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 Bohrer

von Burgund, Konrad

männlich um 923 - 993  (70 Jahre)


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Generation: 1

  1. 1.  von Burgund, Konrad wurde geboren um 923; gestorben am 19 Okt 993; wurde beigesetzt in Vienne [38200],Isère,Rhône-Alpes,Frankreich.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 937-993, Burgund,Frankreich; König von Burgund

    Notizen:

    Konrad der Friedfertige
    König von Burgund (937-993)
    um 923-19.10.993 Begraben: Kloster St. Andre-Le-Bas zu Vienne
    Ältester Sohn des Königs Rudolf II. von Burgund und der Bertha von Schwaben, Tochter von Herzog Burchard II.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Seite 1341

    Konrad I., König in Burgund 937-993
    + 19. Oktober 993 Begraben: Kloster St. Andre-Le-Bas zu Vienne

    Konrad war beim Tode seines Vaters Rudolf II. von "Hoch-Burgund" 937 noch minderjährig, so dass der Bestand des jungen welfischen Königreiches gefährdet war. OTTO DER GROSSE durchkreuzte die Ausdehnungsabsichten König Hugos von Italien, der die Witwe Rudolfs II., Berta, zur Frau genommen und seinen Sohn Lothar mit Konrads Schwester Adelheid verlobt hatte, indem er Konrad, mit dem er vielleicht über seine Gemahlin Edgith verschwägert war, an seinen Hof nahm und dafür sorgte, dass Konrad um 942 das Erbe seines Vaters, der bereits enge lehnsrechtliche Bande zum ottonischen Hof unter HEINRICH I. geknüpft hatte, antreten konnte. Gestützt auf OTTO DEN GROSSEN konnte Konrad seine Herrschaft damals nicht nur im transjuranischen Alpenvorland, dem alten Kernland des welfischen Königreiches, sondern auch im Viennois und im Lyonnais, wo die westfränkischen Könige zeitweilig geherrscht hatten, durchsetzen, nach dem Tod Hugos von Italien auch in Nieder-Burgund und der Provence. Gegen Ende seiner langen, überaus quellenarmen und ereignislosen Regierungszeit scheint er den Aufstieg der regionalen Dynasten vor allem im Süden seines Reiches nicht mehr verhindert haben zu können (972 Vertreibung der Sarazenen aus Faxinetum unter Führung des Grafen Wilhelm von Arles). Die engen Kontakte zu OTTO DEM GROSSEN, für den Burgund wegen seiner Alpenpässe nach dem Beginn seiner Italienpolitik noch an Bedeutung gewann (951 Vermählung mit Adelheid), setzten sich unter OTTO II. fort, den Konrad 981 in Rom aufsuchte. Zuletzt ist Konrad 984 am ostfränkischen Hof bezeugt. Mit seinem Sohn Rudolf III. geriet Burgund endgültig in den Bannkreis des ostfränkisch-deutschen Reiches.

    Quellen und Literatur:
    MGH DD Rudolf, ed. Th. Schieffer 12-19 [ältere Lit.], 131 ff. [knapp 50 Urkunden] - Ders., Hb. der europ. Gesch. I, 645 f. - E. Hlawitschka, Die verwandtschaftl. Verbindungen zw. dem hochburg. und dem niederburg. Kg.shaus (Grundwiss. und Gesch., Fschr. P. Acht, 1967), 48-57 - W. Glocker, Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik, 1989, 23 f. - C. Brühl, Dtl. und Frankreich, 1990, 484-487.

    Diener, Ernst: Seite 76, "Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen. in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908"

    7. Konrad, König von Burgund 937-993

    Sohn Rudolfs II. (Modern. regum Francor. actus SS IX 381 f.) und Bertas (s. 3).
    937 beim Tode des Vaters parvus (Flodoardi Ann. III 384) oder parvulus (Modern. regum Francor. actus SS IX 382), + 993 X. 19. und wird zu St. Maurice beigesetzt (14. kal. Nov.: Chuonradus rex Burgundiae ob.: Necrol. Merseburg., Zeitschr. f. Archivkunde I 123; Herm. Contract. SS V 117: apud sanctum Mauritium sepultus; Annal. necrol. Fuldens. SS 13, 207; Annal. Lausann. SS 24, 780). -

    Gattin:
    1. wohl nicht vor 950 Adelania (vgl. G.Meyer von Knonau im Anz. f. Schw. G. u. Altkde. 1867 p. 95 ff.) nach den Ausführungen Caruttis im Archivio storico italiano IVa serei, I 467 ff. und X 303 ff., eine Schwester Humberts von Savoyen-Belley. Sie starb vor 963 III 23. (Orig. Guelf. II. Probat. p. 137).
    2. vor 966 VIII. 10. (Forel, Reg. 175 in M[emoires et] D[ocuments de la] S[uisse] R[omando] 19)
    Mathilde von Frankreich, Tochter Ludwigs IV. Ultramarinusund der Gerberga, der Tochter des deutschen Königs HEINRICHS I. (Tabul. genealog. ex codice Steynveltensi SS III 215; Flodoardi annal. SS III 407; chronicon S. Benigni Divionens. SS VII 236; Chron. Hugonis Flaviniac. SS VIII 364, 366, 401; Chronica Albrici monachi Trium Foutium SS 23, 773 u. 782; Brief Abt Siegfrieds von Gorze an Abt Poppo von Stablo 1043, abgedr. bei Giesebrecht Gesch. der deutschen Kaiserzeit II 702 ff.) Mathilde + XI. 25. (Necrol. Merseburg, Zeitschrift für Archivkunde I 125), oder nach ihrer Grabschrift in der Chapelle de de Notre-dame zu Vienne XI. 26. (Chorier, Sur les antiquitez de la Ville de Vienne etc. Lyon 1659, p. 222), frühestens 992 (Orig. Guelf. II Probat. p. 139). -
    Aus Konrads 1. Ehe stammen Konrad und Gisela, aus 2. Ehe Rudolf III., Berta, Gerberga und Mathilde. Dazu hatte Konrad noch einen illegitimen Sohn, Burchard II., Erzbischof von Lyon, ex concubina filius (Hugonis Flaviniac. chron. SS VIII 367). Da nun Burchard II. von Lyon den Erzbischof Burchard von Vienne, den Bischof Anselm II. von Aosta und einen Ulderich Brüder nennt und Burchard, Erzbischof von Vienne, Anselm II. von Aosta und Ulderich Söhne Anselms und der Aaldui (oder Aldein) waren, muß wohl Burchards von Lyon Mutter diese Aaldui gewesen sein. (Vgl. Carutti, 1. c. u. Gisi im Anz. f. Schw. G. IV 375 ff.)
    (...)


    Thiele Andreas: "Erzählende genealogische Stammtafeln"

    Konrad der Friedfertige wurde 941 von seinem Stiefvater Hugo von Italien verjagt, aber von OTTO I., dem er huldigte, restituiert. Nach dem Tode Lothars von Italien erbte er 948 die Provence und setzte sich nach und nach in Nieder-Burgund durch, ohne wirklich dort zu herrschen, denn die großen Vasallen blieben weitgehend unabhängig. Konrad war eine wichtige, einflußreiche Stütze der OTTONEN gegen Frankreich und Italien und gehörte zum engsten kaiserlichen Gefolge. Wiederholt weilte er mit in Italien, vermittelte 983 im deutschen Thronstreit zugunsten des Großneffen OTTO III. gegen den Schwiegersohn, unterstützte seine Schwester, die Kaiserin Adelheid, förderte wie sie Klöster und Kirchen, strahlte königliche Würde aus und genoß wegen seiner verwandtschaftlichen Beziehungen hohes Ansehen.

    Seine Konkubine war Alduid.

    Althoff Gerd: Seite 372, „Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung“
    K 45
    Lü: 19.10. Conradus rex + 993 Konrad I. von Burgund
    Me: 19.10. Chuonradus rex Burdundiorum

    (Es.) Konrad war der Bruder der Kaiserin Adelheid (K 49) und der Schwiegervater Heinrichs des Zänkers ( H 31).
    Seine Gattin Mathilde (K 45) begegnet ebenfalls im Merseburger Necrolog.
    Während seine Eintragung in Merseburg durch die Verwandtschaft mit Adelheid begründet ist – zu den Verwandten der Kaiserin im Merseburger Necrolog s. oben S. 163f.-, ist sein Zusammenhang mit den BILLUNGERN nicht so deutlich. Da die BILLUNGER an den Aufständen Heinrichs des Zänkers beteiligt waren und Konrad wesentlich am Ausgleich mitwirkte, könnte hier ein Grund für seinen Eintrag im Lüneburger Necrolog liegen; s. dazu ausführlich oben S. 99.
    Vgl. allg.: Poupardin, Le Royaume de Bourgogne, S. 66-113; Boehm, Geschichte Burgunds, S. 114f.; Biogr. Wörterbuch 2, Sp. 1537; FW K 40; Die Urkunden der burgundischen Rudolfinger, Historisch-diplomatische Einleitung, S. 12ff.

    Büttner Heinrich: "Geschichte des Elsaß I" 1991

    Für das Bestehen fester Verbindung mit dem deutschen Reich spricht auch das Verhalten OTTOS I. nach dem Tode Rudolfs II. (+ 12./13. Juli 937). Die Nachricht Widukinds von Corvey von dem Eingreifen OTTOS I. in Burgund, erscheint, ohne allen Zusammenhang gesehen, überraschend und unklar. OTTO I. nahm den jungen Königssohn Konrad auf und ließ ihn an seinem Hof erziehen; auch das beweist das starke Interesse, das der Herrscher von Anfang seiner Regierung an Burgund und damit an den bedeutenden, durch das Land laufenden Straßen hatte. Die gesamten hier aufgeführten Tatsachen aus den Anfangsjahren OTTOS I. zeigen wohl, dass das Verständnis dafür nur gegeben ist, wenn wir sie als von HEINRICH I. vererbte politische Tradition, als politisches Vermächtnis bei OTTO I., auffassen. Auf dem Heereszug OTTOS I. im Jahr 940, der die deutschen Truppen über Attigny nach dem Herzogtum Burgund führte, befand sich im Heere OTTOS I. der junge König Konrad von Burgund. Wahrscheinlich hat OTTO I. im Verfolg seiner Westpolitik Konrad von Burgundals selbständig regierenden Herrscher nach seiner Heimat gesandt. Im Jahr 943 sind die Urkunden im Gebiet von Lyon und Vienne wieder nach dem burgundischen König datiert, der im gleichen Jahr im Viennois eine Reichsversammlung seines Königreiches abhalten konnte. 946 befand sich König Konrad mit Herzog Hermann von Schwaben und anderen deutschen Großen wieder im Heer OTTOS I., das nach Reims und Paris vorstieß. Konrad von Burgund war OTTO I. willkommen als nützlicher Bundesgenosse gegen Westen.
    Im Jahre 960 fand in Clofheim ein großer Tausch zwischen König Konrad von Burgund und Hartbert von Chur statt. Hartbert übereignete den gesamten Besitz, den sein Bistum im Elsaß besaß, an den burgundischen König. König Konrad gab seinen, von seiner Mutter Berta überkommenen Besitz im rechtsrheinischen Gebiet auf und setzte sich auf elsässischem Boden fest. Der Vermittler und damit auch der eigentliche Interessent an diesem ganzen Vorgang war König OTTO I., der die Absicht hatte, das burgundische Königshaus noch fester mit dem Land zu verbinden.

    Eickhoff Eickhoff: Seite 20,55,85,108,112,408, "Theophanu und der König"

    Als Rudolf II. 937 starb, zählte Konrad, sein Sohn und Nachfolger in Burgund erst 14 Jahre. Hugo von Provence hatte nach seiner Heirat mit dessen Witwe Berta offenbar vor, König Konrad aus seinem Erbe zu verdrängen. Jetzt griff OTTO DER GROSSE ein. Er holte Konrad an seinen Hof, ließ sich von ihm einen Treueid schwören und stellte ihn und sein Reich Burgund unter seinen Schutz.
    Adelheids Bruder, der burgundische König Konrad, und Majolus von Cluny hatten die Versöhnung zwischen der Kaiserin und ihrem Sohn OTTO II., die vor Pavia stattfand, angebahnt.
    Zur Feier des Osterfestes am 27. März 981 kamen auch Adelheids Bruder, König Konrad, und die Königin Mathilde von Burgund nach Rom.
    Etwa Ende April brachen die Kaiserinnen mit der Äbtissin Mathilde nach Norden auf. Sie reisten über östliche Burgund zu Adelheids Bruder, König Konrad, der auf der weiteren Fahrt ins O-Frankenreich an ihrer Seite blieb. Auf dem Tag zu Rara (29. Juni 984) erschienen die Kaiserinnen zusammen mit König Konrad, der auch Schwiegervater des Zänkers war. In den Verhandlungen trat dieser als Fürsprecher des Zänkers auf, der sein Herzogtum Bayern zurückerhalten sollte. Nach den Verhandlungen kehrten die mächtigen Vermittler der Friedensentscheidung, König Konrad von Burgund, Herzog Konrad von Schwaben und die italienischen Fürsten in ihre Reiche zurück.

    Schneidmüller Bernd: Seite 88-92,97,104, "Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung."

    Wie bei jedem Herrscherwechsel mußte sich die Festigkeit von Reich und Dynastie bewähren, als Rudolf II. am 12. oder 13. Juli 937 starb und in St-Maurice/Agaune beigesetzt wurde. Wie sein Vater hinterließ er zwei Söhne, Konrad und Rudolf. Wie schon 912 folgte 937 nur ein Sohn im Königtum, nun in deutlicher Parallele auch zur ostfränkischen Thronfolge OTTOS I. von 936. Der minderjährige Konrad (937-993) wurde noch in Lausanne gewählt und gekrönt, als der alte Rivale seines Vaters, König Hugo von Italien, die Hand nach seiner Familie ausstreckte. Über die Alpen kommend, heiratete Hugo Konrads verwitwete Mutter Berta und vermählte deren Tochter Adelheid seinem Sohn Lothar. Ob Hugo durch diese doppelte Eheverbindung das Kind aus dem Königtum verdrängen wollte, kann nicht sicher entschieden werden. Sogleich bewährte sich nämlich die burgundisch-liudolfingische Verschwägerung von 929/30. OTTO I. holte 937 den jungen WELFEN an seinen Hof und sicherte ihm dadurch die Herrschaft. Das Schutz- und Abhängigkeitsverhältnis Konrads zu OTTO I. war evident, doch die in der Forschung erfundene dritte buergundische Lehnshuldigung entbehrt erneut jeder Quellengrundlage. Wieder trifft an mit der Vorstellung vom Entgegenkommen in der Gleichrangigkeit eher das Politik- und Symbolverständnis der Zeit. Gewiß, Konrad und seine Verwandten verharrten auch in den kommenden Jahrzehnten vielfach am ottonischen Hof oder in seinem Umkreis. Mittlerin wurde seine Schwester Adelheid. Durch ihre Ehen entspann sich ein komplexes Netz familiärer Bande, das die europäische Familie der Könige vielfältig einte, die ostfränkischen LIUDOLFINGER, die westfränkischen KAROLINGER, die burgundsichen WELFEN. Konrad, der Bruder der Kaiserin, war darin eingesponnen: 946 begleitete der welfische König den ostfränkischen Herrscher OTTO I. auf dem Zug ins westfränkische Reich, 960 weilte er am Mittelrhein, im Oktober 967 traf er den inzwischen zum Kaiser aufgestiegenen Schwager in Verona, 981 reiste er mit seiner Gemahlin Mathilde zu Kaiser OTTO II. nach Rom, am 29. Juni 984 nahm er an der Seite Kaiserin Adelheids und ihrer Schwiegertochter Kaiserin Theophanuals wichtiger Vermittler an jenem ostfränkischen Hoftag im fränkischen Rohr teil, auf dem die künftige Erziehung des minderjährigen Königs OTTO III. gereglt wurde.

    Familiäre Verquickungen:
    Emma, die Tochter Kaiserin Adelheids aus ihrer ersten Ehe mit dem italienischen König Lothar und Nichte König Konrads von Burgund, wurde 965 bei einem großen "Familientreffen" auf dem Kölner Hoftag Kaiser OTTOS I. mit dem karolingischen König Lothar von W-Franken/Frankreich (954-986) verlobt; aus dieser Ehe ging der letzte KAROLINGER auf dem Thron hervor, Ludwig V. (986-987). Seine Großmutter war Gerberga, die Schwester OTTOS I. und Gemahlin des westfränkischen KAROLINGER-Königs Ludwigs IV. (936-954). Ihre Tochter Mathilde wurde zur zweiten Gemahlin König Konrads von Burgund, der zuvor mit einer genealogisch schwer einzuordnenden Adela/Adelana vermählt war. Aus dieser ersten Ehe gingen vielleicht ein bald verstorbener Sohn Konrad und eine Tochter Gisela hervor. Sie war mit dem liudolfingischen Herzog von Bayern, Heinrich dem Zänker, verheiratet und Mutter des letzten liudolfingischen Kaisers HEINRICHS II. (1002-1024). Mit seiner zweiten Frau Mathilde zeugte König Konrad den Thronfolger Rudolf III. (993-1032) und drei Töchter Berta, Gerberga und Mathilde. Berta heiratete zunächst Graf Odo I. von Chartres, Tours und Blois, dem sie neben anderen Kindern Graf Odo II. von der Champagne gebar, später verband sie sich mit dem französischen König Robert II. (996-1031); Gerberga war mit Herzog Hermann II. von Schwaben vermählt und gebar ihm drei Kinder, Herzog Hermann III. von Schwaben, Gisela (die in drei Ehen ihren Ehemännern den schwäbischen Herzog Hermann IV., den sächsischen Grafen Liudolf und den salischen Kaiser HEINRICH III. gebar) und Mathilde.
    Seine eigenständige Herrschaft in Burgund hatte König Konrad nach seinem Aufenthalt am ostfränkischen Hof erst seit 942/43 entfalten können. Rasch gelang ihm der Zugriff auf das Doubs-Gebiet, den Jura und das Land an der mittleren Rhone um Lyon und Vienne sowie die Zurückdrängung einer westfränkischen Expansion nach Südosten. Schrittweise errrichtete er seine Herrschaft in Nieder-Burgund und erntete damit die Früchte väterlicher Vorbereitungen. Als ein erster markanter Höhepunkt erwies sich ein Hoftag am 27. Juni 943. Eine illustre Zeugenschar bestätigte ein Gerichtsurteil gegen Karl Konstantin, den Grafen von Vienne und Verwandten König Konrads.
    Nur 49 urkundliche Texte aus 56 Regierungsjahren, im Urteil der Forschung "beispiellos ereignisarm", bezeugen den einigermaßen gleichmäßigen Zugriff des Herrschers auf die unterschiedlichen Teile seines Reichs und die Stabilität seiner Kanzlei. Gleichwohl treten Schwerpunkte hervor, zunächst vor allem das Land an mittlerer und unterer Rhone, dann die beiden welfischen Hausklöster St-Maurice/ Agaune in Hoch-Burgund wie St-Andre-le-Bas/Vienne in Nieder-Burgund, am Ende der Regierung schließlich der Raum um Vienne und der traditionelle welfische Kernraum um den Genfer See.
    Noch bevor die Klöster Moutier-Grandval und Romainmotier in direkten königlichen Besitz zurückgenommen wurden, entstand in Payerne, auf dem Weg von Schwaben zum Genfer See, ein neues geistliches Zentrum der welfischen Familie. In der Zuweisung an Abt Maiolus von Cluny tritt die Faszination zutage, die der cluniacensische Verband rasch verbreitete, aber auch jene enge Bindung monastischer Reformbewegung und adliger Herrschaft, welche Aufstieg und Ausbreitung der Cluniacenser erst erklärt. Die Gründung ging von König Konrad, seinem Bruder Herzog Rudolf, seiner Mutter Königin Berta, die sich nach dem Tod ihres zweiten Gemahls König Hugo (948) offenbar wieder nach Burgund begeben hatte, und seiner Schwester Adelheid aus. So stand Payerne von Anfang an im Schnittfeld burgundischer und ostfränkisch-italienischer Interessen und erhielt nicht alein die nachdrückliche Förderung König Konrads und seine Bruders Herzog Rudolf, sondern auch die der Kaiser OTTO I., OTTO II. und OTTO III.
    Daß des Königs Sohn Burchard II. wie vorher sein Onkel Burchard I. zum Erzbischof von Lyon und Konrads Verwandter Theobald zum Erzbischof von Vienne aufstiegen, markiert den zunehmenden Einfluß der Monarchie auf die Besetzung vornehmer Bischofsstühle mit Familienangehörigen.
    König Konrad starb am 19. Oktober 993. Die politische Neuorientierung von Hoch- und Nieder-Burgund schlug sich in der Auswahl seiner Grablege nieder: Nachdem bereits seine zweite Frau Mathilde in der Kathedrale St-Maurice/Vienne beigesetzt worden war, fand auch der König seine letzte Ruhestätte in Vienne.


    1. oo Adelania - 23.3.963

    964 2. oo Mathilde von Frankreich, Tochter des Königs Ludwig IV., Ende 943-26.11. nach 981


    Kinder:

    1. Ehe
    - Konrad
    - Gisela ca 950/55-21.7.1007
    972 oo Heinrich II. Herzog von Bayern 951-28.8.995

    2. Ehe
    - Gerberga (Guepa) ca 965/66-7.7.1018/19
    um 980 1. oo Hermann Graf von Werl - 985/88
    988 2. oo Hermann II. Herzog von Schwaben um 950-4.5.1003
    - Bertha ca 967/68- nach 1010
    984 1. oo Odo I. Graf von Blois 950-12.3.996
    997 2. oo Robert II. König von Frankreich - 1004 20.7.972-20.7.1031
    - Rudolf III. ca 970-5./6.9.1032
    - Mathilde
    oo Graf (Großeltern Gerolds I. von Genf)

    Illegitim
    - Burchard II. Bischof von Lyon (978-1031) um 945-10.6.1031

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 79,81,99,158, 164,230,371 K 38 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 88,126,144,159 - Althoff, Gerd: Otto III., Primus Verlag, Darmstadt 1997, Seite 48,61 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 64,69,88,117,129 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 28,67 - Brühl Carlrichard: Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln 2001 - Diener, Ernst: Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen. in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908 Seite 76 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 175,184,190,206,211,241/Band III Seite 265 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 42,49 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 47,53,64,70,87,97 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 20,49,55,85,108,112,302,408,411,413 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 31,68,160 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 65, 144 - Hlawitschka, Eduard: Die Königsherrschaft der burgundischen Rudolfinger. Zum Erscheinen eines neuen MGH-Diplomata-Bandes. In: Historisches Jahrbuch der Görresgesellschaft 100 1980 Seite 444-456 - Hlawitschka, Eduard: Die verwandtschaftlichen Verbindungen zwischen dem hochburgundischen und dem niederburgundischen Königshaus. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte Burgunds in der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts, in: Schlögl, Waldemar und Peter Herde: Grundwissenschaften und Geschichte, Festschrift für Peter Acht; Kallmünz 1976 (Münchener historische Studien: Abteilung geschichtliche Hilfswissenschaften Band 15) Seite 28-57 – Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 82 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 47,49-51,96,136,140 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 125,130,138,142,205,251,262,287,290,300,324,367,373,398 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 66,321 A 35 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 311,314 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 214 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 408,411 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 83,88-92, 97,104 - Schneidmüller,Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. – Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 11, 13A,290,293A - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.): Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große, Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 Seite 270,274,286,289 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 29,34-37,43,52,53,58,68,91,95,125 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 130,148,167,172,175,185, 190 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 204,215,288/89 Anm. 1074 - Schwarzmeier Hansmartin: Von Speyer nach Rom. Wegstationen und Lebensspuren der Salier. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992, Seite 17,45,50,52 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 23,37,63,220 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 494,497 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 122,124,127,129,238, 249 -

    Begraben:
    Kloster St. Andre-Le-Bas zu Vienne

    Familie/Ehepartner: Adelania. Adelania gestorben am 23 Mrz 963. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 2. von Burgund, Kuno  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben nach 966.
    2. 3. von Burgund, Gisela  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 950/955; gestorben am 21 Jul 1007 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.

    Konrad heiratete von Frankreich, Mathilde in 964. Mathilde (Tochter von von Frankreich, Ludwig IV. und von Sachsen, Gerberga) wurde geboren in 943; gestorben nach 981. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 4. von Burgund, Gerberga  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 965/966; gestorben am 7 Jul 1018/1019.
    2. 5. von Burgund, Berta  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 964/965; gestorben nach 1010.
    3. 6. von Burgund, Rudolf III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 970; gestorben in Sep 1032; wurde beigesetzt in Lausanne [1000],Waadt,Schweiz.
    4. 7. von Burgund, Mathilde  Graphische Anzeige der Nachkommen


Generation: 2

  1. 2.  von Burgund, Kuno Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Konrad1) gestorben nach 966.

  2. 3.  von Burgund, Gisela Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Konrad1) wurde geboren um 950/955; gestorben am 21 Jul 1007 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Deutschland; Deutsche Gegen-Königin
    • Titel/Amt/Status: Bayern,Deutschland; Herzogin von Bayern

    Notizen:

    Gisela von Burgund
    Herzogin von Bayern
    Deutsche Gegen-Königin
    um 950/55 † 21.7.1007 Regensburg Begraben: Regensburg Niedermünster

    Älteste Tochter des Königs Konrad des Friedfertigen von Burgund († 19.10.993) aus dem Hause der WELFEN (RUDOLFINGER) aus seiner 1. Ehe mit der Adelania, Tochter von N.N.
    Schwester von Kron-Prinz Konrad von Burgund († nach 17.4.967), Stief-Schwester von König Rudolf III. von Burgund († 5./6.9.1032 ), Königin Bertha von Frankreich († nach 1010), Herzogin Gerberga (Guepa) von Schwaben († 7.7.1018/19), Mathilde von Burgund und Bischof Burchard II. von Lyon († 10.6.1031)
    Nichte der Römischen Kaiserin Adelheid von Burgund († 16./17.12.999), von Graf Rudolf im Elsaß († 26.1. um 973), Bischof Heinrich I. von Lausanne († 1019), Bischof Hugo von Genf († 1025) und Bischof Burchard I. von Lyon († 26.6.963)
    Groß-Nichte von Herzog Burchard III. von Schwaben († 11.11.973), Mönch Adalrich dem Heiligen in Einsiedeln († nach 973), Gräfin Hicha von Herrenberg († nach 950), Äbtissin Gisela von Waldkirch († 26.20 nach 954), Herzogin Ida von Schwaben († 17.5.986), Judith von Hoch-Burgund, Königin Adelheid von Nieder-Burgund, Markgräfin Willa von Tuszien, Markgräfin Waldrada von Spoleto und Graf Ludwig im Thurgau († nach 928)
    Enkelin von König Rudolf II. von Hoch-Burgund und Italien († 11.7.937) und der Bertha von Schwaben
    Ur-Enkelin von König Rudolf I. von Hoch-Burgund († 25.10.912) und der Willa von Nieder-Burgund, Herzog Burchard II. von Schwaben († 28.4.926) und der Regilinde im Sülichgau

    Hlawitschka Eduard: Seite 168-169, "Die Ahnen der hochmittelalterlichen deutschen Könige, Kaiser und ihrer Gemahlinnen. Ein kommentiertes Tafelwerk Band I 911-1137"

    3 : Gisela von Burgund als Mutter Kaiser Heinrichs II.

    Kaiser HEINRICH II. nennt seine Mutter in MGH D H II 33 vom 24.XI.1002 anläßlich der Schenkung eines Gutes an die Salzburger Kirche:
    id est quicquid dilecta mater nostra Gisila hactenus ibi possidere et potestative visa est continere. - Vgl. außerdem den bei nr. 2 zitierten Beleg aus der Chronik Thietmars von Merseburg, lib. IV cap. 7 (Seite 138), wo Gisela als Gemahlin Herzog Heinrichs des Zänkers (nr. 2) genannt ist; darüberhinaus auch das bei nr. 2 angeführte Zitat aus der Chronik Hermanns von Reichenau.
    Über das Geburtsjahr Giselas ist nichts überliefert. Da jedoch ihr Vater König Konrad von Burgund am 10. August 966 bereits in 2. Ehe lebte, Gisela aber aus Konrads 1. Ehe stammen muß (vgl. bei nr. 7), König Konrads seinerseits bereits 943 seine Großjährigkeit erlangt hatte (vgl. bei nr. 6) und ein gleichnamiger Sohn König Konrads am 17. April 967 schon als Beisitzer in einem Königsgericht im Gefolge Kaiser OTTOS DES GROSSEN in Ravenna teilnehmen konnte, läßt sich nur soviel sagen, daß eine Geburtszeit Giselas zwischen 950/55 und 960 möglich erscheint.
    Zur Zeit ihrer Verehelichung mit Herzog Heinrich dem Zänker vgl. bei nr. 2.
    Verstorben ist Gisela am 21.VII.1007. Das Datum überliefert Thietmar, Chron. lib. VI cap. 29, MGH SS rer. Germ. NS 9 Seite 310, inmitten seines Berichtes über das Jahr 1007:
    Mense Iulio et XII Kal. Aug. Gisla, venerabilis matrona et mater regis nostri inclita, obiit et Ratisbone sepelitur.
    Vgl. auch Necrol. Merseburg., ed. E. DÜMMLER Seite 237, Sonderausgabe Seite 15; MGH Lib. mem. et necrol. NS 2 Tafel 9: zu XII. Kal. Aug.:
    Domna Gisela, mater Heinrici imperatoris.
    Im Magdeburger Nekrolog (MGH Lib. mem. et necrol. NS 2 Tafel 53) findet man Gisela zum 21.VII. mit der ungewöhnlichen, aber zutreffenden Charakterisierung obiit Gisla filia Chuonradi regis.
    Im Nekrolog des Regensburger Niedermünster-Klosters (MGH Necrol. 3 Seite 281) wurde sie zum 21.VII. als Gisila regina, in monasterio sepulta vermerkt; im Nekrolog des dortigen St. Emmeram-Klosters (MGH Lib. mem. et necrol. NS 3 Tafel 38v) findet man Gisala (mit danach getilgtem Titel regina?) zum 21.VII.
    Wenn man in Kaufungen bzw. Ranshofen mit dem Eintrag zu XV. Kal. Martii Gisila imperatrix, mater sancti Heinrici imperatoris, obiit (MGH SS 4 Seite 791; auch MGH Necrol. 4 Seite 424) meinte, den Todestag der Mutter Kaiser HEINRICHS II. festzuhalten, so irrte man; es handelte sich - wie schon der imperatrix-Titel zeigt, um die Kaiserin Gisela, die Mutter Kaiser HEINRICHS III.
    S. HIRSCH, Jahrbücher Heinrichs II., Band 1 Seite 411 Anm. 4, und Band 2, Seite 5 mit Anm. 1, versuchte ohne triftigen Grund, Giselas Todesjahr auf 1006 vorzuverlegen. Ihm folgen gelegentlich noch immer Historiker, zum Beispiel G. ALTHOFF; Adels- und Königsfamilien Seite 368; mit Fragezeichen E. FREISE im Kommentar zum Todestag Giselas in MGH Lib. mem. et necrol. NS 3 Seite 195 und 204.
    Bestattet wurde Gisela im Regensburger Niedermünster (siehe oben).

    Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 256

    GISELA, bayerische Herzogin
    † 21.7.1007 Regensburg
    Vater:
    König Konrad von Burgund
    Mutter:
    Mathilde von Frankreich
    [Persönlicher Einwurf (Genealogie-Mittelalter.de, Karl-Heinz Schreiber), : Dies ist sicher falsch: Mathilde kann nicht Giselas Mutter sein. Die Eheleute wären zu nahe verwandt gewesen, Gisela als Ur-Enkelin, Heinrich der Zänker als Enkel König HEINRICHS I.]

    oo HEINRICH II. DER ZÄNKER (951-995)

    Nach der Verhaftung ihres Gatten 978 in Merseburg interniert. „Königlich Wesen ward ihr zu eigen in weltlichen Züchten“, urteilte über sie Thietmar von Merseburg.

    Literatur:
    R. Holtzmann, Gesch. d. sächs. Kaiserzeit, 1955.

    Diener, Ernst: Seite 79, "Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen" in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908

    13. GISELA

    Tochter aus 1. Ehe Konrads (wenigstens erscheint sie nie unter Mathildens Kindern), verheiratet mit Herzog Heinrich dem Zänker von Bayern, Mutter Kaiser HEINRICHS II., vgl.:
    995 Heinricus dux Baioariae obiit, et filius eius, ex Gisela, Cuonradi regis Burgundiae filia, itidem Heinricus, imperator postea futurus, ducatum interim obtinuit (Herm. Contract. SS V 117);
    Annalista Saxo SS VI 647 sagt von HEINRICH II.: mater autem eius erat filia Conradi Burgundionum regis, fratris Athelheidhe imperatricis;
    Schwester Rudolfs III.: Chron. S. Benigni Divion. SS VII 236 und Modern. regum Francor. actus SS IX 384. -
    † 1007 VII. 21.:
    Gisla, venerabilis matrona, mater regis, obiit 12. kal. Augusti, et Ratispone sepelitur (Annal. Saxo SS VI 657);
    12. kal. Aug.: domna Gisela, mater Heinrici imperatoris (Necrol. Merseburg. in: Zeitschrift für Archivkunde I 118).

    Althoff Gerd: Seite 368, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    K 27 Me: 21.7. Domina Gisela mater Heinrici imperatoris † 1006 Mutter Kaiser HEINRICHS II.

    (Es.) Gisela, die Gemahlin Heinrichs des Zänkers (H 31), Tochter Konrads I. von Burgund (K 38) und Mutter HEINRICHS II. (K 26) wurde in Regensburg begraben; vgl. Hirsch, Jbb. Heinrichs II. 1, Seite 411.
    Zu den bayerischen Traditionen aus der Familie HEINRICHS II., die vielleicht aus Regensburg nach Merseburg transferiert wurden; siehe oben Seite 198.
    Der Tod Giselas wurde in der ungewöhnlichen Formulierung: o(biit) Gisela filia Chuonradi regis auch ins Merseburger Necrolog eingetragen; vgl. Althoff - Wollasch, Die Necrologien von Merseburg, Magdeburg und Lüneburg.

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    HEINRICH II. DER ZÄNKER
    * 951, † Gandersheim 28.VIII.995 Begraben: ibidem Stiftskirche

    955/6 und 985/95 HERZOG von BAYERN
    989/95 HERZOG von KÄRNTEN

    vor 972 oo GISELA VON BURGUND (WELFEN) † 21.VII.1007 Tochter von König Konrad dem Friedfertigen

    Thiele, Andreas: Tafel 13, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1,"

    HEINRICH II. DER ZÄNKER
    * 951, † 995
    um 970 oo GISELA VON BURGUND † 1004 Tochter und Eventual-Erbin des Königs Konrad Welf III.

    Thiele, Andreas: Tafel 98, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa"

    GISELA † 1004
    um 970 oo HEINRICH II., Herzog von Bayern, Gegen-König † 995

    Thietmar von Merseburg: Seite 122,274, "Chronik"

    Heinrichs Gemahlin Gisela, Tochter des König von Burgund und Mutter Kaiser HEINRICHS II.wurde seit 977 in Merseburg festgehalten.
    Kurz, am nächsten Tage erfüllte Heinrich der Zänker ihre Forderungen, und sie erlaubten ihm durch ihren Abzug, Merseburg aufzusuchen, wo sich die über seine lange Abwesenheit besorgte Herzogin Gisela aufhielt.
    Am 21. des Monats Juli verstarb unseres Königs erlauchte Mutter, die ehrwürdige Frau Gisela; sie wurde in Regensburg bestattet.

    Hirsch, Siegfried: Band I Seite 87,234,411/II Seite 5, "Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II."

    Unseres HEINRICH II. Mutter ist Gisela, die Tochter Konrads von Burgund aus einer ersten, uns sonst unbekannt gebliebenen Ehe dieses Königs [1 So bleibt nur die Annahme einer ersten Ehe Konrads, die, da dieser König 937 noch ein Knabe (Flod. z.d.J.), vielleicht um das Jahr 950 fiele. Andererseits erläuterte es die burgundische Frage aufs Beste, und gibt HEINRICH erst den rechten Platz gegenüber den anderen Prätendenten, daß seine Mutter nicht bloß die älteste Schwester Rudolfs, sondern daß sie auch älter als dieser, die Erstgeborene in Konrads Hause war. - Die Vermählung Heinrichs des Zänkers mit Gisela erklärt sich aus der Verbindung, in der des Ersteren Vater mit Adelheid und ihrer Partei war; sie paßt ganz gut zu dem Plan, den die Kaiserin einmal gehegt haben soll, den jungen Herzog mit der eigenen Tochter Emma zu verheiraten (Vita Mathild. post. 20, SS. IV. 296.). Da man nun Giselas Muttter nicht kennt, wird das namentlich in älterer Zeit vielbesprochen Wort Adalbolds über HEINRICH II. c. 1. SS. IV. 684 ab his, qui genealogiae computare noverant, audivimus, a Karolo Magno ex parte patris decimam septimam, ex aprte matris decimam sextam lineam propagationis tenebat - noch unfaßbarer.]. Sie gebar den Sohn, der den Mittelpunkt dieses Buches bilden soll, am 6. Mai 973.
    Daß Giselas Wittumsgut zum Teil im Salzburgischen Bereich belegen war, lernten wir schon oben aus einer Schenkung HEINRICHS für St. Peter kennen:
    die von HEINRICH auf dem Landtag vollzogene Dotation der Kanoniker von St. Rupert mit den Besitzungen der Mutter im Lurngau erinnern uns wieder daran, und enthält, das geschichtliche Verhältnis der beiden Stiftungen angesehen, gleichsam eine Ergänzung des früheren Entschlusses.
    Im Laufe des Jahres, den 21. Juli, ist Gisela, die Mutter des Königs, gestorben. Sie ward in Regensburg begraben [4 Thietmar VI, 23. Calend. Merseb.; auf ihren Tod wird in einem Briefe des Abts Berengar an Herzog Heinrich, bei Pez VI, 1, 144, hingewiesen: Et quia illa beata jam obiit et modo regem non possumus adire etc.].
    Noch war zwar der Zustand dort friedlich, Heinrich, sein Schwager, in Dankbarkeit und Gehorsam; aber manches hatte sich verändert: Gisela, des Königs Mutter, war am 21. Juli - in derselben Zeit also, wo ihr Sohn fern von ihr im Hennegau kämpfte - gestorben [1 Das Jahr setzen wir in Übereinstimmung mit anderen Neueren, weil aus Thietmar VI, 22 hervorzugehen scheint, daß er selbst die Erzählung des flandrischen Krieges beendigen wollte, um dann diesen Todesfall einzuschalten. Daß Annal. Saxo 1007 hat, kann nichts beweisen. - Der Tag 12. Kal. Aug. steht auch, wie bei Thietmar, im Kalend. Merseburg. bei Höfer I 118 und 128:
    Domna Gisela mater Heinrici imp. Diese Angaben ziehen wir doch der Aufzeichnung der Ranshofer Handschrift vor, in der es (SS. IV, 791) heißt:
    15. Kal. Martii Gisila imperatrix (!) mater sancti Heinrici imperatoris obiit. Vgl. im obigen Band I, 411. - Der Ort des Begräbnisses ist nach Zirngibls Beiträgen, in den Abhandlungen der bairischen Akademie von 1807 Seite 386, das Kloster Niedermünster in Regensburg. Hier befindet sich im Klosterschatz ein mit goldenen Platten überzogenes Kreuz, in welchem folgende Aufschriften zu lesen sind. Unter dem Bildnis Christi:
    Hanc regina crucem fabricari regina
    Rückwärts:
    Hanc crucem Gisila devota regina
    Ad tumultum sue matria Gisile donare curavit.
    Die Geberin ist also die Königin von Ungarn.]; ihr Grab in Regensburg zu besuchen, war ohnehin für den Sohn eine heilige Pflicht.

    Reindel Kurt: "Die bayerischen Luitpoldinger 893-989"

    Heinrich der Zänker war seit 974 gegen Kaiser OTTO II. im Aufstand. Seine Gattin Gisela mußte 976 mit ihren Kindern, als Otto von Schwaben das Herzogtum Bayern erhielt, zu Bischof Abraham von Freising fliehen, während ihr Mann von 978 bis 983 in Utrecht in Haft saß.

    Glocker Winfrid: Seite 168, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    Durch seine Heirat konnte Herzog Heinrich von Bayern sein Ansehen noch erheblich steigern. Gisela, seine Gemahlin, war die Tochter Königs Konrad von Hoch-Burgund und zudem wahrscheinlich noch karolingischer Abkunft.

    Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan: Seite 12,119, Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?

    Noch schwieriger ist die Verbindung zu KARL DEM GROSSEN über HEINRICHS Mutter Gisela, Tochter des burgundischen Königs Konrad, zu erweisen. Nach geltender Meinung entstammte sie nämlich nicht - wie ihre Geschwister - der Ehe des Vaters mit der westfränkischen KAROLINGERIN Mathilde, Tochter König Ludwigs IV. und Gerbergas. So wird in der genealogischen Forschung eine erste Verbindung König Konrads von Burgund mit der nur einmal und zudem schlecht bezeugten Königin Adelana postuliert, um eine unkanonische Nahehe von HEINRICHS II. Eltern auszuschließen. Doch die Herleitung Adelanas oder gar König Konrads von KARL DEM GROSSEN ist allen genealogisch-genretypischen Spekulationen zum Trotz vom quellenkritisch gewissenhaft argumentierten Historiker nicht eindeutig zu sichern (Die darum von Hirsch postulierte 1. Ehe Konrads von Burgund läßt sich inzwischen durch eine allerdings schlecht überlieferte Urkunde von 963 März 23 erhärten, in welcher der König für Cluny urkundete pro remedio nostrae anime, Adelan videlicet regine er infantum nostrorum (MGH Die Urkunden der burgundischen Rudolfinger, bearb. v. Theodor Schieffer unter Mitwirkung von Hans Eberhard Mayer, München 1977 Nr. 38).
    Zu bedenken bleibt, dass gerade Merseburg einen Ort mit traditionell engen Bindungen an den bayerischen Zweig der LIUDOLFINGER war:
    Während der Inhaftierung und Verbannung Heinrichs des Zänkers war seine Gemahlin Gisela seit 978 in Merseburg; im Thronstreit 984 war Merseburg Rückzugsort für den Zänker, an dem sich auch sein Anhänger Markgraf Rikdag aufhielt. Gisela residierte seit dem Aufstand des Zänkers in Merseburg.

    Eickhoff Ekkehard: Seite 49, "Theophanu und der König"

    Bei dem großen Zwist im sächsischen Herrscher-Haus hatte die Kaiserin Adelheid - wenigstens in dessen erster Phase - offenbar der bayerischen Seite zugeneigt. Heinrichs Gattin Gisela war ihre Nichte, eine Tochter von Adelheids älterem Bruder, dem burgundischen König Konrad. Auch gehört in diesem Zusammenhang gespannter Verhältnisse in der liudolfingischen Sippe, dass Adelheid zu Lebzeiten ihrer Schwieger-Mutter, der Königin Mathilde, in herzlichem Einvernehmen mit dieser gestanden hatte. Hier gab es offenbar eine Front von Zu- und Abneigungen, die über Jahrzehnte hin politische Wirkung zeigte. Trotz alledem - warum der Kaiserin Adelheid jetzt der Zänker und Gisela näher zu stehen schienen als ihr hart bedrängter eigener Sohn, bleibt rätselhaft.

    Hielscher Birgit M.: Seite 265, "Gisela, Königin von Ungarn und Äbtissin von Passau-Niedernburg" in: Ostbayerische Grenzmarken 10 1968

    Auch früher läßt sich Giselas Geburtsjahr kaum ansetzen, denn ihr Vater, Heinrich der Zänker, strebte nach der Königswürde und war seit 974 gegen Kaiser OTTO II. im Aufstand. Als Otto von Schwaben das Herzogtum Bayern erhielt, floh Herzogin Gisela mit ihren Söhnen Heinrich und Brun 976 zu dem befreundeten Bischof Abraham von Freising. Damals war die Tochter Gisela noch nicht geboren, und Herzog Heinrich verbrachte die folgenden Jahre (978 bis 983) in Utrecht in Haft. Erst 984 treffen sich die Gatten wieder in Merseburg.

    Weinfurter, Stefan: Seite 23,25,28,158, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten"

    Schon im Juli 965, auf dem großen Familientag in Köln könnte die Verlobung zwischen Heinrich dem Zänker und seiner künftigen Gemahlin Gisela geschlossen wordens ein. Das war zweifellos eine passende Gelegenheit, auch die Verlobung zwischen dem 14-jährigen Heinrich ("dem Zänker") und der vielleicht 5-jährigen Gisela anzubahnen. Die alte Königin Mathilde und auch Adelheid, OTTOS I. Gemahlin, hätten diese Gelegenheit kaum verstreichen lassen, um auch den "Lieblings-Enkel" Heinrich in diese kaiserliche "Hausordnung" einzubeziehen. Wie die anderen erhielt auch er eine königliche Frau, denn Gisela war die Tochter König Konrads von Burgund aus seiner ersten Ehe mit Adelania. Die Heirat zwischen dem Bayern-Herzog und der burgundischen Braut dürfte im Sommer 972 vollzogen worden sein, als Gisela das Heiratsalter von 12 Jahren erreichte.
    Sicher, man wird sich die Haft des Zänkers in Ingelheim und in Utrecht nicht so vorstellen dürfen, daß er in dieser Zeit Frau und Kind gar nicht mehr zu Gesicht bekommen hätte.
    In dem schon erwähnten Gründungsbericht der Kirche von Hildesheim, der von etwa 1080 stammt, wird berichtet: "Er wurde von seinen Eltern dieser Kirche für den Kanonikerstand versprochen und verweilte aus diesem Grunde dort häufiger". Diese Mitteilung scheint darauf hinzudeuten, daß Heinrich der Zänker und seine Gemahlin Gisela um 980 daran dachten, ihren ältesten Sohn ganz der geistlichen Laufbahn zu übergeben.
    Er verlieh ihm den Königsschutz, die Immunität und das Wahlrecht der Äbtissin und bestätigte den Besitz. Ein paar Jahre daruf, 1007, sollte seine Mutter Gisela, mit der das kostbare Gisela-Kreuz aus Niedermünster in Verbindung zu bringen ist, dort ihre letzte Ruhe finden.
    Der Erzbischof Hartwig von Salzburg erhielt am 24. November 1002 Besitzungen im Lungau - die übrigens aus dem Witwengut von HEINRICHS Mutter Gisela (gestorben 21. Juli 1006) stammten.

    Schnith Karl: Seite 43,58,73, "Frauen des Mittelalters in Lebensbildern"

    Auch die in jene Zeit fallende zweite Ehe von Adelheids Bruder König Konrad von Burgund mit Gerbergas Tochter Mathilde dürfte hier ausgehandelt worden sein. "Versorgt" wurde schließlich auch Adelheids und OTTOS I. Tochter Mathilde; im Frühjahr 966 wurde sie - obgleich erst elf Jahre alt - zur Äbtissin von Quedlinburg geweiht. Nicht zuletzt könnte in jenen Kölner Tagen auch schon eine Verbindung des jungen Herzogs Heinrich II. von Bayern mit Gisela, der erstehelichen Tochter von Adelheids Bruder König Konrad von Burgund ins Gespräch gebracht worden sein.
    Theophanu und Adelheid stellten dem Zänker dafür die Rückgabe seines durch seine Aufstände verwirkten bayerischen Herzogtums in Aussicht. Dafür sollen sich besonders Adelheid und ihr aus Burgund mit angereister Bruder König Konrad eingesetzt haben. Verständlich, denn der Zänker hatte gewiß nicht alle Gunst Adelheids verloren, und er hatte dazu schon ein Jahrzehnt vorher König Konrads Tochter Gisela zur Frau genommen.

    Weinfurter Stefan: Seite 16, "Kaiser Heinrich II. - Bayerische Traditionen und europäischer Glanz" in, Kaiser Heinrich II. 1002-1024. Begleitband zur Bayerischen Landesausstellung 2002

    Heinrich der Zänker (955-976 und 985-995) war der zweite in der Reihe, der - vermutlich 972 - mit einer hochstehenden Braut aus dem Königs-Haus von BURGUND verheiratet wurde:
    mit Gisela, der Tochter König Konrads von Burgund. Ihr erstes Kind war Heinrich, der spätere König geboren, am 6. Mai 973.



    972 oo Heinrich II. der Zänker Herzog von Bayern 951 † 28.8.995

    Kinder:
    - HEINRICH II. König des Deutschen Reiches 6.5.973 † 13.7.1024
    - Brun Bischof von Augsburg ca 975/80 † 29.4.1029
    - Gisela ca. 984 † 9.5. nach 1060
    995 oo Stephan I. König von Ungarn Spätherbst 975 † 15.8.1038
    - Brigida Äbtissin von Andlau ca 985 †
    ? oo Gerhard? Graf von Egisheim

    Chroniken:
    Annalista Saxo: Reichschronik. a 1007 - Hermann von Reichenau: Chronicon. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 562,582,652 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 122,192,274 -

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 96,157,197,368 K 27 - Althoff, Gerd: Otto III., Primus Verlag, Darmstadt 1997, Seite 48,61 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 129,160 - Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 295 - Boshof Egon: Die Salier. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1987 Seite 65,67 - Diener, Ernst: Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen. in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908 Seite 79 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 518 - Eberhard Winfried: Westmitteleuropa Ostmitteleuropa. Vergleiche und Beziehungen. Festschrift für Ferdinand Seibt zum 65. Geburtstag. R. Oldenbourg Verlag München 1992 Seite 85,89 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 49,108,110,488 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1998, Seite 68,154 - Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Band 1- Band 6, Mundus Verlag 2000 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 168 - Hirsch, Siegfried: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II., Verlag von Duncker & Humblot Berlin 1864 Band I Seite 44,87,234,322,392,411/Band II Seite 5 - Hlawitschka Eduard: Die Ahnen der hochmittelalterlichen deutschen Könige, Kaiser und ihrer Gemahlinnen. Ein kommentiertes Tafelwerk Band I 911-1137 Teil 1 und Teil 2 Hahnsche Buchhandlung Hannover 2006 Seite 164,167-169,173,175,222,498 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969 Seite 9 - Hlawitschka, Eduard: Konradiner-Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis. Ein Rückblick auf 25 Jahre Forschungsdisput. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2003 Seite 41,109,174 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 52,96 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 251,367,375,398 - Kaiser Heinrich II. 1002-1024. Begleitband zur Bayerischen Landesausstellung 2002 Konrad Theiß Verlag GmbH 2002 Seite 16 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 66 - Ludat, Herbert: An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Böhlau Verlag Weimar Köln Wien 1995, Seite 24,155 - Reindel, Kurt: Die bayerischen Luitpoldinger von 893-989, 1953 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 90 - Schneidmüller, Bernd/Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 12,13A,119 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 43,58,73,80 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 139, 249,342 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 98 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1999, Seite 23,25,28,158,220 - Weinfurter Stefan: Herrschaft und Reich der Salier. Grundlinien einer Umbruchszeit. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992, Seite 46 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 291 - Wikipedia -

    Begraben:
    Niedermünster

    Gisela heiratete von Bayern, Heinrich II. in 972. Heinrich (Sohn von von Bayern, Heinrich I. und von Bayern, Judith) wurde geboren in 951; gestorben am 28 Aug 995 in Bad Gandersheim [37575],Northeim,Niedersachsen,Deutschland; wurde beigesetzt in Bad Gandersheim [37575],Northeim,Niedersachsen,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 8. von Bayern, Heinrich II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 6 Mai 973; gestorben am 13 Jul 1024 in Göttingen [37001],Göttingen,Niedersachsen,Deutschland; wurde beigesetzt in Bamberg [96047],Bamberg,Bayern,Deutschland.
    2. 9. von Bayern, Brun  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 975/980; gestorben am 24 Apr 1029 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Augsburg [86150],Augsburg,Bayern,Deutschland.
    3. 10. von Bayern, Gisela  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 984; gestorben nach 1060 in Passau [94032],Passau,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Passau [94032],Passau,Bayern,Deutschland.
    4. 11. von Bayern, Brigida  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 985.

  3. 4.  von Burgund, Gerbergavon Burgund, Gerberga Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Konrad1) wurde geboren in 965/966; gestorben am 7 Jul 1018/1019.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Werl [59457],Soest,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; Gräfin von Werl
    • Titel/Amt/Status: Schwaben,Deutschland; Herzogin von Schwaben

    Notizen:

    Gerberga von Burgund
    Gräfin von Werl
    Herzogin von Schwaben
    965/66-7.7.1018/19
    Älteste Tochter des Königs Konrad von Burgund aus dem Hause der RUDOLFINGER aus seiner 2. Ehe mit der Mathilde von Frankreich, Tochter von König Ludwig IV.
    Nichte der Kaiserin Adelheid und König Lothars von Frankreich und Großnichte Kaiser OTTOS I. DES GROSSEN

    Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte Band 1 Seite 80

    18. Gerberga

    Tochter Konrads und der Mathilde (Tab. ex cod. Steynvelt. SS III 215: Gepa; Chron. Epternac. breve SS 15, 1307: Cilpa; Monum. Epternac. SS 23, 25; Chron. Albrici monachi Trium Fontium SS 23, 773, 782: (Gepa) vermählt in erster Ehe mit Graf Hermann von Werle, + 995 VII 13. (Krüger in Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 46 p. 519FF. und Stammtafel III; Baumann, Forschungen zur schwäbischen Geschichte p. 289ff.), in zweiter Ehe mit Herzog Hermann II. von Schwaben (Hermannus de egregia Francorum natus prosapia, regis Cunradi filiam de Burgundia nomine Gebirgam, regis Lotharii sororis filiam, de regno et de stirpe Magni Karoli, legittimo siscepit coniugio: Walteri hist. monast. Marchtelanensis SS 24, 664; vgl. auch Miracula s. Verenae SS IV 460; Herm. Contract. SS V 118).
    Aus ihrer ersten Ehe stammen Gisela, in dritte Ehe Gemahlin Kaiser KONRADS II. und Mutter HEINRICHS III., sowie Mathilde, die mütterliche Großmutter der gleichnamigen berühmten Markgräfin Mathilde von Tuscien.

    Brandenburg Erich: Seite 10, Tafel 5, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VIII. Generation 61.
    Gerberge
    *ca. 965/70, + wohl nach 1016
    Gemahl:
    a) Hermann Graf von Werl + nach 985
    b) ca. 988 Hermann II. Herzog von Schwaben (siehe VIII, 13) + 1003 4. V.

    Anmerkungen: Seite 128
    VIII. 61. Gerberge
    vgl. Brandenburg, Probleme um die Kaiserin Gisela Seite 8ff., Bollnow, Grafen von Werl 8f. und 28f., 44f.
    Die Geburtszeit läßt sich nur ungefähr bestimmen; es ist auch nicht ganz sicher, ob Bertha oder Gerberge die ältere Schwester war. Die Zeit der Vermählung mit Hermann von Schwaben ergibt sich ungefähr aus der Geburtszeit der Kinder und Enkel. Ob sie vorher mit einem Grafen von Werl vermählt war, muß zweifelhaft bleiben; mir scheint nach wie vor (trotz der Ausführungen Bollnows) diese Annahme wahrscheinlich, da sich die zweifellos vorhandene Verwandtschaft der Grafen von Werl mit dem salischen Kaiserhause nicht anders erklären läßt. Gerberge kommt zuletzt 1016 vor (Thietmar 9, 26), doch läßt sich aus der Stelle nicht mit Sicherheit schließen, ob sie damals noch lebte.
    Urkundlich erscheint sie zuletzt 1000 18. V., Diplomata 2, 2 n. 363. Ich bringe die Nachkommen aus der nicht völlig gesicherten ersten Ehe im Teil II [VIII 86].

