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 Bohrer

Welf V.

männlich 1072 - 1120  (48 Jahre)


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Generation: 1

  1. 1.  Welf V. wurde geboren in 1072; gestorben am 24 Sep 1120 in Kaufering [86916],Landsberg am Lech,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Weingarten [88250],Ravensburg,Baden-Württemberg,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1101-1120, Bayern,Deutschland; Herzog von Bayern

    Notizen:

    Welfs Ehe

    Schneidmüller Bernd: Seite 144,145,149, "Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung."


    Unter Nutzung seiner Bindungen zum oberitalienischen Adel wie zur Kurie brachte Welf IV. 1089 eine spektakuläre Ehe seines ältesten, damals wohl 17-jährigen Sohnes Welf V. mit der 43-jährigen Mathilde von Tuszien zustande. Auch Mathilde wurde von HEINRICH IV. ihrer Güter und Ämter verlustig erklärt und rückte damit in den Kreis der antisalischen Partei ein. Aus dieser Lage erklärt sich ihre zweite Eheschließung mit dem sehr viel jüngeren Welf V., die nach dem Bericht Bernolds von St. Blasien aus politischen Erwägungen, kaum aus der Hoffnung auf welfische Nachkommenschaft, zustande kam: "In Italien verheiratete sich die sehr edle Herzogin (nobilissima dux) Mathilde, Tochter des Markgrafen Bonifaz, Witwe Herzog Gottfrieds, mit Herzog Welf, dem Sohn Herzog Welfs. Das geschah weniger aus Unenthaltsamkeit denn aus Gehorsam gegenüber dem römischen Papst, damit man um so tüchtiger der heiligen römischen Kirche gegen die Exkommunizierten beistehen könne. Diese wollten sofort ihren Gemahl angreifen. Weil sie ihm aber nicht widerstehen konnten, erbaten sie von ihm durch Fürsprache seiner Gattin einen Waffenstillstand bis Ostern. Der sogenannte König HEINRICH bekümmerte sich über diese Ehe sehr. Als er mit seinem Heer wieder nach Sachsen zog, wurde er zur unehrenhaften Rückkehr gezwungen."
    Mangelnde Fleischeslust, päpstliche Planung, antisalische Stoßrichtung - der Ehezweck tritt hier klar zutage. Ob sich die WELFEN Hoffnungen auf das riesige mathildische Erbe machten, läßt sich nicht eindeutig klären. Jedenfalls bildete das ungleiche Paar für einige Jahre ein kirchentreues Bollwerk in Oberitalien.
    Trotz aller kirchenpolitischer Bedeutung zerbrach die Ehe, als Welf V. seiner Frau in spektakulärer Weise davonlief. Über die vergeblichen Bemühungen des Vaters um Gesichtswahrung und Erbansprüche findet Bernold klare Worte: "Welf, der Sohn Herzog Welfs von Bayern, zog sich vollständig von der Ehe mit Frau Mathilde zurück und versicherte, sie sei von ihm gänzlich geblieben. Das hätte sie gerne dauerhaft verschwiegen, wenn er es nicht zuvor unbedacht verbreitet hätte. Ungeheuer erzürnt kam darum sein Vater nach Langobardien und bemühte sich vergeblich lange und oft um eine Aussöhnung. Selbst jenem HEINRICH zog er gegen Frau Mathilde zur Hilfe hinzu, auf daß er sie zwinge, ihre Güter seinem Sohn zu geben, auch wenn sie ihn noch nicht im ehelichen Verkehr erkannt habe. Darum wurde lange, aber vergeblich gerungen."

