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 Bohrer

von Meißen, Oda

weiblich um 995 - nach 1025  (31 Jahre)


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Generation: 1

  1. 1.  von Meißen, Oda wurde geboren um 995; gestorben nach 1025.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Polen; Herzogin und Königin von Polen

    Notizen:

    Oda von Meißen Herzogin und Königin von Polen
    um 995- nach 1025
    2. Tochter des Markgrafen Ekkehard I. von Meißen und der Suanehild Billung von Sachsen, Tochter von Herzog Hermann

    Althoff, Gerd: Seite 420, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    G 150 Lü: 31.10. Ode com

    Diesen Namen trug eine Tochter Ekkehards von Meißen (G 42), die mit Boleslaw Chrobry (H 17) verheiratet war; vgl. Schölkopf, Die sächsischen Grafen, Seite 68.
    Da viele Mitglieder der EKKEHARDINER im Lüneburger Necrolog begegnen (vgl. Kommentar G 42), ist damit zu rechnen, daß sich hinter einer der Gräfinnen dieses Namens im Lüneburger Necrolog (vgl. noch G 163) die Tochter Ekkehards verbirgt.

    Glocker Winfrid: Seite 335, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VIII. 9. ODA + nach 1025
    oo 1018 BOLESLAW I. CHROBRY, seit 992 Alleinherrscher (Herzog) von Polen, + 1025 VI 27
    1025 König von Polen (dessen 4. Ehe)

    Vgl. Balzer, Genealogia Tafel 1 (Nr. 8), und Ludat, Elbe Seite 31.

    Schwennicke Detlev: Tafel 143, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    ODA + 1025
    oo Burg Cziczani 3.II. 1018 BOLESLAW I. CHROBRY + 17.VI.1025
    992 Fürst, 10125 König von Polen

    Thiele, Andreas: Tafel 180, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    ODA oo BOLESLAW I. Herzog von Polen + 1025

    Rupp Gabriele: Seite 201-202, "Die Ekkehardiner, Markgrafen von Meißen, und ihre Beziehungen zum Reich und zu den Piasten"

    Das erste Mal berichtet Thietmar über Oda, Ekkehards zweite Tochter, anläßlich ihrer Heirat mit dem Polen-Herzog Boleslaw. Die Ehe wurde 1018 im Zusammenhang mit dem Bautzener Frieden geschlossen. Oda wurde die vierte Frau des Polen-Herzogs. Aus dieser Ehe ging wahrscheinlich eine Tochter namens Mathilde hervor, die sich im Jahr 1035 in Bamberg mit Otto von Schweinfurt verlobte, dessen Vater Heinrich von Bayern zusammen mit Boleslaw I. von Böhmen gegen Kaiser HEINRICH II. gekämpft hatte. Die Verlobung wurde jedoch ein Jahr später auf einer im Mai 1036 stattfindenden Synode in Tribur wieder gelöst; der Bräutigam mußte der Tochter des Herzogs Boleslaw durch feierlichen Eid entsagen, wie die Jahrbücher von Hildesheim berichten.
    Vielleicht waren verwandtschaftliche Beziehungen zwischen beiden der Anlaß zur Lösung des Verlöbnisses. Es ist aber auch möglich, dass die politische Situation im Osten die Verbindung des angesehenen deutschen Prinzen mit der polnischen Herzogs-Tochter nicht mehr opportun erscheinen ließ.
    Wahrscheinlicher ist es jedoch, dass Kaiser KONRAD II. für Otto von Schweinfurt eine politisch wichtigere Verbindung vorgesehen hatte. Diese hing sicher mit KONRADS italienischer Politik zusammen, da Otto später Irmgard, die Tochter des Markgrafen Manfred II. von Turin, geheiratet hat.
    Das Todesdatum Odas ist nicht überliefert. Doch taucht im Lüneburger Nekrolog zweimal der Eintrag "Ode com" auf, einmal zum 31. Oktober, das andere Mal zum 13. November, und da viele Mitglieder der ekkehardinischen Familie und Boleslaw Chrobry in diesem Nekrolog verzeichnet sind, kann man annehmen, dass sich hinter einer der Gräfinnen die Tochter Ekkehards und Gemahlin Boleslaws verbirgt.

