Genealogische Datenbank
 Bohrer

Robert

männlich um 820 - 866  (46 Jahre)


Generationen:      Standard    |    Kompakt    |    Vertikal    |    Nur Text    |    Registerformat    |    Tabellen    |    PDF

Generation: 1

  1. 1.  Robert wurde geboren um 820; gestorben in 866 in Brissarthe [49330],Maine-et-Loire,Pays de la Loire,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich; Graf von Paris
    • Titel/Amt/Status: Tours [37000],Indre-et-Loire,Centre-Val de Loire,Frankreich; Graf von Tours

    Notizen:

    Robert der Tapfere
    Graf von Paris und Tours
    - 866 gefallen Brissarthe
    Sohn des Grafen Robert III. im Worms- und Oberrheingau und der Wiltrud von Orleans, Tochter von Graf Hadrian
    Nach Merlet/Glöckner Sohn des 834 mit seinem Bruder, Odo Graf von Orleans, Stammvater der KONRADINER, gefallenen Grafen Wilhelm von Blois

    Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 883
    Robert der Tapfere
    * ca. 820, + 866 gefallen
    Vater der westfränkischen Könige Odo (888-898) und Robert I. (922-923)
    Stammvater der ROBERTINER (KAPETINGER)

    Aus bedeutendem rheinfränkischen Grafenhaus der ‚RUPERTINER‘ (Gründer des Klosters Lorsch), trat er um 840 in die Dienste KARLS DES KAHLEN, der ihn unter anderem aus Reimser Kirchengut versorgte und den mit seiner Gattin Ermentrud versippten Vasallen 852 zum Laienabt von Marmoutier und Graf von Angers, 853 zum Missus in Raum Anjou/Touraine/Maine erhob. Neben vorübergehender Verwendung in der Bourgogne hatte Robert der Tapfere lange den militärischen Oberbefehl "zwischen Seine und Loire" inne, mit den Grafschaften von Orleans bis Anjou, zuletzt auch die Abtei St-Martin in Tours. In Auseinandersetzungen mit rivalisierendem Adel und dem neustrischen Unterkönig Ludwig dem Stammler, Sohn KARLS DES KAHLEN) kam es neben einer Auflehnung Ludwigs gegen den Vater auch zu einer Erhebung Roberts gegen KARL (857-861). Robert der Tapfere hat Bretonen, Normannen und Aquitanier erfolgreich bekämpft, wobei er sie geschickt gegeneinander ausspielte. Er fiel 866, zusammen mit Graf Ramnulf von Poitou, bei Brissarthe (nördlich Angers) im Kampf gegen die Normannen. Den Gefallenen verglich man in der rheinfränkischen Heimat mit den MAKKABÄERN ("Robert fortis").

    Literatur:
    K. Glöckner, Lorsch und Lothringen, Robertiner und Capetinger, ZGO NF 50, 1936, 301-354 - K. F. Werner, Rotberti complices. Die Vasallen Roberts des Tapferen, WaG 19, 1959, 146-193 -
    Robert IV. der Tapfere folgte um 834 dem Vater in allen Allodien und beiden Gauen als Graf. Er ging in den verheerenden Bruderkriegen der KAROLINGER um 837 zu KARL II. VON FRANKREICH über und verlor deshalb die alten Hausgrafschaften seiner Familie, nicht aber die deutschen Allodien. In den Hausgrafschaften folgten ihm die KONRADINER bzw. SALIER, die mit seiner Familie verschwägert waren. Er machte wohl 841 die Schlacht bei Fontenay mit, jedoch auf Seiten Kaiser LOTHARS I., weil er entschiedener Verfechter der Reichseinheit war, die nur der fränkische Reichsadel, der in allen Reichsteilen Besitz hatte, garantieren konnte. Robert wurde von KARL II. DEM KAHLEN gefördert, bekam die wichtigen Grafenrechte in Anjou, Touraine, Maine und Blois, und wurde Graf von Tours und Paris, auch Laienabt und Vogt von St. Martin/Tours, Marmoutier, Angers und Comery. Er beherrschte weitgehend das Gebiet des ehemaligen "Neustrien" und stieg damit zum mächtigsten Kronvasallen auf und war zeitweise auch Königsbote. Er geriet mit dem Haus SEPTIMANIEN-AQUITANIEN in Streit, gewann von diesem vorübergehend Autun dazu, geriet 858 mehrmals in Streit mit KARL II., weil er sich weigerte, ihm verliehene Benefizien zurückzugeben, so stark war er.
    Robert war der Anführer von Adelsbünden und zeigte als erstes Mitglied der Sippe das Geschick, den richtigen Augenblick abzupassen und die Fähigkeit zur Mäßigung. In der Zeit übelster Plünderungen durch die Normannen, die von allen Flüssen her ins Land eindrangen, wurde er der Chef der Abwehr der Normannen und fiel heldenhaft kämpfend bei Brissarthe. Mit seinem unerschrockenen Widerstand begründete er seinen Ruhm und das Ansehen seiner Familie in Frankreich, die bald als einheimischer empfunden wurde als die KAROLINGER.
    Robert ist der Ahnherr der ROBERTINER, aus denen später die KAPETINGER hervorgingen.

    Friese Alfred: Seite 104, "Studien zur Herrschaftsgeschichte des fränkischen Adels"

    Als durch die Schlacht von Fontenay (bei Auxerre) 841 die Entscheidung gegen Kaiser LOTHAR I. gefallen war und zwei Jahre später im Vertrag von Verdun besiegelt wurde, mußten im Ostreich viele von ihnen abtreten. Das Beispiel der ROBERTINER ist ebenso aufschlußreich wie das der HATTONEN. Robert IV., dessen Vater Königsbote im Mainzer Sprengel und Graf im Oberrhein- und Wormsgau war, hat schon 837 den Machtbereich Ludwigs des Deutschen verlassen und über Freunde im Lager des Kaisers Anschluß an den Hof KARLS DES KAHLEN gefunden. Mit ihm ging auch Graf Hraban, ein Vetter des Fuldaer Abtes Hrabanus Maurus.

    Mitterauer Michael: Seite 209, “Karolingische Markgrafen im Südosten”

    Neben Guntram hatte Graf Rutpert III. noch einen zweiten Sohn, der den Namen des Vaters trug. Er wird 836 in einer Lorscher Urkunde genannt. Glöckner hat es wahrscheinlich gemacht, dass es sich bei ihm um den unter dem Namen Robert "der Tapfere" bekannten Ahnherrn der westfränkischen ROBERTINER handelt. Er nimmt an, dass sich Rutpert wie viele andere ostfränkische Große beim Tod Kaiser LUDWIGS für dessen Sohn LOTHAR entschied und dadurch in Gegensatz zu König Ludwig dem Deutschen geriet. War Rutpert wirklich ein Neffe des Hrabanus Maurus, dann findet diese Annahme neue Stützung. Auch Hrabanus Maurus nahm gegen König Ludwig Stellung. Er verlor aus diesem Grunde seine Fuldaer Abteiwürde. Durch seine Haltung wurde sicherlich auch die seines damals noch ziemlich jugendlichen Neffen bestimmt.
    Nach dem Sieg König Ludwigs ging Rutpert ins W-Reich, wo er sich rasch eine neue Ausgangsbasis schuf. Die rupertinische Grafschaft im Wormsgau sowie der größte Teile der rheinischen Güter dieses Geschlechts gingen auf einen Graf Megingoz über. Daraus, dass er als nepos König Odos bezeichnet wird, schloß Glöckner, dass er der Sohn einer Schwester Roberts des Tapferen war. Sein Vater hieß Walacho, sein Bruder Robert.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 439,441,500,502, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Unter den Großen im Rheingebiet gab es einige, die nach der Reichsteilung von Verdun nicht unter der Herrschaft des ungeliebten Ludwig leben wollten, aber auch für LOTHAR nichts übrig hatten. Zu ihnen gehörten Hrabanus und Robert, zwei Männer gräflicher Abstammung. Hrabanus war ein Verwandter des späteren Erzbischofs Hrabanus Maurus von Mainz, Robert war kein anderer als Robert der Tapfere, der Ahnherr der KAPETINGER. Sie zogen in KARLS Reich und wurden mit Gütern der Reimser Kirche ausgestattet. Dieses Bistum war in den ersten Jahren der Herrschaft KARLS vakant geblieben, um den König die Einkünfte zu sicherm. Bald nach seiner Wahl zum Erzbischof von Reims erreichte aber Hinkmar die Rückgabe seiner Güter. Robert konnte sich auf seine Verwandtschaft mit Königin Ermentrud und dem einflußreichen Grafen Adalhard stützen. Im Jahre 852 ernannte ihn KARL zum Grafen von Anjou und der Touraine. Nach dem Verlust von Nantes und Rennes sollte dieses Gebiet die Grundlage einer neuen Bretonischen Mark bilden. Gleichzeitig wurde Robert Laienabt des Klosters Marmoutier bei Tours. Später erhielt er dann noch die Grafschaften Blois und Orleans, dazu die Laienabtwürde von Saint-Martin in Tours, einen der Grundpfeiler für die Macht der ROBERTINER, der späteren KAPETINGER.
    Im Jahre 858 trat eine weit gefährlichere Oppositionsbewegung auf, der ein Großteil des fränkischen Adels im Königreich KARLS DES KAHLEN angehörte, darunter Robert der Tapfere und Erzbischof Wenilo von Sens. Diese Partei machte Ludwig dem Deutschen das Angebot, die Krone von KARLS westfränkischem Reich zu übernehmen. Ludwig nahm an, besetzte mühelos einen großen Teil des Königreichs und vergab schon honores an Große, die ihn gerufen hatten. Ludwig der Deutsche fühlte sich seiner Anhänger so sicher, daß er seine Truppen nach Hause entlassen hatte. KARL nützte das aus und zwang seinen Bruder durch eine rasche Militäraktion zum übersturzten Abzug. Dieser Erfolg in einer äöußerst kritisch erscheinenden Lage begründete KARLS Aufstieg in der fränkischen Welt. Freilich blieb die Verurteilung der Verschwörer von 858 durch die Synode zu Gondreville weitgehend wirkungslos, an der im Jahr darauf die "lothringischen" und westfränkischen Bischöfe teuilnahmen: KARLS Gegner waren in die Bretragne geflohen, die damals von der Opposition als Aufenthaltsort bevorzugt wurde. KARL mußte im Jahr 861 diesen Großen, voran Robert dem Tapferen, ihre Besitzungen und honores zurückgeben, sie dabei sogar noch vermehren.
    Die ROBERTINER dagegen, die "frühesten" KAPETINGER, deren Name auf Robert den Tapferen, ihren Ahnherrn und ihre eigentliche Heldengestalt zurückgeht, erhielten wesentlich weniger Beifall.
    Robert der Tapfere und Hugo Abbas, der einer feindlichen Familie angehörte, aber Roberts Werk fortsetzte, verkörpern die Vorbereitungsphase von 852 bis 866: Eine beträchtliche Vasallenklientel entstand auf der Grundlage eines Militärkommandos, das die KAROLINGER für Robert im Loiregebiet zwischen Orleans und Angers eingerichtet hatten, um die Bretonen und Normannen zu bekämpfen. Von dieser Basis ausgehend, sicherten sich Robert beziehungsweise Hugo der Abt (Abbas) auch einige große Klöster, voran Saint-Martin in Tours, und wurden dort Laienäbte. Das ermöglichte ihnen, zahlreiche Vasallen auf Klosterbesitz anzusiedeln.

    Ehlers Joachim: Seite 13-15, "Die Kapetinger"

    Zur frühen Geschichte der Familie gibt es keine eindeutigen Quellenzeugnisse; die Sammelbezeichnung "ROBERTINER" ist neuzeitlich und bezieht sich auf Robert, ihren ersten faßbaren Angehörigen, der aufgrund seiner vor allem im Kampf gegen die Normannen bewiesenen militärischen Tüchtigkeit schon von den Zeitgenossen als "der Tapfere" anerkannt wurde. Wegen seiner Leistungen im Dienst KARLS DES KAHLEN, der Eigenherrschaft, die er früh begründen konnte und durch seine königlichen Nachkommen erregte er das Interesse zeitgenössischer und späterer Geschichtsschreiber, die auch Nachrichten über seine Vorfahren überliefert haben. Roberts Vater sei ein gewisser Witichinus gewesen, der aus den ostrheinischen Ländern gekommen sei, schreibt am Ende des 10. Jahrhunderts der Mönch Richer aus dem Reimser Kloster des Heiluigen Remigius (I, 5), und sein Zeitgenosse Aimoin von Fleury präzisiert das, wenn er Robert einen Mann sächsischer Herkunft (Saxonici generis) nennt (II, 1). Gegenüber diesen Meldungen, die den Ursprung des ersten französischen Königshauses außerhalb Frankreichs sehen, berichten zeitnähere Aufzeichnungen wie die Annales Xantenses zum Jahr 867 (gemeint ist 866), daß damals ein Heerführer KARLS DES KAHLEN gegen die Normannen gefallen sei, ein sehr tapferer Mann aus der Francia namens Robert, und die Fuldaer Annalen nennen ihn einen Grafen König KARLS, der "wie ein Judas Makabäus unserer Zeit" (alter quodammodo nostris temporibus Machabeus) kämpfend den Tod gefunden habe.
    Zwischen sächsischer Herkunft und westfränkischem Königsdienst Roberts sah die ältere Forschung einen Widerspruch. Er sollte dadurch beseitigt werden, daß dem notorisch phantasievollen Richer, der den namen Widukind seinem gelehrten Wissen von den Sachsenkriegen KARLS DES GROSSEN mühelos hätte entnehmen können, Erfindung unterstellt wurde; für Aimoin glaubte man an einen Reflex späterer Vorgänge, nämlich der Heirat des dux Hugo Magnus, Roberts Enkel, im Jahre 937 mit Hadwig, der Tochter König HEINRICHS I. und Schwester OTTOS I., über die der Name Heinrich in das französische Königshaus gekommen ist.
    Ein solcher Widerspruch besteht indessen keineswegs zwingend, denn die fränkische Reichsaristokratie, zu der Robert gehörte, definierte sich gesamtfränkisch und darf demzufolge nicht nachträglich auf eine einzige Herkunftsregion beschränkt werden. Ein intensives gentiles Bewußtsein, das diese Familien ursprünglich zweifellos gehabt haben, wurde seit der Zeit KARLS DES GROSSEN im reichsweiten Aktionsraum so intensiv fränkisch überlagert, daß ein Großer zwar individuell aus der Francia kommen, durch Familientradition aber sächsischer Herkunft sein konnte. Die Quellenzeugnisse müssen sich demnach im Falle Roberts nicht gegenseitig ausschließen, sondern können einander ergänzen; angesichts der Fluidität weiträumiger Adelsbeziehungen und der Verbreitung des Personennamens verbietet sich aber jede präzise Bestimmung schon deshalb, weil sie dem damals noch sehr offenen System gesellschaftlich-familiärer Beziehungen nicht angemessen wäre. In einer Welt breitgelagerter Traditiionsverbände dürfen "die" ROBERTINER nicht als abgrenzbare, stammtafelfähige Größe gesucht werden, denn Einheiten dieser Art waren erst im Entsehen begriffen und können deshalb als solche in den Quellen nicht gefunden werden. Aus diesem Grund ist der Versuch gescheitert, Roberts Verwandtschaft mit dem mittelrheinischen Grafen Cancor nachzuweisen, der um 762/63 das Kloster Lorsch gegründet hatte und seinerzeit zur Familie des Bischofs Chrodegang von Metz gehört haben soll, des neben Fulrad von St- Denis wichtigsten Beraters des späteren Königs Pippin. Angesichts der bekannten überregionalen Verbindungen der fränkischen Reichsaristokratie ist die Verbindung Chrodegang/Robert/Cancor zwar möglich, aber ebensowenig belegbar wir die These einer neustrischen Herkunft der Familie Roberts. Sie wurde aus Verwandtschaft Hrotberts, eines Refendars König Chlothars III., mit dem Heiligen Lantbert gefolgert, dem die mittelrheinischen RUPERTINER zwei Kirchen geweiht haben; hierbei ist allerdings Lantbert, Abt von St-Wandrille und Bischof von Lyon (+ 683/88), verwechselt worden, dem die Kirchen in Donk (Provinz Limburg) und in Mainz geweiht waren.
    Mit dem Vertrauen in die Rekonstruierbarkeit verwandtschaftlicher Beziehungen Roberts zur Familie Chrodegangs von Metz schwindet aber auch die Möglichkeit, seinen Zugang zum Hof KARLS DES KAHLEN plausibel zu erklären. Robert muß dort frühzeitig Erfolg gehabt haben, denn 852 erhielt er das Kloster Marmoutier (Dep. Indre-et-Loire) übertragen, eine Gründung des fränkischen Reichsheiligen Martin. Solche Ausstattungen waren letzte Mittel der spätkarolingischen Könige, Große an sich zu binden und für die Dynastie zu gewinnen. Ein Teil des Klostergutes verblieb den Konventen, aus dem größeren Bestand konnte der Laienabt eigenen Vasallen Dienstgüter geben. 861, nach einer Phase der Opposition Roberts als Parteigänger Ludwigs des Deutschen, vertraute KARL ihm den militärischen Oberbefehl im Westen zwischen Loire und Seine an, den ducatus inter Ligerim et sequanam adversus Brittones (Regino zu 861). Es ist bemerkenswert, daß die künftige Basislandschaft der ROBERTINER zugleich die gefährdetste Region des W-Fränkischen Reiches war, bedroht durch Normannen und Bretonen: Die künftigen Könige verdankten ihren Aufstieg zu einem guten Teil militärischer Bewährung. Robert muß KARL DEM KAHLEN so wichtig gewesen sein, daß er ihm gegen den Willen des Erzbischofs Hinkmar von Reims 866 die ehrwürdigste Kirche des Frankenreichs überließ, das Kanonikerstift St-Martin in Tours.
    Nach dem Tod Roberts, der 866 bei Brissarthe (Dep. Maine-et-Loire) im Kampf gegen die Normannen gefallen war, konnte der König nur einen Teil der mitterweile erworbenen honores an Roberts minderjährigen Sohn Odo weitergeben.

    Mexandeau Louis: Seite 50-51, "Die Kapetinger"

    So war es bei Robert dem Tapferen (oder dem Starken), dem ersten bekannten Vorfahren der KAPETINGER. Er war ein Zeitgenosse KARLS DES KAHLEN, seine Herkunft liegt im Dunkel und ist umstritten, und es hat ganz den Anschein, als ob er sein Glück nicht - wie es französische Historiker behauptet haben, um seiner Nachkommenschaft zu schmeicheln und um sie zu rechtfertigen - einer gediegenen aristokratischen Abstammung verdankte, sondern der Beharrlichkeit, mit der dem Mißgeschick trotzte. Einerseits versuchte der energische KAROLINGER das Eindringen der Wikinger durch Brückenbefestigung aufzuhalten, andererseits bemühte er sich, sie aus dem flachen Land zurückzuzdrängen. Einer seiner tüchtigsten Stellvertreter, wenn nicht überhaupt der bewährteste, war eben jener Robert, der Urgroßvater Hugo Capets. Um ihm seine Treue zu lohnen, übertrug ihm KARL große Vollmachten und ausgedehnte Ländereien im Gebiet zwischen Seine und Loire, das man damals noch Neustrien nannte. Schon im Jahre 860 fühlte sich Robert stark genug, um sich gegen den Herrscher zu empören und es abzulehnen, ihm die Benefizien zurückzugeben, die ihm seine tapferen Taten eingebracht hatten. Eine erste Bekundung der Unabhängigkeit, auf die in dem Maße, wie sich diese stolze Familie festigte, noch viele andere folgen sollten. Die Auflehnung währte nicht lange, und Robert erhielt daher seine Güter und seine Vorrecht zurück. Er stellte so eine andere Eigenschaft unter Beweis, die zur ersten Tugend des Geschlechtes werden sollte, die Mäßigung ... vorausgesetzt, daß sie etwas einbrachte Vor den KAPETINGERN wußten schon die ROBERTINER, wie weit man gehen durfte und wo man haltmachen mußte.
    Robert der Tapfere starb frühzeitig im Jahr 866 am Ende eines siegreichen Kampfes, den er einer Normanschar geliefert hatte. Die Erinnerung an seinen ruhmreichen Tod auf den Stufen der Kirche von Brissarthe nahe bei Le Mans blieb unvergessen. Er hinterließ zwei Söhne, Odo und Robert; der ältere war noch nicht zehn Jahre alt.

    Dümmler Ernst: Band I Seite 591, "Geschichte des Ostfränkischen Reiches"

    Als nämlich im Herbst 866 eine Schar von nur etwa 400 Loiredänen und Britten der Stadt Le Mans unter der Führung Hastings zu Pferde einen zweiten Besuch gemacht hatte [Der Tod Roberts und Ramnulfs wird kurz von Hinkmar erzählt, ausführlich von Regino a. 867.], wurden sie auf dem Rückwege bei Brissarthe von den Grafen Roert, Ramnulf, Gotfrid unf Heriveus angegriffen und in den Ort zusammengedrängt, wo die Mehrzahl von ihnen in einer steinernen Kirche Zuflucht fand. Bei einem Ausfalle aus derselben gelang es ihnen Robert, der unvorsichtig der Kühlung wegen Helm und Harnisch abgelegt, im Gewühle zu erschlagen, Ramnulf aber ward durch einen Pfeilschuß aus der Kirche so schwer getroffen, daß er drei Tage darauf starb

    Dümmler Ernst: Seite 15,34,35, "Die Chronik des Abtes Regino von Prüm"

    861
    KARL hielt eine Reichsversammlung zu Compendium [Compiegne] und dort vertraute er mit dem Beirate seiner Großen dem Grafen Robert die Herzogswürde zwischen Liger und Sequana wider die Brittonen an [Robert der Starke wurde im November 853 zu Servais zum Sendgrafen für Maine, Anjou, Touraine und die spätere Normandie ernannt.], die derselbe längere Zeit hindurch mit außerordentlichem Eifer verwaltete.

    867
    Die Nordmannen besetzten die Mündungen des Flusses Liger und fingen von neuem an, die namnetische, andegavische, pictavische und turonische Landschaft grausam zu verheeren; gegen diese führen Ruotbert, welcher die Mark verwaltete, und Herzog Ramnulf von Aquitanien [Seit 852 neben Robert als Kämpfer gegen die Normannen erwähnt.] die von ihnen gesammelten Mannschaften ins Treffen [Im Herbst 866 plünderten 400 Normannen die Stadt Le Mans, auf dem Rückmarsche von dort zur Loire wurden sie bei Brissarthe von dem fränkischen Heere angegriffen, wobei Robert seinen Tod fand.]. Jene, als sie sich von einem Heere verfolgt sahen, eilen in größter Hast ihre Flotte zu erreichen; doch da sie bemerkten, daß die Schar der Verfolger ihnen nahe sei und sie erkannten, daß Entkommen nicht mehr möglich wäre, dringen sie in einen Flecken ein, wo sie sich befestigen, so gut es die Zeit erlaubt. An diesem Orte befand sich aber eine sehr große aus Stein erbaute Kirche, in welche der größte Teil der Nordmannen nebst ihrem Füherer Namens Hasting sich hineinbegab. Routbert und Ramnulf mit ihren Genossen fallen über sie her und hauen unverweilt alle die nieder, welche sie außerhalb der Kirche auffanden. Als sie zur Kirche kommend, den Ort befestigt sahen und eine sehr bedeutende Schar von Heiden darin verborgen fanden, schlagen sie nach kurzer Beratung rings umher ihr Lager auf und errichten Zelte, damit sie am morgenden Tage durch Aufwerfung von Wällen und Anwendung von Maschinen die Feinde mit aller Kraft belagern könnten; denn schon neigte die Sonne zum Untergange. Ruotbert, der durch die starke Hitze in Schweiß geraten war, legte Helm und Harnisch ab, um sich ein wenig von der frischen Luft abzukühlen; und während alle mit der Aufschlagung des Lagers beschäftigt sind, stürzen plötzlich die Nordmannen aus ihrer Befestigung hervor und werfen sich unter gewaltigem Geschrei auf Ruotbert und seine Genossen. Doch wiewohl plötzliche und unvorhergesehene Zufälle auch die tapfersten Männer im Kriege in Verwirrung zu dringen pflegen, so ergreifen sie dennoch so schnell wie möglich ihre Waffen, nehmen den Feind mannhaft in Empfang und zwingen die Weichenden, in die Kirche zurückzukehren. Ruotbert, der ohne Helm und Panzer herbeieilte, wurde, da er allzu unvorsichtig kämpfte und noch dazu den Feinden nachsetzte, in der Pforte der Kirche selbst erschlagen; seinen schon leblosen Körper ziehen sie hinein. Ramnulf ferner, als er aus einiger Entfernung dem Ausgange der Sache zusah, wurde von einem Nordmann durch das Kirchenfenster mit einem Pfeilschuß tödlich verwundet, den er, von den Seinigen aus dem Treffen geführt, kaum drei Tage überlebte. Mit so schlimmen Mißgeschick wurde die Schlacht geliefert und beendigt; das Heer, das nach Verlust seines Hauptes zugleich von Verwirrung und Trauer erfüllt war, hebt die Belagerung in derselben Stunde auf und kehrt in die Heimat zurück; die Nordmannen lenken ihre Schritte jubelnd zu ihrer Flotte.

    1. oo Agane
    2. oo Adelheid von Tours, Tochter des Grafen Hugo (ETICHONE) - nach 866 Schwägerin Kaiser LOTHARS I.

    nach G. Tellenbach kaum möglich !!

    Kinder:
    2. Ehe
    - Robert I. von Neustrien um 860-15.6.923
    - Odo Graf von Paris 858-1.1.899
    - Richilde Erbin von Blois
    oo Theobald Graf von Tours
    Stammeltern der Grafen von Blois-Champagne

    Literatur:
    Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 15,34-36,54,83,88 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 428,431,465,469, 480,483,546,558,585,589 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 11,13-15,46,48 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 13,36,76 - Friese Alfred: Studien zur Herrschaftsgeschichte des fränkischen Adels. Der mainländisch-thüringische Raum vom 7. bis 11. Jahrhundert. Klett-Cotta Stuttgart 1979 Seite 104 - Glöckner K: Lorsch und Lothringen, Robertiner und Capetinger. in: Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins Band 50 Heft 1, 1936, Seite 300-354 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 66 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 43 - Mexandeau Louis: Die Kapetinger. Editions Rencontre Lausanne 1969 Seite 50-51 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963 Seite 209 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 235,256,277 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 154,158,180,184 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 65,66,67,69,71 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 27,34,52,230 Anm. 876 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 439,444,446,500,502 -

    Gestorben:
    gefallen

    Familie/Ehepartner: Agane. [Familienblatt] [Familientafel]

    Familie/Ehepartner: von Tours, Adelheid. Adelheid (Tochter von von Tours, Hugo und Ava) gestorben nach 866. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 2. von Paris, Odo  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 858; gestorben am 1 Jan 899 in La Fère [02800],Aisne,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich.
    2. 3. von Neustrien, Robert I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 866; gestorben am 15 Jun 923 in Soissons [2200],Aisne,Picardie,Frankreich.


Generation: 2

  1. 2.  von Paris, Odovon Paris, Odo Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Robert1) wurde geboren in 858; gestorben am 1 Jan 899 in La Fère [02800],Aisne,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich; Graf von Paris
    • Titel/Amt/Status: Franzien,Frankreich; Herzog von Franzien
    • Titel/Amt/Status: 29.2.888-899, Westfrankenreich; Westfränkischer König

    Notizen:

    Odo Westfränkischer König (29.2.888-899)
    Herzog von Franzien
    Graf von Paris
    858-1.1.899 La Fere-sur-Oise
    Begraben: St-Denis
    Ältester Sohn des 866 gegen die Normannen gefallenen Grafen Robert IV. der Tapfere von Paris aus seiner 2. Ehe mit der Adelheid von Tours, Tochter von Graf Hugo

    Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 1353

    Odo, westfränkischer König 888-898
    + 1./3. Januar 898 La Fere/Oise Begraben: St-Denis
    oo Theodrada

    Nach dem Tod Roberts des Tapferen wurden seine minderjährigen Söhne Odo und Robert bei der Nachfolgeregelung übergangen und 868 verbliebener 'honores' durch KARL DEN KAHLEN beraubt. Erst die Fürsprache Gauzlins ebnete Odos Ernennung zum Grafen von Paris den Weg. 885/86 organisierten Bischof und Graf die erfolgreiche Verteidigung der Stadt gegen die Normannen. Als Angehöriger einer Partei, die 885 den Kaiser zur Herrschaft im Westen eingeladen hatte, profilierte Odo von der kaiserlichen Gunst, vom Zerfall monarchischer Aurorität und vom Tod führender westfränkischer Adliger: 886 erhielt er die väterlichen Besitzungen an der Loire (Grafschaften Angers, Tours, Blois; Orleans; Abtei St-Martin/Tours) und vermehrte das neu entstehende Machtzentrum nach Gauzlins Tod noch um dessen Kloster St-Germain-des-Pres, St-Denis und St-Amand. Diese herausragende Stellung in Neustrien nutzte Odo schon 887 zur Einflußnahme auf Teile des Episkopates. Dies war die Basis für Odos Königswahl und seinen gestuften Herrschaftsantritt im westfränkischen Reich. Nach der Absetzung KARLS III. durch seinen Neffen ARNULF löste sich das karolingische Großreich 888 endgültig auf, udn der Adel wählte die Könige der Nachfolgereiche aus den eigenen Reihen. Während sich im W eine Partei um Erzbischof Fulco von Reims zunächst WIDO VON SPOLETO (Krönung in Langres zum westfränkischen König, Resignation und Abzug nach Italien) und dann dem ostfränkischen Herrscher ARNULF zuwandte, erhob eine andere Adelsfraktion Odo am 29. Februar 888 in Compiegne zum König; die Weihe spendete Erzbischof Walter von Sens. Ein erneuter Normannensieg am 24. Juni 888 bei Montfaucon-en-Argonne und eine persönliche Begegnung mit ARNULF in Worms sicherten Odos Position, die er mit einer erneuten Krönung (mit einer von ARNULF geschickten Krone) am 13. November 888 in Reims befestigte und Anfang 889 auf einem Aquitanienfeldzug auch im S zur Geltung brachte. Nach einem Hoftag in Orleans im Juni 889 setzte die Ausstellung erster Königsurkunden ein.
    Obwohl Odo einen Vorrang ARNULFS akzeptierte und mit ihm ein Frundschaftsbündnis einging, war damit die 843 geschaffene Einheit und Selbständigkeit des westfränkischen Reiches gewahrt. Seine Herrschaft verstand Odo in der Kontinuität seiner karolingischen Amtsvorgänger und zählte seine Regierungsjahre vom Tod KARLS III. (13. Januar 888) an. Die bei der Weihe 888 abgelegte Promissio erkannte kirchliche und adlige Rechte im Sinne eines die Herrschaft begründenden Vertragsverhältnisses an.
    Die konsequente Erweiterung der robertinischen Besitzungen über Neustrien hinaus und die Sicherung für die eigene Familie durch gezielte Förderung von Odos Bruder Robert (seit 893 marchio) sorgten seit 892 freilich für zunehmenden adligen Widerstand, gefördert durch Mißerfolge bei der Normannenabwehr. Am 28. Januar 893 erhob eine oppositionelle Adelsgruppe um Fulco von Reims und Graf Heribert I. den letzten westfränkischen KAROLINGER Karl 'den Einfältigen' gegen Odo zum König und ersuchte ARNULF um Hilfe. In langwierigen Auseinandersetzungen um die Herrschaft, in denen ARNULF 894 Karl, 895 schließlich Odo anerkannte, konnte sich Odo zwar weitgehend durchsetzen, mußte aber den Verlust königlicher Autorität und die Ausformung eigenständiger Adelsherrschaften akzeptieren. In einem Vertrag wies Odo 897 Karl ein Landgebiet und die Nachfolge im Königsamt zu, sicherte aber seinem Bruder Robert das erhebliche Machtpotential vor allem in Neustrien. Als Odo ohne Erben 898 starb, war der Grundstein für die karolingische Restitution im Königtum wie für eine robertinische Sonderstellung im Reich gelegt, die 922/23 Robert I. und schließlich 987 Hugo Capet zur Erlangung der königlichen Würde nutzten.

    Literatur:
    Dümmler ² III, 266ff., 315ff. - HEG I, 735-738 - G. Schneider, Erzbischof Fulco (883-900) und das Frankenreich, 1973 - B. Schneidmüller, Karolingische Tradition und frühes Königtum, 1979, 105-121 - K. F. Werner, Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000, 1989, 446ff. - W. Kienast, Die fränkische Vasallität, 1990, 445-492 -
    Odo wuchs in den deutschen Allodien im Wormsgau auf und stand mit dem Bruder unter der Vormundschaft des mächtigen, berühmten Halbbruders Abt Hugo von Tours, der französischer Regent wurde und die Brüder wieder in Besitz und Ämter einsetzte. Odo wurde wie schon sein Vater Graf von Paris, Graf von Aquitanien, Graf von Anjou und Touraine und mehrfacher Laienabt und Vogt wichtiger Klöster. Nach dem Sturz Kaiser KARLS III. DES DICKEN durch ostfränkische Feudalherren wurde der bewährte Heerführer Odo aus dem Hause der ROBERTINER, der sich bei der Belagerung von Paris durch die Normannen hervorgetan hatte, König des westfränkischen Reiches. Nachdem Odo in Compiegne gekrönt worden war, verfolgte er zuerst die normannischen Eindringlinge, die er am 24.6.888 bei Montfaucon besiegte. Um seine Stellung gegen einen noch unmündigen Sohn Ludwigs II. des Stammlers zu sichern, erkannte er die Lehnshoheit des ostfränkischen Königs ARNULF VON KÄRNTEN an. Odo vermochte im wesentlichen nur im Gebiet nördlich der Loire wirklichen Einfluß auszuüben. Er versuchte die königliche Gewalt zu festigen, was ihm unter dem Adel viele Feinde zuzog. Wegen ihrer endlosen Intrigen verzichtete der durch Krankheit geschwächte König 898 auf sein Amt zugunsten Karls III. des Einfältigen, der bereits 893 von einer oppositionellen Adelsgruppe zum König erhoben worden war.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Der Graf von Paris Odo, dessen unerschrockener Kampfesmut an seinen Vater Robert den Tapferen gemahnte, zeichnet sich 885 bei der Abwehr der Normannen vor Paris aus. Kaiser KARL III. verhalf dem ROBERTINER Odo zum weiteren Durchbruch, als er ihm zur Grafschaft Paris 886 nach dem Tode Hugos des Abtes auch noch dessen hinterlassene Hoheitsrechte in Neustrien und an der Loire hinzugab.
    Nach der Absetzung Kaiser KARLS III. nutzte in W-Franken der ROBERTINER Odo seine überlegene Machtstellung von der Seine bis zur Loire wie auch seinen frischen Kriegsruhm als Verteidiger von Paris, um Ende Februar oder Anfang März in Compiegne die Krone zu nehmen, wohl nur wenige Tage bevor in Langres Markgraf Wido II. von Spoleto, eingedenk der alten Verbindungen seines Geschlechts zum Westen, desgleichen tat. Allerdings räumte er vor Odo schnell das Feld und verfolgte seine Ambitionen seither in Italien weiter, während der aquitanische Süden Graf Ramnulf von Poitiers, nach dem Tode des Bernhard Plantapilosa (885/86) der Mächtigste weit und breit, zeitweilig ebenfalls seine Verselbständigung betrieb, sich dann aber doch Odo unterwarf; an seinem Hof hütete er im übrigen den 8-jährigen Karl, Ludwigs des Stammlers postumen Sohn, der vorerst freilich von keiner Seite ins Spiel gebracht wurde.
    Im Juni 888 empfing König ARNULF in Frankfurt eine Gruppe westfränkischer Gegner Odos unter dem Erzbischof Fulco von Reims, die zunächst WIDO angehangen hatten und nun ihm die Herrschaft bei ihnen antrugen. ARNULF ging nicht darauf ein und erkannte vielmehr Odo an, auf den ja auch KARL III. im Westen vertraut hatte. Der ROBERTINER fand sich, gestärkt durch einen eben errungenen Normannensieg, in Worms zur Huldigung ein und erhielt bald darauf von ARNULF eine Krone, mit der er, nunmehr in Reims, abermals gekrönt wurde, was seine inneren Widersacher einstweilen zum Schweigen brachte.
    König Odo, der nach dem Gewinn allseitiger Anerkennung (888/89) seine beträchtliche Hausmacht an Grafschaften, Kirchen und Lehen, die er formell dem Bruder Robert übereignet hatte, nach Kräften weiter ausbaute, zog sich damit den wachsenden Unmut der anderen Großen zu. Seine Widersacher, allem voran Erzbischof Fulco von Reims und der Graf Heribert von Soissons und Meaux, durch seinen Vater Pippin ein Enkel des geblendeten Königs Bernhard von Italien (+ 818), versprachen sich am meisten Wirkung davon, nicht einen der Ihren Odo entgegenzustellen, sondern einen KAROLINGER: den bis dahin als illegitim betrachteten, mittlerweile 13-jährigen Sohn Ludwigs des Stammlers, Karl mit dem späteren, an sich positiv gemeinten Beinamen "der Einfältige". Er wurde am 28.1.893, also am Jahrestag von KARLS DES GROSSEN Tod, in Reims feierlich gekrönt und fand als (Gegen-)König auf Anhieb starke Resonanz, die bis ins westfränkische Burgund und nach Aquitanien reichte, aber nicht von Dauer war. Um ihm wenigstens das Wohlwollen ARNULFS zu sichern, appellierte Fulco in einem Schreiben geschickt an die familiäre Solidarität, indem er seinen Abscheu vor der Tyrannei des "dem Königsstamm (stirps regia) fremden" Odo mit der Sorge um die Zukunft des KAROLINGER-Hauses verknüpfte, aus dem nur noch ARNULF und eben der junge Karl übrig und somit eng aufeinender angwiesen seien. Tatsächlich trafen beide im Mai 894 im Worms zusammen, wo ARNULF den Vetter (2. Grades) als Lehnsmann annahm und seine politischen Ziele zu unterstützen versprach. Doch ließ er bald davon ab, als Karl nach seiner Rückkehr gegen den wieder erstarkenden Odo weiter rapide an Boden verlor und aus der Francia ins westliche Burgund ausweichen mußte. ARNULF besann sich seiner Rolle als Oberherr beider, "befahl, dass Odo und Karl zu ihm kämen" (so der Annalist von Saint-Vaast), und als sich im Mai 895 nur Odo in Worms einstellte, erneuerte er das Bündnis mit ihm, gab also die karolingische Option im W auf.
    Nachdem König Zwentibold im Sommer 895 zugunsten Karls des Einfältigen in W-Franken eingegriffen hatte, kam 897 ohne sein Zutun, aber durch tätige Vermittlung Fulcos von Reims ein Ausgleich zwischen Odo und Karl dem Einfältigen zustande: Der siegreiche ROBERTINER, der Schritt für Schritt die Königsmacher des Gegners auf seine Seite gezogen hatte, unter anderem Graf Heribert durch Überlassung der wichtigen Grafschaft Vermandois (896), aber selber ohne legitimen Sohn geblieben war, einigte sich mit dem unterlegenen KAROLINGER auf gegenseitige Anerkennung ihres Königtums, gestand ihm ein beschränktes Hoheitsgebiet (wohl um Laon) und nach seinem Tode die Anwartschaft auf das ganze Westreich (vor dem eigenen Bruder Robert) zu, ließ sich dafür aber die beträchtlichen Machtpositionen seiner Fammilie von dem bisherigen Rivalen garantieren. Auf dieser Grundlage ergab sich eine anscheinend reibungslose Wiederherstellung der karolingischen Monarchie im Westen, als Odo am 1.1.898 in La Fere an der Oise gestorben und ganz im Stile seines Vorgänger in Saint-Denis beigesetzt worden war.

    Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Seite 13-21, "Die französischen Könige des Mittelalters"

    ODO 888-898

    Odo
    geboren ca. 860, gestorben am 1.1.898 im Winterlager La Fere-sur-Oise Bestattung in St-Denis

    Vater:
    Robert der Tapfere (gestorben 866)
    Bruder:
    Robert (König 922-923)

    Marchio Neustriens
    Eheschließung Frühjahr/Sommer 888 mit Theotrada, keine Kinder bezeugt
    29.2.888 Königswahl und Königserhebung in St- Corneille de Compiegne
    August 888 Herrschertreffen mit König ARNULF in Worms
    13.11.888 abermalige Krönung in Reims mit einer von ARNULF übersandten Krone
    889 Ramnulf II. von Poitiers erkennt Odo an
    28.1.893 Königserhebung Karls "des Einfältigen" in Reims auf Betreiben Erzbischofs Fulco
    Mai 895 zweites Herrschertreffen mit König ARNULF in Worms
    897 territoriales Arrangement mit Karl "dem Einfältigen"

    Als die "Völker Galliens" (Regino von Prüm) am Anfang des Jahres 888 Odo zum König wählten, werden sie sich des ambivalenten Charakters dieser Handlung wohl kaum bewußt gewesen sein. Für den Chronisten aus Prüm hatten sich die Reiche, über die Kaiser KARL III. "DER DICKE" geboten hatte, in ihre Teile aufgelöst und jeder Teil aus seinem Innern einen König gewählt. Mithin könnte mit dem von den Völkern Galliens bewohnten Teil das 843 begründete W-Frankenreich KARLS DES KAHLEN gemeint gewesen sein - ein respektables Reich, das nur in Hinblick auf das einstige fränkische Großreich als "Teil" anzusehen wäre. Aus der Fuldaer Perspektive des Fuldaer Annalisten schien Odos Reich freilich kleiner und auf das Land bis zur Loire und die aquitanische Provinz begrenzt gewesen zu sein. Die Fortsetzung der Fuldaer Annalen in der Altaicher Handschrift geht noch einen Schritt weiter, wenn sie zum Jahr 888 von "vielen kleinen Königen" redet, die in Europa oder dem Reiche KARLS III. "aufstiegen": Markgraf Berengar von Friaul in Italien, Rudolf von Hoch-Burgund, Bosos Sohn LUDWIG in der Provence und mit ihm konkurrierend Herzog Wido von Spoleto, schließlich auch der erwähnte Odo, dem Ramnulf (von Poitiers) recht bald den Anspruch streitig zu machen suchte.
    Wollte man das Problem sehr pointiert fassen, so ließe es sich zuspitzen auf die Alternativfrage, ob Odos Reich als ein fränkisches Teilreich unter mehreren anzusprechen ist oder als ein durchaus selbständiges Reich mit bereits französischer Perspektive.
    Die Wahl Odos provoziert den zurückschauenden Betrachter, eine zweite Art alternativer Orientierung herauszustellen. So läßt sich Odos Königtum als besondere Ausprägung einer frühmittelalterlichen Heerkönigsvorstellung interpretieren, während andererseits Züge einer rechtlichen Einbindung des Königs in ältere Formen eines westfränkischen Staatsverständnisses überaus deutlich hervortreten, so dass man fast von konstitutionellen Festlegungen sprechen kann. Beide Aspekte sind noch zu erläutern, vor allem zu belegen, doch um der schärferen Konturierung willen ließe sich daran festhalten, dass Odos Königtum den Typ des Heerkönigtums mit dem des konstitutionell gebundenen verknüpft, dass beide Typen hier zusammenkommen, obwohl sie letztlich kaum voll vereinbar sind.
    Was hatte Odo dazu qualifiziert, dass westfränkische Große ihn zu ihrem König wählten und erhoben? Eine Herkunft aus karolingischem Geschlecht konnte er jedenfalls nicht vorweisen. Sein Vater, Robert der Tapfere, war Graf von Tours, Blois und Anjou, der sich in Abwehrkämpfen gegen Normannen und Bretonen bewährt hatte und in der bretonischen Mark wie den erwähnten Grafschaften an der Loire seine Machtbasis besaß. Er stammte wohl vom Mittelrhein und sollte als Ahnherr der nach ihm benannten ROBERTINER auch dereinst Stammvater der KAPETINGER werden. Als Robert der Tapfere 866 fiel, waren seine beiden Söhne Odo und Robert minderjährig und wurden von der väterlichen Herrschaft ausgeschlossen - ganz gewiß war Odo noch nicht 10 Jahre alt, möglicherweise etwa 860 geboren. Seine Kindheit und Jugend sind unbekannt, ab 882 ist sein Weg erkennbar. Selbstverständlich war der Aufstieg an des jeweiligen Königs Gunst gebunden. 882 war Odo Graf von Paris; neben Gauzlin zeichnet er sich im Abwehrkampf gegen normannische Überfälle aus, vor allem 885/86 bei der Verteidigung von Paris. Als gleichwohl die Lage der Metropole hoffnungslos schien, bemühte sich Odo mit Erfolg um kaiserliche Unterstützung, die vor Ort aber kläglich versagte. Immerhin wird dabei deutlich, dass westfränkische Große Kaiser KARL III. ("DEN DICKEN") ins W-Reich zur Herrschaftsübernahme eingeladen hatten, weil sie sich so die dringend benötigte militärischen Unterstützung erhofften. Ferner war für Odo bedeutsam, dass KARL III. ihm die Übernahme des väterlichen Besitzes erleichterte. Odo verstand, diesen zusätzlich zu mehren, und verfügte bereits vor seiner Königswahl an der Loire über die Grafschaften Angers, Tours, Blois, Orleans und die bedeutende Abtei St-Martin in Tours; an der Seine gebot er mindestens über die wichtigen Klöster St-Germain-des-Pres und St-Denis, außerdem über St-Armand in Neustrien, einer weiteren Basis seiner politischen Macht. Blickt man auf die realen Grundlagen von Odos politischer Stellung, so waren diese durchaus ansehnlich, zumal militärische Kontingente in seinen Grafschaften rekrutierbar waren. Nicht weniger wichtig war Odos persönliche Eignung. Richer von St-Remi kennzeichnet den Königskandidaten ausdrücklich als kampferprobten und tatkräftigen Mann, dessen Vater Adelskrieger war. Diese Quallitäten sollte nicht einmal der Hinweis auf den Großvater mindern, der aus dem rechtsrheinischen Gebiet, fast möchte man sagen aus dem Ausland kam. Auch sonst läßt Richer keinen Zweifel an Odos militärischer Tüchtigkeit, die sich vielfach bewährt habe. Ähnlich akzenturiert äußert sich Abo von St-Germain, der die Belagerung von Paris durch Normannen als Augenzeuge erlebte und das Geschehen der Jahre 885-886 in einem umfangreichen Epos nachgestaltete: Als Schutzherrn der Stadt und künftigen Erhalter des Reiches spricht er Odo an, rühmt ihn als Sieger und unbezwungen im Kriege. Kaiser KARLS III. klägliches Versagen vor Paris, als er den Kampf scheute und in schimpflicher Weise den Abzug der Normannen teuer erkaufte, ist der bewußte Hintergrund für die Betonung von Odos Eignung: Kein Zweifel, dass die Hoffnung seiner Wähler in der Zurückdrängung normannischer Invasoren lag. Dabei verdient beachtet zu werden, dass die fehlende KAROLINGER-Abkunft im Zusammenhang mit Odos Wahl keine Erwähnung findet, vielleicht auch längst eine nur noch sekundäre Bedeutung hatte. Auch in anderen Dingen gab es kaum Hemmungen. Da beispielsweise Odo die notwendigen Herrschaftszeichen fehlten, ließ er diese aus dem Kloster St-Denis holen und sorgfältig in Listenform quittieren. Mancher sieht bereits in der Tatsache, dass Odo auf die Insignien zunächst keinen Zugriff hatte, Zeichen eines gewissen Makels, konstatiert mitunter sogar einen Rechtsmangel. Solche Wertungen sind bestimmt überzogen, und Odo dürften sie kaum berührt haben. Er verhielt sich pragmatisch, und weil "diese Gegenstände" benötigt wurden, setzte er durch, dass bei der feierlichen Königserhebung, an die sich die Salbung und Krönung anschlosssen, die Herrschaftszeichen der westfränkischen Vorgänger zur Verfügung standen. Ort der Erhebung war St-Corneille in Compiegne, wo Erzbischof Walter von Sens Odo am 29. Februar zum König salbte. Zwar hatte sich eine Weihetradition zugunsten von Reims herausgebildet, doch verstand es der Reimser Metropolit, durch seine Gegnerschaft zum ehemaligen Grafen von Paris sich selbst auszumanövrieren. Der Konkurrenzkampf zwischen Reims und Sens um das Recht der Königsweihe wurde somit erneut aufgefrischt.
    Kaum etwas ist über den Prozeß der politischen Willensbildung, der zur Wahl des Grafen von Paris führte, bekannt. Als Odos Wähler können jeweils die Mehrzahl der westfränkischen Bischöfe und die der Großen gelten, doch eine einhellige, gar unstrittige Zustimmung erhielt Odo nicht. Dies zeigte bereits das Beispiel des Reimser Erzbischofs Fulco, der zunächst für WIDO VON SPOLETO eingesetzt hatte, dann aber die Nähe zum ostfränkischen König ARNULF suchte.
    Der zeitliche Abstand von vermutlich einigen Wochen zwischen der Wahl als einem Vorgang der politischen Willensbildung mit anschließender verbindlicher Willensbekundung und der Erhebung ließ Zeit für umfangreiche Vorbereitungen, die man zu nutzen verstand.
    Schon seit Jahrhunderten gilt den Akten der Königserhebung, deren Vorbereitungen viel Sorgfalt und umsichtige Beachtung der Tradition erforderten, besondere Aufmerksamkeit. Zugrunde gelegt wurden der kirchlichen Weihe meist sogenannte Ordines, also liturgische Texte für die Gestaltung des Weihegottesdienstes, in die Verfahrensanweisungen für Salbung und Krönung, oft auch die zu leistenden Eide eingeschlossen wurden. Für Odos Krönung am 29. Februar 888 enthält der Ordo neben Gebetsformeln ein förmliches Versprechen der Bischöfe gegenüber Odo, dessen eidliches Versprechen und schließlich einen Festgesang. Bemerkenswert ist zunächst, dass dieser Odo in westfränkischer Tradition steht, also der neue König, der nicht karolingischer Abkunft war, grundsätzlich wie seine karolingischen Vorgänger angesehen, geweiht und gefeiert wurde. In dieser Tatsache ist zugleich ein gewisses Bekenntnis zur westfränkischen Reichstradition zu sehen, die 843 durch den Vertrag von Verdun begründet wurde. Darüber hinaus ist Odos Promissio von 888 besonders aufschlußreich, zumal sich auch Odo als Nicht-KAROLINGER mit diesem Königseid in die große westfränkische Staatstradition einordnete. Zwar fehlen Hinweise, dass auch er wie nahezu alle Vorgänger seit KARL DEM KAHLEN sich zum Verfassungsgefüge des Vertrages von Coulaines vom November 843 ausdrücklich bekannt hat beziehungsweise darauf verpflichtet worden ist, doch zielen einzelne Textpassagen seiner Promissio deutlich in die Nähe jener berühmten Festlegung der westfränkischen Verfassung. König KARL DER KAHLE hatte im April 845 auf der Synode von Beauvais den westfränkischen Bischöfen auf ihr Verlangen hin acht Grundsätze beschworen, die P. E. Schramm "als ein Grundgesetz der nun auf sich gestellten Westfränkischen Kirche" bezeichnete. In nahezu archaisch anmutender Form hatte der christliche König diesen Eid vor den Bischöfen auf sein eigenes Schwert geleistet. Sachlich bezog sich die Herrschende Verpflichtung von 845 zweifelsfrei auf den Vertrag von Coulains, dessen erstes Kapitel die Stellung der Kirche im Reiche als tragendes Element fixiert hatte. An die königliche Selbstverpflichtung von 845 in Beauvais knüpfte man nun 888 an, denn aus Kapitel 1 und 6 wurden deutlich einzelne Textpassagen übernommen. In der westfränkischen Reichstradition hatte es jenen anderen Verpflichtungsstrang gegeben, der in unmittelbarer Anknüpfung an Coulaines bislang sehr häufig genutzt wurde. Wenn jetzt eine sachlich korrekte Variante gewählt wurde, lag es gewiß am Erzbischof von Sens als Konsekrator Odos, der sich selbst gegenüber der bis dahin prägenden Rolle des Reimser Amtskollegen profilieren wollte. Jedenfalls bekunden die entsprechenden Passagen des Königseides eindrucksvoll, dass sich Odo auch in dieser Hinsicht voll in westfränkische Traditionen stellte und die Rechte der Kirche dieses Reiches garantierte. Ergänzend zur textlichen Anlehnung an KARL DES KAHLEN Eid von 845 hatten sich die Redaktoren von 888 auch auf die Eidesformulare Ludwigs des Stammlers von 877 und Karlmanns von 882 bezogen, also sicherheitshalber Anschluß an jene große Traditionslinie hergestellt, die vornehmlich Hinkmar von Reims fixiert hatte. Im Zusammenhang mit Odos Promissio ergeben sich zusätzliche Einblicke in die Verfassungswirklichkeit. Es läßt sich nämlich nachweisen, dass Odo vor der Königsweihe der Eidestext schriftlich vorgelegt wurde und dass er ihn unterschreiben mußte. Da Odos Königstitel und entsprechend auch seine Unterschrift später stets Odo rex lauteten, unter seiner Promissio jedoch nur Odo steht, ergibt sich recht zwingend, dass der zum König gewählte, aber noch nicht zum König geweihte Odo seinen verbindlichen Eid vor der Krönung und Weihe geleistet haben muß. Er unterschrieb die schriftlich fixierte Fassung und leistete gewiß für viele hörbar dann den geforderten Eid, dessen für seine eigene Königsherrschaft konstitutiver Charakter somit in doppelter Hinsicht sehr deutlich wird. Mit ähnlich ablaufenden Eidesleistungen wird man bei einigen Königserhebungen bereits vor 888 rechnen müssen, doch sind die knapp skizzierten Zusammenhänge hier erstmals eindeutig belegbar. Sie dokumentieren überdies eindrucksvoll die Entwicklung der Schriftlichkeit im westfränkischen Reich und die Möglichkeit von deren rechtlicher Verbindlichkeit, während ja sonst Eidesleistungen noch über lange Jahrhunderte ihren zwingenden Charakter fast ausnahmslos durch den mündlichen Rechtsakt erhielten.
    Überliefert ist die schriftliche Fassung von Odos Königseid in einer Handschrift des katalanischen Klosters Ripoll. Mit einiger Wahrscheinlichkeit war die Textvorlage als authentisches Exemplar von König Odo selbst verschickt worden, "um Kunde davon zu geben, dass er seine Herrschaft angetreten habe und in rechtmäßigem Sinne führen werde" (P. E. Schramm). Erst etwas später wird erkennbar, dass sich Odo zugleich in dieser Form geschickt in die Politik der Mark Barcelona und des Erzbistums Narbonne einzuschalten verstand. Damit ist zugleich angedeutet, dass sich der neue König tatkräftig um die Festigung wie auch Ausweitung seiner Herrschaft bemühte, keineswegs also ein "Kleinkönig" sein wollte. Selbst Odos Hochzeit, die nur grob auf die Zeitspanne vom Frühjahr bis Sommer 888 zu datieren ist, läßt des Königs politischen Ehrgeiz erkennen. Er heiratete eine nicht näher bekannte Theotrada, von der man allerdings weiß, dass sie nicht fränkischer Abstammung war. Im 10. Jahrhundert hätte man in einer solchen Gattenwahl eine besondere Akzentuierung der eigenen Herrschaftslegitimation gesehen. Aus Anlaß dieser Hochzeit erhielten beide Eheleute Gedichte als Gabe; sie sind keine üblichen Hochzeitsgedichte, doch spiegelt sich in ihnen ein beachtlicher rest antiken Bildungsgutes, dem sich das Herrscherpaar offenbar weiterhin verpflichtet fühlte, wenn auch die Textformen erkennen lassen, dass die karolingische Kulturblüte gegen Ende des Jahrhunderts zu verblassen begann.
    Zu den spektakulären Ereignissen in Odos erstem Königsjahr gehört eine Begegnung mit dem ostfränkischen Herrscher ARNULF, den die Stämme rechts des Rheins Ende November 887 zum König erhoben hatten. Ein solches Zusammentreffen war für den W-Franken nicht unproblematisch, politisch aber wohl zweckmäßig. Erzbischof Fulco von Reims, der an der Spitze einer nicht unbedeutenden Adelsgruppe stand, hatte König ARNULF nämlich die Herrschaft auch über W-Franken angetragen und ihm seit einem ersten Treffen Ende Mai in Worms, dann auch in Frankfurt verhandelt. Es dürfte sich bei Fulcos Initiative um eine relativ übliche "Einladung" gehandelt haben, die zwar keine Garantie zur Herrschaftsübernahme bedeuten konnte, aber mit ihrem Wahlcharakter durchaus reale Chancen zur Herrschaftsübernahme bot, die von Franken-Königen in der Regel aufgegriffen wurden. König ARNULF tat dies jedoch nicht, er entließ vielmehr Fulco sine ullo consilio vel consolatione - also wohl ohne nähere Begründung und ohne vertröstende beziehungsweise hinhaltende Worte. Über ARNULFS Motive kann man nur rätseln, doch da Verhandlungen mit Fulco bezeugt sind und in Frankfurt zugleich eine ostfränkische Reichsversammlung stattfand, läßt sich mit einiger Sicherheit schließen, dass die Ablehnung der westfränkischen Einladung von ARNULFS eigenen Wählern getragen wurde. In dieser Tatsache hat man ein Indiz dafür gesehen, dass die rechtsrheinisch-ostfränkischhe Stämme bewußt in einer eigenen politischen Organisationseinheit verbleiben wollten.
    Gerade in dieser kritischen Phase, als Gesandte von Odos politischem Gegner Fulco mit dem mächtigen ostfränkischen Herrscher verhandelten, gelangen Odo in seinem eigenen Reich Erfolge, die bewiesen, dass er der Aufgabe des Schutzes gegenüber äußeren Feinden gewachsen war. Denn als Odo in den Argonnen plötzlich auf ein Normannenheer stieß, glückte ihm am 24. Juni 888 bei Montfaucon (zwischen Aisne und Maas, in der Nähe von Verdun) ein glanzvoller Sieg. So wurde seine eigene politische Kontaktnahme mit König ARNULF gewiß erleichtert, und im August 888 trafen sich beide Herrscher in Worms: Ehrenvoll wurde der Westfranke empfangen, "bestimmte Dinge wurden von beiden Seiten zur Zufriedenheit und auf glückliche Weise geregelt" (Ann. Fuld.), ein Freundschaftsbund geschlossen.
    Die Deutung dieser relativ vagen Nachrichten ist strittig. Hatte Odo dem Ostfranken gehuldigt, seine Lehnsoberherrschaft anerkannt oder sich gar in ARNULFS Vasallität begeben? War die eigene Herrschaft durch ARNULFS Anerkennung erst legitimiert, im Innern konsolidiert und nach außen gefestigt? Diese und noch weitere Fragen werden sich jedoch kaum eindeutig beantworten lassen. Immerhin scheint sicher zu sein, dass sich die Wormser Zusammenkunft in die breit bezeugte Reihe frühmittelalterlicher Herrschertreffen einfügt, die häufig an der Grenze stattfanden, aber ohne großen Prestigeverlust für den Gast auch im Innern des Gastgeberreiches arrangiert werden konnten. Für das Wormser Trffen sind solche Vorverhandlungen bezeugt. Die zwischen beiden Königen geschlossene amicitia belegt dann eine vertragliche Einigung, die selbstverständlich Elemente gegenseitiger Anerkennung und Achtung enthielt, einen Interessenausgleich umfaßt haben kann und als ein Form zwischenstaatlicher Beziehung zu werten ist. Von einer Unterwerfung Odos unter ARNULF wird man jedoch nicht sprechen dürfen. Eine gewisse Suprematie des ostfränkischen Königs ist gleichwohl unverkennbar. Odo verpflichtete sich bei dem Wormser Treffen zusätzlich, jenen westfränkischen Großen, die gemeinsam mit Erzbischof Fulco von Reims im Frühjahr ARNULF "eingeladen" hatten, Verzeihung zu gewähren, was der Durchsetzung seines Herrschaftsanspruchs nur förderlich sein konnte. Er hatte zudem den Rücken frei zur Abwehr der permanenten Normannengefahr.
    Im Herbst 888 zog der König dann nach Reims, das sich ihm bisher verweigert hatte. Der Annalist aus St-Vaast bei Arras berichtet mit der Vorsichtsklausel vom Hörensagen, Gesandte ARNULFS hätten ihm eine Krone überbracht, mit der Odo am 13. November 888 in der Kirche Notre-Dame zu Reims gekrönt wurde. Eine solche Kronenübergabesendung ist relativ unüblich. Wenn König Odo sich mit dieser Krone krönen ließ, vermutlich durch Erzbischof Fulco von Reims, dann war dies selbstverständlich kein sein Königtum konstituierender Akt, wohl aber fügte sich die feierliche Handlung in das Königsprogramm, den bisherigen politischen Gegnern zu verzeihen und sie in den Reichsverband einzugliedern. Ohnehin konnten Krönungen wie andere Erhebungsakte grundsätzlich wiederholt werden.
    Nachdem König Odo im folgenden Jahre auch Ramnulf II. von Poitou zur Anerkennung seiner Herrschaftsansprüche hatte zwingen können, war sein Königtum im W-Frankenreich recht gefestigt, sogar unter Einschluß Aquitaniens. Sicherhertshalber hatte er Ramnulf durch Schwur verpflichtet, sich für König Ludwigs des Stammlers noch unmündigen Sohn Karl ("den Einfältigen") zu verbürgen. Eine Königskonkurrenz durch diesen KAROLINGER-Sproß war offenbar nicht auszuschließen. Und in der Tat wurde seit Herbst 892 Karls Erhebung geplant. Ihr Betreiber war ausgerechnet Fulco von Reims, der es erreichte, dass am 28. Januar 893 der nunmehr 13-jährige Karl auf einer Synode zu Reims gewählt, gekrönt und gesalbt wurde.
    Karls Königserhebung zwang Odo zu Gegenaktionen, dies seine Kräfte zu zersplittern drohten. Denn noch wurde Gallien von Normannen geplagt. Die königlichen Truppen zogen ihnen zwar beharrlich hinterher, konnten sie jedoch nur selten zum Kampf stellen. Auch die organisatorische Absicherung der Königsherrschaft band Energien, so geschickt man auch karolingische Verwaltungs- und Herrschaftsstrukturen wieder aufgriff und stärkte. Odo behauptete sich, während Karls "des Einfältigen" Machtplattform eher schmäler wurde. Im Hin und Her der Kämpfe, die zeitweilig durch Waffenstillstände unterbrochen wurden, verdient ein zweites Zusammentreffen Odos mit ARNULF im Mai 895 besonderes Interesse. Offenbar hatte der ostfränkische König Karl und Odo zu sich geladen, vermutlich um zwischen ihnen zu vermitteln. Doch Karls Seite sah übergroße Risiken, und nur Odo kam mit respektablem Gefolge nach Worms, wo eine Reichsversammlung tagte, die dem Herrschertreffen einen repräsentativen Rahmen bot. Odo erhielt einen ehrenvollen Empfang, verhandelte mit ARNULF und trennte sich von ihm in Frieden. Die wechselseitige, schon 888 begründete Freundschaft bekräftigten beide Herrscher durch Gabentausch. Odo hatte außer einem mit Juwelen besetzten Becher ein besonders kostbares Geschenk mitgebracht: KARLS DES KAHLEN prachtvollen Codex Aureus, der sich heute in München befindet.
    Da auf der Wormser Reichsversammlung vom Mai 895 ARNULFS Sohn Zwentibold zum König von Burgund und ganz Lotharingien erhoben und gekrönt wurde, ergaben sich für das Herrschertreffen wohl auch zwischenstaatliche Verhandlungspunkte, über die jedoch nichts Näheres bekannt ist. Für Odos Position gegenüber Karl "dem Einfältigen" wirkte sich die Wormser Begegnung ohnehin positiv aus; es gelang, die Widerstände, die sich auf die Reimser Kirchenprovinz konzentrierten, niederzuhalten, und schließlich erreichte Odos Seite im Jahre 897 mit dem KAROLINGER ein "Arrangement", das diesen Namen jedoch kaum verdient. Es wurde keine Reichsteilung vorgenommen, auch Karl nicht nur "mit einem kleinen Stück Land abgefunden" (Brühl), sondern Odo billigte dem Konkurrenten einen Teil des westfränkischen Reiches zu, der wohl mit den größeren Teil der Kirchenprovinz Reims identisch sein dürfte (G. Schneider).
    Das territoriale Arrangement bleibt gleichwohl rätselhaft. Dass Odo söhnelos war, ist bekannt, doch angesichts seiner für heutige Verhältnisse noch reifen Jugend von ca. 37 Jahren kein überaus gewichtiges Argument. Vielleicht lag es an den fortdauernden gefährlichen Einfällen normannischer Scharen, die ihm seine Söhnelosigkeit im Falle eines plötzlichen Todes als politisches Risiko bewußt bleiben ließen. In diese vermuteten Zusammenhänge gehört dann jedenfalls die Nachricht, Odo habe kurz vor seinem Tode seine Anhänger dringend gebeten, "dass sie Karl ("dem Einfältigen") die Treue halten möchten". Vermutlich meinte der Annalist aus St-Vaast, der zu 897 schrieb, Odo habe Karl "soviel vom Reich gegeben, als ihm angemessen schien, und noch mehr in Aussicht gestellt", gerade diese Erbanwartschaft für den Todesfall. Dies wäre ein eindrucksvolles Zeugnis für König Odos Haltung zur Staatlichkeit des W-Frankenreiches. In seinem Winterlager an der Oise, in La Fere-sur-Oise, starb König Odo am 1. Januar 898. Seinen Leichnam überführte man nach St-Denis, wo er ehrenvoll bestattet wurde. Der Herrschaftsübergang zu Köng Karl vollzog sich dann reibungslos.
    Auffällig ist, dass Odos Bruder Robert im Zusammenhang der Herrschaftsnachfolge keine nennenswerte Rolle spielte. Es hätte durchaus in fränkischer und nicht nur karolingischer Tradition gelegen, wenn Robert seinem Bruder als König nachgefolgt wäre. Aber nichts deutet auf solche Überlegungen. Dies mag überraschen, weil gerade Robert viel später von den robertinisch gesonnenen Großen Neustriens zum König gegen Karl "den Einfältigen" erhoben wurde. Am 29. Juni 922 wurde er in St-Remi vor Reims gesalbt und auch gekrönt. Als Coronator fungierte Erzbischof Walter von Sens, der schon seinen Bruder Odo geweiht hatte - Walter durfte dies am traditionellen Ort der westfränkischen Königsweihe tun, weil der in Reims zuständige Amtskollege kurz zuvor tödlich erkrankt war. Doch auch König Robert schaffte es nicht, seiner Familie die Königsherrschaft im W-Reich zu erhalten. Erst Hugo und seinen Nachkommen aus dem Hause der ROBERTINER-KAPETINGER sollte dies 987 gelingen.
    Die relativ kurze, aber doch sehr ereignisreiche Königsherrschaft Odos fällt in eine Zeit stürmischer Entwicklungen, eine Zeit zumal, in der sich Europas Völker und reiche neu formierten. Aus den Trümmern des karolingischen Großreiches entstanden neue politische Verbände, deren Entwicklung sprunghaft verlief und zahlreiche Brüche aufwies. Je nach der eigenen Perspektive wird man diejenigen Ereigniss und Strukturen stärker beachten und gewichten, die das Einstige noch erkennen lassen, oder jene, die aus der historischen Rückschau das neu sich Formierende dokumentieren. Damit soll behutsam angedeutet werden, wie strittig die Beurteilung der westfränkischen Könige oder Teilkönige ist, ob sie zue Reihe französischer Könige mit einigem recht gezählt werden können oder ob schon der Gedanke daran absurd ist.
    Im Fall Odos, der stets nur den absoluten Königstitel (Odo rex) ohne ethnische Bereichsbezeichnung führte, scheint kein Zweifel zu sein, dass er sich als König eines selbständigen westfränkischen Reiches verstand und die Tradition des Reiches achtete. Durch den Teilungsvertrag von Verdun (August 843) und den Herrschaftsvertrag von Coulaines (November 843) war es im Innern und nach außen konstituiert worden, hatte diesen Verfassungsrahmen auch nie vergessen. In den Augen des lotharingischen Chronisten waren es nun "Galliens Völker", die Odo 888 zum König wählten, und der Regensburger Fortsetzer der Fuldaer Annalen berichtet zum Jahre 895, dass Odo rex Galliae zum Wormser Treffen mit König ARNULF gekommen sei. Wenn auch herrscherliche Selbstaussagen entsprechender Art für Odo fehlen, so rechtfertigen die Fremdaussagen aus Lotharingien und dem O-Reich noch deutlich genug, Odo in die gewiß noch schwierigen Anfänge der französischen Königsreihe zu stellen.