    Ergänzungen (Wolf): zu 61 a: Kinder siehe IX 80
    zu 61 b: Kinder siehe IX 16-20

    Althoff Gerd: Seite 380, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    H 22 Me:
    7.7. Gerbirh ductrix Germahlin Herzog Hermanns II. von Schwaben

    (Es.) Gerberga ist zum 7. Juli auch im Necrolog des schwäbischen Herzogsklosters Marchtal (MGH Necrol. 1, S. 201) verzeichnet. Sie war die Tochter Konrads I. von Burgund (K 38) und Nichte der Kaiserin Adelheid (K 49).
    Zu den Einträgen von Verwandten dieser Kaiserin im Merseburger Necrolog siehe ausführlich oben Seite 163f.
    Zu den Problemen um Gerbergas Ehe mit einem Grafen von Werl vgl. Leidinger, Die Grafen von Werl, S. 83ff. mit weiteren Hinweisen.
    Allg. siehe NDB 8, Seite 641f.

    Glocker Winfrid: Seite 300, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VI. 22 Gerberga (Guepa)
    * c 965/66- 1019 (eventuell 1018) am VII 7
    c 980 1. oo Hermann Graf ("von Werl") + 985/c 988
    c 988 2. oo Hermann II. Herzog von Schwaben - 1003 V 4

    Gerberga, die zuerst mit Graf Hermann von Werl und dann mit Herzog Hermann II. von Schwaben vermählt war, ist als Tochter der Mathilde, Gemahlin Konrads von Burgund, in der genealogischen Tafel der OTTONEN aus dem Codex Steinfeldensis (gedruckt: SS III 215), in der Vita Adalberonis II. Mettensis ep. c. 17, SS IV 664, sowie in der späten Vita S. Willibrordi c. 22, SS XXIII 25, bei dem ebenfalls sehr späten Alberich von Trois-Fontains in dessen Chronica a. 996, SS XXIII 773, und in dem Brief Abt Siegfrieds von Gorze betreffs der Heirat Kaiser HEINRICHS III. mit Agnes von Poitou (Druck bei Giesebrecht, Kaiserzeit Bd. 2, S. 714-718) bezeugt.
    Alle Belege für die Filiation unserer Gerberga von König Konrad von Burgund hat Bollnow, Grafen S. 28, Anm. 1, zusammengestellt.
    Der angegebene Geburtstermin ergibt sich aus dem Heiratsdatum ihrer Eltern als dem frühest möglichen Zeitpunkt und aus dem ungefähren Datum ihrer eigenen Eheschließung, wie dies Hömberg, Geschichte S. 13, Anm. 13, ermittelt hat.
    Letztmals ist Gerberga bei Thietmar VIII c. 26, S. 522 lebend bezeugt. Ihren Sterbetag nennt das Marchtaler Nekrolog; das von Leidinger, Untersuchungen S. 83, mit ca 1020 nur ungefähr ermittelte Sterbejahr konnte von Hilsch, Regenbach S. 59, Anm. 18, wie angegeben präzisiert werden. Wir folgen Leidinger a.a.O. bei der Reihung der beiden Töchter der Mathilde: er setzt Gerberga als die ältere und Bertha als die jüngere an, da Mathilde den Namen ihrer Großmutter trage, und sie dann auch selbst der eigenen älteren Tochter den Namen von deren Großmutter mütterlicherseits gegeben habe.
    Müller, Heribert S. 234 f., bes. Anm. 156, und ebd. äußert Zweifel an der sonst allgemein anerkannten Identifikation der mit Namen Gerberga bekannten Gemahlin Graf Hermanns von Werl mit der Tochter König Konrads von Burgund des gleichen Namens. Er weist darauf hin, dass die Identifizierung nur aus dem Rückschluß zweier indirekter Bezeugungen des erst um die Mitte des 12. Jahrhunderts arbeitenden Annalista Saxo (a. 1026 und a. 1082, SS VI 676 und 720) basiert und gerade dem Annalista bei den Werler Nachrichten Fehler unterlaufen sind; so behauptet er, Gerberga sei in Werl geboren.
    Müller S. 238 kann es sich insbesondere nicht vorstellen, dass eine burgundische Königstochter einen kleinen westfälischen Grafen geheiratet haben soll. Doch ist Müller zu entgegnen, dass er die Nachricht der Annales Quedlenburgenses a. 1019, SS III 84, vernachlässigt hat, in der die WERLER zweifelsfrei als "consobrini imperatoris" (d. i. HEINRICHS II.) erwiesen sind, was wohl kaum anders erklärbar ist als über die Herkunft ihrer Mutter (bezeugt in D O III. 363) Gerberga aus dem burgundischen Königshaus, dem auch Gisela, die Mutter HEINRICHS II. (vgl. oben V, 23), entstammte.
    Gerberga erwirkte 997 von OTTO III. dem Stift Meschede einen Besitz in Stockhausen. Drei Jahre später erhielt sie für das von ihr gegründete Nonnenkloster in Oedingen eine Bestätigungsurkunde, die dem Kloster freie Wahl der Äbtissin und ihrem Sohn Hermann III. und seinen Nachkommen die Stellung des Klostervogtes zusicherte. Sie wurde 1016 nochmals erwähnt, als sie nach unklarer Quellenlage im Streit mit dem Erzbischof von Köln wohl wegen der dritten Heirat ihrer Tochter Gisela von diesem gefangengesetzt wurde.

    Frommer Hansjörg: Seite 26, "Die Salier"

    Gerberga war eine Urenkelin der Herzogin Reginlindis, eine Enkelin der schwäbischen Herzogstochter Bertha, die den burgundischen König Rudolf geheiratet hatte. Diese familiäre Beziehung zur ältesten schwäbischen Herzogsfamilie war sicher für Hermanns Stellung in Schwaben nicht unwichtig. Von größerer Bedeutung aber war, dass Gerbergas Mutter Mathilde eine Enkelin HEINRICHS I. und seiner Frau Mathilde war, die Tochter ihrer Tochter Gerberga, die mit dem französischen König Ludwig IV., einem KAROLINGER, vermählt gewesen war. Hermann gehörte also über seine Frau Gerberga zur sächsischen Königsfamilie, und seine Ernennung zum Herzog von Schwaben bedeutete auch eine Anerkennung dieses herausragenden Ranges durch den Kaiser.

    Schölkopf Ruth, "Die sächsischen Grafen 919-1024 "

    Die gesicherte Geschichte des Werler Grafenhauses begann 997, als OTTO III. dem Stift Meschede ob petitionem Gerbergae comitissae einen Besitz in Stockhausen in pago Locdorf ac in comitatu Herimanni comitis übertrug. Drei Jahre später erwirkte eine matrona Gerberga für das von ihr gegründete Nonnenkloster in Oedingen in pago Lacdorpgo in comitatu Herimanni eius filius von OTTO III. eine Bestätigungsurkunde, die dem Kloster freie Wahl der Äbtissin und ihrem Sohn Hermann und seinen Nachkommen die Stellung des Klostervogtes zusicherte.
    Ungefähr in die gleiche Zeit fällt die Auseinandersetzung Hermanns von Werl mit Erzbischof Heribert von Köln. Anlaß der Feindseligkeit war die durch den Erzbischof erfolgte Festnahme Gerbergas, der Mutter des Grafen. Die tieferen Gründe dieses Vorgehens treten nicht zutage.
    Fragen wir zunächst: wer war die urkundlich bezeugte Gerberga? Bollnow stellte als Ergebnis seiner Arbeit an Hand des sächsischen Annalisten fest, dass Gerberga, die Mutter Hermanns von Werl, allenfalls mit Gerberga von Burgund, der Tochter König Konrads von Burgund und der Mathilde, einer Enkelin HEINRICHS I., identisch sein könnte, was nach seiner überkritischen Methode keinesfalls für ihn zwingend ist. Von einer Vermutung zur Behauptung und deren Begründung ging Fr. von Klocke über. Er unterschied eine Gerberga "aus dem Sauerland" von Gerberga von Burgund. Die Stifterin des Klosters Oedingen sei identisch mit Gerberga aus dem Sauerland, einer Frau von großer Tatkraft und reichem väterlichen Erbgut, mit dem sie wesentlich zum Ausbau des Machtbereiches der Werler Grafen beigetragen habe. Wer ihr Gatte war, ist ungewiß. Fr. von Klocke schaltete sowohl den 978 erwähnten als auch den 985 bezeugten Grafen Hermann als Stammvater der Werler Grafen aus. Als gesichert ließ er nur gelten, dass der von Thietmar genannte und in der Stiftungsurkunde aufgeführte Hermann ihr Sohn war. Die Unterscheidung der beiden Gerbergen ging wesentlich von der Titulierung comitissa und der Tatsache ihrer Festnahme durch den Erzbischof von Köln aus. Gerberga von Burgund sei hingegen wesentlich jünger gewesen. Sie habe nach dem Tode ihres ersten Gatten, des Herzogs Hermann von Schwaben, in zweiter Ehe den seit 997 bezeugten Grafen Hermann, den Sohn der Gerberga aus dem Sauerland und den ersten wirklich in Werl erweisbaren Angehörigen dieses Grafenhauses, geheiratet. Gerberga habe aus erster Ehe schon die beiden Töchter Mathilde und Gisela, wie Hermann von einer unbekannten Gattin die Söhne Heinrich, Konrad und Adalbert gehabt. Aus beider um 1004 geschlossenen Ehe seien dann die Kinder Rudolf, Bernhard und Mathilde hervorgegangen. Hömberg dagegen trat nachdrücklich für eine Personengleichheit der beiden Gerbergen ein. Endgültige Sicherheit ist meines Erachtens aus Mangel an Zeugnissen nicht zu gewinnen. Gerberga war vermutlich in erster Ehe mit einem ungenannten Grafen von Werl verheiratet, den Bollnow vorsichtigerweise nicht namhaft macht. In zweiter Ehe heiratete sie Herzog Hermann von Schwaben, dem sie die Kinder Gisela - die spätere Kaiserin - Beatrix, Bertold und Hermann (Herzog von Schwaben, + 1012) gebar. Bollnow hielt eine dritte Ehe nach dem Tode Herzog Hermanns (+ 1003) erneut mit einem Grafen von Werl für nicht ausgeschlossen. Die Schwierigkeit beruht darin, dass der sächsische Annalist als Geschwister der Gisela von Schwaben erwähnt: soror eius Mathildis fratresque eius Rodulfus et Bernardus nati erant in Westfalia de loco, qui dicitur Werla. Zweifel an der Richtigkeit seiner Aussage ergeben sich dadurch, dass Rudolf in der Vita Meinwerci kein einziges Mal in den Zeugnislisten auftauchte. Andererseits wird man aus chronoligischen Erwägungen den Bernhard des Annalisten mit Bernhard, dem Sohn des Grafen Hermann von Werl, identifizieren müssen, so dass dem Annalisten in der Generationsfolge ein Gedächtnisfehler unterlaufen wäre. Bollnow löste das Problem auf die Weise, dass er Hermann von Werl einen Sohn Gerbergas aus erster Ehe und damit einen Halbbruder der Kaiserin Gisela sein ließ. Die übrigen Geschwister der Gisela, die der Annalist aufführte - also Mathilde, Rudolf und Bernhard - sollen Kinder des Grafen Hermann (von Werl) und damit GiselasBruderkinder sein. Die Lösung hat viel für sich, zumal wenn man die zweite Ehe Hermanns in Erwägung zieht, die Bollnow nicht erwähnte. Wir können nur mutmaßen, dass vielleicht Rudolf und Mathilde Kinder aus dieser zweiten Ehe waren, was allerdings der Aussage Thietmars widerspricht, der die Ehe wegen der nahen Verwandtschaft für kinderlos hielt: nullam in procreanda prole spem deinceps adipiscitur. Diese Aussage stand möglicherweise unter dem Eindruck der göttlichen Strafe für die Exkommunikation. Vielleicht wurden die Kinder auch erst nach Thietmars Tod (+ 1018) geboren. Die zweite Ehe würde erklären, warum Rudolf, der an zwei Stellen als comes natus de Westfalia, ex loco, qui dicitur Werla bezeugt ist, in der Vita Meinwerci nicht unter den vier Söhnen Hermanns aufgezählt wurde. Zum Zeitpunkt des Testates (1024) war er demnach noch unmündig und kam als Zeuge nicht in Betracht, da er frühestens 1007 geboren wurde. Hömberg fand eine andere Lösung, auf die in einem anderen Zusammenhang bereits hingewiesen wurde.
    Ebenso strittig ist die Beantwortung der Frage nach Gerbergas Gatten. Bollnow wich ihr aus. Er begnügte sich mit der allgemeinen Feststellung, dass er ein Graf von Werl war. Hömberg machte Graf Bernhard als Gatten der Gerberga namhaft.
    In Frage käme ein Graf Hermann, der zur gleichen Zeit auftrat. Nach Auslage einer Urkunde sprach er im Ort Böllinghausen (bei Erwitte) im Gau Engern Recht, der in den Besitz des Klosters Meschede überging. Dieses Gebiet liegt in der Nähe von Werl, dem Stammsitz der Familie. Es schließt sich organisch an die Grafschaft des Grafen Hermann im Locdorpgau an. Zeitliche Bedenken erheben sich ebenfalls nicht. Vor allem spricht eine Erwähnung bei Thietmar dafür, ihn als Mitglied des Werler Grafenhauses zu betrachten. Die Textstelle besagt, dass 984 der Streit zwischen Heinrich von Bayern und seinem Sohn - dem späteren König - Herimanni comitis consilio geschlichtet wurde. Was konnte einen westfälischen Grafen veranlassen, sich in Sachen des bayerischen Herzogshauses zu verwenden. Die Antwort lautet: hier sprachen verwandtschaftliche Verpflichtungen mit. Gerbergas Halbschwester und somit Hermanns vermutliche Schwägerin war Gisela, die Gattin des Bayern-Herzogs Heinrich des Zänkers, der sich 984 mit seinem Sohn auseinandersetzte. Von hier aus gesehen erhellt sich die schon erwähnte Bezeichnung der Annalen consobrini imperatoris für die Söhne Hermanns von Werl. Hömberg hielt den 978 erwähnten Grafen Hermann für Gerbergas Schwiegervater, und zwar auf Grund der Tatsache, dass ihr Sohn wiederum den Namen Hermann trug. Da nur eine einzige Erwähnung vorliegt, können aus seinen Amtsdaten auch nicht annähernd gesicherte Angaben über das Alter des genannten Grafen gemacht werden. Alle anderen Kombinationen - wie Gatte oder Schwager - haben darum genau so viel Wahrscheinlichkeit für sich. Vielleicht war er mit dem Grafen Hermann identisch, der nach dem Fuldaer Totenbuch am 13. Juli 995 starb, zu welchem Tage auch das Merseburger Totenbuch das Ableben eines Grafen Hermann verzeichnete.

    Weinfurter Stefan (Hg.): Band I Seite 226,232, "Die Salier und das Reich"

    Die Vermutung, in dieser Schlacht des Sohnes der Mathilde und der Gatte der Gisela gegen den Gatten der Beatrix seien Auseinandersetzungen um das Erbe dieser drei Schwestern, der Töchter Herzog Hermanns II. und der Gerberga, gewaltsam ausgetragen worden, ist sehr wahrscheinlich und zudem neuerdings mit dem Hinweis gestützt worden, daß der Zeitpunkt der Auseinandersetzungen durch den Tod der Gerberga bestimmt sein dürfte. Ihr Todestag (7.7.) ist aus Nekrologeinträgen bekannt, als Todesjahr wurde "nach 1016" bzw. "um 1020" angenommen. Eine Präzisierung des Todesjahres auf 1018 oder 1019 erscheint daher plausibel [Hilsch, Regenbach (wie Anmerkung 35) Seite 58f.]

    Ennen, Edith: Seite 67-68, "Frauen im Mittelalter"

    Gisela ist wohl um 990 geboren, war eine Tochter des Herzogs Hermann II. von Schwaben und der Gerberga, Tochter des Königs Konrad von Burgund, des Bruders der Kaiserin Adelheid. Geboren ist Gisela in Schwaben, vorausgesetzt, daß ihre Mutter Gerberga erst in zweiter Ehe den Grafen Hermann von Werl in Westfalen geheiratet hat.

    Erkens, Franz-Reiner: Seite 32, "Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers."

    Als KONRADINERIN stammte Gisela aus einer der vornehmsten Familien des Reiches, über ihre Mutter Gerberga aber, eine Tochter des burgundischen Königs Konrad (+ 993) und eine Enkelin des westfränkischen Herrschers Ludwig IV. (+ 954), eines KAROLINGERS, war, ging ihre Ahnenreihe direkt auf KARL DEN GROSSEN zurück, auf die alles überragende Herrschergestalt also, in deren Tradition sowohl die ostfränkisch-deutschen als auch die westfränkisch-französischen Könige standen. Daß der Kaplan Wipo diese verwandtschaftlichen Beziehungen ausdrücklich hervorhebt, während er die ottonische Abstammung KONRADS unerwähnt läßt, zeigt, wie sehr das Ansehen eines Adelsgeschlechtes wuchs, wenn in den Adern seiner Mitglieder karolingisches Blut floß.

    Hlawitschka, Eduard: Seite 47-57,136-140, "Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands"

    Hermann II. war, wie auf der Tafel weiterhin ersichtlich ist, mit Gerberga, einer Tochter des Königs Konrad von Burgund, verheiratet. Da Gerbergas Mutter, das König Konrads Gemahlin Mathilde, ihrerseits eine Tochter König Ludwigs IV. von Frankreich und Gerbergas, einer Tochter König HEINRICHS I., war, hatte Hermanns Gemahlin Anteil am OTTONEN-Blut.
    Die Geburtszeiten der Geschwister Giselas fügen sich auch bestens zu den erkennbaren Lebensdaten ihrer Mutter Gerberga, die ja vor der ca. 986 mit Hermann II. von Schwaben geschlossenen Ehe schon einmal mit dem Grafen Hermann von Werl verheiratet war und diesem drei Söhne geboren hatte. Und dabei scheint diese erste Ehe Gerbergas von ca. 978/80-985 gewährt zu haben (vgl. P. Leidinger, Untersuchungen zur Geschichte der Grafen von Werl Seite 49f. und Tafel II am Bandende), was den für unseren Zusammenhang wichtigen Schluß zuläßt, daß Gerberga spätestens um 965 geboren sein wird. Wenn man aber - mit der Speyerer Bleitafel - Gisela erst am 11.XI.999 geboren sein läßt und danach - wegen der Bemerkungen in den Miracula S. Verenae über die Geburt der Töchter Hermanns II. vor dem erhofften Knaben - die Geburt Hermanns III. erst frühestens ins Jahr 1000 (eventuell auch erst noch später) setzen kann, so führt das schon wieder nahe an die Fruchtbarkeitsgrenze Gerbergas heran. Wahrscheinlich hat Gerberga ihre drei Töchter 986/87-990, ihren Sohn Hermann III. eventuell 991 oder erst 994 - nach dem 992 geborenen und nach einem Jahr verstorbenen Berthold - zur Welt gebracht.

    Schnith Karl: Seite 95,99, "Frauen des Mittelalters in Lebensbildern"

    Giselas Mutter Gerberga war von noch höherer Abkunft. Sie war die Tochter König Konrads von Burgund und Mathildes, der Tochter des KAROLINGERS Ludwig d'Outremer, über den ihr Stammbaum bis zu KARL DEM GROSSEN zurückzuführen war; sie war außerdem eine Nichte der Kaiserin Adelheid. Die Ehe ihrer Eltern bestand seit mindestens 989/90.
    Ebensowenig klar ist die möglicherweise vermittelnde Rolle der Ehe von Giselas Mutter Gerberga mit einem Grafen Hermann von Werl in Sachsen. War es ihre erste Ehe - wie meist angenommen wird [Leidinger; Seite 31-52; Huschner, in Uitz/Pätzold/Beyreuther, Seite 110, Hlawitschka, Untersuchungen Seite 152/53; anders: Klocke, F. v., Die Grafen von Werl und die Kaiserin Gisela, in: Westfälische Zeitschrift 98/99 (1949), Seite 67-167; Wunder Seite 2.] -, so könnten davon Beziehungen zu sächsischen Fürsten herrühren; sollte es die zweite gewesen sein, so könnte Gerberga nach 1003 ihre Tochter nach Sachsen mitgenommen haben - woraus sich die Angabe von Werl als Geburtsort Giselas beim Annalista Saxo erklären ließe - und sie dann mit Brun verheiratet haben.

    Thietmar von Merseburg: Seite 468, "Chronik"

    Sein Nachfolger Dietrich, der Sohn meiner Mutterschwester, mußte von Graf Hermanns Sohn Heinrich [von Werl], wie berichtet, viel Schmach hinnehmen. In diesem Jahre nun lebte der zeitweise beigelegte Streit wieder auf. Erzbischof Heribert von Köln mußte lange viele Belästigungen durch den Grafen hinnehmen. Kein Wunder, hielt er doch dessen Mutter [Hermanns Mutter Gerberga, vgl. VII, 49] eine ganze Weile in Haft.

    Hilsch, Peter: Seite 58, "Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela"

    Der Ehemann der Beatrix, Adalbero, der von Kaiser HEINRICH II. gegen den Sohn seines Vorgängers zum Kärntner Herzog erhoben worden war, kämpfte gegen den in Kärnten "enterbten" jüngeren Konrad (Sohn der Mathilde und Konrads von Kärnten) und dem älteren Konrad (den späteren König und 1019 bereits Ehemann unserer Gisela) vermutlich um ihre schwäbisch-fränkischen Güter, wurde jedoch in einer regelrechten Schlacht bei Ulm geschlagen. Für den Zeitpunkt des Kampfes könnte der Tod der Mutter Gerberga entscheidend gewesen sein [Leidinger (wie Anmerkung 13) Seite 87 nimmt ihren Tod vage "um 1020" an. Der Todestag ist aus dem Marchtaler Nekrolog (MGH Necrologiae Band 1, Seite 201) bekannt: der 7. Juli. Im Licht unserer Überlegungen wäre an den 7. Juli 1019, eher noch 1018 zu denken.].

    Uitz, Erika/Pätzold, Barbara/Beyreuther, Gerald: Seite 110, "Herrscherinnen und Nonnen. Frauengestalten von der Ottonenzeit bis zu den Staufern"

    Giselas Mutter, Gerberga von Burgund, die um 965 geboren wurde, vor ihrer Heirat mit Hermann II. von Schwaben schon eine Ehe mit dem westfälischen Grafen Hermann I. von Werl geführt und die Söhne Hermann II, Rudolf und Bernhard zur Welt gebracht. Gerbergas Gemahl starb etwa 985/986. Die Verbindung mit dem der konradinischen Familie angehörenden Hermann von Schwaben währte wahrscheinlich von 987 oder 988 bis zu dessen Todestag am 4. Mai 1003. Gisela wurde demnach in Schwaben geboren, verbrachte hier ihre Kindheit und erhielt eine sorgfältige und gediegene Erziehung.

    um 980 1. oo Hermann I. Graf von Werl - um 985/88
    988 2. oo Hermann II. Herzog von Schwaben 945/50-4.5.1003

    Kinder:
    1. Ehe
    - Hermann II. ca 980-14.5. nach 1024
    - Rudolf-Ludolf ca 982/86-12.7. um 1044
    - Bernhard II. Graf von Hoevel ca 982/86- um 1059

    2. Ehe
    - Mathilde ca 988-29.7.1031/32
    1003 1. oo Konrad I. Herzog von Kärnten um 975-12.12.1011
    1014 2. oo Friedrich II. Herzog von Lothringen -13.5.1026/27
    nach 1026/27 3. oo Esiko Graf von Ballenstedt - um 1059/60
    - Gisela 13.11.989-15.2.1043
    vor 1002 1. oo Bruno Graf von Braunschweig ca 975/80- ca 1010 ermordet
    um 1010 2. oo Ernst I. Herzog von Schwaben 970-31.5.1015
    1016 3. oo KONRAD II. 12.7.990-4.6.1039
    - Berthold Anfang 992- Anfang 993
    - Beatrix ca 990/1000-12.5. nach 1025
    1019 oo Adalbero I. Herzog von Kärnten um 980-28.11.1039
    - Hermann III. ca 994/vor 1.995-1.4.1012
    oder 991/92 (Hlawitschka)

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 380 H 22 - Bollnow, Hermann: Die Grafen von Werl. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte des 10. bis 12. Jahrhunderts. Dissertation Stettin 1930 Seite 8,28,44 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 26,28,67 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 226,232,248 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 67-68 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 32 - Fried, Johannes: Prolepsis oder Tod? Methodische und andere Bemerkungen zur Konradiner-Genealogie im 10. und frühen 11. Jahrhundert - Hilsch, Peter: Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 42 1983 Seite 52-81 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969 Seite 65 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987 Seite 47-57,68,73,103,119,136-140, 152,169 - Hlawitschka, Eduard: Wer waren Kuno und Richlind von Öhningen? Kritische Überlegungen zu einem neuen Identifizierungsvorschlag. In: Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 128 1980 Seite 1-49 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 367 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 66,321 A 35 - Maurer, Helmut: Der Herzog von Schwaben. Grundlagen, Wirkungen und Wesen seiner Herrschaft in ottonischer, salischer und staufischer Zeit, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1978 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 90 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 91,95,99,125,156 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 408,468 - Uitz, Erika/Pätzold, Barbara/Beyreuther, Gerald: Herrscherinnen und Nonnen. Frauengestalten von der Ottonenzeit bis zu den Staufern, Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1990 Seite 109,114,123 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 63,220 - Wolf Armin: Wer war Kuno von Öhningen? Überlegungen zum Herzogtum Konrads von Schwaben (+ 997) und zur Königswahl vom Jahre 1002. in Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters Band 36, Seite 25-83 1980 -

    Familie/Ehepartner: von Werl, Hermann. Hermann wurde geboren um 950; gestorben in 985/988. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 12. von Werl, Hermann II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 980; gestorben nach 1025.
    2. 13. von Werl, Rudolf  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 982/986; gestorben um 1044.
    3. 14. von Werl, Bernhard II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 982/986; gestorben nach 1030.

    Gerberga heiratete von Schwaben, Hermann II. in 988. Hermann (Sohn von von Schwaben, Konrad und von Marchtal, Judith) wurde geboren in 945/950; gestorben am 4 Mai 1003. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 15. von Schwaben, Mathilde  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 988; gestorben in 1031/1032; wurde beigesetzt in Worms [67547],Worms,Rheinland-Pfalz,Deutschland.
    2. 16. von Schwaben, Gisela  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 13 Nov 989; gestorben am 15 Feb 1043 in Goslar [38640],Goslar,Niedersachsen,Deutschland; wurde beigesetzt in Speyer [67346],Speyer,Rheinland-Pfalz,Deutschland.
    3. 17. von Schwaben, Beatrix  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 990/1000; gestorben nach 1035.
    4. 18. von Schwaben, Berthold  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 992; gestorben in 993.
    5. 19. von Schwaben, Hermann III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 994; gestorben am 1 Apr 1012.

  4. 5.  von Burgund, Berta Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Konrad1) wurde geboren in 964/965; gestorben nach 1010.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Blois [41000],Loir-et-Cher,Centre-Val de Loire,Frankreich; Gräfin von Blois
    • Titel/Amt/Status: Frankreich; Königin von Frankreich

    Notizen:

    Bertha von Burgund
    Königin von Frankreich
    Gräfin von Blois
    um 964/65- nach 1010
    2. Tochter des Königs Konrad von Burgund aus seiner 2. Ehe mit der Mathilde von Frankreich, Tochter von König Ludwig IV.

    Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 2022

    Bertha von Burgund, Königin von Frankreich
    * um 965, + nach 1010
    Tochter König Konrads von Burgund

    Wurde um 980 wohl durch Vermittlung ihres Onkels, König Lothars von W-Franken, dem an einem Bund mit den Häusern BLOIS und VERMANDOIS gegen Hugo Capet lag, mit Graf Odo I. von Blois-Tours-Chartres vermählt. Als dieser in äußerster Bedrängnis - durch den gemeinsamen Angriff Graf Fulko Nerras von Anjou und des inzwischen König gewordenen Hugo Capet - am 12. März 996 starb, gelang es seiner Witwe, Hugos Sohn und Mitkönig Robert II. als Beschützer zu gewinnen, der sie nach des Vaters Tod (24. Oktober 996) in 2. Ehe heiratete. Gegen diese Verbindung drohte Papst Gregor V. wegen zu naher Verwandtschaft der Gatten, auf der Synode von Pavia (Februar 997) die Exkommunikation an, die, nach vergeblichem Vermittlungsversuch Abbos von Fleury angesichts des Beharrens der Partner 998 ausgesprochen wurde. Um 1003/04 hat Robert, auch wohl wegen Kinderlosigkeit, die Verbindung gelöst und Konstanze von Provence in 3. Ehe geheiratet, dann aber, um 1010, erneut versucht, von Papst Johannes XVIII. die Ehe mit Bertha anerkennen zu lassen. Die Rivalität zwischen Bertha und Konstanze hat auch den französischen Hof in sich erbittert befehdende Parteien gespalten und in der Sage, derzufolge Bertha ein Monstrum mit Gänsefüßen gebar, Spuren hinterlassen. Bertha, die ihren Sohn Odo II. Ansprüche auf das Königreich Burgund hinterließ, hat längere Zeit die Grafschaften ihres Gemahls erfolgreich regiert und dabei den Titel regina mehrfach geführt.

    Brandenburg Erich: Tafel 5 Seite 10, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VIII. 60. BERTHA
    * ca. 964/65, + nach 1010
    Gemahl:
    a) ca. 983 Odo I. Graf von Blois (siehe VIII 10)
    b) Anfang 997 Robert II. König von Frankreich (siehe X 137)
    geschieden ca. 1000 wegen Verwandtschaft

    Anmerkungen: Seite 128
    VIII. 60. BERTHA

    Die Geburtszeit will Blümcke, Burgund unter Rudolf III. auf etwa 964 setzen, ähnlich Poupardin, Bourgogne 388. Sie kann auch etwas später fallen. Sie war 984 bereits mit Odo vermählt. Bouquet 11, 655.
    Zweite Vermählung nach dem Tode Hugo Capets (996 24. X.) vor der Synode von Pavia, die diese Heirat beanstandete (Mitte 997), siehe Pfister, Robert 53. Scheidung nach 999 26. X. (Bouquet X 577) vor 1001 IX. (ib. X, 569 Anmerkung), Pfister
    (...)

    Werner Karl Ferdinand: Seite 475, "Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)"

    VIII. Generation 6-9

    Zur zweiten Ehe Berthas, die sich nach Odos I. Tod mit Robert II. verband (die Ehe wurde auf päpstliches Betreiben, nach anfänglichem Widerstand König Roberts aufgelöst) vgl. Brandenburg X, 137 (Seite 67).
    Bemerken wir, daß Bertha aus ihrer Ehe mit Odo nie einen Sohn namens "Robert" hatte, wie Brandenburg IX, 9 angibt. Einziger, vermeintlicher Beleg ist eine Zeugenliste in der von Newman, Catalogue des actes de Robert II, 135f. als Fälschung des 12. Jahrhunderts eingestuften Urkunde von 989: S. Hugonis regis, S. Odonis comitis, S. Roberti filii eius, S. Tetbaldi filii eius, S. Odonis, alterius filii eius. Man hat längst bemerkt, daß das alterius nur zwei Söhne Odos I. voraussetzt, Tedbald II. und Odo II. In Robert sah man den an die falsche Stelle gesetztenRobert II., Sohn König Hugos. In Wahrheit ist für "filii eius" bei Robert vicecomitis zu lesen, und gemeint ist der Aussteller der Urkunde, der Vicomte Robert von Blois, der ohne diese von uns vorgeschlagene Richtigstellung in der Subskription seiner Urkunde gar nicht erschiene! Da Tedbald II. kurz vor seinem Tode 1004 zum Bischof von Chartres gewählt worden war und vergebliche Versuche unternahm, die päpstliche Genehmigung zu erlangen, wird seine Geburt und damit das Datum der Ehe Berthas mit Odo I. früher als ca. 983 (so Brandenburg) anzusetzen sein. In einer Urkunde, die wie die eben zitierte vom Vicomte Robert von Blois für die Abtei Notre Dame d'Evron (Dep. Mayenne) ausgestellt wurde (Cartulaire de S.-Pere de Chartres, ed. B. Guerrard, 1, 77-79), erscheinen nebeneinander, in der durchaus unverdächtigen Zeugenliste, nach Herzog Hugo (Capet), Graf Odo I. und seinem Bruder, dem Erzbischof Hugo von Bourges, S. Letgardis comitissae, S. Berte comitisse. Man hat diese Urkunde auf 985 datiert, ausgehend von dem ihr erwähnten Tod des Abtes Wibert von S.-Pere. Das Jahr von dessen Tod ist aber gar nicht genau bekannt; der Herzog datiert seine Abtszeit bis c 980, die letzte datierte Urkunde, die ihn nennt, ist von 967 III 8. Es ergibt sich, daß nicht nur Ledgard, die Gattin Tedbalds I., bis c 980 gelebt hat (siehe oben VII, 7), sondern daß um diese Zeit Odo I., seit 975 Graf von Blois, schon mit der burgundischen Königs-Tochter Bertha vermählt war.

    Glocker Winfried: VI, 23; Seite 300, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VI, 23 BERTHA
    * c 967/68, + nach 1010
    1. oo c 984 Odo I., Graf von Blois, + 996 III 12
    2. oo 997 Anfang König Robert II. von Frankreich (seit 996), * c 970, + 1031 VII 7 (Ehe 1004 IV wegen zu naher Verwandtschaft geschieden)

    Die Filiationsbelege für Bertha, Tochter der Mathilde und König Konrads, hat Diener, Könige Nr. 15, zusammengestellt.
    Zu Berthas Heirat mit Graf Odo I. von Blois, vgl. Landsberger, Odo S. 17, Anm. 55; das Jahr von Berthas Vermählung mit Odo hat Werner VIII, 6-9 näher bestimmt. Berthas zweite Ehe mit König Robert II. von Frankreich bezeugt Richer IV c. 108, S. 328.
    Zur Scheidung des Paares wegen zu naher Verwandtschaft - beide stammten im Verhältnis 3 : 3 von König HEINRICH I. ab - vgl. Pfister, Etudes S. 57 und 70, sowie jetzt Dhondt, Femmes S. 48 f.

    Diener, Ernst: Seite 80, "Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen" in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908

    15. BERTA
    Tochter Konrads und Mathildes (Tab. geneal. ex cod. Steynvelt. SS III 215; Herm. Contract. SS V 121; Rod. Glaber SS VII 64; Hugonis Flaviniac. chron. SS VIII 364, 366; Modern. regum Francor. actus SS IX 387; Wiponis vita Chuonr. imp. SS 11, 269), vermählt 1. mit Odo I. von Champagne (vgl. Landsberger, Graf Odo I. von der Champagne. Diss. Göttingen, Berlin 1878, p. 17 ff.), Witwe 995, in 2. Ehe mit König Robert von Frankreich (Rotbertus rex patri succedens, suorum consilio Bertam duxit uxoerem: Richeri histor. SS III 657), geschieden 998 wegen zu naher Blutsverwandtschaft (Roberts väterliche Großmutter Hedwig und Berthas mütterliche Großmutter Gerberga waren Schwestern, Töchter des deutschen Königs HEINRICHS I.).

    Treffer Gerd: Seite 75-76, "Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert)"

    BERTHA VON BURGUND - die tatsächlich Geliebte
    Geboren: 964 - Heirat 996 Melun - + um 1024
    Zweite Gemahlin Roberts II. des Frommen (* 971; König 996-1031)

    Bertha ist seit Anfang des Jahres 996 Witwe. 983 hatte sie Odo I., den Grafen von Blois-Chartres, geheiratet und fünf Kinder von ihm geboren, darunter als ältesten einen Robert, der von König Robert II. über das Taufbecken gehalten wurde. Im Frühjahr 996 war deiser erste Mann gerade zur "rechten zeit" an einer "blitzartigen Krankheit" verstorben.
    Bertha und Robert kennen sich schon lange, sie sind ja verwandt, Cousin und Cousine dritten Grades, und Bertha ist von höchster Abkunft. Sie ist die zweite Tochter von Konrad I., dem Friedlichen, König von Burgund, und seiner Frau Mahaut (oder Mathilde) von Frankreich, der Tochter Ludwigs IV. von Übersee. Über ihre Mutter ist Bertha also eine Art Brücke zurück zu den KAROLINGERN. Berthaist über dreißig, als sie 996 Robert II. heiratet, der gerade den Thron bestiegen hat. Roberts Leidenschaft für Bertha ist aufrichtig, sie hält ihn gefangen. Der König findet bei seiner blonden Gemahlin Anschmiegsamkeit, Hingabe, Heiterkeit, alles Eigenschaften, die auch seinem Charakter eignen. Das Paar lebt ein privates Glück, aber auch einen unablässigen Kampf gegen Rom, das weniger verständnisvoll ist als die französischen Bischöfe. Und Papst Gregor V. [Persönlicher Einwurf: Als Urenkel Kaiser OTTOS I. war Gregor V. mit beiden Ehepartnern verwandt, denn Gerberga und Hadwig, Großmütter von Bertha und Robert II., waren Schwestern von Kaiser OTTO I.] ist kein Mann, der sich vom offensichtlichen Glück der königlichen Ehe erweichen ließe. Nach den Regeln der Kirche sind die Eheleute verwandt, und Robert ist der Pate von Berthas Sohn. So ist die Ehe nicht statthaft. Folglich muß sie zerbrochen werden. Die Verdammung durch Papst Gegor V. fällt um so heftiger aus, als dieser ein Vetter OTTOS III., des Kaisers, ist, der den KAPETINGER Aufstieg mißtrauisch beäugt. Ein Konzil tritt im Juni 997 rasch zu Pavia zusammen. Das Urteil dieser heiligen Versammlung lautet auf Exkommunikation des Königs, wenn er sich weigert, eine Bußreise nach Rom zu unternehmen. Trotz verschiedener Vermittlungsversuche vergiftet sich die Lage weiter. 998 bedroht ein allgemeines Konzil König und Königin mit Exkommunikation, wenn sie sich nicht trennen. Angesichts des Widerstandes des KAPETINGERS verfaßt Gregor V. schließlich eine besonders heftige Bulle: "Von diesem Tag an herrscht Kirchenbann über das ganze Königreich. Keine Messen, keine Sakramante. In das Feuer mit allem, was Hände und Lippen des Königs berührt haben."
    Trotz seiner großen Frömmigkeit wird Robert II. also wegen Bertha, seiner zweiten Frau, exkommuniziert, das Land mit Kirchenbann belegt, muß sich von ihr trennen, um wieder zu den Sakramenten zugelassen zu werden. Die schmerzhafte Entwicklung traumatisiert den König, denn er liebt diese Frau innig. Von seiner Erziehung geprägt und in seinem Herzen fromm, beugt sich der König aber lieber, statt einen Riß durch die Christenheit zu riskieren. Seine Haltung ist um so verdienstvoller als die Exkommunikation von den französischen Bischöfen harsch kritisiert wird, die - Vorläufer des Gallikanismus - von Rom das Zugeständnis erwarten, daß die normalen Gesetze der Kirche nicht zwangsläufig auf die Könige von Frankreich, Gesalbte des Herrn, zu übertragen sind ... Bertha wird aber nicht aus der königlichen Umgebung vertrieben. Sie trifft sich nach wie vor mit ihrem Ex-Gemahl. Und auch wenn sich dieser 1003 mit einer blutjungen Frau, Konstanze von Arles, vermählt, die ihm mehrere Söhne schenkt, gibt sie dennoch die Hoffnung nicht auf, eines Tages wieder ihre Macht und ihren Mann zurückzugewinnen.
    Als Roberts Favorit, der Graf von Beauvais getötet wird und Konstanze unter Mordverdacht steht, ziehen 1008 Robert und Bertha nach Rom. Ein Chronist schreibt, "die wegen Blutsverwandtschaft verstoßene Königin ... hoffte, unterstützt von gewissen Kreisen des Königshofes, daß ihr das Königreich auf Befehl des Papstes zurückgegeben werde". Sie hofft mithin auch, die Annullierung der Ehe Roberts mit Konstanze zu erreichen. Der Mönch auf dem Stuhl Petri aber setzt den Respekt vor der Kirche und ihren Dogmen über persönliche Betrachtungen. Bertha folgt Robert dennoch in seine Sommerresidenz Dreux und lebt noch 15 Jahre lang an der Seite Roberts. Sie stirbt um 1024, wohl im Schloß von Melun.
    Nach der Ehe mit Odo I. Graf von Blois heiratete Bertha ihren Vetter Robert II. den Frommen, König von Frankreich. Dieser verfiel ihr völlig, protegierte ihren Sohn Odo II. zum Nachteil der französischen Krone und beugte sich schließlich der Staatsraison. Eine angebliche Unfruchtbarkeit der Königin gestattete den kirchlichen Behörden, die Ehe zu annullieren. Bertha unterhielt weiterhin gute Beziehungen zum König und hatte sogar vor, sich mit Robert II. noch einmal zu verheiraten, als dieser sich von Konstanze von Arles trennte.

    Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Seite 87-98, "Die französischen Könige des Mittelalters"

    Roberts zweite Frau Bertha, wie Rozala ebenfalls von königlichem Geblüt und gleichfalls Witwe, war mit dem Grafen Odo I. von Blois verheiratet gewesen. Eine romantische und psychologisierende Geschichtsschreibung hat diese zweite Ehe Roberts (vermutlich April 997) als einen Akt jugendlicher Befreiung gegenüber einem übermächtigen Vater gedeutet. Doch steht dem die Tatsache entgegen, dass sich spätestens 991 Robert von Rozala trennte, "weil sie zu alt war".
    Aber auch die zweite Ehefrau erfüllte die in sie gesetzten Erwartungen nicht, zumal der päpstliche Stuhl Anstoß an dem allzu nahen Verwandtschaftsgrad der beiden Ehepartner genommen hatte.
    Freilich hatte die Königin auch allen Grund, mit ihrem Mann 'unzufrieden' zu sein. Denn dieser war - zusammen mit seiner Ex-Frau Bertha - vermutlich um das Jahr 1010 nach Rom gereist. Vielleicht machte er sich Hoffnungen auf einen päpstlichen Dispens. Dieser hätte es ihm dann ermöglicht, nach einer Scheidung von Constanze wieder rechtmäßig mit Bertha zusammenzuleben. Da seine zweite Ehefrau aber, wie bereits angedeutet, sehr eng, das heißt im 3. kanonischen Grad mit ihm verwandt war, was nach kirchlicher Auffassung eine Ehe ausschloß, muß Roberts Plan als illusionär bezeichnet werden. Gleichzeitig war es aber auch gefährlich, hätte Robert II. doch die Thronfolge seines damals schon geborenen Sohnes Hugo in Frage gestellt. In dieser schwierigen Situation griff ein Heiliger ein: Sankt Savinianus, der 1. Erzbischof von Sens, schlug sich auf die Seite der Königin. Constanze hatte schon befürchtet, "aus dem königlichen Bett vertrieben zu werden". Doch der König kehrte mit leeren Händen aus Rom zurück. "Seit dieser Zeit begann er, seine Frau Constanze zu lieben", meinte wenigstens ein zeitgenössischer Chronist.
    Bereits die Zeitgenossen haben die prekäre Lage Roberts II. gesehen, dem Odo II. "vieles bald mit Gewalt, bald mit Gerissenheit abgenötigt hatte". Aber auch Odo II. hatte gefährliche Gegner. Besonders mit dem Grafen Fulco III. Nerra von Anjou (987-1040) hatte er zu rechnen. Da Constanze mit dem Hause ANJOU, Bertha hingegen, von der sich Robert II. immer noch nicht endgültig zu trennen vermochte, mit dem Hause BLOIS verwandt war, wurde selbst der königliche Hof zum Schauplatz der Auseinandersetzungen der beiden miteinander rivalisierenden Parteien. Weil Hugo von Beauvais, Pfalzgraf und Vertrauter des Königs, zu Bertha hielt, wurde er auf Anstiften Constanzes und ihres Cousins Fulco Nerra ermordet. Die Attentäter konnten es sich leisten, Hugo vor den Augen eines offensichtlich hilflosen Königs umzubringen.

    Ehlers Joachim: Seite 42,48-52, "Die Kapetinger"

    Der Episkopat mißtraute Robert II. seit dem Reimser Bistumsstreit, und der Papst rügte seine zweite Ehe (Rozala-Susanna hatte Robert schon 991/92 verstoßen), kurz nach dem Tod seines Vaters geschlossen mit Bertha, der Witwe der erst im Jahr zuvor verstorbenen Grafen Odo von Blois-Chartres und Tochter König Konrads I. von Burgund; wieder hatte Robert eine Gemahlin aus königlichenm Hause, wiederum allerdings aus zweiter Hnad. Der Papst erinnerte an zu nahe Verwandtschaft der Partner und das damit gegebene kanonische Ehehindernis, denn Berthas Mutter Mathilde war eine Tochter König Ludwigs IV. und Gerbergas, einer Schwester OTTOS I., ihre Schwester Hadwig als Mutter Hugo Capets wiederum die Großmutter Roberts II.; Robert und Bertha waren mithin Vetter und Cousine zweiten Grades. Die Regierung Roberts sollte durch diese und ähnliche Auseinandersetzungen lange belastet bleiben, denn erst im Herbst 1001 war der König zur Trennung bereit, weil der erhoffte Erbe bis dahin nicht geboren worden war. Obwohl Robert kurz darauf (wohl 1003) Constanze heiratete, Tochter des Grafen Wilhelm von der Provence und über ihre Mutter mit dem Haus ANJOU verwandt, suchte er immer aufs Neue nach Möglichkeiten, Bertha wiederzugewinnen und machte selbst nach der Geburt seiner Söhne Hugo (wohl 1007) und Heinrich (1009(10) noch einmal den unsinnigen Versuch, vom Papst die Zustimmung zu einer legalen Verbindung mit Bertha zu gewinnen, was die Trennung von Constanze vorausgesetzt hätte.
    Anders als seien Rivalen aus dem Hause ANJOU stellte sich Odo gegen Hugo Capet und nahm König Lothars Nichte Bertha zur Frau, eine TochterKönig Konrads von Burgund. Als Odo 996 während der Kämpfe gegen Fulko Nerra von Anjou starb, rief Bertha Robert zu Hilfe, der sie nach dem Tod seines Vaters 996 heiratete.

    Weinfurter, Stefan: Seite 220, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten"

    Mehr Erfolg war ihm dagegen im Westen beschieden, und zwar insbesondere im Hinblick auf das Königreich Burgund. Durch seine Mutter Gisela war HEINRICH II. ein Neffe des kinderlosen burgundischen Königs Rudolf III. (993-1032). Dessen Herrschaft galt als schwach und stets gefährdet. Manches deutet darauf hin, daß König Robert II. von Frankreich (996-1031) um die Jahrtausendwende das Erbe Burgunds für sich vorbereitete, als er 997 Bertha, eine weitere Schwester Rudolfs III., heiratete. Robert II. verstieß seine burgundische Gemahlin zwar 1001 wieder, aber auch seine neue Ehe mit Constanze, einer Tochter des Grafen Wilhelm von Provence zeigt, daß seine Interessen nach Süden gerichtet blieben.

    984 1. oo Odo I. Graf von Blois 950-12.3.996
    997 2. oo 2. Robert II. der Fromme König von Frankreich, - 1000 20.7.972-20.7.1031

    Kinder:
    1. Ehe
    - Theobald II. Graf von Blois (996-1004) ca 985-30.9.1004
    - Odo II. ca 990-15.11.1037
    - Dietrich - nach 996
    - Agnes
    oo Guido Vizegraf von Tours

    Literatur:
    Althoff Gerd: Otto III. Primus Verlag Darmstadt 1997 Seite 123 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 67 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Seite 10 - Diener, Ernst: Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen. in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908 Seite 80 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 42, 48-52 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 87,93,97 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 73 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 160 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 VI,23 Seite 300, 308,324 - Görich Knut: Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995 Seite 211 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 324,336 - Houben, Hubert: Roger II. von Sizilien. Herrscher zwischen Orient und Okzident, Primus Verlag Darmstadt 1997, Seite 24 - Pognon Edmond: Hugo Capet König von Frankreich. Dr. Riedeler Verlag Stuttgart 1966 Seite 133,264 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 90 - Schulze Hans K: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag Seite 342 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996 Seite 72,75 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1999, Seite 220,225 - Weinfurter Stefan: Herrschaft und Reich der Salier. Grundlinien einer Umbruchszeit. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992, Seite 47 - Wolfram Herwig: Kaiser Konrad II. Kaiser dreier Reiche. Verlag C.H. Beck München 2000 Seite 83 -

    Berta heiratete von Frankreich, Robert II. in 996. Robert (Sohn von von Frankreich, Hugo Capet und von Poitou, Adelheid) wurde geboren am 20 Jul 972 in Orléans [45000],Loiret,Centre-Val de Loire,Frankreich; gestorben am 20 Jul 1031 in Melun [77000],Seine-et-Marne,Île-de-France,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Berta heiratete von Blois, Odo I. in 983. Odo wurde geboren in 950; gestorben am 12 Mrz 996; wurde beigesetzt in Marmoutier [67440],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]


  5. 6.  von Burgund, Rudolf III. Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Konrad1) wurde geboren um 970; gestorben in Sep 1032; wurde beigesetzt in Lausanne [1000],Waadt,Schweiz.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 993-1032, Burgund,Frankreich; König von Burgund

    Notizen:

    Rudolf III. der Faule
    König von Burgund (993-1032)
    ca 970-5./6.9.1032 Begraben: Lausanne

    Einziger Sohn des Königs Konrad der Friedfertige von Burgund aus seiner 2. Ehe mit der Mathilde von Frankreich, Tochter von König Ludwig IV.

    Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 1077

    Rudolf III., König von Hoch-Burgund 993-1032
    * um 970, + 5./6. September 1032Begraben: Lausanne

    Eltern:
    König Konrad von Burgund
    Mathilde von Frankreich

    1. oo vor 994 Agiltrud (+ 17. Februar 1011)
    2. oo vor 28. Juli 1011 Irmingard (ihre 2. Ehe, + 27. August nach 1057)

    Illegitimer Sohn:
    - Bischof Hugo von Lausanne

    Nach formeller Wahl und Salbung in Lausanne versuchte Rudolf III. mit Konfiskationen, die indes zu Auflehnungen führten, vergeblich, das seit den 970-er Jahren erkennbare Erstarken der regionalen Feudalgewalten (Komplexe: Arles [marchio Wilhelm von der Provence], Grenoble-Vienne [WIGONEN, Albon], Belley-Maurienne-Savoyen-Aosta [Humbert Weißhand], Macon-Besancon [Ott-Wilhelm von Burgund] aufzuhalten. Effektiv handelte er bald nur noch im hoch-burgundischen Stammland um St-Maurice und Lausanne. Sein Königtum stabilisierte er über eine an der ottonischen Reichskirchenherrschaft orientierte stärkere Heranziehung der burgundischen Bistümer zum Königsdienst, Einsetzung von Verwandten als Bischöfe und Ausstattung der Bistümer mit Grafschaftsrechten. Dazu suchte er offen Anlehnung an Kaiser OTTO III. und dessen Großmutter, seiner Tante Adelheid, die 999 nach Burgund kam und Spannungen im Lande abbauen half; 1000 besuchte Rudolf III. den Kaiser in Bruchsal. Auch zu Kaiser HEINRICH II., der Rudolfs III. älteste (Halb)-Schwester Gisela zur Mutter hatte und beim früh konstatierbaren Ausbleiben legitimer Kinder einen vorrangigen Erbanspruch erheben, zudem auf ältere Akte lehnsrechtliche Unterordnung Burgunds unter das Reich (seit HEINRICH I.) verweisen konnte, gestalteten sich die Beziehungen gut (1006 Inbesitznahme Basels durch HEINRICH als Pfand für künftiges Erbe und Zusicherung oberlehnsherrliche Letztentscheidung an ihn; 1007 5 burgundische Bischöfe bei Synode in Frankfurt). Innerburgundischer Streit verquickte sich 1016 mit der Nachfolgefrage, wobei Rudolf III. gegen den renitenten Großgrafen Ott-Wilhelm nichts ausrichtete, in Straßburg darauf die Erbfolge HEINRICHS II. bestätigte und letzterer - vergeblich - selbst gegen Ott-Wilhelm vorzugehen versuchte. 1018 erneuerte Rudolf III. in Mainz eidlich die Abmachung mit HEINRICH, der nochmals - erfolglos - bis zur Rhone vorrückte. Nach HEINRICHS Tod 1024 mußte KONRAD II., dessen Gemahlin Gisela eine - im Erbrecht freilich Rudolfs III. Neffen Graf Odo II. von Blois nachstehende - Nichte Rudolfs III. war, seine Ansprüche auf die staats- und lehnsrechtliche Kontinuität in der Nachfolge HEINRICHS II. begründen. Rudolf III. wollte seine Absprachen zwar als erloschen betrachten, doch besetzte KONRAD 1025 Basel, was Rudolf III., der 1026 einen Ausgleich mit Ott-Wilhelm fand, zu Verhandlungen zwang. Zu Ostern 1027 nahm er dann an KONRADS II. Kaiserkrönung in Rom teil. Bei einem Königstreffen in Basel im Sommer 1027 wurde der Friede bekräftigt, und KONRAD trat formell in alle Vertragsrechte HEINRICHS II. von 1006/16/18 ein. Sterbend ordnete Rudolf III. durch Übersendung seiner Reichsinsignien an KONRAD auch den Übergang Burgunds an das Imperium an.

    Quellen und Literatur:
    H.-D. Kahl, Die Angliederung Burgunds an das ma. Imperium, Schweizer. Numismat. Rundschau 48, 1969, 13-105.

    Diener, Ernst: Seite 76, "Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen" in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908

    14. Rudolf III., König von Burgund 993-1032

    Sohn Konrads und der Mathilde (Tab. geneal. ex cod. Steynvelt. SS III 215; Flodoardi ann. SS III 966; Hugonis Flavin. chron. SS VIII 364; Chronica Albrici monachi Trium Fontium SS 23, 773, 782; Annal. Lausann. SS IX 497; Chron. Suevic. univers. SS 13, 69; ignavus regulus: Herm. Contr. 1. c. 121; regulus: Ann. Sangall. maior ed. Henking in St. Galler Mitteil. 19 p. 300; mollis et effeminatus: Annalista Saxo SS VI 669).
    Verheiratet mit 1. Agaldrudis 994 I. 12. (Orig. Guelf. II. Probat. p. 154). - 1009 VI. 16. (Archivio storico italiano, IV a seria, X 316).
    2. Ermengardis 1011 IV. 24. sponsa (Matile, Monum. hist. de Neuchatel II 1037), 1011 VIII. 25. coniux (Gallia christ. XV INstr. col. 136).
    + VIII. 27. laut ihrer Grabschrift in Vienne: Chorier, Antiquitez de Vienne, Lyon 1659, p. 218 f.; am 25. VIII. nach dem Necrol. von Talloires, (ed. Bresslau, Neues Archiv f. ält. deutsche Geschke. 11, 102) nach 1057 VIII. 24. (Arch. stor. ital. IVa serie II 251). -
    Rudolf hinterließ bei seinem Tode 1032 IX. 6 (Annal. Augustani SS III 125; Ann. Ottenbur. SS V 26; Herm. Contract. SS V 121; Moedrn. regum Francor. actus SS IX 384; Ann. Mellic. SS IX 498; Auctarium Zwetlense SS IX 539; Wipo SS 11, 269; Ann. necrol. Fuld. SS 13, 211; Catalogi abbat. s. Eugendi Jurensis SS 13, 745; Ann. Laus. 24, 780; Ann. Sangall. maiores, in St. Galler Mitteil. 19, 312; IX. 6.: Grabschrift der Königin Ermengardis, Chorier. 1. c.; IX. 6.: Rodulphus rex pius filius Conradi regis, im Necrol. Laus. MDSR 20, 181; IX. 5.: Necrol. v. Talloires, Neues Archiv f. ält. d. Geschkde. 11, 103) keine rechtmäßigen Kinder (regi Rodulfo ... non erat proles ulla, quae foret regni hers, sagt Rodulfus Glaber SS VII 64; sine liberis: Chron. s. Benigni Divion. SS VII 236; absque liberis: Hugonis Flaviniac. chron. SS VIII 364, 401), nur einen illegitimen Sohn Hugo (s. 23), während Thietmari chron. SS III 845 von filii duo der 2. Gattin, welche privigni des Königs seien, spricht; ebenso Annalista Saxo SS VI 673: Rodolfus Burgundionum rex ... cum uxore sua et privignis. Gisi (s. 8) macht aus ihnen Stiefsöhne Ermengards, Söhne Herzog Rudolfs von Burgund und wahrscheinlich einer Angehörigen des Genfergaus, die angeblichen Stammväter der Häuser RHEINFELDEN und SAVOYEN, die durch eine spätere Heirat Rudolfs mit Ermengard deren Stiefsöhne geworden sein sollen.

