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 Bohrer

Heilwiga

weiblich um 778 - nach 833  (> 56 Jahre)


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Generation: 1

  1. 1.  Heilwiga wurde geboren um 778; gestorben nach 833.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Beruf: Chelles [77500],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich; Äbtissin von Kloster Chelles
    • Titel/Amt/Status: Gräfin

    Notizen:

    Heilwiga Gräfin
    Äbtissin von Kloster Chelles
    um 778- nach 833
    Tochter des Grafen Isanbart

    Thegan: Seite 232, "Das Leben Kaiser Ludwigs. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band V"

    26. Im folgenden Jahr aber heiratete er die Tochter seines Herzogs Hwelf, aus einem sehr vornehmen Geschlecht der Bawarier, Namens Judith, welche durch ihre Mutter Eigilwi einem vornehmen sächsischen Geschlecht angehörte, und macht sie zur Königin. Denn sie war schön. In demselben Jahre hielt er eine allgemeine Reichsversammlung in dem Königshof Ingelheim.

    Heilwiga war höchstwahrscheinlich eine Mutterschwester des Ekbert dux und wurde als Witwe Äbtissin von Chelles bei Paris (825/26-833).

    Schneidmüller Bernd: Seite 43,46.49,51, "Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung."

    Welf war mit der sächsischen Adligen Eigilwi/Heilwig vermählt, die mit ihren Kindern etwas klarer in der Gedenküberlieferung bezeugt ist und als Äbtissin des bedeutenden Königsklosters Chelles 825/26 verstarb.
    Mehr über Judiths Eltern meldete im 9. Jahrhundert allein der Trierer Chorbischof Thegan, der Kaiser LUDWIGS Taten noch zu dessen Lebzeiten beschrieb: "Im folgenden Jahr vermählte er sich mit der Tochter seines Herzogs Welf, der einer hochadeligen Familie der Bayern entstammte. Das Mädchen hieß Judith und gehörte von seiten seiner Mutter Heilwig einem hochadeligen sächsischen Geschlecht an. Judith erhob er zur Königin; denn sie war von großer Schönheit." Die Ehe Welfs mit der sächsischen Adligen Heilwig, später Äbtissin im Kloster Chelles (um 825), markiert die Fähigkeit zu weitgespannter adliger Heiratsverbindung
    Die vielfache KAROLINGER-Nähe in der Generation LUDWIGS DES FROMMEN und seiner Söhne zeigte indirekt die Bedeutung Welfs und seiner Gattin Heilwig an.

    Borgolte Michael: Seite 169,288, "Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie."

    Im Verbrüderungsbuch glaubt man Konrad zweimal nachweisen zu können (Tellenbach, Welfen). Auf der ersten Seite der NOMINA AMICORUM UIUENTIUM des Reichenauer Codex steht im Anschluß an karolingische Herrscher und ihre Frauen die Sequenz: Heiluuig, Chuonrat, Ruadolf, Ruadroh, Hemma, Morentio (98 A2): Davon dürfte der Name Heilwig die Gemahlin des älteren Welf (I), Chuonrat, Ruadolf und Hemma deren Kinder, Geschwister der Kaiserin Judith, bezeichnen.
    Man erfährt dabei, daß Welf de nobilisima progenie Baworiorum hervorgegangen und mit Heilwig verheiratet war, die 'aus edelstem sächsischen Geschlecht' stammte (Thegan). Die weitreichenden Beziehungen Welfs, die unter anderem in der Vermählung mit Heilwig aufscheinen, lassen es durchaus im Ungewissen, wo der Vater Judiths zu Amt und Ansehen gelangt war (zu Heilwig: Wenskus, Sächsischer Stammesadel 253,275; Hlawitschka, Liudolfinger 153 A. 252; Metz, Heinrich "mit dem goldenen Wagen" 142-149).
    Nach der Translatio s. Baltechildis (284f.) ist Welfs Gemahlin Heilwig um 826 Äbtissin des Klosters Chelles geworden; daraus ist seit Stälin (252) wiederholt gefolgert worden, Welf sei vor diesem Termin verstorben (sepp 1 A. 1, Fleckenstein 114 mit A. 238, danach Schnath und Jordan 295). Demgegenüber hat Schmid (Welfisches Selbstverständnis 406 A. 38) mit Recht betont, daß die Bezeichnung sacrata Deo abbatissa für Heilwig nicht unbedingt auf Witwenschaft schließen lasse. Schmid meinte, daß die Kaiserferne, durch die Eticho, der Vater Heinrichs "mit dem goldenen Wagen", in der welfischen Historiographie charakterisiert ist, auf Welf passe, so daß dem ältesten belegten WELFEN nach der Kaiserheirat der Tochter ein "Rückzug" zuzutrauen sei; durch diesen könne dann auch Heilwig veranlaßt worden sein, den Schleier zu nehmen.
    Ein Eintrag im Liber Viventium von Pfäfers (pag. 165) bietet eines der beiden bisher bekannten sicheren Zeugnisse; er lautet: Pro Rodulfo comite. Rodulf, Roduna, Hemma, Heiluuic, Velf, Chvanrat (...). Welf steht hier neben seiner Ehefrau Heilwig und nach seiner Tochter Hemma.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 153 A. 252, "Zur Herkunft der Liudolfinger und zu einigen Corveyer Geschichtsquelle"

    W. Metz, Heinrich mit dem goldenen Wagen (wie Anmerkung 202) Seite 143 ff., möchte die Verwandtschaft der EGBERTINER/COBBONEN mit den KAROLINGERN in ganz anderer Weise erklären, und zwar über die WELFEN. Er möchte Eigilwi/Heilwich, die Gemahlin des Grafen Welf und Mutter der zweiten Gemahlin LUDWIGS DES FROMMEN namens Judith, und Graf Egbert als Geschwister (eventuell auch als Cousin und Cousine) auffassen. Die Verwandtschaft Haduwys von Herford mit KARL DEM KAHLEN wird also über KARLS Mutter Judith aufzurollen versucht. Das aber läßt mit der Translatio S. Pusinnae insofern nicht vereinbaren, als von Äbtissin Haduwwy über die unbekannte Schwester Warins zu Egbert und weiter zu dessen unbekannten Eltern NN 3 Schritte zu zählen sind und von KARL DEM KAHLEN über seine Mutter Judith und deren Mutter Eigilwi/Heilwich zu den beiden Linien gemeinsamen Stammaltern NN wiederum nur 3 Schritte. Erforderlich ist aber die Zählbarkeit tertio quartoque cognationis gradu. (Geht man einen Schritt weiter zurück und wollte man die etwa zur gleichen Zeit lebenden Egbert und Heilwich nur als Cousin und Cousine werten so hieße die Zählung 4 : 4, nicht aber 3 : 4). Zudem sind die wenigen beigebrachten Argumente für eine Verwandtschaft der EGBERTINER/COBBONEN mit den WELFEN nicht überzeugend, was aber hier nicht weiter zu behandeln ist. Außerdem sind die oben Seite 150 angeführten Argumente für die Notwendigkeit der rekonstruktion der Verwandtschaft Haduwys mit KARL DEM KAHLEN über Ida - und nicht über Egbert - übergangen!

    Störmer Wilhelm: Seite 58-61, "Die süddeutschen Welfen unter besonderer Berücksischtigung ihrer Herrschaftspolitik im bayerisch-schwabischen Grenzraum" in: Ay, Karl-Ludwig/Maier, Lorenz/Jahn Joachim: Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft.

    Thegan, der Biograph Kaiser LUDWIGS DES FROMMEN (814-840), bezeichnte den Schwiegervater des Kaisers, nämlich den Grafen Welf, als dux und sagt, er sei de nobilissima progenie Bavariorum. Die Tochter dieses Grafen namens Judith wiederum, die Kaiser LUDWIG heiratete, hatte als Mutter - wie Thegan eigens betont - eine adelige Dame Eigilwi nobilissimi generis Saxonici.
    Thegan verweist also nachdrücklich darauf, daß beide Eltern Judiths von hochadeligem (nobilissima) Geschlecht gewesen seien. Auffallend ist, daß der bayerische Vater Judiths mit einer hochadeligen Sächsin vermählt war. Stellen wir diesen Sachverhalt in die politische Situation der Zeit, dann ergibt sich für mich die Schlußfolgerung, daß der für König/Kaiser KARL DEN GROSSEN offenbar hochwichtige Graf Welf im Bayern des Umbruchs nach der AGILOLFINGER-Herrschaft (788) eingesetzt und gleichzeitig mit einer KARL gegenüber loyalen bedeutenden Adelsfamilie im noch recht unruhigen Sachsen vermählt worden war. Während seine Frau Eigilwi/Heilwig wenigstens mit ihren Kindern Chuonrad, Ruadolf, Ruadhoh und Hemma (die spätere Gemahlin Ludwigs des Deutschen) um 825 im Verbrüderungsbuch des Klosters Reichenau unter den viventes, also den Lebenden, erscheint, ist Graf Welf sonderbarerweise nicht mehr zu fassen.

    oo Welf Graf - 3.9.um 825
    Kinder:
    - Judith - 19.4.843
    819 oo 2. LUDWIG I. DER FROMME 16.4.778-20.6.840
    - Hemma - 31.1.876
    827 oo Ludwig II. der Deutsche 806-28.8.8786
    - Konrad I. Graf im Argen- und Linzgau -16.2.863
    - Rudolf Graf im Gau Ponthieu - 6.1.866
    - Hrodroh

    Literatur:
    Ay, Karl-Ludwig/Maier, Lorenz/Jahn Joachim: Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft. Universitätsverlag Konstanz GmbH 1998 Seite 58-61 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 169,227,288 - Boshof Egon: Ludwig der Fromme. Primus Verlag Darmstadt 1996 Seite 152,191 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 28 - Fleckenstein Josef: Über die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in Süddeutschland. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seite 71-136 - Hlawitschka, Eduard: Zur Herkunft der Liudolfinger und zu einigen Corveyer Geschichtsquelle, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main Seite 153 A. 252 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammmer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 120 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 43,46,49,51 - Thegan: Das Leben Kaiser Ludwigs. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band V Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1974 Seite 232 - Wenskus Reinhard: Sächsischer Stammesadel und fränkischer Reichsadel. Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1976 Seite 253,275 -

    Name:
    (Eigilwi)

    Familie/Ehepartner: Welf. Welf gestorben um 825. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 2. Konrad I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 800; gestorben am 16 Feb 863.
    2. 3. Rudolf I.  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben am 6 Jan 866.
    3. 4. Hrodroh  Graphische Anzeige der Nachkommen
    4. 5. Judith  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 795; gestorben am 19 Apr 843 in Tours [37000],Indre-et-Loire,Centre-Val de Loire,Frankreich; wurde beigesetzt in Tours [37000],Indre-et-Loire,Centre-Val de Loire,Frankreich.
    5. 6. Hemma  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 808; gestorben am 31 Jan 876 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.


Generation: 2

  1. 2.  Konrad I. Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Heilwiga1) wurde geboren um 800; gestorben am 16 Feb 863.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Argengau,Baden-Württemberg,Deutschland
    • Titel/Amt/Status: Linzgau,Baden-Württemberg,Deutschland; Graf im Argen- und Linzgau

    Notizen:

    Konrad I. Graf im Argen- und Linzgau
    um 800-16.2.863 (Sepp)
    Sohn des Grafen Welf und der Sächsin Eigilwicha (Heilwich); Bruder der Kaiserin Judith

    Thiele, Andreas: Tafel 27, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"
    KONRAD I. + 863

    Konrad I. war wohl mit den Vorfahren der KONRADINER verwandt und rivalisierte in Schwaben mit der Familie der UDALRICHE, der KARLS DES GROSSEN Frau Hildegard angehörte (Nachkommen der alemannischen Herzöge), löste sie als enger Berater und Vertrrauter seines kaiserliches Schwagers ab und begründete den Aufstieg zur einflußreichsten Familie in Schwaben. Er wurde 833/34 mit Kaiser LUDWIG DEM FROMMENinhaftiert und war danach Graf im Linzgau, Albgau, Rheingau, Argengau/Schussenried, Eritgau und Zürichgau und Laienabt von Auxerre und St. Germain. Er bereitete 843 mit den Vertrag von Verdun vor und war bis 859 treue Stütze von König Ludwig II. dem Deutschen gegen den französischen Neffen. Er fiel plötzlich von Ludwig ab, während didieser gerade versuchte, Frankreich zu erobern und entschied damit das Schicksal des Reiches und seiner Familie, die politisch auch so auseinanderwuchs, dass schon nach wenigen Generationen das Bewußtsein einer gemeinsamen Herkunft verloren ging. Er verlor alle Grafschaften im ostfränkischen Reich und sein Sohn verschwand weitgehend aus der Überlieferung seiner Zeit. Konrad baute in Burgund mit französischer Hilfe neue Machtpositionen aus und wurde Graf von Auxerre.

    oo ADELHEID VON TOURS

    Tochter des Grafen Hugo, Schwägerin des römisch-fränkischen Kaisers LOTHAR I. aus der großen Adelsfamilie der ETICHONEN

    Schmid Karl: Seite 444, "Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge."

    Und was über Etichos Sohn Heinrich im welfischen Erzählgut gesagt wird, trifft nicht weniger trefflich auf Welfs Sohn Konrad den Älteren zu. Als Heinrich wehrhaft und mündig geworden sei, habe er sich ohne Wissen seines Vaters zum Kaiser begeben, mit diesem Freundschaft geschlossen und ihm die Lehenshuldigung geleistet, nachdem er das ganze Reich kennengelernt hatte. Auf diese Weise wäre der Bruder der Kaiserin Judith nicht gerade schlecht charakterisiert, der in der Weite des karolingischen Imperiums als kaiserlicher Beauftragter und am Hof des Kaisers als Ratgeber in Erscheinung trat. Dazu kommt, dass der Landgewinn der WELFEN in Oberschwaben durch die Belehnung von seiten des Kaisers, der nach dem Erzählgut Heinrich gelungen sein soll, weit besser in den historischen Kontex der älteren WELFEN paßt. Denn unter LUDWIG DEM FROMMEN haben die WELFEN mit Konrad dem Älteren nachweislich in Oberschwaben festen Fuß gefaßt, während der Schussengau, das Kerngebiet der späteeren WELFEN-Herrschaft, noch im Jahre 816 als königlicher Fiskus bezeugt ist. Judiths Bruder Konrad tritt als erster welfischer Graf und Inhaber von Besitztiteln im Bereich der späteren Kernlande der süddeutschen WELFEN auf, so dass die Forschung die Meinung vertritt, die Heirat Judithsmit LUDWIG DEM FROMMEN habe die Festsetzung der WELFEN in Oberschwaben ermöglicht.
    Tatsächlich verlieren sich mit dem Weggang Konrads des Älteren aus dem Reich König Ludwigs des Deutschen im Jahr 859, dem "Epochenjahr" der älteren welfischen Geschichte, die Spuren der WELFEN im O-Frankenreich nach und nach: in Oberschwaben, wo Konrad gewaltet hatte, schneller als in S-Alemannien und in Rätien, wo die Nachfahren des westfränkischen Rudolf wenigstens vorübergehend auftauchen und vielleicht sogar zum Zuge gekommen sind. Über kurz oder lang aber bahnte sich im Osten erneut eine Zeit welfischer Königsferne an, in der jener Zweig des Geschlechtes, der vom großen und berühmten welfischen Sippenkreis in zunehmender Absonderung lebte, neue Wege des Aufstiegs suchen mußte.

    Hartmann, Wilfried: Seite 92,98, "Ludwig der Deutsche."

    Nicht nur Bischof Salomo von Konstanz und Abt Grimald von St. Gallen als Vertraute Ludwigs und seine Töchter als Äbtissinnen in alemannischen Klöstern spielen bei der Beherrschung Alemanniens durch den König eine wichtige Rolle, sondern es ist aauch zu berücksichtigen, daß der WELFE Konrad, der Bruder von Ludwigs Gattin Hemma, seit 839 als Graf in Alemannien belegt ist. Daß dieser WELFE mindestens seit 841 ein Vertrauensmann Ludwigs des Deutschen war, kann man daraus ersehen, daß Ludwig ihn 842 als seinen Vertreter zu den Verhandlungen mit seinem Bruder LOTHAR I. schickte [332 Anders Dümmler, Ostfränk. Reich I Seite 129; Josef Fleckenstein, Über die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in Süddeutschland, in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des großfränkischen und frühdeutschen Adels, hrsg. von Gerd Tellenbach (Freiburg 1957) Seite 71-136, besonders Seite 120 und Fried, Weg Seite 363. ]. Noch 860 und 862 trat er als wichtigster Berater Ludwigsin den schwierigen Verhandlungen mit seinem Stiefbruder KARL DEM KAHLEN nach dem Westfranken-Abenteuer von 858/59 auf.
    Daß Cobbo zu den wichtigsten Helfern Ludwigs gehörte, kann man aus seiner Rolle im Jahr 842 erkennen, als er neben Ludwigs Schwager Konrad den ostfränkischen König bei seinem Bruder LOTHAR vertrat [367 Vgl. Nithard IV,3 (hrsg. Müller, Seite 44,9-34); Dümmler, Ostfränk. Reich I Seite 181f.].

    oo Adelheid von Tours, Tochter des Grafen Hugo, Schwägerin Kaiser LOTHARS I. - nach 866

    Kinder:
    - Welf I. Graf im Argen- und Linzgau - vor 876
    - Hugo "der Abt" -12.6.886
    - Konrad II. Graf von Auxerre - vor 876 Stammvater der Könige von Burgund
    - Rudolf - früh verstorben

    Literatur:
    Annalen von St. Bertin, in: Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte. Zweiter Teil Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darnstadt 1972 Seite 12,114,136,162 - Annalen von St. Vaast in: Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte. Zweiter Teil WiWissenschaftliche Buchgesellschaft Darnstadt 1972 Seite 356,358 - Ay, Karl-Ludwig/Maier, Lorenz/Jahn Joachim: Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft. Universitätsverlag Konstanz GmbH 1998 Seite 59,63, 98,100 - Borgolte Michaelel: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 142,147,165-170,200,214,227,259, 289 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984 Seite 75,147,167,169,187, 193-195,238,242,254 - Boshof Egon: Ludwig der Fromme. Primus Verlag Darmstadt 1996 Seite 180, 183,186 - Das Leben Kaiser Ludwigs vom ssogenannten Astronomus. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band V Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1974 Seite 338 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 59,176,421,465,485,518 - Fleckenstein Josef: Über die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in Süddeutschland. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seite 71-136 - Hartmann, Wilfried: Ludwig der Deutsche. Primus Verlag 2002 Seite 92,98 - Jordan, Karl: Heinrich der Löwe, Deutscher Taschenbuch Verlag 1993 Seite 2,295 - Nithard, Vier Bücher Geschichten. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band V Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1974 Seite 390,452 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 120,129 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983 Seite 262,444 - Schmid, Karl: Königtum, Adel und Klöster zwischen Bodensee und Schwarzwald (8.-12. Jahrhundert) Seite 288,308 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erininnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 50,53, 58,59,61-66,117 - Tellenbach Gerd: Exkurs Über die ältesten Welfen im West- und Ostfrankenreich. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seite 335-340 - Stälin, Paul Friedrich: Geschichte Württembergs, Gotha 1882 Band I Seite 327,331 - Thegan: Das Leben Kaiser Ludwigs. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band V Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1974 Seite 236 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 27 - Vollmer Franz: Die Etichonen. Ein Beitrag zur Frage der Kontinuität früher Adelsfamilien. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seite 168 -

    Familie/Ehepartner: von Tours, Adelheid. Adelheid (Tochter von von Tours, Hugo und Ava) gestorben nach 866. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 7. Welf I.  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben vor 876.
    2. 8. Hugo  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben am 12 Jun 886.
    3. 9. von Auxerre, Konrad II.  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben vor 876.
    4. 10. Rudolf  Graphische Anzeige der Nachkommen
    5. 11. N.  Graphische Anzeige der Nachkommen

  2. 3.  Rudolf I. Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Heilwiga1) gestorben am 6 Jan 866.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Ponthieu,Frankreich; Graf im Gau Ponthieu
    • Titel/Amt/Status: Saint-Riquier [80135],Somme,Picardie,Frankreich; Laienabt von St. Riquier

    Notizen:

    Rudolf I. Graf im Gau Ponthieu
    Laienabt von St. Riquier
    - 6.1.866
    Sohn des Grafen Welf und der Sächsin Heilwig; Bruder der Kaiserin Judith

    Thiele, Andreas: Tafel 27, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    RUDOLF I. + 866
    Rudolf I. war Laienabt von St. Riquier und Jumiges und 833/34 ebenfalls inhaftiert. Er wurde als Anhänger des französischen Neffen KARL II. DER KAHLE Graf im Gau Ponthieu und war 856 als Gesandter in Aquitanien tätig.

    oo RODUNA + nach 866 als Äbtissin
    Haus der ETICHONEN

    Fleckenstein Josef: Seite 97,119, "Die Herkunft der Welfen"
    Der WELFE Rudolf hat zur Sühnung des Unrechts, das Warin und Ruthard, die berühmten Statthalter zur Zeit Pippins, einst dem heiligen Otmar zugefügt hatten, einen Eisenzins in Füssen gestiftet, "weil er gleichen Geschlechts gewesen sei".
    Da Isanbard das Unrecht seines Vaters Warin an St. Gallen durch eine Schenkung gut machte, stand demnach nur für Ruthard noch die Sühne aus. Sie wird es also sein, die der WELFE Rudolf mehr als 100 Jahre später noch geleistet hat.
    Rudolf und sein Bruder Konrad waren willige und tatkräftige Helfer ihrer Schwester Judith. Die Quellen kennen beide als consiliari am Hofe, die Niederlage und Triumph mit ihr teilten. Rudolf, schließlich Graf im Gau Ponthieu und Laienabt von St. Riquier, hat S-Deutschland früh den Rücken gekehrt, vielleicht aber noch nicht jede Verbindung aufgegeben.

    Schneidmüller Bernd: Seite 53,59,61-63,66, "Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung."

    Die genannten Frevler nahmen die Königin Judith gefangen, zwangen ihr den Schleier auf und schickten sie ins Kloster; auch ihre Brüder Konrad und Rudolf zwangen sie zur Tonsur und schickten sie ins Kloster. Judith und ihre beiden welfischen Brüder, von den Gegnern als Einheit betrachtet und entsprechend behandelt, wurden zu kurzzeitigen Opfern im Kampf um den Einfluß auf die Ausgestaltung von der Herrschaft. Die Einweisung ins Kloster war seit der MEROWINGER-Zeit ein beliebtes Mittel, politische Gegner dauerhaft unschädlich zu machen. Also zwang man die welfischen Brüder in unbekannte aquitanische löster, Judithnach Ste-Radegonde/Ste-Croix in Poitiers. Schon im Oktober 830 gewann LUDWIG DER FROMME die Initiative zurück, zwang LOTHAR zu einem Treueid und rief die Kaiserin aus ihrer Klosterhaft an den Hof zurück. Auch ihre Brüder dürften damals vom wechselhaften Rad des Glücks profitiert haben.
    Stets im Kreis der ersten Adelsverbände des Frankenreichs agierend, traten Konrad und Rudolf, die beiden Brüder Kaiserin Judiths und Königin Hemmas, sowie ihre Nachkommen bei politischen Konsensfindungen ebenso hervor wie bei konfliktträchtigen Schlüsselereignissen in der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts. Die Verhandlungen mit LOTHAR führten drei angesehene Grafen: der welfische Graf Konrad, der neustrische Graf Adalhard, der sächsische Graf Kobbo. Seinen Einfluß bei Hof hatte sich der WELFE also über LUDWIGS DES FROMMEN Tod hinaus bewahrt.
    Auch diejenigen Adelsgruppen, die ihrem Herrscher ergeben blieben, vermochten ihre Hofnähe zum konsequenten Machtausbau zu nutzen. Neben den Verwandten der Königin Irmintrud traten dabei besonders die welfischen Onkel KARLS hervor. Die Konsistenz ihres Familienverbands zeigt sich nicht zuletzt in Ämterverteilung und Namengebung. Konrad der Ältere (+ nach 862) war mit Adelheid, der Schwester von LOTHARS I. Gemahlin Irmingard, verheiratet.
    Der Zugriff auf Komitate und Klöster war zeittypisch und er wurde auch von Konrads Bruder Rudolf dem Älteren (+ 866) praktiziert, Laienabt von Jumieges an der Seine und von St- Riquier, nach dem Zeugnis der Memorialüberlieferung aus Pfäfers und Reichenau zudem in Aleamannien und Rätien begütert. Gerade diese Klöster wurden zu Begräbnisorten wie zu Erinnerungsstätten ihrer adligen Herren ud überlieferten der Nachwelt das Gedächtnis an herausragende Männer und Frauen.
    Aus St-Riquier erhielt sich die Grabinschrift auf Konrads Bruder Rudolf den Älteren, "dessen hochberühmter Name auf der ganzen Welt strahlt." Keiner der Großen übertreffe ihn. "Sein Geschlecht schmückt verschiedene Königreiche".
    Nicht allzu lange vermochten Konrad, Rudolf und ihre zahlreichen Söhne dem Druck politischer Sonderung und Zuordnung auszuweichen.
    In diesem Jahr 866 starben mit Robert dem Tapferen (ROBERTINER) und Rudolf dem Älteren (WELFE) zwei Grafen, die für lange Zeit die politischen Geschicke des westfränkischen Reichs mitbestimmt hatten. Rudolfs Söhne Konrad (Grafschaften in Franzien: Paris, Langres, verberie), Hugo, Rudolf (vermutlich Graf im Zürichgau und Augstgau, dux in Rätien) und Welf (Abt von Ste-Colombe/Sens) rückten in die Positionen des Vaters ein.

    oo Roduna aus dem Hause der ETICHONEN - nach 866
    Kinder:
    - Konrad Graf von Paris - 22.3.882
    - Welf Abt von St. Colombe und St. Riquier - 14.11.881
    - Rudolf II. - nach 895
    - Hugo Rector von St. Saulve in Valenciennes
    - Liutfrid

    Literatur:
    Ay, Karl-Ludwig/Maier, Lorenz/Jahn Joachim: Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft. Universitätsverlag Konstanz GmbH 1998 Seite 26,43,54,59-62,64,69,93,102,105,110,114, 123,133,167,169 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 169,227,289 - Boshof Egon: Ludwig der Fromme. Primus Verlag Darmstadt 1996 Seite 180,183,186 - Bühler, Heinz: Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze. Anton H. Konrad Verlag 1997 Seite 144/45 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 59,278,394, 522 - Fleckenstein Josef: Über die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in Süddeutschland. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seite 97,119 - Hartmann, Wilfried: Ludwig der Deutsche. Primus Verlag 2002 Seite 49 - Jahrbücher von St. Bertin. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VI Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1972 Seite 12,154 - Nithard, Vier Bücher Geschichten. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band V Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1974 Seite 390 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 120,129 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983 Seite 231 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 53,59, 61-63,66,67,117 - Thegan: Das Leben Kaiser Ludwigs. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band V Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1974 Seite 236,338 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 27 -


  3. 4.  Hrodroh Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Heilwiga1)

    Notizen:

    Als Brüder Judiths und Hemmas sind sicher ein Rudolf und vielleicht ein Hrodroh überliefert und außerdem zwei Neffen mit Namen Rudolf.

    Röckelein, Reliquientranslationen (wie Anm. 9), Tafel 4: Verwandtschaft der Welfen mit den Karolingern.
    Nach Bernd Schneidmüller, Die Welfen, Stuttgart 2000, S. 41,62,66 war Rudolf Graf und Laienabt im Frankenreich (+866), Vater eines Welf, der seinen Vater als Abt von Ste. Colombe in Sens (+881) beerbte; Rudolf hatte wie Konrad der Ältere einen Sohn Rudolf. Vgl. Teil I, S. 31: Die hl. Columba von Sens in Oelde.


  4. 5.  JudithJudith Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Heilwiga1) wurde geboren um 795; gestorben am 19 Apr 843 in Tours [37000],Indre-et-Loire,Centre-Val de Loire,Frankreich; wurde beigesetzt in Tours [37000],Indre-et-Loire,Centre-Val de Loire,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Fränkische Königin
    • Titel/Amt/Status: römische Kaiserin

    Notizen:

    Judith Frankenkönigin
    um 795-19.4.843 Tours Begraben St. Martin
    Tochter des schwäbischen Grafen Welf und der Sächsin Eigilwicha (Heilwich)

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 797, Judith, Kaiserin

    + 19. April 843 Begraben St. Martin
    Tochter des Grafen Welf und der edlen Sächsin Eigilwi/Heilwig, zweite Gemahlin Kaiser LUDWIGS DES FROMMEN

    Erste Erwähnung Februar 819 anläßlich der Brautschau LUDWIGS unter den fränkischen Adelstöchtern und der folgenden Heirat in Aachen. Willensstark und sehr schön (Thegan 26: "pulchra valde"), gewann sie bald großen Einfluß auf LUDWIG, dem sie nach der Tochter Gisela (819/22) den Sohn KARL (DEN KAHLEN schenkte. Darauf bedacht, ihrem Sohn nebst seinen Brüdern aus erster Ehe des Kaisers einen Reichsteil zu verschaffen, stieß LUDWIG auf ihr Betreiben seine ordinatio imperii (817) um, indem er statt der Drei- eine Vierteilung des Reiches vornahm und KARL 829 Schwaben, Elsaß und Teile Burgunds übertrug; er löste damit heftige innere Kämpfe aus, in denen die Söhne sich in wechselnden Allianzen gegen ihn und Judith erhoben. Besonders an Judith schieden sich die Geister: Bewunderern wie Walahfrid Strabo standen scharfe Gegner wie Walavon Corbie gegenüber, die unter der Anschuldigung des Ehebruchs mit dem Grafen Bernhard von Barcelona zeitweise sogar ihre Verbannung vom Hof bewirkten. Nach der Rückkehr setzte Judith die Bemühungen fort, KARL einen noch größeren Reichsteil zu verschaffen - mit dem Ergebnis, dass er schließlich 839 W-Franzien erhielt. Durch Judith war LUDWIG DER FROMME vom Verfechter der Reichseinheit zum Vorkämpfer der Reichsteilung geworden und das Geschlecht der WELFEN in die Spitzengruppe des großfränkischen Adels aufgerückt.

    Literatur:
    E. Dümmler, Gesch. des Ostfrk. Reiches, 3 Bde, 1887-1888 - Fr. v. Bezold, Ksn. Judith und ihr Dichter Walahfried Strabo, HZ 130, 1924.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 444, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    II. Generation 6 c
    Zur Familie Judiths ("Welfen", fränkisches Adelshaus im Metzer Raum) siehe J. Fleckenstein, in: Tellenbach, St. und V 7ff.

    Treffer Gerd: Seite 45-46, "Die französischen Königinnen"

    Judith - die Schönheitskönigin
    * 795 Altdorf + 19. April 843 Tours

    Zweite Gemahlin LUDWIGS DES FROMMEN (* 778; Kaiser 814-840) Heirat: 2. Februar 819

    Die Wahl Judiths zur Königin hat etwas Romanhaftes. LUDWIG läßt sich die hübschesten Frauen seiner Umgebung, soweit sie aristokratischer Familien angehören, vorführen und wählt unter ihnen ausgerechnet Judith. Ihre Familienverhältnisse sind nicht gerade einfach. Pippin der Kurze ist ihr Urgroßvater, andererseits ist der Sachsen-König Widukind, den KARL DER GROSSE besiegt und dessen Tochter Gerswind er geheiratet hat, ihr Großvater. Ihr Vater, Graf Welf, der Begründer des Geschlechtes der WELFEN, besitzt große Güter in Schwaben und Bayern. Geboren wird Judith 795 in Altdorf. Wie Gerswind war sie nach der Niederlage Widukinds als Geisel an den Aachener Hof gekommen.
    Die Hochzeit wird am 2. Februar 819 in der Pfalzkapelle gefeiert, die der Architekt Eudes aus Metz für KARL DEN GROSSEN entworfen hatte. Die Chronisten preisen den Liebreiz, die literarische und musikalische Bildung der neuen Königin, ihr Geschick und Beharrungsvermögen - Eigenschaften, die einerseits beachtlichen Einfluß auf ihren Mann sichern, die sie andererseits auch dringend braucht: Judith wird mit LUDWIG 25 Jahre lang ein Leben voller Ärgernisse, Anfeindungen und familiärer Zwistigkeiten teilen.
    Judith bringt zunächst eine Tochter, Gisela (um 820), dann am 13. Juli 823 in Frankfurt einen Sohn, KARL, zur Welt. Normalerweise ist die Geburt eines Erben ein Ereignis, das in königlichen Häusern freudig begrüßt wird. Die Geburt KARLS aber stellt die Erbteilung in Frage, die LUDWIG DER FROMME 817 unter den drei Söhnen seiner ersten Frau getroffen hatte. Ein vierter Sohn kann die Sache nur komplizieren, und Judith vergiftet das Klima noch zusätzlich dadurch, daß sie ihren Einfluß auf ihren Mann ausspielt, um ihren Sohn den vorteilhaftesten Anteil zu sichern. Judith läßt an den Hof ihres Sohnes KARL mehrere große Herren aus Bayern kommen, die dort den WELFEN-Clan bilden.
    Wie zu erwarten, nehmen die Erben aus der ersten Ehe die neue Aufteilung nicht hin. Judith wird so zum Anlaß neuer Dramen. Am Hofe stützt sie sich auf Bernhard von Septimanien, den Grafen von Barcelona, und ihre Anhänger verdrängen die alteingesessenen Machthaber. Natürlich ruft das Opposition hervor. Man beschuldigt Judith und Bernhard, den Kaiser mit Hexerei zu beeinflussen und intime Beziehungen zueinander zu unterhalten.
    Grafen und Geistliche nützen diese Rivalität im Königshaus. 830-831 wird LUDWIG I. abgesetzt. Sein Sohn LOTHAR aus erster Ehe übernimmt die Macht. Judith wird nach Poitiers ins Heilig-Kreuz-Kloster verbannt, das Radegunde, die Gemahlin Chlothars, gegründet hate. Ihre Familie und Parteigänger werden verfolgt. Im Oktober des folgenden Jahres aber stellt LUDWIG seine Autorität wieder her. Judith und Bernhard kehren zurück. Doch schon im Juni 833 wird LUDWIG erneut von seinem Sohn LOTHAR verdrängt, der eine neue Erbteilung durchsetzt. Judith wird diesmal nach Tortona in die Lombardei ins Exil geschickt. Seine anderen Söhne aber holen LUDWIG am 28. Februar 835 auf den Thron zurück. Judith kehrt zurück und nimmt - von Verbrechen der Hexerei und des Ehebruchs reingewaschen, die sie nicht begangen hatte - im Königshaus ihren amgestammten Platz wieder ein..
    Unter dem Einfluß Judiths zimmert LUDWIG für seinen Sohn KARL ein eigenes Reich, läßt ihn im September 838 zum König krönen, gibt ihm Maine und Aquitanien, als Pippin, der zweite Sohn aus erster Ehe, am 13. Dezember stirbt. Zwei Jahre später, am 20. Juni 840 stirbt LUDWIG auf einer Rheininsel vor Ingelheim im Alter von 62 Jahren. Sein Tod belebt die alten Streitigkeiten neu. Judith fürchtet den Ehrgeiz LOTHARS. Sie weiß, daß er seine Brüder überflügeln will. Die beiden jüngeren - KARL DER KAHLE und Ludwig der Deutsche - verbünden sich und besiegen ihn am 25. Juni 842 in der Schlacht von Fonteroy-en-Ouisaye, nahe Auxerre.
    Judith stirbt am 19. April 843 in Tours. Sie hat in ihrer mütterlichen Beharrlichkeit den Sieg davongetragen. Ihr Sohn KARL erhält bei der Reichsteilung von Verdun das W-Reich (zwischen Atlantik und Rhone, Saone und Maas), während Ludwig der Deutsche das O-Reich Germanien erhält. LOTHARS Gebiet erstreckt sich von Friesland bis zur Küste der Provence mit den Kaisersitzen Rom und Aachen. Dieser Vertrag wird auf Jahrhunderte hinaus die europäische Landkarte beeinflussen. Er ist der Ausgangspunkt zweier großer Nationen: Frankreichs und Deutschlands.

    Rappmann Roland/Zettler Alfons: Seite 429, "Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter"

    JUDITH + 19.4.843
    Necr. A/B 19.4. "Iudit regina", Gemahlin LUDWIGS DES FROMMEN

    Literatur:
    AdB 14 Seite 655; Fleckenstein, Über die Herkunft, bes. Seite 95ff.;
    Werner, Nachkommen Tafel Nr. II/6 c; NDB 10 Seite 639f. (dort fälschlicherweise der 13.4. als Todestag); Biograph. Wörterbuch 2 Spalte 1357f.; Konecny, Die Frauen Seite 89-94 und Seite 97-102; Lexikon des Mittelalters 5 Spalte 797; Ward, Caesars's wife. Zum Todestag: Dümmler, Geschichte des Ostfränkischen Reiches 1 Seite 188 Anmerkung 2.

    Judith, die Tochter des Grafen Welf und Schwester der Gemahlin Ludwigs des Deutschen, Hemma, war seit 819 mit LUDWIG DEM FROMMEN verheiratet (BM² 683a). Ihre Brüder Rudolf und Konrad waren Grafen im Bodenseeraum bzw. im Zürichgau; vgl. neuerdings Borgolte, Grafen Seite 165ff. und Seite 226ff.
    Über Walahfrid, der ab 829 für längere Zeit am kaiserlichen Hof weilte und der Kaiserin mehrere Gedichte widmete, kam es zu engeren Beziehungen zur Reichanau. Er gilt sogar als Erzieher von Judiths Sohn KARL DEM KAHLEN; vgl. Beyerle, Von der Gründung Seite 92f., Seite 97ff., BM² 863a, Bergmann, Dichrung Seite 732ff., Önnerfors, Walahfrid Strabo Seite 101, Bezold, Kaiserin Judith Seite 377ff. und Haubrichs, Nekrologische Notizen Seite 15 mit Anmerkung.
    Wahrscheinlich hat LUDWIG DER FROMME im Jahre 838 versucht, Walahfrid als Abt auf der Reichenau einzusetzen; vgl. oben Seite 296f. und Beyerle, Von der Gründung Seite 99ff.
    Zu Gedenkbucheinträgen mit Judith in den Verbrüderungsbüchern von Reichenau; Pfäfers und St. Gallen vgl. Tellenbach, Welfen Seite 335ff., Beyerle, Das Reichenauer Verbrüderungsbuch Seite 114f. und vorläufig Libri confrat. Seite 546.
    Judith entstammte einer ursprünglich fränkischen, nun vornehmlich in Alemannien und Bayern begüterter Familie. Sie wurde Anfang 819 wegen ihrer Schönheit die zweite Gemahlin LUDWIGS I. DES FROMMEN, wobei sie bei einer "Besichtigung" der Töchter vornehmer Häuser durch den Kaiser als Siegerin hervorging. Judith, die als schön und ehrgeizig überliefert wurde, erhielt bei ihrer Vermählung das Kloster San Salvatore in Brescia als Beneficium. Da sie bemüht war, ihren 823 geborenen Sohn KARL einen Anteil an dem bereits 817 unter die anderen Söhne LUDWIGS DES FROMMEN verteilten Reiches zu verschaffen suchte, richtete sich der Haß des Adels gegen sie und ihren Anhang und sie gab damit Anlaß zum Ausbruch der Bürgerkriege, die erst durch den Vertrag von Verdun 843 beendet wurden. Seit 829 mit verschiedenen Buhlen des Ehebruchs verdächtigt, wurde sie 830 von den Aufständischen ins Kloster bei Poitiers gesteckt. Doch bereits im Oktober 830 konnte ihr Gatte LUDWIG auf der Reichsversammlung in Nimwegen ihre Rückkehr an seine Seite durchsetzen. Nachdem das Heer ihres Gatten auf dem "Lügenfeld" zu Colmar zu dessen Söhnen übergegangen war, wurde sie unter LOTHARSVerantwortung gestellt, der sie nach Tortona (Italien) verbannte. Wenige Wochen, nachdem LUDWIG die Macht zurückgewonnen hatte, gelang ihr die Flucht und sie kehrte nach Aachen zurück.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Unter den durch Heirat in Königsnähe gerückten Geschlechtern gewannen vorerst die WELFEN den größten Einfluß, was kaum zu Unrecht dem energischen Ehrgeiz der neuen Kaiserin Judith zugeschrieben wird. Jedenfalls muß auffallen, dass ihre Mutter Heilwig die Leitung der vornehmen Königsabtei Chelles erhielt, der eine Bruder Rudolf sich die Verfügung über die Klöster Saint-Riquier und Jumiges sicherte und der andere, Konrad, zum wichtigen Machthaber in Alemannien wurde, überdies verheiratet mit Adelheid, einer weiteren Tochter Hugos von Tours und damit Schwägerin LOTHARS I.
    Nach der am 13.6.823 erfolgten Geburt KARLS DES KAHLEN war Judith klug genug, gerade LOTHAR die Patenschaft anzutragen und ihm eine nicht weiter konkretisierte Zusage für ein künftiges Erbteil KARL zu entlocken.

    Diwald Hellmut: "Heinrich der Erste" Seite 102

    Judith vergaß niemals ihre Abkunft. Dazu kam noch der gewaltige Einfluß, den sie auf LUDWIG DEN FROMMEN hatte. Der Kaiser war ihr derart verfallen, dass seine mönchischen Versuchungen keinerlei Einfluß mehr auf seine Entschlüsse ausübten, nicht zuletzt deshalb, weil Judiths politische Vorstellungen kaum weniger deutlich ausgeprägt waren als ihr physischen Reize. Die Kaiserin förderte und umsorgte die sächsischen Reichsabteien, als wären es ihre eigenen Schöpfungen. Noch 7 Jahrhunderte später war ein kostbares Kreuz, das sie Corvey geschenkt hatte, im Kloster vorhanden. Ebenso wurde dort bis zur Säkularisation im Jahr 1803 jährlich das Judithenbrot gespendet, eine reichhaltige Armenspeisung.

    Schmid Karl: Seite 425, "Welfisches Selbstverständnis"

    Judith, die Tochter Welfs und Heilwigs, Gemahlin Kaiser LUDWIGS DES FROMMEN und Mutter KARLS DES KAHLEN, stand im Brennpunkt der karolingischen Bruderkämpfe um das Reich. Sie war die Mittlerin kaiserlicher Gunst für ihre Brüder und Verwandten. Diesen kam nun die Nähe zur Stirps regia, die Teilhabe am Königsgeblüt, zu. Der persönlichen Bindung an den kaiserlich-karolingischen Hof verdankten sie es, dass sie im ganzen Reich neuen Besitz und hohe Stellungen königlichen Dienstes erhielten. Wechselreich wirkten sie in Alemannien, Bayern, Rätien, Burgund und Lotharingien und vor allem im Reich KARLS DES KAHLEN, im Reich von Judiths Sohn. Hemma, die Schwester der Kaiserin, wurde die Gemahlin Ludwigs des Deutschen. Hugo, mit dem Beinamen Abbas, vereinigte in seiner Hand die reichsten und bedeutendsten Königsklöster im W-Frankenreich, während Konrad der Ältere und sein Sohn Konrad wie auch der ältere Rudolf versuchten, in Auxerre und Sens, in St. Maurice d'Agaune, in Jumieges, St. Riquier, Valenciennes und anderswo ihrem Streben nach Herrschaft Rückhalt zu geben und Positionen des politischen Einflusses aufzubauen. Sosehr jedoch die Quellenzeugnisse diese Großen nach der Vermählung Judiths mit Kaiser LUDWIG DEM FROMMEN aus der Breite des Adels herausheben, bald sollte dies nicht mehr der Fall sein. Die Nachfahren der Brüder der Kaiserin Judith nämlich gingen vom ausgehenden 9. Jahrhundert an wieder in der Weite der adeligen Geschlechter unter, als sich die KAROLINGER-Herrschaft auflöste. Nur Rudolf, der Großneffe der Kaiserin Judith, vermochte es, da er in Hoch-Burgund im Jahre 888 das Königtum erlangte, eine geschichtliche Tradition seiner Familie über mehrere Generationen hinweg zu begründen.

    Ennen, Edith: Seite 58-593, "Frauen im Mittelalter"

    LUDWIG heiratet in zweiter Ehe die junge schöne Judith, eine WELFIN, eine sehr gebildete Dame; ja, ihre Verbindung zur Welt der Gelehrten und Dichter war enger als die ihres Gemahls. Sie suchte vor allem die Zukunft ihres Sohnes KARL zu sichern, der 823 geboren wurde, also viel jünger als LUDWIGS Söhne erster Ehe: LOTHAR geboren 795, Pippin geboren um 803 und Ludwig geboren um 806. Auf die Teilungspläne des Reiches, die Anlaß vieler Wirren boten, in die Judith sich einmischte, haben wir hier nicht näher einzugehen; wir bemerken nur, daß KARL DER GROSSE 806 eine Teilung des Reiches unter seine Söhne vorsah, die nur unterblieb, weil zwei von ihnen vor dem Vater starben. LUDWIG DER FROMME wollte unter kirchlichem Einfluß 817 in der vielberedeten Ordinatio Imperii den fränkischen Brauch der Reichsteilung insofern abändern, als er LOTHAR die Kaiserwürde, den beiden jüngeren Brüdern nur Unterkönigreiche zugestand, hat sich aber 829/30, als er wieder stärker unter den Einfluß weltlicher Großer geriet, erneut dem Teilungsbrauch zugewandt.
    Judith ging es um ihren Sohn. Sie setzte zunächst auf den Paten ihres Sohnes LOTHAR. Ihr engster Vertrauter wurde Bernhard von Septimanien, dessen Berufung an den Hof sie bewirkte. Sie geriet in den Verdacht eines Verhältnisses mit ihm und auch in den Verdacht der Zauberei. In dem großen Aufstand von 830 gegen LUDWIG mußte Bernhard nach Barcelona fliehen, Judith wurde in das Radegundiskloster nach Poitiers gebracht und hart bedrängt, LUDWIG zur Abdankung zu bewegen. Es kam aber zu einem Umschwung, Judith wurde 831 in Aachen rehabilitiert. Bei dem gemeinsamen Aufstand der Söhne gegen LUDWIG 833/34 wurde sie nach Tortona in Italien verbannt, fand aber Wege, Botschaften über die Alpen zu bringen; noch einmal konne LUDWIG sich durchsetzen, aber die Ausstattung von Judiths Sohn KARL blieb eine offene Frage. Erst Pippins Tod machte den Weg frei für die von Judith angestrebte Lösung. Bevor sie Wirklichkeit wurde, starb LUDWIG. Judith half ihrem Sohn nach bestem Vermögen im Kampf um sein Erbe und führte ihm ein Heer zum Entscheidungskampf bei Fontanetum (Fontenay sw. Auxerre) zu.. Es kam dann aber zu einer Entfremdung zwischen Mutter und Sohn; vor dem Abschluß des Vertrages von Verdun (im August 843), der das Reich KARLS DES GROSSEN unter die Enkel aufteilte, eine Teilung, die nicht mehr rückgängig gemacht werden sollte, ist Judith am 11. April 843 gestorben.

    Riche Pierre: Seite 183,185-191,196, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    LUDWIG war 818 Witwer geworden, und weil er diesen Zustand nicht ertragen wollte, ließ er sich nach einigen Monaten die schönsten Töchter der Vornehmen im Reich vorführen und entschied sich für sie Ehe mit Judith. Seine zweite Gemahlin war die Tochter des Grafen Welf, der in Bayern und in Alemannien nördlich des Bosensees, im Argengau, im Augst-Ammergau und anderwärts reich begütert war. Judith, deren Schönheit und Klugheit von allen gepriesen wurde, sicherte sich von Anfang an einen beherrschenden Einfluß auf den Kaiser, der erheblich älter war als sie selbst. Sie erreichte von LUDWIG, daß er ihrer Mutter das Kloster Chelles schenkte, für ihren Bruder Rudolf setzte sie die Abteien Saint-Riquier und Jumieges durch. Für ihren zweiten Bruder, Konrad, erlangte sie Sankt Gallen, und sie konnte auch für seine Eheschließung mit Adelheid sorgen, der Tochter des Grafen Hugo von Tours, des Schwiegervater LUDWIGS DES FROMMEN [Richtig ist: Hugo von Tours war der Schwiegervater LOTHARS I.]. Und schließlich heiatete Judiths Schwester Hemma im Jahre 827 Ludwig den Deutschen, LUDWIGS DES FROMMEN dritten Sohn. Der Kaiser war also mit dem eigenen Sohn verschwägert, während ein anderer Schwager von ihm die Schwester seiner Schwiegertochter geheiratet hatte... Vier Jahre lang war Judiths Ehe kinderlos geblieben [Der Autor vergißt die Geburt der Tochter Gisela.], aber am 13. Juni 823 brachte die Kaiserin einen Sohn zur Welt, der den Namen seines Großvaters KARL erhielt. Dies war der künftige Kaiser KARL DER KAHLE. zwischen den drei Söhnen aus erster Ehe und ihrer ehrgeizigen Stiefmutter, die jetzt voller Stolz darauf war, dem Kaiser einen weiteren Sohn geschenkt zu haben, mußte es unausweichlich zum Konflikt kommen.
    Auch die Kaiserin Judith, die ausschließlich an die Ansprüche ihres kleinen Sohnes dachte, konnte ihrerseits einige Gefolgsleute um sich sammeln. Zu ihnen gehörte auch Markgraf Bernhard von Septimanien, ein Patenkind des Kaisers.
    Auf der Wormser Reichsversammlung des Jahres 829 nahm das Kaiserpaar dann am Beginn von KARLS siebtem Lebensjahr zum Anlaß, im August die Ausstattung des jungen Prinzen zu beschließen. Er erhielt Alemannien, zu dem die WELFEN besondere Bindungen hatten, Rätien, Elsaß und einen Teil von Burgund. Zugleich zwang LUDWIG seinen Sohn LOTHAR zum Abzug nach Italien und Wala, sich in das Kloster Corbie zurückzuziehen. Darüber hinaus machte er Bernhard zum Kämmerer und gab ihm damit eines der wichtigsten Ämter im Reich; zusätzlich beauftragte er ihn mit der Erziehung des kleinen KARL.Mit ihren einschneidenden Veränderungen sollte diese Palastrevolution den Beginn der Aufstände der Söhne gegen ihren Vater auslösen.
    Trotz seines Rückzugs nach Corbie wollte sich Wala nicht geschlagen geben und sammelte die Anhänger der Reichseinheit um sich. Da er einige Informanten am Hof behalten hatte, konnte er eine Verleumdungskampagne gegen Judith in Gang bringen. Glaubt man den Gerüchten, dann beging Judith mit ihrem Komplizen und Liebhaber Bernhard nicht nur Ehebruch, sondern beide machten sich auch der Zauberei und sogar eines Mordversuchs schuldig.
    Ganz gleich wie es um de Wahrheitsgehalt stand, jedenfalls war Walas Kampagne erfolgreich. Der Aufstand brach aus, als LUDWIG im April 830 einen Feldzug gegen die Bretonen vorbereitete. Pippin von Aquitanien, die Grafen Hugo und Matfrid, dazu noch Ludwig der Deutsche waren entschlossen, den Kaiser aus der Macht Judiths und Bernhards zu "befreien". Der Kämerer brachte sich nach Barcelona in Sicherheit, während sich Judith nach Laon in ein Kloster flüchtete. Pippin und Ludwig hatten darauf gedrängt, der Kaiser solle sich in ein Kloster zurückziehen, aber LOTHAR, schnell aus Italien herbeigeeilt, beschränkte sich darauf, die Beschlüsse der Wormser Reichsversammlung aufzuheben und im Namen seines Vaters die Regierung zu übernehmen. Bernhards Anhänger verloren ihre Positionen, Judith und ihre Brüder wurden in aquitanischen Klöstern verwahrt. Und der junge KARL wurde Mönchen übergeben, die ihn "auf den Eintritt in das Mönchsleben vorbereiten" sollten.
    Auf der Reichsversammlung zu Nimwegen (830) erhielt LUDWIG seine Freiheit wieder, mit ihm auch seine Gemahlin, die sich aber mit einem Eid von den gegen sie erhobenen Anschuldigungen reinigen mußte.
    Nach der Aachener Teilung dachte Judith nun an eine Teilung des Reiches zwischen dem jungen KARL und LOTHAR, den sie dabei völlig falsch einschätzte. Sobald LOTHAR wieder in Gnaden aufgenommen worden war, brachte er nämlich ein neues Bündnis gegen LUDWIG DEN FROMMEN zustande, dem sich auch sein zwei Brüder anschlossen. Es gelang ihm darüber hinaus, Papst Gregor IV. dafür zu gewinnen, im Namen der Reichseinheit und der Versöhnung der Herrscherfamilie zu intervenieren. Das Zusammentreffen der beiden Parteien an dem später "Lügenfeld" genannten Platz im Elsaß, nahe bei Colmar, endete mit einem Mißerfolg des Kaisers. Nachdem fast alle Vasallen von ihm abgefallen waren, wurde er von seiner Gemahlin getrennt, die mit dem Papst nach Italien mußte, während KARL in dem Kloster Prüm verwahrt wurde.
    Nach der Entthronung des Kaisers brach der Bürgerkrieg wieder aus. Auf der einen Seite standen Pippin, unterstützt von Bernhard, der Rache an LOTHAR suchte, und LUDWIG DER FROMME, der sich bei Langres mit Ludwig dem Deutschen vereinigt hatte. Angesichts der Übermacht gab sich LOTHAR geschlagen und versprach nach Italien zurückzukehren. Der Kaiser zog nach Saint-Denis, wo ihm von den Bischöfen, die ihn entthront hatten, seine Waffen feierlich wieder angelegt wurden. Über Aachen, wo der Judith wieder traf, begab sich LUDWIG dann nach Metz.
    Nach LUDWIGS Tod konnte LOTHAR auch auf die Unterstützung Pippins II. zählen, der sich mit einem Teil des aquitanischen Adels gegen KARL DEN KAHLEN erhoben hatte. Dieser, inzwischen 17-jährig, war nach Aquitanien gegangen, wo auch seine Mutter Judith lebte.

    Schneidmüller Bernd: Seite 45-59,61,62,112,114,117, "Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung."

    Wechselnde Beratergruppen bei Hof spiegelten die sich wandelnde Willensbildung, an der mehr und mehr die junge, schöne Kaiserin teilhatte.
    Vor der Schilderung jenes karolingisch-welfischen Dramas, das Reich wie Kaiserfamilie wiederholt an den Rand des politischen Abgrunds führte, gilt es freilich innezuhalten. Zu fragen ist nämlich zunächst nach den Umständen von LUDWIGS Wiederverheiratung 819, nach der Braut und ihrer Familie, anch den Handlungsspielräumen karolingischer Heiratspolitik wie nach den Durchsetzungsmöglichkeiten großer Adelsverbände im karolingischen Großreich.
    "Darauf betrachtete der Kaiser die meisten Töchter der Großen und wählte sich Judith, die Tochter des Grafen Welf, zur Frau." Diese Brautschau des 40-jährigen Kaisers in Aachen deutete man früher als wohl inszenierte Schönheitskonkurrenz des verzweifelten Hofes, um dem alternden Herrscher düstere Gedanken auszutreiben. Heute wird man eher an Vorbilder aus dem imperialen byzantinischen Zerremoniell denken. Denn in der Tat rüttelte jede neu begründete Kaiserverwandtschaft am komplexen Gefüge der karolingischen Adelsgesellschaft, brachte der Familie der Kaiserin Hofnähe ein und begründete neue Loyalitäten. Die Auswahl des Kaisers mit seinem ausgeprägten Bewußtsein von Rang und Reichseinheit unterschied sich 819 ganz beträchtlich von der ersten Eheschließung des damaligen Unterkönigs 794. Wohl dem Herrscher, der sich seinen Untertanen als Getriebener des Hofes darstellen durfte! Genau das drückte der anonyme Biograph LUDWIGS aus: "Um diese Zeit achte er auf Anraten seiner Vertrauten darüber nach, ob er eine neue Ehe schließen solle; manche waren nämlich besorgt, daß er die Regierung des Reiches niederlegen könnte. Doch, von ihnen gedrängt, tat er schließlich ihrem Wille Genüge, beschaute die von überall her herbeigeführten Töchter der Vornehmen und nahm Judith, die Tochter des edlen Grafen Welpo, zur Gemahlin."
    Bloße Ästethik erklärt die Auswahl nicht allein. Die Nachrichten über Judiths Herkunft erscheinen moderner Neugier freilich spärlich. Doch im Konzert der fränkischen Quellen des 9. Jahrhunderts bezeichnen sie exakt jene sozialen Voraussetzungen, die eine kaiserliche Braut auszeichneten: Abkunft von den Vornehmen (nobilis) des Frankenreiches und damit Zugehörigkeit zu einer Adelsgesellschaft, die im Gefolge der karolingischen Reichsbildung zu überregionalem Rang und weitgespanntem Besitz gelangt war. Auch wenn Judiths Vater Welf nur bei der Heirat seiner Tochter Judith jäh aus dem Quellendunkel hervortrat, auch wenn er in frühmittelalterlichen Namenslisten zum Gedenken an Lebende und Tote wohl nur einmal erscheint - der anonyme Biograph LUDWIGS DES FROMMEN wie die Reichsannalen ordnen ihn als edlen Großen in jene Gruppe ein, aus denen sich ein Kaiser seine Braut suchte.
    Mehr über Judiths Eltern meldete im 9. Jahrhundert allein der Trierer Chorbischof Thegan, der Kaiser LUDWIGS Taten noch zu dessen Lebzeiten beschrieb: "Im folgenden Jahr vermählte er sich mit der Tochter seines Herzogs Welf, der einer hochadeligen Familie der Bayern entstammte. Das Mädchen hieß Judith und gehörte von seiten seiner Mutter Heilwig einem hochadeligen sächsischen Geschlecht an. Judith erhob er zur Königin; denn sie war von großer Schönheit."
    Die Ehe Welfs mit der sächsischen Adligen Heilwig, später Äbtissin im Kloster Chelles (um 825), markiert die Fähigkeit zu weitgespannter adliger Heiratsverbindung, während die Benennung als "sein herzog" adligen Rang und Kaisernähe bezeichnet. Mit Thegans eindeutiger Zuweisung Welfs in ein hochadliges Geschlecht der Bayern wußte die neuere Forschung indes lange wenig anzufangen. Aus dem Aufstieg der WELFEN im karolingischen Umkreis kannte man die adlig-königliche Herrschaftsbildung im westfränkischen Reich wie in Burgund ebenso wie die zähe Behauptung adligen Besitzes in Alemannien.
    Studien zur Besitzgeschichte, die auf Grund der schütteren Überleiferung Nachrichten aus mehreren Jahrhunderten verknüpften und darum mit manchen Hypothesen arbeiten mußten, ließen bayerische Herkunft zunächst wenig plausibel erscheinen. Die in Alemannien, in Bayern und im Alpenraum ermittelte Herrschaftsbildung schien vielmehr erste Schwerpunkte des 9. Jahrhunderts in Alemannien (Schussen- und Argengau) und spätere Ausgriffe des 10./11. Jahrhunderts in das bayerisch-alemannische Grenzgebiet (Lechrain, Augst- und Ammergau) wie in den ferneren Alpenraum (Norital, Vinschgau, Unterengadin) wahrscheinlich zu machen.
    Als neben besitzgeschichtlichen Analysen auch namenkundliche traten, konnten Herkunft und Stufen des Besitz- wie Herrschaftserwerbs noch genauer ermittelt werden.: Zum Vorfahrenkreis Welfs und seiner Tochter Judith müssen die Grafen Ruthard und Warin gerechnet werden, die in der Zeit König Pippins (751-768) an der Einbindung Alemanniens ins Frankenreich mitwirkten. Trotz ansprechbarere namenkundlicher Überlegungen bleiben ihre Herkunft aus dem austrasischen Maas-Mosel-Gebiet, der Heimat der KAROLINGER, ihre Volkszugehörigkeit als Franken und ihre Schenkertätigkeit im Rhein-Neckar-Gebiet wie im fränkisch-thüringischen Raum dunkel und vielfach umstritten. Mit nicht von der Hand zu weisenden Argumenten wird neuerdings sogar ihre Herkunft aus Alemannien behauptet. Wir werden aber sehen, daß gerade die Vielfalt der räumlichen und ethnischen Bezüge solche Adelsverbände prägte.
    In Alemannien begegnete Ruthard in mehreren Grafschaften und war, folgt man späteren und nicht immer einwandfreien Überlieferungen, an mehreren oberrheinischen Klostergründungen beteiligt (Arnoldsau, Schwarzach, Gengenbach, Schuttern, Ettenheimmünster). Dagegen bewahrte die spätere St. Galler Überlieferung die Negativbotschaft, Ruthard und Warin hätten Abt Otmar von St. Gallen (+ 16.11.759) in den Tod getrieben. Vielleicht wirkten sie bei den Bemühungen der karolingischen Herrschaft mit, die alemannische Klostergründung eigener Botmäßigkeit zu unterwerfen. Positiver gestaltete sich demgegenüber die Erinnerung an die beiden Administratoren Alemanniens im Kloster Reichenau, wo man Warin und Ruthard gar zu den eigenen Wohltätern rechnete.
    Will man Ruthard als (vielleicht kognatischen) Vorfahren Welfs und Judiths akzeptieren, so wird Kaiser LUDWIGS Brautwahl um so verständlicher. Denn Ruthard gehörte auf Grund seiner vielfältigen Bindungen im fränkischen Reich zur engeren Umgebung König Pippins, verfügte über beträchtlichen Besitz im ostrheinischen Gebiet und über Beziehungen nach St-Denis, Prüm und Fulda, vielleicht sogar nach Gorze. Im königlichen Auftrag hatte Ruthard gemeinsam mit Abt Fulrad von St-Denis Papst Stephan II. 753/54 zu jenem welthistorischen Treffen mit Pippin geleitet, auf dem das lange wirkende Bündnis von Papst und Franken-König begründet wurde.
    Um so nachdenklicher muß Ruthards Verschwinden aus der Überlieferung seit 769 stimmen. Vielleicht hatte er die fränkischen Konfiskationen in Alemannien zum eigenmächtigen Besitzerwerb benutzt? Jedenfalls traten er und seine Familie in der Regierungszeit KARLS DES GROSSEN (768-814) sogleich ins Quellendunkel. Und erst der dritte karolingische Herrscher LUDWIG DER FROMME, der sich programmatisch vom Vater absetzte, führte die Nachkommen Ruthards wieder glanzvoll in erneute Hofnähe. Gewiß - es ist nicht eindeutig zu entscheiden, ob hier Zufälle der Überlieferung oder politische Intentionen bei der Ausgestaltung der herrscherlichen Umgebungam Werk waren. Aber die Verknüpfung des Herzogs/Grafen Welf wie seiner Tochter Judith mit dem Vorfahren Ruthard beleuchtet den besonderen Rang einer Adelssippe mit weitgespannten Aktionsrahmen von Austrasien über Sachsen nach Alemannien und Bayern, typisch für die Zugehörigkeit zur aristokratischen Spitzengruppe. Mit ihren Herrschern verknüpfte sie Völker und Räume und gewährleistete als überschaubarer Personenverband das Funktionieren eines Großreichs von geringer Kohärenz in der Infrastruktur.
    Indes mag man nicht gar so achtlos Thegans Bericht von der Herkunft Welfs aus vornehmen bayerischen Adel beiseite schieben und mit geographischer Unkenntnis eines fränkischen Chroniste erklären. Schließlich handelt es sich um die einzige und dazu eindeutige Nachricht über die Abstammung, die wir aus dem 9. Jahrhundert besitzen. Nur schwerlich kann man sie mit allerlei weitläufig-luftigen besitz- und namengeschichtlichen Spekulationen vollends beiseite schieben. Wieder greifen wir nach Quellensplittern aus quellenarmer Zeit, um Geschichte nicht gegen die Überlieferung schreiben zu müssen. Denn nicht immer irrten die mittelalterlichen Schreiber, und nicht immer sind moderne Konstrukteuere klüger.
    Quellensplitter überliefern uns nicht die Taten der Bischöfe von Auxerre die Nachricht, daß sechs bayerische Große in den 30-er und 40-er Jahren des 8. Jahrhunderts auf Kosten der Kathedralkirche von Auxerre mit Besitz ausgestattet wurden? Noch zwischen 813 und 859/60 regierten in Auxerre drei Bischöfe aus einer Familie bayerischer Herkunft. Besaßen die welfischen Brüder und Neffen der Kaiserin Judith den westfränkischen Schwerpunkt ihrer Herrschaft nicht gerade in Auxerre? Vielleicht wurde er ihnen gar nicht erst später von KARL DEM KAHLEN zugewiesen, sondern war von den Vorfahren ererbt? Liegen nicht gerade hier besitzgeschichtliche Kontinuitäten vor, welche der emsige landesgeschichtliche Forschung in ihrer Fixierung auf Deutschland bisher nur in Alemannien oder Bayern suchte? Und gingen bei der Suche nach den welfischen Kognaten in Alemannien nicht die eigentlichen fränkischen Ursprünge der Agnaten in Auxerre, in St-Riquier, in der frühmittelalterlichen Francia (Franzien) zwischen Seine und Maas verloren?
    Die Fragezeichen müssen stehenbleiben. Doch soll die Hypothese im Gedächtnis haften bleiben, daß Judiths Vater Welf vielleicht ein Aristokrat mit Besitz von Bayern bis nach W-Franken war, Nachkomme eines im Auxerrois begüterten bayerischen Großen, Verwandter des alemannischen Grafen Ruthard, verheiratet mit einer sächsischen Adligen.