    Ludat Herbert: Seite 19,31; Anm 224,230,235, "An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa"

    Die Vermutung liegt nahe, daß in Boleslaws Vorgehen, das auffälligerweise die Eheschließung seiner Tochter Reglindis mit Hermann, dem ältesten Sohn des Markgrafen Ekkehard, einleitete. Ansprüche auf die östlichen Teile des südlichen Markengebietes, die Lausitzen, eine wichtige Rolle zu spielen schienen. Denn ihr Besitz muß für ihn offenbar eine derartig zentrale Bedeutung gehabt haben, daß er fast die Hälfte seiner Regierungszeit für die Erreichung dieses Zieles Krieg geführt hat, dessen siegreichen Abschluß im Frieden von Bautzen 1018 dann seine eigene vierte Ehe mit Oda krönte, der jüngsten Tochter Ekkehards, also der Schwester seines Schwiegersohnes Hermann von Meißen.
    Es ist bezeichnenderweise der jüngste Sohn Boleslaws und der Emnildis, Otto, gewesen, der einst beim Akt von Gnesen den Namen des Kaisers erhalten hatte und der nun seinem Vater die jüngste Tochter Ekkehards, Oda, zuführte, mit der sich dann Boleslaw unverzüglich in der Burg Cziczani in der Lausitz feierlich unter Anteilnahme des Volkes vermählte.
    [Anm. 224 Das gilt ganz besonderem Maße für Markgraf Hermann von Meißen, der mit Bolwslaws Tochter Reglindis verheiratet war und der auch nach ihrem Tode (nach 1015) dem PIASTEN-Herrscher nah verbunden blieb; er schloß den Frieden von Bautzen und stiftete die neue Ehe Boleslaws mit seiner jüngsten Schwester Oda, die er an den polnischen Hof begleitete.]
    [Anm. 330 Danach ist mit größter Wahrscheinlichkeit die slavische Burganlage auf dem Schloßberg bei Burg im Spreewald als das von Thietmar mehrfach erwähnte Cziczani (Ciani) anzusprechen - ein offenbar bedeutender Platz und vielleicht der alte Mittelpunkt der Landschaft Lusizi. In Cziczani (Ciani) hat Boleslaw sich mehrfach während der Feldzüge aufgehalten und von hier auch Verhandlungen mit HEINRICH geführt (vgl. Thietmar VI,69 a. 1012; VII,16 a. 1015; VII,51 a. 1017). Hier hat Boleslaw nun unverzüglich, schon vier Tage nach dem Vertrag von Bautzen am 3. Februar und ohne auf die Gebote der Kirche zu achten, die von ihm schon lange gewünschte Ekkehard-Tochter geehelicht.]
    [Anm. 235 Der Passus "Oda, Ekkehardi marchionis filia, a Bolizlavo diu iam desiderata" bei Thietmar VIII, 1 deutet meines Erachtens darauf hin, daß Boleslaw unmittelbar nach dem Tod der Emnildis 1017 (Todestag ist nicht überliefert) bereits diese Verbindung ins Auge gefaßt hatte, was die große Bedeutung, die er dieser Frage zumaß, unterstreicht, da ihm nur die Zustimmung der EKKEHARDINER und eine Friedensgarantie von ihrer Seite eine aussichtsreiche Gewähr für die Erhaltung seines Besitzstandes bieten konnte (vgl. über die Pläne Boleslaws im Jahre 1017, eine Ehe mit einer Tochter Vladimirs einzugehen, und über den plötzlichen Umschwung Ende 1017 in den Beziehungen HEINRICHS zu Kiev.]




