gerberga von Sachsen, Tochter von König HEINRICH I.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 2127

    Lothar, König von Frankreich 954-986

    * 941, + 2. März 986 Laon Begraben: Reims, St-Remi
    Sohn König Ludwigs IV. und der Gerberga

    oo 966 Emma, Tochter Kaiserin Adelheids (aus 1. Ehe mit König Lothar von Italien)

    Lothars Königswahl (Reims, 12. November 954), von der Mutter mit ihren Geschwistern Hadwig, OTTO I. und Brun betrieben, kam mit Zustimmung Hugos des Großen zustande, der dafür die Dukate Aquitanien und Burgund erhielt. Hugos Tod 956 eröffnete die bis 965 währende Phase vormundschaftlicher Regierung durch Angehörige der liudolfingischen Familie mit ihrem Höhepunkt auf dem Kölner Hoftag 965 (Verlobung Lothars mit Emma). Der Tod Bruns (965) und Gerbergas (969) ließen Lothars Selbständigkeit wachsen, deren Grundlage - trotz geringen Königsguts - ein 960 mit Hugo Capet gefundener Ausgleich und der Bund mit nordfranzösischen Adligen (Heribert III. von Vermandois und Arnulf I. von Flandern) wurde. Lothars auf karolingischer Tradition fußendes Selbstbewußtsein äußerte sich 967 in offener Kritik an der ottonischen Rompolitik. Nachdem Kaiser OTTO II. Lothars Bruder Karl zum niederlothringischen Herzog erhoben hatte, machte Lothar 978 Ansprüche auf das regnum Lotharii in einem Heerzug nach Aachen und Metz geltend, dem OTTO II. und seine Gattin nur mit Mühe entkamen. Die Stärke der karolingischen Monarchie erwies sich beim ottonischen Rachefeldzug 978 bis vor Paris: Mit Unterstützung des Adels, vor allem Hugo Capets, konnte Lothar OTTO II. zurückschlagen. Erst im Mai 980 wurde der Konflikt auf einem Herrschertreffen in Margut-sur-Chiers beigelegt. Seine lothringischen Ziele verfolgte Lothar nach OTTOS II. Tod 983 weiter und besetzte 984, im Bund mit der ostfränkischen Opposition, Verdun.
    Hatte Lothar seine Nachfolge bereits am 8. Juni 979 in der Erhebung seines Sohnes Ludwig V. zum Mitkönig in Compiegne gesichert, so scheiterte er 984 mit der Erhebung Ludwigs zum aquitanischen Unterkönig. Obwohl Lothar weder direkte königliche Herrschaft im S noch politische Ansprüche auf Lothringen durchzusetzen vermochte, kann sein Königtum als bedeutsame Phase für die Konsolidierung der Monarchie, vor allem als Markstein im endgültigen Zerfall des karolingischen Großreiches wie für die Ausbildung französischen Sonderbewußtseins in Auseinandersetzung mit dem ottonischen Kaisertum gelten.

    Quellen:
    Recueil des actes de Lothaire et de Louis V, rois de France, ed. L. Halphen-F. Lot, 1908 -

    Literatur:
    F. Lot, Les derniers Carolingiens, 1891 - HEG I, 748 ff. - B. Schneidmüller, Karol. Tradition und frühes frz. Kgtm., 1979, 156ff. - K. F. Werner, Les origines, 1984, 481 ff. [dt. 1989] - C. Brühl, Dtl. - Frankreich. Die Geburt zweier Völker, 1990 -

    Werner Karl Ferdinand: Seite 472, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 69

    Lothars Regierungsantritt bei Brandenburg irrig mit "956" angegeben, datiert 954 XI 12, vgl. Lot, Dern. Carol., 9.
    Die beiden unehelichen Söhne Arnulf und Richard (siehe VIII, 79 und 80) setzen eine oder zwei Konkubinen voraus. Die Verlobung Lothars mit Emma, der Stieftochter Kaiser OTTOS I., fand wohl auf dem glanzvollen Hoftag zu Köln 965 IV statt, vgl. Köpke-Dümmler 375, Lot, Dern. Carol. 49.
    Das Ehedatum wird von Flodoard erwähnt. Brandenburg gibt nicht auf der Tafel, sondern nur in der Anm. B. VII, 51, den uns überlieferten Todestag der Königin: XI 2 (Lot; Dern. Carol 231, Anm. 5). Die Zeitgrenzen endlich für Emmas Geburt ergeben sich aus der Ehezeit ihrer Eltern, die Brandenburg nicht richtig verzeichnet hatte (siehe oben VII, 27).
    Seit 952 Mitregent, folgte er seinem Vater unter einem ottonischen Familienrat bestehend aus Mutter, Tante und Onkel (Erzbischof Brun von Köln) ohne Schwierigkeiten auf dem Throne. Lothar konnte gegenüber seinem Kronadel nur noch eine formale Hoheit wahren; er besaß nur kraft seiner königlichen Salbung und des Geblütes noch eine gewisse Autorität, aber keine reelle königliche Gewalt mehr. Er stand besonders gegen die Normandie, Aquitanien, Flandern und die ROBERTINER. Hauptstütze seines Königtums waren die stammesgleichen Grafen von Vermandois, die ihm 973 seine kraftvolle Politik um Lothringen ermöglichten. Er konnte Aachen besetzen, mußte aber im Frieden von Magur-sur-Chiers auf Lothringen verzichten. Allerdings mußte er Hugo von Franzien das Herzogtum Aquitanien zugestehen, der sich jedoch trotz königlicher Unterstützung nicht durchsetzen konnte. Den deutschen Thronstreit 983 nutzte er aus, unterstützte Heinrich den Zänker von Bayern und besetzte 985 Verdun. Obwohl Lothar ein fähiger Herrscher war, blieb seine Position bis zu seinem Tode recht labil.

    Brühl Carlrichard: Seite 61-74, "Lothar 954-986 und Ludwig V. 986-987" in: Ehlers/Müller/Schneidmüller "Die französischen Könige des Mittelalters"

    LOTHAR 954-986 UND LUDWIG V. 986-987

    Lothar
    * im letzten Viertel des Jahres 941, + 2.3.986 Laon Begraben: St-Remi/Reims
    Eltern: Ludwig IV. von W-Franken (+ 954) und Gerberga, Schwester OTTOS I. (+ 968/69)

    Geschwister:

    Gerberga (* 940 oder 942)
    Mathilde (* 943)
    Karl (* 945, + 946)
    Ludwig (* 947, + 954)
    Zwillinge Heinrich und Karl (* 953), Heinrich stirbt nach der Taufe, Karl, Herzog von Nieder-Lothringen, stirbt bald nach 992 als Gefangener Hugo Capets.

    Heirat Anfang 966 mit Emma, Tochter Kaiserin Adelheids aus erster Ehe mit König Lothar von Italien

    Kinder:
    Ludwig V., König 986-987
    Otto ( + 13.11. vor 986), Kanoniker in Reims

    Außerehelich:
    Arnulf (+ 5.3.1021), 988-991 und 999-1021 Erzbischof von Reims
    Richard

    955 Nachfolger des Vaters Ludwig IV.
    960 Belehnung der Brüder Hugo Capet und Otto mit den Dukaten in Franzien und Burgund
    965 Teilnahme am ottonischen Hoftag in Köln
    978 Überfall auf Kaiser OTTO II. und Kaiserin Theophanu in Aachen
    984/85 Kämpfe in Lothringen
    984 Einnahme Verduns