    819 oo 2. LUDWIG I. DER FROMME 16.4.778-20.6.843

    Kinder:
    - Gisela 819- nach 1.7.874
    836 oo Eberhard Markgraf von Friaul um 810- 866
    - KARL II. DER KAHLE 13.6.823-6.10.877

    Literatur:
    Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 155,166,169,227,288 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit.Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 92,193,202,229,254 - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 328 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987 Seite 102,275 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 28,43-46,56,59,63,67,71,80,83,95,109,111,117,119,128,134,148,150,181,260,421,446 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 58-63 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989, Seite 90 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 157 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 10 - Hlawitschka Eduard: Studien zur Äbtissinnenreihe von Remiremont. Buchdruckerei und Verlag Karl Funk, Saarbrücken 1963, Seite 36 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 89-94,97-102 - Lebe Reinhard: Ein Königreich als Mitgift. Heiratspolitik in der Geschichte. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1998, Seite 34,37,39 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963, Seite 241,243,245 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 408,419, 424,426,429,434,436,517- Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 183,185,191,196, 201,208,354 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 119,125-129,131,136-138, 146,158 - Schmid, Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 403,425-453 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 17,23,24,30,31,43,45-59,61,62,112,114,117 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan: Otto III. Heinrich II. Eine Wende? Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 277A - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 45,50-56,60,79 - Weinfurter Stefan: Heinrich II. Herrscher am Ende der Zeiten. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1999, Seite 201 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 426,429,444 - Wies Ernst W.: Otto der Große. Kämpfer und Beter. Bechtle Verlag Esslingen 1989, Seite 24 -


    Wikisource ADB: Judith

    Judith, zweite Gemahlin Kaiser Ludwigs des Frommen, welcher sich mit ihr nach dem im October 818 erfolgten Tode seiner ersten Gattin Irmingard im Winter 818/819 (nach einer Nachricht, im Februar 819) zu Aachen vermählte. Sie war die Tochter des Grafen Welf aus dem alten Hause der Welfen; ihre Mutter Eigilwich, welche später als Wittwe die Abtei Chelles bei Paris erhielt, gehörte einem vornehmen sächsischen Geschlechte an. Ihre Brüder hießen Konrad und Rudolf; ihre Schwester Hemma vermählte sich 827 mit ihrem jüngsten Stiefsohne Ludwig. – Es war wol hauptsächlich ihre überall einstimmig gepriesene, außerordentliche Schönheit, durch welche J. die Wahl des Kaisers, der eine große Anzahl von Töchtern edler Häuser bei der Brautschau in Augenschein genommen hatte, auf sich lenkte. Diese Schönheit wurde dadurch noch anziehender und bestrickender, daß sich mit ihr Anmuth, Liebreiz und Neigung zu Frohsinn und Scherz verbanden. Die Kaiserin war aber auch eine geistig hervorragende Frau, lebhaft und aufgeweckt, voll Sinn für Wissenschaft und Kunst und von ungewöhnlicher Bildung. Wir erfahren z. B., daß sie die Orgel spielen konnte, und die Förderung, welche Karl der Große wissenschaftlichen Bestrebungen hatte [656] angedeihen lassen, fand, soweit wir sehen können, weit mehr durch sie als durch ihren schwachen und trüben Gemahl eine Fortsetzung. Zum großen Theil lag die Veranlassung hierzu für J. auch in ihrer eifrigen Fürsorge für die Erziehung ihres Sohnes. So kam der Dichter Walahfrid Strabo in ihre Dienste, welcher an der Unterweisung Karls theilnahm und von der schönen und geistvollen Frau in hohem Grade angezogen worden zu sein scheint. Bischof Frechulf von Lisieux dedicirte der Kaiserin den zweiten Theil seiner Weltchronik, damit sie dieselbe zum Unterricht ihres Sohnes verwende. Raban widmete ihr seine Commentare zu den Büchern Judith und Esther. Auch Servatus Lupus trat zu ihr in nähere Beziehungen. – Von der größten Bedeutung wurde Ludwigs zweite Ehe aber für die Geschicke des Frankenreichs. Der beherrschende Einfluß, welchen J. nach der Natur beider Persönlichkeiten auf den Kaiser gewinnen mußte, drückt sich auch in den Urkunden, namentlich in späterer Zeit aus, in den Gunstbeweisen, welche sie erwirkte oder selbst empfing. So erhielt sie die Abtei St. Salvatore in Brescia. Man wandte sich an sie auch in politischen oder kirchlichen Angelegenheiten. Am 13. Juni 823 gebar die Kaiserin zu Frankfurt a. M. Karl (den „Kahlen“), nachdem sie ihren Gemahl, wie es scheint, schon früher mit einer Tochter, der nachmals mit dem Markgrafen Eberhard von Friaul verehelichten Gisla, beschenkt hatte. Wenn nun hiermit, um an ein Wort von Leibniz anzuknüpfen, eine verzehrende Fackel im Reiche der Franken entbrannte, so lag die Schuld daran nur halb an J., zur anderen Hälfte an den verhängnißvollen Umständen. Durch das Reichstheilungs- und Hausgesetz vom J. 817 war über das Reich und seine Zukunft verfügt; man darf es aber als natürlich anerkennen, daß die Kaiserin trotz dieses Gesetzes ihrem Sohne neben seinen Stiefbrüdern aus Ludwigs erster Ehe einen Antheil am Reiche zu verschaffen suchte. Zum entschiedenen Vorwurf gereicht ihr jedoch die ebenso hartherzige als ränkevolle Art und Weise, in der sie dies Ziel auf Kosten ihrer jüngeren Stiefsöhne verfolgt hat. J. hegte nämlich anfangs den Wunsch und kam auf diesen Gedanken trotz aller Wechselfälle und wiederholten Empörungen Lothars auch immer wieder zurück, in dem ältesten ihrer Stiefsöhne einen Beschützer und Verbündeten ihres Sohnes zu gewinnen. Deshalb machte man jetzt Lothar zu Karls Pathen und bewog ihn sich durch einen Eid zu verpflichten, daß er in die Ueberlassung eines Reichstheils an Karl willigen und denselben in dessen Besitz schützen wolle. Aber sogleich, nachdem dem erst 6jährigen Karl auf dem Wormser Reichstage im J. 829 ein solcher Antheil (Alamannien nebst dem Elsaß, Currätien und einem Theile von Burgund) vom Vater verliehen worden war, kam es zum Bruch. Die Stiefbrüder Karls waren darüber erbittert, auch Lothar, der jetzt unter der Kaiserin feindlichen Einflüssen stand. Es waren zwei früher mächtige Große, Graf Matfrid von Orleans und Graf Hugo von Tours, Lothars Schwiegervater, welche aus dem Grunde oder vielleicht auch nur unter dem Vorwande eines durch ihre Saumseligkeit und Muthlosigkeit schimpflich verfehlten Zuges nach der spanischen Mark abgesetzt worden waren und Lothar nun zum Werkzeuge ihrer Rache erkoren. Auch schien man schon befürchtet zu haben, daß die letzten Absichten der Kaiserin dahin zielen möchten, ihren Sohn zum eigentlichen Nachfolger ihres Gemahls zu machen. Lothar wagte zwar noch nicht offen sein Gelöbniß zurückzunehmen und dem Geschehenen zu widersprechen, aber man fand sich doch veranlaßt, ihm die Mitregentschaft, welche ihm seit einigen Jahren auf Grund des Gesetzes von 817 eingeräumt war, zu entziehen und ihn wieder nach Italien zu schicken, vielleicht in der Absicht, ihn künftig auf dies Unterkönigreich zu beschränken. Da der Hof indessen bei der wachsenden Gährung unter den Großen und den immer greller hervortretenden allgemeinen Mißständen im Reiche durchaus einer kräftigen Stütze bedurfte, so wurde der Graf Bernhard von Barcelona [657] als Kämmerer an denselben berufen. Dies Amt war mehr nur die Form, unter welcher Bernhard die Zügel des Reichs übernehmen sollte; auch die Obhut über den jungen Karl wurde ihm übertragen. Allein die Hoffnungen, welche J. auf den kecken Grafen gesetzt, wurden vollkommen getäuscht; Bernhard’s unbesonnenes und rücksichtsloses Auftreten diente vielmehr nur dazu, alsbald die offene Empörung herbeizuführen. Die Gegner haben Bernhard und J. überdies eines ehebrecherischen Verhältnisses geziehen – eine Beschuldigung, welche die ihr entgegengesetzten entschiedenen Ableugnungen zwar nicht widerlegen, die aber auch keineswegs als sichere Thatsache gelten darf. Andere Behauptungen gehen insofern noch weiter, als sie die Kaiserin beschuldigen, ihrem Gemahl, als dieser alterte, vielfach untreu geworden zu sein, während selbst von dieser Seite zugestanden wird, daß ihr Verhalten während der ersten Zeit der Ehe zu keinem Tadel Anlaß gegeben habe. Bei der Empörung im J. 830 wurde J. in ein Kloster in Poitiers gesperrt; auch ihren Brüdern erging es ähnlich. Nachdem jedoch Ludwig die Herrschaft wieder gewonnen hatte, legte sie auf dem Aachener Reichstage im Februar 831, wo kein Kläger gegen sie aufzutreten wagte, den Reinigungseid ab und wurde in ihre Rechte als Gattin und Kaiserin wiedereingesetzt, da Papst und Bischöfe entschieden hatten, daß ihr erzwungener Eintritt ins Kloster dem nicht entgegenstehe. Namentlich von jetzt an, wo Judith’s alter Einfluß sich von Neuem und sogar in gesteigertem Grade geltend machte, sehen wir die Politik des Kaisers gegen seine beiden jüngeren Söhne aus erster Ehe gerichtet; besonders gegen Pippin, welcher an der Empörung von 830 den Hauptantheil gehabt hatte und wol auch nach Persönlichkeit und Machtstellung die wenigste Rücksicht zu erfordern schien. Man suchte sich der Person und des Reichs desselben zu bemächtigen, Aquitanien wurde (832) an Karl verliehen, aber das damalige Unternehmen gegen Pippin endigte kläglich. Bei der großen Katastrophe vom J. 833 auf dem „Lügenfelde“ bei Colmar wurde die Kaiserin zuerst nach den Zelten des jüngeren Ludwig gebracht, dann nach Tortona in Italien in Gefangenschaft geschleppt, jedoch im folgenden Jahre von den Anhängern des Kaisers, die Grund hatten zu fürchten, daß ihr Leben von den Feinden bedroht sei, befreit. Walahfrid schildert in einem sehr anziehenden Gedichte, wie ein gewisser Ruodbern mit größter Hingebung unter vielen Schwierigkeiten und Gefahren heimlichen Verkehr zwischen der gefangenen Fürstin und ihrem Gemahl vermittelte und ihre Befreiung vorbereitete. Dann ließen der Bischof Ratold von Verona (der seine Treue gegen den Kaiser schon bei einer früheren Gelegenheit bewährt hatte), der Markgraf Bonifacius von Tuscien, Pippin, ein Sohn des Königs Bernhard von Italien u. A. die Kaiserin befreien und brachten sie nach Aachen in die Arme ihres Gemahls –, „ein erwünschtes Geschenk“, wie der Geschichtschreiber Nithard sich ausdrückt. Im J. 837 wagte man Karl wieder einen Reichstheil zu überweisen, welcher die gesegnetsten Provinzen umfaßte. Während dann dem jüngeren Ludwig der größte Theil seiner Länder abgesprochen wurde, Karl nach seiner Wehrhaftmachung auch noch die Herrschaft in einem Theile Neustriens erhielt und Pippin gegen Ende des J. 838 starb, erfolgte 839 zu Worms die schon früher angebahnte, aber wieder rückgängig gewordene Aussöhnung mit Lothar und damit die vollständige Rückkehr zu Judith’s alter Politik, welche durch die Theilung des Reichs (mit Ausnahme von Baiern) zwischen Lothar und Karl besiegelt wurde. Auch Aquitanien mit seinen Nebenländern war hiermit wieder Karl zugewiesen worden und J. begleitete nebst ihrem Sohn den Gemahl, als derselbe nach Aquitanien zog, um seinen Enkel Pippin II. dieses Reiches zu berauben. Der Kaiser sandte beide nach Poitiers voraus, während er sich vergeblich bemühte die Anhänger Pippin’s zu unterwerfen und sich dann ebenfalls zum Winter nach jener Stadt zurückzog. Als ihn im [658] nächsten Jahre die abermalige Erhebung Ludwigs des Deutschen trotz seiner Krankheit zu einem neuen Zuge gegen denselben nöthigte, ließ er die Kaiserin und Karl mit einer Heeresabtheilung in Poitiers zurück. So war J. von ihm fern, als er am 20. Juni 840 auf der Rheininsel bei Ingelheim starb. In dem Kriege zwischen den Söhnen Ludwigs des Frommen tritt die Kaiserin noch einmal hervor; sie stieß im Sommer 841 vor der Schlacht bei Fontenoy mit den nördlichen Aquitaniern in Chalons an der Marne zu Karl. Sie starb am 19. April 843 zu Tours und wurde auch dort im Martinskloster bestattet. Ihr Ende war kummervoll; es macht einen tragischen Eindruck, wenn man liest, daß diese Mutter, deren Leben aus rastlosen Bestrebungen und schweren Leiden um ihres Sohnes willen bestanden hatte, zuletzt von eben diesem Sohne all ihres Besitzes beraubt worden war, mochte derselbe das auch nur aus Noth gezwungen gethan haben.
    Simson, Jahrbücher des fränkischen Reichs unter Ludwig dem Frommen, I. II. Leipzig 1874, 1876. Dümmler, Geschichte des ostfränkischen Reichs, I. Berlin 1862. Ebert, Allgem. Geschichte der Litteratur des Mittelalters im Abendlande, II. Leipzig 1880.



    Begraben:
    St. Martin

    Judith heiratete von Franken, Ludwig I. in 819. Ludwig (Sohn von von Franken, Karl der Große I. und Hildegard) wurde geboren am 16 Apr 778 in Chasseneuil-du-Poitou [86360],Vienne,Poitou-Charentes,Frankreich; gestorben am 20 Jun 840 in Ingelheim am Rhein [55218],Mainz-Bingen,Rheinland-Pfalz,Deutschland; wurde beigesetzt in Metz [57000],Moselle,Lothringen,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 12. von Franken, Gisela  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 819; gestorben nach 1 Jul 874; wurde beigesetzt in Cysoing [59830],Nord,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich.
    2. 13. von Franken, Karl II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 13 Jun 823 in Frankfurt am Main [60311],Hessen,Deutschland; gestorben am 6 Okt 877 in Avrieux [73500],Savoie,Rhône-Alpes,Frankreich; wurde beigesetzt in Nantua [01130],Ain,Rhône-Alpes,Frankreich.

  5. 6.  Hemma Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Heilwiga1) wurde geboren um 808; gestorben am 31 Jan 876 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Ostfrankenreich; Ostfränkische Königin

    Notizen:

    Hemma Ostfränkische Königin
    808-31.1.876 Regensburg Begraben: St. Emmeran (nach fälschlicher Überlieferung im Kloster Obermünster), Regensburg
    Jüngere Tochter des Grafen Welf und der Sächsin Eigilwicha (Heilwich)

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2128

    Hemma, Königin des ostfränkischen Reiches
    * um 808, + 31. Januar 876
    Begraben: St. Emmeran (nach fälschlicher Überlieferung im Kloster Obermünster), Regensburg
    oo 827 Ludwig der Deutsche, wohl Regensburg
    7 Kinder:
    darunter Karlmann
    Ludwig III. der Jüngere
    KARL III. DER DICKE

    Tochter des fränkischen Grafen Welf und der edlen Sächsin Eigilwich/Heilwich, mit denen der Aufstieg der WELFENbeginnt, deutlich markiert durch die Ehe Kaiser LUDWIGS DES FROMMEN mit Judith, der Schwester Hemmas. Hemma hat wiederholt, meist in Regensburg, in Urkunden Ludwigs des Deutschen interveniert (DLdD 110,128,141,161; mehrere Spuria), am interessantesten ist ihre Intervention für die Marienkapelle in Regensburg, neben Frankfurt einem Zentrum der Hofkapelle Ludwigs des Deutschen.

    Literatur:
    LCI VI, 494 - Dümmler² - K. Bauch, Das ma. Grabbild, 1976, 101.

    Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 330

    Hemma, deutsche Königin
    * um 810, + 31.1.876 Regensburg
    Vater: Graf Welf I. von Altdorf
    Mutter: Eigilwi
    oo 827 König Ludwig der Deutsche

    Erhielt 833 von ihrem Gatten das Kloster Obermünster in Regensburg, der es für das Kloster Mondsee eintauschte.
    Ausbau von Obermünster durch sie.
    Nach Schlaganfall stumm.
    Mutter von:
    Karlmann
    Ludwig III.
    KARL III. und den
    Äbtissinnen Hildegard (Schwarzach)
    Irmgard (Frauenchiemsee) und
    Bertha (Schwarzach).

    Literatur:
    S. Rösch, Caroli Magni Progenies, 1977.

    Große Frauen der Weltgeschichte: Seite 218

    Königin Hemma
    um 808-31.1.876
    Der berühmte bayerische Geschichtsschreiber Johannes Thurmair, nach seinem Geburtsort Abensberg auch Aventius genannt, sah noch um das Jahr 1500 in dem Grabmal, dessen königliches Haupt in nebenstehender Zeichnung wiedergegeben ist, das Denkmal jener Uta, welche die Gemahlin des deutschen Kaisers ARNULF VON KÄRNTEN gewesen ist, des Siegers über die Normannen. Erst in neuerer Zeit glaubt man das steinerne Bildnis als das Antlitz der Königin Hemma deuten zu dürfen, die nach fast 50-jähriger, glücklicher Ehe mit dem ostfränkischen König Ludwig dem Deutschen - einem Enkel Kaiser KARLS DES GROSSEN - in Regensburg gestorben ist und auch dort beigesetzt wurde; nach einigen Quellen in Obermünster, nach anderen in Sankt Emmeran. Mit gutem Recht hat man das Bildnis dieser Königin - wir wissen von ihr, daß sie das Kloster Obermünster in Regensburg gründete und daß sie die Mutter der seligen Irmgard war, der Stifterin des Klosters Frauenchiemsee - das schönste Frauengesicht der deutschen mittelalterlichen Plastik genannt; steht doch die herrliche Arbeit offenkundig in der glorreichen Tradition, die sich von der deutschen Bilderkunst des 13. Jahrhunderts - aus Bamberg, Straßburg und Naumburg - herleitet. Auch die Kunstgeschichte kennt nicht den Namen des genialen Gestalters, der dies wahrhaft adelige Antlitz geformt hat und der königlichen Frau als Sinnbild der Majestät den Reichsapfel in die zagen Hände gab, den sie und ihr Gemahl in Wirklichkeit nie getragen haben. Das Grabmal ist um das Jahr 1300 entstanden, also über 400 Jahre nach dem Tode Hemmas und ihres Gemahls, des großen deutschen Königs, dem das erste Christenepos deutscher Sprache von Otfried geschenkt worden ist. Die Plastik war früher wohl Deckplatte einer Tumba; heute ist sie aufrechtstehend in eine Wandnische der Kirche Sankt Emmeran zu Regensburg eingemauert, zum ehrenden Gedenken an die deutsche Frauen und Königin, die noch im Totenmal von der edlen Fülle des Lebens zeugt, das ihr einmal innewohnte.

    Konecny Silvia: Seite 135, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Ludwig der Deutsche heiratete 827 Hemma, eine WELFIN und Schwester Judiths, obwohl auf Betreiben seiner Stiefmutter. Der Chronist betont die Rechtmäßigkeit des Eheschlusses. Deren vornehmlichstes Zeichen war die Dotation im "kanonisch"-rechtlichen Sinne. Hemmas Stellung als Gattin Ludwigs des Deutschen stand überhaupt völlig außer Streit. Ludwig der Deutsche war einer der wenigen karolingischen Herrscher, die nur eine einzige Ehepartnerin hatten, oder zumindest keine Nachkommen aus einer anderen Verbindung. Hemma wurde gelegentlich der Titel einer Königin zuerkannt. Seit wann dies der Fall war, steht jedoch nicht fest. Eine Krönung dürfte Hemmas Königswürde jedenfalls nicht begründet haben.

    Rappmann Roland/Zettler Alfons: Seite 429, "Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter"

    HEMMA
    + 31.1.876
    Necr. B 31.1. "Hemma regina", Gemahlin Ludwigs des Deutschen

    Literatur:
    Dümmler, Geschichte des ostfränkischen Reiches 1 Seite 26, 2 Seite 424f.; BM² 1338f.; Werner, Nachkommen Tafel Nr. III/14; Konecny, Die Frauen Seite 95, Seite 135; Lexikon des Mittelalters 4 Spalte 2128; Die Klostergemeinschaft von Fulda 2,1 K 11. Zum Todestag: Dümmler, ebd. Seite 425 Anm. 1; MGH Necr. 3 Index Seite 461 mit weiteren Necrologbelegen; BM² 1517h.

    Hemma, Tochter des Grafen Welf und Schwester der Gemahlin LUDWIGS DES FROMMEN, Judith, war die Gemahlin König Ludwigs des Deutschenund Mutter des der Reichenau eng verbundenen Kaisers KARL III.
    Zu den Gedenkbucheinträgen mit Hemma siehe Libri confrat. Seite 546 und Tellenbach, Welfen Seite 335ff.

    Schieffer Rudolf: Seite 120, "Die Karolinger"

    Wenn schließlich 827 auch noch Hemma, Judiths jüngere Schwester, dem Kaisersohn Ludwig, einstweiligem Unterkönig von Bayern, angetraut wurde, so kündigten sich zugleich bereits die Gefahren für die innere Machtbalance an, die in allzu starkem Hervortreten einzelner Adelssippen lagen.

    Schneidmüller Bernd: Seite 23,50,51,59, "Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung."

    Tatsächlich war die Familie durch die Heirat von Judith und Hemma, den Töchtern Welfs, mit Kaiser LUDWIG DEM FROMMEN und König Ludwig II. ("dem Deutschen") in die Geschichte eingetreten.
    So betrachtet, muß die Hochzeit Kaiser LUDWIGS DES FROMMEN mit der WELFIN Judith 819 nicht mehr als Startschuß familiären Aufstiegs, sondern nur noch als bemerkenswertes Indiz adliger Königsnähe und fränkischer Handlungsbreite gelten. Das Netz wurde bald dichter geknüpft, als Welfs zweite Tochter Hemma 825/27 Ludwig II. heiratete. Damit ehelichte die Schwester der welfischen Kaiserin deren Stiefsohn; Hemma war jetzt Stiefschwiegertochter der eigenen Schwester.
    Der Mitkaiser LOTHAR hob nämlich seinen Halbbruder KARL aus der Taufe und übernahm damit eine besondere Verantwortung. In diese Suche nach Konsens gehört gewiß auch das Ehebündnis Ludwigs II. mit Hemma, der Schwester Kaiserin Judiths, im Jahr 825/27.
    Als "halber WELFE" blieb dieser Sohn Judiths noch im Bewußtsein schwäbischer Nachgeborener des 12. Jahrhunderts präsent. Dagegen "vergaß" man die gleichwertige Blutsverwandtschaft mit den Nachfahren König Ludwigs II. und der WELFIN Hemma (+ 876).

    827 oo Ludwig II. der Deutsche König des Ostfränkischen Reiches, 804-28.8.876

    Kinder:
    - Ludwig III. der Jüngere 835-20.1.882
    - Hildegard Äbtissin von Schwarzbach und Zürich 828-23.12.856
    - Ermengard Äbtissin von Buchau und Chiemsee (857-866) - 16.7.866
    - Gisla
    - Bertha Äbtissin von Schwarzbach und Zürich (856-877) - 26.3.877
    - Karlmann 830-29.9.880
    - KARL III. DER DICKE 839-13.1.888

    Literatur:
    Black-Veldtrup Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 1995, Seite 287 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 160,169,227,289 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 61 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 28,169,422,755,821,833,861-863,873 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987, Seite 103 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 95,135 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963, Seite 156, 241-245 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 167,368,425,430-432, 434,456- Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin KKöln 1992, Seite 120,166,171 - Schmid, Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 425, 439 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 23,50,51, 59,61,63,117 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 51,60,67 -

    Begraben:
    St. Emmeran

    Hemma heiratete von Franken, Ludwig II. in 827. Ludwig (Sohn von von Franken, Ludwig I. und Irmingard) wurde geboren in 805/806 in Aquitanien,Frankreich; gestorben am 28 Aug 876 in Frankfurt am Main [60311],Hessen,Deutschland; wurde beigesetzt in Lorsch Kloster [64653],Bergstraße,Hessen,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 14. von Chiemsee, Ermengard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 831 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland; gestorben am 16 Jul 866 in Frauenchiemsee (Kloster),Bayern,Deutschland.
    2. 15. von Franken, Gisela  Graphische Anzeige der Nachkommen
    3. 16. von Franken, Bertha  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 833/839; gestorben am 26 Mrz 877 in Zürich [8000],Zürich,Schweiz.
    4. 17. von Franken, Hildegard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 828; gestorben in 856/859.
    5. 18. von Franken, Karlmann  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 830; gestorben am 22 Sep 880 in Altötting [84503],Altötting,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Altötting [84503],Altötting,Bayern,Deutschland.
    6. 19. von Franken, Ludwig III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 835 in Bayern,Deutschland; gestorben am 20 Jan 882 in Frankfurt am Main [60311],Hessen,Deutschland; wurde beigesetzt in Lorsch Kloster [64653],Bergstraße,Hessen,Deutschland.
    7. 20. von Franken, Karl III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 839; gestorben am 13 Jan 888 in Neudingen [78166],Schwarzwald-Baar-Kreis,Baden-Württemberg,Deutschland; wurde beigesetzt in Reichenau [78479],Konstanz,Baden-Württemberg,Deutschland.


Generation: 3

  1. 7.  Welf I. Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Konrad2, 1.Heilwiga1) gestorben vor 876.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Linzgau,Baden-Württemberg,Deutschland
    • Titel/Amt/Status: Argengau,Baden-Württemberg,Deutschland; Graf im Argen- und Linzgau

    Notizen:

    Welf I. Graf im Linz- und Argengau - vor 876
    Sohn des Grafen Konrad I. der Ältere im Argen- und Linzgau aus dem Hause der WELFEN und der Adelheid von Tours, Tochter von Graf Hugo

    Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 2143, Welf I., Graf in Alemannien

    Gilt als Sohn des WELFEN Konrad (+ nach 862) und nach der welfischen Hausgeschichtsschreibung des 12. Jahrhunderts als Vater eines Eticho und Großvater Heinrichs "mit dem goldenen Wagen", welche die Linie der süddeutschenWELFEN fortsetzten.
    Bis in die Mitte des 9. Jahrhunderts ist Welf als Graf nördlich des Bodensees, im Linz-, Argen- und Alpgau bezeugt, er verlor aber diese Position im Reich König Ludwigs des Deutschen offensichtlich im Zusammenhang mit der Parteinahme seiner mutmaßlichen Brüder Konrad und Hugo für ihren Vetter König KARL DEN KAHLEN im Jahre 858.

    Thiele, Andreas: Tafel 28, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"
    WELF I. + vor 876
    Sohn des Grafen Konrad I. in Schwaben, Bruder des französischen Regenten Abt Hugo
    Graf im Linz-und Argengau

    Welf I. ist der Stammvater der deutschen WELFEN. Er wurde Mitregent seines Vaters, da sich dieser verstärkt ins westliche Frankenreich hin orientierte. Er wechselte nicht wie dieser 859 offen die Seite und fiel so ganz der Rache König Ludwigs II. des Deutschen anheim. Er wurde nach 859 nicht mehr als Graf aufgeführt, mußte in den schwäbischen Grafschaften den UDALRICHEN Platz machen, den Nachkommen der alten alemannischen Herzöge, die später Grafen von Bregenz, Buchhorn und Pullendorf wurden.

    oo N. VON BUCHAU,
    Tochter des mächtigen Grafen Ato von Buchau und im Eritgau, Graf in der Baar und Vogt von Buchau und dessen Erbin, durch die Mutter Nachkommin KARLS DES GROSSEN (vgl. Aquitanien II)

    Fleckenstein Josef: Seite 124, "Die Herkunft der Welfen"

    Welfo, ein Angehöriger des Geschlechts, erschien als Graf in den schwäbischen Gauen wechselseitig urkundlich mit Konrad dem Älteren, seitdem dieser sich bald stärker dem Westen des Reiches widmete. Welf wurde am 14. Mai 858 im Argengau zum letztenmal urkundlich erwähnt. Er tauchte nach dem Frontwechsel der WELFEN im Jahre 859 nicht im Westreich auf und begründete somit den süddeutschen Zweig der WELFEN.
    Es ist nicht anders möglich, als dass Welf (und in seiner Nachfolge die süddeutschen WELFEN), obgleich er in Schwaben an der Schwenkung seiner Angehörigen, die sich offensichtlich um ihres eigenen Vorteils willen über seine Interessen rücksichtslos hinweggesetzt hatten, nicht beteiligt gewesen sein kann, für sie bei Ludwig dem Deutschen ihr Schuldkonto begleichen mußte. Er war es demnach, der verlor, was jene im Westen gewonnen hatten. Und dieses ungleiche Geschäft riß offenbar das Geschlecht entzwei.
    Die WELFEN konnten sich in der Folgezeit nicht in der führenden Reihe des Adels im Teilreich Ludwigs des Deutschen behaupten. Seit dem welfischen Schlag gegen Ludwig den Deutschen, nach dem sofort die ULRICHE wieder im Argengau, Linzgau, Alb- und Rheingau als Grafen hervortraten, ist ihre Verbindung zum Königtum gerissen. Weder KARL III., dessen Mutter Hemma doch selbst eine WELFIN war, noch ARNULF zogen sie wieder heran. Vom Königshof ausgeschlossen, ohne Verbindung mit dem machtvollen Zweig in Burgund, waren sie völlig auf sich selbst zurückgeworfen - und damit setzt jede gleichzeitige Überlieferung aus. Das Geschlecht wird erst für die Zeit um 900 wieder einigermaßen faßbar.

    Schneidmüller Bernd: Seite 63,71,116,117, "Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung."

    Im Osten wurden die Ereignisse von 858/59 zur entscheidenden Zäsur. Für Jahrzehnte verschwand die WELFEN-Familie aus der Überlieferung, fern der Könige und der Geschichte. Die genealogische Abkunft der späteren WELFEN in Schwaben von Konrad dem Älteren und vielleicht seinem Sohn Welf I. sind nur erschlossen, auch wenn Namen- und Besitzkontinuität die biologische Fortdauer der WELFEN im Raum nördlich des Bodensees nicht unwahrscheinlich machen. Doch jede Geradlinigkeit ist vom Vergessen der WELFEN verschüttet.
    Vielleicht sorgten Hugos Bruder Welf und sein Vetter Rudolf für Kontinuität von Geschlecht und Besitz in Alemannien und Rätien.
    Doch die erzählten Geschlechterfolgen des 12. Jahrhunderts von Welf, Eticho, Heinrich und Rudolf überspannten zwei Jahrhunderte in vier Generationen. Sie bezeugen die Realität frühmittelalterlichen Vergessens.
    Leider gehend diese Quellen mit dem ausgehenden 9. Jahrhundert und mit ihnen unser Wissen dramatisch zurück. Immerhin hat die prosopographische Forschung lückenhaft zwischen 842 und 852/58, vielleicht auch erst 849/50 bis nach 852, einen Grafen Welf am Nordufer des Bodensees nachweisen können. Er amtierte im Linzgau, im Alpgau, vielleicht im Argengau. Wegen seines Namens wurde er für die WELFEN in Anspruch genommen, vielleicht ein Sohn Konrads I. des Älteren. Welfs Option beim Parteiwechsel der Söhne Konrads zu KARL DEM KAHLEN 858/59 blieb unbekannt; er verschwand vielmehr aus den Quellen. Freilich erhielt sich der Name Welf in der gleichen alemannischen Besitzlandschaft. Das läßt auf eine Herkunft vom karolingerzeitlichen Grafen Welf schließen. Ihn, der im Zwist mit König Ludwig II. königsfern geworden war, nahm man als Stammvater der süddeutschen WELFEN in Anspruch.

    849 oo (Willa) von Buchau, Tochter des Grafen Ato, um 833-
    Kinder:
    - Konrad III. Graf im Linzgau 903-913
    - Eticho I. (Ato) um 849- wohl 907

    Literatur:
    Ay, Karl-Ludwig/Maier, Lorenz/Jahn Joachim: Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft. Universitätsverlag Konstanz GmbH 1998 Seite 59,62,64,100-103 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 147,167-169,189,228,259,290 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984 Seite 193-195,242,255 - Fleckenstein Josef: Über die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in Süddeutschland. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seite 124 - Jordan, Karl: Heinrich der Löwe, Deutscher Taschenbuch Verlag 1993 Seite 3 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 62,63,71,116,117,120 - Tellenbach Gerd: Exkurs Über die ältesten Welfen im West- und Ostfrankenreich. in: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des Großfränkischen und frühdeutschen Adels Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1957, Seite 335-340 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 28 -


  2. 8.  Hugo Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Konrad2, 1.Heilwiga1) gestorben am 12 Jun 886.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Tours [37000],Indre-et-Loire,Centre-Val de Loire,Frankreich; Graf von Angers und Tours
    • Titel/Amt/Status: Neustrien,Frankreich; Markgraf von Neustrien
    • Beruf: 864-866, Köln [50667],Köln,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; Erzbischof

    Notizen:

    Hugo "der Abt" Erzbischof von Köln (864-866)
    Graf von Angers und Tours, Markgraf von Neustrien
    -12.6.886

    Jüngerer Sohn des Grafen Konrad I. im Linz- und Argengau aus dem Hause der WELFEN und der Adelheid von Tours, Tochter von Graf Hugo

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 159, Hugo Abbas + 886

    Aus dem westfränkischen Zweig der WELFEN (Vetter Kaiser KARLS DES KAHLEN), zunächst Laienabt von St-Germain d'Auxerre, rückte nach dem Tod Roberts des Tapferen in dessen herausragende Stellung in Neustrien ein. Als fähiger Heerführer ordnete er die Normannenabwehr und nutzte nach dem Tod KARLS DES KAHLEN (877) den Rangverlust seines Rivalen Gauzlin. Nach dem Wiedererstarken der RORGONIDEN und ROBERTINER mußte Hugo Abbas freilich 880 den Vertrag von Ribemont mit dem ostfränkischen Königtum und der Reichsteilung von Amiens (zwischen Ludwig III. und Karlmann) zustimmen. Faktischer Herr im Reich Karlmanns, nach Ludwigs Tod 882 zeitweise im ganzen westfränkischen Reich, trat Hugo Abbas seit 884 gegenüber Gauzlin und dem ROBERTINER Odo mehr und mehr zurück. Hugos Tod machte den Weg für den Aufstieg der ROBERTINER frei, die ihre Grafschaft Paris mit Hugos neustrischem Herrschaftskomplex vereinen konnten.

    Literatur:
    K. v. Kalckstein, Abt H. aus dem Hause der Welfen ..., Forsch. zur dt. Gesch. 14, 1874, 37-128 - K.F. Werner, Gauzlin v. St. Denis und die wfrk. Reichsteilung v. Amiens ..., DA 35, 1979, 395-462 - Ders., Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000, 1989, 444ff.

    Hugo "der Abt" war 864-866 Erzbischof von Köln, wich vor König Ludwig II. dem Deutschen und begab sich in die Dienste seines Cousins KARL II. VON FRANKREICH. Er wurde Graf von Tours und Angers, Abt von Tours und Marmoutiers und Laienabt vieler anderer französischer Klöster und markierte einen Höhepunkt seiner Familie im Frankenreich. Er wurde auch Markgraf von Neustrien und löste in dieser Position die minderjährigen ROBERTINER-KAPETINGER ab. Er wurde durch die raschen Thronwechsel und minderjährigen Könige führend in der französischen Politik und kämpfte erfolgreich gegen die Normannen. Er genoß in ganz Europa als in Frankreich beherrschende Persönlichkeit größtes Ansehen. Er verkörperte völlig das Prinzip der karolingischen Legitimität und stützte die Anrechte der Nachkommen Kaiser KARLS II. DES KAHLEN. Er blieb auch unter dem letzten fränkischen Gesamtkaiser KARL III. DER DICKE eigentlicher Herrscher in Frankreich und gab kurz vor seinem Tode einen Teil der Macht zurück und restituierte voll die ROBERTINER-KAPETINGER.

    Literatur:
    Ay, Karl-Ludwig/Maier, Lorenz/Jahn Joachim: Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft. Universitätsverlag Konstanz GmbH 1998 Seite 59 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 36,67,77,86,88 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 15 - Hartmann, Wilfried: Ludwig der Deutsche. Primus Verlag 2002 Seite 52 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 70,222-224, 232-235,237,240 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 235,245,256,277 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 158,163,168,172,174,180,183,185 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 62,66,117 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 444,502 -


  3. 9.  von Auxerre, Konrad II. Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Konrad2, 1.Heilwiga1) gestorben vor 876.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Transjuranien,Burgund,Frankreich; Dux in Transjuranien
    • Titel/Amt/Status: Auxerre [89000],Yonne,Burgund,Frankreich; Graf von Auxerre

    Notizen:

    Konrad II. Graf von Auxerre
    Dux in Transjuranien
    + vor 876
    Sohn des Grafen Konrad I. von Auxerre (+ 862) aus dem Hause der WELFEN und der Adelheid von Tours, Tochter von Graf Hugo; Neffe von Kaiser LOTHAR I.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Seite 1348, Konrad, Dux in Transjuranien um 870

    Stammvater der burgundischen RUDOLFINGER, die mit Konrads Sohn Rudolf I. 888 das Königreich Burgund begründeten.

    Durch seinen Vater Konrad den Älteren ein Neffe der Kaiserin Judith, zudem Bruder des Hugo Abbas (sogenannter westfränkischer WELFE), ist Konrad um 860 als Graf von Auxerre bezeugt. Er war damals mit einer gewissen Walderada verheiratet und wird noch 863/64 als propinquus KARLS DES KAHLEN bezeichnet, den er 858/59 gegen Ludwig II. von O-Franken unterstützt hatte. Bald darauf muß er aber in Ungnade gefallen sein, sich an den Hof Lothars II. begeben haben und durch dessen Vermittlung vovon KAISER LUDWIG II. VON ITALIEN, dem älteren Bruder Lothars II., mit Transjuranien betraut worden sein. Diesen alten Dukat zwischen Jura und Alpen, also das Land um Genf, Lausanne und Sitten, hatte Lothar II. schon 859 seinem Bruder abgetreten. Faktisch herrschte dort ohnehin nicht Lothar selbst (bzw. LUDWIG II.), sondern Lothars mächtiger, mit ihm verfeindeter Schwager Hukbert von St. Maurice, den Konrad noch 864 bei Orbe besiegte. Konrad, dessen Todesjahr unbekannt ist, vererbte seine neue Herrschaft vor 878 seinem Sohn Rudolf, der damals erstmals als Graf und (Laien-)Abt von St. Maurice d'Agaune begegnet. Möglicherweise war auch Konrad in der Nachfolge Hukberts schon Laienabt dieser mit der neuen Dynastie besonders eng verbundenen Abtei.

    Quellen und Literatur:
    RI I/3, 1991, Nr. 179 und 228 - Recueil des Actes de Charles II le Chauve, ed. G. Tessier, II, Nr. 260 f., 269f. - R. Poupardin, Leroyaume de Bourgogne (888-1038), 1907 - E. Hlawitschka, Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), 1960, 214 f.

    Konrad II. diente dem königlichen Vetter KARL II. DEM KAHLEN und wurde Graf von Auxerre, Genf, Lausanne und Sitten. Er geriet in schroffen Gegensatz zu Hukbert von Transjuranien und wurde nach der Schlacht bei Orbe 864 Markgraf von Transjuranien und Laienabt von St. Maurice, dem geistlichen Zentrum von Burgund. Er schuf die Grundlagen für den Aufstieg des Sohnes.

    Schieffer Rudolf: Seite 163, "Die Karolinger"

    Dort schritt KARL DER KAHLE sogleich mit Waffengewalt gegen Graf Gerhard von Vienne, seinen alten Feind, ein und ersetzte ihn durch seinen neuen Schwager Boso, während im nördlich angrenzenden Raum zwischen Jura und Alpen, der unverändert zum Reich Ludwigs II. gehörte, schon seit längerem der WELFE Konrad, wie sein Bruder Hugo der Abt ein Vetter KARLS DES KAHLEN, dominierte, nachdem er 864 Hukbert bezwungen und getötet hatte.

    Schneidmüller Bernd: Seite 62,63,66,70,78, "Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung."

    Und die Annalen von Ste-Colombe/Sens feierten die Laienäbte Welf, Konrad und Hugo aus der nächsten welfischen Generation als "Abt von königlicher Herkunft", als "allerchristlichsten Grafen" oder als "obersten Kleriker bei Hof" wie als Statthalter im Reich gleich nach dem König.
    Als Adelsgruppen um die ROBERTINER und die RORGONIDEN 858 gegen KARL II. dessen Bruder Ludwig II. ins Westreich riefen, gehörten wohl auch Konrad (der Jüngere) und Hugo, Söhne Konrads (des Älteren), zu den Parteigängern des O-Franken. Ludwig übte bereits die Regierungsgeschäfte im Westen aus und sandte die beiden WELFEN, immerhin die Neffen seiner Gemahlin Hemma, zur Beobachtung KARLS II. nach Burgund. Da wechselten die beiden WELFEN die Partei. Zusammen mit Erzbischof Hinkmar von Reimims organisierten sie den Widerstand gegen den ostfränkischen Zugriff aufs westfränkische Reich, rieten ihrem Vetter KARL II. zu raschem Angriff gegen den unbesorgten Ludwig II. und zwangen ihn 859 zu überstürzter Flucht. Die Herrschaft KARLS II. im westfränkischen Reich war damit gerettet. Der Friede von Koblenz legte 860 den Konflikt zwischen den königlichen Brüdern bei.
    Das Verhalten der beiden welfischen Brüder war klar genug. Ob es sich um eine Reaktion auf die allmähliche Aushöhlung welfischer Rechte an den alemannischen Grafschaften vor 858/59 handelte oder ob Ludwig II. den WELFEN nach ihrem "Verrat" 859 ddie Herrschaft wegnahm, kann nicht eindeutig entschieden werden. Unmittelbar nach 859 mußten sie jedenfalls ihre politische Zukunft hauptsächlich im West- und Mittelreich suchen. Im Osten wurden die Ereignisse von 858/59 zur entscheidenden Zäsur: Für Jahrzehnte verschwand die WELFEN-Familie aus der Überlieferung, fern der Könige und ihrer Geschichte. Die genealogsche Abkunft der späteren WELFEN in Schwaben von Konrad (dem Älteren) und vielleicht seinem Sohn Welf I. sind nur erschlossen, auch wenn Namens- und Besitzkontinuität die biologische Fortdauer der WELFEN im Raum nördlich des Bodensees nicht unwahrscheinlich machen.
    Wie soll man die welfische Option von 858/59 bewerten? War es Rache für den Machtverlust in Alemannien? War es die zukunftweisenden Einsicht in die Realität des geteilten Frankenreichs, die klare Parteinahme erforderte? Dann hätten sich die WELFEN als einer der ersten Adelsverbände vernünftig orientiert, die reicheren Entfaltungsmöglichkeiten im Reich KARLS DES KAHLEN nüchtern eingeschätzt und ganz konsequent die Erinnerung an die Königsverwandtschaft mit Ludwig II. getilgt.
    Doch es wurde auch gefeiert. KARL II. wußte daß er sein politisches Überleben nicht zuletzt den welfischen Verwandten verdankte. Als wohl inszeniertes Zeichen der Verbundenheit begab er sich am Dreikönigstag des Jahres 859 nach Auxerre, ins Zentrum welfischer Macht im westfränkischen Reich.
    Die erhoffte und gewährte Belohnung des Vaters war freilich von zwiespältigem Wert. Zukunftsträchtigen Lohn erhielt erst sein Sohn Konrad. Für die verlorene Grafschaft Auxerre erlangte er einen Herrschaftsbezirk (Grafschaft, Dukat) zwischen Jura und Penninischen Alpen ("Transjuranien"). Das Gebiet um Genf, Lausanne und Sitten hatte Lothar II. 859 seinem Bruder Kaiser LUDWIG II. abgetreten. Der rief nun den WELFEN Konrad ins Land und übertrug ihm vermutlich 864 den transjuranischen Dukukat. Konrad vermochte sich 864 militärisch gegen Hukbert durchzusetzen und auch seine Nachfolge im ehrwürdigen Kloster St-Maurice d'Agaune anzutreten, wo den burgundischen WELFEN ein neues geistliches Zentrum erwuchs. Damit war die Grundlage der späteren welfischen Königsherrschaft in Burgund geschaffen.
    Hugos Bruder Konrad war schon 878 aus der Überlieferung verschwunden.
    Undeutlich bleibt das Konglomerat von Herrschaft und Besitz, das sich Konrad und sein Sohn Rudolf in den mehr als 20 Jahren seit Zuweisung der Amtsgewalt in den Westalpen aufgebaut hatten. Immerhin wird ihr Rang in diesem Raum durch die Ehe von Rudolfs Schwester Adelheid mit Herzog Richard Justitiarius von Burgund ebenso deutlich wie in der (welfischen) Namengebung des aus dieser Ehe hervorgehenden Nachfolgers Rudolf, Herzog von Burgund und von 923 bis 936 König des westfränkischen Reiches.

    oo Adelais
    Kinder:
    - Rudolf I.- 25.10.912
    - Adelheid- nach 929
    oo Richard I. der Gerichtsherr Herzog von Burgund -1.9.921

    Literatur:
    Ay, Karl-Ludwig/Maier, Lorenz/Jahn Joachim: Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer Herrschaft. Universitätsverlag Konstanz GmbH 1998 Seite 64,102 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlrlin 1865 Band I Seite 422,551 - Hartmann, Wilfried: Ludwig der Deutsche. Primus Verlag 2002 Seite 92,98 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 214 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 66,70 - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die RReichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 434 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 163,181 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 62,63,66,70,74, 78,117 -

    Familie/Ehepartner: Adelais. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 21. von Hoch-Burgund, Rudolf I.  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben am 25 Okt 912.
    2. 22. von Auxerre, Adelheid  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 870; gestorben nach 929.

  4. 10.  Rudolf Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Konrad2, 1.Heilwiga1)

    Notizen:

    früh verstorben


  5. 11.  N. Graphische Anzeige der Nachkommen (2.Konrad2, 1.Heilwiga1)

    Notizen:

    Namentlich nicht bekannte Tochter des Grafen Konrad I. von Auxerre.
    Nach Donald C. Jackman: Die Ahnentafeln der frühesten deutschen Könige. In: Herold-Jahrbuch. Neue Folge. 15. Band, 2010, S. 47–67.
    sowie Eduard Hlawitschka: Die Ahnen der hochmittelalterlichen deutschen Könige, Kaiser und ihrer Gemahlinnen. Ein kommentiertes Tafelwerk, 2 Teile in einem Band, 2006.

    Familie/Ehepartner: im Lahngau, Udo. Udo (Sohn von im Lahngau, Gebhard I. und N.) wurde geboren um 825/830; gestorben nach 879. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 23. im Lahngau, Konrad  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 855; gestorben am 27 Feb 906 in Fritzlar [34560],Schwalm-Eder-Kreis,Hessen,Deutschland.
    2. 24. im Lahngau, Eberhard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 858; gestorben in 902.
    3. 25. im Lahngau, Rudolf I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 860; gestorben am 3 Aug 908.
    4. 26. im Lahngau, Gebhard II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 865; gestorben am 22 Jun 910 in Augsburg [86150],Augsburg,Bayern,Deutschland.

  6. 12.  von Franken, Gisela Graphische Anzeige der Nachkommen (5.Judith2, 1.Heilwiga1) wurde geboren in 819; gestorben nach 1 Jul 874; wurde beigesetzt in Cysoing [59830],Nord,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Friaul,Italien; Markgräfin von Friaul

    Notizen:

    Gisela Markgräfin von Friaul
    819- nach 874
    Begraben: Cysoing

    Einzige Tochter des Kaisers LUDWIG I. DER FROMME aus dem Hause der KAROLINGER aus seiner 2. Ehe mit der Judith, Tochter von Graf Welf

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1464, Gisela (Gisla)

    * 819/22, + 874
    Tochter Kaiser LUDWIGS DES FROMMEN und der WELFIN Judith
    oo vor 840 (wohl um 836) Eberhard, Markgraf von Friaul, aus dem bedeutenden, dem Kaiserhaus nahestehenden Geschlecht der UNRUOCHINGER

    Gisela schenkte ihrem Gatten vier Söhne, darunter den späteren König von Italien, BERENGAR, und drei Töchter. Sie nahm an der Klostergründung in Cysoing bei Tournai teil und partizipierte vor allem auch an seinen starken geistigen Interessen, in denen Eberhard als Laie dem Vorbild des KARLS-Hofes folgte.

    Literatur:
    JDG Ldfr. 2, 1886, 153f [B. Simson] - K.F. Werner, Die Nachkommen Karls des Großen [Braunfels, KdG 4, 1967], bes. 487 - E. Hlawitschka, Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (Forsch. zur oberrhein. Landesgeschichte 4, 1960), 169ff. - P. Riche, La vie quotidienne dans l'empire Carolingien, 1973, bes. 290 [dt. 1981]

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen." III. 14 b. GISELA

    * ca. 820, + nach 874 1. VII.
    Gemahl:
    836/40 Eberhard, Markgraf von Friaul+ 864 oder 866

    Anmerkungen: Seite 111

    III. 14. Gisela
    Nach Witger, S. S. 5, 302f. Tochter der Judith. Über die Zeit der Vermählung siehe Hofmeister, M.I.Ö.G. Ergb. 7, 319, Anm. 1. Sie sagt (d'Achery spicilegium 2, 876) von KARL DEM KAHLEN 15.IV. 868: "rex Karolus meus, si dicere audeam, germanus", was beinahe an eine uneheliche Schwester denken lassen könnte. Noch sonderbarer und eigentlich ganz rätselhaft 2.IV.870 (ib.): Karolus meo, si fari audeam, olim germano", denn KARL lebte damals noch. Späteres Vorkommen bei d'Achery 1. c. zuletzt 1.VII.874 (2, 878). Ihr Gemahl Eberhard testiert 863/64, d'Achery 1. c. 2,285. Sonstige Nachrichten Dümmler, Gesta Berengarii 13, Anm. 3, und Geschichte des ostfränkischen Reiches 1, 41, Anm. 4. Ausführlich Hofmeister, M.I.G.Ö. Ergb. 7,316 bis 329. Dümmler hält Gisela nach der Zeit ihrer Heirat für älter als KARL, worin ich ihm beistimme. [IIIc 15]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 447, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    III. Generation 15
    Brandenburg (Anm. zu III, 14) äußert ganz ungerechtfertigte Zweifel an der Angabe Witgers (MG SS 5,302f.), Gisla sei eine Tochter LUDWIGS aus der Ehe mit Judith. Die höfische Umschreibung ihres Verwandtschafstverhältnisses zu KARL DEM KAHLEN in Urkunden Gislas (rex Karlus, meus, si dicere audeam, germanus) läßt B. "beinahe an eine uneheliche Schwester denken". Eine andere Stelle, "noch sonderbarer und eigentlich ganz rätselhaft", kannte B. nur in schlechter Überlieferung. Es heißt nicht ...Karolo meo, si fari audeam, olim germano, wie I. de Coussemaker, Cartulaire de l'abbaye de Cysoinf, nr. 4,p.8 druckte; Tessier 2,213, Anm 1 und nr.323 hat den authentischen Text ermittelt: ...res aseniore meo precelse indolis Evrardo perditas et a piissimo regum Karlo, meo, si fari audeam, germano, olim mihi restitutas. Gisla nennt eine ihrer Töchter nach ihrer eigenen Mutter Judith (unten IV,32). Ihre Ehe muß, wegen der Lebensdaten ihrer zahlreichen Kinder, c. 836 und nicht erst 836/40 (so B.) begonenn haben; der Tod Eberhards (B. "864 oder 866") gehört zu 866, vgl. Hlawitschka 171, Anm. 6; 223, Anm. 18.

    Schwennicke Detlev: Tafel 4 , "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    GISLA
    * Ende 819/820, + nach VIII. 874
    oo um 836 EBERHARD DUX (MARKGRAF) VON FRIAUL (UNRUOCHINGER) + 16.XII.866 Begraben: beide Cysoing

    Dümmler Ernst: Band I Seite 43 "Geschichte des Ostfränkischen Reiches."

    Judith beschenkte ihren Gemahl, dem sie durch ihren Geist weit überlegen war und auf dessen gelehrte Liebhabereien sie sogar mit Verständnis einging, mit zwei Kindern, einer Tochter Gisla [8 Daß Gisla älter als KARL war, vermute ich deshalb, weil sie schon bei Lebzeiten ihres Vaters, also vor 840 sich vermählte, siehe Agnelli liber pontific., vita Georgii c. 1 Giselam filiam suam tradidit marito Evrardo nomine (sc. Hludowicus), Muratori scr. rer. Italic. II, 185.] und einem schwächlichen Knaben KARL, von dem sie auf deutscher Erde zu Frankfurt am 13. Juni 823 entbunden wurde..

    Konecny Silvia: Seite 90,96, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Die Ehe Gislas, der jüngsten Tochter LUDWIGS, stellte hingegen einen völlig anderen, für eine KAROLINGERIN im Grunde genommen neuen Ehetypus dar. Ihr Gatte, Eberhard von Fraiul, stand zwischen dem Kaiser und dessen aufständischem Sohn LOTHAR. Er sollte durch die Ehe mit der Kaisertochter eher als Verbündeter gewonnen, denn als Günstling belohnt werden. Daß er darum auch Forderungen stellen konnte, liegt auf der Hand. Deshalb brachte auch die Verschwägerung mit einer KAROLINGERIN seiner Sippe einen ungewöhnlichen Aufstieg. Gisla war jene KAROLINGERIN, deren Sohn als erster von mehreren KAROLINGERN der weiblichen Linien König von Italien wurde. Die Ehe Gislas leitete eine Entwicklung ein, die sonst erst in der nächsten Generation zu beobachten ist.
    Mit der Verbindung Eberhards und Gislas hingegen, der Tochter Judiths setzte der Aufstieg der UNRUOCHINGER ein. Die Ehe der jüngsten LUDWIGS-Tochter war kein einseitiger Gunstbeweis des Kaisers. Als Eberhard Gisla heiratete, suchte er einen Verbündeten gegen seine Söhne. Der Gemahl Gislas war vielleicht schon 828 Markgraf von Friaul geworden. Er stand anscheinend sowohl zu LOTHAR, als auch zu LUDWIG in guten Beziehungen. Durch die Ehe mit Gisla sollte er vielleicht ganz auf die Seite LUDWIGS gezogen werden, möglicherweise auch als Vermittler zwischen Vater und Sohn fungieren.

    Bühler, Heinz: Seite 123,168,720,760, "Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze."

    Ruthard ist ein Vorfahr, wahrscheinlich der Großvater der Judith, der zweiten Gemahlin LUDWIGS DES FROMMEN. Judith könnte Gengenbach als ererbtes Eigenkloster ihrem Gemahl zugebracht bzw. ihren Kindern weitervererbt haben. Über ihre Tochter Gisela, die Gemahlin Eberhards von Friaul, wäre Gengenbach schließlich an die BURCHARDINGER und damit an den Sippenkreis gelangt, den wir als Vorbesitzer auch der übrigen Güter HEINRICH II. ermitteln konnten.
    Hansmartin Decker-Hauff hat versucht, den Stammvater Hupald von Hucbald, dem Laienabt von Cysoing (Flandern), dem Schwiegersohn Eberhards von Friaul (+ 874) und der KAROLINGERIN Gisela, Tochter LUDWIGS DES FROMMEN, herzuleiten.
    Ein Gutteil des ehemaligen Herzogsguts aber muß über Immas Tochter Hildegard, die Gemahlin KARLS DES GROSSEN, an die KAROLINGER gelangt sein. Dieses Gut vererbte sich über LUDWIGS DES FROMMEN Tochter Gisela, die Gemahlin Eberhards von Friaul, schließlich auf Reginlind, die mit Herzog Burchard I. (917-926) vermählt war.
    Lassen wir uns von dem Namen Gisela leiten, der - wie gesagt - im karolingischen Haus ganz besondere Bedeutung hatte, so stoßen wir zwei Generationen früher auf die gleichnamige Tochter LUDWIGS DES FROMMEN aus seiner zweiten Ehe mit der WELFIN J Judith. Diese Gisela, die Schwester KARLS DES KAHLEN (+ 877), war mit dem Markgrafen Eberhard von Friaul (+ 864) vermählt. Sie hatte ihrerseits wieder eine Tochter Gisela, die als Nonne in Brescia um 863 starb. Vor nahezu dreißig Jahren hat Emil Kimpen jene Gisela, die Tochter LUDWIGS DES FROMMEN, völlig zu Recht als die Großmutter von Reginlinds Mutter Gisela angesprochen [91 Kimpen, Königsgenealogie (wie Anm. 90) Seite 49f. und Seite 69.]; er hat sich nur hinsichtlich des Zwischenglieds geirrt.
    Die Nachkommen Eberhards von Friaul und der Kaisertochter Gisela werden nach Eberhards Vater Unruoch (ca. 790-811) die "UNRUOCHINGER" genannt. Es war dies eines der reichsten und mächtigsten Geschlechter seiner Zeit und - wie sich aus Eberhards Testament von 863/64 ergibt - so ziemlich im ganzen Frankenreich begütert. Ihr Besitz stammte einerseits von Eberhards Vater Unruoch, für dessen Familie neuerdings Begüterung auf der Münsinger Alb nachgewiesen wurde, zum anderen aus Giselas Mitgift und Erbe; dies war teils Hinterlassenschaft ihrer Großmutter Hildegard, die mütterlicherseits dem alemannischen herzogshaus entstamte, teils Erbe ihres Großvaters KARLS DES GROSSEN, der in Alemannien über konfisziertes ehemaliges Herzogsgut verfügte. Als Abkömmlinge LUDWIGS DES FROMMEN konnten die "UNRUOCHINGER" am ehesten Ansprüche an das Erbe Ludwigs des Kindes stellen. Als dieser Erbfall 911 eintrat, waren Reginlinds Mutter Gisela und deren Brüder erbberechtigt.

    Boshof Egon: Seite 153,229, "Ludwig der Fromme."

    Neue Männer hatten die politische Führung übernomen, aber das bedeuteet nicht eine neue Politik. Auf der Reichsversammlung von Nimwegen Anfang Mai 821 wurde die 'Ordinatio imperii' öffentlich verlesen und von den Großen beschworen; das Ganze wieiederholte sich Mitte Oktober in Diedenhofen. Ob diese Maßnahmen auch im Zusammenhang mit der Geburts des ersten Kindes aus LUDWIGS zweiter Ehe, der Tochter Gisela, standen, durch die deutlich wurde, daß der Kaiser weitere Nachkommen, auch Söhne, haben konnte? Eine solche Vermutung ist so abwegig nicht, bleibt aber spekulativ, da das genaue Geburtsdatum Giselas nicht auszumachen ist.
    Während des Jahres 836 wurden die Bemühungen um einen Ausgleich noch intensiviert. Auf der im Mai abgehaltenen Reichsversammlung von Diedenhofen, auf der auch Ludwig der Deutsche zugegen war, erschienen als Gesandte LOTHARS Wala, der ostarius Richard und der Markgraf Eberhard von Friaul mit zahlreichem Gefolge [65 MM² 962a; Simson, Ludwig der Fromme II, 152; Weinrich, Wala 87.]. Noch einmal schaltete sich also der bedeutende Staatsmann in die große Politik ein. Jetzt ging es um Versöhnung - und dies wohl noch immer im Dienste der Reichseinheitsidee. Sein Partner Eberhard von Friaul, aus der Familie der UNRUOCHINGER, zählte zu den bedeutendsten Aristokraten seiner Zeit [66 Zu Eberhard: Hirsch, Erhebung Berengars I.,33ff.,45ff.; zu seinem Testament: 61ff.; Simson, Ludwig der Fromme II, 153f.; Werner, Bedeutende Adelsfamilien, 133; H. Schmidinger, in: LexMA III (1986) 1513; Krahwinkler, Friaul im Frühmittelalter, 245ff.; zu seiner Bibliothek: P. Riche, Les bibliothequees de trois aristocrates laics carolingiens, in: Le Moyen Age 69 (1963) 87-104, insbesondere 97ff.]. Berühmt für seine gelehrten Neigungen, die sich nicht zuletzt in der von ihm hinterlassenen Bibliothek widerspiegeln, über reichen Familienbesitz in den fränkischen Kernlanden und in Schwaben verfügend, wegen seiner Frömmigkeit viel gepriesen, war er, der schwerlich als ein entschiedener Parteigänger LOTHARS bezeichnet werden kann, für das Amt des ehrlichen Maklers wie geschaffen. Da fiel dann nicht so sehr ins Gewicht, daß man dem dritten Unterhändler, dem Obertürwart Richard, in den LUDWIG DEM FROMMEN nahestehenden Kreisen seinen Verrat am Kaiser nicht verziehen hatten [67 Vgl. Thegan, Vita Hludowici append., 603: der Rihhardus perfidus wird hier dem Eberhardus fidelis gegenübergestellt. Zu Richard, der ein Oheim Bosos von Vienne und der Richildis, der zweiten Gemahlin KARLS DES KAHLEN war; Brunner, Oppositionelle Gruppen, 15 und 116; E. Hlawitschka, Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, 23f., 41,171.]. Das Ergebnis der Verhandlungen war vielversprechend: LUDWIG und seine Gemahlin söhnten sich mit Wala aus [68 Astronomus, Vita Hludowici c. 55, 641; Weinreich, Wala, 88.]; LOTHAR, der seine Bereitschaft, vor dem Vater zu erscheinen, signalisiert hatte, wurde freies Geleit zugesichert, worauf seine Gesandten sich für die Erfüllung seines Versprechens eidlich verbürgten [69 Ann. Bertiani ad a. 836, ed. Waitz, 12; vgl. Simson, Ludwig der Fromme II, 154.]. Möglicherweise ist gerade bei dieser Gelegenheit die Eheverbindung Eberhards mit Gisela, der Tochter des Kaiserpaares, abgesprochen worden [70
    Hellmann, Heiraten der Karolinger, 25 und Anm. 3; Simson, Ludwig der Fromme II, 154 und 161 Anm. 8; Hirsch, Erhebung Berengars I., 43f.] - es wäre ein der Bedeutung des Geschehens angemessener, glanzvoller Abschluß des Treffens gewesen.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 281, "Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

    Leider fehlen Privatrechtsurkunden, die Auskunft über Vater, Familie [16 Waltfred scheint mit einer gewissen Gisela vermählt gewesen zu sein. König BERENGAR bestätigt jedenfalls am 9. November 893 dem Veroneser S. Zenokloster zwei manentes, quui pertinuerunt de curte Albareto (an der Etsch in der Grafschaft Verona), welche Gisla comitissa dem Kloster übertragen hatte und welche Gisla selbst erst per preceptum von BERENGAR erhalten hatte. Da diese zwei manentes in der Grafschaft Veronona lagen und Gisla auch nur die Gemahlin eines in den Jahren von 888 bis 894 in Verona amtierenden Grafen gewesen sein kann, so kommt eigentlich nur Waltfredus comes als Gemahl der Gisla comitissa in Betracht (Schiaparelli, I dipl. di Berengario I Seite 39, nr. 11). Gisela, die Gemahlin Eberhards von Friaul und Mutter BERENGARS, war nach dem Tode Eberhards (866?) nach Cysoing in Westfranken übergesiedelt; sie ist bei der Identifizierung nicht mehr zu berücksichtigen.] und Stammeszugehörigkeit zu geben pflegen, für Waltfred vollständig.


    836 oo Eberhard Markgraf von Friaul um 810- 864/66

    Kinder:
    - Unruoch Markgraf von Friaul 840-1.7.874
    - BERENGAR I. 840/45-7.4.924
    - Ingeltrud 827/40-2.4.870
    - Adalhard "von Burc" Laienabt von Cysoing 836-1.7.874
    - Rudolf Laienabt von Cysoing (874-892) 842-5.1.895
    - Heilwig 839 - 895
    853 1. oo Hukbald Graf von Dillingen
    890 2. oo Roger I. Graf von Laon - 926
    - Gisla Nonne zu Brescia 845 - 863
    - Judith 838 - 863
    oo Heinrich Graf von Ostfranken 830-20.8.886

    Literatur:
    Boshof Egon: Ludwig der Fromme. Primus Verlag Darmstadt 1996 Seite 153,229 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen. Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,111 - Bühler, Heinz: Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze. Anton H. Konrad Verlag 1997 Seite 28,120,123,144/45,158,168,176/77,213,224,384/85, 624/25,719, 720,752/53,760,773,784/85,794,816/17,912,922,1008/09,1031,1033 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 43,174/Band II Seite 313 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 18 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 169 - Hlawitschka Eduard: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris Seite 134,162, 233,335,350,352 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 90,96 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf. Graz-Wien-Köln 1963, Seite 143 - Riche, Pierre: Die Karolinger. Deutscher Taschenbuch Verlag München, Seite 217 - Schieffer, Rudolf: Die Karolinger. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seitte 125,181,195 - Schmid Karl: Reich und Kirche vor dem Investiturstreit. Gerd Tellenabch zum 80. Geburtstag. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1985, Seite 1 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgarrt Berlin Köln 2000, Seite 51 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan: Otto III. Heinrich II. Eine Wende? Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 277A - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 58,69 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996, Seite 45 - Schwennicke Detlev: Europäiscsche Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 4 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Band IV Seite 447 - Werner, Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1995, Seite 446,465 - Zettler, Alfons: Geschichte des Herzogtums Schwaben. Verlag W. Kohlhammer GmbH Stuttgart 2003 Seite 110 -

    Begraben:
    Abtei

    Gisela heiratete von Friaul, Eberhard um 836. Eberhard wurde geboren um 810; gestorben in 866; wurde beigesetzt in Cysoing [59830],Nord,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 27. von Friaul, Unruoch  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 840; gestorben am 1 Jul 874.
    2. 28. von Friaul, Ingeltrud  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 837/840; gestorben am 2 Apr 870.
    3. 29. von Burc, Adalhard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 836; gestorben nach 874.
    4. 30. von Friaul, Eberhard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 837; gestorben vor 20 Jun 840.
    5. 31. von Friaul, Judith  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 838; gestorben in 863.
    6. 32. von Friaul, Heilwig  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 839; gestorben in 895.
    7. 33. von Friaul, Berengar I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 840/845; gestorben am 7 Apr 924 in Verona [37000],Venetien,Italien.
    8. 34. von Friaul, Rudolf  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 842; gestorben am 5 Jan 892; wurde beigesetzt in Arras [62000],Pas-de-Calais,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich.
    9. 35. von Friaul, Gisela  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 845; gestorben in 863.

  7. 13.  von Franken, Karl II.von Franken, Karl II. Graphische Anzeige der Nachkommen (5.Judith2, 1.Heilwiga1) wurde geboren am 13 Jun 823 in Frankfurt am Main [60311],Hessen,Deutschland; gestorben am 6 Okt 877 in Avrieux [73500],Savoie,Rhône-Alpes,Frankreich; wurde beigesetzt in Nantua [01130],Ain,Rhône-Alpes,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 25 Dez 875; römischer Kaiser
    • Titel/Amt/Status: 875-877, Italien; König von Italien
    • Titel/Amt/Status: 843-877; Westfränkischer König

    Notizen:

    Reich Karls des Kahlen nach dem Vertrag von Meerssen 870

    843-870 Europe



    Begraben:
    in Nantua beerdigt, später aber in die Kathedrale von Saint-Denis umgebettet.

    Karl heiratete von Orleans, Irmintrud am 13 Dez 842. Irmintrud (Tochter von von Orleans, Odo und von Fezensac, Ingeltrud) wurde geboren am 27 Sep 830; gestorben am 6 Okt 869 in Hasnon [59178],Nord,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 36. von Franken, Ermentrud  Graphische Anzeige der Nachkommen
    2. 37. von Franken, Judith  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 844; gestorben in 870.
    3. 38. von Frankreich, Ludwig II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 1 Nov 846; gestorben am 10 Apr 879 in Compiegne [60200],Oise,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Compiegne [60200],Oise,Picardie,Frankreich.
    4. 39. von Aquitanien, Karl  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 847/848; gestorben am 29 Sep 866 in Buzancais [36500],Indre,Centre-Val de Loire,Frankreich; wurde beigesetzt in Bourges [18000],Cher,Centre-Val de Loire,Frankreich.
    5. 40. von Franken, Karlmann  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 850; gestorben in 876.
    6. 41. von Franken, Lothar  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 850; gestorben am 14 Dez 865.