    Siegel: RODVLFVS PIVS REX (Anz. f. Schw. u. Altkde 1858, p. 49ff. und Tafel V 5).

    Brandenburg Erich: Tafel 5 Seite 10, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VII. 62. Rudolf III., König von Burgund
    * ca. 970, + 1032 6. IX.
    Gemahl:
    a) vor 994 Agaltrudis + nach 1009 16. VI.
    b) 1011 vor 25. VIII. Irmgard + 27. VIII. nach 1057
    c) Konkubine

    Glocker Winfrid: VI, 24 Seite 301, „Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik“

    Rudolf III.
    * c 970, + 1032 IX 5/6

    993 König von Burgund

    1. oo vor 994 Agaltrud, + (1011 II 17)
    2. oo 1011 vor VII 28 Irmingard, + (nach 1057) am VIII 27 (deren 2. Ehe)
    3. oo NNw

    König Rudolf III. von Burgund bezeugt selbst seine Abstammung von König Konrad und dessen Gemahlin Mathilde in seinen zwei Diplomen vom 1011 VII 28 und 1015 (1013?) IV 12 (D. Burg. 100 und 107). Weiter ist Rudolfs Filiation bezeugt bei Hugo von Flauvigny, Chronicon I a. 995, SS VIII 364.
    Erstmals erwähnt ist Rudolf III., in einem Konsensakt von 980 (D Burg. 144).
    Die Belege für den Todestag des letzten Königs der Burgunder haben Poupardin, Bourgogne S. 144, und Bresslau, Jbb. Konrads II., Bd. 2, S. 9f., zusammengestellt.
    Rudolfs 1. Gemahlin Agaltrud unbekannter Herkunft ist in mehreren Diplomen ihres Gemahls, des Königs, als Petentin erwähnt, so erstmals in D Burg. 76 von 994 und letztmals in D Burg. 94 von 1010 I 18. Wie Schieffer, Vorbemerkung zu D Burg. 96, vermutet, starb Agaltrud am 1011 II 17, da ihr Gatte am folgenden Tag eine „pro remedio“-Schenkung für sie vornahm. Bereits kurz nach Agaltruds Tod muß König Rudolf eine neue Verbindung eingegangen sein, da er 1011 IV 24 seiner Verlobten Irmingard zwei Schenkungen (D Burg. 98 und 99) machte, die am 1011 VII 28 dann als Rudolfs Gattin (D Burg. 100) auftritt.
    Irmingard hatte aus ihrer 1. Ehe zwei Söhne, die uns bei Thietmar VII c. 27, S. 432, und VIII c. 7, S.500, begegnen, und die wir in Irmingards Schenkungscharta von 1019 (D Burg. 136) mit ihren Namen Hugo und Wilhelm kennenlernen. Doch ist Irmingards (erster?) Sohn Hugo wohl nicht mit Bischof Hugo von Lausanne zu identifizieren, wie dies Schieffer in MHG DD. Burg. S. 21 und in der Vorbemerkung zu D Burg. 136 annimmt; vgl. dazu unten VII, 46.
    Irmingard gehörte ihrer Herkunft oder 1. Ehe nach dem provencalischen Grafenhaus an und starb an einem VIII 27 nach 1057; vgl. Diener, Könige Nr. 14. Die Existenz einer Konkubine Rudolfs ergibt sich aus der Zuweisung des Sohnes VII, 46.

    Rudolf III. der Faule versuchte, entfremdetes Krongut zurückzugewinnen und provozierte damit eine völlige Anarchie im Arelat. Er stand den partikularistisch-seperatistischen Bestrebungen der großen Vasallen (Provence, Savoyen, Albon-Grenoble, Freiburgund) hilflos gegenüber und war selbst im Stammland Hoch-Burgund recht machtlos. Er lehnte sich deshalb an den kaiserlichen Neffen HEINRICH II. an, trat ihm Basel ab, huldigte ihm 1006 und wieder 1018 und erkannte ihn in einem Erbvertrag als seinen Erben und Nachfolger an. Dessen Nachfolger KONRAD II. erkannte Rudolf III. nicht als Erben an, verbündete sich mit den rebellierenden Lombarden und unterwarf sich 1027 und zog mit zur Kaiserkrönung. Er stützte sich besonders auf Savoyen gegen Freiburgund, das die Nachfolge anstrebte. 1033 gliederte KONRAD II., dem Rudolf vor seinem Tode sein Diadem und die Insignien übersandte, Burgund dem Reiche ein.

    Weinfurter, Stefan: Seite 220-222,241, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten"

    Mehr Erfolg war ihm dagegen im Westen beschieden, unn zwar insbesondere im Hinblick auf das Königreich Burgund. Durch seine Mutter Gisela war HEINRICH II. ein Neffe des kinderlosen burgundsichen Königs Rudolf III. (993-1032). Dessen Herrschaft galt als schwach und stets gefährdet. Manches deutet darauf hin, daß König Robert II. von Frankreich (996-1031) um die Jahrtausendwende das Erbe Burgunds für sich vorbereitete, als er 997 Bertha, eine weitere Schwester Rudolfs III., heiratete. Robert II. verstieß seine burgundische Gemahlin zwar 1001 wieder, aber auch seine neue Ehe mit Constanze, einer Tochter des Grafen Wilhelm von Provence zeigt, daß seine Interessen nach Süden gerichtet blieben. HEINRICH II. schien es jedenfalls geboten, möglichst bald seinerseits mit Rudolf III. Vereinbarungen zu treffen, die ihm den Zugriff auf das burgundische Erbe offenhielten.
    Erstmals ist ein Zusammentreffen der beiden Könige (vielleicht in Basel) für das Jahr 1006 zu erschließen. Damals konnte HEINRICH II. durchsetzen, daß Basel an ihn abgetreten wurde. Der Übergang Basels an HEINRICH II. wird als eine Art Pfand angesehen für die Zusicherung, daß er dereinst der Erbe im burgundsichen Königreich sein sollte. Aber für Rudolf III. kam es darauf an, sich die feste Unterstützung durch seinen Neffen zu sichern für den Fall, daß sein Königtum aus den Reihen der burgundischen selbst bedroht würde. Darauf verweist die Nachricht, daß Rudolf III. eine Art Autoritätsvorrang seines Neffen anerkannte, der nur in den Formen eines Lehensverhältnisses beschrieben werden konnte.. In dieser Rolle, als senior, übernahm HEINRICH II. die Schutzverpflichtung für das burgundsiche Königtum.
    Bei einem weiteren Treffen in Straßburg im Mai 1016 wurde dieses Lehns- und Schutzverhältnis bestätigt. Hier war auch König Rudolfs zweite Gemahlin Irmingard anwesend.
    Zu einem dritten Zusammentreffen zwischen den beiden Herrschern kam es im Februar 1018 in Mainz. Hier hatte HEINRICH II., wie der Merseburger Chronist vermerkt, einen "guten Erfolg". Der Burgunder-König habe ihm, erneut in Anwesenheit seiner Gemahlin Irmingard, seiner Stiefsöhne und aller Großer seines Reiches, die Krone und das szepter übergeben und Huldigung und Eide erneuert. Dieser Vorgang ist bemerkenswert, denn er macht deutlich, daß hier nicht nur ein persönliches Treue- und Zuordnungsverhältnis hergestellt wurde, sondern daß mit der Aushändigung von Krone und Szepter in Anwesenheit der burgundsichen Großen auch das burgundsiche Reich - gleichsam als transpersonale Größe - in die Hand HEINRICHS II. gelegt wurde. Rudolf III. erhielt diese Herrschaftszeichen natürlich zurück, aber er besaß sie nun nicht mehr aus eigenem Recht, sondern aus der Gande HEINRICHS II. Dieser war sein Herr und auch der neue Herr des burgundischen Reiches selbst, sozusagen eine burgundischer "Oberkönig".
    Doch mit dem Tod Arduins (14. Dezember 1015) war der Konflikt noch immer nicht beendet. Graf Hubert (der Rote) von Vercelli, die Söhne Arduins und Arduins Bruder Wibert sowie weitere Markgrafen und Grafen übernahmen nun die Führung. Die Empörer versuchten, König Rudolf III. von Burgund für eine neue Königswahl zu gewinnen, dann den Grafen Otto-Wilhelm von Burgund.

    Erkens, Franz-Reiner: Seite 68,78,82,85,94,157,160, "Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers"

    Durch Erbrecht und Vertrag schien die burgundische Nachfolgefrage also endgültig gelöst; HEINRICH II. konnte daher sogar in die inneren Verhältnisse Burgunds eingreifen und einen Feldzug in das Nachbarreich unternehmen. Trotzdem trat das Unerwartete ein: Der Neffe starb vor dem Oheim, Rudolf III. überlebte HEINRICH II. um acht Jahre - und damit drohte das feingespannte Netz der Nachfolgeregelung zu zerreißen, denn HEINRICHS Überleben bildete natürlich die unausgesprochene Voraussetzung für das Vertragswerk. Zumindest aus Sicht des burgundischen Adels, aber wohl auch nach Rudolfs Verständnis war dei Erbfrage nach dem Tod des kinderlsoen LIUDOLFINGERS wieder offen - und dies nicht zuletzt auch deshalb, weil KONRAD II. selbst keine verwandtschaftlichen Beziehungen zum burgundischen Königshaus besaß. Der SALIER freilich fühlte sich als Rechtsnachfolger des Vorgängers, trat daher voll und ganz in dessen vertraglich gesicherte Ansprüche auf Burgund ein und meldete diese unüberhörbar an, als er Basel ohne Zögern in Besitz nahm und hier einen Hoftag feierte sowie einen Bischof einsetzte.
    Nachdem er das Elsaß verwüstet und einige Egisheimer Burgen gebrochen, wandte sich Herzog Ernst seinen eigentlichen Ziel zu und fiel in das Königreich Burgund ein. Das burgundische Erbe scheint also wirklich ausschlaggebendes Moment für die Taten des jungen Schwaben-Herzogs gewesen zu sein, der sich in seiner Sorge um den eigenen Erbanspruch bestätigt gefühlt haben mag, als sich Ende 1026 eine Annäherung Rudolfs III. an den SALIER abzuzeichnen begann. König Rudolf hat seinen herzoglichen Großneffen daher auch eilig aus dem Lande vertrieben.
    Der König empfing in Ivrea auch Gesandte Rudolfs von Burgund. Diese überbrachten die Nachricht, daß ihr König an der Kaiserkrönung persönlich teilnehmen werde und legen damit Zeugnis ab von der Annäherung der beiden Herrscher.
    Besondern Glanz verlieh den Feierlichkeiten jedoch die Teilnahme zweier Könige: des Burgunders Rudolf, der sein Kommen ja schon frühzeitig angekündigt hatte und die Gelegenheit genutzt haben wird, über die Nachfolghe in seinem Reich zu verhandeln, und Knuts des Großen. Rudolf und Knut waren nicht nur bloße Zuschauer am Rande der Feierlichkeiten und zum Festmahl geladene Gäste von Kaiser ud Papst, sie waren vielmehr auch aktive Teilnehmer des Krönungszuges und gaben dem Kaiser das Geleit auf seinem Weg vom Petersdom zum Lateran. Inmitten der beiden Könige, wie Wipo stolz berichtet, sei KONRAD ehrenvoll ad cubiculum suum, zu seinem Gemache, geführt worden.
    In Basel traf sich KONRAD, wohl im August 1027, mit Rudolf III. von Burgund, der durch Vermittlung der Kaiserin, seiner Verwandten, einen Friedensbund mit dem SALIER schloß und diesem - wie einst HEINRICH II. - die Nachfolge in seinem Reich zusicherte.
    Die burgundische Thronfolge beschäftige KONRAD II. seit seinem ersten Regierungsjahr. Sie stand, zumindest teilweise, im Hintergund des Konfliktes mit dem Stiefsohn Ernst, und sie bewog den SALIER zu einer zeilstrebigen Politik gegenüber dem Nachbarreich und seinem Herrscher Rudolf III., der sich nach dem Tode HEINRICHS II. zunächst ja von allen gegenüber dem liudolfingischen Neffen eingegangenen Verpflichtungen entbunden fühlte. War KONRAD - anders als sein Vorgänger - auch kein Verwandter des burgundischen Königs und verfügte er daher über kein erbrechtliches Argument, das für HEINRICH II. im übrigen niemals als ausreichend für seine burgundische Nachfolge betrachtet worden ist, so konnte er doch als Rechtsnachfolger des LIUDOLFINGERS auf der Erfüllung der getroffenen Absprachen bestehen. Mit der im Sommer des Jahres 1027 in Basel vollzogenen lehnrechtlichen Auftragung Burgunds an den SALIER und der gleichzeitig zu dessen Gunsten getroffenen achfolgeregelung, die ausdrücklich auch den Thronfolger HEINRICH einbezog, erreichte KONRAD sein Ziel: Sein Rechtsanspruch war nun gesichert.
    Rudolf III. starb am 6. September 1032, fünf Jahre nach der Baseler Übereinkunft; er wurde in Lausanne beigesetzt. Rudolf hatte in Erfüllung der Abmachung von 1027 auf dem Sterbebett angeordnet, dem Kaiser die königlichen Insignien, besonders die Krone, zu überbringen, und damit einen Akt befohlen, der den Heimfall des Lehens symbolisierte, aber auch als Designation des Nachfolgers gedeutet werden konnte. Als KONRAD nach Burgund aufbrach, beafnd er sich daher im Besitz wichtiger Herrschaftszeichen, denn ein ansonsten kaum bekannter burgundischer Adliger namens Seliger hatte den letzten Willen Rudolfs erfüllt und die Kroninsiognien überbracht.



    994 1. oo Agaltrud -17.2.1011
    25.8.1011 2. oo 2. Irmingard -27.8. nach 1057

    Kinder:

    Illegitim
    - Hugo Bischof von Lausanne (1019-1037) - 31.8.1037
    - Eberhard Bischof von Sitten (1000-1035)


    Literatur:
    Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 222 - Althoff Gerd: Otto III. Primus Verlag Darmstadt 1997 Seite 154 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 168,175-177 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 44,48,59,64-71,116 - Diener, Ernst: Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen. in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908 Seite 73-82 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I, Seite 184,190,204-207, 211/Band III Seite 308 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 97,102 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 68,78,82,85,94,157,160,165,168 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 VI,24 Seite 228,301 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes Nolte OHG Saarbrücken 1969 Seite 10,107 - Hlawitschka, Eduard: Die Königsherrschaft der burgundischen Rudolfinger. Zum Erscheinen eines neuen MGH-Diplomata-Bandes. In: Historisches Jahrbuch der Görresgesellschaft 100 1980 Seite 444-456 - Hlawitschka, Eduard: Die verwandtschaftlichen Verbindungen zwischen dem hochburgundischen und dem niederburgundischen Königshaus. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte Burgunds in der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts, in: Schlögl, Waldemar und Peter Herde: Grundwissenschaften und Geschichte, Festschrift für Peter Acht; Kallmünz 1976 (Münchener historische Studien: Abteilung geschichtliche Hilfswissenschaften Band 15) Seite 28-57 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 311,398,433-436 - Pohl Walter: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 83,93 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, Seite 412 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 90,92-105 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 68,79,84,107,112-114 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 162,168,172,174,187,190 -
    Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 334,336,339,341, 342 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 382,384,446 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 220-222,241 - Trillmich Werner: Kaiser Konrad II. und seine Zeit. Europa Union Verlag Bonn 1991 -

    Gestorben:
    5./6.9.


  6. 7.  von Burgund, Mathilde Graphische Anzeige der Nachkommen (1.Konrad1)

    Notizen:

    Mathilde von Burgund

    Tochter des Königs Konrad von Burgund aus dem Hause der RUDOLFINGER aus seiner 2. Ehe mit der Mathilde von Frankreich, Tochter von König Ludwig IV.
    Nichte der Kaiserin Adelheid und König Lothars von Frankreich und Großnichte Kaiser OTTOS I. DES GROSSEN

    Diener, Ernst: Seite 80, "Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen" in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908

    17. Mathilde

    De Mathilde (Gattin König Konrads) processit Rodulfus rex et Mathildis soro eius .... de Mathilde filia Mathildae Berta .... de Berta Geroldus Genevensis (Flodoardi Annal. SS III 407).
    Gestützt auf das Zeugnis Wiberts, in der Vita Leonis, daß sein - Papst Leo IX. - Bruder mit einer neptis Rodulfi regis Jurensis verheiratet gewesen sei, nimmt man gewöhnlich Gerhard von Egisheim, des Papstes Bruder für den Vater des Grafen Gerold von Genf, so G. Meyer von Knonau in Forschungen zur deutschen Gesch. VIII 150, 159. Gisi jedoch macht darauf aufmerksam, daß Gerhard laut einer Urkunde im Bezirksarchiv Strassburg eine Richarda zur Gattin gehabt hätte, die er zu einer Tochter Berchtolds, des angeblichen Stammvaters der SAVOYER, zu einer Enkelin Herzog Rudolfs von Burgund macht (Anz. f. Schw. Gesch. V 138 ff.). Damit ist indessen jene erstere Annahme nicht widerlegt, da Graf Gerhard mehr als nur einmal verheiratet gewesen sein kann. Wer aber Mathildens Gatte, Bertas Vater, gewesen, ist nicht zu sichern.

    Glocker Winfrid: Seite 301,325, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VI, 25 MATHILDE
    oo NNm

    Eine Tochter König Konrads von Burgund und dessen Gemahlin Mathilde, die den Namen der Mutter erhielt, ist durch den bei Flodoard a. 966, Seite 158f., inserierten Brief Graf Renauds I. von Burgund an Herzog Gottfried bzw. Herzog Wilhelm von Aquitanien bezeugt. Der Name von Mathildes Gatten ist unbekannt. Meyer von Knonau, Heiraten, erklärt diese fehlende Überlieferung mit den zerrütteten Verhältnissen des Burgunder-Reiches in der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts. Lauer gab Mathilde in seiner Flodoard-Ausgabe Seite 159, Anmerkung 1, gleich zwei Gemahle, Graf Balduin III. von Flandern (+ 962) (mit einem Fragezeichen) und Graf Gottfried den Gefangenen von Verdun. Doch geht diese Identifikation Lauers fehl, wenn er auch auf ältere Arbeiten zurückzugreifen scheint (vgl. Brandenburg VIII, 59), weil einerseits eine Tochter König Konrads von Burgund aus dessen zweiter Ehe mit Mathilde keinen Mann, der wie Balduin 962 verstarb, geheiratet haben kann, und weil wir andererseits aus Witgers Genealogia Arnulfi comitis, SS IX 304, die Gemahlin Balduins III. als eine Tochter Hermann Billungs kennen (die allerdings ebenfalls Mathilde hieß und in der zweiten Ehe auch tatsächlich mit Graf Gottfried den Gefangenen vermählt war).
    Der bei Brandenburg VIII, 58 und Werner VIII, 83 mit einem Fragezeichen aufgeführte Sohn König Konrads von Burgund aus dessen zweiter Ehe mit Mathilde ist sowohl unter den Nachkommen des Liudolf dux wie auch unter denen KARLS DES GROSSEN zu streichen. Konrad entstanmmte aus der ersten Ehe seines Vater, König Konrads, mit Adelania, wie Schieffer in der Vorbemerkung zu D Burg. 39 festgestellt hat.

    Brandenburg Erich: Tafel 5 Seite 10, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    VIII. 59. MATHILDE

    Gemahl: N.
    Anmerkungen: Seite 128
    VIII. 59. Mathilde

    Flodoard S Seite 3, 407.
    Ihr Gemahl wird dort nicht genannt. Jedenfalls war es nicht Balduin III. von Flandern, wie früher zuweilen angenommen wurde. [VIII 84]


    oo N.N.
    -
    Kinder:

    - Bertha
    oo Gerhard
    (Eltern Gerolds I. von Genf)


    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 5 Seite 10,128 - Diener, Ernst: Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen. in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908 Seite 80 -
    Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 301,325 - Meyer von Knonau, Gerold: Die Heiraten der burgundischen Mathilde, Tochter König Konrads von Burgund, und der schwäbischen Mathilde, Enkelin derselben, in: Forschung zur deutschen Geschichte Band 8, 1968, Seite 149-159 - Wolf Armin: Ein Kampf um Genf: Das Geblütrsrecht König Rudolfs von Rheinfelden, Herzog von Schwaben, in: Festschrift für Clausdieter Schott zum 65. Geburtstag, bern 2001, Seite 64-74 -

    Familie/Ehepartner: unbekannt. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 20. von Genf, Bertha  Graphische Anzeige der Nachkommen


Generation: 3

  1. 8.  von Bayern, Heinrich II.von Bayern, Heinrich II. Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Gisela2, 1.Konrad1) wurde geboren am 6 Mai 973; gestorben am 13 Jul 1024 in Göttingen [37001],Göttingen,Niedersachsen,Deutschland; wurde beigesetzt in Bamberg [96047],Bamberg,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 995-1004, Bayern,Deutschland; Herzog von Bayern
    • Titel/Amt/Status: seit 14 Feb 1014; Römischer Kaiser
    • Titel/Amt/Status: 1002-1024, Deutschland; Deutscher König

    Notizen:

    Thronbild Heinrichs II. im Regensburger Sakramentar.
    München Bayerische Staatsbibliothek, clm 4456, fol. 11 v.

    Sacramentary of king Henry II - throne



    HEINRICH II.

    Deutscher König (1002-1024)
    Römischer Kaiser seit 14.2.1014
    als H. IV. Herzog von Bayern (995-1004)
    6.5.973 Regensburg - 13.7.1024 Pfalz Grona bei Göttingen Begraben: Bamberg, Dom

    Ältester Sohn des Herzogs Heinrich II. der Zänker von Bayern und der Gisela von Hoch-Burgund, Tochter von König Konrad; Urenkel von König HEINRICH I.

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2037

    HEINRICH II., Kaiser, deutscher König
    * 6. Mai 973 (978?) in Bayern, + 13. Juli 1024 Pfalz Grone Begraben: Bamberg, Dom (Grabdenkmal von Tilman Riemenschneider, 1513 aufgestellt)

    [1] LEBEN UND REGIERUNG

    Urenkel König HEINRICHS I.
    Eltern:
    Herzog Heinrich der Zänker von Bayern und Gisela von Burgund
    oo 998/1000 Kunigunde
    ohne Kinder

    Ausgebildet für den geistlichen Stand zunächst in Hildesheim, wohl auf Anweisung Kaiser OTTOS II., der damit die Nachkommenschaft seines Gegners von jeder Teilhabe an der Reichsgewalt ausgeschaltet wissen wollte; dann in Regensburg unter der Leitung Bischof Wolfgangs. Im dortigen Kloster St. Emmeran lernte er auch die vom Kloster Gorze ausgehende monastische Reform kennen. Doch wurde er bald von seinem Vater an den Regierungsgeschäften beteiligt und folgte ihm 995 als Herzog Heinrich IV. von Bayern. Nach OTTOS III. plötzlichem Tod fand der geblütsrechtlich legitimierte und durch äußere Umstände seinen Gegenkandidaten gegenüber begünstigte HEINRICH zunächst nicht die einhellige Zustimmung der Großen, wahrscheinlich hegten sie auch Zweifel am Vollbesitz seiner körperlichen Kräfte. In Mainz wurde er am 7. Juli 1002 durch die Mehrzahl der geistlichen und weltlichen Fürsten Oberdeutschlands von Erzbischof Willigis von Mainz gekrönt. Den nachfolgenden Umritt durch weite Teile des Reiches wird man weniger der Vervollständigung des Wahlaktes, als vielmehr als Bestätigung allgemeiner Anerkennung seiner Herrschaft zu deuten haben. Seine Regierung zeigte, daß auf den Visionär OTTO III. ein zäher Realpolitiker gefolgt war, der, durchdrungen von der Sakralität seines Amtes, Unsicherheit und Zweifel nicht kannte und das Reich konsolidierte.
    Zunächst standen die Grenzprobleme des Ostens im Vordergrund seiner Politik. Gegen den polnischen König Boleslaw Chrobry führte er drei Kriege. Durch das Ärgernis, das sein Bündnis mit den heidnischen Liutizen erregte, mit denen er gegen das christliche Polen zog, ließ er sich nicht beirren. Im Frieden von Bautzen (1018) konnte Polen schließlich die Lausitz und das Milsener Land als Lehen behaupten. Im Westen des Reiches von Flandern bis Burgund griff er mit unterschiedlichen Erfolgen gegen die erstarkenden Territorialgewalten ein. Dreimal zog HEINRICH II. nach Italien, wo sich nach OTTOS III. Tod Arduin von Ivrea als König durchgesetzt hatte. Auf dem ersten Zug (1004) empfing er in Pavia die langobardische Königskrone; auf dem zweiten Zug krönte Benedikt VIII., dem er gegen die CRESCENTIER Rückhalt gewährt hatte, am 14. Februar 1014 in St. Peter in Rom zum Kaiser. Zum dritten Mal zog er 1021/22 nach Italien, um dem Papst und dem süditalienischen Fürsten Meles von Bari gegen Byzanz beizustehen, auf dem Rückmarsch setzte er in Montecassino einen neuen Abt ein und ließ in Pavia eine Synode (1. August 1022) abhalten, die den Zölibat einschärfte, um den Bestand des Kirchengutes zu sichern.
    Innerlich festigte HEINRICH II. das Reich durch noch engere Verflechtungen mit der Kirche. Durch Schenkungen stabilisierte er die Bistümer als Stützen königlicher Macht und beanspruchte sie dafür zu Dienstleistungen. 1004 stellte er das Bistum Merseburg wieder her. Durch die Gründung des Bistums Bamberg 1007 aktivierte er den Obermainraum als Mitte seiner Macht und als neues Glied der Reichskirche. Die Widerstände gegen die Neugründung brach er nicht ohne Verschlagenheit. Dem Bischof Heinrich I. von Würzburg, der einen großen Teil seines Jurisdiktionsgebietes abzutreten hatte, versprach er Rangerhöhung zum Erzbischof; nach dem Tode des Eichstätter Bischofs Megingaud, der jeder Abtretung verweigert hatte, ernannte er einen ihm willfährigen Nachfolger (Gundekar I.) zum Bischof. Insgesamt vollendete er die Königshoheit in der Reichskirche, indem er unbekümmert um Vorschläge von Domkapiteln und Konventen tüchtige Bischöfe uns Äbte einsetzte. Klösterliche Reformbewegungen mit spirituellem lothringischen Einschlag förderte er, ohne sie zu instutionalisieren. 1023 nahm er zusammen mit König Robert II. von Frankreich eine Reformsynode in Pavia in Aussicht, die jedoch nicht mehr zusammentrat.
    Kurz nach seinem Tode fand der Kaiser Eingang in die Liturgie, und bald bemächtigte sich die Legende seiner Gestalt: "sie deutete seine Kinderlosigkeit als heroische Tugend und vereinfachte die widerspruchsvollen Züge seines Charakters ... zu einem frommen Idealbild" (H. Appelt). 1146 wurde er von Eugen III. kanonisiert.

    Bibliographie:
    Bibliogr. zur Gesch. von Stadt und Hochstift Bamberg 1945-1975 (Hist. Verein ... Bamberg, 10. Beih., 1980), 427-436

    Quellen:
    MGH DD H II. - RI II, 4 [Neudr. 1971] - MGH SS IV, 679-695; 787-820 - BHL, Nr. 3811-3816

    Literatur:
    NDB VIII, 310-313 - TRTE XV, 1-3 - JDG H II. 3 Bde, 1862-1875 - W. v. d. Steinen, Ks. H. II. der Hl., 1924 - Th. Schieffer, H. II. und Konrad II., DA 8, 1951, 384-437 [Sonderausg. 1969]- R. Klauser, Der H.s- und Kunigundenkult im ma. Bm. Bamberg (95. Ber. des Hist. Vereins ... Bamberg, 1957), 1-208 - R. Reinhardt, Ks. H. II. und seine Gemahlin Ksn. Kunigunde, Bavaria Sancta I, hg. G. Schwaiger, 1970, 233-248 - R. Schneider, Die Kg.serhebung H.s II. i. J. 1002, Da 28, 1972, 74-104 - L. Auer, Geburtsjahr und Herkunft Ks. H.s II., ebd., 223-228 - K.J. Benz, H. II. und Cluny, RevBen 84, 1974, 313-337 - O. Meyer, Varia Franconiae Historica I, II, 1981 - K. Guth, Die Hl.en H. und Kunigunde, 1986.

    [2] IKONOGRAPHIE

    Neben Darstellungen HEINRICHS auf Münzen und Siegeln finden sich zeitgenössische Bildwiedergaben auf einigen seiner Stiftungen. Auf dem sog. Baseler Antependium (Paris, Museum de Cluny) erscheint er zusammen mit Kunigunde zu Füßen Christi. Auf einer reichenauischen Miniatur im Perikopenbuch HEINRICHS (München, Clm 4452, fol, 2r) werden beide unter der Fürsprache der Bamberger Patrone Petrus und Paulus von Christus gekrönt, während Personifikationen der huldigenden Provinzen den Herrschaftsanspruch des inschriftlich genannten Königs HEINRICH belegen. Neben einer in der Bildaussage ähnlichen Darstellung fol. 11v im Sakramentar HEINRICHS, 1002/04 als Wiederholung des Thronbildes KARLS DES KAHLEN im Codex Aureus aus St. Emmeram (München, Clm 4456) entstanden, enthält diese Cimelie fol. 11r eine Krönung des Königs durch Christus, während die Regensburger Heiligen Emmeram und Ulrich seine Arme stützen. Eine Variante dieses auf Ex 17,11-13 zurückgehenden Stützmotivs überliefert das in Kloster Seeon 1007/1024 wiederum für Bamberg geschriebene Pontifikale HEINRICHS (Bamberg, Staatsbibliothek, Lit. 53) mit seinem Widmungsbild fol. 2v, auf dem der Herrscher beim Einzug in eine Kirche von zwei Bischöfen gestützt wird, eine zum Zeremoniell gehörende Gestik. Das Evangelistar aus Seeon (Bamberg, Staatsbibliothek, Bibl. 95, fol. 7v) zeigt den König bei der Übergabe der Handschrift an die Gottesmutter, ein Band mit dem Kommentar Gregors der Großen zu Ez (Bamberg, Bibl. 84, fol. 1r) den Kaiser als Empfänger der Handschrift; das Regensburger Evangeliar im Vatikan (Cod. Ottob. lat. 74, fol. 193v) gibt ihn unter der Taube des Heiligen Geistes inmitten personifizierter Tugenden thronend wieder. Spätere, nach dem Tode HEINRICHS II. entstandene Darstellungen überliefern den Herrscher als Heiligen, Stifter oder innerhalb von Szenen, die der HEINRICHS- bzw. Kunigunden-Legende entnommen sind.

    Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 322

    HEINRICH IV., bayer. Herzog, später König und Kaiser HEINRICH II.
    * 6.5.973 Bad Abbach, + 13.7.1024 Pfalz Grona bei Göttingen Begraben: Bamberg, Dom
    Vater:
    Herzog Heinrich II. der Zänker (951-995)
    Mutter:
    Gisela von Burgund (+ wohl 1006)
    oo Kunigunde von Luxemburg (um 975-1033)

    Erziehung durch Bischof Abraham von Freising und Bischof Wolfgang von Regensburg.
    995 bayerischer Herzog.
    Loyal gegenüber dem Kaiser.
    Zog mit OTTO III. zweimal nach Italien.
    1002 in Mainz von bayerischen und fränkischen Großen zum König gewählt.
    1014 in Rom Kaiserkrönung.
    1020 Papstbesuch in Bamberg, um HEINRICH zum Eingreifen in S-Iitalien zu bewegen.
    1007 Gründung des Reichsbistums Bamberg und Ausstattung desselben vor allem mit bayerischem Königsgut.
    1146 Kanonisierung durch Papst Eugen III.

    Literatur:
    NDB 8; BWB 1; R. Holtzmann, Gesch. d. sächs. Kaiserzeit, 1955.

    Althoff Gerd: Seite 368, "Adels- und Königsfamilien"

    K 26
    Me: 6.5. Natalis dies Heinrici imperatoris + Kaiser HEINRICH II.
    Me: 7.6. Ordinatio secundi Heinrici regis

    Das Merseburger Necrolog erwähnt den Geburtstag (973) und den Tag der Königserhebung HEINRICH II. in Mainz aus dem Jahre 1002.
    Zum Todestag ist wohl deshalb kein Eintrag verzeichnet, weil das Necrolog nach 1018 nicht mehr kontinuierliche geführt wurde; siehe dazu oben Seite 154.
    Die Erwähnung des Geburtstages gehört nicht der Ergänzungsschicht an, dagegen die Notiz seiner Königserhebung. Nach Meinung der Forschung wurde der Geburtstag eigenhändig von Thietmar von Merseburg eingetragen; vgl. BG Nr. 1483a; zum Geburtstag vgl. Geldner, Geburtsort, Geburtsjahr, Jugendzeit Kaiser Heinrichs II., Seite 520ff. Beide Einträge dokumentieren die Initiative HEINRICHS II. bei der Neustiftung der ottonischen Gedenktradition in Merseburg, bei der auch bayerische Traditionen aus der Familie HEINRICHS nach Merseburg transferiert wurden; vgl. dazu ausführlich oben Seite 198.
    Allg. vgl. NDB 8, Seite 310ff.; Biographisches Wörterbuch 1, Spalte 1065ff.; FW K 44. Zum Todesdatum: BG Nr. 2063a

    Glocker Winfrid: VI, 31; Seite 303, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VI, 31 HEINRICH II.
    * (973) V 6, + 1024 VII 13

    995-1004 und 1009-1017 als Heinrich IV. Herzog von Bayern; 1002 VI 7 König des Deutschen Reiches, 1014 II 14 Kaiser

    Frühsommer 1000
    oo Kunigunde, Tochter des Grafen Siegfried von Luxemburg
    * 975, + 1033 III 3

    Kaiser HEINRICH II. (der als bayerischer Herzog als Heinrich IV. gezählt wird!) ist als Sohn Herzog Heinrichs II. von Bayern ("des Zänkers") u.a. bezeugt bei Thietmar IV c. 20, S. 154, ebd. IV c. 49, S. 188 und ebd. V Prolog, S. 220; weitere Belege haben BU. 1144c und ebenso BG. 1483a/b gesammelt.
    Urkundlich ist HEINRICH II. zusammen mit seinem Vater, dem Zänker, in D O III. 155 von 994 XI 23 erwähnt. Der Tag der Geburt Kaiser HEINRICHS II. ist bei Thietmar VI c. 60, S. 348, und im Merseburger Nekrolog überliefert.
    Für die Bestimmung von HEINRICHS Geburtsjahr gibt es zwei unterschiedliche Hinweise. Thietmar VI c. 60, S. 348, berichtet zum Jahr 1012, die Bamberger Domkirche sei am 35. Geburtstag des Königs geweiht worden: das ergäbe das Geburtsjahr 978. In einem Bamberger Epitaphium, das im Codex Udalrici überliefert ist (gedruckt bei Jaffe, Bibl. rer. Germ. Bd. 5, S. 34), heißt es, Kaiser HEINRICH II. sei im 52. Lebensjahr verstorben: dieser Angabe zufolge müßte er 973 geboren sein. Mit BG. 1483a ist der Bamberger Tradition der Vorzug zu geben. Möglicherweise ist HEINRICH II. in Hildesheim geboren: dies berichtet zumindest die Fundatio ecclesiae Hildensemensis c. 4, SS XXX/2 945. Die Belegstellen für die gegebenen Daten zu Kaiser HEINRICH II. sind zu finden bei BG. 2063a (Todestag), BG. 1483yy (Krönung zum König) und BG. 1800b (Krönung zum Kaiser).
    Der Zeitpunkt der Eheschließung des Bayern-Herzogs Heinrich IV. mit der luxemburgischen Grafen-Tochter Kunigunde ist von Wampach, Altluxemburgisches UB. Bd. 1, Nr. 214, ermittelt; die Lebensdaten Kunigundes hat Renn, Grafenhaus S. 82 und 101, festgestellt.
    Die Gemahlin des letzten Kaisers aus der Dynastie der OTTONEN stammte aus dem Hause der Grafen von Luxemburg, wie uns Thietmar IV c. 51, S. 190 (in Verbindung mit ebd. V c. 19, S. 243), bezeugt.
    Die Eltern der Kaiserin Kunigunde waren der Graf Siegfried von Luxemburg (bezeugt u. a. durch eine genealogische Tafel aus der Münchener Handschrift clm 29093, gedruckt in SS II 314) und dessen Gemahlin Hadwig (bezeugt durch den Eintrag ihres Sterbetages XII 13 im Nekrolog von Ranshofen). Doch ist der Vater der Kaiserin Kunigunde zugleich eine der rätselhaftesten Gestalten des 10. Jahrhunderts. So ist nicht einmal mit letzter Sicherheit zu entscheiden, welcher der beiden Grafen Siegfried, die im 10. Jahrhundert gelebt haben, denn der Vater der Kaiserin Kunigunde war. Die einzelnen Thesen, die in der Forschung zu dem Komplex der Ahnen der Kaiserin Kunigunde entwickelt wurden, sind jetzt bequem von Geldner, Tatsachen S. 28-52, zusammengestellt. Grundlegend für alle Fragen ist die Studie von Renn, Grafenhaus, heranzuziehen, der es S. 57-65 sehr wahrscheinlich gemacht hat, daß der ältere der beiden Grafen Siegfried der Vater Kunigundes war. Doch hat das von Renn erarbeitete System einen Angriffspunkt: Siegfried (I.) ist spätestens in den Jahren zwischen 915 und 920 geboren worden, doch sind die Kinder Graf Siegfrieds (I./II.) von Luxemburg erst 100-120 Jahre später gestorben. Diesen vorauszusehenden Einwand hat Renn mit der Überlegung zu entkräften versucht, Graf Siegfried (I.) könne ja schließlich erst mit 40 Jahren geheiratet haben; dies sei zwar sicher nicht der Normalfall, aber dürfe deshalb nicht ausgeschlossen werden. Um Renn zu stützen, sei darauf hingewiesen, daß auch OTTO DER GROSSE bei seiner Eheschließung mit Adelheid bereits 39 Jahre alt war!
    Auf die Probleme um die Grafen von Luxemburg ging Mathilde Uhlirz in ihren beiden Aufsätzen "Domnus Sicco" und "Grafen" ein. Sie setzte den "Domnus Sicco, imperatorius f(rate)r" des Indiculus loricatorum (MGH Const. I, Nr. 436) mit Graf Siegfried (I.) von Luxemburg gleich, wobei sie die Formulierung "imperatorius frater" als die Bezeugung einer Verwandtschaft der Luxemburger Grafen mit den OTTONEN interpretiert, die aber - wie Mathilde Uhlirz konstatiert - nicht weiter erklärbar sei. Es sei angemerkt, daß die fragliche Formulierung "imperatorius frater" auf eine Taufpatenschaft OTTOS I. für Siegfried hindeuten könnte, wobei dann in der "Aufgebotsliste Siegfried (II.) gemeint sein müßte und so jener "Sicco" nicht mit Siegfried (I.) gleichgesetzt werden dürfte.
    Den jüngeren Vorschlag, die Fragen um die Ahnen der Kaiserin Kunigunde zu klären, machte Geldner, Tatsachen S. 40-45. Er griff auf bereits früher angestellte Überlegungen zurück und versuchte erneut, Hadwig, die Mutter der Kaiserin Kunigunde, mit jener gleichnamigen Tochter Herzog Giselberts von Lothringen und dessen Gemahlin Gerberga, der Schwester OTTOS DES GROSSEN, gleichzusetzen. Doch impliziert dieses System eine Nahehe im Verhältnis 3:3, die HEINRICH II. dann mit der luxemburgischen Grafen-Tochter eingegangen sein müßte, was bei der bekannten Gegnerschaft HEINRICHS II. gegen solche, gegen die kanonischen Ehehindernisse verstoßenden Verbindungen nur schwer vorstellbar erscheint. Trotzdem Geldner noch versucht, diesen Einwand mit dem Hinweis auf die von HEINRICH II. und Kunigunde geführte Josephsehe zu entkräften, ist der Beweisgang Geldners wegen der Notwendigkeit, eine Verwandtenehe anzunehmen, abzulehnen.
    Die Belege für das Todesdatum der Kaiserin Kunigunde sind bei Wampach, Altluxemburgisches UB. Bd. 1, Nr. 243, zusammengestellt.

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1,"

    HEINRICH (IV.) II. DER HEILIGE 1046 kanonisiert
    * 6. V 973, + Pfalz Grona 13. VII 1024 Begraben: Bamberg Dom

    995/1002 HERZOG VON BAYERN, gewählt Mainz 7. VI, gekrönt Aachen 8. IX 1002, Rom 14. II 1014
    oo Frühsommer 1000 KUNIGUNDE VON LUXEMBURG (WIGERICHE) + Bamberg 3. III 1033, Tochter von Graf Siegfried, Begraben: Bamberg Dom
    gründet 1017 Stift Kaufungen

    Nach der mißlungenen Rebellion seines Vaters sollte Heinrich für den geistlichen Stand vorbereitet werden, um die bayrischen Sachsen politisch endgültig kaltzustellen. Aus diesem Grund kam der junge Prinz bereits im Vorschulalter in die vom berühmten Bischof Bernward von Hildesheim geführte Domschule zu Hildesheim. Mit Sicherheit hat Heinrich hier Latein, Lesen, Schreiben und die Kenntnis der wesentlichen Inhalte der Bibel erlernt. Nach der Begnadigung seines Vaters kehrte er nach Regensburg zurück, wo er in die Obhut des Bischofs Wolfgang kam. Heinrich kehrte nach seines Vaters Tode nach Bayern zurück und hier wurde nach dem alten Vorrecht des bayerischen Stammes seine Wahl zum Herzog vollzogen, der die Belehnung durch den König folgte. Die fundierte Ausbildung, die Heinrich erhielt, blieb nicht ohne Auswirkungen. Seinem Vetter OTTO III. stand er treu zur Seite. Als der Überführungszug mit dem Leichnam OTTOS III. durch bayrisches Gebiet kam, bemächtigte sich HEINRICH der Reichsinsignien, um seinen Ambitionen auf den Thron Nachdruck zu verleihen. Gegen die Thronansprüche von Markgraf Ekkehard von Meißen, der am 30.4.1002 in Pöhlde ermordet wurde, und von Hermann II. von Schwaben, der am 1.10.1002 in Bruchsal zurücktrat, setzte Heinrich von Bayern seine Wahl, die ohne Wissen der Sachsen, Lothringer und Thüringer und gegen die Stimmen der Schwaben erfolgte, zum deutschen König durch. Er besaß in Bayern eine stabile Position und stützte sich auf einen großen Teil des deutschen Episkopats unter der Führung des Erzbischofs Willigis von Mainz. Ein Jahr genügte ihm, um sich nach OTTOS Tod im Reich durchzusetzen, eine Tatsache, die gemessen an den Schwierigkeiten mancher seiner Vorgänger Verwunderung hervorrief und diplomatisches Geschick und Intelligenz vermuten läßt. Er wandte sich von den imperialen Bestrebungen OTTOS III. ab. Es gelang ihm, die Zentralgewalt in Deutschland erneut zu festigen. Im Gegensatz zu OTTO III. wollte HEINRICH II. eine Erneuerung des Reiches der Franken (Renovatio regni Francorum). Er versuchte die königliche Macht unter anderem durch eine Reform der Reichsklöster zu stärken, die einen Teil des Reichsheeres zu stellen hatten. HEINRICH war mit Abt Odilo von Cluny, dem Haupt der cluniazensischen Reformbewegung befreundet. Er stützte sich auf die Bischöfe und hielt am königlichen Einsetzungsrecht trotz gelegentlichen Widerstandes fest. In seinem Bestreben, die Mark Meißen und Lausitz dem frühfeudalen polnischen Staat einzugliedern (1003-1018), stieß Boleslaw I. Chobry mit HEINRICH II. zusammen, der die Eroberungspolitik gegen die Slawen wiederaufnahm und, mit den heidnischen Liutizen verbündet, Boleslaw bekriegte. Im Frieden von Bautzen 1018 erhielt Boleslaw die Mark Meißen und die Lausitz zu Lehen. Auf seinem ersten Italienzug ließ sich HEINRICH 1004 zum König von Italien krönen, und bekämpfte den nach dem Tode OTTOS III. zum italienischen König erhobenen Markgrafen Arduin von Ivrea, der 1014 verzichtete. In einem Erbvertrag (1006) mit seinem kinderlosen Oheim Rudolf III. von Burgund sicherte sich HEINRICH II. die Nachfolge in Burgund, mit dessen Erwerb er unter anderem die Herrschaft des deutschen Königtums über Italien schützen wollte. 1007 begründete er das Bistum Bamberg, dem die Christianisierung der slawischen Bevölkerung südlich des Frankenwaldes, am oberen Main und an der Regnitz oblag. Auf seinem zweiten Italienzug wurde HEINRICH II. zum römischen Kaiser gekrönt. Auf seinem 3. Italienzug unterwarf er die süditalienischen Fürstentümer Capua und Salerno. HEINRICH fühlte sich als Protektor der Kirche und seine hohe Bildung setzte ihn in den Stand, auch in ihre inneren Angelegenheiten kräftig einzugreifen. Der weltliche Adel blieb auch jetzt den Regierungsgeschäften fern, baute seine dynastischen Herrschaften aus und verbrauchte sich in kleinlichen Streitereien. Vielleicht lag hierin der Grund dafür, dass HEINRICH trotz redlicher Bemühungen an der Ostgrenze des Reiches noch keinen durchschlagenden Erfolg erzielen konnte. Gegen Ende seiner Regierung wandte er sich der Reform der Kirche zu. Seine letzten Jahre waren erfüllt mit Konflikten, weil er sich durch die Reform der Kirche dem hohen deutschen Klerus entfremdete.
    Kaiser HEINRICH II. war weder der strahlende, glanzvolle Prachtherrscher noch der erfolgreiche Kriegsheld. Seine fundierte Bildung, seine Intelligenz, sein realer Sachverstand sowie der Humor stempeln ihn zu einem fleißigen, beharrlichen, leutseligen, beliebten und erfolgreichen Politiker, dessen Stabilitätspolitik die Erfolge seiner Nachfolger möglich machte. Mit HEINRICH II. starb die männliche Linie des sächsischen Königshauses aus.

    Keller Hagen: Seite 133-134, "Schwäbische Herzöge als Thronbewerber: Hermann II. (1002), Rudolf von Rheinfelden (1077), Friedrich von Staufen (1125). Zur Entwicklung von Reichsidee und Fürstenverantwortung, Wahlverständnis und Wahlverfahren im 11. und 12. Jahrhundert" in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 131. Band

    Heinrich von Bayern hat 1002 von vornherein die Initiative an sich gerissen. Er scheint nicht daran gezweifelt zu haben, daß ihm das Königtum zustehe, auf das, wie man es in seiner engeren Verwandtschaft sah, schon sein Großvater 936 einen berechtigten Anspruch hätte anmelden können und nach dem sein Vater 984 vergeblich gegriffen hatte. Was man in der Familie Heinrichs in Frage stellte, war nicht, jedenfalls aus der späteren Perspektive, die Entscheidung für die Individualsukzession, sondern der Vorzug, den die OTTO-Linie vor der Heinrich-Linie durch die Designation von 929/30 und die Thronfolge von 936 erhalten hatte. Dennoch soll Heinrich, als er vom Tode OTTOS III. erfuhr, die Königswürde zunächst dem Herzog Otto von Kärnten angeboten haben, der durch seine Mutter Liutgard ein Enkel OTTOS I. und somit - wenn solche Vorstellungen galten - ein näher berechtigter Erbe war und außerdem durch Ansehen, Alter und Erfahrung, durch seine Verbindung mit OTTO III. und als Vater Papst Gregors V. in der Königssippe zweifellos einen Vorrang genoß. Ob dies ein ernstgemeintes oder nur formales Angebot war, durch das einer möglichen Konkurrenz aus der eigenen Sippe vorgebaut werden sollte, mag unentschieden bleiben; der Vorgang selbst zeigt jedenfalls, daß Heinrich ganz in erbrechtlichen Kategorien dachte und daß man deshalb wohl auch sein weiteres Verhalten aus diesem Anspruch verstehen muß. Als der Zug mit dem Leichnam OTTOS III. in Bayern anlangte, empfing Heinrich ihn an der Grenze des Herzogtums und übernahm betont die Sorge für den Toten, ließ die Eingeweide in Augsburg beisetzen und verfügte eine umfangreiche Seelgerätstiftung, wie dies normalerweise die Nachfolger im Königtum für ihre Vorgänger zu tun pflegten. Er zwang den Erzbischof von Köln, die Reichsinsignien herauszugeben, und erzwang auf brutale Weise, indem er den Erzbischof in Haft nahm. daß ihm die Heilige Lanze, die man heimlich schon nach Aachen vorausgeschickt hatte, ausgehändigt wurde. Wo er konnte, so auch während er im Trauerzug dem toten Kaiser das Geleit durch sein Herzogtum gab, übte er Druck auf die Großen aus, um ein Wahlversprechen oder eine Huldigung zu erlangen. Ohne einen Wahltermin abzuwarten, sicherte er sich durch weitere Aktivitäten und heimliche Treffen mit Parteigängern aus anderen Stämmen die Machtbasis, um die Königsherrschaft übernehmen zu können. Durch einen Beauftragten ließ er sich den in Werla versammelten Sachsen als künftiger König vorstellen und jedem reiche Geschenke versprechen, der seinen Anspruch anerkannte; und es gelang ihm mit Unterstützung der Schwestern OTTOS III., mögliche Gegenkandidaten auszuspielen und eine Mehrheit für die Bestätigung seines "Erbrechts" zu gewinnen. Kaum war seine Übermacht gegenüber anderen Kandidaten gesichert, unternahm er einen Feldzug nach Mainz und ließ sich dort von den Bayern und O-Franken zum König wählen und sofort krönen. Eine allgemeine Wahlversammlung war von ihm offensichtlich gar nicht angestrebt worden. Wer in Mainz nicht dabei war, konnte an anderem Ort, in einem nachträglichen Erhebungs- und Huldigungsakt, der Wahl beitreten. Das Verhalten Herzog Heinrichs ist ganz von dem Anspruch oder der Überzeugung bestimmt, daß ihm das Reich zustehe, das heißt, daß er einen erblichen Anspruch auf die Herrschaft habe, der durch formale Anerkennungsakte und zeremonielle Herrschaftsübergabe in die Realität umgesetzt werden mußte. Einer von diesen Akten war die Wahl: sie war unentbehrlich, weil sie die Zustimmung zu seiner Herrschaft manifestierte, aber sie war für sein Königtum nicht allein konstitutiv. Ihre Form spielte für Heinrich offensichtlich eine geringe Rolle.

    Trillmich Werner: Seite 142, "Kaiser Konrad und seine Zeit"

    Das Ende HEINRICHS II.

    Kaiser HEINRICH II. litt seit vielen Jahren an einem schmerzhaften Steinleiden, das seine mit ständigen Reisen durch das Reich verbundene Regierungstätigkeit immer beschwerlicher machte. Seit Weihnachten 1023 lag der 52-jährige Kaiser drei Monate lang in Bamberg darnieder, bevor er sich soweit wiederhergestellt fühlte, dass der Hof nach Sachsen aufbrechen konnte, um das Osterfest in Magdeburg bei Erzbischof Hunfrid zu feiern, der sein Amt wenige Monate zuvor angetreten hatte. Am Palmsonntag, dem 29. März 1024, stellten sich in der thüringischen Pfalz Allstedt neue Beschwerden ein, die den Zug verlangsamten. Gründonnerstag und Karfreitag verbrachte man still in Nienburg an der Saale. Außer der Kaiserin duldete der Kranke nur wenige Vertraute in seiner Nähe. Der Bevölkerung zeigte er sich nicht. Am Sonnabend erreichte man Magdeburg, wo am 5. April feierliche Ostergottesdienste stattfanden. Da sich das Befinden des Herrschers besserte, brach er bald danach wieder auf, so daß ihm wenige Tage später der vor kurzem ernannte Bischof Branthog von Halberstadt in seiner Residenz einen festlichen Empfang bereiten konnte, doch schon in Goslar erkrankte HEINRICH wieder. Dort mußte er wohl bis Ende Juni verweilen. Als man endlich weiterzuziehen wagte, zwang ein heftiger Rückfall zu erneutem Aufenthalt an der Leine in der Pfalz Grone. Hier ist HEINRICH am 13. Juli 1024 verstorben. Die Kaiserin und der Hof geleiteten seine Leiche nach Bamberg. Wie er gewünscht hatte, wurde der letzte männliche LIUDOLFINGER weltlichen Standes im Dome des von ihm gestifteten, liebevoll privilegierten, aber auch rücksichtslos genutzten Bistums beigesetzt.
    Mit ihm schied ein frommer, trotz körperlicher Beschwerden rastlos tätiger Herrscher dahin. Sein Werk stellt sich nicht nur als traditionsbewußte Fortsetzung des überkommenen Erbes der OTTONEN dar, sondern auch als entschlossener Neubeginn zur Überwindung der durch OTTO III. verursachten Unsicherheit. HEINRICH war nicht eigentlich schöpferisch, besaß aber im Vertrauen auf Gottes Führung Fleiß und Zähigkeit, um trotz schärfster Kritik gegen harten Widerstand unbeugsam die ihm verliehen Macht zu gebrauchen und zu mehren. Dabei zeigte er sich in der Wahl seiner Mittel recht unbedenklich, verschlagen, zuweilen sogar hinterhältig und wortbrüchig. Seine Standhaftigkeit sicherte ihm zwar bewundernde Anerkennung, aber nur wenig Liebe. Dem Nachfolger hinterließ er Deutschland als mächtiges, befriedetes Reich.
    Der kinderlose Kaiser scheint keinerlei Andeutung gemacht zu haben, wem er die Herrschaft zu hinterlassen gedachte. Eine für die bevorstehende deutsche Königswahl richtungsweisende Designation lag also nicht vor. Trotzdem blieb es, anders als im Jahre 1002, überall im Lande ruhig. Anwärter auf den Thron, die ihren Anspruch vernehmlich mit den Waffen anmelden können, gab es diesmal nicht. Noch lebten Nachfahren der zum Regiment befähigten LIUDOLFINGER-Sippe.

