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 Bohrer

von Frankreich, Robert II.

von Frankreich, Robert II.

männlich 972 - 1031  (59 Jahre)

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Generation: 1

  1. 1.  von Frankreich, Robert II.von Frankreich, Robert II. wurde geboren am 20 Jul 972 in Orléans [45000],Loiret,Centre-Val de Loire,Frankreich; gestorben am 20 Jul 1031 in Melun [77000],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Frankreich; König von Frankreich

    Notizen:

    Robert II. le Pieux ("der Fromme")
    König von Frankreich (996-1031)
    20.7.972 Orleans - 20.7.1031 Melun Begraben: St-Denis
    Einziger Sohn des Königs Hugo Capet von Frankreich und der Adelheid von Poitou, Tochter von Herzog Wilhelm III.

    Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 884

    Robert II. der Fromme, König von Frankreich 987/96-1031
    + 20. Juli 1031 Melun Begraben: St-Denis

    Robert II. der Fromme erhielt an der Reimser Kathedralschule unter Gerbert von Aurillac eine profunde Ausbildung, die ihn an den geistig-geistlichen Auseinandersetzungen der Zeit teilhaben ließ. Nach seiner Königswahl betrieb Roberts Vater Hugo Capet gegen adligen du klerikalen Widerstand, angeblich mit Hinweis auf einen bevorstehenden Spanienfeldzug, die Erhebung Roberts des Frommen zum Mitkönig und damit die Sicherung der dynastischen Sukzession (Dezember 987 in Orleans, Weihe durch Erzbischof Adalbero von Reims). Wie sein Vater regierte Robert in der Kontinuität der karolingischen Amtsvorgänger, auch wenn vielfältige Legitimationsformeln in den Urkunden den Versuch der Neuorientierung verraten. Roberts Eheschließungen verknüpften wichtige Adeslverbände mit der Monarchie, führten aber auch zu heftig widerstreitenden Einflußnahmen bei Hof: Nach dem offenbar nicht ernsthaft verfolgten Projekt einer Ehe mit einer byzantinischen Prinzessin heiratete Robert II. der Fromme 988 Rozala-Susanna (Tochter König Berengars II. von Italien, Witwe Graf Arnulfs von Flandern) und band (bis Trennung 992) damit den Grafen von Flandern an sich. 996 folgte mit einer 2. Ehe mit Bertha von Burgund, der Witwe Graf Odos I. von Blois, die Zuwendung zum Haus BLOIS; wegen enger Verwandtschaft führte die Verbindung zu scharfen Reaktioen der Kirche und 1003/04 zur zeitweisen Trennung. Aus der 1004/05 mit Konstanze von Arles geschlossenen 3. Ehe, die den kapetingischen Hof südfranzösischen Einflüssen öffnete, gingen mehrere Kinder hervor.
    Schon vor Hugos Tod (24. Oktober 996) an der Politik beteiligt und in engem Kontakt zum cluniazensischen Reformmönchtum, sorgte Robert II. der Fromme als alleiniger Herrscher 997 für eine Beilegung des Reimser Schismas. Die vom König angestrebte Konsolidierung (Einsetzung von praepositi) und Erweiterung der Krondomäne glückte nur unvollkommen. Zwar konnte das 1002 durch den Tod von Roberts II. Oheim Odo-Heinrich ledig gewordene Herzogtum Burgund nach langen Auseinandersetzungen mit Graf Ott-Wilhelm von Burgund und Bischof Bruno von Langres schließlich 1016 für die Herrscherfamilie erworben und, nach Anerkennung der Eigenständigkeit des burgundischen Adels, an Roberts II. 2. Sohn Heinrich verliehen werden. Doch vermochte der König den Mannfall in den Grafschaften Troyes, Meaux und Provins nicht für sich zu nutzen und mußte 1023 die umfassende Herrschaftsbildung des Grafen Odo II. von Blois-Champagne akzeptieren. Auch ein Treffen Roberts II. mit Kaiser HEINRICH II. im August 1023 bei Ivois-sur-Chiers/Mouzon vermochte Odos Aufstieg vorläufig nicht zu bremsen, führte aber zur Verabredung einer Synode in Pavia: Sie kam zwar wegen HEINRICHS Tod 1024 nicht mehr zustande, unterstrich aber die führende und gleichberechtigte Rolle von Kaisertum und französischem Königtum in ihrem Selbstverständnis als Säulen der Christenheit. Den dynastischen Wechsel im Imperium 1024 nutzte Robert II. der Fromme trotz des Angebots der italiensichen Königskrone nicht für sich oder seinen Sohn aus, Indiz für den Dekompositionsprozeß der fränkischen regna.
    Trotz machtpolitischer Beschränkungen sorgte Robert II. der Fromme für die dynastische Konsolidierung der kapetingischen Königsfamilie, nicht allein wegen seiner langen Regierungszeit, sondern auch durch die im Bund mit dem Adel betriebene Erhebung seiner Söhne Hugo (+ 1025) und Heinrich zu Mit-Königen. Roberts II. letzte Jahre blieben durch Auseinandersetzungen innerhalb der Familie geprägt. Die von seinem Biographen Helgaud von Fleury gemeldete und persönlicher Frömmigkeit (Beiname pius) entsprungene Fahigkeit Roberts II., durch Handauflegen und Kreuzschlagen Wunden zu heilen, sollte späteren Geneartionen zum traditionsbildenden Ausgangspunkt für göttlich inspirierte Heilungskräfte kapetingischer Könige werden.

    Brandenburg Erich: Tafel 33 Seite 67, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    X. 137. Robert II., König von Frankreich 996
    * 970, + 1031 20. VII.
    Gemahlinnen: a) Rozela (Susanne), Tochter König Berengars II. von Italien (siehe VII 41)
    oIo 929
    b) 997 Bertha, Tochter König Konrads von Burgund, Witwe Odos I. von Champagen (siehe VIII 60)
    oIo a. 1000
    c) ca. 1002 Constanze, Tochter des Grafen Wilhelm von Provence
    + 1032 25. VII.
    d) N., Konkubine

    Glocker Winfried: Seite 308, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VI. Generation 40 Robert II.
    * c 970, + 1031 VII 20
    987 XII 25 Mitkönig, 996 König von Frankreich

    1. oo 988 Anfang Rozela (Susanne), Tochter König Berengars II. von Italien,
    Witwe Graf Arnulfs II. von Flandern, * c 950/60, + 1003 (II 7 oder XII 13), Ehe 991/92 aufgelöst;

    2. oo 997 Anfang Bertha, Tochter König Konrads von Burgund,
    Witwe Graf Odos von Blois, * 967/68, + nach 1010, Ehe nach 1004 IV wegen zu naher Verwandtschaft aufgelöst;

    3. oo c. 1005/06 Constanze, Tochter Graf Wilhelms von Arles, + 1032 VII 26;

    Die Filiation König Roberts II. von Frankreich ist unter anderem bei Richer IV c. 13, S. 166, und in Helgauds Vita regis Roberti c. 2, S. 58, bezeugt.
    Sein Geburtsjahr ergibt sich aus der Angabe bei Richer IV, c. 87, S. 286, Robert sei zu der Zeit des Verstoßens seiner ersten Gemahlin Susanne 19 Jahre alt gewesen, sowie aus der Nachricht in Helgauds Vita c. 29, S. 134, Robert habe ein Alter von ungefähr 60 Lebensjahren erreicht. Die jeweiligen Quellenbelege für die Erhebung Roberts zum Mit-König findet man bei BU. 998d, die für seine Königserhebung bei Pfister S. 146 ff., und diejenigen für Roberts Sterbetag und - jahr bei Bresslau, Jbb. Konrad II. Bd. 2, S. 75, zusammengestellt.
    Die Heirat König Roberts mit Susanne bezeugt uns Richer IV c. 87, S. 286/88; weitere Belegstellen sind gesammelt bei Köpke-Dümmler s. 380, Anm. 2, und von Werner VII, 52.
    Zu Bertha vgl. oben unter VI, 23.
    Die Herkunft von Roberts dritter Gemahlin Constanze hat Lot, Derniers S. 361-368, festgestellt; der genauere Zeitpunkt dieser Eheschließung ist von Ghondt, Femmes S. 48, Anm. 34, aus den Geburtsdaten der Kinder des Paares ermittelt worden.
    Robert sollte 988 mit Theodora, Tochter des byzantinischen Kaisers Konstantinos VIII., vermählt werden; das Heiratsprojekt scheiterte jedoch. Vgl. dazu BU. 998e, Lot, Hugues Capet S 4, Anm. 2, und Vasiliev, Hugh Capet passim.

    Robert II. der Fromme hatte eine sorgfältige Erziehung genossen und war frühzeitig mit der königlichen Amtsführung vertraut gemacht worden, da ihn sein Vater Weihnachten 987 in Orleans zum Mit-König hatte krönen lassen. Er erwies sich als ein kluger Monarch. Er vergrößerte die Krondomäne durch die Eroberung des Kreises Dreux westlich von Paris. 1002 vermochte Robert das Herzogtum Burgund nach dem Tode seines Onkels Odo Heinrich nach hartnäckigen Kämpfen gegen andere Bewerber behaupten, mußte es aber 1015 seinem zweiten Sohn Heinrich übergeben. Robert war eine Persönlichkeit voll überströmender Vitalität. Er sang gerne und begleitete sich dazu auf der Laute. Zugleich war er ein leidenschaftlicher Jäger und furchtloser Kämpfer. Die Regierungszeit Roberts II. hätte ohne die ehelichen Probleme des Königs friedlich verlaufen können. Nachdem Robert seine erste Frau Susanne, welche die Tochter des italienischen Königs und wesentlich älter war als er, verstoßen hatte, verband er sich in zweiter Ehe mit seiner Cousine Bertha von Burgund. Die zu nahe Verwandtschaft veranlaßte den Papst Gregor V. die Trennung der beiden Ehegatten 998 zu verlangen. 1001 kam der König dem Befehl nach und heiratete ein Jahr später Konstanze von Arles, deren Härte und Geiz bald am Hofe bekannt war. Mit ihrer intriganten, zänkischen Art verwickelte sie den König in viele dynastische Probleme am Ende seiner Regierungszeit. Sie wiegelte die Erben gegeneinander und gegen den Vater auf. Obwohl er den Beinamen "der Fromme" trug, war er doch den weltlichen Interessen seines Thrones gegenüber sehr aufgeschlossen. Wenn er die Gottesfriedensbewegung förderte, so deshalb, weil er darin einen aussichtsreichen Versuch der Kirche sah, die endlosen Kriege zwischen den Großen zu beenden und sich damit ihrer Macht zu widersetzen. Zugleich setzte sich Robert persönlich ein, um der Unordnung, die die Feudalherren gestiftet hatten, Herr zu werden. Auf seiner eigenen Domäne ließ er ohne Zögern die Schlösser, die die Klostergemeinschaften bedrohten, dem Erdboden gleichmachen. Außerhalb seines Gebietes trafen seine Interventionen auf größere Schwierigkeiten. Unter seiner Regierung bildete sich der Widerstand der Lehnsherren heraus, der der kapetingischen Monarchie so verhängnisvoll werden sollte. Eine besondere Bedrohung ging von Odo II. von Blois und Chartres aus. Der König konnte ihn nicht daran hindern, die Champagne zu annektieren und damit die königliche Domäne zu umklammern.
    (...)

    1.4.988 1. oo 2. Susanna von Italien, Tochter des Königs Berengar II., - 991/92 950/60-7.2.1003

    997 2. oo 2. Bertha von Burgund, Tochter des Königs Konrad, - 1002 967/68- nach 1010

    1002 3. oo Konstanze von Arles, Tochter des Grafen Wilhelm I. und der Adelheid von Anjou - 25.7.1032

    Kinder:
    3. Ehe
    - Hugo Kronprinz 1007-17.9.1025
    - Heinrich I. 1008-4.8.1060
    - Robert I. der Alte Herzog von Burgund 1011-21.3.1076
    - Odo
    - Adelheid (Adele) 1014-8.1.1079
    Zur Gräfin von Contenance erhoben, stiftete sie das Kloster Messines bei Ypern.
    1027 1. oo Richard III. Herzog von der Normandie - 6.8.1027
    1028 2. oo Balduin V. Insulanus Graf von Flandern, um 1012-1.9.1067
    - Hadwig Gräfin von Auxerre - nach 1063
    Sie stiftete die Klöster La-Ferte-sur-Issenoc und Crisenon.
    um 1016 oo Rainald I. Graf von Nevers - 1040

    Illegitim
    - Rudolf Erzbischof von Bourges (1030-1060)

    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 168,173,186,214,227 - Althoff, Gerd, Otto III., Primus Verlag, Darmstadt 1997, Seite 77,94,123 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 34,42,45,67 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 33 Seite 67 - Bresslau, Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. 3 Bände Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1879 Band 2 Seite 75 - Brunhofer, Ursula: Arduin von Ivrea. Untersuchungen zum letzten italienischen Königtum des Mittelalters. Arethousa Verlag Augsburg 1999 Seite 121,178,211,344 - Calmette, Joseph: Die großen Herzöge von Burgund. Eugen Diederichs Verlag München 1996 Seite 17 - Douglas David C: Wilhelm der Eroberer Herzog der Normandie. Diederichs Verlag München 1994 Seite 82,258,449 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 19-23,45 - Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter. W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 56,59-63,65,68,71-73,75,77,81,87,104 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 75,80-85,87-98,99,102,107,111,116,120 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 307, 312,314,319,321,412,416,417,426,434 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 14,65,71,160 - Favier, Jean: Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1989 Seite 25-28,40,57,201,319 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 VI,40 Seite 196,300,308,319,327 - Görich Knut: Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 211,216-219,222,227 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 298,303-305,323,336,357,364,397,400,417,434,435 - Le Goff Jacques: Ludwig der Heilige, Klett-Cotta Stuttgart 2000 Seite 20,24,246,248-249,343-344,411-413,415,468,527,565,627-628,729,742-743,782, 875 - Mexandeau Louis: Die Kapetinger. Editions Rencontre Lausanne 1969 Seite 134-143 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 222,226 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 90,93 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 334,342 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996 Seite 21,71,98 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 71,87,183,220-226,233,270 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf VII. 52 - Wolfram, Herwig: Konrad II. 990-1039. Kaiser dreier Reiche. C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München 2000 Seite 27,82,92,115,123,261,313 -



    Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Seite 87-98, "Die französischen Könige des Mittelalters"
    Hans-Henning Kortüm


    ROBERT II., König von Frankreich 996-1031
    * zwischen 970 und 974 Orleans, + 20.7.1031 Melun Begraben: St-Denis
    Vater:
    Hugo Capet, König von Franreich
    Mutter:
    Adelheid, Tochter des Herzogs Wilhelm Werghaupt von Aquitanien
    Stiefbruder (?):
    Gauzlinus, Erzbischof von Bourges (1012-1030) [+ 8.3.1030]
    Schwester:
    Hadwig (* 975/80, + nach 1013), verheiratet um 1000 mit Reginar IV. von Hennegau

    Salbung und Krönung 987 in der Kathedrale Ste-Croix in Orleans
    seit dem Tode seines Vaters am 24. Oktober 996 Alleinherrscher
    1006 Erstes Treffen König Roberts II. mit König HEINRICH II. an der Maas
    um 1015 Übertragung des Herzogtums Burgund an Roberts zweitältesten Sohn Heinrich
    1017 Salbung und Krönung von Roberts ältestem Sohn Hugo zum Mit-König
    1023 Zweites Treffen von Robert II. und HEINRICH II. am Chiers
    1027 Salbung und Krönung von Roberts zweitältestem Sohn Heinrich nach dem Tod des erstgeborenen Sohnes Hugo
    1029-1031 Ausbruch von Auseinandersetzungen zwischen Robert II. ud seinen Söhnen

    1. oo 1.4.988 ROZALA/SUSANNA VON ITALIEN * 950/60, + 7.2.1003
    Tochter des Königs Berengar II. von Italien und Witwe des Grafen Arnulf II. von Flandern