    Karl heiratete von der Provence, Richlinde am 12 Okt 869. Richlinde (Tochter von von Amiens, Balduin und von Arles, Richilde) wurde geboren um 850; gestorben am 22 Mrz 929. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 42. von Franken, Rothild  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 871; gestorben in 928/929.

  8. 14.  von Chiemsee, Ermengard Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Hemma2, 1.Heilwiga1) wurde geboren um 831 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland; gestorben am 16 Jul 866 in Frauenchiemsee (Kloster),Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Bad Buchau [88422],Biberach,Baden-Württemberg,Deutschland
    • Titel/Amt/Status: 857-866, Frauenchiemsee (Kloster),Bayern,Deutschland; Äbtissin von Buchau und Chiemsee

    Notizen:

    Ermengard Äbtissin von Buchau und Chiemsee (857-866)
    -16.7.866
    2. Tochter des Königs Ludwig II. der Deutsche von O-Franken und der WELFIN Hemma, Tochter von Graf Welf

    Borgolte Michael: Seite 273, "Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie."

    In Grafschaft Utos in pago Bara lag Heidenhofen (Schwarzwald-Baar-Kreis), in dem Ludwig der Deutsche 857 auf Bitten seiner Tochter Irmingart mit Abt Folkwin von Reichenau zwei Hufen gegen vier Zinslaute in Saulgau eintauschte.

    Literatur:
    Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 273 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 123 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 69 -

    Neue Deutsche Biographie - Irmengard von Chiemsee

    Benediktinerin, * um 831 Regensburg, † 17.7.866 Frauenchiemsee.

    Die zweite Tochter des damaligen Regenten von Bayern wuchs in Regensburg auf und wurde wie ihre Schwestern frühzeitig für das Klosterleben bestimmt. Die einzige Urkunde, die den Namen I.s nennt, vom 28.4.857 (Württ. UB I 149 f.), berichtet von einem Tausch zwischen dem Abt der Reichenau und I. als der Vertreterin des Klosters Buchau am Federsee, das der König „seiner geliebten Tochter I. geschenkt hat“. I. darf wie ihre Schwestern Hildegard in Zürich und Berta in Schwarzach als Vorsteherin (Äbtissin) des königl. Klosters angesehen werden. In einem unbekannten Jahr kam sie in das Tassilokloster Chiemsee. Ihre Stellung als Äbtissin ist zwar erst in einer späteren, verunechteten Urkunde bezeugt, aber höchst wahrscheinlich. Ihr wäre dann die Einführung der benediktinischen Regel und vielleicht auch die bauliche Wiederherstellung der Abtei zuzuschreiben, auch wenn der zeitliche Ansatz der seit 1960 in der Kirche wie in der Torhalle aufgedeckten Fresken nicht gesichert ist. I. wird bereits um 1000 als Selige verehrt (Erhebung durch Abt Gerhard v. Seeon 1004). Der eigentliche Seligsprechungsprozeß wurde erst 1922 aufgenommen und fand 1928 mit der Anerkennung ihrer Verehrung durch Pius XI. seinen Abschluß.

    Literatur
    J. Schlecht, in: Hist.pol. Bll. 168, 1921, S. 125-48, 212-31; A. Zimmermann, Kalendarium Benedictinum II, 1934; H. Tüchle, Lebensraum u. Lebenskreis d. sel. I, 1966; I. Schuster, Die sel. I. v. Chiemsee, 1966; V. Milojčič, Bericht üb. d. Ausgrabungen in Frauenchiemsee, 2 Bde., 1966.



    Name:
    Irmengard

    Gestorben:
    17.7. NDB


  9. 15.  von Franken, Gisela Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Hemma2, 1.Heilwiga1)

    Notizen:

    Gisela
    Tochter des Franken-Königs Ludwig II. der Deutsche und der WELFIN Hemma, Tochter von Graf Welf

    Werner Karl Ferdinand: Seite 451, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 20

    Die Vermutung von Brandenburg, Gisla sei "+ wohl jung", stützt sich nur darauf, daß von ihr keine Nachrichten über die Leitung von Abteien, wie für ihre Schwestern, vorliegen. Ebensogut kann Gisla jedoch vermählt gewesen sein. Um ein Beispiel möglicher Nachkommenschaft jener karolingischen Prinzessinnen, von denen wir nur den Namen kennen, zu geben, sei auf die KAROLINGER-Namen in der Nachkommenschaft des bairischen LUITPOLDINGERS Luitpold verwiesen: (Vgl. die Übersicht bei K. Reindel, Die bayerischen Luitpoldinger 893-989, 1953, p. VIII) Luitpolds Sohn heißt Arnulf; von den Kindern dieses bairischen Herzogs tragen Arnulf, Ludwig (!) und Judith Namen karolingischer Prinzen und Prinzessinnen; in der folgenden Generation begegnet der Name Gisla. Diese Namengebung war ohne karolingischen Abkunft keinesfalls möglich! Hat Kunigund, so wird man sich fragen dürfen, die Schwester der in Alemannien tätigen Grafen Erchanger und Berthold und Gattin Luitpolds, die bis dahin im Hause nicht vorkommenden KAROLINGER-Namen eingebracht? (Sie wurde bekanntlich nach Luitpolds Tod Gemahlin KONRADS I., des späteren Königs. Die Namen Judith und Gisla weisen auf die seit der Verbindung mit den WELFEN im KAROLINGER-Hause üblichen Frauennamen hin. Die Gattin Ludwigs des Deutschen, Hemma, Schwester der Kaiserin Judith, war eine WELFIN und nannte wie Judith eine ihrer Töchter Gisla. Die drei Namen Judith, Ludwig und Gisla könnten durchaus einen Hinweis auf die Herkunft der Luitpold-Gattin Kunigunde darstellen. War sie KAROLINGERIN durch die Mutter (die hier diskutierte Gisla oder eine andere Prinzessin), dann waren auch Erchanger und Berthold karolingischer Abkunft durch die Mutter, ein bemerkenswertes Faktum. Unsere Annahme scheitert nicht an dem Umstand, daß König ARNULF in seinem D 138 (ed. Kehr, Urkk. d. dt. Karol., Bd. 3) Luitpold im Jahre 895 nepos noster nennt, denn die hier angedeutete Vetternschaft bezieht sich nicht etwa auf karolingische Abkunft Luitpolds, sondern auf seine Verwandtschaft mit der Mutter König ARNULFS, Liutswind.


    ? oo Berchthold Pfalzgraf in Schwaben

    ? Kinder:

    - Kunigunde um 882-7.2.915?
    1. oo Liutpold Markgraf von Bayern - 4.7.907
    911 2. oo KONRAD I. König des Deutschen Reiches 882-23.12.918
    - Berchthold II. - 21.1.917
    - Erchanger - 21.1.917


  10. 16.  von Franken, Bertha Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Hemma2, 1.Heilwiga1) wurde geboren in 833/839; gestorben am 26 Mrz 877 in Zürich [8000],Zürich,Schweiz.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 853-877, Münsterschwarzach [97359],Kitzingen,Bayern,Deutschland; Äbtissin von Münsterschwarzach
    • Titel/Amt/Status: 856-877, Zürich [8000],Zürich,Schweiz; Äbtissin von Zürich

    Notizen:

    Bertha
    Äbtissin von Schwarzach (853-877)
    Äbtissin von Zürich (856-877)
    -26.3.877
    Tochter des Königs Ludwig II. der Deutsche von O-Franken und der WELFIN Hemma, Tochter von Graf Welf

    Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Seite 90, "Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000"

    Aber auch Ludwigs des Deutschen Tochter Hildegard, seit 853 gleichzeitig Äbtissin des Frauenklosters in Zürich, hatte das Kloster inne, nach ihren Tod König Ludwigs weitere Tochter Bertha. Erst nach Berthas Tod 877 konnte der Würzburger Bischof das Nonnenkloster Schwarzach einziehen.

    Borgolte Michael: Seite 25,99, "Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie."

    Ohne daß wir seine Funktion genau erfassen könnten, scheint Adalbert II. im Jahr 877 bei einem Rechtsgeschäft des Felix- und Regula-Klosters von Zürich beteiligt gewesen zu sein (UB Zürich I Nr 131). In Cham am Zuger See schenkte die Königs-Tochter Berta, die Äbtissin des Klosters, ad presentiam Adalberti comitis der monastischen Gemeinschaft Besitzungen im Elsaß, die sie von Lothar II. erhalten hatte (dazu Borgolte, Die Geschichte der Grafengewalt im Elsaß 33f.).
    Vom 27. Juni 889 datiert eine Züricher "Privaturkunde", die hier abschließend erörtert werden muß. Die von Ludwig dem Deutschen gegründete Frauenabtei SS. Felix und Regula, der zunächst die Königstöchter Hildegart und Berta und dann Richgard, die Tochter des elsässischen Grafen Ercangar und Gemahlin KARLS III., vorgestanden hatten, wurde nach dieser Quelle zum gegebenen Zeitpunkt von Eberhart comes cum advocatu suo Adalberto geleitet.

    Mühlbacher Engelbert: Band II Seite 299, "Deutsche Geschichte unter den Karolingern"

    Im Frühjahr 869 brach Lothar nach Italien auf. Kurz vorher schenkte er noch Waldradas Bitte einer Tochter des deutschen Königs, Bertha, Äbtissin von St. Felix und Regula in Zürich, Güter im Elsaß, "damit sie die Festigung der Freundschaft zwischen ihm und ihren Eltern eifrig fördere."

    Literatur:
    Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 90 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 25,99 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 216 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 674,863 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion, Band II Seite 299 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 69 -

    Wikipedia - Bertha (Fraumünster)

    Bertha (* zwischen 833 und 839; † 26. März 877 in Zürich) war die jüngste von vier Töchtern Ludwigs des Deutschen und die zweite Äbtissin des Klosters Fraumünster. Sie war eine Urenkelin Kaiser Karls des Grossen und Enkelin Ludwigs des Frommen.

    Berta, Hildegard und der Hirsch mit dem leuchtenden Geweih, Fresko von Paul Bodmer im Kreuzgang des Fraumünsters.
    Leben und Wirken[Bearbeiten]
    Berthas Schwester Hildegard war von 841 bis ins Jahr 853 Äbtissin im Kloster Münsterschwarzach am Main. Aus dem Jahr 853 berichtet eine Legende, dass sie mit Bertha die Burg Baldern auf dem Albis bewohnt hätte, damit sich die beiden dort in Abgeschiedenheit von der Welt ganz Gott widmen könnten. Als sie an einem Tag nach Zürich gewandert seien, um dort in der Kapelle der Heiligen Felix und Regula zu beten, sei ihnen im Wald ein Hirsch mit leuchtendem Geweih begegnet und habe ihnen eine Stelle gezeigt, an der eine Kirche errichtet werden sollte. Ihr Vater Ludwig der Deutsche habe diesen göttlichen Auftrag befolgt. Historisch gesichert ist lediglich, dass er am 21. Juli 853 ein Kloster, das bereits an dieser Stelle existierte, unter dem Namen Fraumünster neu gründete und Hildegard zur Äbtissin machte. Bertha wurde daraufhin Äbtissin in Münsterschwarzach.
    856 oder 859 starb Hildegard, woraufhin Bertha zur Abtei Fraumünster überwechselte und dort das Amt der Äbtissin bekleidete. In ihre Amtszeit fiel die Fertigstellung der Abteikirche, die zwischen 871 und 876 von Bischof Gebhard I. von Konstanz eingeweiht wurde.
    In einer Urkunde vom 10. Februar 878 bestätigte Karl III., dass seine Schwester Bertha Äbtissin des Klosters Säckingen sei und seine Gemahlin Richardis ihr nachfolgen sollte.[1][2]
    1272 wurden Hildegard und Bertha im südlichen Querschiff des Fraumünsters neu bestattet.


  11. 17.  von Franken, Hildegard Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Hemma2, 1.Heilwiga1) wurde geboren in 828; gestorben in 856/859.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Münsterschwarzach [97359],Kitzingen,Bayern,Deutschland; Äbtissin von Münsterschwarzach
    • Titel/Amt/Status: Zürich [8000],Zürich,Schweiz; Äbtissin von Zürich

    Notizen:

    Hildegard Äbtissin von Schwarzach und Zürich
    828-23.12.856
    Tochter des Königs Ludwig II. der Deutsche von O-Franken und der WELFIN Hemma, Tochter von Graf Welf

    Werner Karl Ferdinand: Seite 451, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 19-23

    Die Folge der Kinder Ludwigs des Deutschen nach der Ältesten, Hildegard, deren Geburtsjahr durch ihr Epitaph überliefert ist, und nach Karlmann war gegenüber Brandenburg, der zuerst die weiteren Söhne, dann die Töchter bringt, umzustellen. Schon Dümmler 2, 4526 Anm. 1 hat auf die Reihenfolge der Töchter im Verbrüderungsbuch aus St. Gallen (ed. Piper, MG Libr. confr. 2,11, col. 12) hingewiesen, die, nach Hildegard, lautet: Irmingart, Gisla; Berta. Ermengard und Gisla habe ich in dem gegebenen Spielraum zwischen Karlmann und Ludwig dem Jüngeren eingesetzt, die jüngste, Bertha, aber jedenfalls noch vor KARL III., dem wohl jüngsten Kinde Ludwigs des Deutschen.

    Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Seite 90, "Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000"

    Aber auch Ludwigs des Deutschen Tochter Hildegard, seit 853 gleichzeitig Äbtissin des Frauenklosters in Zürich, hatte das Kloster inne, nach ihren Tod König Ludwigs weitere Tochter Bertha. Erst nach Berthas Tod 877 konnte der Würzburger Bischof das Nonnenkloster Schwarzach einziehen.

    Borgolte Michael: Seite 99, "Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie."

    Vom 27. Juni 889 datiert eine Züricher "Privaturkunde", die hier abschließend erörtert werden muß. Die von Ludwig dem Deutschen gegründete Frauenabtei SS. Felix und Regula, der zunächst die Königstöchter Hildegart und Berta und dann Richgard, die Tochter des elsässischen Grafen Ercangar und Gemahlin KARLS III., vorgestanden hatten, wurde nach dieser Quelle zum gegebenen Zeitpunkt von Eberhart comes cum advocatu suo Adalberto geleitet.

    Literatur:
    Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 99 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 123,216 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 863 - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 37,367,425,501- Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 69 -

    Wikipedia - Hildegard (Tochter Ludwigs des Deutschen)

    Hildegard (* 828; † 23. Dezember 856 oder 859) war eine Tochter des karolingischen Ostfrankenkönigs Ludwig der Deutsche und seiner Frau Hemma.
    Hildegard wurde ein Jahr nach der Heirat ihres Vaters mit der Grafentochter Hemma als sein erstes Kind geboren. Nach 844 wurde sie Äbtissin des Klosters Münsterschwarzach, das 780 als Eigenkloster des karolingischen Herrscherhauses gegründet worden war.

    Am 21. Juli 853 gründete Ludwig der Deutsche das Kloster Fraumünster in Zürich, das Hildegard als Äbtissin übernahm; Nachfolgerin in Münsterschwarzach wurde ihre jüngere Schwester Bertha. Von der Gründung des neuen Klosters berichtet eine Legende, dass die beiden Schwestern die Burg Baldern auf dem Albis bezogen hätten, um dort ein zurückgezogenes, gottgefälliges Leben zu führen. Bei einer ihrer Wanderungen nach Zürich, wo sie in der Felix und Regula geweihten Kapelle beten wollten, habe die beiden ein Hirsch mit leuchtendem Geweih den Weg durch den Wald geführt und ihnen schließlich eine Stelle gezeigt, an der sie eine Kirche errichten sollten. Ludwig der Deutsche sei dieser göttlichen Aufforderung gefolgt.
    Historisch gesichert ist lediglich, dass er ein an dieser Stelle bereits bestehendes Kloster neu gründete, ihm bei dieser Gelegenheit beträchtlichen Landbesitz sowie das Recht zu einer eigenen Gerichtsbarkeit verlieh und es an Hildegard überschrieb.
    Als Äbtissin von Fraumünster verstarb Hildegard am 23. Dezember 856 (nach anderen Angaben 859); auch hier folgte ihr Bertha nach.

    Literatur
    Gerhard Hartmann, Karl Schnith (Hrsg.): Die Kaiser. 1200 Jahre Europäische Geschichte. Marixverlag, Wiesbaden 2006, ISBN 3-86539-074-9, S. 70.
    Peter Vogelsanger: Zürich und sein Fraumünster. Eine elfhundertjährige Geschichte (853–1956). NZZ Libro, Zürich 1994, ISBN 3-85823-515-6.

    Gestorben:
    23.12.


  12. 18.  von Franken, Karlmann Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Hemma2, 1.Heilwiga1) wurde geboren um 830; gestorben am 22 Sep 880 in Altötting [84503],Altötting,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Altötting [84503],Altötting,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 877-879, Italien; König von Italien
    • Titel/Amt/Status: 876-880, Ostfrankenreich; Ostfränkischer König

    Notizen:

    Neue Deutsche Biographie - Karlmann

    ostfränkischer König, * circa 830, † 22.9. (kaum 22. 3.) 880 wohl (Alt)-Ötting, ⚰ (Alt)-Ötting.

    K., erstmals 842 und 847 erwähnt, erhielt 856 die Leitung der bayerischen marca orientalis im Donauraum. Er war dann in mancherlei Kämpfe verwickelt, deren Hintergrund, Zusammenhang und Verlauf im einzelnen nicht immer klar sind, bei denen aber sein Streben nach einem größeren und selbständigen Herrschaftsanteil deutlich zutage tritt. Dabei stand er seit 858 im Bunde mit dem Mährerherzog Rastislaw, ging 861 zum offenen Aufstand gegen den Vater über (der im gleichen Jahre K.s Schwiegervater Ernst absetzte) und beanspruchte (oder besetzte?) das bayerische Ostland bis zum Inn. Eine 862 in Regensburg zustande gekommene Aussöhnung war nicht von Dauer. 863 zog Ludwig gegen den Sohn zu Felde und nahm ihn in Haft, doch entwich K. 864 wieder in seine östlichen Marken. Ohne neuen Kampf führte Ludwig einen Ausgleich herbei, indem er K. 865 wieder als Markgrafen einsetzte und eine Erbteilung verfügte: das ostfränkische Kernland Bayern mit den vorgelagerten Marken und der Hoheit über die Slawenvölker wurde K. zugesprochen; Rhein- und Mainfranken, Thüringen und Sachsen sollten an Ludwig den Jüngeren, Alemannien mit Churrätien an Karl III. fallen. K.s Einvernehmen mit dem Vater hatte seither Bestand, während zu 866, 871 und 873 Auflehnungen seiner Brüder berichtet werden, die Erbteilung aber im März 872 zu Forchheim erneuert wurde.

    Unterdes gingen unter Beteiligung K.s, aber unter der Leitung Ludwigs des Deutschen, die Kämpfe mit Mähren weiter, ohne nachhaltigen Erfolg und sogar mit schweren Rückschlägen, bis der Sturz Rastislaws durch seinen Neffen Swatopluk-Zwentibold 870 einen völligen Umschwung auslöste. In dieser Phase freundschaftlicher Beziehungen zu Mähren wurde Swatopluk der Taufpate von K.s Enkel Zwentibold. Schon 871 aber wich das gute Einvernehmen neuem Kampf, dessen Ausbruch K. verschuldet haben soll, indem er Swatopluk unter dem Verdacht des Verrates gefangensetzte, aber wieder freilassen mußte. Nachdem das bayerische Heer sowohl 871 wie 872 geschlagen worden und K. 873 wiederum in Bedrängnis geraten war, ging Ludwig der Deutsche nach einer Beratung mit K. und Ludwig dem Jüngeren 874 in Forchheim einen Frieden ein, der dem Mährerfürsten unter nomineller Reichshoheit die faktische Unabhängigkeit zugestand. Die ostfränkische Politik hatte damit die Pflöcke zurückgesteckt, aber Bayern und seine Ostmark gewannen Ruhe an der Slawenfront.

    Nicht nur die militärischen Fehlschläge, auch andere politische Erwägungen dürften den ostfränkischen König zu defensiver Zurückhaltung an der Ostgrenze bestimmt haben. Ludwig der Deutsche hatte seinen westfränkischen Bruder Karl den Kahlen 870 gezwungen, ihm aus dem Erbe Lothars II. die Länder zwischen Rhein und Maas zu überlassen. Seitdem aber stellte die doppelte Nachfolge des söhnelosen Ludwig II. – im italischen Teilreich und im Kaisertum – das drängendste Problem dar. Ludwig der Deutsche traf sich 872 in Trient mit der Kaiserin Angilberga, 874 bei Verona mit dem Kaiser Ludwig selber und erwirkte eine Designation seines Sohnes K. zum Nachfolger im Königreich Italien und damit zum Anwärter auf die Kaiserwürde. Karl der Kahle dagegen hatte Verbindung mit dem Papst aufgenommen und wurde nach dem Tode Ludwigs II. (12.8.875) von Johann VIII. zur Kaiserkrönung nach Rom geladen. K. überschritt die Alpen, ließ sich aber|von Karl durch einen – angeblich betrügerischen – Waffenstillstand zum Abzug bestimmen. Karl empfing an Weihnachten 875 in Rom die Kaiserkrone und wurde im Februar 876 zu Pavia als Herrscher im regnum Italiae anerkannt. Als Ludwig der Deutsche, der zu einem Heereszug gegen Westfranken rüstete, am 28.8.876 gestorben war, rückte Karl auch in dem Ostteil Lotharingiens ein, aber Ludwig der Jüngere warf ihn am 8.10.876 bei Andernach zurück.

    Die drei Söhne Ludwigs traten als Könige die Nachfolge in Ostfranken an. Auf einer Zusammenkunft im Nördlinger Ries bestätigten sie durch einen in deutscher Sprache aufgezeichneten Eid (nicht erhalten) im November 876 die schon vom Vater verfügte Teilung. K. behielt Bayern mitsamt „Pannonien und Kärnten“ und der – freilich kaum mehr als fiktiven – Hoheit über Böhmen und Mähren. Er ließ sich (nicht im Titel, sondern) in der Datierung seiner beiden ersten auf uns gekommenen Urkunden (3.11.876; 24.2.877) als rex Bawariorum, im übrigen, wie die Karolinger überhaupt, einfach als rex bezeichnen. Er übergab die Verwaltung der Mark Kärnten seinem (nicht vollbürtigen) Sohn Arnulf und bestellte den ranghöchsten Kleriker seines Reichsteils, den Erzbischof Theotmar von Salzburg, zum Erzkapellan, auf dessen Namen teils der cancellarius Baldo, teils der notarius Madalwin vom 28.6.877 bis zum 11.8.879 die Urkunden beglaubigte. Es sind 28 Diplome im Text erhalten, 11 weitere als Deperdita feststellbar.

    Das wichtigste Ereignis in K.s Regierung ist die 2. Heerfahrt nach Italien, die er mit bayerischen und slawischen (wohl karantanischen) Truppen etwa im Spätsommer 877 antrat. Karl der Kahle, der mit Johann VIII. in Pavia weilte, um seinerseits in Italien einzugreifen, sah sich zu eiligem Rückzug gezwungen und starb am 6.10.877; damit war das westfränkische Kaisertum bereits erloschen. Mit einer Huldigung in Pavia trat K. die Herrschaft in Italien, an, urkundete vom 16.10.-22.11.877 an verschiedenen oberitalischen Plätzen und übermittelte dem Papst seine Absicht, zur Kaiserkrönung nach Rom zu ziehen. Er wurde jedoch von schwerer Krankheit befallen und kehrte eilig zurück; am 3.12.877 war er wieder in Ötting. Mit seinen Brüdern einigte er sich dahin, daß er auf einen Anteil am östlichen Lotharingien verzichtete, aber den Anspruch auf „Italien, Tuscien und Campanien“ sich allein vorbehielt. Er urkundete von den bayerischen Pfalzen, vor allem Ötting, aus auch weiterhin für italische Empfänger und blieb in Italien als regierender König anerkannt, auf den auch Johann VIII. noch lange seine Hoffnungen setzte, doch war er zu keiner Aktion mehr imstande, so daß der von mittelitalischen Fürsten und Sarazenen bedrängte Papst sich ebenso verzweifelt wie erfolglos um westfränkische Hilfe, dann um die Wahl eines anderen italischen Königs bemühte.

    Im Winter 878/79 wurde K. durch einen Schlaganfall vollends regierungsunfähig. Ludwig der Jüngere fand sich an seinem Krankenlager ein und ließ sich, um Arnulf auszuschließen, von den bayerischen Großen die Nachfolge zusichern. Im weiteren Verlauf des Jahres 879, sicherlich aber erst nach seiner letzten Urkunde vom 11.8.879, die für ein italisches Kloster erging, trat K. seinem Bruder Karl III., mit dem der Papst nach dem Fehlschlag seiner westfränkischen Pläne inzwischen Verbindung aufgenommen hatte, die Anrechte auf Italien ab.

    Als K.s Todestag wird in einer Urkunde seines Sohnes Arnulf (D. 64 vom 15.11.889) der 22. 9. erwähnt, was richtig sein muß, obgleich eine so gute Quelle wie die Annales Fuldenses den 22. 3. nennt, was möglicherweise auf eine voreilige oder mißverstandene Nachricht über den hoffnungslos Erkrankten zurückzuführen ist. Trotz des unglücklichen Ausgangs ist K. eine in doppelter Hinsicht historisch bemerkenswerte Gestalt: er ist aus der Geschichte Bayerns und der Vorgeschichte Österreichs nicht wegzudenken, und er hat eine Vorentscheidung darüber herbeigeführt, daß die Fortführung der karolingischen Italien- und Kaiserpolitik der ostfränkischen, nicht der westfränkischen Linie zufiel.

    Literatur
    Regg. Imp. I; MGH DD. Karol. Germ. I, (1934) XXXV-XLI, 285-330; mehrere Briefe Johanns VIII. an K. in: MG Epp. VII, 1928; E. Dümmler, Gesch. d. Ostfränk. Reiches, 3 Bde., 21887/88; P. Kehr, Die Kanzleien K.s und Ludwigs d. J., 1933; J. Fleckenstein, Die Hofkapelle d. dt. Könige I, 1959, S. 186 f.; K. Reindel und F. Prinz, in: M. Spindler (Hrsg.), Hdb. d. Bayer. Gesch. I, 1967, S. 195-202, 283-85 (Literatur) - siehe auch Literatur zu, zum, zur Karl d. Gr. u. Karolinger.



    Gestorben:
    Hof Oetting

    Familie/Ehepartner: N.. N. (Tochter von Ernst I. und Irmgard) gestorben in 879. [Familienblatt] [Familientafel]

    Familie/Ehepartner: Luitswinda. Luitswinda wurde geboren um 835; gestorben vor 9 Mrz 891. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 43. von Kärnten, Arnulf  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 850; gestorben in 899 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.

  13. 19.  von Franken, Ludwig III. Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Hemma2, 1.Heilwiga1) wurde geboren um 835 in Bayern,Deutschland; gestorben am 20 Jan 882 in Frankfurt am Main [60311],Hessen,Deutschland; wurde beigesetzt in Lorsch Kloster [64653],Bergstraße,Hessen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 876-882, Ostfrankenreich; Ostfränkischer König

    Notizen:

    Ludwig III. der Jüngere Ostfränkischer König (876-882)
    um 835-20.1.882 Frankfurt Begraben: Lorsch

    2. Sohn des Ostfränkischen Königs Ludwig II. der Deutsche und der WELFIN Hemma, Tochter von Graf Welf

    Lexikon de Mittelalters: Band V Spalte 2174, Ludwig III. der Jüngere, ostfränkischer König

    + 20. Januar 882 Frankfurt/Main Begraben: Lorsch
    Sohn König Ludwigs des Deutschen und Hemmas
    oo Liutgard (LIUDOLFINGERIN)

    Vom Vater wurde Ludwig der Jüngere mit militärischen Operationen in W-Franken (854 Einladung des westfränkischen Adels, Vormarsch bis in den Raum Limoges) und an der Slavengrenze betraut und bei einer 865 vorgenommenen und 872 bestätigten Teilung des ostfränkischen Reiches unter Karlmann, KARL III. und Ludwig III. den Jüngeren mit der ostfränkischen Francia, Sachsen und Thüringen bedacht, trotz zeitweiser Aufstände 866, 871 und 873 gegen den Vater. Den Expansionsversuch KARLS DES KAHLEN nach Lotharingien nach Ludwigs des Deutschen Tod stoppte Ludwig der Jüngere am 8. Oktober 876 in der Schlacht bei Andernach. Ludwig III. der Jüngere und KARL III. profitierten von der Krankheit des ältesten Bruders Karlmann, der 878 seinen Anteil an Lotharingien aufgab und 879 Ludwig Bayern überließ. Nach seinem Eingreifen in westfränkische Nachfolgestreitigkeiten nach dem Tod Ludwigs des Stammlers, befördert von der Einladung westfränkischer Adliger um Gauzlin, erlangte Ludwig der Jüngere in den Verträgen von Verdun und Ribemont (879/80) das westliche Lotharingien; damit war, unter Rückgriff auf den Teilungsvertrag von Verdun 843, die künftige Grenze zwischen O- und W-Franken bestimmt. Während Ludwigs Herrschaft in Lotharingien durch Ansprüche Hugos gefährdet blieb, gelang ihn in O-Franken durch Bindungen zu führenden Adelsfamilien die Akzentuierung einer stärkeren königlichen Herrschaft, seit 881 durch zunehmende Krankheit freilich bedroht. Die seit 879 erneuerten Normanneneinfälle vermochte Ludwig III. der Jüngere nur zu Teil aufzuhalten: So gelang ihm in Thimeon (bei Charleroi) ein partieller Erfolg, und im gleichen Jahr vertrieb er die Normannen aus der königlichen Pfalz Nijmegen. Da Ludwig III. der Jüngere ohne Erben starb, kam es 882 zu einer Wiedervereinigung des ostfränkischen Reiches unter KARL III.

    Quellen:
    MGH DD Karol. dt. I -

    Literatur:
    HEG I, 608f., 616-620 - NDB XV, 328f. - P. Kehr, Die Kanzleien Karlmanns und L.s, 1933 - J. Fried, Kg. L. in seiner Zeit, Gesch.sbll. Krs. Bergstraße 16, 1983, 5-26 - C. Brühl, Dtl.-Frankreich. Die Geburt zweier Völker. 1990 -

    Werner Karl Ferdinand: Seite 451, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 21

    Ludwig III. war nicht "König von Sachsen" (so Brandenburg), sondern in den von uns aufgeführten regna.
    Vgl. zum Einzelnen Eiten 160ff. und Dümmler. Für das Geburtsjahr (Brandenburg "etwa 830") darf man angesichts der ersten urkundlichen Erwähnung Ludwigs 847, der unehelichen Verbindung etwa 860 (der Sohn aus ihr, Hugo, fällt 880) und der späten Verlobung 865 eher an einen größeren Abstand vom älteren Bruder Karlmann denken. Brandenburg gibt das Datum von Liutgards Tod irrig mit 885 I 25 an. Es lautete 885 XI 30, vgl. Dümmler 3, 167.

    Rappmann Roland/Zettler Alfons: Seite 432, "Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter"

    LUDWIG DER JÜNGERE
    + 20.1. (?) 882

    Necr. B 20.1. "Ludouuicus rex", König im Ostfränkischen Reich 876-882

    Literatur:
    ADB 19 Seite 446ff.; BM² 1547-1576a; Werner, Nachkommen Seite 451 Nrn. 19, 21, 23 und Tafel Nr. IV/21; Biographisches Wörterbuch 2 Spalte 1714; Die Klostergemeinschaft von Fulda 2,1 Seite 314 K 17, Zum Todestag: Dümmler, Geschichte des Ostfränkischen Reiches 2 Seite 164 Anmerkung 1; BM² 1576a.

    Ludwig, Sohn König Ludwigs des Deutschen und dessen Gemahlin Hemma, war der Bruder König Karlmanns und Kaiser KARLS III. Seinen Herrschaftsschwerpunkt hatte er im nordwestlichen Teil des ostfränkischen Reiches. Sein Name gelangte wahrscheinlich mit den beiden genannten Brüdern und zwei weiteren Personen in das Reichenauer Verbrüderungsbuch, p.98A 1: "Charlomannus, Karolus, Hludouuicus, Gozpreth, Pernoldus". Ob er mit dem ebenfalls auf p. 98A 1 genannten "Hludouuicus iunior" gemeint ist, muß vorerst noch unklar bleiben.
    Ebenfalls im Unklaren liegt sein Todestag: Die Mehrzahl der Quellen gibt zwar den 20.1., andere jedoch den 21.1. oder gar den 20.8. oder 20.12. an.
    Ludwig fiel 854 in Aquitanien ein und empörte sich 865 und 871 gegen seinen Vater. Beim Tode desselben (876) wurde ihm O-Franken, Thüringen und Sachsen übertragen. Am 8.10.876 besiegte Ludwig III. KARL II. DEN KAHLEN bei Andernach, der die östliche Hälfte Lothringens zurückzuerobern versuchte. Nach dem Tode seines Bruders Karlmann (+ 22.3. 880) erbte Ludwig Bayern und erreichte nach erfolgreichen kriegerischen Aktionen im Vertrag von Ribmont (880) die Eingliederung des westlichen Teils von Lothringen in seinen Herrschaftsbereich.

    Hartmann Wilfried: Seite 74-76, „Ludwig III. der Jüngere“ in Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern, Hg. Karl Rudolf Schnith

    Ludwig der Jüngere war wahrscheinlich der bedeutendste unter den Söhnen Ludwigs des Deutschen, wenn wir auch ein Programm seiner Regierung und einen Plan seiner Absichten nur undeutlich erkennen können, weil ihn nur wenige Jahre als selbständiger Herrscher vergönnt waren. Dass er sich als eigentlicher Nachfolger seines Vaters verstand, können wir daraus ersehen, dass er den Erzkapellan und wichtigsten Berater Ludwigs des Deutschen, Erzbischof Liutbert von Mainz, übernahm. Auch die überstürzte Bestattung des verstorbenen Königs im Kloster Lorsch (zu dem Ludwig der Deutsche keine sonderlich enge Beziehung besessen hatte, das aber im Machtbereich Ludwigs des Jüngeren gelegen war) zeigt, dass Ludwig der Jüngere von Anfang an versuchte, einen Vorsprung gegenüber seinen Brüdern zu gewinnen.
    Ludwigs Machtstellung war aber gleich am Beginn seiner Regierung schwer bedroht, denn sein Onkel KARL DER KAHLE machte den Versuch, sich nach dem Tod Ludwigs des Deutschen unter Übergehung der Rechte von dessen Söhnen einen Teil des Reichs seines verstorbenen Bruders einzuverleiben. Es ging dabei in erster Linie um jene Hälfte von Lotharingien, die er 870 im Vertrag von Meersen Ludwig dem Deutschen hatte überlassen müssen; vielleicht wollte KARL DER KAHLE aber noch mehr, nämlich eine wirkliche Oberherrschaft über das ganze Frankenreich, die ihm aufgrund seines Kaisertitels zuzustehen schien. Für diesen weitergehenden Plan spricht eine Urkunde, die KARL in Köln ausstellte und in der er sich als Nachfolger seines Bruders ausgab.
    Ludwig der Jüngere versuchte einen Kampf zu vermeiden; und als sein Onkel Verhandlungen ablehnte, war er bestrebt, sein Recht vor seinem Heer durch ein Gottesurteil abzusichern: Vielleicht ist dieses vorsichtige Verhalten ein Beleg dafür, dass sich Ludwig der Treue seines Heeres nicht ganz sicher war. Er ließ jedenfalls je zehn seiner Leute dem Gottesurteil des heißen und kalten Wassers sowie des glühenden Eisens unterwerfen - mit positivem Erfolg, wie der Geschichtsschreiber betont. Damit waren die Krieger an seine gute und durch Gott legitimierte Sache gebunden.
    Die Schlacht bei Andernach (am 8.10.876), die Ludwig der Jüngere für sich entscheiden konnte, hat er mit einer merkwürdigen Taktik gewonnen: Er ließ seine Krieger weiße Gewänder anziehen; damit unterschieden sie sich von den Gegnern, wirkten aber wie ein Heer von Toten. Ein kleines und taktisch gut geführtes Heer, das auch noch den Vorteil der psychologischen Vorbereitung ausnützte, hat einen Sieg über ein größeres, aber zusammengewürfeltes Gefolgschaftsheer davongetragen. Die Schlacht bei Andernach war sicher keine nationale Auseinandersetzung zwischen Deutschen und Franzosen; der Sieg Ludwigs des Jüngeren war darin begründet, dass er - anders als sein Onkel - eine enge Beziehung zu seinen Kriegern hatte herstellen können.
    Nach dem Sieg über den westfränkischen Onkel versammelten sich die drei Söhne Ludwigs des Deutschen im Nördlinger Ries (November 876), um die bereits 865 und 872 festgelegte Aufteilung des Reiches noch einmal zu bestätigen und von ihren jeweiligen Gefolgsleuten durch Eide in der Volkssprache bekräftigen zu lassen. Auch hier zeigt es sich, dass die Könige nicht allein regieren konnten, sondern auf die Zustimmung ihrer Großen angewiesen waren.
    Am Ende des folgenden Jahres trafen sich die drei Brüder abermals; diesmal ging es um die Aufteilung des ostfränkischen Anteils an Lotharingien. Dieses wurde zwischen Ludwig dem Jüngeren und KARL III. aufgeteilt, nachdem Karlmann auf einen Anteil verzichtet hatte. Um das weitere Schicksal dieses Landes ging es auch im September 878, als sich Ludwig und sein Bruder KARL III. in Modern im Elsaß trafen.
    Auch im weiteren Verlauf von Ludwigs Regierung fallen die Versuche auf, die Beziehungen innerhalb des fränkischen Reiches durch Verträge zu regeln. Anfang November 878 schloß er mit seinem gleichnamigen westfränkischen Cousin Ludwig dem Stammler ein Freundschaftsabkommen (in Fouron bei Lüttich), in dem beide Herrscher sich verpflichteten, die Nachfolge ihrer jeweiligen Söhnen in ihren Reichen anzuerkennen. Sie verzichteten also darauf, unter Übergehung der Ansprüche der unmittelbaren Nachkommen des Cousins nach dessen Tod das Reich ihrerseits zu beanspruchen. Als Ludwig der Stammler bereits wenig später (am 10.4.879) starb, forderte aber eine Partei in W-Franken Ludwig den Jüngeren auf, die Nachfolge zu übernehmen. Ludwig drang bis Verdun vor, zog aber ab, als ihm die W-Hälfte Lotharingiens abgetreten wurde. Dieser Zugewinn wurde im Februar 880 in einem Vertrag bestätigt, den Ludwig und seine westfränkischen Vettern in Ribemont bei St. Quentin schlossen. Mit dem Vertrag von Ribemont hatte das ostfränkische Reich jene Grenze erreicht, die es im wesentlichen bis ins 14. Jahrhundert beibehalten sollte.
    Im Innern versuchte Ludwig der Jüngere, eher durch einen Ausgleich der Interessen zwischen Königtum und Adel als durch Konfrontation mit den mächtigen Familien zu regieren. Dass er sich darin von seinem Vater unterschied, kann recht gut an seinen engen Beziehungen zur Familie seiner Frau, den mächtigen LIUDOLFINGERN aus Sachsen, beobachtet werden. Diese Familie hatte unter Ludwig dem Deutschen dem Königtum ferngestanden; dieser König hatte überhaupt kaum Aktivitäten im sächsischen Raum entwickelt. Allerdings ist auch Ludwig der Jüngere nach dem Ausweis seiner Urkunden nie für längere Zeit über das mittelrheinische Kerngebiet seiner Herrschaft hinausgekommen; Sachsen oder die slawischen Grenzgebiete hat er nie aufgesucht. Nur Ende 879, als er das Reich seines älteren Bruders Karlmann seiner Herrschaft unterwarf, und noch einmal 881 ist er für kurze Zeit in der bayerischen Hauptstadt Regensburg nachweisbar. Bayern bleibt aber für Ludwig ein Randgebiet, in dem neben seinem Neffen ARNULF VON KÄRNTEN einige Adelsfamilien ihre Machtstellungen ausbauen konnten.
    Die wichtigste Aufgabe Ludwigs des Jüngeren war aber der Kampf gegen die Normannen, die - wahrscheinlich durch den Tod Ludwigs des Deutschen und KARLS DES KAHLEN veranlaßt - seit dem Sommer 879 ihre Angriffe gegen die Küsten des fränkischen Reiches intensivierten, aber auch gelegentlich weit ins Binnenland vorstießen. Im Februar 880 konnte Ludwig zwar einen Sieg gegen ein normannisches Heer erringen (bei Thimeon im Hennegau), aber hier fiel sein Friedelsohn Hugo nach hartem Kampf. Und im selben Monat erlitt ein sächsisches Heer unter dem Schwager des Königs aus liudolfingischen Haus, Brun, eine schwere Niederlage bei Hamburg; Brun selbst und zahlreiche andere sächsische Adelige fanden den Tod. Ehe es zu einem weiteren Kampf gegen die Normannen kam, ist Ludwig der Jüngere im Januar 882 gestorben. Einzelne militärische Erfolge gegen die Normannen konnten in jenen Jahren sowieso keinen Durchbruch erzielen und neue Einfälle auf Dauer verhindern. Denn auch nach dem im althochdeutschen Ludwigslied besungenen Sieg des westfränkischen Ludwigs III. (des Sohnes Ludwigs des Stammlers) in der Schlacht bei Saucourt (am 3.8.881) ließen die normannischen Angriffe nicht merklich nach.
    Wie bei seinem Bruder Karlmann fällt es auch bei Ludwig dem Jüngeren schwer, ein Gesamturteil über Persönlichkeit und Regierungsleistung zu fällen. In Reginos Chronik fehlt eine Charakteristik Ludwigs. Hinkmar von Reims hat in seinen Annalen sehr negativ über ihn geurteilt, indem er ihn einen rex inutilis, einen unfähigen König, nennt. Hinkmar hatte wohl nicht vergessen, dass Ludwig 879 versucht hatte, gegen den Vertrag von Fouron in W-Franken Gebietsgewinne zu erzielen, anstatt gegen die Normannen zu kämpfen.

    Konecny Silvia: Seite 140, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Mit größerer Sicherheit lassen sich zwei Eheverbindungen Ludwigs des Jüngeren feststellen, die beide zu Lebzeiten Ludwigs des Deutschen eingegangen wurden. Gerade hier zeigt es sich besonders deutlich, daß oppositionelle Adelsgruppen durch Eheverbindungen Einfluß auf einen Königssohn zu gewinnen suchten. Im Jahre 880 starb ein ansonsten nicht näher bekannter Konkubinennsohn Ludwigs des Jüngeren, der vermutlich etwa 860 geboren wurde. Die Verbindung mit dessen Mutter könnte wegen einer geplanten Ehe mit einer Tochter des Adalhard aufgelöst worden sein. Doch wäre es möglich, daß jener Konkubinensohn Ludwigs des Jüngeren aus einer Verbindung mit der Tochter des Adalhard entstammte, wovon man vielleicht fälschlich nur als Verlobung weiß. Jedenfalls hätte diese Bindung spätestens 865 anläßlich der Aussöhnung zwischen Ludwig dem Deutschen und seinem Sohn ein Ende gefunden. Vermutlich 869 ging Ludwig der Jüngere eine Vetrbindung mit Liutgard, der Tochter des sächsischen Grafen Liudolf, ein. Auch diese Ehe förderte wohl die Opposition Ludwigs des Jüngeren gegenüber dem Vater, was sich in einer Empörung des Jahres 871 ausdrückte. Dementsprechend ist auch keine Dotation Liutgards überliefert. Die Ehe mit der LIUDOLFINGERIN war politisch von höchster Bedeutung. Nach dem Tod Ludwigs des Deutschen bestimmte Liutgard ihren Gatten zu außerordentlich ehrgeizigen Plänen. Sie förderte die Beziehungen Ludwigs des Jüngeren zu der Gauzlin-Partei im westfränkischen Reich, was auf Verbindungen ihrer Sippe zum westfränkischen Adel hindeutet. Liutgard war jedenfalls die einzige Gattin eines ostfränkischen KAROLINGERS dieser Generation, die politische Aktivitäten entwickelte. Auch diese Ehe ging allem Anschein nach formlos in eine Vollehe über, was durch die rasche Abfolge der Ereignisse zwischen 875 und 881 gefördert worden sein mag. In diesem Zeitraum starben einschließlich Ludwig dem Jüngeren immerhin sechs karolingische Könige. Liutgards Stellung als Königin wurde von keiner Stelle bestritten, wozu nach dem Tod des einzigen Sohnes dieser Königin auch wenig Anlaß bestand.


    876/77 oo 1. Liutgard, Tochter des Herzogs Liudolf 840/50-30.11.885


    Kinder:

    - Ludwig um 877- November 879 Regensburg
    - Hildegard 878/81- nach 895

    Illegitim

    - Hugo 855/60- Febr. 880 gefallen


    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 13,19,25 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 161,163 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 124 - Borgolte Michael: Karl III. und Neudingen. Zum Problem der Nachflgeregelung Ludwigs des Deutschen. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins - Brühl Carlrichard: Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 355,358 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch Gladbach 1994, Seite 108,114,223,312,356 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 61-64,68,69,71,73,106 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 328,364,368,407, 475,529,560,566,576,592-594,716,755,768,773,775,791-793,810,812,822,828,849,862; Band II Seite 34-38,61-64,68,70-72,81,95-99, 107,110,113,118-122,131-138,141,144,148,156,159,168-170 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 138,288,437 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 59 - Fried, Johannes: König Ludwig der Jüngere in seiner Zeit, in: Geschichtsblätter für den Kreis Bergstraße 16 (1983) S. 5-26 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989, Seite 254,257,260,268 - Hlawitschka, Eduard: Adoptionen im mittelalterlichen Königshaus, in: Schulz Knut: Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Mittelalters, Festschrift für Herbert Helbig zum 65. Geburtstag, Köln Seite 1-32 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 64,159,161,165,171 - Hlawitschka, Eduard: Die Widonen im Dukat von Spoleto, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 155-227 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 14,20-22,28,37,51,56,71,89,92,156,188,221,223,229-233,235-237,239 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971, Seite 16,36-38,40,45 - Hlawitschka, Eduard: Vom Frankenreich zur Formierung der europäischen Staaten- und Völkergemeinschaft 840-1046, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1986 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 140 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963, Seite 126,129,132,163,165,170,176,189,236 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 167,171,421,426,430-433 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 225,227,243,251- Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 139,150,156,165,167,172-175,177-179,182, 185,190 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 63,67,69,71,73-77,80,83, 93,95,97,113 - Schulze, Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 75,127,136,138 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 440,442,444 -

    Neue Deutsche Biographie - Ludwig der Jüngere

    ostfränkischer König, * circa 835 wohl in Bayern, † 20.1.882 Frankfurt/Main, ⚰ Lorsch.

    L., über dessen Kindheit und Erziehung nichts bekannt ist, wird 847 erstmals erwähnt. Im Auftrage des Vaters führte er 848 eine Heerfahrt gegen die Böhmen und 854 das (mißglückte) Unternehmen nach Westfranken. In der Folgezeit – 857, 858, 862, 864 – taucht sein Name einige Male in der Umgebung des Vaters und bei Kämpfen mit Elbslawen auf, gegen die er auch 867 und 869 zu Felde zog. Bei der Erbteilung von 865 wurden ihm (Rhein- und Main-) Franken, Thüringen und Sachsen zugesprochen. Gegen den Vater, der anscheinend zu einer Bevorzugung des ältesten Sohnes Karlmann neigte, lehnte L. sich mehrmals auf; 866 und, gemeinsam mit dem jüngeren Bruder Karl, 871 und 873. Diese Konflikte, deren Hintergründe und Zusammenhänge für uns undeutlich bleiben, wurden stets wieder beigelegt; eine Forchheimer Reichsversammlung bestätigte 872 die Teilung, und sowohl 874 wie 875 begegnet L. von neuem in der Umgebung des Vaters. Ludwig d. Dt. starb am 28.8.876, als er sich zum Kampf mit seinem Bruder Karl d. Kahlen um das Erbe des Kaisers Ludwig II. anschickte. Karl, über Westfranken hinaus schon im Besitz der Kaiserwürde (seit 875), des regnum Italiae (seit 876) und der Westhälfte des regnum Lotharii (seit 870), sah die Gelegenheit gekommen, durch den Griff nach den linksrheinischen Ländern seine Vormachtstellung auszubauen. Er drang über Aachen bis Köln vor. Aber L. schlug ihn entscheidend am 8.10.876 bei Andernach und behauptete damit die Osthälfte des regnum Lotharii. Da Karl im nächsten Jahre vor L.s Bruder Karlmann auch aus Italien weichen mußte und auf dem Rückzug am 6.10.877 starb, hatten die Söhne Ludwigs d. Dt. die gesamtfränk. Hegemonial- und Kaiserpolitik der westlichen Karolingerlinie abgewehrt.

    Im Nördlinger Ries hatten sich unterdes die drei Brüder im Nov. 876 getroffen. Sie sanktionierten dort die bereits 865 und 872 festgelegte Teilung durch schriftlich fixierte Eide (theutonica lingua, Wortlaut jedoch nicht überliefert). Ende 877 einigten sie sich, nach einem Verzicht Karlmanns, auch auf eine (nicht näher bekannte) Teilung ihrer pars regni Lotharii nur zwischen L. und Karl III. L. residierte mit Vorzug in Frankfurt, wo er im Jan. 877 und im Mai 878 Reichsversammlungen hielt. Er übernahm Kanzlei (und Siegel) seines Vaters mit dem cancellarius Wolfher (der 880 wohl Bischof von Minden wurde; dann Arnolf) unter der nominellen Leitung des EB Liutbert von Mainz als archicappellanus. Es sind 24 Diplome L.s erhalten (dazu 4 spätere Fälschungen auf seinen Namen), bis 880 nach den Jahren in orientali Francia, zusätzlich aber auch nach den Inkarnationsjahren datiert. Zu den ersten Empfängern gehörte das Frauenstift Gandersheim, das ihm von seinen liudolfing. Schwägern Brun und Otto übereignet worden war. L. wußte überhaupt, und offenbar erfolgreicher als sein Vater, gute Kontakte zu führenden Hochadelsfamilien wie Babenbergern, Konradinern und selbst nach Westfranken hin zu pflegen, wodurch sich für ihn sogar Ansätze zu eigener großfränk. Politik ergaben.

    L. traf sich im Sept. 878 im nordelsäss. Modern mit seinem Bruder Karl III., wahrscheinlich zur Abgrenzung ihrer lotharing. Anteile, und schloß am 1./2.11.878 in Fouron (bei Lüttich) mit seinem westfränk. Vetter Ludwig d. Stammler ein Freundschaftsabkommen, in das auch die beiderseitige Anerkennung der Sohnesfolge einbezogen wurde. Als aber der Stammler schon am 10.4.879 starb, kam es im Westreich um die Nachfolge – beider Söhne oder des älteren, Ludwig III., allein – zu einem Machtkampf rivalisierender Adelsparteien. Eine Gruppe mit dem bisherigen Kanzler und Abt (von Saint-Denis) Gauzlin und dem welf. Grafen Konrad von Paris an der Spitze wandte sich – ähnlich den Vorgängen von 854, 856 und 858 unter Karl d. K.. – dem Ostfranken L. zu. Es waren Aktionen noch innerhalb des Gesamtreiches, bei denen noch keinem der Partner „nationale“ Impulse im neuzeitlichen Sinne unterstellt werden dürfen. L. rückte bis Verdun vor, ließ sich dort aber im Mai 879 von den Gegnern Gauzlins gegen die Abtretung der – in Meerssen 870 Karl d. Kahlen zuerkannten – Westhälfte Lotharingiens zum Abzug bewegen. Ein erneuter Griff L.s nach dem Westreich führte im Febr. 880 in Ribemont (bei Saint-Quentin) zu einer Begegnung mit den jungen Westkönigen und zu einem Vertrag, der L. im Besitz des ganzen regnum Lotharii bestätigte und den Weg zur Teilung des Westreichs ebnete (Amiens, März 880).

    Im Gesamtreich war 879 auch sonst manches in Bewegung gekommen. Der ob schwerer Krankheit regierungsunfähige Karlmann († 22.9.880) trat L. die Herrschaft in Bayern, dem jüngsten Bruder Karl die Ansprüche auf Italien und das Kaisertum ab. L. nahm, unter Ausschluß des auf Kärnten beschränkten Arnulf und mit Zustimmung der Großen, was rechtlich als eine „Wahl“ zu verstehen ist, Bayern in Besitz und urkundete seither, erstmals am 22.11.879 in Regensburg, auch für bayer. Empfänger; aus der Datierung verschwindet dann bald die Bezugnahme auf die orientalis Francia. Dagegen war das eben für L. gewonnene einstige Mittelreich keineswegs befriedet. Im Nordteil nahm Lothars II. Sohn Hugo 879 den Kampf um eine eigene Herrschaft auf, im Süden ließ sich der (dem Karolingerhause nur verschwägerte) Graf Boso von Vienne gar zum provenzal.-burgund. König ausrufen (15.10.879). Aber nicht nur dieser Usurpatoren mußten sich die Karolingerkönige erwehren. Im Sommer 879 begann mit der Landung der im „Großen Heer“ organisierten dän. Normannen an der flandrischen Küste die über drei Jahrzehnte hin nicht mehr abreißende Bedrängnis der küstennahen Reichsländer. Bei Thiméon (im Hennegau) erfocht L. 880 einen nur halben Abwehrsieg (bei dem sein Friedelsohn Hugo fiel), während sein Schwager Brun am 2.2.880 bei Hamburg in unglücklichem Kampf gegen ein anderes Dänenheer den Tod fand – eine militärische und zugleich politische Katastrophe, mit der die sächs.-fränk. Dänenmark verlorenging. In neuem Kampf erreichte L. Ende 880 den Abzug der Normannen aus der – von ihnen jedoch niedergebrannten – Pfalz Nimwegen. Eine ohne persönliche Beteiligung des bereits erkrankten L. im Juni 880 zu Gondreville (bei Toul) vereinbarte gemeinsame Aktion west- und ostfränkischer Verbände in Lotharingien hatte insofern Erfolg, als L. Anfang 881 die Unterwerfung Hugos entgegennehmen konnte. Aber dieser Friede war nicht von Dauer, und auch die Kämpfe mit Boso zogen sich ohne Entscheidung hin.

    Nachdem er sich in Gondreville mit dem Westkönig Ludwig III. getroffen und am 5.6.881 in Frankfurt geurkundet hatte (für Paderborn), verbrachte L. den Sommer in seinem neuen regnum Bayern, durch Krankheit immer mehr zur Untätigkeit gezwungen. An den schweren Normannenkämpfen dieses Jahres hatte er keinen Anteil mehr. Den im zeitgenössischen althochdeutschen Ludwigslied besungenen Sieg von Saucourt (bei Abbeville, 3.8.881) erfocht nicht er, sondern der Westfranke Ludwig III. L. selber kehrte Ende 881 nach Frankfurt zurück und urkundete dort noch am 17., 18. und 19.1.882.

    Da sein gleichnamiger legitimer Sohn 879 als kleines Kind tödlich verunglückt war, hinterließ L. keinen Erben. Das wieder zusammenwachsende Ostfränk. Reich fiel seinem Bruder Karl III. zu. L.s Herrschaft bezeichnet, trotz ihrer kurzen Dauer und abseits aller bewußten Intentionen, eine bedeutende Wegemarke im Wandel vom Ostfränkischen zum Deutschen Reich: durch die Abwehr Karls d. K. (876) und durch die Gewinnung der Schelde-Maas-Saône-Linie (879/80), die auf Jahrhunderte die Westgrenze des mittelalterlichen Reiches geblieben ist.

    Literatur
    ADB 19, S. 446; Regg. Imp. I; Ann. Bertiniani, Fuldenses, Vedastini, Regino (s. bei Ludwig d. Deutsch); MGH DD Karol. Germ. I, 1934; MG Capit. II S. 168 ff. (Vertrag von Fouron); MG Epist. VII (Briefe d. Papstes Johann VIII. an Ludwig); MG Formulae S. 412, Nr. 27 (Brief Ludwigs an Ludwig d. Stammler in d. Formelsammlung Notkers von Sankt Gallen, nicht unbedingt fingiert); - Dümmler, Parisot, Eiten, Fleckenstein, Werner, Löwe § 45 f., Schieffer § 76 f. (s. bei Ludwig d. Deutsch); W. Vogel, Die Normannen u. d. Fränk. Reich, 1906, S. 260-85; P. Kehr, Die Kanzleien Karlmanns u. L.s d. J., 1933; J. Prinz, Der Feldzug Karls d. K. an d. Rhein im Sept. 876, in: DA 33, 1977; K. F. Werner, Gauzlin v. St. Denis u. d. westfränk. Reichsteilung v. Amiens (März 880), ebd. 35, 1979; J. Fried, Kg. L. d. J. in s. Zeit, in: Gesch.bll. f. d. Kreis Bergstraße 16, 1983 (Gesamtbild, Literatur).

    Geburt:
    wohl in Bayern

    Ludwig heiratete von Sachsen, Liutgard um 876. Liutgard (Tochter von von Sachsen, Liudolf und Oda) wurde geboren in 840/850; gestorben in Nov 885 in Aschaffenburg [63739],Aschaffenburg (Stadt),Bayern,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 44. von Franken, Ludwig  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 877; gestorben in 879.
    2. 45. von Franken, Hildegard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 878/881; gestorben in 895/932.

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 46. von Franken, Hugo  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 855/860; gestorben in Feb 880 in Charleroi [6000],Wallonien,Belgien; wurde beigesetzt in Lorsch Kloster [64653],Bergstraße,Hessen,Deutschland.

  14. 20.  von Franken, Karl III.von Franken, Karl III. Graphische Anzeige der Nachkommen (6.Hemma2, 1.Heilwiga1) wurde geboren in 839; gestorben am 13 Jan 888 in Neudingen [78166],Schwarzwald-Baar-Kreis,Baden-Württemberg,Deutschland; wurde beigesetzt in Reichenau [78479],Konstanz,Baden-Württemberg,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 12 Feb 881; römischer Kaiser
    • Titel/Amt/Status: 879-887, Italien; König von Italien
    • Titel/Amt/Status: 876-887, Ostfrankenreich; Ostfränkischer König

    Notizen:

    KARL III. DER DICKE
    Ostfränkischer König (876-887)
    König von Italien (879-887)
    römischer Kaiser seit 12.2.881
    839-13.1.888 Neudingen/Donau Begraben: Reichenau
    3. Sohn des Ostfränkischen Königs Ludwig II. der Deutsche und der WELFIN Hemma, Tochter von Graf Welf
    Urenkel von Kaiser KARL I. DEM GROSSEN

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 966

    KARL III. DER DICKE, Kaiser, fränkischer König
    * 839, + 13. Januar 888 Neudingen (Donau) Begraben: Reichenau

    In der 856 und 872 verfügten und nach Ludwigs des Deutschen Tod 876 beschworenen Teilung des ostfränkischen Reichs erhielt KARL DER DICKE zunächst Alemannien und Churrätien, profitierte aber von der politischen Expansion seiner Brüder Karlmann und Ludwig(der Jüngere) und ihrem frühen Tod. Nach Ausstattung seines illegitimen Sohnes ARNULF (VON KÄRNTEN) im östlichen Bayern trat Karlmann 877 die Herrschaft in Italien an, und Ludwig nutzte die Sukzessiionskrise im westfränkischen Reich 879 zum Erwerb des westlichen Lothringen im Vertrag von Ribemont (880). Nach dem Tod der Brüder 880 und 882 fielen ihre regna KARL DEM DICKEN zu, dem bereits am 12. Februar 881 die Erneuerung des Kaisertums geglückt war. Trotz vielfältiger Anstrengungen war er aber nicht zum effektiven Schutz des Papsttums in der Lage, das sich zunehmend der karolingischen Familie enfremdete.
    Nach dem erbenlosen Tod der beiden westfränkischen Könige Ludwig III. und Karlmann 882 und 884, die KARL DER DICKE zur Sicherung ihrer umstrittenen Legitimität nach dem Tod ihres Vaters Ludwigs II. des Stammlers 879 adoptiert hatte, lud der westfränkische Adel unter Umgehung des erst fünfjährigen Postumus Karl III. den Einfältigen KARL DEN DICKEN 885 als Herrscher nach W-Franken ein. Sieht man von dem niemals ganz beseitigten Königtum Bosos von Vienne (879-887) ab, war damit das fränkische Großreich erneut in einer Hand vereinigt. Freilich erwies sich die strukturelle Schwäche von KARLS Herrschaft angesichts massiver Normannenbedrohung seit 879, der KARL DER DICKE durch Tributzahlungen und zeitweise Anerkennung des getauften Normannen Gottfried in Friesland zu begegnen suchte. Zwar nahm er damit die im 10. Jh. erfolgreichen Praktiken seiner Nachfolger vorweg, aber die Zeitgenossen empfanden das Versagen des christlichen Herrschers angesichts heidnischer Bedrohung, während gleichzeitig regionale Potentaten wie Graf Odo von Paris erfolgreich die Normannenabwehr organisierten. Zu dieser Umformierung politischer Legitimation durch Ideoneität trat die fehlende Kraft zur Integration des Großreichs. In ihrer vorwiegend alemannischen Prägung konnte die Hofkapelle, der der einflußreiche Bischof Liutward von Vercelli vorstand, nicht mehr die unterschiedlichen Reichsteile repräsentieren, und die königlichen Urkunden mit ihren gesonderten Datierungen nach Kaiserjahren und denen der Herrschaft in O-Franken (Francia), W-Franken (Gallia) und Italien offenbarten diese Summierung sich langsam festigender Teilreiche.
    Geprägt durch zunehmenden körperlichen Verfall, suchte KARL DER DICKE seine Nachfolge vor allem gegen seinen illegitimen Neffen ARNULF zu sichern. Aber sowohl die mit päpstlicher Hilfe geplante Durchsetzung von KARLS illegitimen Sohn Bernhard 885 als auch die Adoption LUDWIGS, Sohn Bosos von Vienne und der Tochter Kaiser LUDWIGS II., aus der lotharingischen KAROLINGER-Linie 887 mißlangen. Der Sturz Liutwards von Vercelli, sein Parteiwechsel zu ARNULF und die zunehmende Umorientierung der ostfränkischen Aristokratie seit Juni 887 markieren das langsame Ende KARLS, von dem die Quellen ein widersprüchliches Bild geben: Ein gescheiterter Hoftag in Tribur wie ein Zug nach Frankfurt im November 887 zeigten dem Kaiser seine Chancenlosigkeit. Mit Duldung des zum König gewählten ARNULF verbrachte KARL DER DICKE seine letzten Wochen in Alemannien. Sein Ende dokumentiert das Scheitern des fränkischen Großreichs, in dessen regna sich Adelsgruppen ihre Könige "de suis visceribus" (Regino von Prüm) erwählten.

    Quellen und Literatur:
    MGH DD Karol. dt. II - HEG I, 618-621 - NDB XI, 181-184 - W. Vogel, Die Normannen und as Frk. Reich, 1906, 206ff. - P. Kehr, Die Kanzlei K.s, 1936 - J. Fleckenstein, Die Hofkapelle der dt. Kg.e, I, 1959, 189-198 - H. Keller, Zum Sturz K.s, DA 22, 1966, 333-384 - E. Hlawitschka, Lotharingien und das Reich an der Schwelle der dt. Gesch.,1968, 26ff. - M. Borgolte, K. und Neudingen, ZGO 125, 1977, 21-55 - E. Hlawitschka, Nachfolgeprojekte aus der Spätzeit K.s, DA 34, 1978, 19-50 -
    Beim Tode seines Vaters 876 erhielt er Alemannien und Raetien als Erbe. Auf seinem ersten Italienzug 879 wurde er zum König der Langobarden gekrönt. Nach dem Tode seiner Brüder Karlmann (880) und Ludwig III. (882) übernahm er deren Gebiete und wurde damit Herrscher des gesamten ostfränkischen Reiches. Er schloß die Wikinger in Elsloo (Friesland) ein und erkaufte trotz günstiger militärischer Lage ihren Abzug, ohne künftige Einfälle verhindern zu können. Nach dem Tode der westfränkischen Könige Ludwig III. (882) und Karlmann (884), Enkel KARLS DES KAHLEN, bot der Adel KARL die westfränkische Krone an. Damit vereinigte KARL III. das Reich KARLS DES GROSSEN (außer Nieder-Burgund) noch einmal. Der Zerfall des Frankenreiches, bedingt durch dessen uneinheitliche Struktur, konnte aber nicht rückgängig gemacht werden. KARL besaß jedoch auch nicht die erforderliche Begabung, um ein so großes Reich zu regieren und er vermochte den inneren und äußeren Funktionen staatlicher Herrschaft nicht gerecht zu werden. Er unternahm ergebnislose Feldzüge nach Böhmen und Italien, während die Normannen die Maas, die Schelde und die Seine hinauffuhren. Der Kaiser erkaufte sogar mit Geld ihren Abzug aus der Pariser Gegend, was ihm die völlige Verachtung seiner Untertanen einbrachte und was schließlich dazu führte, dass man allgemein von ihm abfiel. Auf dem Reichstag zu Tribur (November 887) wurde der unfähige KARL zur Abdankung gezwungen und ARNULF VON KÄRNTEN zum ostfränkischen König erhoben. Der Kaiser starb im folgenden Jahr an seinem Zufluchtsort, dem Kloster Reichenau.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 451, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 23

    KARL III. wurde nicht 884 Kaiser, sondern 881 II 12. Auf diesem Versehen von Brandenburg ist darum zu insistieren, weil er zusammenfassend bemerkt "Herrscher des fränkischen Gesamtreiches, Kaiser 884". Die Inbesitznahme aller regna (das W-Reich erst 885) hat aber mit dem Erwerb der Kaiserwürde, deren Bedeutung inzwischen auf Italien und Rom beschränkt war, nichts zu tun.
    KARLS Absetzung durch die ostfränkischen Großen galt, was häufig nicht beachtet wird, nur für diese, nicht zum Beispiel für die W-Franken, deren Thron erst mit KARLS Tod vakant wird. Wichtig sind die Bemerkungen von E. Ewig (wie oben, Anm. zu IV,5), wonach erst die Absicht KARLS, LUDWIG III., den Sohn Bosos von Vienne und Enkel Kaiser LUDWIGS II., zum Nachfolger im Gesamtreich zu machen (diese Absicht darf als gesichert gelten), den Aufstand ARNULFS auslöste.
    Wir wissen sicher, daß KARLS Ehe mit Richardis kinderlos war - denn sonst hätte die Kaiserin 887 nicht erklären können (ganz unabhängig von der Richtigkeit dieser Angabe), ihre Ehe sei nie vollzogen worden (so schon Regino von Prüm, vgl. Dümmler 3,284). Da muß es überraschen, daß Brandenburg dem Kaiser einen ehelichen Sohn Karlmann, mit dem Vermerk "+ 876" zuschreibt (Brandenburg V,14). Er beruft sich dabei auf Dümmler 3,292, Anm. 3, von dem die Ann. Alaman. 876 zitiert werden ... Karolomannus filius Karoli (und andere) obierunt. Aber Dümmler bemerkt dazu im Obertext, es müsse dahingestellt bleiben, ob KARL III. außer Bernhard noch einen anderen unehelichen Sohn, Karlmann, gehabt habe. Doch können wir diesen vermeintlichen KAROLINGER ganz streichen. Dümmler hat nämlich denselben Beleg schon einmal 2,359, Anm. 1 verwendet (und verweist auch, was Brandenburg hätte beachten sollen, auf diesen Umstand), um den Tod von KARLS DES KAHLEN Sohn Karlmann zu datieren, der noch Anfang 876 gelebt habe, wie aus einer Urkunde Papst Johannes VIII. für Karlmanns Abtei S.-Medard de Soissons hervorgehe. Im Gegensatz zu Dümmlers unentschiedener Haltung in Bd. 3 seines Werkes müssen wir betonen, daß die Annalen ohne jeden Zweifel den Sohn KARLS DES KAHLEN gemeint haben. Für sie war "Karolomannus filius KAROLI" eine eindeutige Definition, denn es gab sonst keinen KARL, der einen Sohn dieses Namens hatte. Der westfränkische Karlmann ist auch tatsächlich 876 gestorben, denn kaum war sein Vater, KARL DER KAHLE, der ihn blenden ließ, Ende 877 gestorben und hatte sein Bruder Ludwig der Stammler, nach anfänglichen Schwierigkeiten, die Regierung anzutreten, da stiftete dieser am 8. Februar 878 ein Seelgedächtnis für Karlmann in dessen Kirche S.-Medard (HF 9,416f.; dort irrig zu 879 datiert). Zum Todesdatum der Richardis äußert sich Brandenburg nicht. Tag und Monat sind überliefert: IX 18, vgl. Dümmler 3,285. Die ebd. für den Terminus post des Todesjahres herangezogenen sogenannten Andlauer Statuten "von 892 oder 893" kommen nicht in Betracht, da sie eine Fälschung des 11. Jahrhunderts sind. Verfälscht, aber doch im Kern echt, wie der Herausgeber gezeigt hat, ist ein Diplom Ludwigs des Kindes von 906/09 für Andlau, ed. Th. Schieffer, MG, Die Urkk. d. dt. Karolinger 4, 1963, 200-203, nr. 68 (vgl. dort 202 zu den Andlauer Statuten und 200, Z. 25f. zum Datum). Hier wird Richardis als verstorben genannt und die Nachfolge der Ruuddrudis in der Leitung von Andlau geregelt. Erneute Bestätigung ist das Diplom Karls des Einfältigen von 912 II 3 (Lauer nr. 125), das, wie Schieffer ebd. gegen den Herausgeber Lauer zeigt, keine Fälschung ist, sondern nur interpoliert wurde.