    Der völlig unerwartete Tod des erst 33-jährigen Ludwig IV. stürzte das westfränkische Reich erneut in eine schwere Krise. Ludwigs ältester Sohn Lothar (geboren im letzten Viertel des Jahres 941) war noch minderjährig und nicht gekrönt, womit der politischen Erpressung Tür und Tor geöffnet war. Zu allem Überfluß konnte Ludwigs Gemahlin Gerberga zu diesem Zeitpunkt keine Hilfe von ihrem Bruder OTTO I. erwarten, der in den Jahren zuvor mehrfach zugunsten Ludwigs eingegriffen hatte. Aber OTTO war zu diesem Zeitpunkt mit der Niederschlagung des Aufstandes seines Sohnes Liudolf in Baiern befaßt, und Brun, der jüngste Bruder OTTOS, gerade erst im Vorjahr (953) zum Erzbischof von Köln und wenige Wochen vor Ludwigs Tod zum Herzog Lothringens - archidux nennt ihn sein Biograph Ruotger - erhoben worden.
    Herr der Situation war somit allein Hugo Magnus. Er unternahm erneut keinen Versuch, sich der Krone zu bemächtigen. Vielmehr empfing er Gerberga (in Paris? in Orleans?), um sie zu "trösten", vor allem aber, um ihr seine Bedingungen zu diktieren, die hart genug waren: Hatte er sich 936 mit dem Herzogtum (Burgund) begnügt, so forderte er jetzt gleich deren zwei: Burgund und Aquitanien. Gerberga blieb gar nichts anderes übrig, als auf Hugos Bedingungen einzugehen, womit Ludwigs IV. Plan, Burgund seinem noch in der Wiege liegenden Sohn Karl zu überlassen, auf der Strecke blieb.
    Die feierliche Krönung und Salbung Lothars fand am 12. November 954 in Reims durch Erzbischof Artold statt, der schon 936 Lothars Vater in Laon gekrönt hatte. Hugo Magnus war in Reims anwesend, Brun von Köln dagegen nicht. Nach der Krönung begleitete Hugo den jungen König nach Laon. Im Juni brachen die vereinten Heere Hugos und Lothars zu dem von Hugo schon lange geplanten Feldzug gegen Herzog Wilhelm Werghaupt ("Tete-d-'Etoupes") von Aquitanien auf. Die Geschichte schien sich zu wiederholen. So wie Ludwig einst mit Hugo gegen den Herzog von Burgund gezogen war, so zog nun Lothar mit Hugo gegen den Herzog von Aquitanien. Dieser hatte sich in die schwer zugängliche Auvergne zurückgezogen. Hugo und Lothar belagerten Poitiers vergeblich und mußten den Rückzug antreten, auf dem ihnen Wilhelm entgegentrat. Hugo beendete die Schlacht zwar siegreich, war aber nicht imstande den geschlagenen Gegner zu verfolgen. Der Aquitanienfeldzug erwies sich als ein völliger Fehlschlag. Dennoch durfte Hugo Magnus mit dem Gang der Dinge zufrieden sein, denn Herzog Giselbert von Burgund starb unerwartet am 8. April 956 und hinterließ Hugo das Herzogtum.
    Doch es blieb Hugo keine Zeit mehr, sich des gewaltigen Machtzuwachses zu erfreuen, der sich zweifellos auch auf dessen aquitanische Pläne ausgewirkt hätte. Der Herzog erkrankte schwer und starb am 16. oder 17. Juni 956; in St-Denis wurde er neben seinem Großvater Odo bestattet.
    Der plötzliche Tod Hugos Magnus war natürlich ein unerwarteter Glücksfall für Lothar und Gerberga. Sie sahen sich von einer drückenden Übermacht befreit, zumal Hugos Söhne Hugo, Otto und Odo-Heinrich noch minderjährig waren. Die politisch bisher nie hervorgetretene Witwe Hadwig rückte, ähnlich wie Gerberga für Lothar, in die Reihe der Regentin für ihren ältesten Sohn Hugo ein, der als Hugo "Capet" in die Geschichte eingehen sollte.
    Der wahre Regent des Reiches war freilich beider Brüder Brun, Erzbischof von Köln und Herzog von Lothringen, der als der "ehrliche Makler" zwischen KAROLINGERN und ROBERTINERN fast ein Jahrzehnt hindurch, auch nach Lothars Volljährigkeit (seit 956), eine dominierende Rolle in W-Franken spielte. Dies erklärt auch, warum die früher üblichen Königstreffen fast völlig zum Erliegen kamen. In Lothars Regierungszeit begegneten sich der west- und ostfränkische König zwischen 954 und 986 nur zweimal (965 und 980) - gegenüber nicht weniger als 7 oder 8 Treffen zwischen 942 und 950. OTTO I. wußte allerdings die Angelegenheiten W-Frankens bei Brun in guten Händen, während er selbst nach dem Erwerb der Kaiserwürde (962) fast ausschließlich mit den Geschicken Italiens befaßt war und den Boden O-Frankens nur noch selten betrat.
    Erste Auseinandersetzungen des jungen KAROLINGERS innerhalb seines Reiches mit führenden Adligen, darunter Hugo Capet, waren somit in weitere Bezüge eingebunden. Das Osterfest 959 verbrachten Lothar und Gerberga bei Brun in Köln; bei dieser Gelegenheit forderte und erhielt Brun von Lothar eine förmliche Verzichtserklärung auf Lothringen. Diese auf den ersten Blick befremdlich anmutende Maßnahme Bruns erklärt sich wohl aus der Tatsache, dass die beiden Söhne des lothringischen Grafen Reginar Langhals, Reginar und Lambert, an den westfränkischen Hof geflüchtet waren. Das erregte nur Bruns allzu berechtigtes Mißtrauen.
    Das gute Einvernehmen zwischen Brun und Lothar zeitigte noch im selben Jahr seine Früchte: Robert von Troyes hatte Bischof Ansegis aus Troyes vertrieben und sich überdies Dijons bemächtigt. Lothar und Gerberga riefen Brun zu Hilfe, der Troyes belagerte. Der König betrieb die Einnahme Dijons, doch beider Bemühungen waren zunächst vergeblich.
    Erst im Herbst 960 erneuerten sie ihre gemeinsamen Anstrengungen, dieses Mal mit besserem Erfolg. Brun konnte Ansegis wieder in sein Bistum einsetzen, und Lothar gewann Dijon zurück. Vor allem aber gelang Brun nun endlich die Aussöhnung Lothars mit den ROBERTINERN: Hugo und Otto suchten den König auf, gelobten Treue und wurden von diesem als Herzöge der Franken und der Burgunder eingesetzt.
    Am 30. September 961 war Erzbischof Artold von Reims gestorben. Er hatte sich in jahrelangem erbitterten Kampf gegen Hugo von Vermandois behauptet, der schließlich 948 in Ingelheim abgesetzt und exkommuniziert worden war. Die Brüder Hugos, Adalbert von Vermandois, ein Schwager Lothars, Heribert der Ältere von Vermandois und Robert von Troyes, forderten nun vom König die Rehabilitierung Hugos und dessen Einsetzung als Erzbischof von Reims. Ein mit Ressentiments gegen das karolingische Herrscherhaus aufgeladener Erzbischof von Reims hätte aber angesichts der schmalen Machtbasis des Königtums eine tödliche Gefahr für Lothar bedeutet. Gerberga eilte daher sogleich zu Brun, um ihn über die erneuten Ansprüche des Hauses VERMANDOIS zu informieren.
    Doch der weitere Ablauf des Streits spielte sich in wesentlich ruhigeren Formen ab als in den 40-er Jahren. Eine im Gau Meaux auf Befehl Lothars zusammengetretene Synode von 13 Bischöfen der Kirchenprovinzen von Reims und Sens kam zu keiner einhelligen Auffassung und appellierte daher an den Papst. Die Antwort Johannes' XII. ließ nicht lange auf sich warten. Eine römische Synode unter Vorsitz des Papstes und eine weitere Synode in Pavia im Frühjahr 962 erneuerten die Exkommunikation Hugos von Vermandois, die ein römischer Legat im Sommer des Jahres in der Reimser Kirchenprovinz bekannt machte. Auf Empfehlung Bruns wurde der gelehrte Kanoniker der Kathedrale von Metz, der Lothringer Odelrich zum Erzbischof gewählt und Ende September oder Anfang Oktober 962 geweiht. Hugo zog sich zu seinem Bruder Robert nach Meaux zurück, wo er bald darauf starb.
    Rückschläge Lothars in Auseinandersetzungen mit den Normannen wurden damals durch Erfolge in Flandern wettgemacht. Graf Arnulf I. von Flandern, schon zuverlässiger Verbündeter von Lothars Vater Ludwig IV., hatte 958 die Verwaltung der Grafschaft seinem Sohn Balduin übertragen, der jedoch am 1. Januar 962 verstarb. Arnulf sah sich gezwungen, Flandern wieder selbst zu regieren, und übergab Lothar alle seine Lande unter Vorbehalt des Nießbrauchs auf Lebenszeit.
    Als Arnulf am 27. März 965 starb, erklärte sich Lothar zu seinem Erben und besetzte Arras, Douai und St-Amand. Der flandrische Adel wählte jedoch den noch minderjährigen Arnulf II., einen Enkel Arnulfs I., zum Grafen. Durch Vermittlung Bischof Roricos von Laon wurde rasch ein Vergleich gefunden: Lothar erkannte Arnulf II. an, und die flandrischen Großen unterwarfen sich dem König, der seine Eroberungen behielt.
    Im Mai brach Lothar zusammen mit seiner Mutter Gerberga, seinem Bruder Karl und Erzbischof Odelrich von Reims von Laon auf, um das Pfingstfest bei Brun in Köln zu begehen. In Köln trafen sie Kaiser OTTO I. und Kaiserin Adelheid mit ihrem Sohn OTTO II., die Kaisermutter Mathilde, Herzog Heinrich II. von Baiern, den Neffen OTTOS I., die Herzöge Hermann Billung von Sachsen und Friedrich von Ober-Lothringen, wohl auch dessen Gemahlin Beatrix, die Schwester Hugo Capets, vielleicht sogar König Konrad von Burgund, dazu die Erzbischöfe von Köln und Trier, neun Bischöfe und viele andere mehr. Es war die größte Fürstenversammlung des 10. Jahrhunderts; sie zeigte OTTO als den "Familienpatriarchen im gesamtfränkischen Rahmen" auf dem Höhepunkt seiner Macht.
    Wir wissen nicht, welche politischen Entscheidungen man auf dem Kölner Hoftag traf. Sehr wahrscheinlich wurden hier jedoch zwei politische Eheverbindungen in die Wege geleitet, zwischen König Lothar und Emma sowie zwischen König Konrad von Burgund und Mathilde. Im folgenden Jahr nämlich erscheint Lothar als Gemahl Emmas, der Tochter Kaiserin Adelheids aus ihrer Ehe mit König Lothar von Italien. König Konrad von Burgund schließlich empfing im August 966 bereits einen Sohn von seiner zweiten Gemahlin Mathilde, der Schwester König Lothars.
    Kaum war Lothar nach Laon zurückgekehrt, standen auch schon neue Zwistigkeiten mit den ROBETINERN an. Herzog Otto von Burgund war am 23. Februar 965 verstorben. Die burgundischen Großen wählten, ohne sich der Zustimmung Lothars zu versichern, Ottos Bruder Odo-Heinrich zum Herzog, obwohl dieser Kleriker war. Lothar fühlte sich nicht zu Unrecht in seinen burgundischen Interessen bedroht. Der Konflikt brach im Spätsommer 965 in aller Schärfe aus. Wie üblich mußte Brun intervenieren, um seine Neffen zu versöhnen. Während der Verhandlungen in Compiegne erkrankte Brun schwer, wurde nach Reims gebracht und verstarb dort - wahrscheinlich in Gegenwart seiner Neffen und auf jeden Fall Erzbischof Odelrichs - am 11. Oktober 965. Sein Leichnam wurde in Köln beigesetzt.
    Der Tod Bruns bedeutet ohne Zweifel einen Einschnitt in der Herrschaft Lothars. Weit über die Zeit der formalen Minderjährigkeit Lothars und später Hugos hinaus hatte Brun als ein "Regent" gemeinsam mit seiner Schwester Gerberga faktisch die Geschicke W-Frankens mitbestimmt und war dabei stets um einen ehrlichen Ausgleich im Interesse beider Neffen bemüht gewesen. Diese Zeit war nun vorbei.
    Es ist schon immer gesehen worden, dass der Tod Bruns naturgemäß eine gewisse Entfremdung vom ostfränkischen Hof mit sich brachte, auch wenn Lothar nicht daran denken konnte, zu Lebzeiten OTTOS I. eine diesem nicht genehme Politik zu betreiben. Die Distanz zum Kaiserhof vergrößerte sich noch durch den Tod Gerbergas am 5. Mai 968 (oder 969), die in St-Remi/Reims an der Seite ihres zweiten Gemahls Ludwigs IV. beigesetzt wurde. Wenige Monate zuvor hatte sie der Abtei reichen Besitz im Raum Meersen, also in Lothringen, überlassen mit der Maßgabe, für ihr Seelenheil und das ihres ersten Gemahls, Herzog Giselberts von Lothringen, zu beten. Diese enge Bindung Gerbergas an Lothringen könnte für die spätere Lothringenpolitik Lothars durchaus ein Stimulans gewesen sein.
    Das Jahr 965 bedeutet aber nicht nur einen Einschnitt in der politischen Geschichte W-Frankens, sondern einen mindestens ebenso wichtigen in der historischen Überlieferung. Der solide, manchmal fast zu wortkarge Flodoard, der seit 919 ein zwar nicht unparteiischer, zumindest aber stets zurückhaltender, um sachlichen Stil bemühter Berichterstatter der politischen Ereignisse vorwiegend im Westen war, legte im Jahre 966 die Feder für immer aus der Hand. Fortan sind wir über die Ereignisse in O-Franken zuverlässiger unterrichtet als über die im Westen.
    Der "Nachfolger" Flodoards, der Mönch Richer aus dem Kloster St-Remi bei Reims, der erst im letzten Jahrzehnt des Jahrhunderts schrieb, ist so ziemlich in allem das genaue Gegenteil Flodoards: Eitel und geschwätzig, siegt bei ihm stets der Literat über den Historiker, der er im Grunde wohl gar nicht sein will. Der Begriff "historische Wahrheit" existiert für ihn so wenig wie "historische Fakten". Diese hatten sich vielmehr seinem frei erfundenen Geschichtsbild, genauer: seiner Gallia-Ideologie, unterzuordnen. Eine solche Quelle kann natürlich nur mit äußerster Vorsicht benutzt werden und bedürfte theoretisch stets der Bestätigung durch glaubwürdige Zeugnisse. Doch das Unglück will, dass Richer in diesen Jahrzehnten nur allzu oft unsere einzige Quelle ist. Darum wird selbst in der sogenannten kritischen Geschichtsforschung Richers Darstellung meist einfach nacherzählt. In der Tat liegt es häufig im Ermessen des Historikers, ob er Richer in einem bestimmten Punkt für glaubwürdig halten will oder nicht; verweigert er ihm die Glaubwürdigkeit, so treten an seine Stelle der von Richer überlieferten "Fakten" Hypothesen, was gewiß keine befriedigende Lösung ist, aber noch immer besser als die Phantasien Richers.
    Für die Jahre 966 bis 973 stellt sich diese Alternative allerdings kaum einmal, weil selbst Richer aus diesen Jahren so gut wie keine Nachrichten zu bieten hat. Hinzu kommt, dass von 970 bis 973 keine einzige Urkunde Lothars überliefert ist. Im Jahre 967 ist Lothar, stets begleitet von seiner Gemahlin Emma, die einen großen Einfluß auf ihn ausübte, sowohl in Flandern (Arras) als auch in Burgund (Dijon) nachweisbar.
    Der Tod des kriegerischen, als Kirchenfürst aber wenig beispielhaften Erzbischof Archembald von Sens Ende August 967 erlaubte Lothar, dem wichtigen Metropolitensitz einen würdigeren Nachfolger in Gestalt des Anastasius zu geben. Nicht viel später, am 6. November 968, starb auch Erzbischof Odelrich von Reims. Zum Nachfolger bestimmte Lothar abermals einen Kanoniker des Metzer Domkapitels, dieses Mal ohne Beeinflussung durch Brun oder Gerberga. Adalbero, ein Neffe Bischof Adalberos I. von Metz (929-964) und Graf Gottfrieds von Verdun, hatte seine Ausbildung im Reformkloster Gorze erhalten. Er sollte der mit Abstand bedeutendste westfränkische Kirchenfürst des 10. Jahrhunderts werden.
    Von Lothar hören wir in diesen Jahren praktisch nichts; wir wissen lediglich von einer Gesandtschaft des Archidiakons der Reimser Kirche Gerannus nach Rom im Jahre 972. Auf der Rückreise begleitete ihn mit Erlaubnis Kaiser OTTOS der Aquitanier Gerbert, dem eine brillante Karriere beschieden sein sollte.
    Der Tod OTTOS I. am 7. Mai 973 veränderte schlagartig die politische Großwetterlage. Die Nachfolge OTTOS II., der bereits Mitkaiser war, vollzog sich zwar reibungslos, doch alle jene Gewalten, die zu OTTO I. in Opposition gestanden hatten, witterten Morgenluft. Auch das Verhältnis Lothars zum ostfränkischen Hof war plötzlich ein anderes: Aus dem "jungen Neffen", der den Ratschlägen seiner Onkel OTTO und Brun lauschte, war quasi über Nacht ein "elder stateman" geworden, der mit knapp 32 Jahren seinen gerade 18-jährigen Vetter OTTO II. an Alter und Erfahrung bei weitem übertraf. Der Vorrang des "Patriarchen des Abendlandes" hatte für Lothar außer Frage gestanden; der kaiserliche Ehrenvorrang des jungen OTTO war für ihn schwer erträglich. Die erste Herausforderung des neuen ostfränkischen Herrschers kam denn auch aus dem Westen: Reginar IV. und Lambert, die beiden Söhne des von OTTO I. 958 nach Böhmen verbannten Reginar III. Langhals von Hennegau, verließen bei der Nachricht vom Tode OTTOS sogleich den westfränkischen Hof, sammelten ein Heer und fielen in ihre alten Stammlande ein. Die Grafen Warner und Rainald, denen Brun 965 die Verwaltung des Hennegau übertragen hatte, traten ihnen bei Peronne entgegen; beide fielen in der Schlacht.
    Die Reaktion OTTOS II. ließ lange auf sich warten. Gleich zu Jahresbeginn 974 belagerte er die Brüder in ihrer Burg Boussoit (bei Mons), die zerstört wurde. Reginar und Lambert wurden von OTTO II. nach Sachsen exiliert, doch konnten beide entkommen und erneut an den westfränkischen Hof fliehen. Den Hennegau vertraute OTTO den beiden Grafen Gottfried von Verdun, dem Bruder Adalberos von Reims, und Arnulf von Valenciennes an.
    Die Lage in Lothringen schien damit zunächst wieder stabilisiert, doch Reginar und Lambert waren nicht willens, den Kampf aufzugeben. War Lothar 973 zumindest nach außen nicht in Erscheinung getreten und formal streng neutral geblieben, so gilt dies nicht für den Feldzug von 976. An ihm nahmen sein Bruder Karl teil in der erkennbaren Absicht, sich ein Territorium in Lothringen zu erobern, sowie Otto von Vermandois, Sohn Adalberts von Vermandois und Lothars Schwester Gerberga. Karl war inzwischen 23 Jahre alt und nannte noch immer keinen Fußbreit Boden sein eigen, da sich Lothar nicht imstande sah, seinen Bruder aus der Krondomäne standesgemäß auszustatten. Der Feldzug gegen Gottfried und Arnulf begann im Frühjahr 976. Mons, wo sich die beiden Grafen verschanzt hatten, wurde belagert. Es kam zu einer auf beiden Seiten mit Erbitterung geführten Schlacht, in deren Verlauf Graf Gottfried eine schwere Fußverletzung erlitt, während Arnulf sich nach Valenciennes retten konnte. Gottfried wurde nach Mons zurückgebracht, das der Belagerung widerstand, doch wäre es falsch, darum von einem Sieg der ostfränkischen Seite zu sprechen.
    Nach dem hennegauischen Unternehmen, das kein voller Erfolg für die westfränkische Seite war, verschlechterte sich das Verhältnis Lothars zu seinem Bruder Karl drastisch. Grund dafür kann nur gewesen sein, dass Karl nach dem in seinen Augen gescheiterten Unternehmen gegen Mons um so energischer eine territoriale Ausstattung einforderte, die Lothar weder gewähren konnte noch wollte. Es ist sehr wohl denkbar, dass Königin Emma ihren Gemahl in dieser Richtung bestärkt, ja ihn vielleicht sogar dazu bestimmt hat. Richer macht daraus eine schmutzige Bettgeschichte: Karl habe Emma des Ehebruchs mit dem gerade erst geweihten Bischof Ascelin (Diminutiv von Adalbero?) beschuldigt und sei daraufhin von Lothar des Landes verwiesen worden: In der Tat war Bischof Rorico von Laon am 20. Dezember 976 gestorben, und Lothar hatte noch im Januar 977 seinen Kanzler Adalbero-Ascelin, abermals einen Lothringer und offenbar nicht verwandt mit dem Reimser Metropoliten, zum Nachfolger bestimmt; er wurde zu Ostern 977 in Laon inthronisiert. Lothar konnte nicht ahnen, dass er damit jenen Mann in den Sattel hob, der 14 Jahre später dem karolingischen Geschlecht den Todesstoß versetzen würde. Dass Gerüchte um Emma und Ascelin in Umlauf waren, die wahrscheinlich Karl in die Welt gesetzt hatte, beweist das Konzil vom Saint-Macre, das wohl in die frühen 80-er Jahre datiert werden muß. Es entlastete Ascelin - und damit auch Emma - von allen gegen sie erhobenen Vorwürfen und erhärtet so die Vermutung von Machenschaften Karls gegen die ihm verhaßte Königin.
    Während man im Westen einen Rachefeldzug OTTOS II. gegen die Reginar-Söhne erwartete, reagierte dieser mit einem diplomatischen Schachzug, den die einen als "coup de maitre", andere als schweren politischen Fehler ansahen. Der Kaiser belehnte Reginar IV. und Lambert mit der Grafschaft Hennegau mit Ausnahme von Mons, das Gottfried behalten durfte, der überdies auch noch mit Bouillon entschädigt wurde; vor allem aber erhob er Lothars Bruder Karl zum Herzog von Nieder-Lothringen, der auf diese Weise erstmals über ein größeres Territorium als Lehen gebot. Der westfränkische Hof mußte in dieser Maßnahme eine Brüskierung erblicken. Aber genau das war wohl beabsichtigt als "Dank" OTTOS für die mehr oder minder offene Unterstützung, die Lothar 976 dem Feldzug der Reginar-Söhne und Karl gewährt hatte.
    Er machte Lothar damit auch deutlich, dass der Kaiser mit einem Herzogtum belohnen konnte, während der König seinem Bruder nicht einmal eine Grafschaft zu bieten hatte. Dass all dies die Gefühle Lothars für seinen ostfränkischen Vetter nicht gerade erwärmte, versteht sich. OTTO II. mußte sich übrigens über die Treue Karls sowie Reginars IV. und Lamberts während seiner Regierungszeit nicht beklagen.
    Dass Lothar ernsthafte Ambitionen auf Lothringen hegte, mußte dem ostfränkischen Hof spätestens seit 976 klar gewesen sein. Brun hatte schon gewußt, warum er von Lothar 959 eine Verzichtserklärung eingefordert hatte! Lothar hoffte, sich in einem Handstreich der Person OTTOS bemächtigen zu können, der im Juni 978 mit seiner schwangeren Gemahlin Theophanu in Aachen weilte. Das Unternehmen scheiterte nur knapp. Es gelang dem kaiserlichen Paar, im letzten Augenblick nach Köln zu entkommen.
    Der Zorn OTTOS war ungeheuer: Es handelte sich schlicht um einen Überfall, nicht um einen wirklichen Feldzug, zu dem auch gar kein Anlaß bestand. Richer, nach dem die Ereignisse meist erzählt werden, hat hier wieder einmal für Verwirrung gesorgt. Entgegen der Regel, einen Feldzug nicht im Herbst zu beginnen, sagte OTTO den Beginn seines Rachefeldzuges auf den 1. Oktober an. Zu diesem Zweck hatte er ein für die Zeit ungewöhnlich großes Heer aufgeboten. An Widerstand war gar nicht zu denken. Das kaiserliche Heer zerstörte Compiegne und Attigny. Laon fiel durch List in seine Hand, der Raum Reims-Laon wurde niedergebrannt und verwüstet mit Ausnahme allerdings der Kirchen, die zu schonen OTTO II. befohlen hatte. Er zog bis vor Paris, das er jedoch nicht einnehmen konnte, da Hugo Capet den Seine-Übergang besetzt hielt. Auf dem Rückzug Anfang Dezember, mitten in einer Schlechtwetterperiode, hatte die Armee bei der Überquerung der Aisne Schwierigkeiten. Das Unternehmen gelang, doch der Troß fiel in die Hände des nachrückenden Heeres Lothars. OTTO setzte seinen Rückzug unbeirrt fort und war Mitte Dezember wieder in Lothringen.