    2. oo 996 BERTHA VON BURGUND * 967/68, + nach 1010
    Tochter des Königs Konrad von Burgund und Witwe des Grafen Odo I. vo Blois

    3. oo 1002 CONSTANZE VON ARLES + 25.7.1032
    Tochter des Grafen Wilhelm von der Provence und Adelheids von Anjou

    Kinder:
    - Hugo, Kronprinz (* 1007, + 17.9.1025)
    - Heinrich I., König von Frankreich (* 1008, + 4.8.1060)
    - Robert, Herzog von Burgund (* 1011, + 21.3.1076)
    - Odo
    - Hadwig (+ nach 1063), verheiratet mit Graf Reginald I. von Nevers
    - Adela (* 1014, + 8.1.1079), verheiratet mit Graf Balduin V. von Flandern


    I. Einleitung

    Man hat - völlig zu Recht - von der "Porträtlosigkeit" namentlich des frühen Mittelalters gesprochen. Für diesen Zeitraum sieht sich der moderne Historiker auf eine relativ geringe Zahl von biographisch verwertbaren Zeugnisse verwiesen. Es fehlen in aller Regel solche Quellen, die einen unmittelbaren Blick auch in das Innere einer Person ermöglichen könnten. Freilich stellt sich im Falle Roberts II. die Situation als nicht ganz hoffnungslos dar, wie es zunächst scheinen möchte. Denn im Vergleich zu Hugo Capet (+ 996), seinem Vater und Vorgänger auf dem Königsthron, erscheint die Überlieferungslage ungleich günstiger. So besitzen wir eine Vita Roberts II. aus der Feder eines Zeitgenossen namens Helgaud, der als Mönch und Priester dem König eng verbunden war und ihn persönlich kannte. Freilich hat dieser Umstand auch dafür gesorgt, dass wir es bei dieser Vita nicht mit einem abgewogenen Bericht über das Leben Roberts zu tun haben. Es handelt sich vielmehr um eine einseitige Parteinahme zugunsten des Königs, die von einem ausgesprochenen Anhänger der kapetingischen Dynastie verfaßt wurde. Jedenfalls erweisen sich übertriebene Hoffnungen, was den unmittelbaren Quellenwert von Helgaud für die Geschichte Roberts II. angeht, als unbegründet.
    Um die Besonderheit Roberts, um die Konturen seiner Persönlichkeit deutlicher hervortreten zu lassen, wird es zunächst notwendig sein, in einem ersten Teil die äußeren Rahmenbedingungen zu skizzieren, an die das Königtum Roberts II. gebunden war. Denn erst, wenn wir in etwa den Spielraum kennen, der dem KAPETINGER zur Verfügung stand, die politischen, wirtschaftlichen und geistigen Strukturen, in die sein Königtum eingebunden war, können wir die Leistung und Bedeutung dieses Königs einschätzten. Wir werden dann in einem zweiten Teil versuchen, uns, soweit es die Quellen zulassen, der Person Roberts chronologisch-biographisch zu nähern. Abschließend werden wir uns den wichtigsten Tätigkeitsfeldern Roberts II. zuwenden.

    II. Äußere Rahmenbedingungen

    Der Tod seines Vaters hatte Robert II. nach neun Jahren der Mitregentschaft 996 zum Alleinherrscher gemacht. Sein Reich stellte ein äußerst komplexes Gebilde dar, das sich schon allein in seinem geographischen Erscheinungsbild grundlegend von dem unterschied, was wir heute unter "Frankreich" verstehen. Seine östliche Grenze verlief damals ungleich weiter westlich und orientierte sich gegenüber seinen beiden Nachbarn, dem deutschen und dem burgundischen Königreich, an den großen Flüssen Schelde, Maas, Saone und Rhone. Mehrfache Versuche der westfränkischen Herrscher, die Grenze weiter nach Osten zu verschieben und insbesondere das alte Stammland der KAROLINGER, Lotharingien, für sich zu reklamieren, waren - zuletzt am Ende des 10. Jahrhunderts - gescheitert. Die KAPETINGER verzichteten für die Dauer von über zwei Jahrhunderten auf eine Grenzkorrektur und erkannten statt dessen die Zugehörigkeit des lotharingischen zum deutschen Reich an. Die Akzeptanz dieser Grenze in der Zeit Roberts II. bezeugen nicht zuletzt die an der Maas und am Chiers stattfindenden Herrscherbegegnungen der Jahre 1006 und 1023. Freilich wäre es verkehrt, moderne Vorstellungen einer nationalstaatlichen Grenze auf mittelalterliche Verhältnisse zumal des 11. Jahrhunderts übertragen zu wollen. Vielmehr ist für diesen Zeitraum von einem Grenzsaum oder Grenzgebiet auszugehen, von Einflußzonen, die jeweils höchst unterschiedlichen Interessen lokaler und regionaler Gewalten ausgesetzt waren. Die Situation an der südwestlichen "Grenze" Frankreichs war dadurch gekennzeichnet, dass sich das ehemals karolingische Einflußgebiet der Spanischen Mark, aus der sich das spätere Katalonien entwickeln sollte, zunehmend dem kapetingischen Einfluß entzog. Aber auch für die anderen Gebiete im Süden und Westen Frankreichs hat man für die Zeit Roberts II. von einer großen "Königsferne" auszugehen. Diese Territorien, die man unter dem Sammelbegriff 'Aquitanien' subsumierte, umfaßten sich stark voneinander unterscheidende Regionen und Landschaften. Sie wurden vom König nicht aufgesucht. Ein einziges Mal in seiner langen Regierungszeit hat sich Robert II. in den S seines Königreichs aufgemacht und in Form einer Pilgerreise zahlreiche heilige Stätten besucht. Wann genau diese Reise stattfand, wissen wir nicht. Sein Biograph Helgaud hat sie als Ausdruck persönlicher Frömmigkeit Roberts II. gewertet, der sein Ende kommen sah.
    Auch die damals sehr schwierigen Verkehrsverhältnisse trugen nicht dazu bei, die so unterschiedlich struktuierten Reichsteile enger miteinander zu verbinden. Namentlich das Reisen war aufgrund des schlechten Wegenetzes mit großen Gefahren verbunden. Eines der schwierigsten Probleme stellte immer wieder die Überquerung von Gewässern dar. So wäre Helgaud, wie er berichtet, mitsamt seinen Begleitern fast in der Seine ertrunken, als er diese überqueren wollte. Einzig dem Gebet des frommen Robert hat Helgaud seine Rettung zugeschrieben.
    Als besonders fatal erwies sich auch die starke Abhängigkeit der Nahrungsmittelproduktion von der Laune der Natur. So berichtet der zeitgenössische Historiograph Rodulfus Glaber von einer Hungersnot, die man in die Jahre 1005 bis 1006 datiert und die besonders die einfache Bevölkerung traf: "Damals ernährte man sich nicht nur vom Fleisch unreiner Tiere und Reptilien", sondern, wollen wir dem Chronisten Glauben schenken, die Hungersnot nahm ein solches Ausmaß an, dass sogar "erwachsene Söhne ihre Mütter, die Mütter ihrer Kinder aufzuessen begannen". Auch wenn moderne Historiker diesem Bericht mit einiger Skepsis gegenüberstehen, so kann doch an der nach wie vor stark schwankenden Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln und der entsprechend schwierigen Versorgung keine Zweifel bestehen. Freilich zeichnete sich für die Zeit Roberts II. ein Wandel zum Besseren ab. Dies kann ein Vergleich der 46-jährigen Herrschaftszeit KARLS DES GROSSEN zwischen 768 und 814 mit der ebenso langen Regentschaft von Hugo Capet und Roberts II. zwischen 987 und 1031 zeigen. Die Zahl sinkt von acht auf drei Hungerkrisen. Dahinter standen vermutlich Verbesserungen der Agragtechnik und die Erschließung neuer Anbauflächen, die für und jedoch nur sehr schwer greifbar sind. Ebenfalls spekulativ bleiben im Grunde unsere Kenntnisse auch über jene Gruppe, die zeitgenössische Gesellschaftstraktate als laboratores, als die "arbeitenden Menschen" beschrieben. Dieser Umstand ist um so unbefriedigender, als sie die Hauptmasse der Bevölkerung umfaßte, die damals, zumindestens im agrarisch geprägten nord- und mittelfranzösischen Raum, auf dem Lande lebte. Dass wir immer wieder an die Grenzen unseres Wissens stoßen, hängt unter anderem damit zusammen, dass authentische Selbstzeugnisse der laboratores fehlen. Statt dessen sind wir auf die Berichte der "Beter" (oratores) angewiesen. Diese prozentual sehr kleine Gruppe der Weltkleriker und Mönche begegnete der Masse der Bevölkerung mit intellektueller Arroganz, sofern man sie überhaupt zur Kenntnis nahm. Wenn wir den Aussagen führender französischer Sozialhistoriker Glauben schenken dürfen, dann muß die Lage der Bevölkerung und speziell der Bauern zur Zeit Roberts II. ausgesprochen pessimistisch beurteilt werden. Ihnen gelang es nicht, das auf ihnen lastende Joch der Knechtschaft abzuschütteln. Vielmehr nahm der Grad ihrer Unfreiheit eher zu. Bislang noch "freie" Bauern gerieten gegen Ende der Regierungszeit Roberts II. in weiter zunehmende Abhängigkeit.