    Rappmann Roland/Zettler Alfons: Seite 430, "Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter"

    KARL (III.) DER DICKE + 13.1.888

    necr. B 13.1. "Karolus imp.", König im Ostfränkischen Reich 876-887, in Italien 879-888, im W-Fränkischen Reich 885-888, Kaiser 881-888

    Literatur:
    Dümmler, Geschichte des Ostfränkischen Reiches 3; ADB 15 Seite 157-163; BM² 1576b-1765d; Kehr, Die Kanzlei Karls III.; Werner, Nachkommen Seite 451 f. Nrn. 19-23, 23 und Tafel IV/23; NDB II Seite 181-184; Biograph. Wörterbuch 2 Spalte 1397; Die Klostergemeinschaft von Fulda 2,1 Seite 315 K 24; Maurer, Sagen um Karl III.; Borgolte, Grafen Seite 160ff.; Schmid, Brüderschaften; Lexikon des Mittelalters 5 Spalte 968f. Zum Todestag: Dümmler, ebd. 3 Seite 289 Anm. 2; BM² 1765d.

    KARL, Sohn König Ludwigs des Deutschen und dessen Gemahlin Hemma, war der Bruder der Könige Karlmann und Ludwig der Jüngere und mit Richkart verheiratet. Von 859 bis 874 war er Rektor im Breisgau und im W der Bertoldsbaar; 864 erhielt er bei der Erbteilung Alemannien zugesprochen. Unter den KAROLINGERN war KARL III. sicherlich derjenige Herrscher, der Alemannien und dem Kloster Reichenau am engsten verbunden war; zu KARLS Verhältnis zu Alemannien vgl. zuletzt Borgolte, Karl III. und Neudingen Seite 20f. und die dort genannte Literatur. Beispielweise ging das bedeutende Brüderpaar Liutward und Chadolt, ersterer Bischof von Vercelli und Erzkapellan KARLS III., letzterer Bischof von Novara und Kapellan KARLS III., aus dem Reichenauer Konvent bzw. aus der Reichenauer Klosterschule hervor. Und Fleckenstein, Die Hofkapelle I Seite 190 geht sogar so weit, daß er behauptete, Liutward sei "die Schlüsselfigur der Kapelle KARLS III. wie seiner Herrschaft überhaupt" gewesen. Der Herrscher weilte am 13.1. 878 und am 22.4.884 auf der Bodenseeinsel, außerdem sind noch mehrere Urkunden des Kaisers für das Kloster erhalten; vgl. BM² 1583 bzw. 1681, Dümmler Seite 223 mit Anmerkung 4 und Beyerle, Von der Gründung Seite 112f., zu den Urkunden siehe Brandi, Urkundenfälschungen Seite 115f. KARL und seine Familie wurden in allen drei Gedenkbüchern der Bodenseeklöster mit Gedenkeinträgen bedacht worin nicht nur sein intensives Verhältnis zu Alemannien, sondern auch zur Reichenau deutlich wird; vgl. das Verbrüderungsbuch der Abtei Reichenau p. 98 A1, das St. Galler Gedenkbuch p. 3D = Libri confrat. col. 12 und den Liber viventium Fabariensis p. 27 B 1-3 und p. 41A. Unsicher muß bleiben, ob die drei am Ende eines Eintrags im Liber memorialis von Remiremont unter anderem mit KARL III., den Bischöfen Liutwart und Chadolt genannten Personen mit Reichenauer Mönchen identisch sind und sich im Gefolge des KAROLINGERS aufgehalten haben, wie Beyerle, Von der Gründung Seite 112/1 behauptet; vgl. Liber memorialis von Remiremont 1 Seite 15 Nr. 2, 2 fol. 9r und dazu Tellenbach, Liturgische Gedenkbücher Seitze 396ff., Borgolte, Karl III. und Neudingen Seite 22 Anmerkung 9 und Seite 51f. Anmerkung 159, Hoffmann, Zur Geschichte Ottos des Großen Seite 45f. Anmerkung 8 und Becher, Das königliche Frauenkloster Seite 371f.
    Zu beachten ist dabei ein Paralleleintrag im Liber viventium Fabariensis 1 p. 27B 1-3. nach seinem Tod in Neudingen wurde KARL im Reichenauer Münster neben dem 799 verstorbenen Grafen Gerold beigesetzt. An seinem Todestag wurde jedes Jahr ein eigenes Hochamt gehalten; vgl. Brandi, Urkundenfälschungen Seite 26 bzw. Seite 121 Nr. 88 und neuerdings Zettler, Die frühen Klosterbauten Seite 105ff. KARLS Tod wurde in einigen Necrologien zum 12.1., in den meisten aber zum 13.1. vermerkt.

    Konecny Silvia: Seite 140, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    KARL III. ging ebenfalls zu Lebzeiten Ludwigs des Deutschen zwei Ehen ein. Einer dieser Verbindungen entstammte ein Sohn, den die Quellen "ex concubina natus" nennen, während die zweite allgemein anerkannte Ehe kinderlos blieb. Die erste Ehe schloß KARL III. vermutlich 862 mit einer Tochter des Erchanger, in der wohl die Mutter Bernhards, des einzigen Sohnes KARLS III., zu sehen ist. Als Datum des Eheschlusses fügt 862 sich zeitlich sehr gut zu einer ersten Phase der Opposition der Söhne gegen Ludwig den Deutschen, was deren Eheschlüsse bewirkt haben dürfte. Erchanger gehörte zu einem fränkischen Adelsgeschlecht, das vermutlich im "Ehestreit" Lothars II. eine beträchtliche Rolle spielte. Wahrscheinlich hing die militärische Hilfe, die Ludwig der Deutsche seinem Neffen Lothar 862 leistete, mit der Ehe KARLS III. zusammen. Dieser brauchte, wie die Quelle eigens betont, wegen seiner Heirat dem Vater keine Gefolgschaft für militärische Aktionen im Mittelreich zu leisten. Allgemein sieht man allerdings in der als Richgardis bekannten und kinderlosen Ehefrau KARLS III. die Tochter des Erchanger und hält Bernhard für den Sohn einer unbekannten Konkubine. Gegen diese Hypothese sprechen jedoch mehrere Indizien. Erstens war Bernhard ein häufiger ETICHONEN-Namen, zweitens gab Richgardis 887 die Dauer ihrer Ehe mit etwas mehr als 10 Jahren an, und drittens stimmt auch in ihrer Dotationsurkunde die Angabe der Indikation nicht mit dem Jahresdatum 862 überein. Richgardis nahm KARL III. vermutlich erst 873 zur Frau. Er scheint damit dem Wunsch seines Vaters nachgekommen zu sein, die Vollziehung der Ehe lehnte er jedoch mit diplomatischem Geschick ab. Er legte nämlich zwar 873 auf Wunsch seines Vaters einen Treueid ab, entschloß sich jedoch - wie allerdings nur die westfränkische Historiographie nicht ohne Schadenfreude zu berichten weiß - zu einem Keuschheitsgelübde. Damit blieb die Ehe, die der Vater veranlaßt hatte, wohl unvollzogen. Dies wird 887 durch eine Aussage der Richgardis in ihrem Eheprozeß ebenso bestätigt, wie durch deren Kinderlosigkeit. Im Jahre 881 versuchte KARL III. zunächst, seine ohnehin schwache Position nicht noch durch eine Eheaffaire zu verschlechtern, die von den politischen Gegnern zweifellos aufgegriffen worden wäre. So wurde Richgardis zur Kaiserin gekrönt, obwohl KARL III. die Verbindung mit ihr ursprünglich abgelehnt hatte. Die Ehe blieb jedoch auch nach 881 kinderlos und 887 unternahm KARL III. alle Anstrengungen, seine Ehe mit Richgardis zu lösen, vermutlich um seinen Sohn Bernhard zu legitimieren. In diesem Zusammenhang ist vielleicht auch jene sogenannte Dotationsurkunde der Richgardis zu beurteilen, die möglicherweise erst 873 ausgestellt wurde und neben der Vordatierung auch andere Spuren der Überarbeitung aufweist, die auf die Legitimierung eines etwa 862 geborenen Nachkommen KARLS III. abgezielt haben könnten. KARL III. war jedoch nicht mächtig genug, einen Anspruch Bernhards durchzusetzen.

    862 oo Richardis, Tochter des Grafen Erchanger -18.9.906/09 Andlau

    Kinder:
    Illegitim
    - Bernhard ca 876- 891/92

    Literatur:
    Bauer Dieter R./Histand Rudolf/Kasten Brigitte/Lorenz Sönke: Mönchtum - Kirche - Herrschaft 750-1000 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 123,132,195 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 17-19,23,67,69 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 12,23,27,54,66,79,99,103,106-108,138,151,160-164,171,177,181,200, 227,231,257,263 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit.Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 73,76, 82,103,113,119,123-125,128,143,157,159-161,196,203,204,206,209,214,215,217,235,237,255 - Borgolte Michael: Karl III. und Neudingen. Zum Problem der Nachfolgeregelung Ludwigs des Deutschen, Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins Band 125 (1977) Seite 21-55 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 551/Band II Seite 219/ Band III Seite 480 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987, Seite 420 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 61,62,64,71,74,77-79,81,83-87, 106,114 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 475,560,716,754-756,768,773,775, 791-793, 812,821,825; Band II Seite 49, 61-63,71,82,91,100,103-105,107-114,128,144,146,160,175-189,198,201-210,215-223,225-229, 235-239,242,244-251,254,260,264,268-296, 319 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 16f - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. 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Die größte Zeitfälschung der Geschichte. ECON Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1996, Seite 366,390 - Jaeckel, Gerhard: Die deutschen Kaiser. Die Lebensgeschichten sämtlicher Monarchen von Karl dem Großen bis Wilhelm II., Weltbild Verlag Augsburg, Seite 37-38 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 141 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963,Seite 144,165,166,180, 181,189,248 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 95,152,167,170-172,228,245,262,271,367,373,395,405,419,421,426, 429-434,456,483,516 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 225,227,247,251-258,260,266,275,290 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 139,156, 165,167,175,178-190, 220 - Schieffer Rudolf: Karl III. und Arnolf. in Festschrift für Eduard Hlawitschka zum 65. Geburtstag. Verlag Michael Lassleben Kallmünz Opf. 1993 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 59,61,67,70,72, 74 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 38,64,69,71,75-80,83,93,95, 97,106 - Weinfurter Stefan: Die Salier und das Reich Band 1-3. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991, Band I, Seite 551; Band II, Seite 219; Band III, Seite 480 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 444,446 - Widukind von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stutggart 1981, Seite 53,73 - Wies Ernst W.: Karl der Große. Kaiser und Heiliger. Bechtle Verlag Esslingen 1986, Seite 284,304 -

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Unklar ist, inwieweit Karlmann, der am 22.9.880 wohl in Ötting die Augen schloß, noch selber dazu beigetragen hat, dass sein weithin nominell gebliebenes italienisches Königtum auf seinen jüngsten Bruder, den schwäbisch-elsässischen Teilherrscher KARL III., überging. Der historische Aufstieg dieses KAROLINGERS begann damit, dass ihn Papst Johannes VIII., enttäuscht in seinen Erwartungen eines westfränkischen Eingreifens, im Frühjahr 879 nach Italien einlud und Karlmann im August anscheinend letztmalig für ein italienisches Kloster urkundete. Von niemandem angefochten, überquerte KARL III. im Oktober die Alpen, fand in Pavia die Anerkennung der dort erschienenen Magnaten und zog weiter nach Ravenna, wo er vom Papst Anfang 880 eine Salbung zum König von Italien empfing und seinen Erzkanzler Liutward als neuen Bischof von Vercelli durchsetzte. Er hätte nach dem Wunsch Johannes VIII. den Weg gleich bis Rom verlängern und mit der Kaiserwürde die seit dem Tod LUDWIGS II. verwaiste Rolle eines Schutzherrn der römischen Kirche und Mittelitaliens übernehmen sollen, wollte sich aber vor weiteren Schritten zunächst innerhalb der Familie absprechen und kehrte daher in die Francia zurück, wo sich sein Bruder Ludwig der Jüngere soeben im Vertrag von Ribemont die W-Hälfte Lotharingiens gesichert hatte. Nicht mit ihm, von dem im Sommer 880 erstmals auch eine Erkrankung gemeldet wird, sondern mit den westfränkischen Neffen traf er sich im Juni zu einem Frankentag in Gondreville, von dem dann die gemeinsame Attacke gegen die Usurpatoren Hugound Boso ausging. Erst nach dem Abbruch der Belagerung von Vienne ließ er sich von Johannes bewegen, erneut nach Italien zu kommen, und nahm nun aus seiner Hand am 12.2.881 in Rom die Kaiserkrone entgegen. Nach dem Tode seines Bruders Ludwig der Jüngere kehrte er aus Italien zurück und empfing zunächst in Bayern, dann im Mai in Worms die Huldigung als nunmehr alleiniger Herr des mit Lotharingien und Italien vereinigten O-Frankenreiches. Unter dem Eindruck der jüngsten Normanneneinfälle strömte ihm ziemlich rasch eine große Streitmacht aus Franken, Bayern, Schwaben, Thüringern, Sachsen und anderen zum Kampf gegen die Normannen zu, die im Juli deren Hauptstützpunkt Asselt einzuschließen vermochte. Von der erwarteten Erstürmung sah der Kaiser jedoch bald ab und gewährte den Feinden freien Abzug und neue Zahlungen gegen die Zusicherung ihres Anführers Gottfried, sich taufen zu lassen, eine Lehnsherrschaft in Friesland zu übernehmen und durch Heirat mit Lothars II. Tochter Gisela (aus der nicht anerkannten Ehe mit Waldrada) in die karolingische Familie einzutreten. Das Verhalten KARLS III. entsprach wohl der Überlegung, durch Respektierung der faktischen Machtlage in Lotharingien, in die auch Giselas Bruder Hugo durch Überlassung der Einkünfte des Bistums Metz einbezogen wurde, eine notdürftige Befriedung herbei führen zu können, doch wurde dies, wie das entrüstete Echo in den zeitgenössischen Quellen zeigt, von dem maßgeblichen Kreisen kaum verstanden und eher als schmähliche Schwäche ausgelegt, die der Autorität des Kaisers Abbruch tat.
    Da man nach dem Tode des westfränkischen König Karlmanns, Karl, den Sohn Ludwigs des Stammlers von Adelheid nicht berücksichtigte, blieb allein der gerade in der Lombardei weilende KARL III. übrig, dem eine Gesandtschaft unter Graf Theoderich von Vermandois die Einladung zur Herrschaftsübernahme unterbreitete. Der Kaiser erschien im Juni 885 in Ponthion und nahm die Huldigung der bisherigen Untertanen Karlmanns entgegen. Innerhalb von nur 6 Jahren war ihm ohne sonderliche Mühe, als bloße Konsequenz dynastischen Erbrechts, die Vereinigung sämtlicher Reichsteile in seiner Hand gelungen.
    Am Willen, der gewaltigen Aufgabe Herr zu werden, hat es KARL III., der zwischen 879 und 886 zwölfmal die Alpen überquerte, nicht fehlen lassen. Die akutesten Sorgen bereiteten weiter die Normannen, die nach ihren Beutegewinnen in W-Franken 884 den Schwerpunkt wieder mehr östlich, in die Gegend von Löwen, verlagert hatten. Die Verbindung der Gruppe um Gottfried mit dem lothringischen Prätendenten Hugo war bereits vor KARLS III. Rückkehr zerschlagen worden. Gegen ein vermeintlich gefährliches Komplott beider Schwäger rückte nämlich Graf Heinrich vom Grabfeldgau, Stammvater der BABENBERGER und bewährter Heerführer schon Ludwigs des Jüngeren, im Mai 885 an den Niederrhein und ließ Gottfried mit vielen der Seinen während vorgetäuschter Verhandlungen umbringen, nachdem man zuvor seine Gattin Gisela, die Tochter Lothars II., in Sicherheit gebracht hatte (+ 907 als Äbtissin von Nivelles und Fosses); wenig später wurde auch Hugo, ihr Bruder, in Gondreville in einen Hinterhalt gelockt, überwältigt und geblendet, um seine Tage als Mönch im Kloster Prüm zu beschließen (+ nach 895). Der lotharingische Mannesstamm war damit ausgeschaltet, aber die Bedrohung durch die Normannen keineswegs überwunden, wenn auch deren Herrschaft in Friesland zusammenbrach. Als neues Ziel erkor ein großer Teil von ihnen den Seineraum und zumal die Stadt Paris, die seit Ende November 885 fast ein Jahr lang umzingelt wurde. Dass sie allen Angriffen standhielt, lag wesentlich an der Tatkraft des während der Belagerung gestorbenen Bischofs Gauzlin wie auch besonders des Pariser Grafen Odo, dessen unerschrockener Kampfesmut an seinen Vater Robert den Tapferen gemahnte. KARL III. dagegen wich monatelang der Konfrontation aus, erschien erst nach einem Italienzug im Oktober 886 vor Paris, wo der mit einer ostfränkischen Truppe vorausgeschickte BABENBERGER Graf Heinrich inzwischen gefallen war, und erreichte den Abzug der Feinde wie zuvor in Asselt nur durch eine Vereinbarung, die ihnen neue Lösegelder zusicherte und Burgund zur Überwinterung, de facto zur Plünderung freigab, - gemäß zeitgenössischem Kommentar ein "wahrhaft allzu erbärmlicher Ratschluß".
    Gerade weil KARL III. kaum noch imstande war, alle drängenden Probleme des ihm zugefallenen Großreiches selber resolut anzupacken, und weil er anders als seine Vorgänger auch keine Familienmitglieder mehr hatte, denen er Teile seiner Verantwortung delegieren konnte (abgesehen vom Neffen ARNULF, zu dem er Distanz hielt), verdient Aufmerksamkeit, auf wen sich der Kaiser bei seiner unverhofften Alleinherrschaft stützte und welche historischen Folgen das hatte. In seiner näheren Umgebung war der anfängliche Erzkapellan, Bischof Witgar von Augsburg, noch während des auf Schwaben begrenzten Regiments von Liutward überspielt worden, einem aus der Reichenau hervorgegangenen Kanzleinotar, dem seine Gegner später niedere Herkunft vorwarfen; er erscheint seit 878 bereits als Erzkanzler und war seither von überragendem Einfluß auf KARL, der ihn 880 mit dem Bistum Vercelli und nach dem Gewinn ganz O-Frankens 882 möglicherweise auch anstelle Liutberts von Mainz mit der Würde des Erzkapellans ausstattete. Gleich ihm waren es weiter "Alemannen, denen er vornehmlich die Führung seiner Herrschaft anvertraut hatte", wie ein rückblickender Annalist kritisch und durchaus konform mit dem Eindruck moderner Forschung vermerkte, wonach KARLS Hofkapelle trotz aller Ausweitung seiner Macht "weitgehend den Charakter der landschaftlich gebundenen Teilkapelle" beibehielt (J. Fleckenstein). Dieser räumlichen Isolierung in der Spitze steht die Bereitschaft des Kaisers gegenüber, ganze Reichsteile der Dominanz einzelner regionaler Machthaber zu überantworten. So verstärkte er in Italien das Gewicht BERENGARS VON FRIAUL, indem er ihn mit Strafmaßnahmen gegen den Rivalen WIDO II. von Spoleto beauftragte, und in W-Franken verhalf er dem ROBERTINER Odo zum weiteren Durchbruch, als er ihm zur Grafschaft Paris 886 nach dem Tode Hugos des Abtes auch noch dessen hinterlassene Hoheitsrechte in Neustrien und an der Loire hinzugab. In die Herrschaftsbildung des burgundisch-provenzalischen Raums griff er als Kaiser gar nicht erst ein, aber auch innerhalb O-Frankens hat er die Konsolidierung der liudolfingischen Macht in Sachsen durch Otto (den Erlauchten), den Bruder des gegen die Wikinger gefallenen Brun, zumindest nicht behindert, und das obgleich dieser Schwager Ludwigs des Jüngeren durch die Heirat mit einer Tochter des BABENBERGERS Heinrich bereits weitere Kreise zu ziehen begonnen hatte. Heinrichs Bruder Poppo festigte indessen seine Vorrangstellung in der thüringischen Mark gegen die Sorben.
    Um allen diesen selbstbewußten Gebietern, die zunehmend Fiskalgut und königliche Amtsträger in ihren Bann zogen, künftig überhaupt noch einen gemeinsamen Herrn überordnen zu können, bedurfte es dringend der einvernehmlichen Vorsorge für die Nachfolge des Kaisers, dessen Hoffnung auf einen legitimen Thronerben, einen "kleinen Ludwig oder Karl", wie ihn Notker von St. Gallen unbeirrbar kommen sah, vergeblich geblieben war. Nach dem Tod des westfränkischen Adoptivsohnes Karlmann hatte KARL 885 einen Versuch gemacht, seinen noch heranwachsenden außerehelichen Sohn Bernhard (von einer namentlich nicht bekannten Mutter) zum Erben einzusetzen, war aber am Einspruch von Bischöfen und mehr noch an der bedenklichen Tatsache gescheitert, dass der zur Sanktionierung des heiklen Beschlusses eingeladene Papst Hadrian III. (884-885) auf der Hinreise einen jähen Tod starb. Das Problem gewann neue Dringlichkeit, als der Kaiser im Winter 886/87 schwer erkrankte, so dass er, das Schicksal seiner Brüder vor Augen, durch einen Aderlaß während der Fastenzeit Linderung suchte. Um die allgemeine Besorgnis zu dämpfen, schien sich ihm ein unerwarteter Weg zu eröffnen, da der soeben verstorbene Boso von Vienne einen kleinen Sohn namens LUDWIG hinterlassen hatte, der als Enkel Kaiser LUDWIGS II. ein unanfechtbarer KAROLINGER in weiblicher Linie war. Ungeachtet des vergangenen Streits mit seinem Vater, lud ihn KARL mit der Mutter Irmingard zu sich und ihn nahm Ende Mai 887 in Kirchen (bei Lörrach) an Sohnes statt an, im Beisein Odos von Paris und womöglich auch BERENGARS VON FRIAUL, der kurz zuvor am Hof nachzuweisen ist. Die Entscheidung für einen vielleicht gerade Sechsjährigen war indes nichts als ein ungewisser Wechsel auf eine ferne Zukunft und brüskierte offen den erwachsenen und handlungsfähigen, wenngleich illegitimen Neffen ARNULF VON KÄRNTEN, der unter den ostfränkischen Großen längst viele Anhänger hatte. In der verbreiteten Mißstimmung kam es zu Geschehnissen, die "durch und durch rätselhaft und unheimlich" (G. Tellenbach) erscheinen. Noch in Kirchen ließ sich der Kaiser nötigen, seinen bis dahin allmächtigen Erzkanzler Liutward von Vercelli vom Hof zu verweisen und durch Erzbischof Liutbert von Mainz zu ersetzen, laut Reginos Chronik unter der Beschuldigung des Ehebruchs mit der Kaiserin Richgard. Während sich Liutward angeblich zu ARNULF begab (in dessen Umgebung er allerdings nie bezeugt ist), soll sich Richgard mit der Beteuerung gerechtfertigt haben, in 25 Ehejahren unberührt geblieben zu sein, trennte sich von ihrem kranken Gemahl und zog sich in das von ihr gegründete Kloster Andlau zurück. Dass dies geschah, um KARL eine neue Ehe und doch noch Nachwuchs zu ermöglichen, ist bloß eine vage Vermutung.
    Seine Autorität scheint seither heillos erschüttert gewesen zu sein. Als KARL III. im November zu einer ostfränkischen Reichsversammlung in Tribur erschien, erfuhr er, dass ARNULF mit bewaffneter Macht herannahe, offenbar um die Anerkennung seiner Ansprüche zu erzwingen. Der Kaiser wich noch ins nahe Frankfurt aus, bot dort aber ein solches Bild der Hinfälligkeit, dass sich auch seine bisherigen Getreuen binnen weniger Tage dem eingetroffenen Herausforderer zuwandten. Vom 17.11. datiert KARLS letzte, vom 27.11. ARNULFS erste Herrscherurkunde. Der von allen verlassene und somit gestürzte Kaiser bat sich einige Königshöfe in Schwaben aus und ist sehr bald auf einem von ihnen, in Neudingen an der oberen Donau, am 13.1.888 seinem Leiden erlegen. Auf der Reichenau trug man ihn zu Grabe.



    Neue Deutsche Biographie - Karl III.

    ostfränkischer König und Kaiser, * 839, † 13.1.888 Neudingen/Donau, ⚰ Reichenau, Mittelzell.

    Ludwigs des Deutschen jüngster Sohn K. wird von 857 an zuweilen – im ganzen siebenmal – als Mitunterfertiger von Königsurkunden genannt, die sich auf Alemannien beziehen, und begegnet 865 erstmals im Gefolge seines Vaters. In der Erbteilung vom gleichen Jahre sprach ihm Ludwig Alemannien mit Churrätien zu, während Bayern mit den vorgelagerten Marken und der Hoheit über die Slawenländer an Karlmann, Thüringen und Sachsen an Ludwig den Jüngeren fallen sollten. Wie seine Brüder übte K. seitdem offenbar eine gewisse Verwaltung seines künftigen Reichsteils aus, doch bleiben die Nachrichten spärlich, zusammenhanglos und unklar. K. war 869 an einem Heereszug gegen den Mährerfürsten Rastislaw beteiligt, lehnte sich aber 871 zusammen mit seinem Bruder Ludwig gegen den Vater auf, der angeblich Karlmann bevorzugte. Obgleich im März 872 zu Forchheim der Streit durch eine neue und genauere Fassung der Erbteilung beigelegt wurde, ist wieder von einer Verschwörung der Brüder K. und Ludwig die Rede, die am 26.1.873 in Frankfurt aufgedeckt worden sei, aber eine rasche Aussöhnung im Gefolge hatte, denn schon am 9.4.873 richtete Ludwig der Deutsche ein Mandat an K., und sowohl 873 wie 874 betraute er ihn mit politischen Missionen. Als nach dem Tode Kaiser Ludwigs II. (12.8.875) die offene Rivalität zwischen Ost- und Westfranken um die Nachfolge ausbrach, wurde K. von seinem Vater nach Italien (in den Mailänder Raum) entsandt, um den Zugriff Karls des Kahlen abzuwehren, aber das Unternehmen schlug völlig fehl und endete mit K. eiligem Abzug nach Bayern.

    Nach dem Tode Ludwigs des Deutschen (28.8.876) traten die 3 Söhne als Könige die Nachfolge in Ostfranken an. Auf einer Zusammenkunft im Nördlinger Ries bestätigten sie durch einen in deutscher Sprache aufgezeichneten (nicht erhaltenen) Eid im November 876 die schon vom Vater verfügte Teilung. K., in dessen Reichsteil es keinen Metropoliten gab, bestellte zunächst den Bischof Witgar von Augsburg zum Erzkapellan, doch stieg allmählich der aus der Reichenauer Schule stammende Kanzleinotar Liutward zum Leiter des Urkundenwesens als archicancellarius auf; er wurde Anfang 880 Bischof von Vercelli, erscheint seit 883 selber als Erzkapellan und war die bei weitem einflußreichste Persönlichkeit am Hofe K., der auch nach der Ausweitung seiner Herrschaft Alemannen in seinem Dienste bevorzugte. Unter seinen Kanzlisten und Kapellänen begegnen die in Sankt Gallen erzogenen Brüder Waldo und Salomon, später Bischöfe von Freising und von Konstanz. Es sind 172 Diplome K. im Text erhalten, etwa 30 weitere als Deperdita ermittelt.

    Soweit erkennbar, verbrachte K. die Jahre 877 und 878 meist in Schwaben, doch traf er sich im September 878 im nordelsässischen Modern mit seinem Bruder Ludwig, wahrscheinlich um die Teilung Lotharingiens zu regeln. Nicht K., sondern Karlmann hatte 877 den westfränkischen Karl den Kahlen zum Abzug aus Italien gezwungen, aber durch schwere Erkrankung war er regierungsunfähig geworden. Der den Übergriffen mittelitalischer Fürsten und der Sarazenengefahr ausgesetzte Papst Johann VIII., der vergeblich auf westfränkische Hilfe gehofft hatte, wandte sich seit dem Frühjahr 879 mehrmals an K., bot ihm die Kaiserkrone an und beschwor ihn, in Italien einzugreifen. Sein Drängen hatte zur Folge, daß Karlmann sich im August 879 bereitfand, den Herrschaftsanspruch auf Italien an K. abzutreten. Dieser erschien Ende Oktober in der Lombardei und nahm Anfang 880 in Ravenna die Huldigung der Großen und die päpstliche Salbung zum König von Italien entgegen. Zur Enttäuschung Johanns VIII. kehrte er jedoch im Mai 880 nach Ostfranken zurück, wo sein Bruder Ludwig inzwischen Bayern und das westliche Lotharingien an sich gebracht hatte. K. traf sich in Gondreville mit seinen westfränkischen Neffen (Söhnen Ludwigs d. Stammlers) Karlmann und Ludwig III. (Juni 880) und beteiligte sich am Kampf gegen den Usurpator Boso von Vienne, der 879 ein niederburgundisch-provenzalisches Königtum errichtet hatte. Unablässig vom Papst gedrängt, zog K. im November 880 wieder nach Italien und empfing am 12.2.881 in Rom die Kaiserkrone. Er blieb lange im Lande, stellte Urkunden aus, saß zu Gericht, hielt im Februar 882 mit dem Papst eine Reichsversammlung in Ravenna, aber einen wirksamen Schutz Roms brachte auch er nicht zustande.

    Unterdes war am 20.1.882 Ludwig der Jüngere gestorben. K. kehrte im Frühjahr zurück und nahm zuerst in Bayern, dann im Mai auf einer Wormser Reichsversammlung – offenbar ohne Widerstände – die Huldigung als alleiniger König von Ostfranken entgegen. Damit aber war ihm auch die Aufgabe des Wikingerkampfes zugefallen. Mit einem stattlichen Heeresaufgebot zog er im Sommer 882 vor das normannische Hauptquartier in Ascloha (wahrscheinlicher Asselt als Elsloo, beide bei Maastricht), ließ sich aber, wie es seit Jahrzehnten schon oft geschehen war, auf eine Abmachung ein, durch die er den Abzug der Normannen erkaufte; einen ihrer Anführer namens Gottfried setzte er in Friesland ein, wo im übrigen schon seit Jahrzehnten eine Normannenherrschaft bestand. Gottfried trat in den fränkischen Reichs- und Lehnsverband ein, nahm die Taufe und vermählte sich mit Gisela, der (nicht als vollbürtig geltenden) Tochter Lothars II. Indem K. auch mit ihrem Bruder Hugo ein Einvernehmen herstellte, hatte er eine gewisse Konsolidierung der Maas- und Mosellande erzielt. – Einen großen Teil des Jahres 883 verbrachte K. abermals in Italien. Er traf sich in Nonantola mit dem neuen Papst Marinus I. und sprach Sanktionen gegen Herzog Wido von Spoleto aus. Auf der Rückkehr hielt er sich vom 4.-6.12.883 in Sankt Gallen auf, wo er dem Dichter Notker die Anregung zur Aufzeichnung der anekdotenhaften Gesta Karoli Magni gab. Ohne Anteil K. wurde 884 bei Duisburg erfolgreich gegen die Normannen gekämpft, wurde die bayerische Ostmark dagegen durch innere und äußere Wirren erschüttert. Auf einer Zusammenkunft mit Swatopluk von Mähren schloß K. im Herbst 884 einen Frieden, der zwar mit einer formellen Huldigung des Mährerfürsten verbunden war, im übrigen aber die Reichsautorität kaum gefestigt haben dürfte. Ende 884 war der Kaiser wieder in Italien. Am 7.1.885 nahm er den im Vorjahr gemaßregelten Spoletiner wieder in Gnaden auf, was gleichfalls einer politisch-militärischen Beruhigung des Landes, kaum aber der kaiserlichen Autorität zugute kam.

    In Westfranken war unterdes am 5.8.882 Ludwig III., am 12.12.884 Karlmann gestorben. Da ihr Halbbruder, der fünfjährige Karl (III., „der Einfältige“), als nicht vollbürtig galt und das Königtum somit vakant war, entschlossen sich die Großen des unter der Normannenplage leidenden Westreichs, zwar erst nach einigen Monaten, aber anscheinend ohne Widerstand, K. auch als ihren König anzuerkennen. Von der Lombardei aus, wo ihn die formelle Einladung (ut veniat in Franciam) etwa im April 885 erreichte, begab sich K. ins westliche Lotharingien und nahm in Gondreville längeren Aufenthalt. Aber in eben diesem Reichslande hatte sich durch einen gemeinsamen Aufstand Hugos und seines normannischen Schwagers Gottfried eine neue Gefahr zusammengebraut, deren man sich nur noch durch heimtückische Gewalttat zu erwehren wußte: mit Wissen und Willen des Kaisers wurde Gottfried bei einer Verhandlung erschlagen, Hugo nach Gondreville gelockt, gefangengesetzt und geblendet (circa Mai 885). Damit waren sowohl die 40jährige Normannenherrschaft in Friesland wie die Karolingerlinie des einstigen Mittelreiches erloschen. K. nahm im Juni 885 in der Pfalz Ponthion die Huldigung der westfränkischen Großen entgegen. Abgesehen von der inzwischen sehr geschrumpften und nicht als legitim geltenden, freilich auch nicht beseitigten Herrschaft Bosos in Niederburgund war somit 885 das fränkisch-karolingische Gesamtreich wieder unter einem Kaiser vereinigt. Aber es war keine Rückkehr zu den politischen Konzeptionen Karls des Großen oder Ludwigs des Frommen, es war nur eine dynastische Zufalls- und Notlösung. Nicht regelmäßig, aber in wiederholten Fällen unterschied die Urkundendatierung K. seither nach Kaiser- und Königsjahren in Ostfranken, Italien und Westfranken – ein Anzeichen dafür, daß das wiedervereinigte Großreich nur noch eine Summe von Teilreichen war.

    Wenn es aber gelang, diese Gesamtheit an die nächste Generation weiterzugeben? Die dynastische Frage der Nachfolge konnte eben in dieser Situation eine unabsehbare Bedeutung gewinnen. Es gab keinen unbestritten legitimen, aber 3 unechte Sprossen des karolingischen Mannesstammes: den eben genannten westfränkischen Karl (III.), K. eigenen, gleichfalls noch sehr jungen Sohn Bernhard und seinen etwa 35jährigen Neffen Arnulf, den Sohn Karlmanns und Markgrafen in Kärnten. Diesem aber, der allein regierungsfähig war, wollte K. den Weg verlegen und stattdessen seinem Sohn Bernhard die Nachfolge sichern. Das freilich war – nach allem, was in Lotharingien und Westfranken vorausgegangen war, und angesichts strenger gewordener Grundsätze des Eherechtes – ein schwieriges Unterfangen. Im Sommer 885 nach Ostfranken zurückgekehrt, hielt K. daher eine Beratung in Frankfurt und gedachte sein Vorhaben mit Hilfe der päpstlichen Autorität durchzusetzen. Von K. eingeladen, trat Hadrian III. (seit 884) die Reise zum Kaiserhof an, wurde aber noch in Italien vom Tode ereilt (circa September 885); damit hatte sich K. Plan zerschlagen. Ohne sein Befragen wurde in Rom der Papst Stephan V. erhoben; erzürnt entsandte K. seinen Berater Liutward nach Rom, um den Gewählten abzusetzen, ließ sich aber durch den Nachweis ordnungsgemäßer Erhebung und Weihe beruhigen. Auch der neue Papst mahnte den Kaiser an seine Schutzpflicht, aber sein Zutrauen war so sehr gesunken, daß er bald auch mit den Griechen und mit Spoleto Verbindung aufnahm.

    Im gleichen Herbst 885 stieß ein großes Normannenheer die Seine aufwärts vor und begann im November mit der Belagerung der Inselstadt Paris, die von Graf Odo und Bischof Gauzlin mühsam verteidigt wurde. K. entsandte Anfang 886 ein ostfränkisches Aufgebot zum Schutz von Paris, begab sich indes selber nochmals über die Alpen, freilich wiederum nicht nach Rom, wohin er nur von neuem Liutward ausschickte. Ende März hielt er eine Reichsversammlung in Pavia, mußte aber bald zurückkehren, da die Normannennot einen neuen Höhepunkt erreicht hatte. In Paris war Bischof Gauzlin gestorben, das ostfränkische Entsatzheer hatte nichts ausgerichtet. K. holte zu einer großen Aktion aus und erschien im Herbst 886 mit einem starken Aufgebot vor Paris, wagte aber wieder keinen Kampf, sondern erkaufte die Aufhebung der Belagerung und gab den Normannen den Durchzug nach Burgund frei.

    Während des Winters 886/87, den er im Elsaß verbrachte, wurde K., längst kränkelnd, vollends von dem schweren Siechtum der ostfränkischen Spätkarolinger befallen. Die Frage seiner Regierungsunfähigkeit und der Nachfolge drängte zur Entscheidung. Nachdem inzwischen mit dem Tode Bosos (11.1.887) dessen usurpiertes Königtum erloschen war, fiel die Wahl K. – der zur Ausschließung Arnulfs entschlossen blieb – auf Bosos Sohn Ludwig, der durch seine Mutter Irmingard ein Enkel Kaiser Ludwigs II., freilich kaum älter als 4 Jahre war. Ihn lud K. nach Kirchen (bei Lörrach) zu sich und adoptierte ihn als Sohn und König (Mai 887). Aber die Mißstimmung der ostfränkischen Großen brach sich Bahn. Gleichfalls in Kirchen zwangen sie den Kaiser im Juni, seinen Erzkanzler Liutward von Vercelli zu entlassen und statt seiner EB Liutbert von Mainz zu bestellen. Liutward aber wandte sich zu Arnulf nach Bayern, während die Kaiserin Richardis sich von ihrem hoffnungslos erkrankten Gemahl trennte und in ihr Kloster Andlau eintrat. Die Einberufung einer ostfränkischen Reichsversammlung nach Tribur löste die Katastrophe K. aus. Vor Arnulf, der mit einem bayerisch-slawischen Aufgebot heranrückte, wich K. nach Frankfurt aus. Die versammelten Großen sagten sich von dem offenkundig regierungsunfähigen Kaiser los und riefen Arnulf zu ihrem König aus. K. fügte sich kampflos. Aus Frankfurt ist vom 17.11.887 seine letzte, vom 27.11.887 Arnulfs erste Urkunde datiert. Die Frage, wie die anderen Teilreiche auf diesen Umschwung in Ostfranken reagieren würden, stellte sich nicht, da K. bereits kaum 2 Monate später starb.

    Schon den Zeitgenossen erschien K. (dessen Beiname Crassus, „der Dicke“, erst seit dem 12. Jahrhundert vereinzelt begegnet und jedes historischen Wertes entbehrt) als alles andere denn eine starke Persönlichkeit. Ob dieses Urteil gerecht ist, steht dahin, denn der schon früh gesundheitlich labile Herrscher sah sich schrittweise vor geradezu übermenschliche Aufgaben gestellt. In einer Zeit, als die Teilreiche sich bereits in ein gewisses Eigenbewußtsein eingelebt hatten, erwies sich das karolingische Legitimitätsprinzip immer noch als so stark, daß ein Erbfolgezufall die verspätete nominelle Zusammenfassung eines Großreiches zustande kommen ließ, dessen zentrale Regierung und Verteidigung schlechthin unmöglich geworden waren. Diese inneren und äußeren Gegebenheiten trafen dann mit dem Abreißen der legitimen dynastischen Kontinuität zusammen, so daß der Sturz K. die endgültige Auflösung des fränkisch-karolingischen Großreiches zur Folge hatte und insofern einen Wendepunkt der europäischen Geschichte bedeutet. Dagegen ist es nicht übertrieben, in K. eine Schlüsselgestalt für die Entstehungsgeschichte des Deutschen Reiches zu sehen, denn der Erbfolgezufall, der ihm bis 882 die Königsgewalt in ganz Ostfranken zuspielte, kam früh genug, um ein Auseinanderleben der 3 ostfränkischen Reichsteile zu verhindern.

    Karl heiratete Richgard in Aug 862. Richgard (Tochter von Erchanger) wurde geboren um 840; gestorben in 906/909 in Andlau [67140],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich; wurde beigesetzt in Andlau [67140],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 47. von Franken, Bernhard  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 876; gestorben in 891/892.


Generation: 4

  1. 21.  von Hoch-Burgund, Rudolf I. Graphische Anzeige der Nachkommen (9.Konrad3, 2.Konrad2, 1.Heilwiga1) gestorben am 25 Okt 912.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Saint-Maurice [1890],Wallis,Schweiz; Laienabt von St.-Maurice d‘Agaune
    • Titel/Amt/Status: 888-912, Burgund,Frankreich; König von Hoch-Burgund

    Notizen:

    Rudolf I.
    König von Hoch-Burgund (888-912)
    Laienabt von St.-Maurice d‘Agaune
    -25.10.912
    Einziger Sohn des Grafen Konrad II. von Auxerre aus dem schwäbischen Geschlecht derWELFEN und der Adelais

    Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 1075

    Rudolf I., König von Hoch-Burgund
    + wohl 25. Oktober 912
    Sohn von Konrad Dux in Transjuranien, aus dem Geschlecht der sogenannten westfränkischen WELFEN (RUDOLFINGER), und einer Waldrada

    Er folgte dem Vater vor 878 in Herzogswürde und Laienabbatiat von St-Maurice d'Agaune nach. Nach dem Tode KARLS DES DICKEN ließ sich Rudolf I. in Agaune zum König krönen (Januar 888), kurz darauf in Toul (Frühjahr 888), wodurch er seinen Anspruch auf Lotharingien manifestierte. Der ostfränkische KAROLINGER ARNULF nötigte ihn jedoch, Lotharingien und Elsaß abzutreten und sich als 'fidelis' ARNULFS zu erklären (Regensburg, Oktober 888). Rudolf I. behielt seine transjuranischen Länder sowie die Grafschaften jenseits der Saone (Outre Saone: Portois, Ecuens, Varais) und zog den Erzbischof Theoderich von Besancon als Erzkanzler heran. Seine Schwester hatte sich mit dem Herzog von Burgund, Richard le Justitiar, vermählt. Doch verlieh ARNULF, der den Königstitel des in der Provence herrschenden LUDWIGS 'DES BLINDEN' anerkannt hatte, Lotharingien und Burgund an seinen Sohn Zwentibold (895); Rudolf I. sah damit seinen Herrschaftsbereich reduziert auf die transjuranischen Gebiete (Wallis, Bistümer Genf und Lausanne), was sich im Übergang des Erzkanzleramtes an den Bischof von Sion (Sitten) dokumentierte. Der Tod Zwentibolds und dann ARNULFS ermöglichte Rudolf I. die Rückeroberung des Gebiets von Besancon, und er griff kurz vor seinem Tode nach Basel. Rudolf I. war anerkannter König von Burgund und hinterließ sein Königreich dem Sohn Rudolf II., aus der Verbindung mit seiner Frau Wila (von umstrittener Herkunft; die Ansicht von M. Chaume, dass sie eine Tochter Bosos gewesen sei, bleibt unsicher). Wenn Rudolf I. auch nur einen Teil seiner Herrschaftsziele erreichte, so war er doch Begründer der ersten dauerhaften nicht-karolingischen Dynastie; noch artikulierte er keine Ansprüche auf Italien, sondern beschränkte sich hier auf ein Paktieren mit WIDO von Spoleto und LAMBERT.

    Quellen:
    Die Urkk. der burg. Rudolfinger, ed. Th. Schieffer, 1977.

    Literatur:
    H.E. Mayer, Die Politik der Kg.e v. Hochburgund im Doubsgebiet, DA 18, 1962.

    Rappmann Roland/Zettler Alfons: Seite 433, "Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter"

    RUDOLF I. VON HOCHBURGUND

    Necr. B 27.10. "Ruodolfus rex", König von Hoch-Burgund 888-911/12, + 27.10.911 oder 25.10.912

    Literatur:
    Trog, Rudolf I.; Poupardin, Le royaume de Bourgogne Seite 1-28; Biographisches Wörterbuch 2 Spalte 2391; Die Urkunden der burgundischen Rudolfinger Seite 3-8; Boehm, Geschichte Burgunds, besonders Seite 100ff.; Hlawitschka, Die verwandtschaftlichen Verbindungen Seite 28-57; Ders., Die Königsherrschaft Seite 444-456; Ders., Lotharingien. Zum Todestag: Regeste genevois Seite 36 Nr. 117; Dümmler, Geschichte des Ostfränkischen Reiches 3 Seite 581f. Anmerkung 5; Trog, ebd. Seite 80ff.; Poupardin, ebd. Seite 365ff.; Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I Seite 74f.

    Rudolf war der Sohn Graf Konrads von Auxerre aus dem Geschlecht der WELFEN und Großneffe von Judith und Hemma, den beiden Gemahlinnen LUDWIGS DES FROMMEN und Ludwigs des Deutschen; vgl. Tellenbach, Über die ältesten Welfen Seite 339. Zu Rudolfs Verhältnis zu Kaiser ARNULF von Kärnten, siehe Hlawitschka, Lotharingien Seite 69ff., Seite 154ff.; ebd. Seite 145ff. wird zu einem Gedenkeintrag mit Rudolf im Liber memorialis von Remiremont Stellung genommen. Das Todesdatum Rudolfs ist aufgrund der widersprüchlichen Angaben der Quellen umstritten. Da sein Tod aber nachweislich auf einen Sonntag fiel, kommen nur der 27.10.911 oder der 25.10.912 in Frage.

    Diener, Ernst: Seite 74, "Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen. in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908"

    1. Rudolf I., König von Hoch-Burgund 888-912

    872 Rodulfus humilis comes necnon et monasterii sancti Mauricii Agaunensis abba (Dümmler, Ostfränk. Reich III² p. 318 Anm. 2), 885 und 886 marchio bzw. marchius (1. c. p. 319 Anm. 1), Sohn des WELFEN Konrad, König von Burgund 888, vgl. Reginonis chronicon SS I 598: Per idem tempus Ruodolfus, filius Chuonradi, nepos Hugonis abbatis ... provoinciam inter Jurum et Alpes Penninae accupat et apud sanctum Mairitium ..... coronam sibi imposuit, regemque se appallari iussit; ebenso Annal. Fuldenses SS I 403; Annal. Vedastini SS I 525; Annal. Flaviniac. et Lauson. SS III 152; Chronicon Luxoviense SS III 221; Sigeberti chronica (zu 890) SS VI 343; Annalista Saxo SS VI 587; Hugonis Flaviniac. chron. (zu 892) SS VIII 357; Annal. Lausann. SS 24, 780. - Ekkehard IV. nennt in seinen casus sancti Galli, ed. Meyer von Knonau in St. Galler Mitteil. 15, 121 den Abt Hartmuot von St. Gallen cognatus König Rudolfs, mit wieviel Recht, muß dahingestellt bleiben. - Das Todesjahr Rudolfs steht nicht absolut fest. Die Annal. Flaviniac. et Lauson. SS III 152 und die Ann. Lausann. SS 24, 780 überliefern zu 911: hoc anno obiit Ruodolfus rex, die dominicio 8 kal. Novembris, während die Annales Alamann. SS I 155; Herm. Contract. SS V 112; Ekkeh. chron. Wirziburg. SS VI 28 als Todesjahr 912 angeben. Aus Gründen der Diplomatik und Chronologie entscheiden sich Trog, Rudolf I. und Rudolf II. von Hoch-Burgund, Diss. Basel 1877, Exkurs, und neuestens Morel im Anz. f. Schw. Gesch. 1901 p. 421 f. für 911, Brunel in dem sub. 2. cit. Aufsätze für 912. Da der 25. Oktober im Jahre 911 nicht auf einen Sonntag, sondern auf einen Freitag fiel, möchte Trog vorschlagen, statt VIII kal. XIII kal. zu lesen, was auf Sonntag, den 20. Oktober 911 führen würde, welche Korrektur jedoch nicht angenommen werden kann, da das Necrolog von Merseburg (Zeitschrift f. Archivkunde I 124) den 26. X., das Reichenauer (Necrol. I 280) den 27. X. als Todestag nennen. 912 war der 25. X. ein Sonntag, 911 der 27. X. - Rudolfs Gattin war Willa; Rudolfs uxor, filii und filiae werden bereits 888 XII 21. genannt (Gallia christiana XV, Instrum. col. 126).

    Rudolf I. wurde 888 in St.-Maurice-d'Agaune zum König von Hoch-Burgund ausgerufen und galt formell als Vasall der ostfränkischen KAROLINGER. Er versuchte die Kaiserkrönung ARNULFS von Kärnten zu verhindern und bemächtigte sich 912 der Stadt Basel. Rudolf stand im schroffen Gegensatz zum Königreich Nieder-Burgund, da beide das Ziel der Wiederherstellung des Zwischenreiches Lothringen als Schwerpunkt vor Augen hatten. Seine Regierungszeit war eine Zeit der politischen Instabilität und erster Ungarneinfälle.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Der WELFE Rudolf, der den Dukat um den Genfer See beherrschte, faßte bei seiner in Saint-Maurice d'Agaune erfolgten Königskrönung 888 (Februar?) die Erneuerung des Lothar-Reiches ins Auge. Der ostfränkische König ARNULF war nicht bereit, Rudolfs Ehrgeiz auf Lotharingien, ausgedrückt in einer Königskrönung während des Sommers in Toul, hinzunehmen. Durch einen Aufmarsch im Elsaß nötigte er den WELFEN zum Rückzug und zum Erscheinen im Oktober in Regensburg, wo er ihm die Königsherrschaft allein für den westlichen Alpenraum zugestand. Gegen Rudolfs Reichsbildung fand sich ARNULF nur mühsam ab und förderte, um deren Expansion vorzubeugen, sogar die Wiederaufrichtung des burgundisch-provenzalischen Königsreiches der BOSONIDEN.
    Der lästige WELFE Rudolf wurde durch die Siege WIDOS von Spoleto in Italien spürbar gestärkt, weshalb König ARNULF nach seinem Italienzug 894 auf dem Umweg einer Strafexpedition durch Rudolfs hoch-burgundisches Kernland heimkehrte. Gegen den schwer zu packenden WELFEN waren ein erneuter Feldzug Zwentibolds und eine Zusammenkunft ARNULFS mit LUDWIG von der Provence im Sommer 894 gerichtet, zu einem guten Teil aber auch ARNULFS Plan, den Erstgeborenen, der seit der Geburt Ludwigs des Kindes sein Thronfolgerecht in O-Franken eingebüßt hatte, mit einem gesonderten Regnum auszustatten, dass außer dem eigentlichen Lotharingien auch Burgund umfassen sollte.

    Büttner Heinrich: "Geschichte des Elsaß I" 1991

    Rudolf, der Sohn Konrads und Enkel des Abtes Hugo von St. Maurice, welch letzterer bereits zu Lothars II. Zeiten die Gebiete zwischen Alpen und Jura beherrscht hatte, ließ sich sofort nach der Absetzung KARLS III. zum König dieses Gebietes erklären. Aber er spannte seine Ziele sofort weiter; durch seine Boten ließ er in dem ganzen ehemals lothringischen Gebiet für sich werben, und tatsächlich gelang es ihm, in raschem Zug nach Toul vorzustoßen, wo der Bischof dieser Stadt ihn zum König krönte. Vom Elsaß aus schickte ARNULF von Kärnten ein alamannisches Heer gegen Rudolf. Dieser Einfall zwang Rudolf, die lothringischen Eroberungen herauszugeben. Der Feldzug vom Spätsommer 888 brachte keinen entscheidenden Erfolg gegen Rudolf, dem die geographischen Gegebenheiten sehr zustatten kamen. Im Oktober/November 888 erschien Rudolf in Regensburg, aber ARNULF mußte das Bestehen des burgundischen Reiches anerkennen und sich mit einer nur formellen Oberhoheit begnügen. Im Jahre 891 konnte ARNULF noch einen weiteren Erfolg gegen Rudolf von Burgund buchen. Dem burgundischen Reich blieben nach dem abgeschlagenen Versuch von 888 nur die Gegenden von St. Maurice nach Lausanne-Genf hin. Kaiser ARNULF kehrte im Frühjahr 894 aus Italien mit großen Schwierigkeiten durch das Aostatal und über den Großen St. Bernhard zurück. Rudolf hatte sich zwar vor den Truppen ARNULFS ins Gebirge zurückziehen müssen, aber beizukommen war ihm hier nicht. Der Zug Zwentibolds mit alamannischen Truppen gegen König Rudolf endete im Sommer 894 erneut als Mißerfolg.
    Im Jahre 912 glaubte er die Zeit gekommen für einen Angriff auf Basel, das ihm als Endpunkt der Jurastraße und als Schlüsselstellung am Rhein sehr wichtig und erstrebenswert sein mußte. Wahrscheinlich bewog das Erscheinen KONRADS I. im Elsaß Rudolf zum Rückzug.

    Schneidmüller Bernd: Seite 70,74,76,78-82,104, "Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung."

    Konrads Sohn Rudolf blieb auf den Dukat in Hoch-Burgund beschränkt und urkundete dort als Amtsträger der ostfränkischen KAROLINGER 878 und 885 als Graf und Abt von St-Maurice d'Agaune oder als Graf und Markgraf (marchius). Die Vettern Konrad und Welf waren 881 und 882 verstorben.
    Ein dezidiertes Urteil formulierte die Regensburger Fortsetzung der Fuldaer Annalen aus der Parteigängerschaft für ARNULF: "Während er lange verweilte, stiegen viele Königlein (reguli) in Europa oder dem Reich seines Onkels KARL empor." Daß der WELFE Rudolf zur neuen monarchischen Elite zählen konnte, ergab sich aus den Handlungsspielräumen seiner Familie und mochte allenfalls aus dem fernen O-Franken zögerliche Beschreibung hervorrufen: "Rudolf aber, der Sohn Konrads, beschloß in königlicher Art das obere Burgund bei sich zu behalten."
    Präziser beschreibt Regino von Prüm den Aufstieg Rudolfs zum König und sein zähes Beharren in unwegsamen Alpengegenden: "Um diese Zeit eroberte der oben erwähnte Rudolf, Sohn Konrads und Neffe des Hugo Abbas, das Land (provintia) zwischen Jura und penninischen Alpen. Unter Beiziehung einiger Adliger und Priester setzte er sich selbst die Krone auf und befahl, daß er König genannt werde. Danach schickt er Gesandte durch ganz Lotharingien (durch das ganze Königreich Lothars); durch Zureden wie Versprechungen stimmte er den Sinn der Bischöfe und adliger Männer zu seinen Gunsten. Als das ARNULF gemeldet wurde, fiel er sogleich mit einem Heer über ihn her. Jener floh auf schmalsten Wegen und suchte in sichersten Felsennestern Schutz für sein Leben. Ihr ganzes Leben lang verfolgten ARNULF und sein Sohn Zwentibold diesen Rudolf. Trotzdem konnten sie ihn nicht schädigen, weil, wie bemerkt, unzugängliche Orte, die an vielen Stellen nur Steinböcken zugänglich sind, die geschlossene Truppe der Verfolger vom Eindringen fernhielten.
    Solch knappe Meldungen umschreiben die neue Königswürde noch mühsam. Ihnen ist wenig zu entnehmen über die Legitimation des welfischen Königtums, über Rudolfs Anhängerschaft, über einen etwaigen Herrschaftsvertrag, wie wir ihn vom westfränkischen König Odo besitzen, oder über die tatsächlichen Machtgrundlagen. Auch die späteren Königsurkunden Rudolfs I., fast alle im Bistum Lausanne und nicht in der Breite des Königreichs überliefert, helfen kaum weiter: Seit 888 nennen sich die burgundsichen WELFEN König (rex). Selbst der einzige blasse Bezug auf merowingische oder karolingische Vorgänger in einer Urkunde fußt auf späterer Zeit des Empfängers.
    Doch nicht nur für den welfischen Aufstieg zum Königtum erweisen sich die überlieferten Quellen als überaus dürftig.
    Undeutlich bleibt das Konglomerat von Herrschaft und Besitz, das sich Konrad und sein Sohn Rudolf in den mehr als 20 Jahren seit Zuweisung der Amtsgewalt in den W-Alpen aufgebaut hatten. Immerhin wird ihr Rang in diesem Raum durch die Ehe von Rudolfs Schwester Adelheid mit Herzog Richard Justitiarius von Burgund ebenso deutlich wie in der (welfischen) Namengebung des aus dieser Ehe hervorgehenden Nachfolgers Rudolf, Herzog von Burgund und von 923 bis 936 König des westfränkischen Reiches.
    Die Königserhebung des WELFEN Rudolf im Januar 888 erfolgte in St-Maurice/Agaune, einem herausragenden sakralen Zentralort seines Reichs. In diesem Kloster am Großen St. Bernhard, das seine Gründung auf den heiligen Burgunder-König Sigismund zurückführte, wurden die Märtyrer der Thebanischen Legion verehrt. Zur Begründung eines auf politisch-militärische Tüchtigkeit beruhenden burgundischen Königtums war der ehrwürdige Ort darum in vielfacher Hinsicht gut gewählt. Ungewöhnlich mutet dagegen die Maldung Reginos von Prüm über Rudolfs Selbstkrönung an. Ob hier Negativberichterstattung vorliegt, ob im winterlichen St-Maurice kein Bischof zur Verfügung stand, ob Rudolf gar das Vorbild der Aachener Krönung LUDWIGS DES FROMMEN von 813 ohne Zutun der Geistlichkeit zurückgriff, - wir können es nicht entscheiden.
    Doch der WELFE verfolgte ausgreifendere Pläne. Offensichtlich strebte er die Herrschaft im ganzen lotharingischen Mittelreich an, das 864 zur neuen politischen Heimat seines Vaters geworden war. Balds zog Rudolf gen Norden nach Toul und vielleicht sogar weiter. Dort spendete ihm Bischof Arnald von Toul die Königsweihe. Die Annalen von St-Vaast wußten dazu: "Diejenigen, die jenseits des Jura und diesseits der Alpen wohnen, versammelten sich in Toul und forderten, daß Rudolf, der Neffe des Hugo Abbas, durch den Bischof dieser Stadt zum König geweiht würde, was dieser also tat."
    Der Ausgriff nach Lotharingien, so plausibel er aus den historischen Erfahrungen des WELFEN auch sein mochte, griff freilich in jenen Handlungsrahmen ein, den die ostfränkische Reichspolitik seit 869/70 gefunden hatte. Die Interessen ARNULFS waren massiv berührt. Darum wird sein konsequentes Vorrücken gegen Rudolfins Elsaß ebenso verständlich wie das Nachsetzen eines alemannischen Aufgebots. Noch 888 konnte ein Einvernehmen zwischen beiden Königen erzielt werden, als sich Rudolf im Oktober zu vertraulichen Gesprächen zu ARNULF nach Regensburg begab. Zum Unwillen moderner Historiker wußte die Regensburger Fortsetzung der Fuldaer Annalen zwar vom friedensstiftenden Charakter dieses Treffens, nichts aber von Über- oder Unterordnung oder gar von ostfränkisch-deutscher Hegemonie in Europa: "Der König geht gegen Rudolf ins Elsaß vor. Dort schickt er gegen ihn ein alemannisches Heer und kehrte über Franken nach Bayern zurück. Nach einer Beratung mit den Adligen der Alemannen begab sich Rudolf freiwillig zum König in die Stadt Regensburg. Nachdem sie vieles einträchtig verabredet hatten, kehrten er [Rudolf], vom König in jenem Frieden entlassen, in dem er gekommen war, nach Hause zurück."
    Indem der WELFE seinem Gesprächspartner bis in dessen Hauptort Regensburg entgegenkam, respektierte er durchaus seinen Vorrang.
    Die Ereignissse des Jahres 888 hatten freilich im Ergebnis Rudolfs Königtum auf den W-Alpenraum, konkreter auf die Landschaft um den Genfer See, begrenzt. Trotz des Rückschlags von Toul glückte Rudolf die Behauptung des nordwestlichen Vorlandes im Doubs-Gebiet. Entstanden war damit ein Königreich mit vielfältiger Namengebung. Zwar blieben die Grenzen des welfischen Burgund noch lange erheblichem Wandel unterworfen. Doch das neue Gebilde behauptete sich im Kräftespiel der fränkischen Nachfolgereiche, und das sollten ARNULF und seine Sohn Zwentibold bald drastisch erfahren.
    Im April 894 fiel ARNULF, von einem militärischen Unternehmen gegen WIDO von Spoleto in Oberitalien kommend, in Burgund ein. Von den großen Schwierigkeiten des Zuges über die unwegsamen Alpen berichtet der Regensburger Fortsetzung der Fuldaer Annalen: "Als das Heer wegen des weiten Weges müde wurde, zog der König, bereits bis Piacenza gekommen, zu Ostern in die Nähe der Burg Ivrea. Ansger, ein Graf WIDOS, verteidigte diese Burg und die stark befestigten Klausen, die durch einen darüber gesetzte Steinburg gesperrt waren, zusammen mit Anhängern König Rudolfs von Burgund. Sie waren zu ihm gesandt worden, um den König die Rückkehr zu versperren. Als der König erkannte, daß eine Eroberung auf dem besetzten Weg ohne Gefahr für seine Leute nicht möglich war, stieg er mit großer Mühe des Heeres die Alpen hinauf. Wegen der Größe des Heers kam er in steilen Felsen vom Weg ab. Unter großer Gefahr für die Seinen und auf wundersame Weise - die Pferde sprangen an der mauerartigen Felswand von oben über die klippen herunter, wo sich ihnen Stufen als Rastort boten - kamen sie schließlich am dritten Tag ins Tal von Aosta. Der König schickte das Heer voraus und schlug Rudolf in die Flucht. Er selbst begab sich durch Hoch-Burgund nach Alemannien zum Hof Kirchen, wo ihm die Königin entgegenkam."
    Regino von Prüm meldet neben Rudolfs Flucht in unwegsames Alpengelände einen Aufenthalt ARNULFS in St-Maurice und schwere Verwüstungen des ostfränkischen Heeres im Land zwischen Jura und Großem St. Bernhard. Noch im Juni 894 versuchte ARNULF die politischen Geschicke des Mittelreichs auf einem Wormser Hoftag neu zu ordnen. Sein illegitimer Sohn Zwentibold rückte an der Spitze eines alemannischen Heeresaufgebots erneut gegen Rudolf I. vor und eroberte das Land um Besancon, während der niederburgundisch-provencalische König LUDWIG III. Teile des hochburgundsichen Reiches erhielt. 895 konnte ARNULF endlich die Zustimmung seiner Großen zur Königserhebung Zwentibolds "in Burgund und im ganzen Reich Lothars" erlangen.
    Doch inden militärischen Unternehmungen von 894/95 gegen Rudolf I. wurden nur Teilerfolge erzielt. Mit dem Doubs-Gebiet kam dem WELFEN der Vorsteher seiner Kanzlei abbhanden, da sich Erzbischof Theoderich von Besancon auf ARNULF und Zwentibold ausrichten mußte. Als Erzkanzler in der burgundischen Kanzlei folgte ihm Bischof Walter von Sitten. Doch im Kern seines Reichs, im Land um den Großen St. Bernhard und den Genfer See, war Rudolf I. nicht entscheidend zu treffen. Als ARNULF und Zwentibold 899 und 900 starben, brachte Rudolf I. das verlorene Gebiet um Besancon und Escuens wieder unter seine Herrschaft. Auch der kurzzeitige Einfluß LUDWIGS III. von Nieder-Burgund in Baume-les-Messieurs fand sein Ende. Ob schließlich ein Ausgriff Rudolfs I. auf Basel - die Schwäche des letzten ostfränkischen KAROLINGERS Ludwig IV. ("des Kindes") oder gar den Herrschaftsübergang auf KONRAD I. 911 nutzend - von durchschlagendem Erfolg gekrönt war, wissen wir nicht.
    Rudolf I. starb vermutlich am 25. Oktober 912. Die neuere Personenforschung hat ihm eine ansehnliche Familie zugewiesen. Unklar sind Name und Herkunft seiner Gattin, angeblich eine Dame namens Willa, vielleicht eine Tochter König Bosos von der Provence? Mehr wissen wir über zwei Söhne (Rudolf, Ludwig) und zwei Töchter, Judith und Waldrada. Da der erste welfische König neben seinem Nachfolger Rudolf II. offensichtlich noch einen weiteren Sohn Ludwig hinterließ, ist für den Wandel der königlichen Thronfolge im 10. Jahrhundert von besonderer Bedeutung. Erstmals in der Geschichte des frühen Mittelalters wurden das Königamt entgegen bewährtem fränkischen Brauch - nicht unter den beiden regierungsfähigen Söhnen geteilt. 912 etablierte sich in Burgund das Nachfolgerecht des Erstgeborenen und die Einheit des jungen Königreichs.
    Daß Rudolf II. 912 seinem gleichnamigen Vater - nach unserem Kenntnisstand unangefochten - im Königtum folgte, gehört gewiß zu den größten Leistungen des ersten welfischen Königs. Trotz äußerer Anfechtungen und gewaltiger Spannungen beim Zerfall des fränkischen Großreichs war Rudolf I. damit nicht nur die Gestaltung eines neuen Reichs, sondern auch die Versteigung monarchischer Herrschaft in seiner Familie geglückt.





    oo 1. Willa von Nieder-Burgund, Tochter des Königs Boso
    ( 912 2. oo 1. Hugo König von Italien, 880-10.4.948)


    Kinder:

    - Judith
    - Rudolf II. König von Hoch-Burgund - 11.7.937
    - Adelheid
    18.1.914 oo 2. LUDWIG III. König von Nieder-Burgund um 880-5.6.928
    - Willa
    oo Boso III. von Arles, Markgraf von Tuszien
    - Waldrada
    oo Bonifaz Markgraf von Spoleto - 954
    - Ludwig Graf im Thurgau 922-928



    Literatur:
    Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 18-20,42 - Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 91,99,178 - Diener, Ernst: Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen. in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908 Seite 73-82 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I, Seite 208 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 88,106 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 318-320,323, 379,388,407,578 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 13,27 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 81 – Hlawitschka, Eduard: Die Königsherrschaft der burgundischen Rudolfinger. Zum Erscheinen eines neuen MGH-Diplomata-Bandes. In: Historisches Jahrbuch der Görresgesellschaft 100 1980 Seite 444-456 - Hlawitschka, Eduard: Die verwandtschaftlichen Verbindungen zwischen dem hochburgundischen und dem niederburgundischen Königshaus. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte Burgunds in der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts, in: Schlögl, Waldemar und Peter Herde: Grundwissenschaften und Geschichte, Festschrift für Peter Acht; Kallmünz 1976 (Münchener historische Studien: Abteilung geschichtliche Hilfswissenschaften Band 15) Seite 28-57 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 65,69-71,79-83,86,89,93-95,98,106,108,114,124-127,129,131,136,147, 155-159,181,211,216,242,246,248 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 17,43,59 - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 265-275,280,293-298, 300,306,310 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 181,188,191-193,195 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 425,439 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 70,74,76,78-82,104 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 274,302,371 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 85 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 39 -


  2. 22.  von Auxerre, Adelheid Graphische Anzeige der Nachkommen (9.Konrad3, 2.Konrad2, 1.Heilwiga1) wurde geboren um 870; gestorben nach 929.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Burgund,Frankreich; Herzogin von Burgund

    Notizen:

    Adelheid von Auxerre Herzogin von Burgund
    um 870- nach 929
    Einzige Tochter des Grafen Konrad II. von Auxerre aus dem Hause der WELFEN und der Adelais; Schwester von König Rudolf I. von Hoch-Burgund
    Adelheid erhielt 888 die Abtei Romainmotier.