    888 oo Theodrada von Troyes, Tochter des Grafen Aledram, - nach 890

    Kinder:
    - Rudolf König von Aquitanien
    - Arnulf 885 - 898

    Literatur:
    Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 18-20 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 36,83,88,102-105,107,110 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 262,267-269,273,279,315-317,321-323,332,345, 358,381-383,385,405-407,409,433-435,476,517 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 15-20,22,45,48,61,95 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 7,11,13-21,23,26-29,36,45,62,76,86 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 17,43,74,97,125 - Mexandeau Louis: Die Kapetinger. Editions Rencontre Lausanne 1969 Seite 51,56-59,61 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 256-260,271-280,288,356,408 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 158,180,184-186,188,190-194,198,203,212 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 67,69,71,74,76,79 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 78,95,105 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 27-30,34,52,55,230 Anm. 876, 233,236 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 444,446,465,470,475,482,486,501 - Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag Esslingen 1989 Seite 49 -

    Begraben:
    Saint-Denis

    Odo heiratete von Troyes, Theodrada in 888. Theodrada gestorben nach 890. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 3.  von Neustrien, Robert I. Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Robert1) wurde geboren um 866; gestorben am 15 Jun 923 in Soissons [2200],Aisne,Picardie,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich; Graf von Paris
    • Titel/Amt/Status: Franzien,Frankreich; Herzog von Franzien
    • Titel/Amt/Status: 922-923, Frankreich; König von Frankreich

    Notizen:

    Robert I. von Neustrien
    König von Frankreich (922-923)
    Herzog von Franzien
    Graf von Paris
    postum 866-15.6.923 bei Soissons
    2. Sohn des 866 gegen die Normannen gefallenen Grafen Robert der Tapfere von Paris aus seiner 2. Ehe mit der Adelheid von Tours, Tochter von Graf Hugo

    Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 884

    Robert I., westfränkischer König 922-923
    + 15. Juni 923 gefallen Soissons
    oo Beatrix, Schwester Heriberts II. von Vermandois

    Nach dem Tode Roberts des Tapferen 866 verhinderte KARL DER KAHLE die Nachfolge von dessen minderjährigen Söhnen Odo und Robert, die erst seit den 80-er Jahren ihre Macht vor allem in Neustrien wieder errichten konnten. Robert, Laienabt von Marmoutier, rückte nach der Königswahl des Bruders 888 weitgehend in dessen Stellung als Herr des robertinischen Herrschaftskomplexes ein und wurde von Odo nachdrücklich gefördert (893 marchio, Inhaber mehrerer Grafschaften, Laienabt von St-Martin [Tours], St-Denis, St-Germain-des-Pres, Notre-Dame de Morienval, St-Amand). In den Abmachungen mit dem rivalisierenden KAROLINGER Karl III. dem Einfältigen von 897 vermochte Odo dem Bruder zwar nicht das Königtum, wohl aber die Besitzungen und Rechte der Familie zu sichern. Robert anerkannte Karls Königtum nach dem Tod des Bruders 898 und erschien bis 920 häufig in der Umgebung des KAROLINGERS. Als marchio Neustriens in beständigem Konflikt mit den Normannen des unteren Seinegebietes, gelang Robert im Bund mit Richard von Burgund im Juni 911 ein entscheidender Normannesieg bei Chartres, Voraussetzung für deren allmähliche Einbeziehung ins westfränkische Reich. Bei der Taufe des Normanneführers Rollo fungierte Robert als Pate. Sein gutes Verhältnis zum König nutzte er 914 für eine Nachfolgeregelung zugunsten seines Sohnes Hugo Magnus, die die Kontinuität robertinischer Herrschaft in W-Franken gewährleistete. 920/21 zunehmend von Karl III. wegen dessen umstrittenen Günstlings Hagano entfremdet, wurde Robert nach militärischen Auseinandersetzungen von einer Adelsopposition am 29. Juni 922 in Reims gegen Karl zum König gewählt und einen Tag später durch Erzbischof Walter von Sens in St-Remi (Reims) gekrönt. Das robertinische Königtum, das sich hauptsächlich auf Roberts Macht in Neustrien und der Francia stützte, blieb freilich im Reich umstritten. Ein wichtiger Erfolg gelang 923 auf einem Herrschertreffen mit dem ostfränkischen König HEINRICH I. (vermutlich an der unteren Ruhr), der Roberts Königtum und seine Herrschaft über Lotharingien anerkannte. Kurz danach fand Robert I. in einer Schlacht gegen das Heer Karls III. den Tod. Seine Anhänger wählten am 13. Juli 923 Roberts Schwager Rudolf von Burgund zum neuen König [Eigene Anmerkung: Auch wenn im Lexikon des Mittelalters Band VII Spalte 1077 bei Rudolf von Burgund dieselbe Aussage getroffen wird, halte ich Rudolf von Burgund für den Schwiegersohn und nicht Schwager Roberts I. Als Tochter Roberts des Tapferen müßte Emma um 865 geboren sein. Ihr Ehemann Rudolf wäre ungefähr 30 Jahre jünger gewesen, denn sein Vater Richard starb erst im Jahre 921, seine Mutter Adelheid nach 929 und sein Bruder Hugo im Jahre 952, so daß Rudolfs Geburtsjahr kurz vor 890 anzunehmen ist.].

    Literatur:
    B. Schneidmüller, Karolingische Tradition und frühes französisches Königtum, 1979, 138ff. - F. J. Felten, Äbte und Laienäbte im Frankenreich, 1980, 52ff. - I. Voss, Herrschertreffen im frühen und hohen Mittelalter, 1987, 49ff. - K. F. Werner, Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000, 1989, 467ff. - W. Kienast, die fränkische Vasallität, 1990, 463ff. -

    Thiele Andreas: Band II Teilband 1 Tafel, "Erzählende genealogische Stammtafeln"

    Robert I. war eine wichtige Stütze seines Bruders, wurde 893 Graf von Poitiers, 898 Markgraf von Neustrien, Graf von Paris und Orleans, Laienabt von St. Denis, St. Martin/Tours und Marmoutier. Nach dem Tode seines Bruders Odo erkannte er König Karl III. an, bekam weitere Ämter, Rechte und Besitzungen dazu und wurde Lehnsherr der Gascogne, was die Gegensätze zu Aquitanien-Septimanien noch verstärkte. Auf Grund seiner Vormachtstellung engte Robert die Wirksamkeit des karolingischen Königtums ein. Am 20.7.911 besiegte er die Normannen bei Chartres. Er rebellierte 920 als Exponent anderer Kronvasallen gegen Karl III. und wurde am 29.6.922 in Reims von einer Adelsopposition zum König erhoben, obwohl Karl die Ansprüche Roberts auf das Land zwischen der Seine und der Loire - die spätere Ile-de-France - anerkannt hatte. Robert handelte auf Betreiben seiner Ratgeber und des dem König feindlich gesinnten Adels. Karl III. kam jedoch im folgenden Jahr an der Spitze einer mächtigen Armee, die er in Lothringen ausgehoben hatte, zurück. In der entscheidenden Schlacht in der Nähe von Soissons gegen Karl den Einfältigen siegten zwar die Aufständischen, aber Robert fiel. Damit war der Versuch der ROBERTINER, die Königskrone an ihre Familie zu bringen, erneut gescheitert.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 448,467,471,474,481-484, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Allzu offensichtlich hatte Odo nur an die Mehrung seiner Hausmacht gedacht. Sämtliche Grafschaften, die er nach karolingischer Tradition als König nicht mehr selbst verwalten konnte, übertrug er seinem Bruder Robert, dazu noch alle Abteien, voran Saint-Martin in Tours. Er machte Robert zum Markgrafen von Neustrien und unterstützte ihn auch noch bei der Ausdehnung nach Aquitanien. Nur den Verlust der Grafschaften Troyes und Sens konnte Odo nicht verhindern, die ihm im Jahr 895 von Richard von Autun entrissen wurden.
    Die Gegenleistung Karls bestand darin, daß er die Stellung und Rechte des marchio (Markgrafen) von Neustrien anerkannte, die Odos Bruder Robert 892 und 893 aus der Hand "seines" Königs erhalten hatte. Über diesen Punkt der Vertragsbestimmungen besteht Gewißheit. Robert und Richard erscheinen nach 898 in den Urkunden Karls III. mit dem Titel marchio. Außerdem weiß man, daß Robert im Jahr 914 mit Erfolg darum nachsuchte, Karl möge seinen Sohn Hugo schon damals als Nachfolger in sämtlichen honores seines Vaters bestätigen: in der Stellung eines Markgrafen von Neustrien, im Besitz der Grafschaften und Klöster.
    Chartres, dessen Verteidigung Bischof Gauciolenus (Gauzhelm) heldenhaft leitete, wurde von einem starken normannischen Heer belagert. Am 20. Juli 911 erfolgte der Gegenangriff der zu Hilfe gerufenen und konzentrisch vereinigten Streitkräfte der Markgrafen Robert von Neustrien und Richard von Burgund, den sein mächtiger Vasall Manasse begleitete; außerdem beteiligten sich noch die Leute des Grafen Ebalus von Poitiers. 6.000 Normannen fielen im Kampf.
    Eben diese "Loire-Normannen" hatten vor 919 die Bretagne in ihre Gewalt gebracht und nötigten dadurch Markgraf Robert von Neustrien, das Land gegen einen stets aufs neue gefährlichern Feind zu verteidigen.
    Dieser Sturz Karls III. scheint unverständlich, wenn man feststellt, daß Robert von Neustrien noch im Jahr 918 als "Rat und Beistand unseres Reichs" angeredet wurde, daß er sich noch 919 und 920 am Hof aufhielt. Es besteht aber ein Zusammenhang mit der Person Haganos und der Stellung, die ihm der König um jeden Preis auch im W-Reich verschaffen wollte. Um ihm im Königreich zu verankern, verlieh er ihm im Jahre 922 einfach eines der wenigen Klöster, über das die Dynastie noch verfügen konnte: Chelles, wo KARLS DES KAHLEN Tochter Rothild Äbtissin war. Sie war außerdem auch die Schwiegermutter von Hugo dem Großen, dem Sohn Roberts von Neustrien. Diese unkluge Handlung hatte sofort zur Folge, daß das Heer der ROBERTINER unter Hugos Führung aufgeboten wurde und daß sich nahezu alle Großen vom König lossagten.
    Dem politischen Scheitern folgte der moralische Verfall: In seiner verzweifelten Lage rief der König einen Heiden zu Hilfe, den Normannen-Führer Rögnvald. Dafür wurde Karl von den Großen abgesetzt, die statt seiner Robert von Neustrien erwählten. Robert wurde am 30. Juni 922 in Reims durch Erzbischof Walter von Sens gekrönt, der auch schon Odos Königsweihe vollzogen hatte.
    Karl konnte noch einige Truppen in Lotharingien aufbieten und war so mutig, damit bei Soissons Robert entgegenzutreten. In dieser Schlacht fiel Robert am 15. Juni 923. Aber Karl unterlag, und die Sieger beharrten auf ihrer Entscheidung, den KAROLINGER abzusetzen.

    Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Seite 36-38, "Die französischen Könige des Mittelalters"

    ROBERT I. 922/923 und RUDOLF I. 923-936

    Robert I.
    geboren vor 866, gestorben am 15.6.923 in der Schlacht bei Soissons
    Sohn Roberts des Tapferen und Adelheids

    Bruder:
    Odo, König

    Kinder:
    aus erster Ehe
    Emma oo König Rudolf
    Lietgard oo Heribert II. von Vermandois

    aus zweiter Ehe mit Beatrix von Vermandois, vor 900
    Sohn Hugo

    888 Übernahme der Grafschaften und Abteien der ROBERTINER, wichtige Rolle unter König Odo und Karl III.
    20.7.911 Sieg über die Normannen bei Chartres
    920 erste Empörung gegen Karl III.
    29./30.6.922 Wahl, Salbung und Krönung in St-Remi-de-Reims
    923 Frühjahr Freundschaftsvertrag mit König HEINRICH I.

    Roberts kurze Regierungszeit tritt ganz zurück hinter die vielen Jahrzehnte, in denen er unter den Königen Odo und Karl eine überragende Rolle gespielt hat. 866 war er noch ein Knabe, dem man wie seinem älteren Bruder, angeblich seines geringen Alters wegen, das Erbe des Vaters, Roberts des Tapferen, verwehrte. Seit 886 erscheint Robert als Laienabt von Marmoutier, 888 übernahm er die Grafschaft Paris - und das übrige robertinische Hausgut, das Odo in seinen ersten Jahren als König noch tatkräftig vermehrte. Zu den Grafschaften Tours, Anjou, Blois und Paris kamen die bedeutenden (ehemaligen Königs-)Klöster Marmoutier, St-Martin in Tours, St-Aignan in Orleans, St-Denis, St-Germain-des-Pres, St-Amand und Morienval, die Robert als Laienabt beherrschte. Der überragenden Macht, über der man aber nicht die ähnlich mächtigen Konglomerate in der Hand Richards "Justitiarus" in Burgund und vor allem Wilhelms des Frommen in (Groß-)Aquitanien vergessen darf, entsprach das Selbstbewußtsein, wie es sich in eigenen Urkunden und königlichen Diplomen Odos wie Karls des Einfältigen widerspiegelt.
    In derselben königsgleichen Stellung diente er Karl mehr als 20 Jahre in Treue. Noch 918 bezeichnete ihn Karl als venerabilis marchio nostri quidem regni et consilium er iuvamen (verehrungswürdiger Markgraf, Rat und Hilfe unserer Herrschaft, D 92). Ob er bereits wenig später die breite adlige Opposition anführte, ist ungewiß. Nach Flodoard verließen 920 fast alle Grafen der Francia bei Soissons ihren König Karl, weil er seinen Ratgeber Hagano nicht entlassen wollte, den er aus einem "Mittleren" zu einem "Mächtigen" gemacht hatte. Robert wird nicht genannt, die erste Erwähnung bei Flodoard, Ende 921 im Zusammenhang mit Normannenkämpfen, deutet in keiner Weise auf eine besondere Rolle hin. Erst in der Empörung, nachdem Erzbischof Heriveus von Reims mit großer Mühe noch einmal einen Ausgleich vermittelt hatte, treten die ROBERTINER hervor, als Karl das altehrwürdige Frauenkloster Chelles an Hagano gegeben hatte. Das mußten die frondierenden Adligen als Provokation empfinden, speziell aber die ROBERTINER, wurde die Abtei doch der Schwiegermutter von Roberts Sohn Hugo weggenommen. Kurz nach Ostern 922 traf Hugo sich bei Fismes (Reims) mit einigen Grafen der Francia und Vasallen des Reimser Erzbischofs und zog mit einigen Grafen der Francia und Vasallen des Reimser Erzbischofs und zog mit ihnen gegen Karl und Hagano. Als sie flohen, rückte Hugo mit nunmehr 2.000 Kämpfern ihnen nach, bis zur Maas, und traf Giselbert, den 920 "viele Lothringer zum princeps gewählt hatten, nachdem sie König Karl verlassen hatten."
    Als Robert, der seinem Sohn gefolgt war, ihn zu einer Unterredung in den Raum von Laon zurückrief, nutzte Karl diesen Rückzug aus, um mit einigen Lothringern Reimser Kirchengut zu verwüsten. Nun ging Robert seinem Schwiegersohn Rudolf von Burgund entgegen, der ein Heer herbeiführte. Nach wochenlangen militärischen Manövern, tagelangem Verhandlungen auch, fiel die wichtige karolingische Festung Laon mit den Schätzen Haganos in die Hände der Aufständischen. Daraufhin verließen die Lothringer den König, "um nach Hause zu gehen", andere liefen zu den Aufständischen über, "täglich schwanden die Truppen Karls, wuchsen die Roberts", und Karl floh heimlich mit Hagano über die Maas.
    Nach dieser klassischen Herrscherverlassung wählten "die Franken Robert zu ihrem senior und huldigten ihm. Robert wurde also von den Bischöfen und Ersten in St-Remi vor Reims zum König erhoben" (Flodoard). Ob der Reimser Erzbischof Heriveus, der langjährige Vertraute Karls, in die Ereignisse der letzten Wochen nicht mehr hatte eingreifen können oder wollen, läßt Flodoard offen; er meldet nur lakonisch, dass er drei Tage nach der Krönung Roberts starb.
    Roberts Politik als König ist nur in Ansätzen zu erkennen. Das Erzbistum Reims konnte Robert in seinem Sinne neu besetzen. Er trug den Kampf nach Lothringen, wo Karl Zuflucht suchte, erreichte auch Anfang 923 die Anerkennung König HEINRICHS I. in Form eines Freundschaftsbündnisses, ungeachtet der Tatsache, dass der Sachse kaum ein Jahr zuvor im berühmten Bonner Vertrag König Karl Freundschaft zugesichert hatte. Als Karl ihm durch Übersendung einer Reliquie des heiligen Dionysius symbolträchtig daran erinnerte, "nahm HEINRICH das göttliche Geschenk mit den Ausdruck der höchsten Dankbarkeiten, verehrte die heiligen Reliquien" (Widukind I. 33) - und tat weder gleich noch später etwas für seinen Freund, obgleich er "doch so geartet war, dass er seinen Freunden nichts abschlug" (Widukind I. 39). Ob Robert als Preis für diese "flagrante Verletzung" der amicitia schon auf Lothringen verzichtete (Brühl ?). Im aktuellen Kampf um die Macht wäre es für ihn kein großer Verlust gewesen, war es doch immer wieder Rückzugsgebiet und Rekrutierungsbasis des Karolingers. Doch fällt auf, dass er noch auf dem Rückweg vom Treffen mit HEINRICH sich von einigen Lothringern Geiseln stellen ließ und ihnen einen Waffenstillstand einräumte. Wieweit Robert damit einen Anspruch auf Lothringen erhob, ob er sich hier wie auch im übrigen Reich hätte durchsetzen können, ist nur spekulativ zu beantworten: In Agde bezeichnete man seine Regierung als betrügerisch, im Maconnais galt er als Insurgent, in Cluny hingegen schon im November als König.
    Karl freilich war trotz der Verlassung nicht ausgeschaltet: Am 15. Juni 923, am Pfingstsonntag, überfiel er Robert und seine Anhänger beim Mittagessen. Die blutige Schlacht in der Nähe von Soissons brachte keine Entscheidung: Zwar verlor Robert das Leben, Karl aber mußte fliehen und konnte den Tod des Gegners nicht für seine eigene Anerkennung nutzen.

    1. oo Aelia

    893 2. oo Beatrix von Vermadois-Meaux, Tochter des Grafen Heribert I. , 880- 931

    Kinder:
    1. Ehe
    - Adele-Liegarde
    907 oo Heribert II. Graf von Vermandois 880-28.2.943
    - Emma 8890/95- Ende 934
    914 oo Rudolf Herzog von Burgund König von Frankreich vor 890-14./15.1.936

    2. Ehe
    - Hugo der Große 895-16.6.956

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 49 - Boshof Egon: Die Salier. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1987 Seite 69 - Brühl Carlrichard: Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 13,21,23,26,28,33,36,40,45,76 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 205,218,247 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 43,74,76,130 - Mexandeau Louis: Die Kapetinger. Editions Rencontre Lausanne 1969 Seite 61,65,66 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 158,190,194,198,200,202-204 - Schulze: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 151,154 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 5-409 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 448,467,471,474,478,481-484,486,489,492,501,504 - Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag Esslingen 1989 Seite 49,123 -

    Geburt:
    posthum

    Gestorben:
    in der Schlacht bei Soissons

    Familie/Ehepartner: Aelia. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 4. von Neustrien, Adele  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 887; gestorben nach Mrz 931.
    2. 5. von Neustrien, Emma  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 890/895; gestorben in Ende 934.

    Robert heiratete von Vermadois-Meaux, Beatrix in 893. Beatrix (Tochter von von Vermandois, Heribert I. und von Meaux, Adele) wurde geboren in 880; gestorben nach 26 Mrz 931. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 6. von Franzien, Hugo  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 895; gestorben in Jun 956 in Dourdan [91410],Essonne,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.


Generation: 3

  1. 4.  von Neustrien, Adele Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Robert2, 1.Robert1) wurde geboren in 887; gestorben nach Mrz 931.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Vermandois (Grafschaft),Picardie,Frankreich; Gräfin von Vermandois

    Notizen:

    Adele-Liegarde von Neustrien
    Gräfin von Vermandois
    887- nach 3.931
    Tochter des Herzogs Robert von Neustrien aus seiner 1. Ehe mit der Aelia

    Werner Karl Ferdinand: Seite 495, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Hugo der Große, dessen Schwester Adela mit Heribert vermählt war, macht sich sehr geschickt zum Beschützer seiner Neffen.


    907 oo Heribert II. Graf von Vermandois 880-28.2.943

    Kinder:
    - Odo Graf von Vienne und Amiens 910- nach 19.6.946
    - Adela Erbin von Artois 910/15- 960
    934 oo Arnulf I. Graf von Flandern 895/900-27.3.964
    - Heribert III. der Alte 910/15-29.1.993
    - Robert Graf von Meaux und Troyes 910/15-19./29.8.967
    - Adalbert I. Graf von Vermandois ca. 915-8.9.987
    - Ledgard 915/20-27.5.978
    940 1. oo Wilhelm I. Herzog der Normandie um 900-17.12.942
    943/45 2. oo Theobald I. Graf von Blois - 16.1.975
    - Hugo Erzbischof von Reims (925-946) 920- 962 Meaux

    Literatur:
    Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 495 -

    Name:
    Adele-Liegarde

    Adele heiratete von Vermandois, Heribert II. in 907. Heribert (Sohn von von Vermandois, Heribert I. und von Meaux, Adele) wurde geboren in 880; gestorben am 23 Feb 943 in Saint-Quentin [02100],Aisne,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Quentin [02100],Aisne,Picardie,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 7. von Vermandois, Odo  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 910; gestorben am 19 Jun 946.
    2. 8. von Vermandois, Adela  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 910/915; gestorben in 960.
    3. 9. von Soissons, Heribert III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 910/915; gestorben am 29 Jan 993.
    4. 10. von Vermandois, Robert  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 910/915; gestorben in Aug 967.
    5. 11. von Vermandois, Adalbert I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 915; gestorben am 8 Sep 987.
    6. 12. von Vermandois, Liutgard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 915; gestorben am 27 Mai 978.
    7. 13. von Vermandois, Hugo  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 920; gestorben in 962 in Meaux [77100],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich.

  2. 5.  von Neustrien, Emma Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Robert2, 1.Robert1) wurde geboren in 890/895; gestorben in Ende 934.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Burgund,Frankreich; Herzogin von Burgund
    • Titel/Amt/Status: Frankreich; Königin von Frankreich

    Notizen:

    Emma von Neustrien
    Königin von Frankreich
    Herzogin von Burgund
    890/95- Ende 934
    Tochter des Herzogs Robert I. von Neustrien aus seiner 1. Ehe mit der Aelia

    Lexikon des Mittelalters: Band III Spalte 1887

    Emma, westfränkische Königin
    * 890/95, + Ende 934
    Tochter Roberts I. (marchio Neustriens; westfränkischer König 922-923) und wohl Halbschwester Hugos des Großen

    oo vor 921 BOSONIDE Rudolf (Raoul)

    der seinem Vater Richard (+ 31. August 921) als Herzog von Burgund folgte. Nach dem Tod ihres Vaters, König Roberts, in der Schlacht bei Soissons wurde ihr Gemahl durch den Einfluß Hugos des Großen im Juli 923 zum König erhoben. Ende 923 in Reims durch Erzbischof Seulf zur Königin gekrönt, hat Emma, eine kraftvolle Persönlichkeit, während der gesamten Regierung Rudolfs, der sie einmal 'nostri imperii consors' nennt, eine erhebliche politische Rolle gespielt. Sie nahm an Feldzügen sowie Reichs- und Gerichtsversammlungen teil (Autun, April 924) und intervenierte zugunsten wichtiger Abteien (Cluny, St-Martin d'Autun). Nach dem Bruch Rudolfs mit seinem früheren Verbündeten Heribert II. (927) leitete Emma allein die Verteidigung der Königsresidenz Laon (wo sie die Kinder Graf Rogers I. von Laon - um dessen Nachfolge der Konflikt ausgebrochen war - in ihre Obhut nahm) und weigerte sich zunächst sogar, Laon zu verlassen, als der König die Stadt aus politischen Gründen 928 herausgeben mußte. In Burgund entriß Emma dem Grafen Giselbert ("von Vergy", späterer Herzog von Burgund) die Festung Avallon, weshalb dieser vom König abfiel. Im gleichen Jahr entzog sie der Abtei S. Germain d'Auxerre den Besitz Quinciacum (wohl Cuncy-les-Varzy). 933 führte sie die vom König begonnene Belagerung von Chateau-Thierry, eines der Machtzentren Heriberts II., allein erfolgreich weiter und nahm Übergabe und Huldigung des Kastellans, Walo, entgegen. Ihre Ehe blieb kinderlos, ein Sohn "Ludwig" ist spätere Erfindung.

    Quellen:
    Flodoard, Annales, ed. Ph. Lauer, 1905 - Flodoard, Hist. Remensis ecclesiae, MGH SS XIII - Receuil des actes de Robert ler et Raoul, ed. J. Dufour, 1978 -

    Literatur:
    Ph. Lauer, Robert ler et Raoul, 1910 - KdG I, 1965, 458 - K. F. Werner, Hist. de France, I: Les origines, 1984, 453ff. -

    Treffer Gerd: Seite 64, "Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert)"

    Emma von Frankreich - eine starke Persönlichkeit
    * um 894, + 934
    Gemahlin Raouls von Burgund (König: 923-936) Heirat: 921

    Als ihr Vater Robert, der König nur eines Jahres (922-923) stirbt, muß Emma einen Augenblick lang bangen. Werden die Barone ihren Bruder Hugues oder ihren Mann Raoul erwählen, den sie 27-jährig 921 geheiratet hat? Hugues zu nehmen, würde bedeuten, die Erblichkeit der Königswürde zu akzeptieren. So wird Gautier also Raoul am 13. Juli 923 in Anwesenheit Emmas zum König krönen. Emma hat bei dem Intrigenspiel ihre Rolle glänzend erfüllt. Wie ihre Mutter Beatrice ist sie eine starke Persönlichkeit. Elf Jahre lang wird sie ihrem Mann bei seinen Feldzügen, aber auch bei der Verwaltung des Reiches zur Seite stehen. 927 etwa wacht sie persönlich über die Verteidigung der Stadt Laon. Sie begleitet die königliche Armee bei der Belagerung von Chateau-Thierry. Als Karl der Einfältige 929 in Peronne verstirbt, kann sie sich als unbestrittene Königin fühlen. Sie verschwendet keinen Gedanken an Otgive und ihren Sohn Ludwig, die in England Schutz bei Athelstan, dem König von Northumbrien und Onkel des jungen Ludwigs, gesucht haben. Emma stirbt 934, ohne Nachkommen zu hinterlassen.
    935 treffen sich die Könige von "Frankreich", "Deutschland" und der Provence in Ivois an der Chiers und schließen ein Freundschaftsbündnis. Raoul betrachtet dieses als seine große Hinterlassenschaft. Er stirbt kurz darauf, zwei Jahre nach seiner Frau. Die Versammlung der Großen weiß nicht, wen sie wählen soll und beugt sich schließlich jenen, die der Legitimität der KAROLINGER treu geblieben sind. Sie proklamieren Ludwig zum König. Erzbischof Wilhelm wird an Athelstans Hof entsendet, um den 15-jährigen Prinzen zurück in sein Reich zu holen.

    Schwager Helmut: Seite 91,98/99,106,121,124,138,152,154/55,239, „Graf Heribert II.“

    Während König Rudolf vorerst im Herzogtum Burgund und in der Aquitania seine Positionen festigte, warb Graf Heribert II. in der Francia für den wiedereingesetzten KAROLINGER und griff erneut Laon an, wurde aber von den Söhnen des verstorbenen Grafen Rotger I. im Verein mit der energischen Königin Emma (+ 934) zurückgeschlagen.
    Der BOSONIDE Rudolf war als ältester Sohn und Nachfolger Herzog Richards nach dem Jahre 914 mit Emma (+ 934), der energischen Tochter Markgraf Roberts von Neustrien vermählt. Nachdem nun Richard der Gerechte am 31.August/ 1. September 921 verstorben war, wechselte sein Sohn Herzog Rudolf (921-923/36) auch konsequenterweise ganz offen ins robertinische Lager, in dem er unter dem Einfluß Herzogin Emmas bis zu seinem Tode blieb.
    Dennoch blieb Rudolfs Verhältnis zu Heribert II. von Vermandois fast immer gespannt, was in erster Linie an Herzogin Emma gelegen haben dürfte, die dem ehrgeizigen und verschlagenen HERIBERTINER zutiefst mißtraute und sich bald zu seiner Todfeindin entwickelte.
    Anschließend hielt König Rudolf am 8. April 924 einen großen Hoftag in Chalon-sur-Saone ab, zu dem neben Königin Emma, Erzbischof Seulf von Reims, Bischof Ansegis von Troyes und Bischof Abbovon Soissons als Erzkanzler auch Graf Heribert II. und Markgraf Hugo erschienen. Ebenfalls anwesend waren burgundische Aristokraten wie Graf Boso von Perthois (+ 935) und Graf Hugo der Schwarze (+ 952), die Brüder des Königs, die Grafen Walo von Dijon (+ 924) und Giselbert von Autun (+ 956); Söhne Graf Manasses I. des Älteren von Chalon (+ 918).
    Doch den Söhnen des verstorbenen Grafen Rotger I. war es gelungen, Laon zusammen mit der entschlossenen Königin Emma zu verteidigen, ja schließlich waren sie bis zur Reimser Besitzung Coucy vorgedrungen.
    Der westfränkische König bot dagegen Graf Heribert II. den Besitz von Laon für ein Opfern des KAROLINGERS an. Die Entscheidung darüber wurde anscheinend auf den Hoftag verschoben, denn König Rudolf zog sich erneut ins Herzogtum Burgund zurück, während die energische Königin Emma weiter in Laon verblieb. Die Umstände und Motive dieser Haltung der Königin liegen hier ziemlich im Dunkeln, weswegen manche, so zum Beispiel Kalckstein, spekulieren, ob es wegen des Besitzes von Laon nicht zu einem heftigen Zerwürfnis zwischen König Rudolf und seiner Gattin Emma, die sich stets als unversöhnliche Todfeindin Graf Heriberts II. erwiesen hatte, gekommen sei? Oder wollte der BOSONIDE nur das Faustpfand Laon vor einer hinterhältigen Attacke Graf Heriberts II. schützen? Nach zähen Verhandlungen bezüglich des Streitfalles Laon mußte Königin Emma die Festung verlassen und sich in die Burgundia zurückziehen.
    Wenig später mußte der BOSONIDE jedoch dringend ins Herzogtum Burgund zurück, wo in der Zwischenzeit ein gefährlicher Aufstand gegen Königin Emma ausgebrochen war, die oftmals mit unnachsichtiger Härte gegen den burgundischen Adel durchgegriffen hatte. Dabei hatte sie unter anderem dem wichtigsten burgundischen Aristokraten Graf Giselbert von Dijon und Chalon (+ 956) die Burg Avallon genommen, worauf sich dieser, verbündet mit Graf Richard von Troyes und Sens (+ 932/36) erhob.
    So nahm er folgerichtig nach diesen großen Erfolgen den militärischen Kampf gegen den HERIBERTINER wieder energisch auf. Mit einem starken Heer und in der Begleitung der Königin Emma sowie der Erzbischöfe Artold von Reims (+ 961) und Theotilo von Tours (+ 947) marschierte König Rudolf gegen Chateau-Thierry, das belagert wurde. Die Belagerung von Chateau-Thierry dauerte sechs Wochen lang, dann erst fiel die Festung durch den Verrat des Kommandanten Walo, der Königin Emma gegenüber den Treueid ablegte.
    Außerdem starb Ende 934 mit Königin Emma die erklärte Todfeindin des HERIBERTINERS, was diesen sicher erleichtert aufatmen ließ. Denn die westfränkische Königin hatte mit ihrer Energie und Tatkraft bedeutenden politischen Einfluß ausgeübt und war anerkanntermaßen hinter vielen Aktionen König Rudolfs gestanden, ja hatte sogar persönlich an Kämpfen gegen Graf Heribert II. teilgenommen
    Zwischen Markgraf Hugo und seinen beiden Schwägern etablierte sich binnen kurzem eine lockere Allianz, die allerdings nur durch die politischen Umstände erzwungen wurde, ansonsten durch die unterschiedlichen Interessen der drei Verbündeten und gewisse persönliche Antipathien - Herzogin Emma (+ 934) verabscheute ihren Schwager Graf Heribert II., Markgraf Hugo wiederum haßte seine ehrgeizige Schwester Herzogin Emma, die ihn rasch in den Hintergrund drängte.

    910/14 oo Rudolf I. von Burgund, König von Frankreich, x vor 890-14./15.1.936

    Literatur:
    Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 36,44 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 295, 322,325 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 91,98/99,106,121,124,138,144,152,154/55,160,239, 244,300,366,382/83,390,395,402 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996 Seite 64 -

    Emma heiratete von Burgund, Rudolf I. in 910/914. Rudolf (Sohn von von Burgund, Richard I. und von Auxerre, Adelheid) wurde geboren vor 890; gestorben in Jan 936 in Auxerre [89000],Yonne,Burgund,Frankreich; wurde beigesetzt in Sens [89100],Yonne,Burgund,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]


  3. 6.  von Franzien, Hugo Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Robert2, 1.Robert1) wurde geboren in 895; gestorben in Jun 956 in Dourdan [91410],Essonne,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich; Graf von Paris
    • Titel/Amt/Status: Neustrien,Frankreich; Markgraf von Neustrien
    • Titel/Amt/Status: 923-956, Franzien,Frankreich; Herzog von Franzien

    Notizen:

    Hugo der Große
    Herzog von Franzien (923-956)
    Graf von Paris
    Markgraf von Neustrien
    895-16./17.6.956 Dourdan (dep. Essonne) Begraben: St-Denis
    Einziger Sohn des Herzogs Roberts I. von Neustrien aus seiner 2. Ehe mit der Beatrix von Vermandois-Meaux, Tochter von Graf Heribert I.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 160

    Hugo der Große, dux Francorum
    * um 893, + 16. oder 17. Juni 956 Dourdan (dep. Essonne) Begraben: St-Denis
    Sohn des westfränkischen Königs Robert I. und der Beatrix von Vermandois

    Geschwister:
    Adela (aus einer früheren Ehe des Vaters; oo Heribert II. von Vermandois)
    - Emma oo Rudolf von Burgund, westfränkischer König

    1. oo um 914 Judith, Tochter des Grafen Rorger von Maine
    2. oo 926 Eadhild, Tochter Eduards des Älteren, König von Wessex
    3. oo 937 Hadwig, Tochter König HEINRICHS I.

    Kinder:

    - Hugo Capet, westfränkischer König
    - Otto, Herzog von Burgund
    - Odo-Heinrich, Herzog von Burgund
    - Beatrix oo Friedrich, Herzog von Ober-Lothringen
    - Emma oo Richard I. von der Normandie (alle aus 3. Ehe)
    - Heribert I., Bischof von Auxerre (unehelich)

    Bereits 914 von Karl dem Einfältigen zum Nachfolger in allen honores seines Vaters, des neustrischen ‚marchio‘ Robert (seit 922 westfränkischer König), bestimmt, unterstützte er nach dessen Tod (923) die Wahl seines Schwagers Rudolf von Burgund. Selbst wollte Hugo der Große die Königswürde nicht übernehmen, da er dann die direkte Herrschaft über seine zahlreichen Grafschaften, vor allem entlang der Loire und im Pariser Raum, sowie seine Abteien (unter anderem St-Martin in Tours, Marmoutier, St-Denis) hätte aufgeben müssen. Als Rudolf, der weitgehend auf Hugos Unterstützung angewiesen war, 936 starb, ließ er Ludwig IV., den Sohn Karls des Einfältigen, krönen. Dafür erkannte ihm der KAROLINGER den Titel eines ‚dux Francorum‘ zu und bezeichnete ihn als ‚in omnibus regns nostris secundus a nobis‘; somit war der König durch die Zwischengewalt des ROBERTINERS von den Großen seines Reiches isoliert.
    Ludwigs Streben nach selbständiger Regierung bewog Hugo den Großen jedoch bereits ein Jahr später zu einem Bündnis mit OTTO DEM GROSSEN, dessen Schwester er heiratete. In einem ersten Konflikt mit Ludwig IV., der 942 auf dem Fürstentreffen zu Vise beigelegt wurde, fand Hugo die Unterstützung OTTOS. Ein Jahr später verlieh ihm Ludwig erneut den ‚ducatus Franciae‘ und übertrug ihm das regnum Burgund. Als Hugo der Große jedoch die Gefangenschaft des Königs durch die Normannen (945) nutzte, um von der Königin Gerberga die Preisgabe von Laon zu erpressen, sah sich OTTO DER GROSSE zu einem Feldzug gegen Hugo den Großen veranlaßt. 948 entschied die Synode von Ingelheim die westfränkischen Wirren zugunsten von Ludwig, und eine Trierer Synode verhängte die Exkommunikation über Hugo. Erst 953 wurde in Soissons der Friede zwischen Hugo dem Großen und dem König wiederhergestellt. Nach Ludwigs Tod (954) konnte Gerberga nur mit Zustimmung Hugos die Erhebung ihres Sohnes Lothar erreichen; als Gegenleistung verlieh ihm der junge König den Dukat über Burgund und Aquitanien.