    III. Biographisches

    "Er war von herausragender Gestalt; sein glattes Haar war wohlfrisiert; die Augen schauten demütig; die Nase war breit und groß; sein süßer Mund eignete sich sehr gut, den heiligen Friedenskuß zu geben; sein Bart sah gepflegt aus; die Schultern waren gerade; die Krone, die er auf dem Kopf trug, machte deutlich, dass er aus einem alten und ehrwürdigen Geschlecht stammte; wenn er auf seinem königlichen Pferde saß, dann berührten - es klingt merkwürdig - die Zehen fast seine Fußsohlen, was bei den Zeitgenossen, wenn sie ihn so sehen konnten, als ein Wunder empfunden wurde." Dieses Porträt Roberts II., das Helgaud und in seiner Vita gibt, enttäuscht in seiner Dürftigkeit den modernen Leser, der gerne mehr und genaueres über das äußere Erscheinungsbild des Königs gewußt hätte. Doch lag es gar nicht in der Absicht des Autors, eine realistische Schilderung der königlichen Person zu versuchen. Er konzentrierte sich statt dessen auf wichtige Einzelheiten, die, so wird man mit einigem Recht folgern dürfen, nicht nur für ihn, sondern auch für seine Zeitgenossen bedeutsam waren. Sie stellten mehr als reine Äußerlichkeiten dar. Sie waren immer auch Symbole, Zeichen. So deutete die hervorstechende Größe Roberts auf seinen Adel; mit der Betonung von Haar und Bart verband sich immer auch die Vorstellung von Numinosem und Heilsmäßigem, von königlicher Würde. Nicht ohne Grund hat Helgaud die Demut des königlichen Blickes erwähnt, denn nach mittelalterlicher Vorstellung galten gerade die Augen als ein Spiegel der Seele. Wichtig auch der Umgang Helgauds mit einem körperlichen Defekt Roberts, seiner extremen Zehenverkrümmung. Sie entstellt nicht. Sie ist vielmehr Signum einer besonderen Nähe zu Gott. "Das ständige Gebet zu Gott, das häufige Beugen der Knie, vielfältige Arbeit und Mühsal machten ihn, der an der Spitze des Staates stand, zu einem Vorbild. An ihm konnten die Menschen lernen, wie sie miteinander umzugehen hatten. In der Ratsversammlung wollte Robert am liebsten immer der einfache Mann aus dem Volk sein; er liebte es, sich mit jedermann zu unterhalten; es aß auch nicht allein und mischte sich gerne unter die Leute." Diese Stilisierung zum Populären und Einfachen dient Helgaud als Nachweis herrscherlicher Demut eines heiligen Königs.
    Folgen wir Helgauds Bericht, so ist Robert bei dem berühmtesten Gelehrten seiner Zeit, Gerbert von Aurillac, 'zur Schule gegangen'. Seit 972 lehrte dieser mit Ausnahme einer kurzen Unterbrechung zwischen 982 und 984 an der Reimser Domschule. Wenn wir, was am wahrscheinlichsten ist, die Geburt Roberts in das Jahr 973 oder 974 setzen, dann war der junge Robert vielleicht 10 oder 11 Jahre alt, als er auf Drängen seiner Mutter Adelheid den Unterricht Gerberts besuchte. Jedenfalls konnte Robert schon lesen, und seine erste Lektüre war, wie damals üblich, der Psalter gewesen. Er verfügte also schon über die elementaren Kulturtechniken des Lesens und Schreibens, als er zu Gerbert kam. Was er bei ihm lernen konnte, war ungleich anspruchsvoller. Die Domschulen bildeten im 10. und 11. Jahrhundert, als es die Universitäten noch nicht gab, die intellektuellen Eliten aus. Auf dem Programm der Reimser Kathedralenschule stand eine gründliche Einführung in die sogenannten "Sieben Freien Künste" (Artes liberales). Wir besitzen recht detaillierte Informationen über den Lehrplan Gerberts. Der Schwerpunkt lag vor allem auf den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern des Quadriviums (Musik, Geometrie, Arithmetik und Astronomie). Aber auch die philosophischen Disziplinen des Triviums (Grammatik, Rhetorik und Dialektik) wurden intensiv gelehrt. Daher erscheint eine gewisse Skepsis angebracht, inwieweit Robert II. dieses hohe geistige Anforderungen stellende Studienprogramm auch tatsächlich zur Gänze absolvierte, wie man bisweilen mit allzu großem Optimismus angenommen hat. Sicher ist aber, dass Robert, gemessen am Maßstab seiner Zeit, auch "wissenschaftlich" interessiert war. Das zeigt sich an der Reaktion auf ein außergewöhnliches Naturphänomen, das sich etwa um das Jahr 1022 im Süden seines Königreiches an der Atlantikküste ereignet hatte. Dort war es drei Tage vor dem Fest von Johannes dem Täufer zu einem "Blutregen" gekommen. Graf Wilhelm von Aquitanien informierte Robert II., der rasch reagierte. Der König setzte eine Kommission ein, die sich aus den führenden Wissenschaftlern der Zeit wie beispielweise Fulbert von Chartres zusammensetzte und den Ursachen dieses so beunruhigenden Ereignisses nachgehen sollte. Was am Verhalten Roberts II. besonders auffällt, sind zwei Dinge. Einmal wurde das Naturschauspiel in seiner konkreten Manifestation überaus exakt beschrieben, und zum anderen machte der König präzise Lösungsvorschläge, wie man dieses Phänomen "wissenschaftlich" deuten könne. So empfahl er dem Erzbischof Gauzlinus von Bourges, mit Hilfe von Geschichtswerken nach historischen Analogiefällen zu fahnden, wobei er auch eine genaue Quellenangabe der von Gauzlinus herangezogenen Werke erwartete. Robert II. wird sich über den Bericht seiner Untersuchungskommission nicht sonderlich gefreut haben. Denn schon damals trat das ein, was auch heute noch immer wieder geschieht: die Experten kamen zu höchst widersprüchlichen Ergebnissen und Schlußfolgerungen.
    Im März oder April 985, also rund zwei Jahre vor der kapetingischen Machtübernahme, ist Robert für uns zum ersten Mal als politische Größe greifbar. Er war damals ungefähr 12 oder 13 Jahre alt. Er befand sich damit nach mittelalterlicher Vorstellung am Ende seiner Kindheit und an der Schwelle der Mündigkeit. Der Eintritt in die Welt der Erwachsenen stand unmittelbar bevor. Sein Vater konnte mit ihm als einer wichtigen Figur auf dem politischen Schachbrett seiner Zeit operieren. So offerierte Hugo Capet sich und seinen Sohn den OTTONEN als ideale Bündnispartner. Spätestens das Epochejahr 987 sollte die immense Bedeutung Roberts für die Konstituierung der kapetingischen Königsdynastie erweisen. Denn in dieses Jahr fiel nicht nur die Wahl und Krönung Hugo Capets, sondern es gelang dem Vater auch, die Krönung seines Sohnes Robert zum rex Francorum noch zu Weihnachten durchzusetzen. Zum Zeitpunkt seiner Krönung dürfte Robert etwa 15 oder 16 Jahre alt gewesen sein. Es ist daher wenig wahrscheinlich, dass er einen eigenständigen Part in den Ereignissen dieser Zeit spielte. Nach wie vor ist er nur Objekt und nicht Subjekt des politischen Handelns. Dies gilt auch für die weiteren Maßnahmen Hugo Capets, mit denen er versuchte, sein Geschlecht auf dem Königsthron zu etablieren. Ein wichtiger Trumpf in diesem Spiel war sein nunmehr heiratsfähiger Sohn Robert, der eine byzantinische Prinzessin heiraten sollte. Das Vorbild, an dem sich Hugo Capet orientierte, liegt auf der Hand: die Ehe zwischen OTTO II. und der aus Byzanz stammenden Theophanu. Die geplante Verbindung kam nicht zustande, weil sie doch wohl die Möglichkeiten der KAPETINGER überstieg. Diese sahen sich zudem mit dem Vorwurf der Usurpation konfrontiert. Man wußte auch nicht, ob es sich bei Hugo und Robert nicht doch nur um "Zwischenkönige" (interreges) handeln würde, wie feindselig eingestellte Zeitgenossen meinten. Als der Graf von Flandern im März 988 starb und eine Frau und einen Sohn hinterließ, handelte Hugo. Er verheiratete seinen Sohn Robert mit der Witwe Rozala/Susanna. Auf eventuelle Gefühle seines damals wahrscheinlich 16-jährigen Sohnes - immerhin war Rozala fast doppelt so alt - nahm der Vater keine Rücksicht. Es handelte sich um eine strategische Allianz. Dies gilt auch für die beiden folgenden Ehen, die Robertin seinem weiteren Leben noch eingehen sollte. Seine zweite Frau Bertha, wie Rozala ebenfalls von königlichem Geblüt und gleichfalls Witwe, war mit dem Grafen Odo I. von Blois verheiratet gewesen. Eine romantische und psychologisierende Geschichtsschreibung hat diese zweite Ehe Roberts (vermutlich April 997) als einen Akt jugendlicher Befreiung gegenüber einem übermächtigen Vater gedeutet. Doch steht dem die Tatsache entgegen, dass sich spätestens 991 Robert von Rozala trennte, "weil sie zu alt war". Diese Aussage eines zeitgenössischen Chronisten erklärt viel besser, warum die Trennung Roberts II. von Rozala unbedingt erforderlich war: Sie hatte ihm - und das mußte auch in den Augen Hugo Capets ein entscheidendes Manko sein - keine Kinder gebären können. Damit aber war die königliche Dynastie in ihrem Fortbestand existenziell bedroht. Alles hing davon ab, dass Söhne als potentielle Thronfolger zur Verfügung standen. Aber auch die zweite Ehefrau erfüllte die in sie gesetzten Erwartungen nicht, zumal der päpstliche Stuhl Anstoß an dem allzu nahen Verwandtschaftsgrad der beiden Ehepartner genommen hatte. Erst die dritte Gemahlin, Constanze, die Tochter des Grafen Wilhelm von Arles, die Robert 1004 heiratete, schenkte ihrem Gatten die ersehnten männlichen Nachkommen: Hugo, Heinrich, Robert, Odo und darüber hinaus noch zwei Töchter, Hadwig und Adela.
    Die Namenswahl ist ein starkes Indiz dafür, dass Roberts ältester Sohn die Nachfolge antreten sollte: Er hieß gleich seinem Großvater Hugo und wurde 1017 zum Mitkönig gekrönt. Auch der Name des zweitältesten Sohnes war Ausdruck eines politischen Programms: Er wurde nach seinem Großonkel väterlicherseits Heinrich benannt, dessen burgundische Herzogswürde er fortführen sollte. Der unerwartete Tod von Roberts II. ältesten Sohn Hugo im Jahr 1025 bedeutete lediglich eine nominelle Modifizierung, aber keine inhaltliche Änderung der Erbfolgeregelung. Nunmehr rückte der zweitälteste Sohn Roberts II., Heinrich, an die Stelle seines verstorbenen Bruders. Er wurde im Mai 1027 zum Mitkönig gekrönt, während umgekehrt sein jüngerer Bruder Robert zwischen 1027 und 1030 zum Erben des burgundischen Herzogtums bestimmt wurde. Die jüngere Forschung hat deutlich machen können, dass Robert II. einem damals im Hochadel üblichen Modell der Erb- und Nachfolgeregelung verpflichtet war, dessen Bedeutung sich bereits Mitte des 10. Jahrhunderts abgezeichnet hatte, als Hugo der Große, also der Großvater Roberts II., eine analoge Maßnahme getroffen hatte. Das Vorgehen Roberts II. bedeutete eine weitere Belastung des ohnehin schon reichlich gespannten Verhältnisses zwischen den beiden Ehegatten. Im Gegensatz zu ihrem Mann hatte Constanze nach dem Tode ihres ältesten Sohnes Hugo eine Krönung von Robert, dem späteren burgundischen Herzog, befürwortet. Sie konnte sich aber nicht durchsetzen, da Odo II. von Blois im Verein mit Wilhelm V. von Aquitanien nach anfänglichem Zögern den königlichen Nachfolgeplan unterstützte. Es war nicht das erste Mal, dass der Hof in zwei Parteien zerfiel. Helgauds Biographie läßt noch etwas von der haßerfüllten Atmosphäre erkennen, die damals am Hofe geherrscht haben muß. Er hat uns Constanze als eine ausgesprochen zänkische, ruhmsüchtige und geldversessene Ehefrau beschrieben, die ihrem Namen "die Beständige" wenig Ehre machte. Freilich hatte die Königin auch allen Grund, mit ihrem Mann 'unzufrieden' zu sein. Denn dieser war - zusammen mit seiner Exfrau Bertha - vermutlich um das Jahr 1010 nach Rom gereist. Vielleicht machte er sich Hoffnungen auf einen päpstlichen Dispens. Dieser hätte es ihm dann ermöglicht, nach einer Scheidung von Constanze wieder rechtmäßig mit Bertha zusammenzuleben. Da seine zweite Ehefrau aber, wie bereits angedeutet, sehr eng, das heißt im 3. kanonischen Grad mit ihm verwandt war, was nach kirchlicher Auffassung eine Ehe ausschloß, muß Roberts Plan als illusionär bezeichnet werden. Gleichzeitig war es aber auch gefährlich, hätte Robert II. doch die Thronfolge seines damals schon geborenen Sohnes Hugo in Frage gestellt. In dieser schwierigen Situation griff ein Heiliger ein: Sankt Savinianus, der erste Erzbischof von Sens, schlug sich auf die Seite der Königin. Constanze hatte schon befürchtet, "aus dem königlichen Bett vertrieben zu werden". Doch der König kehrte mit leeren Händen aus Rom zurück. "Seit dieser Zeit begann er, seine Frau Constanze zu lieben", meinte wenigstens ein zeitgenössischer Chronist.

    IV. Königliche Aktionsfelder

    Robert II. hatte auch sonst wenig Glück mit dem päpstlichen Stuhl. Die vermutlich im Jahre 1010 unternommene Romreise bildete den Endpunkt seiner erfolglosen Bemühungen um eine Anerkennung seiner Ehe mit Bertha, die er, entgegen allen Warnungen, 996 geheiratet hatte. Papst Gregor V. (996-999) reagierte empört. Auf zwei Synoden (Pavia 997 und Rom 998) wurden die französischen Bischöfe, die der Ehe ihres Herrschers zugestimmt hatten, exkommuniziert. Robert selbst wurde das Anathem, die ewige Verfluchung, angedroht. Vermittlungsbemühungen des mit den KAPETINGERN befreundeten Abbo von Fleury, eines der bedeutendsten Repräsentanten des westfränkischen Mönchtums, scheiterten, und das enge Verhältnis zwischen Abt und König begann brüchig zu werden. Erst nachdem Roberts ehemaliger Lehrer Gerbert auf Betreiben Kaiser OTTOS III. als Silvester II. (999-1003) den päpstlichen Stuhl bestiegen hatte, kam es zu einer gewissen Klimaverbesserung.
    Auch andere königliche Aktionen, wie der langjährige, seit 1005 erbittert geführte Krieg zwischen Robert II. und dem burgundischen Grafen Otto-Wilhelm um das Herzogtum Burgund, belasteten das Verhältnis zwischen König und Mönchtum. Abt Odilo von Cluny (994-1049) machte Robert II. schwere Vorwürfe, als der König bei einem seiner Feldzüge auch vor einer Zerstörung der Germanus-Kirche in Auxerre nicht zurückschreckte. Ebenfalls zu einem schweren Zwischenfall muß es zwischen den berühmten Reformabt Wilhelm von Volpiano, dem wir die prächtige Ausgestaltung von St-Benigne in Dijon verdanken, und dem Königspaar gekommen sein. Constanze und Robert bezichtigten Wilhelm der Kollaboration mit dem burgundischen Widerstand. Doch der Abt wußte sich zu revanchieren. Als die Eltern den Tod ihres ältesten Sohnes Hugo beklagten, empfahl er ihnen mit unverhohlener Kühle, sich doch lieber zu freuen anstatt weiter zu trauern: "Wißt ihr denn nicht, was die Heilige Schrift (2 Sam. 23, 13) sagt, dass man unter 30 Königen kaum drei gute findet?"
    Schon eher monastisch geprägten Reformerwartungen entsprach Robert II. mit seinem entschiedenen Auftreten in der Ketzerfrage von Orleans (1022): "Als der König und alle Anwesenden sahen, dass man die Häretiker nicht von ihrem Irrglauben abbringen konnte, befahl er, in der Nähe von Orleans ein großes Feuer anzuzünden." Die zeitgenössischen Berichte sind sich uneinig darüber, wieviele "Ketzer" tatsächlich den Tod fanden. Dennoch kommt Robert II. das traurige Verdienst zu, als erster mittelalterlicher Herrscher eine Ketzerverbrennung angeordnet zu haben. So paradox es klingen mag, und so sehr es einem modernen Verständnis christlicher Frömmigkeit widerspricht: Mit seinem entschlossenen Auftreten wahrte Robert seinen Ruf als "Allerchristster König". Denn bereits Abbo hatte in seinem Liber apologeticus die entschiedene Ketzerbekämpfung als eine königliche Kardinaltugend definiert. Die harte Reaktion erklärt sich aber vielleicht auch durch den Umstand, dass die als "Manichäer" bezeichneten Ketzer nicht Leute einfacher Herkunft waren. Vielmehr handelte es sich um Intellektuelle, die ausgerechnet in Orleans, in der 'Hauptstadt' Roberts, kirchliche Führungspositionen innehatten. Sogar der Beichtvater der Königin war als Häretiker überführt worden. Constanze war daher genötigt, in einem spektakulären Akt sich demonstrativ von ihrem geistlichen Vertrauten zu distanzieren: Als er am Morgen zur Richtstätte geführt wurde, schlug sie ihm mit ihrem Stock ein Auge aus. Dass die Affäre von Orleans eine Niederlage für die Königin bedeutete, kann man auch daran erkennen, dass mittlerweile Odalrich, der Kandidat ihres Intimfeindes Odo II. von Blois, als Bischof von Orleans amtierte, während sich Constanzes Favorit Theoderich (1013-1021) aus seinem Bischofsamt hatte zurückziehen müssen. Theoderich hatte anfänglich durchaus auch die Unterstützung Roberts II. genossen. Doch der König konnte es sich zu den damaligen Zeitpunkt längst nicht mehr leisten, mit seinem mächtigsten Vasallen, Odo II., zu brechen, da dieser im Begriff stand, die Herrschaft auch in der Champagne anzutreten, was durchaus nicht im königlichen Interesse liegen konnte. Denn auf diese Weise wurden die Gebiete königlichen Einflusses durch die ausgedehnten Besitzungen Odos, die sich von der Bretagne im Westen bis an die Grenze Lothringens im Osten erstreckten, gleichsam eingeschnürt und Möglichkeiten königlicher Einflußnahme außerhalb der Krondomänen weiter zurückgedrängt. Bereits die Zeitgenossen haben die prekäre Lage Roberts II. gesehen, dem Odo II. "vieles bald mit Gewalt, bald mit Gerissenheit abgenötigt hatte". Aber auch Odo II. hatte gefährliche Gegner. Besonders mit dem Grafen Fulco III. Nerra von Anjou (987-1040) hatte er zu rechnen. Da Constanze mit dem Hause ANJOU, Bertha hingegen, von der sich Robert II. immer noch nicht endgültig zu trennen vermochte, mit dem Hause BLOIS verwandt war, wurde selbst der königliche Hof zum Schauplatz der Auseinandersetzungen der beiden miteinander rivalisierenden Parteien. Weil Hugo von Beauvais, Pfalzgraf und Vertrauter des Königs, zu Bertha hielt, wurde er auf Anstiften Constanzes und ihres Cousins Fulco Nerra ermordet. Die Attentäter konnten es sich leisten, Hugo vor den Augen eines offensichtlich hilflosen Königs umzubringen.
    Auch die Außenpolitik bot wenig Raum für königliche Machtentfaltung. So nimmt man an, dass das zweite Treffen Roberts mit Kaiser HEINRICH II. im Jahre 1023 nicht nur der Vorbereitung gemeinsamer kirchenreformerischer Maßnahmen diente, wie Rodulfus Glaber zu wissen glaubte. Die Begegnung fand bei Ivois und Mouzon am Chiers statt. Das diplomatische Zeremoniell betonte die Gleichrangigkeit beider Herrscher, die sich am französischen und am deutschen Flußufer trafen und einander Geschenke überbrachten. Bei ihren Gesprächen dürfte es auch darum gegangen sein, wer im Königreich Burgund das Erbe des söhnelosen Rudolf III. (993-1032) antreten sollte. Dieses Problem begann sich damals bereits abzuzeichnen, obwohl der Burgunder sowohl seinen französischen wie seinen deutschen "Kollegen" überleben sollte. Odo II., der als Enkel König Konrads von Burgund (937-993) Thronansprüche erhob, war als unsichtbarer Dritter am Verhandlungstisch immer präsent. So liegt die Vermutung nahe, Robert II. hätte sich in einer Koalition mit HEINRICH II. gegen den Grafen, ihren gemeinsamen Gegner, zusammengefunden. Denn auch der deutsche König fühlte sich als der legitime Erbe des Burgunderreiches. Das gute Verhältnis zum deutschen Nachbarn erfuhr freilich bald eine gewisse Belastung. Robert II. unterstützte die Aspirationen Wilhelms V. von Aquitanien auf die italienische Königskrone und übte deshalb politischen und militärischen Druck auf Lothringen aus. Aufgrund einer fälschlicherweise vermuteten innenpolitischen Instabilität Deutschlands glaubte Robert, einen außenpolitischen Handlungsspielraum zu haben, zumal er mit seinem Hauptwidersacher, Odo II., einen Burgfrieden geschlossen hatte. Doch der neue König KONRAD II. (1024-1039) konnte sich als Nachfolger HEINRICHS II. unerwartet rasch durchsetzen; der aquitanische Herzog verzichtete für sich und seinen Sohn auf die italienische Krone, Robert II. selbst war infolge des unerwarteten Todes seines ältesten Sohnes im Jahre 1025 gezwungen, die Thronfolge neu zu ordnen. Daher endete die in der älteren Forschung dramatisierte Krise ebenso schnell, wie sie begonnen hatte.
    Wenigsten innenpolitisch konnte Robert II. die Gunst der Stunde nutzen. Er öffnete sich der großen Reformbewegung des Gottesfriedens, als diese aus dem aquitanischen Süden kommend auch in den mittel- und nordfranzösischen Diözesen Einzug hielt. Speziell für das in langwierigen Feldzügen zwischen 1003 und 1015 eroberte Herzogtum Burgund. das so lange und so hartnäckig Widerstand geleistet hatte, bot die Gottesfriedensbewegung die Chance, beschädigtes königliches Ansehen wieder aufzupolieren. Denn dem König war in besonderer Weise der Schutz der Armen, der Witwen und Waisen aufgetragen. Man wird im Fall Roberts gleichwohl die praktische Bedeutung dieser Bewegung, die aus wirtschaftlichen Motiven von den Fürsten unterstützt wurde, nicht überschätzen dürfen. Für das politische Prestige des Königs ist vielleicht bereits bei den Zeitgenossen, ganz sicher aber bei der Nachwelt ein anderer Umstand ungleich wichtiger geworden, der Robert auch das Etikett eines "Frommen" eintragen sollte. Er erkannte, gezwungen durch seine politische Schwäche, die Chancen, die in der Sakralität seines Königtums lagen: "Die göttliche Kraft verlieh dem vollkommenen Robert auch die überaus große Gnade, Menschen von schmerzhaften Krankheiten heilen zu können. Dazu berührte die so heilige königliche Hand die Wunde und machte über den Kranken das Kreuzzeichen." Spätestens mit seiner Erwähnung königlicher Wunderheilung machte Helgaud unmißverständlich klar, dass es sich bei Robert II. wirklich um einen Heiligen handelte. Dessen - geglückte - Wunderheilungen waren Bestätigungen und unwiderlegbarer Beweis der schon früher vom Chronisten behaupteten königlichen Heiligkeit. Wie bereits vor ihm der "heilige" Abbo nahm sich auch Robert in der Nachfolge Christi in besonderer Weise der Aussätzigen an. Und wie der Abt aus Fleury bediente sich der kapetingische König kontakt-magischer Formen. Durch körperliche Berührung übertrug er göttliche Heilkraft auf den Kranken. Die Konzeption des "roi thaumaturge", des wundertätigen Königs, ist von späteren KAPETINGERN, beginnend mit Roberts Enkel Philipp I. (1060-1108), ausgebaut und verfeinert worden. Dieser Umstand erweist die politische Zugkraft einer Herrschaftsideologie, die auf "Heiligkeit" setzte. Dass Robert II. aus der strukturellen Not seines Königtums eine politische Tugend persönlicher Frömmigkeit zu machen verstand, sichert ihm zu Recht das Gedenken der Nachwelt.