    Weinfurter, Stefan: Seite 269, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten"

    Epilog

    HEINRICH II., so wird man sicherlich sagen dürfen, war für seine Zeit kein bequemer Herrscher, weder als Herzog noch als König und Kaiser. Sein Auftreten und seine Entscheidungen erwecken den Eindruck von Härte, Unbeugsamkeit und rastlosem Eifer. Mit Mißtrauen muß er seine Umgebung beobachtet haben. Nichts habe er vergessen, so erfahren wir, und "niemand konnte ihn täuschen". Ein Vertrauensverhältnis zu ihm war wohl nur möglich, wenn man sich ihm und seinem Herrscherwillen völlig unterordnete. Gegen seine Autorität durfte sich niemand erheben, denn durch ihn wurde die Autorität Gottes vertreten. Daher, so formulierte es Thietmar von Merseburg, "demütigte er jeden, der gegen ihn aufstand, und zwang alle, ihm in gebeugtem Nacken zu huldigen". Unerbittlich bestand er auf Sühneleistungen und scheute auch vor jahrelangen Konflikten nicht zurück. Das Pauluswort von der gottgegebenen Gewalt, der jedermann zu gehorchen habe, war zu keiner Zeit so verbreitet wie während der Herrschaft HEINRICHS II.
    Aber man darf nicht übersehen, daß das autokratische Herrschaftsverständnis HEINRICHS II. auch größte Probleme hervorrief, wenn es galt, das Kirchenrecht gegenüber der Königsautorität zu behaupten. Das war der Fall bei der Gründung Bambergs. Daß sich der König hier durchsetzte und daß die Bischöfe den Gehorsam gegenüber der von Gott gegebenen Gewalt über ihr eigenes Rechtssystem stellten, bedeutete die höchste Steigerung seines Ansehens. So stellte die Bischofskirche vn Bamberg von Anfang an das Symbol seiner Autorität und seines Königtums dar. Gleichzeitig verkörpert sie, wie sich zeigte, das Testament des Königs, der damit sein Königtum an Christus, den König des Himmels, zurückgab. Diese innige Verbindung HEINRICHS mit der Kirch von Bamberg, die er eben nicht nur als seine Grablege dienen sollte, sondern auch Ausdruck seines Herrschaftsprogramms war, hat sich später recht treffend in der Bezeichnung "Heinrich der Bamberger" (Heinricus Babenbergensis) niedergeschlagen.
    Beginnend bereits seit der Kaiserkrönung 1014, verstärkt dann seit etwa 1018, nachdem er mit Boleslaw Chrobry einen "Resignationsfrieden" geschlossen hatte, tritt bei HEINRICH II. ein stärkerer Zug zur Verantwortlichkeit für die gesamte christliche Kirche in den Vordergrund. Sein Eingreifen in S-Italien 1022, seine synodalen Entscheidungen und auch seine Kontakte mit König Robert II. von Frankreich 1023 weisen alle in diese Richtung. Sein Kaisertum, das er auch für die Legitimation seiner Herrschaft in Italien gegen Arduin von Ivrea benötigte, verstand er als "Petruskaisertum", das nicht auf die Herrschaft über Rom, sondern auf Schutz für die römische Kirche ausgerichtet war. Zusammen mit einer zunehmend monastischen Frömmigkeitshaltung, von der er ganz persönlich ergriffen wurde, bestimmt dies das Bild seiner letzten Jahre. In Bamberg dagegen wurde das Bild des heiligen Kaisers aufgebaut. Die eigentliche Verklärung HEINRICHS II. durch eine besondere "Heiligkeit" ist dann um die Mitte des 11. Jahrhunderts zu fassen. Schließlich erreichte die Bamberger Kirche, in der durch die jährliche Totenmesse sein Andenken wachgehalten wurde, 1146 die Heiligsprechung HEINRICHS II. durch Papst Eugen III.
    Diese Entwicklung freilich verdrängte vollkommen das Bild, das in seiner eigenen Zeit vor allem in weiten Kreisen der Großen von ihm vorgeherrscht haben dürfte. Bei ihnen hat HEINRICHS Handlungsweise Unverständnis und erbitterten Widerstand hervorgerufen und immer wieder zu langjährigen Konflikten geführt. Vielen von ihnen, insbesondere den führenden Adelsfamilien in den westlichen Gebieten des Reiches, aber auch in Teilen des sächsischen Adels, dürfte er eher als Unglück für ihr Rechts- und Ordnungsempfinden vorgekommen sein. Er durchbrach die vom Adel geübten Regeln der Konfliktlösung und traf Entscheidungen, die man nur mit großem Murren hinnahm. Das Wort vom illegitimen "Gewaltherrscher" (invasor regni) entstand, und HEINRICHS Verfolgung der hochadligen Nahehen hat die Feindschaften weiter vertieft. Es kam sogar soweit, dasß man heimlich den Vorwurf erhob, "der Gesalbte des Herrn tue Sünde", denn, so war damit gemeint, er lasse dem Volk nicht Gerechtigkeit widerfahren.

    Gedanken zum Thronwechsel 1002




    1000 oo Kunigunde von Luxemburg, Tochter des Grafen Siegfried, 975 - 3.3.1033


    Literatur:
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    Krönungsbild aus dem Regensburger Sakramentar: Die heiliggesprochenen Bischöfe Ulrich von Augsburg und Emmeram von Regensburg haben Heinrich vor den Thron des Höchsten geleitet. Die hohe Gestalt des Herrschers reicht bis in die Mandorla hinein, in der Christus auf dem Weltenbogen thront. Der Herr setzt ihm die Krone auf. Zwei Engel überreichen Heinrich mit der Heiligen Lanze und dem Reichsschwert die Herrscherinsignien. Das Regensburger Sakramentar stiftete Heinrich II. dem Bamberger Dom. Miniatur aus dem Sakramentar Heinrichs II., heute in der Bayerischen Staatsbibliothek in München (Clm 4456, fol. 11r)

    Kronung Heinrich II



    Neue Deutsche Biographie - Heinrich II.

    heilig, Kaiser, * 6.5.973 in Bayern, † 13.7.1024 Pfalz Grona bei Göttingen, ⚰ Bamberg, Dom.

    Leben
    Die Fürsorge für den Knaben oblag (vielleicht gerade in der Zeit des Sturzes seines herzoglichen Vaters) dem Bischof Abraham von Freising. Möglicherweise wegen Kränklichkeit oder aus politischen Gründen zeitweilig für den geistlichen Stand ausersehen, wurde H. dann wahrscheinlich an der Domschule zu Hildesheim unterrichtet, wo er einer späteren Tradition zufolge zum Kanoniker bestimmt gewesen sein soll; er vollendete seine Ausbildung unter der Leitung des tiefreligiösen Bischofs Wolfgang von Regensburg. 995 folgte er seinem Vater, dem er schon vorher als Mitregent zur Seite gestanden hatte, kraft königlicher Belehnung, von den Großen durch einen Wahlakt anerkannt, im Herzogtum Bayern. Gute Beziehungen unterhielt er zu Otto III., dem er zweimal persönliche Heeresfolge nach Italien leistete. Er half dem jungen Kaiser 1001 in Rom aus gefährlicher Lage und hielt auch später das Ansehen seines Vorgängers hoch in Ehren. Schon als Bayernherzog zeigte er lebhaftes Interesse für kirchliche Angelegenheiten und förderte bei strengster Wahrung eigener Interessen und der fürstlichen Autorität energisch die Reform des klösterlichen Lebens.

    Als der Zug mit der Leiche Ottos III. im März 1002 in Bayern eintraf, trat H. mit geblütsrechtlich begründeten Ansprüchen auf das Königtum hervor, über die er sich vorher mit Herzog Otto von Kärnten, dem Sohn einer Tochter Ottos des Großen, verständigt hatte. Die starken politischen Widerstände, die vermutlich in rechtlichen Bedenken gegen die Wahl eines Kränklichen eine Stütze fanden, überwand er schrittweise mit größter Zähigkeit und Energie. Zunächst ließ er sich von den ihm ungünstig gesinnten Fürsten des Leichenzuges die Reichsinsignien ausfolgen; die Aushändigung der heiligen Lanze erzwang er von EB Heribert von Köln mit Gewalt. Der gefährlichste Gegenkandidat war Herzog Hermann II. von Schwaben, dem bei der Leichenfeier für Otto III. in Aachen die Mehrheit der dort versammelten Fürsten ausdrücklich Unterstützung gelobte. Keineswegs aussichtslos schien anfangs auch die Kandidatur des kriegstüchtigen Markgrafen Ekkehard von Meißen, der sich im Kampf gegen die Slawen und um die Stadt Rom glänzend bewährt hatte, aber unvermutet einem privaten Mordanschlag zum Opfer fiel. Mit Unterstützung des EB Willigis konnte H., die feindlichen Scharen Hermanns von Schwaben vorsichtig umgehend, nach Mainz vorstoßen, wo er von bayerischen und fränkischen Großen gewählt und am 7. Juni vom Erzbischof gesalbt und gekrönt wurde. Führte ein verheerender Feldzug gegen Schwaben zunächst noch nicht zur Anerkennung durch Hermann, so konnte der unvollständige Wahlakt doch während des Sommers durch die Huldigung der Thüringer und der Sachsen ergänzt werden; die letzteren ließen sich dabei die Wahrung ihrer angestammten Rechte zusichern. Nachdem Willigis auch an der Königin Kunigunde Salbung und Krönung vollzogen hatte, erkannten die niederlothringischen Bischöfe den neuen Herrscher an, der am Fest Mariä Geburt in Aachen vom Thron Karls des Großen Besitz ergriff. Als letzter unterwarf sich Hermann von Schwaben, dem seine Reichslehen belassen wurden.

    In Italien war kurz nach dem Tode Ottos III. Markgraf Arduin von Ivrea, ein Gegner des reichstreuen Episkopats, zum König erhoben worden. Es gelang ihm, eine deutsche Streitmacht unter Otto von Kärnten zurückzuschlagen, während H. selbst durch die Auseinandersetzung mit Boleslaw Chrobry gebunden war. Dieser hatte gleich nach der Ermordung Ekkehards von Meißen das Land östlich der Elbe in Besitz genommen, dann aber dem neuen deutschen Herrscher zu Merseburg gehuldigt. Als er jedoch im Frühjahr 1003 die Herrschaft über Böhmen an sich riß, die Huldigung für dieses Land verweigerte und mit dem Markgrafen des bayerischen Nordgaues, Heinrich, in enge Verbindung trat, war der Konflikt unausweichlich. H. schloß ein von den Zeitgenossen heftig kritisiertes dauerhaftes Bündnis mit den heidnischen Liutizen gegen den christlichen Polenherzog, warf den Aufstand im Nordgau nieder und unternahm einen Vorstoß in die Lausitz. Im Frühjahr 1004 fühlte er sich stark genug, um seine Macht auch südlich der Alpen zu demonstrieren. Die Etschklausen umgehend, nahm er Pavia, wo er sich zum König wählen und krönen ließ und anschließend einen Aufstand mit blutiger Härte niederschlug, während sich Arduin auf seine Burgen zurückzog, ohne der Herrschaft zu entsagen. Obwohl in Italien weithin Anarchie herrschte, zog sich H. bald wieder in die Heimat zurück, verdrängte den Polenherzog aus Böhmen und eroberte Bautzen. Im Sommer des Jahres 1005 stieß er ins Innere Polens bis in das Gebiet von Posen vor; Boleslaw sah sich gezwungen, auf seine Eroberungen zu verzichten und Frieden zu schließen. Allein bereits 1007 brachen die Kämpfe wieder aus, in deren Verlauf Boleslaw Bautzen und das Land der Milzener abermals in Besitz nahm. Erst 1010 war es H. möglich, einen neuen Feldzug gegen Polen zu unternehmen, der jedoch keine Entscheidung brachte. Zu Pfingsten 1013 fanden die Auseinandersetzungen einen vorläufigen Abschluß; Boleslaw behielt die Lausitz und das Land der Milzener als Vasall des Reiches, H. aber hatte freie Hand für die Romfahrt gewonnen. Ein Jahr nach Erwerb der Kaiserkrone 1014 nahm er den Kampf im Osten wieder auf. In zwei großangelegten Feldzügen (1015 und 1017) drang er mit Unterstützung der Liutizen in das Reich Boleslaws ein; er wurde aber das eine Mal auf dem Rückzug geschlagen, das zweite Mal gelang es ihm nicht, die Burg Nimptsch in Schlesien zu nehmen. Da auch ein Bündnis mit dem Fürsten Jaroslaw von Kiew keine Wendung herbeiführte, kam es 1018 unter maßgeblicher Beteiligung sächsischer Großer zum Frieden von Bautzen, der bis zum Tode des Kaisers in Kraft bleiben sollte. Die näheren Bestimmungen sind uns nicht überliefert, doch ergibt sich aus einer Andeutung Thietmars von Merseburg und aus den späteren Verhältnissen unter Konrad II., daß die Lausitz und das Land der Milzener, der Form nach wohl als Lehen des Reiches, in der Hand Boleslaws verblieben.

    Auch im Westen hatte H. schwere Auseinandersetzungen auszufechten, zunächst mit dem mächtigen Grafen von Flandern, dem schließlich das eroberte Valenciennes als Reichslehen belassen wurde. 1009 brach hauptsächlich wegen der Besetzung des Erzbistums Trier und des Bistums Metz ein Konflikt mit den Brüdern der Königin aus dem Hause der Grafen von Luxemburg aus, zu denen auch Herzog Heinrich von Bayern zählte; erst nach jahrelangen Wirren fand man einen einigermaßen befriedigenden Ausgleich. Zu den Zielen der Politik H.s im Westen zählte vor allem die Erwerbung des Königreichs Burgund. Eidlich ließ er sich von seinem kinderlosen Oheim, König Rudolf III., die Nachfolge zusichern und nahm, wohl als Unterpfand für die Erfüllung der Zusage, 1006 Basel in Besitz. Der tatsächlich unabhängige Adel des Landes unter der Führung des Grafen Otto Wilhelm wollte sich jedoch der deutschen Vorherrschaft nicht beugen. Obwohl König Rudolf sein Reich dem Kaiser 1016 als Lehen auftrug und ihm weitreichende Rechte einräumte, gelang es H. nicht, die Opposition, die auch mit kaiserfeindlichen lombardischen Großen in Verbindung stand, niederzukämpfen. Erst Konrad II. erntete die Früchte von H.s Politik und vereinigte die burgundische Krone mit der deutschen.

    Wenn H. verhältnismäßig spät die Kaiserkrone erwarb, so lag das vor allem daran, daß Rom und das Papsttum von dem Patricius Johannes Crescentius beherrscht wurden. Nach dessen Tode (1012) kam es zu einer zwiespältigen Papstwahl. Gregor (VI.), der von Abt Odilo von Cluny unterstützte Kandidat der Crescentier, begab sich an den Hof des deutschen Herrschers, um dessen Anerkennung zu erwirken. Doch H. entschied sich für Benedikt VIII. aus dem Hause der Grafen von Tusculum, von dem er gemeinsam mit seiner Gemahlin Kunigunde am 14.2.1014 in Rom zum Kaiser gekrönt wurde. Nachdem er ordnend in die Verhältnisse italienischer Bistümer und Klöster eingegriffen hatte, kehrte er bereits Ende Mai wieder nach Deutschland zurück. Die Kürze seiner Aufenthalte südlich der Alpen ist für seine Italienpolitik ebenso charakteristisch wie die Tatsache, daß er die Leitung der seit 1009 wieder von der deutschen getrennten italienischen Kanzlei deutschen Geistlichen anvertraute. Eng gestalteten sich seine Beziehungen zu Benedikt VIII., dem er das Privileg Ottos des Großen für die Römische|Kirche erneuerte und mit dem er gemeinsam 1014 in Rom und 1022 in Pavia Synoden abhielt. 1020 begab sich der Papst an den kaiserlichen Hof nach Bamberg, um das Eingreifen des Reiches in die süditalienischen Wirren zu erwirken. Der 3. Italienzug (1021/22), dessen bedeutendster militärischer Erfolg die Einnahme der byzantinischen Festung Troja war, brachte die kaiserliche Autorität in Süditalien im Einvernehmen mit dem Papsttum zur Geltung.

    Das System der ottonischen Reichskirchenverfassung erreichte unter H. einen Höhepunkt. Noch großzügiger als seine Vorgänger stattete er die Kirche mit Einkünften und Hoheitsrechten aus, rücksichtsloser als sie, bis zur offenen Säkularisation, stellte er das Kirchengut in den Dienst des Reiches. Bistümer besetzte er unbekümmert mit Hofkaplänen und Männern seines Vertrauens, wobei finanzielle Erwägungen durchaus ins Gewicht fallen konnten. Auf Reichssynoden, die unter seiner Regierung verhältnismäßig oft abgehalten wurden, griff er in rein religiöse Angelegenheiten ein, mehreren Domkapiteln gehörte er als Kanoniker an, zu Abt Odilo von Cluny unterhielt er die besten Beziehungen. Aber die Klosterreform, die H. seit seinem Regierungsantritt sehr energisch vorantrieb, trug noch nicht kluniazensische Züge; sie folgte hauptsächlich einer Strömung, die aus Gorze und Sankt Maximin bei Trier in die bayerischen Abteien getragen worden war. Prüm, Hersfeld, Lorsch, Fulda, Korvey, die Reichenau wurden von der Reform erfaßt, die Abt und Konvent strenger Zucht unterwarf, um zugleich die Ländereien, die nicht für die Deckung des Lebensunterhaltes der Mönche erforderlich waren, den Interessen des Königtums dienstbar zu machen. So erklärt es sich, daß H. von zeitgenössischen Quellen bald als Vater der Mönche gepriesen, bald als Kirchenräuber verurteilt wird.

    1004 stellte H. das von Otto II. aufgehobene Bistum Merseburg wieder her, und 1014 errichtete er das Bistum Bobbio. Seine größte Tat für die Kirche aber war die Gründung eines Bistums in Bamberg, das ihm als Familiengut seit seiner Kindheit vertraut und seiner Gemahlin Kunigunde als Morgengabe zugewiesen war. Auch dieses Werk persönlicher Frömmigkeit, das ihm die Verehrung als Heiliger eintrug, war nicht unbeeinflußt von nüchternen politischen Erwägungen. Nach dem Sturz der Macht des Markgrafen von Schweinfurt entbehrte das menschenarme, nur spärlich von kaum recht christianisierten Slawen besiedelte Gebiet am oberen Main eines Mittelpunktes geistlicher und weltlicher Verwaltung. Der Plan mußte zunächst auf den erbitterten Widerstand des Bischofs von Würzburg stoßen, von dessen Sprengel der größte Teil der neuen Diözese abgetrennt werden sollte. Nach großen Schwierigkeiten konnte H.s zähe, verschlagene Politik auf einer Synode zu Frankfurt die Gründung des Bistums durchsetzen (1007), das zur Sicherung seines Bestandes dem Apostolischen Stuhl übereignet und nicht nur mit den Grafschaften der Schweinfurter und mit ausgedehnten Besitzungen in Bayern und den österreichischen Ländern, zum Teil in strategisch bedeutsamer Lage, sondern auch mit mehreren Reichsabteien großzügig ausgestattet wurde.

    Gegen Ende seiner Regierung plante H. in enger Verbindung mit Benedikt VIII., unterstützt von Abt Richard von Sankt Vannes und anderen angeschenen Geistlichen, ein großes kirchliches Reformwerk. Im August 1023 besprach er zu Ivois an der Chiers mit König Robert von Frankreich nicht nur gemeinsame Maßnahmen gegen den unbotmäßigen Adel beider Reiche, sondern auch Vorbereitungen für ein Reformkonzil zu Pavia, an dem der Klerus Deutschlands, Frankreichs und Italiens teilnehmen sollte. Inzwischen hatten sich allerdings neue kirchenpolitische Schwierigkeiten eingestellt. Otto von Hammerstein, dessen Ehe nach rigoroser Auslegung der kirchlichen Anschauungen wegen zu naher Verwandtschaft als ungültig angesehen wurde, war von EB Aribo von Mainz in erbitterter Fehde zur Unterwerfung gezwungen worden. Als sich seine Gattin an den Papst wandte, erklärte der Erzbischof Appellationen nach Rom ohne bischöfliche Erlaubnis und ohne vorherige Ableistung einer auferlegten Kirchenbuße für unzulässig, worauf ihm Benedikt VIII. das Pallium entzog, während er seinen Gegenspieler, EB Pilgrim von Köln, zum Bibliothekar der Römischen Kirche ernannte. Inmitten dieser Spannungen starben kurz nacheinander Papst und Kaiser. Damit war der Plan einer Reformsynode gescheitert.

    Bald bemächtigte sich die Legende der Gestalt des Gründers des Bistums Bamberg; sie deutete seine Kinderlosigkeit als heroische Tugend und vereinfachte die widerspruchsvollen Züge seines Charakters im Geist des Zeitalters der Kreuzzüge zu einem frommen Idealbild. Er wurde 1146 von Papst Eugen III. kanonisiert.

    Literatur
    ADB XI; DW 6062-73; MG Diplomata III, 1900-03; Jbb. d. Dt. Gesch., Heinrich II.; R. Holtzmann, Gesch. d. sächs. Kaiserzeit, 31955, S. 383-487; M. L. Bulst-Thiele, in: B. Gebhardt, Hdb. d. dt. Gesch., 81954, I, S. 210-22; W. v. d. Steinen, Kaiser H. II. d. Hl., 1924; H. Günter, Kaiser H. II. u. Bamberg,|in: HJb. 50, 1939; H. L. Mikoletzky, Kaiser H. II. u. d. Kirche, 1946; Th. Schieffer, H. II. u. Konrad II., Die Umprägung d. Gesch.bildes durch d. Kirchenreform d. 11. Jh., in: DA 8, 1951; R. Klauser, Der H.- u. Kunigundenkult im ma. Bistum Bamberg, 1957.

    Portraits
    P. E. Schramm, Die dt. Kaiser u. Könige in Bildern ihrer Zeit, 1928, S. 196 ff., Abb. Nr. 79-91.



    Heinrich II. und Kunigunde werden von Christus gekrönt, Personifikationen reichen huldigend Gaben dar.
    Aus dem Perikopenbuch Heinrichs II. München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 4452, fol. 2r

    Perikopenbuch Heinrich und Kunigunde



    Titel/Amt/Status:
    als Heinrich IV.

    Gestorben:
    Pfalz Grona bei Göttingen

    Begraben:
    Dom

    Heinrich heiratete von Luxemburg, Kunigunde in 1000. Kunigunde (Tochter von von Luxemburg, Siegfried I. und Hadwig) wurde geboren in 975; gestorben am 3 Mrz 1033 in Kaufungen [34260],Kassel,Hessen,Deutschland; wurde beigesetzt in Bamberg [96047],Bamberg,Bayern,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]


  2. 9.  von Bayern, Brun Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Gisela2, 1.Konrad1) wurde geboren in 975/980; gestorben am 24 Apr 1029 in Regensburg [93047],Regensburg,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Augsburg [86150],Augsburg,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1006-1029, Augsburg [86150],Augsburg,Bayern,Deutschland; Bischof von Augsburg

    Notizen:

    Brun Bischof von Augsburg (1006-1029)
    ca. 975/80-24.4.1029 Regensburg Begraben: Augsburg, St. Moritz
    2. Sohn des Herzogs Heinrich II. der Zänker von Bayern und der Gisela von Burgund, Tochter von König Konrad
    K. Reindel, Die bayerischen Luitpoldinger meint, dass Brun zwischen 974 und 976 geboren sein muß, da sein Vater sich seit 974 gegen Kaiser OTTO II. im Aufstand befand.

    Lexikon des Mittelalters: Band II Seite 753

    Brun (Bruno), Bischof von Augsburg seit 1006
    + 24. April 1029 Regensburg Begraben: Augsburg, St. Moritz
    Sohn des bayerischen Herzogs Heinrich II. der Zänker und Bruder Kaiser HEINRICHS II.

    Als Mitglied des liudolfingischen Kaiserhauses spielte Brun schon vor seiner bischöflichen Amtszeit eine Rolle in der Politik: Vermutlich weil sein Bruder bei der nach 1002 fälligen Neubesetzung des bayerischen Herzogtums nicht berücksichtigte, schloss er sich dem Empörerkreis um Herzog Boleslaw Chrobry von Polen und Markgraf Heinrich vom Nordgau an. Jedoch nahm HEINRICH II. den Bruder 1004 wieder in Gnaden auf. 1005 berief er Brun, der zeitweise dem Domstift in Hildesheim angehörte, an die Spitze der königlichen Kanzlei und betraute ihn ein Jahr später mit der Bischofswürde in Augsburg. In der Folgezeit ist Brun häufig in der Umgebung des Königs nachweisbar. Allerdings kam es zu neuen Spannungen zwischen den Brüdern, vermutlich wegen der Gründung des Bistums Bamberg und wegen Bruns Eintreten für die eigenwillige Kirchenpolitik Erzbischof Aribos von Mainz. 1024 musste Brun auf Geheiß HEINRICHS II. in die Verbannung gehen. KONRAD II. hingegen zählte Brunzu seinen engsten Vertrauten und übertrug ihm 1026 die Vormundschaft über seinen Sohn und damit die Regentschaft für die Zeit seiner Abwesenheit. - Über Bruns kirchliche Amtsausübung ist wenig bekannt. Um 1012 wurde das Kanonikerstift St. Ulrich und Afra, bis dahin mit dem Augsburger Domkapitel verbunden, als Benediktiner-Kloster verselbständigt. Ca. 1020 hat Brun das Kollegiatstift St. Moritz gegründet, in dem er seine letzte Ruhestätte fand.

    Literatur:
    F. Zoepfl, B., Bf. v. Augsburg, Lebensbilder aus dem Bayer. Schwaben 2, 1953, 47-59 - F. Zoepfl-W. Volkert, Die Reg. der Bf.e und des Domkapitels v. Augsburg I, 2, 1965, Nr. 217-263 - J. Fleckenstein, Die Hofkapelle der dt. Kg.e 2, 1966 [Register s. v.]

    Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 97

    BRUN (BRUNO), Bischof von Augsburg
    * 973/76, + 24.4.1029 Regensburg Begraben: St. Moritz, Augsburg
    Vater:
    Herzog Heinrich II. von Bayern (+ 995)
    Mutter:
    Gisela von Burgund (+ 1006)

    1003 beteiligt am Schweinfurter Aufstand gegen seinen Bruder, König HEINRICH II.
    1005 an der Spitze der königlichen Kanzlei. 1006-1029 Bischof von Augsburg.
    1006/07 in Pöhlde, 1007 in Mühlhausen (Thüringen) Aufenthalte bei seinem Bruder.
    1007 in Neuburg an der Donau, im selben Jahr in Frankfurt am Main auf Generalsynoden.
    Um 10134 Gründung des Benediktinerklosters St. Afra in Augsburg 1014 in Pavia.
    Um 1020 Gründung des Stifts St. Moritz in Augsburg unter Mitwirkung des Kaisers.
    1023 bei der Weihe des Doms in Utrecht beteiligt.
    1024 von HEINRICH II. exiliert.
    Ab 1024 bei KONRAD II.
    1025 Teilnahme an der Synode zu Grone.
    1026 Kampf gegen Welf II.
    1027 auf der Synode zu Rom.
    Brunschenkte 1029 den Augsburger Kanonikern das Gut Straubing.
    Er war der letzte Sproß des sächsischen Kaiserhauses.

    Literatur:
    NDB 2; Lebensbilder Schwabens 2, 1953; Zoepfl, Bistum Augsburg 1.

    Glocker Winfrid: Seite 305, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VI, 32 BRUNO
    * c 975/80, + 1029 IV 29
    1005/06 Kanzler, 1006 Bischof von Augsburg

    Brun ist uns als Bruder Kaiser HEINRICHS II. bezeugt in Othlohs Vita S. Wolfkangi c. 30, SS IV 538, bei Adalbold in der Vita Heinrici II. c. 24, S. 72, und in den Annales Hildesheimenses a. 1003, S. 29.; weitere Belege hat Volkert-Zoepfl, Regesten der Bischöfe von Augsburg, Bd. 1, Nr. 217, zusammengestellt.
    Volkert nimmt ebd. für Brun von Augsburg einen Geburtszeitpunkt v 976 an, da er den in D OO II 138 genannten "nepos" OTTOS II. namens Bruno mit dem Bruder Kaiser HEINRICHS II. identifiziert. Wie wir unter V, 24 gesehen haben, ist der Bruno aus D O II. 138 wohl eher mit einem Bruder Herzog Heinrichs II. des Zänkers gleichzusetzen, der ansonsten nur noch in einer Traditionsnotiz genannt ist.
    Die Belege für Tag und Jahr von Brunos Tod hat Volkert-Zoepfl, Regesten der Bischöfe von Augsburg Bd. 1, unter Nr. 262 gesammelt. Vgl. ebd. unter Nr. 217 zur Erhebung des Bruders gegen Kaiser HEINRICH II. Augsburger Bischof.
    Zur Rolle des Königsbruders während der Regierungsjahre HEINRICHS II. vgl. im 1. Teil Seite 228 und Seite 231.

    Glocker Winfrid: Seite 228, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    Und wohl in der gleichen Funktion (Stellvertreterin des Herrschers) präsidierte die Kaiserin Kunigunde zusammen mit Herzog Heinrich von Bayern im Jahre 1021 einem Hoftag, auf dem der Streit zwischen dem Kloster St. Emmeram in Regensburg und dem Bischof Bruno von Augsburg, dem Bruder des Kaisers, zugunsten des Klosters und gegen Bruno entscheiden wurde.

    Thiele, Andreas: Tafel 13, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    BRUNO + 1029

    Bischof von Augsburg ab 1006; steht 1003/04 zusammen mit Markgraf Heinrich von Schweinfurt gegen den Bruder, streitet viel mit weltlichen Gewalten und zeitweise Regent.

    Brun war im Jahre 1003 am Aufstand gegen seinen Bruder HEINRICH II. beteiligt und hoffte, dessen Nachfolge im Herzogtum Bayern anzutreten. Er wurde 1005/06 Kanzler und 1006 Bischof von Augsburg. Unter der Regierung KONRADS II. hatte er großen Einfluss auf die Reichsgeschäfte. Er war der letzte männliche LIUDOLFINGER.

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    BRUN + 24. IV. 1029 Regensburg Begraben: Augsburg St. Moritz

    Domherr zu Hildesheim
    1005/06 Kanzler
    1006/1029 Bischof von Augsburg
    1026 Vormund von König HEINRICH III., Stifter von St. Moritz zu Augsburg 1020

    Trillmich Werner: Seite 142,264, "Kaiser Konrad II. und seine Zeit"

    Vielleicht wünschten manche der Großen bei Hofe, an deren Spitze Bruno von Augsburg, der Bruder des kränkelnden Herrschers, gestanden haben könnte, die Designation eines aussichtsreichen Thronbewerbers. Jedenfalls sah sich der Kaiser 1024 genötigt, den lästigen Bischof in die Verbannung zu schicken. Er begab sich zu seiner königlichen Schwester Gisela nach Ungarn. Nach des Kaisers Tode kehrte Bruno aus der Verbannung heim und stellte sich seiner Schwägerin zur Verfügung.
    Das Herrscherpaar KONRAD II. und Gisela stützte sich nach seiner Wahl vornehmlich auf Bischof Bruno von Augsburg, der zwar oft seinem kaiserlichen Bruder getrotzt hatte, aber ein getreuer, kenntnisreicher Hüter liudolfingischer Tradition war.
    Beim Italienzug KONRADS II. übernahm der für die Erziehung des Thronfolgers verantwortliche Bischof Bruno die Führung der Geschäfte.
    Bruno nahm 1029 an den Verhandlungen mit den Ungarn teil. Danach befiel den Bischof eine schwere Krankheit, und in des Kaisers Gegenwart verfügte er mit dessen Einverständnis testamentarisch über seine Allodien. Durch den unerwarteten Tod dieses letzten männlichen LIUDOLFINGERS, des Vetters der Kaiserin, verlor KONRAD am 24. April einen Freund und Vertrauten, der ihm den Weg zum Throne geebnet und seitdem treu zur Seite gestanden hatte. Der junge HEINRICH und seine Mutter geleiteten den Verstorbenen bis in seine Bischofsstadt. Dort wurde er in beider Gegenwart in der von ihm gestifteten St. Mauritiuskirche beigesetzt.

    Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan: Seite 126,130 A,165, "Otto III. - Heinrich II. Eine Wende ?

    Nicht anders handelten jene, die sich von HEINRICH II. zurückgesetzt und damit in ihrem Ansehen geschädigt sahen. Sie suchten Hilfe bei seinem Feind Boleslaw Chrobry. Das gilt schon für HEINRICHS Bruder Brun, der 1003 die Fehde Heinrichs von Schweinfurt gegen den König unterstützte; beide flohen vor HEINRICH zu Boleslaw Chrobry.
    1004 war Bernhard I. von Sachsen der Vermittler zwischen den Rebellen Heinrich von Schweinfurt und Brun einerseits und HEINRICH II. andererseits.
    Die Konflikte innerhalb des Reichs hatten ihre Hauptursache in der Unzufriedenheit mancher Großer mit den Konsequenzen der Rangerhöhung HEINRICHS II.: Entweder rivalisierten sie direkt mit ihm um die Königswürde - wie Herzog Hermann von Schwaben und Markgraf Ekkehard von Meißen - oder sie hofften auf eine größere Teilhabe an der Macht - wie HEINRICHS eigener Bruder Brun, Markgraf Heinrich von Schweinfurt und die Luxemburger Schwäger HEINRICHS II. -, oder sie sahen ihren Besitz durch Maßnahmen des neuen Königs unmittelbar beschnitten - wie der rheinische Pfalzgraf Ezzo und wiederum die LUXEMBURGER.


    Literatur:
    Annalen von Hildesheim a. 1003 - Baumgärtner, Ingrid (Hg): Kunigunde - eine Kaiserin an der Jahrtausendwende, Furore Verlag Kassel 1997 - Bosl, Karl: Bosls Bayerische Biographie, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1983 Seite 97 - Die Salier und das Reich. Gesellschaftlicher und ideengeschichtlicher Wandel im Reich der Salier. (Hg.) Stefan Weinfurter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991 Band I Seite 71,514,523/II Seite 252,262,526/III Seite 309 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 228-231,305 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan: Otto III. Heinrich II. Eine Wende? Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997 Seite 126,130 A,165 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 13 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 226,232,244,246,276,286 - Trillmich Werner: Kaiser Konrad II. und seine Zeit. Europa Union Verlag Bonn 1991 Seite 142,264 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 23,26,103, 114,119,153,175,186,188,191,235,252,273 - Wolfram Herwig: Kaiser Konrad II. Kaiser dreier Reiche. Verlag C.H. Beck München 2000 Seite 41,68,77,81,97-99,109,111,114,123,132-134,159,206,246,249, 287,289,308,317 -

    Neue Deutsche Biographie - Brun(o)

    Bischof von Augsburg (1006–29), * zwischen 973 und 976 Regensburg, † 24.4.1029 Regensburg (begraben Augsburg Sankt Moritz).

    Leben
    Bruns frühe Kindheit war überschattet von dem Fürstenaufstand gegen Otto II. (974–77), bei dem Heinrich der Zänker als einer der Rädelsführer auf neun Jahre (976–85) Freiheit und Herzogtum einbüßte. Die Herzogin Gisela verbrachte diese Zeit mit ihren Kindern in Freising. Dort und vielleicht in Regensburg dürfte Brun seine geistliche Ausbildung empfangen haben. Das Verhältnis zu seinem Bruder Heinrich II. war mehrfach getrübt - wie die Quellen sagen, durch die Scheelsucht Bruns. 1003 ließ er sich in eine Verschwörung gegen seinen Bruder ein. Nachdem im folgenden Jahre seine Schwester Gisela, zu der er geflohen war, die Brüder wieder versöhnt hatte, machte ihn Heinrich zu seinem Kanzler und 1006 zum Bischof von Augsburg. Vielleicht im Zusammenhang mit der Spannung, die sich 1023 zwischen dem deutschen Episkopat und Heinrich II. herausbildete, wurde Brun (nach den Einsiedler Annalen) 1024 in die Verbannung geschickt. Konrad II. aber schenkte ihm sein vollstes Vertrauen und übertrug ihm, als er 1026 nach Italien zog, die Obhut über seinen Sohn Heinrich und die Reichsverweserschaft. Zur Krönung Konrads II. 1027 geleitete Brun seinen Schützling Heinrich nach Rom und nahm an dessen Wahl, Salbung und Krönung zu Aachen (1028) teil. Am kaiserlichen Hoflager zu Regensburg wurde Brun vom Tode überrascht. Im Auftrage des Kaisers geleiteten Kaiserin Gisela und der junge König Heinrich den Leichenzug ehrenvoll nach Augsburg. Unter Brun wurde das Kollegiatsstift St. Afra in ein Benediktinerkloster umgewandelt und das Kollegiatstift St. Moritz in Augsburg gegründet. Seinem Domstift vergabte er letztwillig sein Besitztum in Straubing. - Er war der letzte Sproß des sächsischen Kaiserhauses.

    Literatur
    ADB III; F. Zoepfl, B., Bischof v. Augsburg, in: Lb. Bayer. Schwaben II, S. 47-59 (Quelle(n), Literatur); Dictionnaire d’Histoire et de Géographie Ecclésiastiques X, Sp. 955 f.

    Begraben:
    St. Moritz

    Gestorben:
    6. oder 24. April


  3. 10.  von Bayern, Gisela Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Gisela2, 1.Konrad1) wurde geboren um 984; gestorben nach 1060 in Passau [94032],Passau,Bayern,Deutschland; wurde beigesetzt in Passau [94032],Passau,Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Passau [94032],Passau,Bayern,Deutschland; Äbtissin von Passau-Niedernburg
    • Titel/Amt/Status: Ungarn; Königin von Ungarn

    Notizen:

    Gisela von Bayern
    Königin von Ungarn
    Äbtissin von Passau-Niedernburg
    ca. 984-9.5. nach 1060 Passau Begraben: Passau, Kloster Niedernburg
    Älteste Tochter des Herzogs Heinrich II. der Zänker von Bayern und der Gisela von Burgund, Tochter von König Konrad; Urenkelin von König HEINRICH I.

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 1465

    Gisela, Königin von Ungarn
    * um 985, + 7. Mai ca. 1060 Passau Begraben: Passau, Kloster Niedernburg
    Tochter Herzog Heinrichs II. von Bayern und der Gisela von Burgund
    oo 995/96 Stephan I.
    Sohn des ungarischen Großfürsten Geza nach glaubwürdiger Tradition in Scheyern

    Von mehreren zwischen 1000 und 1010 geborenen Söhnen erreichte nur Emmerich das Mannesalter. Gisela gilt als Stifterin der Domkirche in Veszprem ("Gisela-Kapelle"), wohl daher der Kirchturm in ihrer Hand auf dem ungarischen Krönungsmantel. Das Gisela-Kreuz in München stiftete sie für das Regensburger Grab ihrer Mutter. Die vom Nachfolger Stephans, König Peter, unwürdig behandelte Witwe kehrte vermutlich 1043 nach Bayern zurück, wo sie als Äbtissin des Klosters Niedernburg starb.

    Literatur:
    LThK IV, 401f. - Sz. de Vajay, Gfs. Geysa, Familie und Verwandtschaft, SOF 21, 1962, 59f., 90-92 - T. v. Bogyay, Stephanus rex. Versuch einer Biogr., 1975, 18f. - A. Uzsoki, Das Grab G.s, der ersten Kgn. Ungarns, Veszprem Megyei Muzeumok Közlemenyei 16, 1982, 125-168.

    Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 256

    GISELA, Königin von Ungarn und Äbtissin von Niedernburg (1045-um 1060)
    * um 985 Regensburg, + um 1060 Passau
    Vater:
    Herzog Heinrich II. der Zänker (951-995)
    Mutter:
    Gisela von Burgund (+ 1007)
    oo um 996 König Stephan der Heilige von Ungarn

    Erziehung in einem Regensburger Kloster (Niedermünster?)
    Schülerin des heiligen Wolfgang von Regensburg.
    Nach der Heirat besondere Sorge um die Christianisierung Ungarns.
    1038 nach Stephans Tod den Anfeindungen der heidnischen Partei ausgesetzt.
    Befreiung Giselas durch König HEINRICH III.
    Eintritt in das Kloster Niedernburg in Passau, wo Gisela bis zum Tode als Äbtissin wirkte.
    Durch Gisela erhielt das Kloster zahlreiche Schenkungen.

    Literatur:
    A. Grüneis, Die Kgn. U. Äbtissin G. und ihr Grab in d. Klosterkirche v. Niedernburg, in: Jahresbericht Passau 1953; M. Birgit-Hielscher, Gisela, Königin von Ungarn u. Äbtissin v. Passau-Niedernburg, i: OG 10, 1968; A. Leidl, Die sel. G., Kgn. v. Ungarn (um 985-um 1060), in: Bavaria Sancta, III, 1973.

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    GISELA
    * 985, + Passau 7.V. 1065 Begraben: ibidem Kloster Niedernburg
    oo 996 STEFAN I. DER HEILIGE, 997 Großfürst, 1000 König von Ungarn (ARPADEN) + 15-. VIII. 1038

    Thiele, Andreas: Tafel 13, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    GISELA + 1033
    995 oo STEPHAN DER HEILIGE, König von Ungarn

    Glocker Winfrid: Seite 305, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VI, 33 GISELA

    Im Zusammenhang mit unserer Besprechung der Rolle der Richeza bei der Aussöhnung zwischen Polen und dem Reich bietet es sich an, noch kurz auf die Vermählung der Schwester HEINRICHS II., der Gisela, mit König Stephan dem Heiligen von Ungarn einzugehen.
    Da wir den Zeitpunkt der Vermählung nicht auch nur annähernd bestimmen können, ist ein Zuordnung zu einer politischen Großkonstellation nicht möglich. Nur soviel läßt sich sagen, dass die Heirat wohl im Zusammenhang oder kurz vor der Königskrönung Stephans erfolgt sein dürfte; ein Ansatz auf die Zeit der Gründung des ungarischen Erzbistums in Gran (1001) dürfte zeitlich zu spät sein, während die Überlegungen von Mathilde Uhlirz, die die Taufe Stephans erst durch den heiligen Adalbert 996 vornehmen läßt und in diesen Zusammenhang auch die Hochzeit Stephans einbezieht, zu gelehrt und konstruiert sind, um ernsthaft als Hypothese für den historischen Ablauf in Erwägung gezogen werden.
    Je nachdem, wie das Jahr der Eheschließung vermutet wird, wäre die Funktion der Ehe im Rahmen der bayerischen Grenzsicherung oder aber in der Konzeption der imperialen Politik Kaiser OTTOS III. zu sehen. In jedem Fall steht von ungarischer Seite aus die Heirat in Zusammenhang mit der Westöffnung dieses einstigen Nomadenvolkes, die mit dessen Christianisierung unter Großfürst Geysa, dem Vater Stephans, Hand in Hand geht. Dies hat Hermann von Reichenau schon ganz richtig gesehen, wenn er Gisela eine "Geisel des Glaubens" nennt.
    Gerade Bayern, das Heimatland Giselas, hatte immer besonders unter den Ungarneinfällen zu leiden gehabt; doch war auch der friedliche Kontakt zwischen dem Reitervolk und Bayern hier am intensivsten. Es sei nur an die Flucht Herzog Arnulfs des Bösen von Bayern zu den Ungarn erinnert oder an die engen Beziehungen zwischen den bayerischen LUITPOLDINGERN und den Ungarn während des Liudolfaufstandes und zur Zeit der Lechfeldschlacht. Auch nachdem als Folge der ungarischen Niederlage auf dem Lechfeld die Reiterhorden ihre Raubzüge in das Reichsgebiet aufgegeben hatten, waren die Beziehungen Bayerns in die Donauebene nicht abgebrochen. So lag es durchaus nahe, für den Nachfolger und Sohn Großfürst Geysas gerade in dem angrenzenden Herzogtum um eine Braut zu werben.
    In den größeren, das gesamte Reich betreffende Zusammenhängen ist die Heirat der Gisela in das Konzept der "Renovatio imperii Romanorum" einzureihen, mit dem die Herrschaft von der Ebene des "regnum" auf die des "imperium" verlagert werden sollte, das Konzept der letzten Regierungsjahre Kaiser OTTOS III. Im Rahmen dieses "Renovatio"-Gedanken hatte der Kaiser mit dem Polenherzog einen Freundschaftsbund begründet, ihn zum "frater et cooperator imperii" ernannt und zum "amicius populi Romani" gemacht, wobei Boleslaw auch eine Nachbildung der Heiligen Lanze überreicht wurde. Parallel zur politischen Neuordnung wurde auch die Kirchenorganisation durch die Errichtung eines eigenen polnischen Erzbistums in Gnesen vorgenommen. Und in der gleichen Weise wurde auch Ungarn in die neue Politik integriert.
    Der Einfluß der Gemahlin König Stephans ist deutlich an der Namensgebung für die Kinder des Ehepaares abzulesen. Die beiden einzigen Namen, die wir überhaupt kennen, sind Emmerich (für Heinrich) und Otto: beides typische OTTONEN-Namen. Und wenn wir der Nachricht, die uns der bayerische Historiker Aventin im 16. Jahrhundert überliefert hat, Glauben schenken dürfen, so hat König Stephan von Ungarn 1027 oder 1029 auf einem Reichstag zu Regensburg das bayerische Herzogtum für seinen Sohn Emmerich als Nachkomme (Enkel) Herzog Heinrichs des Zänkers gefordert. Die Forschung hat zwar keine Einmütigkeit über die Glaubwürdigkeit dieser Nachricht erzielen können, doch scheint sich die Waage eher in einer positiven Wertung zuzuneigen, zumal die Ablehnung der Ansprüche Emmerichs durch König KONRAD II. eine plausible Motivation für die gut bezeugten und mit anderen Gründen nicht erklärbaren Grenzkonflikte zwischen dem Reich und Ungarn liefern würden.
    Auch die Vermählung der Gisela mit Stephan von Ungarn ist in erster Linie als Friedensstiftung zwischen dem Reich/Bayern und den Ungarn zu werten. Doch zugleich war mit der Person Giselas ein Missionarsauftrag verbunden, der letztlich auch wieder der Erweiterung des Herrschaftsbereiches dienen sollte.

    Gisela war die Eventualerbin des Herzogtums Bayern.

    Lechner Karl: Seite 66,72, "Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246"

    Es gab zunächst ein langsames Vorschieben gegen Ungarn, das in enger Beziehung zu Kaiser HEINRICH II.und Bayern stand. HEINRICHS Schwester Gisela (Tochter Giselas von Burgund) war mit König Stephan von Ungarn verheiratet. Mit ihr kam eine Reihe von deutscher Adelsgeschlechtern nach Ungarn.
    König Peter, der Nachfolger ihres Mannes, bedrückte die Königin-Witwe Gisela.

    Weinfurter Stefan: Seite 28, "Kaiser Heinrich II. - Bayerische Traditionen und europäischer Glanz" in: Kaiser Heinrich II. 1002-1024. Begleitband zur Bayerischen Landesausstellung 2002

    Weit mehr als auf Italien hat HEINRICH II. seinen Blick auf den Osten gerichtet. Zu Ungarn bestanden von Beginn an enge Verbindungen. Seine Schwester Gisela (+ 1060) war noch vor dem Jahre 1000 die Gemahlin Stephans von Ungarn (+ 1038) geworden und vermittelte den Austausch kultureller und religiöser Impulse.

    Wolfram Herwig: Seite 246-247, "Kaiser Konrad II. Kaiser dreier Reiche."

    Im Jahre 991 "triumphierte Herzog Heinrich über die Ungarn." Das ungarische Herrscherhaus der ARPADEN mußte daher wieder zu einer Annäherung an den westlichen Nachbarn finden, noch zu Lebzeiten seines Vaters heiratete der 994/95 getaufte Stephan (der Heilige) Gisela, die Tochter Heinrichs des Zänkers und Schwester dessen gleichnamigen Sohnes, der soeben Herzog geworden war. Da diese Verbindung im Einvernehmen mit dem ottonischen Königshof erfolgte und der Schwager Stephans der spätere Kaiser HEINRICH II. wurde, waren die guten Beziehungen Ungarns zum Reich auf dauerhaftere Grundlagen gestellt. Mit der bayerischen Gisela kamen nicht nur vermehrt christliche Missionare, sondern auch ein stattliches Gefolge ins Land. Der Einfluß dieser "Gäste" reichte von militärischen Belangen - mit bayerischer Hilfe hatte Stephan nach dem Tod des Vaters die Herrschaft behauptet - bis zum Urkundenwesen und der Gesetzgebung.
    Mit dem Tod HEINRICHS II. waren auch die guten Beziehungen zwischen dem Reich und Stephan I., dem Schwager des Verstorbenen, zu Ende. Warum KONRAD II. mit der Politik seines Vorgängers gegenüber Ungarn, aber auch gegenüber Venedig brach, liest man in keiner Quelle.
    Eine Schlüsselfigur des Geschehens könnte der Augsburger Bischof Bruno gewesen sein. Er war ja nicht nur Gegner der Politik seines kaiserlichen Bruders HEINRICH, sondern auch durch seine Schwester Gisela der Schwager Stephans I.
    Anscheinend war es aber die Kränkung des Thronfolgers Heinrich-Emmerich, die den Gegensatz zwischen SALIERN und ARPADEN auslöste. Laut einer isolierten, sehr späten Nachricht habe sich Heinrich-Emmerich Hoffnungen auf das Herzogtum Bayern gemacht, das er als Sohn der bayerischen Herzogs-Tochter Gisela erben wollte. Man fragt sich zwar, warum die Ungarn nicht schon 1017/18 das Herzogtum verlangt hatten, als es wieder an den luxemburgischen Bruder Kunigundes gegangen war und die Kaiserin dabei sehr selbständig dessen Interessen vertreten durfte; aber unglaubwürdig ist der überlieferte Anspruch Emmerichs auf Bayern keineswegs [114 Thietmar, Chronicon VII 66 und VIII 18. BG 1916a und 1934 b. - Schünemann, Deutsche in Ungarn 30, und Bresslau, Jahrbücher I, 296f. Vgl. Reindel, Bayern 314 mit Anm. 84: Anspruch Emmerichs auf Bayern nach Aventin.].



    995 oo Stephan I. der Heilige König von Ungarn um 970-15.8.1038

    Kinder:
    - Emerich der Heilige 1007-2.9.1031
    - (Agathe)
    oo Eduard Prinz von England, Sohn König Edmunds II.


    Literatur:
    Balazs György/Szelenyi Karoly: Die Magyaren. Geburt einer Nation. Corvina Kiado Budapest Seite 23,25 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 141,160 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 34,75,120 - Bresslau, Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1879 Band I Seite 102,295,296,314,316 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 14,152 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 145 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 305 - Hielscher, Birgit M.: Gisela Königin von Ungarn und Äbtissin von Passau-Niederburg, in: Ostbayerische Grenzmarken 10 1968 Seite 265-289 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 169 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 346,376,384 - Homan Balint: König Stephan I. der Heilige. Die Gründung des ungarischen Staates. Wilhelm Gottlieb Korn Verlag Bresslau - Isenburg, Wilhelm Karl Prinz von: STAMMTAFELN zur Geschichte der EUROPÄISCHEN STAATEN Die deutschen Staaten, Verlag J. A. Stargardt Marburg 1953 Teil I Tafel 3 - Kaiser Heinrich II. 1002-1024. Begleitband zur Bayerischen Landesausstellung 2002 Konrad Theiß Verlag GmbH 2002 Seite 28 - Keller, Hagen: Die Ottonen. Verlag C.H. Beck München 2001 Seite 73 - Körntgen, Ludger: Ottonen und Salier. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2002 Seite 48 - Lazar Istvan: Kleine Geschichte Ungarns. Österreichischer Bundesverlag Wien 1990 Seite 55,80 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 60,66,69,72,74,319 A 18 - Pohl Walter: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 71,99 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 139,285, 379,381 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 13 - Steindorff, Ernst: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich III. 1. und 2. Band, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 174 - Trillmich Werner: Kaiser Konrad II. und seine Zeit. Europa Union Verlag Bonn 1991 - Vajay Szabolcs de: Großfürst Geysa von Ungarn. Familie und Verwandtschaft. in: Südostforschungen Band XXI R. Oldenbourg Verlag München 1962 Seite 59,90-92 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1999, Seite 90,114 - Wolfram Herwig: Kaiser Konrad II. Kaiser dreier Reiche. Verlag C.H. Beck München 2000 Seite 246-247 -


    Gestorben:
    9.5.

    Begraben:
    Kloster Niedernburg

    Gisela heiratete von Ungarn, Stephan I. in 995. Stephan wurde geboren um 970; gestorben am 15 Aug 1038 in Esztergom [2500],Mitteltransdanubien,Ungarn; wurde beigesetzt in Székesfehérvár [8000],Mitteltransdanubien,Ungarn. [Familienblatt] [Familientafel]


  4. 11.  von Bayern, Brigida Graphische Anzeige der Nachkommen (3.Gisela2, 1.Konrad1) wurde geboren um 985.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Andlau [67140],Bas-Rhin,Elsass,Frankreich; Äbtissin von Andlau

    Notizen:

    Brigida von Bayern Äbtissin von Andlau
    ca. 985-
    Jüngere Tochter des Herzogs Heinrich II. der Zänker von Bayeren und der Gisela von Burgund, Tochter von König Konrad

    Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 95

    BRIGITTA, Äbtissin
    * um 970
    Vater:
    Herzog Heinrich II. der Zänker (951-995)
    Mutter:
    Gisela von Burgund ( + 1007)

    Nachdem der Regensburger Bischof Wolfgang 983 das Kloster Mittelmünster in Regensburg errichtet hatte, um die Reform von Ober- und Niedermünster vorzubereiten, nahm sie dort den Schleier, wurde Äbtissin.
    Von ihrem Vater erhielt sie reichen Besitz aus Fiskalgut.

    Literatur:
    K. Bosl, Die Sozialstruktur der mittelalterlichen Residenz- u. Fernhandelsstadt Regensburg, 1966; F. Janner, Geschichte der Bischöfe von Regensburg 1, 1883.

    Glocker Winfrid: Seite 306, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VI, 34 BRIGIDA
    * c 985

    zuerst Nonne in Kloster St. Paul zu Regensburg, später Äbtissin in St. Paul und/oder Kloster Andlau im Elsaß; eventuell kurzzeitig vermählt

    Brigida ist als Tochter Heinrichs des Zänkers bei Othloh in der Vita SS. Wolfkanghi c. 17, SS IV 534, bezeugt, der sie visionär als künftige Äbtissin sieht. Sie gilt so gemeinhin als spätere Äbtissin im Regensburger Frauenkloster St. Paul; vgl. Hirsch Bd 1, S. 123.
    Da wir zugleich auch eine "nostra soror" Brigida, die Äbtissin in dem elsässischen Kloster Andlau war, aus dem D R II. 79 von 1004 VII 1 kennen, wird in der Forschung manchmal die These vertreten, unsere Brigida habe ein doppeltes Abbiat in beiden Klöstern innegehabt. BG. 1574 weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass auch die Äbtissinnen Adelheid von Quedlinburg und Sophie von Gandersheim in Diplomen HEINRICHS II. die Bezeichnung "soror" tragen, obwohl diese beiden Damen bekanntlich Schwestern OTTOS III. waren.
    Todestag und Todesjahr der Brigida sind nicht bekannt.
    Hlawitschka, Untersuchungen Kap. III, Anm. 227, gibt zu bedenken, ob man nicht der Annahme Raum geben könnte, Brigidasei nur in ihrer Jugend zur Erziehung im Kloster St. Paul zu Regensburg und dann einige Zeit mit einem elsässischen Grafen verheiratet gewesen, bevor sie (verwitwet?) im Kloster Andlau den Schleier nahm. Diese Annahme könnte gut eine Angabe im "Buch der Stifter" des Schaffhausener Klosters Allerheiligen erklären, in dem berichtet wird, Hadwig, die Gemahlin Eppos von Nellenburg und Mutter Graf Eberhards des Seligen sei "des hohen kaiser Heinriches swester tochter" (Seite 2) gewesen; zudem lassen sich für Hadwig Beziehungen in das Elsaß nachweisen.