    Literatur:
    DBF XVII, 1496f. – W. Kienast, Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland, 1968 – Derselbe, Deutschland und Frankreich in der Kaiserzeit I, 1974, III, 1975 –

    Werner Karl Ferdinand: Seite 462, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 9

    Zu Hugo dem Großen ist daran zu erinnern, daß die anderen Kinder Herzog Roberts nicht zu den Nachkommen KARLS DES GROSSEN zählen, da sie im Unterschied zu Hugo nicht der Ehe Roberts mit Beatrix, aus dem Hause der HERIBERTINER, entstammen. Hugo und seine Nachkommen fehlen bei Brandenburg, der die urkundlich gesichcrte Abkunft Hugos von Beatrix zu Unrecht bestritt, siehe oben Anmerkung VI, 4.
    Todesdatum Hugos Lot, Dern. Carol. 16.
    In den Besitz zahlreicher Grafschaften folgte Hugo dem Vater, als dieser 923 König wurde. Seit 936 tritt er in Urkunden als dux Francorum auf, ein Titel, den er sich verleihen ließ, als er den jungen KAROLINGER Ludwig IV. aus dem englischen Exil zurückholte und damit das karolingische Königtum wiederherstellte.
    Nachweis seiner ersten Ehe mit einer Grafen-Tochter aus Maine, Werner, Untersuchungen 281-283.
    Datum der zweiten Ehe mit der Königs-Tochter von Wessex, Schwester der Gattin König Karls III., Flodoard, Anmerkung 926, gegen Ende.
    Hugos dritte Ehe mit Hathui/Hadwigwurde vor 937 IX 14 geschlossen, Datum der Urkunde, in der erstmals Hugo mit einer coniux sua Haduidis auftritt, HF 9, 720-722. Im D 37 HEINRICHS I. (MG DD reg. et imp. Germ. 1,71) von 935 V 9 war Hadwig noch als unvermählte Tochter des Königs aufgetreten.
    Lauer, Louis IV, 27 Anmerkung 4 vermutet im Anschluß an Luchaire, Hugos Hochzeit mit der Schwester OTTOS I. habe vielleicht im Mai 937 stattgefunden, als OTTO sich in Mainz und Ingelheim aufhielt.
    Nicht weniger als drei Tagesangaben kommen für das Todesdatum der Hadwig in Betracht. Die Gedenkbücher von Merseburg und Essen nennen zum 10. Mai Hathewig comitissa, im Echternacher Nekrolog steht zum 16. August Hatawich filia regis OTTONIS (statt HEINRICI?), im Nekrolog von S-Germain-des-Pres endlich wird der 9. Januar angegeben. Wir geben diesem letzteren Datum den Vorzug; die Wahrscheinlichkeit, ein genaues Datum und sichere Identität zu bieten, ist in der Abtei Hugos des Großen am höchsten, die Möglichkeit, es handele sich um eine andere Trägerin desselben Namens, am geringsten.
    Flodoard, Ann., spricht zu 957 von der relicta Hugonis, zum Ende 958 vom Zuge Bruns von Köln nach W-Franken und Burgund, locuturus cum sororibus ac nepotibus suis, also mit Königin Gerberga und Herzogin Hadwig und beider Söhnen, König Lothar und Hugo Capet. Eine spätere Erwähnung Hadwigs ist mir nicht bekannt. Es muß auffallen, daß Flodoard 959 den Brun, bei einem erneuten Aufenthalt in W-Franken, zwar mit den nepotibus suis, aber nur noch mit regina sorore, der Königin Gerberga, zusammentreffen läßt. 960 bemüht sich Brun um die Söhne Hugos des Großen und vermittelt ihre Belehnung durch Lothar: Von der Mutter ist nicht die Rede. So ist es nicht ausgeschlossen, daß Hadwig schon 959 I 8 starb, ohne daß Flodoard ihren Tod ausdrücklich vermerkte. In die gleiche Richtung weist, daß König Lothar 961 X 5 die Villa Conde auf Wunsch des 956 verstorbenen Grafen Hugo (des Großen) an S.-Remi-de-Reims schenkt: Die Königin Gerberga interveniert, Hadwig jedoch wird nicht erwähnt.
    966 VI 19 urkundet Graf Geoffroi I. von Anjou (ed. Bertrand de Broussillon, Cartulaire de S.-Aubin-d'Angers 1, 1896, 4-7, nr. 2) und schenkt pro remedio animae senioris nostri domni Hugonis, praesentis Francorum ducis, seu pro patris matrisque eius (also für Hugo den Großen und Hadwig, die hier ohne Unterscheidung als wohl beide schon verstorben aufgeführt werden). Das bedeutet zugleich, daß Flodoard, dessen Annalen bis 966 gehen, in jedem Fall Hadwigs Tod unerwähnt gelassen hat und ihn nicht etwa nur darum nich gebracht hat, weil er bis 966 nicht eingetreten war. Daß Hadwig zusammen mit ihrer Schwester Gerberga 965 noch auf dem Hoftag Kaiser OTTOS in Köln geweilt habe, berichtet nur der späte Sigebert von Gembloux.
    Den Namen der Mutter von Hugos des Großen unehelichem Sohn Heribert, des späteren Bischofs von Auxerre, überliefern uns die Gesta episc. Autissiodor. c. 47: Reingarda. Da über den Zeitpunkt dieser Verbindung Hugos nichts bekannt ist, auch aus den Daten Heriberts nichts Sicheres erschlossen werden kann, nenne ich sie an letzer Stelle.
    Hugo der Große entschied am 15.6.923 die Schlacht bei Soissons und folgte dem gefallenen Vater als Graf von Paris, Herzog von Neustrien und auch als Graf von Vexin, Orleans, Tours und Anjou. Obwohl er ein machtgieriger Mann war, kehrte er zu alten Tugenden der Vorfahren zurück, zu politischer Klugheit und Mäßigung und lehnte - auch gewitzt durch das Schicksal des Vaters - 923, 936 und 954 die ihm angebotene französische Königskrone ab und begnügte sich mit der Position eines allmächtigen Hausmeiers. Hugo kontrollierte seinen königlichen Schwager Rudolf von Burgund und nach diesem Ludwig IV. und danach König Lothar und verhinderte jede Herausbildung einer starken Königsmacht. Er wurde 936 Vormund König Ludwigs IV. und erhielt den Titel "Dux Francorum", was die wahren Machtverhältnisse klarmachte. Er verbündete sich mit der Normandie und 940 gab es üble Bürgerkriege gegen Ludwig IV., in denen er diesem Reims und Laon wegnahm und Ludwig IV. 945/46 sogar inhaftierte. Auf Druck der deutschen Kirche und OTTOS I. hin päpstlich gebannt, unterwarf er sich 950 wieder formal und wahrte damit seine Macht; der König mußte ihm sogar seine letzte befestigte Stadt Laon überlassen. Sein Beiname bezieht sich nicht auf seine Körpergröße, sondern auf die Größe seiner Ländereien. Hugo war in einer Zeit, in der der Reichtum des Feudaladels von seinen Einnahmen aus dem Grundbesitz ebenso wie von der Anzahl der Untertanen abhing, eifrig darauf bedacht, seinen Herrschaftsbereich zu vergrößern. Er besaß die gesamte Ile-de-France und fügte durch geschickte Bündnisse oder Schenkungen noch Maine und einen Teil der Pikardie hinzu. Hugo mußte zwar 949 Laon zurückgeben, aber Ludwigs Sohn Lothar mußte ihm neben Franzien auch noch das Herzogtum Aquitanien und Burgund zugestehen. Trotz königlicher Unterstützung konnte sich Hugo hier nicht gegen den einheimischen Adel durchsetzen.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Als Karl der Einfältige seiner Tante Rothild die Königsabtei Chelles zu entziehen suchte, kam es endgültig zum Eklat: Hugo, der Sohn Roberts von Neustrien, soll es gewesen sein, der die Truppen der erbosten Großvasallen sammelte er und Karl nach Lothringen abdrängte, so dass am 30.6.922 sein Vater Robert in Reims zum Gegenkönig erhoben werden konnte. In der Schlacht der beiden Könige am 15.6.923 bei Soissons fand Robert den Tod, doch sein Sohn Hugo erstritt zusammen mit Graf Heribert II. von Vermandois den Sieg, indem er Karl und sein Heer in die Flucht schlug. Dennoch fiel das Königtum nicht ihm zu, dem Erben der ausgedehnten ROBERTINER-Macht (deren Übernahme ihm übrigens schon vor 914 von Karl zugesichert worden war), sondern in bewußter Abkehr vom Geblütsgedanken Rudolf von Burgund. Der ROBERTINER Hugo mit dem Beinamen magnus unterstrich als der mächtigste Magnat des Reiches seine königsgleiche Stellung, indem er 926 in zweiter Ehe die angelsächsische Prinzessin Eadhild, eine Schwester von Karls des Einfältigen Gattin Eadgifu, heiratete. Hugo riß mehr und mehr das Gesetz des Handelns an sich und führte ab 929 eine jahrelange Fehde gegen Heribert von Vermandois um die Vormacht in der zentralen Francia, bei der er, gewissermaßen mit König Rudolf im Schlepptau, 931 Reims einnahm und Heriberts jugendlichen Sohn Hugo als Erzbischof durch den Mönch Artold ersetzte. Als der Graf von Vermandois 934 völlig zu unterliegen drohte, war es HEINRICH I., der Einhalt gebot. Bei einem Treffen mit König Rudolf, Hugo und Heribert 935 am Grenzfluß Chiers setzte HEINRICH I. einen Schiedsspruch durch, der den ROBERTINER zur Rückgabe des größten Teils seiner Gewinne zwang.
    Dies waren die jüngsten Erfahrungen, als Hugo der Große nach dem Tode König Rudolfs (+ 14./15.1.936) ebenso wie 923 davon absah, selber nach der Krone zu streben, weil er als König seine zahlreichen Grafschaften hätte aus der Hand geben müssen. Statt dessen brachte er den 15-jährigen, am Hof von Wessex aufgewachsenen Ludwig als Rudolfs Nachfolger ins Spiel, und die Deutung liegt nahe, dass er damit vor allem "Heriberts Stellung zwischen Seine und Maas entscheidend zu treffen" suchte, da "die Wiederherstellung des karolingischen Königtums... in der Francia zu Lasten des Hauses VERMANDOIS gehen mußte" (K.F. Werner).
    Hugo wurde 954 nach dem Tode Ludwigs IV. erneut als dux Francorum, deutlicher denn je auch mit Erstreckung auf Aquitanien und Burgund, anerkannt, bekam Einfluß auf die Entwicklung des jungen Königs, der ihn im Sommer 955 auf einem Feldzug ins Poitou zu begleiten hatte, und wurde auch nicht daran gehindert, gerade in diesem Jahr für sein Haus höchst aussichtsreiche weitere Eheverbindungen zu knüpfen: Seine älteste Tochter Beatrix verheiratete er mit dem Grafen Friedrich von Bar, der 959 Herzog im südlichen Lothringen wurde, ihre Schwester Emma verlobte er mit Herzog Richard von der Normandie, und vor allem vermählte er seinen zweiten Sohn Otto mit der Erbin des Herzogtums Burgund, dessen Inhaber prompt 956 starb.
    Auf dem Höhepunkt der Erfolge ereilte jedoch auch Hugo den Großen am 16./17.956 der Tod. Er hinterließ drei heranwachsende Söhne, nämlich Hugo mit dem nicht zeitgenössischen Beinamen "Capet" (geb. um 940) als Haupterben, Otto von Burgund und den jüngeren Odo-Heinrich, so dass vorerst die Witwe Hadwig die Sache der ROBERTINER zu führen hatte ebenso wie Gerberga auf karolingischer Seite.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 482,486-489,492-499,504,510, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Um Hagano im Königreich zu verankern, verlieh Karl III. ihm im Jahr 922 einfach eines der wenigen Klöster, über das die Dynastie noch verfügen konnte: Chelles, wo KARLS DES KAHLEN Tochter Rothild Äbtissin war. Sie war außerdem die Schwiegermutter von Hugo dem Großen, dem Sohn Roberts von Neustrien. Diese äußerst unkluge Handlung hatte sofort zur Folge, daß das Heer der ROBERTINER unter Hugos Führung aufgeboten wurde und daß sich nahezu alle Großen vom König lossagten.
    Wenn die Tatsache, daß Rudolf die Nachfolge seines Schwagers Robert [Eigene Anmerkung: Auch wenn im Lexikon des Mittelalters Band VII Spalte 1077 bei Rudolf von Burgund dieselbe Aussage wie bei Robert I. getroffen wird, halte ich Rudolf von Burgund für den Schwiegersohn und nicht Schwager Roberts I. Als Tochter Roberts des Tapferen müßte Emma um 860/65 geboren sein. Ihr Ehemann Rudolf wäre ungefähr 30 Jahre jünger gewesen, denn sein Vater Richard starb erst im Jahre 921, seine Mutter Adelheid nach 929 und sein Bruder Hugo im Jahre 952, so daß Rudolfs Geburtsjahr kurz vor 890 anzunehmen ist.] antrat, das W-Frankenreich wirklich vor so heikle Probleme stellte, muß man sich fragen, warum die zahlreichen Vasallen der ROBERTINER nicht Roberts Sohn Hugo zum König wählten, der sich doch schon als Heerführer ausgezeichnet hatte. Mit diesem Rätsel haben sich bereits mittelalterliche Geschichtsschreiber beschäftigt: Hugo, den man zuweilen den Großen nennt, aber auch den Weißen, um ihn von einem Bruder König Rudolfs, Hugo dem Schwarzen, zu unterscheiden, habe sich, so wird unter anderem behauptet, wegen des plötzlichen Schlachtentods seines Vaters als Fingerzeig des Himmels zu dessen Untreue, nicht für würdig gehalten, König zu werden. Es gibt aber eine viel konkretere Erklärung. Nach einem im karolingischen Gallien stets beachteten Grundsatz mußte der König seine Herrschaft durch die Grafen ausüben lassen; er durfte nicht sein eigener Graf sein. Für einen Großen, dem es gelungen war, zehn Grafschaften oder mehr in seine Gewalt zu bringen, hätte die Annahme der Königswürde also gewissermaßen den politischen Selbstmord bedeutet. Er verlor in diesem Fall ja auf einen Schlag seine sämtlichen Grafschaften, weil er sie als König anderen übertragen mußte. Anders sah die Sache aus, wenn er einen Sohn in regierungsfähigem Alter oder einen absolut zuverlässigen Bruder hatte.
    Das Verhalten der ROBERTINER ist unter diesen Voraussetzungen leicht zu erklären. Als Odo im Jahr 888 die Königskrone annahm, stand ihm sein ergebener Bruder zur Seite, dem er sofort sämtliche Grafschaften übertrug und dazu alle Klöster, deren Laienabt er war. Die Macht seines Hauses erlitt also keinen Schaden, sondern wurde noch vermehrt, weil Robert großzügige Verleihungen des Königs erhielt. Im Jahr 922 hatte Robert selbst einen Sohn, der alle Grafschaften übernehmen und so den ROBERTINERN erhalten konnte. Folglich nahm auch er jetzt die Krone an. Dagegen hatte Hugo der Große beim Tod seines Vaters im Jahre 923 weder Bruder noch Sohn, die das politische Erbe der ROBERTINER hätten bewahren können. Er konnte deshalb eine Wahl zum König nicht annehmen. Man mußte also einen "Ersatzmann" für die Übernahme der königlichen Gewalt suchen, deren eigentliche Aufgabe die Landesverteidigung blieb. Allerdings gab es eine Grundbedingung: An die Position, die sich die Fürsten geschaffen hatten, durfte nicht gerüttelt werden. Der Ersatzkandidat war bereits gefunden; man entschied sich für Rudolf, den Schwager Hugos des Großen [Eigene Anmerkung: Auf Seite 486 war Rudolf noch Roberts Schwager.]. Der hatte einen Bruder, Hugo den Schwarzen, der den Weiterbestand der Dynastie in Burgund und ihre dortige Machtstellung sichern konnte. [Eigene Anmerkung: Wenn die oben gemachten Ausführungen den Tatsachen entsprechen, dann wäre Odo von Paris nur die Marionette seines Bruders Robert gewesen. Auf welchen Machtgrundlagen beruhte sein Königtum und wo rekrutierte er sein Heer? Er wäre imer auf das gute Einvernehmen mit seinem Bruder angewiesen, der die Machtmittel der ROBERTINER tatsächlich in den Händen hielt. Daß es auch zu Streitigkeiten innerhalb der Familie kam, zeigen zum Beispiel die häufigen Auseinandersetzungen im sächsischen Königshaus.]
    Das frühere Gleichgewicht in der Francia zwischen dem karolingischen König, dem reimser Erzbischof, dem Haus VERMANDOIS und den Interessen der ROBERTINER war gestört. Hugo des Großen Verärgerung über die allzu enge Verbindung zwischen Burgund und Vermandois führte zu einer folgenschweren Maßnahme: In Absprache mit Herzog Wilhelm II. von Aquitanien, der König Rudolf noch immer nicht anerkannt hatte, verständigte er sich mit den Loire-Normannen. Die verschonten von da an Neustrien und Aquitanien, dafür durften sie ungehindert nach Burgzund durchziehen.
    Nach dem Tode Karls III. gab der ROBERTINER Hugo der Große seine zurückhaltende Politik auf, denn Heribert von Vermandois war zu mächtig und zu gefährlich geworden. Er verbündete sich mit Rudolf und unternahm in den Jahren 930 bis 934 mehrere, oft sehr strapaziöse Feldzüge, um Heriberts Machtstellung zu vernichten. Im Jahr 932 wurde Reims genommen, wo der junge Hugo von Vermandois durch den neuen Erzbischof Artold ersetzt wurde.
    Als sich Hugo der Große 935 weigerte, die Festung Saint-Quentin an Heribert von Vermandois auszuliefern, zwang ihn ein sächsisch-lothringisches Heer HEINRICHS I. dazu. Wenig später erkrankte Rudolf schwer und starb im Januar 936. Hugo der Große zögerte keinen Augenblick: Nur ein KAROLINGER-König konnte mit Unterstützung der ROBERTINER den Sturz des Hauses VERMANDOIS herbeiführen. Der KAROLINGER Ludwig lebte am Hof seines Onkels Aethelstan, des Königs von Wessex. Die Annäherung war schon vorbereitet worden durch die Eheschließung zwisachen Hugo dem Großen und einer Tochter Aetehlreds.
    Die Restauration der KAROLINGER nach der Regierung Roberts I. und Rudolfs war das Werk Hugos des Großen, damals der mächtigste Mann im Reich. Bis in die kleinsten Einzelheiten wurde vorweg mit König Aethelstan von Wessex vereinbart, wie die Machtübernahme des KAROLINGERS verlaufen sollte. Als Ludwig im Sommer 936 bei Boulogne landete, huldigten ihm Hugo und die übrigen Großen noch am Strand. Auch die Belohung des Königsmachers erfolgte sofort. Schon in der ersten Urkunde des Königs erhielt Hugo den neuen und doch so traditionsreichen Titel dux Francorum. In der zweiten ließ Ludwig dazu eine genauere Erklärung geben: "Hugo, der in allen unseren Reichen nach uns der zweite ist." Der neue Herzog der Franken erhielt also die vom KAROLINGER-König anerkannte und legitimierte Oberhoheit über sämtliche Franken und über die anderen Fürsten. Selbst in der Francia zwischen Seine und Maas, dem einzigen regnum, das bisher dem Königtum unmittelbar vorbehalten war, stand der Herzog jetzt trennend zwischen dem König, seinen Vasallen und seinen Untertanen. Als Ludwig nach der Salbung durch das Gebiet der ROBERTINER geführt wurde, wirkte er wie eine Marionette in den Händen des Herzogs. Er begleitete Hugo sogar auf einem Feldzug gegen Rudolfs Bruder Hugo den Schwarzen, der dem ROBERTINER den Norden Burgunds mit der Grafschaft Sens abtreten mußte. Der Grundsatz, wonach die einzelnen Prinzipate den territorialen Rahmen bildeten, in dem die Fürsten ihre schon weitgehnd erbliche Macht ausübten, wurde so von Hugo dem Großen verletzt. Er betrachtete sich jetzt als princeps über das fränkische Gesamtreich, und wie ein König schickte er den Bischof von orleans als Gesandten zu Papst Leo VII., der ihn als Herzog und "ruhmreichen Fürsten der Franken" anerkannte.
    Die übrigen Fürsten wurden sich schnell darüber klar, daß der ROBERTINER eine Form von Zentralgewalt ausübte, die für ihre eigenen Interessen weitaus gefährlicher war als die des Königs. Sobald Ludwig in das Gebiet der karolingischen Pfalzen, nach Compiegne und Laon zurückgekehrt war, befreite er sich im Jahr 937 aus der Bevormundung des Herzogs. Er verbündete sich mit Hugo dem Schwarzen und ernannte ihn zum marchio. Damit gab er ihm die legitime Herrschaft über Burgund zurück, und das bedeutete Krieg mit Hugo dem Großen.
    Hugo der Große reagierte auf Ludwigs IV. Verhalten damit, daß er die bisherige Bündniskonstellation auf den Kopf stellte: Er schloß sich mit Heribert II. zusammen, den er doch gerade hatte niederzwingen wollen. Dieser Frontwechsel verschaffte Hugo auch das Bündnis mit OTTO I. Im Jahr 937 vermählte er sich mit dessen Schwester Hadwig.
    Ludwig IV. vermochte sich aber nicht in Lothringen zu behaupten und hatte sich im Jahr 940 sogar mit einen Einfall von OTTOS Heer in sein eigenes Reich auseinanderzusetzen. Hugo der Große und Heribert huldigten OTTO in der karolingischen Pfalz Attigny. Die Verbündeten eroberten Reims und setzten erneut Heriberts Sohn Hugo ein. Im November 942 wurde in Vise bei Lüttich Frieden geschlossen: OTTO I. und Ludwig IV. erneuerten ihren Freundschaftsbund. OTTO versöhnte Hugo und Heribert mit Ludwig, dessen Vasallen sie wieder wurden. Ludwig hatte viel verloren, voran seinen Stützpunkt Reims. Andererseits hatte er sich aber vom dominierenden Einfluß Hugos des Großen befreit.
    Hugo der Große, dessen Schwester Adela mit Heribert II. vermählt war, machte sich nach dessen Tod sehr geschickt zum Beschützer seiner Neffen. Er zwang den König dazu, das Erzbistum Reims Artolds Widersacher Hugo von Vermandois zu lassen und die übrigen Söhne Heriberts "als Getreue anzunehmen". Die Nachfolge wurde allerdings erst 946 durch einen Schiedsspruch Hugos des Großen endgültig geregelt.
    Nach der Ermordung Wilhelms I. von der Normandie (27. Dezember 942) brauchte Ludwig die Unterstützung Hugos des Großen, dem sich ein Teil der Normannen, die christlich bleiben wollten, angeschlossen hatte, während andere Ludwig IV. huldigten. Unter beträchtlichen Verlusten brachte der ROBERTINER Evreux in seine Gewalt. Ludwig mußte ebenfalls heidnischen Widerstand überwinden, bevor er in Rouen einziehen konnte. Bei der Nachfolgeregelung für die Söhne Heriberts gab er Hugo nach, und im Jahr 945 gestand er ihm auch wieder den Titel dux Francorum zu, den er ihm seit 937 verweigert hatte. Als gegen Ende des Jahres 944 ein erneuter Feldzug in die Normandie notwendig wurde, konnte Ludwig IV. nochmals die Unerstützung Hugos des Großen gewinnen, dem er die Stadt Bayeux versprach.
    Nachdem er seine Zusage gebrochen hatte, wurde Ludwig am 13. Juli 945 in Rouen gefangengenommen. Die Normannen schickten ihn aber zu Hugo dem Großen zurück, der ihn seinem Vasallen Tedbald, Grf von Blois und Vizegraf von Tours, übergab. Für Ludwigs Heimkehr zur Königin forderte Hugo von Gerberga die Auslieferung der Stadt Laon. Nur unter derart erniedrigenden Bedingungen, die zugleich eine echte politische Katastrophe bedeuteten, konnte der König Ende Mai 946 seine Freiheit wiedergewinnen.
    Unter dem Vorsitz eines päpstlichen Legaten und in Gegenwart der Könige OTTO I. und Ludwig IV. war die "heilige" und "allgemeine Synode" vom 7. bis 9. Juni 948 in Ingelheim ein bedeutendes Ereignis. Die Einheit der fränkischen Welt schien wiederhergestellt. Ludwig brachte seine Klagen vor und erreichte, daß Hugo der Große und Hugo von Vermandois ohne Vorbehalte verurteilt wurden. Zur Frage der weltlichen Gewalt im allgemeinen erklärte die Synode: "Niemand wage es in Zukunft, der Königsgewalt Nachteil zuzufügen oder sie durch ruchlosen Anschlag verräterisch zu entehren." Die Anspielung war eindeutig, sie bezog sich auf die wenig rühmlichen Methoden Hugos des Großen. Sollte er sich nicht unterwerfen, würde er für immer aus der Kirche ausgeschlossen werden.
    Die geistlichen Strafandrohungen zeigten offenbar weiter ihre Wirkung, als Papst Agapet II. auf einer römischen Synode im Jahr 949 die Verurteilung bestätigte, die von den vorhergegangenen Kirchenversammlungen ausgesprochen worden waren. Unter der Vermittlung Konrads des Roten war Hugo der Große jetzt damit einverstanden, daß Verhandlungen eröffnet wurden. Sie führten im Jahr 950 zu einem ersten Friedensschluß an den Ufern der Marne. Hugo lieferte die Zitadelle von Laon aus und bekannte sich erneut als Vasall des Königs. Schon bald kam es allerdings zu erneuten Streitigkeiten zwischen den Vasallen beider Fürsten, und erst am 20. März 953 - das Datum wurde erst kürzlich in einer Handschrift im Escorial entdeckt - konnte in Soissons endgültig Frieden geschlossen werden.
    Das politische Problem Ludwigs IV. waren nicht allgemeine Anarchie und Widerspenstigkeit sämtlicher Fürsten, sondern die übermächtige Stellung eines einzigen von ihnen. Dieser Fürst wollte als dux Francorum die tatsächliche Macht ausüben und dabei den König als Werkzeug benützen, um seinen ohnehin schon enormen Besitz an Ländern, Rechten und Privilegien immer weiter zu vergrößern. Dabei wollte Ludwig aber nicht mitspielen. Seine würdige Haltung und der Mut, den er bewies, verdienen Achtung, trotz der Ungeschicklichkeiten und politischen Fehler, die er beging, bevor sich am Ende seine Lage zu bessern schien. Als er starb, sah es so aus, als wären seine Anstrengungen umsonst gewesen. Seine Witwe Gerberga und sein minderjähriger Sohn Lothar mußten die gleichen Bedingungen annehmen wie Ludwig im Jahr 936, um die Zustimmung Hugos zur Königskrönung Lothars zu erhalten. Wie einst sein Vater, mußte jetzt Lothar die Länder der ROBERTINER bereisen und den Herzog auf einem Feldzug ins Poitou begleiten, das zeitweise in die Gewalt des ROBERTINERS geriet. Selbstverständlich wurde der Titel dux Francorum erneuert.
    Die ausgedehnte Grafschaft Maine, deren Inhaber über einen eigenen Vizegrafen verfügte, war von ihrer Lage her nicht ganz so wichtig, aber doch zu beachten. Robert I. hielt es immerhin für vorteilhaft, seinen Sohn Hugo den Großen mit Judith, der Tochter des Grafen von Maine, zu verheiraten.
    Die so folgenreiche Stellung der ROBERTINER als Grafen-Äbte hat schließlich auch zu dem Beinamen Cappatus, Capetus geführt, der zuerst bei Hugo dem Großen begegnet, dann aber auf dessen Sohn Hugo "Capet" übertragen wurde. Es handelt sich dabei um eine Anspielung auf die cappa, den kurzen Mantel des heiligen Martin, der schon unter den MEROWINGERN und KAROLINGERN zu den Reichsreliquien gehörte.

    Ehlers Joachim: Seite 20,22-24,45, "Die Kapetinger"

    914 versprach der König Roberts Sohn Hugo die ungeschmälerte Nachfolge in der Stellung seiens Vaters, so daß Neustrien jetzt endgültig als ein robertinisches regnum im W-Frankenreich erschien, dem König nur noch über das Lehnsband zu seinem marchio erreichbar und damit unverfügbar.
    Die Mißachtung seines Helfers Reginar, der in Lotharingien die Position eines marchio beanspruchen konnte, verbunden mit der maßlosen Förderung des landfremden Beraters Hagano, der möglicherweise ostfränkischer Herkunft gewesen ist, führte 920 fast alle Grafen der Francia in die Opposition gegen den König, wohl kaum ohne Wissen und Zustimmung der ROBERTINER, die sich allerdings erst an die Spitze des Aufruhrs stellten, als Karl das Kloster Chelles (dep. Seine-et-Marne) an Hagano gab: Äbtissin von Chelles war Rothild, Tochter KARLS DES KAHLEN und Schwiegermutter von Roberts Sohn Hugo, der nun die robertinischen Vasallen aufbot und die Unterstützung seiner Schwäger Rudolf von Burgund und Heribert von Vermandois fand. Am 30. Juni 922 traten in Reims Große aus der Francia und aus Neustrien zusammen und wählten Robert zum König.
    Am 15. Juni 923 ist Robert I. bei Soissons im Kampf gegen Karl III. gefallen, der die Schlacht gleichwohl verlor. Vorbehalte des Adels gegen eine Bestätigung des robertinischen Hauses als königsfähige Dynastie mögen zur darauf folgenden Wahl Rudolfs von Burgund geführt haben, Roberts Schwiegersohn. Danach eröffneten die Großen mit dem Kampf um das karolingische Erbe in der Francia die letzte Phase der politischen Umgestaltung des westfränkischen Kernsgebiets. Dem Erben Roberts I., Hugo Magnus, kam dabei eine Schlüsselrolle zu, aber in wechselnden Koalitionen, von denen auch die Seine-Normannen profitierten, suchten die Grafen von Vermandois, die Anhänger Rudolfs und der KAROLINGER die letzte Entscheidung über das Königtum offenzuhalten, so daß sich für Jahrzehnte ein gewisses Gleichgewicht der Kräfte ergab. Als neutralisierender Faktor für die übrigen der rivalisierenden Anwärter auf die Königswürde konnten sich die KAROLINGER erstaunlich lange halten.
    Weil die sächsischen Könige außerdem begehrte Bundesgenossen westlicher Großer waren, ergaben sich Heiratsverbindungen: OTTOS I. Schwester Hadwig heiratete 937 Hugo Magnus und wurde Mutter des späteren Königs Hugo Capet.
    Dieses nunmehr beide Reiche überspannende Netz wirkte sich dahingehend aus, daß Hugo Magnus (dessen Beiname zur Unterscheidung von seinem Sohn Hugo Capet diente und deshalb nicht "der Große", sondern "der Ältere" bedeutet) nach dem Tod Rudolfs von Burgund 936 nicht das Königtum anstrebte, sondern Karls III. Sohn aus dem englischen Exil zurückrief und am 19. Juni in Laon zum König krönen ließ. Hugos Preis war die ausdrückliche Anerkennung seiner Stellung durch den eigens neugeschaffenen Titel eines dux Francorum, worin nicht nur sprachlich Anklang an den rex Francorum zum Ausdruck kam, sondern vor allem eine neue intermediäre Gewalt, die den König nun auch noch von den marchiones trennen wollte. Keiner der Mächtigen war bereit, das zu akzeptieren, aber 943 gestand Ludwig IV. Hugo zu, von allen Vasallen und Großen der Francia die persönliche Huldigung zu verlangen. Bisher hatte es für die Francia keinen marchio gegeben, jetzt war es ein ROBERTINER.
    Gleichwohl hat das Bedürfnis zur Sicherung seiner Familie Hugo ein weiteres Mal zum Einsatz für eine karolingische Thronfolge bewogen. Als Ludwig IV. am 10. September 954 überraschend an den Folgen eines Reitunfalls starb, wurde sein 13-jähriger Sohn Lothar am 12. November in Reims vom Adel der Francia gewählt und durch Erzbischof Artold geweiht. Auch dieses Mal aber ließ sich Hugo seine Hilfe honorieren, denn Lothar übertrug ihm die Herrschaft in Burgund und Aquitanien. Ohne den Widerstand der aquitanischen Großen hätten damals alle Reichsteile robertinisch werden können, weil Hugo seinen jüngeren Sohn Otto, der den Namen des sächsischen Onkels trug, mit der Erbtochter des Großgrafen (comes praecipuus: D Loth. 2) Giselbert von Burgund verheiraten konnte. Noch ehe ihm der Ausbau seiner neuen Stellung gelang, starb Hugo Magnus am 16. oder 17. Juni 956 und wurde in St-Denis bestattet.
    Hugo Magnus zwang Rudolfs Bruder Hugo aber schon 936, die Grafschaft Langres mit Dijon an Ludwig IV. abzutreten, während der dux Hugo die Grafschaften Sens und Auxerre übernahm. 943 war Hugo Magnus vom König mit dem Regnum belehnt worden, Nachfolger wurde sein Sohn Otto. Nach Ottos Tod 965 folgte ihm sein Bruder Odo, ein Kleriker.

    914 1. oo Judith von Maine, Tochter des Grafen Rotger, x um 900- 926

    926 2. oo Eadhild von Wessex, Tochter des Königs Eduard I., - 937

    14.9.937 3. oo Hadwig von Sachsen, Tochter des Königs HEINRICH I., 922-9.1.nach 958

    Kinder:
    3. Ehe
    - Beatrix 938-23.9.nach 987
    954 oo Friedrich I. Herzog von Ober-Lothringen - 18.5.978
    - Hugo Capet König von Frankreich 940-24.10.996
    - Emma 945-18.3.968
    960 oo 1. Richard I. Herzog von der Normandie um 933-20.11.996
    - Odo Herzog von Burgund 945-23.2.965
    - Otto-Heinrich Herzog von Burgund 948-15.10.1002

    Illegitim
    - Heribert Bischof von Auxerre (971-996) - 23.8.996

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 89-92 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 54-153 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 37,49,63-65,83-85,128,130 - Boshof Egon: Die Salier. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1987 Seite 13,34 - Douglas David C: Wilhelm der Eroberer Herzog der Normandie. Diederichs Verlag München 1994 Seite 37-38 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 13,20,22-24,29, 45,61 - Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter. W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 24,27,29,38,41-45,51,54,104 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 33,36,40-44,47-59,61,73,94,100 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 293,295-297 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 20,28,34-39,42,45,65,130,271,274,282,288 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 76,96,101,108,120,124-132,139,162,164,171 - Kienast Walter: Der Herzogstitel in Deutschland und Frankreich (9. bis 12. Jahrhundert). R. Oldenbourg Verlag München - Wien 1968 - Mexandeau Louis: Die Kapetinger. Editions Rencontre Lausanne 1969 Seite 66,68-75 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 293,299,305-309,311,321,375 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 203,206-210,212-214,224 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 122,128,130,135 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 5/6-407/08 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 462 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 482,484,486-489,492-499,501,504,508,510,515,518 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 64,104,114,121,123,193,196,238 -

    Gestorben:
    16./17.6.956

    Hugo heiratete von Sachsen, Hadwig am 14 Sep 937. Hadwig (Tochter von von Sachsen, Heinrich I. und von Ringelheim, Mathilde) wurde geboren in 922; gestorben nach 958. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 14. von Frankreich, Hugo Capet  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 940 in Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich; gestorben am 24 Okt 996 in Melun [77000],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.
    2. 15. von Franzien, Beatrix  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 938; gestorben nach 987.
    3. 16. von Franzien, Emma  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 945; gestorben am 18 Mrz 968.
    4. 17. von Burgund, Otto  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 945; gestorben am 23 Feb 965.
    5. 18. von Burgund, Otto Heinrich  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 948; gestorben am 15 Okt 1002 in Pouilly-sur-Saône [21250],Côte-d’Or,Burgund,Frankreich.

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 19. von Auxerre, Heribert  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben am 23 Aug 996.


Generation: 4

  1. 7.  von Vermandois, Odo Graphische Anzeige der Nachkommen (4.Adele3, 3.Robert2, 1.Robert1) wurde geboren in 910; gestorben am 19 Jun 946.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Amiens [80000],Somme,Picardie,Frankreich; Graf von Amiens
    • Titel/Amt/Status: 928-930, Vienne [38200],Isère,Rhône-Alpes,Frankreich; Graf von Vienne

    Notizen:

    Odo
    Graf von Vienne (928-930)
    Graf von Amiens
    910-19.6.946
    Ältester Sohn des Grafen Heribert II. von Vermandois und der Adela von Neustrien, Tochter von Herzog Robert I.

    Brandenburg Erich: Tafel 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VII. Generation 1.
    Odo, Graf von Vienne 928, von Amiens 932
    * ca. 910, + nach 946 19.VI.

    Anmerkungen: Seite 120
    VII. 1. Odo

    Kalckstein 174f., 212,241, Poupardin, Provence 227; Lauer, Louis d'Outremer 139, wo auch letztes Vorkommen.
    Lauer hält Heribert II. für den ältesten Sohn, was mir aber nicht wahrscheinlich ist, da Odo schon 927 Flodoard S. S. 3, 377 vorkommt, Heribert aber erst erheblich später. [VII 2] [Hier hat sich sicher ein Schreibfehler eingeschlichen, denn Heribert II. ist Odos Vater und nicht sein Bruder. Odos Bruder war Heribert der Alte.]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 462

    Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)
    VII. Generation 2
    Heriberts ältester Sohn Odo wird erstmals zu 927 erwähnt (Flodoard, Ann.927 und Hist. Remensis ecclesiae IV, 21), als der Vater für ihn die Grafschaft Laon von König Rudolf fordert, sie jedoch nicht erhält. Der Dukat Vienne, den man ihm, der als Geisel am normannischen Hof weilte, Ende 928 gab (vgl. Register der Flodoard-Ausgabe von Lauer unter "Eudes"), kann nicht lange in seiner Hand geblieben sein, wenn ein Herrschaftsantritt Odos dort überhaupt je erfolgt ist. 938 ging Odo von Hugo dem Großen, den seine heribertinischen Neffen gegen den König unterstützten, zu König Ludwig IV. über und erhielt jetzt das Kommando in der Königsresidenz Laon, nicht notwendig die Grafschaft dort. 944 verliert er Stadt und Grafschaft Amiens: Seit wann er sie besaß, wissen wir, entgegen der Angabe von Brandenburg ("932") nicht. (Sämtliche Belege Flodoard, Ann. zum betreffenden Jahr).

    Hofmeister, Adolf: Seite 50-52, "Deutschland und Burgund im frühen Mittelalter"

    Damals gab König Hugo, nach Flodoard, das Gebiet von Vienne an Heribert II. von Vermandois für seinen Sohn Odo.
    Ob Rudolf von Frankreich an dem Vertrage von 928 anders denn als Vermittler beteiligt war, geht aus Flodoard nicht hervor. Es wird nicht gesagt daß Odo von Vermandois seine neue Herrschaft als Vasall des französischen Königs erhielt. Man könnte, wenn überhaupt, auch an eine Belehnung durch Hugo denken.
    Heribert von Vermandois und sein Sohn scheinen niemals wirklich in den Besitz von Vienne gelangt zu sein. 931 war die Stadt jedenfalls im Besitz Karl Konstantins.

    Schwager, Helmut: Seite 90,118,123-125,129/30,137,152,178/79, "Graf Heribert II. von Soissons"

    Zur Formierung eines kompakten heribertinischen Machtkomplexes beanspruchte sie Graf Heribert II., nominell für seinen ältesten Sohn Odo (+ nach 946), doch war andererseits die Feste Laon einer der wichtigsten königlichen Stützpunkte in Franzien.
    Daher forderte der HERIBERTINER die Grafschaft Laon von seinem bosonidischen Schwager, um, wie er zudem versicherte, noch zu seinen Lebzeitenm seinen nun ca. 16 Jahre zählenden ältesten Sohn Odo (+ nach 946) unbedingt mit einem Erbe versorgen zu können, da er selbst ihm nämlich keine Herrschaft abtreten wollte.
    Graf Rollo von Rouen (+ 928/31) und sein Sohn Wilhelm I. (+ 942) kündigten den Frieden mit König Rudolf und eroberten Eu, wo sie sich Ende des Jahres 927 mit Graf Heribert II. sowie Karl III. trafen und dem KAROLINGER den Lehnseid leisteten bzw. mit dem HERIBERTINER ein reguläres Bündnis schlossen. Allerdings mußte der HERIBERTINER zur Sicherheit dem mißtrauischen Grafen Rollo seinen ältesten Sohn Odo als Geisel hinterlassen.
    Nach zähen Verhandlungen bezüglich des Streitfalles Laon mußte Königin Emma die Festung verlassen, während Graf Heribert II. Laon besetzen durfte. Doch damit nicht genug! Bei einem anschließenden westfränkischen Fürstentreffen in Rouen, wobei Graf Heribert II. seinen Sohn Odo auslösen wollte, erkannten alle Anwesenden den KAROLINGER Karl III. als legitimen westfränkischen König an. Danach ließen die Normannen den HERIBERTINER Odo frei und verbanden sich mit den W-Franken gegen König Rudolf.
    Lediglich die heftig umstrittene Grafschaft Vienne wurde offenkundig neutralisiert, indem man sie Heriberts II. Sohn Odo (+ nach 946) verlieh, der somit endlich zu seiner eigenen Herrschaft gekommen wäre.
    Somit überrascht es nicht, wenn bereits im Jahre 931 Graf Karl Konstantin urkundlich wieder im Besitz der Grafschaft Vienne erscheint; dagegen gibt es keine Anzeichen dafür, daß der HERIBERTINER Graf Odo jemals irgendeine Autorität im Viennois ausgeübt hätte.
    So begab sich der BOSONIDE im Frühjahr 931 trotz der laufenden Kämpfe mit einer Eskorte nach Nieder-Burgund, um hier seine Jahre im Jahre 928 gewonnene Autorität zu bekräftigen. In Vienne huldigte ihm tatsächlich auch formell sein Großneffe Graf Karl Konstantin von Vienne (+ nach 962); die unbezweifelbaren Rechte des HERIBERTINERS Graf Odo wurden dabei eindeutig mißachtet.
    Inzwischen eroberte Heriberts II. Sohn Graf Odo (+ 946) aber die Feste Ham zurück und besetzte sie. Es ist dies das erste Mal, daß hier die Quellen von halbwegs selbständigen Handeln eines Sohnes oder überhaupt eines Familienmitgliedes Graf Heriberts II. berichten, der ansonsten seine Sippe ziemlich autoritär in seinem eisernen Griff hielt. Allerdings wurde Graf Odo seit der Eroberung von Ham zunehmend selbständiger, was bald zu ernsthaften Konflikten mit dem Vaterr führen sollte. Doch zunächst plünderte der älteste Sohn Graf Heriberts II. von Ham aus die Umgebung von Soissons und Noyon.
    Selbst in der Familie der HERIBERTINER kam es zum offenen Abfall; der schon lange vorhersehbare Konflikt zwischen dem autokratischen Grafen Heribert II. und seinem ältesten Sohn Graf Odo, der vom Vater immer nur auf neuzuerwerbende Grafschaften, wie zum Beispiel 926 auf Laon, 928 auf Vienne, vertröstet worden war, brach nun endgültig aus! Graf Odo verließ seinen Vater, wechselte die politische Gruppierung und leistete überraschend König Ludwig IV. den Lehnseid. Der KAROLINGER gab sofort dem HERIBERTINER als Anerkennung für seinen Übertritt die garde/"Wacht" über Laon, das ihm der Vater trotz aller Bemühungen seit 931 nicht hatte verschaffen können. Ein beidseitig merkwürdiger Schritt, wobei der KAROLINGER seine wichtigste Festung dem Sohn seines Todfeindes zur Bewachung überließ, und sich der HERIBERTINER von seiner Familie völlig separierte!

    Werner Karl Ferdinand: Seite 495, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Hugo der Große, dessen Schwester Adela mit Heribert vermählt war, machte sich sehr geschickt zum Beschützer seiner Neffen. Er zwang den König dazu, das Erzbistum Reims Artolds Widersacher Hugo von Vermandois zu lassen und die übrigen Söhne Heriberts "als Getreue anzunehmen". Die Nachfolge wurde allerdings erst 946 durch einen Schiedsspruch Hugos des Großen endgültig geregelt: Robert erhielt die Grafschaft Meaux, Albert die von Vermandois, und an Heribert III. fielen mehrere kleine Grafschaften um Soissons, wo er das wichtige Kloster Saint-Medard behielt. Odo kämpfte weiter darum, die Grafschaft Amiens zu behaupten beziehungsweise zu erobern. Sie ging aber schließlich an das flandrische Grafenhaus verloren.


    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 2, Seite 120 - Hofmeister, Adolf: Deutschland und Burgund im frühen Mitelalter, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1970 Seite 50-52 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 90,118,123-125,129/30,137, 152,173,178/79,210,268,347/48,376,378,382-387,402/03 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 462 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 495 -


  2. 8.  von Vermandois, Adela Graphische Anzeige der Nachkommen (4.Adele3, 3.Robert2, 1.Robert1) wurde geboren in 910/915; gestorben in 960.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Flandern,Belgien; Gräfin von Flandern

    Notizen:

    Adela von Vermandois
    Gräfin von Flandern
    910/15- 960
    Ältere Tochter des Grafen Heribert II. von Vermandois und der Adela von Neustrien, Tochter von Herzog Robert

    Brandenburg Erich: Tafel 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VII. Generation 2.
    Adela
    * ca. 915, + 958/60
    Gemahl: 934 Arnulf I. Graf von Flandern (siehe VI.20) * ca. 890, + 964 27. III.
    Anmerkungen: Seite 120
    VII. 2. Adele
    siehe VI, 20. [VII 3]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 462, Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)

    VII. Generation 3
    Die flandrischen Annalen (Ann. Blandinienses und ihre Ableitungen) berichten den Tod der Gräfin Adela (Brandenburg "958/960") eindeutig zu 960.
    Adela war die Erbin von Artois.

    Schwager Helmut: Seite 155, „Heribert II. von Vermandois“

    Denn noch im Jahre 934 schloss Graf Arnulf I. der Große von Flandern die schon lange projekierte Ehe mit Heriberts II. Tochter Adela (+ 960). Dieses Bündnis mit dem ehemaligen Todfeind der HERIBERTINER sicherte Graf Heribert II. erheblich gegen König Rudolf und Markgraf Hugo ab. Die Heirat trug zur Versöhnung der beiden Familien bei.

    Leo Heinrich: Seite 12, "Zwölf Bücher niederländischer Geschichten"

    Schon im Jahre 958 übergab Arnulf die Administration der Markgrafschaft an seinen Sohn Balduin den Jüngeren, den er mit Adela, der Tochter des Grafen Heribert von Vermandois, erzeugt hatte.



    933 oo 2. Arnulf I. der Große Graf von Flandern 885/90-27.3.965


    Kinder:

    - Hildegard 934 - 971/72
    oo Dietrich II. Graf von Holland - 1.4.988
    - Egbert - 10.7.953
    - Balduin III. 940-1.1.962
    - Elftrude
    oo Siegfried Herr von Guines - 965
    - Liutgard 935-18.10.962
    950 oo Wichmann Graf von Hamaland - 14.12.973


    Literatur:
    Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 81 - Leo Heinrich: Zwölf Bücher niederländischer Geschichten, Eduard Anton Verlag 1832 Buch I Kapitel 1 Seite 12 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 85,155,361,365,402-404 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 462 -

    Adela heiratete von Flandern, Arnulf I. in 933. Arnulf (Sohn von von Flandern, Balduin II. und von Wessex, Aelfthryd) wurde geboren in 885/890; gestorben am 27 Mrz 965. [Familienblatt] [Familientafel]


  3. 9.  von Soissons, Heribert III. Graphische Anzeige der Nachkommen (4.Adele3, 3.Robert2, 1.Robert1) wurde geboren in 910/915; gestorben am 29 Jan 993.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Beruf: 946-980/84, Soissons [2200],Aisne,Picardie,Frankreich; Abt von Saint-Médard
    • Titel/Amt/Status: 967-980/84, Meaux [77100],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich
    • Titel/Amt/Status: 967-980/84, Troyes [10000],Aube,Champagne-Ardenne,Frankreich; Graf von Meaux und Troyes (967-980/84)
    • Titel/Amt/Status: 943-993, Soissons [2200],Aisne,Picardie,Frankreich; Graf von Soissons

    Notizen:

    Heribert der Alte
    910/15-29.1.993
    Graf von Soissons (943-993)
    Graf von Meaux und Troyes (967-980/84)
    Abt von St. Medard (946-980/84)
    2. Sohn des Grafen Heribert II. von Vermandois und der Adela von Neustrien, Tochter von Herzog Robert I.

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2154

    Heribert III., Graf von Vermandois + 980/84

    Während 946 Albert I. die Grafschaft Vermandois und Robert (+ 967) die Grafschaft Meaux erhielten, ist ihr Bruder Heribert III. zunächst nur als Laienabt von St-Medard sowie als Gatte der Königs-Witwe Edgiva und damit in Bindung zum karolingischen Haus zu belegen. Robert vermehrte sein Erbe um die Grafschaft Troyes, die er 967 Heribert III. hinterließ, der die Grafschaften Meaux und Troyes mit eigenen Gütern im Soissonais und um Chateau-Thierry vereinte. König Lothar ernannte den Mann seiner Großmutter 967 zum Pfalzgrafen, der sich in Analogie zum robertinischen Herzogstitel (dux Francorum) fortan “comes Francorum” nannte. Heribert III. gab einem Raum in der östlichen Francia erste Konturen, den sein gleichnamiger Neffe und dessen Sohn Stephan I. weiter formten: als Grafschaft Champagne(-Brie) spielte dieser Besitz, der als Erbe an Odo II. von Blois überging, eine herausragende Rolle in der mittelalterlichen Geschichte Frankreichs.

    Literatur:
    HEG I, 737ff. – K. F. Werner, Untersuchungen zur Frühzeit des frz. Fürstentums (9.-10. Jh.), WaG 20, 1960, 87-119 - W. Kienast, Comes Francorum und Pfgf. von Frankreich (Festg. P. Kirn, 1961), 80-92 - G. Schneider, Ebf. Fulco von Reims und das Frankenreich, 1973 – W. Kienast, Dtl. und Frankreich in der Kaiserzeit (900-1270), 1,3, 1974/75 - B. Schneidmüller, Karolingische Tradition und frühes frz. Königtum, 1979 - K. F. Werner, Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000, 1989, 483ff.

    Brandenburg Erich: Tafel 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VII. Generation 6.
    Heribert der Alte, Graf von Troyes * ca. 920, + nach 980, vor 984

    Gemahlin:
    a) N.
    b) 951 Edgiva, Tochter König Eduards von England, Witwe Karls des Einfältigen (V, 26)
    Anmerkungen: Seite 120
    VII. 6 Heribert II.

    Rodulfus (sic!) Glaber, S. S. 7, 61,65. Vgl. die Untersuchung von Lot, Dern. Carol 370f. über Heribert den Alten und seinen Neffen Heribert den Jungen; comes et abbas (Laienabt) von St. Medard in Soissons in Soissons 963 26. III., Arbois de Jubainville.1, 433.
    Er bemächtigte sich der Grafschaft Troyes nach dem Tode seines Bruders Robert, und starb nach 980 (Cartul. du dioc. de Troyes 4, p. 142f.) vor 984 (da sich nach Gerbert epist. ed. Havet n. 17 damals Heribert III. im Besitz von Troyes befand, vgl. Lot, Der. Carol. 373) ohne Kinder zu hinterlassen, Richer 3, 100 (S.S. 3, 628).

    Gemahlinnen:
    Die Heirat mit Edgiva (Flodoard 951, S. S. 3, 401 und Mirac. S. Gregorii Bouquet 9, 126A.) ist nicht zu bezweifeln; da Edgiva, die um 900 geboren sein muß (siehe V 26), damals wohl zu alt war, um noch Kinder zu haben, muß der Sohn Odo (VIII 8) wohl aus einer früheren, sonst unbekannten Ehe sein. [VII 4]

    Ergänzung (Werner):
    Heribert (wetulus) 946 Abt von St. Medar und Graf in mehreren Grafschaften, 967 Graf von Meaux und Troyes, Pfalzgraf

    Werner Karl Ferdinand: Seite 462, Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)

    VII. Generation 4
    Die Erwähnung bei Flodoard kennzeichnen Heribert als den älteren der Söhne Heriberts II. nach Odo, während Hugo, dem Heribert II. das Erzbistum Reims verschaffen wollte, und den er 925 als 5-jähriges Kind zum Erzbischof erheben ließ, der jüngere Bruder war. Bei Brandenburg rangiert Hugo vor Albert, Robert und Heribert, weil Brandenburg das Geburtsjahr irrig um oder nach 920 sucht, während es jeweils um 910/15 anzusetzen ist.
    Zur politischen Laufbahn Heriberts Werner, Unters. 113,115. Die Literatur nennt ihn zuweilen Heribert III., was zwar dynastisch zutrifft, sich jedoch nicht auf eine bestimmte Grafschaft beziehen darf: Vermandois hat er nie besessen, das sein Vater und Großvater innehatte. In Troyes folgte Heribert auf seinen Bruder Robert, der diese Grafschaft durch Ehe gewonnen hatte, als erster Graf von Troyes dieses Namens. Sein Vater, Heribert II., war entgegen der früheren Auffassung nur Graf von Troyes. Seine Ehe mit Edgiva/Otgiva, der Witwe König Karls III.: Flodoard, Ann. 951.
    Brandenburg VII, 6 gibt Heribert eine frühere Gemahlin N, von der er einen Sohn "Odo, erwähnt 980, + wohl vor 984" gehabt habe. Den Tod vor 984 vermutet Brandenburg, weil um diese Zeit in den Grafschaften Troyes und Meaux auf Heribert nicht jener von Brandenburg vermutete Sohn folgte, sondern der Neffe Heribert der Jüngere, ein Sohn von Robert von Meaux und Troyes. Es bleibt also nur jene einzige Erwähnung, eine Urkunde von 980 XI/XII, die Heribert für Montierender ausstellen ließ. Im Druck bei Arbois, Champagne 1, 459-461 liest man, an erster Stelle hinter Signum domni Heriberti, incliti Francorum comitis (Heribert war im Diensts König Lothars Pfalzgraf geworden), S. domini Odonis comitis filii sui. Ich habe die Urkunde im Chartular von Montierender (Archives Haute-Marne 7 H 1, fol. 28 verso-30, 11. Jahrhundert), unserer einzigen Überlieferung, eingesehen. Dort steht nur: S. domni Odonis comitis sui. Das "filius" beruht also auf bloßer Ergänzung durch spätere Interpreten. Bedenkt man, daß das ausdrücklich den Namen vorgesetzt domnus auf einen regierenden Grafen hindeutet, so bleibt kein Zweifel daran, daß es sich hier um den allen anderen Großen vorangestellten Graf Odo I. von Blois-Charttres handelt, den wir genau um diese Zeit in den erzählenden Quellen ständig mit Heribert zusammen antreffen, so daß man beide irrig für Brüder gehalten hat. Odo I. von Blois ist der Sohn von Heriberts Schwester Ledgard, das zu ergänzende Wort (wenn überhaupt!) lautet also nepotis. Einen Sohn Heriberts namens Odo hat es demnach nie gegeben, und es entfällt jeder Anlaß, eine sonst nicht bezeugte Ehe Heriberts vor seiner Verbindung mit der Königin-Witwe anzunehmen. Heribert, der selbst keine Kinder hatte, war in Troyes, mit ausdrücklicher Zustimmung König Lothars, als "Platzhalter" auf Robert und für dessen Sohn Heribert den Jüngeren gefolgt (nach 967 VIII, Tod seines Bruders, vor 968 I 17, Datum der ersten erhaltene Urkunde, die ihn als Graf von Troyes handelnd zeigt, Arbois 1, 454f.).

    Thiele Andreas: Band II, Teilband 1 Tafel 32, "Erzählende genealogische Stammtafeln"

    Heribert III. der Alte war Graf von Chartres und Madrie und unter den Brüdern der bedeutendste. Als wichtige Stütze des königlichen Vetters Lothar von Frankreich bekam er St. Medard und Soissons zurück und erbte 967 Troyes und Meaux. Heribert beherrschte die gesamte Champagne, führte zeitweise den Titel "Pfalzgraf von Lothringen" und "Graf der Franken" und war der mächtigste französische Kronvasall.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 520, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Das war ein Wendepunkt in der Geschichte W-Frankens mit entscheidender Bedeutung für das Schicksal der KAROLINGER. Die Reimser Kirche war bisher ein Pfeiler des karolingischen Königtums gewesen. Sie konnte aber nicht auf Dauer und zum Nachteil ihrer eigenen Vasallen die Vergünstigungen hinnehmen, die Lothar bereitwillig den HERIBERTINERN zugestand. So förderte Heribert III., der 967 in Troyes und Meaux seinem Bruder Robert nachfolgte, dann Heribert IV., den Sohn Roberts von Meaux, der um 980 bis 983 in allen Grafschaften seines Onkels Heribert III. die Nachfolge antrat, und schließlich Odo I., der 974 oder 975 seinen Vater Tedbald I. beerbte.
    Trotz kurzfristiger Vorteile wurde dieses Bündnis mit den HERIBERTINERN verhängnisvoll für die letzten noch herrschenden Nachkommen KARLS DES GROSSEN. Denn Reims suchte, wenn auch zunächst kaum merklich, eine Annäherung an den Herzog der Franken. Noch schwerwiegender war es, daß die Erzbischöfe, eng verbündet mit den OTTONEN, dem KAROLINGER die Unterstützung des Imperiums entzogen und gleichzeitig dessen Annäherung an die ROBERTINER förderten. Diese Neuorientierung erklärt auch, warum König Lothar eine zunehmend ottonen-feindliche Politik betrieb. Er hoffte, in Lotharingien das zu erreichen, was sein Vater nicht hatte durchsetzen können. Auf diese Weise würde es ihm möglich sein, seine wertvollen Verbündetenaus dem Hause VERMANDOIS zu belohnen, deren Ziele genau in diesen Gebieten lagen, die ihren eigenen Ländern benachbart waren.

    Schwager Helmut: Seite 268,320,381,383,387/88,396/97,399,402-404

    “Heribert II.”

    Nachdem sich Hugo der Große von Franzien auf Druck OTTOS I. König Ludwig IV. unterworfen hatte, blieb aber Graf Heribert II., der seit dem Jahre 937 engstens mit seinem robertinischen Schwager kooperiert hatte, nichts anderes übrig, als ebenfalls zu huldigen bzw. sich zu unterwerfen, ein Akt, den sich sein nunmehr ältester Sohn Graf Heribert der Alte (+ 980/84) mitvollzogen hat.
    Am 26. Dezember 940 hielt er beispielsweise einen Hoftag zu Paris ab, auf dem er den Kanonikern von Saint-Martin in Tours großzügige Güterrestitutionen gewährte, wobei Erzbischof Theotilo von Tours, die Bischöfe Walther von Paris (+ 941), Ermentheus von Orleans (+ 972) und Wido von Soissons (+ 972) sowie die gesamte heribertinische Familie mit Graf Heribert II. an der Spitze, gefolgt von seinen Söhnen Graf Heriberts dem Alten (+ 980/84), der nach der Ächtung Graf Odos an dessen Stelle in der Familie getreten war, und Erzbischof Hugo von Reims (+ 962) sowie Heriberts Vetter Graf Bernhard von Senlis (+ nach 945) anwesend waren.
    Graf Heribert der Alte von Omois (+ 980/84) folgte 948 mit der Restaurierung des Klosters Notre-Dame zu Homblieres und 970 mit der Reform des Klosters Saint-Medard bei Soissons und ließ 972 sogar einen regulären Abt zu.
    Bei Graf Heribert dem Alten handelte es sich um einen weiteren Sohn Graf Heriberts II., der allerdings vor dem Jahre 940 nicht in den Quellen auftauchte. Offensichtlich rückte er erst durch das Ausscheiden Graf Odos, der in Ungnade gefallen war, an dessen Stelle. Jedenfalls wurde er erstmals urkundlich erwähnt anläßlich eines Hoftages Herzog Hugos des Großen von Franzien Ende Dezember 940 in Paris, an welchem Graf Heribert der Alte an der Seite seines Vaters Heribert II. und seines Bruders Erzbischof Hugo von Reims teilnahm. Hier, wie auch bei dem Treffen mit dem westfränkischen König Ludwig IV. im Jahre 942, bei dem sich die HERIBERTINER dem Karolinger unterwarfen, blieb der Grafensohn jedoch stets eng im Gefolge seines Vaters. Offensichtlich ließ Graf Heribert II. nach den negativen Erfahrungen mit dem ältesten Sohn Graf Odo bis zu seinem Tode im Jahre 943 keinem Familienmitglied mehr die Chance zur Eigenständigkeit. Somit konnte Graf Heribert der Alte erst danach Profil entwickeln und schließlich zum fähigsten Sohn und Nachfolger seines Vaters (unter anderem Erringung des Pfalzgrafen-Titels: "comes Francorum") aufschwingen.

    Schieffer Rudolf: Seite 210,214, "Die Karolinger"

    Die Rückgewinnung von Laon, längst der wichtigsten Bastion für die KAROLINGER, glückte Ludwig IV. erst 949 durch nächtliche Überrumpelung, bei der freilich die Zitadelle der Stadt unbezwungen blieb. Zu den Folgen gehörte eine neue Verständigung mit dem Hause VERMANDOIS: Albert, der sich unter den Söhnen Heriberts II. als Erbe der eigentlichen Grafschaft durchgesetzt hatte, huldigte dem König, und bekam bald darauf Gerbergas gleichnamige Tochter aus deren erster Ehe mit Giselbert von Lothringen zur Frau, wärend sein Bruder Heribert III., Laienabt von Saint-Medard in Soissons, 951 die Königin-Mutter Eadgifu heiratete. Endgültig fallengelassen wurde dabei der weitere Bruder Hugo, der in Ingelheim verurteilte Erzbischo, der jahrelang Reims den KAROLINGERN vorenthalten hatte.
    So konnte Lothar bereits 962 den möächtigen Grafen Tedbald von Blois, der einst seinen Vater Ludwig IV. im Auftrag Hugos des Großen inhaftiert hatte, auf seine Seite ziehen und aus dem Hause VERMANDOIS außer Graf Albert auch dessen Bruder Heribert III. gewinnen, der 967 die Grafschaften Meaux und Troyes erbte und vom König mit dem titel eines comes Francorum (in Analogie zum dux Francorum) geschmückt wurde.

    Ehlers Joachim: Seite 25,31, "Die Kapetinger"

    Die Vorteile solcher Seitenwechsel zeigt der Anschluß des Hauses VERMANDOIS an den König, der den Grafen Heribert III. in Analogie zum robertinischen dux Francorum mit dem Titel eines comes Francorum auszeichnete.
    Kampfbereit waren dagegen die Grafen Heribert von Troyes und Odo von Blois, als sie sich 988 mit Karl von Nieder-Lothringen verbündeten, und gefährlich war auch die Gegnerschaft Erzbischof Seguins von Sens.

    Ehlers Joachim: Seite 46, "Geschichte Frankreichs im Mittelalter"

    Aber auch die Grafen von Vermandois gingen auf die karolingische Seite über; Heribert III. legte damals den Grund zum Güterkomplex der späteren Grafschaft Champagne-Brie. Von Lothar erhöht, durfte er sich comes Francorum nennen, die Konkurrenz zum robertinischen dux Francorum betonend.
    Das war ein Irrtum, gefährlich in dem Augenblick, als die bisherige französische Haltung sich änderte und Lothar einen neuen Ansatz karolingischer Revisionspolitik meinte wagen zu dürfen, weil einstige ROBERTINER-Vasallen ihn stützten. Heribert III. von Vermandois und Odo, der Sohn Tedbalds von Blois, drängten ihren König zur Expansion nach Lothringen, denn sie selbst hofften dort auf Gewinne.

    951 oo 2. Aethgiva von England, Tochter des Königs Eduard I. 905-26.12.956
    ( 919 1. oo 2. Karl III. der Einfältige König von Frankreich 17.9.879-7.10.929 )

    Kinder: Richtig wohl kinderlos
    - Odo
    - Adelheid
    976 oo Karl Herzog von Nieder-Lothringen Sommer 953-22.6.992

    Literatur:
    Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 25,31 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 23,58,63 - Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter. W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 46 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 210,214,220 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 6/7,225,268,274, 320,381 Anm.1323,383,387/88,396/97,399,402-404 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 462 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 495,520 -

    Heribert heiratete von Wessex, Aethgiva in 951. Aethgiva wurde geboren in 905; gestorben am 26 Dez 956. [Familienblatt] [Familientafel]


  4. 10.  von Vermandois, Robert Graphische Anzeige der Nachkommen (4.Adele3, 3.Robert2, 1.Robert1) wurde geboren in 910/915; gestorben in Aug 967.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 946-967, Meaux [77100],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich; Graf von Meaux
    • Titel/Amt/Status: 956-967, Troyes [10000],Aube,Champagne-Ardenne,Frankreich; Graf von Troyes

    Notizen:

    Robert
    Graf von Meaux (946-967)
    Graf von Troyes (956-967)
    910/15-19./29.8.967
    Sohn des Grafen Heribert II. von Vermandois und der Adela von Neustrien, Tochter von Herzog Robert I.