    Robert der Fromme

    Robert 2Frr



    Robert der Fromme in einer Darstellung von Jean Fouquet aus den Grandes Chroniques de France. (15. Jahrhundert, Bibliothèque nationale de Paris)

    Robert le Pieux - Grandes Chroniques de France - BNF Fr2609 f144v



    Krönung von Robert II., König von Frankreich. (Bibliothèque nationale de France, Français 2615, fol. 149)
    Coronation of Robert II, king of France.

    Sacre Robert II de France 1



    Diplôme du roi de France, Robert II le Pieux, par lequel il restitue à l’abbaye de Saint-Germain-des-Prés des biens jusqu’ici détenus injustement par le comte Dreu, son avoué. Poissy, 1030.

    Diplôme du roi de France, Robert II le Pieux, par lequel il restitue à l’abbaye de Saint-Germain-des-Prés des biens jusqu’ici détenus injustement par le comte Dreu - Archives Nationales - AE-II-96



    Name:
    (der Fromme)

    Robert heiratete von Italien, Rozala in 988. Rozala wurde geboren um 950; gestorben in 1003. [Familienblatt] [Familientafel]

    Robert heiratete von Burgund, Berta in 996. Berta (Tochter von von Burgund, Konrad und von Frankreich, Mathilde) wurde geboren in 964/965; gestorben nach 1010. [Familienblatt] [Familientafel]

    Robert heiratete von Arles, Constanze in 1002. Constanze wurde geboren um 985/990; gestorben am 25 Jul 1032 in Melun [77000],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 2. von Frankreich, Hugo  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 1007; gestorben am 17 Sep 1025; wurde beigesetzt in Compiegne [60200],Oise,Picardie,Frankreich.
    2. 3. von Frankreich, Heinrich I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 1007/1008; gestorben am 4 Aug 1060 in Vitry-aux-Loges [45530],Loiret,Centre-Val de Loire,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.
    3. 4. von Frankreich, Robert I.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1011; gestorben am 21 Mrz 1076 in Fleury-sur-Ouche [21410],Côte-d'Or,Bourgogne,Frankreich.
    4. 5. von Frankreich, Odo  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1015; gestorben nach 1056.
    5. 6. von Frankreich, Hadwig  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben nach 1063.
    6. 7. von Frankreich, Adela  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 1014; gestorben am 8 Jan 1079; wurde beigesetzt in Mesen [8957],Flandern,Belgien.


Generation: 2

  1. 2.  von Frankreich, Hugo Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Robert1) wurde geboren in 1007; gestorben am 17 Sep 1025; wurde beigesetzt in Compiegne [60200],Oise,Picardie,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Frankreich; Kronprinz von Frankreich

    Notizen:

    Hugo Kronprinz von Frankreich
    1007-17.9.1025 Begraben: St-Corneille de Compiegne
    Ältester Sohn des Königs Robert II. von Frankreich aus seiner 3. Ehe mit der Konstanze von Arles, Tochter von Graf Wilhelm I.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 160

    Hugo
    * 1007, + 17. September 1025 Begraben: St-Corneille de Compiegne
    Sohn König Roberts II. von Frankreich

    Als ältester Sohn Roberts II. aus der 3. Ehe mit Konstanze wurde Hugo 10-jährig Pfingsten 1017 in Compiegne zum Mit-König erhoben, gegen fürstlichen Widerstand und auf Betreiben des Vaters: Gleichwohl unterstreicht die Anwesenheit von drei Erzbischöfen, elf Bischöfen und zahlreichen Großen der Francia die Akzeptanz der neuen Dynastie. Der zeitweise Gegensatz zwischen Hugo und seinen Eltern wurde durch Vermittlung Fulberts von Chartres beigelegt. Zeitgenössische Quellen betonen die besondere Begabung Hugos, den 1024/25 das Angebot des italienischen Adels zum Königtum im regnum Italiae mit der Expektanz auf die Kaiserkrone erreichte („te regem Roma petebat“, Epitah, Bouquet X, 326). Schon bald nach dieser Einladung starb Hugo. Als Mit-König folgte ihm 1027 der zweite Sohn Roberts II., Heinrich I.
    Hugo war seit 9. Juni 1017 Mit-König.

    Brandenburg Erich: Tafel 41 Seite 82, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    XI. 240 c. Hugo, Mit-König 1017 9. VI.
    * 1007, + 1025 17. IX.

    Glocker Winfried: VII, 59 Seite 327, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    Hugo
    * 1007, + 1025 IX 17
    1017 VI 9 Mit-König in Frankreich

    Hugos Geburtsjahr ergibt sich aus der Angabe bei Rodulf Glaber III c. 9, § 32, S. 81, er sei bei seiner Erhebung zum Mit-König zehn Jahre alt gewesen; zugleich bezeugt Rodulf Glaber a.a.O. auch die Filiation Hugos und bezeichnet ihn als "primogenitus".
    Das Datum von Hugos Erhebung zum Mit-König ist von Pfister, Etudes S. 287 mit Anm. 2, festgestellt worden; zu Hugos Tod vgl. Bresslau, Jbb. Konrad II. Bd. 1, S. 111 mit Anm. 2, und Pfister, Etudes S. 75.

    Breßlau Harry: Seite 111, "Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II."

    Endlich war auch König Robert von Frankreich seit den letzten Monaten des Jahres 1025 außer Stande, irgendwie sich an einem aktiven Vorgehen gegen Deutschland zu beteiligen. Am 17. September war sein Sohn und schon zum König gekrönter Nachfolger, jener Hugo, den die Zeitgenossen schon den Großen nannten, dessen vortrefflichen Eigenschaften und Begabung sie rühmen nicht müde werden, eines unerwarteten Todes gestorben.

    Ehlers Joachim: Seite 42,49-50,64, "Die Kapetinger"

    Robert II. machte selbst nach der Geburt seiner Söhne Hugo (wohl 1007) und Heinrich (1009/10) noch einmal den unsinnigen Versuch, vom Papst die Zustimmung zu einer legalen Verbindung mit Berthazu gewinnen. Die Namen der Kinder waren Programm: Hugo sollte Nachfolger werden und erhielt deshalb den Namen des Großvaters, Heinrich dagegen Burgund bekommen und deshalb nach Hugo Capets Bruder heißen, dem ersten kapetingischen Herzog von Burgund.
    In dieser Situation, am Ende der ottonischen Dynastie bei offener Nachfolgefrage, sahen Teile des oberitalienischen Adels Gelegenheit zur Abkehr von der deutschen Vorherrschaft und boten Robert die Krone des Regnum Italiae an, aber der König war so weise, nicht nur für sich, sondern auch für seinen 1017 zum Mit-König gekrönten Sohn Hugo abzulehnen und damit dem sicheren Konflikt mit KONRAD II. aus dem Wege zu gehen.
    Für Robert II. war dies der Auftakt zur Reichskrise seiner letzten Regierungsjahre, noch verstärkt durch den Tod des ältesten Sohnes Hugo am 17. September 1026.
    Bei den Mitkönigserhebungen der Söhne Roberts II., Hugo (1017) und Heinrich (1027), ist zweifellos die Weihe der rechtserhebliche Akt gewesen, und ein wirkliches Abfragen der Stimmen scheint es vor 1059 überhaupt nicht gegeben zu haben.

    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 41 Seite 82 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 42,49,64 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 87,94,99 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 65 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 VII,59 Seite 327 - Mexandeau Louis: Die Kapetinger. Editions Rencontre Lausanne 1969 Seite 138-140 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996 Seite 78 -

    Begraben:
    Abtei Saint-Corneille


  2. 3.  von Frankreich, Heinrich I.von Frankreich, Heinrich I. Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Robert1) wurde geboren in 1007/1008; gestorben am 4 Aug 1060 in Vitry-aux-Loges [45530],Loiret,Centre-Val de Loire,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1031-1060, Frankreich; König von Frankreich Mitregent seit 14.5.1027

    Notizen:

    Heinrich I. trifft sich mit dem Herzog der Normannen, Robert dem Prächtigen. Darstellung aus den Chroniques de Saint-Denis, 14. Jahrhundert.

    Jindrich I

    Heinrich I. von Frankreich sendet eine Protestnote an den Kaiser betreffs des Reliquienstreits um Saint-Denis. (British Library, Royal 16 G VI f. 267v)
    Henry I of France sending a protest to the Emperor concerning Saint-Denis.

    Henry1 France



    Heinrich I. König von Frankreich (1031-1060)
    Mitregent seit 14.5.1027
    1007/08-4.8.1060 Pfalz Vitry-aux-Loges Begraben: St-Denis
    2. Sohn des Königs Robert II. der Fromme von Frankreich aus seiner 3. Ehe mit der Konstanze von Arles, Tochter von Graf Wilhelm I.

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2054

    Heinrich I., König von Frankreich 1031-1060
    * 1008, + 4. August 1061 Vitry-en-Brie Begraben: St-Denis

    Als zweiter Sohn Roberts II. und Konstanze von Arles zunächst mit dem Herzogtum Burgund bedacht, wurde Heinrich nach dem frühen Tod seines Bruders und Mitkönig Hugos 1027 zum Mitkönig erhoben. Der vehemente Widerstand der Mutter, die den jüngeren Bruder Robert favorisierte (auch nach Roberts II. Tod 1031), brachte die Dynastie an den Rand der Katastrophe. Angesichts der erneuten Behauptung adliger Wahlrechtsvorstellungen vermochte sich Heinrich I. nur mühsam durchzusetzen und fand 1032 den Bruder mit dem Herzogtum Burgund ab. Die politischen Aufgaben waren vorgezeichnet im Aufstieg der fürstlichen Gewalten: In wechselnden Koalitionen mit den Herzögen und den Grafen von Anjou und Flandern bestand Heinrich I. im Kampf gegen das Haus BLOIS die entscheidende Kraftprobe der frühen Jahre. Erst der Tod Graf Odos II. 1037 beendete die Auseinandersetzung, die durch die Burgundpolitik Kaiser KONRADS II. in größeren europäischen Zusammenhängen aufging. Die Kontakte zu den SALIERN schlugen sich in drei Herrschertreffen (mit KONRAD II. 1033 in Deville, mit HEINRICH III. 1043 und 1056 in Ivois) und in den ersten beiden Eheschließungen Heinrichs I. mit Verwandten der SALIER nieder. In der Amtsnachfolge der karolingischen Könige betrieb Heinrich I. in seinen letzten Jahren eine entschiedene, freilich erfolglose Politik zur Rückgewinnung Lothringens. Im Inneren blieb der König zunehmend auf die Ile-de-France unter Vernachlässigung des noch vom Vater bevorzugten Orlenais beschränkt. Die Zeugenlisten königlicher Urkunden offenbaren, dass sich in der königlichen Umgebung neben Bischöfen und Grafen zunehmend lokale Herren aufhielten. Seit den 40-er Jahren lassen sich erste Ansätze zur Straffung der königlichen Verwaltung durch Schaffung von Hofämtern erkennen. Hier boten sich zunächst dem Niederadel, später auch bedeutenderen Familien Möglichkeiten zum Aufstieg im königlichen Dienst.
    Nur mühsam vermochte der König die Hoheit über Teile des französischen Episkopats zu bewahren, was sich besonders angesichts der Synode Papst Leos IX. 1049 in Reims erwies: Von den auf Befehl des Königs nicht erschienen Bischöfen wurden mehrere abgesetzt oder exkommuniziert. Seine Nachfolge im königlichen Amt sicherte Heinrich I. mit dem bewährten Mittel des Mitkönigtums, als er 1059 seinem ältesten, aus der 3. Ehe mit Anna von Kiev hervorgegangenen Sohn Philipp I. erheben ließ; im formalisierten Wahlakt beanspruchte der Erzbischof von Reims nach dem Vorbild des Erzbischofs von Mainz das Erstkurrecht.

    Brandenburg Erich: Tafel 41 Seite 82, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    XI. 241c. Heinrich I., König von Frankreich 1031
    * 1008 vor 17.V., + 1060 4. VIII.
    Gemahlin: 1044 29. I. Anna, Tochter Jaroslaws I. Großfürst von Rußland, + nach 1075

    Glocker Winfried: VII, 60 Seite 327, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    Heinrich I.
    * 1007/08, vor 1008 V 17; + 1060 VIII 4

    1015 Herzog von Burgund, 1031 König von Frankreich;

    1. oo 1033 Mathilde, Tochter König KONRADS II., * 1025, + 1034 I;

    2. oo 1034 Mathilde "neptis HEINRICI Imperatoris", + 1044;

    3. oo 1051 V 19 Anna, Tochter Jaroslaws I. des Weisen, Großfürst von Rußland, + 1075/89
    (heiratet in 2. Ehe Rudolf II. Graf von Vermandois)

    Wir wissen aus dem Geschichtswerk des Rodulf Glaber III c. 9, z § 34, S. 84, dass der spätere König Heinrich I. von Frankreich als zweiter Sohn König Roberts II. geboren wurde. Der kleine Heinrich in der Urkunde seines Vaters von 1008 V 7 (Regest: Catalogue des actes de Robert II, Nr. 31) erstmalig bezeugt ist, muß Heinrich 1007 oder 1008 geboren sein; vgl. Dhondt, Femmes S. 48, Anm. 34.
    Für das Sterbedatum König Heinrichs I. hat Meyer von Knonau, Jbb. Heinrichs IV. Bd. 1, S. 235 mit Anm. 10, die Quellenzeugnisse zusammengestellt.
    König Heinrich war mit drei Frauen verlobt bzw. verheiratet: zuerst mit Mathilde, Tochter König KONRADS II., die aber, bevor sie das heiratsfähige Alter erreicht hatte, verstarb; vgl. Bresslau, Jbb. Konrad II. Bd. 2, S. 77 f. und 101.
    Auch die zweite Braut Heinrichs war eine "neptis HEINRICI Imperatoris", wie verschiedentlich bezeugt ist, ohne dass wir allerdings wüßten, ob hier Kaiser HEINRICH II. oder HEINRICH III. gemeint ist oder gar wer die Eltern dieser Mathilde waren; vgl. Dhondt, Femmes S. 54 f. Vajay, Mathild passim, versuchte nachzuweisen, dass es sich bei der zweiten Mathilde um eine Tochter Graf Liudolfs von Friesland (Sohn von VIII,1) und somit um eine Schwester Markgraf Ekberts von Meißen handelt, ohne freilich triftige Beweise vorbringen zu können.
    Zur Eheschließung König Heinrichs I. mit Anna von Kiew vgl. Dhondt, Femmes S. 55-60, und die Monographie von Hallu, Anne passim; kurz informiert über die 3. Gemahlin des französischen Königs auch der Artikel von Andreas Poppo im Lexikon des Mittelalters Bd. 1. Sp. 656 s. v. Nr. 7.