    Thiele, Andreas: Tafel 13, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    BRIGITTE
    wird Nonne

    Schwennicke Detlev: Tafel 10, Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    BRIDIGA
    Nonne von St. Paul zu Regensburg, Äbtissin von Andlau

    Hlawitschka Eduard: Seite 164 Anmerkung 227, "Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands"

    Dabei stößt man darauf, dass Kaiser HEINRICH II. mit großer Sicherheit eine Schwester Brigida und möglicherweise eine Schwester Gerberga hatte. Von ersterer weiß Othlohs Vita S. Wolfkangi zu berichten, dass Herzog Heinrich der Zänker (+ 995) filiam suam vocabulo Brigidam dem von Bischof Wolfgang von Regensburg (972-994), ihrem Taufpaten, gegründeten Regensburger Frauenkloster St. Paul übergeben habe. Auch daß Brigida später Äbtissin wurde, deutet er an. In der Tat ist auch eine Äbtissin Brigida von Andlau im Elsaß 1004 von HEINRICH II. als soror nostra bezeichnet worden.
    Vor allem die Nennung Brigidas in Andlau verdient hier - angesichts der bezeugten Elsaßverbindungen der Mutter Graf Eberhards des Seligen von Nellenburg - ein gewisses Interesse. War Brigida vielleicht nur kurze Zeit zur Erziehung im Regensburger St. Paulskloster? Und hat sie sich anschließend mit einem elsäßischen Grafen verheiratet, so daß sie - nach einer eventuell nur kurzen Ehe - dann im elsässischen Andlau endgültig den Schleier nahm? Wie sollte sie sonst als bayerische Herzogs-Tochter in ein Kloster im Elsaß gekommen sein? Bejaht man diese Möglichkeit, so könnte Hedwig, die Gemahlin Eppos und Mutter Eberhards des Seligen von Nellenburg, deren Tochter gewesen sein. Als Gemahl Brigidas und Vater Hedwigs käme dann vor allem ein Verwandter Papst Leos IX. - und zwar eventuell einer der drei Brüder von Leos IX. Vater Hugo - in Frage; denn Leo IX. war ja - dem Stifterbuch des Allerheiligenklosters zufolge - dem selben graven Eberhardo (dem Seligen) nach sippe. Auf Hedwigs Herkunft aus dem Elsaß weist schließlich auch das Stifterbuch noch in einer weiteren - außer der oben genannten - Weise hin.

    Weinfurter Stefan: Seite 27, "Heinrich II. Herrscher am Ende der Zeiten."

    In der Vita des Regensburger Bischofs heißt es sogar, der Herzog selbst habe dem Bischof gedrängt und ihm den Befehl erteilt, in den Regensburger Frauenstiften die Disziplin des monastischen Lebens einzuführen. Seine eigene Tochter Brigida habe er, "ergriffen von Liebe zu Gott, dem Konvent von Niedermünster als Nonne übergeben.



    ? oo Gerhard? Graf von Egisheim (namentlich unbekannter Bruder Hugos IV.)
    -
    Kinder:

    - Hedwig
    oo Eberhard (Eppo) Graf von Nellenburg 980/90-ca. 1030/40


    Literatur:
    Bosl, Karl: Bosls Bayerische Biographie, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1983 Seite 95 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 306 - Hirsch, Siegfried: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II., Verlag von Duncker & Humblot Berlin 1864 Band I Seite 123 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987 Seite 164 - Janner, Ferdinand: Geschichte der Bischöfe von Regensburg Band 1-3, Friedrich Pustet Verlag Regensburg 1883 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 10 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 13 - Weinfurter Stefan: Heinrich II. Herrscher am Ende der Zeiten. Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1999 Seite 27 -


  5. 12.  von Werl, Hermann II. Graphische Anzeige der Nachkommen (4.Gerberga2, 1.Konrad1) wurde geboren um 980; gestorben nach 1025.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Osnabrück [49074],Niedersachsen,Deutschland; Graf im Bistum Osnabrück
    • Titel/Amt/Status: Graf im Dreigau
    • Titel/Amt/Status: Lochtropgau,Deutschland; Graf im Lochtropgau
    • Titel/Amt/Status: Vogt von Verden, Liesborn, Meschede und Oedingen
    • Titel/Amt/Status: 997-1024, Werl [59457],Soest,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; Graf von Werl

    Notizen:

    Hermann II.
    Graf von Werl (997-1024)
    Graf im Lochtropgau, Dreigau und im Bistum Osnabrück
    ca 980-14.5. nach 1025
    Vogt von Verden, Liesborn, Meschede und Oedingen

    Ältester Sohn des Grafen Hermann I. von Werl und der Gerberga von Burgund, Tochter von König Konrad; Stiefbruder der Kaiserin Gisela, Cousin des Königs HEINRICH II. und Neffe des König Rudolfs III. von Burgund

    Brandenburg Erich: Tafel 32 Seite 65, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    IX. 80. HERMANN II., Graf von Werl
    + nach 1024
    Gemahlin:
    ...
    Anmerkungen: Seite 156
    IX. 80

    Bollnow, Grafen von Werl hat die Unsicherheiten in der Genealogie dieses Hauses treffend nachgewiesen. Ich gebe die vermutliche Deszendenz trotzdem wieder, da die karolingische Abstammung, wenn auch einzelne Punkte unklar bleiben, meines Erachtens außerordentlich wahrscheinlich ist.
    Vgl. auch Brandenburg, Kaiserin Gisela.

    Glocker Winfrid: Seite 321, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    HERMANN (II.)
    * c 980, + n 1024 am (?) V 14
    997-10224 "Graf von Werl": Graf im Lochtropgau, Dreingau und im Bistum Osnabrück
    1. oo NNw
    1007 2. oo Godila, Witwe Graf Liuthars von Walbeck

    Hermann ist als Sohn der Gerberga von Burgund aus deren 1. Ehe mit Graf Hermann "von Werl" bezeugt durch D O III. 363 von 1000 V 18 (vgl. dazu BU. 1370), durch Thietmar VII c. 49, S. 458, und die Nachricht des Annalista Saxo a. 1017, SS VI 671.
    Die Argumente, die uns zur Gleichsetzung der Gerberga, die als Mutter der WERLER bekannt ist, mit der Tochter König Konrads von Burgund und dessen Gemahlin Mathilde gleichen Namens berechtigen, sind von Leidinger, Untersuchungen S. 83-87, zusammengestellt und kommentiert; vgl. ebenda S. 88 zu den Belegen für Hermann II.
    Durch die Annales Quedlinburgenses a. 1019 SS III 84, sind die WERLER zweifelsfrei als "consobrini" Kaiser HEINRICHS II. bezeugt, womit die von Müller, Heribert S. 238, geäußerten Zweifel an der Zugehörigkeit der WERLER zur Nachkommenschaft der burgundischen Gerberga zurückgewiesen werden können.
    Hermann ist letztmals in D Ko II. 26 von 1025 V 3 bezeugt; sein Todestag war nach Leidinger, Untersuchungen S. 90, möglicherweise der V 14, zu dem im Essener Nekrolog ein "Hermannus comes" eingetragen ist.
    Zu den Beziehungen, die Graf Hermann II. von Werl zu seinem burgundischen und schwäbischen Verwandten unterhielt, vgl. Leidinger, Untersuchungen S. 94 f.

    Thiele Andreas: Tafel 411, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte", Band I, Teilband 2 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser II

    HERMANN II., Graf von Werl
    + um 1026

    Steht besonders gegen Bischof Dietrich von Münster und gerät 1018 in dessen Gefangenschaft. Es ging besonders um die Vogtei Liesborn; er rebellierte 1019/20 mit BILLUNGERN und Pfalzgrafen gegen die kirchenfreundliche Politik Kaiser HEINRICHS II. (Cousin) und steht auch gegen Erzbischof Heribert von Köln wegen Vogteirechten und Gefangennahme der Mutter; Vogt von Werden, stiftet Abtei Oedingen und auch da Vogt.

    Klocke, Rudolf Freiherr von: Seite 105, "Die Grafen von Werl und die Kaiserin Gisela. Untersuchungen zur Geschichte des 10. und 11. Jahrhunderts mit einem Exkurs über Mittelaltergenealogie."

    HERMANN, GRAF VON WERL
    * ..., + ...
    Urkundlich 997- 1024
    oo 1003/04 GERBERGA, Tochter des Königs von Burgund, * um 968/70, + nach etwa 1009
    Witwe des 1003 verstorbenen Herzogs Hermann II. von Schwaben

    Hermann II. lag 1016/17 mit dem Bischof Dietrich von Münster in Fehde, dem 1019 endgültig die Abtei Liesborn überwiesen wurde, um die es vermutlich bei der Fehde ging. 1018 wurde er vom Vetter des Bischofs Dietrich von Münster, Udo von Stade, auf seiner Burg gefangengesetzt. Ungefähr in die gleiche Zeit fiel die Auseinandersetzung Hermanns mit Erzbischof Heribert von Köln wegen Vogteirechten und der Gefangennahme seiner Mutter. Überhaupt finden wir die WERLER ständig in Opposition. So auch im Jahre 1019, als Thietmar, Sohn Bernhards von Sachsen, zusammen mit den Söhnen des Grafen Hermann und den Pfalzgrafen eine Empörung gegen HEINRICH II. wegen dessen kirchenfreundlicher Politik anstifteten. Hermann besaß Grafschaften im Locdorp-, Leri- und im Dreingau. Sein Amtsbereich erstreckte sich vom Locdorpgau im Süden über den Dreingau bis in den nördlich gelegenen Lerigau. Er stiftete die Abtei Oedingen und war da auch Vogt.




    997 1. oo N.N.
    -
    1007 2. oo 2. Godila von Rothenburg, Tochter des Grafen Werner I., um 977-18.6.1015
    (1. oo Lothar III. Graf von Walbeck -25.1.1003)



    Kinder:

    1. Ehe
    - Heinrich I. Graf von Werl um 998-8. oder 20.8. um 1054
    - Konrad I.
    - ? Hermann I. Bischof von Münster (1032-1042) - 1042
    - Adalbert Graf im Emegau 1031-1038
    - Bernhard III. ca 1010- nach 1066

    2. Ehe
    - Rudolf
    - Mathilde



    Literatur:
    Annalen von Quedlinburg ad. a 1019 - Annalista Saxo: Reichschronik. Seite 47,48 - Bollnow, Hermann: Die Grafen von Werl. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte des 10. bis 12. Jahrhunderts. Dissertation Stettin 1930 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 32 Seite 65 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 321 - Hlawitschka, Eduard: Konradiner-Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis. Ein Rückblick auf 25 Jahre Forschungsdisput. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2003 Seite 106 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987 Seite 52,152 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 431 - Klocke, Rudolf Freiherr von: Die Grafen von Werl und die Kaiserin Gisela. Untersuchungen zur Geschichte des 10. und 11. Jahrhunderts mit einem Exkurs über Mittelaltergenealogie, in: Westfälische Zeitschrift 98/99, 1949, I. Abteilung, Seite 105 - Leidinger, Paul: Untersuchungen zur Geschichte der Grafen von Werl. Ein Beitrag zur Geschichte des Hochmittelalters. Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens Abteilung Paderborn 1965 Seite 88-95 - Schölkopf, Ruth: Die sächsischen Grafen 919-1024. Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens, Göttingen 1957 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 334,408,468,476 -

    Gestorben:
    14.5.

    Hermann heiratete von Rothenburg, Godila in 1007. Godila wurde geboren um 977; gestorben am 18 Jun 1015. [Familienblatt] [Familientafel]


  6. 13.  von Werl, Rudolf Graphische Anzeige der Nachkommen (4.Gerberga2, 1.Konrad1) wurde geboren um 982/986; gestorben um 1044.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Werl [59457],Soest,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; Graf von Werl
    • Titel/Amt/Status: 1040, Groningen [9700],Groningen,Niederlande; Graf im Groningerland

    Notizen:

    Rudolf (-Ludolf) Graf von Werl
    Graf im Groningerland 1040
    ca 982/86-12.7. um 1044

    2. Sohn des Grafen Hermann I. von Werl und der Gerberga von Burgund, Tochter von König Konrad; Stiefbruder der Kaiserin Gisela, Cousin des Königs HEINRICH II. und Neffe des König Rudolfs III. von Burgund

    Glocker Winfrid: Seite 321, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    RUDOLF
    * c 982/86, + (c 1024) am (?) VII 12
    1040 Graf in Groningerland
    oo NNw (Adelheid?)

    Rudolf ist beim Annalista Saxo a. 1019, SS VI 674, und a. 1026, SS VI 676 f, als Sohn der Gerberga bezeugt.
    Die Belege zu seiner Stellung als Graf hat Leidinger, Untersuchungen S. 96 f., zusammengestellt.
    Rudolfs Gemahlin ist möglicherweise mit der im Verbrüderungsbuch des Klosters Reichenau genannten Adelheid zu identifizieren, wie Leidinger, Untersuchungen S. 56 mit Anm. 26, vermutet; Schwarzmeier, Gedenkbucheinträge S. 25, Anm. 33, hält diese Adelheid allerdings für eine früh verstorbene Tochter von Rudolfs Stiefschwester Mathilde von Schwaben (VII, 37).
    Zu Todestag und -jahr Graf Rudolfs von Werl vgl. Leidinger, Untersuchungen S. 99.

    Thiele Andreas: Tafel 411, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte", Band I, Teilband 2 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser II

    RUDOLF (-LUDOLF)
    + um 1044
    Ist quellenmäßig wenig greifbar, rebellierte 1019/20 mit und war eine Stütze seiner Brüder.

    Leidinger, Paul: Seite 95-99, "Untersuchungen zur Geschichte der Grafen von Werl. Ein Beitrag zur Geschichte des Hochmittelalters."

    DIE ZWEITE GENERATION
    5. GRAF RUDOLF VON WERL, SOHN GERBERGAS VON BURGUND

    Die Kenntnis zweier weiterer WERLER Söhne Gerbergas von Burgund, Rudolf und Bernhard, verdanken wir einzig der Überlieferung des Annalista Saxo, der beide als Brüder der Kaiserin Gisela anspricht und über ihre Nachkommen berichtet. Da auch der zeitgenössische Quedlinburger Annalist vonmehreren WERLER Söhnen Gerbergas von Burgund spricht [SS III 84 a. a. 1019: consobrini imperatoris, filii Hermanni comitis. - Fehlerhaft beim Annalista Saxo ist lediglich, daß er aufgrund der guten Nachrichten über die WERL-Ehe Gerbergas von Burgund nichts von der schwäbischen Ehe wissen will und daher die Kaiserin Gisela und ihre Schwester Mathilde fälschlicherweise für Kinder der WERL-Ehe hält (vgl. oben Teil A I.] brauchen Einwände gegen diese Überlieferung nicht erhoben zu werden. Im Falle Rudolfs wird sie durch seinen Namen gesichert, den er von Gerbergas Bruder, König Rudolf III., empfangen haben dürfte [Auch Gerbergas zweite Tochter Gisela aus der schwäbischen Ehe empfing den Namen der Mutterschwester!" Daneben hießen Gerbergas Großvater und Urgroßvater Rudolf (König Rudolf II. 912-937 und König Rudolf I., + 912.] und den seine Enkelin Oda (Nr. 13) an das STADER Grafenhaus weitervermittelte.
    Urkundlich begegnet Rudolf als Graf im mittleren Friesland. Einem Diplom HEINRICHS III. zufolge lagen 1040 in seinem Komitat die Orte Leermans und Eenum in der niederländischen Provinz Groningen, zu denen noch Vorwerke im Gebiet zwischen Ems und Lauwers gehörten. Demnach scheint Rudolf Inhaber der Gesamtgrafschaft im Groningerlande gewesen zu sein, die aus den Teilkomitaten im Fivel- und Hunsegau bestand. Noch 970 und 996 werden diese als zwei Komitate gerechnet, bei der Übertragung an das Erzstift Bremen 1057 jedoch nur noch als eine Grafschaft, und zwar eine solche königlichen Rechtes: quendam nostri iuris comitatum scilicet in pagis Hunesga et Fivelga. Adam von Bremen (III 46) bezeichnet sie anläßlich der Übertragung an seine Kirche nach dem ihm zunächst gelegenen Fivelgau als "maximum Fresiae comitatum ... de Fivelgo". Bestätigt wird der Komitatsbesitz Rudolfs im Groningerland durch Aufzeichnungen des Klosters Werden, durch die gleichzeitig auch die Zugehörigkeit Rudolfs zum WERLER Haus gesichert wird. Das Kloster Werden an der Ruhr hatte vom 9.-13. Jahrhundert umfangreichen Streubesitz in Friesland inne, der ziemlich genau in jenen fünf Gauen (Hummerke, Hunsegau, Fivelgau, Emsgau und Federgau) lag, die seinem Stifter, dem hl. Liudger, seinerzeit von KARL DEM GROSSEN als Missionsbezirke zugewiesen worden waren. Im Urbar C des Klosters aus den Jahren 1031-1038 sind die friesischen Einkünfte des Klosters, nunmehr nach Komitaten getrennt, aufgeführt worden: danach kamen aus dem Komitat Rudolfs 80 Talente, aus dem Komitat Bernhards 40 Talente, aus dem Komitat Aeidadi 38 Talente, aus dem Komitat Liudolfs 18 Talente. Schon der Herausgeber, Rudolf Kötzschke, der das oben angeführte Diplom HEINRICHS III. noch nicht gekannt hat, bemerkt, daß der Komitat Rudolfs im Groningerlande liegen müsse, da dessen Einkünfte ziemlich genau mit jenen des späteren Groninger Amtes Gibus übereinstimmten, die das Urbar B aus des Zeit des Abtes Otto (1081-1105) nennt. Damit aber sind die angeführten vier friesischen Komitate Rudols, Bernhards, Aeidads und Liudolfs lagemäßig nunmehr ziemlich genau zu bestimmen. Kein Zweifel kann sein, daß der Komitat Rudolfs von Werl das gesamte Groningerland einnahm, also den Hunse- und Fivelgau, zumal die Erträge seiner Grafschaft doppelt so hoch waren wie die aus den übrigen Komitaten. Die Komitate Bernhards und Aeidads aber dürften mit der Grafschaft im Ems- und Federgau zu identifizieren sein, denn hinter den beiden Grafen verbirgt sich nieand anders als die 1024 bezeugten beiden jüngsten Söhne des Grafen Hermann II. von Werl, Adalbert und Bernhard (Nr. 9 und 10), von denen wir Bernhard 1063 als Inhaber des Komitats im Emsgau anläßlich der Übertragung an Bremen noch antreffen. Die Besitzgemeinschaft der beiden Brüder deutet daraquf hin, daß ihr Vater schon Inhaber des Komitats im Ems- und Federgau gewesen ist, so daß die Grafen von Werl bereits um die Jahrtausendwende eine ziemlich beherrschende Stellung in Mittelfriesland eingenommen hätten. [Da die friesischen Grafenrechte unmittelbare Königslehen waren, verdanken die WERLER ihre Stellung in Friesland wahrscheinlich der Gunst der beiden letzten Sachsen-Kaiser. Für weit früheren Zeiten bieten die Quellen wohl keine Handhabe. Allerdings werden bereits die COBBONEN für den Ausgang des 9. Jahrhudnerts als Grafen von Friesland genannt.]. Der Komitat Liudolfs aber, der nur 18 Talente einbrachte, wird wohl mit dem Komitat im Ooster- und Westergau westlich der Lauwers zu identifizieren sein, der im Besitz der Brraunschweiger Familie nachzuweisen ist, in dem das Kloster Werden jedoch nur geringen Besitz hatte, so daß sich daher der niedrige Erlös erklärt.
    Früher als der Komitat östlich der Emsmündung ist dem WERLER Haus die Grafschaft Rudolfs westlich der Emsmündung im Groningerland verlorengegangen. Schon in den Jahren 1044-1046 okkupierte sie Herzog Gottfried II. von Ober-Lothringen, der Anspruch auf ganz Lothringen erhob; in den Jahren 1047/48 bereits erhielt Erzbischof Adalbert von Bremen die Anwartschaft auf die Grafschaft. Die Übertragung erfolgte jedoch erst 1057 unter HEINRICH IV. und war auch für Bremen weder von langer Dauer noch von großem Gewinn [D H IV 18; Adam III 46, 49. Nur 10 Jahre war danach das Erzstift Bremen im Besitz der Grafschaft, die es zudem dem Grafen Ekbert I. von Braunschweig zu Lehen ausgeben mußte, da dieser - vielleicht als Erbe der WERLER? - Anspruch darauf machte.]. Vielleicht ergaben sich die Streitigkeiten um den Komitat im Groningerlande aus Anlaß des Todes Rudolfs um 1044 und seines Sohnes Hermann III. von Werl (Nr. 11), mit dem der Familienzweig Rudolfs noch vor 1057 in männlicher Linie erlosch.
    Außer den Komitatsrechten im Groningerland wissen wir von keinen weiteren Herrschaftsrechten Rudolfs; für Vogteirechte über Güter des Klosters Werden gibt es keinen Beleg [Für die Jahre 1047 und 1052 ist ein Graf Hermann als Vogt des Klosters Werden bezeugt (vgl. Kötzschke, Werdener Urbare I 551), der von Hömberg als Sohn Rudolfs von Werl angesprochen worden ist (vgl. Comitate 27 und 33), so daß auch für den Vater schon die Vogteirechte über Werden zu erschließen wären. Aber die beiden angeführten Zeugnisse sind nicht auf Graf Hermann III. von Werl zu beziehen, sondern auf einen Grafen Hermann, der wahrscheinlich zur Familie der Grafe von berg gehört hat, da für denselben Ort, für den Hermann bezeugt ist (Laupendahl bei Kettwig), sich später (1050-1063,1064,1093,1115) die Grafen Adolf I., Adolf II. und Adolf III. von Berg finden (vgl. Melchers, Seite 80), Hermann aber wohl auch mit jenem Vogt und Grafen Hermann zu identifizieren ist, der in einer echten Urkunde des Klosters Deutz von 1045 als Adolfi filius bezeichnet wird und in Rechen bei Bochum begegnet.]. Auch über Rudolfs Anteil am WERLER Allodioalbesitz sind wir nicht unterrichtet [Aus dem Erbe Rudolfs könnten die Besitzanteile an dem Hof in Oedingen sowie der Hof Basthusen (wüst, 2 km südwestlich von Werl) stammen, die Rudolfs Enkelin Oda von Stade um 1100 an das Erzstift Köln tradierte (vgl. Korth, Liber privilegiorum 197 f.; Bauermann, Scheda 227 ff). Aus der "dos" von Rudolfs Sohn Hermann sollen nach Lange, Die Grafen von Northeim 49, Besitzanteile in Werl über dessen Gemahlin Richenza an die NORTHEIMER gekomemn sein, die im Allodienverzeichnis Siegfrieds von Bomeneburg aufgeführt werden.]. Wenngleich so die Herrschaftsstellung Rudolfs auch nicht an die seines älteren Bruders, Hermann II. von Werl, heranreicht, so ergibt sich aus den Heiraten seines Sohnes Hermann III. mit der rheinischen Pfalzgräfin Richenza und seiner Enkelin Oda (Nr. 13) mit dem Markgrafen Udo von Stade doch, daß sein Familienzweig für Eheverbindungen mit dem führenden Hochadel seiner Zeit nicht unebenbürtig war.
    Für die Berechnung der Lebensdaten Rudolfs ist aus dem Angeführten festzuhalten, daß Rudolf entsprechend dem Zeitpunkt der WERL-Ehe seiner Mutter etwa 982/86 geboren ist, sich entsprechend den Lebensansätzen seiner Nachkommen noch vor 1020 verheiratet hat - seine Gemahlin bleibt jedoch unbekannt - und um 1044 etwa gestorben ist. Sein Todestag kann - wie wahrscheinlich der seines älteren Bruders Hermann - dem Essener Totenbuch entnommen werden, das zum 12. Juli das Andenken an einen "Rudolphus comes" bewahrt hat, der gewiß kein ganz unbedeutender Graf gewesen ist.




    oo Adelheid ?


    Kinder:

    - Hermann III. vor 1020 - 1052/53



    Literatur:
    Annalista Saxo: Reichschronik Seite 47,88 - Bollnow, Hermann: Die Grafen von Werl. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte des 10. bis 12. Jahrhunderts. Dissertation Stettin 1930 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 321 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987 Seite 152 - Leidinger, Paul: Untersuchungen zur Geschichte der Grafen von Werl. Ein Beitrag zur Geschichte des Hochmittelalters. Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens Abteilung Paderborn 1965 Seite 95-99 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 411 -

    Name:
    (-Ludolf)

    Gestorben:
    12.7.


  7. 14.  von Werl, Bernhard II. Graphische Anzeige der Nachkommen (4.Gerberga2, 1.Konrad1) wurde geboren in 982/986; gestorben nach 1030.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Bockum-Hövel,Hamm,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; Graf von Hoevel
    • Titel/Amt/Status: Essen [45127],Essen,Nordrhein-Westfalen,Deutschland; Vogt des Stiftes Essen

    Notizen:

    Bernhard II.
    Graf von Hoevel
    Vogt des Stiftes Essen
    ca. 982/86- nach 1030

    3. Sohn des Grafen Bernhard I. von Werl und der Gerberga von Burgund, Tochter von König Konrad; Stiefbruder der Kaiserin Gisela, Cousin des Königs HEINRICH II. und Neffe des König Rudolfs III. von Burgund

    Brandenburg Erich: Tafel 32 Seite 65, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    X. 110. BERNHARD, Graf von Werl und Vogt von Paderborn
    * ..., + nach 1060, vor 1083

    Anmerkungen: Seite 157
    X. 107.-112.

    Bollnow, Werl. Daß Mathilde (112), deren Existenz nur der Annal. Saxo bezeugt, nicht die Stiefschwester der Kaiserin Gisela gewesen sein kann, sondern, falls sie aus dem Hause WERL stammte, nur die Tochter ihres Stiefbruders, ist nach den Altersverhältnissen klar.

    Glocker Winfrid: Seite 321, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    BERNHARD
    * c 982/86, + n c 1030/c 1050
    1026 Graf von Hövel, c 1027 (?) Vogt des Stiftes Essen
    Vgl. zu den Filiationsbelegen für Graf Bernhard von Hövel die oben bei VII, 35 zitierten Belege.
    Für seine Stellung als Graf hat Leidinger, Untersuchungen S. 100 ff., die Nachweise zusammengestellt.

    Thiele Andreas: Tafel 411, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte", Band I, Teilband 2 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser II

    BERNHARD II., Graf von Hoevel
    + um 1059

    Er wurde anläßlich der Beratungen zur Königswahl 1024 erstmals mit den Brüdern genannt. Er wählte seinen Schwager KONRAD II., wurde Graf im Brukterer- und Dreingau zu Unna, Warendorf, Bekkum, Telgte, Hamm und anderen Orten und Vogt von Werden und stritt besonders mit den Bischöfen von Osnabrück wegen bischöflicher Freibauern, die Bernhard bedrückte.





    oo N.N.
    -

    Kinder:

    - Gerberga Äbtissin von Meschede und Oedingen
    - Ida Erbin von Hövel ca 1030- nach 1065
    - Mathilde



    Literatur:
    Annalista Saxo: Reichschronik Seite 47 - Bollnow, Hermann: Die Grafen von Werl. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte des 10. bis 12. Jahrhunderts. Dissertation Stettin 1930 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 32 Seite 65 - Brüsch, Tania: Die Brunonen, ihre Grafschaften und die sächsische Geschichte. Herrschaftsbildung und Adelsbewußtsein im 11. Jahrhundert. Matthiesen Verlag Husum 2000 Seite 28 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 321 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987 Seite 154 - Leidinger, Paul: Untersuchungen zur Geschichte der Grafen von Werl. Ein Beitrag zur Geschichte des Hochmittelalters. Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens Abteilung Paderborn 1965 Seite 99-105 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 2, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 411 -


  8. 15.  von Schwaben, Mathildevon Schwaben, Mathilde Graphische Anzeige der Nachkommen (4.Gerberga2, 1.Konrad1) wurde geboren in 988; gestorben in 1031/1032; wurde beigesetzt in Worms [67547],Worms,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Ballenstedt [06493],Harz,Sachsen-Anhalt,Deutschland; Gräfin von Ballenstedt
    • Titel/Amt/Status: Kärnten,Österreich; Herzogin von Kärnten
    • Titel/Amt/Status: Oberlothringen; Herzogin von Oberlothringen

    Notizen:

    Darstellung Mieszkos II. und Mathildes von Schwaben auf dem Widmungsbild des Liber de divinis officiis; St. Gallen erstes Viertel 11. Jahrhundert. Düsseldorf, Universitäts- und Landesbibliothek, Ms.C 91, (verschollen), fol. 3r

    Darstellung Mieszkos und Mathildes von Schwaben



    Mathilde von Schwaben

    Herzogin von Kärnten
    Gräfin von Ballenstedt
    Herzogin von Ober-Lothringen
    ca 988-29.7.1031/32 Begraben in kostbarsten byzantinischen Gewändern in Worms

    Älteste Tochter und Miterbin des Herzogs Hermann II. von Schwaben aus dem Hause der KONRADINER und der Gerberga von Burgund, Tochter von König Konrad
    Mütterlicherseits Cousine von Kaiser HEINRICH II. und Nichte von König Rudolf von Burgund

    Brandenburg Erich: Tafel 3, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    IX. Generation 16.
    Mathilde
    * ca. 989, + nach 1030, vor 1033
    Gemahl:
    a) ca. 1004 Konrad Herzog von Kärnten + 1011 12. XII.
    b) Friedrich II. Herzog von Ober-Lothringen + 1026/27 (siehe IX 88)

    Anmerkungen: Seite 129
    IX. 16. Mathilde

    siehe Brandenburg, Probleme um die Kaiserin Gisela 29f.; Bollnow, Grafen von Werl 29ff.
    Ich habe a.a.O. ausgeführt, daß die Identität der Mathilde, Gemahlin der beiden oben genannten Gatten, und der Mathilde, Schwester der Kaiserin Gisela, nicht völlig außer Zwiefel stehe, und daß die erstere Mathilde auch die Tochter einer anderen Tochter König Konrads von Burgund (etwa der gleichnamigen Mathilde VIII 69) sein könne. Wahrscheinlicher ist aber doch die Identität, und ich halte daher die Beifügung eines Fragezeichens nicht für erforderlich, zumal da auch in dem zweiten möglichen Falle die Kinder der Mathilde zu den Nachkommen KARLS DES GROSSEN (dann bei den Kindern von VIII 69) gehören würden.

    Ergänzungen (Wolf): Mathilde, + 1031/32 VII,

    Gemahl c) 1026/27 Esico von Ballenstedt (nach Paul Leidinger, Die Grafen von Werl, 1965), Stammvater der ASKANIER, vgl. Brandenburg Seite 76, Nr. X 112.

    Glocker Winfrid: Seite 322,350, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VII. 37; VIII. 173 Mathilde
    * c 988, + 1031/32 im VII

    c 1002 1. oo Konrad I. Herzog von Kärnten + 1011 XII 12
    c 1034 2. oo Friedrich II. seit 1019 Herzog von Ober-Lothringen + 1026/27 am V 13
    c 1026/27 3. oo Eisiko, Graf von Ballenstedt, Graf im Schwabengau und im Gau Serimunt - 1059/60

    Älteste Tochter des Herzogs Hermann II. von Schwaben und der Gerberga von Burgund, Tochter von König Konrad

    Mathilde ist als Tochter der Gerberga in Constantins Vita Adalberonis c. 17, SS IV 664 - Bericht über die Diedenhofener Synode 1003, bei der König HEINRICH II. Vorwürfe gegen Herzog Konrad I. von Kärnten und Mathilde, die in einer Verwandtenehe lebten, erhob -, sowie durch den Brief Abt Siegfrieds von Gorze an Abt Poppo von Stablo betreffs der Heirat Kaiser HEINRICHS III. mit Agnes von Poitou (gedruckt bei Giesebrecht, Kaiserzeit Band 2, Seite 714-718) und in der Stammtafel des Codex Steinfeldensis (gedruckt: SS III 215) bezeugt.
    Mathilde stammte, wie aus der Nachricht Thietmars V c. 12, S. 234, hervorgeht, wo Mathildes Ehemann Herzog Konrad als Schwiegersohn Herzog Hermanns II. bezeichnet ist, aus der Ehe Gerbergas mit dem schwäbischen Herzog; dies ist auch in einem Widmungsbrief bezeugt, den Mathildein den Anfangsjahren der Regierungszeit König KONRADS II. an den polnischen König Mieszko richtete (gedruckt bei Giesebrecht, Kaiserzeit Band 2, Seite 699; vgl. dazu Bresslau, Jahrbücher Konrad II. Bd. 1, S. 247 ff., und Leidinger, Untersuchungen S. 59).
    Die altersmäßige Einreihung Mathildesals älteste Tochter der Gerberga und Herzog Hermanns II. von Schwaben ergibt sich mit Leidinger, Untersuchungen S. 51, Anm. 70, aus ihrer Stellung in der Stammtafel des Codex Steinfeldensis. Die ungefähre Geburtszeit ist aus derjenigen von Mathildesältestem Sohn Konrad dem Jüngeren (* c 1003) erschlossen. Die ungefähre Todeszeit hat Leidinger, Untersuchungen S. 54, ermittelt.
    Aus der Anklage König HEINRICHS auf der Diedenhofener Synode wissen wir auch von der Existenz der ersten Ehe Mathildes; vgl. dazu Hirsch Band 1, Seite 243-247.
    Über die zweite Vermählung unterrichtet uns Wipo in den Gesta Chuonradi c. 19, S. 39; vgl. dazu Bresslau, Jahrbücher Konrad II. Band 2, Seite 72 f. (der freilich noch von einem irrigen Sterbezeitpunkt für Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen ausgeht; vgl. VII, 55).
    Die 3. Heirat mit Eisiko von Ballenstedt hat uns der Annalista Saxo a. 1026 und a. 1030, SS VI 676 und 678, überliefert; wie Leidinger, Untersuchungen Seite 55 ff., gezeigt hat, ist die beim Annalista als Gattin Eisikos genannte Mathildemit der Witwe Herzog Friedrichs II. von Ober-Lothringen des gleichen Namens zu identifizieren.


    Ihre erste Ehe wurde 1003 auf einer Versammlung in Diedenhofen von König HEINRICH II. als unkanonische Nahehe gebranntmarkt, obwohl die Ehegatten nur im 8. Verwandtschaftsgrad (4 : 4) miteinander verwandt waren. Mathildeverheiratete sich nach dem Tode ihres ersten Gemahls mit Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen erneut und ist mit diesem in einem großen Gedenkeintrag, dessen Zusage mit einer ansehnlichen Besitzgabe verbunden gewesen sein könnte, im Reichenauer Liber memorialis anzutreffen. Eventuell hatte sie bei dieser Gelegenheit ihren Erbanspruch am Schluchseegebiet an die Reichenau vermacht. Mathilde hatte 1025/26 König Mieszko von Polen ein kostbares liturgisches Buch übersandt mit einem wirklich bemerkenswerten Widmungsschreiben. Sie, die Schwester der Kaiserin Gisela, pries darin geradezu überschwenglich die Würde des Polen-Königs, seine Verdienste, seine Tugenden, seine Gerechtigkeit und Fürsorge für die Armen, nannte ihn Kämpfer Christi auf Erden und "den unbesiegbaren König, dem die Bestimmungen des allmächtigen Gottes das königliche Diadem verliehen habe", und sie wünschte ihm "glücklichen Triumph über alle Feinde". Dieser Brief an den Gegner KONRADS II.und - vom salischen Herrscher aus gesehen - an den Feind der "Reichsrechte" stellte gut vor Augen, daß sich die Opposition im Innern des Reiches in einer ähnlichen Lage befand wie der Polen-König und daß man daher zusammenfand. Mieszko erschien als der "gerechte König". Die Herrschaftsweise und den Autoritätsstil KONRADS II. empfand man demzufolge als "ungerecht". Mathildes Äußerungen muß man hoch bewerten, denn sie war in diesen Jahren als Mutter des jüngeren Konrad und als Gemahlin Herzog Friedrichs II. von Ober-Lothringen das Verbindungsglied in der Opposition und spielte zweifellos eine ganz zentrale Rolle, wie ein Gedenkbucheintrag dieser Gruppe im Kloster Reichenau aus dieser Zeit erkennen läßt.
    Mathilde selbst war zum letzten Mal am 29. März 1030 (Osterhoftag) am Königshof in Ingelheim bezeugt.

    Weinfurter, Stefan (Hg.): Band I, Seite 226,230,232,239-244,248/Band II Seite 200, "Die Salier und das Reich"

    Nach Hermann II. und seines über das Knabenalter kaum hinausgelangten Sohnes (Herzog Hermann III., 1003-1012) Tod erbten die Töchter, von denen er "hinreichend viele" hatte: Mathilde, Gisela und Beatrix [G. Wunder, Beiträge zur Genealogie schwäbischer Herzogshäuser, in: Zeitschrift für Württembergische LG 31, 1972, Seite 1-15, sieht Beatrix nicht als eine Tochter Herzog Hermanns II. an. Dies akzeptiert als Prämisse seiner Einordnung der Hildegard "von Schlettstadt" H. Bühler, Wie gelangten die Grafen von Tübingen zum schwäbischen Pfalzgrafenamt?, in: Zeitschrift für Württembergische LG 40, 1981 Seite 188-220, hier Seite 199. Zur Kritik P. Hilsch, Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela, in: Zeitschrift für Württembergische LG 42, 1983, Seite 52-82, Seite 58 Anmerkung 15; Hlawitschka, Untersuchungen (wie Anmerkung 28), Seite 51, Anmerkung 154.].
    Die Unruhen in Schwaben, deren HEINRICH II. 1004 in Zürich Herr zu werden suchte, dürften mit der Neubestimmung von Königs- und Herzogsherrschaft zusammenhängen. Indiesem Kontext waren die Ehen der Schwestern Hermanns III., Cousinen HEINRICHS II., von großer politischer Bedeutung, da sie ihren Gatten konradinischen Besitz und damit Teile der bisherigen materiellen Grundlage der Herzogsherrschaft vermittelten. HEINRICH II. hat darum bestimmte, für die Herzogsherrschaft in Schwaben bedeutsame Ehen der - je mehrfach verheirateten - Mathilde und Gisela anzufechten versucht, wenngleich beidemale ohne Erfolg: die "salischen" Ehen der beiden Schwestern.
    Die ältere dieser konradinisch-salischen Verbindungen ist die vor 1002 geschlossen Ehe derMathilde mit Konrad, dem Sohn Ottos "von Worms" und damit einem Enkel Konrads des Roten und der Liutgart, einer Tochter OTTOS DES GROSSEN. Durch diese Ehe war jene Koalition zwischen Otto "von Worms", seinem Sohn Konrad und dessen Schwiegervater Hermann II. zustandegekommen, die mittelrheinisch-fränkische und schwäbische Machtposition zusammenschloß und die nach der Ermordung Ekkehards von Meißen 1002 das Hauptproblem des Herrscherwechsels von OTTO III. zu HEINRICH II. darstellte.
    HEINRICH hat vielmehr noch - auf der Synode von Diedenhofen im Januar 1003, wo doch Thietmar zufolge seitr der Unterwerfung zu Bruchsal eitel Friede geherrscht haben soll - versucht, die Ehe Konrads mit Mathildeals Verwandtenehe zweiten Grades anzufechten und damit überhaupt die ihm äußerst unliebsame konradinisch-salische Verbindung, diesen Schritt eines "SALIERS" ins konradinische Schwaben, rückgängig zu machen.
    Da die Machtgrundlage Konrads des Jüngeren sich aus väterlicherseits ererbtem ("salischem") und aus dem von seiner Mutter Mathildeererbten (konradinischen) Besitz zusammengesetzt haben muß und die Preisgabe Bruchsals das väterliche Erbe schmälerte, steht zu vermuten, daß nunmehr von Mathildeherrührende, auf Herzog Hermann II. zurückgehende Besitz relativ an Bedeutung gewann. Entsprechend der mit dem schwäbischen Herzogsamt verbundenen Verlagerung des Machtschwerpunktes der KONRADINER vom Rhein-, Main- und Moselraum nach Süden und Südwesten dürfte auch das Erbe der Mathilde eher inn Richtung Schwaben oder in Schwaben selbst als in den ursprünglichen Schwerpunktregionen zu suchen sein. Doch bestimmte, auf das Erbe Mathildeszurückgehende Besitzungen werden nirgends als solche genannt.
    Welche Vorgänge im einzelnen sich hinter der Herauslösung Beinsteins und Beutelsbachs verbergen, ist nicht zu entscheiden. Es ist zum Beispiel denkbar, daß Beinstein und Beutelsbach - im Unterschied zu Waiblingen - zur Ausstattung der Töchter Herzog Hermenns II. gehört haben, Beinstein zum Gut der Gisela und Beutelsbach zu dem der Mathilde, und dadurch an HEINRICH IV. bzw. an Konrad von Beutelsbach gelangt wären.
    Noch plausibler dürfte eine andere Herleitung des Grötzinger Restitutionsgutes von 1075 sein. Adalberts von Calw Gemahlin Wieldrud war eine Enkelin der Mathilde aus deren zweiter Ehe mit Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen. Aus dieser Ehe wurden unter anderem zwei Töchter, Sophia und Beatrix, geboren; nach dem Tod ihrer Eltern - Friedrich II. starb 1026/27, Mathilde 1031/32, sie wurde bei ihrem ersten Mann in Worms bestattet - und nach dem Tod auch ihres älteren Bruders Friedrich III. (+ 1033) wurden Sophia und Beatrix von der Kaiserin Gisela, also der Schwester ihrer Mutter, adoptiert.
    Die stirps Suevigenarum zielt offenbar auf die Abkunft von der schwäbischen Gemahlin des "SALIERS" Konrad (+ 1011), von Mathilde also, der Tochter Herzog Hermanns II. und der Gerberga. Auf ihr Erbe gingen möglicherweise, vielleicht auch die namengebenden Besitzungen des Konrad von Beutelsbach bzw. von Würzburg zurück.
    Die besondere Bedeutung des Doms bestand in seiner Funktion als Grablege der SALIER. Die frühen, noch nicht königlichen SALIER, Herzog Konrad der Rote, seine Schwiegertochter Judith (nicht jedoch sein Sohn Otto), seine Enkel Heinrich und Konrad, Konrads Frau Mathilde und Heinrichs Tochter Judith (Schwester Kaiser KONRADS II.), haben ihre Gräber im Wormser Dom gefunden.

    Meyer von Knonau, Gerold: Seite 149-159, "Die Heiraten der burgundischen Mathilde, Tochter König Konrads von Burgund, und der schwäbischen Mathilde, Enkelin derselben"

    In den Memoires et documents publies par la societe d'histoire et d'archeologie de Geneve, Tome XVI, livraison 2 (1867), ist p. 201ff. eine Abhandlung genealogischen Inhaltes von Ed. Secretan publiziert, betitelt Notice sur l'origine de gerold comte de Geneve. Der Verfasser dieser mit ebenso viel Scharfsinn und Beelsenheit kombinierten, als in anziehender Weise verfaßten Arbeit sucht in derselben folgende genealogische Verhältnisse zu beweisen.
    Des 993 verstorbenen Königs Konrad von Burgund Tochter Mathilde - mit dem Verfasser nennen wir sie, um sie von ihrer gleichnamigen Mutter, der westfränkischen Prinzessin, und ihrer ebenfalls gleichnamigen Schwestertochter, der Mathilde von Schwaben, zu unterscheiden, Mathilde II., die Nichte aber Mathilde III.- hat in erster Ehe den 1011 verstorbenen Konrad, Herzog von Kärnten, oder Conrad von Worms, wie er hier genannt wird, den Vatersbruder des späteren Kaisers KONRAD II., den Vater des Mitthronbewerbers von 1024, in zweiter Friedrich II., Herzog von Ober-Lothringen, gestorben 1033, zum Gemahle gehabt: durch sie also war das burgundische mit dem fränkischen Königshause verschwägert. Ihre Nichte Mathilde III.dagegen, die Tochter des 1003 verstorbenen Herzogs Hermann II. von Schwaben und der burgundischen Prinzessin Gerberga, war mit Hugo III., einem Grafen von Egisheim, vermählt. Eine Tochter aus der Ehe der Mathilde II. mit Herzog Konrad, also eine Schwester des jüngeren Konrads, eine Base Kaiser KONRADS II., ist Bertha, die mit Eberhard von Egisheim vermählt war. Dieser beiden Sohn ist Gerold.
    Über diejenigen Teile dieser Erörterung, in denen der Verfasser die Mathilde II. an die Stelle der Mathilde III. setzt [Daß nicht die burgundische, sondern die schwäbische Mathilde bis dahin als Gemahlin Konrads und Friedrichs betrachtet wurde, so zum Beispiel Voigtels Stammtafeln ed. Cohn Nr. 19,28, und Gisebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit 2. Band 3. Auflage p. 219,221.], soll an diesem Orte gehandelt werden.
    Es ist zu diesem Behufe notwendig, dem Verfasser auf dem Gang seiner Untersuchung über diesen Punkt zu folgen. In Cap. IV: Qui epoussa Conrad de Worms? (p. 223 ff.) führt er dieselbe, nachdem er in den vorhergehenden Abschnitten, nach Voraussendung einer kurzen Einleitung, erst dem Hause BURGUND von Konrad an überhaupt, dann von Mathilde II. speziell, hernach von den Saliens de Franconie et de Souabe geredet, durch: insbesondere kann er sich mit dem Gedanken nicht befreunden, daß die Mathdilde II., eine burgundische Prinzessin, welche nach dem Brief des Raynaldus comes Portinensis an den dux Aquitanorum G. (Flod. ann., Mon. SS. III, p. 407) muß vermählt gewesen sein, un seigneur inconnu de la Transjurane habe zum Gemahl haben können, und ist der Ansicht, Gisela, die Tochter Herzog Hermanns und Schwester der Mathilde III., könne nicht mit einem Bruno, Grafen von Braunschweig in 1. Ehe verbunden gewesen sein: daß dieses letztere jedoch wirklich der Fall war, hat Excurs V, C. der Jahrbücher Heinrichs II. von Hirsch, Band I, p. 464 ff., gezeigt.
    In Cap. IV. nun geht der Verfasser der folgenden Substraten aus. - In erster Linie wird die Stelle der von Konstantin, Abt des Schottenklosters St. Symphorian zu Metz, um 1015 verfaßten Lebensgeschichte des 1005 verstorbenen Bischofs Adalbero II. von Metz aufgeführt, in der von der Beteiligung Adalberos an der 1003 gehaltenen Synode von Thionville, speziell von seiner Erklärung gegen die kanonisch unerlaubte Ehe Konrads, des Sohnes des Herzogs Otto von Kärnten, mit Mathilde von Schwaben die Rede ist (M. SS. IV, p. 663 ff.). Adalbero sprach in dieser Versammlung in Bezug auf Konrad und Mathilde: Domnus Otto dux, pater istius venerabilis Conradi ducis consedentis, natus ex filia est magni OTTONIS, cujus soror Girbergia dedit filiam suam Conrado Burgundionum regi. Ex Conradi autem filia nata est domina Mathildis, hujus Conradi assidentis uxor.
    Es ist also Konrad der Urenkel OTTOS I., Mathilde die Urenkelin der Gerberga, und die Gereiztheit des Herzogs von Ober-Lothringen gegen den Bischof, der von einem secundus locus sprach, während, selbst wenn man nach kanonischer Rechnungsweise OTTO I. und Gerberga, nicht HEINRICH I. als Ausgangspunkt der Zählung gelten läßt, nur vom 3. Grade die Rede sein konnte, höchst natürlich. In ganz unzulässiger Weise, trotz der klaren Worte des Textes: ex Conradi filia nata est Mathildis, nimmt hier der Verfasser zugunsten seiner Hypothese an, hinsichtlich der Mathilde habe Adalbero die Wahrheit ausgesprochen: Gerbergas Enkelin, Mathilde II., sei Konrads Gemahlin gewesen [Vgl. hierzu Hirsch, Jahrbücher Heinrichs II. Band I, p. 246 n.2].
    Als zweites Zeugnis für Mathilde II. als Gemahlin Konrads von Worms - und dieses als das noch zumeist Brauchbare wäre wohl besser in den Vordergrund gerückt worden - betont der Verfasser die Stelle Thietmars, lib. V, cap. 7 (SS. III, p. 794), wo es heißt, Herzog Hermann II. von Schwaben habe 1002 den Bischof von Straßburg bekriegt, Straßburg belagert, erobert und verwüstet, und zwar cum Conrado suimet gero, wie der Dresdener Codex 1. schreibt. Lappenberg - nicht Pertz, wie p. 227 gesagt wird - setzte hierfür genero in den Text, dafür haltend, Konrad sei der Gemahl der schwäbischen Mathilde III. Bekanntlich ist dieser Codex unter der Aufsicht Thietmars selbst angelegt, von ihm mit eigener Hand korrigiert worden, so daß, was der nicht eimal direkt aus demselben abgeleiteten Brüsseler Codex 2, aus dem 15. Jahrhundert, oder der Annalista Saxo (M. SS. VI, p. 649) bringen, ganz hinter den Angaben jener ersten Handschrift zurücktritt. Wenn also Codex 2 und der Annalist hier germano haben, so ist darauf bei weitem nicht jenes Gewicht zu legen, das der Verfasser dieser Variante beimißt.
    Dann fährt derseklbe p. 228 folgendermaßen fort: La question serait certainement decidee en faveur de la version, qui fait de Conrad de beau-frere (germanus) de Hermann, par consequent le mari de Mathilde II., si Wipop, auteur de la vie l'empereur CONRAD II., ne venait a son tour retablir l'equilibre dans le sens oppose. Presque contemporain aussi, le precepteur de Henri III. etait en mesure d'etre bien informe, c'est donclui qui a fait autorite. Wipo sagt nämlich in der Vita Chuonradi c. 2 (SS. XI, p. 258) ausdrücklich von KONRADS II. jüngerem Vetter und Mitbewerber: Junioris Chunonis mater Mathilda de filia Chuonradi regis Burgundiae nata fuit. Die Versuche des Verfassers, die Autorität dieser Angebe zu erschüttern, dieselbe als einen Irrtum des Wipo hinzustellen, sind denn auch gering. Die Bestimmthiet der Worte ist auch ihm allzu groß.
    Wir sehen, zwei Zeugnisse unterstützen die Hypothese nicht, und ein drittes spricht von vornherein streng dagegen: la question ne peut etre resolue quem recourant aux probabilites (p. 229). Und so tritt denn der Verfasser im Folgenden auf eine Prüfung der chronologischen Daten, der Altersverhältnisse der einzelnen Personen ein, welche allerdings beim ersten Blicke, in äußerst gewandter und bestechender Kombinationsweise, wie diese Beweise vorgebracht sind, für seine Vermutung zu sprechen scheinen. - In folgenden Stücken liegen seine hauptsächlichen Einwendungen gegen die Annahme, Mathilde III. sei Konrads von Worms und Friedrichs von Ober-Lothringen Gemahlin gewesen:
    1. der jüngere Konrad hätte in diesem Falle nicht schon 1019 gegen Herzog Adalbero von Kärnten kämpfen, 1024 nicht als Mitbewerber auftreten können: er wäre noch allzu jung zu beiden gewesen
    2. was die drei Töchter Hermanns II. von Schwaben und der Gerberga, Gisela, KONRADS II. nachherige Gemahlin, Beatrix, diejeneige des Eppensteiners Adalbero, Herzogs von Kärnten, und unsere Mathilde III. betreffe, so sei es höchst auffallend, daß Gisela durch Eintritt in ihre dritte, mit KONRAD II. geschlossene Ehe die Nichte dieser ihrer zuletzt genannten Schwester geworden wäre
    3. der Umstand, daß 996 ein Bruder Konrads von Worms, Bruno, unter dem Namen Gregor V. Papst wird, in Verbindung gesetzt mit der Erwägung, daß meist jüngere Söhne den geistlichen Stand ergriffen, lasse den Altersunterschied zwischen Konrad von Worms und Mathilde III.als sehr groß erscheinen
    4. da Gisela, die Gemahlin Heinrichs des Zänkers und Mutter Kaiser HEINRICHS II. eine Mutterschwester der Mathilde III. war, ihre Tochter Gisela aber erst 1006 mit Stephan von Ungarn sich vermählt habe, so stimme das abermals nicht zu einer Ehe Mathildens III. mit Konrad von Worms [Hier irrt der Verfasser bedeutend. Gisela ist von Geisa noch vor dessen 995 erfolgtem Tode zur Gemahlin seines Sohnes Waic (als Christ Stephan) ausersehen worden und hat wohl kurz nach Geisas Tod sich vermählt; siehe Büdinger, Oesterreich, Geschichte I, p. 397.]. Schließlich, von p. 235 an, wird zu zeigen versucht, inwiefern Mathilde II. besser in diese Verhältnisse hinein passen würde.
    Diesen Ausführungen gegenüber muß an dieser Stelle der Beweis geführt werden, daß sich mit der durch die Quellen bezeugten Ehe der schwäbischen Mathilde III. mit Konrad und Friedrich die anderen, besonders die chronologischen Verhältnisse vereinigen lassen.
    König Konrad von Burgund hat in zweiter Ehe - der Name der ersten Gemahlin, deren Tochter die baierische Herzogin Gisela war, ist nicht bekannt - eine westfränkische KAROLINGERIN, Mathilde, Tochter König Ludwigs IV. und der Gerberga, einer Schwester OTTOS DES GROSSEN, gehabt. Da Gisela, die Tochter erster Ehe, ihren Sohn den späteren Kaiser HEINRICH II., schon 973 gebar, so muß Konrad sich um oder nach 950 zum ersten Male vermählt haben. Setzt man mit Hirsch den Abschluß der zweiten Ehe gegen Ende der 50-er Jahre des 10. Jh. und faßt man die Worte der Miracula s. Verenae, daß König Konrad von seiner rechtmäßigen Gemahlin anfangs keine Kinder hatte, dann aber zuerst einen Sohn erhielt, einerseits, andrerseits den Umstand in das Auge, daß Konrads Tochter zweiter Ehe, Bertha, als ihr Gemahl, Graf Odo, 995 starb, Kinder von demselben hatte, so wird man annehmen dürfen, daß Gerberga, welche nach der Stammtafel des Steynvelter Codex (SS. III, p. 215) das dritte Kind der Mathilde, jünger als Bertha war, etwa Mitte der 60-er Jahre geboren worden ist.
    Gerberga hat also schon in den 80-er Jahren ihrem Gemahl Hermann, der 997 Herzog von Schwaben wurde und erst 1003 starb, Kinder schenken können, und dieses anzunehmen ist man auch durchaus gezwungen, da ihre Tochter Gisela schon 1007 oder 1008 in zweiter Ehe einen Sohn zur Welt bringt, nachdem ihr erster Gemahl, Bruno von Braunschweig, um 1006 gestorben. Unter den anderen Töchtern aus dieser Ehe hat nun Mathilde III. hier besondere Wichtigkeit.
    Secretan sagt p. 230: Placons la naissance deMathilde III. en 983, on arrivera a peine, en supposant Conrad le jeune ne un an apes le mariage de sa mere, a pouvoir le considferer comne etant ne en 1003, a l'epoque meme ou l'empereur HENRI II. voulait attaquer le mariagne de ses parents a la diete de Thionville, und gibt so selbst die Möglichkeit davon zu, da Mathilde III. Konrads Gemahlin gewesen sei. Mathilde, Hermanns und GerbergasTochter, kann ganz gut zur Zeit der Synode von Thionville, im Januar 1003, Konrads Frau gewesen sein. Nehmen wir das von Secretan angeführte Jahre als das ihrer Geburt an [Daß die Töchter in Hermanns und Gerbergas Ehe die ältesten Kinder waren, der Sohn, der nachherige Herzog Hermann III. bedeutend später geboren wurde, bezeugen außer den Stellen welche aussagen, derselbe sei 1012 in noch sehr jugendlichem Alter gestorben (Stälin, Wirtemberg Geschichte I, p. 473 n.3).], so wurde sie Witwe im 28. Lebensjahre und vermählte sich hierauf nochmals mit Herzog Friedrich von Lothringen, der noch einige Kinder von ihr empfing [Ein Sohn starb früh; dagegen überlebten zwei Töchter den 1033 gestorbenen Vater: Beatrix und Sophie, jene später die Mutter der großen Gräfin Mathilde. Friedrich von Lothringen scheint seine Frau Mathilde überlebt zu haben, denn nach seinem Tode kamen seine Töchter an den kaiserlichen Hof. Die Stelle des Chr. s. Michaelos in pago Virdunensi c. 32 (SS. IV, p. 84), welche hiervon erzählt, enthält übrigens auch einen entscheidenden Protest gegen die Vertauschung der Mathilde III. mit Mathilde II.; es ist da von den duae puellulae Sophia et Beatrix die Rede, welche nutrien´bnantur in aula regis (KONRADS II.); nam conjunx imperatoris (Gisela), amita earum, eas sibi adoptaverat in filias.]. Würden wir dagegen die burgundische Mathilde der schwäbischen substituieren, so wäre 1011 von Konrad eine Witwe im Alter von mindestens 40 Jahren zurückgelassen worden.
    Indessen ist auch das Altersverhältnis zwischen Mathilde III. und ihrem ersten Gemahl ins Auge zu fassen, und da ergibt sich allerdings eine nicht kleine Altersdifferenz, welche hervorzuheben der Verfasser auch nicht versäumt. (p. 233).
    Otto, der Sohn des gewesenen Herzogs Konrad von Lothringen, der 955 auf dem Lechfeld gefallen war, durch seine Mutter Liudgard ein Enkel OTTOS DES GROSSEN, ist der Vater des Konrad von Worms, welcher ihm 1004 als Herzog von Kärnten folgte, gewesen Ein anderer und wohl der älteste Sohn, Heinrich, der Vater des nachherigen Kaiser KONRADS II., scheint früh, vor dem Vater, gestorben zu sein. Ein dritter ist Brun, der durch OTTO III. 996 zum Papst gemacht wurde und bis 999 als Gregor V. regierte, der erste Deutsche auf dem päpstlichen Throne. Secretan nun macht mit vollem recht darauf aufmerksam, daß meist die jüngeren Söhne zum geistlichen Stand bestimmt wurden, und daß, mag Brun bei seiner Erhebung auch noch so jung gewesen zu sein, er doch ein gewisses Alter haben mußte: Bruno ne pouvait gueres avoir moins de 30 ans, eine wohl zu hoch gegriffene Zahl. Und überdies kann Heinrich, als Bruno zum geistlichen Stand bestimmt wurde, noch gelebt haben, so daß man nicht gezwungen ist, Konrads Geburt vor derjenigen Brunos anzusetzenm, wie der Verfasser tut, indem er um 964 Konrad geboren sein läßt: dergestalt allerdings wäre Konrad ungefähr 20 Jahre älter, als Mathilde III. gewesen, beinahe 40 Jahre, falls nicht eine frühere kinderlose oder nur mit kurzlebigen Kindern gesegnete Ehe angenommen wird, unvermählt geblieben. Wenn nun auch dieses anzunehmen, wie bemerkt, nicht nötig ist, ein Altersunterschied von mindestens 10 Jahren war zwischen Konrad und Mathilde III. immerhin vorhanden.
    Konrad der Jüngere, der Sprößling dieser Ehe, mag also um 1003 zur Welt gekommen sein, vielleicht auch schon etwas früher; doch ist wohl hierbei nicht ganz außer Beachtung zu lassen, daß HEINRICH II. 1003 zu Thionville nur von der Existenz der ihm verhaßten Ehe, nicht schon von derjenigen eines Kindes aus derselben redete. Ein puer war 1012 nach Hermanns von Reichenau Ausdruck der filius Cuonradus, dem nach des Vaters Tode HEINRICH II. das von demselben innegehabte Herzogtum Kärnten nicht zuwies; als adolescens wird er durch denselben bezeichnet, als er 1019 gegen Adalbero mit seinem Vetter, Konrad den Älteren, die Waffen ergriff. Und als HEINRICH II. gestorben war, als es sich darum handelte, einen der beidenm Konrade mit der Reichsführung zu betrauen, würde der jüngere nach dieser Berechnung nicht viel über 20 Jahre gezählt haben, währen dem älteren durch Giesebrecht ein Alter von etwa 40 Jahren zugeschrieben wird.
    Auch gegen diesen ziemlich bedeutenden Altersunterschied zwischen den beiden gleichnamigen Vettern wendet Secretan p. 232 nicht mit Unrecht ein, er vertrage sich schecht mit les relations en quelque sorte fraternelles, mit denen man die Beziehungen der Konrade zueinander zu verbinden gewohnt sei. Allein was diese innigen Bande angeht, so ist die Waffengenossenschaft von 1019 jedenfalls ebenso sehr durch "die gemeinschaftlichen Interessen" als durch die "Freundschaft" zu erklären, und hat andererseits Steindorff erst kürzlich gewiß mit Recht betont, daß die Reden bei Wipo bei Anlaß des Wahlaktes ohne Zweifel erfunden sind, in denen der ältere Konrad seinem Vetter unter anderem omnium cognatorum meorum dilectissimus nennt. Gerade der bedeutende Altersunterschied der beiden läßt vielmehr eher klar werden, daß der jüngere Konrad, trotz der Partei, die für seine Erhebung war, sich von seinem älteren an Erfahrung ihm überlegenen Vetter einschüchtern und gewinnen ließ. Auch die Notiz der Annalen von Hildesheim, Konrad sei inmatura morte 1039, nur kurz nach KONRAD II. gestorben, paßt wohl zu einem Alter von etwa 36 Jahren.
    So ist denn auch nach den chronologischen Verhältnissen die schwäbische Mathilde an der bisher ihr angewiesenen Stelle in den genealogischen Tafeln ohne Frage zu behalten, und es ist die Angabe, Konrad der Jüngere sei ihr Sohn, nicht nur impossible dans toute la rigeur du mot, sondern auch nicht trespeu problable (p. 238) [Folgende zwei Momente sprechen auch noch gegen Secretans Hypothese. Einmal ist in der schon mehrfach erwähnten Steynverlter Stammtafel die angegebene, weil in den Augen des Schreibers wichtigere Mathildis Mathilde III., nicht Mathilde II. - Als zweites ist anzuführen, daß Konrad der Jüngere, wäre seine Mutter Mathilde II. gewesen, ein Neffe König Rudolfs von Burgund gewesen wäre, also dem Erblasser von 1032 noch näher gestanden hätte als KONRAD II. nach dessen Vermählung mit Gisela (in Wirklichkeit, als Sohn der Mathilde III. ist er ein Großneffe Rudolfs): als Söhne von Schwestern Rudolfs wären 1032 Graf Odo von der Champagne und er die nächsten Erben gewesen. Allerdings nun hat Konrad der Jüngere, der sich bald nach KONRADS Erhebung mit demselben entzweit hatte, 1025 offen mit dessen Stiefsohn, Ernst II. von Schwaben, dem Großneffen König Rudolfs, dem es hauptsächlich um die Ansprüche auf Burgund zu tun war, gemeinschaftliche Sache gemacht, und als 1027 Ernst sich von neuem erhob, war Konrad "dem Kaiser weder treu, noch auch sehr schädlich", sondern "hielt sich einstweilen im Hintergrund", mußte aber dafür, nachdem Ernst sich unterworfen, gleichfalls hart büßen: während jedoch besonders 1027 Ernsts Absichten auf Burgund deutlich genug hervortraten, war Konrad 1025 wohl zumeist durch seine engen Beziehungen zu seinem Stiefvater, Friedrich, und durch denselben zu den lothringischen Dingen in die Reihen der Verschwörer gezogen worden, und hielt er sich 1027, noch mehr nach Rudolfs Absterben, als Odo, Gerold von Genf, der Erzbischof Burkhard III. von Lyon die Ansprüche KONRADS II. auf Burgund mit Waffengewalt bekämpften, von den burgundischen Angelegenheiten, so weit wir erkennen können, ferne. Das läßt sich begreifen, wenn er der Großneffe Rudolfs war; der Neffe desselben hätte wohl energischer seine Anrechte geltend gemacht.].
    Eine der Haupteinwendungen des Verfassers gegen die Mathilde III. als Gemahlin Konrads und Friedrichs lag darin, daß es nicht denkbar war, daß der Name des Gemahls einer Tochter des Königs Konrad von Burgund unbekannt geblieben sei, während die Schwestern derselben die glänzendsten Heiraten gemacht haben, eine Herzogin von Bayern, Mutter eines deutschen Kaisers, die zweite Herzogin von Schwaben, die dritte erst Gemahlin eines Rivalen Hugo Capets, dann vorübergehend Königin von Frankreich geworden sei. Daß Mathilde von Burgund vermählt war, zeigt der Brief des Grafen Raynaldus, wonach sie eine Tochter Bertha, diese einen Sohn, Geraldus Genevensis, hatte. Den Namen des Gemahls freilich wissen wir nicht, und das kann bei den zerrütteten inneren Verhältnissen des burgundischen Reiches uns nicht überraschen. Wie dieselben keine Blüte der Künste des Friedens, also auch keine historiographische Tätigkeit zum Gedeihen kommen ließen, so kann auch der Vater der Bertha schon frühe in einer der zahlreichen inneren Fehden umgekommen sein. Dieses Schweigen der Quellen kann am wenigsten etwas zu besagen im Stande sein.
    Mit der Haltlosigkeit der Hypothese, die bis dahin besprochen wurde, fällt selbstverständlich auch dahin, was in Cap. VII von der Vermählung der schwäbischen Mathilde mit einem Grafen Hugo III. von Egisheim, Vetter des Eberhard III., Grafen von Nordgau, Gemahl der Bertha (von Worms, wie sie irrig benannt ist), aufgestellt ist. Dagegen ist jedenfalls der in dem Briefe genannte Urenkel des Burgundischen Königs Konrad, Geraldus Genevensis, der von Wipo im Leben KONRADS c. 32 zum Jahre 1034 erwähnte Geroldus princeps regionis illius und wohl auch der Gerolt Burgundio des Hermann von Reichenau zu 1045: jener unterwirft sich zu Genf, zugleich mit dem Erzbischof von Lyon, KONRAD II., dieser ergibt zu sich zu Solothurn HEINRICH III. Auch das Alter Gerolds stimmt zum Briefe: Graf Gerold von Genf ist gleich dem jüngeren Konrad ein Urenkel des burgundischen Konrad.
    Den Namen des Gemahls der Bertha dagegen, des Schwiegersohnes der burgundischen Mathilde, liefert uns eben die schon oben berührte Stelle des Wibert. Die Nichte des letzten burgundischen Königs Rudolf (neptis Rodulfi regis Jurensis), Bertha - denn hier ist es wohl gestattet, den Brief Raynalds mit Wiberts Bericht zu verbinden - ist die Gemahlin des Gerhard, eines Sohnes des Grafen Hugo von Egisheim, und Gerhards und Berthas Sohn ist Graf Gerold von Genf. Daß dieser gegen KONRAD II. und HEINRICH III. als Großneffe König Rudolfs und als burgundischer Großer mehrmals zu den Waffen griff, ist natürlich.