    3.2.1018 oo 4. Boleslaw I. Chrobry Herzog von Polen, 967-17.6.1025



    Kinder:

    - Mathilde um 1018-
    1035 v oo 1. Otto I. Markgraf von Schweinfurt - 1036 um 995-28.9.1057




    Literatur:
    Althoff, Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Wilhelm Fink Verlag München 1984 Seite 420 G 150 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 167 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 335 - Ludat, Herbert: An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Böhlau Verlag Weimar 1995 Seite 19,31; Anm. 224,230,235 - Rhode Gotthold: Kleine Geschichte Polens. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1965 Seite 18 -
    Rupp, Gabriele: Die Ekkehardiner, Markgrafen von Meißen, und ihre Beziehungen zum Reich und zu den Piasten, Peter Lang GmbH Frankfurt am Main 1996 Seite 201-202 - Schneidmüller, Bernd/ Weinfurter, Stefan (Hg.): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 133 - Schölkopf Ruth: Die sächsischen Grafen 919-1024. Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens 22. Göttingen 1957 Seite 68 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 143 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 180 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 440 - Weinfurter Stefan: Heinrich II. Herrscher am Ende der Zeiten. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1999 Seite 116,219 -

    Oda heiratete von Polen, Boleslaw I. am 3 Feb 1018. Boleslaw wurde geboren in 967; gestorben am 17 Jun 1025; wurde beigesetzt in Posen [60-010],Großpolen,Polen. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 2. von Polen, Mathilde  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 1018/1019; gestorben nach 1036.


Generation: 2

  1. 2.  von Polen, Mathilde Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Oda1) wurde geboren in 1018/1019; gestorben nach 1036.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Schweinfurt [97421],Bayern,Deutschland; Markgräfin von Schweinfurt

    Notizen:

    Mathilde von Polen
    Markgräfin von Schweinfurt
    1018/19 † nach 1036

    Tochter des Herzogs Boleslaw I. Chrobry von Polen aus dem Hause der PIASTEN aus seiner 4. Ehe mit der Oda von Meißen, Tochter von Markgraf Ekkehard I.

    Thiele, Andreas: Tafel 333, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    MATHILDE
    oo 1035-1036 OTTO I. Markgraf von Schweinfurt † 1057

    Trillmich Werner: Seite 297,299,360, "Kaiser Konrad II. und seine Zeit"

    Nach Mieszkos Tod († 10. Mai 1034) waren der etwa 18-jährige Kasimir Karl (1034/40-1058) und seine Mutter Richeza der Feindseligkeit der Mehrheit ihrer slawischen Vasallen auf die Dauer schwerlich gewachsen. Sie mußten sich bei den sächsischen Nachbarn und Verwandten um Hilfe bemühen, doch gerade in diesen Tagen verstarb auch der mächtige Vater der Herzogin-Witwe, Pfalzgraf Ezzo, im Alter von nahezu 80 Jahren auf seiner thüringischen Grundherrschaft Saalfeld. Die Herzogin-Mutter flüchtete deshalb mit ihrer Schwägerin Mathilde, einer Tochter Boleslaws Chrobrys und der Oda von Meißen, nach Sachsen. Deutsche und polnische Kleriker werden sie begleitet haben. Kasimir folgte ihr ins Exil. Als Kognaten des deutschen Hochadels fanden die PIASTEN freundliche Aufnahme. Richezas Brüder, der lothringische Pfalzgraf Otto und Hermann, seit kurzem Kanzler für Italien, dürften den Vertriebenen schnell Zugang bei Hofe verschafft haben. Vermutlich huldigten sie dem Kaiser, der aber zu einer militärischen Expedition in die Sümpfe und Urwälder des Ostens außerstande war. Um so leichteren Herzens gestattete er der entthronten Fürstin, königliche Ehren für sich in Anspruch zu nehmen. Der jüngst verstorbene Vater hatte ihr die umfangreichen Grundherrschaften Klotten an der Mosel, Saalfeld und Coburg überlassen. Für einige Jahre sollten nun die ezzonischen Güter an der Saale zum Sammelpunkt PIASTEN-treuer Polen werden, die eine Rückkehr Kasimirs erhofften.
    In Bamberg fand zu Pfingsten 1035 ein Reichstag statt, auf dem wichtige politische und militärische Entscheidungen fallen sollten. Otto von Schweinfurt, der Schwager des PREMYSLIDEN, verlobte sich während des Festes mit der etwa 17-jährigen polnischen Prinzessin Mathilde, die vermutlich auf den Gütern ihrer Schwägerin Richeza in Saalfeld oder Coburg lebte. Die christlichen PIASTEN preiszugeben, lag nicht im Interesse des Reiches, doch bevor Kasimir wieder eingesetzt werden konnte, erschien es ratsam, sein Haus erneut durch Blutsbande mit Deutschland zu verknüpfen. Dafür erschien der vermögende mainfränkische Großgraf besonders geeignet, hatte doch bereits sein Vater enge Beziehungen zu Boleslaw Chrobry unterhalten.
    Doch damit war der SALIER nicht zufrieden. Die Auflösung der Verlobung Ottos von Schweinfurt und der polnischen Prinzessin Mathilde im Mai 1036 ermöglichte ihm, einen weiteren deutschen Herrn aus dem gleichen Sippenkreis an die TURINER zu binden und so für die kaiserliche Italienpolitik zu gewinnen. Der fränkische Großgraf heiratete Immula (Irmgard), Manfred Odelrichs zweite Tochter. Ihre Mitgift kennen wir nicht.