    E-Mail von Professor Armin Wolf

    Sie schneiden ein interessantes Problem an, aber ich fürchte, daß ich Ihnen keine hinreichende Antwort geben kann. Warum Welf V. nicht wieder heiratete, weiß ich nicht. Von Mathilde war er auch nicht geschieden, sondern nur getrennt, aber nach ihrem Tode 1115 hätte er natürlich wieder heiraten können. Welf IV. war von Ethelinde von Northeim aber wohl nicht nur getrennt, sondern auch geschieden. Das war kirchenrechtlich möglich, zum Beispiel bei naher Verwandtschaft, von der man dann sagen konnte, dass man sie bei der Eheschließung nicht gekannt habe.
    Eine Verwandtschaft zwischen Welf IV. und Ethelinde im vierten kanonischen Grad dürfte vorgelegen haben, wenn man meiner Auffassung folgt, daß die NORTHEIMER ein Zweig der LUXEMBURGER waren (siehe Rheinische Vierteljahrsblätter 65, 2001 S. 400-406); dann wären beide Ehepartner wegen gemeinsamer Abstammung von Siegfried I. von Luxemburg und Hedwig 4:4 (oder 4:5, falls Benno I. Ottos von Northeim Großvater und nicht sein Vater war) verwandt gewesen, was bei strenger Beurteilung eine Scheidung erlaubt hätte (Welfs IV. mütterliche Großmutter war Imiza von Luxemburg). Das Lexikon des Mittelalters schreibt merkwürdigerweise nur, daß Welf IV. Ethelinde verstoßen habe, Schwennicke in den Europäischen Stammtafeln schreibt jedoch, daß sie 1070 geschieden wurden. Da er wieder heiratete, nehme ich an, daß eine Scheidung vorlag. Wahrscheinlich weiß man darüber mehr, aber leider ich nicht. Da müßten Sie in die (z. B. im Lexikon des Mittelalter genannte) Spezialliteratur hineinschauen.

    Thiele Andreas:

    Welf V. war impotent.

    Historia Welforum: Seite 48

    Zur Gemahlin nahm er Mathilde, eine Frau von männlichem Geiste. Später aber verstieß er sie, ich weiß nicht aus welchem Scheidungsgrund.

    Fumagalli Vito: Seite 95-97, "Mathilde von Canossa."

    Die Feststellung, daß Mathildes irdisches Leben einsam war, bildet keinen Widerspruch zum spirituellen Ehebund, zu dem sie genötigt war, und zu ihrer freiwillig übernommenen Rolle als aktiver und verläßlicher "Braut Christi". Bereits wenige Jahre nach der Hochzeit wandte sich ihr zweiter Ehemann, etwa 1093, von ihr ab. Die Ehe war gescheitert, wozu Welf von Bayern wohl seinen Teil beitrug. Als siebzehnjähriger Jüngling hatte er die dreiundvierzig Jahre alte Mathilde geheiratet. "Der Fruchtbare", wie er im Alter von 15 Jahren genannt wurde, starb, ohne Nachkommen gezeugt zu haben, in seiner deutschen Heimat.
    Die Ehe war auf Betreiben Urbans II. zustandegekommen, der eine Verbindung zwischen dem WELFEN-Hause, seinen Vorkämpfern in S-Deutschland, und seiner treusten Verbündeten in Italien herstellen und HEINRICH damit den Weg durch Oberitalien und S-Deutschland erschweren wollte. Der Papst hat viele Briefe an Herzog Welf III. von Bayern und an Mathilde richten müssen, um die politische Ehe zwischen den ungleichen Partnern herzustellen [Richtigstellung: Der Vater des Bräutigams war Welf IV. oder als Herzog von Bayern Welf I. Welf III. war bereits 1055 gestorben und der Großonkel des Bräutigams.].
    Tatsächlich wurde der junge Welf es bald müde, an der Seite der mächtigen, sehr viel älteren Frau nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Er verlangte Verfügungsgewalt über ihren Besitz. Sie hatte ihm zwar versprochen, ihm einen Teil ihres Vermögens zu hinterlassen, erneuerte dann aber doch ihr altes Gelübde, all ihre Güter der Kirche zu überschreiben. Daraufhin trennte er sich von ihr, kehrte nach Deutschland zurück und löste damit den Abfall des WELFEN-Hauses von der päpstlichen Seite aus.
    Natürlich handelte es sich um politische Ehen, die Mathilde eingegangen war, doch waren es auch, und zwar vor allem,. unerträgliche Verbindungen gewesen: die erste mit einem Buckeligen, die zweite mit einem heranwachsenden Dickwanst, der wahrscheinlich unter Impotenz, mit Sicherheit aber an Unfruchtbarkeit litt. Der berühmte Chronist des europäischen Mittelalters Villani vermerkt noch im 14. Jahrhundert einen Nachhall der starken Zweifel, die man damals an der Manneskraft Welfs hegte. Seine Worte sind zwar mit einer guten Dosis Vulgarität getränkt, aber recht vielsagend und entbehren sicher nicht eines ursprünglichen Wahrheitskerns. Villani schreibt: "Welf konnte seiner Gemahlin und auch keines anderen Weibs Geschlecht erkennen, da es ihm durch angeborene Empfindungslosigkeit oder andere Hindernisse sein ganzes Leben lang verwehrt war; da er aber seine Schmach vor der Gemahlin verbergen wollte, sagte er, dies sei ihm durch Zauberei geschehen, weil man ihn um sein glückliches Geschick beneidete." Villani erzählt weiter, daß Mathilde sich eines Tages ausgezogen und den Ehemann auf die Probe gestellt habe, dieser jedoch gescheitert sei. Daraufhin habe sie ihn fortgejagt.