    1015 zum Herzog von Burgund ernannt, wurde Heinrich I. nach dem Tode seines älteren Bruders Hugo (+ 17.9.1025) Thronfolger und wurde am Pfingstfest 1027 gekrönt. Er hatte nicht das Format seines Vaters und konnte sich gegen seine mächtigen Gegner nicht durchsetzen. Obwohl er schon vorzeitig mehrere Jahre zuvor gekrönt worden war, machte ihm sein jüngster Bruder Robert, der von seiner Mutter, der streitsüchtigen Konstanze, unterstützt wurde, sogar den Thron streitig. Die großen Vasallen mischten sich nur zu gerne in diese familiäre Auseinandersetzung ein. Der Graf von Blois ergriff die Partei Roberts; seine Rivalen, der Herzog der Normandie und die Grafen von Anjou und von Flandern, hielten dem König die Treue. Schließlich konnte Heinrich sich nur durchsetzen, indem er seinen Bruder mit dem Herzogtum Burgund entschädigte. Der französische König überließ dem Herzog der Normandie, Robert dem Teufel, zum Dank für seine Unterstützung im Krieg gegen den Grafen von Blois das Vexin francais. Diese neue Gebietsabtretung machte sich schlecht bezahlt: Der Nachfolger Roberts, Wilhelm der Bastard wurde Heinrichs grimmigster Feind. Die königliche Armee erlitt zwei demütigende Niederlagen im normannischen Land, die eine in Mortemer (1054), die andere bei der Furt von Vareville an der Dives (1058). Gegenüber seinen großen Vasallen war er machtlos und ständig kämpfte er, um die Anerkennung der Zentralgewalt durchzusetzen. Pfingsten (23. Mai) 1059 ließ er seinen 7-jährigen Sohn Philipp zum Nachfolger und Mitkönig krönen. Bei seinem Tode war die Lage des Königtums noch viel schlechter als bei seinem Regierungsantritt. Die Domäne war zusammengeschmolzen und selbst im Krongebiet war der König nicht mehr sein eigener Herr, sondern hatte mit großen, auf unangreifbaren Burgen sitzenden Feudalherren zu rechnen.
    Heinrich I. wurde in der alten Königsabtei St-Denis bestattet.

    1033 1. oo Mathilde, Tochter des Kaisers KONRAD II., x 1018- 1.1034
    1034 2. oo Mathilde, neptis HEINRICI Imperatoris, x - 1044
    19.5.1051 3. oo 1. Anna von Kiew, Tochter des Großfürsten Jaroslaw I. um 1035- 1075/89
    (2. oo Rudolf II. Graf von Valois - 1074 )

    Kinder:
    3. Ehe
    - Philipp I. König von Frankreich Nach Ende Mai 1052-29.7.1108
    - Hugo Graf von Vermandois 1057-18.10.1101
    - Robert vor Juni 1054- um 1065 (oder + 1060 Glocker)

    Literatur:
    Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 34,69,102,105 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 41 Seite 82 - Bresslau, Harry: Über die Zusammenkunft zu Deville zwischen Konrad II. und Heinrich I. von Frankreich und über das Todesdatum Herzog Friedrichs II. von Oberlothringen, in: Jahrbuch der Gesellschaft für lothringische Geschichte und Altertumskunde 18 (1906) Seite 456-462 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 163/Band II 316 - Douglas David C: Wilhelm der Eroberer Herzog der Normandie. Diederichs Verlag München 1994 Seite 258,310,311 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 42-44,50-54,56-64,66,73,105,112 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 87,94,99-112,113,115 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 73-74 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 161 - Favier, Jean: Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1989 Seite 28,44,47,57 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 VII,60 Seite 327,340 - Le Goff Jacques: Ludwig der Heilige, Klett-Cotta Stuttgart 2000 Seite 20,66,246,248,281,799-800 - Mexandeau Louis: Die Kapetinger. Editions Rencontre Lausanne 1969 Seite 143-149 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 190,193,198,201 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 342,390,394 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996 Seite 78,81 - Wolfram, Herwig: Konrad II. 990-1039. Kaiser dreier Reiche. C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München 2000 Seite 56,259-262,290,313 -




    Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Seite 99-112, "Die französischen Könige des Mittelalters"

    Egon Boshoff


    HEINRICH I., König von Frankreich 1031-1060
    * 109/10, + 4.8.1060 Vitry-aux-Loges Bestattet: St-Denis
    Zweiter Sohn Roberts II. und der Konstanze von Arles

    Brüder:
    Hugo
    Robert
    Odo

    Schwester:
    Adele

    1017 Herzog von Burgund
    1017 Mit-König (Pfingsten Krönung in Reims)
    20.7.1031 König
    Mai 1033 Zusammenkunft mit Kaiser KONRAD II. in Deville - Vereinbarung der Ehe mit KONRADS Tochter Mathilde (+ 1034)
    dann Ehe mit Mathilde (+ 1044; bestattet in St-Denis), einer Verwandten des Kaisers
    1051 Vermählung mit Anna, Tochter des Großfürsten Jaroslaw von Kiew

    Kinder:
    - Philipp I. König von Frankreich (* 1052, nach Ende Mai, + 29.7.1108)
    - Robert (* vor Juni 1054, + um 1065)
    - Hugo Graf von Vermandois (* 1057, + 18.10.1101)

    10.11.1037 Schlacht von Bar, Tod Odos II. von Blois-Champagne
    1041 Niederschlagung des Aufstandes des Bruders Odo
    April 1043 Treffen mit HEINRICH III. in Ivois
    21.8.1044 Schlacht von Nouy
    Januar 1047 Schlacht bei Val-es-Dunes
    Oktober 1048 Treffen mit HEINRICH III. in Ivois
    3.-5.10.1049 Konzil von Reims - Feldzug Heinrichs I. gegen Anjou
    1052/53 Konflikt St-Denis-St. Emmeram um die Dionysiusreliquien
    Februar 1054 Feldzug gegen Normandie, Niederlage bei Mortemer
    Huldigung Theobals von Blois-Champagne an HEINRICH III.
    Ende Mai/Anfang Juni 1056 Treffen mit HEINRICH III. in Ivois
    August 1057 Feldzug gegen Normandie, Niederlage bei Varaville
    23.5.1059 Erhebung des Sohnes Philipp zum Mit-König in Reims