    Brandenburg Erich: Tafel 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VII. Generation 5.
    Robert, Graf von Troyes und Meaux
    * ca. 920, + 967 zwischen 14. und 29. VIII.
    Gemahlin:
    a) Adelheid (Wera), Tochter des Grafen Giselbert von Burgund, + nach 959 VIII., vor 960 VI.
    b) Ingeltrude

    Anmerkungen: Seite 120
    VII. 5. Robert
    Todeszeit: Lot, Derniers Carol. 59 und 335.
    Gemahlin:
    a) Adelheid
    urkundlich 959 6. VIII., Duchesne Vergy preuves 36. Abstammung Bouquet 8,237f., hier Werra genannt. Offenbar noch unvermählt 942 11.XII., Duchesne preuves 33. Ihre Todeszeit ist unbekannt.
    b) Ingeltrude
    erscheint nur in einer Urkunde von 960 VI., S. Roberti comitis et uxoris suae Ingeltrudis, Arbois de Jubainville 1, 452 (Urkunde n. 20). [VII 5]

    * Ergänzung (Werner): * 910/15, + nach 967, zwischen 19. und 20. VIII.
    946 Graf von Meaux, 956 auch Graf von Troyes
    Gemahlin:
    vor 950 Adelheid Werra, Tochter des Giselbert Herzog von Burgund, Graf von Chalon und Troyes, + nach 967

    Werner Karl Ferdinand: Seite 462, Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)

    VII. Generation 5

    Das vordere Grenzdatum von Roberts Tod lautet 967 VIII 19 und nicht 967 VIII 14, wie versehentlich bei Brandenburg (vgl. de Manteyer 435, Anm. 1). Bei der Teilung von Heriberts II. Erbe 946 (drei Jahre nach Heriberts Tod, vgl. Flodoard, Ann. 946) erhielt Robert die Grafschaft Meaux. Nachweis des Erwerbs der Grafschaft Troyes 956 durch die Ehe mit einer Tochter Herzog Giselberts von Burgund, dem Troyes, wie ebd. nachgewiesen wird, bis zu seinem Tode 956 gehörte: Werner, Unters. 109-114 - Die Ehe mit Adelheid dürfte vor 950 geschlossen worden sein, denn in einer Urkunde Giselberts für Montieramey in der Grafschaft Troyes von 949 VI 19/950 VI 18, ausgestellt in Chalon, tritt Robert schon auf. (Werner, a.a.O. 111, Anm. 89) Terminus post für Adelheids Tod ist eine anderer, frühestens 967 VIII ausgestellte Urkunde (Werner ebd., Anm 95), in der sie mit S. Adeleidae comitissae auftritt. - Brandenburg VII, 5 gibt Robert eine weitere Gemahlin Ingeltrude, was schon durch den eben mitgeteilten Beleg, demzufolge die Gräfin Adelheid ihren Gemahl überlebte, ausgeschlossen wird. Brandenburg beruft sich auf Arbois 1, 452. Die dort mitgeteilte Urkunde von 960 VI hat jedoch, was Arbois nicht bemerkte, mit Troyes nicht zu tun; der dort auftretende Robert ist nicht unser Graf von Meaux/Troyes, sondern der gleichnamige Vicomte von Dijon! (Schon erkannt von F. Lot, les derniers Carolingiens 326).

    Thiele Andreas: Band II, Teilband 1 Tafel 32, "Erzählende genealogische Stammtafeln"

    Robert versuchte jahrelang ohne Erfolg, das Herzogtum Burgund zu erobern; die Macht des französischen Kanzlers, des Bischofs Ansiges von Troyes, brach er.

    Schwager Helmut: Seite 371,400, “Heribert II.”

    Ein wirklicher Einbruch in die Burgundia gelang erst Heriberts II. Sohn Graf Robert von Meaux (943/46-nach 966), der durch die Ehe mit Adelheid Werra (+ ca. 970), jüngere Tochter Herzog Giselberts von Burgund, im Jahre 956 die Grafschaft Troyes erwarb, in der er aber erst 959 bezeugt ist. Der HERBERTINER schuf später mit weiteren Grafschaften wie Provins und Chalons-sur-Marne die Grundlage der Großgrafschaft Champagne sowie die Champagne-Linie des heribertinischen Hauses. Unter Heriberts II. Enkel Heribert dem Jungen und dessen Sohn Graf Stephan I. entstand daraus die burgundische Grafschaft Champagne, die nach 1019/23 den Grafen von Chartres-Tours, also den THEOBALDINERN ("Haus BLOIS") zufiel.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 495,512,519, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Hugo der Große, dessen Schwester Adela mit Heribert vermählt war, machte sich sehr geschickt zum Beschützer seiner Neffen. Er zwang den König dazu, das Erzbistum Reims Artolds Widersacher Hugo von Vermandois zu lassen und die übrigen Söhne Heriberts "als Getreue anzunehmen". Die Nachfolge wurde allerdings erst 946 durch einen Schiedsspruch Hugos des Großen endgültig geregelt: Robert erhielt die Grafschaft Meaux, Albert die von Vermandois, und an Heribert III. fielen mehrere kleine Grafschaften um Soissons, wo er das wichtige Kloster Saint-Medard behielt.Odo kämpfte weiter darum, die Grafschaft Amiens zu behaupten beziehungsweise zu erobern. Sie ging aber schließlich an das flandrische Grafenhaus verloren.
    Giselbert war im Jahr 952 Hugo dem Schwarzen als princeos von Burgund nachgefolgt und starb im Jahr 956 in Paris. Er vermachte seinem Schwiegersohn Otto, dem Sohn Hugos des Großen, alle seine Grafschaften und Rechte. Nur die Grafschaft Troyes fiel an Robert von Meaux, den Gemahl seiner zweiten Tochter und Sohn Graf Heriberts II.
    Hugo II. übernahm im Jahr 962 die Initiave. Er sprach sich dafür aus, daß dem 961 verstorbenen Reimser Erzbischof Artold jetzt Hugo von Vermandois nachfolgen solle, der, wie bereits erwähnt, in den Jahren 946 bis 948 aus dem Erzbistum verdrängt worden war. In dieser Frage konnte der Herzog mit dem Brüdern des Ex-Erzbischofs rechnen, also mit Graf Robert von Meaux und Troyes sowie mit Heribert III. Robert hatte übrigens 960 dem König vorübergehend die wichtige Festung Dijon entreißen können, außerdem richtete er weiter seine Angriffe gegen Bistümer, die zum König hielten, und bekriegte zum Beispiel 963 Chalons-sur-Marne. Eine Synode von 13 Bischöfen entscheid sich für Hugo von Vermandois, ein Anzeichen dafür, wie weit Hugo II. seine Macht zurückgewonnen und reorganisiert hatte. Indessen konnte sich Lothar gut behaupten; er rechnete mit der Unterstützung durch Erzbischof Brun von Köln und durch OTTO I., den Johannes XII. eben zum Kaiser gekrönt hatte. Dieser Papst war sofort bereit, Hugo von Vermandois zu exkommunizieren, der kurz darauf in Meaux verstarb. Im Einvernehmen mit Brun ließ Lothar den bereits erwähnten Odelrich zum Erzbischof von Reims wählen. Dieser schwere Mißerfolg der ROBERTINER war begreiflicherweise für Robert und Heribert III. der Anlaß, dem Schritt des Bruders, des Grafen Albert von Vermandois, und des Schwagers Tedbald zu folgen: Sie verbündeten sich mit den KAROLINGERN.



    vor 950 oo 1. Adelheid (Werra), Tochter des Grafen Giselbert von Burgund, Calon und Troyes, - nach 979


    Kinder:

    - Heribert IV. der Junge Graf von Meaux und Troyes 950-28.1.995
    - Adela 950-6.3.974
    oo Gottfried I. Grisegonelle Graf von Anjou - 21.7.987


    Literatur:
    Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 371,400 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 462 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 495,512,519 -

    Gestorben:
    19./29.8.967


  5. 11.  von Vermandois, Adalbert I. Graphische Anzeige der Nachkommen (4.Adele3, 3.Robert2, 1.Robert1) wurde geboren in 915; gestorben am 8 Sep 987.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 943-987, Vermandois (Grafschaft),Picardie,Frankreich; Graf von Vermandois

    Notizen:

    Adalbert I. Graf von Vermandois (943-987)
    ca 915-8.9.987
    Sohn des Grafen Heribert II. von Vermandois und der Adela von Neustrien, Tochter von Herzog Robert I.

    Brandenburg Erich: Tafel 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VII. Generation 4.
    Adalbert I., Graf von Vermandois 946
    * ca. 920, + 987 oder 988 8.IX.
    Gemahlin: vor 954 Gerberga, Tochter Giselberts von Lothringen (siehe VII, 63)
    * ca. 935, + ...

    Anmerkungen: Seite 120
    VII. 4. Albert I.

    Lot, Derniers Carol. 10 A.; Colliette, Hist. du Vermandois 1, 565.
    Er lebte noch zur Zeit der Wahl Hugo Capets 987 1, VI., siehe Dudo, ed. Lair p. 295, war tot 989 16. I., wo sein Sohn Heribert als Graf erscheint (Colliette 1, 565), starb an einem 8. IX., Necrol. v. St. Quentin (Lemaire, Mem. de la soc. acad. de St. Quentin 62, 305), also 987 oder 988. Heirat vor 954, Lot, a.a.O. Über Abkunft seiner Gemahlin siehe Teil II, Gen. VII 63 [VII 6]

    * Ergänzung (Werner): * ca. 915, + 8.IX.987

    Werner Karl Ferdinand: Seite 462, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 6
    Zu Adalbert/Albert von Vermandois ist nur zum Todesdatum das "oder 988" bei Brandenburg zu streichen; Albert starb 987, zu dem von Brandenburg schon genannten Tagesdatum IX 8.

    Thiele Andreas: Band II, Teilband 1 Tafel 33, "Erzählende genealogische Stammtafeln"

    Albert I. der Fromme teilte 943 mit seinen drei Brüdern das väterliche Erbe und wurde Graf von Vermandois, zu Peronne, Laienabt von St. Medard und St. Quentin. Die königlichen Vettern unterstützte er im Kampf um Lothringen und mit den Brüder und Nachbarn lag er im Stil der Zeit häufig in Fehde.

    Schwager Helmut: Seite 320, „Heribert II.“

    Erst Graf Heriberts II. Söhne zeigten mehr Interesse am kirchlichen Leben. So begann Erzbischof Hugo von Reims (+ 962) bereits im Jahre 942 mit den Reformen im Kloster Saint-Remi zu Reims, resturierte Graf Adalbert I. von Vermandois (+ 987) 948 die Abtei Notre-Dame zu Homblieres und reformierte 987 Saint-Quentin-en-Vermandois.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 495,519, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Hugo der Große, dessen Schwester Adela mit Heribert vermählt war, machte sich sehr geschickt zum Beschützer seiner Neffen. Er zwang den König dazu, das Erzbistum Reims Artolds Widersacher Hugo von Vermandois zu lassen und die übrigen Söhne Heriberts "als Getreue anzunehmen". Die Nachfolge wurde allerdings erst 946 durch einen Schiedsspruch Hugos des Großen endgültig geregelt: Robert erhielt die Grafschaft Meaux, Albert die von Vermandois, und an Heribert III. fielen mehrere kleine Grafschaften um Soissons, wo er das wichtige Kloster Saint-Medard behielt. Odo kämpfte weiter darum, die Grafschaft Amiens zu behaupten beziehungsweise zu erobern. Sie ging aber schließlich an das flandrische Grafenhaus verloren. Diese Regelung brachte Ludwig IV. zunächst keinerlei unmittelbaren Vorteil. Er gewann dann aber einen der Söhne Heriberts, Albert von Vermandois, dauerhaft für die Sache der KAROLINGER. Er gab ihm nämlich die Hand seiner Stieftochter Gerberga. Diese Verbindung hatte weitreichende Folgen, weil sie den Anschluß weiterer Parteigänger vorbereitete.
    Hugo II. übernahm im Jahr 962 die Initiative. Er sprach sich dafür aus, daß dem 961 verstorbenen Reimser Erzbischof Artold jetzt Hugo von Vermandois nachfolgen solle, der, wie bereits erwähnt, in den Jahren 946 bis 948 aus dem Erzbistum verdrängt worden war. In dieser Frage konnte der Herzog mit den Brüdern des Ex-Erzbischofs rechnen, also mit Graf Robert von Meaux und Troyes sowie mit Heribert III. Robert hatte übrigens 960 dem König vorübergehend die wichtige Festung Dijon entreißen können, außerdem richtete er weiter seine Angriffe geegn Bistümer, die zum König hielten, und bekriegte zum Beispiel 963 Chalons-sur-Marne. Eine Synode von 13 Bischöfen entschied sich für Hugo von Vermandois, ein Anzeichen dafür, wie weit Hugo II. seine Macht zurückgewonnen und reorganisiert hatt. Indessen konnte sich Lothar gut behaupten; er rechnete mit der Unterstützung durch Erzbischof Brun von Köln und durch OTTO I., den Johannes XII. eben zum Kaiser gekrönt hatte. Dieser Papst war sofort bereit, Hugo von Vermnadois zu exkommunizieren, der kurz darauf in Meaux verstarb. Im Einverständnis mit Brun ließ Lothar den bereit erwähnten Odelrich zum Erzbischof von Reims wählen. Dieser schwere Mißerfolg der ROBERTINER war begreiflicherweise für Robert und Heribert III. der Anlaß, dem Schritt des Bruders, des Grafen Albert von Vermandois, und des Schwagers Tedbald zu folgen: Sie verbündeten sich mit den KAROLINGERN.

    Schieffer Rudolf: Seite 210,214, "Die Karolinger"

    Die Rückgewinnung von Laon, längst der wichtigsten Bastion für die KAROLINGER, glückte Ludwig IV. erst 949 durch nächtliche Überrumpelung, bei der freilich die Zitadelle der Stadt unbezwungen blieb. Zu den Folgen gehörte eine neue Verständigung mit dem Hause VERMANDOIS: Albert, der sich unter den Söhnen Heriberts II. als Erbe der eigentlichen Grafschaft durchgesetzt hatte, huldigte dem König, und bekam bald darauf Gerbergas gleichnamige Tochter aus deren erster Ehe mit Giselbert von Lothringen zur Frau, während sein Bruder Heribert III., Laienabt von Saint-Medard in Soissons, 951 die Königin-Mutter Eadgifu heiratete. Endgültig fallengelassen wurde dabei der weitere Bruder Hugo, der in Ingelheim verurteilte Erzbischof, der jahrelang Reims den KAROLINGERN vorenthalten hatte.
    So konnte Lothar bereits 962 den mächtigen Grafen Tedbald von Blois, der einst seinen Vater Ludwig IV. im Auftrag Hugos des Großen inhaftiert hatte, auf seine Seite ziehen und aus dem Hause VERMANDOIS außer Graf Albert auch dessen Bruder Heribert III. gewinnen, der 967 die Grafschaften Meaux und Troyes erbte und vom König mit dem Titel eines comes Francorum (in Analogie zum dux Francorum) geschmückt wurde.


    954 oo Gerberga von Lothringen, Tochter des Herzogs Giselbert ca 935-7.9.978


    Kinder:

    - Heribert V. (III.) Graf von Vermandois ca 954-29.8.993/1002
    - Odo (Otto) ca 956- 983/87
    - Liudolf Bischof von Noyon (979-986) ca 957- vor 986
    - Guido Graf von Soissons - nach 989


    Literatur:
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 188,282,298 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 255 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 210,214 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 320,402-404 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 462 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 495,519,522 -


  6. 12.  von Vermandois, Liutgard Graphische Anzeige der Nachkommen (4.Adele3, 3.Robert2, 1.Robert1) wurde geboren in 915; gestorben am 27 Mai 978.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Blois [41000],Loir-et-Cher,Centre-Val de Loire,Frankreich; Gräfin von Blois
    • Titel/Amt/Status: Normandie,Frankreich; Herzogin der Normandie

    Notizen:

    Liutgard von Vermandois
    Herzogin der Normandie
    Gräfin von Blois
    915/20-27.5.978
    Tochter des Grafen Heribert II. von Vermandois und der Adela von Neustrien, Tochter von Herzogs Robert

    Brandenburg Erich: Tafel 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VII. Generation 7.
    Liutgard
    * ca. 920, + nach 978 9.II.
    Gemahl:
    a) 935 Wilhelm I., Herzog der Normandie + 942 17.XII. ermordet
    b) vor 945 Theobald I., Graf von Blois + 975 16.I.

    Anmerkungen: Seite 120
    VII. 7. Liutgard

    Letzte Urkunde 978 5. II. Guerard, Cart. S. Petri Carnot 1, 63, wo sie auch ihres Vaters Heriberti Trecassini comitis gedenkt.
    Erste Ehe Rudolfus Glaber S. S. 7, 65, mit Unrecht bezweifelt von Arbois de Jubainville 1, 130f., siehe Landsberger, Odo I. von Champagne, Seite 6f. und Lot, Hugues Capet 398.
    Zweite Ehe: Obige Urkunde von 978 vgl. Landsberger S. 5f.
    Vermählt wohl vor 945, Flodoard 945 S. S. 3, 392.
    Todesdatum Theobalds: Lot, Fideles ou vassaux 141. - Über die angebliche weitere Schwester Adelheid siehe VIII 7. [VII 7]
    * Ergänzung (Werner): + 27.V. nach 9.II.978
    Gemahl:
    I. ca.940 Wilhelm Herzog der Normandie
    II 942/45 Tetbald Graf von Blois und Chartres, Vicomte von Tours

    Werner Karl Ferdinand: Seite 462, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VII. Generation 7
    Ledgards Tod gibt Brandenburg richtig mit "nach 978 II 9", dem Datum der letzten urkundlichen Erwähnung, an. Im schon zitierten Reimser Nekrolog, in der Vatican-Handschrift Ottob. lat. 2960, fol. 67 verso, fand ich zu 6. Kal. Jun., also V 27, den Eintrag Legardis comitissa, womit auch der genaue Todestag bekannt ist. - Ledgards erste Ehe mit Herzog Wilhelm von der Normandie, irrig von Arbois angezweifelt (vgl. Lot, Hugues Capet 398 Anm. 1), blieb kinderlos und dürfte wohl nicht lange vor Wilhelms Ermordung durch die Leute des Grafen von Flandern (942 XII 17), also c 940 geschlossen worden sein. Die Zeitangabe durch Dudo von St-Quentin, der die Ehe im Zusammenhang mit Ereignissen von c 935 erwähnt, dürfte angesichts der geringen chronologischen Genauigkeit des spät schreibenden Autors kaum ins Gewicht fallen (Brandenburg datierte "935").

    Schwager, Helmut: Seite 28 Anm.113,64 Anm. 309,198/6 Anm.744,227,396, "Graf Heribert II. von Soissons"

    [Dazu ferner: Werner, Untersuchungen, in: WaG 20, 97 mit Anmerkung 39 und 108 mit Anmerkung 78; vgl. zudem die Schenkungen von Graf Heriberts I. Enkelin Liutgard (+ 979/85), die am 5. Februar 978 die väterlichen Domänen im Vexin, wie zum Beispiel Juziers, Fontenay-Saint-Pere und Limay an die Abtei Saint-Pere in Chartres überschrieb: Cartulaire de l'abbaye de Saint-Pere de Chartres 1, ed. Guerard, 63-65; ebenso Brandenburg, Nachkommen, 90 (VII, 7) und Werner, Nachkommen, in: KdGr 4, 462 (Anmerkungen zu VII, 7); Bur, Champagne, 89 mit Anmerkung 30; Verdon, Femmes, 113; Arbois, Champagne 1, 136; Kaiser, Bischofsherrschaft, 396; Grierson, Amiens, 119.]
    [Am 5. Februar 978 schenkt sodann Heriberts II. Tochter Liutgard (+ nach 979/85) an die Abtei Saint-Pere in Chartres drei Domänen aus der Grafschaft Vexin als väterliches Erbe: Arch. dep. Eure-et-Loire H 500 nr.1 Original sowie Cartulaire de Saint-Pere de Chartes 1, ed. Guerard, 64/65; das Nekrolog der Stiftskirche Notre-Dame in Mantes (Dep. Yvelines, Hauptort des gleichnamigen Arr.) zeigt Gräfin Liutgard als Schenkerin von Gütern aus der Grafschaft Merezais: Obitaires de la province de Sens 2, ed. Molinier, 376B; außerdem: Grierson, Amiens, 119 mit Anm. 208; Arbois, Champagne 1, 89/92 und 97; Bur, Champagne, 89.]
    Gemeinsam belagerten diese sodann mit Graf Heribert II., seinem Schwager Herzog Hugo und Wilhelm I. von der Normandie (+ 942), der um diese Zeit durch die Verheiratung mit Heriberts II. zweiter Tochter Liutgard (+ 979/85) [Die ungefähre Heiratszeit versucht Bur, Champagne, 511/12 zu ermitteln, indem er zunächst einmal die Meldung des unzuverlässigen und 100 Jahre zu spät geborenen Dudo von Saint-Quentin zu 935/36 (Dudo III, 47, ed. Lair, 193: ..Videns autem Heribertus Willelmum Rotomagensem confortari et convalescere, ...consilio Hugonis Magni ducis, dedit filiam suam ill...) meines Erachtens zurecht ignoriert; stattdessen engt Bur den Zeitraum für eine solche Heirat auf zwischen Juni 935 (Versöhnung des HERIBERTINERS mit dem Normannen durch die Vermittlung König Rudolfs) und Ende 938 (Bruch Heriberts II. und Hugos des Großen mit dem westfränkischen Königtum) ein; da nun der damals zuverlässigste zeitgenössische Chronist Flodoard 937/38 in Rom weilte und deshalb seine sonst so exakten Annalen für diesen Zeitraum ungenau sind, nimmt Bur den Eheschluß für 936/37 an! Diesem Gedankengang fehlt es jedoch meiner Ansicht nach an Stringenz, übergeht doch Bur das Jahr 936 mit seinem Dynastiewechsel und den Verschiebungen der politischen Bündnisse völlig. Meines Erachtens ist die heribertinisch-normannische Heirat eher in die Zeitspanne von Ende 938 bis Ende 940 zu legen, da damls das anti-karolingische Bündnis von Graf Heribert II., Herzog Hugo von Franzien und Wilhelm von der Normandie die politischen Voraussetzungen dafür schuf. Dazu würde auch der Hinweis Dudos auf die Urheberschaft Herzog Hugos passen! Gegen diese konkreten Überlegungen bestreiten - so meine ich - Lair, Mort, 25-28 und Arbois, Champagne 1,517 vergeblich eine Heirat Liutgards mit Wilhelm I. überhaupt; als Gründe dafür sind lediglich die zu dürftige Quellenlage anzusehen, die schwachen Einsprüche von Historikern - wie zum Beispiel Arbois (Wilhelms I. Nachfolger Richard I. aus anderer Ehe) - und Wilhelms angenommener Wunsch nach einem Mönchsleben! Weitere Literatur: Zettel, Normannen, 310; Douglas, Normandy, 106 meldet, daß Liutgard als Morgengabe Güter bei Vernon erhalten habe! Mabire/Ragache, Normandie, 59/60; Bates, Normandy, 12; Buisson, Staatsbildung, 143; Boüard, Normandie, 109; Musset, Invasions, 256; Richard, Poitou, 77; Verdon, Femmes, 114; Schieffer, Legaten, 32; Grierson, Amiens, 103; Desportes, Reims, 79; Rösch, CMP, 150 (VI,7); Werner, Nachkommen, in: KdGr 4, Tafel (VII,7) sowie 462 (Anmerkungen zu VII/7); Ducange, Amiens, 82; Werner, Normandie, 697; eine Hochzeit Liutgards zu 938/40 vermelden ebenso Carro, Meaux, 67, Bourquelot, Provins, 80 und Peiffert-Henriot, Champanois, 64, allerdings fälschlich mit Graf Theobald I. dem Ränkevollen von Chartres (+ 977)! Diese zweite Ehe Liutgards mit dem THEOBALDINER fand erst im Jahre 945 (also nach der Ermordung Wilhelms I. Ende 942) statt!] bereits wieder ins antikönigliche Lager gewechselt war, die Stadt Reims.
    Der Normanne hinterließ einen 10-jährigen Sohn Richard I. (942-996), der allerdings nicht von der HERIBERTINERIN Liutgard (+ 979/85) abstammte, so daß Graf Heribert II. am Ende des Jahres 942 einen wichtigen Bundesgenossen verloren hatte, ohne irgendwelche Erbaussichten zu haben.
    Der posthume Schwiegersohn Graf Heriberts II., der im Jahre 945 nach der Ermordung Wilhelms I. die Witwe Liutgard (+ 979/85) heiratete, nämlich der THEOBALDINER Graf Theobald I. der Betrüger/Ränkevolle von Chartres-Tours (+ 977), tat sich ebenfalls als fähiger Verwalter hervor.


    940 1. oo Wilhelm I. Herzog der Normandie x um 900-17.12.942

    943/45 2. oo Theobald I. Graf von Blois - 16.1.975


    Kinder:

    2. Ehe
    - Theobald 945 - 962 in einer Fehde
    - Hugo Erzbischof von Bourges (969-985) 945/50-2.1.985
    - Emma 950-27.12.1003
    968 oo Wilhelm IV. Graf von Poitou - 995/96
    - Odo I. 950-12.3.996
    - Hildegard
    oo Burchard I. Graf von Montmorency - um 978
    Stammeltern des Hauses MONTMORENCY


    Literatur:
    Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 48 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 28 Anm.113,64 Anm. 309,198/6 Anm.744,227,353,357/58,396,399, 402-404 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 462 -

    Name:
    Ledgard


  7. 13.  von Vermandois, Hugo Graphische Anzeige der Nachkommen (4.Adele3, 3.Robert2, 1.Robert1) wurde geboren in 920; gestorben in 962 in Meaux [77100],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 925-946/962; Erzbischof von Reims

    Notizen:

    Hugo Erzbischof von Reims (925-946/62)
    920 - 962 Meaux
    Sohn des Grafen Heribert II. von Vermandois und der Adela von Neustrien, Tochter von Herzog Robert

    Brandenburg Erich: Tafel 2, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VII. Generation 3.
    Hugo, Erzbischof von Reims 925, vertrieben 932, restituiert 940
    * ca. 920, + 962
    Anmerkungen: Seite 120
    VII. 3 Hugo
    Richer 3,17

    * Ergänzung (Werner): * 920, + 962 Erzbischof von Reims, 932 vertrieben, 940 restituiert, 946 abgesetzt. [VII 8]

    Schieffer Rudolf: Seite 204,206,208,210, "Die Karolinger"

    925 erzwang Heribert II. die Wahl seines fünfjährigen Sohnes Hugo zum Erzbischof von Reims und seine eigene Einsetzung zum Verwalter des Reimser Kirchenbesitzes.
    Hugo riß mehr und mehr das Gesetz des Handelns an sich und führte ab 929 eine jahrelange Fehde gegen Heribert von Vermandois um die Vormacht in der zentralen Francia, bei der er, gewissermaßen mit König Rudolf im Schlepptau, 931 Reims einnahm und Heriberts jugendlichen Sohn Hugo als Erzbischof durch den Mönch Artold ersetzte.
    Hugo von Franzien und Heribert von Vermandois nahmen 940 gemeinsam die Stadt Reims ein, wo sie Erzbischof Artold, Ludwigs Coronator, wieder zugunsten von Heriberts Sohn Hugo verdrängten, und gegen Jahresende trafen sie in der einstigen KAROLINGER-Pfalz Attigny OTTO I.
    Die Rückgewinnung von Laon, längst der wichtigsten Bastion für die KAROLINGER, glückte Ludwig IV. erst 949 durch nächtliche Überrumpelung, bei der freilich die Zitadelle der Stadt unbezwungen blieb. Zu den Folgen gehörte eine neue Verständigung mit dem Hause VERMANDOIS: Albert, der sich unter den Söhnen Heriberts II. als Erbe der eigentlichen Grafschaft durchgesetzt hatte, huldigte dem König, und bekam bald darauf Gerbergas gleichnamige Tochter aus deren erster Ehe mit Giselbert von Lothringen zur Frau, wärend sein Bruder Heribert III., Laienabt von Saint-Medard in Soissons, 951 die Königin-Mutter Eadgifu heiratete. Endgültig fallengelassen wurde dabei der weitere Bruder Hugo, der in Ingelheim verurteilte Erzbischof, der jahrelang Reims den KAROLINGERN vorenthalten hatte.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 487,494,497,519, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    König Rudolf seinerseits machte ein königliches Geschenk: Im Jahr 925 bestätigte er eine ziemlich anstößige Abmachung, der zufolge Heriberts damals fünfjähriger Sohn Hugo zum Erzbischof von Reims bestimmt wurde. Zum geistlichen Administrator ernannte man den Bischof von Soissons, die weltliche Verwaltung übernahm Heribert selbst.
    Hugo der Große und Heribert huldigten OTTO in der karolingischen Pfalz Attigny. Die Verbündeten eroberten Reims und setzten erneut Heriberts Sohn Hugo ein, der bereits 925 gewählt worden war, diesmal aber zum Erzbischof geweiht und sogar vom Papst anerkannt wurde.
    Von seiner Schwester Gerberga zu Hilfe gerufen, zog OTTO mit einem starken Heer nach Gallien. Auch König Konrad I. von Burgund-Provence beteiligte sich an dem Unternehmen. Zusammen mit Ludwig IV. belagerte OTTO die Stadt Reims. Da die HERIBERTINER ja mit dem ostfränkischen Adel versippt waren, ließ er Hugo von Vermandois durch dessen sächsische Verwandte [Nach meiner Meinung ist es nicht möglich, daß sich bei diesem Unternehmen sächsische Verwandte der HERIBERTINER im Heer befanden, da die KONRADINERIN Judith sich erst 959 mit Heinrich I. von Stade vermählte.] den dringenden Rat übermitteln, keinen Widerstand zu wagen. Andernfalls würde man ihm nach Einnahme der Stadt die Augen ausreißen. Hugo zog es vor, Reims zu verlassen, die Sieger aber setzten Erzbischof Artold wieder ein.
    Hugo II. übernahm im Jahr 962 die Initiave. Er sprach sich dafür aus, daß dem 961 verstorbenen Reimser Erzbischof Artold jetzt Hugo von Vermandois nachfolgen solle, der, wie bereits erwähnt, in den Jahren 946 bis 948 aus dem Erzbistum verdrängt worden war. In dieser Frage konnte der Herzog mit dem Brüdern des Ex-Erzbischofs rechnen, also mit Graf Robert von Meaux und Troyes sowie mit Heribert III. Robert hatte übrigens 960 dem König vorübergehend die wichtige Festung Dijon entreißen können, außerdem richtete er weiter seine Angriffe gegen Bistümer, die zum König hielten, und bekriegte zum Beispiel 963 Chalons-sur-Marne. Eine Synode von 13 Bischöfen entscheid sich für Hugo von Vermandois, ein Anzeichen dafür, wie weit Hugo II. seine Macht zurückgewonnen und reorganisiert hatte. Indessen konnte sich Lothar gut behaupten; er rechnete mit der Unterstützung durch Erzbischof Brun von Köln und durch OTTO I., den Johannes XII. eben zum Kaiser gekrönt hatte. Dieser Papst war sofort bereit, Hugo von Vermandois zu exkommunizieren, der kurz darauf in Meaux verstarb. Im Einvernehmen mit Brun ließ Lothar den bereits erwähnten Odelrich zum Erzbischof von Reims wählen. Dieser schwere Mißerfolg der ROBERTINER war begreiflicherweise für Robert und Heribert III. der Anlaß, dem Schritt des Bruders, des Grafen Albert von Vermandois, und des Schwagers Tedbald zu folgen: Sie verbündeten sich mit den KAROLINGERN.


    Literatur:
    Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 41,47,52-58,63 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 34,41 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 96,125,131,152,304 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 307 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 204,206,208,210 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 6-403 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 487,494,497,519 -


  8. 14.  von Frankreich, Hugo Capetvon Frankreich, Hugo Capet Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Hugo3, 3.Robert2, 1.Robert1) wurde geboren um 940 in Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich; gestorben am 24 Okt 996 in Melun [77000],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich; Graf von Paris
    • Titel/Amt/Status: 956-996, Franzien,Frankreich; Herzog von Franzien
    • Titel/Amt/Status: 987-996, Frankreich; König von Frankreich

    Notizen:

    Hugo Capet als König

    Hugues Ier Capet



    Hugo Capet
    König von Frankreich (987-996)
    Herzog von Franzien (956-996)
    Graf von Paris
    um 940 Paris - 24.10.996 Melun Begraben: St-Denis
    Ältester Sohn des Herzogs Hugo der Große von Franzien aus seiner 3. Ehe mit der Hadwig von Sachsen, Tochter von König HEINRICH I.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 157

    Hugo Capet (Hugues Capet), Herzog von Franzien, seit 987 König von Frankreich aus der Familie der ROBERTINER
    * 939/41, + 24. Oktober 996 Begraben: St-Denis
    Sohn Herzog Hugos des Großen und Hadwigs, Schwester Kaiser OTTOS I.

    oo Adelheid, Tochter Herzog Wilhelms (Werghaupt) von Aquitanien

    Den verschieden gedeuteten Beinamen ‚Capet‘ erhielt Hugo erst im 12. Jh. Der beim Tode seines Vaters (956) noch minderjährige Hugo trat 960 dessen Nachfolge im Herzogtum Franzien an; sein Bruder Otto wurde Herzog von Burgund. Als mächtigster Mann im W-Frankrenreich, der im Konflikt König Lothars mit den OTTONEN zunächst, nach einer Entfremdung 980/81, auf seiten des KAROLINGERS blieb, jedoch eine eigenständige Politik zwischen König, Kaiser und eigenem Herzogtum bertrieb und schon vor dem Tod Ludwigs V. eine gegen den König gerichtete Koalition mit dem Erzbischof Adalbero von Reims einging, war Hugo Capet nach dem Tod des kinderlosen Ludwig der aussichtsreichste Anwärter auf den Königsthron. Ende Mai 987 wurde er in Senlis mit Hilfe Adalberos und der robertinischen Vasallen zum König gewählt, am 3. Juli in Noyon durch Adalbero geweiht. Hugo Capet mußte sein Königtum dann allerdings jahrelang gegen die Thronansprüche des vom Reimser Erzbischof zurückgewiesenen Karl von Nieder-Lothringen, des Bruders Lothars, durchsetzen, der sich vor allem auf die Grafen von Troyes, Blois, Vermandois und den Erzbischof von Sens stützen konnte. 991 konnte er Karl in seinen Gewahrsam bringen, wo dieser im folgenden Jahr verstarb. Ein neues Bündnis zugunsten von Karls Sohn Otto 993 unter der Führung Odos von Blois blieb erfolglos. Als Folge dieser Kämpfe blieben die Auseinandersetzungen um das Erzbistum Reims, wo Karl 989 seinen Neffen Arnulf eingesetzt hatte. Ihm stellte die Synode von Verzy (St-Basle) Gerbert entgegen, der aber auf cluniazensischen und päpstlichen Widerstand stieß und 995 auf der Synode von Mouzon suspendiert wurde. - Hugo Capet, der bereits am 30. Dezember 987 seinen Sohn Robert zum Mitkönig erheben ließ und die Dynastie der KAPETINGER begründete, knüpfte doch bewußt an die karolingische Tradition an (Schneidmüller). Der Dynastiewechsel bedeutete daher keine tiefe Zäsur, fiel jedoch in eine Zeit großer struktureller Veränderungen und stabilisierte mit der Beendigung des langwierigen Machtkampfes zwischen KAROLINGERN und ROBERTINERN die Monrchie, während der königliche Machtbereich auf Fürstentum (vor allem um Orleans und Paris) und Krondomäne (vor allem im Oise-Aine-Gebiet) beschränkt blieb; Hugo Capet war von einem starken Herzog zu einem schwachen König geworden (Werner), der seine Stellung aber vor allem mit diplomatischen Mitteln zu sichern wußte (Hallam). Die Schwäche seiner Regierung (Lot) müssen zudem im Lichte der widrigen Zeitverhältnisse gesehen werden (Sassier).

    Literatur:
    RHF 10 [Urkk.; Neued. in Vorber.] – W. Kienast, Der Hzg.stitel in Dtl. und Frankreich, 1968 – HEG I, 1976, 752ff [K. F. Werner] – B. Schneidmüller, Karolingische Tradition und frühes französisches Königtum (Frankfurter Historische Abhandlung 22, 1979) -

    Werner Karl Ferdinand: Seite 476, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VIII. Generation 10-15

    Die Kinder Hugos des Großenfehlen bei Brandenburg, da er die Historizität von RobertsEhe mit Beatrix aus dem Hause der HERIBERTINER (siehe oben IV, 4) nicht erkannt hat. Aus ihr ging Hugo der Große und über ihn die kapetingische Königsdynastie hervor. Für die Daten Hugo Capets und seiner Geschwister verweise ich, soweit nicht ausdrücklich anders vermerkt wird, auf die beiden Werke von F. Lot, Les Derniers Carolingiens, Paria 1891, und Etudes sur le regne de Hugues Capet, Paris 1903 (vgl. dort im Register zu den einzelnen Namen).
    Zu Beatrix und ihrer politischen Tätigkeit in Ober-Lothringen, das sie nach dem Tode des Gemahls regierte, vgl. auch Uhlirz (Register). 987 zuletzt erwähnt, starb sie an einem 23. September. Das entnehme ich dem Nekrolog von S.-Denis, HF Obituaires I, 1, 327, wo zu den 9. Kal. des Oktober steht: Beatrix, soror Hugonitor (sic). Der Kopist hat hier die Abkürzung für regis Francorum offenbar nicht mehr verstanden. Hugos Schwester Emma heiratete 960, wie wir durch Flodoard wissen, Herzog Richard I. von Normandie und wird zuletzte in dessen Urkunde von 968 III 18 (ed. Marie Fauroux, Recueil des actes des ducs de Normandie, Caen 1961, nr. 3) erwähnt. Die Ehe blieb jedoch kinderlos; die späteren Herzöge stammen aus Richards zweiter Ehe mit der Dänin Gunnor.
    Zu Brandenburgs Heribert von Auxerre, einem unehelichen Sohn Hugos des Großen, der wie Beatrixeinen HERIBERTINER-Namen erhielt, vgl. Gams 502: Er wurde 971 I 8 Bischof und starb 996 VIII 23.

    Glocker Winfried: Seite 288, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    V. 26 Hugo Capet
    * c 940, + 996 X 24;

    960 dux Francorum, 987 VII 3 König von Frankreich,

    1. oo 970 Adelheid, Tochter Graf Wilhelms I. von Poitou, + c. 1004;

    2. oo NNw

    Hugo Capet ist als Sohn Hugos des Großen von Franzien bei Flodoard a. 960, S. 149, und bei Richer III c. 13, S. 20, bezeugt. Erstmals urkundlich genannt ist er in der Urkunde seines Vaters vom 946 VI 19 (Druck: RHF Bd. 9, S. 723); zum Datum dieser Urkunde vgl. Lauer, Louis IV S. 242.
    Das Geburtsjahr für Hugo Capet ist festgestellt von Kalckstein, Königthum S. 255, Anm. 2.
    Die Belege für Todestag und -jahr Hugo Capets hat Lot, Hugues S. 209-303, zusammengestellt.
    Zu seiner Erhebung zum französischen König vgl. Lemarignier, Gouvernement S. 38-43. Lot, Derniers S. 358-361, hat die Abstammung von Hugos Gemahlin Adelheidnachgewiesen; zu Adelheid vgl. außerdem Richard, Poitou Bd. 1, S. 103 f.
    Die Existenz einer Konkubine ergibt sich aus der Zuschreibung des illegitimen Sohnes Hugos, Erzbischof Gauzlin von Bourges.
    Allgemein informiert zu König Hugo Capet FW Kommentar K 38.

    Hugo Capet folgte dem Vater in dessen ganzer Machtfülle, verzichtete aber auf die Regentschaft zugunsten des normannischen Schwagers. Von Jugend an verfügte er über die moralischen und physischen Voraussetzungen zu einem großen Herrscher. Er war noch nicht 20 Jahre alt, als der Tod seines Vaters ihn an die Spitze einer der größten Grafschaften des französischen Feudaladels stellte. Der junge Graf konnte mit seiner ruhigen, überlegten und entschlossenen Art rasch die Auseinandersetzungen seiner Feinde und seine eigenen Bündnisse ausnutzen, um sich unter die potentiellen Thronanwärter zu plazieren. Der entscheidende Augenblick kam, als die Nachfolge Ludwigs V. des Faulen im Jahre 987 geregelt werden mußte. Sowohl die Persönlichkeit des Grafen von Paris als auch die vorbehaltlose Unterstützung des Bischofs Adalbero von Reims, das zu Hugos Machtbereich gehörte, ließen die Entscheidung des Feudaladels zu seinen Gunsten ausfallen. Um Intrigen bei seiner Nachfolge vorzubeugen, sicherte der König bereits im ersten Regierungsjahr die Zukunft der Dynastie. Gemäß einem karolingischenBrauch ließ Hugo seinen Sohn Robert Weihnachten 987 zum Mitkönig krönen. Die Macht der kapetingischen Könige war zunächst beschränkt auf ein begrenztes Gebiet um Paris und Orleans. In den anderen Gebieten übten die Lehnsfürsten eine nahezu unbeschränkte Herrschaft aus. Sein Beiname Capet (das Mäntelchen) erklärt sich aus dem geistlichen Kleid Cappa, das er oft als Laienabt von Tours trug.

    Mexandeau Louis: Seite 131-134, "Die Kapetinger"

    Die Bescheidenheit dieser Ziele, die beim Tode Philipps I. im Jahr 1108 bei weitem noch nicht erreicht waren, verdichtet das Dunkel, das Gestalt und Leben Hugo Capets und seiner ersten Nachkommen umgibt. Vom Begründer der Dynastie wissen wir so gut wie nichts. Ferdinans Lot, der seine Regierungszeit genau studiert hat, schreibt: "Wir wissen nicht, wie er aussah, seine moralische Persönlichkeit ist uns fast ebenso wenig bekannt. Wenn man niedergeschrieben hat, daß er fromm war, daß er den Prunk verabscheute, daß er die Mönche liebte, daß er mehr Diplomat als Kriegsmann war, dann hat man ungefähr alles gesagt, was man zu sagen berechtigt ist ..."
    Da Unkenntnis zur Verkennung führt, hat man manchmal aus Hugo Capet einen unbedeutenden Herrscher gemacht, dem ein Zusammentreffen glücklicher Umstände auf den Thron half und der sich dank der Kirche und des Herzogs der Normandie an der Macht hielt. Edmond Pognon, der sich ausschließlich auf den Ablauf der Ereignisse stützt, hat die Persönlichkeit Hugos rehabilitiert und seine Geschicklichkeit und Entschlußkraft herausgestellt.
    Daher macht es durchaus den Eindruck, als ob es zwei Hugo Capet gegeben hätte. Vor 987 erscheint er uns zögernd und auf alle Fälle der alten Dynastie gegenüber relativ loyal, entweder aus Mangel an Ehrgeiz oder weil ihn eine klarsichtige Einschätzung des Kräfteverhältnisses und der Lehren aus der Vergangenheit zur Klugheit veranlaßte. Im Jahre 987 ebnete ihm das Glück, dessen wesentliche Rolle wir herausgestellt haben, den Weg zum Königsthron. Diese Chance ergriff er mit einem Gespür für die günstige Gelegenheit, das ihn als einen Mann zeigt, der seit langem bereit war, diese Gelegenheit beim Schopf zu packen, wenn er sie nicht schon vorbereitet hatte. Mit der Macht kam ihm sehr schnell der Geschmack an ihr, und er wurde beseelt von dem Willen, sie nicht mahr aus den Händen seiner Familie zu geben. Drei Monate nach seiner Thronbesteigung machte die Krönung Roberts den Sohn von nun an ebenso unantastbar wie den Vater. Kaum gekrönt, verhielt sich Hugo genau wie ein KAROLINGER. Der König vergaß, daß er Herzog von Franzien gewesen war. Selbst wenn er ein Feudalherr blieb, so wußte er, daß er von nun an etwas anderes war, daher sein Wille, das Erbe, das man ihm anvertraut hatte, vollkommen zu sichern. Mittellos wie er war, trennte er Parzellen seiner Domäne ab, um sich Unterstützung zu verschaffen, erfuhr er die Festigung der großen erblichen Seigneuries (der Lehnsherrschaften). Zugleich aber hatte er die feste Absicht, der oberste Herrscher des gesamten Königreiches zu bleiben und griff in die Ernennungen der entferntesten Kirchen ein. Dieser fromme König und Freund des Klerus stellte sich wegen der Besetzung des Bischofsstuhls von Reims gegen den Papst. Er, der als Herzog von Franzien der Klient des Kaisers gewesen war, ging gegenüber seinem alten Beschützer auf Abstand und versuchte, eine Eheverbindung mit Byzanz zu schmieden, wie um die OTTONEN von der Flanke her anzugreifen.
    Seine letzen Jahre liegen im Dunkel, aber im großen und ganzen hat es Hugo Capet verdient, der Dynastie seinen Namen zu geben. "Seit dem Augenblick, in dem er von jedem Wettbewerb befreit war, ist der KAPETINGER in Wahrheit König geworden, scheint ein anderes Temperament bekommen und einen politischen Sinn und eine Festigkeit an den Tag gelegt zu haben, die man vorher nicht an ihm kannte. Hatte die Zeit und auch, wie es immer geschieht, der Übergang von Opposition zur Macht, den Herzog von Franzien weiser gemacht? Wenn man alles in Betracht zieht, dann war dieser große Lehnsherr, von dem wir weder sein Aussehen noch sein Privatleben kennen, so mittelmäßig nicht. Er hatte es verstanden, den Platz der KAROLINGER einzunehmen, zu bewahren, was er gewonnen hatte, sich frei und würdig gegenüber Papsttum und Kaiserreich zu behaupten und die Krone an seinen Sohn weiterzugeben (24. Oktober 996), ohne daß er auf ernsthaften Widerstand stieß. Hier hat das blinde Glück nicht alles gemacht." (A. Luchaire)
    Er war zweimal verheiratet. Zuerst mit Blanche, der Witwe Ludwigs V. [Nach meiner Meinung ist diese Behauptung völlig unsinnig. Ludwig V. war mit keiner Blanche verheiratet und war ungefähr im selben Alter wie HugosSohn Robert II. Nachweislich war aber Hugo Capet beim Tode Ludwigs V. mit Adelheid von Aquitanien verheiratet.] Eine politische Heirat, dazu bestimmt, die Kontinuität zwischen den beiden Dynastien zu festigen. Da ihm Blanche keinen Erben geschenkt hatte, verheiratete er sich zum zweiten Mal mit Adelheid von Poitiers-Aquitanien, mit der er sieben Kinder hatte, drei Töchter und vier Söhne, deren ältester Robert war.

    969 oo Adelheid von Poitou, Tochter des Herzogs Wilhelm III. 950/55- 1004

    7 Kinder:
    - Robert II. der Fromme König von Frankreich 20.7.972-20.7.1031
    - Hadwig 975/80- nach 1013
    998 oo Reginar IV. Graf von Hennegau 950/55- 1013
    - Adela 985/90- nach 1063
    1006 oo Rainald I. Graf von Nevers - 29.5.1040
    - Gisela Erbin von Abbeville
    986 oo Hugo I. Graf von Ponthieu - ca 1000

    Illegitim
    - Gozelin Erzbischof von Bourges (1013-1030) - 8.3.1030

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 142,144,168,173 - Althoff, Gerd: Otto III., Primus Verlag, Darmstadt 1997, Seite 60 Anm. 61,61,77,92,100 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990 Seite 40,116 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 84,116,119,132,135 - Brühl Carlrichard: Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 340 - Douglas David C: Wilhelm der Eroberer Herzog der Normandie. Diederichs Verlag München 1994 Seite 38,260 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 11,23,27-38,42,46,48,59,128,158,225 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 21,45,47,50,59,61-64,69,73,75-86,87,90,93,99,116,189 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 55,110,117,285,292,297,300,304-321,364,372,378,401,417-420,426,434 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 67,73 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 V,26 Seite 96,182,192,195-198,201,232,275,285,288,302,308 - Hartmann P.C.: Französische Könige und Kaiser der Neuzeit. Von Ludwig XII. bis Napoleon III. 1498-1870. Verlag C. H. Beck München 1994 Seite 144 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 17,162,200,210,257-259,262,287,295-305,323,371 - Kienast Walter: Der Herzogstitel in Deutschland und Frankreich (9. bis 12. Jahrhundert). R. Oldenbourg Verlag München - Wien 1968 - Mexandeau Louis: Die Kapetinger. Editions Rencontre Lausanne 1969 Seite 75-84,86-130,131,134 - Pernoud Regine: Herrscherin in bewegter Zeit. Blanca von Kastilien, Königin von Frakreich. Diederichs Verlag München 1991 Seite 12,55,71,246 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 306,309,322-327,344, 408 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 209,211 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 11,19,22,53,59,61,64,67,75 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 95,135,148, 152,159 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 139,151, 183,251,254 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 60 Anm. 294, 228,233,254,259,393,409 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 476 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 40, 46,484,500,506,508,512, 516,518,523-526 - Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag Esslingen 1989 Seite 71,194,238,287 -




    Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Seite 75-86, "Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498."

    Goetz Hans-Werner


    HUGO CAPET, König von Frankreich (987-996)
    * 939/41, + 24.10.996Bestattet in St-Denis

    Eltern:
    Herzog Hugo Magnus von Neustrien (923-956)
    Hadwig, Tochter König HEINRICHS I.