    Wolfram Herwig: Seite 146,240,328,330, "Kaiser Konrad II. Kaiser dreier Reiche."

    Adelheids jüngere Schwester Irmgard-Immula heiratete Otto von Schweinfurt, ebenfalls einen Mann aus der babenbergischen Verwandtschaft, der Anfang Mai 1036 auf der Synode von Tribur seine 1035 eingegangene Verlobung mit der Polin Mathilde eher freiwillig löste als lösen mußte. Offensichtlich hatte ihm der Kaiser bereits die TURINER Verbindung in Aussicht gestellt. Irgendwelche kanonische Hindernisse sind bei Otto und Mathilde nicht auszumachen, und im übrigen hätte sich KONRAD II. an einer Verwandtschaft wohl am wenigsten gestoßen [41 Bresslau, Jahrbücher 2, 162 und 190. BA 237b übernimmt Bresslau unvollständig.].
    Otto von Schweinfurt wurde mit Mathilde, der jüngsten Tochter von Boleslaw Chrobry, verlobt.
    Auf derselben Synode von Tribur, wo diese Bestimmung im Mai 1036 getroffen wurde, löste Otto von Schweinfurt seine Verlobung mit der PIASTIN Mathilde, vordergründig wegen zu naher Verwandtschaft, in Wirklichkeit wohl deswegen, weil man den Schweinfurter für KONRADS Italienpolitik und als Schwiegersohn der verwitweten Markgräfin von Turin benötigte.
    Offenkundig setzte der erste SALIER das synodale Instrument nur zur Lösung spezieller Probleme ein, die erst dann für ihn Bedeutung erlangten, wenn sie den allgemeinen Frieden hätten stören können: unkanonische Ehen - siehe den Fall "Hammerstein" und die Lösung der Verlobung Ottos von Schweinfurt mit der PIASTIN Mathilde [24 Siehe oben 241 Anm. 79].
    Die Aufhebung des karolingischen Slawenzehnts durch KONRAD II. noch am meisten interessiert haben, sieht man davon ab, daß Otto von Schweinfurt auf Synodalbeschluß seine Verlobung mit der PIASTIN Mathilde lösen mußte.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 93, "Konradiner-Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis. Ein Rückblick auf 25 Jahre Forschungsdisput."