    Heinrich I. bleibt ein Phantom für den Historiker - das ist das Fazit, das J. Dhondt resignierend aus seinen zahlreichen Arbeiten über die Regierungszeit des dritten Herrschers aus der KAPETINGER-Dynastie gezogen hat. Andere urteilen nicht ganz so skeptisch, aber einig ist sich die Forschung darin, dass der Enkel Hugo Capets zu den am wenigsten bekannten Herrschergestalten der französischen Geschichte gehört. Es gibt keine zeitgenössische Biographie über ihn; die Aussagen der erzählenden Quellen gehen über das Klischee, dass er ein tüchtiger Krieger gewesen sei, nicht hinaus, fassen damit aber gleichwohl ein wesentliches Merkmal seiner Regierung: Sie ist geprägt von dauernden Kämpfen der Selbstbehauptung und der Verteidigung der Monarchie gegen eine Vielzahl von mächtigen Feinden in wechselnden Allianzen. Das spiegelt sich auch in dem von Andreas von Fleury überlieferten Beiname des Königs, Municeps, wider, den der Autor damit erklärt, dass Heinrich, wo immer es möglich war, Burgen erobert habe (ob ...expugnationen quarumque munitionum), wobei er eine andere denkbare Deutung, die Annahme von Geschenken, ausdrücklich zurückweist (non a captione munerum).
    Die Epoche der frühen KAPETINGER erscheint als eine Geschichte des Niedergangs der Zentralgewalt, die mit Heinrich I. auf den absoluten Tiefpunkt gelangte. Zu fragen ist also nach dem Anteil, den er an der Festigung der Herrschaft der Dynastie und am Wiederaufstieg der Monarchie gehabt hat. Angesichts der desolaten Quellenlage und der Tatsache, dass eine kritische Edition der Urkunden Heinrichs noch nicht zur Verfügung steht, muß manches Urteil unsicher ausfallen und als vorläufig gelten; selbst die Ereignisgeschichte bietet keinen festen Grund, denn nicht immer ist eine eindeutige chronologische Einordnung der Fakten möglich. Mehr und mehr aber tendiert die Forschung zu einem letztlich positiven Gesamturteil über den KAPETINGER, dem sie diplomatisches Geschick im Umgang mit den großen Kronvasallen wie mit dem deutschen König und einen wachen Sinn für die politischen Realitäten bescheinigt. In dieser Sicht wird seine Herrschaft zum Ausgangspunkt für eine Konsolidierung und eine Wiedererstarkung der königlichen Gewalt in Frankreich.
    Als zweiter Sohn aus der Ehe Roberts des Frommen mit Konstanze von Arles wurde Heinrich wohl 1009/Anfang 1010 geboren. Sein Name, der für die robertinisch-kapetingische Dynastie nicht typisch war, bedeutete ein politisches Programm: Er verwies zurück auf den Herzog Heinrich (Odo) von Burgund (gestorben 1002), einen Sohn des Hugo Magnus, und dokumentierte den Anspruch Roberts auf das hart umstrittene Herzogtum, das der König erst 1016 seinem Hause endgültig sichern konnte. Um diese Zeit, wohl in Zusammenhang mit der Erhebung des ältesten Sohnes Hugo zum Mitkönig (9. Juni 1017), erhielt Heinrich die burgundische Herzogswürde, doch machte der Tod des Thronfolgers am 17. September 1025 eine neue Regelung erforderlich. Gegen den Widerstand seiner Gemahlin, die für den dritten Sohn Robert eintrat, setzte der König die Krönung Heinrichs durch, die am Pfingstfest 1027 in Reims erfolgte. Offensichtlich hat es im Episkopat grundsätzliche Kritik an der Institution des Mitkönigtums und Zweifel an der Eignung Heinrichs gegeben, wie aus einem Brief des Bischofs Odalrich von Orleans an Fulbert von Chartres hervorgeht. In diesem Zusammenhang wurde nun auch eine negative Charakteristik des jungen Königs kolportiert, der als falsch, schwerfällig, verweichlicht hingestellt wurde und dem man vorwarf, die Rechte seines Vaters zu mißachten. Das harte Urteil dürfte vom Haß der Mutter diktiert sein, aber der Realitätsgehalt und die Hintergründe des familiären Konflikts bleiben für uns im dunkeln. Der Erfolg des Königs bedeutete gleichzeitig einen Schritt in Richtung auf eine Durchsetzung des Prinzips der Primogenitur, natürlich ohne dass man hier schon an eine verfassungsrechtliche Konzeption denken kann. Bedeutsam ist ohne Zweifel, dass der Anspruch der Dynastie auf den Thron nicht prinzipiell in Frage gestellt wurde. Dem jüngeren Robert dürfte nun Burgund versprochen worden sein, über das er die Herrschaft allerdings wohl erst beim Regierungswechsel von 1031 übernahm.
    In der Zwischenzeit dauerten die innerdynastischen Machtkämpfe an, und die Königin trug mit ihren Intrigen daran eine nicht geringe Schuld. Im Jahre 1030 empörten sich beide Söhne gegen den Vater, Heinrich besetzte feste Plätze in der Francia, Robert in Burgund. Der Tod Roberts II. am 20. Juli 1031, bald nach der Aussöhnung, ließ den Bürgerkrieg erneut aufflammen; ohne Zweifel ging es Konstanze auch jetzt darum, Robert die Krone zu verschaffen. Auf ihre Seite stellten sich die Großen der Ile-de-France und Graf Odo II. von Blois-Champagne; Heinrich fand die Unterstützung der Grafen Fulko Nerra von Anjou und Balduin IV. von Flandern, dessen gleichnamiger Sohn seit 1028 mit des Königs Schwester Adele verheiratet war. Die entscheidende Hilfe aber leistete der Herzog Robert von der Normandie, der ihm in Fecamp Zuflucht gewährte. Ob seine Loyalität diesem damals das Vexin einbrachte, ist nicht ganz sicher. In das Zentrum des Konfliktes rückte die Auseinandersetzung um Sens. Konstanze hatte Odo den königlichen Anteil an der Stadt abgetreten, aber im Ringen um die Besetzung der erzbischöflichen cathedra nach dem Tode des Leothericus konnte der König seinen Kandidaten Gelduin gegen Odos Parteigänger Mainard durchsetzen; Odo mußte 1034 auf seinen Anteil an der Stadt verzichten.
    Dieser hochbedeutsame Erfolg des Königs war nicht zuletzt dadurch möglich geworden, dass Odos Ehrgeiz sich auf ein weiteres Ziel gerichtet hatte. Am 5./6. September 1032 war König Rudolf III. von Burgund gestorben. Als sein Neffe machte Odo Erbansprüche geltend, die bestens begründet waren, nachdem Kaiser HEINRICH II., ebenfalls ein Neffe Rudolfs, der seine Position zudem vertraglich abgesichert hatte, durch seinen vorzeitigen Tod als Mitbewerber ausgeschieden war. In HEINRICHS Nachfolger KONRAD II. erwuchs dem Grafen aber ein mächtiger Gegenspieler, der seine Ansprüche weniger auf das Erbrecht seiner Gemahlin Gisela, einer Nichte Rudolfs, sondern vor allem auf die Rechtsnachfolge seines Vorgängers gründete. Die gemeinsame Gegnerschaft gegen Odo führte den Kaiser und den französischen König zu einem Freundschaftsbündnis zusammen, das bei einem von Bischof Bruno von Toul und Abt Poppo von Stablo-Malmedy vermittelten persönlichen Treffen der beiden Monarchen zu Deville an der Maas Ende Mai 1033 durch eine Eheabsprache besiegelt wurde: Heinrich verlobte sich mit KONRADS zweiter Tochter Mathilde. Der frühe Tod der Prinzessin (1034) hat die Heirat freilich nicht zustande kommen lassen. Einen Angriff Odos auf Lothringen beantwortete der Kaiser mit einem Feldzug in die Champagne; zu gleicher Zeit belagerte Heinrich Sens. Der Graf mußte um Frieden bitten, ein weiterer Feldzug KONRADS im Sommer 1034 in Burgund besiegelte die Niederlage Odos und die Eingliederung des Königreichs in das Imperium.
    Heinrich I. hatte die schwere Krise erfolgreich bestanden; seine Mutter starb 1034, sein Bruder Robert blieb nun loyal. Die guten Beziehungen zum Reich wurden fortgesetzt, da der König eine Dame aus deutschem Hochadel und Verwandte des Kaisers, mit Namen ebenfalls Mathilde, heiratete. Von ihr, die vielleicht eine Tochter Liudolfs von Braunschweig und damit Enkelin der Kaiserin Gisela war, ist nicht mehr bekannt, als dass sie Heinrich eine - früh verstorbene - Tochter schenkte, im Jahre 1044 starb und in St-Denis bestattet wurde. Im Konflikt der Jahre 1031/34 wird das politische Kräftespiel erkennbar, das die Entwicklung des folgenden Jahrzehnts bestimmte.
    Die eigentliche Machtbasis des Königs bildeten die Ile-de-France und die Kronbistümer, in denen er die Kirchenhoheit ausübte. Hier setzte er in der Regel den Bischof ein - "gewohnheitsmäßig" (ex more), wie es 1039 für Auxerre heißt. Wenn auch die Diplome kaum eine statistische Auswertung erlauben, so scheint aus ihnen doch hervorzugehen, dass sich der Schwerpunkt der königlichen Herrschaft allmählich von Orleans nach Paris verlagerte. Insgesamt war ihr Aktionsfeld sehr begrenzt, da die Krondomäne von den großen Lehnsfürstentümern nahezu eingeschnürt wurde.
    Hauptgegner war der Graf von Blois-Champagne, der zudem Verbindungen zur Bretagne hatte, da der Herzog Alan III. mit Odos II. Tochter Bertha verheiratet war. Freilich verringerte sich die von hier drohende Gefahr, als Odo bei einem erneuten Einfall in Lothringen am 15. November 1037 in der Schlacht von Bar den Tod fand. Sein Herrschaftsbereich wurde, wie es scheint mit Zustimmung des Königs - unter seine beiden Söhne Theobald I. und Stephan I. aufgeteilt. Als Stephan bereits 1045/48 starb, übernahm Theobald die Vormundschaft für seinen Neffen Odo und vereinigte damit die Macht des Grafenhauses wieder in seiner Hand.
    Auch für die Normandie traten zunächst innere Probleme in den Vordergrund, nachdem Herzog Robert der Prächtige im Juli 1035 auf der Rückkehr von einer Jerusalempilgerfahrt in Nikaia gestorben war. Die Regentschaft sicherte dem unmündigen Nachfolger, Roberts Bastard-Sohn Wilhelm II., zwar die Herrschaft, war aber zur Fortsetzung einer expansiven Politik, die sich unter anderen gegen die Bretagne gerichtet hatte, nicht in der Lage. Offenbar ist Heinrich, der die Erbfähigkeit Wilhelms anerkannt hatte, um 1040/41 selbst gegen die Normandie offensiv geworden, doch bleiben die Hintergründe dieser militärischen Auseinandersetzungen im Dunkeln.
    In das Zentrum des politischen Geschehens rückten mehr und mehr die Grafen von Anjou. Fulko Nerra hatte in der Thronkrise HeinrichI. unterstützt, sein Sohn Gottfried Martell aber, mit dem er sich überworfen hatte, nutzte die schwierige Lage des KAPETINGERS, um seine ehrgeizigen Pläne durchzusetzen. Diese waren einmal auf das Vermandois gerichtet und erfolgreich, als er mit Zustimmung des Königs die Lehnsoberhoheit über die Grafschaft gewann. Die zweite Stoßrichtung war Aquitanien. Hier war der Herzog Wilhelm V., der Große, 1030 gestorben. Gottfried heiratete die Witwe Agnes, eine Tochter des Grafen Otto-Wilhelm von Burgund. Diese Ehe eröffnete ihm nach seinen Vorstellungen vielleicht sogar Aussichten auf den burgundischen Raum; Agnes selbst ging es aber in erster Linie wohl darum, die Hilfe des Grafen von Anjou gegen Wilhelms Söhne aus dessen 1. Ehe zu gewinnen, Tatsächlich führte dieser im Herbst 1033 einen Feldzug gegen Aquitanien und setzte den Herzog Wilhelm VI. gefangen. Auch nach seiner Freilassung im Jahre 1036 hat der Herzog bis zu seinem Tode Ende 1038 seine Autorität nicht wieder festigen zu können, und gleiches gilt für seinen Bruder und Nachfolger Odo, der bereits im März 1039 den Tod fand. In der Zeit Wilhelms VII. (1039-1058) dominierte Agnes, und über sie konnte auch Gottfried Martell seinen Einfluß in Aquitanien geltend machen; dem Zugriff des Königs aber blieb dieser Raum ganz entzogen.
    Ebensowenig hat der KAPETINGER in Burgund, wo sein Bruder Robert die herzogliche Macht erst festigen mußte, und in Flandern Regierungsbefugnisse ausüben können. Die flandrische Expansionspolitik war auf die alten Grenzmarken des Reiches, Eaname und Valenciennes, sowie auf das Bistum Cambrai ausgerichtet. Mit welcher Konsequenz Graf Balduin V. seine Ziele in diesem Raume verfolgte, zeigt nicht zuletzt die Ehe seines Sohnes Balduin (VI.) mit der Gräfin Richilde nach dem Tode von deren ersten Gemahl Hermann (1051), die den Anfall von Hennegau an Flandern vorbereiten sollte. Für Heinrich I. war immerhin wichtig, dass sowohl der Herzog als auch der Graf Loyalität wahrten; von entscheidender Bedeutung aber war, wie sich das Verhältnis zu Gottfried Martell gestalten würde. Dieser hatte an Macht und Bewegungsfreiheit gewonnen, seit sein Vater auf der Rückkehr von seiner dritten Pilgerreise nach Jerusalem im Juni 1040 gestorben war.
    Als der jüngste Bruder des KAPETINGERS, Odo, der schon 1033 auf seiten Odos II. gestanden hatte, im Jahre 1041 im Bunde mit zahlreichen Großen der Francia und den Grafen von Blois-Champagne den Aufstand wagte und dabei vielleicht von der Krone träumte, hielt der Graf von Anjou zum König und verhalf diesem zum Siege. Dafür ließ ihm Heinrich nun freie Hand gegen die aufrührerischen Grafen, und Gottfried begann den Kampf um die Touraine.
    Um diese Zeit wurden auch die deutsch-französischen Beziehungen wieder intensiviert. Im April 1043 traf Heinrich mit dem deutschen König HEINRICH III. in Ivois am Chiers zusammen. Was dabei im einzelnen verhandelt wurde, entzieht sich unsere Kenntnis, aber man wird sicher nicht fehlgehen in der Vermutung, dass der SALIER hier die Zustimmung des französischen Königs als des Lehsnherrn der Herzogin Agnes zu dem deutsch-aquitanischen Eheprojekt, seiner Heirat mit Agnes von Poitou, der Tochter der Herzogin, eingeholt hat. Die Hochzeit fand Ende November 1043 in Ingelheim statt. Man hat diese Verbindung häufig als einen gegen den französischen König gerichteten politischen Schachzug interpretiert, durch den der SALIER sich mit dem Grafen von Anjou, dem Stiefvater der Agnes, verbündet und damit nicht nur Rückendeckung gegen die Söhne Odos II., sondern auch gegen mögliche Ansprüche Heinrichs I. auf lothringische Gebiete gewonnen habe. Dabei wurde auf die politische Entwicklung im Reich hingewiesen, um eine solche Deutung zu stützen. Hier hatte sich im Laufe des Jahres 1044 der Herzog Gottfried der Bärtige von Lothringen gegen HEINRICH III. empört, um die von diesem vorgenommene Teilung seines Herzogtums zu verhindern. Nach den Annalen von Niederaltaich soll er dabei mit dem französischen König konspiriert haben. Konnte das anders verstanden werden als der Versuch des KAPETINGERS, dem SALIER im Gegenzug gegen das Bündnis mit dem Grafen von Anjou Schwierigkeiten im Reich zu bereiten? Nun läßt sich zeigen, dass der Annalenbericht keineswegs glaubwürdig ist, und die Absichten, die HEINRICH III. mit seiner poitevinischen Ehe verfolgte, werden zweifellos verzeichnet, wenn man darin eine Spitze gegen Heinrich I. sieht. Sie gehört in den Zusammenhang der burgundischen Politik des SALIERS, der mit der Hand der Agnes, der Enkelin des Grafen Otto-Wilhelm, ihre burgundischen Verwandten zu gewinnen suchte. Ob Gottfried Martell an dem Eheprojekt wesentlich beteiligt war, ist nicht sicher; die treibende Kraft auf aquitanischer Seite war wohl eher seine ehrgeizige Gemahlin, und der KAPETINGER dürfte in Ivois sein Einverständnis erklärt haben. Es ist im übrigen völlig undenkbar, dass Heinrich I. sich auf ein ungewisses außenpolitisches Abenteuer eingelassen hätte, ausgerechnet zu einer Zeit, da in seinem eigenen Machtbereich ein entscheidender Waffengang bevorstand.
    Das Ringen um die über ein Jahr lang belagerte Stadt Tours beendete Gottfried Martell mit seinem Sieg in der Schlacht von Nouvy am 21. August 1044. Dem Grafen Stephan gelang die Flucht, Theobald aber fiel in Gefangenschaft und erkaufte seine Freilassung, indem er dem Sieger nicht nur Tours, sondern auch die anderen befestigten Plätze der Touraine überlassen mußte. Den Friedensvertrag vermittelte der König selbst; die Niederlage nutzte er unmittelbar, indem er diesem die alte Königsabtei St-Medard in Soissons entzog und wieder königlichem Schutz unterstellte. Mit dem Sieg von Nouvy übernahm Gottfried die führende Rolle im Königreich. Die Grafschaft Maine war das nächste Ziel seiner expansiven Politik. Heinrich I. ließ ihm auch hier freie Hand, zumal der Bischof Gervasius von Le Mans eine Parteigänger des Grafen von Blois war. Gottfried nahm Gervasius um 1048 gefangen und gab ihm erst die Freiheit zurück, als er sich nach dem Tode des Grafen Hugo 1051 in Maine voll durchgesetzt hatte. Zu dieser Zeit aber hatte sich die innenpolitische Szenerie bereits gewandelt. In Maine waren auch Interessen der Normandie berührt, und da die steigende Macht des Grafen von Anjou mehr und mehr auch die kapetingische Monarchie einschnürte, näherte sich Heinrich I. dem Herzog Wilhelm II. Als dieser im Januar 1047 bei Vales-Dunes eine Rebellion der normannischen Großen niederschlagen konnte, war der KAPETINGER mit seinen Truppen an diesem Siege maßgeblich beteiligt. Von nun an konnte Heinrich mit normannischer Unterstützung gegen die ausgreifende angevinische Macht rechnen.
    Welche Bedeutung den deutsch-französischen Beziehungen in diesem Kräftespiel zukommt, ist schwer zu sagen und in der Forschung heftig umstritten. Offenbar hat sich das Verhältnis des deutschen Hofes zur Herzogin Agnes und zu Gottfried Martell in diesen Jahren günstig entwickelt. Das könnte Heinrichs I. Mißtrauen geschürt und ihn auf den Gedanken gebracht haben, dem SALIER im Gegenzug Schwierigkeiten in dem ohnehin unruhigen Lothringen zu bereiten. So wäre vielleicht der französische Invasionsplan, von dem die Lütticher Bistumsgeschichte zum Frühjahr 1047 berichtet, zu erklären. Der Chronist gibt den Ratgebern des KAPETINGERS die Schuld an den Verwicklungen. Sie hätten, als sie erkannt hatten, dass die Grenzgebiete des Reiches durch HEINRICHS III. Italienzug von Truppen entblößt waren, und daher glauben konnten, leichtes Spiel zu haben, ihren König für einen Vorstoß auf Aachen gewonnen; dabei sei man davon ausgegangen, dass die Eroberung des Hauptortes Heinrich I. schnell das ganze Lothringen einbringen werde. Die offizielle Rechtfertigung des Unternehmens sollte der Erbanspruch des KAPETINGERS auf die Gebiete sein, die sein Vorgänger mit List entrissen worden seien. Dem Eingreifen des Bischofs Wazo schreibt der Chronist das Hauptverdienst daran zu, dass der drohende französische Einmarsch verhindert werden konnte. Er habe Heinrich I. brieflich an die alten freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Reichen erinnert und, als dies nichts fruchtete, an die Königsehre des KAPETINGERS appelliert. Das habe Heinrich dann zum Einlenken bewogen.
    Der Bericht enthält viele Ungereimtheiten und wird durch keine andere, vor allem nicht durch eine französische Quelle gedeckt. Das oft vermutete Zusammenspiel mit neuen Aufstandsplänen Gottfrieds des Bärtigen ist nicht gegeben. Der lothringische Herzog schlug - im Bündnis mit Balduin V. von Flandern - erst im Herbst 1047 los, nachdem der Kaiser im Konflikt mit Dietrich von Holland eine empfindliche Niederlage hatte hinnehmen müssen, und obwohl HEINRICH III. durch diese Rebellion in große Schwierigkeiten geriet, hat der KAPETINGER die günstige Gelegenheit zum Eingreifen nicht genutzt. Wie ernst also der französische Invasionsplan tatsächlich gewesen ist, läßt sich nicht abschätzen. Es spricht vieles dafür, dass der Lütticher Bericht lediglich einen Reflex von in der Grenzregion zu Flandern kursierenden Gerüchten darstellt und der Chronist Anselm seinen Bischof Wazo zum Helden hochstilisierte. Immerhin kam es - wohl wieder durch Vermittlung des Bischofs Bruno von Toul - im Oktober 1048 zu einem erneuten Treffen der beiden Herrscher in Ivois, das den Irritationen, falls solche existiert haben sollten, ein Ende setzte. Sowohl der Kaiser als auch der französische König waren daran interessiert, ihren mächtigen Vasallen die Aussicht auf Rückhalt im Ausland zu nehmen, wenn sie gegen die Zentralgewalt zu opponieren versuchten. So erfolgte nun der Abschluß eines Freundschaftsvertrages, dessen Inhalt uns nicht überliefert ist, der aber im wesentlichen die Verpflichtung zur Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten im Herrschaftsbereich des Vertragspartners zum Gegenstand gehabt haben dürfte.
    Offenbar genau ein Jahr später, als Papst Leo IX. Anfang Oktober in Reims ein großes Reformkonzil abhielt, führte Heinrich sein Heer gegen Gottfried Martell und wurde dabei durch starke Truppen Wilhelms von der Normandie, aber wohl auch von Theobald von Blois-Champagne unterstützt. Der Verlauf des Feldzuges bleibt im einzelnen undurchsichtig, am Erfolg des Königs ist jedoch nicht zu zweifeln; er eroberte die Festung Mouliherne bei Angers. Eine Folge dieser Konstellation war aber auch, dass Wilhelm II. zunehmend Bewegungsfreiheit erhielt und sich nun offensiv mit Stoßrichtung Maine in das politische Kräftespiel einschaltete. Zugleich näherte sich der Herzog Flandern und vermählte sich trotz eines von Leo IX. auf dem Reimser Konzil ausgesprochenen Verbotes um 1051 mit Balduins V. Tochter Mathilde, die über ihre Mutter Adele eine Enkelin Roberts des Frommen war. Das päpstliche Eheverbot hatte wohl politische Gründe: Leo IX. wollte offenbar eine weitere Stärkung des antikaiserlichen Lagers verhindern. Die Aktivitäten Wilhelms führten schließlich im Jahre 1052 noch einmal zu einer Umorientierung der königlichen Politik. Heinrich schloß mit Gottfried Martell Frieden; bis zum Tode des KAPETINGERS hat das Bündnis mit Anjou Bestand gehabt. Dass Gottfried eben jetzt mit seiner Gemahlin Agnes brach und damit einen möglichen Rückhalt am Reich verlor, könnte der neuen Konstellation förderlich gewesen sein.
    Um diese Zeit traf Heinrich I. eine persönliche Entscheidung von erheblicher politischer Tragweite: Wahrscheinlich am Pfingstfest des Jahres 1051 vermählte er sich mit Anna, der Tochter des Großfürsten Jaroslav von Kiew; es war offenbar jene russische Prinzessin, die der Großfürst Ende 1042 mit HEINRICH III. zu verheiraten gehofft, die dieser aber zurückgewiesen hatte. Die Ehe, aus der drei Söhne, Philipp (geboren 1052, Ende Mai), Robert (geboren vor Juni 1054) und Hugo, hervorgegangen sind, ist in der älteren französischen Forschung geradezu zu einem Symbol der "amitie francorusse" hochstilisiert worden. Diese anachronistische Sicht soll uns nicht hindern, die dynastische Verbindung, bei der offenbar eine Initiative Heinrichs I. mit den politischen Ambitionen Jaroslaws zusammentraf, in größere politische Zusammenhänge einzuordnen. Eine Schwester Annas war mit Andreas von Ungarn, eine andere mit Harald von Norwegen verheiratet - beide Könige aber standen dem Reich in erbitterter Feindschaft oder entschiedener Ablehnung gegenüber. Der Herzog Kasimir von Polen, der sicher nicht zu den unbedingt zuverlässigen Vasallen des Reiches gehörte, war ein Schwager Jaroslaws. So wird man dem französischen König zwar nicht weit ausgreifende geopolitische Absichten unterstellen dürfen, aber wohl doch das Bestreben erkennen können, den engen Rahmen königlicher Politik in Frankreich auszuweiten und auch gegenüber dem Reich Bewegungsfreiheit zu gewinnen.
    Tatsächlich verschlechterten sich nun die deutsch-französischen Beziehungen schnell. Der Streit zwischen St-Denis und St. Emmeran in Regensburg um den Besitz der echten Reliquien des heiligen Dionysius 1052/53 trug nicht wenig zur Abkühlung des Verhältnisses bei. Die Behauptung der Regensburger Mönche, den wahren Leib des Märtyrers zu besitzen, stellte eine Herausforderung und Beleidigung der ganzen Francia dar. Von noch nachhaltiger Negativwirkung aber war der überraschende Frontwechsel des Grafen Theobald von Blois-Champagne, der 1054 dem Kaiser huldigte und Hilfe versprach. Die lapidare Notiz in der Chronik Hermanns von Reichenau läßt die Hintergründe im dunkeln. Möglicherweise suchte Theobald, dessen Gegnerschaft zu Gottfried Martell andauerte, durch eine Annäherung an den Kaiser das angevinisch-kapetingische Bündnis zu neutralisieren. Oder lag die Initiative beim SALIER, der sich für seinen bevorstehenden Flandernfeldzug Rückendeckung gegenüber dem französischen König verschaffen wollte? Vielleicht hat sogar HEINRICHS III. Schwiegermutter Agnes ihre Hand im Spiele gehabt. Für sie ist gerade um diese Zeit eine Verbindung zu Theobald belegt. Wie dem auch sei, der KAPETINGER sah sich plötzlich der Gefahr gegenüber, dass sich jene unselige Konstellation der ottonischen Zeit wiederholen könne, als das politische Doppel- und Wechselspiel der Kronvasallen die französische Monarchie in eine Dauerkrise stürzte. Eine persönliche Begegnung der beiden Herrscher sollte den Sprengstoff, der sich angesammelt hatte, entschärfen. Sie fand bald nach dem Pfingstfest 1056 in Ivois statt und endete mit einem Eklat. Wieder lassen uns die Quellen über die Hintergründe im unklaren. Wenn Heinrich I. dem Kaiser Vertragsbruch vorwirft, so dürfte es dabei nicht - wie Lampert von Hersfeld meint - um die "Rückgabe" eines sehr großen Teiles des regnum Francorum, also wohl Lothringens, an den KAPETINGER gegangen sein. Dass jemals - etwa 1048 - eine solche Vereinbarung getroffen worden sein sollte, ist zweifellos reinste Phantasie; eher wird die Lehnsnahme des Grafen von Blois der Anlaß für die Beschwerde Heinrichs I. gewesen sein. Der SALIER wies die Vorwürfe zurück und soll sich bereit erklärt haben, ihre Haltlosigkeit im Zweikampf zu erweisen; dem angebotenen Gottesurteil aber habe sich der französische König durch die Flucht entzogen. Das Treffen endete in offenen Bruch. Die Ereignisse von Ivois und ihre Vorgeschichte lassen einen bemerkenswerten Wandel im deutsch-französischen Verhältnis deutlich werden. Die Methoden der kaiserlichen Politik orientierten sich offenkundig noch am ottonischen Vorbild, aber das französische Königtum war, auch wenn sich seine Macht immer noch relativ bescheiden darstellt, nicht mehr mit den Maßstäben des 10. Jahrhunderts zu messen. Das beweist nicht zuletzt auch die Ehe des KAPETINGERS mit einer russischen Prinzessin.
    Die innenpolitische Szenerie war in dieser Zeit schon entscheidend durch die Auseinandersetzung mit der Normandie bestimmt. Die Opposition einzelner Großer gegen Wilhelm II. nutzend, griff Heinrich den Herzog im Bündnis mit Gottfried Martell an, mußte sich aber zurückziehen, als sein Bruder Odo im Februar 1054 bei Mortemer eine schwere Niederlage erlitt. Wilhelm triumphierte über die Aufrührer und ließ den zur Opposition zählenden Erzbischof Maugerius von Rouen auf einer Synode in Lisieux absetzen; dessen Nachfolger Maurilius stand der Kirchenreform nahe. Die Vorgänge dokumentieren eindrucksvoll die Konsolidierung der Herzogsherrschaft wie die Kirchenhoheit des Herzogs und lassen auch eine gewisse Ausgeschlossenheit Wilhelms gegenüber den kirchlichen Reformideen erkennen. Der Ausgleich mit Heinrich I. war nur von kurzer Dauer, da Gottfried den Kampf um Maine fortsetze. Im Jahre 1057 griffen die Verbündeten den Herzog erneut an, wurden aber bei Varaville wiederum besiegt. Nun ging Wilhelm im Vexin in die Offensive gegen den König und eroberte Thimert. Heinrichs Versuche, die Feste zurückzugewinnen, blieben bis zu seinem Tode ohne Ergebnis.
    Das Scheitern in der Normandie aber wurde durch einen Erfolg auf anderer Ebene mehr als wettgemacht. Am Pfingstfest (23. Mai) des Jahres 1059 konnte Heinrich seinen Sohn Philipp in Reims zum Mitkönig erheben und durch den Erzbischof Gervasius weihen lassen. Die dynastische Kontinuität und die kapetingische Herrschaft waren damit gesichert. Die Anwesenheit zweier päpstlicher Legaten gab dem Akt ein besonders feierliches Gepräge.
    Damit stellt sich nun auch die Frage nach dem Verhalten Heinrichs I. zum Reform-Papsttum. Für das historische Urteil hat das Reimser Konzil vom Oktober 1049 dabei eine Schlüsselfunktion gewonnen. Die Einladung Leos IX. hatte der KAPETINGER mit der Bitte um eine Verschiebung beantwortet, da ihm wichtiger Staatsgeschäfte wegen eine Teilnahme nicht möglich sei, und unter dem Vorwand oder dem willkommenen Anlaß eines Feldzuges gegen Gottfried Martell war er schließlich der Kirchenversammlung ferngeblieben. Sein Mißtrauen gegenüber einer Reformpolitik, bei der der Papst offensichtlich die tatkräftige Unterstützung des Kaisers genoß, wurde von seinen Ratgebern eifrig geschürt, die ihm mit deutlicher Abneigung gegenüber dem päpstlichen Vorgehen die Reformmaßnahmen als eine Belastung bei der Bewältigung der dringendsten politischen Probleme, nämlich der Festigung der Königsgewalt gegenüber der ausgreifenden Macht der Großen, vor Augen stellten. Leo IX. ging es um eine moralische Reform, um die Bekämpfung von Simonie und Priesterehe, und in Reims sollten für Frankreich die Weichen gestellt werden. Das Konzil ging gegen simonistische Bischöfe vor, sprach Absetzungen aus, und der Papst nahm Neubesetzungen vor; die Bischöfe, die ohne rechtmäßige Entschuldigung fehlten oder sich aus Furcht vor päpstlicher Strafe dem königlichen Heer angeschlossen hatten, wurden exkommuniziert. Heinrich hat auf die päpstlichen Maßnahmen nicht reagiert; er verfolgte die Taktik, sich zurückzuhalten, solange sein Anspruch auf Kirchenhoheit nicht grundsätzlich in Frage gestellt war. Einen Konflikt mit dem Reformpapsttum, dem sich das schwache Königtum nicht leisten konnte, hat er so vermeiden können, aber er hat dafür in Kauf nehmen müssen, dass sein Ruf in Reformkreisen ruiniert war: Für den Kardinalbischof Humbert von Silva Candida, einen gebürtigen Lothringer, der mit seinen "Drei Büchern gegen die Simonisten" um 1058 den Frontalangriff gegen das Staatskirchentum führte, ist der KAPETINGER dem "Sohn des Verderbens, dem Antichristen" gleich, ein Tyrann, der die Francia occidentalis zugrunde richtet. Dieses Verdikt erhält eine besondere Schärfe vor dem Hintergrund des überaus positiven Urteils, das der rigorose Vorkämpfer der Reform über den Kaiser HEINRICH III. gefällt hat. Auch Papst Nikolaus II. hat Kritik an der Kirchenpolitik des Königs geübt und in einem von Petrus Damiani verfaßten Schreiben die Königin Anna aufgefordert, in kirchlichem Sinne auf ihren Gemahl einzuwirken. Dabei bescheinigt er ihr männliche Tugendkraft in einer weiblichen Brust. Ob mehr dahinter steckt als bloß floskelhafte Schmeichelei?
    In Frankreich übernahmen nun die päpstlichen Legaten mehr und mehr die führenden Rolle in der Propagierung der Reformideen; auf Synoden griffen sie massiv in die kirchlichen Verhältnisse des Königreiches ein. Offenbar hatte der Papst darüberhinaus dem Erzbischof Gervasius von Reims, dem ehemaligen, von Gottfried Martell vertriebenen Bischof von Le Mans, eine gewisse Vermittlungsfunktion zwischen Rom und der französischen Kirche zugedacht. Er sollte die Zustimmung des Königs für ein bereits von Viktor II. geplantes Reformkonzil in Reims einholen und eine Frankreichreise Nikolaus' II. vorbereiten. Beides ist nicht zustande gekommen. Ob Heinrich selbst die Schuld daran trifft, ist schwer zu sagen; an der Kurie hat man offenbar vor allem seiner Umgebung größtes Mißtrauen entgegengebracht.
    An den beiden die gesellschaftlichen Verhältnisse seiner Zeit zutiefst prägenden politisch-religiösen Bewegungen, dem von der Kirche propagierten Gottesfrieden und der monastischen Reform, hat Heinrich keinen erkennbaren bedeutsamen Anteil gehabt. Mit der neuen Friedensreform der Treuga, dem Fehdeverbot an bestimmten Wochen- und Festtagen, mag er sympathisiert haben, durchsetzen konnte er sie in seinem engeren Machtbereich nicht, und die mächtigen Kronvasallen waren seinem Einfluß ohnehin entzogen. Zu Cluny hat der König keine Verbindung gehabt; bei der Privilegierung von Klöstern - Schenkungen, Bestätigungen und Verleihungen von Königsschutz - folgte er vor allem politischen Rücksichten. Der Kanonikerreform stand er anscheinend aufgeschlossen gegenüber. Dabei dürften praktische Gesichtspunkte mit eine Rolle gespielt haben; denn mehr als die Mönchsklöster waren die Kanonikerstifte geeignet, administrative Funktionen zu übernehmen. Das von ihm selbst wiederbegründete Pariser Kloster St-Martin-des-Chaps hat er reich dotiert und mit Regularkanonikern besiedelt. In der Zweckbestimmung der Stiftung zum Seelenheil der Eltern und zum Wohle der eigenen Familie wird ein wenig auch eine persönliche religiöse Haltung erkannbar. Aus allen diesen eher bruchstückhaften Einzelheiten ergibt sich, dass seine Kirchenpolitik wesentlich von den Erfordernissen der Herrschaftssicherung bestimmt war. Besonders wichtig war es für ihn, die Verfügungsgewalt über die Kronbistümer zu behaupten. Dass es bei der Besetzung der Bischöfsstühle häufig nicht ohne Simonie abging, ist nicht zu bezweifeln und wird auch durch spätere Quellen bestätigt.
    Ein abschließendes Urteil über die Regierungstätigkeit des dritten KAPETINGERS zu fällen erscheint angesichts der fragmentarischen Überlieferung nicht leicht. Unzweifelhaft bewegte sich die königliche Herrschaft in einem enggesteckten Rahmen, der gegenüber der Regierung Roberts des Frommen noch geschrumpft war, und unterschied sich nicht wesentlich von der der großen Kronvasallen. Die Ile-de-France war die kapetingische Machtbasis. Heinrich hat sie zu erweitern versucht, wenn er - wie beispielsweise in Sens oder in Soissons - dazu eine Möglichkeit sah, doch waren die Erfolge bescheiden. Der Niedergang der königlichen Autorität ist ablesbar an der Tätigkeit der Kanzlei. Die Zahl der ausgestellten Urkunden ist, verglichen etwa mit den Ausfertigungen des deutschen Königs, aber auch des Herzogs der Normandie, sehr gering, und der Aktionsradius begrenzt. Der Raum südlich der Loire wird nicht mehr erfaßt; für normannische, flandrische oder burgundische Empfänger urkundet der König nur in Ausnahmefällen und eher zufällig. Häufig bestätigt er lediglich die Urkunden andere Aussteller, indem er sie signiert oder mit seinem eigenen Siegel versieht. Die Aufnahme von Zeugen in wachsender Zahl nähert die Königsurkunde formal der Privaturkunde an. Dabei ist im Hinblick auf den sozialen Rang der Unterfertigenden deutlich ein Absinken festzustellen. Die großen Kronvasallen sind nicht mehr, die bedeutenden Grafen der Francia nur spärlich vertreten; statt dessen erscheinen nun zunehmend Grafen Vizegrafen, Kastellane und kleine Herren der Krondomäne in den Zeugenlisten - ein Indiz für das sinkende Prestige des königlichen Hofes. Aber diese Entwicklung hat auch ihre positive Seite: Die Konzentration auf einen begrenzten Raum war die Voraussetzung für eine Konsolidierung der Monarchie; mit der Schaffung der Hofämter werden Ansätze zu einer Neuformierung des königlichen Hofes und der Administration erkennbar. Dass Heinrich seinem minderjährigen Sohn die Thronfolge sichern konnte, macht deutlich, dass das Königtum der KAPETINGER im Prinzip nicht bestritten wurde. Die Weichen für den Wiederaufstieg der Monarchie waren gestellt, als der König am 4. August 1060 in der Pfalz Vitry-aux-Loges starb. Bestattet wurde er in der alten Königsabtei St. Denis.