    Diener, Ernst: Seite 75, "Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen" in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908

    2. Adelheid

    888 VI.10. Rodulfus ..... rex .... Adeleydis soror nostra (Origines Guelficae II Probat. p. 103),
    verheiratet mit Graf Richard von Autun, Halbbruder König Bosos von Nieder-Burgund und der Richilde, Gattin KARLS DES KAHLEN
    Mutter König Rudolfs von Frankreich
    Witwe 921 (Flodoardi Ann. SS III 921, vgl. auch Lippert; Geschichte des westfränkischen Reiches unter König Rudolf, Diss Leipzig 1885 p. 20 ff.)
    macht 929 VI. 14. (Alex. Bruel: Etude sur la chronologie des rois de France et de Bourgogne ... aux IX et X siecles, in: Bibl. de l'ecole des chartes 41 (1880 p. 25) eine Schenkung an Cluny pro anima germani et dulcisssimi mei Rodulfi regis (1) .... pro requie domni piae memoriae principis Richardi, ac pro Willa regina (1) ... pro me et domno Rodulfo rege, filio meo, et item Rodulfo rege (3), neptos meo; pro aliis quoque filliis meis, Hugone, Bosone et Ludovico neptos; unterzeichnet u.a. Signum Adeleydis comitissae, regiae matris et abbatissae - signum Judithae filiae Rudolfi regis (10) -- signum Ugonis incliti comitis atque fratis Augusti Rodulfi regis (Orig. Guelf. II Probat. p. 104 ff.). - Betr. Judith s. 11. -
    Hugo ist offenbar der unter Adelheids Söhnen genannte, also ein Bruder des Königs von Frankreich.
    Dessen, und nicht Rudolfs II. von Burgund Sohn ist der genannte Ludwig, der nepos - Enkel Adelheids; vgl. Hugonis Flavin. chron. SS VIII 359: Anno ab incarn. Dom. 936 rex Rodulfus absque liberis defungitur, nam Ludovicus filius eius, quem habuit ex Emma regina, ante obitum patris est defunctus.
    Noch Krüger, Der Ursprung des Welfenhauses etc., 1899, Stammtafel II. bezieht die Stelle auf den König von Burgund und gibt ihm Emma als 1. Gemahlin, obschon Rudolf II. v. B. 921/22 Berta von Alemannien heiratete und 924 IV. 6. König Rudolf (v. Fr.) mit seiner Gattin Ymma urkundlich erscheint (Gallia christ. IV Instr. col. 71).

    Hlawitschka Eduard: Seite 79,86,96,216, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    [Am 10. Juni 888 urkundete König Rudolf I. von Hoch-Burgund in Vabrevilla für seine Schwester Adelheid (Rec. de chartres de Cluny I, ed. A. Bernard-A. Bruel, Seite 40 nr. 33).]
    Rudolf hingegen mag vielleicht durch verwandtschaftliche Rücksichten angehalten worden sein, sich der südlich angrenzenden Rhonelande zu bemächtigen; hatte doch seine Schwester Adelheid den Bruder Bosos, den Grafen Richard von Autun zum Gemahl.
    Der Eintrag von 890 zeigt neben LUDWIG DEM BLINDEN und seiner Mutter Irmingard wiederum den Grafen Richard von Autun, und zwar mit seiner Gemahlin Adelheid.
    [Ludwig von Thurgau wird in einer Urkunde Adelheids, der Schwester König Rudolfs I. von Hoch-Burgund und Gemahlin Richards von Autun/Boulogne, als ihr nepos bezeichnet, auch König Rudolf II. wird dabei als ihr nepos genannt.]

    Schwager, Helmut: Seite 39, 161/62 mit Anm. 623

    Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 9,39, 161/62 mit Anm. 623

    Doch gelang es Graf Richard, der über eine Ehe mit der WELFIN Adelheid (+ nach 929), Schwester König Rudolfs I. von Hoch-Burgund, den Rücken frei hatte, die Grafschaften Auxerre, Troyes und Sens unter Kontrolle zu bringen.
    [Ausgegangen sind solche Behauptungen von einer einzigen Quelle, nämlich der Urkunde Herzogin Adelheids von Burgund (+ nach 929), der Witwe Herzog Richards des Gerechten, vom 14. Juni 929 aus Boyer, in der sie die Abtei Romainmoutier an die Benediktiner-Abtei Cluny verschenkt (Receuil de Chartres de Cluny 1, ed. Bruel, 359 nr 379) und .. dehinc pro me et domno Rudolfo rege, filio meo, et item Rudolfo rege, Ludovico nepote meo; ... pro aliis quoque filis meis Huguone, Bosoneet Ludovico nepote ... beten läßt, wobei man "Ludovico nepote" mit dem frühverstorbenen Enkel Adelheids identifizieren könnte. Verschiedenen Analisten und Historikern ist hier ein gravierender Fehler unterlaufen. Sie interpretieren nämlich "Ludovico nepote" als "Enkel" Herzogin Adelheids - wobei sie jedoch mangels Beweisen auf Hilfskonstruktionen, wie zum Beispiel eine zweite. Ehe König Rudolfs mit einer gleichnamigen "Emma" (so Alberich von Trois-Fontaines), angewiesen sind; dagegen ist die Deutung "Neffe" ebenfalls möglich, ja sogar bedeutend wahrscheinlicher, gibt es doch in der Urkunde einen "nepos" namens "rex Rudolf", der mit König Rudolf II. von Hoch-Burgund (+ 937) identisch sein dürfte, und einen "nepos Ludovicus" als dessen Bruder Graf Ludwig.]

    Schneidmüller Bernd: Seite 78, "Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung"

    Undeutlich bleibt das Konglomerat von Herrschaft und Besitz, das sich Konrad und sein Sohn Rudolf in den mehr als 20 Jahren seit Zuweisung der Amtsgewalt in den W-Alpen aufgebaut hatten. Immerhin wird ihr Rang in diesem Raum durch die Ehe von Rudolfs Schwester Adelheid mit Herzog Richard Justitiarius von Burgund ebenso deutlich wie in der welfischen Namengebung des aus dieser Ehe hervorgetretenen Nachfolgers Rudolf, Herzog von Burgund.

    Kienast Walter: Seite 89, "Der Herzogstitel in Deutschland und Frankreich (9. bis 12. Jahrhundert)"

    Richard ist 921 gestorben. Seine Witwe Adelheid, Schwester König Rudolfs I. von Hoch-Burgund, urkundet als comitissa. Es ist dies einer der frühesten Belege für die weibliche Form des Titels.




    oo Richard I. der Gerichtsherr Herzog von Burgund um 850-1.9.921

    Kinder:
    - Rudolf Herzog von Burgund vor 890-14./15.1.936
    - Hugo I. der Schwarze - 17.12.952
    - Boso Graf von Vitry - 13.9.935
    - Irmgard
    oo Giselbert Graf von Chalon-sur-Saone - 8.4.936
    - Richilde
    948/55 oo Leotald II. Graf von Burgund-Macon - 17.9.965
    - Adelheid
    oo Reginar II. von Hennegau




    Literatur:
    Diener, Ernst: Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen. in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908 Seite 73-82 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 36 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 79,86,96,216,241,249 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 78 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 9,39, 161/62 mit Anm. 623 -

    Familie/Ehepartner: von Burgund, Richard I.. Richard (Sohn von von Amiens, Balduin und von Arles, Richilde) wurde geboren um 850; gestorben am 1 Sep 921; wurde beigesetzt in Sens [89100],Yonne,Burgund,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 48. von Burgund, Rudolf I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren vor 890; gestorben in Jan 936 in Auxerre [89000],Yonne,Burgund,Frankreich; wurde beigesetzt in Sens [89100],Yonne,Burgund,Frankreich.
    2. 49. von Burgund, Hugo I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 890; gestorben am 17 Dez 952; wurde beigesetzt in Besançon [25000],Doubs,Franche-Comté,Frankreich.
    3. 50. von Burgund, Boso  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 890/895; gestorben am 13 Sep 935.
    4. 51. von Burgund, Irmgard  Graphische Anzeige der Nachkommen
    5. 52. von Burgund, Richilde  Graphische Anzeige der Nachkommen

  3. 23.  im Lahngau, Konrad Graphische Anzeige der Nachkommen (11.N.3, 2.Konrad2, 1.Heilwiga1) wurde geboren um 855; gestorben am 27 Feb 906 in Fritzlar [34560],Schwalm-Eder-Kreis,Hessen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Hessengau,Hessen,Deutschland; Graf im Hessengau
    • Titel/Amt/Status: Lahngau,Deutschland; Graf im Oberlahngau
    • Titel/Amt/Status: 892-906, Sorbische Mark; Markgraf der sorbischen Mark

    Notizen:

    Konrad der Ältere
    Graf im Ober-Lahn- und Hessengau
    Markgraf der sorbischen Mark (892-906)
    ca 855-27.2.906 gefallen bei Fritzlar
    Ältester Sohn des Grafen Udo im Lahngau aus dem Hause der KONRADINER

    Barth Rüdiger E.: Seite 180,"Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert"

    Chuonradus (Konrad der Ältere) -27.2.905/906

    Graf im Oberlahngau, Bruder Eberhards, Graf im Niederlahngau, und Gebhards, Graf in der Wetterau (+ 22.6.910);
    Wampach, Lux., S. 148, Nr. 135, a. 899; ebd., Nr. 138, a. 902 und Nr. 141, S. 157 Anm. 5; gem. Jb. G l. G V,2 S. 38: Laienabt der Abtei S. Maximin.

    Dümmler Ernst: Seite 103,104,117,119, "Die Chronik des Abtes Regino von Prüm"

    892
    Um dieselbe Zeit zieht Arn, der ehrwürdige Bischof der Wirziburger Kirche, auf Ermahnung und Anraten des Thüringer-Herzogs Poppo zur Schlacht gegen die Slaven aus und fällt in eben dieser Schlacht [Am 13. Juli gegen die Chutizer unweit der Chemnitz.]; seinen Stuhl nahm Ruodulfein und folgte ihm in der Bischofswürde nach, der, obwohl von edler Geburt, ein Bruder nämlich der Grafen Cuonrad und Gebehard [Sie waren Blutsverwandte ARNOLFS und in O-Franken, Hessen und am Mittelrhein angesessen.], doch äußerst einfältig war.
    Poppo, der Thüringer-Herzog, wird seiner Würden entkleidet und das Herzogtum, das er verwaltet hatte, Cuonrad überwiesen, der es aber nur kurze Zeit inne hatte und es frteiwillig wieder aufgab.
    906
    Graf Cuonrad schickte seinen Sohn Cuonrad mit einer ansehnlichen Schar von Bewaffneten ab, um Gerard und dessen Bruder Matfrid anzufallen, weil diese seinen und seines Bruders Gebehard Lehen, das heißt den Besitz des heiligen Maximin [St. Maximin zu Trier] und der heiligen Maria zu den Speichern, sich gewaltsam zugeeignet hätten; mit ihnen verband sich ein Heer aus dem Reiche Lothars. Sie gelangten aber bis in den Blesigau, indem sie das Erbteil und den Besitz der obengenannten Brüder und ihrer Vasallen mit Raub und Feuer verheerten.
    Während dies im Reiche Lothars geschah, hatte der ältere Cuonrad mit einer großen Schar von Fußgängern und Reitern sein Lager in Hessen an dem Orte, der Friedeslar heißt [Fritzlar], indem er auf die häufigen Einfälle Adalberts sein Augenmerk richtete; sein Bruder Gebehard aber harrte mit allen, die er hatte an sich ziehen können, in der Wedereitha [Die Wetterau] eines plötzlichen Einbruches eben jenes Adalberts. Auch gab ihnen der Ausgang der Dinge durchaus Recht; denn als Adalbert merkte, daß die Macht der Gegner geschwächt sei, weil sie sich nach drei Seiten hin verteilt hatte, versammelte er seine Gefährten, froh, daß die günstige und lange ersehnte Zeit gekommen sei, und ergreift alsbald die Waffen; und zwar gibt er sich zuerst den Anschein, als wolle er seine Truppen gegen Gebehard führen, damit er sowohl diesen den Krieg fürchten laasse, als auch seinen Bruder sicher mache; darauf lenkt er mit so großer Geschwindigkeit, als er vermochte, sein Heer gegen Cuonrad. Als Cuonrad dies zu spät erkannt hatte, teilt er seine Gefährten in drei Haufen und rückt ihm ohne Zögern entgegen; da das Treffen begann, wenden zwei Haufen, der eine vom Fußvolk und der andere von den Sachsen sogleich den Rücken. Da Cuonrad diese vergeblich mit lautem Rufe ermahnte, sie möchten keineswegs den Feinden weichen, sondern für das Heil ihrer Weiber und Kinder und zur Verteidigung des Vaterlandes aus allen Kräften streiten, so stürzt er sich selbst mit der dritten Schar, anchdem er seine Kameraden angefeuert, auf die Widersacher, aber alsbald beim ersten Angriff wurde er mit vielen Wunden bedeckt und seines Lebens beraubt. Adalbert trug den Sieg davon, verfolgte mit seinen Gefährten die Fliehenden und streckte eine zahllose Menge, hauptsächlich von Fußgängern, mit dem Schwerte nieder. Indem er darauf drei Tage hinereinander jene ganze Landschaft durchstreifte, richtete er durch Mord und Plünderung alles zu Grund. Als dies vollbracht war, kehrte er mit seinen Genossen, die mit der Kriegsbeute und unermeßlichem Raube beladen waren, in die Feste Babenberg zurück. Dieses Blutbad ereignete sich aber am 27. Februar. Die Leiche Cuonrads hoben die Söhne [Cuonrad und Eberhard] nebst ihrer Mutter [Glismoda] auf und bestatteten sie in der Feste, die Willineburch [Weilburg] genannt wird.

    Konrad folgte als Graf im Ober-Lahngau, Vogt zu St. Maximin und Kettenbach. Er war Gegner der LIUDOLFINGER wegen Thüringen und war dort 892-893 Herzog. Im Jahre 897 bestätigte Kaiser ARNULF auf dem Reichstag zu Regensburg die Übertragung von Besitz an das Kloster Fulda, wobei es sich um konradinische Besitzanteile an den Siedlungen Dachrieden, Ammern, Görmar und dem wüsten "Emilinhusen", die sich wie ein Kranz um den Zentralpunkt Mühlhausen legten, handelte. Als zweite Gruppe konradinischer Besitzungen traten Güter in Sömmerda und "Hagen" entgegen, die durch eine undatierte, König KONRAD I. zugeschriebene Urkunde ebenfalls an Fulda kamen. Diese Reichslehen hatte er erst 892 im Kampf gegen LIUDOLFINGER und POPPONEN von Kaiser ARNULF erhalten und die Abgabe des Besitzes mußte als Scheitern in ihrer Aufgabe in Thüringen angesehen werden. Er wurde durch Kaiser ARNULF 893 anstelle der BABENBERGER Markgraf im Maingau, was zur erbitterten Feindschaft zu diesem Geschlecht führte. Mit Hilfe ARNULFS von Kärnten gelang es den KONRADINERN ihre Stellung auszubauen und ihre Rivalen, die BABENBERGER zu verdrängen. Er war eng mit Erzbischof Hatto von Mainz liiert und mit ihm seit 899 einflußreiches Regentschaftsmitglied für den König Ludwig IV. das Kind. Er gewann nach und nach alle hessischen und mainfränkischen Grafschaften, dazu auch die niederrheinischen Grafschaften und besaß eine herzogsähnliche Stellung im Raum Franken. Konrad der Ältere führte Macht und Einfluß seines Hauses in Hessen und im Weserland zu einem ersten Höhepunkt. In der Babenberger Fehde besiegten die KONRADINER 902 ihre Gegner und Konrad der Ältere erhielt 903 von den konfiszierten babenbergischen Gütern die Grafschaft im Gau Gozfeld, die im Maindreieck östlich Würzburg liegt. Wahrscheinlich 903 erhielt er Lehen im Volkfeld und im Iffgau. Konrad unterlag aber dem BABENBERGER Adalbert in der Schlacht bei Fritzlar, als die konradinischen Streitkräfte in Lothringen gebunden waren, und fiel in der Schlacht. Durch seinen Tod beschwor er eine höchst gefährliche Krise der gesamten konradinischen Position im Reich herauf. Erst nachdem es vornehmlich durch den Einsatz des Mainzer Erzbischofs Hatto gelungen war, die auf dem Schlachtfeld gefundene Entscheidung durch eine spätere, die das Gericht fällte, unwirksam zu machen, war nicht nur eine in drohende Nähe gerückte Katastrophe des KONRADINER-Hauses vereitelt, sondern der Weg geöffnet zu neuen Erfolgen.
    Konrad wurde von seiner Witwe und seinen Söhnen in der Feste Weilburg bestattet.

    Dietrich Irmgard: "Die Konradiner im fränkisch-hessischen Grenzraum"

    Lediglich drei Urkunden sprechen noch heute vom ehemaligen KONRADINER-Gut in Thüringen. In der ältesten bestätigt Kaiser ARNULF auf dem Reichstag zu Regensburg 897 die Übertragung von quasdam res de beneficio Konrads des Älteren an das Kloster Fulda. Es handelt sich dabei um die konradinischen Besitzanteile an den Siedlungen Dachrieden, Ammern Görmar und dem wüsten "Emilinhusen", die sich wie ein Kranz um den Zentralpunkt Mühlhausen legen, wo die KONRADINER nicht unmittelbar nachweisbar sind. Abgelöst von diesem Komplex im oberen Unstruttal wird ferner Diedorf an der heutigen Straße von Mühlhausen nach Heldra an der Werra genannt, sowie Lengenfeld.

    Schieffer Rudolf: Seite 190,194,197, "Die Karolinger"

    892 sorgte ARNOLF für den Sturz des von KARL III. geförderten BABENBERGERS Poppo in der Sorbenmark und ließ dafür die konradinischen Verwandten seiner Gattin, Graf Konrad den Älteren sowie dessen Bruder Rudolf als Bischof von Würzburg, in Mainfranken und Thüringen zu vorherrschenden Einfluß gelangen.
    In der Gegend von Prüm wurde im Oktober eine offene Feldschlacht zwischen den beiden KAROLINGERN durch einen Waffenstillstand abgewendet, doch zeigten die Friedensverhandlungen im Frühjahr 899 in St. Goar am Mittelrhein, bei denen die ostfränkischen Abgesandten ARNOLFS, Erzbischof Hatto von Mainz sowie die KONRADINER Konrad und Gebhard, ein gewichtiges Wort mitsprachen, daß es um Zwentibolds Autorität und Autonomie immer schlechter bestellt war.
    Im Kreis der großen Familien gaben nun erst recht die unter ARNOLF aufgestiegenen KONRADINER den Ton an, die sich in Hessen, aber nicht in Thüringen gegen die sächsischen LIUDOLFINGER behaupteten und in Mainfranken seit 902 im Namen des Königs eine blutige Fehde mit den BABENBERGERN ausfochten; daß Graf Konrad der Ältere dabei 906 den Tod fand, zog alsbald die Gefangennahme und Hinrichtung des letzten BABENBERGERS Adalbert nach sich, womit der Weg frei war für den jüngeren Konrad, den nachmaligen König, der fortan als dux in Rhein- und Mainfranken waltete.

    oo Glismut (Glismoda), Tochter des Kaisers ARNULF von Kärnten um 865-26.4.924
    Nach Jackman/Fried Gismoda (von Sachsen)

    Kinder:
    - KONRAD I. um 881-23.12.918
    - Eberhard Herzog von Franken um 885-2.10.939
    - Udo III. Graf im Ober-Lahngau - um 918
    - Tochter
    oo Werner Graf im Worms- und Nahegau
    -
    Nach Jackman/Fried
    - Burkhard

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 49,95 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990 Seite 180,186 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 24,27 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 103,104,117,119 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 357,453,468,488,499,503,518,523,532,537 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969 Seite 51,134 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 170,179,182,189-191,194 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 38,40 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 190,194,197,225 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 93,103,105 - Widukind von Corvey: Res gestae Saxonicae, Philipp Reclam Jun. Stuttgart 1981 Seite 59 -


    Gestorben:
    gefallen bei Fritzlar

    Familie/Ehepartner: Glismut. Glismut (Tochter von von Kärnten, Arnulf und Oda) wurde geboren um 865; gestorben am 26 Apr 924. [Familienblatt] [Familientafel]


  4. 24.  im Lahngau, Eberhard Graphische Anzeige der Nachkommen (11.N.3, 2.Konrad2, 1.Heilwiga1) wurde geboren um 858; gestorben in 902.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Lahngau,Deutschland; Graf im Nieder-Lahngau

    Notizen:

    Eberhard Graf im Nieder-Lahngau
    - 902 gefallen
    Sohn des Grafen Udo im Lahngau aus dem Hause der KONRADINER
    Eberhard starb an einer Wunde, die er in einer Schlacht gegen die BABENBERGER erhalten hatte.

    Holtzmann Robert: Seite 40, "Geschichte der sächsischen Kaiserzeit"

    Das rheinfränkische Haus der KONRADINER, auch in Hessen begütert, ging auf den Grafen Gebhard von Lahngau zurück, der unter LUDWIG DEM FROMMEN sich Verdienste und Ansehen erworben hat. Seine Söhne, voran der älteste, Udo, sind mit Ludwig dem Deutschen zerfallen und wurden 861 abgesetzt. Das Geschlecht trat dann eine Zeitlang zurück, bis die vier Söhne Udos durch den Anschluß an ARNULF bei dessen Ergebung wieder zu Macht und Einfluß gelangten, die Brüder Konrad, Gebhard, Eberhard und Ruudolf. Konrad, der älteste von ihnen (der Vater König KONRADS I.), erhielt Grafschaften im Lahngau und in Hessen, 892 vorübergehend auch die Sorbische Mark, Gebhard und Eberhard besaßen ebenfalls Grafschaften in Rheinfranken, Rudolf, der jüngstete, wurde 892 Bischof von Würzburg, trotz seiner geistigen Beschränktheit: "obgleich adelig, dennoch sehr dumm" so wird er uns geschildert. Da im Bereich der Würzburger Diözese die Grafschaften der BABENBERGER lagen, kam es alsbald zu Reibereienen, die schließlich zu der großen Babenberger Fehde zwischen den beiden Häusern führte. Sie hat fünf Jahre gedauert und ist in Mainfranken ausgetragen worden. In einer ersten Schlacht (902) wurden die BABENBERGER geschlagen, Heinrich II. fiel und auch Adalhard geriet in Gefangenschaft. Doch auch einer der KONRADINER, Eberhard, hatte eine tödliche Wunde erhalten, und als er nach wenigen Tagen starb, ließ der darob ergrimmte Gebhard auch dem gefangenen Adalhard den Kopf abschlagen, so daß von den BABENBERGERN nur mehr der älteste, Adalbert, übrig war. Ihm oblag die Blutrache für den hingemordeten Adalhard, und die Gegner bekamen das zu spüren. Adalbert verjagte in der Folge den Bischof Rudolf von Würzburg, riß mit Gewalt die Besitzungen des gestorbenen Eberhard an sich, überfiel schließlich im Februar 906 den Grafen Konrad bei Fritzlar und errang auch über ihn einen vollständigen Sieg, Konrad selbst ist in der Schlacht gefallen.

    Fried, Johannes: Seite 83, "Prolepsis oder Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradiner-Genealogie im 10. und frühen 11. Jahrhundert"

    Der dritte der vier Brüder, Graf Eberhard I. vom Niederlahngau, besaß mehrere Söhne, deren einer der berühmte, in Liedern besungene, doch ehelos gebliebene Konrad "Kurzbold" war, deren zweiter Gebhard III. hieß und als deren dritter wahrscheinlich ein Eberhard II. zu gelten hat. Gebhard III. hatte seinerseits wenigstens einen Sohn Konrad, der sich wiederum eines gleichnamigen Sohnes erfreute. Auch ein Udo käme als Sohn jenes Gebhard III. in Betracht, doch ist das ungewiß. Eberhard II. dürfte gleichfalls Söhne, nämlich Eberhard III. und Konrad, gezeugt haben.

    oo Wiltrud
    Kinder:
    - Konrad Kurzbold ca 885/90-30.6.948
    - Eberhard Graf im Niederlahngau ca 890/95-10.5.966
    - Gebhard Graf im Ufgau - nach 15.1.947
    - Udo Graf

    Literatur:
    Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990 Seite 170,180 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 357,488,522,524 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969 Seite 51 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 40 -

    Gestorben:
    gefallen


  5. 25.  im Lahngau, Rudolf I. Graphische Anzeige der Nachkommen (11.N.3, 2.Konrad2, 1.Heilwiga1) wurde geboren um 860; gestorben am 3 Aug 908.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 892-908, Würzburg [97070],Würzburg (Stadt),Bayern,Deutschland; Bischof von Würzburg

    Notizen:

    Rudolf I. Bischof von Würzburg (892-908)
    ca. 860-3.8.908
    Sohn des Grafen Udo im Lahngau aus dem Hause der KONRADINER

    Althoff Gerd: Seite 314, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    B 91 Me: 3.8. Ruodolfus eps + 908 Würzburg

    (Es.) Rudolfs Eintrag gehört zu den Übernahmen aus älteren Vorlagen, die beim Beginn des eigenständigen ottonischen Gedenkens gemacht wurden. In diesen Vorlagen, die vielleicht aus der Halberstädter Domkirche stammen, waren alle Würzburger Bischöfe seit dem endenden 8. Jahrhundert enthalten; siehe dazu oben S. 190.
    Zu Rudolfs Herkunft - er war KONRADINER - und seiner Tätigkeit vgl. Wendehorst, Würzburg, S. 51f.; Lindner, Würzburg, S. 235ff.
    Zum Todesdatum: Wendehorst, S. 55 sowie FW B 22 mit weiteren Hinweisen.

    Rudolf wurde durch Kaiser ARNULF Bischof von Würzburg und war dessen treuer Anhänger. Er wurde zeitweise von den BABENBERGERN verjagt, die dort dominierten, wurde 899 Mitregent für König Ludwig IV. das Kind, bekriegte die BABENBERGER und war 906 an der Hinrichtung des Grafen Adalbert beteiligt. Rudolf fiel im fränkisch-thüringischen Heer gegen die Ungarn.

    Finckenstein Fimck von: Seite 148, "Bischof und Reich"

    Die Bedeutung Würzburgs für Franken und das ostfränkische Königtum wird schon vor unserem Betrachtungszeitraum an der Ernennung Bischof Rudolfs (892-908) erkennbar, der mit König ARNULF verwandt und Vater-Bruder König KONRADS I. war. In seine Amtszeit fiel die für die KONRADINER siegreiche Auseinandersetzung mit den sogenannten älteren BABENBERGERN um die Vormachtstellung in Franken, in deren Mittelpunkt das Bistum Würzburg stand, und die eine wesentliche Voraussetzung für den Aufstieg der KONRADINER zum Königtum wurde.

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 190,314 B 91 - Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhrhundert. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990 Seite 20 Anm. 32,183 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste. Die Gründung des Deutschen Reiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH, Bergisch Gladbach 1987 Seite 176 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Reginno von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 103,109,115 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 356,488,498,521-524,549,565 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969 Seite 51 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 190,198 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 93 -

    Neue Deutsche Biographie - Rudolf (Ruodolfus, Rathulfus, Rothulff)

    Bischof von Würzburg (wahrscheinlich seit 892), ⚔ 3.8.908.

    Die Annahme, R. sei Abt von Hersfeld gewesen (Fries), ist unrichtig. Wohl aufgrund der guten Beziehungen seiner Familie zu Kg. Arnulf erhielt er – wahrscheinlich noch 892 – den Bischofsstuhl von Würzburg, hat aber in der Umgebung des Königs keine nachweisbare Rolle gespielt. Lediglich auf der Reichsversammlung und dem Konzil von Tribur läßt er sich am 5.5.895 nachweisen.

    R.s Regierung steht im Zeichen der sog. Babenberger Fehde, in der es zwischen den Konradinern und den älteren Babenbergern (Popponen) um die Vormachtstellung in Ostfranken ging. Da die Babenberger dem Königtum Arnulfs distanziert gegenüberstanden, hatte der König in dem bis dahin von den Babenbergern dominierten ostfränk. Raum Güter an die Konradiner vergeben. Ein daraus resultierendes aggressives Ausgreifen der Popponen im Bistum Würzburg provozierte die konradin. Reaktion: 897 begann angeblich „aus geringfügigen Ursachen“ (ex parvis minimisque rebus), wie Regino v. Prüm berichtet, die Fehde zwischen R. und den babenberg. Brüdern Adalhard und Heinrich; der König selbst hielt sich im Hintergrund. Umfangreiche Verwüstungen nötigten R. 902 zu einem Hilferuf an seine Brüder Eberhard und Gebhard. Vor der Burg Bamberg kam es zur Schlacht, wobei Heinrich und Eberhard fielen sowie Adalhard in Gefangenschaft geriet; Gebhard ließ Adalhard eigenmächtig hinrichten. Dieser Landfriedensbruch wurde im Febr. 903 in Forchheim vom König zugunsten der Konradiner entschieden. Kurz darauf wurde R. von dem letzten lebenden Babenberger Adalbert aus Würzburg vertrieben; in der Folge konnte er sein Bistum wohl kaum noch betreten. 906 wurden die Konradiner erneut von Adalbert besiegt; daraufhin belagerte ihn Kg. Ludwig, nahm ihn gefangen und ließ ihn am 9.9.906 hinrichten. Sein Besitz verfiel dem König, der diesen „inter nobiliores“ und wohl auch an das Bistum Würzburg wieder verteilte. R. stellte sich im Sommer 908 mit einem thür.-fränk. Heer den einfallenden Ungarn und fiel in der Schlacht am 3.8.908. Über seine kirchliche Tätigkeit ist nichts bekannt.



    Gestorben:
    fiel im fränkisch-thüringischen Heer gegen die Ungarn


  6. 26.  im Lahngau, Gebhard II. Graphische Anzeige der Nachkommen (11.N.3, 2.Konrad2, 1.Heilwiga1) wurde geboren um 865; gestorben am 22 Jun 910 in Augsburg [86150],Augsburg,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Wetterau,Hessen,Deutschland; Graf in der Wetterau
    • Titel/Amt/Status: Lothringen,Frankreich; Statthalter von Lothringen

    Notizen:

    Gebhard II. der Jüngere
    Statthalter von Lothringen
    Graf in der Wetterau
    ca 865-22.6.910 gefallen bei Augsburg
    Jüngster Sohn des Grafen Udo im Lahngau aus dem Hause der KONRADINER


    Gebhard II. der Jüngere wurde Graf im Nieder-Lahngau und gesamten südlichen Hessen mit Niddagau, Rheingau und Wetterau, Vogt von St. Maximin und Oeren und half gegen die BABENBERGER. Er wurde vom König 904 als Statthalter in Lothringen, wo ihm und seiner Familie mehrere Güter und Lehen übertragen worden waren, im Widerstreit mit dem Hause HENNEGAU eingesetzt. Gestützt auf die konradinische Hausmacht konnte sich Gebhard in dem unruhigen Lothringen behaupten. Vergeblich empörten sich 906 die Grafen Gerhard und Matfried. Dieser Aufstand wurde aber nicht durch Gebhard, der gegen die BABENBERGER kämpfte, sondern Konrad den Jüngeren niedergeworfen. An der Spitze des ostfränkischen Heeres fiel er in einer Schlacht gegen plündernde Ungarn am Lech. Er gründete eine Kirche zu Wetzlar.

    Barth Rüdiger E.: Seite 180, "Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert"

    Gebehardus + 22.6.910 gegen Ungarn

    Bruder o.e. Konrads, Graf im Rheingau und in der Wetterau, zu jener Zeit der erste Mann in Lothringen; s.a. Isenburg I, Tafel 4; Wampach, Lux. S. 148, Nr. 135, a. 899; G. Streich, Burg und Ki., S. 143.

    Mohr Walter: Band I Seite 14, "Geschichte des Herzogtums Lothringen"

    Die Familie der KONRADINER war nicht in Lothringen beheimatet, der König stattete sie aber jetzt im Lande mit Besitzungen aus, um ein entsprechendes Gegengewicht gegen die allzu selbständigen Großen zu erhalten. Und nun ist es auffallend, dass Gebhard in einer königlichen Urkunde aus dem Jahre 903 den Titel trägt: Herzog des Reichs, das von vielen das Lothars genannt wird. Die Stellung eines Herzogs des Reichs dürfte darauf deuten, dass Gebhard ein Stellvertreter des Königs war, und daß sich seine Befugnisse innerhalb einer Amtsstellung über ganz Lothringen erstreckten. Wichtiger für unsere Betrachtung ist es aber, dass es sich hier um ein Gebiet handelte, das nach den Grenzen des Reichs Lothars ausgerichtet war, das also immer noch als gewissermaßen außerhalb des eigentlichen ostfränkischen Reichs liegend aufgefaßt wurde.
    Indes könnte die Ernennung Gebhards zum Herzog in Lothringen, die man schon vor das Jahr 903 datieren will, darauf weisen, dass Ludwig das Kind seine Herrschaft in Lothringen nicht als Nachfolger im Königtum Zwentibolds, sondern im Sinne einer Annexion des Landes aufgefaßt hat, denn Gebhard erscheint lediglich als Stellvertreter des Königs, er besaß nicht die Befugnisse eines Stammesherzogs. Bezeichnend ist es wohl auch, dass er nicht in Lothringen residierte, vielmehr hielt er sich durchweg in der Umgebung des Königs auf. Im allgemeinen wurde er sogar einfach als Graf tituliert. Man wird demgemäß nicht von der Existenz eines Herzogtums Lothringen im üblichen Sinne für die damalige Zeit sprechen können. Die Stellung Gebhards war natürlich stark umstrittten, da Reginar, Gerhard und Matfried besser berechtigt zu sein glaubten, diese Rolle in ihrem eigenen Lande zu spielen als Landfremde. Wir wissen nicht, wie die Parteigruppierungen sich im einzelnen gestalteten. Eine oppositionelle Bewegung ging schließlich von Gerhard und Matfried aus. Beide scheinen aber nur wenig Anhang besessen zu haben, sogar ihre Verwandten hielten sich von ihnen fern. Auch Reginar hatte nichts mit ihnen zu tun.
    Anfang 906 gingen Gerhard und Matfried gegen die Besitzungen der KONRADINER in Lothringen vor und besetzten die Abteien St. Maximin und Oeren in Trier. Wir hören dann von einem Waffenstillstand, doch läßt sich für das Ganze kein abschließendes Bild gewinnen. Jedenfalls griff im Herbst 906 König Ludwig in Lothringen ein. Er erschien in Metz und eröffnete gegen die geflüchteten Gerhard und Matfried ein Verfahren, das gegen sie die Ächtung und die Konfiszierung ihrer Güter aussprach. Bei dieser Gelegenheit taucht auch Reginar für uns wieder in der Öffentlichkeit auf. Er befand sich in der Umgebung des Königs und stand auch mit dem mächtigen Gebhard auf gutem Fuß. Über die Stellungnahme der übrigen lothringischen Großen zum Urteil von Metz ist uns nichts bekannt.
    Neben dem weiterhin in maßgebender Stellung verbleibenden Gebhard dürfte jetzt auch ein steter Aufstieg Reginars eingesetzt haben. Beide Grafen erscheinen zusammen unter der ehrenvollen Bezeichnung egregius. Mit dem Tode Gebhards im Jahre 910 eröffneten sich für Reginar neue Möglichkeiten. Ein Nachfolger für den Verstorbenen im Herzogsamte scheint nicht bestimmt worden zu sein, und so besaß Reginar schon rein faktisch in seiner Macht keinen Konkurrenten mehr.

    Holtzmann Robert: Seite 40,44, "Geschichte der sächsischen Kaiserzeit"

    Das rheinfränkische Haus der KONRADINER, auch in Hessen begütert, ging auf den Grafen Gebhard von Lahngau zurück, der unter LUDWIG DEM FROMMEN sich Verdienste und Ansehen erworben hat. Seine Söhne, voran der älteste, Udo, sind mit Ludwig dem Deutschen zerfallen und wurden 861 abgesetzt. Das Geschlecht trat dann eine Zeitlang zurück, bis die vier Söhne Udos durch den Anschluß an ARNULF bei dessen Ergebung wieder zu Macht und Einfluß gelangten, die Brüder Konrad, Gebhard, Eberhard und Rudolf. Konrad, der älteste von ihnen (der Vater König KONRADS I.), erhielt Grafschaften im Lahngau und in Hessen, 892 vorübergehend auch die Sorbische Mark, Gebhard und Eberhard besaßen ebenfalls Grafschaften in Rheinfranken, Rudolf, der jüngste, wurde 892 Bischof von Würzburg, trotz seiner geistigen Beschränktheit: "obgleich adelig, dennoch sehr dumm" so wird er uns geschildert. Da im Bereich der Würzburger Diözese die Grafschaften der BABENBERGER lagen, kam es alsbald zu Reibereien, die schließlich zu der großen Babenberger Fehde zwischen den beiden Häusern führte. Sie hat fünf Jahre gedauert und ist in Mainfranken ausgetragen worden. In einer ersten Schlacht (902) wurden die BABENBERGER geschlagen, Heinrich II. fiel und auch Adalhard geriet in Gefangenschaft. Doch auch einer der KONRADINER, Eberhard, hatte eine tödliche Wunde erhalten, und als er nach wenigen Tagen starb, ließ der darob ergrimmte Gebhard auch dem gefangenen Adalhard den Kopf abschlagen, so daß von den BABENBERGERN nur mehr der älteste, Adalbert, übrig war. Ihm oblag die Blutrache für den hingemordeten Adalhard, und die Gegner bekamen das zu spüren. Adalbert verjagte in der Folge den Bischof Rudolf von Würzburg, riß mit Gewalt die Besitzungen des gestorbenen Eberhard an sich, überfiel schließlich im Februar 906 den Grafen Konrad bei Fritzlar und errang auch über ihn einen vollständigen Sieg, Konrad selbst ist in der Schlacht gefallen.
    Man war sich aber darüber klar, daß das von manchen Seiten bedrohte Lothringen eines Führers bedurfte, und die Reichsregierung bediente sich auch hier der KONRADINER, indem sie den Grafen Gebhard zum Herzog von Lothringen erhob. Hier handeltes sich also um keine aus einem Volksstamm heraus erwachsene Gewalt, sondern um einen vom König erhobenen Beamten. Er wurde mit einigen Gütern und Abteien ausgestattet, konnte aber keinen festen Rückhalt bei den lothringischen Herren gewinnen. Der kluge Reginar verstand es, sich mit den neuen Herren im Reiche wie im Lande zu stellen; er wurde in seine Grafschaften und Besitzungen wieder eingesetzt und scheint einen größeren Einfluß als der landfremde Herzog besessen zu haben. Die Ungarn, die auf ihren Streifzügen weit nach Westen, nach Lothringen, Burgund und Oberitalien kamen, machten beiden viel zu schaffen; im Jahre 910 ist Gebhard in einer Schlacht gegen sie gefallen.

    Hlawitschka Eduard: Seite 171,189-193, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    Da hier nämlich St. Maximin und Oeren bei Trier als Lehen Gebhards und Konrads bezeichnet sind, ihnen beiden also aus Königshand zum Nießbrauch überlassen waren, ja da außerdem feststeht, daß St. Maximin schon 887/88 von König ARNULF an den Grafen Megingaud verliehen worden war und Megingauds honores nach seiner Ermordung 892 ex parto an Zwentibold übergingen, bleibt nur der Schluß übrig, daß Oeren 897 in der Hand Zwentibolds blieb, nach dessen Tode dann zusammen mit dem ihm schon 892 zugefallenen St. Maximin in die Hand Ludwigs des Kindes kam, um von diesem an seine Hauptbeauftragten für Lotharingien, Gebhard und Konrad verliehen zu werden.
    Nicht einmal die Abteien, die ihnen Zwentibold 897 abgesprochen hatte, konnten sie zurückgewinnen; diese gingen in die Hände der auch mit alten Interessen im Moselgebiet auftretenden KONRADINER (das heißt in die Hände Konrads des Älteren und seines Bruders Gebhard) über, die freilich mit den MATFRIEDINGERN in einer entfernten Verwandtschaft gestanden zu haben scheinen [Zu jenem Adalhard I. flohen nun aber 861 die Grafen Uto und Berengar samt ihrem Bruder Waldo (Ann. Fuldens. ad 861 Seite 55). Sie waren Adalhards propinqui (Ann. Bertin. ad 861 Seite 55 und ad 865 Seite 80); einer von ihnen ist wiederum der Vater Konrads des Älteren und Herzog Gebhards. Gerhard und Matfried standen demnach also in einer weiteren, aber ihnen wohl durchaus noch bewußten Verwandtschaft mit den KONRADINERN.]. Gerade diese Verwandtschaft, auf die man bislang noch nicht aufmerksam wurde, dürfte es erklären, daß die MATFRIEDINGER eine solche Wendung zunächst hinnahmen; von ihren Verwandten mochten sie wohl erst eine Förderung ihrer Interessen erwartet haben. Der Bruch mußte wohl gleichsam zur beschlossenen Sache werden, als die KONRADINER Eberhard und Otto im niederrheinischen-lotharingischen Grenzraum, und zwischen Duisburggau und im Keldachgau, die Grafschaftsrechte erwarben und ihr Bruder Konrad der Jüngere (der Sohn Konrads des Älteren und spätere König KONRAD I.) die Abtei Kaiserswerth gewinnen konnte [Zu Otto und Eberhard als Grafen des Duisburg- und des Keldachgaues vgl. MG DD Ludwig das Kind Seite 150 nr. 35 vom 3. August 904. Ebenda wird Konrad der Jüngere als Laienabt von Kaiserswerth genannt. Am 26. Juli 910 ist dann Konrad der Jüngere auch als Graf im Keldachgau bezeugt, vgl. MG DD Ludwig das Kind Seite 210f. nr. 73. - Es durchaus möglich, daß die KONRADINER auch die Abtei Chevremont erwerben konnten.], ja deren Onkel Gebhard - vielleicht bei Ludwigs mehrwöchigem Aufenthalt in Lotharingien während des Jahres 902 - ganz offiziell zum ersten Mann des ehemaligen Lothar-Reiches bestimmt und von der königlichen Kanzlei 903 dann auch als dux regni quod a multis Hlotharii dicitur bezeichnet wurde.
    Die Gelegenheit zum Zuschlagen bot sich den MATFRIEDINGERN, als wohl gegen Ende 905 der Streit zwischen den KONRADINERN und den BABENBERGERN um die Vormachtstellung in O-Franken in voller Heftigkeit zu entbrennen begann. Nun schlugen auch die MATFRIEDINGER gegen ihre konradinischen Rivalen los: Gerhard und Matfried bemächtigten sich der Trierer Abteien Oeren und St. Maximin. Aber bereits zu Beginn des Jahres 906 zog Graf Konrad der Jüngere (Sohn Konrads des Älteren und Neffe des Herzogs Gebhard) gegen Gerhard und Matfried zu Felde, um ihnen diese Kloster wieder zu entreißen. Während indessen sein Vater Konrad der Ältere, dem Herzog Gebhard vergeblich Unterstützung zuzuführen versuchte, im Kampf gegen den BABENBERGER Adalbert fiel (22.2.906), vermochte Konrad der Jüngere die beiden MATFRIEDINGER in den Bliesgau zurückzudrängen.
    Gerhard fiel dann offenbar, wie auch sein großer Rivale Herzog Gebhard, am 22. Juni 910 in der Augsburger Ungarnschlacht
    Daß sich Reginar Langhals im Oktober 906 in Metz bei der Verurteilung der MATFRIEDINGER einfand und daß er auch 908 zusammen mit Herzog Gebhard bei der Vergabe von MATFRIEDINGER-Gut am Königshof intervenierte, gibt noch einmal deutlich die Rivalität zu erkennen, in der er zu den MATFRIEDINGERN seit Jahren gestanden haben muß, und unterstreicht andererseits, daß Reginar vorerst in Verbindung mit den KONRADINERN, nicht gegen sie, seine Stellung zu festigen suchte.
    Durch den plötzlichen Tod, den der konradinische dux Gebhard 910 im Kampf gegen die Ungarn fand, geriet das labile Gleichgewicht ins Schwanken und kam eine neue Entwicklung ins Rollen.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 51,60, "Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert"

    Schenk zu Schweinsberg, a.a.O. meint, daß man in Gebhard, Cuno und nochmals Cuno die zwischen 940 und der Jahrtausendwende im Ufgau (MG DD Otto I Seite 110 nr. 23, DD Otto III Seite 438 nr. 39 und Seite 574 nr. 162) nachzuweisenden Grafen (vgl. auch MG DD Otto II Seite 61 nr. 51, Seite 160 nr. 143 und DD Otto III Seite 570 nr. 158, Seite 693 nr. 273 aus der angrenzenden Ortenau und der Wingarteiba) vor sich hat, daß weiterhin der erste Cuno mit dem Cuonradus filius Gebehardi comitis gleichzusetzen ist, welcher sich 950 mit unerlaubten Beziehungen zu einer neptis OTTOS DES GROSSEN gebrüstet habe und darüber in Worms im Zweikampf gegen einen Sachsen namens Burchard unterlag (Contin. Regin. ad. 950, ed. F. Kurze, MG SS rer. Germ., 1890, Seite 164), daß schließlich der Cono filius Cononis, welcher nach der Aufgebotsliste des Jahres 981 oder 983 (MG Const. I Seite 633 nr. 436) 40 Panzerreiter zu stellen hat, mit dem zweiten Cuno der genealogischen Notiz zu identifizieren ist, und daß letztlich der erste Cuno auch mit dem vielbehandelten "Kuno von Öhningen" der Historia Welforum c. 6 (ed. E. König, Schwäb. Chroniken der Stauferzeit 1, 1938, Seite 76) und der Genealogia Welforum c. 4 (ebenfalls Seite 12) identisch ist. Dieser Deutung haben sich vor kurzem H. Keller, Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben (1964) Seite 77, und H. Jakobs, Der Adel in der Klosterreform von St. Blasien (1968) Seite 170-182, angeschlossen. K. Schmid, Probleme um den "Grafen Kuno von Öhningen" (1966), bejaht aus der Interpretation von Reichenauer Gedenkeinträgen die konradinischen Zusammenhänge, in denen man "Kuno von Öhningen" zu sehen hat, möchte aber eine bestimmte Identifizierung noch nicht vornehmen. Abgesehen von dem Problem der Identifizierung der ersten Cuno der genealogischen Notiz mit "Kuno von Öhningen", der sowohl in der welfischen Überlieferung als auch nach Ausweis des Reichenauer Gedenkeintrages einen gleichnamigen Sohn Cuonrad (= Kuno) hatte, bleibt freilich noch die Frage, wer der Gebehard der genealogischen Notiz gewesen ist und von wem dieser abstammte, das heißt wie dessen Vorfahren hießen. Sieht man in Udo, dem nepos des Gebehard, Udo I. aus Rheinfranken, so kommt - da Gebehard und Udo als filii duorum fratrum gekennzeichnet sind und als UdosVater der 910 bei der Ungarnabwehr gefallene Herzog Gebhard von Lotharingien feststeht (Contin regin. ad. 910, Seite 154) - als Vater Gebhards nur ein Bruder dieses 910 gefallenen Herzogs Gebhard in Frage. Diese waren die aus der großen Babenberger Fehde bekannten Eberhard der Ältere (+ 902), Konrad der Ältere (+ 906) und Bischof Rudolf von Würzburg (+ 908), wie wir Reginos Chronik ad 902-906 (ed. F. Kurze, MG SS rer. Germ. Seite 149-151) entnehmen können. Da Rudolf Geistlicher und wohl kinderlos war, Konrad der Ältere aber nur Konrad den Jüngeren, den König KONRAD I., sowie Eberhard, den 939 ums Leben gekommenen Herzog von Franken, und einen Otto zu Söhnen gehabt zu haben scheint, dürfte Gebhards Vater also Graf Eberhard der Ältere gewesen sein, als dessen Sohn wir sonst nur Konrad Kurzpold (Contin. Regin. ad 948 Seite 164) kennen. Aus Reginos Chronik ad 903 (Seite 149) geht aber hervor, daß Eberhard der Ältere mehrere Söhne (filios etiam Everhardi) hatte, so daß der Anreihung Gebehards nichts im Wege steht. Einen weiteren Sohn Eberhards des Älteren, der vermutlich auch Eberhard hieß, versucht I. Dietrich, Das Haus der Konradiner (Diss. Masch. Marburg 1952) Seite 199ff., nachzuweisen.
    Bei H. Decker-Hauff, Die Ottonen und Schwaben, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 14 (1955) Seite 264 und Tafel II nach Seite 280, wird die Meinung vertreten, Oda sei nicht von dem MATFRIEDINGER Gerhard, sondern von dem KONRADINER Gebhard (+ 910) geheiratet worden. Das widerspricht der obigen Quellenaussage völlig.

    Hlawitschka Eduard: Seite 47-49, "Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“

    E. Hlawitschka, Kuno und Richlind Seite 36-49: Anhang - Die Stammtafel der KONRADINER und ihre Quellenbasis. Dort auch die Filiationsnachweise für die anderen in der umseitigen Tafel angeführten Vorfahren Hermanns II.; nachzutragen hierzu ist ein Hinweis auf MG Libri memoriales I: Liber mem. von Remiremont Seite 4 (= fol. 3 v nr. 18), wo über einer Rasur auf der "Königsseite" dieses Gedenkbuches der im 1. Jahrzehnt des 10. Jahrhunderts geschriebene Eintrag steht: Gebardi duci, Hidda, Riquinus, Cristianus ... Auf Seite 37 (= fol. 18r) dieses Buches findet man zudem von der gleichen Hand, die Seite 29 (= fol. 14v) zum 22. Juni (910) den Tod des Herzogs Gebhard eintrug, zum 19. November den Eintrag migravit Idda comitissa. Offensichtlich war demnach Herzog Gebhard mit einer Hidda/Ida vermählt. Dies würde auch gut erklären, daß Gebhards Sohn Herzog Hermann I. von Schwaben seine Tochter Ida (= Gemahlin von OTTOS I. Sohn Liudolf) nannte, ja, daß auch Gebhards Enkel Herzog Konrad von Schwaben seiner Tochter den Namen Ita gab (vgl. dazu unten Seite 99ff.)

    oo Ida (Hidda) (EZZONIN) -19.11.
    Kinder:
    - Udo I. Graf der Wetterau 896/900-12.12.949
    - Hermann I. Herzog von Schwaben ca 898/900-10.12.949

    Literatur:
    Barth Rüdiger E.: Der Herzog in Lothringen im 10. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 19,20,21,26,29,33,35, 36,169,179-181,183 - Beumann, Helmut: Die Ottonen, Verlag W. Kohlhammer, 1991 Seite 25 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 103,112,115,117 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 357,453,468,488,503,519,522,532,537,547,555,568 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 51,60,76,134 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 171,179,189-193,198 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 47-49,65 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 40,44,80 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 194,197 - Schulze Hans K: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag Seite 119,121 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 477 -

    Gestorben:
    gefallen bei Augsburg

    Familie/Ehepartner: Ida. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 53. von der Wetterau, Udo I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 895/900; gestorben am 12 Dez 949; wurde beigesetzt in Wetzlar [35576],Lahn-Dill-Kreis,Hessen,Deutschland.
    2. 54. von Schwaben, Hermann I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 898/900; gestorben am 10 Dez 949; wurde beigesetzt in Reichenau [78479],Konstanz,Baden-Württemberg,Deutschland.

  7. 27.  von Friaul, Unruoch Graphische Anzeige der Nachkommen (12.Gisela3, 5.Judith2, 1.Heilwiga1) wurde geboren in 840; gestorben am 1 Jul 874.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 866-874, Friaul,Italien; Herzog von Friaul

    Notizen:

    Unruoch Herzog von Friaul (866-874)
    840-1.7.874
    Ältester Sohn des Markgrafen Eberhards von Friaul aus dem Hause der UNRUOCHINGER und der Gisela, Tochter von Kaiser LUDWIG I. DER FROMME

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen."

    IV. 25. UNRUOCH, Markgraf von Friaul 864/66
    * wohl vor 840, + nach 874 1. VII., vor 875
    Gemahlin:
    N.

    Anmerkungen: Seite 112
    IV. 25. Unruoch
    scheint vor 840 geboren zu sein, Poetae Lat. 3, 202 (N. 38).
    Im Testament seines Vaters erhielt er alle Besitzungen in Italien und Schwaben außer Balingen. Sonst Andr. Bergam. S. S. 3,235 und 237. Er war wohl 875 tot, da damals sein jüngerer Bruder BERENGAR an der Spitze der italienischen Großen erscheint. Ob Unruoch Nachkommen gehabt hat, steht nicht fest. G. Riezler, Geschichte des Hauses Fürstenberg und Fürstenberger Urkundenbuch I, 1f., möchte die 888 im Gau Hattenhuntare und im Sulichgau vorkommenden Grafen Berengar und Eberhard (U.B. St. Gallen 2, 270) für seine Söhne halten wegen der Namen und der Lage der Besitzungen, und weil eine alte Tradition das Haus URACH-FÜRSTENBERG von diesem Unruoch ableitet. Das ist nicht unmöglich, aber auch nicht nachweisbar. Jedenfalls sind die Zwischenglieder zwischen diesen beiden Grafen und den ersten sicheren Vorfahren des Hauses URACH nicht zu ermitteln oder auch nur zu vermuten. Ich sehe daher von der Aufnahme dieser Deszendenz ab. [IV 26]

    Ergänzung (Werner):
    * ca. 840, + 874 nach 1.VII., 866 Herzog in Friaul,

    Gemahlin:
    Ava, Tochter des Herzogs Liutfrid.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 452, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)" in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Band IV

    IV. 26.
    Schon Hirsch 87 hatte die von B. nicht näher bezeichnete Gattin Herzog Unruochs identifiziert: Ava, Tochter Herzog Liutfrids. Dieser ETICHONE war als Sohn Hugos von Tours Schwager Kaiser LOTHARS I., dem er in Italien diente, und Onkel Lothars II., unter dem er in Lotharingien eine beherrschende Rolle spielte. Vgl. zu ihm und seinem gleichnamigen Sohn, dem er die italienischen Ämter und Besitzungen überließ, Hlawitschka 221ff.

    Thiele, Andreas: Tafel 391, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    UNRUOCH
    * um 840, + 874
    Unruoch folgte 866 dem Vater, erbte die schwäbischen Hausbesitzungen, unterstützte Kaiser LUDWIG II. gegen Benevent und besiegte die Sarazenen bei Capua.
    oo AVA, Tochter des ETICHONEN Herzog Liutfried, Nichte der Kaiserin Irmgard

    Decker-Hauff, Hansmartin: "Die Ottonen und Schwaben" in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 14

    Unruoch, wohl der älteste Sohn, erhält bei der Aufteilung des Besitzes seines Vaters alle Besitzungen in Italien und Schwaben, außer Balingen, welcher Ort mit seinen Zugehörenden der Tochter Judith zufällt. Sein Bruder BERENGAR erhält den Familienbesitz um Lüttich und Lille. Auch seine Schwester Heilwig dürfte noch einen schwäbischen Besitzkomplex geerbt haben.

    Zettler, Alfons: Seite 112, "Geschichte des Herzogtums Schwaben."

    Burchards Schwiegermutter Gisela ist nun nicht unter den erwähnten KAROLINGERINNEN zu suchen, sondern stammt fraglos aus dem Umkreis der UNROCHINGER. Eine genaue genealogische Einordnung gelingt zwar nicht, denn weder die Schwester Kaiser BERENGARS, die im Kindesalter ins Kloster Santa Giulia nach Brescia gegeben wurde, noch die Tochter BERENGARS, vermählt mit dem Markgrafen Adelbert von Ivrea, kommen in Frage. Zu berücksichtigen ist, daß die unruochingische Sippschaft weit verzweigt und über weite Teile des Frankenreiches verteilt war. So kommen Töchter von BERENGARS Brüdern Unruoch, Adalhart und Rudolf oder von seinen Schwestern Engeldrud, Judith und Heilwinch als Eltern in Frage [119 Zu den Nachkommen Eberhards von Friaul vgl. E. Hlawitschka, Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien, 774-962 (Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte 8), Freiburg i. Br. 1960, Seite 276 Anm. 1. - A. Wolf, Über die Hintergründe der Erhebung Liudolfs von Schwaben, in: Zeitschrift für Rechtsgeschichte, Germanist. Abt. 80, 1963, Seite 315-325, hier 319 (wiederabgedr. in: Otto der Große, hg. von H. Zimmermann, Darmstadt 1976, Seite 56-69, hier Seite 61), hält (im Anschluß an E. Kimpen, Zur Königsgenealogie der Karolinger- und Stauferzeit, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 103, 1955, Seite 35-115) Reginlind für eine Tochter Graf Unruochs II., des Bruders von König BERENGAR I.]. In diesem Zusammenhang ist auch die bekannte Geschichte von der Entführung einer der Töchter Graf Unruochs, des Bruders von BERENGAR, wahrscheinlich mit dem Namen Gisela, aus dem königlichen Nonnenkloster Santa Giulia in Brescia zu erinnern. Kaiser KARLS III. Erzkapellan Liutward, Bischof von Vercelli (+ 901), soll 886/87 gewaltsam in das Kloster eingedrungen sein und mit Hilfe von Freunden Unruochs Tochter, "die Verwandte des Kaisers", geraubt und seinem Neffen in die Ehe gegeben haben [120 Fuldaer Annalen ad a. 887 und Regensburger Fortsetzung ad a. 886; vgl. K. Schmid, Liutbert von Mainz und Liutward von Vercelli im Winter 879/80 in Italien, in: Geschichte, Wirtschaft, Gesellschaft. Festschrift für Clemens Bauer zum 75. Geburtstag, hg. von E. Hassinger/J. H. Müller/H. Ott, Berlin 1974, Seite 41-60; J.F. Böhmer/H. Zielinski, Regesta Imperii I/3,2, Köln/Weimar/Wien 1998, Nr. 853-854.].

    Bühler, Heinz: Seite 761, "Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze."

    Zunächst freilich gilt es die Lücke zu schließen zwischen LUDWIG DES FROMMEN Tochter Gisela (+ nach 874) und jener Gisela (911), die wir als Mutter der Herzogin Reginlind kennen. Eines der sieben Kinder Giselas und Eberhards von Friaul hat diese Lücke zu füllen. Es kommen in Betracht die Söhne Unruoch, BERENGAR, Adalhard und Rudolf sowie die Töchter Engeltrud, Judith und Heilwig. Auf sie wurde laut Testament von 863/64 das reiche Erbe der Eltern verteilt, jedoch so, daß fünf der sieben Geschwister ausschließlich mit Gütern in Westfranken und Flandern ausgestattet wurden [94 Paul Hirsch: Die Erhebung Berengars I. von Friaul zum König in Italien. Inaugural-Dissertation, Straßburg 1910 Seite 61f.]. Wir dürfen sie wohl ohne Bedenken ausschließen, da sie als Eltern der jüngeren Gisela und letztlich als Vorfahren der Kaiserin Gisela wie der ACHALMER kaum in Frage kommen.
    Dem ältesten Sohn Unruoch (II.) dagegen wurden alle Ländereien in Italien und nahezu alle Güter in Alemannien zugeteilt, praeter Balduinet et ea quae ad eam pertinere videntur - ausgenommen Balingen und die Güter, die dazu gehörten. Diesen aus dem alemannischen Besitz ausgeschiedenen Güterkomplex und dazu "Heliwsheim" (Hülst?) am Niederrhein erbte die Tochter Judith. Wenn ihr Erbteil den übrigen sechs Teilen gleichwertig war, dürfte Balingen mit Zugehör eine beachtliche Gütermasse dargestellt haben.
    Da der Hauptteil der alemannischen Güter an Unruoch gefallen war, hat Emil Kimpen ihn als das gesuchte Zwischenglied zwischen Gisela von Friaul und Gisela, der Mutter Reginlinds, angenommen [96 Kimpen, Königsgenealogie (wie Anm. 90) Seite 96.]. Das kann jedoch nicht richtig sein. Unruoch hatte auch die italienischen Güter erhalten, weil er dort in Nachfolge des Vaters die Markgrafschaft übernehmen sollte. Er starb aber schon zehn Jahre später und hinterließ nur eine Tochter, die in Brescia den Schleier nahm, aber später entführt wurde. Unruoch scheidet somit als Vater der jüngeren Gisela aus. Das Markgrafenamt ging an den zweiten Sohn BERENGAR über. Auf seine Unterstützung mag die jüngere Gisela, seine Nichte, gebaut haben, als sie - offenbar Witwe - infolge des mißglückten Aufstandes ihres Gegenschwiegers kompromittiert war und beim Papst in Rom Hilfe suchte. Das Erbteil, das Unruoch laut Testament erhalten hat, wurde unter die überlebenden Geschwister im wesentlichen wohl so verteilt, daß BERENGAR zum Markgrafenamt italienische Besitzungen erhielt.



    oo Ava, Tochter des ETICHONEN Herzogs Liutfrid, Nichte der Kaiserin Irmgard


    Kinder:

    - Gisela Nonne zu Brescia - nach 887



    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen. Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,112 - Bühler, Heinz: Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze. Anton H. Konrad Verlag 1997 Seite 144/45,761,816/17 - Decker-Hauff, Hansmartin: Die Ottonen und Schwaben, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 14 (1955) - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig - Dümmler, Ernst: Die südöstlichen Marken der Reiches unter den Karolingern (795-907) AföG 10 1853 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 705 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 56,135,162,167, 171,173,223,276-277 - Hlawitschka Eduard: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris Seite 335 - Jahrbücher von Fulda. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1969 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 262 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 391 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 452 -

    Familie/Ehepartner: von Tours, Ava. Ava (Tochter von von Tours, Liutfrid) wurde geboren um 840; gestorben nach 860. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 55. von Friaul, Gisela  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben nach 887.

  8. 28.  von Friaul, Ingeltrud Graphische Anzeige der Nachkommen (12.Gisela3, 5.Judith2, 1.Heilwiga1) wurde geboren in 837/840; gestorben am 2 Apr 870.

    Notizen:

    Ingeltrud (Angiltrud) von Friaul
    837/40-2.4.870
    Älteste Tochter des Markgrafen Eberhard von Friaul aus dem Hause der UNRUOCHINGER und der Gisela, Tochter von Kaiser LUDWIG I. DER FROMME

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen."