    Doch gab es in der SALIER-Zeit durchaus auch die Trennung und Verhinderung von Nahehen, was nur nebenbei angemerkt sei und gegen die behauptete Machtlosigkeit der Kirche gegen echte Inzestehen spricht [63 Hinzuweisen ist auch auf die Trennung oder Eheverhinderung bei Markgraf Otto von Schweinfurt und Mathilde von Polen; vgl. Annales Hildesheimenses ad 1036, Seite 40: ibidem [in Tribur] etiam predictus Otto cogente sinodo Mahtildem sibi desponsatam iuramento a se abaligenavit, wobei das cogente sinodo eine deutliche Sprache spricht; zum Vorjahr 1035 hatte es dort geheißen (Seite 39): Otto de Suinvordi ibidem [= Bamberg] Mathildem, filiam Bolezlavonis Polianorum ducis, sibi desponsavit; dazu Wolter, Synoden Seite 355, Corbet, Autour de Burchard Seite 153f. und Lübke, Ottonen, Rjurikinden, Piasten Seite 19.].

    Lübke Christian: Seite 19, "Ottonen, Rjurikiden, Piasten. Ergänzende Bemerkungen zum Verwandtenkreis Kunos "von Öhningen"

    Wahrscheinlich war Kasimir mit der Problematik kirchlicher Einwände gegen Verwandtenehen sogar aus seiner eigenen Familie vertraut. Im Jahr 1036 wurde nämlich auf Befehl einer Synode die Verlobung zwischen Mathilde, der Halb-Schwester seines Vaters Mieszko, mit Otto von Schweinfurt gelöst [106 Armales Hildesheimenses. Hrsg. von G. Waitz. Neudruck Hannover 1947 (= MGH, SS in us. schol. 8), Seite 40, a. 1036; Annalista Saxo S. 679, a. 1036; vgl. Lübke Regesten Teils 4, Nr. 631.]. Ihre Verwandtschaft dürfte auf Verbindungen zwischen den EKKEHARDINERN und SCHWEINFURTERN zurückgehen: Mathilde war nämlich die Tochter aus der letzten Ehe Boleslaw Chrobrys, die er im Zusammenhang mit dem Frieden von Bautzen mit Oda, der Tochter des Markgrafen Ekkehard von Meißen, eingegangen war.

    Lechner, Karl: Seite 69, "Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246"

    Glücklicher war der Kaiser in seinen Kämpfen gegen den Böhmen-Herzog Udalrich, dem nach seinem Tod († 1033) auf ein Jahr sein älterer, gemeinsam belehnter Bruder Jaromir folgte, und gegen Udalrichs Sohn Bretislaw I., seit 1028 Fürst von Mähren, seit 1034 Herzog von Böhmen. Dieser war vermählt mit Judith, einer Tochter des Grafen Heinrich von Schweinfurt aus der älteren babenbergischen Linie, die er aus Schweinfurt entführt hatte. Ihr Bruder Otto aber hatte Mathilde, die Tochter Boleslaws Chrobry von Polen, eine Halb-Schwester Mieszkos II. zur Frau. Wir sehen das Zusammenrücken der slawischen Staaten durch eheliche Verbindungen, aber auch eine Annäherung zu angrenzenden deutschen Hoheitsbereichen. Später wird dies auch für die Donaumark gelten. Ein dauernder Erfolg blieb dem Kaiser auch gegen Böhmen versagt. Erst unter seinem Sohn HEINRICH III. wurde die Thayagrenze erreicht.

    Rupp, Gabriele: Seite 201, "Die Ekkehardiner, Markgrafen von Meißen, und ihre Beziehungen zum Reich und zu den Piasten"