    Dies ist in dürren Worten der Verlauf der militärischen Ereignisse dieses Jahres, wenn man sie allen phantastischen Beiwerks entkleidet, das Richer in reichem Maße bereithält. Natürlich erfordern diese Vorgänge eine politische Erklärung, die nicht einfach zu geben ist. Die Interventionspolitik Lothars besaß keinen konkreten Anlaß, sieht man von den Belehnungen OTTOS im Vorjahr ab. Der Vorstoß wurde nur mit der Rückendeckung und ausdrücklichen Zustimmung der ROBERTINER möglich. Und in der Tat war das Verhältnis Lothars zu Hugo Capet und Heinrich von Burgund spätestens seit 974 ausgesprochen freundlich. Die ROBERTINER hatten keinerlei Interessen in Lothringen, ein mit Annektionsplänen in Lothringen beschäftigter Lothar konnte ihre Kreise in Burgund und in der Francia nicht stören und war damit politisch neutralisiert. Überdies hatte diese Politik Lothars in den Augen der ROBERTINER den Vorzug, angesichts der realen Machtverhältnisse so gut wie keine Aussichten auf einen dauerhaften Erfolg zu bieten. Es gab in Lothringen keine "westfränkische Partei" mehr, wie dies noch zu Anfang des Jahrhunderts der Fall war, es gab nur die Absicht Lothars, Lothringen oder zumindest einen Teil seinem Reich einzuverleiben. All dies schloß nicht aus, dass der kleine Erfolg Lothars über die Nachhut OTTOS an der Aisne in W-Franken ganz unangemessen zu einem großen Sieg hochstilisiert wurde. Mit der politischen Realität hatte das wenig zu tun, es zeigt aber, wie sehr man sich im Westen nach einem Erfolgserlebnis gegenüber dem übermächtigen Osten sehnte.
    Der Feldzug von 978 hatte auch noch eine persönliche Seite in dem Verhältnis Lothars zu seinem Bruder Karl, dem Herzog von Niederlothringens, der an OTTOS Feldzug teilnahm und sich Laons bemächtigte. In der Forschung wurde mehrfach die Frage erörtert, ob OTTO Karl nicht zum Gegenkönig ausersehen und Bischof Dietrich von Metz diesen auch tatsächlich in Laon gekrönt - aber nicht gesalbt - habe. Die Quellenbasis für diese Aussage - eine halbe Zeile in dem von Gerbert redigierten, haßerfüllten Schreiben Bischof Dietrichs von Metz an Karl aus dem Jahre 984 -, ist denkbar schmal. Zunächst einmal wäre zu fragen, warum ein ostfränkischer Bischof gekrönt haben sollte, was doch Sache des Reimser Metropoliten gewesen wäre, der einen solchen Eingriff in seine Rechte gewiß nicht stillschweigend hingenommen hätte. Adalbero rührte zwar keinen Finger, um Lothar zu helfen, aber eine so entschiedene Kampfansage an Lothar hätte ihm OTTO gewiß nicht zumuten wollen und wäre für Adalbero auch nicht akzeptabel gewesen. Pläne für ein Gegenkönigtum Karls mögen bestanden haben, und es kann sogar sein, dass Karl sich in Laon im Schmucke einer Krone gezeigt hat, doch ein förmliches Gegenkönigtum ist 978 nicht ins Leben gerufen worden.
    Das Jahr 978 markiert auch insofern einen Einschnitt, als fortan keine militärischen Eingriffe des ostfränkischen Herrschers in W-Franken mehr zu verzeichnen sind. Es mag durch die besondere politische Konstellation des Jahres 978 vorgegeben gewesen sein, verdient aber doch Beachtung, dass OTTOS II. einziger "westfränkischer" Verbündeter, Herzog Karl, sein eigener Lehnsmann und geschworener Feind König Lothars war, während die robertinische Karte dieses Mal aus den angegebenen Gründen nicht stach. Dies galt auf der anderen Seite allerdings auch für Lothar, der in Lothringen nicht mehr auf eine "westfränkische Partei" zählen durfte. So unzweifelhaft daher das Jahr 978 einen Markstein im Auseinandertreten O- und W-Frankens bedeutet, so gewiß darf dieses Jahr doch nicht als der Beginn einer "deutschen" und "französischen" Geschichte mißverstanden werden.
    Eine direkte Folge des Jahres 978 war zunächst, dass Lothar für seine Nachfolge Sorge trug, indem er seinen fast schon volljährigen Sohn Ludwig mit Zustimmung Hugos Capet und anderer Großer zum König wählen ließ, was in dieser Form in W-Franken erstmals geschah. Erzbischof Adalbero krönte und salbte den jungen König am Pfingstfest 979 in Compiegne.
    Kaum war klar geworden, dass das Ende der aggressiven Lothringenpolitik Lothars eingeläutet war, da brach auch schon wieder das alte Mißtrauen zwischen beiden Häusern aus. Wohl durch Vermittlung Erzbischof Adalberos begann Lothar geheime Verhandlungen mit OTTO, der im Begriffe stand, nach Italien zu ziehen und daher an einem Ausgleich interessiert war. Lothar, Ludwig V. und OTTO II. trafen sich an der Grenze im Juni 980 in Margut-sur-Chiers. Lothar verzichtete erneut förmlich auf Lothringen, und man schloß ein Freundschaftsbündnis (amicitia). Bis zu OTTOS II. vorzeitigem Tod 983 war Lothringen kein Zankapfel mehr zwischen Ost und West, doch das Treffen von Margut, über das Hugo Capet nicht unterrichtet worden war, trug sogleich zu einer Verschlechterung der Beziehungen zwischen KAROLINGERN und ROBERTINERN bei. Hugo nahm sofort Kontakt zu OTTO auf, der sich bereits in Italien befand, und begab sich selbst zum Osterfest 981 nach Rom, wo OTTO ein Familientreffen in der Art des Pfingsttags 965 in Köln abhielt. Anwesend waren neben den beiden Kaiserinnen Theophanu und Adelheid OTTOS Schwester Mathilde, Äbtissin von Quedlinburg, König Konrad und Königin Mathilde von Burgund, Herzog Otto von Schwaben und Baiern, der Sohn Liudolfs (gestorben 982), sowie viele Kirchenfürsten O-Frankens und Italiens, vielleicht auch Adalbero von Reims und Gerbert; im Vergleich zu 965 nahm Hugo Capet den Platz Lothars ein und kehrte als Verbündeter OTTOS nach W-Franken zurück.
    Dort war inzwischen Emma um eine Heirat ihres Sohnes Ludwig bemüht gewesen. Nach Richer hätte Gottfried "Graumantel" von Anjou die Eheverbindung Ludwigs mit der Witwe des Grafen Raimund von Gothien, Adelheid, einer Schwester Gottfrieds, vorgeschlagen. Das klingt zunächst recht plausibel, doch wird meist vergessen zu betonen, dass Adelheid etwa das Alter von Ludwigs Mutter Emma hatte - eher älter als jünger! - und Ludwig selbst im Jahre 980 bestenfalls 14 Jahre alt war. Die Heirat - wenn sie denn je stattgefunden hat - war nicht glücklich, was niemand überraschen konnte. Nach Richer hätte Lothar 982 einen eigenen Aquitanienzug unternehmen müssen, um seinen Sohn zurückzuholen. Der Aquitanienfeldzug ist urkundlich belegt, den Grund der Reise nennt nur Richer. Auf jeden Fall blieb das aquitanische Abenteuer, dessen Historizität fragwürdig erscheint, nur Episode.
    Nach dem urkundlich gesicherten Aquitanienfeldzug Lothars vom Jahre 982 - Ludwig V. wird nicht ein einziges Mal erwähnt - wurde dessen Interesse wieder ganz von der "lothringischen Frage" beansprucht, nachdem OTTO II. am 7. Dezember 983 in Rom verstorben war. Die Nachricht vom Tode des Kaisers war in O-Franken noch nicht bekannt, als die Erzbischöfe von Köln und Ravenna den 3-jährigen OTTO III. am Weihnachtstag 983 in Aachen zum König krönten.
    Damit wurde der ostfränkische Thronstreit ausgelöst, der erst im Sommer 985 nach erbittertem Ringen sein Ende fand und hier nicht in voller Breite darzustellen ist. Wie wenig noch immer von "deutscher" oder "französischer" Politik gesprochen werden kann, beweist die Tatsache, dass der ranghöchste "französische" Prälat, Erzbischof Adalbero von Reims, die "deutsche", der Trierer Erzbischof Egbert, ein "Deutscher" also, die "französische" Seite unterstützte, ohne dass ihnen dafür von irgendeiner Seite Landesverrat vorgeworfen worden wäre oder ihnen "nationale" Empörung entgegengeschlagen hätte. Der plötzliche Tod OTTOS II. hatte die rechtlichen Bande, die er mit Karl von Nieder-Lothringen und den Reginar-Söhnen geknüpft hatte und die sorgsam beachtet worden waren, zerrissen. Es war daher kein Treubruch, dass die Genannten in der neuen Situation die Partei Lothars ergriffen, der wie sein ostfränkischer "Partner" Heinrich der Zänker - beide waren Neffen OTTOS I. und somit Vettern zweiten Grades OTTOS III. - die Vormundschaft beanspruchte. Lothar war natürlich an der Gewinnung Lothringens interessiert, Heinrich der Zänker dagegen an der Königswürde in O-Franken. Eine Allianz der beiden Fürsten bot sich an. Gegen eine Unterstützung seiner Aspirationen auf die Königsherrschaft in O-Franken wollte Heinrich Lothringen dem W-Frankenkönig überlassen (Herbst 984); der Vertrag sollte am 1. Februar 985 in Breisach, dem "Verräternest" früherer Tage, unterzeichnet werden, doch Heinrich blieb dem geplanten Treffen fern.
    Der einzige effektive Weg zur Gewinnung Lothringens war der militärische. Zu einer systematischen Eroberung Gesamt-Lothringens fehlten Lothar freilich die Mittel. Auch wäre das militärische Risiko sehr hoch gewesen, denn Beatrix vonOber-Lothringen, die Schwester Hugo Capets und seit Sommer 983 Witwe Herzog Friedrichs von Bar, stand treu auf der Seite Kaiserin Theophanus, der Regentin für ihren minderjährigen Sohn OTTO III. So blieb es bei der Politik der Nadelstiche. Die einzige wirklich umkämpfte Stadt war Verdun, die Lothar nach dem gescheiterten Treffen von Breisach im Februar 985 in einem Überraschungscoup erstmals einnahm, aber bald wieder an eine Koalition der lothringischen Großen verlor. Lothar sammelte eine große Armee - nach Richer 10.000 Mann -, der nicht nur die Wiedereinnahme Verduns gelang, sondern vor allem die Gefangennahme Graf Gottfrieds von Verdun, des Bruders Erzbischof Adalberos. Diese Gefangenschaft sollte die Regierungszeit Lothars und Ludwigs V. überdauern. Die militärischen Ereignisse im Kampf Lothars um Lothringen zeigen, dass Lothar an die Besetzung Gesamt-Lothringens wohl niemals dachte. In Nieder-Lothringen war sein Bruder Karl Herzog, was ihn von militärischen Abenteuern abhalten mußte, in Ober-Lothringen stand ihm Herzogin Beatrix entgegen.
    Trotz des Friedensschlusses zwischen Theophanu und Heinrich dem Zänker im Sommer 985 in Frankfurt, der wahrscheinlich durch ein Abkommen der Kaiserinnen Theophanu und Adelheid sowie der Herzogin Beatrix im Juli 985 in Metz ratifiziert wurde, scheint Lothar seine aussichtslosen Bemühungen um Lothringen nicht aufgegeben zu haben. Geplante Angriffe kamen freilich nicht mehr zustande. Am 2. März 986 starb Lothar in Laon, nur 44 Jahre alt, und wurde neben seinem Vater im Kloster St-Remi bei Reims beigesetzt.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Zunächst war es noch das 946 entstandene karolingisch-ottonische Bündnis, das nach dem jähen Ende Ludwigs IV. Hugo den Großen bewog zuzulassen, "daß erstmals seit dem Tode Ludwigs II. 879 eine direkte Sohnesfolge in der karolingischen westfränkischen Königsfamilie zustandekam" (B. Schneidmüller). Wenn der 13-jährige Lothar, der ältere der beiden Erben Ludwigs, unter Verzicht auf eventuelle Pläne für eine Beteiligung seines kleinen Bruders Karl am 12.11.954 in Reims von Erzbischof Artold im Besein nicht nur Bruns von Köln, sondern auch Hugos von Franzien gekrönt werden konnte, so ist diese dem ROBERTINER durch bedeutende Zugeständnisse der Königin-Mutter Gerberga sehr erleichtert worden. Nach dem Tode Hugos des Großen führte seine Witwe Hadwig, Schwester der Königin Gerberga, die Sache der ROBERTINER. Die beiden ottonischen Schwestern stützten sich stark auf ihren Bruder Brun, den Erzbischof von Köln und faktischen Herzog (archidux) in Lothringen, der in den folgenden Jahren zu maßgeblichem Einfluß in W-Franken kam. Dazu gehörte, dass er Gerberga mit König Lothar wie auch Hadwig in Köln empfing, zwischen ihren Vasallen vermittelte, 962 den Metzer Kanoniker Odelrich zum Nachfolger des verstorbenen Erzbischofs Artold von Reims bestimmte und notfalls in Absprache mit Gerberga auch militärisch zugunsten Lothars eingriff. Gemeinsam gingen alle drei Geschwister mit ihren Aufgeboten 957 gegen die Bestrebungen Reginars III., des Grafen im Hennegau, vor, dem Haus seines Oheims Giselbert eine neue Machtstellung im Grenzgebiet zu verschaffen, und trieben ihn in die Verbannung, seine Söhne zur Flucht nach W-Franken. Die liudolfingische Hegemonie, die 962 in Rom OTTO DEN GROSSEN zur Erneuerung des seit Jahrzehnten vakanten Kaisertums emportrug, fand ihren sichtbaren Ausdruck in dem glanzvollen Kölner Pfingsthoftag von 965, wozu sich bei dem heimkehrenden Kaiser außer Erzbischof Brun die Königinnen Mathilde, Witwe HEINRICHS I., und Gerberga, Witwe Ludwigs IV., sowie die Könige OTTO II. und Lothar (samt dessen jungen Bruder Karl) einfanden, während Hugos Witwe Hadwig damals wohl bereits tot war. Die anscheinend in diesem "Familienrat" verabredete Heirat des 24-jährigen westfränkischen Königs mit Emma, einer Tochter der Kaiserin Adelheid aus deren 1. Ehe mit König Lothar von Italien, fand bald darauf statt und führte übers Jahr zur Geburt eines Sohnes Ludwig V. Der karolingische Mannesstamm, der sich in ihm noch einmal fortpflanzte, schien zu einer Nebenlinie des ottonischen Kaiserhauses zu werden.
    Der Eindruck täuschte indes, denn der Tod Bruns noch im Jahr 965 (auf einer westfränkischen Vermittlungsmission in Reims), Gerbergas 968/69 und schließlich auch Kaiser OTTOS I. 973 lockerte die enge Verflechtung König Lothars mit der ottonischen Politik wieder, nahm ihm aber auch den sicheren Rückhalt, den er jahrelang daraus gezogen hatte. Ein eigenständigeres Vorgehen in W-Franken mochte ihm durchaus nicht verwegen erscheinen, da die robertinische Position in Neustrien und Franzien inzwischen fühlbar gelitten hatte. Während der Minderjährigkeit Hugos Capet, der erst 960 seine Bestätigung in der väterlichen Stellung eines dux Francorum erlangte, verselbständigten sich manche Grafen, die es den marchiones älteren Typus gleichtun wollten und eine unmittelbare Beziehung zum König suchten. So konnte Lothar bereits 962 den mächtigen Grafen Tedbald von Blois, der einst seinen Vater Ludwig IV. im Auftrag Hugos des Großen inhaftiert hatte, auf seine Seite ziehen und aus dem Hause VERMANDOIS außer Graf Albert auch dessen Bruder Heribert III. gewinnen, der 967 die Grafschaften Meaux und Troyes erbte und vom König mit dem Titel eines comes Francorum (in Analogie zum dux Francorum) geschmückt wurde. Günstig entwickelten sich auch Lothars Beziehungen zu Graf Arnulf I. von Flandern (+ 964), der nach dem Tod seines Sohnes Balduin (962) den Schutz des Königs suchte, um dem kleinen Enkel Arnulf II. das Erbe zu sichern. Dazu kam etwa 964 die Verheiratung von Lothars Schwester Mathilde mit dem welfischen König Konrad von Burgund. Auch die Gegenkoalition, die Hugo Capet langsam aufbaute, nahm in familiären Banden Gestalt an und umfaßte vor allem den jüngeren Bruder Odo-Heinrich, der 965 Otto als Herzog im westfränkischen Burgund nachfolgte, den normannischen Schwager Richard sowie den aquitanischen marchio Wilhelm IV. Eisenarm, dessen Schwester Adelheid Hugo um 970 ehelichte, ferner als weiteren Schwager Herzog Friedrich im südlichen Lothringen und schließlich Graf Gottfried von Anjou.
    Dass aus der vorsichtigen Distanzierung König Lothars vom ottonischen Imperium ein erster offener Konflikt mit längerfristigen fatalen Konsequenzen wurde, lag an Machtverschiebungen, die mit dem Tod OTTOS DES GROSSEN einsetzten. Ob sich Lothar damals unter dem Druck seiner wichtigsten Gefolgsleute, Heribert von Meaux-Troyes und Tedbald von Blois (+ 973/75) sowie dessen Sohn Odo I., und vermutlich gegen den Rat des seit 969 amtierenden Erzbischofs Adalbero von Reims, eines Neffen des lothringische Herzogs Friedrich, sogleich grundsätzlich entschlossen hat, dem neuen Kaiser, seinem Vetter OTTO II., das alte Lothar-Reich abzuringen, steht dahin; jedenfalls aber ließ er zu, dass die Söhne des 958 verbannten lothringischen Grafen Reginar III., Reginar IV. und Lambert, seit 973 von W-Franken aus mit Gewalt in ihre Heimat an Maas und Schelde einfielen, zwei dortige Grafen töteten und von OTTO II. persönlich 974 aus dem Hennegau vertrieben werden mußten. Sie gaben sich keinesfalls geschlagen, sondern verschafften sich für einen neuerlichen Vorstoß im Jahre 976 die Hilfe der Grafen Albert und Heribert aus dem Hause VERMANDOIS sowie des inzwischen 23-jährigen, immer noch funktionslosen Königsbruders Karl. Auch diese Attacke wurde, ohne Eingreifen des Kaisers, vor Mons blutig abgeschlagen, brachte aber OTTO II. 977 doch zu einer Revision seiner bisherigen Politik in Lothringen, denn er versprach sich dort nun mehr davon, den Reginar-Söhnen ihren Familienbesitz im Hennegau und in Brabant zurückzugeben. Überdies nahm er ihren Verbündeten Karl als Vasallen an und stattete ihn mit der Herzogsgewalt im nördlichen Lothringen rund um Brüssel aus. Was wie eine versöhnliche Abgeltung der alten westfränkischen Ambitionen auf das regnum Lotharii unter Wahrung ottonischer Vorherrschaft oder auch wie eine letzte Machtteilung unter zwei karolingischen Brüdern aussehen könnte, war in Wahrheit eine schwere Brüskierung König Lothars, der kurz zuvor den Bruder wegen Ehebruchsvorwürfen, die er gegen die Königin Emma erhob, seines Reiches verwiesen hatte.
    So kam es im Sommer 978 zu dem auch von Hugo Capet unterstützten Überraschungsangriff Lothars auf Aachen als "Sitz der Königsherrschaft seiner Väter" (wie ein Annalist betonte), wo der gerade anwesende Kaiser OTTO mit der hochschwangeren Gattin Theophanu sein Heil nur noch in hastiger Flucht nach Köln suchen konnte. Zum Zeichen des Triumphes ließ der westfränkische KAROLINGER den seit KARL DEM GROSSEN auf dem Dach der Pfalz angebrachten ehernen Adler gemäß dem Geschichtsschreiber Richer von Reims nach Osten drehen, nachdem früher die Germani durch die Westwendung ihre Überlegenheit den Galli zur Schau gestellt hätten, doch es gelang Lothar nicht, seines Bruders Karl habhaft zu werden, und auch einen Vorstoß auf Metz, wo soeben Herzog Friedrich gestorben war, schlug fehl, weil sich keine Unterstützung im Lande fand. Kaum anders waren freilich die Erfahrungen, die der Kaiser bei seinem Vergeltungsschlag zu machen hatte, als er noch im selben Herbst mit großem Gefolge nach W-Franken zog. Zwar vermochte er die alten KAROLINGER-Pfalzen Attigny und Compiegne einzunehmen und zu verwüsten, während Karl sich in Laon bereits zum (Gegen-)König proklamieren ließ, aber vor Paris, im Machtbereich der ROBERTINER, lief sich das Unternehmen mangels Resonanz fest und mußte auch in Anbetracht der Jahreszeit abgebrochen werden, wobei die deutsche Nachhut noch eine schlimme Schlappe an der Aisne einsteckte. Das Ergebnis machte in Frankreich großen Eindruck und ist bald schon rückblickend als definitives Ende aller feindlichen Einfälle aus dem Osten gepriesen worden. Daran ist zumindest richtig, dass grenzüberschreitende Interventionen anders als zu Zeiten der fränkischen Teilreiche nun nicht mehr ohne weiteres auf den Zufall unzufriedener Großvasallen des angegriffenen Herrschers zählen konnten. Im Mai 980 schloß Lothar mit seinem Vetter OTTO II. vor dessen Aufbruch nach Italien einen neuen Frieden und willigte schon durch den Treffpunkt im Grenzort Margut-sur-Chiers in einen abermaligen Verzicht auf Lothringen ein, ebenso wie der Kaiser keinen Gedanken mehr auf ein westfränkisches Königtum seines Herzogs Karl verwandte.
    Die Konfrontationen des Jahres 978 hatten zwischen König Lothar und den OTTONEN Gräben aufgerissen, ohne indes das Kaiserhaus bereits den robertinischen Verwandten näher zu bringen. Vielmehr nutzte Lothar die nach dem Abwehrerfolg verbreitete westfränkische Einigkeit, um 979 die Königswahl seines 13-jährigen Sohnes Ludwig V. durchzusetzen, der mit Billigung Hugos Capet am 8.6. in Reims von Erzbischof Adalbero gekrönt werden und damit erstmals seit 100 Jahren dynastische Kontinuität schon zu Lebzeiten des Vaters sichern konnte. Eine Annäherung des ROBERTINERS an den Kaiser wird erst sichtbar, nachdem Lothar ohne ihn den Frieden von Margut geschlossen hatte, denn Hugo reiste zum Osterfest 981 nach Rom und führte dort mit seinem Vetter "viele Gespräche über ihre Freundschaft" (Richer). Demgegenüber gedachte König Lothar mit altbekannten Mitteln seine Machtbasis in W-Franken auszuweiten, indem er 982 für seinen königlichen Sohn Ludwig V. eine Ehe mit Adelheid, der Schwester Gottfrieds von Anjou und Witwe eines Grafen von Gavaudan, stiftete in der Hoffnung, so das karolingische Unterkönigtum in Aquitanien zu neuem Leben zu erwecken. Doch diesmal versagte, was sich so oft bewährt hatte: Die Ehe des jugendlichen Königs mit der wesentlich älteren Frau scheiterte genauso wie sein Bemühen, Anerkennung im Lande zu finden, so dass der Vater ihn zwei Jahre später nach Laon heimholen mußte.
    Lothar lag inzwischen wieder mehr an Lothringen, wo sich nach dem Tod Kaiser OTTOS II. in Rom (7.12.983) neue Aussichten zu bieten schienen. Im Streit um die Regentschaft für den erst 3-jährigen gekrönten Königssohn OTTO III. erwartete Lothar zunächst den größten Gewinn davon, mit dem nach mehrmaliger Rebellion abgesetzten Bayernherzog Heinrich dem Zänker zu paktieren, hielt es aber dann für günstiger, dem Rat des auf OTTOS Erbrecht bedachten Erzbischofs Adalbero von Reims und dessen gelehrten Beraters Gerbert von Aurillac zu folgen und selber als naher Verwandter einen Anteil an der Stellvertretung des unmündigen Königs zu verlangen. Als er indes sah, dass sich im Mai 984 ohne Rücksicht auf seine Wünsche eine Einigung Heinrichs des Zänkers mit den aus Italien zurückkehrenden Kaiserinnen Adelheid und Theophanu anbahnte, ging er zum offenen Angriff über und besetzte im Verein mit seinen Anhängern Heribert IV. von Troyes, dem Sohn des gleichnamigen Grafen (+ 980/84), und Odo I. von Blois die Stadt Verdun. Damit machte sich Lothar allerdings Gottfried, den dortigen Grafen und Bruder Adalberos von Reims, ebenso zum erbitterten Feind wie den jungen Herzog Dietrich im südlichen Lothringen, hinter dem seine Mutter Beatrix und deren Bruder Hugo Capet standen; obendrein mußte er nun am Hofe der beiden Kaiserinnen vollends als gefährlicher Gegner gelten. Ein Bündnis der OTTONEN mit dem ROBERTINER, von Reims her und namentlich durch Gerbert gefördert, nahm deutlichere Konturen an, als Lothar im Vertrauen auf erneute Absprachen mit Heinrich dem Zänker das zwischenzeitlich verlorene Verdun im März 985 nach längerer Belagerung zurückeroberte und die Verteidiger mit Herzog Dietrich und Graf Gottfried an der Spitze als Gefangene wegführte. Die beharrliche Weigerung Gottfrieds, seine Freilassung dadurch zu erreichen, dass er seine Besitzungen von Lothar zu Lehen nähme, macht hinreichend deutlich, wie schwer es mittlerweile fiel, gegen gewachsene Loyalitäten die Reichsgrenzen zu verändern, auch wenn es kaum noch um Lothringen im ganzen, sondern allenfalls um Bistum und Grafschaft Verdun, vielleicht samt weiterem Grenzgebiet, zu tun war. Schon trafen sich Adelheid und Theophanu mit der Herzogin Beatrix, Hugos Schwester, im Sommer 985 zu einem colloquium dominarum in Metz, während Lothar einen Hochverratsprozeß gegen Erzbischof Adalbero einleitete, bei dem ihn auch sein Bruder, Herzog Karl, unterstützte. Die Gerichtsverhandlung wurde jedoch von Hugo Capet verhindert, und das Verfahren blieb in der Schwebe, bis der König am 2.3.986 in Laon einer plötzlichen Krankheit erlag. Wie sein Vater wurde der 44-jährige in Saint-Remi in Reims begraben.