    IV. 29. ENGELTRUD
    + nach 870 2. IV.
    Anmerkungen: Seite 113
    IV. 29. Engeltrud
    im Testament des Vaters, zuletzt 2. IV. 870, d'Achery, Spicil 2, 879. [IV 25]
    Korrektur (Wolf):
    + nach 870 2. IV. (statt *)

    Werner Karl Ferdinand: Seite 452, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)" in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Band IV

    III. 25
    Ingeltrud (Angiltrud) war das älteste Kind Eberhards, wenn man vom früh verstorbenen Bruder Eberhard absieht - vielleicht war sie sogar älter als dieser, was ein Reichenauer Eintrag anzudeuten scheint, vgl. Hirsch 61, Anm. 4 und die erneut zusammengestellten Belege bei K.A. Eckhardt, Genealogische Funde zur allgemeinen Geschichte ² 1963, 49f. (auch zur Altersfolge der übrigen Geschwister. Eckhardt möchte 50f. im BABENBERGER Heinrich nicht nur, wie allgemein angenommen, den Vater der Gattin Herzog Ottos von Sachsen und damit den Großvater König HEINRICHS I. sehen, sondern auch den Gemahl der Engeltrud, wobei er sich auf einen im Reichenauer Verbrüderungsbuch (ed. Piper, MG Libri confraternitatum 267, Sp. 396, nr. 15f.) stützt, der nebeneinander Heimerich und Engildrud nennt. Er will damit die vieldiskutierte Bemerkung des Agius in der Vita Hathumodae, MG SS 4, 167, derzufolge ein Bruder der Hathumod eine regnum neptem zur Frau habe, befriedigend erklären: Jener Bruder sei Herzog Otto von Sachsen und nicht etwa sein Bruder und Vorgänger Brun, und Ingeltrud, durch ihre Mutter Gisla eine Enkelin LUDWIGS DES FROMMEN, sie die Mutter der Gemahlin Herzog Ottos, demnach die Großmutter König HEINRICHS I. Träfe das zu, so wäre das gesamte ottonische Königshaus in die Liste der Nachkommen KARLS DES GROSSEN aufzunehmen. Man wird verstehen, wenn wir gezögert haben, das ohne weitere zwingende Nachweise in Erwägung zu ziehen. Es kommt aber auch ein, wie ich glaube, gewichtiger Einwand gegen die Vermutung Eckhardts hinzu: Er selbst zitiert Seite 50 jene Urkunde Gislas, der Tochter LUDWIGS DES FROMMEN, von, 870, in der sie sich in Cysoing, der unruochingischen Hausabtei, eine Grabstätte vorbehält ad quietem meam vel filiae meae Ingeltrudis. Wir wissen nichts über die Geschicke der Ingeltrud, die an diese Stelle, in der Urkunde einer Witwe, deren Grabstätte durch die Grablege ihres im Tode vorangegangenen Gatten Eberhard gegeben ist, läßt doch eher an eine unverheiratete Tochter denken, die hier als einzige genannt wird von Gislas vier Töchtern, als an die Gattin des ostfränkischen Grafen Heinrich, der zu dieser Zeit schon eine 15-jährige Tochter (Eckhardt 48), eben Hadwig, die künftige Mutter König HEINRICHS I., hätte haben müssen. Die übrigen Töchter Gislas kommen aus chronologischen Gründen bzw. weil ihre Ehemänner bzw. ihre Ehelosigkeit kennen, nach Eckhardts Auffassung für die ottonische Aszendenz nicht in Betracht. - B. vermerkt in der Tafel versehentlich zu Ingeltrud"* nach 870 2. IV.", statt "+ nach 870 2. IV.", wie er in der Anmerkung richtig bemerkt.
    Die Folge der jüneren Geschwister der Ingeltrud gebe ich, abweichend von B., nach ihrer Aufzählung in einer Urkunde ihrer Mutter Gisla (I. de Coussemaker, Cartulaire de 'abbaye de Cysoing, Lille 1884, 11 nr. 6, vgl. Hlawitschka 276, Anm. 1, Eckhardt 49): pro prole mea videlecet Hengeltrude, Hunroc, Berengario, Adelardo, Radulpho, Hellwich, Gilla, Iiudith.

    Thiele, Andreas: Tafel 391, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    N (INGELTRUD?)
    Ehe nicht sicher, aber möglich (Besitz und Traditionen der Nachkommen)

    oo HEINRICH VON BABENBERG + 886
    Markgraf in Friesland, Herzog von Austrien und oberster kaiserlicher Feldherr der KAROLINGER
    Ist durch zwei Töchter Mitstammvater der OTTONEN und WELFEN

    Hlawitschka, Eduard: Seite 276, "Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

    Deshalb folgte er auch nach dem Tode Eberhards (864 oder 866) in der Verwaltung von Friaul nach und steht im Testament seines Vaters in bevorzugter Stellung [1 Folgende Söhne und Töchter erwähnt Markgraf Eberhard in seinem Testament (Coussemaker, Cartulaire de l'abbaye de Cysoing Seite 1, nr. 1): Unroch, Berengarius, Adalardus, Rodulphus, Engeldrud, Judith, Heilvinch. - Unroch wird dabei als primogennitus bezeichnet. Der Name des in zartem Kindesalter verstorbenen Sohnes Eberhard ergibt sich aus einem Trostgedicht des Sedulius (MG Poet. Lat. III Seite 102, nr. 37); die Übergabe einer Tochter Gisela an das S. Juliakloster in Brescia ist der Eintragung Domnus Eberrardus dux tradidit filiam suam Gisla im Codece necrol.-liturg., ed. Valentini Seite 80 (= f. 43v. des Orig.) zu entnehmen; diese wird auch erwähnt in der Urkunde ihrer Mutter Gisela (Coussemaker, Cartulaire de l'abbaye de Cysoing Seite 11, nr. 6 - ohne Datum).].

    Zettler, Alfons: Seite 112, "Geschichte des Herzogtums Schwaben."

    Burchards Schwiegermutter Gisela ist nun nicht unter den erwähnten KAROLINGERINNEN zu suchen, sondern stammt fraglos aus dem Umkreis der UNROCHINGER. Eine genaue genealogische Einordnung gelingt zwar nicht, denn weder die Schwester Kaiser BERENGARS, die im Kindesalter ins Kloster Santa Giulia nach Brescia gegeben wurde, noch die Tochter BERENGARS, vermählt mit dem Markgrafen Adelbert von Ivrea, kommen in Frage. Zu berücksichtigen ist, daß die unruochingische Sippschaft weit verzweigt und über weite Teile des Frankenreiches verteilt war. So kommen Töchter von BERENGARS Brüdern Unruoch, Adalhart und Rudolf oder von seinen Schwestern Engeldrud, Judith und Heilwinch als Eltern in Frage [119 Zu den Nachkommen Eberhards von Friaul vgl. E. Hlawitschka, Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien, 774-962 (Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte 8), Freiburg i. Br. 1960, Seite 276 Anm. 1. - A. Wolf, Über die Hintergründe der Erhebung Liudolfs von Schwaben, in: Zeitschrift für Rechtsgeschichte, Germanist. Abt. 80, 1963, Seite 315-325, hier 319 (wiederabgedr. in: Otto der Große, hg. von H. Zimmermann, Darmstadt 1976, Seite 56-69, hier Seite 61), hält (im Anschluß an E. Kimpen, Zur Königsgenealogie der Karolinger- und Stauferzeit, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 103, 1955, Seite 35-115) Reginlind für eine Tochter Graf Unruochs II., des Bruders von König BERENGAR I.]. In diesem Zusammenhang ist auch die bekannte Geschichte von der Entführung einer der Töchter Graf Unruochs, des Bruders von BERENGAR, wahrscheinlich mit dem Namen Gisela, aus dem königlichen Nonnenkloster Santa Giulia in Brescia zu erinnern. Kaiser KARLS III. Erzkapellan Liutward, Bischof von Vercelli (+ 901), soll 886/87 gewaltsam in das Kloster eingedrungen sein und mit Hilfe von Freunden Unruochs Tochter, "die Verwandte des Kaisers", geraubt und seinem Neffen in die Ehe gegeben haben [120 Fuldaer Annalen ad a. 887 und Regensburger Fortsetzung ad a. 886; vgl. K. Schmid, Liutbert von Mainz und Liutward von Vercelli im Winter 879/80 in Italien, in: Geschichte, Wirtschaft, Gesellschaft. Festschrift für Clemens Bauer zum 75. Geburtstag, hg. von E. Hassinger/J. H. Müller/H. Ott, Berlin 1974, Seite 41-60; J.F. Böhmer/H. Zielinski, Regesta Imperii I/3,2, Köln/Weimar/Wien 1998, Nr. 853-854.].


    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen. Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,113 - Bühler, Heinz: Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze. Anton H. Konrad Verlag 1997 Seite 121,752/53,761 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 171,276 - Hlawitschka Eduard: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris Seite 350,352 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 391 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Band IV Seite 452 - Zettler, Alfons: Geschichte des Herzogtums Schwaben. Verlag W. Kohlhammer GmbH Stuttgart 2003 Seite 112 -


    Name:
    Angiltrud


  9. 29.  von Burc, Adalhard Graphische Anzeige der Nachkommen (12.Gisela3, 5.Judith2, 1.Heilwiga1) wurde geboren in 836; gestorben nach 874.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Cysoing [59830],Nord,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich; Laienabt von Cysoing

    Notizen:

    Adalhard "von Burc"
    Laienabt von Cysoing
    836- nach 874
    Jüngerer Sohn des Markgrafen Eberhard von Friaul aus dem Hause der UNRUOCHINGER und der Gisela, Tochter von Kaiser LUDWIG I. DER FROMME

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen."

    IV. 27. ADALHARD
    * ..., + nach 874 1. VIII.
    Anmerkungen: Seite 113
    IV. 27. Adalhard
    erhielt im Testament des Vaters Cysoing. Zuletzt 1. VII. 874, d'Achery, Spicil 2, 878.

    Ergänzung (Werner):
    Inhaber der Hausabtei Cysoing. [IV 28]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 452, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben."

    IV. 28
    Das Datum der Urkunde, in der Adalhard zuletzt erwähnt wird, gibt B. auf der Tafel versehentlich mit 874 VIII 1, in der Anmerkung richtig 874 VII 1 an (= Coussemaker 10, nr. 5).

    Thiele, Andreas: Tafel 391, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    ADALHARD
    + nach 874
    Adalhard erhielt 866 die niederländischen Besitzungen und die in der Baar und wurde Inhaber der Hausabtei Cyosoing.
    oo N.N.

    Jahrbücher von St. Vaast: Seite 295, in: Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VI

    Das Jahr 879.

    Im Jahre des Herrn 879 starb Graf Balduin, mit Zunamen der Gute, und wurde in dem Kloster Sithdiu begraben. Auch König Hludowich verfiel in schwere Krankheit, und am heiligen Charfreitag, im 33. Lebensjahr, in der zwölften Indiction, beschloß er sein Leben und wurde in der Kirche der heiligen Mutter Gottes, Maria, bestattet, welche sein Vater mit königlicher Pracht in seiner Pfalz Compendium hatte erbauen lassen. Nach seinem Tode aber entstand unter den Franken trauriger und verderblicher Zwiespalt. Denn Abt Hugo, der Treue eingedenk, welche er dem König Hludowich, seinem Vetter, geschworen hatte, wollte mit den ihm Gleichgesinnten dessen Söhne, Hludowich und Karlmann, in das väterliche Reich als Könige einsetzen; Abt Gozlin aber und Graf Chuonrad und viele andere, diesen Gleichgesinnte, riefen den obengenannten König Hludowich ins Reich.

    Während diese so in Streit mit einander lagen, kamen die Nortmannen, welche jenseits des Meeres wohnen, da sie von dieser Uneinigkeit Kunde erhalten hatten, auf ihren Schiffen in ungeheurer Menge über das Meer gefahren und verwüsteten um die Mitte des Monat Juli mit Feuer und Schwert, ohne
    Widerstand zu finden, die Stadt der Moriner, Tarvenna. Und als sie gesehen, wie gut ihnen der Anfang geglückt war, verheerten sie umherziehend das ganze Land der Menapier mit Feuer und Schwert. Darauf drangen sie in den Fluß Scaldus ein und richteten das ganze Land der Bracbansier durch Feuer und Schwert zu Grunde. Indem aber Hugo, der Sohn Hlothars, gegen sie die Waffen erhob, trug er unbedachtsam nicht wenig dazu bei, ihren Uebermuth noch zu erhöhen; denn er vollbrachte nichts Glückliches und Nützliches, sondern floh vielmehr schimpflich von dannen, nachdem von seinen Genossen die meisten getödtet und gefangen genommen worden waren. Unter den Gefangenen befand sich auch der Abt, Adalards Sohn.

    Hlawitschka Eduard: Seite 163, "Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert."

    Bejaht man diese Interpreatation - sie hat, soweit ich sehen, noch keinen Widerspruch erhalten [53 Ohne Widerspruch auch K.F. Werner, Untersuchungen zur Frühzeit des französischen Fürstentums I, in: Welt als Geschichte 18 (1958) Seite 275 Anm. 91. Gegen die ältere Deutung von C. v. Kalckstein, in dem ungenannten Abt sei der Abt Rudolf von St. Vaast zu sehen und dieser als Sohn des UNRUOCHINGERS Adalhard (Sohn Eberhards von Friaul) zu betrachten, vgl. schon P. Hirsch, Die Erhebung Berengars I. (1910) Seite 75 Anm. 3. Diese ältere Sicht ist indessen erst jüngst wieder eingegangen in den Notenapparat der von R. Rau besorgten Ausgabe der Annales Vedastini; Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe VI, Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte II (1958) Seite 295 Anm. 2.] -, so hat man ein Zeugnis für die Herleitung Adalhards II. von dem berühmten Seneschall Adalhard gefunden.



    854 oo Swanaburc



    Kinder:

    - Berengar Graf der Hattenhuntare um 855- nach 892
    - Eberhard Graf im Sülichgau um 856- nach 889
    - Rudolf Abt
    - Adalhard
    - Ernst



    Literatur:
    Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 66 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,113 - Decker-Hauff, Hansmartin: Die Ottonen und Schwaben, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 14 (1955) Seite 279 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969 Seite 163 - Jahrbücher von St. Vaast. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VI Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1972 Seite 294 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 391 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 452 -


  10. 30.  von Friaul, Eberhard Graphische Anzeige der Nachkommen (12.Gisela3, 5.Judith2, 1.Heilwiga1) wurde geboren in 837; gestorben vor 20 Jun 840.

    Notizen:

    Eberhard
    837- vor 20.6.840
    Ältester Sohn des Markgrafen Eberhard von Friaul aus dem Hause der UNRUOCHINGER und der Gisela, Tochter von Kaiser LUDWIG I. DER FROMME

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen."

    IV. 24. EBERHARD
    + jung

    Anmerkungen: Seite 112
    IV. 24. Eberhard
    Epitaph Poetae Lat. 3, 201 (N. 37). - Zu den Kindern der Gisela überhaupt: Hofmeister, M.I.Ö.G. Ergb. 7., 325f. [IV 24]

    Werner Karl Ferdinand: Serite 452, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)" in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Band IV

    IV. 24
    Eberhard, der älteste Sohn Herzog Eberhards von Friaul, bald nach der Eheschließung mit Gisela geboren, starb noch vor dem Tod Kaiser LUDWIGS (840 VI 20), vgl. P. Hirsch, Die Erhebung Berengards I. von Friaul zum König von Italien, 1910, 61.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 276, "Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

    Deshalb folgte er auch nach dem Tode Eberhards (864 oder 866) in der Verwaltung von Friaul nach und steht im Testament seines Vaters in bevorzugter Stellung [1 Folgende Söhne und Töchter erwähnt Markgraf Eberhard in seinem Testament (Coussemaker, Cartulaire de l'abbaye de Cysoing Seite 1, nr. 1): Unroch, Berengarius, Adalardus, Rodulphus, Engeldrud, Judith, Heilvinch. - Unroch wird dabei als primogennitus bezeichnet. Der Name des in zartem Kindesalter verstorbenen Sohnes Eberhard ergibt sich aus einem Trostgedicht des Sedulius (MG Poet. Lat. III Seite 102, nr. 37); die Übergabe einer Tochter Gisela an das S. Juliakloster in Brescia ist der Eintragung Domnus Eberrardus dux tradidit filiam suam Gisla im Codece necrol.-liturg., ed. Valentini Seite 80 (= f. 43v. des Orig.) zu entnehmen; diese wird auch erwähnt in der Urkunde ihrer Mutter Gisela (Coussemaker, Cartulaire de l'abbaye de Cysoing Seite 11, nr. 6 - ohne Datum).].


    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen. Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,112 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 276 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Band IVSeite 452 -


  11. 31.  von Friaul, Judith Graphische Anzeige der Nachkommen (12.Gisela3, 5.Judith2, 1.Heilwiga1) wurde geboren in 838; gestorben in 863.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Ostfrankenreich; Gräfin von Ostfranken

    Notizen:

    Judith Gräfin von Ostfranken
    838 - 863
    Tochter des Markgrafen Eberhard von Friaul aus dem Hause der UNRUOCHINGER und der Gisela, Tochter von Kaiser LUDWIG I. DEM FROMMEN

    Werner Karl Ferdinand: Seite 452, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    III. 32
    Vgl. unsere Bemerkungen zu IV, 30 hinsichtlich der Hypothesen über etwaige Eheverbindungen Judiths.
    Man hat vor allem an Adalbert II., HUNFRIDINGER und Graf im Thurgau gedacht, womit eine karolingische Abkunft Herzog Burchards von Schwaben gegeben wäre.
    Es ist wahrscheinlich, dass der Besitz Judiths um Balingen über ihre Tochter Hadwig an die LIUDOLFINGER gelangte. OTTO I. erschien 950 als Besitznachfolger des Grafen Adalhard in Burc. Die Kirche in Burc und ihre Zugehörden wurde vermutlich von Adalhards Kindern zurückerworben und ging durch Tausch in das Erbteil seiner Schwester (oder ihrer Nachkommen) über.


    852 oo 1. Heinrich Graf von Ostfranken 830 - 20.8.886


    Kinder:

    - Heinrich II. - 902
    - Adalhard - 902
    - Adalbert 854-9.9.906
    - Hadwig 953 - 24.12.903
    876 oo 2. Otto der Erlauchte Herzog von Sachsen ca. 830/40-30.11.912
    - Adellinde 855- nach 915
    oo Eticho I. Graf im Ammergau (WELFE) - um 907 gefallen

    Familie/Ehepartner: von Babenberg, Heinrich I.. Heinrich (Sohn von von Babenberg, Poppo I.) wurde geboren in 830; gestorben am 20 Aug 886 in Paris [75001],Paris,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Soissons [2200],Aisne,Picardie,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 56. von Babenberg, Heinrich II.  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in 902.
    2. 57. von Babenberg, Adalhard  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in 902.
    3. 58. von Babenberg, Adalbert  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 854; gestorben am 9 Sep 906 in Theres [97531],Haßberge,Bayern,Deutschland.
    4. 59. von Babenberg, Adellinde  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 855; gestorben nach 915 in Bad Buchau [88422],Biberach,Baden-Württemberg,Deutschland.

  12. 32.  von Friaul, Heilwig Graphische Anzeige der Nachkommen (12.Gisela3, 5.Judith2, 1.Heilwiga1) wurde geboren in 839; gestorben in 895.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Dillingen [89407],Dillingen an der Donau,Bayern,Deutschland; Gräfin von Dillingen
    • Titel/Amt/Status: Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich; Gräfin von Laon

    Notizen:

    Heilwig
    Gräfin von Dillingen
    Gräfin von Laon
    839 - 895
    Tochter des Markgrafen Eberhard von Friaul aus dem Hause dere UNRUOCHINGER und der Gisela, Tochter von Kaiser LUDWIG I. DER FROMME

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen."

    IV. 30. HEILWICH
    + nach 863/64
    eine von ihnen (Judith oder Heilwich) war mit Hucbald verheiratet.

    Anmerkungen: Seite 113
    IV. 30. - 31.
    im Testament des Vaters 862/63. Judith erhielt dort Balingen. Über ihr Schicksal ist nichts bekannt. Der Versuch von E. Krüger (Die Abstammung König Heinrichs I. von den Karolingern, D. Z. f. Gw. 9, 28f.), Heilwig mit Hathui, der Mutter König HEINRICHS I. zu identifizieren scheitert an der Verschiedenheit der Namensform, dem Fehlen aller Verwandtschaftsbezeichnungen zwischen HEINRICH resp. seinen Nachkommen und den KAROLINGERN und dem völligen Schweigen der sächsischen Quellen, obwohl diese vornehme Abstammung, die nach der Ansicht mancher sogar HEINRICHS Anspruch auf die Königskrone begründet haben soll, damals unmöglich vergessen sein konnte. Jeder positive Stützpunkt für diese Hyothese fehlt; vgl. E. Dümmler,a.a.O. 319f. Judith soll nach einer Vermutung von Wüstenfeld, Forschungen zur deutschen Geschichte 3, 406, vor 873 vermählt gewesen sein mit dem Grafen Guido von Camerino. Auch das ist unhaltbar; siehe Hofmeister, Markgrafschaften 326. Dagegen soll sie nach von Dungern, Thronfolgerecht 69, die Gattin des Grafen Adalbert von Rhätien (+ 903/06), die Mutter des Grafen Burchard (+ 911) und damit die Stammutter des burchardingischen Hauses in Schwaben gewesen sein. Dafür fehlt jede positive Grundlage. Dagegen muß eine dieser Töchter mit einem gewissen Huchald vermählt gewesen sein, da nach Flod., Hist. Rem. S. Seite 13, 558, Hucboldus quidam, sororis hujus Rudolphi maritus nach dem Tode von Nr.28 Cysoiong beanspruchte.

    Ergänzungen (Werner):
    Heilwig, + nach ca. 895
    Gemahl:
    I. Graf Hugbald, + nach 890
    II. Rotgarius I. Graf von Laon, 921/25 Laienabt von St. Amand [IV 30]

    Ergänzung (Werner):
    Judith, + nach 863 IV. [IV 32]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 453, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)" in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Band IV
    IV. 30.


    Brandenburg weist in Anmerkungen zu B. IV., 30-31 mit Recht bloße Vermutungen über etwaige Eheverbindungen von Töchtern Eberhards zurück. Zu ihnen zählen auch die Hypothesen von Decker-Hauff, Die Ottonen und Schwaben, Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 14 (1955), bei dem sich Angaben über Reihenfolge, Alter und Eheverbindungen von UNRUOCHINGERN finden, die der Quellengrundlage entbehren vgl. kritisch auch G. Tellenbach (in Verbindung mit J. Fleckenstein und K. Schmid), Kritische Studien zur großfränkischen und alemannischen Adelsgeschichte, ebd. 15, 1956). Brandenburg läßt nur gelten, daß "eine dieser Töchter (Judith oder Heilwig) mit einem gewissen Hucbald vermählt gewesen sei", wegen eines Belegs bei Flodoard, SS 13, 558. Nun hat der leider von B. nicht herangezogene Hirsch, Berengar 80-84 schon 1910 dargetan, daß Heilwig/Heiliwich/Heilwidis in erster Ehe den Grafen Hucbold, in zweiter Ehe den Grafen Roger I. von Laon geheiratet hat. Vgl. dazu weiterführend Grierson im zitierten Aufsatz Rev. du Nord 24 (1938), 258f., sowie in der Studie L'origine des comtes d'Amiens, de Valois et de Vexin, le Moyen Age 49 (1939) 108-125. Graf Hucbald/Hucbold war einer der wichtigsten Parteigänger König Odos, in dessen Urkunden er bis etwa 890 als Intervenient erscheint (HF 9, 450f. von 889 XII 30, Chartres; Favre; la familie d'Evrard, a.a.O. 161, Anm. 5 Diplomfragment mit Intervention Hucboldo comite, undatiert, wohl 888/c892). Der Kanzer Odos, der spätere Erzbischof Heriveus von Reims, war ein Neffe Hucbalds (Flodoard SS 13, 575). Der zweite Gemahl, Rotger (Roger) I., Graf von Laon, war außerdem seit 921-925 Laienabt von S.-Amand und starb im Winter 926, Flodoard, Ann. 926, ed. Lauer 36, der ihn ausdrücklich Stiefvater des kurz zuvor verstorbenen Radulf, filius Heilvidis (aus deren erster Ehe mit Hucbold) nennt.

    Thiele, Andreas: Tafel 391, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    HEILWIG
    oo HUCBALD, GRAF VON DILLINGEN + nach 890
    Sohn des ETICHONEN Herzog Liutfried

    Hlawitschka, Eduard: Seite 276, "Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

    Deshalb folgte er auch nach dem Tode Eberhards (864 oder 866) in der Verwaltung von Friaul nach und steht im Testament seines Vaters in bevorzugter Stellung [1 Folgende Söhne und Töchter erwähnt Markgraf Eberhard in seinem Testament (Coussemaker, Cartulaire de l'abbaye de Cysoing Seite 1, nr. 1): Unroch, Berengarius, Adalardus, Rodulphus, Engeldrud, Judith, Heilvinch. - Unroch wird dabei als primogennitus bezeichnet. Der Name des in zartem Kindesalter verstorbenen Sohnes Eberhard ergibt sich aus einem Trostgedicht des Sedulius (MG Poet. Lat. III Seite 102, nr. 37); die Übergabe einer Tochter Gisela an das S. Juliakloster in Brescia ist der Eintragung Domnus Eberrardus dux tradidit filiam suam Gisla im Codece necrol.-liturg., ed. Valentini Seite 80 (= f. 43v. des Orig.) zu entnehmen; diese wird auch erwähnt in der Urkunde ihrer Mutter Gisela (Coussemaker, Cartulaire de l'abbaye de Cysoing Seite 11, nr. 6 - ohne Datum).].

    Bühler, Heinz: Seite 761, "Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze."

    Zunächst freilich gilt es die Lücke zu schließen zwischen LUDWIG DES FROMMEN Tochter Gisela (+ nach 874) und jener Gisela (911), die wir als Mutter der Herzogin Reginlind kennen. Eines der sieben Kinder Giselas und Eberhards von Friaul hat diese Lücke zu füllen. Es kommen in Betracht die Söhne Unruoch, BERENGAR, Adalhard und Rudolf sowie die Töchter Engeltrud, Judith und Heilwig. Auf sie wurde laut Testament von 863/64 das reiche Erbe der Eltern verteilt, jedoch so, daß fünf der sieben Geschwister ausschließlich mit Gütern in Westfranken und Flandern ausgestattet wurden [94 Paul Hirsch: Die Erhebung Berengars I. von Friaul zum König in Italien. Inaugural-Dissertation, Straßburg 1910 Seite 61f.]. Wir dürfen sie wohl ohne Bedenken ausschließen, da sie als Eltern der jüngeren Gisela und letztlich als Vorfahren der Kaiserin Gisela wie der ACHALMER kaum in Frage kommen.]



    853 1. oo Hucbald Graf von Dillingen, Sohn des ETICHONEN Herzog Liutfrid, - 890, Cousin von LUDWIG II.

    890 2. oo Roger I. Graf von Laon - 926


    Kinder:

    1. Ehe
    - Eberhard Graf von Dillingen
    Wohl Stammvater der Häuser DAGSBURG und HASBBURG
    - Hucbald Graf von Dillingen
    oo Dietbirg von Schwaben
    - Radulf de Gouy-en-Arrouaise - 926
    Graf von Ostervant, de Valois, du Vexin und d'Amiens Stammvater dieser Linie, später auch der Grafen von Mantes.

    2. Ehe
    - Roger II. Graf von Laon - 942
    - Radulfus Graf von Amiens - 926


    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen. Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,113 - Bühler, Heinz: Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze. Anton H. Konrad Verlag 1997 Seite 761,798 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 171,276 - Hlawitschka Eduard: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris Seite 233,350 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 391 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Band IV Seite 453 - Zettler, Alfons: Geschichte des Herzogtums Schwaben. Verlag W. Kohlhammer GmbH Stuttgart 2003 Seite 112 -


  13. 33.  von Friaul, Berengar I.von Friaul, Berengar I. Graphische Anzeige der Nachkommen (12.Gisela3, 5.Judith2, 1.Heilwiga1) wurde geboren in 840/845; gestorben am 7 Apr 924 in Verona [37000],Venetien,Italien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: seit 915; Römischer Kaiser
    • Titel/Amt/Status: 888-924, Italien; König von Italien
    • Titel/Amt/Status: 873-924, Friaul,Italien; Markgraf von Friaul

    Notizen:

    Allgemeine Deutsche Biographie - Berengar I.

    Berengar I., Markgraf von Friaul, König von Italien und römischer Kaiser, † 924, aus fränkischem Adel, Sohn des Markgrafen Eberhard von Friaul und der Tochter Kaiser Ludwigs des Frommen, Gisela. In Italien aufgewachsen, aber auch in anderen Theilen des Frankenreiches, zumal in Schwaben begütert, folgte er seinem älteren Bruder Unruoch (zwischen 871 und 875) in der Verwaltung der Mark Friaul nach, deren Hauptort das heutige Cividale war, und that sich in den Kämpfen um den Besitz der italienischen Königskrone als ein Parteigänger der deutschen Karolinger hervor. Für Karl III. zog er namentlich gegen den aufsässigen Markgrafen Wido von Spoleto im J. 883 zu Felde. Nach der gewaltsamen Absetzung jenes schwachen und unfähigen Kaisers trat B. selbst als Bewerber um die Krone Italiens auf, die er durch die Wahl der Großen im Anfang Januar 888 zu Pavia erlangte. Alsbald aber fand er einen Nebenbuhler an seinem früheren Gegner Wido, der durch Zuzug aus dem westfränkischen Reiche, besonders aus Burgund unterstützt, seit dem Anfange des Sommers etwa ihm den Besitz der Herrschaft streitig machte. Eine blutige Schlacht bei Brescia im Herbste blieb unentschieden und führte nur zu einem Waffenstillstande; den drohenden Angriff des deutschen Königs Arnolf wandte B. dadurch ab, daß er ihm die Huldigung leistete; in einem zweiten heftigeren Zusammenstoße mit Wido aber, der inzwischen stärker gerüstet hatte, an der Trebbia unterlag er vollständig und mußte sich, während sein Widersacher die Königs- und sodann die Kaiserwürde antrat, damit begnügen, in den nordöstlichen Theilen der Lombardei den leeren königlichen Titel fortzuführen. Eine günstigere Wendung der Dinge konnte, nachdem Wido sogar schon seinen Sohn Lambert im J. 892 zum Kaiser hatte krönen lassen, nur durch das Eingreifen Arnolf's herbeigeführt werden, der zuerst seinen Sohn Zwentibald vorausschickte, dann im J. 894 selbst die Lombardei in Besitz nahm, auf halbem Wege nach dem Süden aber endlich wieder umkehrte. So blieb es wesentlich beim Alten, bis während der Romfahrt Arnolfs B. sich seinem Gegner Lambert, dem Erben Wido's, näherte und nach dem Abzuge der Deutschen, deren Macht sogleich zusammenstürzte, durch einen Vertrag zu Pavia im J. 896 den Nordosten Italiens bis zur Adda zu friedlichem Besitze von ihm empfing. Der frühzeitige Tod Lamberts, im October 898, brachte ihn ohne Kampf und Mühe an das Ziel seiner Wünsche, jedoch nur auf kürzeste Zeit. Im August 899 brach als ein neues und unbekanntes Schreckniß das wilde Reitervolk der Magyaren herein und verbreitete sich sengend und brennend durch die lombardische Ebene. Schon auf dem Rückzuge begriffen und von B. mit ganzer Macht verfolgt, stellten sie sich nothgedrungen an der Brenta am 24. Sept. zur Schlacht und trugen vorzüglich durch den innern Zwiespalt im Christenheere einen vollständigen Sieg davon, der ihnen zu noch ärgeren Verheerungen die Bahn öffnete und der Anfang einer langen Reihe von Unfällen wurde. Städte und Klöster eilten seitdem, sich durch Mauern gegen die ungarischen Angriffe zu decken. Den geschwächten Zustand des Landes benutzte der junge König Ludwig von Burgund, der Sohn Boso's und durch seine Mutter ein Enkel Kaiser Ludwigs II., um mit dem Beistande des reichen Markgrafen Adalbert von Tuscien im October 900 die italienische Königswürde, im Februar 902 sogar die römische Kaiserwürde zu erwerben. Nachdem er sich nur bis in den Sommer 902 behauptet hatte,|kehrte er 905 wieder und entriß seinem Gegner sogar das feste Verona, seinen sichersten Stützpunkt. Gerade hier aber wurde er von ihm überfallen, zum Gefangenen gemacht und grausam des Augenlichts beraubt, weil er durch seine Rückkehr einen früheren Eidschwur gebrochen hatte. Auf diesen jähen Sturz des burgundischen Kaisers folgten für B. die besten und friedlichsten Zeiten der eigenen Herrschaft, die ihre höhere Weihe und ihren Abschluß dadurch erhielt, daß endlich im J. 915 um den Anfang December Papst Johann X. ihn in Rom selbst mit der Kaiserkrone schmückte. An mancherlei Auflehnungen der unbotmäßigen Großen fehlte es aber auch fürder nicht und zumal dadurch wurde die Unsicherheit der Zustände genährt und gesteigert, daß dem Kaiser aus seinen beiden Ehen, mit Berthila und Anna, kein Sohn als Nachfolger erwuchs, vielmehr aus der ersteren zwei Töchter, von denen die eine, Bertha, sich dem geistlichen Stande widmete, die andere, Gisela, durch ihre Hand den Markgrafen Adalbert von Ivrea aus dem Lager Lamberts in das Berengars hinüberführte. Gerade dieser Schwiegersohn aber zeigte sich als eine der unzuverlässigsten Stützen, indem er im Bunde mit dem Pfalzgrafen Odalrich und andern hochgestellten Männern auf die Entthronung des Königs hinarbeitete. Gegen die Ungetreuen scheute sich dieser nicht, den Beistand des heidnischen Feindes, der Ungarn, zu erkaufen, die er schon im J. 900 für ihren Abzug bezahlt hatte, und durch diese die Empörung niederzuwerfen. Die Milde aber, mit welcher B. die Aufrührer schließlich begnadigte, trug ihm schlechte Früchte, denn dieselben riefen nunmehr den König Rudolf II. von Hochburgund aus dem welfischen Hause herbei, der zu Anfang des J. 922 allgemein anerkannt dem Kaiser fast nur noch Verona mit seiner Nachbarschaft übrig ließ. Bei dem Wankelmuthe der Italiener gelang es bald auch B. sich von seinem Falle wieder aufzuraffen: gestützt namentlich auf den Bischof Wido von Piacenza lieferte er am 17. Juli 923 dem Gegner eine Schlacht bei Fiorenzuola, in der 1500 Mann, eine für jene Zeit hohe Zahl, auf der Wahlstatt fielen. B. anfangs siegreich, erlitt durch einen Hinterhalt, den die Grafen Gariard und Bonifacius ihm gelegt hatten, eine völlige Niederlage und rettete verwundet kaum das nackte Leben nach Verona. Abermals nahm er, während sein Nebenbuhler herrschte, seine Zuflucht zu den Ungarn und trug daher eine Mitschuld, daß sie am 12. März 924 das reiche und blühende Pavia, die Hauptstadt des Reiches, mit Feuer und Schwert verwüsteten. Gleich darauf endete er selbst, durch eine bewaffnete Rotte der Veroneser unter der Führung seines Taufpathen Flambert niedergestoßen, das Leben am 7. April 924. Seine Erbschaft hinterließ er zunächst den Burgundern, bis später sein Enkel Berengar II., der Sohn seiner Tochter Gisela, dieselbe übernahm. — Die Machtstellung Berengars, welche sich niemals über das obere und mittlere Italien hinauserstreckte und auch in diesem an den Markgrafen von Tuscien eine Schranke fand, war eine wenig eingreifende und stützte sich vorzugsweise auf die Bischöfe, die er reich beschenkte, hie und da nach dem Beispiele Wido's sogar auch schon mit Hoheitsrechten begabte. Zu den von ihnen später fast durchweg geübten gräflichen Rechten wurde daher gerade in der Zeit dieser Thronstreitigkeiten der Grund gelegt. Ueber die persönlichen Eigenschaften Berengars wissen wir wenig oder nichts: seine kirchliche Frömmigkeit und seine Milde werden gerühmt, doch konnte er in einzelnen Fällen auch grausam auftreten. Mit großer Zähigkeit hielt er durch lange Jahre und unter den widrigsten Verhältnissen sein angemaßtes Recht auf die Krone fest, ohne jemals bei seinen Großen ausharrende Treue zu finden, aber auch er scheute sich nicht um seines Ehrgeizes willen selbst die ärgste Landplage seiner Unterthanen, die Ungarn, herbeizurufen und zu fördern. Daß das damalige Italien nicht unter einem selbstgewählten Herrscher auf eigenen Füßen zu stehen vermochte, sondern, um zum friedlichen Gedeihen|zu gelangen, der Anlehnung an eine stärkere Macht bedurfte, dafür gibt gerade Berengars vielbestrittene Regierung die glänzendsten Beweise. Trotz seiner sehr zweifelhaften Verdienste fand er in seinen letzten Lebensjahren einen Sänger, der die Kämpfe um den Thron und die Kaiserkrönung in heroischem Versmaße der Nachwelt überlieferte. —

    Literatur
    Einer vollständigen Geschichte Italiens in dieser Periode entbehren wir noch; Vorstudien zu einer solchen enthalten: Dümmler, Gesta Berengarii imperatoris, Halle 1871.



    Gestorben:
    ermordet


  14. 34.  von Friaul, Rudolf Graphische Anzeige der Nachkommen (12.Gisela3, 5.Judith2, 1.Heilwiga1) wurde geboren in 842; gestorben am 5 Jan 892; wurde beigesetzt in Arras [62000],Pas-de-Calais,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 874-892, Cysoing [59830],Nord,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich; Laienabt von Cysoing

    Notizen:

    Rudolf
    Laienabt von Cysoing (874-892)
    842-5.1.892 Begraben: Arras
    Jüngerer Sohn des Markgrafen Eberhard von Friaul aus dem Hause der UNRUOCHINGER und der Gisela, Tochter von Kaiser LUDWIG I. DEM FROMMEN

    Lexikon des Mittelalters: Band VII Seite 1082

    Rudolf, Abt von St-Bertin und St-Vaast 883-892
    * nach 835 (?), + 5. Januar 892 Begraben: Arras
    Aus der fränkischen Familie der UNRUOCHINGER, Sohn Markgraf Eberhards von Friaul und Giselas, der Tochter Kaiser LUDWIGS I. DES FROMMEN, Bruder Kaiser BERENGARS I.

    Wurde 883 Abt von St-Bertin (St-Omer) und St-Vaast (Arras), die er wohl beide befestigen ließ; vielleicht erhielt er 864/66 auch die Abtei Cysoing. Falsch ist die Annahme, er habe St. Peter in Gent vorgestanden, sei Laienabt und Graf gewesen. Nach der Absetzung Kaiser KARLS III. wandte er sich 888 gemeinsam mit Erzbischof Fulco von Reims dem ostfränkischen König ARNULF zu. 890 organisierte er die Verteidigung von St-Vaast gegen die Normannen.

    Literatur:
    H. Sproemberg, Die Entstehung der Grafschaft Flandern, I, 1935, 45-53 [Neudruck: Derselbe, Mittelater und demokratische Geschichtsschreibung, 1971, 184-190] -

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen."

    IV. 28. RUDOLF
    * ..., + 892 5. I.

    Abt von Cysoing nach 874 (vielleicht = Rudolf, Abt von St. Vaast)

    Anmerkungen: Seite 113
    IV. 28. Rudolf
    Laienabt von Cysoing nach dem Tode von Nr. 27, Flod. S. S. 13, 558. Er war wahrscheinlich identisch mit dem 5. I. 892 + Abt Rudolf von St. Vaast; vgl. Ed. Favre la famille d'Evrard (Etudes dediesw a G.: Monod 158). [IV 29]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 452, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)" in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Band IV

    III. 29
    Die Identität des UNRUOCHINGERS Rudolf mit dem 892 I 5 verstorbenen Laienabt von S.-Vaastd'Arras, von B. auf der Tafel mit "vielleicht", in der Anmerkung als "wahrscheinlich" charakterisiert, ist gesichert, vgl. nach der schon von B. zitierten Studie von E. Favre, La fanilie d'Evrard, marquis de Frioul, dans le royaume france de 'Quest, in: Etudes d'histoire du Moyen Age dediees a G. Monod, Paris 1896, die Ausführungen von Ph. Grierson, La famille d'Evrard de Frioul, Revue du Nord 24 (1938), 241-266.

    Thiele, Andreas: Tafel 391, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

    RUDOLF, Abt von Cysoing und St. Vaast
    + 892

    Hlawitschka, Eduard: Seite 276, "Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

    Deshalb folgte er auch nach dem Tode Eberhards (864 oder 866) in der Verwaltung von Friaul nach und steht im Testament seines Vaters in bevorzugter Stellung [1 Folgende Söhne und Töchter erwähnt Markgraf Eberhard in seinem Testament (Coussemaker, Cartulaire de l'abbaye de Cysoing Seite 1, nr. 1): Unroch, Berengarius, Adalardus, Rodulphus, Engeldrud, Judith, Heilvinch. - Unroch wird dabei als primogennitus bezeichnet. Der Name des in zartem Kindesalter verstorbenen Sohnes Eberhard ergibt sich aus einem Trostgedicht des Sedulius (MG Poet. Lat. III Seite 102, nr. 37); die Übergabe einer Tochter Gisela an das S. Juliakloster in Brescia ist der Eintragung Domnus Eberrardus dux tradidit filiam suam Gisla im Codece necrol.-liturg., ed. Valentini Seite 80 (= f. 43v. des Orig.) zu entnehmen; diese wird auch erwähnt in der Urkunde ihrer Mutter Gisela (Coussemaker, Cartulaire de l'abbaye de Cysoing Seite 11, nr. 6 - ohne Datum).].

    Zettler, Alfons: Seite 112, "Geschichte des Herzogtums Schwaben."

    Burchards Schwiegermutter Gisela ist nun nicht unter den erwähnten KAROLINGERINNEN zu suchen, sondern stammt fraglos aus dem Umkreis der UNROCHINGER. Eine genaue genealogische Einordnung gelingt zwar nicht, denn weder die Schwester Kaiser BERENGARS, die im Kindesalter ins Kloster Santa Giulia nach Brescia gegeben wurde, noch die Tochter BERENGARS, vermählt mit dem Markgrafen Adelbert von Ivrea, kommen in Frage. Zu berücksichtigen ist, daß die unruochingische Sippschaft weit verzweigt und über weite Teile des Frankenreiches verteilt war. So kommen Töchter von BERENGARS Brüdern Unruoch, Adalhart und Rudolf oder von seinen Schwestern Engeldrud, Judith und Heilwinch als Eltern in Frage [119 Zu den Nachkommen Eberhards von Friaul vgl. E. Hlawitschka, Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien, 774-962 (Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte 8), Freiburg i. Br. 1960, Seite 276 Anm. 1. - A. Wolf, Über die Hintergründe der Erhebung Liudolfs von Schwaben, in: Zeitschrift für Rechtsgeschichte, Germanist. Abt. 80, 1963, Seite 315-325, hier 319 (wiederabgedr. in: Otto der Große, hg. von H. Zimmermann, Darmstadt 1976, Seite 56-69, hier Seite 61), hält (im Anschluß an E. Kimpen, Zur Königsgenealogie der Karolinger- und Stauferzeit, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 103, 1955, Seite 35-115) Reginlind für eine Tochter Graf Unruochs II., des Bruders von König BERENGAR I.]. In diesem Zusammenhang ist auch die bekannte Geschichte von der Entführung einer der Töchter Graf Unruochs, des Bruders von BERENGAR, wahrscheinlich mit dem Namen Gisela, aus dem königlichen Nonnenkloster Santa Giulia in Brescia zu erinnern. Kaiser KARLS III. Erzkapellan Liutward, Bischof von Vercelli (+ 901), soll 886/87 gewaltsam in das Kloster eingedrungen sein und mit Hilfe von Freunden Unruochs Tochter, "die Verwandte des Kaisers", geraubt und seinem Neffen in die Ehe gegeben haben [120 Fuldaer Annalen ad a. 887 und Regensburger Fortsetzung ad a. 886; vgl. K. Schmid, Liutbert von Mainz und Liutward von Vercelli im Winter 879/80 in Italien, in: Geschichte, Wirtschaft, Gesellschaft. Festschrift für Clemens Bauer zum 75. Geburtstag, hg. von E. Hassinger/J. H. Müller/H. Ott, Berlin 1974, Seite 41-60; J.F. Böhmer/H. Zielinski, Regesta Imperii I/3,2, Köln/Weimar/Wien 1998, Nr. 853-854.].

    Bühler, Heinz: Seite 761, "Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze."

    Zunächst freilich gilt es die Lücke zu schließen zwischen LUDWIG DES FROMMEN Tochter Gisela (+ nach 874) und jener Gisela (911), die wir als Mutter der Herzogin Reginlind kennen. Eines der sieben Kinder Giselas und Eberhards von Friaul hat diese Lücke zu füllen. Es kommen in Betracht die Söhne Unruoch, BERENGAR, Adalhard und Rudolf sowie die Töchter Engeltrud, Judith und Heilwig. Auf sie wurde laut Testament von 863/64 das reiche Erbe der Eltern verteilt, jedoch so, daß fünf der sieben Geschwister ausschließlich mit Gütern in Westfranken und Flandern ausgestattet wurden [94 Paul Hirsch: Die Erhebung Berengars I. von Friaul zum König in Italien. Inaugural-Dissertation, Straßburg 1910 Seite 61f.]. Wir dürfen sie wohl ohne Bedenken ausschließen, da sie als Eltern der jüngeren Gisela und letztlich als Vorfahren der Kaiserin Gisela wie der ACHALMER kaum in Frage kommen.]



    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen. Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2 - Bühler, Heinz: Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze. Anton H. Konrad Verlag 1997 Seite 761 - Jahrbücher von St. Vaast. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VI Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1972 Seite 294 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 391 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Band IV Seite 452 - Zettler, Alfons: Geschichte des Herzogtums Schwaben. Verlag W. Kohlhammer GmbH Stuttgart 2003 Seite 112 -


  15. 35.  von Friaul, Gisela Graphische Anzeige der Nachkommen (12.Gisela3, 5.Judith2, 1.Heilwiga1) wurde geboren in 845; gestorben in 863.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Brescia [25100],Brescia,Lombardia,Italien; Nonne zu Brescia

    Notizen:

    Gisla Nonne zu Brescia
    845 - 863
    Jüngere Tochter des Markgrafen Eberhard von Friaul aus dem Hause der UNRUOCHINGER und der Gisela, Tochter von Kaiser LUDWIG I. DER FROMME

    Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2, "Die Nachkommen Karls des Großen."

    IV. 32. GISELA
    + nach 863 IV.
    Nonne in Brescia

    Anmerkungen: Seite 113
    IV. 32. Gisela
    erwähnt im Testament des Vaters, aber nicht ausdrücklich als seine Tochter bezeichnet. Dagegen heißt es Muratori Antiqu. Italiae 5, 761: Eberhardus dux tradidit filiam suam Gislam, nämlich dem Kloster der hl. Julia in Brescia. Vielleicht war sie an der Erbschaft als Nonne beteiligt. [VI 31]

    Werner Karl Ferdinand: Seite 453, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)" in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben

    IV. 31
    Zu dem einzigen Beleg, den B. für Gisla als Kind der Ehe Eberhard von Friaul-Gisla gibt, ist der oben Anm. IV, 25, letzter Satz, gegebene Beleg nachzutragen.

    Thiele, Andreas: Tafel 391, Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 -

    GISELA, Nonne in Brescia
    + 863

    Bühler, Heinz: Seite 760, "Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze."

    Lassen wir uns von dem Namen Gisela leiten, der - wie gesagt - im karolingischen Haus ganz besondere Bedeutung hatte, so stoßen wir zwei Generationen früher auf die gleichnamige Tochter LUDWIGS DES FROMMEN aus seiner zweiten Ehe mit der WELFIN Judith. Diese Gisela, die Schwester KARLS DES KAHLEN (+ 877), war mit dem Markgrafen Eberhard von Friaul (+ 864) vermählt. Sie hatte ihrerseits wieder eine Tochter Gisela, die als Nonne in Brescia um 863 starb. Vor nahezu dreißig Jahren hat Emil Kimpen jene Gisela, die Tochter LUDWIGS DES FROMMEN, völlig zu Recht als die Großmutter von Reginlinds Mutter Gisela angesprochen [91 Kimpen, Königsgenealogie (wie Anm. 90) Seite 49f. und Seite 69.]; er hat sich nur hinsichtlich des Zwischenglieds geirrt.

    Zettler, Alfons: Seite 110, "Geschichte des Herzogtums Schwaben."

    Mit dem Namen "Gisela" verhält es sich ganz ähnlich wie mit "Berta". Auch "Gisela" erfreute sich zunächst im karolingischen Herrscherhaus einiger Beliebtheit und ging durch die Vermählung des Markgrafen Eberhard von Friaul mit Gisela, der Tochter LUDWIGS DES FROMMEN, in die Sippschaft der UNRUOCHINGER, also des Kaisers BERENGAR I. über. Bei den UNRUOCHINGERN fand der Name quasi als Abstammungsnachweis von den KAROLINGERN derartigen Zuspruch, daß er in keiner folgenden Generation fehlt. Gisela hießen neben der besagten Tochter Kaiser LUDWIGS DES FROMMEN beispielsweise jeweils Töchter (und dementsprechend natürlich auch Schwester) Kaiser LOTHARS I. und Kaiser LUDWIGS II. VON ITALIEN. Zugespitzt könnte man sagen: der Name "Gisela" steht in jener Umbruchzeit des 9./10. Jahrhunderts in Italien geradezu für "Töchter des Kaisers"! Und deshalb hielten es die UNRUOCHINGER genauso wie ihre Vorgänger auf dem Thron Italiens. BERENGAR I. hatte die Kaiser-Tochter Gisela zur Mutter, seine Schwester Gisela ist gut bezeugt ebenso wie eine Tochter dieses Namens.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 276,306, "Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

    Deshalb folgte er auch nach dem Tode Eberhards (864 oder 866) in der Verwaltung von Friaul nach und steht im Testament seines Vaters in bevorzugter Stellung [1 Folgende Söhne und Töchter erwähnt Markgraf Eberhard in seinem Testament (Coussemaker, Cartulaire de l'abbaye de Cysoing Seite 1, nr. 1): Unroch, Berengarius, Adalardus, Rodulphus, Engeldrud, Judith, Heilvinch. - Unroch wird dabei als primogennitus bezeichnet. Der Name des in zartem Kindesalter verstorbenen Sohnes Eberhard ergibt sich aus einem Trostgedicht des Sedulius (MG Poet. Lat. III Seite 102, nr. 37); die Übergabe einer Tochter Gisela an das S. Juliakloster in Brescia ist der Eintragung Domnus Eberrardus dux tradidit filiam suam Gisla im Codece necrol.-liturg., ed. Valentini Seite 80 (= f. 43v. des Orig.) zu entnehmen; diese wird auch erwähnt in der Urkunde ihrer Mutter Gisela (Coussemaker, Cartulaire de l'abbaye de Cysoing Seite 11, nr. 6 - ohne Datum).].
    Die im Testament der Kaiserin Angilberga noch genannte unica filia Ermengarda war 877 gerade zum Eintritt ins Kloster bestimmt, wenn auch wohl noch nicht tatsächlich eingetreten [31 Testament Angilbergas: - si Hermingarda unica mea filia religiosam vestem induerit ... Wegen dieses Tatbestandes ist auch eine klare Entscheidung darüber, ob aus Gründen des Muntrechts oder der Erbfolge zugestimmt wird, nicht zu liefern. Nonnen werden in der Erbverteilung nicht berücksichtigt, wie schon das Testament Eberhards von Friaul (siehe oben Seite 62, Anm. 34) zeigt, in dem die an das S. Giuliakloster tradierte Tochter gar nicht erst erwähnt wird. Zur Tochter Eberhards, Gisla, und der gleichnamigen Tochter LUDWIGS II. und Angilbergas vgl. Codice necrol.-liturg. di Brescia ed. Valentini, Seite 78ff. und E. Brandenburg, Die Nachkommen Karls des Großen.].

    Zettler, Alfons: Seite 112, "Geschichte des Herzogtums Schwaben."

    Burchards Schwiegermutter Gisela ist nun nicht unter den erwähnten KAROLINGERINNEN zu suchen, sondern stammt fraglos aus dem Umkreis der UNROCHINGER. Eine genaue genealogische Einordnung gelingt zwar nicht, denn weder die Schwester Kaiser BERENGARS, die im Kindesalter ins Kloster Santa Giulia nach Brescia gegeben wurde, noch die Tochter BERENGARS, vermählt mit dem Markgrafen Adelbert von Ivrea, kommen in Frage. Zu berücksichtigen ist, daß die unruochingische Sippschaft weit verzweigt und über weite Teile des Frankenreiches verteilt war.


    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen. Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,113 - Bühler, Heinz: Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze. Anton H. Konrad Verlag 1997 Seite 760 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite
    276,306 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 391- Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Band IV Seite 453 - Zettler, Alfons: Geschichte des Herzogtums Schwaben. Verlag W. Kohlhammer GmbH Stuttgart 2003 Seite 110 -


  16. 36.  von Franken, Ermentrud Graphische Anzeige der Nachkommen (13.Karl3, 5.Judith2, 1.Heilwiga1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Hasnon [59178],Nord,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich; Äbtissin von Hasnon

    Notizen:

    Ermentrud Äbtissin von Hasnon
    Tochter des Kaisers KARL II. DER KAHLE aus seiner 1. Ehe mit der Ansgard

    Werner Karl Ferdinand: Seite 453, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 38
    Zu Ermentrud, Hildegard und Gisla bemerkt Brandenburg IV, 38-40, man kenne sie als Töchter erster Ehe, nur aus Witgers Genealogie SS 9, 302. Doch wissen wir von Ermentrud, daß sie Äbtissin der Abtei Hasnon im Ostrevant (bei Douai) war, vgl. schon Voigt (1917) 40 und jetzt Tessier nr. 436.


  17. 37.  von Franken, Judith Graphische Anzeige der Nachkommen (13.Karl3, 5.Judith2, 1.Heilwiga1) wurde geboren in 844; gestorben in 870.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Flandern,Belgien; Gräfin von Flandern
    • Titel/Amt/Status: Wessex,England; Königin von Wessex

    Notizen:

    Judith vom W-Frankenreich
    Königin von Wessex
    Gräfin von Flandern
    844 - 870
    Älteste Tochter des Kaisers KARL II. DER KAHLE aus seiner 1. Ehe mit der Irmintrud von Orleans, Tochter von Graf Odo

    Werner Karl Ferdinand: Seite 453, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 33
    Vgl. H. Sproemberg, Judith, Königin von England, Gräfin von Flandern, Rev. Belge d'Histoire et de Philologie 15 (1936).
    Judith vermählte sich nach dem Tode ihres 1. Gatten mit dessem Sohne. Die Geistlichkeit trennte jedoch bald das Paar und Judith lebte unter bischöflicher Aufsicht in Senlis, bis sie sich von Balduin von Flandern entführen ließ.

    Hlawitschka Eduard: Seite 226, "Lotharingien"

    Schon seine Prämisse, dass KARL DER KAHLE - gewarnt durch Lothars II. Beispiel - im eigenen Haus keinen ähnlichen Eheskandal herbeigeführt haben könne, erweist sich als nicht stichhaltig. Hat er doch gerade im Jahre 862, als Lothars II. Eheprozeß in vollstem Gange war, die dritte Ehe seiner Tochter Judith verhindern wollen, Judith sogar in heftiger Weise verfolgt und damit einen Skandal ausgelöst, nur da ihm ihr Erwählter, Graf Balduin von Flandern, nicht standesgemäß genug erschien. Dabei war diese Ehe, eingegangen von einer Witwe, die der väterlichen Zustimmung keineswegs mehr bedurfte, in keiner Weise anfechtbar. KARL wollte hier also gleichfalls eine andere Ehe, als die Tochter selbst wünschte, durchsetzen. Durch ihres Vaters Zorn und Hartnäckigkeit vertrieben, landeten Judith und Balduin bei Lothar II., schließlich bei Papst Nikolaus, der Ende 863 KARLS DES KAHLEN Zustimmung zu der Ehe zu erwirken wusste; eine Ausstattung Balduins zögerte KARL DER KAHLE jedoch noch über 866 hinaus.

    Konecny Silvia: Seite 154-155, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    In ähnlicher Weise verstimmt wie LOTHAR zeigte sich einige Jahre später KARL DER KAHLE als seine Tochter Judith von einem Adeligen seines Reiches entführt wurde, und das flüchtige Paar Aufnahme und Schutz bei Lothar II. fand. Daß auch sein Sohn Ludwig der Stammler von dieser Ehe gewußt hatte, mochte die Erregung des Herrschers noch gesteigert haben. Als schließlich sogar der Papst sich für den Entführer einsetzte, erkannte KARL DER KAHLE die Ehe seiner Tochter letztlich doch an. Sein Schwiegersohn Balduin aber war wenig später Graf von Flandern.
    KARL DER KAHLE verheiratete 856 als erster karolingischer Herrscher seine Tochter Judith mit einem ausländischen Fürsten, nämlich dem angelsächsischen König Aetehlwulf. Zu diesem Zeitpunkt setzten die Angriffe der Normannen an der westfränkischen Küste ein, denen Aetehlwulf in England 851 eine schwere Niederlage bereitet hatte. Die Ehe seiner Tochter Judith mit dem Normannenbesieger Aethelwulf könnte für KARL DEN KAHLEN einen Prestigegewinn bedeutet haben. Aethelwulf mag die Ehe angestrebt haben, weil die Verbindung mit einer KAROLINGERIN seinen universalen Anspruch gegenüber dem angelsächsischen Adel unterstützen konnte. Aethelwulf kehrte 856 von einer Pilgerfahrt nach Rom in sein Reich zurück. Seine Reise dürfte in enger Beziehung zu seiner Landespolitik gestanden sein. Aus Gründen, wie sie hier vorgelegen sein mögen, waren in der KAROLINGER-Zeit öfter Verlobungen mit Ausländern geschlossen worden, nie jedoch hatte man ein derartiges Projekt bisher realisiert. Auch KARL DER KAHLE dachte ursprünglich vielleicht nicht an die Verwirklichung des Eheprojektes, worauf der relativ lange Zeitraum, der zwischen der Verlobung und der Hochzeit Judiths und Aethelwulfs lag, hindeuten könnte. Anscheinend bestand jedoch der angelsächsische König auf der Ehe und traf Vorkehrungen für die Sicherheit Judiths im angelsächsischen Reich. Die Hochzeit fand am 1. Oktober 856 in Verberie statt. Während einer prächtigen Zeremonie wurde Judith gekrönt und zur Königin erhoben. Im angelsächsischen Reich wurde Judith zu Lebzeiten Aethelwulfs als Königin geachtet, was ja auch der Absicht dieses Eheschlusses entsprach. Darüberhinaus dürfte sich Judith auch an der Herrschaft Aethelwulfs sehr stark beteiligt haben, sodaß Aetehlbald, ein Sohn des Königs, nach dessen Tod die Einheirat bei der Stiefmutter für günstig hielt. Dies lief jedoch den Interssen vieler entgegen und stieß wohl vor allem auch bei der angelsächssichen Geistlichkeit, die die Ehe erst vermutlich gefördert hatte, auf Widerstand. Nach dem Tod ihres zweiten Gatten verließ Judith England. Sie lebte im Frankenreich zunächst neuerlich unter der Munt des Vaters und wurde schließlich von Balduin entführt..

    Ennen, Edith: Seite 60-63, "Frauen im Mittelalter"

    Noch in einen anderen, nicht ganz so bekannten Ehestreit hat Papst Nikolaus I. Partei ergriffen. Hier begegnet uns im schweren und glanzvollen Leben der karolingischen Prinzessin Judith, Königin von England und Gräfin von Flandern, ein Frauenschicksal, das die Realität der fränkischen Spätzeit spiegelt, den Widerstreit zwischen den Normen und den harten Forderungen der Politik, aber auch den Sieg treuer Gattenliebe und die Bedeutung ehelicher Verbindungen für die Stellung einer Dynastie und die kulturelle Entfaltung einer Landschaft. Wir verdanken Heinrich Sproemberg die wissenschaftliche Biographie der Judith.
    Sie war eine Tochter des westfränkischen Herrschers KARLS DES KAHLEN und wird erst anläßlich ihrer Verlobung erwähnt. Diese Verlobung mit Ethelwulf, Oberkönig der Angelsachsen, im Juli 856 war eine Haupt- und Staatsaktion. Ethelwulf war damals mindestens 50 Jahre alt, aber offensichtlich noch recht rüstig, er war Vater eines eben erst 6-jährigen Sohnes und besiegte die Normannen 851 in der Schlacht bei Ockley. Judith war 12 bis 13 Jahre alt, besaß damit gerade das kanonische Mindestalter für Frauen. Eine Erschwerung bei dem Ehebündnis war von Anfang an, daß Ethelwulf aus erster Ehe eine Schar von Söhnen besaß, deren ältester, Ethelbald, als sein Stellvertreter schon Regent in England war. Die zweite Heirat Ethelwulfs mit Judith hatte politische Hintergründe. KARL DEM KAHLEN gab die Freundschaft und verwandtschaftliche Verbindung mit dem angelsächsischen Oberkönig erwünschte Gelegenheit, sich gegenüber den fränkischen Nachbarkönigen und seinen eigenen Vasallen zu profilieren. Zwistigkeiten mit dem Bruder, Ludwig dem Deutschen, und der Ansturm der Normannen machten ihm zu schaffen. Seine Familie rücksichtslos seinen politischen Interessen dienstbar zu machen, war ihm selbstverständlich. Für Ethelwulf, der das vom Vater ererbte Oberkönigtum der Westsachsen gegenüber den Teilreichen behaupten mußte, bedeutete die eheliche Verbindung mit einer Urenkelin KARLS DES GROSSEN einen klaren Gewinn für sein Ansehen. Die Hochzeit wurde mit großer Pracht in Verberie an der Oise bei der Pfalz Senlis gefeiert unter Mitwirkung des Erzbischofs Hinkmar von Reims. Bei der Eheschließung wurde Judith nach fränkischem Brauch zur Königin der Westsachsen gekrönt. Die erhaltene lateinische Krönungspredigt Hinkmars belehrte Judith über ihre Pflichten als Frau und Herrscherin. Darauf folgte die Übergabe des Ringes, die besondere Formel zur Krönung und die Einsegnung der Königin. Dem glanzvollen Auftakt entsprach aber nicht der Empfang in England, wo sich Ethelwulf einer Verschwörung Ethelbalds mit den angelsächsischen Großen gegenübersah, der wohl die Sorge vor einer stärkeren Betonung der Königsgewalt nach karolingischem Muster zugrundelag. Es kam zu einer Reichsteilung. In seinem Testament sprach Ethelwulf seinem Sohn Ethelbald das Oberkönigtum und die Obergewalt über das ganze Reich zu. Judith, deren Königtum anerkannt wurde, kommt in diesem Testament nicht vor, sie war aber von ihrem Gatten mit bedeutendem Besitz in England bewidmet worden.
    Schon 855 starb Ethelwulf. Ethelbald ergriff die Regierung - und heiratete Judith. Diese Heirat zwischen Stiefmutter und Stiefsohn widersprach den kirchlichen Vorschriften und der weltlichen Gesetzgebung. Aber offenbar hat der westfränkische Hof aus politischen Gründen diese Ehe anerkannt, und die Kirche hat sie toleriert; älterer angelsächsischer Brauch hat sich dabei durchgesetzt. Die Initiative zur Eheschließung lag bei Ethelbald. Aber zweieinhalb Jahre nach der Hochzeit - 860 - starb auch er. Die kinderlose Witwe Judith kehrte nach Veräußerung ihres englischen Besitzes in Ehren nach Frankreich zurück. Sie wurde in der festen Stadt Senlis unter väterlichem und königlichen Schutz und Bewachung durch den Bischof samt ihrer Schatz verwahrt. Ihr blieb nur die Wahl, hier in strenger Haft zu leben oder einen Mann nach dem Befehl ihres Vaters anzunehmen.
    Nach zwei freudlosen Jahren nahte im Frühjahr 862 die Rettung: Es gelang ihr mit Ritter Balduin, der ihre Liebe gewonnen hatte, verkleidet in Nacht und Nebel aus Senlis zu entfliehen. Balduins Herkunft ist umstritten; so viel ist wohl sicher: Ein ebenbürtiger Partner für eine karolingische Prinzessin war er nicht. Allerdings war der Mangel an Königshäusern germanischen Geblüts schon immer eine Schwierigkeit für dei Verheiratung der karolingischen Prinzessinnen; deshalb hat man nicht unbedingt auf Ehepartnern aus der hohen Aristokratie bestanden. Aber diese Ehe Judiths paßte keineswegs in das politische Kalkül ihres Vaters. Vielleicht hatte Balduin im Gefolge von Judiths Bruder Ludwig den Zugang zu Judith gefunden; Ludwig stimmte der Heirat seiner Schwester mit Balduin zu. Die beiden jungen, aber schon mit dem Königstitel geschmückten Brüder Judiths, Ludwig der Stammler und Karl von Aquitanien, schlossen Ehe, die der Vater nicht anerkennen wollte. Die dritte Ehe Judiths besaß einen politischen Hintergrund: den Aufstand der Söhne und Großen gegen den autoritären KARL DEN KAHLEN. Diesmal aber hatte Judith aus Liebe geheiratet. Der wohl schon vorgewarnte königliche Vater sprengte durch seinen eiligen Marsch nach Senlis die Verschworenen auseinander, es gelang ihm aber nicht, das junge Paar zu ergreifen. Er berief ein Hofgericht, das Balduin wegen Frauenraubes - obwohl feststand, daß Judith ihm freiwillig gefolgt war - und Untreue verurteilte; Balduins Lehen wurden eingezogen. KARL rief auch die Kirche an; die am Hof weilenden Bischöfe exkommunizierten unter Anführung Hinkmars Balduin und Judith. Damit verfielen auch Judiths Ansprüche an das in Senlis deponierte englische Gold., Hinkmars unversöhnliche Feindseligkeit gegen das junge Paar entsprach seiner scharfen Verurteilung jeglichen Frauenraubes. Balduin und Judith flohen zunächst an den Hof des lothringischen Herrschers Lothar II., der die Schicksalsgenossen gerne aufnahm. Wahrscheinlich wurden sie hier getraut. KARL DER KAHLE forderte ihre Auslieferung. Balduin wußte, daß er mit seiner jungen Frau am Hof Lothars auf die Dauer nicht sicher war und tat einen kühnen Schachzug: Er floh mit Judith über die Alpen zur Kurie und appellierte an den Papst, "er vertraue mehr auf die Hilfe der Apostel Petrus und Paulus als auf den Schutz der Könige dieser Erde. Die Rechtslage war verwickelt. Die kirchenrechtliche Verurteilung Balduins setzte die gewaltsame Entführung voraus, von einer solchen war aber keine Rede. Nach fränkischem Recht unterstand Judith als Witwe nicht mehr der Muntgewalt des Vaters. Diese Frage war vom kirchlichen Standpunkt aus, der im Konsens der Brautleute den rechtskonstitutiven Akt der Ehe sah, nicht ausschlaggebend, wenn auch Judiths dritte Ehe keine dotierte Muntehe war. Aber Balduin hatte den Königsschutz gebrochen, unter dem Judith stand, und das Recht seines Lehsnherrn verletzt.
    Der Papst ging sehr vorsichtig vor. Politisch spielte seine Auseinandersetzung mit Hinkmar über die Grenzen der päpstlichen und erzbischöflichen Gewalt eine Rolle. Er nahm die Appellation Balduins an. Daß Judith sich vor ihm rückhaltlos für Balduin erklärte, hat sein Verhalten mitbestimmt. In einem Brief an KARL DEN KAHLEN betont er, daß Judith ihm mit eigenem Mund gesagt habe, daß sie Balduin über alles liebe und ihm freiwillig gefolgt sei. Er bat den König, Balduin zu verzeihen und ihn in Ganden wieder aufzunehmen, er fürchte, Balduin könne sich sonst mit den Normannen verbinden. Im Brief an die königliche Mutter Judiths betont er Balduins Schuld und reumütiges Bekenntnis. Er sieht sich als Vermittler in einem Familienkonflikt.
    Sene Rechtsauffassung geht aus einem Brief hervor, den er an KARL wegen der ebenfalls ohne väterliche Erlaubnis geschlossenen Heirat seines jüngeren Sohnes Karls von Aquitanien richtete. Er tadelte die Ehe wider den Willen des Vaters, lehnt es aber ausdrücklich ab, aus diesem Grund die Ehe aufzulösen. Der Fall Balduins lag ähnlich. Die Bischöfe bat er, beim König Fürsprache für Balduin einzulegen. Hinkmar willfahrte dieser Bitte nicht; ihm ist es zuzuschreiben, daß der König erst im Oktober 863 Judith vor sich kommen ließ, und zwar in Verbrie, wo ihre erste Hochzeit stattgefunden hatte. Balduin forderte unter Berufung auf den Papst sofortige Vornahme der offiziellen Eheschließung, die dann auch in Auxerre vorgenommen wurde. Aber noch drei Jahre nach der Hochzeit war Balduin vom König nicht ausgestattet worden. Der Papst mahnt den König, auch hierin das Seinige zu tun. Das Stichwort "dos" fällt zwar nicht, schließlich gehörte zur Verzeihung auch die Restituierung Balduins in seine Lehen, aber der Gedanke der Dosbestellung dürfte mit im Spiel gewesen sein. Der zähen Energie Balduins gelang es schließich, auch die Bewidmung mit Flandern zu erreichen.
    Über Judith hören wir nichts mehr. Sie hatte ihr Lebensglück gefunden. Ihre königliche Abkunft und ihre reiche Mitgift stärkten die Stellung ihres Gatten, dem auf diesem gefährdeten Außenüposten des westfränkischen Reiches in einem von Wasser und Wald beherrschten Gebiet, das der politischen Ordnung entbehrte, eine schwere Aufgabe gestellt war. Judiths enger Verbindung zum westfränkischen Hof war es auch zuzuschreiben, daß in diesem östlichsten Gebieten W-Frankens die karolingische Kultur eine dauernde und tiefe Wirkung gewann. Sie schenkte Balduin zwei Söhne, Balduin II., Nachfolger seines Vaters, und Rudolf, Graf von Cambrai. Bis 1127 blühte die flandrische Dynastie, deren Stammutter Judith war.