    Gestorben:
    Pfalz Vitry-aux-Loges

    Heinrich heiratete Mathilde in 1033. Mathilde (Tochter von Konrad II. und von Schwaben, Gisela) wurde geboren in 1027; gestorben in Jan 1034; wurde beigesetzt in Worms [67547],Worms,Rheinland-Pfalz,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]


  3. 4.  von Frankreich, Robert I. Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Robert1) wurde geboren um 1011; gestorben am 21 Mrz 1076 in Fleury-sur-Ouche [21410],Côte-d'Or,Bourgogne,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1032-1076, Burgund,Frankreich; Herzog von Burgund

    Notizen:

    Robert I. der Alte
    Herzog von Burgund (1032-1076)
    ca. 1011-21.3.1076 Fleury-sur-Ouche
    3. Sohn des Königs Robert II. der Fromme von Frankreich aus seiner 3. Ehe mit der Konstanze von Toulouse, Tochter von Graf Wilhelm I. von Arles

    Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 891

    Robert I., Herzog von Burgund
    * um 1007, + 21. März 1075 Fleury-sur-Ouche
    Sohn von Robert II., König von Frankreich und der Konstanze von Arles

    Obwohl seine Mutter versuchte, Robert als Thronerben durchzusetzen, mußte er sich mit dem Herzogtum Burgund, das ihm sein Bruder, König Heinrich I., 1032 überließ, begnügen. Robert vermählte sich mit Helie von Semur, Nichte des Bischofs Hugo von Chalon, verstieß sie aber später, um Ermengarde (von Anjou?) zu heiraten. Der Herzog war bestrebt, die Kontrolle über die Grafschaft Auxerrois (Auxerre) zu bewahren, mußte aber nach mehreren Kriegen, bei denen seinen ältester Sohn umkam, auf sie verzichten (Konzil von Autun, 1069). Die herzogliche Domäne wurde um Semur-en-Auxois vergrößert. Streitigkeiten mit der Kirche trugen Robert I. einen zweifelhaften Ruf ein; es wurde ihm die Ermordung seines Schwagers Damas von Semur zur Last gelegt. Robert I. führte wohl einen Feldzug zur Sicherung Barcelonas durch und unternahm eine Wallfahrt nach Rom. Die Umstände seines wenig ehrenhaften ("dedecorose") Todes sind unklar; seine Frau soll gleichzeitig mit ihm gestorben sein. Der ihm von Historikern zuerkannte Beiname "Ohneland (sans Terre)" ist nicht authentisch. Robert I. designierte zum Nachfolger seinen 3. Sohn Robert, der aber von Roberts I. Enkel Hugo I. ausgeschaltet wurde.