    Geschwister:
    Otto, Herzog von Burgund (960-965)
    Odo-Heinrich, Herzog von Burgund (965-1002
    Beatrix oo Herzog Friedrich von Ober-Lothringen
    Emma oo Graf Richard I. von Rouen

    oo 970 ADELHEID VON AQUITANIEN * 950/55, + 1004
    Tochter des Herzogs Wilhelm Werghaupt von Aquitanien

    Kinder:
    Robert (König 987/996-1031)

    Herzog von Neustrien 960-987
    Königswahl 29.5.987 in Senlis, Krönung 1.6. in Noyon, Weihe 3.7. in Noyon oder Reims
    Erhebung Roberts II. zum Mitkönig Ende Dezember 987
    987-991 Auseinandersetzungen (Thronstreit) mit Herzog Karl von Nieder-Lothringen
    991-997 Reimser Bistumsstreit
    991 Synode von St-Basle de Verzy
    992 (?) Synode von Chelles
    995 Synode von Mouzon

    "Hier endete das Reich KARLS DES GROSSEN", schrieb zu Beginn des 11. Jahrhunderts ein anonymer Chronist aus dem Bistum Sens, und zu Beginn des 12. Jahrhunderts urteilte Hugo von Fleury: "Als so die zweite 'Linie' der Frankenkönige [namlich die Dynastie der KAROLINGER] endete, wurde das Reich auf eine dritte 'Dynastie' (generatio) übertragen." Bis weit in unser Jahrhundert hinein betrachtete man aus dem Blickwinkel einer politischen Geschichtsschreibung das Jahr 987, mit dem die neue Herrscherdynastie der KAPETINGER einsetzte, die 32 französische Könige stellen sollte, als einen Wendepunkt. Schon im Mittelalter betonte man demgegenüber aber auch die (politische) Kontinuität in einem solchen Maße, daß man den Begründer der neuen Dynastie, Hugo Capet, gelegentlich sogar zu einen KAROLINGER und legitimen Erben machte. Beides ist historisch natürlich nicht haltbar. Falls Hugos Regierunsgzeit eine Wendezeit war, dann kaum aus dynastischen, sondern eher aus sozialgeschichtlichen Gründen. Wenn gerade heute wieder eine Reihe vornehmlich französischer Historiker für eine Wende der gesamten Sozialstruktur um die Jahrtausendwende eintritt, so beruht das bislang allerdings eher auf regionalen Studien und ist zur Zeit noch in der Diskussion.
    Hugo selbst erntete lange Zeit kein Lob. Ferdinand Lot sah in ihm einen mittelmäßig begabten, schwachen und unsicheren Menschen, der nichts tat, ohne um Rat zu fragen, und dessen Vorsicht zur Kleingeistigkeit verkümmerte. Und noch 1980 meinte Elizabeth Hallam: "Der erste KAPETINGER taucht als eine ganz unbedeutende Figur auf." Erst die umfangreiche Literatur zum 1000-jährigen Jubiläum der Krönung (1987) hat hier manches korrigiert und ein angemesseneres Bild des ersten KAPETINGERS entworfen. Als Hugo Capet bald nach dem frühen Tod des letzten regierenden KAROLINGERS, Ludwig V., wohl am 29. Mai 987 in Senlis zum König gewählt, am 1. Juni in Noyon gekrönt und am 3. Juli in Reims (oder in Noyon) von Erzbischof Adalbero von Reims geweiht wurde, hatte man tatsächlich, wenig überraschend, den mächtigsten weltlichen Fürsten des westfränkisch-französischen Reichs, den Herzog von Franzien, zum neuen Herrscher gemacht, der schon zuvor die Politik maßgeblich mitbestimmt hatte. Die Thronerhebung Hugo Capets ist daher zu Recht als "logische Konsequenz seiner seit langem erworbenen, politischen Vorrangstellung" gedeutet worden (Y. Sassier 314).
    Der Sinn einer Kurzbiographie im Rahmen eines Sammelbandes kann nicht darin bestehen, die Ereignisse der Regierungszeit, die in jedem Handbuch nachzulesen sind, nachzuerzählen. Andererseits macht es der Quellenlage des früheren Mittelalters unmöglich, eine anschauliche Persönlichkeitsschilderung zu entwerfen oder gar psychologisierend zu deuten. Im folgenden kann daher nur versucht werden, aus den Handlungen und wenigen Äußerungen Hugo Capets und nicht zuletzt aus dem Bild, das die zeitgenössischen Quellen von ihm entwerfen, nach den Absichten und Richtlinien seiner Politik sowie nach deren Rezeption zu fragen und beides in die strukturellen und ideologischen Rahmenbedingungen und Zeitumstände einzuordnen.
    Hugo entstammte der fränkischen Familie der ROBERTINER, deren Mitglieder, vielleicht ursprünglich in der Gegend um Worms beheimatet, im frühen 9. Jahrhundert Grafen von Angers (Robert der Tapfere) und dann Grafen von Paris (Odo) wurden und seither die führende Stellung in Neustrien (dem Gebiet nördlich der Loire), der Kernregion des französischen Königtums, bekleideten. Mit Odo (888-898) und Robert (922-923) hatten sie bereits früher zwei Könige des W-Frankenreichs gestellt. Hugos Vater, Herzog Hugo Magnus, bekleidete in seinem Fürstentum eine königsgleiche Stellung, die auch in seiner Heirat mit Hadwig, einer Schwester des ostfränkischen Königs OTTO I., zum Ausdruck kam. Die Nachfolge im Herzogtum hatte der zwischen 939 und 941 geborene Hugo - den Beinamen "Capet", dessen Bedeutung strittig ist, erhielt er erst im 12. Jahrhundert -, nicht schon beim Tod des Vaters (956), sondern erst vier Jahre später, vom König investiert, angetreten. Die Namensgleichheit mit dem Vater deutet an, daß er von vornherein zu dieser Stellung ausersehen war; sein Bruder Otto wurde Herzog von Burgund. Abgesehen von einer kurzen Entfremdung zwischen Hugound König Lothar in dessen Streit mit dem O-Reich (OTTO II.) war Hugo stets königstreu und einer der ersten gewesen, die Lothar den Treueid geschworen hatten (Richer von St-Remi 3,13). Nach dessen Tod im Februar 986 war die Nachfolge Ludwigs V. unstrittig; Hugo wurde gar zu dessen Ratgeber bestimmt, "da ein Jüngling durch die Klugheit und Tugend eines solchen Fürsten geformt werden mußte" (Richer 4,1). Als es über der Haltung zum O-Reich jedoch zu einer Entfremdung des jungen Königs mit seiner Mutter Emma und den führenden Bischöfen, voran Adalbero von Reims, kam, stand Hugo auf seiten dieser Fürsten.
    Nach Ludwigs unerwartet frühem und söhnelosen Tod infolge eines Jagdunfalls schien Hugos Nachfolge daher nur folgerichtig, und Hugo selbst betonte in einem Antwortschreiben an den Markgrafen von Barcelona, Borell, daß ihm "das Reich dank der zuvorkommenden Barmherzigkeit Gottes äußerst friedlich zugefallen" sei (Gerbert von Reims, ep. 112); doch ganz so einfach lagen die Dinge wohl nicht. Hugos gut neunjährige Regierungsgzeit war vor allem von zwei miteinander verwobenen Entwicklungen bestimmt: der Auseinandersetzung mit Herzog Karl von Nieder-Lothringen um die Thronfolge und dem Nachfolgestreit im Erzbistum Reims. Die KAROLINGER waren nämlich keineswegs ausgestorben, sondern Karl, Bruder König Lothars und damit Oheim Ludwigs V., der früher von der Nachfolge ausgeschlossen worden war, machte nun erbrechtliche Ansprüche geltend und fand dafür wohl auch einen nicht unbeträchtlichen Anhang. Hugos Herrschaft war folglich keineswegs gesichert, und einigen späteren Geschichtsschreibern (wie dem Chronisten von Sens im 11. und Sigebert von Gembloux oder Hugo von Fleury im 12. Jahrhundert) galt Hugo als ein von einer Adelsopposition erhobener Usurpator. Der aquitanische Chronist Ademar von Chabannes glaubte in der jüngsten Fassung seiner Chronik, daß die Franken Karl verlassen und Hugo gewählt hätten. Damit stellte sich die Legitimitätsfrage, und es ist auffällig, daß der wichtigste und ausführlichste Zeitzeuge, der Mönch Richer aus dem Kloster St-Remi bei Reims, dem Erzbischof Adalbero eine lange Rechtfertigung von Hugos Königtum und ein ausführliches Abwehren der Ansprüche Karls in den Mund legte. Formal schien allerdings alles korrekt: Hugo wurde von den Großen gewählt, wie es der Mönch Abbo von Fleury bald darauf im Rahmen seiner politischen Theorie als rechtmäßig fordern sollte, und Erzbischof Adalbero selbst betonte später in einem Brief an Karl, daß es sich hier um einen öffentlichen, nicht um einen "privaten" (familiären) Vorgang handelte (Gerbert von Reims, ep. 122). Ein Erbrecht, so betonte Adalbero, gebe es nicht. Hugos Wahl erfolgte ausgesprochen schnell, wahrscheinlich schon eine Woche nach Ludwigs Tod, wenngleich nicht ganz spontan. Die noch von Ludwig einberufene Versammlung in Compiegne, deren Vorsitz Hugo ohnehin übernahm und die den Erzbischof Adalbero vom Vorwurf des Paktierens mit dem deutschen König freisprach, vertagte sich nämlich noch einmal, weil nicht alle Großen anwesend waren. In Senlis suchte Adalbero, der maßgeblichen Einfluß auf die Wahl nahm, Karls Ansprüche dann mit Erfolg und mit Argumenten zu entkräften, die bezeichnenderweise nicht rechtlicher Natur waren, indem er nämlich auf mangelnde Klugheit, eine - angeblich - unstandesgemäße Heirat mit der Tochter eines Vasallen (Hugos) und vor allem auf die Tatsache hinwies, daß Karl als Herzog von Nieder-Lothringen Lehnsmann des deutschen Königs war. Das war ein gewichtiges Argument in einer Zeit, in der man sich der Eigenständigkeit und der Abgrenzung vom Imperium bewußt wurde, bedeutete aber auch eine Abkehr Adalberos von seiner früheren, ottonenfreundlichen Politik. Die Wahl Hugos empfahl Adalbero, weil dessen Tatkraft (actus), Adel (nobilitas) und Macht (copia) für ihn sprächen (Richer 4,11) und verschob damit die Kriterien. Sein Wahlvorschlag fand breite Zustimmung, so daß Hugo nach Richer (4, 12) einstimmig gewählt wurde. Er war letztlich jedoch von einem Adel erhoben, an dessen Spitze er selbst stand, und in einer Situation, in der ein Eingreifen des O-Reiches wegen der Minderjährigkeitsregierung OTTOS III. nicht zu befürchten war (Schneidmüller 170). Hugos Weihe aber folgte vermutlich den erhaltenen, einander recht ähnlichen Krönungsordines, die die sakrale Würde des Königtums betonten.
    Schwieriger gestaltet sich die Frage der Legitimität Hugos unter den zuletzt schon angedeuteten ideologischen Gesichtspunkten, war doch die KAROLINGER-Herrschaft an sich unbestritten gewesen. (Nach Richer 4, 28 soll Hugo sogar selbst geäußert haben, daß er sich einem legitimen KAROLINGER - nämlich einem unmittelbaren Nachkommen Ludwigs V. - jederzeit gebeugt hätte.) Die früheren ROBERTINER-Könige, auf die die neuere Forschung so gerne hinweist, sind kaum als triftiges Argument für Hugos Königtum anzusehen; Gerbert von Reims erblickt in ihnen im Rückblick lediglich interreges, königliche Statthalter (ep. 164), und es ist auffällig, daß sich die Zeitgenossen tatsächlich nirgends darauf beriefen, daß Hugo bereits einem Königsgeschlecht entstammte. Ihnen war allein seine Eignung wichtig, galt Ludwig V. einem Klosterchronisten aus Sens doch als der König, "der nichts gemacht hat" (womit der nichts Geschichtswürdiges meinte). In einem Brief an Bischof Adalbero von laon hatte Erzbischof Adalbero von Reims bereits 985 geschrieben, König Lothar sei eigentlich "nur dem Titel nach König von Frankreich, Hugo [als Herzog] hingegen zwar nicht vom Titel her, wohl aber gemäß Handlung und Tatkraft" (ep. 48); auch Kaiser OTTO II. wisse, so Richer (3, 83), daß Hugo mächtiger sei als der König.
    Gleichwohl suchte Hugo nach seiner Wahl sein Königtum auffällig eng an die karolingische Tradition anzuschließen. Form und Inhalt seiner Urkunden zeugen davon. Sein Titel variierte, doch nannte er sich, mit dem seit Karl dem Einfältigen üblichen Königstitel, meist Francorum rex, und auch der Monogrammtyp blieb erhalten. Immer wieder betonte Hugo in seinen Urkunden, daß er dem mos praedecessorum nostrorum, der Gewohnheit der Vorgänger, der fränkischen Könige und Kaiser, folge oder daß er bestätigen wolle, "was unsere Vorgänger, die fränkischen Könige, durch die Ausstellung einer Urkunde bekräftigt haben" (Urk. Nr. 4). Die überwiegende Mehrzahl seiner Diplome bestand aus solchen Bestätigungen früherer Verleihungen an Kirchen, "denn es war stets Sitte und Gewohnheit der Könige, unserer Vorgänger, die Kirchen Gottes zu erhöhen" (Urk. Nr. 11). Der konsequente Rückbezug auf die karolingischen Vorgänger und auf das karolingische Herrschaftsverständnis schuf eine Kontinuität des königlichen Selbstverständnisses und der Herrschaftspraxis über den Dynastiewechsel hinweg, ja Hugo entlieh seine Legitimität geradezu aus der karolingischen Tradition, während er gleichzeitig sehr bald die Errichtung einer eigenen Dynastie anstrebte, indem er seinen vielleicht 15-jährigen Sohn Robert noch in seinem ersten Königsjahr, Ende Dezember 987, in Orleans zum Mitkönig erhob. Mag das augenblicklich mit der bedrohlichen Situation an den Grenzen gerechtfertigt worden sein - erst dieses Argument soll nach Richer Adalberos Widerstand gegen zwei gleichzeitig regierende Könige gebrochen haben (4, 12f.) -, so wurde hier tatsächlich, und offenbar gezielt, die dynastische Erbfolge vorbereitet. Diese Königserhebung hatte ihrerseits nicht nur ottonisch-byzantinische, sondern auch karolingisch-westfränkische Vorbilder, denn Ähnliches hatte Lothar mit seinem Sohn Ludwig veranstaltet (Richer 3,91). Spätestens seit 992 nahm Robert, der consors regni, selbständig königliche Handlungen vor.
    Hugos Herrschaft war damit noch keineswegs gesichert, denn Karl von Nieder-Lothringen war nicht völlig erfolglos; er nahm Laon und Reims ein und band damit die sonstigen Aktivitäten Hugos, der Laon vergeblich belagerte. Die Bedeutung des jungen Königtums wird in den Quellen anscheinend erst im nachhinein stärker verharmlost, als es der augenblicklichen Situtaion entsprach. Hugos Herrschaft war auch nicht so unumstritten, wie Richer es hinstellte, denn der König mußte um seine Anhänger werben, wobei viele wahrscheinlich unentschlossen blieben. In einem Brief fordert er den Erzbischof von Sens im September oder Oktober 987 auf, ihm endlich den Treueid zu leisten (Gerbert, ep. 107). Karl wurde schließlich auch nicht im Kampf aufgrund einer etwaigen Übermacht des Königs überwunden, sondern - und das ist bezeichnend - 991 durch eine List Bischof Adalberos von Laon gefangengenommen und in Orleans eingekerkert, wo er bald darauf verstarb. Sein Sohn Otto wurde Herzog von Nieder-Lothringen, spielte im Westen aber keine politische Rolle mehr.
    Kennzeichnend für die unsicheren Zustände sind auch die Auseinandersetzungen um das Erzbistum Reims, das einen kirchlichen (und politischen) Vorrang in Frankreich ausübte. Wahrscheinlich in der Hoffnung auf Aussöhnung und weitere Annäherung an die KAROLINGER hatte Hugo als Nachfolger Adalberos hier nicht den designierten Domscholaster Gerbert von Aurillac, den wohl gtrößten abendländischen Gelehrten seiner Zeit, der später als Silvester II. Papst wurde, sondern Arnulf, einen unehelichen KAROLINGER eingesetzt, nachdem dieser ihm Treue geschworen hatte. (Gerbert ging daraufhin, doch nur für kurze Zeit, ins Lager Karls über.) Arnulf aber unterstützte bald, wenngleich nicht ganz offen, Karl. Erst nach dessen Sturz 991 hielt die Synode von St-Basle in Verzy (bei Reims), deren Akten erhalten sind, Gericht über Arnulf und setzte ihn zugunsten Gerberts ab, rief damit aber eine lange Krise hervor. Diese Entscheidung stieß nämlich auf den Widerstand sowohl des Reformmönchtums, dessen Wortführer Abbo von Fleury wurde, wie des Papstes, Johannes XV., der im Zusammenwirken mit dem deutschen Episkopat auf der Synode von Mouzon Anfang Juni 995 Gerbert bis zu einer endgültigen Entscheidung von seinem Amt suspendierte. Diese bleib jedoch aus, und eine Lösung zugunsten Arnulfs wurde erst unter Hugos Sohn und Nachfolger Robert erreicht, der dem Reformmönchtum nahestand. Hugo, der in einem Brief an den Papst zunächst noch beteuert hatte, nicht gegen dessen Entscheidungen angehen zu wollen (Gerbert, ep. 188), war es zeitlebens immerhin gelungen, seinen Kurs zu verteidigen.
    Die Krisen und Geschenisse der Regierungszeit lenken den Blick auf das Verhältnis Hugo Capets zu den Fürsten, auf deren Anhängerschaft er angewiesen war. Das 10. und frühe 11. Jahrhundert war ein Zeitalter des verfassungsgeschichtlichen Wandels in W-Franken/Frankreich. Hatten sich zunächst allenthalben Fürstentümer ausgebildet, deren Herren in ihrem Herrschaftsgebiet eine königsgleiche Stellung bekleideten, so entstanden infolge einer strikteren inneren Organisation und eines verstärkten Burgenbaus bald neue, starke Zwischengewalten in den Kastellanen, die von ihren Burgen aus die Herrschaft über die abhängige Landbevölkerung intensivierten und deren Verwaltungsbezirke immer mehr an die Stelle der alten Grafschaften traten. Man hat deshalb von einer "Atomisierung der Macht" gesprochen (Y. Sassier 290) und die Zeit um 1000 als ein "tragisches Schlüsselmoment in der Geschichte der Landgesellschaft" bezeichnet (Bommassie, in: Royaute 129). Im Kampf um die Herrschaft befehdeten sich aber auch die Herren untereinander. Im Süden Frankreichs suchten die auf kirchlichen Synoden im Einklang mit den weltlichen Fürsten verkündeten "Gottesfrieden" gerade in dieser Zeit Abhilfe zu schaffen und bedrohten Friedensbrecher mit dem Bann. Eine Ausweitung dieser Bewegung nach Norden fand erst unter Robert II. statt.
    Solchen Entwicklungen mußte Hugo Rechnung tragen. Auch als König hielt er sich (mit Ausnahme Compiegnes) mit Vorliebe in den vormals herzoglichen Pfalzen auf. Der französische König war, längst vor Hugo Capet, im wesentlichen auf die Krondomäne beschränkt, die den robertinischen Herrschaftsraum an Loire und Seine (mit den Stützpunkten Orleans, Paris, Senlis) und das karolingische Kerngebiet östlich davon (mit Compiegne, Laon, Reims) umfaßte, jedoch nicht als ein geschlossenes Territorium, sondern als ein Gebiet besonders intensiver Herrschaftsrechte aufzufassen ist: Hier verfügte der Herrscher über Grafschaften, Pfalzen, Grundherrschaften, zahlreiche Kirchen und Klöster, Vasallen, Abgaben, Zölle, Märkte und Gerichtsrechte, aber auch über die Bistümer (vor allem der Kirchenprovinzen Reims und Sens), während ihm außerhalb der Krondomäne nur wenige Kirchen unterstanden und die weltlichen Fürsten - in Ansätzen - nur lose vasallitisch an den Herrscher gebunden waren. Teilnehmer der vom König einberufenen Synoden sowie Empfänger, Intervenienten und Zeugen in Urkunden vermitteln einen konkreten Einblick in die Anhängerschaft und den Einflußbereich Hugo Capets und bestätigen dieses Bild. Auch darin ist eine Kontinuität zu den KAROLINGERN festzustellen. Die Kirchen der Krondomäne spielten eine wichtige Rolle im Reich Hugo Capets und im Königsdienst. Allein aus dem engeren Herrschaftsbereich Hugos sind aus seiner kurzen Regierunsgzeit immerhin acht Synoden bekannt, die üblicherweise vom König selbst einberufen wurden. Ansonsten scheint Hugo, den von Gerbert überlieferten Synodalakten zufolge, die Reden und Entscheidungen auf der Synode von St-Basle den kirchlichen Teilnehmern überlassen zu haben und trat erst bei der Vollstreckung des Urteils wieder in Erscheinung. Hingegen führte König Robert auf der Synode von Chelles den Vorsitz (Richer 4,89). Auch hier bekräftigte man die Unabhängigkeit des gallischen Episkopats vom Papst. Die Mehrzahl der Bischöfe stand hinter dem König, und es ist bezeichnend, daß der französische Episkopat, von Gerbert abgesehen, geschlossen die vom päpstlichen Legaten anberaumte Synode von Mouzon boykottierte, die über die Reimser Vorgänge entscheiden sollte. Nach Richer (4, 99) hatte Hugo den Bischöfen die Teilnahme verboten, begründete sein Fehlen seinerseits aber umgekehrt mit deren Abwesenheit.
    Kirchen bzw. vor allem Klöster waren auch die Empfänger der insgesamt wenig zahlreichen (17) erhaltenen, sämtlich im engrern Umkreis Hugos (Compiegne und Paris, Senlis und Saint-Denis) ausgestellten Königsurkunden. Deren Auswertung bleibt allerdings so lange fragwürdig, wie eine kritiasche Edition fehlt. Die den ROBERTINERN eng verbundenen Klöster St-Vincent in Laon und St-Martin in Tours gehörten zu den ersten Urkundenempfängern. Die Arengen machen eine solche Förderung explizit: "Wenn wir die Forderungen der an etlichen Orten für Gott Streitenden vernehmen und zustimmend entgegennehmen und, indem wir ihnen das Notwendige bereitstellen, der Gewohnheit unserer Vorgänger, der fränkischen Kaiser und Könige, folgen und jenen, von göttlicher Leidenschaft berührt, etwas übertragen oder das Angesammelte durch unsere Verfügungen bestätigen, so wird das ohne jeden Zweifel dem Gewinn der ewigen Seligkeit ebenso nützen wie dem festen Bestand der uns von Gotte übertragenen Regierung" (Urkunde Nr. 2). Wenngleich für Abfassung und Wortlaut die königlichen Notare verantwortlich zeichnen, spricht aus solchen Äußerungen durchaus das königliche Selbstverständnis. Hugo empfand sein Königtum - traditionell - als ein von Gott übertragenes Amt, die Kirchenförderung als eine königliche Pflicht: "Wenn wir für die Zuträglichkeiten der dem Gottesdienst geweihten Orte und ihre Notwendigkeiten der dort lebenden Gottesdiener Mittel unserer Erhabenheit aufwenden, so versehen wir unser königliches Amt, und wir zweifeln nicht, dadurch die ewige Seligkeit zu erlangen" (Urk. Nr. 5). Nach Richer (4, 37) berief sich Hugo auf das Glück (Fortuna) und den göttlichen Rückhalt. Aus seinen Arengen spricht eine Gottesfürchtigkeit, die doch stets in politischer Ausrichtung auf sein Reich bezogen blieb und damit erneut seine politisch-religiöse Auffassung vom Königtum widerspiegelt: "Denn wir wissen, daß wir zu nichts anderem auf den Gipfel des Königsamtes erhoben wurden, als dazu, um, ohne Entgelt von Gott geehrt, ohne Entgelt überall seine Ehre vermehren zu können und sie zu preisen uns zu bemühen" (Urk. Nr. 2). Das gewohntermaßen als Gegenleistung erbetene Gebetsgedächtnis richtete sich durchweg auf den König selbst, seine Gemahlin und seinen Sohn, einmal (Urk. Nr. 8) auch auf seine Vorfahren, aber auch auf den Zustand (Urk. Nr. 6) oder die Stabilität des von Gott verliehenen Reiches (Urk. Nr. 5). Die konkreten Aufgaben erblickten Hugo und sein Sohn Robert darin, "die Reichsrechte genau zu prüfen, alles Schädliche zu beseitigen, alles Nützliche zu verbreiten" (Urk. Nr. 10). Solche Ansprüche mögen einer faktischen "Ohnmacht des Reiches" (Y. Sassier 285) widersprechen, sie zeugen aber von den königlichen Absichten. Wenn Hugo fast nur ältere Recht bestätigte und kaum neue Verleihungen und Schenkungen vornahm, so mag man das zudem als Absicht werten, seine Rechte zusammenzuhalten. Er bestätigte nicht nur königliche Schenkungen, sondern auch solche von anderer Seite (typisch sind Globalbestätigungen des gesamten Besitzes) und verriet darin eine ebenso pragmatische Auffassung vom Königtum wie in der mehrfachen Betonung des Königsschutzes, der fortan jeden Schaden abwenden sollte.
    In der Praxis war Hugo auf die Zustimmung der Großen angewiesen, und es ist bezeichnend, daß sich seine Urkunden durchweg "an alle er heiligen Kirche Gottes und unsere Getreuen" richteten, die auch intervenierten und den Vorgang bezeugten. Wenn ein erhaltener Krönungseid sich, wie vermutet wird, auf Hugo Capet bezieht, kommt er einem Wahlversprechen gleich, das den Kirchen ebenso wie dem Volk Recht und Gerechtigkeit sowie königlichen Schutz zusagte. "Wir wollen die königliche Macht in nichts mißbrauchen und ordnen alle Staatsgeschäfte nach dem Rat und Spruch unserer Getreuen", schrieb Hugo wenige Monate nach seiner Wahl an Erzbischof Seguin von Sens (Gerbert, ep. 107), und in einer von Richer (3, 82) dem König zugeschriebenen Rede beteuerte dieser, auf den Rat der Getreuen hören zu wollen. Fideles, Getreue, war keine leere Worthülse, Hugo forderte vielmehr immer wieder Treue (fides) von seinen Untertanen: Siguin wurde ebenso zur Treue (und damit zum Treueid) aufgefordert wie der Markgraf Borrell. "Weil ich mich euch gegenüber als treu erwiesen haben, sollt auch ihr mir nicht treulos werden!, soll Hugo den Bürgern von Reims entgegengehalten haben (Richer 4,26), und Arnulf wurde zum Erzbischof erhoben, nachdem er versprochen hatte, Treue zu halten (4, 27). Man könnte folgern, daß Hugos gesamtes Regierunsgssystem auf der fidelitas, der - quasi vasallitischen - Treuebindung der Großen, beruhte.
    Im engeren Herrschaftsgebiet war Hugo anerkannt. Die Zeugenliste einer Urkunde für Corbie von 988 beweist, daß er nun auch über den vormals karolingischen Herrschaftsbereich verfügte. Durch die Auflösung des Herzogtums wurden die einstigen Vasallen aber zu königsunmittelbaren Fürsten mit selbständigerer Stellung; Graf Odo von Blois etwa betrieb eine eigenständige, letztlich sogar gegen den König gerichteten Politik. Hugo wurde in dessen Fehde mit dem Markgrafen Fulco Nerra hineingezogen und erzwang einen Waffenstillstand. Rodulf Glaber wollte im nachhinein sogar wissen, daß viele Große rebellierten. Letztlich sei, wie man gemeint hat, aus einem starken Herzog ein schwacher König geworden (K. F. Werner).
    Außerhalb der Krondomäne besaß Hugo keine konkreten Rechte mehr, wenngleich er als König anerkannt war. Nach Ober-Lothringen bestanden Verbindungen über Hugos Neffen, den Bischof Adalbero von Metz und den Herzog Dietrich I. Die Hochzeit Roberts II. mit der Witwe des Grafen von Flandern sollte Hugos Kontakte nach Norden erweitern, doch der junge König verstieß seine Frau. Durch Hugos Gemahlin Adelheid, eine Tochter des Herzogs Wilhelm (Werghaupt) von Aquitanien, die er "Gefährtin und Teilhaberin unserers Königtums" nannte (Gerbert, ep. 120), bestand zunächst eine entspanntes Verhältnis zu deren Bruder, Herzog Wilhelm (Eisenarm), der ansonsten aber völlig selbständig in Aquitanien herrschte und mit 32 erhaltenen Urkunden die königliche Urkundentätigkeit weit übertraf! Doch wie schon Lothar in Aquitanien anfangs nicht anerkannt wurde (Richer 3,3), mußte auch Hugo sein Königtum hier anscheinend erst durchsetzen, denn gleich zu Beginn seiner Regierunsgzeit wollte er ein Heer nach Aquitanien schicken (Gerbert, ep. 112). Die Haltung der Aquitanier gegenüber Hugo schien zu schwanken, wie die verschiedenen Fassungen der Chronik Ademars von Chabannes nahelegen. Wie wenig seine Amtsgewalt hier aber bewirkte, mag eine Anektode veranschaulichen, die ein späterer Abschreiber dieser Chronik einfügte und die, auch wenn sie in dieser Form erfunden ist, gleichwohl charakteristisch scheint: Wer hat dich wohl zum Grafen gemacht?" soll Hugo den Grafen Aldebert von Perigueux bei der Belagerung von Tours vorwurfsvoll gefragt haben, worauf jener antwortet: "Wer hat denn dich zum König gemacht?" (Ademar 34). War Hugos tatsächlicher Einflußbereich auch begrenzt, so beanspruchte er dennoch stets die Herrschaft über ganz W-Franken/Frankreich (die "Gallia", wie Richer sagt): Die Wahl machte ihn zum König über "Gallier", Bretonen, "Dänen" (= Normannen), Aquitanier, Goten, Spanier und Wasconen (Richer 4,12) und in einer Urkunde für das Martinskloster in Tours (Nr. 2) bestätigte Hugo den gesamten Klosterbeseitz "in Austrien, Neustrien, Burgund, Aquitanien und den übrigen Teilen unseres Reiches".
    Ein entscheidender Gesichtspunkt der Regierungszeit Hugos war das Verhältnis zum ostfränkisch-deutschen Reich und damit zum Kaiserhaus, dem der KAPETINGER über seine Mutter verwandtschaftlich verbunden war. Dennoch dachte man kaum mehr an die Existenz des Großfränkischen Reiches zurück, sondern unterhielt gleichsam zwischenstaatliche Beziehungen. Der westfränkische Anspruch auf Lothringen war hingegen keineswegs aufgegeben. Schon unter Lothar war es zu Auseinandersetzungen mit Kaiser OTTO II. gekommen. Stand Hugo als Herzog in diesem Streit auch auf seiten OTTOS, so rettete ihn nach Richer (3, 83) doch ein Bischof davor, in Rom als Schwertträger des Kaisers zu fungieren. Frankreich trat, auch in seinem Selbstbewußtsein, neben das Reich. Als König suchte Hugo zunächst noch den Beistand des ottonischen Königshofes gegen Karl zu gewinnen und bat die Regentin, die Kaiserin Theophanu, in Briefen um "Gemeinschaft und Freundschaft" societas et amicitia (Gerbert, ep. 120), Elemente, in denen er gleichsam die Grundlagen zwischenstaatlicher Beziehunegn erblickte. Nach Karls Ausschaltung aber wurde er deutlicher. Hugo und Robert lehnten es ab, sich dem Urteil von Bischöfen aus dem Osten (auf der Synode von Mouzon) zu unterwerfen. Gerbert von Reims nannte seine Herrscher in einem Brief gar serenissimi augusti domini nostri und erhob sie damit begrifflich zu kaiserlicher Würde (ep. 171); Hugo selbst sprach in seinen Urkunden ebenfalls von "unserem Imperium" (Urk. Nr.10) und betonte, daß er über verschieden Königreiche verfügte (Urk. Nr. 4). Allenthalben ist eine eifersüchtige Abgrenzung vom Reich zu bemerken (die sich auch darin zeigt, daß ein Lehsnmann der OTTONEN-Könige als westfränkischer Herrscher nicht mehr in Frage kam). Zumindest aus einer längerfristigen Perspektive war die Wahl von 987 daher, wie man gemeint hat, keine antikarolingische, sondern eine antiostfränkische Entscheidung (B. Schneidmüller 177). Im Wunsch nach Gleichstellung aber orientierte man sich am ostfränkischen Kaisertum. Am deutlichsten wird dies in einem Brief Hugos an die byzantinischen Kaiser Basilius und Konstantin, in dem er - wiederum - um Freundschaft (amicitia) und Gemeinschaft (societas) warb und eine oströmische Prinzessin für seinen Sohn erbat, da es in den Nachbarreichen keine standesgemäße Frau gebe (ep. 111)! Auch wenn dieser Brief, wie man annimmt, nie abgeschickt wurde, läßt er zumindest die ideologischeen Ansprüche erkennen, die das werdende Frankreich in dieser Zeit entwickelte. Gerade zu diesem Zweck mußte Hugo seine Herrschaft aber in die fränkische Tradition stellen.
    Aus solchen Entwicklungen, Anschauungen und Tendenzen abschließend Hugos Persönlichkeit und Leistung zu beurteilen, ist nicht leicht. Sonderlich gebildet war Hugo, der die lateinische Sprache nicht oder nicht genügend verstand, anscheinend nicht, denn bei seinem Treffen mit OTTO II. in Rom benötigte er einen Bischof als Übersetzer (Richer 3, 85). Der König war absorbiert von den Schwierigkeiten seiner Regierungszeit und machtlos gegenüber den um sich greifenden Strukturveränderungen, jedoch stets bemüht, seine Ansprüche zu betonen, den Rückhalt der Großen zu gewinnen, seine Herrschaft gegenüber allen Bedrohungen zu verteidigen und dem Reich Kontinuität und politisches Selbstbewußtsein zu verleihen. Diplomatische Mittel zog er kriegerischen Auseinandersetzungen vor. Seine Selbstäußerungen zeugen von einer zeitgemäßen Religiosität, doch stellte er darüber konkrete politische Ansprüche nicht hinter (reform-)kirchlichen Forderungen zurück. Sosehr er auch die karolingische Tradition weiterführte, hielt er doch nicht minder am Familienbewußtsein der ROBERTINER fest und ließ sich nicht wie die späten KAROLINGER, in St-Remi, sondern, wie sein Vater, in St-Denis beisetzen, der alten westfränkisch-karolingischen Grablege des 9. Jahrhunderts, in der schon KARL DER KAHLE, Ludwig III. und Karlmann, aber auch der ROBERTINER Odo bestattet lagen: Sein Familiensinn verband sich hier symbolisch mit einer Rückkehr zu den alten karolingischen Traditionen.
    Die Thronerhebung Hugos beendete die Rivalität wie auch das Gleichgewicht zwischen KAROLINGERN und ROBERTINERN als führenden Familien N-Frankreichs. Einen Bruch bedeutete Hugos Regierung nach einhelliger neuerer Ansicht nicht, sein Regierungsstil gilt gleichsam als "karolingische Verlängerung" (J.-F. Lemarignier 37). Der konstitutionelle und gesellschaftliche Strukturwandel seiner Epoche aber konzentrierte sich weder auf seine Regierunsgzeit, noch war er gar durch den König selbst bewirkt oder beeinflußt, doch war Hugo in mancherlei Hinsicht zumindest ein Herrscher in einer Phase des Umbruchs. Das prägte seine Zeit und sein Handeln, das von solchen Voraussetzungen her zu beurteilen ist.

    Denier aus Beauvais, unter Hugo Capet geprägt

    Denier aus Beauvais, unter Hugo Capet geprägt

    Hugo heiratete von Poitou, Adelheid in 969. Adelheid wurde geboren in 950/955; gestorben in 1004. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 20. von Frankreich, Robert II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 20 Jul 972 in Orléans [45000],Loiret,Centre-Val de Loire,Frankreich; gestorben am 20 Jul 1031 in Melun [77000],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.
    2. 21. von Frankreich, Adelheid  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 973.
    3. 22. von Frankreich, Hadwig  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 975/980; gestorben nach 1013.
    4. 23. von Frankreich, Gisela  Graphische Anzeige der Nachkommen

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 24. von Fleury, Gozelin  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben am 8 Mrz 1030 in Châtillon-sur-Loire [45360],Département Loiret,Centre-Val de Loire,Frankreich.

  9. 15.  von Franzien, Beatrixvon Franzien, Beatrix Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Hugo3, 3.Robert2, 1.Robert1) wurde geboren in 938; gestorben nach 987.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Oberlothringen; Herzogin von Oberlothringen

    Notizen:

    Beatrix von Franzien
    Herzogin von Ober-Lothringen
    938-23.9. nach 987
    Älteste Tochter des Herzogs Hugo der Große von Franzien aus dem Hause der ROBERTINER aus seiner 3. Ehe mit der Hadwig von Sachsen, Tochter von König HEINRICH I.
    Nichte von Kaiser OTTO I., Cousine von König Lothar von Frankreich und Schwester König Hugo Capets

    Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 1745

    Beatrix von Franzien, Herzogin von Ober-Lothringen
    * um 939/40 + 19.1. (wohl kurz vor 1000)

    Sie war die Tochter Hugos des Großen, dux Francorum im Königreich W-Franken, und der Hedwig (Hathui) von Sachsen, Schwester Hugo Capets und Nichte OTTOS I., 951 mit Graf Friedrich (seit 959 als Friedrich I. Herzog von Ober-Lothringen) verlobt.

    Kinder:
    Heinrich
    Dietrich
    Adalbero

    Beatrix brachte ihrem Gatten unter anderem die lothringischen Güter der französischen Abtei St. Denis in die Ehe. Zu Lebzeiten Herzog Friedrichs kaum hervorgetreten, übernahm sie nach dessen Tod (978) die Vormundschaft für den minderjährigen Dietrich I. und führte als "dux" von Lothringen die Regentschaft. Nach dem Tod OTTOS II. ergriff sie entschieden die Partei der Kaiserinnen Adelheid und Theophanu und unterstützte die Kandidatur des minderjährigen OTTO III. 983-985 gegen Heinrich den Zänker, Herzog von Bayern, und Lothar, König von Frankreich. Als Gegenleistung erhielt sie für ihren Sohn Adalbero II. das Bistum Verdun, sorgte jedoch bei Kaiserin Adelheid für seine baldige Transferierung auf den Bischofssitz von Metz (September 984). Zwischen 985 und 987 entfaltete Beatrix eine bedeutende diplomatische Aktivität gegenüber Frankreich und dem Imperium und erhielt mehrere Briefe von Gerbert von Auriallac.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 476, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VIII. Generation 10-15

    Die Kinder Hugos des Großen fehlen bei Brandenburg, da er die Historizität von Roberts Ehe mit Beatrix aus dem Hause der HERIBERTINER (siehe oben IV, 4) nicht erkannt hat. Aus ihr ging Hugo der Große und über ihn die kapetingische Königsdynastie hervor. Für die Daten Hugo Capets und seiner Geschwister verweise ich, soweit nicht ausdrücklich anders vermerkt wird, auf die beiden Werke von F. Lot, Les Derniers Carolingiens, Paria 1891, und Etudes sur le regne de Hugues Capet, Paris 1903 (vgl. dort im Register zu den einzelnen Namen).
    Zu Beatrix und ihrer politischen Tätigkeit in Ober-Lothringen, das sie nach dem Tode des Gemahls regierte, vgl. auch Uhlirz (Register). 987 zuletzt erwähnt, starb sie an einem 23. September. Das entnehme ich dem Nekrolog von S.-Denis, HF Obituaires I, 1, 327, wo zu den 9. Kal. des Oktober steht: Beatrix, soror Hugonitor (sic). Der Kopist hat hier die Abkürzung für regis Francorum offenbar nicht mehr verstanden.
    Hugos Schwester Emma heiratete 960, wie wir durch Flodoard wissen, Herzog Richard I. von Normandie und wird zuletzte in dessen Urkunde von 968 III 18 (ed. Marie Fauroux, Recueil des actes des ducs de Normandie, Caen 1961, nr. 3) erwähnt. Die Ehe blieb jedoch kinderlos; die späteren Herzöge stammen aus Richards zweiter Ehe mit der Dänin Gunnor.
    Zu Brandenburgs Heribert von Auxerre, einem unehelichen Sohn Hugos des Großen, der wie Beatrix einen HERIBERTINER-Namen erhielt, vgl. Gams 502: Er wurde 971 I 8 Bischof und starb 996 VIII 23.

    Glocker Winfried: Seite 288, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    V. 25 BEATRIX
    * c 938, + n 987 am IX 23
    Beatrix 978 bis n 987 Regentin ("dux") in Ober-Lothringen

    954 oo Friedrich I. Graf von Bar, seit 959 Herzog von Ober-Lothringen, + 978 V 18

    Die Belege für die Filiation der Beatrix sind bei Köpke-Dümmler S. 188, Anm. 2, zusammengestellt.
    Der oben gegebene Geburtszeitpunkt ergibt sich aus Beatrix' Verlobungsdatum (951) und dem Zeitansatz für die Eheschließung ihrer Eltern; vgl. dazu Kalckstein, Königthum S. 276.
    Zum Sterbetag vgl. Werner VIII, 10-15.
    Die Belege für Beatrixens Gemahl, Friedrich von Ober-Lothringen, sind bei Renn, Grafenhaus, S. 44-47, zusammengestellt.
    Die Einsetzung Friedrichs zum Herzog von Ober-Lothringen ist bei Flodoard a. 959, S. 147, bezeugt; vgl. auch Nonn, Pagus S. 194-198 (zur Frage der Teilung des Herzogtums Lothringen).
    Beatrix führte nach dem Tode ihres Gatten die Regentschaft für ihren unmündigen Sohn Dietrich.

    Barth Rüdiger E.: Seite 144,153, "Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert"

    Im D O II 308, S. 365 bezeichnet OTTO II. Beatrix als noster consanguineus et illustris dux Beatrix nostra consobrina.
    Graf Friedrichs I. Gemahlin Beatrix war die Tochter Hugos von Franzien und OTTOS I. und Bruns Nichte.

    Köpke, Rudolf/Dümmler Ernst: Seite 188,284, "Kaiser Otto der Große"

    951
    Der lothringische Graf Friedrich, ein Bruder des Bischofs Adalbero von Metz, mit einer Tochter Hugos verlobt [2 Flodoardi ann. 951: Fredericus, Adalberonis episcopi frater, qui filiam Hugonis principis sibi desponderat, vgl. 954: Fredericus, frater Adalberonis episcopi, Hugonis principis filiam ducit uxorem. In einer Urkunde OTTOS vom 3. Juni 960 erscheint Adalbero una cum germano suo Friderico duce als Fürbitter (Bouquet IX, 385). Über seine Heirat siehe Chronic. S. Michaelis c. 7: Beatricem sororem Hugonis marchionis coniugio sibi sociavit; Constantini V. Adalberonis II c. 1 (SS. IV, 659); Albrici Chronica 958: tres isti sorortem habuerunt Beatricem, de qua Frideruicus dux Mosellanorum genuit ducem Theodericum et fratrem eius Alberonem episcopum (SS. XXIII, 767).], der seinen Sitz zu Bar am Ornain auf dem Boden der Touler Kirche aufgeschlagen, erbaute ohne Erlaubnis des Königs unweit davon, schon auf westfränkischem Gebiete, zu Fains eine Burg, von der aus er Brandschatzung in der Umgebung ausübte.
    956
    Als Erben hinterließ er außer zwei Töchtern, von denen die eine (Beatrix) sich mit dem lothringischen Grafen Friedrich, die andere (Emma) sich später (960) mit dem jungen Normannen-Herzog Richard vermählte, drei Söhne, Hugo, Otto und Heinrich.

    Eickhoff Ekkehard: Seite 84,110,117, "Theophanu und der König"

    Auch die Herzogin Beatrix von Ober-Lothringen, durch ihre Mutter Hadwig eine Cousine des Kaisers, und dessen jüngere Schwester Mathilde, Äbtissin des liudolfingischen Hausklosters Quedlinburg waren über die Alpen zum Hoftag von Verona gekommen.
    Beim Angriff König Lothars auf Lothringen stand auch Herzogin Beatrix, die Schwester des mächtigen Herzogs Hugo von Franzien, die für ihren unmündigen Sohn Dietrich die Herrschaft in Ober-Lothringen führte, auf der Seite Theophanus und OTTOS III.
    Im Frühjahr 985 zogen die Kaiserinnen mit OTTO über die Pfalzen in Allstedt und Grone bei Göttingen wieder nach Westen, zur Duisburger Pfalz. In den folgenden Monaten haben sich Theophanu und Adelheid, unterstützt von der Herzogin Beatrix von Ober-Lothringen, aktiv den Verhältnissen an der W-Grenze zugewandt. Es waren die miteinander verwandten Fürstinnen der beiden fränkischen Reiche, die damals die Initiative ergriffen, um an der Grenze Frieden zu stiften, womit die Anerkennung der Nachfolge OTTOS III. unlöslich verbunden war.

    Hlawitschka Eduard: Band I, Seite 183,185, "Zur Herkunft und zu den Seitenverwandten des Gegenkönigs Rudolf" in: Die Salier und das Reich

    Zunächst hat man die Angaben der 'Acta Murensia' zur Herkunft Kunos von Rheinfelden für bare Münze genommen und über die Halbgeschwisterschaft Kunos von Rheinfelden zu Herzog Dietrich I. von Ober-Lothringen folgende Zusammenhänge gesehen.

    (siehe Grafik)

    Wegen der späten Überlieferung der 'Acta' und wegen der nicht bezeugten Wiederverheiratung der Herzogin Beatrix bzw. auch wegen der großen Unwahrscheinlichkeit, daß Beatrix (geb. ca. 938/39, nach dem Tod ihres Mannes 978 unverheiratet bis 987, anschließend längere Zeit in der Haft des Sohnes) als 48-50-jährige Frau eine zweite Ehe eingegangen sein müßte und weitere Nachkommen zur Welt gebracht haben müßte, ist diese Sicht aber bald abgelehnt worden [32 Vgl. O. Grund, Die Wahl Rudolfs von Rheinfelden zum Gegenkönig, Leipzig 1870, Seite 2ff.; R. Parisot, Haute-Lorraine (wie Anm. 5), besonders Seite 488f.; Ders., La veritable origine (wie Anm. 5), Seite 415-424; H. Bloch, Über die Herkunft (wie Anm. 5), Seite 649-653. - Zu den Lebensdaten der Beatrix vgl. jetzt G. Poull, La maison ducale de Bar, Rupt-sur-Moselle 1977, Seite 12-21.].
    Als Mutter Kunos von Rheinfelden und damit als eine der beiden Großmütter des Gegenkönigs betrachtet Otto Freiher von Dungern auf der Basis der 'Acta Murensia', die Kuno von Rheinfelden als Halbbruder Herzog Dietrichs (Theoderichs) I. von Ober-Lothringen und Itas (von Habsburg) angeben, Dietrichs (Theoderichs) nachweisliche Mutter Beatrix, die sich nach dem Tode ihres Gemahls, Herzog Friedrichs I. von Ober-Lothringen, nochmals verheiratet haben werde. Aus jener zweiten Ehe der Herzogin Beatrix sei Kuno von Rheinfelden hervorgegangen. Diese Ansicht beruht indessen auf den Prämissen, daß einerseits die Wiederverheiratung der Herzogin Beatrix von Ober-Lothringen und ihre weitere Zeugungsfähigkeit tatsächlich gegeben waren und daß andererseits die Angaben der Welfenquelle über Kuno von Öhningen zutreffen. Aber beide Voraussetzungen liegen nicht vor.

    Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Seite 64,73, "Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498."

    Im Mai brach Lothar gemeinsam mit seiner Mutter Gerberga, seinem Bruder Karl und Erzbischof Odelrich von Reims von Laon auf, um das Pfingstfest bei Brun in Köln zu begehen. In Köln trafen sie Kaiser OTTO I. und Kaiserin Adelheid mit ihrem Sohn OTTO II., die Kaiser-Mutter Mathilde, Herzog Heinrich II. von Baiern, den Neffen OTTOS I., die Herzöge Hermann Billung von Sachsen und Friedrich von Ober-Lothringen, wohl auch dessen Gemahlin Beatrix, die Schwester Hugo Capets, vielleicht sogar König Konrad von Burgund.
    Zu einer systematischen Eroberung Gesamt-Lothringens fehlten Lothar freilich die Mittel. Auch wäre das militärische Risiko sehr hoch gewesen, denn Beatrix von Ober-Lothringen, die Schwester Hugo Capets und seit Sommer 983 Witwe Herzog Friedrichs von Bar, stand treu auf der Seite der Kaiserin Theophanu, der Regentin für ihren minderjährigen Sohn OTTO III.
    Trotz des Friedensschlusses zwischen Theophanu und Heinrich dem Zänker im Sommer 985 in Frankfurt, der wahrscheinlich durch ein Abkommen der Kaiserinnen Theophanu und Adelheid sowie der Herzogin Beatrix im Juli 985 in Metz ratifiziert wurde, scheint Lothar seine aussichtslosen Bemühungen um Lothringen nicht aufgegeben zu haben.

    Holtzmann Robert: Seite 171,257,280,285,287,296, "Geschichte der sächsischen Kaiserzeit"

    In Ober-Lothringen (Mosellanien), dem südlichen Teil des Herzogtums, spielte damals die hervorragende Rolle Friedrich, ein Sohn des Pfalzgrafen Wigerich, durch seine Mutter mit den KAROLINGERN verwandt, vermählt seit 954 mit Beatrix, die eine Tochter Hugos des Großen und der Hadwig, eine Nichte OTTOS und Bruns, eine Base König Lothars von Frankreich war.
    Denn eben in den Tagen dieses französischen Unternehmens, am 17. Juni 978, starb der kraftvolle, für den Kaiser jederzeit zuverlässige Herzog Friedrich von Ober-Lothringen und ließ das Herzogtum in den Händen eines kaum 10-jährigen Knaben, Dietrich, für den seine Mutter Beatrix, eine Schwester des Herzogs Hugo Capet, die Regierung übernahm.
    Dann fand um den 20. Oktober der neue Reichstag auf der Bürstadter Ebene bei Worms statt. Außer den Franken waren hier besonders die Ober-Lothringer vertreten, an ihrer Spitze die Herzogin Beatrix, die ihre Verbindung mit Lothar gelöst hatte und sich durch engen Anschluß an die Kaiserinnen hervortat. Sie befestigte ihre Stellung in Ober-Lothringen immer mehr, erlangte für ihren Sohn Adalbero das durch den Tod Dietrichs erledigte Bistum Metz
    Freilich bald darauf kam es wieder zu einer Annäherung zwischen König und Herzog Hugo Capet, und es war offenbar die Sorge vor Frankreich und seinen Machenschaften, durch die der deutsche Hof schließlich bewogen wurde, mit Heinrich dem Zänker endgültig Frieden zu schließen und ihm Bayern zurückzugeben. Auch Beatrix von Ober-Lothringen, eine einflußreiche Persönlichkeit in allen das Verhältnis zu Frankreich berührenden Fragen, setzte sich für diese Lösung ein.
    Aus Furcht vor seinem Bruder wandte sich Ludwig V. zuletzt wieder der Gegenseite zu, vertagte den Prozeß gegen Adalbero und trat in Verbindung mit der Herzogin Beatrix von Ober-Lothringen, um durch sie zu einem Ausgleich mit dem Deutschen Reich zu kommen.

    Schnith Karl: Seite 43,56,75, "Frauen des Mittelalters in Lebensbildern"

    In Bruns Metropole Köln versammelten sich im Mai 965 alle noch lebenden Mitglieder der ottonischen Königsfamilie. Zur Begrüßung des neuen Kaiserpaares war so vor allem OTTOS I. nun schon hochbetagte Mutter Mathilde aus Sachsen angereist; anwesend waren auch - neben OTTOS Bruder Erzbischof Brun, dem Halbbruder Erzbischof Wilhelm von Mainz und dem jungen König OTTO II. - OTTOS I. 14-järiger Neffe Herzog Heinrich II. von Bayern und OTTOS Schwester Königin Gerberga von Frankreich mit ihren beiden Söhnen König Lothar und Prinz Karl. Dazu kamen fernere Verwandte, wie etwa Herzog Friedrich von Ober-Lothringen, der Beatrix, eine Tochter von OTTOS I. schon seit einigen Jahren verstorbener Schwester Hadwig, zur Frau hatte.
    Für die Ebene der Herzogsherrschaft konnte man sich unter anderem an das bayerische und das oberlothringische Exempel halten, in denen Herzogin Judith für den jungen Heinrich den Zänker und Herzogin Beatrix für ihren Sohn Dietrich agiert hatten.
    Siegfrieds Bruder Friedrich hatte 954 eine Nichte OTTOS DES GROSSEN namens Beatrix (eine Tochter von OTTOS Schwester Hadwig und Herzog Hugo dem Großen von Franzien) geheiratet und war 958 als Herzog von Ober-Lothringen eingesetzt worden.

    Renn, Heinz: Seite 44, "Das erste Luxemburger Grafenhaus"

    Auch dem dritten Sohne Wigerichs, Friedrich, ist die glänzendsde Zukunft beschieden. Schon 951 muß er unter den Großen Lotharingiens einen bedeutenden Namen gehabt haben, denn damals verlobt er sich mit Beatrix [Flodoard zu 951 = SS. III, Seite 400], der Schwester Hugo Capets, deren Mutter Hedwig eine Tochter HEINRICHS VON SACHSEN ist. So ist Friedrich, als er sich 954 mit Beatrix vermählt, der angeheiratete Neffe OTTOS DES GROSSEN und des westfränkischen Königs Ludwigs IV., der ebenfalls eine Schwester OTTOS I., Gerberga, zur Gemahlin hat. Als Verwandter wird Friedrich auch in die Fehden der französischen KAROLINGER hineingezogen. Zur Sicherung seines Gebietes erbaut er an der französischen Grenze die Festung Bar. Gerade in dieser Gegend hat er Besitzungen von seiner Gemahlin her, die diese von der Abtei St. Denis gegen Liegenschaften um Paris eingetauscht hat.

    Hilsch Peter: Seite 86, "Zur Rolle von Herrscherinnen: Emma Regina" in: Westmitteleuropa – Ostmitteleuropa. Vergleiche und Beziehungen. Festschrift für Ferdinand Seibt zum 65. Geburtstag

    An den "Colloquium dominarum" von 985 in Metz nahm Emma gemeinsam mit der Kaiserin Theophanu, mit Adelheid (der Gemahlin Hugo Capets), der Herzogin Beatrix von Ober-Lothringen und Heinrich dem Zänker teil [Dazu Uhlirz, Mathilde: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III. Band 2. Berlin 1954, Seite 54.]. Die Zusammenkunft bezweckte einen Ausgleich der Spannungen und Auseinandersetzungen in und um Lothringen.

    Offergeld Thilo: Seite 647,662,666, "Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter."

    Ludwigs kurze Herrschaft stand nach dem freilich tendenziösen Bericht Richers ganz im Zeichen Hugo Capets, der in der Tat zumindest im Hintergrund die Fäden gezogen haben dürfte [1151 Richer, Historia IV. 1, Band 2, Seite 144. Demnach rieten die Fürsten dem König, sich ganz dem Willen des mächtigen Herzogs zu fügen. Ludwig habe zunächst geschwankt, doch die Beratung mit dem Herzog habe ihn ganz für diesen gewonnen. In Wahrheit scheint Ludwig zeitweise unter dem Einfluß seines Onkels Karl gestanden zu haben, doch konnte er mit dessen Politik lotharingischer Ansprüche nicht gegen die Gruppe um Hugo Capet, zu dem sich die Königin-Mutter Emma geflüchtet hatte, und dessen Schwester; Herzogin Beatrix von Ober-Lothringen durchdringen.].
    [42 Schon Böhmer, Willigis Seite 28f., wies auf die gerade im 10. Jahrhundert häufigen Fälle hin, in denen die Regentschaft für minderjährige Fürstensöhne trotz der Existenz von Schwertmagen von den jeweiligen Müttern übernommen wurde, so etwa von Judith von Bayern für Heinrich den Zänker (955) und Beatrix von Ober-Lothringen für ihren Sohn Dietrich (978); vgl. hierzu auch Glocker, Verwandten Seite 74; Mohr, Geschichte Seite 49f.]
    Unter den weltlichen Großen Lothringens dominierte dagegen eine um Adalberos Bruder Graf Gottfried von Verdun und die kapetingische, für ihren minderjährigen Sohn die Regierung führende Herzogin Beatrix von Ober-Lothringen gruppierte Partei, die sich sowohl gegen Heinrichs wie auch gegen Lothars Ambitionen sträubte und ihre Interessen in der Loyalität zum Kaiserhause am besten aufgehoben sah.

    954 oo Friedrich I. Herzog von Ober-Lothringen 912-17.6.978

    Kinder:
    - Heinrich 955 - 972/78
    - Dietrich I. Herzog von Ober-Lothringen 965-11.4.1026
    - Adalbero II. Bischof von Metz (984-1005) 958-14.12.1005
    - Gottfried
    - Tochter
    oo Berchthold I. Graf in Bayern und Pfalzgraf
    -
    Literatur:
    Adelheid Kaiserin und Heilige 931 bis 999 Info Verlag Karlsruhe 1999 - Althoff Gerd: Otto III. Primus Verlag Darmstadt 1997 Seite 60,61 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 134 Anm. 26,142 Anm. 52,144 Anm. 61,146 Anm. 66, 153,196 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 128, 130 - Brühl Carlrichard: Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Seite 187 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I, Seite 183,185,199,479 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 64,73,75 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 84,110,117,301,306,309,407 - Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Band 1- Band 6, Mundus Verlag 2000 Seite 33 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 V,25 Seite 130,190,232,288,307 -
    Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969 Seite 84 - Hlawitschka, Eduard: Konradiner-Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis. Ein Rückblick auf 25 Jahre Forschungsdisput. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2003 Seite 188 - Hlawitschka Eduard: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris Seite 444,454 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987 Seite 76 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 171,257,280,285,287, 296 - KAISERIN THEOPHANU. Begegnung des Ostens und Westens um die Wende des ersten Jahrtausends. Gedenkschrift des Kölner Schnütgen-Museums zum 1000. Todesjahr der Kaiserin. Herausgegeben von Anton von Euw und Peter Schreiner Band I und II Köln 1991 - Köpke, Rudolf/ Dümmler Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1962 Seite 188 Anm. 2,284,377 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 647,662,666,683 - Pognon Edmond: Hugo Capet König von Frankreich. Dr. Riedeler Verlag Stuttgart 1966 Seite 105,109 - Renn, Heinz: Das erste Luxemburger Grafenhaus Seite 44-47 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 213,217 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 Seite 262,276 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 43,56,75,79 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 135 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 43a - Uhlirz, Karl: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III. Verlag Duncker & Humblot Berlin 1967 Band I Seite 27,35,38,44,53,78,81-83/Band II Seite 441 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 476 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 511,525 - Westmitteleuropa - Ostmitteleuropa. Vergleiche und Beziehungen. Festschrift für Ferdinand Seibt zum 65. Geburtstag, hg. von Winfried Eberhard, Hans Lemberg, Heinz-Dieter Heimann und Robert Luft, R. Oldenbourg Verlag München 1992, Seite 81,86,89 - Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag Esslingen 1989 Seite 286 - Wolf Armin: Zur Königswahl Heinrichs II. im Jahre 1002. Verwandtschaftliche Bedingungen des Königswahlrechts. in: Genealogisches Jahrbuch Band 42 Verlag Degener & Co. Neustadt a.d.Aisch 2002, Seite 23,77 -

    Gestorben:
    23.9.

    Beatrix heiratete von Oberlothringen, Friedrich I. um 954. Friedrich (Sohn von von Lothringen, Wigerich und von Verdun, Kunigunde) wurde geboren in 912; gestorben am 17 Jun 978. [Familienblatt] [Familientafel]


  10. 16.  von Franzien, Emma Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Hugo3, 3.Robert2, 1.Robert1) wurde geboren in 945; gestorben am 18 Mrz 968.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Normandie,Frankreich; Herzogin der Normandie

    Notizen:

    Emma von Franzien
    Herzogin der Normandie
    945-18.3.968
    Jüngere Tochter des Herzogs Hugo der Große von Franzien aus seiner 3. Ehe mit derHadwig von Sachsen, Tochter von König HEINRICH I.

    Glocker Winfried: V, 27; Seite 289, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    V, 27 Emma
    945, + nach 968 III 18;
    oo Richard I., Herzog der Normandie (seit 943), * 933, + 996 XI 20 (dessen 1. Ehe)

    Den Beleg für die Filiation Emmas und ihre Vermählung mit Herzog Richard I. überliefern Flodoard a. 960, S. 148, Dudo von St. Quentin II c. 93, S. 250, und Guillaume de Jumiegies IV c. 10, S. 58.
    Emmas Geburtszeit ergibt sich aus dem Jahr der Vermählung.
    Letztmals ist sie als lebend bezeugt in der Urkunde ihres Gatten von 968 III 18 (Druck: Recueil des ducs de Normandie, Nr. 3).
    Wie Dudo II c. 125, S. 288, bezeugt, blieb diese Ehe allerdings kinderlos.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 476, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VIII. Generation 10-15

    Die Kinder Hugos des Großen fehlen bei Brandenburg, da er die Historizität von Roberts Ehe mit Beatrix aus dem Hause der HERIBERTINER (siehe oben IV, 4) nicht erkannt hat. Aus ihr ging Hugo der Große und über ihn die kapetingische Königsdynastie hervor. Für die Daten Hugo Capets und seiner Geschwister verweise ich, soweit nicht ausdrücklich anders vermerkt wird, auf die beiden Werke von F. Lot, Les Derniers Carolingiens, Paria 1891, und Etudes sur le regne de Hugues Capet, Paris 1903 (vgl. dort im Register zu den einzelnen Namen).
    Zu Beatrix und ihrer politischen Tätigkeit in Ober-Lothringen, das sie nach dem Tode des Gemahls regierte, vgl. auch Uhlirz (Register). 987 zuletzt erwähnt, starb sie an einem 23. September. Das entnehme ich dem Nekrolog von S.-Denis, HF Obituaires I, 1, 327, wo zu den 9. Kal. des Oktober steht: Beatrix, soror Hugonitor (sic). Der Kopist hat hier die Abkürzung für regis Francorum offenbar nicht mehr verstanden.
    Hugos Schwester Emma heiratete 960, wie wir durch Flodoard wissen, Herzog Richard I. von Normandie und wird zuletzte in dessen Urkunde von 968 III 18 (ed. Marie Fauroux, Recueil des actes des ducs de Normandie, Caen 1961, nr. 3) erwähnt. Die Ehe blieb jedoch kinderlos; die späteren Herzöge stammen aus Richards zweiter Ehe mit der Dänin Gunnor.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 512, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Genauso klug berechnet war die Verlobung von Hugos Tochter Emma mit Richard von der Normandie. Hier, wo Ludwig IV. mit dem Versuch gescheitert war, als Lehnsherr dauerhaften Einfluß zu begründen, gewann Hugo einen Verbündeten und nützlichen Gefolgsmann.