    1.10.856 1. oo Aethelwulf König von Wessex um 800 - 858
    858 2. oo Aethelbald, Sohn Aethelwulfs - 860
    862 3. oo Balduin I. Graf von Flandern - 879

    Kinder:
    3. Ehe
    - Balduin II. der Kahle 863-10.9.918
    - Rudolf Graf von Cambrai 865-17.6.896

    Literatur:
    Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 396,478,484,505, 534,543 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 18 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 60-63,73,75,83,100,235,238 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 226,238 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 136,152,154,155 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion, Seite 272 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 230,235 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 145,159,224 -

    Judith heiratete von Wessex, Aethelwulf am 1 Okt 856. Aethelwulf wurde geboren um 800; gestorben in 858. [Familienblatt] [Familientafel]

    Judith heiratete von Wessex, Aethelbald in 858. Aethelbald gestorben in 860. [Familienblatt] [Familientafel]

    Judith heiratete von Flandern, Balduin I. in 862. Balduin gestorben in 879. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 60. von Flandern, Balduin II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 863; gestorben am 10 Sep 918.
    2. 61. von Flandern, Rudolf  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 865; gestorben am 17 Jun 896.

  18. 38.  von Frankreich, Ludwig II.von Frankreich, Ludwig II. Graphische Anzeige der Nachkommen (13.Karl3, 5.Judith2, 1.Heilwiga1) wurde geboren am 1 Nov 846; gestorben am 10 Apr 879 in Compiegne [60200],Oise,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Compiegne [60200],Oise,Picardie,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 877-879, Frankreich; König von Frankreich

    Notizen:

    Ludwig II. der Stammler
    König von Frankreich (877-879)
    1.11.846-10.4.879 Compiegne Begraben: Compiegne, S. Marien

    Ältester Sohn des Kaisers KARL II. DER KAHLE aus seiner 1. Ehe mit der Irmintrud von Orleans, Tochter von Graf Odo

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 2172, Ludwig II. der Stammler, westfränkischer König

    * 1. November 846?, + 10. April 879 Compiegne Begraben: Compiegne, S. Marien
    Sohn KARLS DES KAHLEN

    856 mit einer Tochter Erispoes verlobt und in Neustrien, 867 nach dem Tod Karls des Kinds in Aquitanien als Unterkönig eingesetzt, wurde Ludwig II. der Stammler erst spät (Reimser Hoftag vermutlich 876) vom Vater als Erbe gefördert. Die 877 im Capitulare von Quierzy vor dem zweiten Italienzug KARLS festgelegten Regelungen einer Regierung Ludwigs II. gemeinsam mit dem Adel seiner Umgebung erwies sich bei KARLS Tod als wenig tragfähig. Erst energischer Widerstand der primores regni unter Führung der Äbte Gauzlin und Hugo gegen Ludwigs Vergabe von Grafschaften und Abteien und der Ausgleich mit RORGONIDEN und WELFEN ebneten den Weg für Ludwigs Krönung am 8. Dezember 877 in Compiegne durch Erzbischof Hinkmar von Reims. Das dabei errichtete Vertragsverhältnis (Kommendation des Adels, professio des Königs) und die Formen von Krönung und Weihe prägten die westfränkisch-französischen Herrschererhebung.
    Wegen wiederholter Krankheitsschübe kaum regierungsfähig, blieb Ludwig II. der Stammler auf den Konsens adliger Gruppen angewiesen. Papst Johannes VIII. erkannte Ludwigs mangelnde Idoneität für die Nachfolge im Kaisertum, sicherte aber die königliche Positiion durch eine Befestigungskrönung am 7. September 878 in Troyes; Bedenken gegen die Rechtmäßigkeit von Ludwigs zweiter Ehe mit Adelheid verhinderten die Krönung der Königin. Im November 878 suchte Ludwig II. der Stammler den Ausgleich mit seinem ostfränkischen Vetter, Ludwig dem Jüngeren, über die Teilung Lotharingiens, Italiens und des burgundisch-provencalischen Raums (Treffen in Fouron); schwer erkrankt, designierte Ludwig II. der Stammler noch seinen Sohn Ludwig III. Die Entscheidung von Adel und Episkopat, die Legitimität der beiden Söhne aus erster Ehe mit Ansgard, Ludwigs III. und Karlmanns, anzuerkennen, erlaubte deren Herrschafstfolge und eine Reichsteilung, verstellte aber vorerst die Herrschaftsansprüche des als Postumus geborenen Karl aus zweiter Ehe.

    Quellen:
    Recueil des actes de L. II de Begue, Louis III et Carlomann II, rois de France, ed. R.-H. Bauthier u.a., 1978 -

    Literatur:
    P. E. Schramm, Der Kg. v. Frankreich, I, 1960², 53ff. - J. Fried, Boso von Vienne oder L.? Der Ks.kandidat Johannes VIII., DA 32, 1976, 193-208 - K.F. Werner, Hist. de France, I, 1984, 417f. - W. Kienast, Die frk. Vasallität, 1960, 414ff. -

    Werner Karl Ferdinand: Seite 453, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 34
    Brandenburg gibt das Geburtsjahr Ludwigs des Stammlers; wir kennen aber auch Tag und Monat aus einer Urkunde des Königs, HF 9,404, vgl. Eiten 178, Anm. 4. Zum Antritt des Königtums in Neustrien im Februar 856 vgl. Tessier nr. 182. Zur gleichzeitigen Verlobung mit der Tochter des Bretonen-Herzogs Erispoe und seiner Gattin Marmohec Tessier nr. 181.
    Vgl. zu Ludwig im übrigen Eiten 177-188, Werner, Untersuchungen 154ff. und die Ann. Bertin. Zu beachten ist die Krönung durch Papst Johannes VIII. auf dem Konzil von Troyes 878 IX 7, vgl. P. E. Schramm, Arch. f. Urk.forsch. 15 (1938), 16. Das bisher unbekannte Todesdatum der Ansgard überliefert ein zwischen 1400 und 1414 geschriebenes Necrologium aus ND de Reims, Vat. Ottob. lat. 2960, dort fol. 129 zu IV. Non. Nov. = XI 2: Ansgardis regina. (Aufschlußreich das regina, lange nach der Trennung ihrer Ehe mit Ludwig.
    Zur Familie der Ansgard Werner a.a.O.). Adelheid, die zweite Gattin, 901 XI 9 noch Intervenientin in einem D ihres Sohnes Karl III. (Lauer nr. 41), starb an einem 18. November. Auch dieses bisher unbekannte Datum fand ich in einer Handschrift der Vaticana, ein Nekrolog-Fragment Reg. lat. 863, fol. 32, dort zu XI 18 Adelaidis regina. Es ist sehr wohl möglich, daß schon der 18. November 901 der Todestag ist, denn die vorher recht häufigen Intervenienzen brechen plötzlich ab.
    Zum Datum der Ehe Adelheids vgl. C. Brühl, Hinkmariana, Deutsches Archiv 20 (1964), 55ff. und hier Exkurs 2, wo zugleich Adelheids Herkunft untersucht wird.
    Ludwig rebellierte mehrmals und erhielt 856 Neustrien (Soissons und Maine) und wurde von der Bretagne unterstützt. 866/67 zum König von Aquitanien erhoben, wurde er Exponent der aquitanischen Unabhängigkeitspartei. 877 in Compiegne zum König von Frankreich erhoben, mußte er der Kirche und den weltlichen Großen die Wahrung ihrer Rechte versprechen. Den weltlichen Großen gegenüber ohnmächtig, suchte er Anlehnung bei der Kirche, deren Einfluß immer größer wurde. Sein schneller Tod und der seiner Söhne, die außerdem minderjährig folgten, förderte entscheidend den Verfall der königlichen Macht, die Feudalisierungstendenz im ganzen Land und die Entwicklung zum Wahlkönigtum.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Der mit einem Sprachfehler behaftete älteste Sohn KARLS II. DES KAHLEN wurde 856 mit einer Tochter des Bretonen-Führers Erispoe verlobt und wurde mit einem Unterkönigtum im angrenzenden Neustrien ausgestattet. Im Jahre 862 ehelichte er unter dem Einfluß der aufständischen RORGONIDEN Ansgard, die Tochter des Grafen Harduin, wurde aber von Robert dem Tapferen bezwungen und von KARL DEM KAHLEN in die Grafschaft Meaux eingewiesen, doch hatte er zuvor auch noch eine wesentliche Rolle dabei gespielt, dass sich seine Schwester Judith, die bereits zwei kurze Ehen mit angelsächsischen Königen hinter sich hatte, durch den Grafen Balduin I. von Flandern entführen ließ, womit sich der Vater nur höchst widerwillig abfand. Im Jahre 867 vertraute ihm sein Vater das vakante aquitanische Regnum an. Im Mittelpunkt der Kapitulartien von Quierzy vom Juni 877 steht jedoch die Einsetzung Ludwigs des Stammlers zum Regenten unter Bedingungen, die von massivem "Mißtrauen des Vaters gegen den einzig möglichen Thronerben" (C. Brühl) diktiert scheinen. So wie KARL 872 den längst erwachsenen Sohn in seinem aquitanischen Regnum unter die Kuratel des Grafen Bernhard (Plantapilosa) von Autun, Sohn des einst hingerichteten Bernhard von Septimanien, ferner des gleichnamigen Grafen von Gothien sowie Bosos von Vienne gestellt hatte, unterwarf er auch jetzt Ludwigs Verfügungsgewalt und Bewegungsfreiheit allerhand einschränkenden Bestimmungen, hinter denen das Sicherheitsbedürfnis der tonangebenden Hofkreise um Hugo den Abt und den Erzkanzler Gauzlin zu erkennen. Dazu kam die Abneigung der Kaiserin Richilde, die nach zwei im Säuglingsalter verstorbenen Söhnen weiterhin KARL einen Erben und damit eine dynastische Alternative zu Ludwig hoffte schenken zu können. Falls die Darstellung des Chronisten Regino zutrifft, Ludwig sei von seinem Vater zur Lösung der (von diesem seit jeher mißbilligten) Ehe mit Ansgard und zur Neuvermählung mit jener Adelheid veranlaßt worden, die seit 878 an seiner Seite bezeugt ist, dürfte dies am ehesten um diese Zeit geschehen sein, da Adelheids Vater, der Pfalzgraf Adalhard, ein Urenkel LUDWIGS DES FROMMEN (über dessen Tochter Alpais), gerade in dem Interimsregiment von 877 an führender Stelle erscheint.
    Nach dem Tode seines Vaters in Italien führte zwar kein Weg an KARLS DES KAHLEN einzig überlebendem Sohn Ludwig dem Stammler vorbei, doch begegnete der 31-jährige Thronerbe wie zuletzt beim Vater, so auch in den führenden Hofkreisen um seine Stiefmutter Richilde, den Erzkanzler Gauzlin und den Pfalzgrafen Adalhard massiven Vorbehalten, die in seiner körperlichen Behinderung und mehr noch in seinem von Jugend an glücklosen politischen Agieren begründet waren. Den Versuch Ludwigs, sich im Herbst 877 durch rasche Neuvergabe großer Lehen einen zuverlässigem Anhang zu schaffen, wußten seine mächtigen Gegner sogleich zu vereiteln. Sie gedachten den künftigen König, wenn er denn unvermeidlich war, offenbar dauerhaft unter jener Kuratel zu halten, die KARL DER KAHLE im Sommer beim Abgang nach Italien verordnet hatte, und sahen dafür eine gute Gewähr in Ludwigs Ehe mit Adelheid, Adalhards Tochter, die spätestens jetzt, nach Trennung von der bisherigen Gattin Ansgard, geschlossen wurde und den heranwachsenden Söhnen Ludwig und Karlmann im nachhinein die Vollbürtigkeit nahm. Erst als Ergebnis längerer Verhandlungen kam es zur Übergabe der Insignien und am 8.12.877 zur Weihe und Krönung Ludwigs in Compiegne, die noch einmal Hinkmar vornahm. Aus diesem Anlaß entwickelte der Erzbischof das unter KARL DEM KAHLEN mehrfach erprobte, "Gottes Erbarmen und die Wahl des Volkes" betonende Zeremoniell derart fort, wie es dann für die gesamte weitere Geschichte des französischen Königtums verbindlich blieb, doch verfehlte er die gegebene Situation mit seiner gleichzeitigen Denkschrift an Ludwig, worin er ein kraftvolles Eingreifen gegen die Normannen bei tunlichster Schonung der Besitzungen von Kirche und Adel verlangte. In Wahrheit kam der neue König kaum zur Entfaltung, denn bereits auf einem Feldzug, den er im Frühsommer 878 im Schlepptau Hugos des Abtes gegen die Normannen an der unteren Loire und zugleich gegen Hugos Widersacher aus dem RORGONIDEN-Haus unternahm, erkrankte Ludwig lebensgefährlich und mußte es hinnehmen, dass sich Markgraf Bernhard von Gothien, ein enger Verwandter der Angegriffenen, mit weiter Resonanz im S gegen ihn erhob, während im N Unsicherheit über das Verhalten der ostfränkischen Vettern bestand.
    Dazu kam die gespannte Lage in Italien und die Erwartungen, die der Papst in seiner Bedrängnis durch Sarazenen, innerrömische Gegner sowie die Markgrafen Lambert von Spoleto und Adalbert von Tuszien trotz allem in den Erben KARLS DES KAHLEN setzte. Johannes VIII. floh im Mai 878 über See in die Provence, wo er von Graf Boso von Vienne, dem Schwiegersohn Kaiser LUDWIGS II. und Bruder der Königin Richilde, ehrenvoll empfangen wurde, und ließ sich von ihm weiter in die Francia geleiten mit dem Ziel, dort auf einer großen Synode unter Beteiligung aller KAROLINGER selber neuen Rückhalt zu gewinnen und die bedrohte Stabilität von Reich und Kirche zu festigen, doch erschienen auf der Versammlung, die im August und September in Troyes stattfand, nur die westfränkischen Bischöfe und deren eben wieder genesener König. Ludwig der Stammler erlangte vom Papst eine weitere, bestätigende Krönung, die freilich seiner zweiten Gattin Adelheid wegen des unkanonischen Charakters ihrer Ehe versagt blieb, setzte auch eine Verurteilung seiner politischen Gegner durch - neben Bernhards von Gothien und Hugos, des unglücklichen Friedelsohnes Lothars II. mit Waldrada, der nun in der Maasgegend von sich reden machte - blieb aber zurückhaltend gegenüber dem Angebot Johannes' VIII., das faktisch herrenlose Italien in Besitz zu nehmen und in Rom zur Kaiserwürde aufzusteigen. Anders als vordem Pippinund KARL DER GROSSE, deren Versprechungen an die römische Kirche der Papst beschwörend in Troyes verlesen ließ, war dieser späte Nachfahre unter dem Druck näherliegender Gefahren und familiärer Rivalen kaum mehr imstande, eine Politik großen Stils ins Auge zu fassen. Im Schutz Bosos, den Johannes VIII. adoptiert hatte, und der in Italien vielleicht eine ähnliche Platzhalterrolle wie 876 für KARL übernehmen sollte, trat der Papst die Heimreise an, auf der ihn Boso jedoch in Pavia wieder verließ.
    Sofern Ludwig der Stammler ernstlich eine Wiederaufnahme der Kaiserpolitik seines Vaters vorschwebte, hätte er einen Grund mehr gehabt, sich den Rücken frei zu halten durch eine Übereinkunft mit den O-Franken, bei denen Ludwig der Jüngere mittlerweile die anteiligen Rechte des schwer kranken Bruders Karlmann an der O-Hälfte Lotharingiens übernommen hatte. Er war daher der Partner, mit dem sich der westfränkische König am 1./2.11.879 in Fouron, im alten Kerngebiet zwischen Lüttich und Aachen, traf, um bei prinzipiellem Vorbehalt seiner Optionen in Italien gegenseitige Freundschaft und Hilfe zu vereinbaren, die Teilungsgrenze von Meersen (870) zu bekräftigen und gegebenenfalls die unbehinderte Sukzession der jeweiligen Söhne zuzusichern, nämlich auf ostfränkischer Seite eines erst im Vorjahr geborenen kleinen Ludwig, auf Seiten desStammlers ausdrücklich Ludwigs und Karlmanns, der Söhne der verstoßenen Ansgard, "und weiterer, die Gottes Güte schenken werde". Das hier anklingende Zukunftsproblem sollte schneller akut werden als gedacht, denn schon im folgenden Frühjahr erkrankte Ludwig der Stammler während einer Strafexpedition gegen Bernhard von Gothien erneut und starb am 10.4.879 in Compiegne, wohin er zurückgebracht worden war und wo er nun sein Grab fand.
    Der Tod des Königs, der seine Witwe Adelheid schwanger zurückließ, stürzte das W-Reich in eine tiefe Krise. Dass man die Niederkunft nicht abwartete, aber auch nicht im Sinne der jüngsten Abmachungen die Nachfolge der vorhandenen Söhne reibungslos vonstatten gehen ließ, lag an den Zerwürfnissen unter den Großen, die durch Ludwigs schwankende Haltung ihnen gegenüber genährt worden waren und jetzt zur Entladung kamen. Dem Erzkanzler Gauzlin, einem RORGONIDEN, der sich beim Thronwechsel von 877 zu seinen übrigen Abteien auch Saint-Denis verschafft und den König noch maßgeblich in Fouron beraten hatte, wurde Anfang 879 das Hofamt entzogen, als sein welfischer Gegenspieler, Hugo der Abt mit Machtbasis in Neustrien, bei Ludwig zu beherrschendem Einfluß gelangt war. Zusammen mit anderen Magnaten, darunter Boso von Vienne, war es Hugo, der den todkranken König dazu bestimmte, allein den ältesten Sohn Ansgards, den höchstens 16-jährigen Ludwig III., durch Zusendung der Insignien als nächsten König vorzusehen, was der tonangebenden Gruppe auch weiterhin eine ungeschmälerte Präponderanz sichern sollte.

    Konecny Silvia: Seite 142, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Auf eine Ehe Ludwigs des Stammlers reagierte KARL DER KAHLE weniger heftig als auf jene Karls von Aquitanien. Auch der älteste Sohn des Herrschers ging gegen den Willen des Vaters oder zumindest ohne dessen Zustimmung eine Ehe mit Ansgard ein.
    Diese entstammte dem Geschlecht der ROBERTINER, mit denen sich KARL DER KAHLE wohl arrangieren mußte. Erst Jahre später zog er den Sohn wieder ganz auf seine Seite, indem er dessen Ehe mit Adelheid veranlaßte, die wie Ermengard dem Geschlecht der ADALHARDE entstammte. Als deren Vorherrschaft im westfränkischen Reich von jener der BOSONEN abgelöst worden war, wurde die Legitimität aller Nachkommen Ludwigs des Stammlers mit dem Hinweis auf die Unrechtmäßigkeit seiner beiden Eheverbindungen bestriiten. Angriffe dieser Art trugen wohl dazu bei, daß der Krönungsordo der westfränkischen Königin gerade unter Ludwig dem Stammler volle Ausbildung fand. Ihm kam wohl eine propagandistische Funktion zu. Adelheid verstand es trotz der Zweifel an der Rechtmäßigkeit ihrer königlichen Stellung glänzend, die Interessen ihres Sohnes, Karls des Einfältigen, zu wahren, an dessen Königserhebung im Jahre 893 sie wesentlichen Anteil hatte. Insofern ist Adelheid durchaus dem Typus der politisch aktiven Königswitwe zuzurechnen. Ihre Bemühungen für Karl den Einfältigen sind durchaus einer verwandtschaftlichen Regierung vergleichbar, zumindest was den Grad faktischer Machtausübung und diplomatischen Geschickes betrifft.

    862 1. oo Ansgard von Burgund, Tochter des Grafen Harduin - 2.11.879
    875 2. oo Adelheid, Tochter des Grafen Adalhard von Paris 855/60-9.11.901

    Kinder:
    1. Ehe
    - Ludwig III. 863/65-5.8.882
    - Karlmann 866-12.12.884
    - Gisela - 884
    oo Robert Graf von Troyes - 886
    - Hildegard

    2. Ehe
    - Karl III. der Einfältige 17.9.879-7.10.929
    - Ermentrud
    oo ? Reginar I. Langhals - 915

    Literatur:
    Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 358,359 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 48,66,67,104 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 392,402,428,464,470,479,480,483,507,597,758,797,825; Band II Seite 115,128,133,138,144-147,151-155, 162,182,199-201,206 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 16f - Ehlers Joachim/ Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996, Seite 16,19,23 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 61,255,287 - Hlawitschka, Eduard: Adoptionen im mittelalterlichen Königshaus, in: Schulz Knut: Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Mittelalters, Festschrift für Herbert Helbig zum 65. Geburtstag, Köln Seite 1-32 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 54,68,70,92,116,138,146,154,168,171 - Hlawitschka, Eduard: Die Widonen im Dukat von Spoleto, in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 155-227 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 20-23,27-29,32,34,61,85,89-91,121, 129,177,195,208,217,221-237,239,244 - Hlawitschka, Eduard: Nachfolgeprojekte aus der Spätzeit Kaiser Karls III., in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 123-155 - Hlawitschka, Eduard: Vom Frankenreich zur Formierung der europäischen Staaten- und Völkergemeinschaft 840-1046, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1986 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 230,234,244,249,252,254,259,272,356 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 145,152,154,158,168,171-174,176,178,181,183,188,191,203, 212,224 - Schmid, Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 426,442 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 58,73,75, 78,80,85,95 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 443, 447 -

    Begraben:
    Compiegne, S. Marien

    Ludwig heiratete von Burgund, Ansgard in 862. Ansgard gestorben nach 879. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 62. von Frankreich, Gisela  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben vor Nov 884.
    2. 63. von Frankreich, Hildegard  Graphische Anzeige der Nachkommen
    3. 64. von Frankreich, Ludwig III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 863; gestorben am 5 Aug 882 in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.
    4. 65. von Frankreich, Karlmann  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 866; gestorben am 12 Dez 884; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.

    Ludwig heiratete von Friaul, Adelheid in 875. Adelheid (Tochter von von Paris, Adalhard) wurde geboren um 855/860; gestorben am 9 Nov 901 in Laon [02020],Aisne,Picardie,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 66. von Frankreich, Ermentrud  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 875.
    2. 67. von Frankreich, Karl III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 17 Sep 879; gestorben am 7 Okt 929 in Péronne [80200],Somme,Picardie,Frankreich; wurde beigesetzt in Péronne [80200],Somme,Picardie,Frankreich.

  19. 39.  von Aquitanien, Karl Graphische Anzeige der Nachkommen (13.Karl3, 5.Judith2, 1.Heilwiga1) wurde geboren um 847/848; gestorben am 29 Sep 866 in Buzancais [36500],Indre,Centre-Val de Loire,Frankreich; wurde beigesetzt in Bourges [18000],Cher,Centre-Val de Loire,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Aquitanien,Frankreich; König von Aquitanien

    Notizen:

    Karl das Kind
    König von Aquitanien
    847/48-29.9.866 bei Buzancais (dep. Indre) durch Unfall
    Begraben: Bourges, St-Sulpice
    2. Sohn des Kaisers KARL II. DER KAHLE aus seiner 1. Ehe mit der Irmintrud von Orleans, Tochter von Graf Odo

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 969 Karl das Kind, KAROLINGER, König von Aquitanien

    * 847/48, + 29. September 866 bei Buzancais (dep. Indre)
    Begraben: Bourges, St-Sulpice
    Sohn KARLS DES KAHLEN und der Ermentrud

    Karl starb durch Krankheit (wohl Epilepsie) bei Buzancais (dep. Indre). Um der Sonderrolle Aquitaniens Rechnung zu tragen, ließ KARL DER KAHLE Karl Mitte Oktober 855 in Limoges zum aquitanischen König erheben; er blieb jedoch der Oberherrschaft seines Vaters unterworfen (keine eigene Kanzlei). Mit dessen Hilfe mußte er sich im Innern gegen Aufstände, vor allem gegen den 848 als aquitanischen König abgesetzten Pippin II., zur Wehr setzen. Als er 862 die Witwe des Grafen Humbert (von Bourges?) heiratete, fiel er beim Vater, der seine Zustimmung verweigerte, in Ungnade. Er wurde nach Compiegne gebracht und erst 865 auf Wunsch der aquitanischen Großen wiedereingesetzt.

    Literatur:
    DBF VIII, 543f. - G. Eiten, Das Unterkgtm. im Reich der Merovinger udn Karolinger, 1907, 165-176 - L. Auzias, L'Aquitaine carolingienne, 1937, 281ff. - J. Martindale, Charles the Bald and the Government of the Kingdom of Aquitaine (Charles the Bald: Court and Kingdom, hg. M. Gibson-J. Nelson 1981), 109, 114f. -

    Werner Karl Ferdinand: Seite 451, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 35
    Zu König Karl von Aquitanien ("Karl der Jüngere") siehe die, wie stets, ausgezeichnete Zusammenstellungen von Eiten, 165-176. Ebd. 176, Anm. 3 die Belege für Karolus minor.

    Kaum 15-jährig verband sich Karl mit der Witwe des Grafen Humbert, was der Vater als Rebellion betrachtete. Er marschierte daraufhin 863 in Aquitanien ein, setzte den Sohn ab und inhaftierte ihn Compiegne. 865 von seinem Vater erneut als König von Aquitanien eingesetzt, litt er bereits schwer an den Folgen eines Jagdunfalls, dem er 866 erlag.
    Konecny Silvia: Seite 142 "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Nur zwei von den Söhnen KARLS DES KAHLEN gingen Eheverbindungen ein, während zwei weitere männliche Nachkommen dieses Herrschers schon in früher Jugend zu einem geistlichen Leben bestimmt wurden. Der gleichnamige Sohn des Herrschers starb vier Jahre nach einem Eheschluß, hinter dem oppositionelle aquitanische Adelige standen. Karl wurde bald nach seiner Heirat von seiner Gattin getrennt und kehrte erst kurz vor seinem Tod wieder nach Aquitanien zurück. Mit dieser Heirat trat überdies erstmals seit der Generation der Söhne Pippins II. wieder eine Witwenheirat auf, die soviel wie die Einheirat in einen fremden Machtbereich bedeutete und damit eine Annäherung der königlichen Eheformen an jene des Adels ankündigte. Im 10. Jahrhundert wurde dieser Typus der Einheirat von den westfränkischen KAROLINGERN mehrmals verwirklicht, während KARL DER KAHLE gegen die Ehe seines Sohnes vehement auftrat.

    862 oo 2. Ansgard, Witwe des Grafen Humbert von Bourges

    Literatur:
    Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 369,392,396,405, 480,483,505,507,543,547,559,588,758 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 61-62 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 213,231,237 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 145,152,158 - Schniith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 58 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 440 -

    Gestorben:
    Unfall

    Begraben:
    St-Sulpice

    Karl heiratete Ansgard in 862. [Familienblatt] [Familientafel]


  20. 40.  von Franken, Karlmann Graphische Anzeige der Nachkommen (13.Karl3, 5.Judith2, 1.Heilwiga1) wurde geboren um 850; gestorben in 876.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 22 Jan 866-873, Auxerre [89000],Yonne,Burgund,Frankreich; Abt von St. Germain d'Auxerre

    Notizen:

    Karlmann
    Abt von St. Germain d'Auxerre (22.1.866-873)
    um 850 - 876
    3. Sohn des Kaisers KARL II. DER KAHLE aus seiner 1. Ehe mit der Irmintrud von Orleans, Tochter von Graf Odo

    Werner Karl Ferdinand: Seite 453, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 36
    Den Tod Karlmanns datiert Brandenburg in seiner Anm. B. IV, 36 auf "bald nach" der Blendung von 873, auf der Tafel mit "874". Zum richtigen Todesjahr 876 vgl. Dümmler 2, 359, sowie oben IV, 23, Absatz 2.

    Um weitere Erbteilungen zu vermeiden, wurde Karlmann von seinem Vater als erster ehelich geborener KAROLINGER zum Eintritt ins Kloster gezwungen. Nach dem Tode seines Bruders Lothar (+ 14.12. 865) wurde Karlmann, Abt von S. Medard, von seinem Vater zu dessen Nachfolger als Abt von St. Germain d'Auxerre bestimmt. Der Vorrang seines Bruders Ludwig der Stammler scheint ab 870 den früh ins Kloster gegebenen und inzwischen mit mehreren Abteien ausgestatteten Königssohn Karlmann zum Aufstand getrieben zu haben, der jedoch trotz einiger hochmögender Mitverschworener KARL kaum ernstlich gefährden konnte und 873 mit Karlmanns Bestrafung durch Blendung sein düsteres Ende fand (+ 876).

    Mühlbacher Engelbert: Band II Seite 334-336, "Deutsche Geschichte unter den Karolingern"

    Viel schlimmer war es gleichzeitig dem westfränkischen Prinzen Karlmann ergangen, der gegen seinen Vater in offenem Aufruhr gestanden war. Als dieser seiner habhaft geworden war, verurteilte er ihn zu Senlis zu strenger Haft, während er dessen S Spießgesellen gegen Ableistung des Treueids begnadigte. Nach mehr als Jahresfrist ließ er, da bei der allgemeinen Unzufriedenheit dem gefangenen Prinzen noch immer die Sympathien vieler sich zuwandten, über ihn abermals zu Senlis Gericht halten. Er selbst überreichte der dort versammelten Synode eine Klageschrift gegen den eigenen Sohn. Wie er es verlangte, entsetzten die Bischöfe Karlmann seiner geistlichen Würde und gestanden ihm nur noch die Laienkommunion zu. Damit wurde Karlmann der Vorrechte des geistlichen Standes, welche ihn der weltlichen Strafgewalt entzogen, verlustig; der Degradierte konnte vor ein weltliches Gericht gestellt und an Leib und Leben gestraft, er konnte, wie sein Vater beabsichtigte, unschädlich gemacht werden. Ein Anlaß fand sich bald. Karlmann und seine Freunde folgerten aus seiner Absetzung, daß er, nunmehr wieder ganz Laie geworden, in sein volles Erbrecht eintrete und den königlichen Thron besteigen könne. Seine alten Anhänger sammelten sich, sie warben neue Genossen und planten, Karlmann aus dem Gefängnis zu befreien und, wie es hieß, auf den Thron zu erheben. Karlmann, der an dieser Bewegung nicht persönlich beteiligt sein konnte, da er immer in Haft geblieben war, wurde abermals vor Gericht gestellt. Sogar seine frühere Empörung wurde in die Anklage einbezogen. Unter Zustimmung aller Anwesenden erklärte man es als eine Staatsnotwendigkeit, daß der Prinz, der eigentlich der Todesstrafe verfallen sei, geblendet werde, "damit er Gelegenheit und Zeit zur Reue habe und ihm die Möglichkeit genommen werde, noch Ärgeres, wie er es sinne, anzurichten, damit die wahnwitzige Hoffnung der Friedensstörer auf ihn vereitelt werde und die Kirche Gottes und die Christenheit im Reich außer der Befeindung durch die Heiden nicht auch durch einen verruchten Aufstand in Verwirrung gebracht werden könne." In herzloser Grausamkeit ließ KARL DER KAHLE die Blendung an seinem Sohn vollziehen, dem er aus politischen Rücksichten den geistlichen Stand, ein verfehltes und verbittertes Leben aufgezwängt, den er damit selbst auf Abwege gedrängt hatte. Es ist ein scheußliches Bild, um so greulicher, wenn man ihm das Verhalten seines Bruders, des deutschen Königigs, gegen seine Söhne, die doch dasselbe verschuldet hatten, gegenüberstellt, der sich der höheren Pflicht bewußt blieb, auch unbotmäßigen Söhnen gegenüber Vater zu sein. Der geblendete Karlmann wurde in das Kloster Corbie in Gewahrsam gebracht. Unterstützt von Adalhard, dem Bruder seiner Mutter, gelang es ihm, auf deutschen Boden zu entfliehen. Der deutsche König nahm seinen unglücklichen Neffen auf. Er übergab ihn dem Erzbischof Liutbert und wies ihm das St. Albanskloster bei Mainz zum Aufenthalt an. Dann verlieh er ihm das Kloster Echternach und hier ist Karlmann, kein gutes Andenken hinterlassend, nach wenigen Jahren gestorben.

    Literatur:
    Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 588-590,718,723, 758-761,766,769,772,794-797; Band II Seite 691 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 27,228 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion, Band II Seite 334 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 145,152,159 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 58,67,95 -


  21. 41.  von Franken, Lothar Graphische Anzeige der Nachkommen (13.Karl3, 5.Judith2, 1.Heilwiga1) wurde geboren in 850; gestorben am 14 Dez 865.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 22 Feb 863-865, Auxerre [89000],Yonne,Burgund,Frankreich; Abt von St. Germain d' Auxerre

    Notizen:

    Lothar Abt von St. Germain d' Auxerre (22.2.863-865)
    um 850-14.12.865
    Jüngerer Sohn des Kaisers KARL II. DER KAHLE aus seiner 1. Ehe mit der Irmintrud von Orleans, Tochter von Graf Odo

    Werner Karl Ferdinand: Seite 453, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    IV. Generation 37
    Brandenburg nennt Lothar nur "Abt in St. Germain", weil die Ann. Bertin. 865 nur vom monasterium S. Germani sprechen. Es handelt sich nicht etwa um S.-Germain-des-Pres, sondern um Saint-Germain-d'Auxerre, vgl. Tessier nr. 288.

    Lothar galt wegen angeborener Gebrechen von vornherein für herrschaftsunfähig und wurde in jungen Jahren ins Kloster gegeben. Nach den über ihn erhaltenen Zeugnissen machte er verständlicherweise nicht den Eindruck eines tatkräftigen Abtes. Nacch den Mitteilungen des Hericus war Lothar als Kind in S. Germain in die Schule gegeben worden. 861 ließ KARL den Sohn in Reome zum Kleriker machen. 863 erscheint Lotharals Abt und Tauschpartner der Germanusmönche. Ein Jahr später erwirkte Lothar mit seiner Mutter die große Besitzbestätigung KARLS für S. Germain in Pitres. Noch vor seinem Tod erbat Lothar von seinem Vater eine Schenkung für die Abtei und sorgte dabei für sein Totengedächtnis vor. Die geistigen Interessen und Fähigkeiten des jungen Abtes Lothar sind jedoch von zuständiger Seite ins hellste Licht gestellt worden. Lothar sei "an Jahren ein Kind gewesen, dem Geist nach ein Liebender der Weisheit, durch seine eingeborene Veranlagung und das Schaffen seines Fleißes vor allen Sterblichen seines Alters kostbar.

    Riche Pierre: Seite 230,237, "Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

    Der vierte, Lothar, lahmte von Geburt an und war deswegen zum Eintritt in ein Kloster bestimmt.
    Als kurz nach einander seine beiden Söhne Lothar (+ 865) und Karl das Kind (+ 866) starben, war er tief betroffen.

    Literatur:
    Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 465 Anm. 72,590 Anm. 80,758,885 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991, Seite 230,237 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 145,152,159 -


  22. 42.  von Franken, Rothild Graphische Anzeige der Nachkommen (13.Karl3, 5.Judith2, 1.Heilwiga1) wurde geboren in 871; gestorben in 928/929.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Chelles [77500],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich; Äbtissin von Chelles
    • Titel/Amt/Status: Maine,Pays de la Loire,Frankreich; Gräfin von Maine

    Notizen:

    Rothild
    Gräfin von Maine
    Äbtissin von Chelles
    871-22.5.928/29
    Einzige Tochter des Kaisers KARL II. DER KAHLE aus seiner 2. Ehe mit der Richilde, Tochter von Graf Buin

    Werner Karl Ferdinand: Seite 454, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"
    IV. Generation 42


    Die Lebensdaten der Rothild (verbunden mit dem Nachweis, daß es sich bei ihr um eine Tochter KARLS DES KAHLEN aus seiner zweiten Ehe mit Richildis handelt sowie um die "Stamm-Mutter" der späteren Grafen von Maine) behandelt Exkurs 1.
    V. Generation 39-40
    Zu diesen Kindern der Rothild, Tochter KARLS DES KAHLEN, vgl. Exkurs 1 und Werner; Unters. 279-283 ("Zur Geschichte der Grafen von Maine im 10. Jahrhundert").

    Rothild war bis 922 Äbtissin von Chelles und wurde von Karl III., ihrem Neffen abgesetzt, was die Rebellion der ROBERTINER bewirkte (Schwiegmutter Hugos des Großen).
    Karls Entschluß von 922, seiner eigenen Tante Rothild, einer Tochter Kaiser KARLS DES KAHLEN, die ehrwürdige karolingische Abtei Chelles wegzunehmen, um sie Hagano zu übertragen, kann nicht allein aus der bloßen Absicht zur Förderung des Vertrauten erklärt werden. Rothilds Tochter Judith war nämlich mit Hugo Magnus verheiratet, so dass Rothilds Verlust zum Verlust gegen die ROBERTINER wurde.

    Konecny Silvia: Seite 151, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Nur Ermengard, die Tochter LUDWIGS II., und Rothild, eine Tochter KARLS DES KAHLEN, sind sowohl als Äbtissinnen als auch als Ehefrauen fränkischer Großer bezeugt. Ermengard wurde von LUDWIG II. zur Nachfolgerin Angilbergas im Besitz der Abtei in Brescia bestimmt. 879 wurde neben Angilberga erstmals auch Ermengard als Äbtissin bezeichnet. Wann Rothild ihre Abtei erhielt, ist ungewiß. Vermutlich hat noch KARL DER KAHLE selbst die Abtei seiner Tochter übertragen.Ermengardwie Rothild heirateten erst nach dem Tode ihrer Väter, die Wahl der Gatten traf in beiden Fällen vermütlich die mütterliche Verwandtschaft. Die Äbtissinnenwürde dieser KAROLINGERINNEN könnte darauf hindeuten, daß ihre Ehen den Typus der sogenannten Erbtochterehe repräsentieren. Der umfangreiche Besitz an Abteien könnte die unabhängige Stellung dieser KAROLINGERINNEN als Ehefrauen sichergestellt haben. Im Fall Ermengard kann von einer Erbtochterehe auch insofern gesprochen werden, als die Kaisertochter für ihren Söhn auch Erbansprüche auf die Herrschaftsnachfolge nach LUDWIG II. erhob.

    Schwager, Helmut: Seite 70,132,133,235,246, "Graf Heribert II. von Soissons"

    Die Konfiskation des karolingischen Hausklosters Chelles bei Paris durch den westfränkischen König nach dem 21. April 922 (= Ostern), der die Abtei seiner Tante Rothilde (+ 928), der Schwiegermutter des ROBERTINERS Graf Hugo (+ 956) [Rothilde (+ 928) war die Tochter Kaiser KARLS DES KAHLEN (+ 877) und der Kaiserin Richilde (+ 910/14) sowie Gattin Graf Rotgers I. von Maine (+ vor 900), von dem sie die Tochter NN. (+ vor 926) hatte, welche Graf Hugo der Große ehelichte; genauer zu Rothilde: Konecny, Frauen, 151/153; Werner, Nachkommen, in: KdGr 4, Tafel (IV, 42) und 422-428 (Exkurs I) sowie Stammtafel 10 dieser Arbeit], nahm und sie an Graf Hagano übergab, löste erneut einen verheerenden Aufstand aus.
    Dabei war es um den Besitz der 928 verstorbenen KAROLINGERIN Rothilde [Das genaue Todesdatum Rothildes, der 22. Mai, ist aus den Obituaires de Saint-Germein-des-Pres, de Saint-Denis et d'Argenteuil, in: Obituaires de la province de Sens 1, ed. M Molinier, XX, 254,312 und 345 zu entnehmen, weswegen Kalckstein, Capetinger, 179 mit dem 22. März 929 falsch liegt! Lauer, Robert, 58 geht ebenso fälschlich vom 22. Mai des Jahres 925 aus, denn nach Flodoard, Ann., a 929, 43 ist die KAROLINGERIIN Rothilde erst kürzlich verstorben: ... nuper defunctae ..., was auf das Jahr 928 hinweisen würde und worauf auch meiner Meinung nach die Anfang 929 ausbrechenden militärischen Auseinandersetzungen um ihr Erbe hindeuten! Zu den Problemen um die KAROLINGERIN Rothilde (+ 928) siehe jedoch genauer den Exkurs I in: Werner, Nachkommen, in: KdGr 4, 422-428! Außerdem: Voigt, Klosterpolitik, 133 mit Anm. 2; Marlot, Reims 2 715; Colliette, Vermandois 1, 442; Kienast, Frankreich 1, 55; Ducange, Amiens, 84; Werner, Origines, 458; Werner, Westfranken, 743; Lemaire, Saint-Quentin, 279.], Äbtissin des Klosters Chelles, Tante König Karls III. und Schwiegermutter Markgraf Hugos, gegangen.
    Doch muß es in dieser Zeit zu heftigeren Streitigkeiten zwischen Graf Heribert II. und seinem robertinischen Schwiegervater gekommen sein, denn als kurz nach Ostern (= 21. April) 922 König Karl III. seiner Tante Rothilde (+ 928), der Schwiegermumutter des ROBERTINERS Graf Hugo der Große, das karolingische Hauskloster Chelles wegnahm, wahrscheinlich um die ROBERTINER zu disziplinieren, und diese, dies als "casus belli" betrachtend, daraufhin einen westfränkischen Fürstentag nach Fimes an der Vesle beriefen, der auch prompt den Sturz Graf Hagnos, dann die Absetzung des westfränkischen Königs beschloß, war Graf Heribert II. erstaunlicherweise nicht zugegen.
    Denn Anfang 929 entbrannte der Streit um den Besitz der bereits im Jahre 928 verstorbenen KAROLINGERIN Rothilde, der Tante Karls III. und ehemaligen Schwiegermutter Markgraf Hugos von Neustrien, die das alte und reiche Kloster Chelles als Äbtisssin besessen hatte. Bevor nun der ROBERTINER die Erbschaft antreten konnte, besetzte jedoch Graf Boso (+ 935) in geheimen Übereinkommen mit seinem Bruder König Rudolf Chelles und seine Domänen. In den aufflackernden Streit mischte sich jetzt auch Graf Heribert II. ein, und bald kam es zu heftigen Kämpfen. Schließlich erobert Markgraf Hugo das karolingische Hauskloster im April 929, während sich sein Schwager Graf Heribert II. sich an Bosos Hauptfestung Vitry-en-Perthois schadlos hielt.

    890 1. oo Rotger I.Graf von Maine -31.10.900
    2. oo Hugo Graf von Bourges

    Kinder:
    1. Ehe
    - Judith + vor 926
    914 oo 1. Hugo der Große Herzog von Franzien 895-16./17.6.9576
    - Hugo I. Graf von Maine 890/95- 939/955

    2. Ehe
    - Richilde
    oo Theobald der Ältere Graf von Tours-Chartes - 940

    Literatur:
    Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 22 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie v vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976, Seite 151,152 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 203 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994, Seite 9,70,132,133,235,246,281,407 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf, Seite 422-428, 454 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995, Seite 482 -

    Rothild heiratete von Maine, Rotger I. in 890. Rotger gestorben am 31 Okt 900. [Familienblatt] [Familientafel]

    Rothild heiratete von Bourges, Hugo nach 900. [Familienblatt] [Familientafel]


  23. 43.  von Kärnten, Arnulfvon Kärnten, Arnulf Graphische Anzeige der Nachkommen (18.Karlmann3, 6.Hemma2, 1.Heilwiga1) wurde geboren um 850; gestorben in 899 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: seit 22 Feb 896; römischer Kaiser
    • Titel/Amt/Status: 894-899, Italien; König von Italien
    • Titel/Amt/Status: 880-899, Kärnten,Österreich; Markgraf von Kärnten
    • Titel/Amt/Status: 887-899, Ostfrankenreich; Ostfränkischer König

    Notizen:

    Spätmittelalterliches Porträt Kaiser Arnulfs aus einer Handschrift des 1387 abgeschlossenen Liber Augustalis des Benvenuto de Rambaldis

    spätmittelalterliches Porträt Kaiser Arnolfs



    ARNULF
    Ostfränkischer König(887-899)
    römischer Kaiser seit 22.2.896
    König von Italien (894-899)
    Markgraf von Kärnten (880-899)
    um 850-29.11.oder 8.12.899 Regensburg Begraben: Regensburg, St. Emmeram

    Illegitimer Sohn des Ostfränkischen Königs Karlmann und der Luitswinda, einer Schwester des nordgauischen Grafen Ernst; Enkel von König Ludwig II. dem Deutschen

    Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 1013, ARNULF "VON KÄRNTEN", ostfränkischer König

    um 850-8.12.899
    Außerehelicher Sohn König Karlmann und der Liutwind, offenbar einer LUITPOLDINGERIN.
    Er war mit Uta (Oda) verheiratet..

    Söhne:
    Ludwig das Kind
    Zwentibold
    Ratold

    Wie sein Vater Karlmann ist auch ARNULF durch die politische und militärische "Schule" als Befehlshaber in den südöstlichen Marken gegangen. Nach der Enthebung unsicherer Grenzgrafen in Karantanien setzte König Karlmann nach 876 seinen außerehelichen Sohn ARNULF dort als Amtsträger ein. ARNULF konnte rasch seinen Machtbereich zumindest auf Unterpannonien ausdehnen; seine Versuche, auch die Grenzgrafschaften im (nördlichen) Donauraum unter Kontrolle zu bringen, scheiterte dagegen. ARNULF versuchte nicht, nach dem Tode seines Vaters (880) zur Macht zu kommen. Er lernte früh, politisch abzuwarten. 882 befehligte er den bayerischen Heerbann gegen die Normannen. Anschließend baute er sich mit Hilfe mächtiger Parteigänger im Südosten eine offenbar unabhängige Stellung aus. 885 schloß er eigenmächtig Frieden mit den Mährern.
    Als der kranke Kaiser KARL III. politisch immer schwächer wurde, griff ARNULF rasch zu, verband sich 887 mit dem abgesetzten Erzkanzler Liutward zum Sturze KARLS. Entscheidend war aber die Mehrheit der Großen des ostfränkischen Reiches, die auf den Reichsversammlungen von Tribur und Frankfurt vom Kaiser abfielen und zu ARNULF, dem illegitimen, aber doch letzten aktiven KAROLINGER, überliefen, der mit einem bayerischen und slavischen Heeresaufgebot gegen KARLeilte. In Forchheim erfolgte dann die förmliche Wahl und Huldigung durch die Großen.
    ARNULF hat sich kurz nach seinem "Staatsstreich" und seiner Wahl nach seinem Kernland Bayern zurückgezogen, offensichtlich, um seine Herrschaft von dieser alten Machtbasis aus zu festigen. Von dieser Situation her erklärt sich, dass er nicht sofort Huldigungsgebote an alle Teile des fränkischen Gesamtreichs sandte, dass er nicht eingriff bei der Entstehung von Kleinkönigreichen außerhalb seines ostfränkischen Reichsteils und dass er 888 die von den westfränkischen Bischöfen und Großen angebotene Königswahl ablehnte, ja sogar noch 890 die päpstliche Einladung nach Italien. 888 machte er aber bereits seine Oberherrschaft in Lotharingien und Oberitalien geltend. Die neuen Herrscher (mit Ausnahme WIDOS VON SPOLETO) suchten freilich bei ihm die Anerkennung ihrer Herrschaft, so dass ARNULF seine Oberhoheit in lehnsrechtlicher Form durchsetzen konnte.
    ARNULF, der sich im Osten eine fast königliche Stellung aufgebaut hatte, lernte in der großen WILHEMINER-Fehde wohl zum ersten Male die politische Taktik des vorsichtigen und geschickten Verhaltens gegenüber den mächtigen Großen. In seiner bayerischen Königslandschaft wählte er vor allem zwei - offenbar mit ihm verwandte - Personen zu seinen Favoriten: Luitpold und Sigihard. Deren Familien konnten in der Folgezeit Bayerns Geschichte entscheidend prägen. Vor allem Luitpold rückte jeweils in die wichtigen Positionen abgesetzter, weil konspirierender Grenzgrafen ein. In ähnlicher Weise favorisierte ARNULF in O-Franken die KONRADINER und schwächte die BABENBERGER. Trotz der realistischen und sehr dynamischen Politik ARNULFS kam den Großen des Reiches auf den Reichsversammlungen entscheidende Bedeutung zu, vor allem in der Nachfolgefrage des Königsamts. Das zeigt sich schon bei seiner Wahl, aber noch mehr bei der seines Nachfolgers. Als ARNULFS Gattin Uta ihm noch keinen Thronfolger geboren hatte, legte der König 889 der Reichsversammlung in Forchheim die Bitte vor, seine beiden außerehelichen Söhne Zwentibold und Ratold als seine Nachfolger anzuerkennen. Erst nach langem Ringen ließen sich die Großen auf einen Kompromiß ein. Gerade hier und bei der Apanagierung von ARNULFS Söhnen wird deutlich, dass die Großen ihren Mitregierungsanspruch in voller Stärke zum Ausdruck bringen konnten und geradezu korporativ dem König gleichberechtigt gegenübertraten. Am Ende der Regierung ARNULFS hatte die Reichsversammlung sogar die Möglichkeit, über Mitglieder der königlichen Familie Recht zu sprechen, wie der Prozeß gegen die Königin Uta 899 beweist.
    ARNULF konnte sich seit der Synode von Frankfurt 888 stark auf die Bischofskirche stützen. Die Synode von Tribur von 895 betonte besonders die sakrale Stellung des Königs. Freilich widersetzten sich die bayerischen Bischöfe, als ARNULF seinem Kanzler und ehemaligen Bischof von Neutra, Wiching, auf den Passauer Bischofsstuhl setzte.
    Allein ein Drittel der Urkunden ARNULFS wurden in Regensburg ausgestellt, wo sich ARNULF eine neue Pfalz erbauen ließ und mindestens vier Reichsversammlungen abhielt. Zahlreiche Herrschaftsaufenthalte ARNULFS sind hier bezeugt (jährlich, darunter vier Winteraufenthalte und fünf Osterfeste). In dieser Wahl des Kernlandes spiegelt sich nicht nur seine eigene Vergangenheit, sondern auch die Betonung der Tradition Ludwigs des Deutschen und die Priorität der SO-Politik, aber auch das feine Gespür ARNULFS für politische Realitäten.
    Neben den machtpolitischen Gegebenheiten im Innern seines Reiches hatte ARNULF vor allem mit schon "traditionellen" äußeren Gegnern und Gefahren zu rechnen: Normannen und Slaven. Bereits 891 siegte er glänzend über die eindringenden Normannen bei Löwen an der Dyle (heute Belgien). Durch seine ganze Regierungszeit zieht eine sehr stark aktive Ostpolitik, besonders gegen das erstarkte Großmährische Reich Svatopluks. Erst nach Svatopluks Tod 894 erkannten dessen Söhne die Oberhoheit ARNULFS wieder an. Auch die Böhmen, Sorben und Abodriten akzeptierten seine Oberherrschaft.
    Als die Ungarngefahr drohte, verlieh ARNULF dem slavischen dux Brazlav die Anwartschaft auf Unterpannonien, um eine solide Grenzwacht gegen den neuen Feind zu schaffen, dem er 892 wohl noch verkannt hatte; denn beim Feldzug gegen Svatopluk hatte er selbst die Ungarn zu Hilfe gerufen, die mit ihm gegen den Mährer kämpften.
    Dem durch Adelskämpfe und Normanneneinfälle geschüttelten Westen suchte ARNULF durch Praktiken, die schon sein Vater und Großvater im Südosten angewandt hatten, zu festigen. Nach Beseitigung des lothringischen Großen, Graf Megingaud (+ 892), erhielt ARNULFS Sohn Zwentibold dessen Lehen und Ämter; 895 konnte Zwentibold schließlich - nach anfänglichen Widerstand der Großen - zum König von Lotharingien gekrönt werden, was einer neuen Reichsteilung nahekam. Zwentibold fügte sich freilich letztlich der Autorität seines Vaters.
    Erst 894 folgte ARNULF dem Hilferuf des von Kaiser WIDO bedrängten Papstes nach Italien, der ihm die italienische Königskrone einbrachte. Erst 896 konnte ARNULF in einem zweiten Zug Rom erobern und die Kaiserkrone erlangen. Während der Verfolgung der WIDONEN schwer erkrankt, mußte er auf seine universalen Ziele verzichten und nach Bayern zurückkehren, wo er sich nicht mehr erholte.
    ARNULFS Regierungszeit ist geprägt durch den Zerfall des fränkischen Gesamtreiches und die Entstehung eines kräftigen ostfränkischen Sonderbewußtseins, das schließlich zur Entstehung des deutschen Reiches führte.

    Quellen und Literatur:
    K. Reindel, Die bayer. Luitpoldinger 893-989, 1953, s. v. - Dümmler III - G. Tellenbach, Kgtm. und Stämme in der Werdezeit des dt. Reichs, 1939 - H. Appelt, A. v. Kärnten und das Karolingerreich (Kärnten in europ. Schau, 1960) - Die Entstehung des dt. Reiches, hg. H. Kämpf (WdF I, 1963) [Beitr. V. E. Klebel, W. Schlesinger, G. Tellenbach, M. Linzel] - H. Keller, Zum Sturz Karls III., DA 22, 1968 - E. Hlawitschka, Lotharingien und das Reich an der Schwelle der dt. Geschichte, 1968 - P. Schmid, Regensburg, Stadt der Kg.e und die bayer. Hzg.e im MA, 1977.

    Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 27

    ARNULF VON KÄRNTEN, ostfränkischer König, Kaiser
    * vor 850, + 8.12.899 Regensburg Begraben: Regensburg, St. Emmeram

    Vater:
    König Karlmann (+ 880)
    Mutter:
    Luitswind (+ vor 891)

    1. oo unbekannt
    2. oo Ellinrat
    3. oo Uta

    Erhielt von seinem Vater 876 die Markgrafschaft Kärnten und Pannonien.
    887 König.
    Sieg über die Normannen bei Löwen (891).
    Kampf gegen Swatopluk von Mähren (+ 894)
    896 in Rom zum Kaiser gekrönt.
    Otto von Freising schrieb: Von allen Städten seines Reiches liebte ARNULF am meisten Regensburg, die Hauptstadt Bayerns“. 59 von insgesamt 176 Urkunden stellte ARNULF in Regensburg aus. Eine Schenkungen für das Kloster St. Emmeram.

    Literatur:
    NDB 1; BWB 1; LThK 1; S. Rösch, Caroli Magni Progenies, 1977; G. Tellenbach, Z. Gesch. Kaiser Arnulfs in: HZ 165, 1942
    Nach dem Tode seines Vaters fiel ARNULF das Herzogtum Kärnten zu. Auf dem Reichstag zu Tribur im Jahre 887 zwang der ostfränkische Adel den unfähigen KARL III. zur Abdankung und erhob ARNULF VON KÄRNTEN zum König. ARNULF versuchte, eine Oberhoheit über die anderen Reichsteile auszuüben und karolingische Reichspolitik zu treiben. Im Jahre 888 wurde er von Odo, König des westfränkischen Reiches, König Rudolf I. von Hochburgund und König BERENGAR I. VON ITALIEN als oberster Lehnsherr anerkannt. Im Oktober 891 besiegte ARNULF bei Löwen an der Dyle die Normannen, die seitdem nicht mehr ins ostfränkische Reich einfielen. Den Herzog Swatopluk von Mähren, der sich weigerte, dem König die Kaiser KARL III. geleistete Huldigung zu erneuern, vermochte er nicht zu unterwerfen. Im Jahre 894 unternahm ARNULF seinen ersten Zug nach Italien, als dessen König er anerkannt wurde. ARNULF folgte einem Hilfeersuchen des Papstes Formosus, der 892/93 gezwungen wurde, WIDO VON SPOLETO und seinen Sohn LAMBERT zum Kaiser zu krönen. Auf seinem zweiten Italienzug im Jahre 896 wurde ARNULF von Papst Formosus zum Kaiser gekrönt. Es gelang ihm jedoch nicht, LAMBERT zu überwinden und sich in Italien durchzusetzen. 897 ließ ARNULF die ostfränkischen Großen seinem Sohn Ludwig den Treueid leisten, um die Erbfolge zu sichern. Wenig später erlitt er einen Schlaganfall, der ihn für den Rest seines Lebens regierungsunfähig machte. Nach seiner Rückkehr aus Italien hielt er sich meist in Bayern auf.

    Werner Karl Ferdinand: Seite 456, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    V. Generation 20

    Zu den Konkubinen ARNULFS "VON KÄRNTEN" vgl. Dümmler 3, 480.
    Daten und Identifizierung ergeben sich aus dem, was wir über ARNULFS uneheliche Kinder wissen: Auf die Mutter Zwentibolds und die Mutter Ratolds folgte die Mutter Ellinrata gleichen Namens. Ist ARNULFS Tochter identisch mit der Tochter, die vor 893 von Graf Engelschalk entführt wurde, dann liegt ihr Geburtsdatum bei etwa 870/75.
    Erst sehr viel später ging ARNULF eine legitime Verbindung mit der KONRADINERIN Oda ein. Wir haben Anlaß anzunehmen, daß dies kurz vor einer Erhebung zum König Ende 888 geschah, und die mächtige Partei der KONRADINER in Franken und Lothringen für den Prätendenten aus Baiern gewinnen half.
    In den Urkunden ihres Sohnes Ludwig (MG Die Urkk. d. dt.Karol. 4, ed. Th. Schieffer) begegnet Oda mehrfach, DD 12,26, 28, jedoch nicht als Intervenientin, sondern nur als erwähnte Vorbesitzerin wertvollen Besitzes (so der Königshöfe Brixen, Velden und Föhring), den Ludwig vergabt. Keine dieser Erwähnungen, die letzte 903 XI 30, spricht von ihr als einer Toten. Im Juni 899 hatte sich Oda gegen die Anklage des Ehebruchs verteidigen müssen, Dümmler 3, 462. Da sie nicht beim Sohn weilt, darf man annehmen, daß sie sich in ihre fränkische Heimat zurückgezogen hat. (Brandenburg gibt als Todesdatum "nach 899 VI" an).