    18.3.966 oo Emma von Italien, Tochter des Königs Lothar 948-2.11.988


    Kinder:

    - Ludwig V. 966/67-21.5.987
    - Otto Domherr um 970-13.11. vor 986

    Illegitim

    - Arnulf Erzbischof von Reims 967-5.3.1021
    - Richard - nach 987

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 119,139,141-144 - Althoff Gerd: Otto III. Primus Verlag Darmstadt 1997, Seite 40,59,61,92 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 146 Anm. 66 und 69,147,153,158,161 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 84,98,116,127,130-132 - Brühl Carlrichard: Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 406 - Eberhard Winfried: Westmitteleuropa Ostmitteleuropa. Vergleiche und Beziehungen. Festschrift für Ferdinand Seibt zum 65. Geburtstag. R. Oldenbourg Verlag München 1992, Seite 84-86 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 23-25,27,33,46,48 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 47,53,55,61-70,72,75,78,84 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 50,52,55,103,110,117,174,242,285,294,297-310,312,315,319,417 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 59,62 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989, V,14. Seite 13,38-41,43,92,94,98,100,124,128,169,187-197,199,245,275,283,299 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 162,171,199,254-259,261,281-187, 295 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 300,308-311,322 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 209,211-218,220-222, 227 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan: Otto III. Heinrich II. Eine Wende? Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 47 A. 90,293 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 135,141,148,150 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994, Seite 51, 210 Anm. 805,214,220 Anm. 848,233,324 Anm. 1181 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 499,512,517,519,522-525 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stutggart 1981, Seite 53,71,155 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 193,238,284,286 -



    Begraben:
    Abtei Saint-Remi

    Lothar heiratete von Italien, Emma am 18 Mrz 966. Emma (Tochter von von Italien, Lothar und von Hoch-Burgund, Adelheid) wurde geboren in 948/949; gestorben in 988. [Familienblatt] [Familientafel]


  29. 139.  von Frankreich, Karl Graphische Anzeige der Nachkommen (104.Ludwig11, 79.Karl10, 50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in Jan 945; gestorben in 953.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Frankreich; Prinz von Frankreich

    Notizen:

    Karl Prinz von Frankreich
    Jan. 945- 953
    2. Sohn des Königs Ludwig IV. von Frankreich und der Gerberga von Sachsen, Tochter von König HEINRICH I.

    Glocker Winfrid: Seite 284, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VI, 16 Karl
    * 945 I, + vor 953

    Flodoard berichtet am Beginn des Jahres 945, Seite 95f., von der Geburt eines Sohnes Karl durch die Königin Gerberga. Weil dieser Name "Karl" erneut an einen der beiden im Sommer 953 geborenen Zwillinge vergeben wurde, muß der 945 I geborene Karl zwischenzeitlich verstorben sein.
    Es sei hier auf einen Fehler Widukinds aufmerksam gemacht, der auf Grund der weiten Verbreitung seiner Sachsengeschichte immer wieder übernommen wird. Widukind II c. 39, Seite 99, führt als den dritten Sohn der Königin Gerberga mit Ludwig IV. einen Karlmann auf. Dieser Irrtum des Corveyers wurde von dem letzten Editor, Paul Hirsch, nicht bemerkt (Seite 99, Anm. 2: "Über Karlmann ist weiter nichts bekannt"). Auch die Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe Bd. 8, Seite 122, Anm. 68, korrigiert diesen Fehler nicht. Daher sei hier, wie dies Werner VII,71 bereits getan hat, nochmals eindringlich festgestellt: König Ludwig IV. und seine Gemahlin Gerberga hatten keinen Sohn namens Karlmann!

    Werner Karl Ferdinand: Seite 472, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 71

    Diesen Sohn Ludwigs IV. nennt Brandenburg ganz irrig "Karlmann", und folgt damit einem Mißverständnis Widukinds II, 39 (das allerdings auch der Herausgeber, Paul Hirsch, MG SSrG, 1935, 99, Anm. 2 und 4, nicht oder vielmehr noch weniger durchschaute). Ludwigs Sohn Karl wurde 945 I geboren (Flodoard 945, ed. Lauer 95f.); noch im gleichen Jahr (nach VII 13) wird der kleine Sohn den Normannen als Geisel für den ihnen in die Hand gefallenen König Ludwig IV. von Gerbergaausgeliefert: Flodoard 945, ed. Lauer 99 Nordmanni filius ipsius regis (also Lothar und Karl) dari sibi obdides quaerunt, nec aliter regem se dimissuros asserunt. Mittitur igitur ad reginam pro pueris; illa minorem (sc. Karolum) mittens maiorem (sc. Lotharium) futetur se non esse missarum. Datur igitur minor, et ut rex dimittatur, Wido Suessorum episcopus sese obsidam tradit. Widukind II, 39 ist nun Zeuge einer Überlieferung, derzufolge der ausgelieferte Sohn, namens Karl, von den Normannen nach Rouen gebracht wurde und dort gestorben ist. Jedenfalls war er 953 tot, denn zu diesem Zeitpunkt konnte einer der Zwillinge, die Gerberga damals gebar, erneut den Namen Karl erhalten: Der spätere Herzog von Nieder-Lothringen. Eben dieses zweimalige Auftreten des gleichen Namens für zwei verschiedene Brüder muß Widukind bewogen haben (oder die ihm zu Gebote stehende Überlieferung), den jüngeren der beiden "Karlmann" (Karlomannus) zu nennen, ganz abgesehen von der Unrichtigkeit, daß er in Karl den ältesten Sohn sieht, statt in Lothar. Hirsch hat dies nun im Unterschied zu Brandenburg, der die Lebensdaten des 945 geborenen Sohnes richtig gibt, nur nicht den Namen - dahingehend mißverstanden, als wäre der spätere Karl von Nieder-Lothringen (der zu dieser Zeit noch gar nicht lebte) den Normannen ausgeliefert worden und hätte im Widerspruch zur Behauptung Widukinds, diese Haft überlebt. Hirsch vermutetete eine Verwechslung mit "Karlmann", so, als sei dieser in Haft geratene Ludwigs-Sohn, und bemerkt im übrigen: "Über Karlmann ist weiter nichts bekant." Ich lege dies in Ausführlichkeit dar, um künftige Mißverständnisse zu vermeiden: Ludwig IV. hat nie einen Sohn namens Karlmann gehabt. Ein ersten Sohn, der den Namen Karl trug, wurde 945 I geboren, 945 2. Jahreshälfte den Normannen als Geisel ausgeliefert und starb vor 953, vielleicht, sogar wahrscheinlich, 945 oder bald danach in normannischer Haft. Ein zweiter Sohn namens Karl wurde 953 geboren - es ist der spätere Herzog von Nieder-Lothringen und westfränkische Thronprädent.
    Karl mußte während der Gefangenschaft des Vaters (946) den Normannen als Geisel gestellt werden und kam in deren Gewahrsam um.

    Literatur:
    Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 V,16. Seite 38,198,284 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 211 -


  30. 140.  von Frankreich, Mathildevon Frankreich, Mathilde Graphische Anzeige der Nachkommen (104.Ludwig11, 79.Karl10, 50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 943; gestorben nach 981.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Burgund,Frankreich; Königin von Burgund

    Notizen:

    Mathilde von Frankreich
    Königin von Burgund
    Ende 943-26.11. nach 981
    2. Tochter des Königs Ludwig IV. von Frankreich und der Gerberga von Sachsen,Tochter von König HEINRICH I.

    Glocker Winfrid: Seite 283, „Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik“

    V, 15 Mathilde
    * 943 Ende, + nach 981 am XI 26

    oo ca. 964 Konrad, König von Burgund (seit 937), + 993 X 19.

    Als Tochter König Ludwigs Transmarinus ist Mathilde z.B. durch das Chronicon s. Benigni Divionensis S. 188 (Schwester König Lothars), in der Chronik des Hugo v. Flauvigny a. 995, SS VIII 364) uns (wohl von Hugo v. Flauvigny abhängig) in der Chronik des Alberich v. Trois-Fontains a. 996, SS XXIII 773, hier ebenfalls als Schwester König Lothars, bezeugt. Die uns hier interessierende Filiation von Gerberga, der Schwester OTTOS DES GROSSEN, bezeugt uns der Brief des Abtes Siegfried von Gorze, betreffend die Heirat Kaiser HEINRICHS III. mit Agnes von Poitou.
    Durch den Annalisten Flodoard sind wir von der Existenz zweier Töchter König Ludwigs und der Gerberga unterrichtet: a. 943 am Ende, Seite 90, und mitten in a. 948, Seite 116, findet jeweils die Taufe einer Tochter statt. Wir kennen aus anderen Quellen jedoch lediglich den Namen derjenigen Tochter Mathilde, die ca. 964 König Konrad von Burgund heiratete. Da wir aus Altersgründen nicht entscheiden können, ob die 943 oder die 948 geborene Tochter mit der Königin Mathilde gleichzusetzen ist, schlägt Werner VII, 69-75 vor, die Gemahlin König Konrads mit der Ende 943 geborenen Tochter zu identifizieren, weil Mathilde der Name der Großmutter mütterlicherseits sei. Doch muß hier nochmals betont werden, dass genauso gut die Anfang 948 geborene Tochter des französischen Königspaares die spätere Königin Mathilde von Burgund gewesen sein könnte wie ihre ältere Schwester.
    Die Belege für den Gemahl Mathildes, König Konrad, sind von Diener, Könige Nr. 7, zusammengestellt.
    Mathilde ist in einer auf die Jahre 981-990 zu datierenden Urkunde ihres Gatten als verstorben erwähnt (D Burgund 53).
    Ihr Sterbetag ist im Merseburger Nekrolog (XI 25; vgl. bei Althoff, Adelsfamilien, Kommentar K 45) aufgenommen; ich gebe jedoch wie Diener, Könige Nr. 7 dem XI 26, den Mathildes Epitaph (gedruckt bei Chorier, Recherches S. 221) nennt, den Vorzug.

    Althoff Gerd: Seite 372, „Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung“
    K 45 Me: 25.11. Mathild regina burgundiorum + nach 981, Gemahlin König Konrads von Burgund (K 38)

    (Es.) Mathilde, die Tochter Ludwigs IV. von Frankreich und der Schwester OTTOS DES GROSSEN, Gerberga, heiratete um 964 Konrad I. von Burgund und wurde damit Schwägerin der Kaiserin Adelheid (K 49). Diese sorgte für die Aufnahme ihrer Verwandten ins ottonische Gedenken; S. dazu ausführlich oben S. 163f.
    Mathilde begegnet auch im Necrolog von Weißenburg; vgl. Althoff, Unerkannte Zeugnisse vom Totengedenken der Liudolfinger, S. 395f.
    Ihr Todesjahr ist nicht bekannt; vg. Lot, Les derniers Carolingiens, S. 37 und 177; Poupardin, Le royaume de Bourgogne, S. 384f.
    Erwähnt wird sie zuletzt im Jahre 981; vgl. Die Urkunden der burgundischen Rudolfinger, Historisch-diplomatische Einleitung, S. 15 mit Anm. 6, dort auch weitere Hinweise.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 472, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation
    70

    Zu den Vorbehalten, was die Geburtszeit (943 Ende oder 948 Anfang) der Mathilde und damit ihre Stellung in der Reihe der Geschwister eingeht, siehe oben Anm. VII, 69-75. Die Angabe von Brandenburg "ca. 943" bringt unseren Informationsstand nicht angemessen zum Ausdruck. Das von Brandenburg richtig angegebene Datum der Eheverbindung mit König Konrad von Burgund, c 964, wird von Köpke-Dümmler 376, Anm. 1 begründet: 963 III 23 schenkt Konrad für das Seelenheil seiner 1. Gattin, Adelania; 966 VIII 10 erscheint Mathilde in einer Urkunde des Gemahls schon mit ihrem Sohne Cuono (Konrad, vgl. untern VIII, 83).

    Meyer von Knonau, Gerold: Seite 149-159, "Die Heiraten der burgundischen Mathilde, Tochter König Konrads von Burgund, und der schwäbischen Mathilde, Enkelin derselben"