    Golinello, Paolo: Seite 247,249-253, "Mathilde und der Gang nach Canossa"

    Mathilde sah sich hingegen mit einem neuen Italienzug HEINRICHS IV. konfrontiert. Vielleicht auf den Rat Urbans II. hin versuchte sie der drohenden Gefahr durch eine in politischer wie privater Hinsicht äußerst heikle Entscheidung zu begegnen: Sie faßte den Entschluß, eine neue Ehe einzugehen. Jetzt hatte der Papst die enge Verbindung zwischen dem Heiligen Stuhl und den CANOSSA aufgelöst, so dass Mathilde einen neuen Bundesgenossen finden mußte. Ihre Wahl fiel auf ein Mitglied der WELFEN, die zu den größten Gegnern HEINRICHS IV. im Reich zählten. Es läßt sich nicht eindeutig feststellen, von wem die Initiative ausgegangen war, ob vom Vater des Bräutigams oder von Mathilde selbst oder auch von Urban II., wie Bernold von Konstanz in seinem Chronicon schreibt:

    "In Italien vermählte sich die edle Herzogin Mathilde, Tochter des Markgrafen Bonifaz und Witwe Herzog Gottfrieds, mit Herzog Welf, dem Sohn Herzog Welfs, und dies geschah nicht aus Zügellosigkeit, sondern aus Gehorsam gegenüber dem römischen Papst, um mit größerer Schlagkraft der heiligen Römischen Kirche gegen die Exkommunizierten zu Hilfe kommen zu können. Diese fielen in der Tat sofort über ihren Gemahl her, konnten ihn aber nicht die Stirn bieten und erwirkten durch die Fürsprache seiner Gemahlin einen Waffenstillstand bis Ostern. HEINRICH, der sich König nennen ließ, war über diesen Ehebund sehr verärgert. Er, der zum Sachsenfeldzug aufgebrochen war, mußte schimpflich den Rückzug antreten. Petrus Igneus, der Bischof von Albano, der zu den eifrigsten Verfechtern der Sache des heiligen Petrus gehört, ist zum Herrn heimgegangen." [3 Bernold, Chronicon, a.a.O., Seite 449.]

    Urban II. ist also auszuschließen. Wahrscheinlich waren aber weder der junge Welf V. noch Mathilde selbst die Urheber eines so kühnen und ehrgeizigen Projekts. Diese Idee mußte von Welf IV., dem Vater des Bräutigams kommen, der beherrschenden Persönlichkeit der WELFEN-Dynastie. Es war zweifellos eine Ehe, die aus dem Rahmen fiel: 1089 war der junge Welf erst kürzlich großjährig geworden und sollte nun, mit vermutlich 16 Jahren, den Ehemann einer reifen Frau von 42 oder 43 Jahren spielen, einer Frau, die für ihre Willensstärke und Entschlossenheit bekannt war und die bereits ein Leben voller Ereignisse hinter sich hatte.
    Was dachten aber die Zeitgenossen über Mathilde? Gregor VII. oder der Verfasser der Vita des Anselm von Lucca nannten sie "Tochter des heiligen Petrus" und "Magd des Herrn", ihre Gegner sagten ihr jedoch moralisch unerlaubte Beziehungen zu Gregor VII. und Anselm nach, klagten darüber, dass die Kirche von einer Frau regiert werde, und beschuldigten Mathilde, ihren ersten Mann auf fürchterliche Weise ermordet zu haben; ja sie gingen sogar soweit, sie wie Benzo von Alba "Fotzenloch" (os vaginae) zu nennen [4 Benzo von Alba, Ad Heinricum imperatorem libri VII, I,22, a.a.O. Seite 608.]. Diese Polemik, die vor nichts zurückscheut, war im Invetiturstreit unter Gegnern üblich.
    Ein unparteiischer Autor, Cosmas von Prag, der Verfasser des Chronicon Boemorum, schreibt über Mathilde:

    Es war Nacht geworden, das frischvermählte Paar zieht sich in das Brautgemach zurück und legt sich auf das Lager: Herzog Welf ohne Venus und die jungfräuliche Mathilde. Als nun geschah, was in solchen Fällen und in solchen Situationen vorkommen kann, sagt Herzog Welf: 'Frau, was wolltest du eigentlich? Warum hast du mich hergeholt? Um dich über mich lustig zu machen und mich der üblen Nachrede der Leute und der Lächerlichkeit preiszugeben? Du bringst eher Schande über dich selbst, wenn du mich beschämen willst. Sicher ist im Bett oder in deinen Kleidern irgendein Zaubermittel versteckt, das du selbst in Auftrag gegeben hast oder das eine deiner Dienerinnen verfertigt hat.' Da der Herzog in der ersten und auch in der zweiten Nacht diese Vorwürfe erhob, führte sie selbst, ohne Begleitung von Dienerinnen, den Herzog in das Brautgemach. Sie stellt zwei Stützen in die Mitte und legt eine Tischplatte darauf. Dann zeigt sie sich ihm nackt, wie sie aus dem Mutterschoß gekommen war, und sagt: 'Sieh her, was sonst verborgen ist, liegt nun alles vor deinen Augen, und es gibt keine Stelle, wo ein Zaubermittel versteckt sein könnte.' Aber er stand da und ließ die Ohren hängen, wie ein störrischer Esel oder ein Metzger, der sich im Schlachthaus mit geschärftem Messer über eine abgehäutete fette Kuh beugt, um sie in zwei Hälften zu zerteilen. Die Frau saß lange auf der Tischplatte und bewegte sich hin und her wie eine Gans, die mit dem Bürzel wackelnd eine Nestkuhle macht. Aber alles war vergeblich. Wütend sprang sie schließlich auf, splitternackt wie sie war, packte mit der Linken den Kopf dieses Versagers, spuckte in die Rechte, versetzte ihm eine schallende Ohrfeige und jagte ihm mit diesen Worten davon:

    'Weg mit dir, du Ungeheuer,
    beschmutze unser Reich nicht mehr.
    Feiger bist du als ein Wurm
    scheußlicher als faulinger Tang.
    Kommst du morgen noch vor mein Angesicht,
    ereilt dich der Tod als Strafgericht.'

    Völlig aus der Fassung gebracht, flüchtete Herzog Welf zu seinen Leuten und behielt seine Verwirrung für immer bei. Das soll als kurzer Bericht genügen, und ich wollte, ich hätte es gar nicht erzählt. [5 Cosmas von Prag, Chronicon Boemorum, II, 32, ed. R. Koepke, in M.G.H., Scriptores, IX, Hannoverae 1851, Seite 88-89.]

    Der Text des Cosmas von Prag dokumentiert aber, dass man über Mathilde und ihre zweite Ehe auch auf dieser Ebene sprach. Außerdem führt er Motive an, die nicht weit entfernt von der Realität sind, wie den Wunsch Mathildes, das Geschlecht der CANOSSA nicht versiegen zu lassen, und die Impotenz ihres jungen Ehemannes, der in der Tat kinderlos starb, wie die Genealogia Welforum bezeugt: "Welf [IV.] ging mit Erzbischof Tiemon nach Jerusalem und starb auf der Reise. Durch sein Betreiben vermählte Herzog Welf [V.], nachdem er großjährig geworden war, mit Mathilde, Gräfin der Langobardia, und starb kinderlos." Diese Quelle gibt weder einen Hinweis auf die Trennung der beiden noch Gründe dafür an, während Cosmas sich ausführlich und überdies ungenau darüber ausläßt. Es wäre allzu vereinfachend, wollte man die Trennung, die erst 1095, nach einigen Ehejahren, erfolgte, auf sexuelle Probleme oder auf die Kinderlosigkeit zurückführen. Auch die Schilderung der Hochzeit von Mathilde und Welf trägt eindeutig topische Züge. Zwar handelte es sich bei Mathildes zweiter Ehe nicht gerade um eine heimliche Trauung, aber die Zahl der Anwesenden muß sich, in Anbetracht der Umstände und Zeitläufe, doch in Grenzen gehalten haben, und man trieb wohl keinen großen Aufwand. Die Reaktion HEINRICHS IV. ließ jedenfalls nicht lange auf sich warten.