    Hirsch Siegfried: Band 1 Seite 243-247, "Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II."

    Zu Diedenhofen, einer Pfalz an der Mosel, zwischen Metz und Trier, hielt er mit den Eingesessenen der Provinz einen Landtag. Hier nun erhob sich HEINRICH, und schalt die Prälaten mit strenger Rede, daß sie nicht tapferer das geistliche Schwert handhabten, um die untauglichen Glieder aus der Gemeinschaft der Guten auszustoßen. Alle staunten ob der heftigen Worte und wußten sie nicht zu deuten. Da löste der König ihre Zweifel mit folgenden Worten: Unter Vielem, was in den Sprengeln meines Reiches zu verbessern ist, steht es oben an, daß die nächsten Verwandten zur Ehe miteinander schreiten, ja, daß selbst die im dritten Grade Blutsverwandten ehelicher Verbindung nicht entsagen und so die Kette, welche die heiligen Bestimmungen der Kanones bis zum siebenten Geschlecht unversehrt zu erhalten befehlen, ruchloser denn Juden und Heiden schon in ihren ersten Gliedern zu zerreißen sich nicht scheuen.
    Wiederum herrschte langes Stillschweigen unter den Bischöfen. Die einen wußten gar nicht, was der König meine; die anderen hielt Neigung für die angefeindete Person oder Furcht vor derselben zurück. Der König aber, in den Wissenschaften wohl erfahren, wußte sich Mäßigung zu gebieten, und hielt es für ehrenvoller, mit Sprüchen und Beispielen aus der heiligen Schrift auf die Betroffenen einzudringen. Seht, sprach er endlich, der Herzog Konrad von Austrasien, uns durch Blutsbande, allen Edlen Deutschlands durch Verschwägerung verbunden, hat eine ihm so nahe verwandte Frau zur Gattin erwählt, daß, wie ich fürchte, nicht nur ihn, sondern das gesamte Vaterland alsbald die Strafe Gottes dafür treffen wird.
    Jetzt erhob sich Adalbero, ein Kirchenfürst aus jenem Hause, das seit langer Zeit mit den sächsischen Kaisern in enger Verbindung war. Er erklärte, die Verwandtschaft des Herzogs Konrad, des Sohnes Ottos von Kärnten - denn kein anderer war gemeint - und seiner Gemahlin Mathilde, Tochter des Herzogs Herimann von Schwaben, man muß sagen mit mönchischem Eifer, so, daß sie als Verwandte des zweiten Grades erschienen.
    Natürlich erregte diese Deduktion Unwillen und Streit in der Versammlung. Herzog Theoderich von Ober-Lothringen, der den Zorn der Welt nicht scheute, trat offen seinem Bruder bei [Persönlicher Einwurf: Pikanterweise heiratete später Theoderichs (Dietrichs) Sohn Friedrich II. Herzog von Ober-Lothringen die wegen ihrer Nahehe gescholtene Mathilde von Schwaben, mit der er als Urenkel der Hadwig, Schwester OTTOS DES GROSSEN, genau so nahe verwandt war, wie Konrad von Kärnten als Urenkel OTTOS DES GROSSEN.]. Von den weltlichen Großen scheinen viele, von den Geistlichen nur wenige seinem Beispiel gefolgt zu sein. Rücksichten für den Herzog bestimmtem gerade die Ansicht der Letzteren. Den ausgebrochenen Hader konnte auch der König nicht beilegen; im Unfrieden, mit bitterem Groll schied man.

    Bresslau, Harry: Band 1 Seite 247, "Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II."

    Von sächsischer, also feindlicher Seite wird Mieszko sorgfältige Pflege der christlichen Institutionen nachgerühmt; und sehr merkwürdig ist ein auf uns gekommenes Schreiben, das die Herzogin Mathilde von Ober-Lothringen, die Mutter des jüngeren Konrad und Gemahlin des Herzogs Friedrich, eben in diesen Jahren an ihn gerichtet hat. Aus der Bibliothek des Klosters Neu-Celle bei Frankfurt an der Oder ist ein liturgisches Buch in die der Hedwigskirche zu Berlin übergegangen, welches die Herzogin dem Polen-Fürsten als Geschenk übersandt hat, und welchem ein ziemlich umfangreicher Widmungsbrief an ihn vorangeht. Mit geradezu überschwenglichen Lobeserhebungen preist sie darin Mieszko, der in allen Zungen dem Dienst des Höchsten Verehrung spenden lasse, der mehr Kirchen erbaut habe, als irgendeiner seiner Vorgänger, der durch seine Tugenden, seinen sittlichen Lebenswandel, seine Gerechtigkeit seine Fürsorge für die Witwen und Waisen, für die Armen und die Elenden allgemeine Anerkennung erworben habe

    Weinfurter, Stefan: Seite 165, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten."

    Auf der Synode von Diedenhofen verwies HEINRICH II. auf die angebliche Nahehe des SALIERS Konrad von Worms, der mit Mathilde, einer Tochter Herzog Hermanns II. von Schwaben, verheiratet war. Konrad war ebenfalls in Diedenhofen anwesend, und das Vorgehen des Königs war ein harscher Affront gegen ihn. Die meisten Bischöfe hielten sich noch zurück, ja sie waren geradezu konsterniert von den Attacken des Königs. Nur der Metzer Bischof Adalbero II., so hören wir, habe die Ansicht HEINRICHS II. verteidigt und nachzuweisen versucht, daß Konrad nicht nur in einer Nahehe vierten Grades, sondern sogar zweiten Grades verheiratet sei. Diese Versammlung ging in ziemlichen Unfrieden auseinander.

    Erkens, Franz-Reiner: Seite 26,37,78, "Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers."

    Sein Sohn Konrad, verheiratet mit Mathilde, der Tochter Hermanns II. von Schwaben, hat im übrigen eine andere Entscheidung getroffen und die Kandidatur seines Schwiegervaters unterstützt. Die Verschwägerung mit der KONRADINER-Sippe hat diesen Schritt sicherlich gefördert.
    Die Lothringer aber standen in Opposition und sprachen sich offenbar für den anderen, den jüngeren Konrad aus: Friedrich II. von Ober-Lothringen, der schon zu Lebzeiten seines Vaters Dietrich (+ 1027) den Herzogstitel führte und 1024 wohl auch die Politik im Herzogtum mitbestimmte, hatte die verwitwete Mutter des jüngeren Konrad geheiratet und unterstützte die Kandidatur seines Stiefsohnes.
    Konrad der Jüngere, dessen Mutter, die Gemahlin des oberlothringischen Herzogs Friedrich, Kontakte mit dem im Gegensatz zum Reich stehenden polnischen König Mieszko II. pflegte, hielt sich deutlich zurück, und Herzog Friedrich, dessen Vater Dietrich am 2. Januar 1027 starb, bewahrte trotz aller persönlicher Distanz zum salischen König Ruhe.

    Boshof, Egon: Seite 24,26, "Die Salier"

    Ottos Sohn Konrad hat sich nämlich dem Schritt des Vaters nicht angeschlossen, sondern für Hermann von Schwaben Partei ergriffen. Die verwandtschaftliche Bindung - Konrad war mit Hermanns Tochter Mathilde verheiratet, hat diese Entscheidung sicherlich mitbestimmt.
    Auf einer mit einem Hoftag verbundenen Synode in Diedenhofen kam es 1003 zu einem aufsehenerregenden Zusammenstoß, als HEINRICH Konrads Ehe mit Mathilde von Schwaben als unkanonisch brandmarkte und - wenn man der Quelle, der Biographie des Bischofs Adalbero II. von Metz, trauen darf - aus deiser anfechtbaren Verbindung nicht nur für Konrad selbst, sondern für das ganze Vaterland die Gefahr göttlicher Strafe erwachsen sah. Allerdings konnte der Bischof Adalbero nur durch eine rabulistische Argumentation die Behauptung zu enger Verwandtschaft der beiden Ehegatten aufrechterhalten, indem er Bruder und Schwester in der Zählung der Grade nicht berücksichtigen wollte. Tatsächlich ergibt aber die Rückführung beider Linien bis zum gemeinsamen Vorfahren, HEINRICH I., - bei Konrad über Otto von Kärnten, Liudgard und OTTO DEN GROSSEN, bei Mathilde über Hermanns II. Gemahlin Gerberga, deren Mutter Mathilde und die Großmutter Gerberga, OTTOS DES GROSSEN Schwester, - ein zulässiges Verwandtschaftsverhältnis des achten Grades.

    Weinfurter Stefan: Seite 49, "Herrschaft und Reich der Salier. Grundlinien einer Umbruchszeit."

    Diesem König Mieszko von Polen hatte noch 1025/26 Mathilde, die Mutter Konrads des Jüngeren, ein kostbares liturgisches Buch übersandt mit einem wirklich bemerkenswerten Widmungsschreiben. Sie, die Schwester der Kaiserin Gisela, preist darin geradezu überschwenglich die Würde des Polen-Königs, seine Verdienste, seine Tugenden, seine Gerechtigkeit und Fürsorge für die Armen, nennt ihn Kämpfer Christi auf Eerden und "den unbesiegbaren König, dem die Bestimmung des allmächtigen Gottes das königliche Diadem verliehen habe", und sie wünscht ihm"glücklichen Triumph über alle Feinde". Dieser Brief an den Gegner KONRADS II. und - vom salischen Herrscher aus gesehen - an den Feind der "Reichsrechte" stellt gut vor Augen, daß sich die Opposition im Inneren des Reiches in einer ähnlichen Lage befand wie der Polen-König und daß man sich daher zusammenfand. Mieszko erscheint als der "gerechte König". Die Herrschaftsweise und den Autoritätsstil KONRADS II. empfand man demzufolge als "ungerecht". Mathildes Äußerungen muß man hoch bewerten, denn sie war in diesen Jahren als Mutter des jüngeren Konrad und als Gemahlin Herzog Friedrichs II. von Ober-Lothringen das Verbindungsglied in der Opposition und spielte zweifellos eine ganz zentrale Rolle, wie ein Gedenkbucheintrag dieser Gruppe im Kloster Reichenau aus dieser Zeit erkennen läßt (Hansmartin Schwarzmaier).

    Goez Elke: Seite 11,38, "Beatrix von Canossa und Tuszien. Eine Untersuchung zur Geschichte des 11. Jahrhunderts."

    Spärlich sind die Nachrichten über Beatrix bis zu ihrer ersten Eheschließung. 1012 oder kurz danach hatte ihr Vater, Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen, die KONRADINERIN Mathilde geheiratet, die älteste Tochter Herzog Hermanns II. von Schwaben und Witwe Herzog Konrads von Kärnten. Diese ist letztmals 1030 bezeugt, als sie während des Osterfestes am Königshof in Ingelheim weilte [Vgl. Ekkehardi Casus s. Galli, Seite 142; Bresslau I, Seite 286f.; Reg. b. Zur komplizierten Familiengeschichte der Konradiner vgl. Wunder, Beiträge, Seite 1-15; Mertens, Rhein, Seite 227ff.; Hlawitschka, Thronwechsel, Seite 149-248.]
    Weit abseits vom alten Herrschaftszentrum Herzog Friedrichs II. von Ober-Lothringen lagen ferner Titinesheim und Lutera. Es könnte sich also hierbei möglicherweise um konradinisches Erbe aus dem Nachlaß von Beatricens Mutter Mathildegehandelt haben. Titinesheim ist mit Deidesheim an der Weinstraße zu identifizieren. Bei Lutera handelt es sich offenbar um Lauterburg.

    Schnith Karl: Seite 95-97,100-103,110-112, "Frauen des Mittelalters in Lebensbildern."

    Nach römischer Zählweise waren Konrad und Mathilde, die jeweils in der vierten Generation von HEINRICH I. abstammten, im achten Grad verwandt. HEINRICH II. sprach bei seiner Anklage auf der Synode von Diedenhofen von Ehen zwischen Verwandten dritten Grades: als solche konnte man die Verbindung von Konrad und Mathilde werten, wenn man mit der germanischen Zählung die gemeinsamen Stammeltern und deren Kinder ausklammerte. Diese Zählweise ist zeitgenössisch im Dekret Bischof Burchards von Worms belegt. Bischof Adalbero von Metz aber bezeichnete die von ihm konkret dargelegte Verwandtschaft mit eben diesem Argument überraschenderweise als eine zweiten Grades. Darauf reagierte Konrad sehr empört; er war damit keineswegs allein, so daß die Versammelten im Unfrieden schieden. Vielleicht versuchte Adalbero, auf eine Verwandtschaft zweiten Grades im Sinne von 2 : 2 zu kommen, weil zuweilen erst bei einer Verwandtschaft im vierten oder fünften römischen Grad eine Trennung schon Verheirateter gefordert wurde. Auch wenn man, wie Hoffmann fordert, nicht von vornherein bezweifelt, daß es HEINRICH II. wirklich um die Durchsetzung des Kirchenrechts ging, so legt doch die Verschärfung durch Adalbero nahe, daß hier der Versuch gemacht wurde, das Kirchenrecht politisch einzusetzen. Später hören wir nichts mehr von Angriffen auf diese Ehe von Giselas Schwester, genausowenig wie auf ihre zweite Ehe im gleichen Verwandtschaftsverhältnis.
    Das 1019 sichtbare Einvernehmen zwischen den beiden Konraden hat allerdings nur bis zur Wahl Konrads des Älteren zum König gedauert. Seitdem dürften sich auch die Schwestern Gisela und Mathilde zeitweise nicht mehr so gewogen gewesen sein.
    Verwandt mit KONRAD sowie mit Gisela war Bruno, ein Sohn aus der bereits mehrfach erwähnten ersten Ehe von Giselas Schwester Mathilde. Offenbar im Hinblick darauf, daß er als künftiger Bischof von Würzburg vorgesehen war, schenkte Gisela der Würzburger Bischofskirche ihren Anteil an ihrem bereits oben erwähnten, in seiner ursprünglichen Funktion nicht mehr benötigtem Erbgut Regenbach, dessen anderen Teil Bruno wohl über seine Mutter Mathilde geerbt hatte.
    Wir erinnern uns, daß ihre Schwester Mathilde, die Mutter Konrads des Jüngeren, in zweiter Ehe mit Friedrich von Ober-Lothringen verheiratet war, der die Wahl Konrads des Älteren deshalb nicht mitgetragen hatte. Dem Streit Konrads des Jüngeren mit dem König folgte eine gegen den König gerichtete Verschwörung zwischen Konrad dem Jüngeren, seinem Stiefvater Friedrich von Ober-Lothringen, Graf Welf und Herzog Ernst II. von Schwaben, dem Sohn Giselas aus zweiter Ehe. Angesichts der Verschwörung scheinen die beiden Schwestern Gisela und Mathilde zusammen mit Abt Bern von der Reichenau einen Vermittlungsversuch unternommen zu haben. Ob die Kontrahenten zusammenkamen, ist unsicher, aber jede der beiden Parteien fand sich auf der Reichenau ein, wie uns durch zwei entsprechende Gedenkbucheinträge wohl vom Sommer 1025 überliefert ist. Allerdings führte diese Initiative offenbar zu keiner Einigung. Die Gegner KONRADS II. nahmen sogar Verbindung nach Polen auf. Das zeigt ein Widmungsschreiben aus der 2. Hälfte des Jahres 1025, mit dem MathildeKönig Mieszko ein kostbares liturgisches Buch übersandte: der polnische Gegner KONRADS II. wird von ihr als gerechter König bezeichnet, dem sie glücklichen Triumph über seine Feinde wünsche. Eine Reaktion auf diese Kontaktaufnahme ist allerdings nicht bekannt.
    Da Konrads Mutter Mathilde zum Beispiel 1030 in der Umgebung Giselas nachweisbar ist - sie besuchte, wie Ekkehard von St. Gallen berichtet, in Ingelheim das österliche Hochamt zusammen mit Gisela und KONRAD - könnten die beiden Schwestern durchaus ausgleichend gewirkt haben.

    Hilsch, Peter: Seite 57, "Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela"

    Eines scheint kaum zweifelhaft: daß Giselas Schenkung bereits auf den am Königshof für Würzburg vorgesehenen Bischof Bruno, ihren Verwandten, zielte und ihr Zeitpunkt mag auf diesen im Sommer 1033 am Hof erfolgten Entschluß zurückgehen. Aber noch ein anderes familiäres Ereignis war dafür entscheidend: am 18. oder 20. Mai 1033, zweieinhalb Monate vor Ausstellung unserer Urkunde, war der einzige Sohn Mathildes aus ihrer zweiten Ehe mit Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen (+ 1026/27), Herzog Friedrich III., kinderlos gestorben. Mathilde selbst kann zu diesem Zeitpunkt ebenfalls nicht mehr gelebt haben; denn Kaiserin Gisela adoptierte nun, 1033, die einzigen hinterbliebenen Kinder aus dieser Ehe ihrer Schwester und ließ sie am Königshof erziehen. Dieser bemerkenswerte Vorgang, die einzige uns bekannte "Frauenadoption" im Königshaus, bezeugt uns wiederum das große Interesse Giselasan den Kindern Mathildes [Chronik des Klosters St. Mihiel/Maas, Kap. 32, MGH SS 4, Seite 84: exceptis duabus puellulis Sophia et Beatrice, quae nutriebantur in aula regis, nam coniunx imperatoris, amita earum, was sibi adoptaverat in filias. Dazu Breßlau Jbb. Band 2, Seite 72 Anmerkung 4. Über diese Adoption im Königshaus Eduard Hlawitschka: Wer waren 'Kuno und Richlind von Öhningen? Kritische Überlegungen zu einem neuen Identifizierungsvorschlag. In: ZGO 128 (1980) Anmerkung 115, Seite 24f. Mathilde selbst ist zum letzten Mal 1030 am Königshof bezeugt; siehe zu den betreffenden genealogischen Fragen Leidinger Seite 51-58, 65f. ].
    Nach dem Tode seiner Mutter (vermutlich Juli 1031 oder 1032) und jetzt seines Stiefbruders muß Brun (neben Konrad der einzige überlebende Sohn aus den beiden ersten Ehen der Mathilde) ihr Erbe angetreten haben, soweit es nicht über seinen nun adoptierten Stiefschwestern an Gisela gekommen war. Nun liegt es nahe, anzunehmen, daß Mathildeebensowie ihre Schwester Giselaeinen Teil jener immunitzas um Regenbach geerbt hatte.




    Heinzelmann Josef, "Der Name Sophia als genealogisches Indiz und Problem"

    Sophia von Lothringen/Mousson

    Eine Sophia, die ihrem Manne Ludwig von Mousson-Bar-Mömpelgard die Hälfte der Allode des Herzogs Friedrich II. von (Ober-)Lothringen zubrachte, ist nach der Tochter und der Enkelin Theophanus die zeitlich nächste Namensträgerin. Auch sie hat den damals besonders auffälligen Namen unter ihrer Nachkommenschaft verbreitet. Wenn es eine Leitnamensitte gab, muss sie auch hier – in der Crême de la crême des damaligen Reichsadels - gegolten haben. Hat sie aber gegolten, drängt sich eine überraschende Erklärung auf, die ich hier vorstellen will, wobei ich sie gegen den Vorwurf des Zirkelschlusses abzusichern suche.
    Kein Forscher hat bisher erklärt oder auch nur zu erklären versucht, woher Sophia ihren Namen hat. Niemand hat vermutet, sie könne eine Theophanu-Nachkommin sein. Alle Forscher haben bisher angenommen, dass sie eine Schwester des als Kind verstorbenen Herzogs Friedrich III. und der Beatrix von Tuszien und eine Tochter Friedrichs II. und der Mathilde von Schwaben war. Suchen wir dort nach einer Herleitung des Namens.

    Exkurs: Hermann II. und seine angebliche Ottonen-Verwandtschaft

    Da wir bei Friedrichs II. durchaus bekannten Eltern und Großeltern keinen Anhaltspunkt und keine Sophie in der Verwandtschaft finden, müsste Sophie ihren Namen nicht von Vater-, sondern von Mutterseite haben. Als ihre Mutter gilt Mathilde, die in erster Ehe mit dem Herzog Konrad von Kärnten, dem SALIER, in dritter Ehe mit Graf Esiko von Ballenstedt (einem ASKANIER) verheiratet war.
    Mathilde war als Tochter Herzog Hermanns II. von Schwaben und der Gerberga von Burgund (Witwe von Graf Hermann von Werl) etwa 988/990 geboren worden, war 1002 schon mit dem SALIER Konrad, Herzog von Kärnten, († 1011 Dezember 12) verheiratet, hatte mit ihm die Kinder Konrad (der jüngere Thronkandidat von 1024) und Bruno (1034 Bischof von Würzburg, † 1045 Mai 27). In zweiter Ehe heiratete sie (laut Poull erst etwa 1016) Herzog Friedrich II. von (Ober)-Lothringen, der 1026 Mai 18 (noch vor seinem Vater, der mit ihm die Regierung teilte), starb. Recht eindeutig ist jedenfalls die Meldung Wipos, Fridericus dux Liutharingorum, vitricus praedicti Chuononis, imperatori inimicando morte propria praeventus est. Dieser Ehe sollen Friedrich III., Sophie und Beatrix entsprossen sein.
    Erwähnen wir kurz, dass Mathildes Vater, Herzog Hermann II. von Schwaben, ein in seiner Zeit sehr mächtiger Fürst war, der gegen HEINRICH II. um die Nachfolge OTTOS III. kandidiert haben soll. Er steht heute im Mittelpunkt eines erbitterten Historikerstreits, da einzelne Forscher eine fragwürdige Meldung der unzuverlässigen Welfen-Chroniken zum Anlass genealogischer Spekulationen nahmen: Ein Graf Kuno von Öhningen habe Richlind, eine Tochter Kaiser OTTOS I., zur Frau gehabt. Mit Kuno dürfte Hermanns Vater Herzog Konrad gemeint sein, Richlind wird von den Parteigängern dieser Meinung meistens als Enkelin OTTOS I. uminterpretiert. Grundsätzlich ist diese Diskussion um Hermanns II. Thron-Erbrecht meiner Ansicht entschieden: “Wenn man schon um jeden Preis einen ,geblütsrechtlichen‘ Anspruch Hermanns” (II., Herzog von Schwaben) “postulieren will, dann läge es wohl doch näher, die unbestreitbare, allgemein bekannte ottonisch-karolingische Deszendenz von dessen Gemahlin Gerberga ins Feld zu führen (Anmerkung: Unter ihren Ahnen bis zur vierten Generation befinden sich neun (!) Könige, darunter drei KAROLINGER…).” Zu Herzog Konrad von Schwaben konnte ich aus dem Blickwinkel der Spanheimer-Forschung sehr viel deutlicher machen, dass er mit dem dux Kuno de Beckilnheim, der mit einer Jutta verheiratet war, identisch ist, was die behauptete Ehe mit einer OTTONIN Richlind so gut wie unmöglich macht.
    Dass Hermanns II. und der Gerberga Tochter Mathilde einer Tochter den Namen Sophia aus der Nachkommenschaft Theophanus vermittelte, ist auch aus anderen Gründen auszuschließen. Mathildes erster Mann, der SALIER Konrad, war ein Urenkel Kaiser OTTOS DES GROSSEN. Sie kann also nicht eine Enkelin Theophanus und OTTOS II. gewesen sein. Konrads und ihre Ehe wäre auf der Synode in Diedenhofen/Thionville noch heftiger angegriffen worden, als sie es wegen des genau belegten siebenten kanonischen (achten römischen) Grades 1003 wurde. “Herzog Otto, der Vater des unter uns sitzenden ehrenwerten Herzogs Konrad, war der Sohn einer Tochter des großen OTTO, welch letzteres Schwester Gerberga ihre Tochter dem König der Burgunder Konrad gab. Konrads Tochter gebar aber Mathilde, eben des hier unter uns weilenden Konrads Frau.” Grafisch dargestellt und um die selbstverständlichen Namen ergänzt:

    ? Ks .Otto I. ?[Liutgard ? Hz. Otto ? Hz. Konrad
    ? ? 8 ? [v. Kärnten] ? [v. Kärnten]
    ? ? Konrad d. Rote] ? ?
    ? 8
    ? Gerberga ? [Mathilde ? [Gerberga ?
    ? [8 Ludwig IV ? 8 Konrad II. ? 8 ? Mathilde
    ? Kg. Frkr.] ? Kg. v. Burg] ? Hz. Hermann II.] ?

    Die durch diesen gewiss zwischen Bischof Adalbero und König HEINRICH II. abgesprochenen Angriff ausgelöste Empörung richtete sich nicht gegen die unbestreitbare Darstellung gemeinsamer Abstammung von König HEINRICH I., sondern nur gegen die Anwendung einer neuen kanonischen Zählung, die zwischen Geschwistern nur einen Schritt berechnete (quia frater sororque in supputatione non admittitur), nicht zwei (je einer zum gemeinsamen Elternteil) wie im römischen Recht und auch in unserem Verständnis. Diese Verschärfung der kanonischen Regeln konnte auf Dauer nicht durchgesetzt werden, bzw. wurde bald durch exzessive Dispensationen umgangen.
    Hier wird auch deutlich, weshalb diese Vorschriften so oft missverstanden wurden: HEINRICH II. spricht vom Frevel von Ehen tertii loci consanguinitatis, da doch nach den heiligen Bestimmungen des Kanons solche ad septimam usque generationem untersagt seien. Generatio ist hier im klassischen lateinischen Sinn als “Zeugung, Geburt” zu verstehen, nicht als Abstand zum gemeinsamen Ahnherrn (das ist der locus consanguinitatis). Die Inzest-Verbote sind ja sowieso keine Glaubensinhalte. Im Neuen Testament findet sich nichts dergleichen, und im Alten (auch weiterhin im Judentum) waren Heiraten z. B. zwischen Onkel und Nichte erlaubt. Sie entstammen dem römischen Recht und sind mithin ein weiterer Beweis für die Rechtskontinuität zwischen dem spätrömischen Reich und dem Mittelalter, die Aufgabe der Bischöfe war. Sie dienten zur Friedenswahrung (wie jede Exogamie) und Verhinderung von Machtkonzentrationen, darum wurden die zumindest bei Theodosius zu findenden Verbote in exzessiver Weise immer mehr ausgedehnt. Darin hat man auch kirchliche “Erbschleicherei” (je weniger legitime Erben, desto mehr fiel an die “tote Hand”) gesehen.
    Als Enkelin OTTOS II. wäre Mathilde im fünften “kanonischen” Verwandtschaftsgrad mit Konrad verwandt gewesen. Natürlich könnte Jackman auch hier behaupten, dass Bischof Adalbero diese nahe Verwandtschaft “geheimgehalten” hätte. Ich bin mir sicher, eine solche Geheimhaltung einer nahen Verwandtschaft mit den OTTONEN, auf die sich der doch im ganzen Reich bekannte Thronfolgeanspruch Herzog Hermanns gegründet haben soll, konnte damals vor den Großen des Reichs nicht unentlarvt durchgehen, sondern nur bei verrannten Historikern unserer Tage.
    So bleibt für Phantasten die Möglichkeit offen, dass Mathilde “eins” nach kurzer zweiter Ehe starb und Herzog Friedrich II. eine zweite Gattin genommen hat, die auch Mathilde hieß und auch eine Tochter Hermanns II. war, aber aus einer anderen Ehe mit einer Theophanu-blütigen Frau stammte.
    Leidingers gründliche Untersuchung über Mathildes Mutter und ihre Familie erster Ehe genügt, um Gerbergas Lebensdaten zu klären. Sie ist im Jahre 1000 zum letzten Mal erwähnt, erstaunlicher Weise als matrona, obwohl sie doch verheiratet war und die letzten Kinder noch unmündig waren. Hermann II. hätte vielleicht in den letzten Jahren seines Lebens (1000–1004) eine zweite Gattin nehmen können. Aber welche Theophanu-Tochter oder -Enkelin wäre infragegekommen? Keine belegbare, keine denkbare sogar. Und warum hätte kein Chronist eine so vornehme Verbindung erwähnt? Wo wäre die Witwe abgeblieben? Außerdem wird eine Meldung über Hermanns Tod ausdrücklich von der Bemerkung begleitet, dass er von Gerberga drei Töchter und einen Sohn seines Namens hinterließ. Von einer zweiten Ehe und einer Tochter daraus ist keine Rede.
    Entscheidend ist bereits ein einziges Argument: Herzog Friedrich hätte eine Halbschwester seiner ersten Gemahlin nicht heiraten dürfen. Das war nach kanonischem Recht damals ausgeschlossen. Vollends zunichte gemacht wird dieses hypothetische Hirngespinst durch den Reichenauer Gedenkbucheintrag von 1025, von dem gleich zu reden sein wird.
    Hätten wir ein paar Quellen weniger, ließe sich trefflich kombinieren und die Diskussion über Erbrecht oder Wahlrecht für die Bestimmung des Thronnachfolgers um weitere Hypothesen bereichern. Insgesamt ist die Spekulation gescheitert, doch gibt es noch einen Spalt, durch den man einen Fuß in die Tür der Hypothese bekommen kann. Denn die Richtung, in der wir Theophanu von Sophie aus suchten, war falsch.

    Sophia als Tochter Herzog Friedrichs III.

    Adolf Hofmeister hat erstmals die Abfolge der letzten Herzöge aus dem ersten oberlothringischen Hause klargestellt. Ich diskutiere die Ergebnisse nicht lang, sie sind unabweisbar, sind von Parisse, Poull und anderen selbstverständlich übernommen worden; doch sind die dort angeführten Nachrichten der Chronisten noch konkreter.
    Wenn die Chronik von Saint-Mihiel im Zusammenhang mit langjährigen Restitutionsbemühungen des Abtes Nanther, direkt nach den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Graf Eudes/Odo (von Blois und der Champagne) und KONRAD II. berichtet: …cunctis morbo absumptis duce Tiedrico, filio ejus, et filio filii, exceptis duabus puellulis Sophya et Beatrice, quae nutriebantur in aula regis, nam conjunx imperatoris, amita earum, eas sibi adob(!)ta-verat in filias… muss dieses im Ablativus absolutus als Vergangenheit erzählte Wegsterben fast einer ganzen Drei-Generationen-Familie, das, wie wir wissen, 1026 mit dem Tod Friedrichs II. begann, eindeutig im Jahr 1033, vermutlich im Mai, geendet haben, da Friedrich III., der “Sohn des Sohnes”, erst jetzt starb. Puellula gilt für diesen Zeitpunkt. Das Wort kann nicht für 14-jährige, also deutlich ehemündige Mädchen verwendet werden, was die Forschung bisher übersehen hat. Wenn laut der sehr zuverlässigen Chronik eines Augenzeugen dann später der Abt seine Bitte an den Kaiser über die beiden Erbinnen richtet, heißt es puellas adiit; sie sind inzwischen schon etwas älter.
    Bei Sigebert de Gembloux wird die Situation anders, aber in selbem Sinne geschildert. Dabei muss es sich wieder um 1033 (Sigebert, der mehrere Angaben ein Jahr zu spät datiert, meldet es unter 1034) und Friedrich III. handeln: Friderico Mosellanorum duce mortus, quia mares filios non habebat… “Nach dem Tode Herzog Friedrichs, der keine männlichen Kinder hatte…”, also hinterließ er wohl (mindestens) eine Tochter. Sein Vater Friedrich II. kann nicht gemeint sein, denn der war 1026 gestorben und hinterließ mindestens einen Sohn, eben Friedrich III. Die beiden Friedriche sind leicht zu verwechseln, auch bei der Interpretation eines Textes wie Constat me Beatrice lege vivente Saliga, filia bonae Memoriae Federighi qui fuit Dux … Nach diesem Text kann Beatrix ebenso Tochter Friedrichs II. wie III. sein. Aber kann sie, kann Sophia, überhaupt Friedrichs III. Tochter sein?
    Für ihre Geburtsjahre gibt es jedenfalls ein post quem, das Poull übersieht, denn Beatrice (Beatrix) und Sophie erscheinen nicht im Gedenkbucheintrag Mathildes auf der Reichenau, den Schwarzmaier überzeugend auf 1025 datiert. Selbst für den Laien sind die paläograph(o-lo-g)ischen Zusammenhänge dieser Namengruppe evident. Hier nun die Reihenfolge:
    CVONRADVS DVX ? HEREMANNVS DVX ? GERBIRCH ? MATHILTH ? FRIDERICH DVX ? CuonradvS DVX ? BRVN ? FRIDERICH ? RVUODOLF ? ADALHEID.
    Die beiden (oder drei) ersten Personen sind verstorben. Dabei ist der erste Name von besonderer Bedeutung, auch für die Bestimmung der übrigen. Bis jetzt dachten Schwarzmaier, Hlawitschka, Zotz, Jackman und Wolf bei CVONRADVS DVX nur an den Herzog Konrad von Schwaben, wohl weil er der Vater der zweiten genannten Person war. Weil sonst kein anderer Großelternteil Mathildes genannt wird und ausgerechnet ihr ältester Sohn, Konrad “der jüngere”, der Thronprätendent, in diesem Eintrag fehlen würde, glaube ich, dass hier Mathildes erster Mann, Konrad, Herzog von Kärnten gemeint war. Natürlich ist das zweite dux für Konrad den Jüngeren, der 1011 der Herzogswürde privatus wurde und erst Jahre später im Amt seines Vaters eingesetzt werden sollte, angemaßt. Allerdings nennt ihn auch Wipo cap. 21 dux Chuono, für einen Termin, da Konrad das Herzogtum Kärnten noch nicht innehatte. Außerdem steht dieser CuonradvS DVX genau an der Stelle, wo von der Logik des Eintrags der jüngere Konrad stehen muss.
    Gemeint sind also: Die Herzöge Konrad (von Kärnten, † 1011) und Hermann (II. von Schwaben), Gerberga (von Burgund, Hermanns Frau oder Witwe), dann kommen Mathilde selber, Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen, Konrad von Kärnten als Aspirant auf das Herzogtum, Brun, der spätere Bischof von Würzburg, Friedrich, später als Herzog “III.”, ein noch nicht identifizierter Rudolf, schließlich eine Adelheid. Alles bezieht sich auf Mathilde: Erster Gatte (†) – Vater (†) – Mutter (wohl auch †) - sie selber - ihr derzeitiger Gatte – ihr ältester Sohn – ihr zweiter Sohn – ihr dritter Sohn (der erste aus zweiter Ehe) - ein vierter Sohn? - die Schwägerin oder eine Tochter oder gar eine Schwiegertochter.
    Das ist ein derart genaues “Familienfoto” Mathildes, dass wir daraus ableiten können, es habe 1025, zum wahrscheinlichen Zeitpunkt des Eintrags, keine weiteren lebenden Kinder Mathildes und Friedrichs II. gegeben. Wenn Rudolf (und evtl. Adelheid) zu diesen gehören sollte, wäre auch er ein Sohn Friedrichs II., wenig später (vor 1033) gestorben und sein Name hätte an seine Abstammung vom burgundischen Königshaus erinnert.
    Mir scheint, nebenbei gesagt, dass der langjährige Dissens der schwäbischen und oberlothringischen Herzogsfamilie mit HEINRICH II. und KONRAD II. eher um das burgundische Erbe als um die deutsche Krone ging. Wenn Hermann II. laut den Annales Sangallenses maiores zum Jahr 1002 daran dachte, mit HEINRICH II. das Reich zu teilen, wollte er wohl schon die Nachfolge in Burgund garantiert haben… Dass Eudes/Odo von Blois und der Champagne im “burgundischen Erbfolgekrieg” gerade Lothringen so verheerte, hat auch damit zu tun.
    Doch kommen wir wieder zur Genealogie. Ermitteln wir ein genaueres Geburtsdatum der beiden lothringischen Erbinnen als das durch den Gedenkeintrag und den Tod Friedrichs III. ermittelte “zwischen 1025 und 1033”. Wenn Poull die beiden ausdrücklich als Schwestern bezeichnet, gibt er hierfür keine Quelle an. Man mag eine indirekte in Bernoldi Chronicon A. 1092 finden, wo (nicht in allen Handschriften) Domna Sophia (“von Mousson”) bezeichnet wird als quae erat matertera comitissae Mathildis, quae cum domino suo Welfone duce in Italia contra scismaticos multum laboravit. Matertera wird indessen nicht immer im strengsten Sinne (Schwester der Mutter) gebraucht, häufig steht der Begriff auch für die matertera magna der Arbores consanguinitatis. Dass er – nicht nur von Bernold – in Umkehrung zu nepos/neptis auch für eine ältere Verwandte über die Mutterlinie gebraucht wurde, lässt sich annehmen, vor allem wenn man die komplizierten Verhältnisse 60 Jahre später nicht mehr genau kannte. Auch wenn der Sohn Sophias in Italien als Fredericus comes, nepos Beatricis ducissae, filius Lodovici comitis bezeichnet wird, muss man das nepos nicht als “Neffe ersten Grades” einengen, und Beatrix und Sophia zu Schwestern machen.

    Ein Seitenblick auf Beatrice

    Beatrice/Beatrix, laut Poull die jüngere der beiden, wurde 1037 mit Bonifacio di Canossa verlobt, und begab sich im Juni dieses Jahres nach Italien, die Hochzeit wurde in “Marego” gefeiert. Bonifacio de Canossa ist etwa 985 geboren, er stirbt 1052. Zwei Kinder Beatrices - Federico und Beatrice - sterben jung, das dritte, die berühmte Markgräfin Mathilde von Canossa, ist 1046 geboren. Beatrices zweite Ehe mit Gottfried dem Bärtigen war kanonisch unproblematisch (4:4 oder 4:5 nach römischer Zählung): Gottfried ? Gozelo (1033 Herzog O’Lothringen) ? Gottfried (Gf. Verdun) ? Gozlin (Gf. Verdun) ? Wigerich ? Friedrich I. ? Dietrich ? Friedrich II. [?Friedrich III.] ? Beatrice.
    Wenn Beatrice 1037 ehemündig war, muss sie spätestens 1026 geboren worden sein. Wenn die Ehe aber erst später rechtskräftig, also vollzogen wurde, kann man auch ihr Geburtsdatum entsprechend später datieren. Aber arg gequält ist das schon. Auch kann man die drei Namen ihrer Kinder von der lothringischen Familie ohne Zwischenglied ableiten. Ihr eigner Name ist aus der Vorfahrenschaft erklärbar, obwohl andere Namen nähergelegen hätten. Gerberga, Richlint waren ihre Großmütter, Giselaihre Tante. Vermutlich gab es ältere Schwestern mit diesen Namen, die früh gestorben waren. Beatrice hieß aber die robertinische Stamm- und Erbmutter des oberlothringischen Hauses, Tochter von Hugo dem Großen und Gattin von Friedrich I., also Urgroßmutter der jungen Beatrice. Übrigens ist der Name Beatrix/Beatrice selber rätselhaft, denn die Annahme, er sei ein Diminutiv von Bertais (Berta, Bertrada), der auch Settipani anhängt, erscheint mir keineswegs sicher. Soweit ich sehe, sind alle Namensträgerinnen von einer einzigen abzuleiten, der Tochter Heriberts I. von Vermandois und einer unbekannten Mutter. Sie wurde Gattin des späteren Königs Robert und Großmutter der nach Lothringen verheirateten Beatrice. Es gibt übrigens eine – freilich rein zufällige – Übereinstimmung zwischen dieser und ihrer berühmteren Urenkelin, der “canusinischen” Beatrice: Auch sie führte nach dem Tod des Gatten (Herzog Friedrich I. starb 978 Mai 18) bis zu ihrem Tode (September 23 nach 987) allein und erfolgreich die Herrschaft.
    In den Zwischengenerationen sind Trägerinnen des Namens nicht belegt, aber doch zu vermuten. Trotzdem spricht diese Namengebung eher dafür, dass nur zwei und nicht drei Generationen zwischen den beiden Beatricen liegen. Es fällt schwer zu glauben, dass Beatrice von Tuszien nicht ein spätes Kind Mathildes und Friedrichs II. war. Außerdem hätte Friedrich III. einer ersten oder zweiten Tochter mit höchster Wahrscheinlichkeit den Namen Mathilde gegeben, vor allem wenn, wie ich glaube, nicht nur die väterliche Großmutter so hieß.
    Im Besitz und der Hinterlassenschaft Mathildes von Canossa finden sich Komplexe in der heutigen Pfalz (Stetten, Lutera, Quellen der (Wies?)Lauter, Deidesheim), die sich mit größter Wahrscheinlichkeit auf ihre Großmutter Mathilde und weiter zurück auf konradinischen Ursprung zurückführen lassen, da er weder über ihren Mann (Bonifacio) noch über die oberlothringischen Herzöge noch über ihre Urgroßmutter Gerberga von Burgund herzuleiten ist. Einzige Alternative ist die väterliche Großmutter Richilde, die Tochter des Grafen Folmar, eine Familie, die später nachweislich Besitz in der heutigen Pfalz besaß. Gerade diese Linie, die auf den BOSONIDEN Bivin führen dürfte, ist noch wenig erforscht.

    Endlich: Sophia

    Sophia tritt erst “vers 1040”, drei Jahre nach Beatrice, die Erbschaft an und in die Ehe. Ihr zweiter Sohn soll etwa 1045 geboren sein. Demnach wäre sie jünger als Beatrice. Trotzdem wird sie in der Chronik von St. Mihiel vor Beatrice genannt. Vielleicht geschah dies nur, weil zu ihrem Erbe die Vogtei der Abtei gehörte. Wir müssen aber annehmen, dass die Erbschaft erst nach der Abfassung der Chronik geteilt wurde, weshalb diese Begründung wenig verfängt.
    Eher aber wurde Sophia zuerst genannt, weil sie eine (erste und einzige) Tochter Friedrichs III. war. Als Tochter des letzten regierenden Herzogs war sie jünger, aber im Erbanspruch ranghöher als Beatrice, ihre kaum ältere Tante, die wie sie noch als Säugling oder Kleinkind den Vater und wohl auch die Mutter verloren hatte.
    Gegen die Annahme einer späten Geburt spricht nur scheinbar die Meldung von ihrem Todesalter in Bernoldi Chronicon zum Jahr 1093: Nobilissima comitissa Sophia, vidua Ludowici comitis, mater piae memoriae Beatricis ducis et Friderici marchionis, in senectute bona. Dieses gute Alter wird nämlich durch eine biblische Ergänzung näher definiert: cum iam multos filiorum filios videret, diem clausit extremum. Eine Menge Kindeskinder gesehen zu haben, bedeutet schon ein “gutes” Alter. Dazu musste sie nicht 75 Jahre alt geworden sein.
    Die Vorausetzung, dass Friedrich III. geheiratet haben muss, um sie in der Ehe mindestens zu zeugen, ist gegeben. Wenn er (spätestens 1032!) die Regierung angetreten hat (wie Urkunden bezeugen), wird er auch geheiratet haben. Er war ja der letzte Spross seines Hauses und sollte rasch für einen Erben sorgen. Da es aber überhaupt keine Belege für einen Herzog von Ober-Lothringen zwischen 1027 und 1032 zu geben scheint, kann er schon früher (herrschafts- und ehe-)mündig geworden sein. Warum Poull die Heirat seiner Eltern erst auf “sans doute vers 1016” datiert und befindet, Friedrich III. “semble avoir vu le jour vers 1017”, begründet er nicht. Selbst wenn Mathildes Ehen nicht so rasch aufeinanderfolgten wie die ihrer Schwester Gisela, könnte sie nach dem Tod des ersten Mannes Ende 1011 schon Ende 1012 zum zweiten Mal geheiratet und im nächsten Jahr den ersten Sohn bekommen haben. Friedrich II. konnte dazu jedenfalls alt genug sein, seine Eltern waren belegtermaßen spätestens 992 verheiratet. Friedrich III. hätte also schon relativ bald nach dem Tod des Großvaters – sagen wir 1029 und mit 16 Jahren – dessen Nachfolge übernehmen und eine Ehe schließen können. Aber mit wem? Dieser ihrer Mutter hätte Sophie ihren Namen zu verdanken.

    Wer war Sophias Mutter?