    In den Memoires et documents publies par la societe d'histoire et d'archeologie de Geneve, Tome XVI, livraison 2 (1867), ist p. 201ff. eine Abhandlung genealogischen Inhaltes von Ed. Secretan publiziert, betitelt Notice sur l'origine de gerold comte de Geneve. Der Verfasser dieser mit ebenso viel Scharfsinn und Beelsenheit kombinierten, als in anziehender Weise verfaßten Arbeit sucht in derselben folgende genealogische Verhältnisse zu beweisen.
    Des 993 verstorbenen Königs Konrad von Burgund Tochter Mathilde - mit dem Verfasser nennen wir sie, um sie von ihrer gleichnamigen Mutter, der westfränkischen Prinzessin, und ihrer ebenfalls gleichnamigen Schwestertochter, der Mathilde von Schwaben, zu unterscheiden, Mathilde II., die Nichte aber Mathilde III. - hat in 1. Ehe den 1011 verstorbenen Konrad, Herzog von Kärnten, oder Conrad von Worms, wie er hier genannt wird, den Vatersbruder des späteren Kaisers KONRAD II., den Vater des Mitthronbewerbers von 1024, in 2. Friedrich II., Herzog von Ober-Lothringen, gestorben 1033, zum Gemahle gehabt: durch sie also war das burgundische mit dem fränkischen Königshause verschwägert. Ihre Nichte Mathilde III. dagegen, die Tochter des 1003 verstorbenen Herzogs Hermann II. von Schwaben und der burgundischen Prinzessin Gerberga, war mit Hugo III., einem Grafen von Egisheim, vermählt. Eine Tochter aus der Ehe der Mathilde II. mit Herzog Konrad, also eine Schwester des jüngeren Konrads, eine Base Kaiser KONRADS II., ist Bertha, die mit Eberhard von Egisheim vermählt war. Dieser beiden Sohn ist Gerold.
    Über diejenigen Teile dieser Erörterung, in denen der Verfasser die Mathilde II. an die Stelle der Mathilde III. setzt [Daß nicht die burgundische, sondern die schwäbische Mathilde bis dahin als Gemahlin Konrads und Friedrichs betrachtet wurde, so zum Beispiel Voigtels Stammtafeln ed. Cohn Nr. 19,28, und Gisebrecht, Gesch. der deutschen Kaiserzeit 2. Band 3. Auflage p. 219,221.], soll an diesem Orte gehandelt werden.
    Es ist zu diesem Behufe notwendig, dem Verfasser auf dem Gang seiner Untersuchung über diesen Punkt zu folgen. In Cap. IV: Qui epoussa Conrad de Worms? (p. 223 ff.) führt er dieselbe, nachdem er in den vorhergehenden Abschnitten, nach Voraussendung einer kurzen Einleitung, erst dem Hause Burgund von Konrad an überhaupt, dann von Mathilde II. speziell, hernach von den Saliens de Franconie et de Souabe geredet, durch: insbesondere kann er sich mit dem Gedanken nicht befreunden, daß die Mathdilde II., eine burgundische Prinzessin, welche nach dem Brief des Raynaldus comes Portinensis an den dux Aquitanorum G. (Flod. ann., Mon. SS. III, p. 407) muß vermählt gewesen sein, un seigneur inconnu de la Transjurane habe zum Gemahl haben können, und ist der Ansicht, Gisela, die Tochter Herzog Hermanns und Schwester der Mathilde III., könne nicht mit einem Bruno, Grafen von Braunschweig in 1. Ehe verbunden gewesen sein: daß dieses letztere jedoch wirklich der Fall war, hat Excurs V, C. der Jahrbücher Heinrichs II. von Hirsch, Bd. I, p. 464 ff., gezeigt.
    In Cap. IV. nun geht der Verfasser der folgenden Substraten aus. - In erster Linie wird die Stelle der von Konstantin, Abt des Schottenklosters St. Symphorian zu Metz, um 1015 verfaßten Lebensgeschichte des 1005 verstorbenen Bischofs Adalbero II. von Metz aufgeführt, in der von der Beteiligung Adalberos an der 1003 gehaltenen Synode von Thionville, speziell von seiner Erklärung gegen die kanonisch unerlaubte Ehe Konrads, des Sohnes des Herzogs Otto von Kärnten, mit Mathilde von Schwaben die Rede ist (M. SS. IV, p. 663 ff.). Adalbero sprach in dieser Versammlung in Bezug auf Konrad und Mathilde: Domnus Otto dux, pater istius venerabilis Conradi ducis consedentis, natus ex filia est magni Otttonis, cujus soror Girbergia dedit filiam suam Conrado Burgundionum regi. Ex Conradi autem filia nata est domina Mathildis, hujus Conradi assidentis uxor.
    Es ist also Konrad der Urenkel OTTOS I., Mathilde die Urenkelin der Gerberga, und die Gereiztheit des Herzogs von Ober-Lothringen gegen den Bischof, der von einem secundus locus sprach, während, selbst wenn man nach kanonischer Rechnungsweise OTTO I. und Gerberga, nicht HEINRICH I. als Ausgangspunkt der Zählung gelten läßt, nur vom 3. Grade die Rede sein konnte, höchst natürlich. In ganz unzulässiger Weise, trotz der klaren Worte des Textes: ex Conradi filia nata est Mathildis, nimmt hier der Verfasser zugunsten seiner Hypothese an, hinsichtlich der Mathilde habe Adalbero die Wahrheit ausgesprochen: Gerbergas Enkelin, Mathilde II., sei Konrads Gemahlin gewesen [Vgl. hierzu Hirsch, Jahrbücher Heinrichs II. Band I, p. 246 n.2].
    Als zweites Zeugnis für Mathilde II. als Gemahlin Konrads von Worms - und dieses als das noch zumeist Brauchbare wäre wohl besser in den Vordergrund gerückt worden - betont der Verfasser die Stelle Thietmars, lib. V, cap. 7 (SS. III, p. 794), wo es heißt, Herzog Hermann II. von Schwaben habe 1002 den Bischof von Straßburg bekriegt, Straßburg belagert, erobert und verwüstet, und zwar cum Conrado suimet gero, wie der Dresdener Codex 1. schreibt. Lappenberg - nicht Pertz, wie p. 227 gesagt wird - setzte hierfür genero in den Text, dafür haltend, Konrad sei der Gemahl der schwäbischen Mathilde III. Bekanntlich ist dieser Codex unter der Aufsicht Thietmars selbst angelegt, von ihm mit eigener Hand korrigiert worden, so daß, was der nicht eimal direkt aus demselben abgeleiteten Brüsseler Codex 2, aus dem 15. Jahrhundert, oder der Annalista Saxo (M. SS. VI, p. 649) bringen, ganz hinter den Angaben jener ersten Handschrift zurücktritt. Wenn also Codex 2 und der Annalist hier germano haben, so ist darauf bei weitem nicht jenes Gewicht zu legen, das der Verfasser dieser Variante beimißt.
    Dann fährt derseklbe p. 228 folgendermaßen fort: La question serait certainement decidee en faveur de la version, qui fait de Conrad de beau-frere (germanus) de Hermann, par consequent le mari de Mathilde II., si Wipop, auteur de la vie l'empereur CONRAD II., ne venait a son tour retablir l'equilibre dans le sens oppose. Presque contemporain aussi, le precepteur de Henri III. etait en mesure d'etre bien informe, c'est donclui qui a fait autorite. Wipo sagt nämlich in der Vita Chuonradi c. 2 (SS. XI, p. 258) ausdrücklich von KONRADS II. jüngerem Vetter und Mitbewerber: Jumioris Chunonis mater Mathilda de filia Chuonradi regis Burgundiae nata fuit. Die Versuche des Verfassers, die Autorität dieser Angebe zu erschüttern, dieselbe als einen Irrtum des Wipo hinzustellen, sind denn auch gering. Die Bestimmthiet der Worte ist auch ihm allzu groß.
    Wir sehen, zwei Zeugnisse unterstützen die Hypothese nicht, und ein drittes spricht von vornherein streng dagegen: la question ne peut etre resolue quem recourant aux probabilites (p. 229). Und so tritt denn der Verfasser im Folgenden auf eine Prüfung der chronologischen Daten, der Altersverhältnisse der einzelnen Personen ein, welche allerdings beim ersten Blicke, in äußerst gewandter und bestechender Kombinationsweise, wie diese Beweise vorgebracht sind, für seine Vermutung zu sprechen scheinen. - In folgenden Stücken liegen seine hauptsächlichen Einwendungen gegen die Annahme, Mathilde III. sei Konrads von Worms und Friedrichs von Ober-Lothringen Gemahlin gewesen:
    1. der jüngere Konrad hätte in diesem Falle nicht schon 1019 gegen Herzog Adalbero von Kärnten kämpfen, 1024 nicht als Mitbewerber auftreten können: er wäre noch allzu jung zu beiden gewesen
    2. was die drei Töchter Hermanns II. von Schwaben und der Gerberga, Gisela, KONRADS II. nachherige Gemahlin, Beatrix, diejeneige des Eppensteiners Adalbero, Herzogs von Kärnten, und unsere Mathilde III. betreffe, so sei es höchst auffallend, daß Gisela durch Eintritt in ihre dritte, mit KONRAD II. geschlossene Ehe die Nichte dieser ihrer zuletzt genannten Schwester geworden wäre
    3. der Umstand, daß 996 ein Bruder Konrads von Worms, Bruno, unter dem Namen Gregor V. Papst wird, in Verbindung gesetzt mit der Erwägung, daß meist jüngere Söhne den geistlichen Stand ergriffen, lasse den Altersunterschied zwischen Konrad von Worms und Mathilde III. als sehr groß erscheinen
    4. da Gisela, die Gemahlin Heinrichs des Zänkers und Mutter Kaiser HEINRICHS II. eine Mutterschwester der Mathilde III. war, ihre Tochter Gisela aber erst 1006 mit Stephan von Ungarn sich vermählt habe, so stimme das abermals nicht zu einer Ehe Mathildens III. mit Konrad von Worms [Hier irrt der Verfasser bedeutend. Gisela ist von Geisa noch vor dessen 995 erfolgtem Tode zur Gemahlin seines Sohnes Waic (als Christ Stephan) ausersehen worden und hat wohl kurz nach Geisas Tod sich vermählt; siehe Büdinger, Oesterreich, Gesch. I, p. 397.]. Schließlich, von p. 235 an, wird zu zeigen versucht, inwiefern Mathilde II. besser in deise Verhältnisse hinein passen würde.
    Diesen Ausführungen gegenüber muß an dieser Stelle der Beweis geführt werden, daß sich mit der durch die Quellen bezeugten Ehe der schwäbischen Mathilde III. mit Konrad und Friedrich die anderen, besonders die chronologischen Verhältnisse vereinigen lassen.
    König Konrad von Burgund hat in zweiter Ehe - der Name der ersten Gemahlin, deren Tochter die baierische Herzogin Gisela war, ist nicht bekannt - eine westfränkische KAROLINGERIN, Mathilde, Tochter König Ludwigs IV. und der Gerberga, einer Schwester OTTOS DES GROSSEN, gehabt. Da Gisela, die Tochter 1. Ehe, ihren Sohn den späteren Kaiser HEINRICH II., schon 973 gebar, so muß Konrad sich um oder nach 950 zum ersten Male vermählt haben. Setzt man mit Hirsch den Abschluß der zweiten Ehe gegen Ende der 50-er Jahre des 10. Jh. und faßt man die Worte der Miracula s. Verenae, daß König Konrad von seiner rechtmäßigen Gemahlin anfangs keine Kinder hatte, dann aber zuerst einen Sohn erhielt, einerseits, andrerseits den Umstand in das Auge, daß Konrads Tochter zweiter Ehe, Bertha, als ihr Gemahl, Graf Odo, 995 starb, Kinder von demselben hatte, so wird man annehmen dürfen, daß Gerberga, welche nach der Stammtafel des Steynvelter Codex (SS. III, p. 215) das dritte Kind der Mathilde, jünger als Bertha war, etwa Mitte der 60-er Jahre geboren worden ist.
    Gerberga hat also schon in den 80-er Jahren ihrem Gemahl Hermann, der 997 Herzog von Schwaben wurde und erst 1003 starb, Kinder schenken können, und dieses anzunehmen ist man auch durchaus gezwungen, da ihre Tochter Gisela schon 1007 oder 1008 in 2. Ehe einen Sohn zur Welt bringt, nachdem ihr erster Gemahl, Bruno von Braunschweig, um 1006 gestorben. Unter den anderen Töchtern aus dieser Ehe hat nun Mathilde III. hier besondere Wichtigkeit.
    Secretan sagt p. 230: Placons la naissance de Mathilde III. en 983, on arrivera a peine, en supposant Conrad le jeune ne un an apes le mariage de sa mere, a pouvoir le considferer comne etant ne en 1003, a l'epoque meme ou l'empereur HENRI II. voulait attaquer le mariagne de ses parents a la diete de Thionville, und gibt so selbst die Möglichkeit davon zu, da Mathilde III. Konrads Gemahlin gewesen sei. Mathilde, Hermanns und Gerbergas Tochter, kann ganz gut zur Zeit der Synode von Thionville, im Januar 1003, Konrads Frau gewesen sein. Nehmen wir das von Secretan angeführte Jahre als das ihrer Geburt an [Daß die Töchter in Hermanns und Gerbergas Ehe die ältesten Kinder waren, der Sohn, der nachherige Herzog Hermann III. bedeutend später geboren wurde, bezeugen außer den Stellen welche aussagen, derselbe sei 1012 in noch sehr jugendlichem Alter gestorben (Stälin, Wirtemberg Gesch. I,, p. 473 n.3).], so wurde sie Witwe im 28. Lebensjahre und vermählte sich hierauf nochmals mit Herzog Friedrich von Lothringen, der noch einige Kinder von ihr empfing [Ein Sohn starb früh; dagegen überlebten zwei Töchter den 1033 gestorbenen Vater: Beatrix und Sophie, jene später die Mutter der großen Gräfin Mathilde. Friedrich von Lothringen scheint seine Frau Mathilde überlebt zu haben, denn nach seinem Tode kamen seine Töchter an den kaiserlichen Hof. Die Stelle des Chr. s. Michaelos in pago Virdunensi c. 32 (SS. IV, p. 84), welche hiervon erzählt, enthält übrigens auch einen entscheidenden Protest gegen die Vertauschung der Mathilde III. mit Mathilde II.; es ist da von den duae puellulae Sophia et Beatrix die Rede, welche nutrien´bnantur in aula regis (KONRADS II.); nam conjunx imperatoris (Gisela), amita earum, eas sibi adoptaverat in filias.]. Würden wir dagegen die burgundische Mathilde der schwäbischen substituieren, so wäre 1011 von Konrad eine Witwe im Alter von mindestens 40 Jahren zurückgelassen worden.
    Indessen ist auch das Altersverhältnis zwischen Mathilde III. und ihrem 1. Gemahl ins Auge zu fassen, und da ergibt sich allerdings eine nicht kleine Altersdifferenz, welche hervorzuheben der Verfasser auch nicht versäumt. (p. 233).
    Otto, der Sohn des gewesenen Herzogs Konrad von Lothringen, der 955 auf dem Lechfeld gefallen war, durch seine Mutter Liudgard ein Enkel OTTOS DES GROSSEN, ist der Vater des Konrad von Worms, welcher ihm 1004 als Herzog von Kärnten folgte, gewesen Ein anderer und wohl der älteste Sohn, Heinrich, der Vater des nachherigen Kaiser KONRADS II., scheint früh, vor dem Vater, gestorben zu sein. Ein dritter ist Brun, der durch OTTO III. 996 zum Papst gemacht wurde und bis 999 als Gregor V. regierte, der erste Deutsche auf dem päpstlichen Throne. Secretan nun macht mit vollem Recht darauf aufmerksam, daß meist die jüngeren Söhne zum geistlichen Stand bestimmt wurden, und daß, mag Brun bei seiner Erhebung auch noch so jung gewesen zu sein, er doch ein gewisses Alter haben mußte: Bruno ne pouvait gueres avoir moins de 30 ans, eine wohl zu hoch gegriffene Zahl. Und überdies kann Heinrich, als Bruno zum geistlichen Stand bestimmt wurde, noch gelebt haben, so daß man nicht gezwungen ist, Konrads Geburt vor derjenigen Brunos anzusetzen, wie der Verfasser tut, indem er um 964 Konrad geboren sein läßt: dergestalt allerdings wäre Konrad ungefähr 20 Jahre älter, als Mathilde III. gewesen, beinahe 40 Jahre, falls nicht eine frühere kinderlose oder nur mit kurzlebigen Kindern gesegnete Ehe angenommen wird, unvermählt geblieben. Wenn nun auch dieses anzunehmen, wie bemerkt, nicht nötig ist, ein Altersunterschied von mindestzens 10 Jahren war zwischen Konrad und Mathilde III. immerhin vorhanden.
    Konrad der Jüngere, der Sprößling dieser Ehe, mag also um 1003 zur Welt gekommen sein, vielleicht auch schon etwas früher; doch ist wohl hierbei nicht ganz außer Beachtung zu lassen, daß HEINRICH II. 1003 zu Thionville nur von der Existenz der ihm verhaßten Ehe, nicht schon von derjenigen eines Kindes aus derselben redete. Ein puer war 1012 nach Hermansn von Reichenau Ausdruck der filius Cuonradus, dem nach des Vaters Tode HEINRICH II. das von demselben inngehabte Herzogtum Kärnten nicht zuwies; als adolescens wird er durch denselben bezeichnet, als er 1019 gegen Adalbero mit seinem Veter, KONRAD DEN ÄLTEREN, die Waffen ergriff. Und als HEINRICH II. gestorben war, als es sich darum handelte, einen der beiden Konrade mit der Reichsführung zu betrauen, würde der jüngere nach dieser Berechnung nicht viel über 20 Jahre gezählt haben, währen dem älteren durch Giesebrecht ein Alter von etwa 40 Jahren zugeschrieben wird.
    Auch gegen diesen ziemlich bedeutenden Altersunterschied zwischen den beiden gleichnamigen Vettern wendet Secretan p. 232 nicht mit Unrecht ein, er vertrage sich schecht mit les relations en quelque sorte fraternelles, mit denen man die Beziehungen der Konrade zueinander zu verbinden gewohnt sei. Allein was diese innigen Bande angeht, so ist die Waffengenossenschaft von 1019 jedenfalls ebenso sehr durch "die gemeinschaftlichen Interessen" als durch die "Freundschaft" zu erklären, und hat andererseits Steindorff erst kürzlich gewiß mit Recht betont, daß die Reden bei Wipo bei Anlaß des Wahlaktes ohne Zweifel erfunden sind, in denen der ältere KONRAD seinem Vetter unter anderem omnium cognatorum meorum dilectissimus nennt. Gerade der bedeutende Altersunterschied de rbeiden läßt vielmehr eher klar werden, daß der jüngere Konrad, trotz der Partei, die für seine Erhebung war, sich von seinem älteren an Erfahrung ihm überlegenen Vetter einschüchtern und gewinnen ließ. Auch die Notiz der Annalen von Hildesheim, Konrad sei inmatura morte 1039, nur kurz nach KONRAD II. gestorben, paßt wohl zu einem Alter von etwa 36 Jahren.
    So ist denn auch nach den chronologischen Verhältnissen die schwäbische Mathilde an der bisher ihr angewiesenen Stelle in den genealogischen Tafeln ohne Frage zu behalten, und es ist die Angabe, Konrad der Jüngere sei ihr Sohn, nicht nur impossible dans toute la rigeur du mot, sondern auch nicht tres-peu problable (p. 238) [Folgende zwei Momente sprechen auch noch gegen Secretans Hypothese. Einmal ist in der schon mehrfach erwähnten Steynverlter Stammtafel die angegebene, weil in den Augen des Schreibers wichtigere Mathildis Mathilde III., nicht Mathilde II. - Als zweites ist anzuführen, daß Konrad der Jüngere, wäre seine Mutter Mathilde II. gewesen, ein Neffe König Rudolfs von Burgund gewesen wäre, also dem Erblasser von 1032 noch näher gestanden hätte als KONRAD II. nach dessen Vermählung mit Gisela (in Wirklichkeit, als Sohn der Mathilde III. ist er ein Großneffe Rudolfs): als Söhne von Schwestern Rudolfs wären 1032 Graf Odo von der Champagne und er die nächsten Erben gewesen. Allerdings nun hat Konrad der Jüngere, der sich bald nach KONRADS Erhebung mit demselben entzweit hatte, 1025 offen mit dessen Stiefsohn, Ernst II. von Schwaben, dem Großneffen König Rudolfs, dem es hauptsächlich um die Ansprüche auf Burgund zu tun war, gemeinschaftliche Sache gemacht, und als 1027 Ernst sich von neuem erhob, war Konrad "dem Kaiser weder treu, noch auch sehr schädlich", sondern "hielt sich einstweilen im Hintergrund", mußte aber dafür, nachdem Ernst sich unterworfen, gleichfalls hart büßen: während jedoch besonders 1027 Ernsts Absichten auf Burgund deutlich genug hervortraten, war Konrad 1025 wohl zumeist durch seine engen Beziehungen zu seinem Stiefvater, Friedrich, und durch denselben zu den lothringischen Dingen in die Reihen der Verschwörer gezogen worden, und hielt er sich 1027, noch mehr nach Rudolfs Absterben, als Odo, Gerold von Genf, der Erzbischof Burkhard III. von Lyon die Ansprüche KONRADS II. auf Burgund mit Waffengewalt bekämpften, von den burgundischen Angelegenheiten, so weit wir erkennen können, ferne. Das läßt sich begreifen, wenn er der Großneffe Rudolfs war; der Neffe desselben hätte wohl energischer seine Anrechte geltend gemacht.].
    Eine der Haupteinwendungen des Verfassers gegen die Mathilde III. als Gemahlin Konrads und Friedrichs lag darin, daß es nicht denkbar war, daß der Name des Gemahls einer Tochter des Königs Konrad von Burgund unbekannt geblieben sei, während die Schwestern derselben die glänzendsten Heiraten gemacht haben, eine Herzogin von Bayern, Mutter eines deutschen Kaisers, die zweite Herzogin von Schwaben, die dritte erst Gemahlin eines Rivalen Hugo Capets, dann vorübergehend Königin von Frankreich geworden sei. Daß Mathilde von Burgund vermählt war, zeigt der Brief des Grafen Raynaldus, wonach sie eine Tochter Bertha, diese einen Sohn, Geraldus Genevensis, hatte. Den Namen des Gemahls freilich wissen wir nicht, und das kann bei den zerrütteten inneren Verhältnissen des burgundischen Reiches uns nicht überraschen. Wie dieselben keine Blüte der Künste des Friedens, also auch keine historiographische Tätigkeit zum Gedeihen kommen ließen, so kann auch der Vater der Bertha schon frühe in einer der zahlreichen inneren fehden umgekommen sein. Dieses Schweigen der Quellen kann am wenigsten etwas zu besagen im Stande sein.
    Mit der Haltlosigkeit der Hypothese, die bis dahin besprochen wurde, fällt selbstverständlich auch dahin, was in Cap. VII von der Vermählung der schwäbischen Mathilde mit einem Grafen Hugo III. von Egisheim, Vetter des Eberhard III., Grafen von Nordgau, Gemahl der Bertha (von Worms, wie sie irrig benannt ist), aufgestellt ist. Dagegen ist jedenfalls der in dem Briefe genannte Urenkel des Burgundischen Königs Konrad, Geraldus Genevensis, der von Wipo im Leben KONRADS c. 32 zum Jahre 1034 erwähnte Geroldus princeps regionis illius und wohl auch der Gerolt Burgundio des Hermann von Reichenau zu 1045: jener unterwirft sich zu Genf, zugleich mit dem Erzbischof von Lyon, KONRAD II., dieser ergibt zu sich zu Solothurn HEINRICH III. Auch das Alter Gerolds stimmt zum Briefe: Graf Gerold von Genf ist gleich dem jüngeren Konrad ein Urenkel des burgundischen Konrad.
    Den Namen des Gemahls der Berthadagegen, des Schwiegersohnes der burgundischen Mathilde, liefert uns eben die schon oben berührte Stelle des Wibert. Die Nichte des letzten burgundischen Königs Rudolf (neptis Rodulfi regis Jurensis), Bertha - denn hier ist es wohl gestattet, den Brief Raynalds mit Wiberts Bericht zu verbinden - ist die Gemahlin des Gerhard, eines Sohnes des Grafen Hugo von Egisheim, und Gerhards und Berthas Sohn ist Graf Gerold von Genf. Daß dieser gegen KONRAD II. und HEINRICH III. als Großneffe König Rudolfs und als burgundischer Großer mehrmals zu den Waffen griff, ist natürlich.