    Cosmas von Prag: "Chronicon Boemorum"

    Kapitel 32.

    Weil ich aber Mathildens gedacht habe will ich, nur kurz, um den Leser nicht zu ermüden, eine merkwürdige That dieser Frau anführen. Dieselbe, siegreich in vielen Schlachten, führte nach dem Tode ihres Vaters ein eheloses Leben und regierte allein das allzu umfangreiche Longobardien. Es schien aber den Fürsten und Grafen des Landes, sowie den Bischöfen zweckmäßig, ihr zu einer Vermählung zu raten, damit nicht bei dem Mangel eines Erben die königliche Würde zugleich mit dem Stamme erlösche. Sie ging auf ihren Rath ein und schickte dem schwäbischen Herzog Welph folgenden Brief; der in wenigen Worten Vieles enthielt: "Nicht aus weiblichem Leichtsinn oder aus Unbesonnenheit, sondern zum Besten meines ganzen Reiches, schicke ich dir diesen Brief, nach dessen Empfang du mich und das ganze Longobardenreich hinnehmen mögest. Ich werde dir viele Städte, Burgen und berühmte Pfalzen geben, dazu eine unermeßliche Menge Gold und Silber; überdies wirst du einen glänzenden Namen haben, wenn du dich mir beliebt zu machen verstehst. Beschuldige mich aber nicht der Unverschämtheit, weil ich zuerst das Wort an dich richte; ist es ja doch, wie dem männlichen, so auch dem weiblichen Geschlechte erlaubt, nach einer gesetzmäßigen Ehe zu erlangen, und kömmt es nicht darauf an, ob der Mann oder das Weib den ersten Schritt in der Liebe macht, wenn nur ein unlösbares Ehebündnis dadurch erzielt wird, was nur durch beiderseitige Einwilligung geschehen kann. Lebe wohl." Wollte aber Jemand wissen, was Herzog Welph hierauf geantwortet, unter welchen Bedingnissen er eingewilligt, wie viele tausend Bewaffnete Frau Mahtilde an die Grenze geschickt, um den Herzog einzuholen, oder wie ehrenvoll sie ihn empfangen und mit welcher Pracht sie das Hochzeitsmahl zurüsten ließ, so würde die Sonne untergehen bevor er Alles gelesen hätte. Es weiche König Assuerus mit all' seiner Herrlichkeit, der seinen Kriegsleuten ein hundertundzwanzig Tage währendes Gastmahl gab; nicht mehr bewundere man die Königin von Saba, den Tisch und die königlichen Speißen Salomons, denn ein Hundertel hier war mehr als dort das Ganze. Was weiter? Die Nacht war angebrochen, sie betreten das Schlafgemach und lassen sich neben einander auf dem Lager nieder, Herzog Welph ohne Begierde mit der Jungfrau Mahtilda. Daselbst spricht Herzog Welph nach den bei solchem Anlaß gewöhnlichen Vorgängen unter Anderm: "O Herrin, was wolltest du doch und warum hast du mich kommen lassen, um mich zu einem Gegenstand des Gelächters zu machen und dem Hohn und Kopfschütteln des Volkes auszusetzen?

    Mehr beschämst du dich selbst, wenn mich zu beschämen du suchest.

    Fürwahr, entweder ist auf deinen eigenen Befehl oder durch deine Mägde irgend ein böser Zauber in deinen Kleidern oder im Bette versteckt. Glaube mir, wenn ich kalt von Natur wäre, so wäre ich niemals, wie du gewünscht hast, herbeigekommen.



    Begraben:
    Kloster Weingarten

    Welf heiratete von Tuszien, Mathilde in 1089. Mathilde (Tochter von von Tuszien, Bonifaz I. und von Lothringen, Beatrix) wurde geboren in 1046; gestorben am 24 Jul 1115 in Bondanazzo di Reggiolo [42046],Reggio Emilia,Emilia-Romagna,Italien; wurde beigesetzt in 1115 in San Benedetto Po [46027],Mantua,Lombardei,Italien. [Familienblatt] [Familientafel]