    Das erste Mal berichtet Thietmar über Oda, Ekkehards zweite Tochter, anläßlich ihrer Heirat mit dem Polen-Herzog Boleslaw. Die Ehe wurde 1018 im Zusammenhang mit dem Bautzener Frieden geschlossen. Oda wurde die vierte Frau des Polen-Herzogs. Aus dieser Ehe ging wahrscheinlich eine Tochter namens Mathilde hervor, die sich im Jahr 1035 in Bamberg mit Otto von Schweinfurt verlobte, dessen Vater Heinrich von Bayern zusammen mit Boleslaw II. von Böhmen gegen Kaiser HEINRICH II. gekämpft hatte. Die Verlobung wurde jedoch ein Jahr später auf einer im Mai 1036 stattfindenden Synode in Tribur wieder gelöst; [52 Engelbert, Die deutschen Frauen der Piasten von Mieszko I. († 992) bis Heinrich I. († 1238), Seite 6.] der Bräutigam mußte der Tochter des Herzogs Boleslaw durch feierlichen Eid entsagen, wie die Jahrbücher von Hildesheim berichten. [53 Engelbert, Die deutschen Frauen der Piasten von Mieszko I. († 992) bis Heinrich I. († 1238), Seite 67.]"
    Vielleicht waren verwandtschaftliche Beziehungen zwischen beiden der Anlaß zur Lösung des Verlöbnisses. Es ist aber auch möglich, daß die politische Situation im Osten die Verbindung des angesehenen deutschen Prinzen mit der polnischen Herzogs-Tochter nicht mehr als opportun erscheinen ließ.
    Wahrscheinlicher ist es jedoch, daß Kaiser KONRAD II. für Otto von Schweinfurt eine politisch wichtigere Verbindung vorgesehen hatte. Diese hing sicher mit KONRADS italienischer Politik zusammen, da Otto später Irmgard, die Tochter des Markgrafen Manfred Il. von Turin, geheiratet hat. [54 Engelbert, Die deutschen Frauen der Piasten von Mieszko 1. († 992) bis Heinrich 1. († 1238), S. 7.]
    Das Todesdatum Odas ist nicht überliefert. Doch taucht im Lüneburger Nekrolog zweimal der Eintrag "Ode com" auf, einmal zum 31. Oktober, das andere Mal zum 13. November [55 31.10. und 13.11. Althoff/Wollasch, Die Totenbücher von Merseburg, Magdeburg und Lüneburg, Seite 9, 36. Vgl, auch Althoff, Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung, S. 420 G 150 und S. 423 G 163.], und da viele Mitglieder der ekkehardinischen Familie und auch Boleslaw Chrobry in diesem Nekrolog verzeichnet sind, kann man annehmen, daß sich hinter einer der Gräfinnen die Tochter Ekkehards und Gemahlin Boleslaws verbirgt.

    18.5.1035-1036 oo 1. Otto Markgraf von Schweinfurt um 995 † 28.9.1057

    Literatur:
    Annalen von Hildesheim ad a. 1035,1036 - Annalista Saxo: Reichschronik. Seite 51 ad a. 1036 - Bresslau, Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1879 Band II Seite 162 - Hlawitschka, Eduard: Konradiner-Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis. Ein Rückblick auf 25 Jahre Forschungsdisput. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2003 Seite 93 - Lechner, Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Köln 1985 Seite 69 - Lübke Christian: Ottonen, Rjurikiden, Piasten. Ergänzende Bemerkungen zum Verwandtenkreis Kunos "von Öhningen" Jahrbücher für Geschichte Osteuropas 37 Seite 1-20 - Rupp, Gabriele: Die Ekkehardiner, Markgrafen von Meißen, und ihre Beziehungen zum Reich und zu den Piasten, Peter Lang GmbH Frankfurt am Main 1996 Seite 201-202 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan: Otto III. Heinrich II. Eine Wende? Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997 Seite130 A - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 111 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 333 - Trillmich Werner: Kaiser Konrad II. und seine Zeit. Europa Union Verlag Bonn 1991 Seite 297, 299,360 - Wolfram Herwig: Kaiser Konrad II. Kaiser dreier Reiche. Verlag C.H. Beck München 2000 Seite 146,240,328,330 -

    Mathilde heiratete von Schweinfurt, Otto III. in 1035-1036. Otto (Sohn von von Schweinfurt, Heinrich und von Henneberg, Gerberga) wurde geboren um 995; gestorben am 28 Sep 1057; wurde beigesetzt in Schweinfurt [97421],Bayern,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]