    Eickhoff Ekkehard: Seite 55,117, "Theophanu und der König"

    Zur Feier des Osterfestes am 27. März 981 kamen auch Adelheids Bruder, König Konrad, und die Königin Mathilde von Burgund nach Rom.
    Für den Hochsommer 985 wurde in Metz ein Treffen geplant, auf dem Adelheid und Theophanu, Herzogin Beatrix, die Königin Emma (Adelheids Tochter, König Lothars Gemahlin), vielleicht auch Mathilde von Quedlinburg, die Äbtissin Gerberga von Gandersheim (Herzog Heinrich des Zänkers Schwester), die Königin Mathilde von Burgund (Kaiserin Adelheids Schwägerin und OTTOS III. Cousine) und Adelheid, die Gemahlin des Herzogs Hugo Capet von Franzien, gemeinsam mit Heinrich dem Zänker die schwelenden Streitfragen zwischen Mosel und Maas beilegen sollten.

    Weinfurter, Stefan: Seite 23, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten"

    Der westfränkische Königssohn Lothar erhielt OTTOS Stieftocher Emma zur Frau, und König Konrad von Burgund verband sich mit Mathilde, einer Nichte OTTOS.


    964 oo 2. Konrad der Friedfertige König von Burgund um 923-19.10.993

    Kinder:
    - Gerberga (Guepa) ca 965/66-7.7.1018/19
    um 980 1. oo Hermann Graf von Werl - 985/88
    988 2. oo Hermann II. Herzog von Schwaben um 950-4.5.1003
    - Bertha ca 967/68- nach 1010
    984 1. oo Odo I. Graf von Blois 950-12.3.996
    997 2. oo Robert II. König von Frankreich - 1004 20.7.972-20.7.1031
    - Rudolf III. ca 970-5./6.9.1032
    - Mathilde
    oo Graf (Großeltern Gerolds I. von Genf)


    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 158,164,372 K 45 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 144 - Althoff Gerd: Otto III. Primus Verlag Darmstadt 1997, Seite 61 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 26,67 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 42 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 47,61,64,70 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 20,55,115,117,164,302 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 64,67 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 V,15. Seite 169,283,287,300,321 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 65 - Hlawitschka, Eduard: Die verwandtschaftlichen Verbindungen zwischen dem hochburgundischen und dem niederburgundischen Königshaus. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte Burgunds in der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts, in: Schlögl, Waldemar und Peter Herde: Grundwissenschaften und Geschichte, Festschrift für Peter Acht; Kallmünz 1976 (Münchener historische Studien: Abteilung geschichtliche Hilfswissenschaften Band 15) Seite 28-57 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 47,49,77,96 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 262 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 311 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 214,224 - Schmid, Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 408,412 - Schmid Karl: Reich und Kirche vor dem Investiturstreit. Gerd Tellenabch zum 80. Geburtstag. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1985, Seite 55-56 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. – Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 12, 13A - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 148 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 23,220- Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 122 –

    Geburt:
    Ende 943

    Gestorben:
    26.11.

    Mathilde heiratete von Burgund, Konrad in 964. Konrad wurde geboren um 923; gestorben am 19 Okt 993; wurde beigesetzt in Vienne [38200],Isère,Rhône-Alpes,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 195. von Burgund, Gerberga  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 965/966; gestorben am 7 Jul 1018/1019.
    2. 196. von Burgund, Berta  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 964/965; gestorben nach 1010.
    3. 197. von Burgund, Rudolf III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 970; gestorben in Sep 1032; wurde beigesetzt in Lausanne [1000],Waadt,Schweiz.
    4. 198. von Burgund, Mathilde  Graphische Anzeige der Nachkommen

  31. 141.  von Frankreich, Ludwig Graphische Anzeige der Nachkommen (104.Ludwig11, 79.Karl10, 50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in Dez 948; gestorben am 10 Nov 954 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Frankreich; Prinz von Frankreich

    Notizen:

    Ludwig
    Prinz von Frankreich
    Dez. 948-10.11.954 Laon
    3. Sohn des Königs Ludwig IV. der Überseeische von Frankreich und der Gerberga von Sachsen, Tochter von König HEINRICH I.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 472, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 73

    Ludwigs Geburt gibt Brandenburg mit 948 an. Das Datum läßt sich auf 948 XII präzisieren, denn Flodoard, dessen Genauigkeit und Gleichzeitigkeit bekannt sind, berichtet die Geburt im letzten Satz eines (im Druck) mehrseitigen Jahresberichtes.

    Glocker Winfrid: Seite 284, "Die Verwandten der Ottonen und ihe Bedeutung in der Politik"

    V, 18 Ludwig
    * 948 XII, + 954 vor IX 10

    Von der Geburt eines Sohnes König Ludwigs IV., der den Namen des Vaters erhielt, berichtet Flodoard am Endes seines Jahresberichtes zu 948, Seite 121.
    Laut dem Reimser Annalisten starb der kleine Ludwig kurz vor dem Tod seines Vaters im Jahr 954 (Seite 138).

    Literatur:
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihe Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 V,18 Seite 284 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 211 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 472 -


  32. 142.  von Niederlothringen, Karlvon Niederlothringen, Karl Graphische Anzeige der Nachkommen (104.Ludwig11, 79.Karl10, 50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 953 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; gestorben am 22 Jun 992; wurde beigesetzt in Maastricht,Limburg,Niederlande,Niederlande.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; Graf von Laon
    • Titel/Amt/Status: Frankreich; König von Frankreich
    • Titel/Amt/Status: 977-992, Niederlothringen; Herzog von Nieder-Lothringen

    Notizen:

    Karl
    Herzog von Nieder-Lothringen (977-992)
    König von Frankreich
    Graf von Laon
    Sommer 953 Laon - 22.6.992 Begraben: Servatiuskirche zu Maastricht

    Jüngerer Sohn des Königs Ludwig IV. von Frankreich und der Gerberga von Sachsen, Tochter von König HEINRICH I.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 993

    Karl, Herzog von Nieder-Lothringen 977-991
    * 953 Laon , + 991
    Jüngerer Sohn König Ludwigs IV. 'Ultramarinus' von W-Franken (Frankreich) und der Gerberga, der Schwester OTTOS I.

    Karl war Bruder von König Lothar (954-986) und Onkel des letzten regierenden westfränkischen KAROLINGERS, Ludwig V. (986-987).
    Er wurde im Jahre 954 gegen karolingische Gepflogenheiten vom Thron ausgeschlossen. Zweimal versuchte er, ohne Erfolg, die Hand auf das 'regnum Lotharii' zu legen: um 975, erneut 985. Aus der Francia entfernt, erhielt er von OTTO II. 977 das Herzogtum Nieder-Lothringen. Karl, der stets ein Opfer der wechselhaften Beziehungen zwischen dem westfränkischen/französischen und dem deutschen Königtum blieb, proklamierte sich 979, anläßlich des W-Frankenzuges OTTOS II., in Laon zum König, scheiterte aber, da er wegen seiner Mißheirat und seiner Abhängigkeit von den OTTONEN bei großen Teilen des westfränkischen Adels und beim Episkopat auf Ablehnung stieß. Ein letzter Versuch, das Königtum zu erringen, richtete sich 987 gegen Hugo Capet; Karl nahm 987 Laon, 989 Reims ein, geriet aber 991 in Laon in die Gefangenschaft Hugos, in der er starb.
    Drei Fragen in Karls Laufbahn sind strittig:
    1. Das Problem, ob er Herzog nur von Nieder-Lothringen oder aber des gesamten, ungeteilten Lothringen war. Bleibt Karls Rolle als Herzog unklar (von ihm ausgestellte Urkunden fehlen, und in den ottonischen Königsurkunden ist er nicht genannt), so kann doch angenommen werden, dass das vorher und nachher vakante Herzogtum für Karl und seinen Sohn Otto (991-1006/12) provisorisch wiederbelebt wurde, als ein Instrument ottonischer W-Politik.
    2. Die Frage des Begräbnisortes Karls und seines Sohnes Otto, als der traditionell St. Servatius in Maastricht gilt, ist Gegenstand einer (auch mit archäologischen Argumenten geführten) Kontroverse).
    3. Umstritten ist ferner die Frage, ob Karl für die Stadtentwicklung Brüssels eine Rolle gespielt hat (angeblicher Bau eines Castrums um 980, das ihm aber erst in späten Quellen, seit dem 14. Jh. zugeschrieben wird).

    Literatur:
    W. Kienast, Der Hzg.stitel in Frankreich und Dtl., 1968 - W. Mohr, Gesch. des Hzm.s Lothringen, I, 1974

    Werner Karl Ferdinand: Seite 472, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 74

    Die genaue Todeszeit Karls ist uns nicht bekannt. Daß er 991 III 30 in die Hände König Hugos geriet und in die Haft nach Orleans gebracht wurde, wo er starb, ist alles, was wir sicher wissen. Die von Brandenburg gebotenen Grenzdaten nach 992 und vor 995, was auf 993/94 hinausliefe, beruhen nicht auf positiven zeitgenössischen Angaben.
    Zur späteren Beisetzung Karls in St. Servatius in Maastricht, wo auch Karls Sohn Otto seine Grablege hatte, vgl. Uhlirz 135, Anmerkung 24.
    Karl hatte 976-978 die Rebellion der REGINARE gegen Kaiser OTTO II. unterstützt und am Vorstoß auf Aachen teilgenommen. 977 beschuldigte er seine Schwägerin, Königin Emma, des Ehebruchs mit dem soeben eingesetzten Bischof Adalbero von Laon und wurde deswegen aus Frankreich verbannt. Er begab sich zu Kaiser OTTO II., der ihn im Mai mit Nieder-Lothringen belehnte. OTTO erbaute ihm eine Residenz in Brüssel und überwies einige Eigengüter in der Gegend von Brabant, was jedoch nichts an der bescheidenen Stellung Karls, dessen herzogliche Gewalt nur auf den Teil Nieder-Lothringens zwischen Maas und Schelde begrenzt war, änderte. Er nahm 978 am Feldzug OTTOS II. nach Frankreich teil. Nach dem Tode seines Neffen, Ludwigs V. von Frankreich, gelang es ihm nicht, die französische Krone zu erringen; nach Anfangserfolgen unterlag er Hugo Capet. Im Frühjahr 988 eroberte Karl die Stadt Laon im Handstreich und später spielte ihm Arnulf, sein Stiefneffe, Reims zu. Am 30.3.991 wurde Karl in Laon mit seiner gesamten Familie vom Bischof durch Verrat gefangengenommen und Hugo Capet übergeben, der ihn in Orleans inhaftierte. Karl hat die Freiheit nie wiedergesehen. Eventuell wurde er sogar ermordet.
    Sein Leichnam wurde in der Servatiuskirche in Maastricht bestattet.

    Mohr Walter: Band I Seite 47-50,52-58, "Geschichte des Herzogtums Lothringen"

    Inzwischen verfolgten die geflüchteten Reginar IV. und Lambert ihre Sache weiter. Sie suchten ihren Kampf auf eine breitere Basis zu stellen, indem sie um Bundesgenossen warben. Anklang fanden sie beim Grafen Adalbert von Vermandois, dessen Sohn Otto sich ihnen zur Verfügung stellte. Des weiteren gewannen sie Karl, den Bruder des westfränkischen Königs Lothar. Für das Haus VERMANDOIS lag wohl in diesem Bündnis die Zielsetzung, auf diesem Wege Einfluß auf das Bistum Cambrai zu gewinnen. Bei Karl ist die Veranlassung dazu vielleicht darin zu suchen, dass er etwas zurückgesetzt behandelt worden war, er hatte keinerlei Ausstattung mit Landbesitz erhalten. Für Lambert und Reginar mag das Zusammengehen mit ihm von besonderer Bedeutung gewesen sei, da von dem KAROLINGER eine moralische Wirkung auf die Haltung der Lothringer ausgehen konnte, so dass man sie leichter zum Abfall von ihrem sächsischen König bewegen würde. Es ist dabei durchaus möglich, dass Karl auf sein Mitwirken die Herrschaft über Lothringen in Aussicht gestellt wurde.
    In der 2. Hälfte des April 976 wandten sich die Verbündeten gegen Mons. Vor der Stadt machte ihnen ein verlustreiches Gefecht die Weiterführung ihres Unternehmens unmöglich, die Stadt selbst blieb ihnen verschlossen. Lediglich Otto von Vermandois konnte die kleine Grafschaft Gouy besetzen, von der aus es ihm möglich war, auf Cambrai einen Druck auszuüben. Der Kaiser war vorläufig nicht imstande, einzugreifen, er war anderwärts gebunden. Erst Anfang November 976 ist er am Rhein erschienen. Unmittelbare Anordnungen hat er indes noch nicht sofort, sondern erst im April 977 getroffen. Vermutlich weist das darauf hin, dass die Lage kompliziert geworden war. Wir wissen, dass der westfränkische König sich in dieser Zeit in der Nähe der lothringischen Grenze aufhielt, was vielleicht auf konkrete Pläne eines Eingreifens in Lothringen selbst schließen läßt. Hierzu kam eine Verschärfung der Spannung zwischen ihm und seinem Bruder Karl. Dieser äußerte nämlich Beschuldigungen des Ehebruchs gegen Lothars Gemahlin mit dem Bischof von Laon. Motive für dieses Vorgehen lassen sich nicht erkennen. Lothar schritt jetzt zur Verbannung seines Bruders.
    Der Kaiser wird sich also der Möglichkeit eines Eingreifens des westfränkischen Königs in Lothringen gegenüber gesehen haben, das sich zugunsten von Lambert und Reginar ausgewirkt haben würde. An diesen Faktoren wird sich OTTOS Politik orientiert haben, denn nur so sind die Beschlüsse zu erklären, die er jetzt faßte. Lambert und Reginar erhielten ihre Besitzungen zurück. Lambert wählte seine Residenz in Löwen. Reginar übernahm den Hennegau, jedoch verblieb dort das feste Mons noch im Besitz des Grafen Gottfried, der wahrscheinlich außerdem die Grafschaft Verdun erhielt. Das wichtigste aber war es, dass Karl als Herzog im lothringischen Gebiet eingesetzt wurde. Ein unmittelbares Zeugnis über den Zustand besitzen wir lediglich in einem Brief des Bischofs Dietrich von Metz an Herzog Karl, der aus dem Jahre 984 stammt, durch den die Sachlage aber nicht klarer wird. Der Bischof hält dem Herzog vor, er verberge sich in einem kleinen Winkel Lothringens und rühme sich dabei in übermäßigem Stolz, ganz Lothringen voranzustehen. Das macht es also nicht ausgeschlossen, dass Karl Rechte erhielt, die sich auf ganz Lothringen erstrecken konnten.
    Eine Möglichkeit zur Klärung dieser Frage ergibt sich vielleicht daraus, dass Herzog Friedrich von Ober-Lothringen in dieser Zeit gestorben ist. Wir besitzen keine Angaben über sein Todesdatum. Sein letztes, sicher bezeugtes Auftreten liegt im Mai 977 bei der Anwesenheit des Kaisers in Diedenhofen. Man hat zwar angenommen, bei der gleichen Gelegenheit sei Karl zum Herzog von Nieder-Lothringen ernannt worden, doch ist das reine Spekulation, die durch nichts bewiesen werden kann. Der Zeitpunkt für Karls Ernennung wird uns durch den zu Beginn des 11. Jahrhunderts schreibenden Sigebert von Gembloux gegeben. Es bleibt danach die Möglichkeit, dass nach dem Tode Herzog Friedrichs Karl zum Herzog ernannt wurde, um in Lothringen die herzoglichen Aufgaben durchzuführen, weil Friedrichs Sohn Dietrich noch minderjährig war. Zwar hat dessen Mutter Beatrix die Vormundschaft übernommen, aber in ihrer politischen Tätigkeit läßt sie sich erst seit Juni 983 feststellen, als sie in einer in Verona ausgestellt Urkunde OTTOS II. mit dem Titel dux Beatrix erscheint. Da diese Urkunde außerhalb der Kanzlei verfaßt wurde, drückt sich darin wohl die Absicht Beatrix zur Aufrechterhaltung der Nachfolge ihres Hauses in Lothringen aus, vielleicht sogar mit einer Wendung gegen Karl von Nieder-Lothringen.
    Indes können wir mit Karl von Nieder-Lothringen immerhin die Geschichte eines eigenen Herzogtums Nieder-Lothringen beginnen lassen. Er nahm in Brüssel seine Residenz. Seine Begünstigung durch den Kaiser mußte dem westfränkischen König als eine Bedrohung erscheinen. Immerhin hat Karl zumindest später auch Absichten auf das westfränkische Königtum gezeugt, worin er durch OTTO II. unterstützt wurde. Von solchen Faktoren muß man wohl ausgehen, um den Zug zu erklären, den Lothar im Jahre 978 nach Lothringen unternahm.
    Lothars Gründe hierfür werden in den Quellen unterschiedlich angegeben. Dass er Nieder-Lothringen zum Ziel wählte, kann unter Umständen durch eine Aufforderung von Lambert und Reginar bedingt gewesen sein. Immerhin läßt die von ihm in Lothringen eingeschlagene Politik gerade vermuten, dass er sich auf eine beachtliche Unzufriedenheit der Lothringer über die ostfränkische Herrschaft zu stützen gedachte. Ob indes auf der anderen Seite der neue Herzog Karl Sympathien in Nieder-Lothringen gefunden hat, läßt sich nicht erkennen, aber möglicherweise hat hier ein Fehlschlagen der kaiserlichen Politik für Reginar und Lambert den Anlaß gegeben, die Verbindung zu König Lothar wieder aufzunehmen.
    Lothar zog wahrscheinlich in den Raum Lüttich-Maastricht, wo er die Maas erreichte. OTTO war inzwischen von Sachsen nach Aachen gekommen, worüber Lothar offensichtlich beim Überschreiten der Maas Nachricht zukam. Darauf erkannte man im westfränkischen Lager die günstige Gelegenheit eines Überfalls, da der Kaiser ohne Heer gekommen war, und änderte dementsprechend die Disposition. OTTO konnte sich beim Herannahen seiner Gegner gerade noch durch schleunige Flucht retten, das westfränkische Heer fand den Palast fand den Palast in Aachen leer. Das westfränkische Heer hat den Aachener Palast geplündert.
    Lothar wandte sich jetzt nach Ober-Lothringen. Von dem dortigen Herzog Friedrich ist uns für die anfänglichen Regierungsjahre OTTOS II. weiter nichts überliefert, er war inzwischen gestorben. Die Stellung seines unmündigen Sohnes und Nachfolgers ist für diese Zeit noch ungewiß, seine Mutter Beatrix hat eine politische Rolle erst später gespielt. Immerhin wird sie schon damals die Ansprüche ihres Hauses in Lothringen zu behaupten gesucht haben. Falls die Vermutung stimmt, dass Karl von Nieder-Lothringen sich als zuständig für ganz Lothringen betrachtete, ließe sich von dieser Seite her der Zug Lotharsvielleicht erklären. Denn Beatrix war ja die Schwester Hugo Capets, deshalb vielleicht erhoffte sie über ihren Bruder vom westfränkischen König eine entsprechende Hilfe. Lothar wandte sich bei seiner Aktion gegen Metz, dessen Bischof Dietrich zum Kaiser hielt.
    Auf dem Gegenzug des Jahres 978 wurde Karl nach der Einnahme der Stadt Laon durch die Überredung der kaiserlichen Partei zum Gegenkönig erhoben.
    Nach dem Tode OTTOS II. kam es zu einer Annäherung zwischen Karl und seinem Bruder Lothar, als dieser die Vormundschaft über OTTO III. anstrebte.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Da der kinderlose Ludwig V. nur von zwei illegitimen Brüdern namens Arnulf und Richard überlebt worden war, konnte der karolingische Geblütsanspruch allein von König Lothars Bruder Karl, dem lothringischen Herzog, verfochten wurden. Er war damals 34 Jahre alt und mit Adelheid, vermutlich einer Tochter Graf Heriberts III. von Troyes, verheiratet, mit der er mehrere Kinder, darunter einen Sohn Otto, hatte. Wenn daraus nicht die neue Königsfamilie geworden ist, so deshalb, weil Karl seine Machtbasis jenseits der Reichsgrenzen, im "Ausland" gewissermaßen, hatte und in W-Franken ohne ausschlaggebenden Anhang war. Für ihn trat nicht nur keine Königin-Witwe ein wie Gerberga 954 für Lothar, sondern seine Schwägerin Emma war seit Jahren zutiefst mit ihm verfeindet; anders als früher ergriff auch der Erzbischof von Reims nicht die Partei dieses KAROLINGERS, und am ottonischen Hof bestand schon um Lothringen willen kaum Neigung, seine Thronkandidatur zu begünstigen, was zugleich für Hugo Capet jede Zurückhaltung erübrigte. Sämtliche Faktoren, die in der Vergangenheit westfränkischen KAROLINGERN auch aus schwächerer Position heraus die Nachfolge im Königtum ermöglicht hatten, entfielen diesmal, ja waren in ihr Gegenteil verkehrt. So bedurfte es auf der Wahlversammlung im Juni 987 in Senlis gar nicht der von Richer referierten, sachlich fragwürdigen Einwände Adalberos von Reims gegen Karl, er habe sich in den Diensten eines externus rex begeben und unter seinem Stand geheiratet, um die Entscheidung zugunsten Hugos, des mächtigsten der bisherigen Lehnsfürsten, zu lenken, der dann am 3.7. in Noyon gekrönt wurde. Kennzeichnend für den politischen Rahmen war, dass Hugo sogleich den Hochverratsprozeß gegen Adalbero niedergeschlagen hatte und die Besetzung von Verdun aufgab, nachdem Graf Gottfried bereits vor der Krönung freigelassen worden war.
    Erst nachdem Hugo Capet Weihnachten 987 seinen Sohn Robert in Orleans zum Mitkönig gekrönt hatte, regte sich der überspielte Karl von Lothringen zum Kampf für seine Thronrechte, indem er im Frühjahr 988 im Handstreich die Königsstadt Laon einnahm, wobei ihm verräterische Hilfe seines Neffen Arnulf, eines Reimser Klerikers und vorehelichen Sohnes König Lothars, zustatten kam. Falls er gehofft hatte, damit einen allgemeinen Umschwung zu seinen Gunsten einzuleiten, sah er sich bald enttäuscht, denn sein aktiver Anhang blieb spärlich und umfaßte im französischen Hochadel offenbar nur den Grafen Heribert IV. von Troyes (seinen mutmaßlichen Schwager) und Odo I. von Blois, die schon seinem Bruder Lothar eifrig zur Seite gestanden hatten. Immerhin vermochte er Laon, wo ihm die verhaßte Schwägerin Emma und der dortige Bischof Adalbero (Azzelin), ein Neffe des Reimser Metropoliten, in die Hand gefallen waren, auch gegen zweimalige Belagerung zu behaupten, zu denen die Könige Hugo und Robert im Sommer und Herbst 988 anrückten. Es wäre wohl beim zähen Ringen um diese befestigte Stadt geblieben, wenn die KAPETINGER nicht Anfang 989 nach dem Tode Adalberos von Reims den schwer verständlichen Entschluß gefaßt hätten, ausgerechnet den erwähnten Kleriker Arnulf als Erzbischof einzusetzen. Entgegen allen geleisteten Eiden sorgte dieser nämlich nicht für die erwartete Spaltung in Karls Gefolgschaft, sondern übergab im Herbst 989 die Stadt an seinen Oheim. Obgleich auch danach keine förmliche Königswahl und Königskrönung zustande kam, war Karl durch den Gewinn von Reims samt den Vasallen und Besitzungen der dortigen Kirche in einer deutlich gebesserten Position, der Hugo militärisch nicht beizukommen verstand.
    Zu Fall brachte den KAROLINGER erst "das schwärzeste Verbrechen des Jahrhunderts" (W. Kienast): Bischof Adalbero von Laon, der sich Karls Vertrauen erschlichen hatte, öffnete in der Nacht vom 29./30.3.991 unversehens die Tore der Stadt und gab ihn damit in die Gewalt seiner Feinde. Als Aufrührer wurde er zusammen mit seiner Frau Adelheid, dem Sohn Ludwig und den Töchtern Gerberga und Adelheid in einen "festen Turm" König Hugos in Orleans verbracht, wo er zu einem unbekannten Zeitpunkt ums Leben kam. Gesichert scheint zu sein, dass die Familienangehörigen nach Karls Tod von weiterer Haft verschont blieben. Die beiden Töchter sind später als Ehefrauen lothringischer Grafen bezeugt, während der junge Ludwig 995 noch einmal erwähnt wird im Zusammenhang eines vagen Plans Adalberos von Laon, OTTO III. gegen die KAPETINGER ins Land zu rufen.