    Hartmann Wilfried: Seite 81-89, „Kaiser Arnulf von Kärnten (887-899)“ in Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern, Hg. Karl Rudolf Schnith

    Die Absetzung des kranken und regierungsunfähigen KARLS III. durch eine Gruppe einflußreicher Adeliger des ostfränkischen Reiches bedeutete keine endgültige Absage an den karolingischen Reichsgedanken, denn sonst hätten die Verschwörer nicht erneut einen KAROLINGER zum König erhoben. Da von den Söhnen Ludwigs des Deutschen keiner einen legitimen Nachkommen hinterlassen hatte (der Sohn Ludwigs des Jüngeren war im Alter von zwei Jahren einem Unfall zum Opfer gefallen), griff man auf den ältesten illegitimen Sproß eines der Ludwigs-Söhne zurück, und das war ARNULF, der Sohn Karlmanns. Sein Vater hatte ihn bei seinem Aufstieg zum Königtum zum Präfekten der östlichen Grenzmarken erhoben; in die Geschichte ist er als ARNULF "VON KÄRNTEN" eingegangen. Im Südosten lag auch die Machtbasis ARNULFS, der bereits auf dem Feldzug gegen die Normannen im Jahr 882 als Anführer des bayerischen Aufgebots erscheint und 884/85 gegenüber dem Mähren-Fürst Zwentibold-Swatopluk eine eigenständige Politik treiben kann, die von den Intentionen Kaiser KARLS III.deutlich abweicht. Sein Herrschaftszentrum blieb auch nach seiner Wahl zum König Bayern; vor allem Regensburg war seine bevorzugte Residenz, die Pfalzen Ötting und Ranshofen, wo sich schon sein Vater Karlmann und sein Großvater Ludwig der Deutsche als bayerische Könige gern aufgehalten hatten, wurden auch von ihm häufig besucht. Der zweite Schwerpunkt seiner Herrschaft aber war Frankfurt, das auch schon unter Ludwig dem Deutschen und Ludwig dem Jüngeren der wichtigste Aufenthaltsort im eigentlichen Kern des ostfränkischen Reiches, im Gebiet um den Mittelrhein und den unteren Main gewesen war. Dazu kommen als weitere wichtige Pfalzen in dieser Region Tribur, Ingelheim und Worms, ebenfalls aus den Zeiten der Vorgänger bekannte Aufenthaltsorte.
    Diese beiden Schwerpunkte seiner Herrschaft hat ARNULF nur selten für längere Zeit verlassen; immerhin machte er im Jahr 899 einen Versuch, durch einen Zug nach Sachsen in diesem sonst von seinen Vorgängern vernachlässigten Gebiet die königlichen Herrschaftsansprüche zur Geltung zu bringen. Und aus den Urkunden ARNULFS geht hervor, dass auch Empfänger aus Schwaben und Lotharingien daran interessiert waren, ihre Privilegien und Besitztümer durch den König bestätigt zu erhalten, obwohl er diese Regionen nicht persönlich aufgesucht hat.
    Bei der Erhebung ARNULFS zum König im November 887 waren die lotharingischen Großen zwar beteiligt gewesen, aber die Herrschaft über Lotharingien konnte erst durch zwei Kriegszüge in den Jahren 891 und 893 durchgesetzt werden. Anscheinend hatte eine mächtige Adelsgruppe in diesem Gebiet beabsichtigt, einen anderen KAROLINGER zu ihrem König zu erheben. Auf der Synode von Metz im Jahr 893 erscheint ARNULF dann als der Herrscher, für den die Kirche Lotharingiens betet; damit war die Unterwerfung dieses Gebiets äußerlich abgeschlossen. Synoden spielten auch sonst für die Sicherung der Herrschaft ARNULFS eine zentrale Rolle: Gleich am Beginn seiner Regierung hat Erzbischof Liutbert von Mainz versucht, auf einer Mainzer Synode seine angeschlagene Position (er war noch 887 zum wichtigsten Ratgeber KARLS III. avanciert und hatte bei der Absetzung dieses Kaisers beiseite gestanden) zu verbessern. Die Beschlüsse dieses Konzils, das nach 20 Jahren zum erstenmal wieder einen beträchtlichen Teil des ostfränkischen Episkopats versammelte, enthielten Bestimmungen, durch die der König geschützt und ermahnt werden sollte. Sie zogen Kanones westgotischer Konzilien heran, um den König durch Androhung kirchlicher Strafen vor Anschlägen zu schützen, und sie zitierten Texte Isidors von Sevilla, um dem König die Pflichten eines christlichen Königs vor Augen zu führen. Ob es Liutbert von Mainz gelungen ist, auch bei ARNULF eine einflußreiche Stellung zu erhalten, wird nicht deutlich; er ist bereits 889 verstorben (am 17.2.). Das Amt des Erzkapellans, das er unter Ludwig dem Deutschen, Ludwig dem Jüngeren und zuletzt auch unter KARL III. innehatte, wurde weder ihm noch seinem Nachfolger auf dem Mainzer Stuhl übertragen; ARNULF hatte es an den bayerischen Metropoliten, Erzbischof Theotmar von Salzburg, übergeben.
    Einen Höhepunkt königlicher Macht stellte die Synode und Reichsversammlung von Tribur im Jahr 895 dar, auf der nebeneinander die weltlichen Großen und die Bischöfe tagten. Dabei versuchten die Bischöfe, die hoch-karolingischen Traditionen wiederzubeleben und ein gemeinsames Vorgehen weltlicher und kirchlicher Amtsträger gegen Verbrecher zu erreichen. Die Zerrüttung der Verhältnisse zeigt sich darin, dass - wie schon in Metz 893 - wichtige Kanones erlassen werden mußten, um den tätlichen Angriffen von Laien auf Kleriker zu wehren, die damals anscheinend stärker als in früheren Jahren bedroht oder gar erschlagen wurden, wenn sie versuchten, die kirchlichen Vorschriften auf dem Gebiet des Eherechts durchzusetzen.
    Zweifellos strebte ARNULF ein gutes Einvernehmen mit der Kirche an, aber man darf deshalb in ihm keinen Herrscher sehen, der sich in erster Linie auf die Kirche stützte. Dagegen spricht bereits, dass er auf eine Salbung verzichtete. Weiterhin können als Helfer des Königs sowohl geistliche als auch weltliche Große namhaft gemacht werden. In den einzelnen Regionen des Reichs war die Situation allerdings unterschiedlich: In Schwaben waren es vor allem geistliche Amtsträger, die ARNULF stützten, so Abt Hatto von Reichenau und Bischof Salomo III. von Konstanz, während die weltlichen Großen anscheinend den Tagen KARLS III. nachtrauerten, in denen Alemannien im Zentrum des Reichs gestanden hatte. So erklärt sich wohl auch, dass der Aufstandsversuch von KARLS III. Friedelsohn Bernhard von einigen Adeligen in Rätien und in Alemannien unterstützt wurde. Anders war die Lage in Sachsen und in Franken, wo die wichtigsten Familien, die KONRADINER in Franken und die LIUDOLFINGER in Sachsen, an die Zeiten Ludwigs des Jüngeren anknüpfend ein enges Verhältnis zum König suchten, um in ihren Regionen möglichst freie Hand zu haben. Diese Politik war bei den LIUDOLFINGERN erfolgreicher als bei den KONRADINERN, denn Sachsen lag an der Peripherie des Reiches, Franken aber bildete seinen Schwerpunkt.
    Gewisse Schwierigkeiten hatte ARNULF anscheinend auch in seinem bayerischen Kerngebiet, wie sich in der Affäre des Markgrafen Engelschalk von Pannonien zeigte. Als dieser nämlich zur Steigerung seiner Machtposition eine uneheliche Tochter ARNULFS entführte, mußte er zuerst nach Mähren flüchten, ehe er sich mit ARNULF aussöhnen konnte. Seine bayerischen Standesgenossen waren aber nicht bereit, eine Sonderstellung Engelschalks zu dulden. Sie hielten daher 893 ohne Wissen des Königs in der königlichen Pfalz zu Regensburg eine Gerichtsversammlung ab, auf der Engelschalk verurteilt und geblendet wurde. Zwei Jahre später kam es zu einer noch gefährlicheren Situation, weil sich der mächtige Markgraf Engildeo, der auch Graf im Nordgau war, mit Hildegard, der Tochter Ludwigs des Jüngeren, verband. Die genaueren Hintergründe und Vorgänge werden zwar aus den Quellen nicht deutlich, wir wissen nur, dass Engildeo seine Grafschaften verlor und auch Hildegard - zumindest vorläufig - ihre Erbschaft entzogen wurde.
    Schon kurz nach Erlangung der ostfränkischen Königswürde erhielt ARNULF auch die Möglichkeit, weitere Teile des Frankenreichs seiner Oberhoheit zu unterwerfen. In W-Franken war nach dem Tode KARLS III. im Januar 888 mit dem Grafen Odo von Paris ein Nicht-KAROLINGER König geworden; Karl, der nachgeborene Sohn des 879 verstorbenen Ludwigs des Stammlers, kam als Herrscher (noch) nicht in Frage. Auf dem Reichstag von Frankfurt, den ARNULF im Sommer 888 einberufen hatte, erschienen auch westfränkische Große, unter Führung des Erzbischofs Fulco von Reims, und forderten ARNULF auf, die westfränkische Krone anzunehmen. ARNULF ließ sich darauf jedoch nicht ein, sondern schloß ein Abkommen mit König Odo, der durch einen Sieg über die Normannen seine Stellung gefestigt hatte. Odo nahm die formale Oberhoheit des Ostfrankenkönigs hin und ließ sich am 13.11.888 noch einmal in Reims krönen mit einer Krone, die ihm ARNULF übersandt hatte. Die Erfahrung KARLS III. hatten ARNULF wohl zu der Einsicht veranlaßt, dass das großfränkische Reich durch einen einzelnen Herrscher in einer Zeit schwerer äußerer Bedrohungen nicht zu regieren war.
    Daher anerkannte ARNULF auch das Königtum des WELFEN Rudolf in Hochburgund. Und als ihm 888 in Italien der dort zum König erhobene BERENGAR VON FRIAUL entgegentrat, begnügte sich ARNULF vorläufig ebenfalls mit der Anerkennung einer Oberhoheit. 890 wurde in Valence LUDWIG VON DER PROVENCE, den einst KARL III. zu seinem Nachfolger erkoren hatte, zum König der Provence erhoben; die Gegenwart von Abgesandten König ARNULFS bezeugt, dass dieser auch hier eine Oberherrschaft beanspruchte.
    Wie die Vorgänger Ludwig der Jüngere und KARL III. stand auch ARNULF vor der schwierigen Aufgabe, den Kampf gegen die Normannen zu führen, der nicht siegreich abgeschlossen werden konnte, weil die Franken keine Flotte besaßen und sich die Normannen daher auch im Fall einer Niederlage in ihre Stützpunkte in Dänemark oder England zurückziehen konnten. Ein Kriegszug der Ostfranken im Juni 891 endete mit einer schweren Niederlage gegen die Normannen; die Anführer des ostfränkischen Heeres, Erzbischof Sunderold von Mainz und ein Graf Arnulf, fanden dabei den Tod. Im Herbst 891 mußte König ARNULF persönlich ins Feld ziehen; dazu wurden die Franken und die Alemannen aufgeboten. Die Alemannen sollen, wie es heißt, "unter dem Vorwand der Krankheit", umgekehrt sein, die Franken marschierten weiter. Mitte Oktober kam es an der Dyle bei Löwen zur Schlacht; die Franken stiegen zur Überraschung der Normannen unter Führung des Königs vom Pferd und griffen die Befestigungen zu Fuß an. Der Sieg war vollständig; zwei normannische Anführer, Gottfried und Siegfried, waren gefallen und eine große Anzahl von Feldzeichen konnten erobert werden. Noch nach Jahrhunderten wurde dieser Sieg in Löwen festlich begangen (allerdings fälschlicherweise am 1.9.). Dieser Sieg bedeutete zwar noch nicht das Ende der normannischen Angriffe auf dem Festland; Anfang 892 brach noch einmal eine normannische Schar bis zum Kloster Prüm in der Eifel durch, wo die Mönche und die unabhängigen Bauern erschlagen wurden, soweit sie nicht in die Wälder geflohen waren. Mit diesem Streifzug waren aber die Invasionen der Normannen auf dem Festland beendet; sie wandten sich jetzt endgültig den Britischen Inseln zu.
    Bereits im Jahr 890 hatte sich der Papst an ARNULF gewandt und ihn dazu aufgefordert, nach Rom zu kommen, wo er ihn zum Kaiser krönen werde. ARNULF hatte damals abgelehnt, weil er in seinem Reich dringende Aufgaben zu bewältigen habe. Anfang 894 hielt ARNULF die Zeit für gekommen, auch Italien seiner Herrschaft zu unterwerfen. Er führte ein starkes Heer in die Lombardei, eroberte Bergamo und ließ zur Abschreckung für die regionalen Machthaber den dortigen Grafen Ambrosius vor dem Stadttor an einem Baum aufhängen. Auf seinem weiteren Zug durch Oberitalien stellte sich ihm niemand mehr entgegen. Zwei Jahre später unternahm ARNULF einen weiteren Italienzug, um in Rom die Kaiserkrone zu holen. Dies erwies sich als schwieriges Unternehmen, denn Papst Formosus hatte bereits den Herzog Wido von Spoleto und dessen Sohn LAMBERT zu Kaisern gekrönt. Weil er aber mit deren Politik nicht zufrieden war, suchte er jetzt einen mächtigen Verbündeten im ostfränkischen König. Um Ende Februar 896 zum Kaiser gekrönt zu werden, mußte ARNULF sich den Zugang zu St. Peter mit Waffengewalt erkämpfen, so wie dies in späteren Jahrhunderten immer wieder deutsche Könige tun mußten, die erst gegen den heftigen Widerstand des lokalen Adels und der Römer zur Stätte der Kaiserkrönung vordringen konnten. Noch auf dem Italienzug erlitt ARNULF einen ersten Anfall seiner Krankheit; er kehrte also - wie knapp 20 Jahre zuvor sein Vater Karlmann - als kranker Mann aus Italien zurück. Dort hatte er seinen kleinen illegitimen Sohn Ratold zurückgelassen, der aber nur kurze Zeit als Platzhalter fungieren konnte.
    Noch vor seinem Italienzug hatte ARNULF seinen älteren Sohn Zwentibold, den ihm wohl 870/71 eine Konkubine geboren hatte, zum König von Lotharingien gemacht (895). Dies war ihm erst im zweiten Anlauf gelungen; im Jahr zuvor waren die lotharingischen Großen noch nicht bereit gewesen, Zwentibolds Königtum zu akzeptieren. Um das Selbständigkeitsstreben der Lotharingier zu befriedigen, durfte Zwentibold eine eigene Kanzlei für sein Reich einrichten. Es gelang ihm aber während seiner ganzen Regierung nur begrenzt, sich gegen bestimmte Teile des Adels zu behaupten.
    Nachdem Zwentibold in Lotharingien etabliert war, gelang es ARNULF auch, auf einer Reichsversammlung des Jahres 897 die Nachfolge seines ehelichen Sohnes Ludwig in O-Franken durchzusetzen.
    In seinen letzten Jahren war ARNULF nur noch beschränkt regierungsfähig. Seine Krankheit verschlimmerte sich, und im Juni 899 erfolgte ein schwerer Schlaganfall, nach dem der Kaiser völlig gelähmt und kaum mehr instande war, sein Amt zu führen. Im Juli 899 konnte er in Regensburg noch einmal eine Reichsversammlung abhalten, zu größeren Unternehmungen war er aber nicht mehr fähig.
    Wie schwach ARNULF geworden war, zeigt sich darin, dass er nicht einmal mehr die Bischöfe seines Stammlandes Bayern in der Hand hatte. Sie versagten sich nämlich 899 seinem Wunsch, seinen langjährigen Kanzler, den Alemannen Wiching, der zum Bischof von Neitra in Mähren geweiht worden war, als Bischof von Passau zu akzeptieren. Sie hatten zwar hier das Kirchenrecht eindeutig auf ihrer Seite, aber dass sie sich auf dieses unwidersprochen berufen konnten, beweist ARNULFS Machtlosigkeit.
    Die Geschichtsschreiber des 10. Jahrhunderts bewerten die Regierung ARNULFS mit Zurückhaltung, zuweilen sogar mit Haß; so gibt ihm Liutprand von Cremona die Schuld dafür, dass die Ungarn seit 900 so große Verwüstungen im ostfränkischen Reich und in Italien anrichteten. Nun hatte ARNULF tatsächlich die Ungarn als Bundesgenossen gegen die Mährer herbeigerufen, mit denen schon sein Großvater und sein Vater gekämpft hatten. ARNULF hatte versucht, sich mit dem Mährer-Fürsten Swatopluk-Zwentibold zu arrangieren; daher hatte er seinem Sohn den Namen Zwentibold gegeben. Die Gegensätze zwischen ARNULF und dem Mährer verschärften sich, weil ARNULF die Oberhoheit des fränkischen Reiches durchsetzen wollte. Bei seinem Kriegszug im Jahr 892 kämpften Ungarn als Bundesgenossen mit. Für den Zug von 893 wurde die Bundesgenossenschaft der Bulgaren gewonnen; ARNULF versuchte also, das Großmährische Reich, das neben dem heutigen Mähren und der Slowakei auch große Teile Pannoniens umfaßte, von zwei Seiten anzugreifen. Besiegen konnte er aber dieses Reich nicht; es erlag erst dem Ansturm der Ungarn.
    Bei Widukind von Corvey steht zu lesen, dass ARNULF den Ungarn, die KARL DER GROSSE hinter einem großen Wall eingeschlossen hatte, den Weg ins Reich freigegeben habe, indem er diesen Wall niedergerissen habe. Die Ungarn hätten wahrscheinlich auch ohne das Bündnis mit ARNULF ihren Weg nach Westen gefunden; dass das Reich diesen Raubzügen so hilflos ausgeliefert war, hing damit zusammen, dass ARNULFS Nachfolger als König ein unmündiges Kind war.
    Wenigstens in seiner Hauptstadt Regensburg, wo ARNULF ja auch seine letzte Ruhestätte fand, blieb sein Gedächtnis lebendig; noch im Spätmittelalter fanden an seinem Todestag Armenspeisungen im Kloster St. Emmeram statt.

    Schieffer Rudolf: "Die Karolinger"

    Mit dem Sturz und Tod Kaiser KARLS III. brach 887/88 der bis auf Karl Martell zurückgehende Mannesstamm unehelich geborener KAROLINGER ab. Die Herrschaft des Geschlechts wäre wohl vollkommen erloschen, wenn nicht ein illegitimer Deszendent der ostfränkischen Linie, ARNULF, bis dahin Markgraf in Kärnten, durch seine Rebellion aktiv diese Wendung herbeigeführt hätte. Da er seine politischen Ziele jedoch entsprechend dem Kreis seiner Frankfurter "Wähler", auf das Regnum seines Großvaters Ludwigs des Deutschen, also auf O-Franken (samt Lotharingien), einschränkte, gab er zugleich den Weg frei zur Auflösung des großfränkischen Reichsverbandes, der von der Dynastie aufgebaut und bis zuletzt von ihr ausschließlich regiert worden war.
    Das Hervortreten neuer Könige hatte sich unter KARL III. schon länger angebahnt und konnte daher im Winter 887/88 ziemlich rasch vonstatten gehen. Der Regensburger Fortsetzer der Fuldaer Annalen, der noch herablassend von den "vielen Kleinkönigen (reguli) in Europa" spricht, nennt als ersten BERENGAR VON FRIAUL, den Enkel LUDWIGS DES FROMMEN, der sich im Januar 888 in Pavia zum König des italienischen Regnums krönen ließ, und gleich danach den WELFEN Rudolf, der den Dukat um den Genfer See beherrschte, aber bei seiner Königserhebung in Saint-Maurice d'Agaune die Erneuerung des Lothar-Reiches ins Auge faßte. In W-Franken nutzte der ROBERTINER seine überlegene Machtstellung von der Seine bis zur Loire wie auch seinen frischen Kriegsruhm als Verteidiger von Paris, um Ende Februar oder Anfang März in Compiegne die Krone zu nehmen, wohl nur wenige Tage bevor in Langres Markgraf Wido II. von Spoleto, eingedenk der alten Verbindungen seines Geschlechts zum Westen, desgleichen tat. Allerdings räumte er vor Odo schnell das Feld und verfolgte seine Ambitionen in Italien weiter, während im aquitanischen Süden Graf Ramnulf von Poitiers, nach dem Tode des Bernhard Plantapilosa (885/86) der Mächtigste weit und breit, zeitweilig ebenfalls seine Verselbständigung als König betrieb, sich dann aber doch Odo unterwarf (+ 890); an seinem Hof hütete er im übrigen den 8-jährigen Karl, Ludwigs des Stammlers postumen Sohn, der vorerst freilich von keiner Seite ins Spiel gebracht wurde.
    König ARNULF VON O-FRANKEN, der KAROLINGER, ließ dies alles unbeteiligt geschehen. Erst im Juni 888 empfing er in Frankfurt eine Gruppe westfränkischer Gegner Odos unter dem Erzbischof Fulco von Reims, die zunächst WIDO angehangen hatten und nun ihm die Herrschaft bei ihnen antrugen. ARNULF ging nicht darauf ein und erkannte vielmehr Odo an, auf den ja auch KARL III. im Westen vertraut hatte. Der ROBERTINER fand sich gestärkt durch einen eben errungenen Normannensieg in Worms zur Huldigung ein und erhielt bald darauf von ARNULF eine Krone, mit der er, nunmehr in Reims, abermals gekrönt wurde, was seine inneren Widersacher einstweilen zum Schweigen brachte. Anders verhielt sich ARNULF gegenüber Rudolf, dessen Ehrgeiz auf Lotharingien, ausgedrückt in einer Königskrönung während des Sommers in Toul, er nicht hinzunehmen gewillt war. Durch einen Aufmarsch im Elsaß nötigte er den WELFEN zum Rückzug und zum Erscheinen im Oktober in Regensburg, wo er ihm die Königsherrschaft allein für den westlichen Alpenraum zugestand. In Italien setzte ARNULF, wiederum wie KARL III., auf BERENGAR, zu dem er Ende 888 bei der Begegnung in Trient persönliche Beziehungen aufnahm, ohne indes verhindern zu können, dass BERENGAR bald schon eine schwere Niederlage gegen den aus W-Franken zurückgekehrten WIDO erlitt und im Kampf um das Regnum südlich der Alpen fürs erste das Nachsehen hatte. Alles in allem zeigt ARNULFS Umgang mit Odo, Rudolf und BERENGAR, dass der KAROLINGER eine gewisse Oberhoheit in Anspruch nahm, die sich schon aus dem relativen Übergewicht seiner ostfränkisch-lotharingischen Position ergab, aber, wohl unter dem Eindruck des Scheiterns KARLS III., keine großfränkische Restaurationspolitik betrieb. W-Franken und Italien scheint der "schon als eigene traditionsbehaftete und geschichtsfähige Einheiten" (E. Hlawitschka) respektiert zu haben, doch fand er sich nur mühsam mit Rudolfs (hoch-)burgundischer Reichsbildung ab. Um deren Expansion vorzubeugen, förderte er sogar die Wiederaufrichtung des (nieder-)burgundisch-provenzalischen Königtums der BOSONIDEN durch den jungen LUDWIG, den Adoptivsohn KARLS III., der 890 in Valence unter Berufung auf eine von KARL verliehene regia dignitas und auf ARNULFS Einverständnis erhoben und gesalbt wurde.
    Innerhalb O-Frankens fehlte es nicht an geschichtsbewußten Stimmen, die in dem Namen des etwa 40-jährigen, nicht zur Herrschaft geborenen Königs den heiligen Arnulf von Metzwiedererkannten und von ihm wie von dem einstigen Stammvater der KAROLINGER den Beginn einer neuen Blüte erhofften. ARNULF, als König anscheinend erst seit kurzem mit Oda aus dem in der Lahngegend verwurzelten Geschlecht der KONRADINER vermählt, konnte indes lediglich zwei Söhne aus früheren, kirchlich nicht anerkannten Verbindungen vorweisen, den gerade erwachsenen Zwentibold und einen noch ganz kleinen Ratbod, deren Erbrecht ihm die ostfränkischen Großen 889 in Forchheim unter der Voraussetzung zusicherten, dass ihm kein legitimer Sprößling von Oda beschieden sein würde. Vermutlich gegen diesen Beschluß entfachte Bernhard, der außereheliche Sohn KARLS III., 890/91 in Schwaben und Churrätien einen Aufstand, bei dessen Niederschlagung er getötet wurde. Nachwirkungen der Konfrontation mit dem kaiserlichen Oheim sind auch sonst in der inneren Politik ARNULFS zu spüren, der das Zentrum der Macht wieder nach Bayern verlegte und anstelle Liutberts von Mainz (+ 889) auf den Erzkapellan seines Vaters Karlmann, den Erzbischof Theotmar von Salzburg zurückgriff. 892 sorgte er für den Sturz des von KARL III. geförderten BABENBERGERS Poppo in der Sorbenmark und ließ dafür die konradinischen Verwandten seiner Gattin, Graf Konrad den Älteren sowie dessen Bruder Rudolf als Bischof von Würzburg, in Mainfranken und Thüringen zu vorherrschendem Einfluß gelangen, ähnlich wie er 895 den in Bayern seit langem dominierenden Grafen Engildeo, der mit Hildegard, einer Tochter Ludwigs des Jüngeren, im Bunde stand, durch Liutpold ersetzte, vermutlich einen eigenen Verwandten über seine Mutter Liutswind. Zusätzliche Autorität gewann ARNULF durch glückliche Entwicklungen an den äußeren Grenzen, denn nach einem vielbeachteten Sieg über die Normannen am Fluß Dyle bei Löwen (891) kam ihm zugute, dass sich diese Feinde bald endgültig von seinem Teilreich abkehrten, und im SO erlebte er 894 den Tod des bis zuletzt erfolglos kämpfenden Swatopluk, womit ein rascher, durch das von Osten neuerdings hervorbrechende Reitervolk der Ungarn noch beschleunigter Machtverfall des Mährerreiches einsetzte. Als die Königin Oda im Herbst 893 einen Sohn zur Welt brachte, der den Namen des Urgroßvaters LUDWIG erhielt, schien die Konsolidierung der KAROLINGER-Herrschaft im reduzierten Rahmen O-Franken-Lotharingiens vollends gelungen. Dringlicher waren dem ostfränkischen Herrscher die Beinträchtigungen seiner Hegemonie, die von König Rudolf und den WIDONEN ausgingen, und die Chancen für den eigenen Nachwuchs, die aus der Bekämpfung erwachsen konnten. Jedenfalls ging der lästige WELFE in Hochburgund fühlbar gestärkt durch die Erfolge WIDOS, der nach der Abdrängung BERENGARS in den Raum von Verona bis Friaul als Herr über den größten Teil Italiens auch den widerstrebenden Papst Stephan V. (885-891) dazu gebracht hatte, ihn als ersten Nicht-KAROLINGER am 21.2.891 zum Kaiser zu krönen, und mit der Erhebung seines heranwachsenden Sohnes LAMBERT zum Mitkönig (Mai 891) und sogar dessen Kaiserkrönung durch Stephans Nachfolger Formosus (891-896) im April 892 in Ravenna die langfristige dynastische Sicherung seiner (ganz "fränkisch" gedachten) Herrschaft erreicht zu haben schien. Dagegen war ARNULF bereit, seine anfängliche Selbstbescheidenheit aufzugeben, wozu ihn auch Hilfsgesuche des Papstes und BERENGARS ermunterten. 893 schickte er Zwentibold, seinen Ältesten vor, der bis Pavia zog, aber nicht viel gegen WIDO ausrichtete; Anfang 894 folgte er selbst, nahm in einer "Entscheidungsschlacht" (J. Jarnut) die Stadt Bergamo ein und verschaffte sich in ganz Oberitalien Geltung (in unklarem Verhältnis zu den Rechten König BERENGARS), brach dann aber die weitere Verfolgung WIDOS ab und kehrte auf dem Umweg einer Strafexpedition durch Rudolfs burgundisches Kernland heim.
    Gegen den schwer zu packenden WELFEN waren ein erneuter Feldzug Zwentibolds und eine Zusammenkunft ARNULFS mit LUDWIG von der Provence im Sommer 894 gerichtet, zu einem guten Teil aber auch ARNULFS Plan, den Erstgeborenen, der seit der Geburt Ludwigs des Kindes seine Thronfolgerecht in O-Franken eingebüßt hatte, mit einem gesonderten Regnum auszustatten, das außer dem eigentlichen Lotharingien auch Burgund umfassen sollte. Nachdem die Großen dies, bemerkenswerterweise, 894 in Worms noch abgelehnt hatten, setzte sich ARNULF im Mai 895 an gleicher Stätte durch und ließ Zwentibold in Gegenwart Odos von West-Franken zum König in Burgundia et omni Hlotharico regno salben und krönen. Erst danach wandte er sich wieder Italien zu, wo inzwischen Kaiser WIDO verstorben war und seit Ende 894 dessen Witwe Ageltrude mit dem jungen Kaiser LAMBERT das Regiment führte. Anders als noch 894 pochte ARNULF diesmal auf Herrscherrechte auch südlich der Alpen, was ihn schnell mit BERENGAR entzweite, und drang im Winter 895/96 bis Rom vor, wo er sich den Einzug gegen Ageltrude erkämpfen mußte. Papst Formosus verlieh ihm am 15./22.2.896 ohne Rücksicht auf den geflohenen LAMBERT die Kaiserkrone und erwartete von ihm weiteres Einschreiten gegen das widonische Spoleto, aber da holte ARNULF das Verhängnis der Spät-KAROLINGER ein: Er erlitt wie sein Vater Karlmann einen Schlaganfall mit schweren Lähmungen, der eine sofortige Rückkehr nach Bayern gebot und bereits 897 eine Ausdehnung des Treueids der ostfränkischen Großen auch auf den 4-jährigen Sohn Ludwigratsam machte. In Mailand ließ ARNULF seinen außerehelichen Sohn Ratold zurück, dem er eine künftige Rolle in Italien zugedacht haben mag, doch war das karolingische Zeitalter in der Geschichte dieses Landes unwiederbringlich zu Ende. Kaiser LAMBERT (+ 898) und BERENGAR teilten sich noch 896 vertraglich die Herrschaft.

    Decker-Hauff Hansmartin: Seite 347, "Die Ottonen und Schwaben"

    Wenn ARNULF den jungen WELFEN Heinrich dadurch an sich band, dass er ihm eine seiner Töchter zur Frau gab, dann dürfen wir in den reichen bayerischen Lehen eher eine Form der Ausstattung anläßlich der Heirat mit Atha sehen. Heiratsfähige Töchter aber hatte ARNULF damals nur aus seiner seit etwa 870/75 andauernden ungesetzlichen Verbindung mit Ellenratha, während aus der kurz vor 888 geschlossenen Ehe mit der sehr jungen Oda noch keine erwachsenen Töchter vorhanden, vielleicht überhaupt noch keine Kinder geboren waren.
    Atha, Heinrichs Gattin und ARNULFS mögliche Tochter, trägt einen Namen, der nur in der Kurzform erhalten ist. Die Vollform ist nicht überliefert; man hat sie später in Weingarten latinisiert und zu Beata ergänzt. Dass dies ausgeschlossen ist, hat schon Krieg erwiesen. Sollte die Kurzform Atha auf irgendeine Weise mit Ellinratha zusammengehören, dem Namen, den sowohl ARNULFS Gefährtin als auch eine Tochter aus dieser Verbindung trugen? Oder ist am Ende Atha "von Hohenwarth" überhaupt identisch mit ARNULFS bereits bekannter Tochter Ellinrata?
    Diese nicht vollblütige KAROLINGERIN verlor ihren Gatten, den zwielichtigen Markgrafen Engilschalk von der Ostmark, gerade in den Jahren, in denen wir Heinrich mit dem goldenen Wagen erstmals am Kaiserhof vermuten dürfen. Ellinratha hatte sich seinerseits von Engilschalk entführen lassen, dann aber eine Aussöhnung zwischen ihrem Gatten und ihrem Vater erreicht. Engilschalk wurde von den vielen Feinden, denen er sich durch seinen Übermut verhaßt gemacht hatte, verfolgt und mitten in der Regensburger KAROLINGER-Pfalz ergriffen, geblendet und getötet. ARNULFS Rolle ist dabei bis heute dunkel. Engilschalks Untergang fällt ins Frühjahr 893, so dass die Heirat Heinrichs mit Atha-Ellinratha etwa ab Ende 893/Anfang 894 stattgefunden haben könnte. 914 hat Ellinratha noch gelebt, denn sie wird in einer Urkunde ihrer Mutter, der matrona Ellinratha, erwähnt.

    Konecny Silvia: Seite 143, "Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert."

    Das Eheverhalten der letzten KAROLINGER ähnelte in zunehmendem Maße jenem des Adels. Dies wird im W insbesondere durch das Auftreten von Einheiraten karolingischer Könige in den Machtbereich fürstlicher Witwen deutlich. Auch exterritoriale Heiraten zeigen, daß ein universaler Herrschaftsanspruch nur noch in geringem Maße bestand und die letzten Exponenten des karolingischen Geschlechtes durchaus als Herrscher kleinräumiger Bereiche handelten, die mit gleichwertigen Partnern Bündnispolitik betrieben. Daher bildeten exterritoriale Heiraten eine erstrebenswerte Alternative zu Eheverbindungen mit dem fränkischen Adel, für den die Ehe mit dem Königshaus in keiner Weise mehr einen einseitigen Gunstbeweis bedeutete.
    Die Ehen ARNULFS waren vor allem eine Bündnispolitik mit dem fränkischen Adel. Sie wurden weitgehend durch die Auseinandersetzungen dieses Adels untereinander bestimmt, die ARNULF zu seinem Vorteil zu nützen suchte. Jedenfalls scheint er mehrere Verbindungen eingegangen zu sein, worauf unter anderem Schenkungsurkunden hindeuten, die als eine Versorgung von Ehepartnerinnen aufgefaßt werden könnten. In einigen dieser Fälle handelte es sich vermutlich um Verbindungen von geringerer Bedeutung. Von solchen unterschieden sich jedoch mit ziemlicher Sicherheit die Ehen ARNULFS, denen Ratold und Zwentiboldentstammten, denn diese wurden 889 für eine Herrschaftsnachfolge in Betracht gezogen Die Bezeichnung der Mütter Ratolds und Zwentibolds als Konkubinen bezog sich gewiß nicht auf den sozialen Status der Frauen, sondern wollte wohl nur die Verbindung ARNULFS mit diesen von der legitien Ehe mit Uota unterscheiden. So drückte der 889 gebrauchte Konkubinenbegriff vor allem ein kurzfristiges Doninieren der konradinischen Gruppe aus, der Uota entstammte. Eine Vorrangstellung der KONRADINER hing wog mit der Ausweitung von ARNULFS Macht nach dem W zusammen. Aber auch gegenüber Uota bestand wiederholt eine starke Opposition. Deshalb ist es nicht sicher, ob Uota durchweg als legitime Ehefrau galt.
    Eine erste Ehe ging ARNULF vermutlich noch zu Lebzeiten Karlmanns ein, jedoch möglicherweise ohne ausdrückliche Zustimmung seines Vaters. Dieser ersten Verbindung entstammte Zwentibold. Nach dem Tod Karlmanns mag sie zunächst durchaus als Vollehe gegolten haben. An dem ältesten Sohn ARNULFS vertrat der gleichnamige Mährer-Fürst Zwentibold Patenstelle, was darauf hindeuten könnte, daß die erste Gattin ARNULFS einem Geschlecht entstammte, das im Grenzbereich tätig war und Kontakte zu den Mährern hatte. Ob zwei weitere Nachkommen ARNULFS, Ellinratund Ratold, ebenfalls aus dieser ersten Ehe des Herrschers entstammten, und dessen erste Gattin daher in jener älteren Ellinrat zu sehen ist, die eine Urkunde als Mutter der gleichnamigen ARNULFS-Tochter bezeugt, kann nicht eindeutig entschieden werden. Möglicherweise trifft auch jene Quellennachricht zu, die Zwentibold und Ratold verschiedenen Müttern zuschreibt. Somit bleibt es unklar, ob ARNULFS erste Ehe wegen seiner Verbindung mit Uota gelöst wurde, oder ob dies schon wegen einer Ehe mit der Mutter des Ratold geschah. letzten Endes wäre - ob nun neben der Verbindung mit Uotanur jene Ellinrat oder mehrere bestanden - auch Polygamie denkbar, zumindest in dem Sinne, daß einzelne Verbindungen der politischen Situation entsprechend vernachlässigt und später wieder aufgenommen wurden. Damit wäre eine Variante der Polygamie gegeben, die einer politisch mächtigen und annähernd gleichwertigen Gruppierung des Adels rechnung trug.
    ARNULF heiratete Uota um 888. In diesem Jahr einigte er sich nämlich mit dem Adel über die Herrschaftsnachfolge Zwentibolds und Ratolds, sofern die "legitime" Gattin Uota, keinen Sohn gebären würde. Eine Regelung dieser Art bedeutete gewiß einen Kompromiß, auch wenn Uota "legitme" Gattin und später sogar Königin genannt wurde. Bezeichnenderweise erfolgte jedoch keine Krönung Uotas, obwohl ARNULF wie KARL III. Anspruch auf die Gesamtherrschaft über das Frankenreich erhob, ja nicht einmal eine Dotation Uotasist überliefert. Auf dem Italienzug des Jahres 896 aber begleitete Ratold den Kaiser, nicht etwa Uota und deren Sohn Ludwig. Möglicherweise war ARNULF die müterliche Sippe Ratolds im lombardischen Grenzgebiet nützlicher als die KONRADINER. Auch Zwentibold erhielt trotz der Geburt Ludwigs des Kindes die Königswürde im Jahre 895 zugesprochen. Zusätzlich festigte 897 die Ehe mit einer LIUTPOLDINGERIN (Richtig ist: LIUDOLFINGERIN) die Stellung des ältesten ARNULF-Sohnes, zu der der Vater seine Zustimmung gab. Während des Siechtums ARNULFS war Uota besonders starken Anfechtungen ausgesetzt, 899 wurde ihr Ehebruch vorgeworfen. Vermutlich gelang es Uota nach dem Tod ARNULFS nicht, vormundschaftlich für ihren unmündigen Sohn zu regieren. Daß Ludwig das Kind dennoch die Königswürde innehatte, war kaum ausschließlich Verdienst der Mutter. Der unmündige König wurde vor allem vonn den ehemaligen Ratgebern ARNULFS vorgeschoben.


    888 oo KONRADINERIN Oda um 873- 903

    Kinder:

    - Ludwig IV. 893-24.9.911
    - Glismut - 26.4.924
    oo Konrad der Ältere von Fritzlar ca 855-27.2.906

    Illegitim

    - Zwentibold 870/71-13.8.900
    - Ratold Ahnherr der Grafen von Meran 889-

    von Ellinrat - 24.5.nach 914

    - Ellinrat - 24.5.nach 914
    oo Engelschalk II. Markgraf der Ostmark - Frühjahr 893

    Literatur:
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    Neue Deutsche Biographie - Arnulf

    ostfränkischer König, Kaiser, * wohl vor 850, † 8.12.899 Regensburg (dort auch begraben).

    Nach der Teilung des ostfränkischen Reiches 876 übergab König Karlmann, dem mit Bayern auch die südöstlichen Marken zugefallen waren, seinem einzigen, illegitimen Sohn A. Kärnten und Pannonien. Beim Tode des Vaters, der 878 auch Italien hinzugewonnen hatte, erlangte er die Nachfolge nicht, die ihm Karlmann wenigstens in Bayern zugedacht zu haben scheint. Hier verdrängte ihn sein Oheim Ludwig (der Jüngere), Italien fiel dem anderen Oheim Karl III. zu. Widerstand leistete A. nicht, und so wurden ihm die Marken belassen, auch als Karl III. alleiniger Herr des ostfränkischen (882) und schließlich des fränkischen Gesamtreiches (885) wurde. Hier hat A. sich eine ansehnliche Machtstellung geschaffen, die sich auch auf die slavische Bevölkerung stützen konnte. Er wurde Prätendent einer Bewegung des ostfränkischen Adels, die auf Entthronung des infolge Krankheit untüchtigen Karl III. zielte. Das Maß seines Anteils bei dessen Absetzung ist umstritten. Ende November 887 durch Wahl der Großen zum König erhoben, machte er keine Anstalten, seine Herrschaft auch auf den Westen des Reiches auszudehnen, sondern ließ es widerspruchslos geschahen, daß hier ein Zerfall in Kleinkönigreiche eintrat. Die ihm 888 von einem Teil der westfränkischen Bischöfe und Adligen angebotene Königswahl lehnte er ab. Nur Lothringen suchte er mit Erfolg für das Ostreich zu sichern (888), und auch in Oberitalien, das er wohl als Erbe des Vaters betrachtete, machte er eine Oberherrschaft geltend (888). Doch behielt Italien eine Sonderstellung unter eigenem König, und auch Lothringen sah sich A. genötigt, diese Sonderstellung einzuräumen: Hier wurde 895 sein illegitimer Sohn Zwentibold zum Unterkönig mit sehr selbständiger Gewalt erhoben und gesalbt, nachdem 894 der gleiche Versuch am Widerstand der lothringischen Großen gescheitert war. Die Frage, ob im Verhalten A.s eine Tendenz auf Isolierung des östlichen Reichsteils, des späteren Deutschen Reichs zu erkennen ist, ist umstritten, dürfte aber zu bejahen sein. Der großfränkische Einheitsgedanke wirkte insofern nach, als alle Kleinkönige nach und nach seine formale Oberherrschaft anerkannten, doch geschah dies im Grunde ohne sein Zutun.

    Die Kernstellung von A.s Herrschaft blieb stets Bayern, wo Regensburg eine Art Reichshauptstadt war; daneben traten Frankfurt und Forchheim hervor. Er war ein tatkräftiger Herrscher, der eine aktive Ostpolitik trieb, in unaufhörlicher Auseinandersetzung mit dem großmährischen Reiche des Svatopluk und seiner Söhne. Fäden spannten sich zu den Bulgaren und bis nach Byzanz. Zum ersten Male treten die Ungarn in den deutschen Gesichtskreis. Abotriten, Sorben und vor allem Böhmen erkannten A.s Oberherrschaft an. Die Normannen schlug er nach anfänglicher Niederlage an der Dyle entscheidend (891); seit 892 sind sie nicht mehr ins ostfränkische Reich eingefallen. Im Inneren hatte er mit dem Widerstand des Adels, der ihn erhoben hatte, zu kämpfen. Es gelang ihm nicht, die Nachfolge seiner illegitimen Söhne Zwentibold und Ratold durchzusetzen (891), die eine Reichsteilung erfordert hätte. Erst 893 wurde ein legitimer Thronerbe Ludwig (das Kind) geboren, dessen Nachfolge keine Schwierigkeiten machte (Treueid 897). A. hat sich in zunehmendem Maße auf die Bischöfe gestützt (Hatto von Mainz, Salomo von Konstanz, Waldo von Freising, vor allem Wiching von Neitra). Deutlich erkennen läßt dies die glänzende Synode von Tribur (895) im Vergleich mit der Synode von Mainz (888); damals war der Kirche noch längst nicht eine so bevorzugte Stellung eingeräumt. Diese (freilich bestrittene) Kirchenpolitik A.s, die als Vorspiel zur Kirchenpolitik Ottos des Großen angesehen worden ist, bereitete die spätere Herrschaft der Bischöfe im ostfränkischen Reiche vor (Synode von Hohenaltheim 916).

    Vermutlich ist auch seine spätere Italienpolitik, die im Einvernehmen mit dem Papsttum betrieben wurde, von den Bischöfen beeinflußt worden, vor allem von Wiching, der der Vertrauensmann Roms im Missionsgebiet des Method in Mähren gewesen war. Noch 890 lehnte A. das Hilfegesuch Stephans V. ab, das über Svatopluk wohl durch Vermittlung Wichings an ihn gerichtet worden war. 893/94 aber leistete er einem ebensolchen des Papstes Formosus Folge; Wiching wurde damals sein Kanzler. Der Zug blieb erfolglos; der anfangs erhobene Anspruch auf unmittelbare Beherrschung des italienischen Königreichs wurde zunächst wieder aufgegeben. Aber ein zweiter Zug 895 führte zur Erstürmung Roms und zur Kaiserkrönung durch Formosus. Den Plan einer Hinwendung zu universalen Zielen läßt die Rückaufschrift einer Bleibulle aus dieser Zeit erkennen: Renovatio regni Francorum. Aber er wurde nicht weiter verfolgt; schwere Erkrankung (paralysis) A.s machte das Errungene zunichte. Er mußte nach Deutschland zurückkehren, wo er den Rest seiner Regierung als ein gebrochener Mann, jedoch nicht untätig, vorzugsweise in Bayern verbrachte. – A.s Persönlichkeit ist bei aller Tatkraft gekennzeichnet durch die vorsichtige Zurückhaltung, die er in der Verfolgung politischer Ziele übte. Ansprüche erhob er nur insoweit, als er sie realisieren konnte. Seine Regierungszeit ist für die Herauslösung des späteren deutschen Reiches aus dem fränkischen Gesamtreich entscheidend geworden. Eine Quelle des 11. Jahrhunderts drückt dies so aus: „Hier wurde die Teilung vollzogen zwischen den deutschen (teutonici) und den romanischen (latini) Franken“ (MG SS III, S. 214).

    Literatur
    ADB I; E. Dümmler, Gesch. d. ostfränk. Reiches III, 21888; E. Mühlbacher, Dt. Gesch. unter d. Karolingern, 1896, S. 619-42; S. Riezler, Gesch. Baierns I/1, 21927, S. 404-16; A. Jaksch, Gesch. Kärntens bis 1338, Bd. 1, 1928, S. 104-15; J. Schur, Königtum u. Kirche im ostfränk. Reiche v. Tode Ludwigs d. Dt. bis Konrad I., 1931, S. 44 ff.; G. Tellenbach, Königtum u. Stämme in d. Werdezeit d. dt. Reichs, = Qu. u. Stud. z. Verfassungsgesch. d. dt. Reiches in MA u. Neuzeit VII/4, 1939, S. 31 ff.; ders., Zur Gesch. Kaiser A.s, in: HZ 165, 1942, S. 229-45; ders., Wann ist d. dt. Reich entstanden?, in: DA 6, 1943, S. 23 ff.; H. Zatschek, Wie das erste Reich d. Deutschen entstand, = Qu. u. F aus d. Gebiet d. Gesch., hrsg. v. d. hist. Komm. d. dt. Ges. d. Wiss. u. Künste Prag 16, Prag 1940, S. 219-51; W. Schlesinger, Kaiser A. u. d. Entstehung d. dt. Staates u. Volkes, in: HZ 163, 1941, S. 457-70; ders., Die Anfänge d. dt. Königswahl, in: ZSRG 66, 1948, S. 391 ff.; M. Lintzel, Die Anfänge d. dt. Reiches, 1942, S. 72-91; ders., Zur Stellung d. ostfränk. Aristokratie beim Sturze Karls III. u. der Entstehung d. Stammesherzogtümer, in: HZ 166, 1942, S. 457-72; H. Mitteis, Die Krise d. dt. Königswahlrechts, 1950, S. 29 ff.; LThK.



    Gestorben:
    29.11.oder 8.12.899

    Arnulf heiratete Oda in 888. Oda (Tochter von im Lahngau, Berengar) wurde geboren um 873; gestorben in 903; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 68. Ludwig IV.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 893 in Altötting [84503],Altötting,Bayern,Deutschland; gestorben in Sep 911 in Frankfurt am Main [60311],Hessen,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.
    2. 69. Glismut  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 865; gestorben am 26 Apr 924.

    Arnulf heiratete Ellinrat in 870/875. Ellinrat gestorben nach 914. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 70. Ellinrat  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 875; gestorben nach 914.

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 71. von Lothringen, Zwentibold  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 870/871; gestorben am 13 Aug 900; wurde beigesetzt in Echt-Susteren [6100],Limburg,Niederlande.
    2. 72. Ratold  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 889.

  24. 44.  von Franken, Ludwig Graphische Anzeige der Nachkommen (19.Ludwig3, 6.Hemma2, 1.Heilwiga1) wurde geboren in 877; gestorben in 879.

  25. 45.  von Franken, Hildegard Graphische Anzeige der Nachkommen (19.Ludwig3, 6.Hemma2, 1.Heilwiga1) wurde geboren in 878/881; gestorben in 895/932.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Frauenchiemsee (Kloster),Bayern,Deutschland; Nonne im Kloster Frauenchiemsee

    Notizen:

    Hildegard
    878/81-3.3. nach 895/vor 931/32
    Tochter des ostfränkischen Königs Ludwig III. der Jüngere und der Liutgard von Sachsen, Tochter von Herzog Liudolf


    Althoff Gerd: Seite 363, "Adels- und Königsfamilien Im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    K 5
    Lü: 3.3. Hilligard reg. Tochter Ludwigs des Jüngeren

    Es handelt sich um die Tochter Ludwigs des Jüngeren und der LIUDOLFIONGERIN Liudgard, die zum gleichen Tag auch in das Necrolog von Aschaffenburg eingetragen wurde (Hildegardis abb[atissa] regis filia obiit) und sich auch in der Abschrift eines ottonischen Familiennecrologs im Verbrüderungsbuch von St. Gallen aus dem Jahre 931/32 findet; vgl. Althoff, Unerkannte Zeugnisse vom Totengedenken der Liudolfinger; S. 401.
    Der Titel regina gibt sich also entweder als verderbte Form eines ursprünglichen regis filia o. ä. zu erkennen oder er spiegelt die Vorstellung, daß alle Mitglieder der Königsfamilie "königsmäßig" seien; vgl. dazu die Angaben in K 4.
    Hildegard spielte eine nicht unbedeutende politische Rolle in der Regierungszeit ARNULFS VON KÄRNTEN, an dessen Erhebung sie beteiligt gewesen sein soll; vgl. Dümmler, Geschichte des Ostfränkischen Reiches 3, S. 301 und 393f.
    Ihr Todesjahr ist unbekannt, liegt auf Grund der St. Galler Necrologabschrift jedoch vor 931/ 32.
    Der Eintrag Hildegards steht in Zusammenhang mit einer ganzen Reihe von Personen aus dem Verwandtenkreis der Königin Mathilde im Lüneburger Necrolog.
    Zu der Auswertung dieser Nennungen im Hinblick auf die Frühgeschichte des billungischen Geschlechts siehe oben S. 68

    Glocker Winfrid: Seite 268, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    III, 8 Hildegard
    * c 875/80, + III 3 nach 895, vor 931/32

    895 wegen Verschwörung ins Kloster Chiemsee verbannt und Besitz konfisziert, dann (vor 899) teilweise restituiert.

    Hildegard ist als Tochter König Ludwigs des Jüngeren bei Regino a. 894, Seite 142, und in der Regensburger Fortsetzung der Fuldaer Annalen a. 895, Seite 125, bezeugt.
    Die Abstammung Hildegards von Liutgard kann durch kein Quellenzeugnis belegt werden, ist aber äußerst wahrscheinlich, da der Todestag Hildegards in die Gandersheimer Memorialüberlieferung aufgenommen wurde, die uns über die Nekrologliste im St. Gallener Verbrüderungsbuch zugänglich ist; vgl. Althoff, Zeugnisse Seite 401 (Nr. 15 mit Anm. 6).
    Der Todestag Hildegards ist uns aus dem (späten) Aschaffenburger Nekrolog bekannt; vgl. Hofmeister, Überlieferung Seite 274, und Büttner, Mainlande Seite 202f.

    Hlawitschka Eduard: Seite 56 Anm. 95, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    Übrigens ist auch durchaus nicht erweisbar, daß mit dem Regierungsantritt ARNULFS größere Umschichtungen im Adel Hand in Hand gingen, was nahe läge, hätte ein bisheriger (niederer) Stammesadel einen älteren Hochadel verdrängt. Weder auf den Bischofsstühlen, noch in den Grafschaften gibt es mit dem Regierungsbeginn ARNULFS auffallende Änderungen. Daß in Tribur-Frankfurt die bisher in den Rechtsgeschäften mittätige hohen Adelsgruppe versammelt war und zu entscheiden hatte, sieht man wohl auch an der einzigen Person, von der man etwas über einen Anteil am Sturze KARLS III. weiß: es war Hildigard (Tochter König Ludwigs des Jüngeren) ..., cuius maxime molimine deiscto Karolo (ARNULFUS) rex factus fuerat (Herimann. Aug. Chron. ad 895, MG SS V Seite 119). Pro merito bone fidelitatis et servitutis gab ARNULF auch am 9. Februar 888 cuidam neptis nostrae Hiltigardae vasallo nomine Uuigant Güter in der Buchonia (MG DD Arnulf Seite 22f. nr 14).

    Reindel Kurt: Seite 1-5, "Die bayerischen Luitpoldinger von 893-989"

    893-895

    Graf Luitpold besucht mit Hildegard, der Tochter König Ludwigs des Jüngeren, die Reliquien der heiligen Walburg im Frauenkloster Monheim nördlich Donauwörth
    Die erste Erwähnung in den Quellen zeigt den Grafen Luitpold bei einer frommen Handlung. Zusammen mit Hildegard, der Tochter König Ludwigs des Jüngeren besucht er das Frauenkloster Monheim. Zu seiner Freude werden ein Stummer und ein Lahmer geheilt. Die Zeit des Besuches im Kloster muß zwischen 893 und 895 liegen, zwischen der Übertragung eines Teiles der Reliquien der heiligen Walburg aus Eichstätt nach Monheim und der Verweisung Hildegards ins Kloster Frauenchiemsee. Gegen die Annahme von Hormayr's ³, der Besuch sei erst nach ihrer Entlassung aus der haft erfolgt, spricht die Entstehungszeit des Werkes. Wolfhard von Herriden (+ 902) schrieb auf Grund der Übertragung der Reliquien ein Werk über die Wunder der heiligen Walburg. In II 6 heißt es: Anno igitur preterito, quo famis acerrimae tabes indediae squalore languentes multos tam in urbibus quam in vicis protraxit ad necem. Diese Hungersnot erwähnen die Ann. Fuldense und die Ann. Alemannici zu 895. Ist das Werk also demnach 896 entstanden, so ist bei dem Besuch Hildegards und Luitpolds, der quodam tempore stattgefunden habe, wohl eher in die Zeit von 893-895 zu denken als an 896. Dies wäre ein Beweis dafür, daß Luitpold, der hier zudem venerabilis heißt, schon eine Grafschaft besaß, ehe er Engildeo im Jahre 895 ablöste. Die hauptsächlichj aus dieser Stelle abgeleitete Vermutung, daß Engildeo und Hildegard Gatten und Luitpold ihr Sohn gewesen sei, wurde bereits von Dümmler überzeugend widerlegt.

    895

    Vor dem 5. Mai 895 erfolgte die Absetzung des Grafen Engildeo, an dessen Stelle Luitpold berufen wurde. In seinen Sturz wurde auch Hildegard, die Tochter König Ludwigs des Jüngeren verwickelt
    Die Absetzung des Markgrafen Engildeo, in dessen Prozeß auch die bereits erwähnte Hildegard verwickelt wurde, war für Luitpold der Beginn seines Aufstiegs. Diese drei Personen müssen in einem merkwürdigen, nicht klar erkennbaren Verhältnis zueiannder gestanden haben. Engildeo, der mächtigste Mann in Bayern nach dem König und Hildegard, die maßgeblichen Anteil an der Erhebung ARNULFS hatte, werden auch in einer Urkunde vom 5. Mai 895 gemeinsam erwähnt. Andererseits scheint auch Luitpold Hildegard gut gekannt zu haben, wie ihr Besuch in Monheim beweist. Trotz ihrer Verdienste um den König wurden Engildeo und Hildegard gestürzt. Hildegard, die von Aventin mit ihrer Mutter Liutgard verwechselt wird, wurde in das Kloster Frauencjiemsee verbannt, später aber wieder begnadigt. Sie erhielt sogar den größten Teil ihrer Güter zurück.

    Althoff Gerd: Seite 97, "Unerforschte Quellen aus quellenarmer Zeit. Necrologabschriften aus Sachsen im Reichenauer Verbrüderungsbuch" in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 131 Band

    Hildegard war durch ihre Mutter Liutgard mit der Familie HEINRICHS I. verwandt. Sie begegnet in mehreren Memorialquellen, so in der Necrologabschrift aus Gandersheim, ferner im Lüneburger Necrolog, in einem Trierer und einem Aschaffenburger Necrolog.

    Mühlbacher Engelbert: Seite 426, "Deutsche Geschichte unter den Karolingern"

    Ebenso rasch wurde ein anderer Putsch niedergeschlagen, den seine Base Hildegard, die Tochter Ludwigs III., und der mächtigste Mann Bayerns, Engildeo, Graf in der böhmischen Mark, im Nord- unf Donaugau und zu Regensburg, anzuzetteln versuchten (895). Wir kennen den Anlaß dieser Verschwörung nicht, wir erfahren nur aus einer Urkunde, daß das Eigengut Hildegards und die Lehen Engildeos wegen hochverräterischer Umtriebe im offenen Gericht " nach Rat und Urteil der Franken, Bayern, Sachsen und Alemannen" als verfallen erklärt und eingezogen wurden. Hildegard ward in das Kloster Frauenwörth in Chiemsee verwiesen, aber bald wieder begnadigt.


    Literatur:
    Althoff, Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 68,138,225,363 K 5 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 106 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 166,301,392 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 III,8 Seite 268 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 56 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963, Seite 170,236 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Reindel, Kurt: Die bayerischen Luitpoldinger von 893-989, 1953, Seite 1-5 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 190 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 80,85 -

    Gestorben:
    3.3. nach 895/vor 931/32


  26. 46.  von Franken, Hugo Graphische Anzeige der Nachkommen (19.Ludwig3, 6.Hemma2, 1.Heilwiga1) wurde geboren in 855/860; gestorben in Feb 880 in Charleroi [6000],Wallonien,Belgien; wurde beigesetzt in Lorsch Kloster [64653],Bergstraße,Hessen,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Ostfrankenreich; Ostfränkischer Prinz

    Notizen:

    Hugo Ostfränkischer Prinz
    855/60- Febr. 880 gefallen bei Thimeon Begraben: Kloster Lorsch

    Illegitimer Sohn des ostfränkischen Königs Ludwig III. der Jüngere

    Werner Karl Ferdinand: Seite 456, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    V. Generation 21-23

    Die Reihenfolge der Kinder Ludwigs III., des Jüngeren, war nach ihren annähernden Geburtsjahren zu ordnen. Hugos Geburtsdatum dürfte bei etwa 855/60 liegen, nicht um 850 (Brandenburg), wie sich aus dem etwas späteren Ansatz für die Geburt des Vaters (IV, 21) ergibt. Eine Eheverbindung der Hildegard mit dem Grafen Engildeo, von Brandenburg mit Fragezeichen vermerkt, ist nicht bezeugt.

    Hlawitschka Eduard: Seite 232, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    Er selbst erklärte sich damals bereit, im Falle des Todes Ludwigs des Jüngeren für die Thronrechte des gleichnamigen Sohnes desselben einzutreten. Da aber Ludwigs des Jüngeren Friedelsohn Hugo hierbei nicht berührt wird, hob Ludwig der Stammler für sich also auf zwei nacheinander bestehende gültige Rechtsehen ab.

    Schnith Karl Rudolf: Seite 76,78,80, "Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern".

    Im Februar 880 konnte Ludwig zwar einen Sieg gegen ein normannisches Heer erringen (bei Thimeon im Hennegau), aber hier fiel sein Friedelsohn Hugo nach hartem Kampf.

    Mühlbacher Engelbert: Band II Seite 375, Deutsche Geschichte unter den Karolingern"

    Bei Thuin an der Sambre stößt man auf die Normannen. Sie wollen gerade beutebeladen zu ihren Schiffen zurückkehren. Die deutschen Truppen werfen sich auf dieselben. Ein wütender Kampf entspinnt sich. Der größte Teil der Normannen - wie man erzählte, 5.000 Mann - wird niedergehauen, der Rest flüchtet nach Thuin und verschanzt sich hier. Hugo, ein außerehelicher Sohn des deutschen Königs, ein schöner und tapferer Jüngling, fällt, unvorsichtig vordringend, schwer verwundet in dei Hände der Feinde. Sein Vater wähnt ihn noch retten zu können, er will ihn um jeden Preis retten. Er läßt die Verfolgung einstellen, er beginnt um die Auslieferung seines Sohnes zu unterhandeln. Doch dieser hatte schon sein Leben ausgehaucht.


    Literatur:
    Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite 68 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 135,166 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 232 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 179 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 76,78,80 -

    Gestorben:
    gefallen bei Thimeon (bei Charleroi)


  27. 47.  von Franken, Bernhard Graphische Anzeige der Nachkommen (20.Karl3, 6.Hemma2, 1.Heilwiga1) wurde geboren um 876; gestorben in 891/892.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Ostfrankenreich; Ostfränkischer Prinz

    Notizen:

    Bernhard Ostfränkischer Prinz
    ca 876- 891/92 erschlagen
    Illegitimer Sohn des Kaisers KARL III. DER DICKE

    Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 1983

    Bernhard
    * ca. 876, + 891/92
    Außerehelicher Sohn Kaiser KARLS III.

    In der Regelung der karolingischen Thronfolge hatte Bernhard von vornherein einen schweren Stand gegenüber seinem gleichfalls unehelich geborenen Vetter ARNULF VON KÄRNTEN. So scheiterte 885 ein Plan des Kaisers, Bernhard mit päpstlicher Hilfe Anerkennung als Thronfolger zu verschaffen. Nach dem Sturz KARLS III. und der Erhebung ARNULFS zum ostfränkischen König 887 hat Bernhard seine Ansprüche nicht aufgegeben. Vermutlich wegen der Nachfolgeregelung für ARNULF Söhne empörte sich Bernhard zusammen mit Abt Bernhard von St. Gallen und Graf Ulrich von Linz- und Argengau gegen den König. 890 konnte er sich durch Flucht aus Rätien (zu WIDO VON ITALIEN?) der Verfolgung entziehen, doch gelang ein Jahr später ARNULF die Niederwerfung des Aufstands; Bernhard wurde von Markgraf Rudolf von Rätien getötet.

    Literatur:
    Dümmler² - W. Sicker, Das Thronfolgerecht der unehelichen Karolinger, ZRGGermAbt 24, 1903, 110-147 - H. Keller, Zum Sturz Karls III., DA 22, 1966 - E. Hlawitschka, Lotharingien und das Reich an der Schwelle der dt. Gesch. (MGH Schr. 21), 1968 - M. Borgolte, Karl III. und Neudingen, ZGO 125, 1977 - E. Hlawitschka, Nachfolgeprojekte aus der Spätzeit Ks. Karls III., DA 34, 1978 -

    Werner Karl Ferdinand: Seite 456, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    V. Generation 24

    Bernhard ist der einzige (uneheliche) Sohn Kaiser KARLS III. Brandenburg hat B. V,14 einen ehelichen Sohn Karlmann eingefügt, der nie existierte, vgl. dazu unsere Anmerkung zu IV,23.
    Sein Vater beabsichtigte ihn mit Hilfe des Papstes legitimieren zu lassen. Obwohl Bernhard damals noch recht jung war, scheiterte der Plan daran, dass Papst Hadrian III. im September 885 noch auf der Reise ins Frankenreich starb.

    Schieffer Rudolf: Seite 179,185,190, "Die Karolinger "

    Statt ihrer präsentierte sich die Zukunft der Dynastie in Gestalt mehrerer Bastarde, von denen eine reibungslose Thronfolge kaum zu erwarten war: ARNOLF VON KÄRNTEN, dem Friedelsohn des verstorbenen Karlmann, Bernhard, einem Illegitimus des Kaisers selbst, sowie Karl, dem kleinen postumen Stiefbruder der westfränkischen Könige, um ganz zu schweigen von dem "Aufrührer" Hugo, der den lotharischen Mannesstamm fortsetzte.
    Nach dem Tod des westfränkischen Adoptivsohns Karlmann hatte KARL III. 885 einen Versuch gemacht, seinen noch heranwachsenden außerehelichen Sohn Bernhard (von einer namentlich nicht bekannten Mutter) zum Erben einzusetzen, war aber am Einspruch von Bischöfen und mehr noch an der bedenklichen Tatsache gescheitert, daß der zur Sanktionierung des heiklen Beschlusses eingeladene Papst Hadrian III. (884-885) auf der Hinreise eines jähen Todes starb.
    ARNOLF, als König anscheinend erst seit kurzem mit Oda aus dem in der Lahngegend verwurzelten Geschlecht der KONRADINER vermählt, konnte indes lediglich zwei Söhne aus früheren, kirchlich nicht anerkannten Verbindungen vorweisen, den gerade erwachsenen Zwentibold und einen noch ganz kleinen Ratold, deren Erbrecht ihm die ostfränkischen Großen 889 in Forchheim unter der Voraussetzung zusicherten, daß ihm kein legitimer Sprößling von Oda beschieden sein würde. Vermutlich gegen diesen Beschluß entfachte Bernhard, der außereheliche Sohn KARLS III., 890/81 in Schwaben und Churrätien einen Aufstand, bei dessen Niederschlagung er getötet wurde.

    Stälin Paul Friedrich: Seite 124, "Geschichte Württembergs"

    Ohne Zweifel um sich den Besitz Schwabens zu verschaffen, erhob sich gegen den neuen Herrscher im Jahre 890 in der Bodenseegegend ein natürlicher Sohn des verstorbenen Kaisers, Bernhard, welcher wohl die von seinem Vater angewiesenen Güter in Schwaben geerbt hatte. Er trat in Verbindung mit dem Linz- und Argengaugrafen Ulrich und dem Abte Bernhard von St. Gallen, mußte jedoch fliehen und wurde im Winter 891 auf 892 von Markgraf Rudolf von Rätien aus dem Wege geräumt, während Abt Bernhard seine Abtei und Ulrich einen Teil seiner Eigengüter in Schwaben und im Elsaß verlor.

    Hlawitschka Eduard: Seite 27-30,99,107, "Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

    KARL selbst hatte nur einen illegitimen Sohn, Bernhard, den ihm eine Konkubine niederer Herkunft geboren hatte [Zu Bernhards Abstammung vgl. Regino, Chron. ad 887, MG SS rer. Germ. Seite 128: ex pellice; Ann. Fuldens. ad 885 Seite 103: ex concubina. - Wenn E. Brandenburg, Die Nachkommen Karls d. Gr. (1935) Tafel 1, (V, 14a), KARL III. noch einen Sohn Karlmann zuweist, den ihm sogar Richgardis geboren haben soll und der freilich schon 876 verstorben sei, so verträgt sich dies in keiner Weise mit der Tatsache, daß Richgardis sich 887 erbot, ihre Jungfräulichkeit zu erweisen ( Regino, Chron. ad. 887 Seite 127). Vgl. auch den bis 881 nicht in Erfüllung gegangenen Wunsch Notkers des Stammlers nach ehelicher Nachkommenschaft des Kaisers; siehe unten Anm. 9. Mit dem 876 verstorbenen Karlomannus filius KAROLI der Ann. Alamannici ist vielmehr KARLS DES KAHLEN Sohn Karlmann gemeint; vgl. schon E. Dümmler, Gesch. d. ostfränk. Reiches II. Seite 359 Anm 1.]. Diesen gedachte er im Spätsommer oder Herbst 885 als haeredem regni post se constituere; et hoc, quia per se pose fieri dubitavit, per pontificem Romanum quasi apostolica auctoritate perficere disposuit. Aber dieser Plan schlug nach ausgiebigen am Hof abgehaltenen Beratungen, bei denen sich harter Widerstand von seiten der Bischöfe erhob [Die Ann. Fuld. sagen: Voluit (imperator) enim, ut fama vulgabat, quosdam episcopos inrationabilter deponere et Bernhartum filium suum es concubina heredem regni post se constituere. Die Zusammenhänge liegen hier offen auf der Hand. Warum sollte KARL wohl auch sonst an die Absetzung mehrerer Bischöfe zugleich denken? W. Schlesinger; Die Anfänge d. dt. Königswahl Seite 391 Anm. 45 (bzw. Wege I Seite 326 Anm. 45), bezweifelt dies, - meiens Erachtens zu Unrecht.], fehl: Der Papst, dem eine ähnliche legitimierende Rolle zugedacht war wie beim Thron- und Dynastiewechsel von 751 und der offenbar den im W-Reich seit KARL DEM KAHLEN spürbarer in den Vordergrund getretenen Krönungs- und Weihebrauch auch im Osten einführen sollte, starb auf dem Wege nach Frankfurt bzw. Mainz, wo dieser Akt stattfinden sollte.
    Jedoch in KARL III. hatte ARNULF einen mißgünstigen Onkel beschieden, der von vornherein seinen eigenen Sohn Bernhard als Nachfolger zu sehen gewünscht hatte und der ARNULF deswegen auch stets in seiner Wirksamkeit zu beschränken gewesen war.
    Bedenklich gegen diese Verbesserung muß vor allem stimmen, daß gerade im Sommer 890 Bernhard, der Sohn Kaiser KARLS III., von Rätien aus seinen Aufstandsversuch unternahm, wo er 891 schließlich auch erschlagen wurde; vgl. unten Seite 108. Eine Absendung des Churer Bischofs nach Valence, auch wenn dieser nicht mit Bernhard sympathisiert haben sollte - was gar nicht einmal feststeht -, konnte sich wohl ARNULF in deiser Situation kaum leisten.
    Das Scheitern dieser burgundisch-provencalischen Pläne muß für ARNULF um so bedauerlicher gewesen sein, als er schon im Sommer 890 im eigenen südwestlichen Herrschaftsgebiet, in Alemannien, einen Aufstand niederzuwerfen hatte, nämlich eine Erhebung Bernhards, des unehelichen Sohnes KARLS III. [BM² nr. 1847a; E. Dümmler, Gesch. d. ostfränk. Reiches III² Seite 341f. - Nach B. Berthold, Die Kirchenpolitik der deutschen Könige von Arnulf v. Kärnten bis zu Heinrich I. (Diss. Masch. Halle 1944) Seite 11ff., habe dieser Aufstand des Jahres 890 in Schwaben ARNULF bewogen, sich gegen den weltlichen Adel mehr und mehr auf die Kirche zu stützen, was schließlich - besonders für die Jahre 893 bis 895 - zu einem ganz engen Bündnis ARNULFS mit der Geistlichkeit (gegen den weltlichen Adel) geführt habe. Was man von einer solchen Ansicht zu halten hat, ist bereits von G. Tellenbach, Zur Geschichte Kaiser Arnulfs, in: HZ 165 (1942) Seite 239ff. (= Wege d. Forschung I Seite 145ff.), gegen J. Schur, Königtum und Kirche im ostfränkischen Reich vom Tode Ludwigs d. D. bis Konrad I. (1931) Seite 44f., dessen Thesen B. Berthold im wesentlichen zu rechtfertigen sucht, dargelegt worden. Ihre Argumente sind gegenüber G. Tellenbach jedenfalls nicht durchschlagend]. Alemannien blieb dadurch ein für seine Herrschaft unsicheres Land, zumal Bernhard zu entfliehen vermochte. Im Septenmber 891 konnte schließlich der aufständische Bernhard, der vielleicht eine Zeitlang bei Rudolf von Hochburgund oder auch bei WIDO VON ITALIEN Zuflucht gefunden hatte [Beachtlich ist immerhin, daß die Ann. Alamann. ad. 890, MG SS I Seite 52, in dunkler Kürze melden: Berenhart filius KAROLI vix de Retia evasit und daß der spätmittelalterliche Kompilator Gobelinus Person (1358-1421), dem heute verlorene Quellen zur Verfügung gestanden haben müssen, schreib: Postqiam ARNULFUS electus erat in regem, Bernhardus filius KAROLI GROSSI fugit in Italien ad WITTONEM, cui pars Italie commissa fuerat. Vgl. hierzu K. A. Kehr, Ein verschollenes karolingisches Annalenwerk, in: NA 28 (1903) Seite 330f.], vom Grafen Rudolf von Rätien aus dem Wege geräumt werden.

    Schieffer Rudolf: Seite 138,142, "Karl III. und Arnolf" in: Festschrift für Eduard Hlawitschka zum 65. Geburtstag

    Als sich diese Hoffnungen durch den Tod der jungen Könige (882/84) zerschlagen hatten und neben KARL überhaupt kein ehelich geborener Anwärter aus der stirps regia übrig zu sein schien, richteten sich die Pläne des Kaisers 885 zeitweilig auf den eigenen, illegitimen Sohn Bernhard, der im Vergleich mit ARNOLF jedoch den empfindlichen Mangel hatte, noch nicht erwachsen und überdies von einer namenlosen Mutter eindeutig während der Ehe KARLS mit Richgard zur Welt gebracht worden zu sein. So mag ein Teil der Widerstände, an denen das Vorhaben bald scheiterte, bereits in diesen Defiziten seinen Grund gehabt haben.
    Sein illegitimer Sohn Bernhard, der schon 885 als Nachfolgekandidat überspielt worden war, stand 890 im Mittelpunkt eines in den Zielen unklaren Aufstandes, zu dem sich geistliche und weltliche Große in Schwaben gegen ARNOLF verbanden. Mit Namen genannt sind Abt Bernhard von St. Gallen, der sein Amt vor Jahren vom alten Kaiser persönlich empfangen hatte und es nun als Rebell gegen den Nachfolger einbüßte, ferner ein Priester Isanrich, der enteignet wurde, sowie Udalrich, als Inhaber mehrerer alemannischer Grafschaften und Sohn eines nepos Ludwigs des Deutschen einer der Mächtigsten im Lande.
    Zu denen, die aus der Entwicklung Gewinn zogen, gehörte, soweit wir sehen, auch der rätische dux Rudolf, der den unglücklichen Prätendenten Bernhard gewiß mit Billigung ARNOLFS umbrachte,als er im Winter 891/92 nach zeitweiliger Flucht wieder im Alpenraum auftauchte. Rudolf entstammte dem WELFEN-Hause.

    Literatur:
    Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986, Seite 226,263,265 - Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984, Seite 196,205,256 - Borgolte Michael: Karl III. und Neudingen. Zum Problem der Nachflgeregelung Ludwigs des Deutschen. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 245-247,289,293,341-343 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 27-30,33,38,40, 53,68,99, 107,123,209 - Hlawitschka, Eduard: Nachfolgeprojekte aus der Spätzeit Kaiser Karls III., in Stirps Regia von Eduard Hlawitschka, Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris, Seite 123-155 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion - Rappmann Roland/Zettler Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998, Seite 426,483 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 179,185,190 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 72,117 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 78,80,84 -

    Gestorben:
    erschlagen