    960 oo 1. Richard I. Herzog von der Normandie x um 933-20.11.996

    Literatur:
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 V,27 Seite 289 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 213 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 512 -

    Emma heiratete von der Normandie, Richard I. in 960. Richard wurde geboren um 935 in Fécamp [76400],Seine-Maritime,Haute-Normandie,Frankreich; gestorben am 20 Nov 996 in Fécamp [76400],Seine-Maritime,Haute-Normandie,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]


  11. 17.  von Burgund, Otto Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Hugo3, 3.Robert2, 1.Robert1) wurde geboren um 945; gestorben am 23 Feb 965.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 956-965, Burgund,Frankreich; Herzog von Burgund

    Notizen:

    Otto (Odo) Herzog von Burgund (956-965)
    ca 945-23.2.965
    2. Sohn des Herzogs Hugo der Große von Franzien aus seiner 3. Ehe mit der Hadwig von Sachsen, Tochter von König HEINRICH I.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 476, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VIII. Generation 10-15

    Die Kinder Hugos des Großenfehlen bei Brandenburg, da er die Historizität von Roberts Ehe mit Beatrix aus dem Hause der HERIBERTINER (siehe oben IV, 4) nicht erkannt hat. Aus ihr ging Hugo der Große und über ihn die kapetingische Königsdynastie hervor. Für die Daten Hugo Capets und seiner Geschwister verweise ich, soweit nicht ausdrücklich anders vermerkt wird, auf die beiden Werke von F. Lot, Les Derniers Carolingiens, Paria 1891, und Etudes sur le regne de Hugues Capet, Paris 1903 (vgl. dort im Register zu den einzelnen Namen).
    Zu Beatrix und ihrer politischen Tätigkeit in Ober-Lothringen, das sie nach dem Tode des Gemahls regierte, vgl. auch Uhlirz (Register). 987 zuletzt erwähnt, starb sie an einem 23. September. Das entnehme ich dem Nekrolog von S.-Denis, HF Obituaires I, 1, 327, wo zu den 9. Kal. des Oktober steht: Beatrix, soror Hugonitor (sic). Der Kopist hat hier die Abkürzung für regis Francorum offenbar nicht mehr verstanden. Hugos Schwester Emma heiratete 960, wie wir durch Flodoard wissen, Herzog Richard I. von Normandie und wird zuletzte in dessen Urkunde von 968 III 18 (ed. Marie Fauroux, Recueil des actes des ducs de Normandie, Caen 1961, nr. 3) erwähnt. Die Ehe blieb jedoch kinderlos; die späteren Herzöge stammen aus Richards 2. Ehe mit der Dänin Gunnor.

    Glocker Winfrid: V, 28; Seite 289, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    V, 28 Odo
    * 945, + 965 II 23

    956 Nachfolge im Herzogtum Burgund, 960 belehnt und Herrschaft angetreten

    oo 955 um Ostern Liutgard, Tochter Herzog Giselberts von Burgund.

    Odo ist bei Flodoard a. 960, S. 149, als Sohn Hugos des Großen bezeugt; vgl. dazu Chaume, Bourgogne Bd. 1, S. 439 mit Anm. 6. Ebd. S. 451 mit Anm. 6 sind die Belege zum Sterbedatum zusammengestellt.
    Odos Stellung im Herzogtum (nicht den Herzog-Titel) bezeugt Flodoard a. 960, S. 149; vgl. hierzu Lot, Derniers S. 32, Chaume, Bourgogne Bd. 1, S. 451, und Kienast, Herzogstitel S. 95.
    Otto trat 956 die Nachfolge im Herzogtum Burgund an, wurde 960 belehnt und begann mit der selbständigen Regierung.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 512, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Den größten Erfolg seiner Heiratspolitik erzielte der Franken-Herzog in Burgund. Giselbert war im Jahr 952 Hugo dem Schwarzen als princeps von Burgund nachgefolgt und starb im Jahr 956 während eines Aufenthaltes in Paris. Er vermachte seinem Schwiegersohn Otto, dem Sohn Hugos des Großen, alle seine Grafschaften und Rechte. Otto wurde im Jahr 960 vom KAROLINGER-König als Herzog von Burgund anerkannt und starb 965.

    Ehlers Joachim: Seite 24,45, "Die Kapetinger"

    Ohne den Widerstand der aquitanischen Großen hätten damals alle Reichsteile robertinisch werden können, weil Hugo seinen jüngeren Sohn Otto, der den Namen des sächsischen Onkels trug, mit der Erbtochter des Großgrafen Giselbert von Burgund verheiraten konnte.
    Nach Ottos Tod 965 folgte ihm sein Bruder Odo, ein Kleriker, der als Herzog von Burgund den Namen Heinrich annahm. Nach dessen Tod kam es zu den bereits geschilderten Veränderungen in Burgund.

    Kienast, Walther: Seite 93,95, "Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert)"

    Söhnelos, hatte Giselbert seine Tochter mit Otto, einem jüngeren Bruder Hugo Capets, verprochen oder vermählt. Mit Otto kommt das Land an die ROBERTINER; eine neue Epoche beginnt.
    Wir bemerkten, daß ein ROBERTINER als Schwiegersohn Giselberts die Bourgogne in Besitz nahm. Die politischen Zusammenhänge bleiben uns verborgen. Noch 954 hatte Lothar das Land an Herzog Hugo von Franzien übertragen und Giselbert ihm als sein Vasall gehuldigt. War die Heirat oder Verlobung, deren Jahresdatum unbekannt ist, erzwungen, als Bedingung des Friedensschlusses? Oder ging, was nach den Quellennachrichten vielleicht näher liegt, alles in Freundschaft vor sich?
    Otto (956-965) kam noch in sehr jugendlichem Alter zur Regierung. Sein Vater, Hugo von Franzien, dem Giselbert Herzogtum und Tochter anvertraut hatte, starb zwei Monate nach diesem. Burgund wurde von inneren Unruhen zerrissen, die König Lothar die Handhabe zu jahrelangem Eingreifen boten. Er befestigte die Machtstellung der Krone in Burgund durch Besitznahme von Dijon. Nur mit Mühe behauptete sich Otto in der Herrschaft. Er hat meines Wissens keine urkundlichen Spuren hinterlassen. Flodoard verweigert Otto durchweg jeden Titel, an einer Stelle mit deutlichem Gegensatz zu seinem BruderHugo Capet, Herzog von Franzien. Nach den Beobachtungen, die wir an Flodoard für den älteren Hugo gemacht haben, schließt dies aber die tatsächliche Führung des Herzogsnamens durch Otto nicht mit Sicherheit aus und zeigt nur, daß der Autor seine Person geringschätzte. Otto ist bereits 965 ins Grab gesunken [Chaume, Or. I, 451 n. 6. Es ist aber ein Irrtum, daß er den Eintrag aus dem Totenbuch der Kathedrale von Auxerre nach Lebeuf, Aux. (in dem von mir benutzten Neudruck IV, 11) mit DCCCCLXV wiedergibt. In Wahrheit steht im Nekrolog DCCCCLXIII, sowohl bei Lebeuf wie in dem kritischen Druck der Obit. Sens III, 229 C (oben n. 57), den Chaume nicht eingesehen hat. Trotzdem muß es bei 965 bleiben, da Flodoard dies Datum angibt.].

    955 oo Liutgard von Burgund, Tochter des Herzogs Giselbert

    Literatur:
    Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 24,45 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 V,28 Seite 289 - Kienast, Walther: Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert), R. Oldenbourg Verlag München-Wien 1968 Seite 93,95 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 309,311 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 400 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 476 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 512,514 -


  12. 18.  von Burgund, Otto Heinrich Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Hugo3, 3.Robert2, 1.Robert1) wurde geboren um 948; gestorben am 15 Okt 1002 in Pouilly-sur-Saône [21250],Côte-d’Or,Burgund,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Nevers [58000],Nièvre,Burgund,Frankreich; Graf von Nevers
    • Titel/Amt/Status: 965-1002, Burgund,Frankreich; Herzog von Burgund

    Notizen:

    Otto Heinrich Herzog von Burgund (965-1002)
    Graf von Nevers
    ca 948-15.10.1002 Pouilly-sur-Saone
    Jüngerer Sohn des Herzogs Hugo der Große von Franzien aus seiner 3. Ehe mit der Hadwig von Sachsen, Tochter von König HEINRICH I.

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2067

    Heinrich (ursprünglicher Name: Odo), Herzog von Burgund aus dem Geschlecht der ROBERTINER
    + 15. Oktober 1002 Pouilly-sur-Saone
    Sohn Hugos des Großen, Bruder von Hugo Capet und Otto, Herzog von Burgund

    Odo war bereits Kleriker, als ein Bruder Otto starb. Die burgundischen Großen trugen Odo trotz zweifelhafter Erbansprüche die Herzogswürde an, doch fand er erst nach Fürsprache Erzbischof Bruns von Köln die Anerkennung König Lothars (965). Odo nahm den Namen Heinrich an; er behielt zum Teil das Auftreten eines Klerikers bei.
    Zweimal verheiratet
    (1. um 972 Gerberga von Chalon, Witwe König Adalberts von Italien;
    2. Garsendis von Gascogne, die er 996 verstieß), hatte er keine legitimen Nachkommen (dagegen sind zwei mutmaßliche Bastarde namentlich bekannt); er adoptierte den Sohn der Gerberga aus 1. Ehe, Otto Wilhelm.
    Heinrich war der letzte Herzog, dessen Gewalt sich über das gesamte Herzogtum zwischen Yonne und Saone erstreckte; sein Erbe fiel nach mehrjährigen Kriegen an seinen Neffen, König Robert II.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 476, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VIII. Generation 10-15

    Die Kinder Hugos des Großen fehlen bei Brandenburg, da er die Historizität von Roberts Ehe mit Beatrix aus dem Hause der HERIBERTINER (siehe oben IV, 4) nicht erkannt hat. Aus ihr ging Hugo der Große und über ihn die kapetingische Königsdynastie hervor. Für die Daten Hugo Capets und seiner Geschwister verweise ich, soweit nicht ausdrücklich anders vermerkt wird, auf die beiden Werke von F. Lot, Les Derniers Carolingiens, Paria 1891, und Etudes sur le regne de Hugues Capet, Paris 1903 (vgl. dort im Register zu den einzelnen Namen).
    Zu Beatrix und ihrer politischen Tätigkeit in Ober-Lothringen, das sie nach dem Tode des Gemahls regierte, vgl. auch Uhlirz (Register). 987 zuletzt erwähnt, starb sie an einem 23. September. Das entnehme ich dem Nekrolog von S.-Denis, HF Obituaires I, 1, 327, wo zu den 9. Kal. des Oktober steht: Beatrix, soror Hugonitor (sic). Der Kopist hat hier die Abkürzung für regis Francorum offenbar nicht mehr verstanden.
    Hugos Schwester Emma heiratete 960, wie wir durch Flodoard wissen, Herzog Richard I. von Normandie und wird zuletzte in dessen Urkunde von 968 III 18 (ed. Marie Fauroux, Recueil des actes des ducs de Normandie, Caen 1961, nr. 3) erwähnt. Die Ehe blieb jedoch kinderlos; die späteren Herzöge stammen aus Richards zweiter Ehe mit der Dänin Gunnor.

    Glocker Winfrid: V, 29; Seite 289, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    V, 29 Otto, auch Otto-Heinrich
    c 948, + 1002 X 15;
    sollte Kleriker werden, 965 Herzog von Burgund

    1. oo NNw

    2. oo Gerberga, Witwe König Adalberts von Italien, Tochter Graf Lamberts von Chalon, + (nach 985) am XII 11.

    Otto-Heinrich ist als Sohn Hugos des Großen bei Flodoarda. 965, S. 156, bezeugt; die weiteren Belege sind von Lot, Derniers S. 50, Anm. 2. zusammengestellt.
    Ebd. S. 334 die Belege zu Otto-Heinrichs Sterbedatum.
    Zu seiner Heirat mit Gerberga vgl. Pfister, Etudes S. 254, zu Gerbergas Sterbetag und -jahr siehe Chaume, Bourgogne Bd. 1, S. 458.
    Die zweite Ehe Gerbergas ist auch erörtert bei Wagner, Grafen S. 8 f., und von Werner VII, 47.
    Otto Heinrich starb ohne legitime Nachkommen und soll daher Otto-Wilhelm, den Sohn seiner Gemahlin Gerberga aus deren erster Ehe adoptiert haben; vgl. dazu Wagner, Grafen S. 9, Anm. 7, und kritisch Kienast, Herzogstitel S. 98 f.

    Otto Heinrich folgte seinem Bruder Odo und blockte alle Versuche seines Bruders Hugo Capet ab, Burgund zu einem Teil des Herzogtums Franzien zu machen, was der berühmte Vater eingeleitet hatte. Er stand auch gegen das Königreich Burgund-Arelat wegen gleicher Interessen im Rhonetal und geriet mit seinem Stiefsohn in Streit, bis er ihm schließlich Freiburgund-Besancon abtrat und ihn adoptierte. Obwohl er auch mit den Erzbischöfen von Sens und den Bischöfen von Langres und den großen Vasallen wegen Rechts- und Besitzfragen in Streit lag, genoß er als angesehenster und mächtigster Vasall wegen seiner verwandtschaftlichen Nähe zur Krone hohes Ansehen. Otto Heinrich starb ohne legitime Nachkommen und soll daher Otto-Wilhelm, den Sohn seiner Gemahlin Gerberga aus deren erster Ehe adoptiert haben.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 512, "Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

    Nachfolger wurde sein Bruder Odo, der als Herzog (965-1002) den Namen Heinrich führte. Von 956 an waren die ROBERTINER praktisch Herrscher über Burgund, das Geschlecht der BOSONIDEN, eine wichtige Stütze der KAROLINGER, war untergegangen.

    Ehlers Joachim: Seite 43,45, "Die Kapetinger"

    Nach dem erbenlosen Tod seines Onkels Odo-Heinrich, des Herzogs von Burgund, im Jahre 1002 gelang es Robert mit Hilfe Clunys und des Bischofs von Auxerre, seine Erbansprüche gegen die des Grafen Odo-Wilhelm von Macon, eines Stiefsohns Odo-Heinrichs durchzusetzen.
    Nach Ottos Tod 965 folgte ihm sein Bruder Odo, ein Kleriker, der als Herzog von Burgund den Namen Heinrich annahm. Nach dessen Tod kam es zu den bereits geschilderten Veränderungen in Burgund.

    Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller Bernd: Seite 62,65,69, "Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498."

    Der plötzliche Tod Hugo Magnus war natürlich ein unerwarteter Glücksfall für Lothar und Gerberga. Sie sahen sich von einer erdrückenden Übermacht befreit, zumal Hugos Söhne Hugo, Otto und Odo-Heinrich noch minderjährig waren.
    Herzog Otto von Burgund war am 23. Februar 965 verstorben. Die burgundischen Großen wählten, ohne sich der Zustimmung Lothars zu versichern, Ottos Bruder Odo-Heinrich zum Herzog, obwohl dieser Kleriker war. Lothar fühlte sich nicht zu Unrecht in seinen burgundischen Interessen bedroht. Der Konflikt brach im Spätsommer 965 in aller Schärfe aus. Wie üblich mußte Brun intervenieren, um seine Neffen zu versöhnen.
    Der Vorstoß Lothars wurde nur mit der Rückendeckung und asusdrücklichen Zustimmung der ROBERTINER möglich. Und in der Tat war das Verhältnis Lothars zu Hugo Capet und Heinrich von Burgund spätestens seit 974 ausgesprochen freundlich. Die ROBERTINER hatten keinerlei Interessen in Lothringen, ein mit Annektionsplänen in Lothringen beschäftigter Lothar konnte ihre Kreise in Burgund und in der Francia nicht stören.

    Weinfurter, Stefan: Seite 221, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten."

    Otto-Wilhelms Stiefvater, der am 15. Oktober 1002 gestorbene capetingische Herzog Heinrich von Burgund (der Onkel König Roberts II.) hatte ihn selbst noch als Erben und Nachfolger im burgundischen Herzogsamt vorgesehen.

    Kienast, Walther: Seite 95,96,98, "Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert)"

    Otto ist bereits 965 ins Grab gesunken. Die Großen des Landes wählten seinen Bruder Heinrich (auch Otto-Heinrich genannt) (965-1002) zum Nachfolger. Sie setzten sich damit über das Recht des Königs hinweg, vielleicht durch die Zunahme seines Einflusses in Burgund beunruhigt. Es kam zwischen Lothar und den robertinischen Brüdern zum Krieg, den Erzbischof Brun von Köln schlichten mußte. Heinrich, eine geistliche Natur, war als Regent unbedeutend. Den Beinamen des Großen, den er in der wissenschaftlichen Literatur führte, verdankt er einem Übersetzungsfehler. Magnus bedeutet der "Ältere", zum Unterschied von seinem Großneffen, dem späteren König Heinrich I., der vorübergehend Herzog von Burgund war. Um so auffälliger ist es, daß nun, fast mit einem Schlage, der Graf zum Herzog aufrückt. Wo Heinrich selbst Urkunden ausstellt oder fremde firmiert, da tritt er, mit einer einzigen Ausnahme immer als dux, dux Burgundiorum oder dux Burgundiae auf. Auch seine Gemahlin nennt sich - leider nur in Cartularüberlieferung - Herzogin. Es ist das früheste Beispiel in Frankreich und, falls auf das Original zurückgehend, wohl ein Zeichen dafür, daß Burgund ebenso wie Franzien, zum Unterschied von den übrigen Dukaten, von der Krone zum Herzogtum erhoben war
    [1) 970 Juni Ansedeus, Prou - Vidier, Rec. s. Benolt 145 nr. 59: S. Aynrici ducis Burgundionum.
    2) [986/87] April, Deleage, S. Symph. 36 nr. 14: Heyndricus ... ducamine polens. S. H.i ducis.
    3) 986 April Bischof Roclemis von Nevers, Lespinasse, S. Cyr 50 nr. 23: Hr. Burgundia dux
    4) 993 März 29 bis Mai 10 Bischof Walther von Autun, Deleage, S. Symph. 41 nr.16 : S. H.i ducis.
    5) 993, Mai 10, Deleage Ebd. 42 nr. 17: H. ... ducamine pollens. Signiert H. dux, Gersindi ducatrix.
    Das Signum der Gersindis, einer Tochter Herzog Sancho Sanchez' (oder Wilhelm Sanchez'?) von der Gascogne, ist für unsere Untersuchung in doppelter Hinsicht bedeutsam. Wir haben hier das früheste Zeugnis dafür, daß die Gemahlin eines französischen Herzogs nicht als comitissa, sondern als Herzogun signiert. Wir haben hier ferner ein frühes Zeugnis für die weibliche Form statt des auch für Herzoginnen verwendeten dux. Vgl. unten cap. 8 zu n. 201-204 c. Leider ist der Beleg gar nicht sicher, denn der Titel könnte vom Cartularschreiber eingesetzt sein. Das verlorene Cartular stammt aus dem 12. oder 13. Jahrhundert und ist in zwei Kopien des 17. und 18. Jahrhunderts erhalten. -
    6) [ca 993/94] Graf Hugo von Chalon und Mutter Adeleidis, Chevalier, Paray 98 nr. 193: S. H.i ducis und seiner Gattin Gersind.
    7) 999 Mai Notitia des Grafen Hugo von Chalon und Bischofs von Auxerre für Kloster Paray-le-Monial an Cluny, Ch. Cluny III, 565 nr. 2484 = Chevalier, Paray 114 nr. 213: S. Aynrici ducis, auch im Text mehrfach dux genannt.]. Im Texte von Urkunden anderer Aussteller heißt er ebenfalls gewöhnlich Herzog. Und vor allem: die neue Regelung geht offenbar von der Königskanzlei aus. Nicht erst Heinrichs Bruder und Neffe, die CAPETINGER Hugo und Robert II. der Fromme, sondern schon der KAROLINGER Lothar geben Heinrich den Titel eines Herzogs von Burgund.
    Wie wir bei der Behandlung des Herzogtums Franzien sahen, haben aller Wahrscheinlichkeit nach die beiden ersten CAPETINGER in Burgund nicht dem König, sondern ihrem Bruder Hugo Capet, dem dux Francorum, gehuldigt. Es verdient bemerkt zu werden, daß also ein Aftervasall vom König den dux-Titel erhält, dieser also nicht auf Kronvasallen beschränkt war.
    Heinrich starb 1002 ohne eheliche Nachkommen. Nach späteren Nachrichten soll er seinen Stiefsohn Otto Wilhelm, den er mit Gunstbeweisen überschüttete, adoptiert haben und dieser ihm als Erbe nachgefolgt sein.

    Einige Gedanken zum Thronwechsel 1002
    C Otto Heinrich Herzog von Burgund 948-15.10.1002

    Als Enkel HEINRICHS I. über seine Mutter Hadwig und Neffe OTTOS I. wäre Otto Heinrich wie viele andere Verwandte der OTTONEN bei einer Wahl nach Geblütsrecht durchaus zum Kandidatenkreis der Thronanwärter zu rechnen gewesen. Sein Anspruch war gegenüber Heinrich von Bayern sogar besser, da er nur Enkel HEINRICHS I. war und dem Thron somit näher gestanden hätte als dieser.
    Mir ist nichts bekannt bekannt, daß Otto Heinrich 1002 irgendwo als Kandidat für den Thron erwähnt wurde.
    Wahl nach Geblütsrecht: Negativ

    972 1. oo 2. Gerberga von Salins, Tochter des Grafen Leotald II. von Macon, x um 940 - 986/91

    992 2. oo Gersende von Gascogne, Tochter des Grafen Wilhelms

    998 3. oo 1. Mathilde von Chalon, Tochter des Grafen Lambert
    -
    Kinder:
    3. Ehe
    - Aremberge
    oo Damas I. Seigneur von Semur - vor 1048

    Illegitim
    - Odo Vizegraf von Beaunne - nach 1005

    Literatur:
    Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 43,45 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 62,65,69,75,100 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 V,29 Seite 289,309 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 210 - Kienast, Walther: Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert), R. Oldenbourg Verlag München-Wien 1968 Seite 95,96,98 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 213 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 221 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 512 -


  13. 19.  von Auxerre, Heribert Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Hugo3, 3.Robert2, 1.Robert1) gestorben am 23 Aug 996.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 971-996, Auxerre [89000],Yonne,Burgund,Frankreich; Bischof von Auxerre



Generation: 5

  1. 20.  von Frankreich, Robert II.von Frankreich, Robert II. Graphische Anzeige der Nachkommen (14.Hugo4, 6.Hugo3, 3.Robert2, 1.Robert1) wurde geboren am 20 Jul 972 in Orléans [45000],Loiret,Centre-Val de Loire,Frankreich; gestorben am 20 Jul 1031 in Melun [77000],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Frankreich; König von Frankreich

    Notizen:

    Robert II. le Pieux ("der Fromme")
    König von Frankreich (996-1031)
    20.7.972 Orleans - 20.7.1031 Melun Begraben: St-Denis
    Einziger Sohn des Königs Hugo Capet von Frankreich und der Adelheid von Poitou, Tochter von Herzog Wilhelm III.

    Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 884

    Robert II. der Fromme, König von Frankreich 987/96-1031
    + 20. Juli 1031 Melun Begraben: St-Denis

    Robert II. der Fromme erhielt an der Reimser Kathedralschule unter Gerbert von Aurillac eine profunde Ausbildung, die ihn an den geistig-geistlichen Auseinandersetzungen der Zeit teilhaben ließ. Nach seiner Königswahl betrieb Roberts Vater Hugo Capet gegen adligen du klerikalen Widerstand, angeblich mit Hinweis auf einen bevorstehenden Spanienfeldzug, die Erhebung Roberts des Frommen zum Mitkönig und damit die Sicherung der dynastischen Sukzession (Dezember 987 in Orleans, Weihe durch Erzbischof Adalbero von Reims). Wie sein Vater regierte Robert in der Kontinuität der karolingischen Amtsvorgänger, auch wenn vielfältige Legitimationsformeln in den Urkunden den Versuch der Neuorientierung verraten. Roberts Eheschließungen verknüpften wichtige Adeslverbände mit der Monarchie, führten aber auch zu heftig widerstreitenden Einflußnahmen bei Hof: Nach dem offenbar nicht ernsthaft verfolgten Projekt einer Ehe mit einer byzantinischen Prinzessin heiratete Robert II. der Fromme 988 Rozala-Susanna (Tochter König Berengars II. von Italien, Witwe Graf Arnulfs von Flandern) und band (bis Trennung 992) damit den Grafen von Flandern an sich. 996 folgte mit einer 2. Ehe mit Bertha von Burgund, der Witwe Graf Odos I. von Blois, die Zuwendung zum Haus BLOIS; wegen enger Verwandtschaft führte die Verbindung zu scharfen Reaktioen der Kirche und 1003/04 zur zeitweisen Trennung. Aus der 1004/05 mit Konstanze von Arles geschlossenen 3. Ehe, die den kapetingischen Hof südfranzösischen Einflüssen öffnete, gingen mehrere Kinder hervor.
    Schon vor Hugos Tod (24. Oktober 996) an der Politik beteiligt und in engem Kontakt zum cluniazensischen Reformmönchtum, sorgte Robert II. der Fromme als alleiniger Herrscher 997 für eine Beilegung des Reimser Schismas. Die vom König angestrebte Konsolidierung (Einsetzung von praepositi) und Erweiterung der Krondomäne glückte nur unvollkommen. Zwar konnte das 1002 durch den Tod von Roberts II. Oheim Odo-Heinrich ledig gewordene Herzogtum Burgund nach langen Auseinandersetzungen mit Graf Ott-Wilhelm von Burgund und Bischof Bruno von Langres schließlich 1016 für die Herrscherfamilie erworben und, nach Anerkennung der Eigenständigkeit des burgundischen Adels, an Roberts II. 2. Sohn Heinrich verliehen werden. Doch vermochte der König den Mannfall in den Grafschaften Troyes, Meaux und Provins nicht für sich zu nutzen und mußte 1023 die umfassende Herrschaftsbildung des Grafen Odo II. von Blois-Champagne akzeptieren. Auch ein Treffen Roberts II. mit Kaiser HEINRICH II. im August 1023 bei Ivois-sur-Chiers/Mouzon vermochte Odos Aufstieg vorläufig nicht zu bremsen, führte aber zur Verabredung einer Synode in Pavia: Sie kam zwar wegen HEINRICHS Tod 1024 nicht mehr zustande, unterstrich aber die führende und gleichberechtigte Rolle von Kaisertum und französischem Königtum in ihrem Selbstverständnis als Säulen der Christenheit. Den dynastischen Wechsel im Imperium 1024 nutzte Robert II. der Fromme trotz des Angebots der italiensichen Königskrone nicht für sich oder seinen Sohn aus, Indiz für den Dekompositionsprozeß der fränkischen regna.
    Trotz machtpolitischer Beschränkungen sorgte Robert II. der Fromme für die dynastische Konsolidierung der kapetingischen Königsfamilie, nicht allein wegen seiner langen Regierungszeit, sondern auch durch die im Bund mit dem Adel betriebene Erhebung seiner Söhne Hugo (+ 1025) und Heinrich zu Mit-Königen. Roberts II. letzte Jahre blieben durch Auseinandersetzungen innerhalb der Familie geprägt. Die von seinem Biographen Helgaud von Fleury gemeldete und persönlicher Frömmigkeit (Beiname pius) entsprungene Fahigkeit Roberts II., durch Handauflegen und Kreuzschlagen Wunden zu heilen, sollte späteren Geneartionen zum traditionsbildenden Ausgangspunkt für göttlich inspirierte Heilungskräfte kapetingischer Könige werden.

    Brandenburg Erich: Tafel 33 Seite 67, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    X. 137. Robert II., König von Frankreich 996
    * 970, + 1031 20. VII.
    Gemahlinnen: a) Rozela (Susanne), Tochter König Berengars II. von Italien (siehe VII 41)
    oIo 929
    b) 997 Bertha, Tochter König Konrads von Burgund, Witwe Odos I. von Champagen (siehe VIII 60)
    oIo a. 1000
    c) ca. 1002 Constanze, Tochter des Grafen Wilhelm von Provence
    + 1032 25. VII.
    d) N., Konkubine

    Glocker Winfried: Seite 308, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VI. Generation 40 Robert II.
    * c 970, + 1031 VII 20
    987 XII 25 Mitkönig, 996 König von Frankreich

    1. oo 988 Anfang Rozela (Susanne), Tochter König Berengars II. von Italien,
    Witwe Graf Arnulfs II. von Flandern, * c 950/60, + 1003 (II 7 oder XII 13), Ehe 991/92 aufgelöst;

    2. oo 997 Anfang Bertha, Tochter König Konrads von Burgund,
    Witwe Graf Odos von Blois, * 967/68, + nach 1010, Ehe nach 1004 IV wegen zu naher Verwandtschaft aufgelöst;

    3. oo c. 1005/06 Constanze, Tochter Graf Wilhelms von Arles, + 1032 VII 26;

    Die Filiation König Roberts II. von Frankreich ist unter anderem bei Richer IV c. 13, S. 166, und in Helgauds Vita regis Roberti c. 2, S. 58, bezeugt.
    Sein Geburtsjahr ergibt sich aus der Angabe bei Richer IV, c. 87, S. 286, Robert sei zu der Zeit des Verstoßens seiner ersten Gemahlin Susanne 19 Jahre alt gewesen, sowie aus der Nachricht in Helgauds Vita c. 29, S. 134, Robert habe ein Alter von ungefähr 60 Lebensjahren erreicht. Die jeweiligen Quellenbelege für die Erhebung Roberts zum Mit-König findet man bei BU. 998d, die für seine Königserhebung bei Pfister S. 146 ff., und diejenigen für Roberts Sterbetag und - jahr bei Bresslau, Jbb. Konrad II. Bd. 2, S. 75, zusammengestellt.
    Die Heirat König Roberts mit Susanne bezeugt uns Richer IV c. 87, S. 286/88; weitere Belegstellen sind gesammelt bei Köpke-Dümmler s. 380, Anm. 2, und von Werner VII, 52.
    Zu Bertha vgl. oben unter VI, 23.
    Die Herkunft von Roberts dritter Gemahlin Constanze hat Lot, Derniers S. 361-368, festgestellt; der genauere Zeitpunkt dieser Eheschließung ist von Ghondt, Femmes S. 48, Anm. 34, aus den Geburtsdaten der Kinder des Paares ermittelt worden.
    Robert sollte 988 mit Theodora, Tochter des byzantinischen Kaisers Konstantinos VIII., vermählt werden; das Heiratsprojekt scheiterte jedoch. Vgl. dazu BU. 998e, Lot, Hugues Capet S 4, Anm. 2, und Vasiliev, Hugh Capet passim.

    Robert II. der Fromme hatte eine sorgfältige Erziehung genossen und war frühzeitig mit der königlichen Amtsführung vertraut gemacht worden, da ihn sein Vater Weihnachten 987 in Orleans zum Mit-König hatte krönen lassen. Er erwies sich als ein kluger Monarch. Er vergrößerte die Krondomäne durch die Eroberung des Kreises Dreux westlich von Paris. 1002 vermochte Robert das Herzogtum Burgund nach dem Tode seines Onkels Odo Heinrich nach hartnäckigen Kämpfen gegen andere Bewerber behaupten, mußte es aber 1015 seinem zweiten Sohn Heinrich übergeben. Robert war eine Persönlichkeit voll überströmender Vitalität. Er sang gerne und begleitete sich dazu auf der Laute. Zugleich war er ein leidenschaftlicher Jäger und furchtloser Kämpfer. Die Regierungszeit Roberts II. hätte ohne die ehelichen Probleme des Königs friedlich verlaufen können. Nachdem Robert seine erste Frau Susanne, welche die Tochter des italienischen Königs und wesentlich älter war als er, verstoßen hatte, verband er sich in zweiter Ehe mit seiner Cousine Bertha von Burgund. Die zu nahe Verwandtschaft veranlaßte den Papst Gregor V. die Trennung der beiden Ehegatten 998 zu verlangen. 1001 kam der König dem Befehl nach und heiratete ein Jahr später Konstanze von Arles, deren Härte und Geiz bald am Hofe bekannt war. Mit ihrer intriganten, zänkischen Art verwickelte sie den König in viele dynastische Probleme am Ende seiner Regierungszeit. Sie wiegelte die Erben gegeneinander und gegen den Vater auf. Obwohl er den Beinamen "der Fromme" trug, war er doch den weltlichen Interessen seines Thrones gegenüber sehr aufgeschlossen. Wenn er die Gottesfriedensbewegung förderte, so deshalb, weil er darin einen aussichtsreichen Versuch der Kirche sah, die endlosen Kriege zwischen den Großen zu beenden und sich damit ihrer Macht zu widersetzen. Zugleich setzte sich Robert persönlich ein, um der Unordnung, die die Feudalherren gestiftet hatten, Herr zu werden. Auf seiner eigenen Domäne ließ er ohne Zögern die Schlösser, die die Klostergemeinschaften bedrohten, dem Erdboden gleichmachen. Außerhalb seines Gebietes trafen seine Interventionen auf größere Schwierigkeiten. Unter seiner Regierung bildete sich der Widerstand der Lehnsherren heraus, der der kapetingischen Monarchie so verhängnisvoll werden sollte. Eine besondere Bedrohung ging von Odo II. von Blois und Chartres aus. Der König konnte ihn nicht daran hindern, die Champagne zu annektieren und damit die königliche Domäne zu umklammern.
    (...)

    1.4.988 1. oo 2. Susanna von Italien, Tochter des Königs Berengar II., - 991/92 950/60-7.2.1003

    997 2. oo 2. Bertha von Burgund, Tochter des Königs Konrad, - 1002 967/68- nach 1010

    1002 3. oo Konstanze von Arles, Tochter des Grafen Wilhelm I. und der Adelheid von Anjou - 25.7.1032

    Kinder:
    3. Ehe
    - Hugo Kronprinz 1007-17.9.1025
    - Heinrich I. 1008-4.8.1060
    - Robert I. der Alte Herzog von Burgund 1011-21.3.1076
    - Odo
    - Adelheid (Adele) 1014-8.1.1079
    Zur Gräfin von Contenance erhoben, stiftete sie das Kloster Messines bei Ypern.
    1027 1. oo Richard III. Herzog von der Normandie - 6.8.1027
    1028 2. oo Balduin V. Insulanus Graf von Flandern, um 1012-1.9.1067
    - Hadwig Gräfin von Auxerre - nach 1063
    Sie stiftete die Klöster La-Ferte-sur-Issenoc und Crisenon.
    um 1016 oo Rainald I. Graf von Nevers - 1040

    Illegitim
    - Rudolf Erzbischof von Bourges (1030-1060)

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 168,173,186,214,227 - Althoff, Gerd, Otto III., Primus Verlag, Darmstadt 1997, Seite 77,94,123 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 34,42,45,67 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 33 Seite 67 - Bresslau, Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. 3 Bände Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1879 Band 2 Seite 75 - Brunhofer, Ursula: Arduin von Ivrea. Untersuchungen zum letzten italienischen Königtum des Mittelalters. Arethousa Verlag Augsburg 1999 Seite 121,178,211,344 - Calmette, Joseph: Die großen Herzöge von Burgund. Eugen Diederichs Verlag München 1996 Seite 17 - Douglas David C: Wilhelm der Eroberer Herzog der Normandie. Diederichs Verlag München 1994 Seite 82,258,449 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 19-23,45 - Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter. W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 56,59-63,65,68,71-73,75,77,81,87,104 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 75,80-85,87-98,99,102,107,111,116,120 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 307, 312,314,319,321,412,416,417,426,434 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 14,65,71,160 - Favier, Jean: Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1989 Seite 25-28,40,57,201,319 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 VI,40 Seite 196,300,308,319,327 - Görich Knut: Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 211,216-219,222,227 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 298,303-305,323,336,357,364,397,400,417,434,435 - Le Goff Jacques: Ludwig der Heilige, Klett-Cotta Stuttgart 2000 Seite 20,24,246,248-249,343-344,411-413,415,468,527,565,627-628,729,742-743,782, 875 - Mexandeau Louis: Die Kapetinger. Editions Rencontre Lausanne 1969 Seite 134-143 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 222,226 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 90,93 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 334,342 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996 Seite 21,71,98 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 71,87,183,220-226,233,270 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf VII. 52 - Wolfram, Herwig: Konrad II. 990-1039. Kaiser dreier Reiche. C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München 2000 Seite 27,82,92,115,123,261,313 -



    Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Seite 87-98, "Die französischen Könige des Mittelalters"
    Hans-Henning Kortüm


    ROBERT II., König von Frankreich 996-1031
    * zwischen 970 und 974 Orleans, + 20.7.1031 Melun Begraben: St-Denis
    Vater:
    Hugo Capet, König von Franreich
    Mutter:
    Adelheid, Tochter des Herzogs Wilhelm Werghaupt von Aquitanien
    Stiefbruder (?):
    Gauzlinus, Erzbischof von Bourges (1012-1030) [+ 8.3.1030]
    Schwester:
    Hadwig (* 975/80, + nach 1013), verheiratet um 1000 mit Reginar IV. von Hennegau

    Salbung und Krönung 987 in der Kathedrale Ste-Croix in Orleans
    seit dem Tode seines Vaters am 24. Oktober 996 Alleinherrscher
    1006 Erstes Treffen König Roberts II. mit König HEINRICH II. an der Maas
    um 1015 Übertragung des Herzogtums Burgund an Roberts zweitältesten Sohn Heinrich
    1017 Salbung und Krönung von Roberts ältestem Sohn Hugo zum Mit-König
    1023 Zweites Treffen von Robert II. und HEINRICH II. am Chiers
    1027 Salbung und Krönung von Roberts zweitältestem Sohn Heinrich nach dem Tod des erstgeborenen Sohnes Hugo
    1029-1031 Ausbruch von Auseinandersetzungen zwischen Robert II. ud seinen Söhnen

    1. oo 1.4.988 ROZALA/SUSANNA VON ITALIEN * 950/60, + 7.2.1003
    Tochter des Königs Berengar II. von Italien und Witwe des Grafen Arnulf II. von Flandern

    2. oo 996 BERTHA VON BURGUND * 967/68, + nach 1010
    Tochter des Königs Konrad von Burgund und Witwe des Grafen Odo I. vo Blois

    3. oo 1002 CONSTANZE VON ARLES + 25.7.1032
    Tochter des Grafen Wilhelm von der Provence und Adelheids von Anjou

    Kinder:
    - Hugo, Kronprinz (* 1007, + 17.9.1025)
    - Heinrich I., König von Frankreich (* 1008, + 4.8.1060)
    - Robert, Herzog von Burgund (* 1011, + 21.3.1076)
    - Odo
    - Hadwig (+ nach 1063), verheiratet mit Graf Reginald I. von Nevers
    - Adela (* 1014, + 8.1.1079), verheiratet mit Graf Balduin V. von Flandern


    I. Einleitung

    Man hat - völlig zu Recht - von der "Porträtlosigkeit" namentlich des frühen Mittelalters gesprochen. Für diesen Zeitraum sieht sich der moderne Historiker auf eine relativ geringe Zahl von biographisch verwertbaren Zeugnisse verwiesen. Es fehlen in aller Regel solche Quellen, die einen unmittelbaren Blick auch in das Innere einer Person ermöglichen könnten. Freilich stellt sich im Falle Roberts II. die Situation als nicht ganz hoffnungslos dar, wie es zunächst scheinen möchte. Denn im Vergleich zu Hugo Capet (+ 996), seinem Vater und Vorgänger auf dem Königsthron, erscheint die Überlieferungslage ungleich günstiger. So besitzen wir eine Vita Roberts II. aus der Feder eines Zeitgenossen namens Helgaud, der als Mönch und Priester dem König eng verbunden war und ihn persönlich kannte. Freilich hat dieser Umstand auch dafür gesorgt, dass wir es bei dieser Vita nicht mit einem abgewogenen Bericht über das Leben Roberts zu tun haben. Es handelt sich vielmehr um eine einseitige Parteinahme zugunsten des Königs, die von einem ausgesprochenen Anhänger der kapetingischen Dynastie verfaßt wurde. Jedenfalls erweisen sich übertriebene Hoffnungen, was den unmittelbaren Quellenwert von Helgaud für die Geschichte Roberts II. angeht, als unbegründet.
    Um die Besonderheit Roberts, um die Konturen seiner Persönlichkeit deutlicher hervortreten zu lassen, wird es zunächst notwendig sein, in einem ersten Teil die äußeren Rahmenbedingungen zu skizzieren, an die das Königtum Roberts II. gebunden war. Denn erst, wenn wir in etwa den Spielraum kennen, der dem KAPETINGER zur Verfügung stand, die politischen, wirtschaftlichen und geistigen Strukturen, in die sein Königtum eingebunden war, können wir die Leistung und Bedeutung dieses Königs einschätzten. Wir werden dann in einem zweiten Teil versuchen, uns, soweit es die Quellen zulassen, der Person Roberts chronologisch-biographisch zu nähern. Abschließend werden wir uns den wichtigsten Tätigkeitsfeldern Roberts II. zuwenden.

    II. Äußere Rahmenbedingungen

    Der Tod seines Vaters hatte Robert II. nach neun Jahren der Mitregentschaft 996 zum Alleinherrscher gemacht. Sein Reich stellte ein äußerst komplexes Gebilde dar, das sich schon allein in seinem geographischen Erscheinungsbild grundlegend von dem unterschied, was wir heute unter "Frankreich" verstehen. Seine östliche Grenze verlief damals ungleich weiter westlich und orientierte sich gegenüber seinen beiden Nachbarn, dem deutschen und dem burgundischen Königreich, an den großen Flüssen Schelde, Maas, Saone und Rhone. Mehrfache Versuche der westfränkischen Herrscher, die Grenze weiter nach Osten zu verschieben und insbesondere das alte Stammland der KAROLINGER, Lotharingien, für sich zu reklamieren, waren - zuletzt am Ende des 10. Jahrhunderts - gescheitert. Die KAPETINGER verzichteten für die Dauer von über zwei Jahrhunderten auf eine Grenzkorrektur und erkannten statt dessen die Zugehörigkeit des lotharingischen zum deutschen Reich an. Die Akzeptanz dieser Grenze in der Zeit Roberts II. bezeugen nicht zuletzt die an der Maas und am Chiers stattfindenden Herrscherbegegnungen der Jahre 1006 und 1023. Freilich wäre es verkehrt, moderne Vorstellungen einer nationalstaatlichen Grenze auf mittelalterliche Verhältnisse zumal des 11. Jahrhunderts übertragen zu wollen. Vielmehr ist für diesen Zeitraum von einem Grenzsaum oder Grenzgebiet auszugehen, von Einflußzonen, die jeweils höchst unterschiedlichen Interessen lokaler und regionaler Gewalten ausgesetzt waren. Die Situation an der südwestlichen "Grenze" Frankreichs war dadurch gekennzeichnet, dass sich das ehemals karolingische Einflußgebiet der Spanischen Mark, aus der sich das spätere Katalonien entwickeln sollte, zunehmend dem kapetingischen Einfluß entzog. Aber auch für die anderen Gebiete im Süden und Westen Frankreichs hat man für die Zeit Roberts II. von einer großen "Königsferne" auszugehen. Diese Territorien, die man unter dem Sammelbegriff 'Aquitanien' subsumierte, umfaßten sich stark voneinander unterscheidende Regionen und Landschaften. Sie wurden vom König nicht aufgesucht. Ein einziges Mal in seiner langen Regierungszeit hat sich Robert II. in den S seines Königreichs aufgemacht und in Form einer Pilgerreise zahlreiche heilige Stätten besucht. Wann genau diese Reise stattfand, wissen wir nicht. Sein Biograph Helgaud hat sie als Ausdruck persönlicher Frömmigkeit Roberts II. gewertet, der sein Ende kommen sah.
    Auch die damals sehr schwierigen Verkehrsverhältnisse trugen nicht dazu bei, die so unterschiedlich struktuierten Reichsteile enger miteinander zu verbinden. Namentlich das Reisen war aufgrund des schlechten Wegenetzes mit großen Gefahren verbunden. Eines der schwierigsten Probleme stellte immer wieder die Überquerung von Gewässern dar. So wäre Helgaud, wie er berichtet, mitsamt seinen Begleitern fast in der Seine ertrunken, als er diese überqueren wollte. Einzig dem Gebet des frommen Robert hat Helgaud seine Rettung zugeschrieben.
    Als besonders fatal erwies sich auch die starke Abhängigkeit der Nahrungsmittelproduktion von der Laune der Natur. So berichtet der zeitgenössische Historiograph Rodulfus Glaber von einer Hungersnot, die man in die Jahre 1005 bis 1006 datiert und die besonders die einfache Bevölkerung traf: "Damals ernährte man sich nicht nur vom Fleisch unreiner Tiere und Reptilien", sondern, wollen wir dem Chronisten Glauben schenken, die Hungersnot nahm ein solches Ausmaß an, dass sogar "erwachsene Söhne ihre Mütter, die Mütter ihrer Kinder aufzuessen begannen". Auch wenn moderne Historiker diesem Bericht mit einiger Skepsis gegenüberstehen, so kann doch an der nach wie vor stark schwankenden Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln und der entsprechend schwierigen Versorgung keine Zweifel bestehen. Freilich zeichnete sich für die Zeit Roberts II. ein Wandel zum Besseren ab. Dies kann ein Vergleich der 46-jährigen Herrschaftszeit KARLS DES GROSSEN zwischen 768 und 814 mit der ebenso langen Regentschaft von Hugo Capet und Roberts II. zwischen 987 und 1031 zeigen. Die Zahl sinkt von acht auf drei Hungerkrisen. Dahinter standen vermutlich Verbesserungen der Agragtechnik und die Erschließung neuer Anbauflächen, die für und jedoch nur sehr schwer greifbar sind. Ebenfalls spekulativ bleiben im Grunde unsere Kenntnisse auch über jene Gruppe, die zeitgenössische Gesellschaftstraktate als laboratores, als die "arbeitenden Menschen" beschrieben. Dieser Umstand ist um so unbefriedigender, als sie die Hauptmasse der Bevölkerung umfaßte, die damals, zumindestens im agrarisch geprägten nord- und mittelfranzösischen Raum, auf dem Lande lebte. Dass wir immer wieder an die Grenzen unseres Wissens stoßen, hängt unter anderem damit zusammen, dass authentische Selbstzeugnisse der laboratores fehlen. Statt dessen sind wir auf die Berichte der "Beter" (oratores) angewiesen. Diese prozentual sehr kleine Gruppe der Weltkleriker und Mönche begegnete der Masse der Bevölkerung mit intellektueller Arroganz, sofern man sie überhaupt zur Kenntnis nahm. Wenn wir den Aussagen führender französischer Sozialhistoriker Glauben schenken dürfen, dann muß die Lage der Bevölkerung und speziell der Bauern zur Zeit Roberts II. ausgesprochen pessimistisch beurteilt werden. Ihnen gelang es nicht, das auf ihnen lastende Joch der Knechtschaft abzuschütteln. Vielmehr nahm der Grad ihrer Unfreiheit eher zu. Bislang noch "freie" Bauern gerieten gegen Ende der Regierungszeit Roberts II. in weiter zunehmende Abhängigkeit.

    III. Biographisches

    "Er war von herausragender Gestalt; sein glattes Haar war wohlfrisiert; die Augen schauten demütig; die Nase war breit und groß; sein süßer Mund eignete sich sehr gut, den heiligen Friedenskuß zu geben; sein Bart sah gepflegt aus; die Schultern waren gerade; die Krone, die er auf dem Kopf trug, machte deutlich, dass er aus einem alten und ehrwürdigen Geschlecht stammte; wenn er auf seinem königlichen Pferde saß, dann berührten - es klingt merkwürdig - die Zehen fast seine Fußsohlen, was bei den Zeitgenossen, wenn sie ihn so sehen konnten, als ein Wunder empfunden wurde." Dieses Porträt Roberts II., das Helgaud und in seiner Vita gibt, enttäuscht in seiner Dürftigkeit den modernen Leser, der gerne mehr und genaueres über das äußere Erscheinungsbild des Königs gewußt hätte. Doch lag es gar nicht in der Absicht des Autors, eine realistische Schilderung der königlichen Person zu versuchen. Er konzentrierte sich statt dessen auf wichtige Einzelheiten, die, so wird man mit einigem Recht folgern dürfen, nicht nur für ihn, sondern auch für seine Zeitgenossen bedeutsam waren. Sie stellten mehr als reine Äußerlichkeiten dar. Sie waren immer auch Symbole, Zeichen. So deutete die hervorstechende Größe Roberts auf seinen Adel; mit der Betonung von Haar und Bart verband sich immer auch die Vorstellung von Numinosem und Heilsmäßigem, von königlicher Würde. Nicht ohne Grund hat Helgaud die Demut des königlichen Blickes erwähnt, denn nach mittelalterlicher Vorstellung galten gerade die Augen als ein Spiegel der Seele. Wichtig auch der Umgang Helgauds mit einem körperlichen Defekt Roberts, seiner extremen Zehenverkrümmung. Sie entstellt nicht. Sie ist vielmehr Signum einer besonderen Nähe zu Gott. "Das ständige Gebet zu Gott, das häufige Beugen der Knie, vielfältige Arbeit und Mühsal machten ihn, der an der Spitze des Staates stand, zu einem Vorbild. An ihm konnten die Menschen lernen, wie sie miteinander umzugehen hatten. In der Ratsversammlung wollte Robert am liebsten immer der einfache Mann aus dem Volk sein; er liebte es, sich mit jedermann zu unterhalten; es aß auch nicht allein und mischte sich gerne unter die Leute." Diese Stilisierung zum Populären und Einfachen dient Helgaud als Nachweis herrscherlicher Demut eines heiligen Königs.
    Folgen wir Helgauds Bericht, so ist Robert bei dem berühmtesten Gelehrten seiner Zeit, Gerbert von Aurillac, 'zur Schule gegangen'. Seit 972 lehrte dieser mit Ausnahme einer kurzen Unterbrechung zwischen 982 und 984 an der Reimser Domschule. Wenn wir, was am wahrscheinlichsten ist, die Geburt Roberts in das Jahr 973 oder 974 setzen, dann war der junge Robert vielleicht 10 oder 11 Jahre alt, als er auf Drängen seiner Mutter Adelheid den Unterricht Gerberts besuchte. Jedenfalls konnte Robert schon lesen, und seine erste Lektüre war, wie damals üblich, der Psalter gewesen. Er verfügte also schon über die elementaren Kulturtechniken des Lesens und Schreibens, als er zu Gerbert kam. Was er bei ihm lernen konnte, war ungleich anspruchsvoller. Die Domschulen bildeten im 10. und 11. Jahrhundert, als es die Universitäten noch nicht gab, die intellektuellen Eliten aus. Auf dem Programm der Reimser Kathedralenschule stand eine gründliche Einführung in die sogenannten "Sieben Freien Künste" (Artes liberales). Wir besitzen recht detaillierte Informationen über den Lehrplan Gerberts. Der Schwerpunkt lag vor allem auf den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern des Quadriviums (Musik, Geometrie, Arithmetik und Astronomie). Aber auch die philosophischen Disziplinen des Triviums (Grammatik, Rhetorik und Dialektik) wurden intensiv gelehrt. Daher erscheint eine gewisse Skepsis angebracht, inwieweit Robert II. dieses hohe geistige Anforderungen stellende Studienprogramm auch tatsächlich zur Gänze absolvierte, wie man bisweilen mit allzu großem Optimismus angenommen hat. Sicher ist aber, dass Robert, gemessen am Maßstab seiner Zeit, auch "wissenschaftlich" interessiert war. Das zeigt sich an der Reaktion auf ein außergewöhnliches Naturphänomen, das sich etwa um das Jahr 1022 im Süden seines Königreiches an der Atlantikküste ereignet hatte. Dort war es drei Tage vor dem Fest von Johannes dem Täufer zu einem "Blutregen" gekommen. Graf Wilhelm von Aquitanien informierte Robert II., der rasch reagierte. Der König setzte eine Kommission ein, die sich aus den führenden Wissenschaftlern der Zeit wie beispielweise Fulbert von Chartres zusammensetzte und den Ursachen dieses so beunruhigenden Ereignisses nachgehen sollte. Was am Verhalten Roberts II. besonders auffällt, sind zwei Dinge. Einmal wurde das Naturschauspiel in seiner konkreten Manifestation überaus exakt beschrieben, und zum anderen machte der König präzise Lösungsvorschläge, wie man dieses Phänomen "wissenschaftlich" deuten könne. So empfahl er dem Erzbischof Gauzlinus von Bourges, mit Hilfe von Geschichtswerken nach historischen Analogiefällen zu fahnden, wobei er auch eine genaue Quellenangabe der von Gauzlinus herangezogenen Werke erwartete. Robert II. wird sich über den Bericht seiner Untersuchungskommission nicht sonderlich gefreut haben. Denn schon damals trat das ein, was auch heute noch immer wieder geschieht: die Experten kamen zu höchst widersprüchlichen Ergebnissen und Schlußfolgerungen.
    Im März oder April 985, also rund zwei Jahre vor der kapetingischen Machtübernahme, ist Robert für uns zum ersten Mal als politische Größe greifbar. Er war damals ungefähr 12 oder 13 Jahre alt. Er befand sich damit nach mittelalterlicher Vorstellung am Ende seiner Kindheit und an der Schwelle der Mündigkeit. Der Eintritt in die Welt der Erwachsenen stand unmittelbar bevor. Sein Vater konnte mit ihm als einer wichtigen Figur auf dem politischen Schachbrett seiner Zeit operieren. So offerierte Hugo Capet sich und seinen Sohn den OTTONEN als ideale Bündnispartner. Spätestens das Epochejahr 987 sollte die immense Bedeutung Roberts für die Konstituierung der kapetingischen Königsdynastie erweisen. Denn in dieses Jahr fiel nicht nur die Wahl und Krönung Hugo Capets, sondern es gelang dem Vater auch, die Krönung seines Sohnes Robert zum rex Francorum noch zu Weihnachten durchzusetzen. Zum Zeitpunkt seiner Krönung dürfte Robert etwa 15 oder 16 Jahre alt gewesen sein. Es ist daher wenig wahrscheinlich, dass er einen eigenständigen Part in den Ereignissen dieser Zeit spielte. Nach wie vor ist er nur Objekt und nicht Subjekt des politischen Handelns. Dies gilt auch für die weiteren Maßnahmen Hugo Capets, mit denen er versuchte, sein Geschlecht auf dem Königsthron zu etablieren. Ein wichtiger Trumpf in diesem Spiel war sein nunmehr heiratsfähiger Sohn Robert, der eine byzantinische Prinzessin heiraten sollte. Das Vorbild, an dem sich Hugo Capet orientierte, liegt auf der Hand: die Ehe zwischen OTTO II. und der aus Byzanz stammenden Theophanu. Die geplante Verbindung kam nicht zustande, weil sie doch wohl die Möglichkeiten der KAPETINGER überstieg. Diese sahen sich zudem mit dem Vorwurf der Usurpation konfrontiert. Man wußte auch nicht, ob es sich bei Hugo und Robert nicht doch nur um "Zwischenkönige" (interreges) handeln würde, wie feindselig eingestellte Zeitgenossen meinten. Als der Graf von Flandern im März 988 starb und eine Frau und einen Sohn hinterließ, handelte Hugo. Er verheiratete seinen Sohn Robert mit der Witwe Rozala/Susanna. Auf eventuelle Gefühle seines damals wahrscheinlich 16-jährigen Sohnes - immerhin war Rozala fast doppelt so alt - nahm der Vater keine Rücksicht. Es handelte sich um eine strategische Allianz. Dies gilt auch für die beiden folgenden Ehen, die Robertin seinem weiteren Leben noch eingehen sollte. Seine zweite Frau Bertha, wie Rozala ebenfalls von königlichem Geblüt und gleichfalls Witwe, war mit dem Grafen Odo I. von Blois verheiratet gewesen. Eine romantische und psychologisierende Geschichtsschreibung hat diese zweite Ehe Roberts (vermutlich April 997) als einen Akt jugendlicher Befreiung gegenüber einem übermächtigen Vater gedeutet. Doch steht dem die Tatsache entgegen, dass sich spätestens 991 Robert von Rozala trennte, "weil sie zu alt war". Diese Aussage eines zeitgenössischen Chronisten erklärt viel besser, warum die Trennung Roberts II. von Rozala unbedingt erforderlich war: Sie hatte ihm - und das mußte auch in den Augen Hugo Capets ein entscheidendes Manko sein - keine Kinder gebären können. Damit aber war die königliche Dynastie in ihrem Fortbestand existenziell bedroht. Alles hing davon ab, dass Söhne als potentielle Thronfolger zur Verfügung standen. Aber auch die zweite Ehefrau erfüllte die in sie gesetzten Erwartungen nicht, zumal der päpstliche Stuhl Anstoß an dem allzu nahen Verwandtschaftsgrad der beiden Ehepartner genommen hatte. Erst die dritte Gemahlin, Constanze, die Tochter des Grafen Wilhelm von Arles, die Robert 1004 heiratete, schenkte ihrem Gatten die ersehnten männlichen Nachkommen: Hugo, Heinrich, Robert, Odo und darüber hinaus noch zwei Töchter, Hadwig und Adela.
    Die Namenswahl ist ein starkes Indiz dafür, dass Roberts ältester Sohn die Nachfolge antreten sollte: Er hieß gleich seinem Großvater Hugo und wurde 1017 zum Mitkönig gekrönt. Auch der Name des zweitältesten Sohnes war Ausdruck eines politischen Programms: Er wurde nach seinem Großonkel väterlicherseits Heinrich benannt, dessen burgundische Herzogswürde er fortführen sollte. Der unerwartete Tod von Roberts II. ältesten Sohn Hugo im Jahr 1025 bedeutete lediglich eine nominelle Modifizierung, aber keine inhaltliche Änderung der Erbfolgeregelung. Nunmehr rückte der zweitälteste Sohn Roberts II., Heinrich, an die Stelle seines verstorbenen Bruders. Er wurde im Mai 1027 zum Mitkönig gekrönt, während umgekehrt sein jüngerer Bruder Robert zwischen 1027 und 1030 zum Erben des burgundischen Herzogtums bestimmt wurde. Die jüngere Forschung hat deutlich machen können, dass Robert II. einem damals im Hochadel üblichen Modell der Erb- und Nachfolgeregelung verpflichtet war, dessen Bedeutung sich bereits Mitte des 10. Jahrhunderts abgezeichnet hatte, als Hugo der Große, also der Großvater Roberts II., eine analoge Maßnahme getroffen hatte. Das Vorgehen Roberts II. bedeutete eine weitere Belastung des ohnehin schon reichlich gespannten Verhältnisses zwischen den beiden Ehegatten. Im Gegensatz zu ihrem Mann hatte Constanze nach dem Tode ihres ältesten Sohnes Hugo eine Krönung von Robert, dem späteren burgundischen Herzog, befürwortet. Sie konnte sich aber nicht durchsetzen, da Odo II. von Blois im Verein mit Wilhelm V. von Aquitanien nach anfänglichem Zögern den königlichen Nachfolgeplan unterstützte. Es war nicht das erste Mal, dass der Hof in zwei Parteien zerfiel. Helgauds Biographie läßt noch etwas von der haßerfüllten Atmosphäre erkennen, die damals am Hofe geherrscht haben muß. Er hat uns Constanze als eine ausgesprochen zänkische, ruhmsüchtige und geldversessene Ehefrau beschrieben, die ihrem Namen "die Beständige" wenig Ehre machte. Freilich hatte die Königin auch allen Grund, mit ihrem Mann 'unzufrieden' zu sein. Denn dieser war - zusammen mit seiner Exfrau Bertha - vermutlich um das Jahr 1010 nach Rom gereist. Vielleicht machte er sich Hoffnungen auf einen päpstlichen Dispens. Dieser hätte es ihm dann ermöglicht, nach einer Scheidung von Constanze wieder rechtmäßig mit Bertha zusammenzuleben. Da seine zweite Ehefrau aber, wie bereits angedeutet, sehr eng, das heißt im 3. kanonischen Grad mit ihm verwandt war, was nach kirchlicher Auffassung eine Ehe ausschloß, muß Roberts Plan als illusionär bezeichnet werden. Gleichzeitig war es aber auch gefährlich, hätte Robert II. doch die Thronfolge seines damals schon geborenen Sohnes Hugo in Frage gestellt. In dieser schwierigen Situation griff ein Heiliger ein: Sankt Savinianus, der erste Erzbischof von Sens, schlug sich auf die Seite der Königin. Constanze hatte schon befürchtet, "aus dem königlichen Bett vertrieben zu werden". Doch der König kehrte mit leeren Händen aus Rom zurück. "Seit dieser Zeit begann er, seine Frau Constanze zu lieben", meinte wenigstens ein zeitgenössischer Chronist.