    Brandenburg Erich: Tafel 41 Seite 82, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    XI. 245. Robert I., Herzog von Burgund 1032
    * ca. 1011, + 1076 21. III.
    Gemahlinnen:
    a) ca. 1030 (?) Irmgard, Tochter Fulcos von Anjou, OIO wohl wegen Verwandtschaft (siehe X 8)
    b) ca. 1033 Helie, Tochter des Dalmas von Semur, verstoßen ca. 1055

    Glocker Winfrid: Seite 328, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VII, c. 61 Robert I. Herzog von Burgund 1032
    * c. 1011, + 1076 III 21
    1. oo c. 1030 Irmgard cognomine Blanca, Tochter Fulcos von Anjou, wohl wegen Verwandtschaft geschieden
    2. oo c. 1033 Helie, Tochter des Dalmas von Semur, verstoßen vor 1055 I 16

    Herzog Robert I. von Burgund (mit dem die capetingische Sekundogenitur der Herzöge von Burgund beginnt; vgl. Kienast, Herzogstitel Seite 98 bis 105) ist als Sohn König Roberts II. von Frankreich durch Rodulf Glaber III c. 9, § 376, Seite 85, bezeugt. Roberts Sterbedatum ist von Petit, Bourgogne, Band 1, Seite 185 Anmerkung 3 festgestellt.
    Die erste Ehe Roberts mit Irmgard Blanca ist nur in einer genealogischen Tafel der Genealogiae comitum Andegavensium (Tafel Nr. I, Druck bei Halphen, Chroniques de Anjou Seite 247) bezeugt; vgl. dazu Brandenburg X, 8, der diese erste Ehe Roberts vor die gut bezeugte Vermählung des Burgunder-Herzogs mit Helie setzt.
    Die Belege für die zweite Ehe Roberts mit der Tochter des Dalmas von Semur und die Verstoßung dieser Gemahlin hat Petit, Bourgogne Band 1, Seite 134 f. und Seite 165, zusammengestellt.
    Robert I. der Alte rebellierte mit Hife seiner zänkischen Mutter, die ihm dem älteren Bruder vorzog, und unterstützt von Champagne und Flandern 1030/31 gegen den Vater und 1031/32 gegen seinen Bruder Heinrich I. Er wurde 1032 Herzog von Burgund und Erster Pair von Frankreich und verzichtete für diesen zugestandenen Sonderstatus unter den Kronvasallen auf seine Thronansprüche. Er wurde zum Begründer der zweiten kapetingischen Dynastie, die bis 1361 regierte. Er blieb dem königlichen Bruder gegenüber feindlich gesonnen und seine Nachkommen setzten diese Politik fort. Robert war brutal und gewalttätig und erschöpfte sich zeitlebens in Fehden gegen seine großen Vasallen (unter anderem Macon, Auxerre, Chalon und Nevers) und gegen Kirche und Klöster, die er hemmungslos beraubte. Seinen ersten Schwiegervater ermordete er.

    Kienast, Walther: Seite 102-105, "Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert)"

    Mit Robert (1031-1076) kommt in Burgund die zweite capetingische Dynastie zur Regierung; sie hat die Geschicke des Landes bis zum Aussterben im Jahre 1361 gelenkt. Obwohl das Herzogtum, verglichen mit seinem Umfang unter Richard dem Gerichstherrn, beträchtlich verkleinert war und nur aus den vier Grafschaften Dijon, Beaunne, Autun und Avalon bestand, ist der Herzogstitel, den der vorletzte KAROLINGER dem neuen Geschlecht verliehen hatte, nunmehr völlig festgewurzelt. In den Urkunden König Heinrichs I. unterzeichnet Robert als dux Burgundionum oder Burgundiae, während Heinrich umgekehrt Urkunden signiert, in denen sein Bruder diesen Titel führt. Und so bleibt es unter Philipp I. Auch in seinen eigenen Urkunden tritt Robert I., der jahrzehntelang regiert hat (+ 1076), immer als Herzog, einmal als dux et rector, niemals als Graf oder mit anderen Titeln auf.

    1033 1. oo Helie de Semur-en-Briennais, Tochter des Seigneur Damas I. - 1046 - nach 1055 (oder 22.4.1109) als Nonne

    1048 2. oo 2. Irmgard von Anjou, Tochter des Grafen Fulco III., 1018-21.3.1076
    (1. oo Gottfried II. Ferreol von Gatinais -um 1046 )

    Kinder:
    1. Ehe
    - Hugo 1034- 1059/Anfang 1060 gefallen
    - Heinrich "Junker von Burgund" 1035- nach 1070/vor 1074
    - Simon ca 1040/45- nach 1087
    - Robert ca 1040- 1113 ermordet
    - Konstanze um 1046- nach 2.3.1093
    1. oo Hugo II. von Semur Graf von Chalon - um 1080
    1081 2. oo 2. Alfons VI. König von Kastilien 1036-30.6.1109

    2. Ehe
    - Hildegard - nach 1104
    1068 oo 3. Wilhelm VIII. Herzog von Aquitanien um 1025-25.9.1086

    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 41 Seite 82 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 50 - Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter. W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 73 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 87,94,99, 102,104 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 VII,61 Seite 328 - Kienast, Walther: Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert), R. Oldenbourg Verlag München-Wien 1968 Seite 102-105- Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 175 - Vones Ludwig: Geschichte der Iberischen Halbinsel im Mittelalter 711-1480. Reiche - Kronen - Regionen. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1993 Seite 88 -


  4. 5.  von Frankreich, Odo Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Robert1) wurde geboren um 1015; gestorben nach 1056.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Frankreich; Prinz von Frankreich

    Notizen:

    Odo Prinz von Frankreich
    um 1015 - nach 1056
    4. und jüngster Sohn des Königs Robert II. der Fromme von Frankreich aus seiner 3. Ehe mit der Konstanze von Toulouse, Tochter von Graf Wilhelm I. von Arles

    Brandenburg Erich: Tafel 41 Seite 82, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    XI. 244. Odo
    * ..., + 1056

    Glocker Winfrid: Seite 328, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VII, c. 62 Odo + 1056

    Odos Stellung unter den Kindern König Roberts II. ist nicht klar. Einige Quellen halten ihn für älter als seinen Bruder Heinrich, bezeichnen ihn jedoch als "stultus" (vgl. RHF Bd. 10, Seite 737: Registerposition "Odo, natu-major filius Roberti Regis"). Es gibt aber auch Zeugnisse, die Odo als "en enfance" verstorben ansehen, so zum Beispiel die französischsprachige Chronik, RHF Bd. 10, Seite 315.

    Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Seite 104,109, "Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498."

    Als der jüngste Bruder des KAPETINGERS, Odo, der schon 1033 auf seiten Odos II. gestanden hatte, im Jahre 1041 im Bunde mit zahlreichen Großen der Francia und den Grafen von Blois-Champagne den Aufstand wagte und dabei vielleicht von der Krone träumte, hielt der Graf von Anjou zum König und verhalf diesem Zum Siege.
    Die Opposition einzelner Großer gegen Wilhelm II. nutzend, griff Heinrich den Herzog im Bündnis mit Gottfried Martell an, mußte sich aber zurückziehen, als sein Bruder Odo im Februar 1054 bei Mortemer eine schwere Niederlage erlitt.

    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 -
    Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 52,59 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 87,94,99,104,109 -


  5. 6.  von Frankreich, Hadwig Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Robert1) gestorben nach 1063.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Auxerre [89000],Yonne,Burgund,Frankreich; Gräfin von Auxerre

    Notizen:

    Hadwig von Frankreich
    Gräfin von Auxerre
    - nach 1063
    Tochter des Königs Robert II. der Fromme von Frankreich aus seiner 3. Ehe mit der Konstanze von Arles, Tochter von Graf Wilhelm I.

    Hadwig von Frankreich stiftete die Klöster La-Ferte-sur-Issenoc und Crisenon.

    um 1016 oo Rainald I. Graf von Nevers um 1000-29.5.1040

    Kinder:
    - Wilhelm I. Graf von Nevers um 1030- nach 1083
    - Heinrich - nach 1067
    - Guido Mönch - nach 1067
    - Robert genannt le Bourguignon um 1035- 1098


  6. 7.  von Frankreich, Adela Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Robert1) wurde geboren in 1014; gestorben am 8 Jan 1079; wurde beigesetzt in Mesen [8957],Flandern,Belgien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Flandern,Belgien; Gräfin von Flandern
    • Titel/Amt/Status: Normandie,Frankreich; Herzogin der Normandie

    Notizen:

    Adela von Frankreich
    Gräfin von Flandern
    Herzogin der Normandie
    1014-8.1.1079 Begraben: Kloster Messines
    Tochter des Königs Robert II. der Fromme von Frankreich aus seiner 3. Ehe mit der Konstanze von Arles, Tochter von Graf Wilhelm I.

    Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 141

    Adela von Flandern
    + 8. Januar 1079 Begraben: Kloster Messines
    Tochter Roberts II. des Frommen von Frankreich
    oo Richard III. von der Normandie

    Nach dessen Tod (1027) heiratete sie 1028 in Paris Balduin von Flandern, der 1035 seinem Vater nachfolgte. Als Heiratsgut empfing sie von ihrem Vater Corbie.
    Aus ihrer Ehe mit Balduin V. stammen 3 Kinder:

    - Balduin VI., der 1067 seinem Vater nachfolgte;
    - Robert der Friese, der 1071 Graf von Flandern wurde und
    - Mathilde, die 1053 den Herzog Wilhelm von der Normandie heiratete.

    Dass Balduin beim Tode des französischen Königs Heinrich I., Adelas Bruder, die Vormundschaft über dessen 7-jährigen Sohn Philipp I. erwarb und somit Regent von Frankreich wurde (1060), wird zum Teil dem Einfluß von Adela zugeschrieben. Adela hatte einen großen Anteil an der kirchlichen Reformpolitik Balduins V. und hat auch viele Kirchenstiftungen ihres Gemahls inspiriert. Direkt oder indirekt sind somit Adela die Errichtung der Stifte von Aire (1049), Lille (1050) und Harelbeke (1064) und die der Abteien von Messines (1057) und Ename (1063) zu verdanken.
    Nach dem Tode Balduins V. (1067) reiste Adela nach Rom, erhielt den Nonnenschleier aus den Händen Papst Alexanders II. und trat nach ihrer Rückkehr ins Kloster von Messines ein.

    Brandenburg Erich: Tafel 41 Seite 82, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    XI. Generation 245.

    Adelheid
    * ..., + 1079 8. I.
    Gemahl:
    a) 1027 I. Richard III. Herzog der Normandie (siehe XI 19) + 1027 6. VIII.

    b) 1028 Balduin V. Graf von Flandern (siehe IX 151) + 1067

    Glocker Winfried: VII, 63 Seite 328, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VII, 63 Adelheid
    * c 1014, + 1079 I 8

    1. oo 1026 I oder 10127 I Richard III. Herzog der Normandie, + 1027 VIII 6

    2. oo 1028 Anfang Balduin V. Graf von Flandern, + 1067

    Die von Pfister, Etudes S. 78 f., und von Brandenburg X, 245 angenommene 1. Ehe der Adelheid, Tochter König Roberts II. von Frankreich, und Herzog Richard III. von der Normandie war in Wirklichkeit nur eine Verlobung, die wegen des Todes Richards III. nicht mehr in eine Ehe einmünden konnte; vgl. Cleve-Hlawitschka, Judith S. 19 ff., und die Ausstattungsurkunde Richards für seine Braut (gedruckt in Recueil des ducs de Normandie, Nr. 58). Das oben gegebene ungefähre Geburtsjahr ist durch die Überlegung bestimmt, dass Adelheid zur Zeit ihrer Verlobung mit dem ersten Bräutigam noch nicht das heiratsfähige Alter erreicht haben dürfte.
    Die Ehe mit dem zweiten Bräutigam, Graf Balduin V. von Flandern, die dann wirklich geschlossenen wurde, bezeugen Guillaume de Jumieges VI c. 6, S. 103, und die Genealogia ducum Flandriae, SS IX 306, sowie deren Continuatio Leidensis et Divionensis, SS IX 305; die beiden letztgenannten genealogischen Quellen bringen auch den Filiationsbeleg für Adelheid.
    Adela, zur Gräfin von Contenance erhoben, stiftete das Kloster Messines bei Ypern.

    Douglas David C.: Seite 37,83, "Wilhelm der Eroberer Herzog der Normandie"

    Beispielsweise verlieh zu Beginn des zweiten Viertels des 11. Jahrhunderts Herzog Richard III., der Onkel des Eroberers, seiner Frau Adela sämtliche 'pagi' von Saire, Hague und Bauptois im äußersten Norden des Cotentin; um 1040 beschreibt er eine Urkunde die neugegründete Grafschaft Aeques genauestens als das Pays von Talou.
    Weiterhin wurde erwogen, daß der Grund für das Verbot in einer Ehe lag, die angeblich zwischen Herzog Richard III. und Adela, der Mutter Matildas geschlossen (aber sicher nicht vollzogen) wurde, noch ehe Matildas Mutter mit Baldwin V. verheiratet wurde.

    Leo Heinrich: Seite 16, "Zwölf Bücher niederländischer Geschichten"

    Balduin der Fromme heiratete 1027 Adelen, die Tochter König Roberts von Frankreich, und fand, so scheint es, eine mit der Administration seines Vaters unzufriedene Partei in Flandern bereit, die höheren Prätensionen, die er als Eidam des Königs macht, zu unterstützen.

    1. oo Richard III. Herzog der Normandie - 6.8.1027

    1028 2. oo Balduin V. Insulanus Graf von Flandern um 1012-1.9.1067

    Kinder:
    - Balduin VI. ca. 1030-17.7.1070
    - Robert I. der Friese ca. 1035-3.10.1093
    - Mathilde ca. 1032-2.11.1083
    1053 oo Wilhelm I. König von England 1027-8./9.9.1087

    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 41 Seite 82 - Douglas David C.: Wilhelm der Eroberer Herzog der Normandie. Diederichs Verlag München 1994 Seite 37,83,399 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 57 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 87,94,99,102,107 -
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 VII, 63 Seite 328 - Leo Heinrich: Zwölf Bücher niederländischer Geschichten, Eduard Anton Verlag Halle 1832 Seite 16 -

    Begraben:
    Kloster Messines

    Adela heiratete von Flandern, Balduin V. in 1028. Balduin (Sohn von von Flandern, Balduin IV. und von Luxemburg, Otgiva) wurde geboren um 1012; gestorben am 1 Sep 1067 in Lille [59000],Nord,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich; wurde beigesetzt in Lille [59000],Nord,Nord-Pas-de-Calais,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Familie/Ehepartner: von der Normandie, Richard III.. Richard wurde geboren um 1001; gestorben am 6 Aug 1027. [Familienblatt] [Familientafel]