    Glocker Winfrid: Seite 187-201, Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    Karl, Herzog von Nieder-Lothringen
    Sommer 953- nach 991

    Der vorletzte Nachkomme KARLS DES GROSSEN in der rein männlichen Linie trug - Ironie des Schicksals - den Namen seines bedeutenden Ahnen, der der Begründer des mittelalterlichen Kaisertums gewesen war. Nomen est omen: unser Karl nahm so auch wirklich eine ganz besondere Mittlerrolle zwischen den beiden Nachfolgestaaten des einstigen KARLS-Reiches ein.
    In Karls Sohn Otto, der dem Vater im niederlothringischen Herzogtum nachfolgte, verloschen die KAROLINGER beinahe unbeachtet. Bezeichnenderweise kennen wir weder von Karl von Nieder-Lothringen noch von seinem Sohn das genaue Sterbejahr.

    1. Zur Herkunft Karls, des späteren niederlothringischen Herzogs

    Die beiden letzten Kinder des westfränkisch-französischen Königspaares, König Ludwig IV. und der Gerberga, waren Zwillinge; sie kamen 953 zur Welt. Die zwei Knaben erhielten die Namen ihrer Großväter von väterlicher und mütterlicher Seite, Karl nach König Karl dem Einfältigen und Heinrich nach König HEINRICH I., die Namen der beiden Herrscher, die immer wieder um den Besitz Lothringens in Konflikt geraten waren. Der schon lange währende Kampf um dieses karolingische Stammland war so dem späteren niederlothringischen Herzogs bereits in die Wiege gelegt.
    Und auch die erste Quellennachricht, in der uns Karl (abgesehen von der Meldung der Geburt des Zwillingspaares) entgegentritt, zeigt uns seine familiäre Bindung an die beiden herrschenden Familien des ost- und des westfränkischen Reiches. Die Königin Gerberga brachte nicht nur ihren ältesten Sohn, König Lothar, zum Familientag in Köln im Juni 965 mit, sondern auch ihren jüngsten Sohn Karl, der noch nicht erwachsen war. Auf diesem Hoftag präsentierte sich Kaiser OTTO DER GROSSE in seiner neuen Würde, und es wurde die Ehe zwischen König Lothar und Emma, der Stieftochter OTTOS DES GROSSEN (aus der ersten Ehe der Kaiserin Adelheid), vereinbart.

    2. Herzog von Nieder-Lothringen

    Die westfränkischen Könige hatten ihren Anspruch auf Lothringen nie aufgegeben. So versuchte König Ludwig IV. in einer militärischen Aktion 939 die Rückgewinnung des alten karolingischen Stammlandes und heiratete, als er sich zurückziehen mußte, die lothringische Herzogs-Witwe Gerberga, um auf diese Weise seine Ansprüche zu bekräftigen. Der erstgeborene Sohn des französischen Königspaares erhielt den programmatischen Namen Lothar. Doch während der folgenden Jahre drängte die Schwäche des westfränkischen Königtums und die verwandtschaftliche Beziehung der drei Geschwister Brun, Gerberga und Hadwig dieses alte Ziel westfränkischer Politik immer mehr in den Hintergrund, wenn es auch im Bestreben Bruns, westfränkischen Ansprüchen auf Lothringen vorzubauen, weiter thematisiert wurde.
    Erst als mit dem Tod Kaiser OTTOS DES GROSSEN auch der letzte Protagonist einer auf patriarchalischen Vorstellungen ruhenden Oberhoheit des ostfränkisch-deutschen über das westfränkisch-französische Reich verstorben war, konnte Lothringen wieder in das Blickfeld der Politik der westfränkischen KAROLINGER rücken.
    Es ist nicht ersichtlich, wie die Verhältnisse in Lothringen nach dem Tode Bruns, des lothringischen "archidux", organisiert wurden. Anscheinend bestand aber das Gesamtherzogtum Lothringen weiter fort. Nach dem Tode Kaiser OTTOS DES GROSSEN riefen lothringische Große die Söhne Graf Reginars III. vom Hennegau, Reginar IV. und Lambert, nach Lothringen zurück, aus dem sie im Jahr 958 durch Erzherzog Bruno vertrieben worden waren. Es ist gut möglich, dass die lothringischen Großen hiermit an die Tradition Herzog Giselberts, des Großonkels von Reginar IV. und Lambert, anzuknüpfen versuchten. Den REGINAR-Söhnen gelang es, die Familienbesitzungen zurückzuerobern, doch konnten sie sich nur kurze Zeit halten. In einem Winterfeldzug Anfang 974 vertrieb sie Kaiser OTTO II. aus dem Land. Reginar und Lambert entkamen in das westfränkische Reich, wo sie neue Bundesgenossen für ihre Unternehmen suchten; es gelang ihnen, Otto, den Sohn des Grafen Albert I. von Vermandois, und Karl, den Bruder König Lothars, zu gewinnen. Das Ziel der Vermandoiser Grafen war es, auf diesem Weg Einfluß im Bistum Cambrai zu gewinnen. Karl hingegen war von seinem Bruder, König Lothar, zurückgesetzt behandelt worden und hatte zudem keinerlei Ausstattung mit Besitz erhalten. Es mag sein, dass gerade auch Karl als Königssohn ein seiner Würde entsprechendes Betätigungsfeld vermißte, was ihn - ähnlich wie es zu Beginn der Regierungszeit OTTOS DES GROSSEN beim Königsbruder Thankmar zu beobachten ist - zu Taten trieb, die gemäß dem Adelsethos seinen hohen Rang bestätigen und noch erhöhen sollten. Für Reginar und Lambert dürfte die Teilnahme des Königsbruders Karl an ihren Aktionen die Hoffnung auf eine deutlich erhöhte Legitimität in den Augen der lothringischen Großen bedeutet haben - war doch Karl ein Sohn der früheren Herzogs-Gattin Gerberga! Ob überdies ein Wissen und heimliches Einverständnis König Lothars bei der Aktion der REGINAR-Söhne und/oder bei der Beteiligung seines Bruders bestanden hat, ist in der neueren Literatur strittig. So vertritt Wolfgang Mohr die These, wie sie seit dem Buch von Ferdinand Lot gesichert erschien, es habe sich bei Karls Aktion um ein eigenständiges Vorhaben gehandelt, da das Verhältnis zwischen den beiden Brüdern schlecht gewesen sei. Walter Kienast und Bernd Schneidmüller hingegen verfechten die Ansicht, König Lothar müsse auf Grund seines Legitimitätsdenkens bezüglich Lothringens und vor allem wegen des reichen lothringischen Kirchengutes zumindest die Aufstände der lothringischen Adligen, wenn nicht sogar seinen Bruder Karl selbst, unterstützt haben. Die These von Mohr ist aber einsichtiger, da das Verhältnis zwischen den beiden Brüdern als strapaziert bezeugt ist: hatte doch der eine die Königswürde geerbt, während der andere durch die "Unteilbarkeit des Reiches" leer ausgegangen war, wobei ähnlich wie beim Regierungsantritt König OTTOS I. im O-Reich nun auch im W-Reich durch die starke Position der Fürsten nicht die Möglichkeit bestand, den unversorgten Königssohn mit einer seiner Würde entsprechenden Stellung auszustatten. So erinnert auch die Reaktion Karls an Ekkehardus filius Liudolfi und dessen "mori maluere", das wir in einem früheren Kapitel schon kennengelernt haben.
    Im April 976 wandten sich die Verbündeten gegen Mons, das die REGINAR-Söhne als den Mittelpunkt des ihnen zu Unrecht vorenthaltenen Besitzes betrachteten. Ein verlustreiches Gefecht zwang sie jedoch zum Rückzug. Weder König Lothar noch Kaiser OTTO II. griffen ein - diesem waren ohnedies die Hände durch den beginnenden Zänker-Aufstand gebunden -, und so hatten die Auseinandersetzungen den Charakter eines Kampfes örtlicher Gewalten.
    Erst im November dieses Jahres 976, nach Abschluß der Aktion gegen Heinrich den Zänker, begab sich der Kaiser an den Rhein. Konkrete Maßnahmen wurden jedoch nicht ergriffen, was die Vermutung nahelegt, dass es zu Verhandlungen zwischen dem O- und dem W-Reich gekommen ist; diese Vermutung läßt sich zu einer gewissen Wahrscheinlichkeit verdichten, da auch für König Lothar die Anwesenheit im lothringischen Grenzraum bezeugt ist. Eine Regelung der Streitigkeiten wurde freilich erst im April des folgenden Jahres 977 getroffen: Reginar IV. und Lambert wurden wieder in den alten Familienbesitz eingesetzt - das zentral gelegene Mons verblieb freilich in den Händen des Grafen Gottfried, dem es nach dem Beginn der Aktionen der REGINAR-Söhne 974 übertragen worden war. Für die weitere Entwicklung folgenschwer war jedoch die Ernennung Karls, des Bruders des westfränkisch-französischen Königs, zum Herzog. Es muß hier eindringlich darauf aufmerksam gemacht werden, dass uns durch keine auch nur einigermaßen zeitgenössische Quelle überliefert wird, welchen genaueren Amtsbereich Karl nun eigentlich übertragen erhielt. Das einzige zeitlich nahe Dokument, ein Brief des Bischofs Dietrich von Metz an Karl in der Briefsammlung des Gerberts von Aurillac, in dem Dietrich Karl vorwirft, sich lediglich in einem Winkel Lothringens versteckt zu halten und sich doch des Besitzes von ganz Lothringen zu rühmen, ist wegen der Polemik dieses Schreibens für die Klärung unserer Fragestellung nicht zu verwenden. Die etwa 80 Jahre nach den Ereignissen verfaßten "Gesta episcoporum Cameracensium" schreiben, Karl sei das diesseitige Lothringen übertragen worden, während der rund weitere 60 Jahre später arbeitende Sigibert von Gemblaux berichtet, Karl habe im Jahr 977 das Herzogtum Lothringen (also offenbar ganz Lothringen) übertragen bekommen. Ein möglicher Lösungsvorschlag zur Kombination der beiden Quellen wäre, eine anfängliche Übertragung nur des niederlothringischen Bereiches anzunehmen, dem dann nach dem Tod Herzog Friedrichs von Ober-Lothringen auch noch dieser Zuständigkeitsbereich hinzugefügt worden wäre. Beatrix, die Witwe Herzog Friedrichs, ist erst 983 als politisch aktiv bezeugt: sie erscheint in einer außerhalb der Kanzlei ausgestellten Kaiserurkunde als "dux Beatrix".
    Kaiser OTTO II. versuchte die Unruhen in Lothringen dadurch beizulegen, dass er den REGINAREN ihren Familienbesitz zurückgab und Karl mit dem Herzogtum in Nieder-Lothringen belehnte. Der Kaiser nutzte also geschickt den Konflikt unter seinen Vettern, um so einer möglichen Einflußnahme vorzubeugen. Die Stellung Karls zwischen dem ost- und westfränkischen Reich entspricht auch seiner Stellung innerhalb der Herrscherfamilie der KAROLINGER und OTTONEN. Die Forschung rechnet wohl etwas zu voreilig Karl einfach der karolingischen Sippe zu, der er von der väterlichen Seite angehört hat, und vergißt dabei, dass er von der mütterlichen Seite der OTTONEN-Dynastie entstammt; diese Tatsache muß nach der Einflußnahme Bruns von Köln in familärer Gemeinschaft mit seinen Schwester Gerberga und Hadwig, ein Jahrzehnt vor den Ereignissen in Nieder-Lothringen, dem Bewußtsein der Akteure gegenwärtig gewesen sein. Wie die verschiedenen Arbeiten von Karl Schmid deutlich genug gezeigt haben, war neben dem väterlichen auch ein mütterliches Herkunftsbewußtsein lebendig. So ist neben der Spitze gegen König Lothar, die schon die "Gesta episcoporum Cameracensium" als Grund für dieses Handeln Kaiser OTTO II. nennen, die Zugehörigkeit Karl zum Kreis der mit dem Kaiser verwandten Adligen als ein Grund für dessen Amtsstellung in Lothringen zu sehen, und in unserer Sichtweise verliert dieser Lösungsversuch den Charakter des "Ungewöhnlichen".
    Karl wurde mit Grafschaftsrechten in der Gegend von Brüssel ausgestattet, die wahrscheinlich schon Herzog Giselbert, der erste Gemahl von Karls Mutter Gerberga, innegehabt hatte. Seinen Lehenspflichten gegenüber Kaiser OTTO II. scheint Herzog Karl nachgekommen zu sein. Er nahm an dem Frankreichfeldzug OTTOS II. im Jahre 978 teil und wurde während des Italienfeldzuges OTTOS II. mit der Aufgabe betraut, die Grenze des Reiches im westlichen Bereich zu sichern.
    Im Jahr 978 begann König Lothar eine Aktion gegen Lothringen, die sich wahrscheinlich gegen seinen Bruder Karl richtete. Das oft vermutete Motiv, Lothar habe OTTO II. gefangennehmen wollen, scheidet nämlich aus, da sich der Kaiser zu der Zeit, als König Lothar zusammen mit seinen Großen den Feldzug vorbereitete, noch in Sachsen aufhielt. Als Beweggrund des französischen Königs erscheint wahrscheinlicher, er habe befürchtet, die Machtstellung seines Bruders in Lothringen werde die Ausgangsbasis sein, von der Karl nach der Königskrone greifen wolle. Hierfür spricht, dass Karl beim Frankreichfeldzug OTTOS II. Anspruch auf das französische Königtum erhoben hat. So dürfte König Lothar die Position seines Bruders im benachbarten Lothringen als ständige Bedrohung seiner Herrschaft erschienen sein. Der Feldzug Lothars kann aber genauso gut auf eine Aufforderung der Grafen Reginar IV. und Lambert zurückzuführen sein. Des weiteren wurde in der Forschung auch noch als Motiv das Traditions- und Legitimitätsdenken des westfränkischen KAROLINGERS vermutet. Schließlich könnte Lothar das reiche Königsgut gereizt haben, das eine Erweiterung seiner schmalen Machtbasis ermöglicht hätte.
    Erst auf seinem Feldzug wird König Lothar davon erfahren haben, dass sich Kaiser OTTO II. und seine Gemahlin in der Kaiserpfalz zu Aachen aufhielten. Dem Kaiserpaar gelang aber noch die Flucht; Lotharfielen nur die Reichsinsignien in die Hände, er gab den Palast der Plünderung frei und ließ den Adler auf dem Dachfirst drehen. Die militärischen Mittel des westfränkischen Königs reichten aber weder dazu aus, sich in Lothringen zu halten, noch dazu, den Gegenstoß Kaiser OTTOS II. im Herbst 978 zu verhindern.
    OTTO II. stieß über die alten karolingischen Königspfalzen Attigny, Soissons und Compiegne nach Paris vor. Die Pfalzen wurden zerstört und damit die Machtgrundlage des westfränkischen Königtums empfindlich getroffen. Sehr wahrscheinlich wurde Karl von Nieder-Lothringen auf dem Feldzug zum Gegenkönig eingesetzt. Ganz sicher läßt sich das aber nicht sagen, da wir als Beleg nur einen Hinweis in der Briefsammlung des Gerberts von Aurillac besitzen, der chronologisch nur schwierig und zudem nicht mit der notwendigen Sicherheit einzuordnen ist. Mit dem Zug auf Paris wäre in diesem Fall beabsichtigt gewesen, die Unterstützung Hugo Capets für den Königskandidaten Kaiser OTTOS II., nämlich Karl von Nieder-Lothringen, zu gewinnen. Gegenüber der Familienpolitik, wie sie in den Regierungsjahren König Ludwigs und in den ersten Jahren König Lothars von den Gemahlinnen König Ludwigs IV. und Herzogs Hugo der Große, Gerberga und Hadwig, zusammen mit ihren Brüdern, Bruno von Köln und OTTO DER GROSSE, praktiziert wurde, beruhte das Vorgehen Kaiser OTTOS II. nun nicht so sehr auf der mehr indirekten Ebene familiärer Beziehungen und Bindungen, sondern auf einem Legitimitätsdenken: ein Nachkomme KARLS DES GROSSEN aus der angestammten karolingischen Dynastie sollte durch ein anderes Mitglied derselben Dynastie ersetzt werden, wobei dieser aber wegen seiner Einsetzung durch Kaiser OTTO II. und wohl auch auf Grund der nur schmalen Machtbasis sich stark an das O-Reich hätte anlehnen müssen.
    Der französische Adel stand jedoch dieses Mal geschlossen hinter König Lothar, und so mußte sich OTTO II. Ende November dazu entschließen, den Feldzug abzubrechen. Bei dem Rückzug über die Aisne wurde dem ottonischen Troß eine an und für sich unbedeutende Niederlage beigebracht, die von der französischen Geschichtsschreibung zu einem gewaltigen Sieg aufgeblasen wurde: das französische regnum war dem nach Hegemonie strebenden Kaisertum nicht nur nicht unterlegen, sondern konnte es sogar besiegen. Zusammen mit dem deutschen Heer zog sich auch Karl wieder nach Nieder-Lothringen zurück.
    Das folgende Jahr sah die einzige eigenständige Aktion Herzog Karls von Nieder-Lothringen, von der wir Kenntnis haben. Gegen Ende des Jahres 979 war Bischof Tetdo von Cambrai verstorben. König Lothar hatte das Bistum Arras, das mit dem Bistum Cambrai vereinigt war, besetzt, um sich Einfluß auf Cambrai zu verschaffen. Die ottonische Partei in Cambrai rief daraufhin Karl von Nieder-Lothringen zu Hilfe, der auch kam, aber in Cambrai sehr eigenmächtig hervortrat: die "Gesta episcoporum Cameracensium" berichten, Karl habe zuerst die Grafen aus der Stadt vertrieben, dann sofort seine Gemahlin kommen lassen und mit ihr im bischöflichen Bett geschlafen, die reichen Vorräte des Bischofshofes bei Orgien vertilgt und die kirchlichen Pfründen verpraßt. Kaiser OTTO II. setzte rasch einen neuen Bischof ein und stellte dadurch seine Autorität wieder her.
    Die ungeklärte Lage König Lothars in seinem Reich bewog diesen schließlich, mit Kaiser OTTO II. den Ausgleich zu suchen. Lothar soll bei seinem Treffen mit OTTO II. im Mai 980 in Margut-sur-Chiers auf seine Ansprüche auf Lothringen verzichtet haben. Während des Italienzuges OTTOS II. blieb Karl alllerdings in seinem Herzogtum: im Indiculus loricatorum wird Karl als "custos patrie domi dimissus" bezeichnet.