    IV. Königliche Aktionsfelder

    Robert II. hatte auch sonst wenig Glück mit dem päpstlichen Stuhl. Die vermutlich im Jahre 1010 unternommene Romreise bildete den Endpunkt seiner erfolglosen Bemühungen um eine Anerkennung seiner Ehe mit Bertha, die er, entgegen allen Warnungen, 996 geheiratet hatte. Papst Gregor V. (996-999) reagierte empört. Auf zwei Synoden (Pavia 997 und Rom 998) wurden die französischen Bischöfe, die der Ehe ihres Herrschers zugestimmt hatten, exkommuniziert. Robert selbst wurde das Anathem, die ewige Verfluchung, angedroht. Vermittlungsbemühungen des mit den KAPETINGERN befreundeten Abbo von Fleury, eines der bedeutendsten Repräsentanten des westfränkischen Mönchtums, scheiterten, und das enge Verhältnis zwischen Abt und König begann brüchig zu werden. Erst nachdem Roberts ehemaliger Lehrer Gerbert auf Betreiben Kaiser OTTOS III. als Silvester II. (999-1003) den päpstlichen Stuhl bestiegen hatte, kam es zu einer gewissen Klimaverbesserung.
    Auch andere königliche Aktionen, wie der langjährige, seit 1005 erbittert geführte Krieg zwischen Robert II. und dem burgundischen Grafen Otto-Wilhelm um das Herzogtum Burgund, belasteten das Verhältnis zwischen König und Mönchtum. Abt Odilo von Cluny (994-1049) machte Robert II. schwere Vorwürfe, als der König bei einem seiner Feldzüge auch vor einer Zerstörung der Germanus-Kirche in Auxerre nicht zurückschreckte. Ebenfalls zu einem schweren Zwischenfall muß es zwischen den berühmten Reformabt Wilhelm von Volpiano, dem wir die prächtige Ausgestaltung von St-Benigne in Dijon verdanken, und dem Königspaar gekommen sein. Constanze und Robert bezichtigten Wilhelm der Kollaboration mit dem burgundischen Widerstand. Doch der Abt wußte sich zu revanchieren. Als die Eltern den Tod ihres ältesten Sohnes Hugo beklagten, empfahl er ihnen mit unverhohlener Kühle, sich doch lieber zu freuen anstatt weiter zu trauern: "Wißt ihr denn nicht, was die Heilige Schrift (2 Sam. 23, 13) sagt, dass man unter 30 Königen kaum drei gute findet?"
    Schon eher monastisch geprägten Reformerwartungen entsprach Robert II. mit seinem entschiedenen Auftreten in der Ketzerfrage von Orleans (1022): "Als der König und alle Anwesenden sahen, dass man die Häretiker nicht von ihrem Irrglauben abbringen konnte, befahl er, in der Nähe von Orleans ein großes Feuer anzuzünden." Die zeitgenössischen Berichte sind sich uneinig darüber, wieviele "Ketzer" tatsächlich den Tod fanden. Dennoch kommt Robert II. das traurige Verdienst zu, als erster mittelalterlicher Herrscher eine Ketzerverbrennung angeordnet zu haben. So paradox es klingen mag, und so sehr es einem modernen Verständnis christlicher Frömmigkeit widerspricht: Mit seinem entschlossenen Auftreten wahrte Robert seinen Ruf als "Allerchristster König". Denn bereits Abbo hatte in seinem Liber apologeticus die entschiedene Ketzerbekämpfung als eine königliche Kardinaltugend definiert. Die harte Reaktion erklärt sich aber vielleicht auch durch den Umstand, dass die als "Manichäer" bezeichneten Ketzer nicht Leute einfacher Herkunft waren. Vielmehr handelte es sich um Intellektuelle, die ausgerechnet in Orleans, in der 'Hauptstadt' Roberts, kirchliche Führungspositionen innehatten. Sogar der Beichtvater der Königin war als Häretiker überführt worden. Constanze war daher genötigt, in einem spektakulären Akt sich demonstrativ von ihrem geistlichen Vertrauten zu distanzieren: Als er am Morgen zur Richtstätte geführt wurde, schlug sie ihm mit ihrem Stock ein Auge aus. Dass die Affäre von Orleans eine Niederlage für die Königin bedeutete, kann man auch daran erkennen, dass mittlerweile Odalrich, der Kandidat ihres Intimfeindes Odo II. von Blois, als Bischof von Orleans amtierte, während sich Constanzes Favorit Theoderich (1013-1021) aus seinem Bischofsamt hatte zurückziehen müssen. Theoderich hatte anfänglich durchaus auch die Unterstützung Roberts II. genossen. Doch der König konnte es sich zu den damaligen Zeitpunkt längst nicht mehr leisten, mit seinem mächtigsten Vasallen, Odo II., zu brechen, da dieser im Begriff stand, die Herrschaft auch in der Champagne anzutreten, was durchaus nicht im königlichen Interesse liegen konnte. Denn auf diese Weise wurden die Gebiete königlichen Einflusses durch die ausgedehnten Besitzungen Odos, die sich von der Bretagne im Westen bis an die Grenze Lothringens im Osten erstreckten, gleichsam eingeschnürt und Möglichkeiten königlicher Einflußnahme außerhalb der Krondomänen weiter zurückgedrängt. Bereits die Zeitgenossen haben die prekäre Lage Roberts II. gesehen, dem Odo II. "vieles bald mit Gewalt, bald mit Gerissenheit abgenötigt hatte". Aber auch Odo II. hatte gefährliche Gegner. Besonders mit dem Grafen Fulco III. Nerra von Anjou (987-1040) hatte er zu rechnen. Da Constanze mit dem Hause ANJOU, Bertha hingegen, von der sich Robert II. immer noch nicht endgültig zu trennen vermochte, mit dem Hause BLOIS verwandt war, wurde selbst der königliche Hof zum Schauplatz der Auseinandersetzungen der beiden miteinander rivalisierenden Parteien. Weil Hugo von Beauvais, Pfalzgraf und Vertrauter des Königs, zu Bertha hielt, wurde er auf Anstiften Constanzes und ihres Cousins Fulco Nerra ermordet. Die Attentäter konnten es sich leisten, Hugo vor den Augen eines offensichtlich hilflosen Königs umzubringen.
    Auch die Außenpolitik bot wenig Raum für königliche Machtentfaltung. So nimmt man an, dass das zweite Treffen Roberts mit Kaiser HEINRICH II. im Jahre 1023 nicht nur der Vorbereitung gemeinsamer kirchenreformerischer Maßnahmen diente, wie Rodulfus Glaber zu wissen glaubte. Die Begegnung fand bei Ivois und Mouzon am Chiers statt. Das diplomatische Zeremoniell betonte die Gleichrangigkeit beider Herrscher, die sich am französischen und am deutschen Flußufer trafen und einander Geschenke überbrachten. Bei ihren Gesprächen dürfte es auch darum gegangen sein, wer im Königreich Burgund das Erbe des söhnelosen Rudolf III. (993-1032) antreten sollte. Dieses Problem begann sich damals bereits abzuzeichnen, obwohl der Burgunder sowohl seinen französischen wie seinen deutschen "Kollegen" überleben sollte. Odo II., der als Enkel König Konrads von Burgund (937-993) Thronansprüche erhob, war als unsichtbarer Dritter am Verhandlungstisch immer präsent. So liegt die Vermutung nahe, Robert II. hätte sich in einer Koalition mit HEINRICH II. gegen den Grafen, ihren gemeinsamen Gegner, zusammengefunden. Denn auch der deutsche König fühlte sich als der legitime Erbe des Burgunderreiches. Das gute Verhältnis zum deutschen Nachbarn erfuhr freilich bald eine gewisse Belastung. Robert II. unterstützte die Aspirationen Wilhelms V. von Aquitanien auf die italienische Königskrone und übte deshalb politischen und militärischen Druck auf Lothringen aus. Aufgrund einer fälschlicherweise vermuteten innenpolitischen Instabilität Deutschlands glaubte Robert, einen außenpolitischen Handlungsspielraum zu haben, zumal er mit seinem Hauptwidersacher, Odo II., einen Burgfrieden geschlossen hatte. Doch der neue König KONRAD II. (1024-1039) konnte sich als Nachfolger HEINRICHS II. unerwartet rasch durchsetzen; der aquitanische Herzog verzichtete für sich und seinen Sohn auf die italienische Krone, Robert II. selbst war infolge des unerwarteten Todes seines ältesten Sohnes im Jahre 1025 gezwungen, die Thronfolge neu zu ordnen. Daher endete die in der älteren Forschung dramatisierte Krise ebenso schnell, wie sie begonnen hatte.
    Wenigsten innenpolitisch konnte Robert II. die Gunst der Stunde nutzen. Er öffnete sich der großen Reformbewegung des Gottesfriedens, als diese aus dem aquitanischen Süden kommend auch in den mittel- und nordfranzösischen Diözesen Einzug hielt. Speziell für das in langwierigen Feldzügen zwischen 1003 und 1015 eroberte Herzogtum Burgund. das so lange und so hartnäckig Widerstand geleistet hatte, bot die Gottesfriedensbewegung die Chance, beschädigtes königliches Ansehen wieder aufzupolieren. Denn dem König war in besonderer Weise der Schutz der Armen, der Witwen und Waisen aufgetragen. Man wird im Fall Roberts gleichwohl die praktische Bedeutung dieser Bewegung, die aus wirtschaftlichen Motiven von den Fürsten unterstützt wurde, nicht überschätzen dürfen. Für das politische Prestige des Königs ist vielleicht bereits bei den Zeitgenossen, ganz sicher aber bei der Nachwelt ein anderer Umstand ungleich wichtiger geworden, der Robert auch das Etikett eines "Frommen" eintragen sollte. Er erkannte, gezwungen durch seine politische Schwäche, die Chancen, die in der Sakralität seines Königtums lagen: "Die göttliche Kraft verlieh dem vollkommenen Robert auch die überaus große Gnade, Menschen von schmerzhaften Krankheiten heilen zu können. Dazu berührte die so heilige königliche Hand die Wunde und machte über den Kranken das Kreuzzeichen." Spätestens mit seiner Erwähnung königlicher Wunderheilung machte Helgaud unmißverständlich klar, dass es sich bei Robert II. wirklich um einen Heiligen handelte. Dessen - geglückte - Wunderheilungen waren Bestätigungen und unwiderlegbarer Beweis der schon früher vom Chronisten behaupteten königlichen Heiligkeit. Wie bereits vor ihm der "heilige" Abbo nahm sich auch Robert in der Nachfolge Christi in besonderer Weise der Aussätzigen an. Und wie der Abt aus Fleury bediente sich der kapetingische König kontakt-magischer Formen. Durch körperliche Berührung übertrug er göttliche Heilkraft auf den Kranken. Die Konzeption des "roi thaumaturge", des wundertätigen Königs, ist von späteren KAPETINGERN, beginnend mit Roberts Enkel Philipp I. (1060-1108), ausgebaut und verfeinert worden. Dieser Umstand erweist die politische Zugkraft einer Herrschaftsideologie, die auf "Heiligkeit" setzte. Dass Robert II. aus der strukturellen Not seines Königtums eine politische Tugend persönlicher Frömmigkeit zu machen verstand, sichert ihm zu Recht das Gedenken der Nachwelt.



    Robert der Fromme

    Robert 2Frr



    Robert der Fromme in einer Darstellung von Jean Fouquet aus den Grandes Chroniques de France. (15. Jahrhundert, Bibliothèque nationale de Paris)

    Robert le Pieux - Grandes Chroniques de France - BNF Fr2609 f144v



    Krönung von Robert II., König von Frankreich. (Bibliothèque nationale de France, Français 2615, fol. 149)
    Coronation of Robert II, king of France.

    Sacre Robert II de France 1



    Diplôme du roi de France, Robert II le Pieux, par lequel il restitue à l’abbaye de Saint-Germain-des-Prés des biens jusqu’ici détenus injustement par le comte Dreu, son avoué. Poissy, 1030.

    Diplôme du roi de France, Robert II le Pieux, par lequel il restitue à l’abbaye de Saint-Germain-des-Prés des biens jusqu’ici détenus injustement par le comte Dreu - Archives Nationales - AE-II-96



    Name:
    (der Fromme)

    Robert heiratete von Italien, Rozala in 988. Rozala wurde geboren um 950; gestorben in 1003. [Familienblatt] [Familientafel]

    Robert heiratete von Burgund, Berta in 996. Berta (Tochter von von Burgund, Konrad und von Frankreich, Mathilde) wurde geboren in 964/965; gestorben nach 1010. [Familienblatt] [Familientafel]

    Robert heiratete von Arles, Constanze in 1002. Constanze wurde geboren um 985/990; gestorben am 25 Jul 1032 in Melun [77000],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 25. von Frankreich, Hugo  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 1007; gestorben am 17 Sep 1025; wurde beigesetzt in Compiegne [60200],Oise,Picardie,Frankreich.
    2. 26. von Frankreich, Heinrich I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 1007/1008; gestorben am 4 Aug 1060 in Vitry-aux-Loges [45530],Loiret,Centre-Val de Loire,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.
    3. 27. von Frankreich, Robert I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1011; gestorben am 21 Mrz 1076 in Fleury-sur-Ouche [21410],Côte-d'Or,Bourgogne,Frankreich.
    4. 28. von Frankreich, Odo  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1015; gestorben nach 1056.
    5. 29. von Frankreich, Hadwig  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben nach 1063.
    6. 30. von Frankreich, Adela  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 1014; gestorben am 8 Jan 1079; wurde beigesetzt in Mesen [8957],Flandern,Belgien.

  2. 21.  von Frankreich, Adelheid Graphische Anzeige der Nachkommen (14.Hugo4, 6.Hugo3, 3.Robert2, 1.Robert1) wurde geboren um 973.

    Notizen:

    Name:
    Adélaide, Aelis


  3. 22.  von Frankreich, Hadwig Graphische Anzeige der Nachkommen (14.Hugo4, 6.Hugo3, 3.Robert2, 1.Robert1) wurde geboren in 975/980; gestorben nach 1013.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Dagsburg (Grafschaft ),Lothringen,Frankreich; Gräfin von Dagsburg
    • Titel/Amt/Status: Hennegau,Belgien; Gräfin von Hennegau

    Notizen:

    Hadwig von Frankreich
    Gräfin von Hennegau
    Gräfin von Dagsburg
    975/80- nach 1013
    Älteste Tochter des Königs Hugo Capet von Frankreich und der Adelheid von Poitou, Tochter von Graf Wilhelm

    Brandenburg Erich: Tafel 33 Seite 67, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    X. 138. HEDWIG
    * ..., + nach 1013

    Gemahl:
    ca. 996 Reginar IV. Graf im Hennegau (siehe VIII. 83.) + 1013

    Glocker Winfrid: Seite 308, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VI. 41. HADWIG

    * c (975/80), + n 1013

    c. 998 1. oo Reginar IV. Graf im Hennegau * c 950/55. + 1013
    2. (?oo Hugo III. Graf von Dagsburg)

    Hadwig ist als Tochter König Hugo Capets bezeugt in Sigiberts von Gemblaux Chronicon a. 977, SS VI 352, bei dem späten Alberich von Trois-Fontains in dessen Chronica a. 1031, SS XXIII 773, sowie in einer Urkunde König Philipps I. von Frankreich aus dem Jahre 1106 (Druck: Receuil des actes de Philippe Ier, Nr. 13). Die weiteren Belege zu Hadwig haben Knetsch, Brabant S. 14 f. unter Nr. V 13 (bei Anm. 3), und Vanderkindere zusammengestellt. Dort sind auch die Quellen-Bezeugungen für die Heirat Hadwigs zu finden. Die zweite Ehe der Hadwig mit Graf Hugo III. von Dagsburg ist nicht sicher bezeugt; die fraglichen Quellen sind von Knetsch a.a.O. zusammengestellt.
    Brandenburg hat diese zweite Ehe Hadwigs nicht mit in seine Tafel aufgenommen.

    Thiele, Andreas: Tafel 44, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa"

    HEDWIG + nach 1013

    um 998 1. oo Reginar IV. Graf von Hennegau ca 950/55- 1013
    2. oo Hugo III. Graf von Dagsburg
    -
    Kinder:
    - Reginar V. ca 995- nach 1039
    - Beatrix
    1. oo Ebalus I. Graf von Roucy - 11.5.1033
    2. oo Manasse Calva Asina von Rameru - nach 1055
    - Lambert II. - nach 1033

    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 33 Seite 67 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 308 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 44 -

    Hadwig heiratete von Hennegau, Reginar IV. in 998. Reginar wurde geboren um 950/955; gestorben in 1013. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 31. von Hennegau, Reginar V.  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben um 1039.
    2. 32. von Hennegau, Beatrix  Graphische Anzeige der Nachkommen
    3. 33. von Hennegau, Lambert II.  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben nach 1033.

  4. 23.  von Frankreich, Gisela Graphische Anzeige der Nachkommen (14.Hugo4, 6.Hugo3, 3.Robert2, 1.Robert1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Abbeville [80100],Somme,Picardie,Frankreich; Erbin von Abbeville
    • Titel/Amt/Status: Ponthieu,Frankreich; Gräfin von Ponthieu

    Notizen:

    Gisela von Frankreich
    Gräfin von Ponthieu
    Tochter des Königs Hugo Capet von Frankreich und der Adelheid von Poitou, Tochter von Herzog Wilhelm III. von Aquitanien

    Brandenburg Erich: Tafel 33 Seite 67, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    X. 140. Gisela
    * ..., + ...
    Gemahl: Hugo I. Graf von Ponthieu + ca. 1000
    Gisela war die Erbin von Abbeville.

    Glocker Winfried: Seite 309, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VI. a. 43 Gisela
    oo Hugo I., Graf von Ponthieu, + c 1000

    Eine Tochter König Hugo Capets namens Gisela, die Graf Hugo I. von Ponthieu geheiratet haben soll, ist nur in späteren Quellen bezeugt; diese Nachrichten sind bei Lot, Hugues Capet S. 230, Anm. 4, zusammengestellt. Lot hält diese Tochter für wahrscheinlich, während Brandenburg X, 140 sie nur mit einem Fragezeichen in seine Tafel eingesetzt hat und daher für nicht gesichert hält.

    986 oo Hugo I. Graf von Ponthieu - ca. 1000

    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 33 Seite 67 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 309 -

    Gisela heiratete von Ponthieu, Hugo I. in 986. Hugo gestorben um 1000. [Familienblatt] [Familientafel]


  5. 24.  von Fleury, Gozelin Graphische Anzeige der Nachkommen (14.Hugo4, 6.Hugo3, 3.Robert2, 1.Robert1) gestorben am 8 Mrz 1030 in Châtillon-sur-Loire [45360],Département Loiret,Centre-Val de Loire,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Saint-Benoît-sur-Loire [45730],Loiret,Centre-Val de Loire,Frankreich; Abt von Fleury
    • Titel/Amt/Status: 1013-1030, Bourges [18000],Cher,Centre-Val de Loire,Frankreich; Erzbischof von Bourges

    Notizen:

    Name:
    Gauzlin



Generation: 6

  1. 25.  von Frankreich, Hugo Graphische Anzeige der Nachkommen (20.Robert5, 14.Hugo4, 6.Hugo3, 3.Robert2, 1.Robert1) wurde geboren in 1007; gestorben am 17 Sep 1025; wurde beigesetzt in Compiegne [60200],Oise,Picardie,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Frankreich; Kronprinz von Frankreich

    Notizen:

    Hugo Kronprinz von Frankreich
    1007-17.9.1025 Begraben: St-Corneille de Compiegne
    Ältester Sohn des Königs Robert II. von Frankreich aus seiner 3. Ehe mit der Konstanze von Arles, Tochter von Graf Wilhelm I.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 160

    Hugo
    * 1007, + 17. September 1025 Begraben: St-Corneille de Compiegne
    Sohn König Roberts II. von Frankreich

    Als ältester Sohn Roberts II. aus der 3. Ehe mit Konstanze wurde Hugo 10-jährig Pfingsten 1017 in Compiegne zum Mit-König erhoben, gegen fürstlichen Widerstand und auf Betreiben des Vaters: Gleichwohl unterstreicht die Anwesenheit von drei Erzbischöfen, elf Bischöfen und zahlreichen Großen der Francia die Akzeptanz der neuen Dynastie. Der zeitweise Gegensatz zwischen Hugo und seinen Eltern wurde durch Vermittlung Fulberts von Chartres beigelegt. Zeitgenössische Quellen betonen die besondere Begabung Hugos, den 1024/25 das Angebot des italienischen Adels zum Königtum im regnum Italiae mit der Expektanz auf die Kaiserkrone erreichte („te regem Roma petebat“, Epitah, Bouquet X, 326). Schon bald nach dieser Einladung starb Hugo. Als Mit-König folgte ihm 1027 der zweite Sohn Roberts II., Heinrich I.
    Hugo war seit 9. Juni 1017 Mit-König.

    Brandenburg Erich: Tafel 41 Seite 82, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    XI. 240 c. Hugo, Mit-König 1017 9. VI.
    * 1007, + 1025 17. IX.

    Glocker Winfried: VII, 59 Seite 327, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    Hugo
    * 1007, + 1025 IX 17
    1017 VI 9 Mit-König in Frankreich

    Hugos Geburtsjahr ergibt sich aus der Angabe bei Rodulf Glaber III c. 9, § 32, S. 81, er sei bei seiner Erhebung zum Mit-König zehn Jahre alt gewesen; zugleich bezeugt Rodulf Glaber a.a.O. auch die Filiation Hugos und bezeichnet ihn als "primogenitus".
    Das Datum von Hugos Erhebung zum Mit-König ist von Pfister, Etudes S. 287 mit Anm. 2, festgestellt worden; zu Hugos Tod vgl. Bresslau, Jbb. Konrad II. Bd. 1, S. 111 mit Anm. 2, und Pfister, Etudes S. 75.

    Breßlau Harry: Seite 111, "Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II."

    Endlich war auch König Robert von Frankreich seit den letzten Monaten des Jahres 1025 außer Stande, irgendwie sich an einem aktiven Vorgehen gegen Deutschland zu beteiligen. Am 17. September war sein Sohn und schon zum König gekrönter Nachfolger, jener Hugo, den die Zeitgenossen schon den Großen nannten, dessen vortrefflichen Eigenschaften und Begabung sie rühmen nicht müde werden, eines unerwarteten Todes gestorben.

    Ehlers Joachim: Seite 42,49-50,64, "Die Kapetinger"

    Robert II. machte selbst nach der Geburt seiner Söhne Hugo (wohl 1007) und Heinrich (1009/10) noch einmal den unsinnigen Versuch, vom Papst die Zustimmung zu einer legalen Verbindung mit Berthazu gewinnen. Die Namen der Kinder waren Programm: Hugo sollte Nachfolger werden und erhielt deshalb den Namen des Großvaters, Heinrich dagegen Burgund bekommen und deshalb nach Hugo Capets Bruder heißen, dem ersten kapetingischen Herzog von Burgund.
    In dieser Situation, am Ende der ottonischen Dynastie bei offener Nachfolgefrage, sahen Teile des oberitalienischen Adels Gelegenheit zur Abkehr von der deutschen Vorherrschaft und boten Robert die Krone des Regnum Italiae an, aber der König war so weise, nicht nur für sich, sondern auch für seinen 1017 zum Mit-König gekrönten Sohn Hugo abzulehnen und damit dem sicheren Konflikt mit KONRAD II. aus dem Wege zu gehen.
    Für Robert II. war dies der Auftakt zur Reichskrise seiner letzten Regierungsjahre, noch verstärkt durch den Tod des ältesten Sohnes Hugo am 17. September 1026.
    Bei den Mitkönigserhebungen der Söhne Roberts II., Hugo (1017) und Heinrich (1027), ist zweifellos die Weihe der rechtserhebliche Akt gewesen, und ein wirkliches Abfragen der Stimmen scheint es vor 1059 überhaupt nicht gegeben zu haben.

    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 41 Seite 82 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 42,49,64 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 87,94,99 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 65 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 VII,59 Seite 327 - Mexandeau Louis: Die Kapetinger. Editions Rencontre Lausanne 1969 Seite 138-140 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996 Seite 78 -

    Begraben:
    Abtei Saint-Corneille


  2. 26.  von Frankreich, Heinrich I.von Frankreich, Heinrich I. Graphische Anzeige der Nachkommen (20.Robert5, 14.Hugo4, 6.Hugo3, 3.Robert2, 1.Robert1) wurde geboren in 1007/1008; gestorben am 4 Aug 1060 in Vitry-aux-Loges [45530],Loiret,Centre-Val de Loire,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1031-1060, Frankreich; König von Frankreich Mitregent seit 14.5.1027

    Notizen:

    Heinrich I. trifft sich mit dem Herzog der Normannen, Robert dem Prächtigen. Darstellung aus den Chroniques de Saint-Denis, 14. Jahrhundert.

    Jindrich I

    Heinrich I. von Frankreich sendet eine Protestnote an den Kaiser betreffs des Reliquienstreits um Saint-Denis. (British Library, Royal 16 G VI f. 267v)
    Henry I of France sending a protest to the Emperor concerning Saint-Denis.

    Henry1 France



    Heinrich I. König von Frankreich (1031-1060)
    Mitregent seit 14.5.1027
    1007/08-4.8.1060 Pfalz Vitry-aux-Loges Begraben: St-Denis
    2. Sohn des Königs Robert II. der Fromme von Frankreich aus seiner 3. Ehe mit der Konstanze von Arles, Tochter von Graf Wilhelm I.

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2054

    Heinrich I., König von Frankreich 1031-1060
    * 1008, + 4. August 1061 Vitry-en-Brie Begraben: St-Denis

    Als zweiter Sohn Roberts II. und Konstanze von Arles zunächst mit dem Herzogtum Burgund bedacht, wurde Heinrich nach dem frühen Tod seines Bruders und Mitkönig Hugos 1027 zum Mitkönig erhoben. Der vehemente Widerstand der Mutter, die den jüngeren Bruder Robert favorisierte (auch nach Roberts II. Tod 1031), brachte die Dynastie an den Rand der Katastrophe. Angesichts der erneuten Behauptung adliger Wahlrechtsvorstellungen vermochte sich Heinrich I. nur mühsam durchzusetzen und fand 1032 den Bruder mit dem Herzogtum Burgund ab. Die politischen Aufgaben waren vorgezeichnet im Aufstieg der fürstlichen Gewalten: In wechselnden Koalitionen mit den Herzögen und den Grafen von Anjou und Flandern bestand Heinrich I. im Kampf gegen das Haus BLOIS die entscheidende Kraftprobe der frühen Jahre. Erst der Tod Graf Odos II. 1037 beendete die Auseinandersetzung, die durch die Burgundpolitik Kaiser KONRADS II. in größeren europäischen Zusammenhängen aufging. Die Kontakte zu den SALIERN schlugen sich in drei Herrschertreffen (mit KONRAD II. 1033 in Deville, mit HEINRICH III. 1043 und 1056 in Ivois) und in den ersten beiden Eheschließungen Heinrichs I. mit Verwandten der SALIER nieder. In der Amtsnachfolge der karolingischen Könige betrieb Heinrich I. in seinen letzten Jahren eine entschiedene, freilich erfolglose Politik zur Rückgewinnung Lothringens. Im Inneren blieb der König zunehmend auf die Ile-de-France unter Vernachlässigung des noch vom Vater bevorzugten Orlenais beschränkt. Die Zeugenlisten königlicher Urkunden offenbaren, dass sich in der königlichen Umgebung neben Bischöfen und Grafen zunehmend lokale Herren aufhielten. Seit den 40-er Jahren lassen sich erste Ansätze zur Straffung der königlichen Verwaltung durch Schaffung von Hofämtern erkennen. Hier boten sich zunächst dem Niederadel, später auch bedeutenderen Familien Möglichkeiten zum Aufstieg im königlichen Dienst.
    Nur mühsam vermochte der König die Hoheit über Teile des französischen Episkopats zu bewahren, was sich besonders angesichts der Synode Papst Leos IX. 1049 in Reims erwies: Von den auf Befehl des Königs nicht erschienen Bischöfen wurden mehrere abgesetzt oder exkommuniziert. Seine Nachfolge im königlichen Amt sicherte Heinrich I. mit dem bewährten Mittel des Mitkönigtums, als er 1059 seinem ältesten, aus der 3. Ehe mit Anna von Kiev hervorgegangenen Sohn Philipp I. erheben ließ; im formalisierten Wahlakt beanspruchte der Erzbischof von Reims nach dem Vorbild des Erzbischofs von Mainz das Erstkurrecht.

    Brandenburg Erich: Tafel 41 Seite 82, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    XI. 241c. Heinrich I., König von Frankreich 1031
    * 1008 vor 17.V., + 1060 4. VIII.
    Gemahlin: 1044 29. I. Anna, Tochter Jaroslaws I. Großfürst von Rußland, + nach 1075

    Glocker Winfried: VII, 60 Seite 327, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    Heinrich I.
    * 1007/08, vor 1008 V 17; + 1060 VIII 4

    1015 Herzog von Burgund, 1031 König von Frankreich;

    1. oo 1033 Mathilde, Tochter König KONRADS II., * 1025, + 1034 I;

    2. oo 1034 Mathilde "neptis HEINRICI Imperatoris", + 1044;

    3. oo 1051 V 19 Anna, Tochter Jaroslaws I. des Weisen, Großfürst von Rußland, + 1075/89
    (heiratet in 2. Ehe Rudolf II. Graf von Vermandois)

    Wir wissen aus dem Geschichtswerk des Rodulf Glaber III c. 9, z § 34, S. 84, dass der spätere König Heinrich I. von Frankreich als zweiter Sohn König Roberts II. geboren wurde. Der kleine Heinrich in der Urkunde seines Vaters von 1008 V 7 (Regest: Catalogue des actes de Robert II, Nr. 31) erstmalig bezeugt ist, muß Heinrich 1007 oder 1008 geboren sein; vgl. Dhondt, Femmes S. 48, Anm. 34.
    Für das Sterbedatum König Heinrichs I. hat Meyer von Knonau, Jbb. Heinrichs IV. Bd. 1, S. 235 mit Anm. 10, die Quellenzeugnisse zusammengestellt.
    König Heinrich war mit drei Frauen verlobt bzw. verheiratet: zuerst mit Mathilde, Tochter König KONRADS II., die aber, bevor sie das heiratsfähige Alter erreicht hatte, verstarb; vgl. Bresslau, Jbb. Konrad II. Bd. 2, S. 77 f. und 101.
    Auch die zweite Braut Heinrichs war eine "neptis HEINRICI Imperatoris", wie verschiedentlich bezeugt ist, ohne dass wir allerdings wüßten, ob hier Kaiser HEINRICH II. oder HEINRICH III. gemeint ist oder gar wer die Eltern dieser Mathilde waren; vgl. Dhondt, Femmes S. 54 f. Vajay, Mathild passim, versuchte nachzuweisen, dass es sich bei der zweiten Mathilde um eine Tochter Graf Liudolfs von Friesland (Sohn von VIII,1) und somit um eine Schwester Markgraf Ekberts von Meißen handelt, ohne freilich triftige Beweise vorbringen zu können.
    Zur Eheschließung König Heinrichs I. mit Anna von Kiew vgl. Dhondt, Femmes S. 55-60, und die Monographie von Hallu, Anne passim; kurz informiert über die 3. Gemahlin des französischen Königs auch der Artikel von Andreas Poppo im Lexikon des Mittelalters Bd. 1. Sp. 656 s. v. Nr. 7.

    1015 zum Herzog von Burgund ernannt, wurde Heinrich I. nach dem Tode seines älteren Bruders Hugo (+ 17.9.1025) Thronfolger und wurde am Pfingstfest 1027 gekrönt. Er hatte nicht das Format seines Vaters und konnte sich gegen seine mächtigen Gegner nicht durchsetzen. Obwohl er schon vorzeitig mehrere Jahre zuvor gekrönt worden war, machte ihm sein jüngster Bruder Robert, der von seiner Mutter, der streitsüchtigen Konstanze, unterstützt wurde, sogar den Thron streitig. Die großen Vasallen mischten sich nur zu gerne in diese familiäre Auseinandersetzung ein. Der Graf von Blois ergriff die Partei Roberts; seine Rivalen, der Herzog der Normandie und die Grafen von Anjou und von Flandern, hielten dem König die Treue. Schließlich konnte Heinrich sich nur durchsetzen, indem er seinen Bruder mit dem Herzogtum Burgund entschädigte. Der französische König überließ dem Herzog der Normandie, Robert dem Teufel, zum Dank für seine Unterstützung im Krieg gegen den Grafen von Blois das Vexin francais. Diese neue Gebietsabtretung machte sich schlecht bezahlt: Der Nachfolger Roberts, Wilhelm der Bastard wurde Heinrichs grimmigster Feind. Die königliche Armee erlitt zwei demütigende Niederlagen im normannischen Land, die eine in Mortemer (1054), die andere bei der Furt von Vareville an der Dives (1058). Gegenüber seinen großen Vasallen war er machtlos und ständig kämpfte er, um die Anerkennung der Zentralgewalt durchzusetzen. Pfingsten (23. Mai) 1059 ließ er seinen 7-jährigen Sohn Philipp zum Nachfolger und Mitkönig krönen. Bei seinem Tode war die Lage des Königtums noch viel schlechter als bei seinem Regierungsantritt. Die Domäne war zusammengeschmolzen und selbst im Krongebiet war der König nicht mehr sein eigener Herr, sondern hatte mit großen, auf unangreifbaren Burgen sitzenden Feudalherren zu rechnen.
    Heinrich I. wurde in der alten Königsabtei St-Denis bestattet.

    1033 1. oo Mathilde, Tochter des Kaisers KONRAD II., x 1018- 1.1034
    1034 2. oo Mathilde, neptis HEINRICI Imperatoris, x - 1044
    19.5.1051 3. oo 1. Anna von Kiew, Tochter des Großfürsten Jaroslaw I. um 1035- 1075/89
    (2. oo Rudolf II. Graf von Valois - 1074 )

    Kinder:
    3. Ehe
    - Philipp I. König von Frankreich Nach Ende Mai 1052-29.7.1108
    - Hugo Graf von Vermandois 1057-18.10.1101
    - Robert vor Juni 1054- um 1065 (oder + 1060 Glocker)

    Literatur:
    Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 34,69,102,105 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 41 Seite 82 - Bresslau, Harry: Über die Zusammenkunft zu Deville zwischen Konrad II. und Heinrich I. von Frankreich und über das Todesdatum Herzog Friedrichs II. von Oberlothringen, in: Jahrbuch der Gesellschaft für lothringische Geschichte und Altertumskunde 18 (1906) Seite 456-462 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 163/Band II 316 - Douglas David C: Wilhelm der Eroberer Herzog der Normandie. Diederichs Verlag München 1994 Seite 258,310,311 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 42-44,50-54,56-64,66,73,105,112 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 87,94,99-112,113,115 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 73-74 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 161 - Favier, Jean: Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1989 Seite 28,44,47,57 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 VII,60 Seite 327,340 - Le Goff Jacques: Ludwig der Heilige, Klett-Cotta Stuttgart 2000 Seite 20,66,246,248,281,799-800 - Mexandeau Louis: Die Kapetinger. Editions Rencontre Lausanne 1969 Seite 143-149 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 190,193,198,201 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 342,390,394 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996 Seite 78,81 - Wolfram, Herwig: Konrad II. 990-1039. Kaiser dreier Reiche. C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München 2000 Seite 56,259-262,290,313 -




    Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Seite 99-112, "Die französischen Könige des Mittelalters"

    Egon Boshoff


    HEINRICH I., König von Frankreich 1031-1060
    * 109/10, + 4.8.1060 Vitry-aux-Loges Bestattet: St-Denis
    Zweiter Sohn Roberts II. und der Konstanze von Arles

    Brüder:
    Hugo
    Robert
    Odo

    Schwester:
    Adele

    1017 Herzog von Burgund
    1017 Mit-König (Pfingsten Krönung in Reims)
    20.7.1031 König
    Mai 1033 Zusammenkunft mit Kaiser KONRAD II. in Deville - Vereinbarung der Ehe mit KONRADS Tochter Mathilde (+ 1034)
    dann Ehe mit Mathilde (+ 1044; bestattet in St-Denis), einer Verwandten des Kaisers
    1051 Vermählung mit Anna, Tochter des Großfürsten Jaroslaw von Kiew

    Kinder:
    - Philipp I. König von Frankreich (* 1052, nach Ende Mai, + 29.7.1108)
    - Robert (* vor Juni 1054, + um 1065)
    - Hugo Graf von Vermandois (* 1057, + 18.10.1101)

    10.11.1037 Schlacht von Bar, Tod Odos II. von Blois-Champagne
    1041 Niederschlagung des Aufstandes des Bruders Odo
    April 1043 Treffen mit HEINRICH III. in Ivois
    21.8.1044 Schlacht von Nouy
    Januar 1047 Schlacht bei Val-es-Dunes
    Oktober 1048 Treffen mit HEINRICH III. in Ivois
    3.-5.10.1049 Konzil von Reims - Feldzug Heinrichs I. gegen Anjou
    1052/53 Konflikt St-Denis-St. Emmeram um die Dionysiusreliquien
    Februar 1054 Feldzug gegen Normandie, Niederlage bei Mortemer
    Huldigung Theobals von Blois-Champagne an HEINRICH III.
    Ende Mai/Anfang Juni 1056 Treffen mit HEINRICH III. in Ivois
    August 1057 Feldzug gegen Normandie, Niederlage bei Varaville
    23.5.1059 Erhebung des Sohnes Philipp zum Mit-König in Reims