    Der junge Friedrich III. heiratete gewiss unter Anleitung seiner Mutter, die ja wohl immer hinter der Fronde gegen KONRAD II. steckte und in eben jener Zeit den König Mieszko (II.) von Polen auszeichnete, einen wichtigen Gegner KONRADS. Zuletzt hat Mathilde noch Esiko von Ballenstedt - einen Verbündeten Mieszkos - geheiratet und ihm einen Adalbert und eine Adelheid geboren. 1030 feiert sie freilich das Osterfest am kaiserlichen Hofe in Ingelheim, sie starb im Juni, vor 1033, also 1030…1032.
    Ein ganz ungewöhnliches Indiz habe ich mir nämlich aufgespart: Mathildes Verbindung zu König Mieszko. Im Kloster Neuzelle bei Frankfurt an der Oder wurde eine Handschrift von des Pseudo-Alkuin Liber de divinis officiis (von 1026/27) aufbewahrt. Bevor sie 1857 in Berlin verschollen ging, wurde Blatt 3v in einer Farbtafel festgehalten. Sie zeigt die durchaus noch junge Dedikantin (weist der Schleier auf Witwenstand?) und den Empfänger, mit der Beischrift in Hexametern oder einem Distichon: Hunc librum regi Mahthiltdonat Misegoni/quam genuit clarus Suevorum dux Herimannus. (Mechthild macht dieses Buch zum Geschenk dem König Mieszko, sie, des berühmten Hermann, des Schwaben-Herzoges, Tochter.) Diese Schenkung weist meiner Meinung auf eine enge – bestehende oder geplante – familiäre Bindung hin. Mahthilt/Mathilde bezeichnet sich ausdrücklich als Tochter Hermanns II. Warum sie nicht ihre ebenso herzoglichen Männer nennt, von denen der zweite zur mutmaßlichen Schenkungszeit vielleicht noch lebte oder wahrscheinlicher gerade gestorben war, bleibt mir unklar; ebenso, warum sie sich nicht auf ihren ältesten Sohn Konrad bezieht, der doch wohl gemeinsame Sache mit Mieszko machte. Dass dieser auf dem Dedikationsbild als König dargestellt ist, entspricht der Widmung, wo der Titel bedeutsam vorangestellt ist. Natürlich können auch die Zwänge des Metrums das verursacht haben. Am plausibelsten ist das alles, wenn Mathilde mit Mieszko eine Verschwägerung anbahnen wollte.
    Was lag für Mathilde damals näher, als ihren Sohn zweiter Ehe mit einer nahen Verwandten Mieskos zu vermählen? Mieszko war (wohl seit 1013) mit der EZZONIN Richeza verheiratet und von 1025 bis zu seinem Tod 1034 Mai 10 König von Polen (ab 1032 aus Polen vertrieben). Sein späterer Nachfolger Kazimierz I. war 1016 Juli 25 geboren. Möglicherweise hatte Mieszko eine etwas ältere oder nur wenig jüngere Tochter (wir haben keinen Beleg dafür!), die im genau richtigen Heiratsalter für Friedrich III. gewesen wäre. Wenn es sie nicht gab, gibt es eine Alternative: Eine Schwägerin Mieszkos… Mutter Sophias wäre dann nicht eine Enkelin, sondern eine Tochter des Pfalzgrafen Ezzo; es kann durchaus eine von denen sein, die in der hagiographischen Chronik von Brauweiler als im geistlichen Stand verstorben bezeichnet werden; am ehesten die vermutlich jüngste, Sophie, die 1025/1026 mit ihrer Schwester Ida und drei weiteren Mädchen aus dem Stift Gandersheim, wo sie zur Erziehung bei ihrer gleichnamigen Tante war, nach Mainz ins (St. Marien-)Kloster Altmünster geflüchtet war, nach kurzzeitiger Rückkehr nochmals “entführt” wurde und die zwischen 1031 und 1038 gestorben sein muss, bestimmt nicht als Äbtissin, weder in Mainz, wie die Brauweiler Überlieferung will, noch anderswo. Die Brunwilarensis monasterii fundatorum actus sind keinesfalls so zuverlässig, wie sie von den Erforschern der EZZONEN gerne angesehen werden, zumindest sind sie nicht vollständig. So werden z. B. zwei Töchter der Königin Richeza nicht erwähnt, die eine selber Königin (von Ungarn), die andere Großfürstin. Die geistlichen Bezüge stehen – zuweilen sogar entgegen den Tatsachen – im Vordergrund. Dabei entstanden die actus ca. 1070, also kaum ein Menschenalter nach unseren Begebnissen. Der Autor sagt, er könne die Genealogie Ezzos antiquitate temporum et maiorum neglectu nicht referieren. Zeitlicher Abstand und Vernachlässigung durch die Vorgänger - überzeugend klingt das nicht. Insgesamt gehört eine gründliche Untersuchung über die sogenannten EZZONEN und HEZELINIDEN zu den großen Desiderata der Mittelalter-Genealogie.
    Meine genealogische Rekonstruktion erklärt mithin mehr als nur den Namen der Sophie, später “von Mousson”. Eine eher kirchengeschichtliche Implikation besteht in dem Objekt, das Mathildedem Polen-König schenkte: Der Inhalt (der unter dem Namen Pseudo-Alkuin bekannte Liber de divinis officiis) hat ja eine besondere Bedeutung in der Mainzer Liturgie. Gerade der gekürzte und veränderte zweite Teil des Traktats beeinflusste das in der Mitte des 10. Jahrhunderts in Mainz entstandene Pontificale Romano-Germanicum entscheidend. Ob Erzbischof Aribo, der ja mit Kaiserin Gisela wahrhaftig nicht zum Besten stand, besondere Beziehungen zu ihrer Schwester Mathilde hatte? Zu der EZZONEN-Tochter Sophie hatte er gewiss welche. Denn wie des Bischofs Godehard von Hildesheim parteiischer Biograph Wolfher berichtet, war in dem Kloster, wo Aribo diese mit ihrer Schwester Ida und drei anderen Mädchen aus Gandersheim “unterbrachte”, seine Schwester Äbtissin. Ob dies das Mainzer Altmünsterkloster und Wigburg war, oder Göss und Kunigunde, lasse ich dahingestellt. Nach der Beilegung des Streits kehrten die Mädchen nach Gandersheim zurück, um bald darauf wieder zu entfliehen und schließlich im Kloster bei Aribos Schwester Nonne zu werden. Erst Aribos Nachfolger Bardo stellte in Nörten zwei der fünf jungen Damen wieder der Gandersheimer Äbtissin Sophia zurück. Die junge Sophia war inzwischen verstorben (quae prima earum erat Mogonciae defunctae), die beiden anderen durfte Bardo “auf demütiges Bitten hin” zurückbehalten. Nach Gandersheim zurück kam jedenfalls Ida, die dann dort später als Äbtissin belegt ist. Immerhin könnte Ida auch als Witwe zurückgekehrt sein. Um die Hypothesen vollzumachen: Unter den drei anderen Mädchen könnte auch eine Tochter Mieszkos gewesen sein…
    Der Zeitpunkt für die Rückgabe durch Bardo (und damit ein terminus ad quem für den Tod der jungen Sophia) kann nicht genau bestimmt werden. Er lag “frühestens zu Weihnachten 1031”. 1031 Juni 29 war Bardo zum Erzbischof geweiht worden, Weihnachten 1031 verbrachte er nachweislich bei KONRAD II. und Gisela in der Pfalz Goslar. Spätester, sehr unwahrscheinlicher Termin dürfte der Tod Godehards 1038 sein, der Ida noch zur Äbtissin weihte. Ein halbwegs lückenloses Itinerar Bardos lässt sich nicht erstellen; darum liegt es nahe, den Vorfall ganz allgemein in seine ersten Amtsjahre zu datieren.
    Ob und wann genau die jungen Frauen das ewige Gelübde abgelegt haben, was natürlich eine spätere, aber nicht eine vorhergehende Heirat ausschließt, scheint mir genau so auslegbar wie die Begriffe amita (für beide Mädchen, Sophia und Beatrice, zur Kaiserin Gisela) statt matertera (bzw. matertera magna) und avus (Herzog Dietrich zu Sophie). Dies mit “Groß”tante und “Ur”großvater zu übersetzen, ist erlaubt, nicht einmal ungewöhnlich; die vage Generationendefinition ist im Falle der “Tante” geradezu zwingend, wenn Beatrix Nichte, Sophia aber Großnichte gewesen wäre.

    Finale

    Auch dass keine Quelle von der sehr kurzen Ehe Friedrichs III. berichtet, macht sie nicht unmöglich, nicht einmal unwahrscheinlich. Dass wir von seiner Gattin nichts erfahren, ist nicht ungewöhnlich. Wenn sie nicht schon vor ihrem Mann gestorben war, könnte sie als Witwe ins Kloster gegangen sein. Wahrscheinlicher ist aber ihr Tod (vielleicht bei der Geburt der jungen Sophia), sonst hätte sie wohl einen zweiten Mann genommen, um die Herrschaft in Lothringen und die Sorge für die Hinterbliebenen zu übernehmen. Falls es sich um die EZZONIN Sophia und nicht eine Tochter Mieszkos handelt, erübrigt sich diese Überlegung, da sie bei Bardos Ausgleich mit Bischof Godehard und der Äbtissin Sophia von Gandersheim nachweislich bereits tot war. Wenn die spätere Erbin Sophia schon bei der Geburt die Mutter verlor, liegt es besonders nahe, dass sie deren Namen bekam. An und für sich hätte ja der Name Mathilde am nächsten gelegen. So hießen die beiden Großmütter (eventuell ging es mütterlicherseits um die Urgroßmutter, aber die war eine Kaisertochter). Selbst wenn Friedrichs III. Gattin eine Tochter Mieszkos war, hieß diese also wohl auch Sophia. Oder wollte man mit der Namengebung die gestrenge (Ur-)großtante in Gandersheim besänftigen?
    Der Tod Friedrichs III., aber auch seiner Mutter und wohl auch seiner jungen Frau, bald auch König Mieszkos, beendeten alle Ambitionen. (Es ist schon auffällig, wieviele Konkurrenten HEINRICHS II. und KONRADS II. vor oder bald nach deren Thronbesteigung aus dem Leben schieden.) Kaiserin Gisela nahm die beiden sehr kleinen Mädchen und Erbinnen Beatrice und Sophie an ihren Hof; gewiss als deren nächste Verwandte, aber auch, um später einmal treue Gefolgsleute mit einer so reichen und ehrenvollen Partie auszuzeichnen. Die Fürsorge für die verwaisten (Groß)-Nichten war zugleich eine Art Geiselnahme.
    “Hier zeichnete sich eine großräumige antisalisch-ezzonische Oppositionsbewegung ab…” urteilt Helmuth Kluger über Vorgänge in den 50-er Jahren, als der Bayern-Herzog Kuno (ein Neffe der Königin Richeza) sich gegen HEINRICH III. empörte und schließlich nach Ungarn zu seiner Kusine fliehen musste, einer Tochter Richezas und Mieszkos II., die vermutlich Ryksa hieß.
    Ob sich die Beziehungen zwischen Mathilde und dem kaiserlichen Paar in Mathildesletzten Lebensjahren verbessert haben, lasse ich dahingestellt. 1030 feierte sie jedenfalls in Ingelheim bei Schwester und Schwager Ostern und als KONRAD II. 1034 Januar 30 den Wormser Dom beschenkte, damit dort eine Messe für die dort bestatteten Angehörigen des salischen Hauses gelesen werde, geschah dies auch für Mathildeund ihren verstorbenen ersten Mann, Herzog Konrad von Kärnten. Man hat die Sarkophage beider im Wormser Dom, der Grablege der vorköniglichen SALIER, bestimmen zu können geglaubt. Man darf annehmen, dass Mathilde nicht weit von Worms starb, vielleicht in Mainz, jedenfalls nicht in Ballenstedt oder Lothringen. Schwarzmaier, der doch den Reichenauer Eintrag von 1025 so überzeugend als ein Dokument der Entzweiung interpretiert hat, hat inzwischen stillschweigend diese Ansicht geändert: “…es besteht auch kein Grund, aus heutiger Sicht einen Dissens in das so kompakte Familiengefüge der SALIER um die Jahrtausendwende hineinzutragen.” Vielleicht akzeptierte KONRAD II., insbesondere nach den Erfahrungen mit OTTO III. und HEINRICH II., seinen Neffen Konrad den Jüngeren jetzt als potentiellen Thronfolger für den Fall, dass sein einziger, für Krankheiten anfälliger Sohn HEINRICH (als König und Kaiser der Dritte) wegen Tod oder Aufstand ausfiele. Dabei bedang er sich vielleicht aus, dass Konrad noch immer nicht heiraten dürfe. Dessen mutmaßliche Ehelosigkeit ist ja wahrhaftig ein genealogisches und historisches Problem.
    Um abschließend meine eigenen Ergebnisse zu werten: Ich halte es für unumstößlich, dass Sophie die Tochter Friedrichs III. und nicht des II. war. Dass ihre Mutter eine Tochter oder Enkelin Ezzos und der Theophanu-Tochter Mathilde war, ist in hohem Grade wahrscheinlich, aber keinesfalls völlig sicher. Freilich ist der Name Sophia im deutschen Sprachraum unter der Voraussetzung der Leitnamensitte kaum anders erklärbar, wenn man nicht für die Mutter eine Herkunft aus Frankreich oder Italien oder gar Byzanz annehmen will. Während es für Beatrice und ihre Tochter intensive Untersuchungen auch zur Besitzgeschichte gibt, ist dies für Sophia noch zu leisten. Vielleicht ergäben sich Anhaltspunkte in Richtung auch ezzonischen Vorbesitzes (freilich dürfte er nicht viel größer als eine standesgemäße Mitgift gewesen sein).
    Hätten wir weniger Nachrichten über Sophias Familie, wäre es natürlich leichter, das genealogische Netz so oder anders zu knüpfen. Darum habe ich meine anfänglichen irrwegigen Mutmaßungen so ausführlich dargelegt und selber widerlegt. Man sieht, wie vorsichtig man sein muss.
    Ich habe auch die anderen Sophien des 11. Jahrhunderts daraufhin untersucht, ob sich an ihnen die Namensvererbung nachweisen lässt. Mir sind eine Menge Ungereimtheiten in den bisherigen Auffassungen begegnet. Aber wirkliche Lösungen fand ich bisher in keinem dieser Fälle. Ohne mich in eine Sophiasophie verlieren zu wollen, werde ich in einem zweiten Teil gleichwohl auch diese Damen Revue passieren lassen.

    um 1002 1. oo Konrad I. Herzog von Kärnten um 975-12.12.1011
    um 1014 2. oo Friedrich II. Herzog von Ober-Lothringen -13.5.1026/27
    um 1026/27 3. oo Esiko Graf von Ballenstedt - um 1059/60

    Kinder:
    1. Ehe
    - Konrad II. der Jüngere Herzog von Kärnten um 1003-20.7.1039
    - Bruno Bischof von Würzburg (1034-1045) um 1004-27.5.1045
    - Tochter
    oo Hezelin Graf im Bonngau (Bruder Ezzos) - nach 1033
    - Wolfram ?

    2. Ehe
    - Friedrich III. -18./20.5.1033
    - Sophia ca 1020/25- 1092
    vor 1034 oo Ludwig Graf von Mömpelgard - nach 1070
    - Beatrix ca 1020/25-18.4.1076
    1036/40 1. oo Bonifaz Markgraf von Tuszien-Canossa -6.5.1052
    1054 2. oo 2. Gottfried II. der Bärtige Herzog von Nieder-Lothringen -21.12.1069

    3. Ehe
    - Adalbert ca 1030- um 1080
    oo 1. Adelheid von Weimar-Orlamünde, Tochter des Grafen Otto, -28.3.1100
    - Adelheid ca 1030-
    oo Thiemo Edler von Schraplau

    Literatur:
    Bollnow, Hermann: Die Grafen von Werl. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte des 10. bis 12. Jahrhunderts. Dissertation Stettin 1930 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 24,26,29,66 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Seite 6,129 - Bresslau, Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II., Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1879 Band 1 Seite 247 ff./Band 2 Seite 72 f.- Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 66,226, 230,232,239-244,248/Band II Seite 200 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 26,36,37, 78,160 - Goez Elke: Beatrix von Canossa und Tuszien. Eine Untersuchung zur Geschichte des 11. Jahrhunderts, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 10,11,38,195 - Golinello, Paolo: Mathilde und der Gang nach Canossa, Artemis und Winkler Düsseldorf 1998, Seite 73 - Heinzelmann Josef: Der Name Sophia als genealogisches Indiz und Problem - Hilsch, Peter: Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 42 1983 Seite 52-81 - Hirsch Siegfried: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II. Band 1, Seite 243-247 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 63,84,104,152 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 51,68,104, 137,158,169 - Hlawitschka, Eduard: Wer waren Kuno und Richlind von Öhningen? Kritische Überlegungen zu einem neuen Identifizierungsvorschlag. In: Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins 128 1980 Seite 1-49 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 66,70 - Ludat, Herbert: An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Böhlau Verlag Weimar Köln Wien 1995, Seite 89,500 - Meyer von Knonau, Gerold: Die Heiraten der burgundischen Mathilde, Tochter König Konrads von Burgund, und der schwäbischen Mathilde, Enkelin derselben, in: Forschung zur deutschen Geschichte Band 8, 1968, Seite 149-159 - Partenheimer Lutz: Albrecht der Bär. Gründer der Mark Brandenburg und des Fürstentums Anhalt. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2001 Seite 21,207 - Pohl Walter: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 83,94 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 90 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 91,95-97,100-103,105,110-112,115,154,156 - Schwarzmaier Hansmartin: Von Speyer nach Rom. Wegstationen und Lebensspuren der Salier. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992, Seite 17,45,47,51,56 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 165,202 - Weinfurter Stefan: Herrschaft und Reich der Salier. Grundlinien einer Umbruchszeit. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992, Seite 13, 17,47,49 -



    Neue Deutsche Biographie - Mathilde von Schwaben

    Herzogin von Kärnten und Oberlothringen, * 988/89, † 29.7.1032.

    Mathilde gehörte – nicht zuletzt durch ihre Abstammung mütterlicherseits von Ottonen, westfränk. Karolingern und burgund. Königen – wie ihre jüngere Schwester Gisela, die spätere Kaiserin, zu den dynastisch wichtigsten und politisch maßgeblichen Frauen im Reich des frühen 11. Jh. Herkunft und Ehen führten sie jedoch zumeist in Opposition zu den jeweiligen Herrschern. Noch vor der Thronkandidatur ihres Vaters, des Konradiners Hermann II. von Schwaben (1002), war M. mit einem Sohn des salischen Hzg. Otto von Kärnten verheiratet worden; der Schwiegersohn des Schwabenherzogs unterstützte dessen Ambitionen und half bei der Eroberung Straßburgs. Die gefährliche Verbindung wurde vom gerade zum König gewählten Heinrich II. auf der Synode von Diedenhofen (Januar 1003) als unerlaubte Verwandtenehe heftig angegriffen. Nach Tumulten kam es aber nicht zu einer förmlichen Klage auf Ehetrennung, zumal der von Bischof →Adalbero II. von Metz erhobene Vorwurf einer Blutsverwandtschaft der Ehepartner in 3./2. Grade überzogen war; zum gemeinsamen Vorfahren Heinrich I. ließen sich vier Generationen zurückrechnen. Abt Siegfried von Gorze spielte in seinen Mahnschreiben über verbotene Ehen (1043/46) auf den von otton. und burgund. Königinnen weitergegebenen Namen M. an. Die erste Ehe M.s wurde erst durch den Tod Konrads gelöst, der, zuvor schon als „Herzog der Austrasier“ (Rheinfranken) bezeichnet, nach 1004 das Kärntner Herzogsamt seines Vaters übernommen hatte; der zu dieser Zeit noch unmündige Sohn Konrad wurde 1012 bei der Vergabe Kärntens übergangen. M. heiratete sehr bald ein zweites Mal, den moselländischen Adeligen Friedrich aus dem Hause Bar, der 1019 als (Mit-) Herzog von Oberlothringen (neben seinem Vater Dietrich I.) bezeugt ist.

    Der politische Konnex zu den Saliern verstärkte sich, als M.s Schwester Gisela sich 1016 in anfechtbarer 3. Ehe mit dem gleichnamigen Neffen Konrads I. von Kärnten verband. M.s Schwager half ihrem Sohn Konrad (aus 1. Ehe) bei dem erfolglosen Versuch, Kärnten für sich zu gewinnen (Schlacht von Ulm 1019). Die salisch-lothring. Koalition zerbrach 1024 bei der Königserhebung des älteren Konrad, der sich gegen seinen jüngeren Vetter durchsetzte, angeblich mit dessen Einverständnis. M. verließ wegen Hintansetzung ihres Sohnes mit der lothring. Partei den Wahlort Kamba und verharrte im Widerstand. Ostern 1025 kam es zum Zerwürfnis zwischen dem König und Konrad dem Jüngeren, wohl wegen nicht eingehaltener Wahlversprechen (Rückgabe Kärntens?). Ein vermittelndes Treffen mit dem Königspaar könnte im Frühsommer 1025 auf der Reichenau arrangiert worden sein, freilich ohne Erfolg: Friedrich II. von Oberlothringen und|Konrad der Jüngere schlugen sich im Sommer 1025 auf die Seite der Aufständischen. M. selbst dürfte hieran aktiven Anteil gehabt haben. Ihr herzoglicher Ehemann soll bis zu seinem frühen Tode (Mai 1027) ein unversöhnlicher Gegner Konrads II. geblieben sein. In derselben Zeit schenkte M. dem 1025 erhobenen König Mieszko II. von Polen einen „Liber officiorum“ (Ordo Romanus); vorangestellt sind ein Dedikationsbild mit Stifterin und ein persönlich gehaltenes Widmungsschreiben. Hierin werden dem – von Konrad II. nicht als König anerkannten – Polenherrscher alle Attribute des Königtums zugebilligt und das Altslawische des methodian. Ritus als Kirchensprache ausdrücklich bestätigt. M. bezeichnete sich selbst als „Tochter des berühmten Schwabenherzogs Hermann“. Die Überreichung des Codex wird neuerdings als Akt der Opposition gegenüber dem salischen König interpretiert.

    Ob M. nach 1027 noch eine dritte Ehe – mit Gf. Esiko von Ballenstedt – einging und somit Stammutter der Askanier wurde, hängt von der Glaubwürdigkeit des „Annalista Saxo“ (um 1144/52) ab, dessen genealogische Notizen in diesem Punkte nicht stimmig sind. Um 1030 ist M. als Stifterin von S. Evre/Toul bezeugt. Auf dem Hoftag Ostern 1030 zu Ingelheim ist ihr gutes Einvernehmen mit dem Kaiserpaar überliefert. Nach dem Tode M.s (Juli 1032) und ihres jugendlichen Sohnes, Hzg. Friedrichs III. von Oberlothringen (Mai 1033), wurden ihre verwaisten Töchter Beatrix und Sophie von der kaiserlichen Tante Gisela adoptiert und erzogen. Konrad II. gedachte in einer Wormser Memorialstiftung (Januar 1034) für seine Vorfahren und Familie auch seines Onkels Konrad I. von Kärnten und dessen Gemahlin M. in besonderem Maße.

    Literatur
    Quelle(n): Wipo, Gesta Chuonradi II. imp., ed. H. Bresslau, MGH SS rer. Germ., 31915, c. 2, S. 15 ff.; Constantin, Vita Adalberonis II. Mettensis ep., ed. G. H. Pertz, MGH SS 4, 1841, c. 16 ff., S. 663 f.; Hermann v. Reichenau, Chronicon, ed. G. H. Pertz, MGH SS 5, 1844, a. 997, 1012, 1019, 1024, 1034, S. 118 ff.; Ekkehard IV., Casus s. Galli, bearb. v. H. F. Haefele, 1980, c. 66, S. 140 ff.; Brief M.s an Kg. Mieszko II. v. Polen, ed. A. Bielowski, Monumenta Poloniae Historica I, 1864, S. 323 f. (nebst Umzeichnung d. Dedikationsbildes), jetzt Kürbis (1989, s. L, S. 337 f.); Verbrüderungsbuch d. Abtei Reichenau, p. 158, ed. J. Autenrieth, D. Geuenich, K. Schmid, MGH Libri memoriales et Necrologia NS 1, 1979; A. Calmet, Hist. ecclésiastique et civile de Lorraine II, 21747, Preuves, S. 260 (Urk. S. Evre/Toul, um 1030); D Ko II Nr. 204 (1034); Brief Siegfrieds v. Gorze an Poppo v. Stablo (1043), b. W. Giesebrecht, Gesch. d. dt. Kaiserzeit II, 51885, S. 714 ff.; Stemma Ottonum, MGH SS 3, 1839, S. 215, SS 6, 1844, S. 32; Jahrzeitbuch Einsiedeln, b. H. Keller, Kloster Einsiedeln im otton. Schwaben, 1964, S. 161 (29.7.: soror imperatricis Gislae); Necr. Merseburg, ed. G. Althoff, J. Wollasch, MGH Libri memoriales et Necrologia NS 2, 1983 (29.7.); Necr. Johannisberg/Fulda, ed. K. Schmid, Die Klostergemeinschaft v. Fulda im früheren MA I, 1978, S. 255 (29.7.: nobilis matrona); Fuldaer Totenannalen a. 1032, ebd. S. 356; Chronicon s. Michaelis in pago Virdunensi, ed. G. Waitz. MGH SS 4, 1841, c. 32, S. 84. – Nicht ident. mit M. v. Werl, b. Annalista Saxo, ed. G. Waitz. MGH SS 6, 1844, a. 1026, 1130, S. 676, 767 (anders Leidinger, Glocker, s. u.). – Darstellung(en): S. Hirsch, Jbb. Heinrichs II, 1, 1862, S. 243 ff.: H. Bresslau, Jbb. Konrads II., 1, 1879, S. 4, 10 ff., 94, 202 ff., 286, 460 ff.; 2, 1884, S. 72 f., 190 f., 404; E. Brandenburg, Probleme um d. Kaiserin Gisela, in: Berr. üb. d. Verhh. d. Sächs. Ak. d. Wiss. Leipzig, Phil.-Hist. Kl. 80, 4, 1928, S. 29 ff.; A. Hofmeister, in: MIÖG 38, 1920, S. 504 ff.; H. Bollnow, Die Grafen v. Werl, 1930, S. 29 ff.; H. Schreibmüller, Die Ahnen Kaiser Konrads II. u. Bischof Brunos v. Würzburg, in: Würzburger Diözesangesch.bll. 14/15, 1952/53, S. 173-233; A. Wendehorst, Das Bistum Würzburg, Bd. 1.1962, S. 93 f.; P. Leidinger, Unterss. z. Gesch. d. Grafen v. Werl, 1965, S. 51 ff.; H. Schwarzmaier, Reichenauer Gedenkbucheinträge aus d. Anfangszeit d. Regierung Kg. Konrads II., in: Zs. f. Württ. Landesgesch. 22, 1963, S. 19-28; M. Parisse, La noblesse lorraine, XIe-XIIIe siècle, 1976, S. 841 f.; E. Hlawitschka, Wer waren Kuno u. Richlind v. Öhningen?, in: ZGORh 128, 1980, S. 1-50; ders., Unterss. zu d. Thronwechseln d. ersten Hälfte d. 11. Jh. u. z. Adelsgesch. Süddtld.s. 1987, S. 51 ff., 137 ff.; J. Pietrusiński, Epistola Mathildis Suevae, in: Studia Zródłoznawcze 26, 1981, S. 53-72; F. Mütherich, ebd. S. 73-78; B. Kürbis, Studia nad Kodeksem Matyldy, ebd. 27, 1983, S. 97-112; dies., Die Epistola Mathildis Suevae an Mieszko II. in neuer Sicht, Ein Forschungsber., in: Frühma. Stud. 23, 1989, S. 318-43; W. Glocker, Die Verwandten d. Ottonen u. ihre Bedeutung in d. Pol., 1989, S. 321 ff., 339 f.

    Gestorben:
    29.7.

    Mathilde heiratete von Kärnten, Konrad I. um 1002. Konrad wurde geboren um 975; gestorben am 12 Dez 1011; wurde beigesetzt in Worms [67547],Worms,Rheinland-Pfalz,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 21. von Kärnten, Konrad II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1003; gestorben am 20 Jul 1039.
    2. 22. von Kärnten, Bruno  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1004; gestorben am 27 Mai 1045 in Persenbeug [3680],Niederösterreich,Österreich; wurde beigesetzt in Würzburg [97070],Würzburg (Stadt),Bayern,Deutschland.
    3. 23. von Kärnten, N.  Graphische Anzeige der Nachkommen

    Mathilde heiratete von Oberlothringen, Friedrich II. um 1014. Friedrich wurde geboren um 995; gestorben in 1026/1027. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 24. von Oberlothringen, Friedrich III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1012; gestorben in Mai 1033.
    2. 25. von Oberlothringen, Sophie  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1020/1025; gestorben in 1093.
    3. 26. von Lothringen, Beatrix  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1020/1025; gestorben am 18 Apr 1076 in Pisa [56121],Pisa,Toskana,Italien.

    Mathilde heiratete von Ballenstedt, Esiko um 1026/1027. Esiko wurde geboren um 990/1000; gestorben um 1059/1060. [Familienblatt] [Familientafel]


  9. 16.  von Schwaben, Giselavon Schwaben, Gisela Graphische Anzeige der Nachkommen (4.Gerberga2, 1.Konrad1) wurde geboren am 13 Nov 989; gestorben am 15 Feb 1043 in Goslar [38640],Goslar,Niedersachsen,Deutschland; wurde beigesetzt in Speyer [67346],Speyer,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Deutschland; Deutsche Königin
    • Titel/Amt/Status: Schwaben,Deutschland; Herzogin von Schwaben
    • Titel/Amt/Status: Römische Kaiserin

    Notizen:

    Neue Deutsche Biographie - Gisela

    Kaiserin, * um 990, † 15.2.1043 Goslar, ⚰ Speyer, Dom.

    Gisela, die sich mütterlicherseits karolingischer Abstammung rühmte, soll nach Angabe der Bleitafel, die bei der Öffnung der Kaisergräber im Dom zu Speyer 1900 unter ihrem Haupt aufgefunden wurde, am 11.11.999 geboren sein. Da sich dieses Datum jedoch unmöglich mit der Chronologie ihrer Eheschließungen vereinen läßt, muß es auf einem Irrtum beruhen. G. trat zum erstenmal hervor, als sie nach dem Tode ihres 2. Gatten bei Kaiser Heinrich II. die Belehnung ihres minderjährigen Sohnes Ernst mit dem Herzogtum Schwaben erwirkte. Vormundschaft und Verwaltung des Herzogtums wurden ihr jedoch nach ihrer (durch Entführung eingegangenen?) Eheschließung mit dem Salier Konrad, der mit ihr in kanonisch-rechtlich unerlaubtem Grade verwandt war (beide waren Deszendenten Heinrichs I., Konrad in fünfter, G. in vierter Generation) und zu Heinrich II. in gespannten Beziehungen stand, vom Kaiser wieder entzogen und dem EB Poppo von Trier, einem Vaterbruder des Knaben, anvertraut. Nach der Wahl Konrads zum deutschen König weigerte sich EB Aribo von Mainz, G. gemeinsam mit ihrem Gemahl zu krönen (8.9.1024), vermutlich weil er ihre Ehe wegen des Verwandtschaftsgrades als ungültig betrachtete. Doch nahm EB Pilgrim von Köln, der anfangs mit der lothringischen Opposition gegen Konrad in Verbindung gestanden hatte, nun aber zu den Anhängern des neuen Herrschers überging, bereits am 21.9. auf Bitten der Fürsten die feierliche Handlung vor. Seither konnten die Erzbischöfe von Köln ihren Anspruch auf das Recht der Krönung der deutschen Könige durchsetzen. Ostern 1027 vollzog Papst Johannes XIX. an dem Herrscherpaar die Kaiserkrönung. G. zählt zweifellos zu den bedeutenderen Persönlichkeiten unter den deutschen Kaiserinnen des Hochmittelalters. Eine stattliche Erscheinung, durch Freigebigkeit, Klugheit und Gewandtheit in der Führung der Geschäfte ausgezeichnet, religiös tiefer empfindend und feiner gebildet als Konrad II., übte sie auf dessen Regierung, wie Wipo betont, erheblichen Einfluß. Es ist mehr als eine formelhafte Wendung, wenn sie in vielen seiner Diplome als Intervenientin auftritt. An der Besetzung von Bistümern und Reichsabteien nahm sie maßgebenden Anteil, doch fiel ihre Gunst, wie die Erhebung Bardos zum Erzbischof von Mainz zeigt, nicht immer dem Würdigsten zu. Mehrmals wußte|sie ihren Gatten zur Milde gegenüber ihrem aufständischen Sohn Ernst von Schwaben zu stimmen, bis sie sich endlich 1030 von dem Jüngling lossagte. Als Schwestertochter des letzten Burgunderkönigs Rudolf III. vermittelte sie zwischen diesem und Konrad II.; auf der Zusammenkunft zu Muttenz bei Basel im August 1027 erreichte sie, daß ihr Oheim ihren Gatten zu seinem Nachfolger bestimmte. So kam Burgund an das Reich. 1032 brachte G. einen Ausgleich zwischen Konrad II. und Herzog Mesko von Polen zustande. Im Verlaufe des 2. Italienzuges Konrads II. besuchte sie die Gräber der Apostel, während der Kaiser Rom fernblieb. Gemeinsam mit ihrem Sohn Heinrich III. ließ sie sich in die Verbrüderung des Klosters Sankt Gallen aufnehmen, und von Notkers Psalmenübersetzung ließ sie eine Abschrift anfertigen. Der Erziehung Heinrichs III. schenkte sie offenbar ganz besondere Aufmerksamkeit. Obwohl wir also annehmen dürfen, daß sie auf die geistige und religiöse Entwicklung ihres Sohnes bestimmend einzuwirken vermochte, geriet sie mit diesem bald nach seinem Regierungsantritt aus unbekannten Gründen in einen Konflikt, der vermutlich gegen Ende 1041 beigelegt wurde, ohne daß damit ihr einstiger Einfluß wiederhergestellt worden wäre.

    Literatur
    ADB IX; Jbb. d. dt. Gesch., Konrad II.; dass., Heinr. III.; Regg. Imperii III, 1, 1951; E. Brandenburg, Probleme um d. Kaiserin G., in: Verhh. d. sächs. Ak. d. Wiss., Phil.-hist. Kl. 80, 4, 1928; N. Bischoff, Über d. Chronol. d. Kaiserin G. u. üb. d. Verweigerung ihrer Krönung durch Aribo v. Mainz, in: MIÖG 58, 1950; H. J. Rieckenberg, Das Geburtsdatum d. Kaiserin G., in: DA 9, 1952; Th. Vogelsang, Die Frau als Herrscherin im hohen MA, Stud. z. „consors regni“ Formel, 1954.



    Begraben:
    Dom zu Speyer

    Gisela heiratete von Braunschweig, Brun um 1002. Brun wurde geboren um 975/980; gestorben um 1010. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 27. von Braunschweig, Liudolf  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1003; gestorben am 23 Apr 1038.
    2. 28. von Braunschweig, N  Graphische Anzeige der Nachkommen
    3. 29. von Braunschweig, Gisela  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1005.

    Gisela heiratete von Schwaben, Ernst I. um 1010. Ernst wurde geboren in 970; gestorben am 31 Mai 1015; wurde beigesetzt in Würzburg [97070],Würzburg (Stadt),Bayern,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 30. von Schwaben, Ernst II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1010; gestorben am 17 Aug 1030 in Schramberg [78144],Rottweil,Baden-Württemberg,Deutschland; wurde beigesetzt in Konstanz [78462],Konstanz,Baden-Württemberg,Deutschland.
    2. 31. von Schwaben, Hermann IV.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 1015; gestorben am 28 Jul 1038; wurde beigesetzt in Trient [38121],Trient,Trentino-Südtirol,Italien.

    Gisela heiratete Konrad II. in 1016. Konrad (Sohn von von Speyer, Heinrich und von Metz, Adelheid) wurde geboren um 990; gestorben am 4 Jun 1039 in Utrecht [3500],Utrecht,Niederlande; wurde beigesetzt in Speyer [67346],Speyer,Rheinland-Pfalz,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 32. Heinrich III.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren am 28 Okt 1017; gestorben am 5 Okt 1056 in Elbingerode [38875],Harz,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Speyer [67346],Speyer,Rheinland-Pfalz,Deutschland.
    2. 33. Beatrix  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1030; gestorben um 1035.
    3. 34. Mathilde  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 1027; gestorben in Jan 1034; wurde beigesetzt in Worms [67547],Worms,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

  10. 17.  von Schwaben, Beatrix Graphische Anzeige der Nachkommen (4.Gerberga2, 1.Konrad1) wurde geboren um 990/1000; gestorben nach 1035.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Kärnten,Österreich; Herzogin von Kärnten

    Notizen:

    Beatrix von Schwaben
    Herzogin von Kärnten
    ca 990/1000-23.2. nach 1035

    3. und jüngste Tochter des Herzogs Hermann II. von Schwaben und der Gerberga von Burgund, Tochter von König Konrad
    Mütterlicherseits Cousine von Kaiser HEINRICH II. und Nichte König Rudolfs von Burgund

    Brandenburg Erich: Tafel 3, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    IX. 17. BEATRIX
    * ..., + nach 1025 12. V.
    Gemahl: Adalbero von Eppenstein, Herzog von Kärnten, abgesetzt 1035 + 1039 28. XI.

    Anmerkungen: Seite 129
    IX. 17. Beatrix

    siehe Brandenburg, a.a.O. 32; Bollnow, a.a.O. 31f.
    Die Annahme, daß die zweifellos vorhandene zweite Schwester der Gisela Beatrix geheißen habe und an Adalbero von Eppenstein vermählt gewesen sei, beruht nur auf Kombinationen, die von mit a.a.O. näher angegeben sind, ist aber, da quellenmäßig nicht unmittelbar gesichert, nur als wahrscheinlich zu betrachten sind (sic). Die Nachkommen sind daher in Teil II behandelt. Wahrscheinlich war sie älter als Gisela.

    Glocker Winfrid: Seite 323, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    IV. 40 BEATRIX
    * c 990/1000, + n 1025 am II 23
    oo Adalbero I. Herzog von Kärnten (seit 1012) + 1039 XI 28

    Aus der Chronik Hermanns von Reichenau a. 997, SS V 118, wissen wir, dass Herzog Hermann II. und seine Gemahlin einen Sohn und drei Töchter hatten - der früh verstorbene Sohn Berchthold ist dabei der Aufmerksamkeit des Chronisten entgangen. Da das Kärntener Geschlecht der EPPENSTEINER konsequent als Verwandte der salischen Kaiser bezeichnet wird (die Nachweise sind bei Hirsch Band 2, Seite 312, und bei Bollnow, Werl Seite 31 f., zusammengestellt), wird gemeinhin die aus Hermann von Reichenau bekannte dritte Tochter Herzog Hermanns II. (da er ja Vater der Kaiserin Gisela ist, von der die späteren SALIER abstammen) mit der als Gemahlin Herzog Adalberos I. von Kärnten bekannten Beatrix- so in einem Eintrag im Bamberger Domnekrolog zum II 23 bezeugt; weitere Belege bei Klaar, Eppensteiner Nr. 21 - identifiziert.
    Die von Wunder, Genealogie S. 1-7, vorgetragenen Zweifel an dieser Identifikation, die sich vor allem auf das Fehlen einer Tradition des Namens Beatrixstützen, konnte Hilsch, Regenbach S. 58, Anm. 15, mit dem Hinweis auf die Urgroßmutter der Kaiserin Gisela, die eine Tochter Graf Heriberts von Vermandois gewesen ist, entkräften.

    Hilsch, Peter: Seite 58, "Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela"

    Die Schwestern Gisela und Mathilde waren nicht die einzigen gewesen, die als Erben in Frage kamen. Beim Tode ihres Vaters (1003) lebte noch ihr Bruder Hermann, der als Herzog Hermann III. von Schwaben allerdings schon 1012 ohne Erben gestorben war, sowie eine dritte Schwester. Diese gilt nach der bisherigen Meinung, die in jüngster Zeit, allerdings nicht überzeugend, bestritten wird [Nach Gerd Wunder: Beiträge zur Genealogie schwäbischer Herzogshäuser, in: ZWLG 31 (1972) Seite 1-7 paßte der Name Beatrix nicht in "das schwäbische Herzogshaus". Er möchte auf Grund dieses bei den KAPETINGERN üblichen, von der Familie der Grafen von Vermandois herstammenden Namen der Kärntner Herzogin auf eine lothringische Herkunft schließen, schafft damit jedoch neue Probleme: Wie wären dann die EPPENSTEINER Herzöge von Kärnten mit dem Königshaus verwandt (HEINRICH III. ist nach Hermann von Reichenau MGH SS 5, Seite 133 consobrinus von Adalbero, dem Sohn der Kärntner Beatrix)? Wieso spielt sich die militärische Auseinandersetzung von 1019 (siehe auch oben), die nach Wunder um das Kärntner Herzogtum geführt worden sein soll, gerade bei Ulm ab? Wieso nannte die Kaiserin Gisela selbst eine ihrer Töchter Beatrix? Und schließlich, dies dürfte das wesentlichste Gegenargument sein, läßt sich der Name Beatrix in Giselas Familie ebensogut auf ihre eigenen Vorfahren zurückführen: nach der einigermaßen gesicherten KONRADINER-Genealogie (Karl Ferdinand Werner: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1001, in: Karl der Große, hg von Wolfgang Braunfels und Percy Ernst Schramm, Band IV (1967) Seite 403-441, Genealogische Tafel VI, 5 und Hlawitschka Seite 36-49) war die Ehefrau des Urgroßvaters Giselas, des Grafen Udo I. von der Wetterau, eine Tochter des Grafen Heribert von Vermandois! Zieht man dies alles in Betracht, so scheint die alte These, die zum Beispiel schon von Christoph F. von Stälin: Württembergische Geschichte Band 1 (1841) Seite 471 vertreten wurde, nach wie vor die plausiblere zu sein (Stälin nennt die dritte Schwester allerdings nicht Beatrix, sondern Brigitta).], als identische mit Beatrix, der Ehefrau des Kärntner Herzogs Adalbero; sie lebte zum Zeitpunkt der Regenbacher Schenkung sicher noch [Beim Sturz ihres Mannes, des Herzogs Adalbero, 1035 ist sie noch am Leben. Breßlau, Jbb. Band 2, Seite 130-141.]. Setzen wir diese Identifikation als richtig voraus, so hatte Beatrix inzwischen ihr mögliches Erbteil an Regenbach wohl längst an ihrer beiden Schwestern verloren.
    Daß damals (Schlacht bei Ulm 1019) Beatrix ihr elterliches Erbgut in Franken und Schwaben verlor, würde durch eine spätere Wiedergutmachung noch wahrscheinlicher. Nach seiner Regierungsübernahme schenkte KONRAD II. nach Intervention Giselas im Jahre 1025 100 Königshufen in der Steiermark einer "matrona Beatrix", die man ebenfalls mit der Schwester Giselas und Gemahlin Adalberos identifiziert hat.

    Hlawitschka Eduard: Seite 51,57,104,124, 138,169, "Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“

    Schon mehrfach ist es aufgefallen, daß Hermann II. und seine Gemahlin Gerberga nicht nur einen gleichnamigen, 1012 noch im Jünglingsalter verstorbenen Sohn (Hermann III.) und drei Töchter (Mathilde, Gisela und Beatrix) hatten [Der Versuch von G. Wunder, Beiträge Seite 1-7, Beatrix, die Gemahlin des eppensteinischen Herzogs Adalbero von Kärnten, nicht als Tochter Hermanns II. zu betrachten, sondern sie aus dem oberlothringischen Herzogshaus herzuleiten, überzeugt nicht. Nach der von ihm vorgeschlagenen Sicht müßten zum Beispiel Verwandtschaften über 5-7 Generationen hinweg geblieben sein, um die bezeugte consanguinitas zwischen Markward von Eppenstein und Kaiser HEINRICH IV. zu erklären, was an die Grenze der früheren Verwandtschaftskentnisse heranreicht; vor allem aber könnte Bischof Adalbero von Bamberg nicht, wie es bezeugt ist, ein Vetter (consobrinus) Kaiser HEINRICHS III., sondern nur der Vetter HEINRICHS III. gewesen sein. Vgl. hierzu auch schon die Ablehnung bei P. Hilsch, Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela, in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 42, 1983, Seite 58 Anmerkung 15.], sondern daß ihnen auch ein Sohn namens Berthold geboren worden war.
    Dass Beatrix ihrem Gemahl und dadurch auch ihren Nachkommen Anteilansprüche am Erbe Herzog Hermanns II. von Schwaben, ihres Vaters, einbrachte, erkennt man besonders an der Geschichte des zum Marchtaler Erbkomplex Hermanns II. gehörenden Ortes Daugendorf, westlich von Bussen, Kreis Saulgau, der sich später im Besitz ihres Enkels Heinrich von Kärnten befand. Die EPPENSTEINER hatten zur Durchsetzung ihrer Ansprüche 1019 sogar die bewaffnete Auseinandersetzung nicht gescheut, in der sie aber bei Ulm unterlagen. Im Jahre 1025 schenkte ihr ihr Schwager KONRAD II. auf Intervention ihrer Schwester Gisela 100 Königshufen in der Steiermark als Wiedergutmachung für ihr verlorenes elterliches Erbgut in Franken und Schwaben.
    Über eine namentlich unbekannte Tochter der Beatrix verfügten der Graf Otto und sein Sohn Friedrich von Dießen/Andechs über einen Anteil am Erbe Kunos von Öhningen, den sie 1071/77 wie alle Erben des Schluchssegebietes an das Kloster St. Blasien schenkten.

    Klaar, Karl-Engelhard: Seite 22,27, "Die Herrschaft der Eppensteiner in Kärnten"

    Nr. 21 Markgraf und Herzog Adalbero

    c) Wie u.a. durch einen Eintrag in einem Bamberger Domnekrolog (Reg. Bambg. 1 nr. 263: Beatrix mater Adalberonis episcopi Babenbbergensis obiit zu Februar 23 in Verbindung mit einer Schenkungsnotiz für Kloster Geisenfeld (Nr. 41) gesichert ist, war Adalbero mit einer Beatrix vermählt, und zwar wohl bereits 1019 (Nr. 30). Nach Tangls von ihm selbst (Eppenstein 3, 290) zurückgenommenen Versuch, sie mit der gleichnamigen Tochter Kaiser KONRADS II. zu identifizieren, sieht man in ihr heute allgemein vielmehr dessen Schwägerin, also die Schwester der Kaiserin Gisela und eine der drei Töchter Herzog Hermanns II. von Schwaben und der Gerberga von Burgund; dazu hauptsächlich Brandenburg, Kaiserin Gisela 29f., sowie Tyroller a.a.O. - Ein Registervermerk des 14. Jh., wonach Brigida comitissa mater Marquardi comitis av(i)a Wolrici patriarche Gut in Mernico (bei Cormons) an Rosazzo geschenkt hat (Jaksch, Rosazzo, 237 nr. 1 = Reg. Görz 1 nr. 152) hat gelegentlich Verwechslungen und die sonst nicht zu stützende Annahme einer weiteren Ehe Adalberos veranlaßt; könnte man derselben Quelle chronologisch trauen, so hätte Beatrix 1070 noch gelebt, aber in der Seelgerätschaft der Adalbero-Söhne (Nr. 41) wird sie nicht genannt.

    Nr. 32 Mai 12, Bamberg

    cuidam matronae Beatrici schenkt König KONRAD II. auf Bitten der Königin Gisela und des Erzbischofs Aribo von Mainz centum mansos nostrae proprietatis samt Zugehör in comitatu Dvrgouuues in loco Auelniz sitos.

    Boshof, Egon: Seite 26,29,41, "Die Salier"

    Zudem stand Adalbero seit langem in guten Beziehungen zu HEINRICH II., der den neuen Herzog daher als einen zuverlässigen Gefolgsmann und eine Stütze der königlichen Macht betrachten konnte. Daß der EPPENSTEINETR darüber hinaus mit seinem salischen Vorgänger auch verschwägert war - seine Gemahlin Beatrixwar eine Tochter Hermanns II. von Schwaben und Schwester der Mathilde -, dürfte demgegenüber kaum ins Gewicht gefallen sein.
    Hier dürfte es sich um Auseinandersetzungen um das Allodialerbe Herzog Hermanns II. von Schwaben gehandelt haben, auf das die drei Kontrahenten nach dem Tode Hermanns III. (1012) Ansprüche erheben konnten: Konrad der Ältere und Adalbero als Ehegatten der Töchter Hermanns II., Gisela und Beatrix, und Konrad der Jüngere als Sohn der Mathilde.
    Da der König in diesen Tagen auch einer Beatrix, offenbar der Gemahlin Adalberos, eine große Landschenkung machte, wird man für die Anfänge seiner Regierungszeit trotz der nur wenige Jahre zurückliegenden Auseinandersetzung mit dem EPPENSTEINER um das Allodialerbe des Schwiegervaters vielleicht noch nicht mit Mißtrauen KONRADS gegenüber Adalbero oder mit Gegensätzen zwischen König und Herzog rechnen dürfen.

    Weinfurter, Stefan (Hg.): Band I, Seite 226,230,232, "Die Salier und das Reich"

    Nach Hermann II. und seines über das Knabenalter kaum hinausgelangten Sohnes (Herzog Hermann III., 1003-1012) Tod erbten die Töchter, von denen er "hinreichend viele" hatte: Mathilde, Gisela und Beatrix [G. Wunder, Beiträge zur Genealogie schwäbischer Herzogshäuser, in: Zeitschrift für Württembergische LG 31, 1972, Seite 1-15, sieht Beatrix nicht als eine Tochter Herzog Hermanns II. an. Dies akzeptiert als Prämisse seiner Einordnung der Hildegard "von Schlettstadt" H. Bühler, Wie gelangten die Grafen von Tübingen zum schwäbischen Pfalzgrafenamt?, in: Zeitschrift für Württembergische LG 40, 1981 Seite 188-220, hier Seite 199. Zur Kritik P. Hilsch, Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela, in: Zeitschrift für Württembergische LG 42, 1983, Seite 52-82, Seite 58 Anmerkung 15; Hlawitschka, Untersuchungen (wie Anmerkung 28), Seite 51, Anmerkung 154.].
    Die Unruhen in Schwaben, deren HEINRICH II. 1004 in Zürich Herr zu werden suchte, dürften mit der Neubestimmung von Königs- und Herzogsherrschaft zusammenhängen. In diesem Kontext waren die Ehen der Schwestern Hermanns III., Cousinen HEINRICHS II., von großer politischer Bedeutung, da sie ihren Gatten konradinischen Besitz und damit Teile der bisherigen materiellen Grundlage der Herzogsherrschaft vermittelten. HEINRICH II. hat darum bestimmte, für die Herzogsherrschaft in Schwaben bedeutsame Ehen der - je mehrfach verheirateten - Mathilde und Gisela anzufechten versucht, wenngleich beidemale ohne Erfolg: die "salischen" Ehen der beiden Schwestern.
    Doch HEINRICH düpierte die "salische" Familie und gab das Herzogtum an den Kärntner Markgrafen Adalbero, den Mann der KONRADINERIN Beatrix, der Mutterschwester des übergangenen Kindes (Konrad der Jüngere).
    Den Beweis dafür liefert die Nachricht Hermanns des Lahmen zum Jahr 1019: Konrad der Jüngere, inzwischen ein adolescens, habe mit Hilfe seines Vetters Konrads des Älteren, Adalbero, den Herzog von Kärnten, in einer Schlacht bei Ulm besiegt und in die Flucht geschlagen. Die Vermutung, in dieser Schlacht des Sohnes der Mathilde und des Gatten der Gisela gegen den Gatten der Beatrix seien Auseinandersetzungen um das Erbe dieser drei Schwestern, der Töchter Herzog Hermanns II. und der Gerberga, gewaltsam ausgetragen worden, ist sehr wahrscheinlich und zudem neuerdings mit dem Hinweise gestützt worden, daß der Zeitpunkt der Auseinandersetzungen durch den Tod der Gerberga bestimmt sein dürfte.
    Denn in signifikanten Zusammenhang - der Schenkung Regenbachs 1033 aus Giselas Besitz an die Kirche von Würzburg - tritt zwar Konrad der Jüngere als Spitzenzeuge auf, jedoch nicht Beatrix oder Adalbero von Kärnten.
    Besitzgeschichtliche Rekonstruktionsversuche der Art, wie sie über die Herkunft salischer und staufischer Güter im nördlichen Schwaben, im angrenzenden Franken und im Elsaß angestellt worden sind, können sogar anscheinend mühelos von der Prämisse ausgehen, Adalberos Gattin Beatrix sei gar nicht unter die Töchter Hermanns II. und der Gerberga zu zählen. Indes dürften nach wie vor die Tatsache, daß der Enkel Adalberos, Herzog Heinrich von Kärnten, das praedium bei Daugendorf an der Donau bei Riedlingen bzw. Grüningen besessen hat, das Kaiser HEINRICH IV. teilweise an St. Gallen schenkte, am besten als Erbe der Beatrix zu erklären sein und damit als Teil des um den Bussen und um Marchtal ausgedehnten Besitzes Herzog Hermanns II. und der Gerberga [Damit scheinen sich auch die Grenzen des militärischen Erfolges anzudeuten, den die beiden Konrade 1019 bei Ulm über Adalbero errungen haben: Aus dem oberschwäbischen Erbe ist Beatrix nicht verdrängt worden. Freilich hat sich Konrad der Ältere, als er König geworden war, der Beatrix in auffälliger Weise angenommen; er hat sie 1025 für den 1019 erlittenen Verlust ihrer Rechte mit Gütern in Kärnten reichlich entschädigt und 1035 hat er bei der möglicherweise mit dem Teilentzug von Eigengütern verbundenen Absetzung Adalberos seine Verwandte Beatrix ausdrücklich ausgenommen; vgl. Klaar, Die Herrschaft der Eppensteiner (wie Anmerkung 75), Seite 27f., Nr. 32, Seite 96, Anmerkung 94; Bresslau, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. (wie Anmerkung 67), Band 1, Seite 62; Band 2 Seite 139. Wenn man aus den 1093 erkennbaren Besitzverhältnissen auf die Kräfteverhältnisse des Jahres 1019 zurückschließt und behauptet, daß der Arm der beiden Vettern 1019 nicht bis Oberschwaben reichte und deshalb auch keine zeitweilige, doch später, etwa 1025, wieder revidierte Störung der Besitzverhältnisse stattgefunden haben könne, muß man umgekehrt den analogen Rückschluß konzedieren, daß auch Adalbero 1019 nicht in der Lage gewesen sei, die - ebenfalls aus den späteren Besitzverhältnissen zu erschließenden - Rechte der Gisela an mehreren Marchtaler Pfründen zu stören.].

    Erkens, Franz-Reiner: Seite 28,63, "Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers."

    Nachdem nämlich am 12. Dezember dieses Jahres Konrad aus dem Leben geschieden war, überging HEINRICH II. nun die SALIER und vertraute einem Einheimischen, dem Markgrafen Adalbero von Eppenstein, der allerdings mit Beatrix, der Schwester von Konrads Witwe wie auch von der späteren Kaiserin Gisela, vermählt war, die Verwaltung des Landes an der SO-Grenze des Reiches an.
    Doch der EPPENSTEINER, verheiratet mit Beatrix, der Schwester der Königin Gisela, brauchte sich keine Sorgen zu machen, KONRAD wollte die bestehenden Verhältnisse nicht ändern. Zwar scheint er durch umfangreiche Landschenkungen andere Adlige aus dem Südosten begünstigt zu haben und damit ein Gegengewicht gegen den EPPENSTEINER geschaffen zu haben, doch dienten seine Maßnahmen offenkundig auch dem Landesausbau und der Grenzsicherung. Sie dürfen daher nicht ausschließlich als Spitze gegen Adalbero gesehen werden, zumal wenn jene nicht näher bezeichnete Beatrix, die am 12. Mai 1025 vom König eine umfangreiche Landschenkung in der Gegend von Aflenz erhielt, die Gemahlin des Herzogs gewesen sein sollte [wie nicht zu Unrecht vermutet wird].

    23.2.1019 oo Adalbero I. Herzog von Kärnten um 980-28.11.1039

    Kinder:

    - Markward III. Herzog von Kärnten ca 1020-16.6.1076
    - Adalbero Bischof von Bamberg (1053-1057) - 14.2.1057
    - Willibirg - 21./25.1.
    oo Ottokar I. Markgraf der Kärntner Mark - 29.3.1075
    - Tochter
    oo Kuno II. Welf Graf im Sualagau
    oder
    oo Otto I. Graf von Dießen bezeugt 1018-1062 - 17.1.