    3. Der Kampf um die Vormundschaft für Otto III.

    Nach dem Tod OTTOS II. griff der französische König Lothar in den deutschen Thronstreit um die Vormundschaft für den unmündigen König ein. Über die Aktionen, dieKönig Lothar unternahm, sind wir nur durch einzelne Briefe in der Sammlung des Gerbert von Aurillac unterrichtet. Diese Quelle, eine Sammlung von Briefkonzepten, die häufig der Datierung, den Angaben zu Absender und/oder Empfänger entbehren - Gerbert verfaßte für führende Persönlichkeiten seiner Zeit Briefe -, ist nur schwer zu interpretieren; dementsprechend unsicher ist auch die Rekonstruktion des Faktenablaufs, wenn ein Brief Gerberts unsere einzige Grundlage an Quellen bildet.
    Karl von Nieder-Lothringen agierte nun offenbar gemeinsam mit seinem Bruder Lothar. Er scheint diesen in seinem Anspruch unterstützt zu haben, als der rangälteste fränkische Herrscher die Vormundschaft über den kleinen OTTO III. auszuüben. Karl nahm an einer Versammlung kaiserlich gesinnter Großer Lothringens im Februar 984 in Lüttich teil, auf der ein Pakt zur Durchsetzung der Vormundschaft des französischen Königs beschlossen wurde. Dieser Pakt war allerdings von Anfang an brüchig durch den Gegensatz zwischen zwei Beteiligten, zwischen Karl von Nieder-Lothringen und Bischof Dietrich von Metz. Dietrich brachte Karls Verhalten und Vorgehen während des Frankreichfeldzuges Kaiser OTTOS II. im Herbst 978 wieder zur Sprache und leitete daraus die Schlußfolgerung ab, Karl versuche nur, jetzt auch noch die Herrschaft über den Rest Lothringens an sich zu reißen. Dietrich wollte offenbar die alten Gegensätze zwischen den karolingischen Brüdern, König Lothar und Herzog Karl, dazu benützen, um einen festen Zusammenschluß der kaiserlichen Partei unter den lothringischen Adligen zu verhindern.
    Im weiteren Verlauf der Auseinandersetzungen nahm König Lothar zweimal die grenznahe Stadt Verdun als Pfand ein und setzte den Grafen Gottfried, den Bruder Erzbischofs Adalbero von Reims, gefangen. Doch dieser militärische Erfolg Lotharsblieb ohne Wirkung im O-Reich, und der französische König konnte keinen Einfluß mehr auf die dortige Entwicklung gewinnen. Es sei hier, um diesen Komplex abzuschließen, noch auf die Behauptung im Brief Nr. 58 der Sammlung Gerberts von Aurillac hingewiesen, wo behauptet wird, Karl von Nieder-Lothringen sei an einer Verschwörung gegen den kleinen OTTO III. beteiligt gewesen. Es läßt sich jedoch nicht mit der notwendigen Sicherheit feststellen, ob diesen Worten überhaupt Gewicht beizulegen ist oder ob es sich um reine Polemik handelt.
    Soweit wir sehen, hat Karl damals diejenige Partei unterstützt, die - in alter Tradition der Großen des Rhein-Maas-Landes - Lothringen an das westfränkische Reich anzuschließen suchten. Diese Zielrichtung seiner Politik hat Karl auch nach dem Tod König Lothars, seines Bruders, wie es scheint, weiterverfolgt. Auf diese Weise gewann er, wie schon bei Lothar, nun auch bei dessen Sohn, König Ludwig V., an Gewicht und Geltung. Doch da starb Ludwig V. plötzlich und ohne Nachkommen bei einem Jagdunfall.

    4. Hugo Capet und Karl von Nieder-Lothringen

    Kurz vor seinem Tod hatte König Ludwig V. noch Erzbischof Adalbero von Reims vorladen lassen, weil dieser versucht hatte, die alte ottonische Familienpolitik in Gemeinschaft mit der Königs-Mutter Emma (der Witwe König Lothars und Stiefschwester Kaiser OTTOS II.) zu erneuern. Der Erzbischof von Reims fand sich auch zu dem angesetzten Hoftag in Compiegne ein, um sich zu verteidigen, traf aber den König nur noch als einen toten Mann an. Herzog Hugo (Capet), bei dem Adalbero im Vorfeld des Hoftages um Rückhalt nachgesucht hatte, und Erzbischof Adalbero von Reims fielen nun unter den bei Compiegne versammelten Großen die Hauptrollen zu: die Anklage gegen Adalbero wurde niedergeschlagen, der Erzbischof rief eine Wahlversammlung nach Senslis ein, einem Ort, der im Machtbereich Hugo Capets lag. Karl von Nieder-Lothringen meldete als nächster Verwandter des verstorbenen Königs bei Adalbero seine Ansprüche auf die Nachfolge im Königtum an; doch dieser verwies Karl an die Wahlversammlung.
    Auf der Wahlversammlung trat Erzbischof Adalbero nun für Hugo Capet ein: Karl hingegen, so Adalbero, fehlten nicht nur die erforderlichen Herrschergaben, sondern er sei auch der Vasall eines fremden Königs und darüber hinaus mit einer nicht ebenbürtigen Frau verheiratet; und schließlich gebe es ja kein Erbrecht. Entscheidender für die Entwicklung auf der Wahlversammlung als diese Rede Adalberos dürfte die Unterstützung gewesen sein, die Hugo Capet von seinem großen Vasallenkreis und ebenso von den Anhängern Adalberos von Reims erhalten hat: Hugo wurde zum neuen König gewählt und am 1. Juli 988 in Noyon gekrönt. Eine seiner ersten Regierungshandlungen war es, den Streit mit der vormundschaftlichen Regierung der Kaiserin Theophanu zu beenden und Verdun zu räumen. Es gibt allerdings keinen Quellenbeleg dafür, dass Hugo auch einen Verzicht auf Lothringen geleistet hätte. Doch bei der politischen Gesamtlage stand der Griff nach Lothringen für König Hugo überhaupt nicht zur Diskussion. Hugo mußte zuerst einmal danach trachten, seine Herrschaft zu stabilisieren: er ließ seinen Sohn zum Mitkönig wählen und verheiratete ihn, nachdem ein Heiratsplan mit einer byzantinischen Prinzessin gescheitert war, mit Rozela/Susanne, der Tochter des von den OTTONEN gestürzten Königs Berengar II. von Italien, die nach einer Ehe mit Graf Arnulf von Flandern nun verwitwet war.
    Karl aber, der seinen Anspruch auf der Wahlversammlung nicht hatte durchsetzen können, begab sich nach Nieder-Lothringen und führte dort bei seinen Getreuen Klage darüber, man habe ihm die Königskrone vorenthalten; zugleich bereitete er auch eine militärische Aktion vor. Zu den Bundesgenossen Karls zählte neben anderen sein Neffe Arnulf, ein illegitimer Sohn König Lothars, der im weiteren Verlauf noch eine wichtige Rolle spielen sollte.
    Karl konnte die Königsstadt Laon durch Verrat in seine Hände bringen und nahm dabei Emma, die Witwe König Lothars, und Bischof Adalbero von Laon gefangen; beide zählten zu Karls Gegnern. König Hugo Capet und sein Sohn Robert versuchten im Sommer und nochmals im Spätherbst Laon zurückzuerobern, erlitten aber beide Male schwere Niederlagen. Hugo hatte zudem während der Belagerung von Laon die Kaiserin Theophanu gebeten, sie möge doch vermitteln. Theophanu machte den Kompromißvorschlag, Karl solle die Königin Emma und Bischof Adalbero freilassen, während Hugo die Belagerung der Stadt aufgeben mußte; beide Seiten sollten sich zudem zur Absicherung Geiseln stellen. Karl sah sich jetzt bereits in Griffweite des Thrones und lehnte daher den Vorschlag ab, während Hugo zugestimmt hätte.
    Im Januar 989 starb Erzbischof Adalbero von Reims. Hugo Capet wurde nun von den Versprechungen Arnulfs, des illegitimen Sohnes König Lothars, eingenommen und glaubte wohl auch, einen politisch raffinierten Schachzug zu machen: Arnulf wurde zum neuen Erzbischof von Reims erhoben, nachdem er sich durch strenge Eide auf die Partei Hugo Capets verpflichtet hatte. Bei dieser Gelegenheit erklärte König Hugo, nur das Fehlen direkter Erben König Ludwigs V. habe ihn dazu bestimmt, die Königswürde anzunehmen, und motiviere mit der karolingischen Abstammung Arnulfs dessen Wahl zum neuen Erzbischof von Reims.
    Doch noch im gleichen Jahr 989 lieferte Arnulf seinem Onkel Karl die Stadt Reims aus, wobei die Gefangennahme Arnulfs durch Karl vorgetäuscht wurde. Arnulf und seine Begleiter wurden nach Laon gebracht, wo dieses Spielchen noch eine gewisse Zeit weiterging, Arnulf aber schließlich doch den Treueid gegenüber Karl leistete. Hugo versuchte vergeblich, die Stadt Reims mit Waffengewalt wiederzugewinnen. Erst eine neuerliche List sollte Hugo doch noch den Sieg im Streit mit Karl ermöglichen.
    Bischof Adalbero von Laon, der aus der Haft Karls entkommen war, sandte Unterhändler an Arnulf, gelobte ihm Treue und Gehorsam und bat um die Aussöhnung mit ihm, seinem Erzbischof, und auch mit Karl; mit diesem kam er sogar mehr und mehr in ein Vertrauensverhältnis, er versicherte Karl seine Treue mit den heiligsten Eiden, und dies bis zum Palmsonntag, den 29. März 991. In der darauffolgenden Nacht lieferte Adalbero die Festung Laon mit Karl und Erzbischof Arnulf an König Hugo Capet aus. Karl und seine Familie wurden in den Kerker Hugo Capets nach Orleans gebracht, wo Karl - es ist nicht bekannt, zu welchem Zeitpunkt - in der Haft gestorben ist. Nur Karls ältester Sohn, Otto, war in Lothringen geblieben und folgte seinem Vater in der niederlothringischen Herzogswürde nach. Er starb wohl 1006, ohne Kinder zu hinterlassen, als letzter Nachkomme KARLS DES GROSSEN in der rein männlichen Linie.
    Für die Kaiserin Theophanu war seit dem Tode Erzbischof Adalberos von Reims die Einflußmöglichkeit im W-Reich mehr und mehr geschwunden: der Thronstreit entwickelte sich zusehends zu einer innerfranzösischen Angelegenheit. Schon im Sommer 990 hatte Hugo Capet beim Papst um die Absetzung Arnulfs wegen Treubruch nachgesucht. Als Arnulf in die Hände König Hugos gefallen war, wurde ihm auf dem Konzil von St. Basle-de-Verzy (im Juni 991) der Prozeß gemacht; Gerbert von Aurillac, der spätere Papst Sylvester II., wurde sein Nachfolger im Reimser Erzbistum. Die kaiserliche Regierung hat vielleicht versucht, durch briefliche Bitten von Reichsbischöfen den Papst zu Gegenmaßnahmen zu veranlassen. Aber kurz vor dem entscheiden Konzil zu St. Basle war die Kaiserin Theophanu verstorben, und so konnte die Reimser Angelegenheit ohne außerfranzösische Einflußnahme entschieden werden.

    5. Zusammenfassende Würdigung Karls von Nieder-Lothringen

    Herzog Karl fand in der Forschung bisher hauptsächlich als einer der letzten KAROLINGER Beachtung. Wir konnten bei unseren Überlegungen darauf aufmerksam machen, dass bei einer solchen Betrachtungsweise nur die väterliche Abstammung berücksichtigt wird, während Karl von seiner Mutterseite her den OTTONEN zuzurechnen ist, wie es auch bei der Namensgebung für die beiden älteren Kinder des niederlothringischen Herzogs abzulesen ist: diese Kinder erhielten die doch typischen OTTONEN-NamenGerberga undOtto. Insoweit ist die Erhebung Karls zum Herzog von Nieder-Lothringen nicht so sehr die Einsetzung eines Angehörigen der westfränkisch-französischen Königsfamilie in ein ostfränkisch-deutsches Grenzherzogtum zu werten, sondern eher als Einsetzung eines nahen Verwandten Kaiser OTTOS II., der darüber hinaus von seiner Mutter Gerberga her auch Bindungen an das lothringische Herzogtum vorweisen konnte.


    976 oo Adelheid, Tochter Heriberts III. von Troyes um 955- nach 991

    Kinder:

    - Otto Herzog von Nieder-Lothringen 970/75- 1006/12
    - Gerberga 970/75-27.1.1018
    985/90 oo Lambert I. Graf von Löwen ca 950-12.9.1015
    - Ludwig vor 989-nach 995
    - Karl 989-nach 991
    - Adelheid oder Ermengard - 1012
    990 oo Albert I. Graf von Namur - 1011

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohen Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 119,141,155,168 - Althoff Gerd: Otto III. Primus Verlag Darmstadt 1997, Seite 42 Anm. 19, 62,92 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 15,103,166 Anm. 161 - Eberhard Winfried: Westmitteleuropa Ostmitteleuropa. Vergleiche und Beziehungen. Festschrift für Ferdinand Seibt zum 65. Geburtstag. R. Oldenbourg Verlag München 1992, Seite 85-87 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 24,27,30-33,35,37 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 47,59,61,64,67,70,72-75,78,80,85 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 252,104,298,310,312-321,364,378,401,416,435 - Engels Odilo/Schreiner Peter: Die Begegnung des Westens mit dem Osten. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1993, Seite 24,31,32 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 67 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 V,19 Seite 187-198,244,284,298,302 - Görich Knut: Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 150 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 199,254-259,283,295-301 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 325 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992,Seite 211, 214-216,218,220-223,225 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 95,148, 151 - Weinfurter Stefan: Heinrich II. Herrscher am Ende der Zeiten. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1999, Seite 62 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 512,522,524,526 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stutggart 1981, Seite 155 -

    Geburt:
    Sommer

    Begraben:
    Servatiuskirche


  33. 143.  von Frankreich, Heinrich Graphische Anzeige der Nachkommen (104.Ludwig11, 79.Karl10, 50.Ludwig9, 25.Karl8, 17.Judith7, 13.Heilwiga6, 8.Isanbart5, 7.Adellinde4, 6.Hildebrand3, 2.Sigiprand2, 1.Ansprand1) wurde geboren in 953 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; gestorben in 953.

    Notizen:

    Geburt:
    Sommer