    Heinrich I. bleibt ein Phantom für den Historiker - das ist das Fazit, das J. Dhondt resignierend aus seinen zahlreichen Arbeiten über die Regierungszeit des dritten Herrschers aus der KAPETINGER-Dynastie gezogen hat. Andere urteilen nicht ganz so skeptisch, aber einig ist sich die Forschung darin, dass der Enkel Hugo Capets zu den am wenigsten bekannten Herrschergestalten der französischen Geschichte gehört. Es gibt keine zeitgenössische Biographie über ihn; die Aussagen der erzählenden Quellen gehen über das Klischee, dass er ein tüchtiger Krieger gewesen sei, nicht hinaus, fassen damit aber gleichwohl ein wesentliches Merkmal seiner Regierung: Sie ist geprägt von dauernden Kämpfen der Selbstbehauptung und der Verteidigung der Monarchie gegen eine Vielzahl von mächtigen Feinden in wechselnden Allianzen. Das spiegelt sich auch in dem von Andreas von Fleury überlieferten Beiname des Königs, Municeps, wider, den der Autor damit erklärt, dass Heinrich, wo immer es möglich war, Burgen erobert habe (ob ...expugnationen quarumque munitionum), wobei er eine andere denkbare Deutung, die Annahme von Geschenken, ausdrücklich zurückweist (non a captione munerum).
    Die Epoche der frühen KAPETINGER erscheint als eine Geschichte des Niedergangs der Zentralgewalt, die mit Heinrich I. auf den absoluten Tiefpunkt gelangte. Zu fragen ist also nach dem Anteil, den er an der Festigung der Herrschaft der Dynastie und am Wiederaufstieg der Monarchie gehabt hat. Angesichts der desolaten Quellenlage und der Tatsache, dass eine kritische Edition der Urkunden Heinrichs noch nicht zur Verfügung steht, muß manches Urteil unsicher ausfallen und als vorläufig gelten; selbst die Ereignisgeschichte bietet keinen festen Grund, denn nicht immer ist eine eindeutige chronologische Einordnung der Fakten möglich. Mehr und mehr aber tendiert die Forschung zu einem letztlich positiven Gesamturteil über den KAPETINGER, dem sie diplomatisches Geschick im Umgang mit den großen Kronvasallen wie mit dem deutschen König und einen wachen Sinn für die politischen Realitäten bescheinigt. In dieser Sicht wird seine Herrschaft zum Ausgangspunkt für eine Konsolidierung und eine Wiedererstarkung der königlichen Gewalt in Frankreich.
    Als zweiter Sohn aus der Ehe Roberts des Frommen mit Konstanze von Arles wurde Heinrich wohl 1009/Anfang 1010 geboren. Sein Name, der für die robertinisch-kapetingische Dynastie nicht typisch war, bedeutete ein politisches Programm: Er verwies zurück auf den Herzog Heinrich (Odo) von Burgund (gestorben 1002), einen Sohn des Hugo Magnus, und dokumentierte den Anspruch Roberts auf das hart umstrittene Herzogtum, das der König erst 1016 seinem Hause endgültig sichern konnte. Um diese Zeit, wohl in Zusammenhang mit der Erhebung des ältesten Sohnes Hugo zum Mitkönig (9. Juni 1017), erhielt Heinrich die burgundische Herzogswürde, doch machte der Tod des Thronfolgers am 17. September 1025 eine neue Regelung erforderlich. Gegen den Widerstand seiner Gemahlin, die für den dritten Sohn Robert eintrat, setzte der König die Krönung Heinrichs durch, die am Pfingstfest 1027 in Reims erfolgte. Offensichtlich hat es im Episkopat grundsätzliche Kritik an der Institution des Mitkönigtums und Zweifel an der Eignung Heinrichs gegeben, wie aus einem Brief des Bischofs Odalrich von Orleans an Fulbert von Chartres hervorgeht. In diesem Zusammenhang wurde nun auch eine negative Charakteristik des jungen Königs kolportiert, der als falsch, schwerfällig, verweichlicht hingestellt wurde und dem man vorwarf, die Rechte seines Vaters zu mißachten. Das harte Urteil dürfte vom Haß der Mutter diktiert sein, aber der Realitätsgehalt und die Hintergründe des familiären Konflikts bleiben für uns im dunkeln. Der Erfolg des Königs bedeutete gleichzeitig einen Schritt in Richtung auf eine Durchsetzung des Prinzips der Primogenitur, natürlich ohne dass man hier schon an eine verfassungsrechtliche Konzeption denken kann. Bedeutsam ist ohne Zweifel, dass der Anspruch der Dynastie auf den Thron nicht prinzipiell in Frage gestellt wurde. Dem jüngeren Robert dürfte nun Burgund versprochen worden sein, über das er die Herrschaft allerdings wohl erst beim Regierungswechsel von 1031 übernahm.
    In der Zwischenzeit dauerten die innerdynastischen Machtkämpfe an, und die Königin trug mit ihren Intrigen daran eine nicht geringe Schuld. Im Jahre 1030 empörten sich beide Söhne gegen den Vater, Heinrich besetzte feste Plätze in der Francia, Robert in Burgund. Der Tod Roberts II. am 20. Juli 1031, bald nach der Aussöhnung, ließ den Bürgerkrieg erneut aufflammen; ohne Zweifel ging es Konstanze auch jetzt darum, Robert die Krone zu verschaffen. Auf ihre Seite stellten sich die Großen der Ile-de-France und Graf Odo II. von Blois-Champagne; Heinrich fand die Unterstützung der Grafen Fulko Nerra von Anjou und Balduin IV. von Flandern, dessen gleichnamiger Sohn seit 1028 mit des Königs Schwester Adele verheiratet war. Die entscheidende Hilfe aber leistete der Herzog Robert von der Normandie, der ihm in Fecamp Zuflucht gewährte. Ob seine Loyalität diesem damals das Vexin einbrachte, ist nicht ganz sicher. In das Zentrum des Konfliktes rückte die Auseinandersetzung um Sens. Konstanze hatte Odo den königlichen Anteil an der Stadt abgetreten, aber im Ringen um die Besetzung der erzbischöflichen cathedra nach dem Tode des Leothericus konnte der König seinen Kandidaten Gelduin gegen Odos Parteigänger Mainard durchsetzen; Odo mußte 1034 auf seinen Anteil an der Stadt verzichten.
    Dieser hochbedeutsame Erfolg des Königs war nicht zuletzt dadurch möglich geworden, dass Odos Ehrgeiz sich auf ein weiteres Ziel gerichtet hatte. Am 5./6. September 1032 war König Rudolf III. von Burgund gestorben. Als sein Neffe machte Odo Erbansprüche geltend, die bestens begründet waren, nachdem Kaiser HEINRICH II., ebenfalls ein Neffe Rudolfs, der seine Position zudem vertraglich abgesichert hatte, durch seinen vorzeitigen Tod als Mitbewerber ausgeschieden war. In HEINRICHS Nachfolger KONRAD II. erwuchs dem Grafen aber ein mächtiger Gegenspieler, der seine Ansprüche weniger auf das Erbrecht seiner Gemahlin Gisela, einer Nichte Rudolfs, sondern vor allem auf die Rechtsnachfolge seines Vorgängers gründete. Die gemeinsame Gegnerschaft gegen Odo führte den Kaiser und den französischen König zu einem Freundschaftsbündnis zusammen, das bei einem von Bischof Bruno von Toul und Abt Poppo von Stablo-Malmedy vermittelten persönlichen Treffen der beiden Monarchen zu Deville an der Maas Ende Mai 1033 durch eine Eheabsprache besiegelt wurde: Heinrich verlobte sich mit KONRADS zweiter Tochter Mathilde. Der frühe Tod der Prinzessin (1034) hat die Heirat freilich nicht zustande kommen lassen. Einen Angriff Odos auf Lothringen beantwortete der Kaiser mit einem Feldzug in die Champagne; zu gleicher Zeit belagerte Heinrich Sens. Der Graf mußte um Frieden bitten, ein weiterer Feldzug KONRADS im Sommer 1034 in Burgund besiegelte die Niederlage Odos und die Eingliederung des Königreichs in das Imperium.
    Heinrich I. hatte die schwere Krise erfolgreich bestanden; seine Mutter starb 1034, sein Bruder Robert blieb nun loyal. Die guten Beziehungen zum Reich wurden fortgesetzt, da der König eine Dame aus deutschem Hochadel und Verwandte des Kaisers, mit Namen ebenfalls Mathilde, heiratete. Von ihr, die vielleicht eine Tochter Liudolfs von Braunschweig und damit Enkelin der Kaiserin Gisela war, ist nicht mehr bekannt, als dass sie Heinrich eine - früh verstorbene - Tochter schenkte, im Jahre 1044 starb und in St-Denis bestattet wurde. Im Konflikt der Jahre 1031/34 wird das politische Kräftespiel erkennbar, das die Entwicklung des folgenden Jahrzehnts bestimmte.
    Die eigentliche Machtbasis des Königs bildeten die Ile-de-France und die Kronbistümer, in denen er die Kirchenhoheit ausübte. Hier setzte er in der Regel den Bischof ein - "gewohnheitsmäßig" (ex more), wie es 1039 für Auxerre heißt. Wenn auch die Diplome kaum eine statistische Auswertung erlauben, so scheint aus ihnen doch hervorzugehen, dass sich der Schwerpunkt der königlichen Herrschaft allmählich von Orleans nach Paris verlagerte. Insgesamt war ihr Aktionsfeld sehr begrenzt, da die Krondomäne von den großen Lehnsfürstentümern nahezu eingeschnürt wurde.
    Hauptgegner war der Graf von Blois-Champagne, der zudem Verbindungen zur Bretagne hatte, da der Herzog Alan III. mit Odos II. Tochter Bertha verheiratet war. Freilich verringerte sich die von hier drohende Gefahr, als Odo bei einem erneuten Einfall in Lothringen am 15. November 1037 in der Schlacht von Bar den Tod fand. Sein Herrschaftsbereich wurde, wie es scheint mit Zustimmung des Königs - unter seine beiden Söhne Theobald I. und Stephan I. aufgeteilt. Als Stephan bereits 1045/48 starb, übernahm Theobald die Vormundschaft für seinen Neffen Odo und vereinigte damit die Macht des Grafenhauses wieder in seiner Hand.
    Auch für die Normandie traten zunächst innere Probleme in den Vordergrund, nachdem Herzog Robert der Prächtige im Juli 1035 auf der Rückkehr von einer Jerusalempilgerfahrt in Nikaia gestorben war. Die Regentschaft sicherte dem unmündigen Nachfolger, Roberts Bastard-Sohn Wilhelm II., zwar die Herrschaft, war aber zur Fortsetzung einer expansiven Politik, die sich unter anderen gegen die Bretagne gerichtet hatte, nicht in der Lage. Offenbar ist Heinrich, der die Erbfähigkeit Wilhelms anerkannt hatte, um 1040/41 selbst gegen die Normandie offensiv geworden, doch bleiben die Hintergründe dieser militärischen Auseinandersetzungen im Dunkeln.
    In das Zentrum des politischen Geschehens rückten mehr und mehr die Grafen von Anjou. Fulko Nerra hatte in der Thronkrise HeinrichI. unterstützt, sein Sohn Gottfried Martell aber, mit dem er sich überworfen hatte, nutzte die schwierige Lage des KAPETINGERS, um seine ehrgeizigen Pläne durchzusetzen. Diese waren einmal auf das Vermandois gerichtet und erfolgreich, als er mit Zustimmung des Königs die Lehnsoberhoheit über die Grafschaft gewann. Die zweite Stoßrichtung war Aquitanien. Hier war der Herzog Wilhelm V., der Große, 1030 gestorben. Gottfried heiratete die Witwe Agnes, eine Tochter des Grafen Otto-Wilhelm von Burgund. Diese Ehe eröffnete ihm nach seinen Vorstellungen vielleicht sogar Aussichten auf den burgundischen Raum; Agnes selbst ging es aber in erster Linie wohl darum, die Hilfe des Grafen von Anjou gegen Wilhelms Söhne aus dessen 1. Ehe zu gewinnen, Tatsächlich führte dieser im Herbst 1033 einen Feldzug gegen Aquitanien und setzte den Herzog Wilhelm VI. gefangen. Auch nach seiner Freilassung im Jahre 1036 hat der Herzog bis zu seinem Tode Ende 1038 seine Autorität nicht wieder festigen zu können, und gleiches gilt für seinen Bruder und Nachfolger Odo, der bereits im März 1039 den Tod fand. In der Zeit Wilhelms VII. (1039-1058) dominierte Agnes, und über sie konnte auch Gottfried Martell seinen Einfluß in Aquitanien geltend machen; dem Zugriff des Königs aber blieb dieser Raum ganz entzogen.
    Ebensowenig hat der KAPETINGER in Burgund, wo sein Bruder Robert die herzogliche Macht erst festigen mußte, und in Flandern Regierungsbefugnisse ausüben können. Die flandrische Expansionspolitik war auf die alten Grenzmarken des Reiches, Eaname und Valenciennes, sowie auf das Bistum Cambrai ausgerichtet. Mit welcher Konsequenz Graf Balduin V. seine Ziele in diesem Raume verfolgte, zeigt nicht zuletzt die Ehe seines Sohnes Balduin (VI.) mit der Gräfin Richilde nach dem Tode von deren ersten Gemahl Hermann (1051), die den Anfall von Hennegau an Flandern vorbereiten sollte. Für Heinrich I. war immerhin wichtig, dass sowohl der Herzog als auch der Graf Loyalität wahrten; von entscheidender Bedeutung aber war, wie sich das Verhältnis zu Gottfried Martell gestalten würde. Dieser hatte an Macht und Bewegungsfreiheit gewonnen, seit sein Vater auf der Rückkehr von seiner dritten Pilgerreise nach Jerusalem im Juni 1040 gestorben war.
    Als der jüngste Bruder des KAPETINGERS, Odo, der schon 1033 auf seiten Odos II. gestanden hatte, im Jahre 1041 im Bunde mit zahlreichen Großen der Francia und den Grafen von Blois-Champagne den Aufstand wagte und dabei vielleicht von der Krone träumte, hielt der Graf von Anjou zum König und verhalf diesem zum Siege. Dafür ließ ihm Heinrich nun freie Hand gegen die aufrührerischen Grafen, und Gottfried begann den Kampf um die Touraine.
    Um diese Zeit wurden auch die deutsch-französischen Beziehungen wieder intensiviert. Im April 1043 traf Heinrich mit dem deutschen König HEINRICH III. in Ivois am Chiers zusammen. Was dabei im einzelnen verhandelt wurde, entzieht sich unsere Kenntnis, aber man wird sicher nicht fehlgehen in der Vermutung, dass der SALIER hier die Zustimmung des französischen Königs als des Lehsnherrn der Herzogin Agnes zu dem deutsch-aquitanischen Eheprojekt, seiner Heirat mit Agnes von Poitou, der Tochter der Herzogin, eingeholt hat. Die Hochzeit fand Ende November 1043 in Ingelheim statt. Man hat diese Verbindung häufig als einen gegen den französischen König gerichteten politischen Schachzug interpretiert, durch den der SALIER sich mit dem Grafen von Anjou, dem Stiefvater der Agnes, verbündet und damit nicht nur Rückendeckung gegen die Söhne Odos II., sondern auch gegen mögliche Ansprüche Heinrichs I. auf lothringische Gebiete gewonnen habe. Dabei wurde auf die politische Entwicklung im Reich hingewiesen, um eine solche Deutung zu stützen. Hier hatte sich im Laufe des Jahres 1044 der Herzog Gottfried der Bärtige von Lothringen gegen HEINRICH III. empört, um die von diesem vorgenommene Teilung seines Herzogtums zu verhindern. Nach den Annalen von Niederaltaich soll er dabei mit dem französischen König konspiriert haben. Konnte das anders verstanden werden als der Versuch des KAPETINGERS, dem SALIER im Gegenzug gegen das Bündnis mit dem Grafen von Anjou Schwierigkeiten im Reich zu bereiten? Nun läßt sich zeigen, dass der Annalenbericht keineswegs glaubwürdig ist, und die Absichten, die HEINRICH III. mit seiner poitevinischen Ehe verfolgte, werden zweifellos verzeichnet, wenn man darin eine Spitze gegen Heinrich I. sieht. Sie gehört in den Zusammenhang der burgundischen Politik des SALIERS, der mit der Hand der Agnes, der Enkelin des Grafen Otto-Wilhelm, ihre burgundischen Verwandten zu gewinnen suchte. Ob Gottfried Martell an dem Eheprojekt wesentlich beteiligt war, ist nicht sicher; die treibende Kraft auf aquitanischer Seite war wohl eher seine ehrgeizige Gemahlin, und der KAPETINGER dürfte in Ivois sein Einverständnis erklärt haben. Es ist im übrigen völlig undenkbar, dass Heinrich I. sich auf ein ungewisses außenpolitisches Abenteuer eingelassen hätte, ausgerechnet zu einer Zeit, da in seinem eigenen Machtbereich ein entscheidender Waffengang bevorstand.
    Das Ringen um die über ein Jahr lang belagerte Stadt Tours beendete Gottfried Martell mit seinem Sieg in der Schlacht von Nouvy am 21. August 1044. Dem Grafen Stephan gelang die Flucht, Theobald aber fiel in Gefangenschaft und erkaufte seine Freilassung, indem er dem Sieger nicht nur Tours, sondern auch die anderen befestigten Plätze der Touraine überlassen mußte. Den Friedensvertrag vermittelte der König selbst; die Niederlage nutzte er unmittelbar, indem er diesem die alte Königsabtei St-Medard in Soissons entzog und wieder königlichem Schutz unterstellte. Mit dem Sieg von Nouvy übernahm Gottfried die führende Rolle im Königreich. Die Grafschaft Maine war das nächste Ziel seiner expansiven Politik. Heinrich I. ließ ihm auch hier freie Hand, zumal der Bischof Gervasius von Le Mans eine Parteigänger des Grafen von Blois war. Gottfried nahm Gervasius um 1048 gefangen und gab ihm erst die Freiheit zurück, als er sich nach dem Tode des Grafen Hugo 1051 in Maine voll durchgesetzt hatte. Zu dieser Zeit aber hatte sich die innenpolitische Szenerie bereits gewandelt. In Maine waren auch Interessen der Normandie berührt, und da die steigende Macht des Grafen von Anjou mehr und mehr auch die kapetingische Monarchie einschnürte, näherte sich Heinrich I. dem Herzog Wilhelm II. Als dieser im Januar 1047 bei Vales-Dunes eine Rebellion der normannischen Großen niederschlagen konnte, war der KAPETINGER mit seinen Truppen an diesem Siege maßgeblich beteiligt. Von nun an konnte Heinrich mit normannischer Unterstützung gegen die ausgreifende angevinische Macht rechnen.
    Welche Bedeutung den deutsch-französischen Beziehungen in diesem Kräftespiel zukommt, ist schwer zu sagen und in der Forschung heftig umstritten. Offenbar hat sich das Verhältnis des deutschen Hofes zur Herzogin Agnes und zu Gottfried Martell in diesen Jahren günstig entwickelt. Das könnte Heinrichs I. Mißtrauen geschürt und ihn auf den Gedanken gebracht haben, dem SALIER im Gegenzug Schwierigkeiten in dem ohnehin unruhigen Lothringen zu bereiten. So wäre vielleicht der französische Invasionsplan, von dem die Lütticher Bistumsgeschichte zum Frühjahr 1047 berichtet, zu erklären. Der Chronist gibt den Ratgebern des KAPETINGERS die Schuld an den Verwicklungen. Sie hätten, als sie erkannt hatten, dass die Grenzgebiete des Reiches durch HEINRICHS III. Italienzug von Truppen entblößt waren, und daher glauben konnten, leichtes Spiel zu haben, ihren König für einen Vorstoß auf Aachen gewonnen; dabei sei man davon ausgegangen, dass die Eroberung des Hauptortes Heinrich I. schnell das ganze Lothringen einbringen werde. Die offizielle Rechtfertigung des Unternehmens sollte der Erbanspruch des KAPETINGERS auf die Gebiete sein, die sein Vorgänger mit List entrissen worden seien. Dem Eingreifen des Bischofs Wazo schreibt der Chronist das Hauptverdienst daran zu, dass der drohende französische Einmarsch verhindert werden konnte. Er habe Heinrich I. brieflich an die alten freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Reichen erinnert und, als dies nichts fruchtete, an die Königsehre des KAPETINGERS appelliert. Das habe Heinrich dann zum Einlenken bewogen.
    Der Bericht enthält viele Ungereimtheiten und wird durch keine andere, vor allem nicht durch eine französische Quelle gedeckt. Das oft vermutete Zusammenspiel mit neuen Aufstandsplänen Gottfrieds des Bärtigen ist nicht gegeben. Der lothringische Herzog schlug - im Bündnis mit Balduin V. von Flandern - erst im Herbst 1047 los, nachdem der Kaiser im Konflikt mit Dietrich von Holland eine empfindliche Niederlage hatte hinnehmen müssen, und obwohl HEINRICH III. durch diese Rebellion in große Schwierigkeiten geriet, hat der KAPETINGER die günstige Gelegenheit zum Eingreifen nicht genutzt. Wie ernst also der französische Invasionsplan tatsächlich gewesen ist, läßt sich nicht abschätzen. Es spricht vieles dafür, dass der Lütticher Bericht lediglich einen Reflex von in der Grenzregion zu Flandern kursierenden Gerüchten darstellt und der Chronist Anselm seinen Bischof Wazo zum Helden hochstilisierte. Immerhin kam es - wohl wieder durch Vermittlung des Bischofs Bruno von Toul - im Oktober 1048 zu einem erneuten Treffen der beiden Herrscher in Ivois, das den Irritationen, falls solche existiert haben sollten, ein Ende setzte. Sowohl der Kaiser als auch der französische König waren daran interessiert, ihren mächtigen Vasallen die Aussicht auf Rückhalt im Ausland zu nehmen, wenn sie gegen die Zentralgewalt zu opponieren versuchten. So erfolgte nun der Abschluß eines Freundschaftsvertrages, dessen Inhalt uns nicht überliefert ist, der aber im wesentlichen die Verpflichtung zur Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten im Herrschaftsbereich des Vertragspartners zum Gegenstand gehabt haben dürfte.
    Offenbar genau ein Jahr später, als Papst Leo IX. Anfang Oktober in Reims ein großes Reformkonzil abhielt, führte Heinrich sein Heer gegen Gottfried Martell und wurde dabei durch starke Truppen Wilhelms von der Normandie, aber wohl auch von Theobald von Blois-Champagne unterstützt. Der Verlauf des Feldzuges bleibt im einzelnen undurchsichtig, am Erfolg des Königs ist jedoch nicht zu zweifeln; er eroberte die Festung Mouliherne bei Angers. Eine Folge dieser Konstellation war aber auch, dass Wilhelm II. zunehmend Bewegungsfreiheit erhielt und sich nun offensiv mit Stoßrichtung Maine in das politische Kräftespiel einschaltete. Zugleich näherte sich der Herzog Flandern und vermählte sich trotz eines von Leo IX. auf dem Reimser Konzil ausgesprochenen Verbotes um 1051 mit Balduins V. Tochter Mathilde, die über ihre Mutter Adele eine Enkelin Roberts des Frommen war. Das päpstliche Eheverbot hatte wohl politische Gründe: Leo IX. wollte offenbar eine weitere Stärkung des antikaiserlichen Lagers verhindern. Die Aktivitäten Wilhelms führten schließlich im Jahre 1052 noch einmal zu einer Umorientierung der königlichen Politik. Heinrich schloß mit Gottfried Martell Frieden; bis zum Tode des KAPETINGERS hat das Bündnis mit Anjou Bestand gehabt. Dass Gottfried eben jetzt mit seiner Gemahlin Agnes brach und damit einen möglichen Rückhalt am Reich verlor, könnte der neuen Konstellation förderlich gewesen sein.
    Um diese Zeit traf Heinrich I. eine persönliche Entscheidung von erheblicher politischer Tragweite: Wahrscheinlich am Pfingstfest des Jahres 1051 vermählte er sich mit Anna, der Tochter des Großfürsten Jaroslav von Kiew; es war offenbar jene russische Prinzessin, die der Großfürst Ende 1042 mit HEINRICH III. zu verheiraten gehofft, die dieser aber zurückgewiesen hatte. Die Ehe, aus der drei Söhne, Philipp (geboren 1052, Ende Mai), Robert (geboren vor Juni 1054) und Hugo, hervorgegangen sind, ist in der älteren französischen Forschung geradezu zu einem Symbol der "amitie francorusse" hochstilisiert worden. Diese anachronistische Sicht soll uns nicht hindern, die dynastische Verbindung, bei der offenbar eine Initiative Heinrichs I. mit den politischen Ambitionen Jaroslaws zusammentraf, in größere politische Zusammenhänge einzuordnen. Eine Schwester Annas war mit Andreas von Ungarn, eine andere mit Harald von Norwegen verheiratet - beide Könige aber standen dem Reich in erbitterter Feindschaft oder entschiedener Ablehnung gegenüber. Der Herzog Kasimir von Polen, der sicher nicht zu den unbedingt zuverlässigen Vasallen des Reiches gehörte, war ein Schwager Jaroslaws. So wird man dem französischen König zwar nicht weit ausgreifende geopolitische Absichten unterstellen dürfen, aber wohl doch das Bestreben erkennen können, den engen Rahmen königlicher Politik in Frankreich auszuweiten und auch gegenüber dem Reich Bewegungsfreiheit zu gewinnen.
    Tatsächlich verschlechterten sich nun die deutsch-französischen Beziehungen schnell. Der Streit zwischen St-Denis und St. Emmeran in Regensburg um den Besitz der echten Reliquien des heiligen Dionysius 1052/53 trug nicht wenig zur Abkühlung des Verhältnisses bei. Die Behauptung der Regensburger Mönche, den wahren Leib des Märtyrers zu besitzen, stellte eine Herausforderung und Beleidigung der ganzen Francia dar. Von noch nachhaltiger Negativwirkung aber war der überraschende Frontwechsel des Grafen Theobald von Blois-Champagne, der 1054 dem Kaiser huldigte und Hilfe versprach. Die lapidare Notiz in der Chronik Hermanns von Reichenau läßt die Hintergründe im dunkeln. Möglicherweise suchte Theobald, dessen Gegnerschaft zu Gottfried Martell andauerte, durch eine Annäherung an den Kaiser das angevinisch-kapetingische Bündnis zu neutralisieren. Oder lag die Initiative beim SALIER, der sich für seinen bevorstehenden Flandernfeldzug Rückendeckung gegenüber dem französischen König verschaffen wollte? Vielleicht hat sogar HEINRICHS III. Schwiegermutter Agnes ihre Hand im Spiele gehabt. Für sie ist gerade um diese Zeit eine Verbindung zu Theobald belegt. Wie dem auch sei, der KAPETINGER sah sich plötzlich der Gefahr gegenüber, dass sich jene unselige Konstellation der ottonischen Zeit wiederholen könne, als das politische Doppel- und Wechselspiel der Kronvasallen die französische Monarchie in eine Dauerkrise stürzte. Eine persönliche Begegnung der beiden Herrscher sollte den Sprengstoff, der sich angesammelt hatte, entschärfen. Sie fand bald nach dem Pfingstfest 1056 in Ivois statt und endete mit einem Eklat. Wieder lassen uns die Quellen über die Hintergründe im unklaren. Wenn Heinrich I. dem Kaiser Vertragsbruch vorwirft, so dürfte es dabei nicht - wie Lampert von Hersfeld meint - um die "Rückgabe" eines sehr großen Teiles des regnum Francorum, also wohl Lothringens, an den KAPETINGER gegangen sein. Dass jemals - etwa 1048 - eine solche Vereinbarung getroffen worden sein sollte, ist zweifellos reinste Phantasie; eher wird die Lehnsnahme des Grafen von Blois der Anlaß für die Beschwerde Heinrichs I. gewesen sein. Der SALIER wies die Vorwürfe zurück und soll sich bereit erklärt haben, ihre Haltlosigkeit im Zweikampf zu erweisen; dem angebotenen Gottesurteil aber habe sich der französische König durch die Flucht entzogen. Das Treffen endete in offenen Bruch. Die Ereignisse von Ivois und ihre Vorgeschichte lassen einen bemerkenswerten Wandel im deutsch-französischen Verhältnis deutlich werden. Die Methoden der kaiserlichen Politik orientierten sich offenkundig noch am ottonischen Vorbild, aber das französische Königtum war, auch wenn sich seine Macht immer noch relativ bescheiden darstellt, nicht mehr mit den Maßstäben des 10. Jahrhunderts zu messen. Das beweist nicht zuletzt auch die Ehe des KAPETINGERS mit einer russischen Prinzessin.
    Die innenpolitische Szenerie war in dieser Zeit schon entscheidend durch die Auseinandersetzung mit der Normandie bestimmt. Die Opposition einzelner Großer gegen Wilhelm II. nutzend, griff Heinrich den Herzog im Bündnis mit Gottfried Martell an, mußte sich aber zurückziehen, als sein Bruder Odo im Februar 1054 bei Mortemer eine schwere Niederlage erlitt. Wilhelm triumphierte über die Aufrührer und ließ den zur Opposition zählenden Erzbischof Maugerius von Rouen auf einer Synode in Lisieux absetzen; dessen Nachfolger Maurilius stand der Kirchenreform nahe. Die Vorgänge dokumentieren eindrucksvoll die Konsolidierung der Herzogsherrschaft wie die Kirchenhoheit des Herzogs und lassen auch eine gewisse Ausgeschlossenheit Wilhelms gegenüber den kirchlichen Reformideen erkennen. Der Ausgleich mit Heinrich I. war nur von kurzer Dauer, da Gottfried den Kampf um Maine fortsetze. Im Jahre 1057 griffen die Verbündeten den Herzog erneut an, wurden aber bei Varaville wiederum besiegt. Nun ging Wilhelm im Vexin in die Offensive gegen den König und eroberte Thimert. Heinrichs Versuche, die Feste zurückzugewinnen, blieben bis zu seinem Tode ohne Ergebnis.
    Das Scheitern in der Normandie aber wurde durch einen Erfolg auf anderer Ebene mehr als wettgemacht. Am Pfingstfest (23. Mai) des Jahres 1059 konnte Heinrich seinen Sohn Philipp in Reims zum Mitkönig erheben und durch den Erzbischof Gervasius weihen lassen. Die dynastische Kontinuität und die kapetingische Herrschaft waren damit gesichert. Die Anwesenheit zweier päpstlicher Legaten gab dem Akt ein besonders feierliches Gepräge.
    Damit stellt sich nun auch die Frage nach dem Verhalten Heinrichs I. zum Reform-Papsttum. Für das historische Urteil hat das Reimser Konzil vom Oktober 1049 dabei eine Schlüsselfunktion gewonnen. Die Einladung Leos IX. hatte der KAPETINGER mit der Bitte um eine Verschiebung beantwortet, da ihm wichtiger Staatsgeschäfte wegen eine Teilnahme nicht möglich sei, und unter dem Vorwand oder dem willkommenen Anlaß eines Feldzuges gegen Gottfried Martell war er schließlich der Kirchenversammlung ferngeblieben. Sein Mißtrauen gegenüber einer Reformpolitik, bei der der Papst offensichtlich die tatkräftige Unterstützung des Kaisers genoß, wurde von seinen Ratgebern eifrig geschürt, die ihm mit deutlicher Abneigung gegenüber dem päpstlichen Vorgehen die Reformmaßnahmen als eine Belastung bei der Bewältigung der dringendsten politischen Probleme, nämlich der Festigung der Königsgewalt gegenüber der ausgreifenden Macht der Großen, vor Augen stellten. Leo IX. ging es um eine moralische Reform, um die Bekämpfung von Simonie und Priesterehe, und in Reims sollten für Frankreich die Weichen gestellt werden. Das Konzil ging gegen simonistische Bischöfe vor, sprach Absetzungen aus, und der Papst nahm Neubesetzungen vor; die Bischöfe, die ohne rechtmäßige Entschuldigung fehlten oder sich aus Furcht vor päpstlicher Strafe dem königlichen Heer angeschlossen hatten, wurden exkommuniziert. Heinrich hat auf die päpstlichen Maßnahmen nicht reagiert; er verfolgte die Taktik, sich zurückzuhalten, solange sein Anspruch auf Kirchenhoheit nicht grundsätzlich in Frage gestellt war. Einen Konflikt mit dem Reformpapsttum, dem sich das schwache Königtum nicht leisten konnte, hat er so vermeiden können, aber er hat dafür in Kauf nehmen müssen, dass sein Ruf in Reformkreisen ruiniert war: Für den Kardinalbischof Humbert von Silva Candida, einen gebürtigen Lothringer, der mit seinen "Drei Büchern gegen die Simonisten" um 1058 den Frontalangriff gegen das Staatskirchentum führte, ist der KAPETINGER dem "Sohn des Verderbens, dem Antichristen" gleich, ein Tyrann, der die Francia occidentalis zugrunde richtet. Dieses Verdikt erhält eine besondere Schärfe vor dem Hintergrund des überaus positiven Urteils, das der rigorose Vorkämpfer der Reform über den Kaiser HEINRICH III. gefällt hat. Auch Papst Nikolaus II. hat Kritik an der Kirchenpolitik des Königs geübt und in einem von Petrus Damiani verfaßten Schreiben die Königin Anna aufgefordert, in kirchlichem Sinne auf ihren Gemahl einzuwirken. Dabei bescheinigt er ihr männliche Tugendkraft in einer weiblichen Brust. Ob mehr dahinter steckt als bloß floskelhafte Schmeichelei?
    In Frankreich übernahmen nun die päpstlichen Legaten mehr und mehr die führenden Rolle in der Propagierung der Reformideen; auf Synoden griffen sie massiv in die kirchlichen Verhältnisse des Königreiches ein. Offenbar hatte der Papst darüberhinaus dem Erzbischof Gervasius von Reims, dem ehemaligen, von Gottfried Martell vertriebenen Bischof von Le Mans, eine gewisse Vermittlungsfunktion zwischen Rom und der französischen Kirche zugedacht. Er sollte die Zustimmung des Königs für ein bereits von Viktor II. geplantes Reformkonzil in Reims einholen und eine Frankreichreise Nikolaus' II. vorbereiten. Beides ist nicht zustande gekommen. Ob Heinrich selbst die Schuld daran trifft, ist schwer zu sagen; an der Kurie hat man offenbar vor allem seiner Umgebung größtes Mißtrauen entgegengebracht.
    An den beiden die gesellschaftlichen Verhältnisse seiner Zeit zutiefst prägenden politisch-religiösen Bewegungen, dem von der Kirche propagierten Gottesfrieden und der monastischen Reform, hat Heinrich keinen erkennbaren bedeutsamen Anteil gehabt. Mit der neuen Friedensreform der Treuga, dem Fehdeverbot an bestimmten Wochen- und Festtagen, mag er sympathisiert haben, durchsetzen konnte er sie in seinem engeren Machtbereich nicht, und die mächtigen Kronvasallen waren seinem Einfluß ohnehin entzogen. Zu Cluny hat der König keine Verbindung gehabt; bei der Privilegierung von Klöstern - Schenkungen, Bestätigungen und Verleihungen von Königsschutz - folgte er vor allem politischen Rücksichten. Der Kanonikerreform stand er anscheinend aufgeschlossen gegenüber. Dabei dürften praktische Gesichtspunkte mit eine Rolle gespielt haben; denn mehr als die Mönchsklöster waren die Kanonikerstifte geeignet, administrative Funktionen zu übernehmen. Das von ihm selbst wiederbegründete Pariser Kloster St-Martin-des-Chaps hat er reich dotiert und mit Regularkanonikern besiedelt. In der Zweckbestimmung der Stiftung zum Seelenheil der Eltern und zum Wohle der eigenen Familie wird ein wenig auch eine persönliche religiöse Haltung erkannbar. Aus allen diesen eher bruchstückhaften Einzelheiten ergibt sich, dass seine Kirchenpolitik wesentlich von den Erfordernissen der Herrschaftssicherung bestimmt war. Besonders wichtig war es für ihn, die Verfügungsgewalt über die Kronbistümer zu behaupten. Dass es bei der Besetzung der Bischöfsstühle häufig nicht ohne Simonie abging, ist nicht zu bezweifeln und wird auch durch spätere Quellen bestätigt.
    Ein abschließendes Urteil über die Regierungstätigkeit des dritten KAPETINGERS zu fällen erscheint angesichts der fragmentarischen Überlieferung nicht leicht. Unzweifelhaft bewegte sich die königliche Herrschaft in einem enggesteckten Rahmen, der gegenüber der Regierung Roberts des Frommen noch geschrumpft war, und unterschied sich nicht wesentlich von der der großen Kronvasallen. Die Ile-de-France war die kapetingische Machtbasis. Heinrich hat sie zu erweitern versucht, wenn er - wie beispielsweise in Sens oder in Soissons - dazu eine Möglichkeit sah, doch waren die Erfolge bescheiden. Der Niedergang der königlichen Autorität ist ablesbar an der Tätigkeit der Kanzlei. Die Zahl der ausgestellten Urkunden ist, verglichen etwa mit den Ausfertigungen des deutschen Königs, aber auch des Herzogs der Normandie, sehr gering, und der Aktionsradius begrenzt. Der Raum südlich der Loire wird nicht mehr erfaßt; für normannische, flandrische oder burgundische Empfänger urkundet der König nur in Ausnahmefällen und eher zufällig. Häufig bestätigt er lediglich die Urkunden andere Aussteller, indem er sie signiert oder mit seinem eigenen Siegel versieht. Die Aufnahme von Zeugen in wachsender Zahl nähert die Königsurkunde formal der Privaturkunde an. Dabei ist im Hinblick auf den sozialen Rang der Unterfertigenden deutlich ein Absinken festzustellen. Die großen Kronvasallen sind nicht mehr, die bedeutenden Grafen der Francia nur spärlich vertreten; statt dessen erscheinen nun zunehmend Grafen Vizegrafen, Kastellane und kleine Herren der Krondomäne in den Zeugenlisten - ein Indiz für das sinkende Prestige des königlichen Hofes. Aber diese Entwicklung hat auch ihre positive Seite: Die Konzentration auf einen begrenzten Raum war die Voraussetzung für eine Konsolidierung der Monarchie; mit der Schaffung der Hofämter werden Ansätze zu einer Neuformierung des königlichen Hofes und der Administration erkennbar. Dass Heinrich seinem minderjährigen Sohn die Thronfolge sichern konnte, macht deutlich, dass das Königtum der KAPETINGER im Prinzip nicht bestritten wurde. Die Weichen für den Wiederaufstieg der Monarchie waren gestellt, als der König am 4. August 1060 in der Pfalz Vitry-aux-Loges starb. Bestattet wurde er in der alten Königsabtei St. Denis.



    Gestorben:
    Pfalz Vitry-aux-Loges

    Heinrich heiratete Mathilde in 1033. Mathilde (Tochter von Konrad II. und von Schwaben, Gisela) wurde geboren in 1027; gestorben in Jan 1034; wurde beigesetzt in Worms [67547],Worms,Rheinland-Pfalz,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]


  3. 27.  von Frankreich, Robert I. Graphische Anzeige der Nachkommen (20.Robert5, 14.Hugo4, 6.Hugo3, 3.Robert2, 1.Robert1) wurde geboren um 1011; gestorben am 21 Mrz 1076 in Fleury-sur-Ouche [21410],Côte-d'Or,Bourgogne,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1032-1076, Burgund,Frankreich; Herzog von Burgund

    Notizen:

    Robert I. der Alte
    Herzog von Burgund (1032-1076)
    ca. 1011-21.3.1076 Fleury-sur-Ouche
    3. Sohn des Königs Robert II. der Fromme von Frankreich aus seiner 3. Ehe mit der Konstanze von Toulouse, Tochter von Graf Wilhelm I. von Arles

    Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 891

    Robert I., Herzog von Burgund
    * um 1007, + 21. März 1075 Fleury-sur-Ouche
    Sohn von Robert II., König von Frankreich und der Konstanze von Arles

    Obwohl seine Mutter versuchte, Robert als Thronerben durchzusetzen, mußte er sich mit dem Herzogtum Burgund, das ihm sein Bruder, König Heinrich I., 1032 überließ, begnügen. Robert vermählte sich mit Helie von Semur, Nichte des Bischofs Hugo von Chalon, verstieß sie aber später, um Ermengarde (von Anjou?) zu heiraten. Der Herzog war bestrebt, die Kontrolle über die Grafschaft Auxerrois (Auxerre) zu bewahren, mußte aber nach mehreren Kriegen, bei denen seinen ältester Sohn umkam, auf sie verzichten (Konzil von Autun, 1069). Die herzogliche Domäne wurde um Semur-en-Auxois vergrößert. Streitigkeiten mit der Kirche trugen Robert I. einen zweifelhaften Ruf ein; es wurde ihm die Ermordung seines Schwagers Damas von Semur zur Last gelegt. Robert I. führte wohl einen Feldzug zur Sicherung Barcelonas durch und unternahm eine Wallfahrt nach Rom. Die Umstände seines wenig ehrenhaften ("dedecorose") Todes sind unklar; seine Frau soll gleichzeitig mit ihm gestorben sein. Der ihm von Historikern zuerkannte Beiname "Ohneland (sans Terre)" ist nicht authentisch. Robert I. designierte zum Nachfolger seinen 3. Sohn Robert, der aber von Roberts I. Enkel Hugo I. ausgeschaltet wurde.

    Brandenburg Erich: Tafel 41 Seite 82, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    XI. 245. Robert I., Herzog von Burgund 1032
    * ca. 1011, + 1076 21. III.
    Gemahlinnen:
    a) ca. 1030 (?) Irmgard, Tochter Fulcos von Anjou, OIO wohl wegen Verwandtschaft (siehe X 8)
    b) ca. 1033 Helie, Tochter des Dalmas von Semur, verstoßen ca. 1055

    Glocker Winfrid: Seite 328, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VII, c. 61 Robert I. Herzog von Burgund 1032
    * c. 1011, + 1076 III 21
    1. oo c. 1030 Irmgard cognomine Blanca, Tochter Fulcos von Anjou, wohl wegen Verwandtschaft geschieden
    2. oo c. 1033 Helie, Tochter des Dalmas von Semur, verstoßen vor 1055 I 16

    Herzog Robert I. von Burgund (mit dem die capetingische Sekundogenitur der Herzöge von Burgund beginnt; vgl. Kienast, Herzogstitel Seite 98 bis 105) ist als Sohn König Roberts II. von Frankreich durch Rodulf Glaber III c. 9, § 376, Seite 85, bezeugt. Roberts Sterbedatum ist von Petit, Bourgogne, Band 1, Seite 185 Anmerkung 3 festgestellt.
    Die erste Ehe Roberts mit Irmgard Blanca ist nur in einer genealogischen Tafel der Genealogiae comitum Andegavensium (Tafel Nr. I, Druck bei Halphen, Chroniques de Anjou Seite 247) bezeugt; vgl. dazu Brandenburg X, 8, der diese erste Ehe Roberts vor die gut bezeugte Vermählung des Burgunder-Herzogs mit Helie setzt.
    Die Belege für die zweite Ehe Roberts mit der Tochter des Dalmas von Semur und die Verstoßung dieser Gemahlin hat Petit, Bourgogne Band 1, Seite 134 f. und Seite 165, zusammengestellt.
    Robert I. der Alte rebellierte mit Hife seiner zänkischen Mutter, die ihm dem älteren Bruder vorzog, und unterstützt von Champagne und Flandern 1030/31 gegen den Vater und 1031/32 gegen seinen Bruder Heinrich I. Er wurde 1032 Herzog von Burgund und Erster Pair von Frankreich und verzichtete für diesen zugestandenen Sonderstatus unter den Kronvasallen auf seine Thronansprüche. Er wurde zum Begründer der zweiten kapetingischen Dynastie, die bis 1361 regierte. Er blieb dem königlichen Bruder gegenüber feindlich gesonnen und seine Nachkommen setzten diese Politik fort. Robert war brutal und gewalttätig und erschöpfte sich zeitlebens in Fehden gegen seine großen Vasallen (unter anderem Macon, Auxerre, Chalon und Nevers) und gegen Kirche und Klöster, die er hemmungslos beraubte. Seinen ersten Schwiegervater ermordete er.

    Kienast, Walther: Seite 102-105, "Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert)"

    Mit Robert (1031-1076) kommt in Burgund die zweite capetingische Dynastie zur Regierung; sie hat die Geschicke des Landes bis zum Aussterben im Jahre 1361 gelenkt. Obwohl das Herzogtum, verglichen mit seinem Umfang unter Richard dem Gerichstherrn, beträchtlich verkleinert war und nur aus den vier Grafschaften Dijon, Beaunne, Autun und Avalon bestand, ist der Herzogstitel, den der vorletzte KAROLINGER dem neuen Geschlecht verliehen hatte, nunmehr völlig festgewurzelt. In den Urkunden König Heinrichs I. unterzeichnet Robert als dux Burgundionum oder Burgundiae, während Heinrich umgekehrt Urkunden signiert, in denen sein Bruder diesen Titel führt. Und so bleibt es unter Philipp I. Auch in seinen eigenen Urkunden tritt Robert I., der jahrzehntelang regiert hat (+ 1076), immer als Herzog, einmal als dux et rector, niemals als Graf oder mit anderen Titeln auf.

    1033 1. oo Helie de Semur-en-Briennais, Tochter des Seigneur Damas I. - 1046 - nach 1055 (oder 22.4.1109) als Nonne

    1048 2. oo 2. Irmgard von Anjou, Tochter des Grafen Fulco III., 1018-21.3.1076
    (1. oo Gottfried II. Ferreol von Gatinais -um 1046 )

    Kinder:
    1. Ehe
    - Hugo 1034- 1059/Anfang 1060 gefallen
    - Heinrich "Junker von Burgund" 1035- nach 1070/vor 1074
    - Simon ca 1040/45- nach 1087
    - Robert ca 1040- 1113 ermordet
    - Konstanze um 1046- nach 2.3.1093
    1. oo Hugo II. von Semur Graf von Chalon - um 1080
    1081 2. oo 2. Alfons VI. König von Kastilien 1036-30.6.1109

    2. Ehe
    - Hildegard - nach 1104
    1068 oo 3. Wilhelm VIII. Herzog von Aquitanien um 1025-25.9.1086

    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 41 Seite 82 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 50 - Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter. W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 73 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 87,94,99, 102,104 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 VII,61 Seite 328 - Kienast, Walther: Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert), R. Oldenbourg Verlag München-Wien 1968 Seite 102-105- Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 175 - Vones Ludwig: Geschichte der Iberischen Halbinsel im Mittelalter 711-1480. Reiche - Kronen - Regionen. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1993 Seite 88 -


  4. 28.  von Frankreich, Odo Graphische Anzeige der Nachkommen (20.Robert5, 14.Hugo4, 6.Hugo3, 3.Robert2, 1.Robert1) wurde geboren um 1015; gestorben nach 1056.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Frankreich; Prinz von Frankreich

    Notizen:

    Odo Prinz von Frankreich
    um 1015 - nach 1056
    4. und jüngster Sohn des Königs Robert II. der Fromme von Frankreich aus seiner 3. Ehe mit der Konstanze von Toulouse, Tochter von Graf Wilhelm I. von Arles

    Brandenburg Erich: Tafel 41 Seite 82, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    XI. 244. Odo
    * ..., + 1056

    Glocker Winfrid: Seite 328, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VII, c. 62 Odo + 1056

    Odos Stellung unter den Kindern König Roberts II. ist nicht klar. Einige Quellen halten ihn für älter als seinen Bruder Heinrich, bezeichnen ihn jedoch als "stultus" (vgl. RHF Bd. 10, Seite 737: Registerposition "Odo, natu-major filius Roberti Regis"). Es gibt aber auch Zeugnisse, die Odo als "en enfance" verstorben ansehen, so zum Beispiel die französischsprachige Chronik, RHF Bd. 10, Seite 315.

    Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Seite 104,109, "Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498."

    Als der jüngste Bruder des KAPETINGERS, Odo, der schon 1033 auf seiten Odos II. gestanden hatte, im Jahre 1041 im Bunde mit zahlreichen Großen der Francia und den Grafen von Blois-Champagne den Aufstand wagte und dabei vielleicht von der Krone träumte, hielt der Graf von Anjou zum König und verhalf diesem Zum Siege.
    Die Opposition einzelner Großer gegen Wilhelm II. nutzend, griff Heinrich den Herzog im Bündnis mit Gottfried Martell an, mußte sich aber zurückziehen, als sein Bruder Odo im Februar 1054 bei Mortemer eine schwere Niederlage erlitt.

    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 -
    Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 52,59 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 87,94,99,104,109 -


  5. 29.  von Frankreich, Hadwig Graphische Anzeige der Nachkommen (20.Robert5, 14.Hugo4, 6.Hugo3, 3.Robert2, 1.Robert1) gestorben nach 1063.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Auxerre [89000],Yonne,Burgund,Frankreich; Gräfin von Auxerre

    Notizen:

    Hadwig von Frankreich
    Gräfin von Auxerre
    - nach 1063
    Tochter des Königs Robert II. der Fromme von Frankreich aus seiner 3. Ehe mit der Konstanze von Arles, Tochter von Graf Wilhelm I.

    Hadwig von Frankreich stiftete die Klöster La-Ferte-sur-Issenoc und Crisenon.

    um 1016 oo Rainald I. Graf von Nevers um 1000-29.5.1040

    Kinder:
    - Wilhelm I. Graf von Nevers um 1030- nach 1083
    - Heinrich - nach 1067
    - Guido Mönch - nach 1067
    - Robert genannt le Bourguignon um 1035- 1098


  6. 30.  von Frankreich, Adela Graphische Anzeige der Nachkommen (20.Robert5, 14.Hugo4, 6.Hugo3, 3.Robert2, 1.Robert1) wurde geboren in 1014; gestorben am 8 Jan 1079; wurde beigesetzt in Mesen [8957],Flandern,Belgien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Flandern,Belgien; Gräfin von Flandern
    • Titel/Amt/Status: Normandie,Frankreich; Herzogin der Normandie

    Notizen:

    Adela von Frankreich
    Gräfin von Flandern
    Herzogin der Normandie
    1014-8.1.1079 Begraben: Kloster Messines
    Tochter des Königs Robert II. der Fromme von Frankreich aus seiner 3. Ehe mit der Konstanze von Arles, Tochter von Graf Wilhelm I.

    Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 141

    Adela von Flandern
    + 8. Januar 1079 Begraben: Kloster Messines
    Tochter Roberts II. des Frommen von Frankreich
    oo Richard III. von der Normandie

    Nach dessen Tod (1027) heiratete sie 1028 in Paris Balduin von Flandern, der 1035 seinem Vater nachfolgte. Als Heiratsgut empfing sie von ihrem Vater Corbie.
    Aus ihrer Ehe mit Balduin V. stammen 3 Kinder:

    - Balduin VI., der 1067 seinem Vater nachfolgte;
    - Robert der Friese, der 1071 Graf von Flandern wurde und
    - Mathilde, die 1053 den Herzog Wilhelm von der Normandie heiratete.

    Dass Balduin beim Tode des französischen Königs Heinrich I., Adelas Bruder, die Vormundschaft über dessen 7-jährigen Sohn Philipp I. erwarb und somit Regent von Frankreich wurde (1060), wird zum Teil dem Einfluß von Adela zugeschrieben. Adela hatte einen großen Anteil an der kirchlichen Reformpolitik Balduins V. und hat auch viele Kirchenstiftungen ihres Gemahls inspiriert. Direkt oder indirekt sind somit Adela die Errichtung der Stifte von Aire (1049), Lille (1050) und Harelbeke (1064) und die der Abteien von Messines (1057) und Ename (1063) zu verdanken.
    Nach dem Tode Balduins V. (1067) reiste Adela nach Rom, erhielt den Nonnenschleier aus den Händen Papst Alexanders II. und trat nach ihrer Rückkehr ins Kloster von Messines ein.

    Brandenburg Erich: Tafel 41 Seite 82, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    XI. Generation 245.

    Adelheid
    * ..., + 1079 8. I.
    Gemahl:
    a) 1027 I. Richard III. Herzog der Normandie (siehe XI 19) + 1027 6. VIII.

    b) 1028 Balduin V. Graf von Flandern (siehe IX 151) + 1067

    Glocker Winfried: VII, 63 Seite 328, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VII, 63 Adelheid
    * c 1014, + 1079 I 8

    1. oo 1026 I oder 10127 I Richard III. Herzog der Normandie, + 1027 VIII 6

    2. oo 1028 Anfang Balduin V. Graf von Flandern, + 1067

    Die von Pfister, Etudes S. 78 f., und von Brandenburg X, 245 angenommene 1. Ehe der Adelheid, Tochter König Roberts II. von Frankreich, und Herzog Richard III. von der Normandie war in Wirklichkeit nur eine Verlobung, die wegen des Todes Richards III. nicht mehr in eine Ehe einmünden konnte; vgl. Cleve-Hlawitschka, Judith S. 19 ff., und die Ausstattungsurkunde Richards für seine Braut (gedruckt in Recueil des ducs de Normandie, Nr. 58). Das oben gegebene ungefähre Geburtsjahr ist durch die Überlegung bestimmt, dass Adelheid zur Zeit ihrer Verlobung mit dem ersten Bräutigam noch nicht das heiratsfähige Alter erreicht haben dürfte.
    Die Ehe mit dem zweiten Bräutigam, Graf Balduin V. von Flandern, die dann wirklich geschlossenen wurde, bezeugen Guillaume de Jumieges VI c. 6, S. 103, und die Genealogia ducum Flandriae, SS IX 306, sowie deren Continuatio Leidensis et Divionensis, SS IX 305; die beiden letztgenannten genealogischen Quellen bringen auch den Filiationsbeleg für Adelheid.
    Adela, zur Gräfin von Contenance erhoben, stiftete das Kloster Messines bei Ypern.

    Douglas David C.: Seite 37,83, "Wilhelm der Eroberer Herzog der Normandie"

    Beispielsweise verlieh zu Beginn des zweiten Viertels des 11. Jahrhunderts Herzog Richard III., der Onkel des Eroberers, seiner Frau Adela sämtliche 'pagi' von Saire, Hague und Bauptois im äußersten Norden des Cotentin; um 1040 beschreibt er eine Urkunde die neugegründete Grafschaft Aeques genauestens als das Pays von Talou.
    Weiterhin wurde erwogen, daß der Grund für das Verbot in einer Ehe lag, die angeblich zwischen Herzog Richard III. und Adela, der Mutter Matildas geschlossen (aber sicher nicht vollzogen) wurde, noch ehe Matildas Mutter mit Baldwin V. verheiratet wurde.

    Leo Heinrich: Seite 16, "Zwölf Bücher niederländischer Geschichten"

    Balduin der Fromme heiratete 1027 Adelen, die Tochter König Roberts von Frankreich, und fand, so scheint es, eine mit der Administration seines Vaters unzufriedene Partei in Flandern bereit, die höheren Prätensionen, die er als Eidam des Königs macht, zu unterstützen.

    1. oo Richard III. Herzog der Normandie - 6.8.1027

    1028 2. oo Balduin V. Insulanus Graf von Flandern um 1012-1.9.1067

    Kinder:
    - Balduin VI. ca. 1030-17.7.1070
    - Robert I. der Friese ca. 1035-3.10.1093
    - Mathilde ca. 1032-2.11.1083
    1053 oo Wilhelm I. König von England 1027-8./9.9.1087

    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 41 Seite 82 - Douglas David C.: Wilhelm der Eroberer Herzog der Normandie. Diederichs Verlag München 1994 Seite 37,83,399 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 57 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 87,94,99,102,107 -
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 VII, 63 Seite 328 - Leo Heinrich: Zwölf Bücher niederländischer Geschichten, Eduard Anton Verlag Halle 1832 Seite 16 -

    Begraben:
    Kloster Messines

    Adela heiratete von Flandern, Balduin V. in 1028. Balduin (Sohn von von Flandern, Balduin IV. und von Luxemburg, Otgiva) wurde geboren um 1012; gestorben am 1 Sep 1067 in Lille [59000],Nord,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich; wurde beigesetzt in Lille [59000],Nord,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Familie/Ehepartner: von der Normandie, Richard III.. Richard wurde geboren um 1001; gestorben am 6 Aug 1027. [Familienblatt] [Familientafel]


  7. 31.  von Hennegau, Reginar V. Graphische Anzeige der Nachkommen (22.Hadwig5, 14.Hugo4, 6.Hugo3, 3.Robert2, 1.Robert1) gestorben um 1039.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1013-1039, Hennegau,Belgien; Graf von Hennegau

    Notizen:

    Reginar V.
    Graf von Hennegau (1013-1039)
    - um 1039
    Ältester Sohn des Grafen Reginar IV. von Hennegau und der Hadwig von Frankreich, Tochter von König Hugo Capet

    Brandenburg Erich: Tafel 33 Seite 67, "Die Nachkommen Karls des Großen."

    IX. 97. REGINAR V., Graf im Hennegau 1013
    * ..., + nach 1039
    Gemahlin:
    ca. 1015
    Mathilde, Tochter des Grafen Hermann von Verdun (siehe X. 119.) + nach 1039

    Glocker Winfrid: Seite 329, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik."

    VII. 66. REGINAR V.
    * 995, + n 1039
    1013 Graf im Hennegau
    c 1015
    oo Mathilde, Tochter Graf Hermanns von Verdun

    Den Filiationsbeleg für Graf Reginar V. geben die Gesta episcoporum Cameracensium II c. 9 f., SS VII 469, die Miracula S. Veroni des Olbert von Gemblaux c. 21, SS XV/2 752, und als später zusammenfassende Quelle Olberich von Trois-Fontains in seiner Chronica a. 1013, SS XXIII 780; die erstgenannte Quelle bezeugt auch die Ehe Reginars mit Mathilde, der Tochter Graf Hermanns von Verdun. Die ungefähre Geburtszeit ist ermittelt aus der Heiratszeit von Reginars Eltern und der Zeit seiner Eheschließung. Das ungefähre Todesjahr für Reginar V. und seine Gemahlin hat Knetsch, Brabant S. 15, Nr IV 15 unter Anm. 5, ermittelt.

    Thiele, Andreas: Tafel 18, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa"

    REGINAR V. + um 1039

    Reginar folgte 1013 unter seinem Onkel Graf Lambert I. von Löwen-Brabant als Graf von Hennegau. Der Onkel fiel 1015 bei Fleurus, Reginar behielt trotzdem den hennegau, mußte sich aber dem deutschen Kaiser HEINRICH II. unterwerfen. Er führte wie der Vater viele Fehden, besonders mit Flandern, Holland und em Bischof von Lüttich und war zeitweise in Holland gefangen.

    oo wohl 1015 MATHILDE VON VERDUN-LOTHRINGEN
    Tochter des Grafen Hermann von Eenham im Eifelgau, ichte des Herzogs Gottfried I. von Nieder-Lothringen

    Thietmar von Merseburg: Seite 404, Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 -
    Buch VII Kapitel 32


    1016
    Bei einer Insel Namens Augia [Reichenau] gingen am 16. Octbr. neun Schiffe voll Menschen beiderlei Geschlechts in den Fluthen unter.

    Im Westen wurde Lambert, Reinheri's Sohn [158 Graf Lambert von Löwen suchte den Herzog von Nieder-Lothringen zu verdrängen.], mit den Seinigen von dem ihm feindlichen Godefrid, [dem Herzoge von Lothringen][159 Herzog von Nieder-Lothringen 1012-1023.], besiegt und getödtet [160
    12. September 1015 Schlacht bei Fleures (nordöstlich Charleroi) oder Florennes (westlich Dinant), vgl. VII, 24.]. Diesem Lambert waren gar viele feind, denn es gab keinen schlechteren Menschen auf Erden, als er war: er knüpfte viele Menschen in den Kirchen am Glockenstrange auf. Wie viele durch ihn Vermögen und Leben verloren haben, vermag kein Mensch aufzuzählen. Und nie dachte er daran, für seine verübten Missethaten Buße zu thun. Er hatte auch mit seinem Bruder Reinger [161 Graf Reginar IV. von Hennegau 977-1013/15.] zusammen den Grafen Wirinhari und zugleich dessen Bruder Reinzo erschlagen [162 958 hat Otto der Große nach der Verbannung Reginars III. dessen Güter und Grafschaften den Brüdern Werner und Reginald verliehen, die 974 fielen. - 977 erhielten Reginar IV. und Lambert das väterliche Erbe zurück.]. Sein Vater starb in Böhmen in der Verbannung, wohin ihn Kaiser Otto geschickt hatte. Ob dieser Menschen trauerte das Vaterland selbst, so lange sie lebten, und es freut sich, sie verloren zu haben. Das nur müssen wir beklagen, daß an jenem Tage um des einen Schuldigen willen auf beiden Seiten der Kämpfenden so viele Unschuldige gefallen sind.

    In der Schlacht bei Florennes (12.9.1015) wurde Reginar V. zusammen mit seinem Onkel Lambert von Löwen von Gottfried II. von Nieder-Lothringen vernichtend geschlagen. Er schloss 1018 Frieden mit Herzog Gottfried und seinen Verwandten und erbte durch seine zweite Ehe mit der Tochter des Grafen Hermann von Eename dessen Markgrafschaft. Er führte wie der Vater viele Fehden, besonders mit Flandern, Holland und dem Bischof von Lüttich und war zeitweise in Holland gefangen.


    1015 oo Mathilde von Verdun, Tochter des Grafen Hermann Eenham - nach 1039
    Mathilde starb als Nonne zu St. Vanne bei Verdun.


    Kinder:

    - Hermann von Mons Graf von Hennegau - um 1051
    oo Richilde von Mons um 1020-15.3.1085

    Literatur:
    Boshof Egon: Die Salier, Verlag W. Kohlhammer Suttgart Berlin Köln 1987 Seite 105 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen. Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 33 Seite 67 - Bresslau, Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. 2 Bände Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1879 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 387,391,420,446,459 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 329 - Hirsch, Siegfried: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II. 1. bis 3. Band, Verlag von Duncker & Humblot Berlin 1864 - Leo Heinrich Dr.: Zwölf Bücher niederländischer Geschichten. Eduard Anton Verlag Halle 1832 Seite 128-129 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 18 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 404 -

    Reginar heiratete von Verdun, Mathilde in 1015. Mathilde (Tochter von von Eenham, Hermann und Mathilde) gestorben nach 1039 in Verdun [55100],Lothringen,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 34. von Mons, Hermann  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1015; gestorben um 1052.

  8. 32.  von Hennegau, Beatrix Graphische Anzeige der Nachkommen (22.Hadwig5, 14.Hugo4, 6.Hugo3, 3.Robert2, 1.Robert1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Gräfin von Roucy

    Notizen:

    Beatrix von Hennegau
    Gräfin von Roucy
    Tochter des Grafen Reginar IV. von Hennegau und der Hadwig von Frankreich, Tochter von König Hugo Capet

    Brandenburg Erich: Tafel 33 Seite 67, "Die Nachkommen Karls des Großen."

    IX. 99. BEATRIX
    * ..., + ...
    Gemahl:
    a) Ebles I. Graf von Roucy (siehe IX. 91.)
    b) ca. 1035 Manasse Calva Asina von Rameru + nach 1055

    Beatrix war in erster Ehe verheiratet mit Graf Ebalus I. von Roucy, dem Enkel der Alberada von Lothringen, Tochter von Herzog Giselbert.

    Thiele, Andreas: Tafel 18, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa"

    BEATRIX
    1. oo EBLES I., Graf de Roucy + 1033
    2. oo MANASSE CALVA ASINA, Vidame de Reims



    1. oo Ebalus I. Graf von Roucy -11.5.1033
    2. oo Manasse Calva Asina von Rameru - nach 1055

    Kinder:
    1. Ehe
    - Adele, Gräfin de Roucy - 1063
    1034 oo Hilduin IV. von Rameru Graf von Roucy - nach 1059
    - Hedwig
    oo Gottfried von Rumigny, Herr von Florines - 5.2. nach 1079

    2. Ehe
    - Guido de Montdidier-Ramerupt, Seigneur de Neufchatel - vor 1003
    - Manasse de Montdidier-Ramerupt, Erzbischof von Reims (1096-1106) - 1106

    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen. Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 33 Seite 67 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 18 -

    Familie/Ehepartner: von Roucy, Ebalus I.. Ebalus gestorben am 11 Mai 1033. [Familienblatt] [Familientafel]

    Familie/Ehepartner: von Rameru, Manasse Calva Asina. Manasse gestorben nach 1055. [Familienblatt] [Familientafel]


  9. 33.  von Hennegau, Lambert II. Graphische Anzeige der Nachkommen (22.Hadwig5, 14.Hugo4, 6.Hugo3, 3.Robert2, 1.Robert1) gestorben nach 1033.


Generation: 7

  1. 34.  von Mons, Hermann Graphische Anzeige der Nachkommen (31.Reginar6, 22.Hadwig5, 14.Hugo4, 6.Hugo3, 3.Robert2, 1.Robert1) wurde geboren um 1015; gestorben um 1052.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1039-1051, Hennegau,Belgien; Graf von Hennegau

    Notizen:

    Hermann von Mons
    Graf von Hennegau (1039-1051)
    um 1015- um 1052 (zwischen 1048 und 1050 Steindorff)
    Einziger Sohn des Grafen Reginar V. von Hennegau und der Mathilde von Verdun, Tochter von Graf Hermann Eenham im Eifelgau

    Brandenburg Erich: Tafel 33 Seite 67, "Die Nachkommen Karls des Großen."

    X. 133. HERMANN, Graf im Hennegau ca. 1040
    * ..., + ca. 1051

    Gemahlin:
    Richilde, II. oo Balduin VI. Graf von Flandern (siehe X. 59.)

    Thiele, Andreas: Tafel 18, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa"

    HERMANN
    + um 1052

    Hermann folgte dem Vater als Graf von Hennegau, rebellierte 1046-1049 zusammen mit Flandern und Holland gegen Kaiser HEINRICH III. und musste sich letztlich wie der Cousin in Löwen unterwerfen. Er ist quellenmäßig nur wenig greifbar.

    oo RICHILDE VOM MONS- VALENCIENNES? + 1086
    Tochter und Erbin des Grafen Renier, Erbin von Hennegau
    Sicherte als Regentin ihrem Sohn letztlich den Hennegau.
    ihre 2. Ehe: oo BALDUIN I. (VI.) VON FLANDERN + 1070
    ihre 3. Ehe: oo WILHELM FITZ OSBORN VON BRETEUIL, Graf von Hereford + 1071

    Boshof, Egon: Seite 105,143, "Die Salier"

    Unter dem Eindruck der Niederlage HEINRICHS fanden sich - mehr zufällig als geplant - Gottfried, Dietrich von Holland, Balduin V. von Flandern und der Graf Hermann vom Hennegau, ein Sohn Reginars V., zu einer Koalition zusammen, die nun tatsächlich eine ersnthafte Bedrohung der kaiserlichen Herrschaft im Westen des Reiches darstellte. Die Kaiserpfalz Nimwegen wurde ingeäschert, Reichsburgen kapitulierten, Verdun wurde eingenommen und fiel den Flammen zum Opfer. Lüttich wurde von Bischof Wazo verteidigt; aber ohen Hilfe von außen sah sich der Bischof gezwungen, mit dem Herzog in Verbindung zu treten und einen für das Bistum vorteilhaften Frieden abzuschließen.
    Der Sturz Gottfrieds des Bärtigen löste die lothringischen Probleme nicht. Nieder-Lothringen blieb ein Krisenherd; der territorialpolitische Ehrgeiz der stets unruhigen REGINARE und der Expansionsdrang der Grafen von Flandern ließen das Grenzland nicht zur Ruhe kommen.
    Aber beide Erfolge HEINRICHS wogen wenig gegenüber einem spektakulären Handtsreich des flandrischen Grafen. Dieser konnte 1051 nach dem Tode des Grafen Hermann von Hennegau seinen gleichnamigen Sohn und präsumptiven Nachfolger mit dessen Witwe Richilde verheiraten und damit Voraussetzung für eine künftige Vereinigung des Hennegaus mit Flandern schaffen, der die wenige Jahre später erfolgte Ausschaltung der Kinder Richildes aus erster Ehe endgültig den Weg bahnen sollte.

    Leo Heinrich Dr.: Seite 129-130, "Zwölf Bücher niederländischer Geschichten."

    Reginar IV. starb höchstwahrscheinlich im Jahre 1036 und hinterließ eine einzige Tochter und Erbin, Richilde, welche mit einem Grafen Hermann (angeblich thüringischer Abkunft) vermählt war. Sie verband außer der Grafschaft Eenham mit den hennegauischen Herrschaften auch noch einen Teil von Valenciennes, der nicht zum Ostroban, sondern ihrem Großvater Henchilo von Eenham als eximierte Herrschaft gehört hatte [3 Es scheinen noch mehrere eximierte Herrschaften hier an den Grenzen des Ostrobans gewesen zu sein; denn anders zum späteren Gebiet von Valenciennes Gehöriges sollen Richilde und Hermann gekauft haben; die Ansprüche auf noch anderes trat später der Markgraf von Flandern ab.]. Graf Hermann schloß sich in den oben (Seite 18) erwähnten Streitigkeiten des lothringischen Hauses mit König HEINRICH dem Grafen von Flandern an gegegn seinen Lehnsherrn - ein Bestreben, was das Mißfallen seiner Gemahlin so auf sich gezogen haben soll, daß sie damit umging, ihn mit Hilfe des Bischofs von Lüttich dem Könige auszuliefern [1 Delewarde p. 295.]. Als sich Hermann ihrem Begehren fügte und sich von Balduin von Flandern trennte, fiel ihm dieser mit Feuer und Schwert ins Land und die Fehde wütete bis zu der oben (Seite 16 in der Note) erwähnten Ausgleichung, in welcher Balduin Rechte, die er auf Besitzungen in oder bei Valenciennes zu haben glaubte, aufgab, und dafür durch die Grafschaft Eenham entschädigt wurde. Hermann lebte noch bis gegen das Jahr 1050.
    Nach des Grafen Hermann Tode bewarb sich der Sohn des Grafen Balduin von Flandern, der ebenfalls Balduin hieß, um Richildes Hand [2 Siehe oben Seite 20.]; sie weigerte sich der Heirat, und brachte dadurch die Fläminger dazu, Gewalt zu brauchen. Mons ward von ihnen erobert, Richilde gefangen und gezwungen, Balduin zum Gemahl zu nehmen; und die Überredungskünste, welche Richilde anwendete, ihre Kinder erster Eher, Roger und Gertrud, dem geistlichen Stande zuzuführen [3 Delewarde 1. c. p.302.], werden wahrscheinlich ebenfalls von der Fläminger Waffengewalt unterstützt worden sein. Vielleicht blieb der Mutter nur die Wahl zwischen noch unglücklicherem Schicksal der Kinder, die der Vererinigung Flanderns und Hennegaus im Wege waren, und zwischen dem, welches sie wirklich traf [4 Roger war überdies lahm. Vincghant p. 184. Er ward später Bischof von Chalons sur Marne.].

    Boshoff, Egon: Seite 94, "Lothringen, Frankreich und das Reich in der Regierungszeit Heinrichs III."

    Den Aufständischen schloß sich auch der Graf Hermann vom Hennegau an, der mit Balduin einen Bündnisvertrag abgeschlossen hatte. Das Faktum dieses Vertrages ist durch Anselms Lütticher Bistumsgeschichte gut bezeugt, die Datierung zu 1047 nicht belegt, aber aus dem Kontext der Erzählung einleuchtend zu erschließen. Über den genauen Inhalt des Vertrages wird nichts gesagt; einen Hinweis könnte die Gründungsurkunde für das Kloster Eename aus dem Jahre 1063 enthalten: hier erklärt nämlich Balduin dem von ihm eingesetzten Abt Walbert gegenüber, daß er ihm die alte Burg Eename übertrage, sowie er sie von dem Grafen Hermann erhalten und seitdem unbestritten besessen habe. Es liegt nahe, diesen Erwerb mit dem von Anselm erwähnten pactum in Verbindung zu bringen; ob er allerdings tatsächlich Teil eines größeren Tauschgeschäftes gewesen ist, durch das die Region um Eename zwischen Schelde und Dender an Flandern, das Gebiet um Valenciennes und der Süden der Mark Eename aber an den Hennegau kam, bleibt lediglich eine Vermutung.
    Gegen Hermanns Parteinahme für die Rebellen erhob sich Widerstand in der eigenen Familie: seine Gemahlin Richilde war nicht bereit, ihm hierbei zu folghen; sie versuchte Wazo von Lüttich für ein verräterisches Unternehmen zu gewinnen, das ihm Hermann in die Hände gespielt hätte, damit er HEINRICH III. ausgeliefert werden konnte [164 Anselmi Gesta epp. Leod. cap. 59, MGH SS 7, Seite 224.]. Anselm bestreitet, daß sie dabei aus Treue zum Kaiser und seiner gerechten Sache handelte. Aber vielleicht wird man ihre Herkunft aus dem Hause der Grafen von Egisheim und ihre Verwandtschaft mit Bruno von Toul - also die Vermutung der Reichstreue - als ein gewichtigeres Motiv gelten lassen können als Anselms Bemühen, ihr Handeln mit weiblicher wankelmütigkeit zu erklären. Wie dem auch sei, Wazo ließ sich für dieses Spiel nicht gewinnen.


    1040 oo 1. Richilde von Mons-Valenciennes, Tochter und Erbin des Grafen Renier, um 1020-15.3.1086
    Erbin von Hennegau, den sie ihrem Sohn sicherte.
    (2. oo Balduin VI. Graf von Flandern -17.7.1070
    3. oo Wilhelm Fitz Osborn Graf von Hereford -22.22.1071 bei Cassel)


    Kinder:

    - Roger III. Bischof von Chalons-sur-Marne (1066-1093) - 1093
    - Gertrud Nonne


    Literatur:
    Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 105,143 - Boshoff, Egon: Lothringen, Frankreich und das Reich in der Regierungszeit Heinrichs III. in: Rheinische Vierteljahresblätter 42 (1978), Seite 94 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen. Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 33 Seite 67 - Lampert von Hersfeld: Annales/Annalen Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 2000 Seite 142 - Leo Heinrich Dr.: Zwölf Bücher niederländischer Geschichten. Eduard Anton Verlag Halle 1832 Seite 16,18,20,129-130 - Steindorff, Ernst: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich III., Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 Band II Seite 6,7,23,152 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 18 -

    Gestorben:
    (zwischen 1048 und 1050 Steindorff)