    Literatur:
    Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 26,29,41,66 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Seite 7,129 - Bresslau, Harry, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. Band 1, Seite 62; Band 2 Seite 130-141- Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I, Seite 226,230,232 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 28,36,63,160 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 323 - Hilsch, Peter: Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 42 1983 Seite 52-81- Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 51,57,104,124, 138,169 - Klaar, Karl-Engelhard: Die Herrschaft der Eppensteiner in Kärnten, Klagenfurt 1966 Seite 22,27,33,56,86,130 - Pohl Walter: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 83,93 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 176 - Uitz, Erika/Pätzold, Barbara/Beyreuther, Gerald: Herrscherinnen und Nonnen. Frauengestalten von der Ottonenzeit bis zu den Staufern, Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1990 Seite 110,123 - Wunder Gerd: Beiträge zur Genealogie schwäbischer Herzogshäuser. In Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 31, 1972 Seite 1-15 -

    Heinzelmann, Josef, "Zur Abstammung der Beatrix, Gattin Adalberos, Herzogs von Kärnten"

    Durch indirekte Quellen ist das Ehepaar Adalbero von Kärnten und Beatrix als solches belegt. Adalbero, zunächst Markgraf, gehört zu den sogenannten „EPPENSTEINERN“ (Vgl. Tafel 1) [Die Bezeichnung ist anachronistisch, sie begegnet erstmals nach dem Aussterben der Familie. Zu ihr gibt es eine methodisch vorzügliche Arbeit: Karl-Engelhardt Klaar, Die Herrschaft der Eppensteiner in Kärnten (Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie 61), 1966. Vorausgestellt sind Regesten mit wertvollen Quellen- und Literaturangaben und eigenen Kommentaren zu den einzelnen Zeugnissen, auf die ich im folgenden Bezug nehme, wenn Klaar nicht nach Seitenzahlen, sondern nach Nummern zitiert wird.].
    Bisher hielt man diese Beatrix für eine Tochter des Herzogs Hermann II, denn von diesem weiß man, dass er drei Töchter hatte, von denen aber nur zwei, Mathilde und Gisela, belegt sind. Mit drei Argumenten wird diese Annahme begründet:

    Erstens dass Beatrix ihrem Mann Adalbero den Anspruch auf das Herzogtum Kärnten in die Ehe gebracht hätte.
    Zweitens dass ein Sohn der Beatrix, Bischof Adalbero von Bamberg, vom selben Hermann dem Lahmen, der uns über die tresque filias Hermanns II. informiert, consobrinus Kaiser HEINRICHS III. genannt wird.
    Drittens (was eher eine Folgerung ist) verweist man darauf, dass es bei einer 1019 bei Ulm ausgetragenen Schlacht zwischen dem SALIER Konrad dem Jüngeren, unterstützt von seinem Cousin Konrad dem Älteren (dem späteren König) und Herzog Adalbero um das Erbe von Herzog Hermann II. gegangen sein könnte.
    Eine bessere Erklärung für diese Auseinandersetzung bringe ich später. Das zweite Argument ist richtig, bei der angenommenen Filiation wäre hier consobrinus sogar im damals engsten Wortsinn angewendet, was aber nicht dazu zwingt, Beatrix als Schwester von Kaiserin Gisela anzusehen [Ich teile die Vorbehalte, nicht aber die Lösungsvorschläge von Gerd Wunder, Beiträge zur Genealogie schwäbischer Herzogshäuser, 1. Herzogin Beatrix von Kärnten, in: ZWürttLG 31 (1972), S. 1 ff.) - Peter Hilsch, Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela, ZWürttLG 42 (1983), S. 52ff., hier S. 58, bringt neben haltlosen Gegenargumenten die berechtigte Frage: Wie wären dann die EPPENSTEINER mit den SALIERN verwandt? Ich beantworte sie im Folgenden. - Klaar, Eppensteiner…, Nr. 21 referiert zurückhaltend „…sieht man in ihr heute allgemein … die Schwester der Kaiserin Gisela und eine der drei Töchter Herzog Hermanns II. …“ Später geht er vorbehaltlos von dieser Einreihung aus, so z. B. S. 86.].
    Das erste Argument aber ist hinfällig. Auf keinen Fall dürfte Adalbero von Eppenstein, weil er Schwippschwager des 1011 verstorbenen SALIERS Konrad I. gewesen wäre, dessen Herzogtum Kärnten bekommen haben, unter Umgehung von Konrads minderjährigem Sohn (nach dem Tode seines Vaters des Herzogtums privatus [Herim. Aug. chron. ad a. 1012, ed. Pertz, 119, ed. Buchner S. 658; ebd. zu 1030 (S. 121, bzw. 664) die Parallelstelle, dass Herzog Ernst von Schwaben ducatu privatur. Während Ernst sich Ernsthaftes hatte zuschulden kommen lassen, kann man sich dies bei dem unmündigen Konrad d. J. nicht vorstellen, die Gemeinsamkeit der Stellen liegt darin, dass das Folgerecht negiert wurde. Vgl. auch: Bertolfum quoque de Zaringin ducatu Carantinorum privavit et Liutoldo Genuensi dedit (Casus monasterii Petrishussensis, 2 31, ed. Abel-Weiland, MG SS 20, hier S. 645.; Klaar, Eppensteiner…, Nr. 56.] ) und auch nicht als dessen Vormund, unter Umgehung auch von Konrad „dem Älteren“, dem Brudersohn von Konrad I.
    Jackman behauptet, dass er das Amt wegen seiner Verwandtschaft mit dem Kaiserhaus, also mit HEINRICHII. und Kunigunde, bekommen hätte. Bei der von ihm mitgetragenen Filiation stünde der Mann einer Cousine HEINRICH II. gewiss nicht näher als Konrad der Jüngere, der Sohn von deren Schwester.
    Zu Kaiser KONRAD II. war Adalbero als Schwager der Kaiserin Gisela gewiss nicht näher verwandt als KONRAD II., denn der war Cousin des Kaisers und Cousin der Kaiserin. Wie kann man so ein Argument vorbringen!? Dagegen ist für Adalbero selber Verwandtschaft mit HEINRICH II. durchaus möglich, ja wahrscheinlich [So erscheint er in der ersten Liste der „Klosterbesitzdiebe“ von Tegernsee, was nach Hans Constantin Faußner, Die Frühzeit der Babenberger in Bayern und Herkunft der Wittelsbacher. Ein Kapitel bayerisch-österreichischer Geschichte aus rechtshistorischer Sicht (Studien zur Rechts-, Wirtschafts und Kultur-geschichte 15), 1990, S. 23ff. heißt, dass er (wie HEINRICH II.) von Herzog Arnulf abstammt. Hierzu auch Klaar, Eppensteiner…, Nr. 29. Die genaue Filiationslinie ist umstritten, was an der Tatsache nichts ändert.]. Schließlich hat sich dieser noch als Herzog zweimal für umfangreiche Schenkungen OTTOS III. an Adalbero verwendet [MG D O III, Nr. 355 und Nr. 370. Vgl. Klaar, Eppensteiner…, Nr. 21f.].
    Jackman umging früher jede Diskussion: „…source evidence is sufficiently clear that for brevity’s sake a demonstration is here dispensed with.“ [Konradiner, S. 134, Anm. 220] Ich möchte wissen, welche evidente Quelle eine Beatrix als Tochter Hermanns II., bzw. Adalbero als dessen Schwiegersohn belegt. Die Behauptung lässt sich auf 1841 datieren, den ersten Band von Christoph F. von Stälins Württembergischer Geschichte.
    Alle Indizien, die consobrinus-Frage [Jackman hat recht, man darf die engste, wenn auch damals als etymologisch richtig aufgefasste Bedeutung von consobrinus, nicht immer anwenden.], die Enkelnamen Heinrich und Liutold [Jackman betont Namenvererbung in Liutolt und dem jüngsten Sohn Markwarts, Hermann. Tyroller benützt den Namen Liutolt, um eine Filiation für Markwarts Frau Liutbirg zu erschließen. Heinrich ist als drittältester Sohn ein gewichtigerer Leitnamenträger als Hermann.], das Folgerecht im Herzogtum Kärnten, deuten in dieselbe Richtung: Adalberos ihm dieses Folgerecht vermittelnde Frau Beatrix war eine Tochter oder Enkelin Herzog Ottos „von Worms“ und nicht Schwägerin, sondern Schwester (oder Nichte) Herzog Konrads I. Da eine Zeitstellung für die Heirat von Adalbero und Beatrix nur in „wohl vor 1019“ genannt werden kann, kann Adalbero mit Amtsantritt, also um 1000, oder auch als bereits mindestens 30-jähriger, also wohl Witwer, kurz vor 1011 oder gar - mit kaiserlicher Protektion - danach geheiratet haben, also im Zusammenhang der Herzogsernennung. Im ersten Fall wäre seine Braut eine Tochter Ottos, im zweiten eine Tochter von Ottos Sohn Heinrich, also Schwester des späteren Kaisers KONRAD II. So oder so würden sich die engen Beziehungen zwischen SALIERN und EPPENSTEINERN erklären lassen. Auch in den nächsten Generationen werden EPPENSTEINER als Verwandte salischer Herrscher bezeichnet [Klaar, Eppensteiner…, Nr. 50 Lampert von Hersfeld spricht von Markwart als propinquus (HEINRICHS IV.) bei einem Gerücht über dessen Einsetzung (1072/73) als Herzog. - Nr. 75 (1093 Mai 12) HEINRICHS IV. Bezeichnung des Patriarchen Ulrich als dilectissimi consanguinei nostri. - Nr. 90 (1114 01 17) HEINRICHS V. Bezeichnung Heinrici ducis Karinthie dilectissimi nepotis nostri…].
    Dass dies noch 1114 geschah, lässt vermuten, dass die Verwandtschaft eine Generation näher liegt, dass Herzog Adalbero also in Beatrix eine Tochter des SALIERS Heinrich geheiratet hat. Darauf weist auch der bevorzugte Namen Heinrich hin.
    Ob Beatrix nun Tochter oder Enkelin Ottos von Worms war, so oder so wird deutlich, warum ihr Sohn Markwart in Kärnten ein St. Lambrecht geweihtes Kloster gründete, wie es einst Herzog Otto nicht nur in der Diözese Speyer tat, sondern auch in Kärnten. Markward und sein Sohn, Herzog Heinrich knüpften offensichtlich daran an. „Die Rückschau auf die Vorgeschichte der vom Grafen Markwart begonnenen Gründung zeigt, wie wichtig ihm und seiner Familie das Festhalten an der von dem SALIER Herzog Otto in Kärnten eingeführten Verehrung des hl. Lambert sein musste. Ein Familienkloster schlechthin… hätte sich leichter einrichten lassen. Hier ging es zugleich um den Anspruch, in der Tradition des salischen Herzogtums in Kärnten zu stehen, welche, verbunden mit der alten Machtstellung der EPPENSTEINER, die Grundlage ihrer Herzogsherrschaft abgeben sollte [Klaar, Eppensteiner…, S. 128ff.] .“
    Dass 1004 beim Tode Herzog Ottos „von Worms“ als Herzog von Kärnten nicht Konrad d. Ä. folgte, folgt aus dem nach salischem Recht nicht praktizierbaren Eintrittsrecht vaterloser Enkel bei Vorhandensein eines Sohnes, nicht aus seiner Unmündigkeit, deren Ende sowieso gerade eingetreten war oder in wenigen Wochen abgelaufen wäre [T. Schmidt, Kaiser Konrads II. Jugend und Familie, in: Geschichtsschreibung und geistiges Leben im Mittelalter. Festschrift für Heinz Löwe zum 65. Geburtstag, hrsg. von K. Hauck und H. Mordek, 1978, S. 312–324, betont auch, dass Konrad nicht Erbe Ottos von Worms war wegen des fehlenden Eintrittsrechts (dem ein Testament oder eine Designation à la Udo vom Rheingau abgeholfen hätte, wie ich in unserem Zusammenhang ergänzen möchte).]. Sein Vater Heinrich, als ältester Sohn der natürlich erste Erbe, war gestorben, daher trat der zweite Sohn Ottos, eben Konrad I., an seine Stelle und wurde Herzog [Vgl. Stefan Weinfurter, Herrschaftslegitimation und Königsautorität im Wandel, in: Stefan Weinfurter (Hrsg.), Die Salier und das Reich, 1, 1992, hier S. 63f. ]. Nach dessen Tod 1011 mag Konrad der Ältere gegen die Nachfolge seines unmündigen Cousins, des jüngeren Konrad, interveniert haben, was HEINRICH II. bei seinen Vorbehalten gegen die beiden (die schon damals seine potentiellen Thronfolger waren) den Vorwand gab, als scheinbaren Kompromiss den angeheirateten Onkel beider zu ernennen, der ihm deshalb wohl auch besonders verbunden blieb [Wenn Adalbero nicht selber verwandtschaftliche Beziehungen zu HEINRICH II. hatte, was uns hier Gottseidank nicht interessieren muss.].
    Darauf deutet auch, dass Konrad der Ältere, der ja auch bei der Königswahl 1024 das agnatische „Haus“ hochhielt, in der Schlacht bei Ulm 1019 auf der Seite Konrads d. J. stand. Dabei gilt diese Schlacht immer als ein Kampf um schwäbisches Erbe. Doch „aus dem oberschwäbischen Erbe ist Beatrix nicht verdrängt [Dieter Mertens, Vom Rhein zur Rems, in: Die Salier und das Reich 1: Salier, Adel und Reichsverfassung, hrsg. Stefan Weinfurter u. Mitarbeit v. H. Kluger, 1992, hier S. 226, 230 und 232. Dort auch: „Besitzgeschichtliche Rekonstruktionsversuche… können sogar anscheinend mühelos von der Prämisse ausgehen, Adalberos Gattin Beatrix sei gar nicht unter die Töchter Hermanns II. und der Gerberga zu zählen.“ Andere Indizien für die Filiation wurden bisher nicht behauptet…].“ Wenn Gisela 1033 einen Teil von Regenbach an Würzburg schenkt, steht zwar der Sohn ihrer verstorbenen Schwester Mathilde, Konrad d. J., Zeuge, nicht aber der Mann der noch lebenden Beatrix, ihrer angeblichen Schwester. Und wenn Konrad der Ältere als König 1035 veteris existente causa odii [Ein Wormser (!) Kleriker an seinen Wormser Bischof Azecho, der selber in genealogischer Nähe zu den SALIERN gestanden haben dürfte (Die ältere Wormser Briefsammlung (ed. Walther Bulst), (MG, Die Briefe der deutschen Kaiserzeit, 3), 1949, S. 49ff., Nr. 27.) ] Adalbero als Herzog absetzt, kann dieser alte Groll am einfachsten mit der Vergabe des Herzogtums 1011 erklärt werden und wäre 1019 zum ersten Male manifest geworden [Herwig Wolfram, Konrad II.: 990–1039; Kaiser dreier Reiche, 2000, S. 102 ff., aber auch 78, 80, 84, 91f. Ob man die Stelle nun als Fortbestehen oder als (Wieder-)„Hervortreten der Ursache alten Hasses“ auslegt (hierzu Klaar, Eppensteiner…, S. 91f.), man darf nicht nur bis 1019 zurückgehen, als der Hass (für uns zum ersten mal) hervortrat, sondern zur eigentlichen Ursache, die in den Geschehnissen von 1011 zu Suchen ist.]. (Es ist dies in einem Brief an den Wormser Bischof festgehalten, der sich natürlich mit den Zwisten im SALIER-Haus bestens auskennt.) Gleichwohl sind die EPPENSTEINER fast durchgehend und fast unbedingt Anhänger des Königshauses.
    Jackman erregt meinen Zweifel schon mit der allen Erfahrungen widersprechenden Behauptung, dass Adalberos Frau ihren Namen Beatrix von einer angeheirateten Tante bekommen habe. Den Namen kann freilich auch ich nicht stringent ableiten [Ich glaube nicht, wie Christian Settipani an mehreren Stellen meint, dass es sich um eine hypokoristische Form von Bertrada handelt.]. Da Kaiser HEINRICH III. eine Schwester und eine (die erste!) Tochter Beatrix hatte, habe ich immerhin eine mögliche Herleitung anzubieten. Diese jüngeren Beatrices können ihren Namen entweder von seiten der Mutter Gisela oder des Vaters Konrad (der Ältere, später König und Kaiser) hergeleitet haben. Man kann in den beiden ungeklärten Fällen nicht den anderen für den einen als Beweis heranziehen. Wir kennen Giselas Verwandtschaft besser als die KONRADS, und finden auch dort den Namen einmal, bei der (Groß?-)Nichte Giselas, Beatrice („von Canossa“). Die aber trug ihren Namen nicht nach einer Vorfahrin ihrer (Groß-)Mutter Mathilde, sondern nach ihrer oberlothringischen Urgroßmutter Beatrix, einer französischen Königs-Tochter.
    [Persönlicher Einwurf: Beatrix war die Tochter von Herzog Hugo von Franzien und der Hadwig von Sachsen, Tochter König HEINRICHS I. Auch die Mutter des Herzogs Hugo von Franzien trug den Namen Beatrix. Vermutlich entstammte sie dem Hause der HERIBERTINER. Weiet konnte ich den Namen Beatrix nicht zurückverfolgen.].
    Es besteht also kein Grund, den Namen als einen Leitnamen der konradinischen Herzogsfamilie von Schwaben anzusehen, in der er generationenlang nicht belegt ist. Er kann besser (wenn auch nicht zweifelsfrei) den SALIERN zugeordnet werden, zu denen er entweder durch Herzog Ottos Frau Jutta, die genealogisch noch immer ein leerer Schatten ist, gebracht wurde, oder durch die aus Lothringen stammende Adelheid, wenn diese die Mutter war [Vgl. Eduard Hlawitschka, Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11 Jahrhundert (VKommSaarlLdesG-Volksforschg 4), 1969.].
    Ob Beatrix „von Kärnten“ überhaupt die erste Frau Adalberos war, ist nicht bewiesen, der Zeitpunkt der Heirat ist bekanntlich unbekannt. Ihr Namen wird anscheinend nicht weitergegeben. Die Schenkung von 1025 Mai 12 betrifft möglicherweise nicht sie. Die Bezeichnung matrona wird im Allgemeinen nur Witwen gegeben. Es ist jedenfalls auffällig, dass eine Frau ohne Nennung ihres Mannes eine so große Schenkung (100 Königshufen) erhält. Wenn sie eine Tante des Königs/Kaisers war, versteht man das, und auch, dass sie selber 1035 bei der Absetzung Adalberos nicht mitbestraft wurde [Für diesen mehrfach vorgebrachten Umstand fand ich nirgends einen Beleg.]. Selbst die enge Verbindung zwischen Herzog und Kaiser-Sohn, die KONRAD II. so in Rage brachte, gewänne glaubhafte Kontur, wenn es sich um einen angeheirateten Großonkel handelte, wie überhaupt die ganzen Peripetien zwischen „SALIERN“ und „EPPENSTEINERN“ Farbe annähmen, wenn es sich um innerfamiliäre Auseinandersetzungen handeln sollte. Selbst die einmal behauptete Thronkandidatur Liutolts bekäme dann Sinn [(1090) …defunctus est Liudolfus dux Carentinorum, cum et ipse appeteret regnum contra imperatorem Henrichum (Liber de unitate ecclesiae conservanda, c. 35, ed. Schwenkenbecher, MG SS rer. Germ. 39, S. 115 bzw. 263; Klaar, Eppensteiner…, Nr. 66b.) Lutolds Bruder Heinrich ist erst ab 1093 und nach Abtretung umfangreicher Güter und Ämter (Daugendorf, Vogtei Aquileja, Mark Krain). Dazwischen verwaltete nach Klaar HEINRICH IV. das Herzogtum selber, vielleicht war sein Misstrauen gegenüber den Kärntner Verwandten gerechtfertigt.].
    Über die Abfolge und Verwandtschaft der Herzöge von Kärnten s. Tafel 1. Zwischen 1047 und 1055 fehlt mangels Verwandtschafts-Beweis der 10., Welf, dann folgt der HEZELINIDE Konrad und dessen Schwiegersohn Berthold v. Zähringen. Dieses Konrads Mutter wurde von Hlawitschka als Schwester Kaiser KONRADS II. wahrscheinlich gemacht [Eduard Hlawitschka, Die „Verwandtenehe“ des Gegenkönigs Hermann von Salm und seiner Frau Sophie. Ein Beitrag zu den Familienbeziehungen der rheinischen Ezzonen/Hezeliniden und des Grafenhauses von Formbach/Vornbach, in: Bayern. Vom Stamm zum Staat. FS f. Andreas Kraus z. 80. Geburtstag, hrsg. v. Konrad Ackermann et alii, 1, 2002, S. 19–51.].
    Bleibt die Frage nach dem schwäbischen Erbe. Bekannt ist nur eines im Landkreis Saulgau. Daugendorf (Touwondorf) war von dux Heinricus de Carinthia filius domini Marquardi in die Hand des Kaisers gegeben worden, und dieser vergab daraus 1093 Mai 12 [MG D H IV Nr. 431; Klaar, Eppensteiner…, Nr. 75.] 30 Mansen an das Kloster St. Gallen (wo Heinrichs Bruder Ulrich Abt war). Diese Besitztransaktion ist typisch für Reichslehen, die von ihren Inhabern an kirchliche Institute gegeben werden [Hans Constantin Faußner, Die Verfügungsgewalt des deutschen Königs über weltliches Reichsgut im Hochmittelalter, in: DA 29, S. 345–449.]. Dass es sich um ein Allod, gar ein von Herzog Hermann II. ererbtes, handelt, ist daher mehr als unwahrscheinlich. Schon angesichts der widersprüchlichen Deutungen und Erklärungen sollte man auf diesem Flugsand keine genealogischen Kartenhäuser erbauen.
    Meine Behauptung, Beatrix von Kärnten stamme aus dem salischen Hause, bleibt ohne endgültigen Beweis wie die bisherige Ansicht, aber sie ist sehr viel plausibler. Natürlich muss, wenn man sie nicht als eine der drei Töchter des Schwaben-Herzogs ansieht, deswegen noch nicht Hadewig von Nellenburg an ihre Stelle rücken, wie ich an anderm Ort vorgeschlagen habe vorgeschlagen habe [Spanheimer-Späne. Schachwappen und Konradinererbe, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 25 (1999), S. 7–68.]; die dritte Tochter kann auch relativ bald nach dem Vater gestorben sein, ob verheiratet oder nicht.
    Zum Abschluss: Einige Eppensteinische Seitenverwandte, die höchstwahrscheinlich auch von Adalbero und Beatrix abstammen, lassen sich aus den Quellen ohne genauen Anschluss eruieren. Dagegen müssen wir alle Töchter, mit denen Tyroller seine EPPENSTEINER-Tafel auffüllt, und einen Ulrich, Bruder Adalberos, streichen. So haben wir nicht eine einzige Nachkommin der Beatrix, nur Söhne und Enkel, die Quellen ergeben mithin ein recht einseitiges Bild.
    Heinricus de Houerdorf (Heinrich von Hofendorf, Lks. Rottenburg a. d. Laaber) steht als erster nichtfürstlicher Intervenient in der Schenkungsurkunde für Daugendorf, ist also offensichtlich ein Erbberechtigter. 1096 steht sein Sohn (Covnrat filius Heinrici de Houators) an prominenter Stelle bei der Gründung von St. Lambrecht Zeuge.
    Heinrich könnte gemeint sein in einem Eintrag ins St. Galler Gedenkbuch, wohl aus der Zeit von Abt Ulrich (1077–1121): Marchwart, Liutpirch, Marchwart, Liutolt, Heinrihc, Hereman, Hereman, Heinrihc, Friderihc, Ruodpret. [Spanheimer-Späne. Schachwappen und Konradinererbe, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 25 (1999), S. 7–68. Liber confraternitatum sancti Galli, ed. Piper, MG Libri confratern., Sp. 219. Klaar, Eppensteiner…, Nr. 40c.] Man erkennt unschwer die Eltern und vier der fünf Brüder der letzten Generation (es fehlt der einschreibende Abt, für dessen Memoria längst gesorgt war und nichts geopfert werden musste). Die letzten vier Namen stehen gewiss für nahe Verwandte. In Heinrich kann man den von Hofendorf erkennen. Anschließen könnte man ihn als einen jüngeren Bruder(ssohn) Marchwarts, in dessen Generation sonst Namensgut der Mutter nicht erscheint (weder salisches, noch schwäbisch-konradinisches). Heinrich von Hofendorf kann man nicht als einen Sohn des noch vor dem Vater verstorbenen Markward ansehen, denn der könnte 1096 nicht schon einen zeugnisfähigen Sohn gehabt haben.
    Ob Friedrich der (wie es sonst scheint, früh verstorbene) Bruderssohn von Herzog Adalbero ist, muss ich gleichfalls offenlassen [Zu ihm Klaar, Eppensteiner…, Nr. 47.].
    Das Erscheinen eines zweiten Hermann, der wohl so ähnlich wie Heinrich einzureihen ist, gibt natürlich auch diesem Namen eponymisches Gewicht. Es könnte sich vielleicht um einen Bruder der Liutbirg handeln, wenn man den Namen erst mit ihr in die Familie kommen lassen will. Ich glaube übrigens nicht, dass sie aus dem bayerisch-kärntnischen Raum kommt, und schon gar nicht ist sie eine Tochter der „WILHELME und LIUTOLDE“, wie Tyroller will, um den Namen ihres Sohnes zu erklären.

    Tafel 1: (Siehe Grafik)



    Gestorben:
    23.2.

    Beatrix heiratete von Eppenstein, Adalbero in 1019. Adalbero wurde geboren um 980; gestorben in Nov 1039; wurde beigesetzt in Geisenfeld [85290],Pfaffenhofen an der Ilm,Bayern,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]


  11. 18.  von Schwaben, Berthold Graphische Anzeige der Nachkommen (4.Gerberga2, 1.Konrad1) wurde geboren in 992; gestorben in 993.

    Notizen:

    Geburt:
    Anfang 992

    Gestorben:
    Anfang 993


  12. 19.  von Schwaben, Hermann III. Graphische Anzeige der Nachkommen (4.Gerberga2, 1.Konrad1) wurde geboren um 994; gestorben am 1 Apr 1012.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1003-1012, Schwaben,Deutschland; Herzog von Schwaben

    Notizen:

    Hermann III.
    Herzog von Schwaben (1003-1012)
    ca 994/vor 1.995-1.4.1012
    (991/92 Hlawitschka)
    2. Sohn des Herzogs Hermann II. von Schwaben aus dem Hause der KONRADINER und der Gerberga von Burgund, Tochter von König Konrad

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 7, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    IX. 20. HERMANN III., Herzog von Schwaben 1003
    * nach 1000,vor 1002, + 1012 1. IV.

    Anmerkungen: Seite 130
    IX. 20. Hermann III.

    siehe Bollnow,a.a.O. Seite 29

    Althoff Gerd: Seite 386, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    H 8 Me: 1.4. Herimannus dux + 1012 Hermann III., Herzog von Schwaben

    (Es.) Hermann III., der Sohn Hermanns II. von Schwaben (siehe dazu H 5) und der Gerberga (H22), der Tochter Konrads von Burgund (K 38) starb 1012, ohne volljährig geworden zu sein.
    Vgl. Hirsch, Jbb. Heinrichs II. 1, S. 272 und 343; FW H 17 mit weiteren Hinweisen.

    Glocker Winfrid: Seite 324, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VII. 41. HERMANN III.
    * c 994, v 995 I, + 1012 IV 1
    1003 Herzog von Schwaben

    Den Filiationsbeleg für Herzog Hermann III. von Schwaben bringen die Annales sangallenses maiores a. 1002, SS I 81, die Miraculae S. Verenae c. 21, S. 61, und die Chronik Hermanns von Reichenau a. 1004, SS V 118.
    Die Geburtszeit ist nach Hlawitschka, Untersuchungen Kap. III d mit Anm. 103, auf vor Januar 995 anzusetzen.

    Schwennicke Detlev: Tafel 9, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1,"

    HERMANN III.
    * vor X. 995, + 1.IV.1012
    1003 HERZOG von SCHWABEN

    Durch Hermann von Reichenau wissen wir von drei Töchtern und einem Sohn Hermanns II. Wenn dem Herzog seine Gemahlin zunächst filias satis geboren hatte, er jedoch filios non habebat, weswegen er schließlich zur Wallfahrt um den Sohn, der ihm dann auch geboren wurde, Zuflucht nahm, dann werden die Töchter gewiß vor dem Sohn Hermann III. zur Welt gekommen sein. Und da es - was bislang nicht beachtet wurde - einen Anhaltspunkt gibt, nach dem Hermann III. bereits im Januar 1007 bereits als rechtsfähig galt, er also spätestens im Januar 992 geboren wurde. Freilich ist nicht völlig auszuschließen, ja sogar wahrscheinlich, dass Hermann III. angesichts der seit 1003 vakanten Herzogsposition nach dem älteren und außerhalb Alemanniens wohl noch länger gültigen Usus schon mit dem vollendeten 12. Lebensjahr mündig erklärt wurde. Dann aber war Hermann III. wohl spätestens im Januar 995 geboren worden. Dazu stimmt, dass Hermann III. beim Tode seines Vaters am 4. Mai 1003 noch ein parvulus war, zu 1004 als adhuc puerulus bezeugt wird und, als er am 1. April 1012 starb, ein puer bzw. adolescentulus war wie auch größtenteils einfach nur dux bezeichnet wurde. Für den unmündigen Hermann III. führte sein Vetter, König HEINRICH II., die Regentschaft.

    Stälin Paul Friedrich: Seite 194, "Geschichte Württembergs"

    Nach Hermanns II. Tode übergab König HEINRICH das Herzogtum wohl besonders mit Rücksicht auf seine verwandtschaftlichen Beziehungen an dessen noch im Kindesalter stehenden Sohn Hermann III. (1003-1012). Allein derselbe starb noch in jugendlichem Alter und unvermählt im April 1012 als der letzte Herzog aus jenem fränkischen Hause, welches seit den Tagen König HEINRICHS I. unter mannigfachen Wechselfällen das schwäbische Herzogtum meistens innegehabt hatte. Seine Schwestern beerbten ihn. Während er an der Spitze Schwabens gestanden, war König HEINRICH II. im März 1004 mit einem Gefolge von Schwaben, Franken und Lothringen durch O-Schwaben nach Italien gezogen und hatte sich allda die lombardische Krone aufgesetzt; auch hatte er im Sommer des Jahres zu Zürich einen allgemeinen Landfrieden für Schwaben beschwören lassen, - die erst, hinsichtlich ihrer Bedeutung freilich bestrittene Nachricht dieser Art.

    Weinfurter, Stefan (Hg.): Band I Seite 226,258/Band II Seite 510, "Die Salier und das Reich"

    Nach Hermanns II. und seines über das Knabenalter kaum hinausgelangten Sohnes (Herzog Hermann III., 1003-1012) Tod erbten die Töchter, von denen er "hinreichend viele" hatte: Mathilde, Gisela und Beatrix.
    Die Vormundschaft über den Herimannus puer, den unmündigen Herzog Hermann III., hatte König HEINRICH II. 1003 zumindest faktisch selbst übernommen [Vgl. Thietmar, Chronicon VI, 9 (wie Anmerkung 36), Seite 284 bzw. 252: (HEINRICH II.) Alemanniae fines, nuper a ducis Herimanni solatioprivatos filioque eius et equivoco adhuc puerlo deditos, ad regendum et confirmandum invadit. - Zotz, Der Breisgau (wie Anmerkung 17), Seite 175: Gerberga sei Vormünderin geworden, mit Verweis auf Ch. F. Stälin, Wirttembergische Geschichte, Band 1, Stuttgart/Tübingen 1841, Seite 471f., wo solches aber nicht gesagt und daher nicht belegt wird.] - Hermann III. war sein Vetter, denn beide waren Enkel König Konrads von Burgund, beider Mütter waren Halbschwestern. Diese Vormundschaft markiert den grundlegenden Wandel, der, vorbereitet durch OTTO III., nun im Verhältnis des Königtums zur Herzogsgewalt in Schwaben Platz griff. An die Stelle der Selbständigkeit trat die mittelbare oder unnmittelbare Kontrolle oder gar Ausübung der schwäbischen Herzogsgewalt durch das Königtum selbst. War im 10. Jahrhundert das alemannische Herzogtum "Erbe des Königtums in einem karolingischen regnum" geworden, so strebte nun das Königtum danach, das Erbe des schwäbischen Herzogtums anzutreten. Umso wichtiger und politisch brisanter wurde der Erbgang des konradinischen Familiengutes, das, wie schon angedeutet, in dem knappen Jahrhundert der Selbständigkeit der Herzogsgewalt mit dem "Herzogsgut", dem ehemaligen Fiskus, verschmolzen worden, freilich auch in viele Erbgänge eingeflossen war. Die Unruhen in Schwaben, deren HEINRICH II. 1004 in Zürich Herr zu werden suchte, dürften mit der Neubestimmung von Königs- und Herzogsherrschaft zusammenhängen. In diesem Kontext waren die Ehen der Schwestern Hermanns III., Cousinen HEINRICHS II., von großer politischer Bedeutung, da sie ihren Gatten konradinischen Besitz und damit Teile der bisherigen materiellen Grundlage der Herzogsherrschaft vermittelten.
    Die königliche Verfügungsgewalt nahm oft allerdings erneut auf ein gewisses Erbrecht Rücksicht: 973 erhielt Otto, der Sohn Liudolfs von Schwaben, paternum ducatum (Seite 116), 995 folgten Heinrich in Bayern, 1004 Hermann in Schwaben jeweils ihrem gleichnamigen Vater nach, letzterer, obwohl er noch ein Knabe war; Hermann von Reichenau kritisierte das Minderjährigkeitsregiment keineswegs, sondern nennt Hermann omni populo acceptabilis. 1012 folgte Ersnts seinem Schwager Hermann, dem Bruder seiner Gemahlin.
    Die Niederlage des schwäbischen Herzogs Hermann II. im Kampf um die deutsche Königskrone nutzte HEINRICH II. zu einer tiefgreifenden Umgestaltung der verfassungsrechtlichen Stellung und wirtschaftlichen Machtbasis des Herzogs von Schwaben. Eine von mehreren besonders einschneidenden Maßnahmen, die das Beziehungsgefüge zwischen König und schwäbischen Reichsklöstern erneuerten und die Herzogsgewalt ausschalteten, war die Verlegung des mit Reichsgut gegründeten Herzogskloster auf dem Hohentwiel nach dem geographisch günstiger gelegenen Stein, am Ausfluß des Rheins aus dem Bodensee, im Jahre 1004/05, das HEINRICH II. 1007 an Bamberg übertrug.

    Weinfurter, Stefan: Seite 63,199, "Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten"

    In Schwaben selbst führten freilich der frühe Tod Hermanns II. am 5. April 1003 und der Übergang der Herzogswürde auf dessen minderjährigen Sohn Hermann III. (1003-1012) zu einer deutlichen Krise der Herzogsgewalt. Weitgehend ohne Gegenwehr konnte der neue König die herzoglichen Machtgrundlagen verkleinern und herzogliche Mittelpunkte (Hohentwiel, Breisach, Zürich) in Schwaben an sich ziehen. Statt der Münzprägung des Herzogs setzte die des Königs ein, wie in Zürich. Im Elsaß, wo sich mit Straßburg der Mittelpunkt der konradinischen Herzogsherrschaft etabliert hatte, übertrug HEINRICH II. die Grafschaftsgewalt einem Verwandten, dem Grafen Gerhard.
    Ähnliches gilt für die mächtige rhein- und mainfränkische Adelsfamilie der KONRADINER. In weiblicher Linie gehörte ihr Erzbischof Heribert von Köln an, der große Gegner HEINRICHS II. Eine Kernzone konradinischer Interessen bildete das Herzogtum von Schwaben. Auch über den Tod des jungen Herzogs Hermann III. (1012), des letzten männlichen Vertreters der schwäbischen Linie, hinaus blieb dort die Gegnerschaft zu HEINRICH II. bestehen.

    Literatur:

    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 377 H 8 - Bollnow, Hermann: Die Grafen von Werl. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte des 10. bis 12. Jahrhunderts. Dissertation Stettin 1930 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 28,67 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 7,130 - Bühler, Heinz: Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze. Anton H. Konrad Verlag 1997 Seite 704,752/53,903 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 226,230,258/Band II Seite 510 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 32,36 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 324, 350 - Hermann von Reichenau: Chronicon. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 654,656,658 - Hirsch, Siegfried: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II., Verlag von Duncker & Humblot Berlin 1864 Band I Seite 272,343- Hlawitschka, Eduard: Konradiner-Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis. Ein Rückblick auf 25 Jahre Forschungsdisput. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2003 Seite 17,23,175 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 51,137-139, 169 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 403,418 - Keller Hagen: Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben. Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1964 Seite 69,122,150,153,158,161 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 55,321 A 35 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 90 - Stälin, Paul Friedrich: Geschichte Württembergs, Gotha 1882 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 91,95,98,101,106 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 175 -
    Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 9 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 10 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Seite 252,328,368 - Weller, Karl: Geschichte des schwäbischen Stammes bis zum Untergang der Staufer. München und Berlin 1944 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1999, Seite 63,199 - Wolf Armin: Zur Königswahl Heinrichs II. im Jahre 1002. Verwandtschaftliche Bedingungen des Königswahlrechts. in: Genealogisches Jahrbuch Band 42 Verlag Degener & Co. Neustadt a.d.Aisch 2002, Seite 44 - Wolfram, Herwig: Konrad II. 990-1039. Kaiser dreier Reiche. C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München 2000 Seite 42,49,51- Zettler, Alfons: Geschichte des Herzogtums Schwaben. Verlag W. Kohlhammer GmbH Stuttgart 2003 Seite 156,161-163 - Zotz, Thomas: Der Breisgau und das alemannische Herzogtum (Vorträge und Forschungen, Sonderband 15), Sigmaringen 1974 -

    Geburt:
    ca 994/vor 1.995

    Gestorben:
    (991/92 Hlawitschka)


  13. 20.  von Genf, Bertha Graphische Anzeige der Nachkommen (7.Mathilde2, 1.Konrad1)

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Gräfin von Egisheim

    Notizen:

    Bertha Gräfin von Egisheim

    Tochter der Mathilde von Burgund aus dem Hause der RUDOLFINGER (WELFEN) und einem namentlich unbekannten Gatten; Enkelin von König Konrad von Burgund
    Nach A. Wolf Tochter des Grafen Robert von Genf und der Mathilde von Burgund, Tochter von König Konrad

    Brandenburg Erich: Tafel 5 Seite 11, "Die Nachkommen Karls des Großen."

    IX. 65. BERTHA
    Gemahl:
    N., Graf von Genf

    Anmerkungen: Seite 132, IX. 65. Bertha

    Flod. S. S. 3, 407. Ihr Gemahl wird nicht genannt, wir wissen nur, daß Graf Gerold von Genf (siehe X. 67) ihr Sohn war. Man hat versucht, sie zu identifizieren mit der neptis Rudolfi regis Jurensis, die Wibert, Vita Leonis IX papae c. 20, 1026 als Gemahlin Gerhards, eines Bruders dieses Papstes, erwähnt. Aber die Vieldeutigkeit der Bezeichnung neptis läßt auch andere Deutungen zu. Die Abstammung Gerolds von Genf von den EGISHEIMERN erscheint mir äußerst unwahrscheinlich. Einmal hatte der oben erwähnte Graf Gerhard noch einen anderen Sohn, der ebenfalls Gerhard heißt (Gerold, Gerald ist ja nur eine andere Form dieses Namens), Graf von Egisheim war, mit Gerold von Genf keineswegs gleichgesetzt werden kann und eine Gattin namens Richardis hatte; ferner aber scheint Gerold doch mit den früheren Grafen von Genf zusammenzuhängen, von denen ein Graf Rudolf 1012/19 eine Stiftung für das Seelenheil des ihm offenbar verwandten Bischofs Gerold von Genf macht (Regeste Genevois n. 159). Vgl. BLÜMCKE, Rudolf III. 37; SECRETAN, Mem. et doc. Genev. 16; MEYER VON KNONAU, Forschungen zur Deuschen Geschichte 8; GISI, Anz. f. Schweizergesch. 6; POUPARDIN, Bourgogne 390.

    Diener, Ernst: Seite 80, "Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen"
    in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908


    17. Mathilde

    De Mathilde (Gattin König Konrads) processit Rodulfus rex et Mathildis soro eius .... de Mathilde filia Mathildae Berta .... de Berta Geroldus Genevensis (Flodoardi Annal. SS III 407).
    Gestützt auf das Zeugnis Wiberts, in der Vita Leonis, daß sein - Papst Leo IX. - Bruder mit einer neptis Rodulfi regis Jurensis verheiratet gewesen sei, nimmt man gewöhnlich Gerhard von Egisheim, des Papstes Bruder für den Vater des Grafen Gerold von Genf, so Gerold Meyer von Knonau in Forschungen zur deutschen Geschichte VIII 150,159. Gisi jedoch macht darauf aufmerksam, daß Gerhard laut einer Urkunde im Bezirksarchiv Strassburg eine Richarda zur Gattin gehabt hätte, die er zu einer Tochter Berchtolds, des angeblichen Stammvaters der SAVOYER, zu einer Enkelin Herzog Rudolfs von Burgund macht (Anzeiger für Schweizerische Geschichte V 138 ff.). Damit ist indessen jene erstere Annahme nicht widerlegt, da Graf Gerhard mehr als nur einmal verheiratet gewesen sein kann. Wer aber Mathildens Gatte, Bertas Vater, gewesen, ist nicht zu eruieren.

    Glocker Winfrid: Seite 325, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik."

    VI. 47. BERTHA
    oo GERHARD VON EGISHEIM † vor 1049 XI 18

    Bertha ist als eine Tochter jener Mathilde, die ihrerseits Tochter König Konrads von Burgund war, und als Mutter Graf Gerolds von Genf, in dem bei Flodoard a. 966, Seite 158f. inserierten Brief Graf Renauds I. von Burgund bezeugt. Da wir aus "Wiberts" Vita Leonis IX I c. 10, Seite 140, wissen daß ein Bruder dieses Papstes mit einer "neptis Rodulfi regis Jurensis" vermählt war, nimmt man gewöhnlich den Papst-Bruder Gerhard von Egisheim als Vater Gerolds von Genf an; vgl. Meyer von Knonau, Heiraten Seite 150 und 158, und Poupardin, Bourgogne Seite 389ff. Brandenburg IX, 65 kann mit seiner Ablehnung dieser Identifizierung nicht voll überzeugen.

    Weller Tobias: Seite 13, "Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert."

    Die Gemahlin Friedrichs von Büren entstammte allem Anschein nach der elsässischen Grafen-Familie DAGSBURG-EGISHEIM und war eine Tochter aus der Ehe des 1038 gewaltsam zu Tode gekommenen Gerhard III. mit Bertha, einer Nichte König Rudolfs III. von Burgund († 1032) [13 Siehe auch LEGL, DagsburgEgisheim 48f., 58f. - Demgegenüber hat man für Hildegard früher zuweilen eine Herkunft aus dem Grafen-Haus MOUSSON-MÖMPELGRAD angenommen (vgl. zum Beispiel DECKER-HAUFF, Haus, No. 14, 344; ENGELS, Staufer 9; auch noch OPLL, Friedrich Barbarossa 19). Hansmartin SCHWARZMAIER (LMA-Artikel wie Anm. 7) gibt hinsichtlich der Herkunft beide Identifikationsvarianten an, ohne eine Entscheidung zu treffen. Gegen die These von der MÖMPELGARDER Herkunft Hildegards vgl. HLAWITSCHKA, Grundlagen 82-88.]. Denach war Hildegard eine Nichte Graf Hugos V. von Dagsburg († vor 1049) und Bischof Brunos von Toul († 1054), der 1049 unter dem Pontifikatsnamen Leo IX. die cathedra Petri bestieg.

    oo Gerhard III. Graf von Egisheim † 1038

    Kinder:
    Gerold Graf von Genf † 1061/80

    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen. Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 5 Seite 11,132 - Diener, Ernst: Könige von Burgund aus dem Hause der Welfen. in: Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I. Band: Hoher Adel Zürich 1900-1908 Seite 80-81 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 325 - Meyer von Knonau, Gerold: Die Heiraten der burgundischen Mathilde, Tochter König Konrads von Burgund, und der schwäbischen Mathilde, Enkelin derselben, in: Forschung zur deutschen Geschichte Band 8, 1968, Seite 150,158 - Weller Tobias: Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert. Rheinisches Archiv. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2004 Seite 13 - Wolf Armin: Ein Kampf um Genf: Das Geblütrsrecht König Rudolfs von Rheinfelden, Herzog von Schwaben, in: Festschrift für Clausdieter Schott zum 65. Geburtstag, Bern 2001, Seite 64-74 -

    Familie/Ehepartner: von Egisheim, Gerhard III.. Gerhard (Sohn von von Dagsburg-Egisheim, Hugo IV. und von Dagsburg-Egisheim, Heilwig) wurde geboren vor 1000; gestorben in 1038. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 35. von Genf, Gerold  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben in 1061/1080.


Generation: 4

  1. 21.  von Kärnten, Konrad II. Graphische Anzeige der Nachkommen (15.Mathilde3, 4.Gerberga2, 1.Konrad1) wurde geboren um 1003; gestorben am 20 Jul 1039.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Nahegau (Grafschaft),Deutschland; Graf im Nahegau
    • Titel/Amt/Status: Speyer [67346],Speyer,Rheinland-Pfalz,Deutschland; Graf im Speyergau
    • Titel/Amt/Status: 1036-1039, Kärnten,Österreich; Herzog von Kärnten

    Notizen:

    Konrad II. der Jüngere
    Herzog von Kärnten (1036-1039)
    Graf im Speyer- und Nahegau
    um 1003-20.7.1039
    Ältester Sohn des Herzogs Konrad I. von Kärnten und der Mathilde von Schwaben, Tochter von Herzog Hermann II.

    Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 1343

    Konrad II. der Jüngere, Herzog von Kärnten 1036-1039
    * um 1002, + 20. Juli 1039

    Aus der "Wormser Linie" der SALIER, Sohn Konrads I., Herzog von Kärnten, und der Mathilde, Tochter Herzog Hermanns II. von Schwaben.

    Nach dem Tode des Vaters wurde Konrad der Jüngere bei der Nachfolge im Herzogtum Kärnten zugunsten Adalberos von Eppenstein übergangen, den er 1019 gemeinsam mit seinem Vetter Konrad "dem Älteren"im Kampf um das Erbe Herzog Hermanns II. von Schwaben bei Ulm besiegte. Bei der Königswahl in Kamba 1024 ermöglichte er als wichtigster Gegenkandidat durch seine Zustimmung die Wahl seines älteren Vetters KONRAD II. Dafür zu wenig belohnt, empörte er sich 1025 gemeinsam mit Herzog Ernst II. von Schwaben und Friedrich II. von Ober-Lothringen gegen KONRAD II., mußte sich aber 1027 unterwerfen; seine wichtigsten Burgen wurden gebrochen. Nach der Absetzung Herzog Adalberos (1035) erreichte er 1036 von KONRAD II. die Belehnung mit dem um die Karantanische Mark (Steiermark) verkleinerte Herzogtum Kärnten, wo er jedoch kaum über Besitz verfügte. 1036/37 begleitete er Kaiser KONRAD II. nach Italien, wo ihm und dem Patriarchen Poppo von Aquileia der gefangene Erzbischof Aribert von Mailand anvertraut wurde, der jedoch bald entfliehen konnte. Nach Konrads Tod behielt König HEINRICH III. Kärnten in seiner Hand, obwohl Konrad vielleicht einen gleichnamigen Sohn hinterlassen hatte.

    Literatur:

    H. Bresslau, JDG K II., 2 Bde, 1879/84 [Nachdr. 1967] - A. v. Jaksch, Gesch. Kärntens I, 1928 - C. Fräss-Ehrfeld, Gesch. Kärntens I, 1984, 134ff. - E. Boshoff, Die Salier, 1987 - D. Mertens, Vom Rhein zur Rems (Die Salier und das Reich, I, hg. St. Weinfurter, 1991, 221-252.

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 7, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    X. 22 a. KONRAD, Herzog von Kärnten 1036 2. II.
    * ca. 1004, + 1039 20. VII.

    Anmerkungen: Seite 133
    X. 22. Konrad

    siehe Bollnow 30, der die Geburtszeit ohne Grund früher ansetzt.

    Glocker Winfrid: Seite 336, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VIII, 7 KONRAD II. DER JÜNGERE
    * c 1003, + 1039 VII 20

    1024 Thronkandidat (Konrad der Jüngere), Graf im Wormsgau, Speyer- und Nahegau, 1036 Herzog von Kärnten

    Ältester Sohn des Herzogs Konrad I. von Kärnten und der Mathilde von Schwaben, Tochter von Herzog Hermann II.

    Die Geburtszeit Konrads des Jüngeren ergibt sich aus der Heiratszeit seiner Eltern und der Geburt seines jüngeren Bruders Bruno.
    Zum Todestag vgl. Steindorff, Jbb. Heinrichs III. Band 1., S 58.

    Schwennicke Detlev: Tafel 12, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    KONRAD II. DER JÜNGERE

    * (1003), + 20.VII 1039 Begraben: Worms Dom

    1024 Thronmkandidat
    Graf im NAHE-,SPEYER-und WORMSGAU
    1036/39 Herzog von KÄRNTEN

    Kinder: ??

    Cuno, verkauft BRUCHSAL an König HEINRICH IV., 1056

    Konrad II. der Jüngere verlor Kärnten an Adalbero von Eppenstein, bekriegte ihn zusammen mit dem namensgleichen Vetter in Worms und verjagte Adalbero nach der Schlacht bei Ulm 1019 aus Schwaben. Konrad II. der Jüngere, wie sein Vetter Ur-Ur-Enkel OTTOS I., unterlag am 4.9.1024 Konrad dem Älteren in Kamba bei der Wahl zum deutschen König. Er war vor allem der Kandidat des Adels Lothringens und des Erzbischofs Pilgrim von Köln. Obwohl er sich verpflichtete, die Wahl seines Vetters anzuerkennen, unterstütze er im Folgejahr im Bunde mit Welf II. dessen Stiefsohn Ernst II. von Schwaben gegen den König. Während des Italienzuges KONRADS II. erhoben sie sich erneut und der zu ihrer Bekämpfung entsandte Herzog Ernst II. schloß sich ihnen an. Nach des Kaiser Rückkehr mußten sie sich unterwerfen. Nach der Absetzung des EPPENSTEINERS in Kärnten wurde 1036 Konrad als Herzog eingesetzt, wo er aber machtlos blieb.

    Trillmich Werner: Seite 309, "Kaiser Konrad II. und seine Zeit"

    Der gerade mündig gewordene Konrad "der Jüngere" besiegte 1019 gemeinsam mit seinem Vetter Konrad in einem blutigen Treffen den Herzog Adalbero von Kärnten, der in Schwaben die Erbansprüche seiner Gemahlin Beatrix verfocht. Die beiden Vettern wurden, wie üblich, mit Verbannung bestraft, allerdings nach wenigen Monaten begnadigt.
    Die Partei des jüngeren Konrads bestand bei der Königswahl von 1024 vornehmlich aus Lothringern. Ihr geistiges Haupt dürfte der Erzbischof Pilgrim von Köln gewesen sein, dem es darauf ankam, einen vollen Erfolg seines Oheims Aribo von Mainz zu verhindern. Die Wahl des eigenen Kandidaten zu erzwingen, bestand keine Hoffnung, da er nicht über die Reichsinsignien verfügen konnte. Nach einer Aussprache mit seinem Vetter Konrad dem Älteren gab Konrad auf und erklärte sich bereit, als erster der weltlichen Großen für den Verwandten zu stimmen. Gewiß hat der Wormser Großgraf für sein Zurücktreten Entschädigung gefordert und Zusicherungen erhalten. Ob es ihm dabei um künftigen Einfluß bei Hofe, um Gütererwerb, um die Entfernung Adalberos von Eppenstein aus dem Kärntner Herzogsamt oder um Zugeständnisse an seine Anhänger ging, wissen wir nicht. Die unzufriedenen Lothringer mit Erzbischof Pilgrim brachen daraufhin die Zelte ab und beteiligten sich nicht an der Wahl.
    Am Ostertage 1025 kam es in Augsburg zu einer unliebsamen Auseinandersetzung mit Konrad von Worms, der im Vertrauen auf Versprechungen des Vetters bisher vergeblich auf eine angemessene Entschädigung für den Rücktritt von der Thronkandidatur gewartet hatte. Der König wies alle seine Vorwürfe mit solcher Schärfe zurück, dass es zum offenen Bruch zwischen den Verwandten kam. Zutiefst gekränkt, im Gefühl, schändlich betrogen zu sein, verließ der jüngere Konrad den Hof, um die lothringischen Verwandten aufzusuchen, die noch immer der Versöhnung mit dem neuen Herrscher auswichen.
    Anfang September 1027 unterwarf sich Konrad der Jüngere. Obwohl er nicht am militärischen Aufruhr teilgenommen hatte, verurteilte ihn das Hofgericht zu ritterlicher Haft fern von seinen Gütern, sprach ihm die Lehen ab und verfügte die Zerstörung einiger Befestigungen. Trotzdem dürfte der Herrscher nicht nur wegen der treuen Dienste, die ihm Bruno, der Bruder des Gemaßregelten, als Italienkanzler leistete, sondern auch in Anbetracht eigener Versäumnisse baldige Begnadigung in Aussicht gestellt haben.
    Nach der Absetzung des Herzogs Adalbero blieb das Herzogtum Kärnten vakant. Inzwischen aber bewarb sich um sein bisheriges Reichsamt Konrad von Worms in der Erwartung, nun endlich den lange geforderten Rang einnehmen zu können, den Vater und Großvater innegehabt hatten. Bischof Bruno von Würzburg mag den Bruder vorsorglich zu schnellstem Erscheinen bei Hofe aufgefordert haben. Aber noch gelangten die salischen Vettern zu keiner Einigung über des künftigen Herzogs Gegengabe an das Reich. Zu Verhandlungen darüber traf Bruno deshalb wenig später in Mainz erneut mit Pilgrim von Köln, dem Vertreter der mächtigen ARIBONEN, zusammen. Erst zu Lichtmeß, am 2. Februar 1036, verlieh KONRAD II. endlich seinem Vetter und einstigen Rivalen das vakante Reichsamt mit Verona, Friaul und Istrien, aber ohne die Karantanenmark Steier. Als Gegengabe forderte und empfing er die Grundherrschaft Bruchsal zurück, die Otto, der Großvater beider Vertragspartner, im Jahre 1002 aus Königsgut für die Abtretung der Pfalz Worms an Bischof Burkhard bekommen hatte. Wichtigste Aufgabe des neuen Herzogs mußte es sein, das von Parteiungen heimgesuchte Land schnell zu befrieden, um für den bevorstehenden Italienzug des Kaisers die Sicherheit der Straßen in den Süden gewährleisten zu können. Gestützt auf das schmale Herzogsgut allein wäre er schwerlich imstande gewesen, die in ihn gesetzten Erwartungen zu erfülllen.

    Mertens Dieter: Band I Seite 234-240, "Von Rhein zur Rems" in: Die Salier und das Reich

    Dem jüngeren Konrad wird sein Vetter für die Zustimmung zur Wahl "sehr reale und nicht unbedeutende Versprechungen" gemacht haben, durch deren Erfüllung er in eine königsnahe Position gelangt wäre. Doch König KONRAD hat seinem Vetter eine solche Stellung nicht verschafft, und diese Unterlassung bedeutete zweifellos eine "offensio"; darin sah man die Ursache für den an Ostern 1025 ausgebrochenen Streit zu sehen haben. In diesem Streit fand Konrad der Jüngere bei opponierenden Lothringern, insbesondere bei der ihm durch die zweite Ehe seiner Mutter Mathilde mit Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen entstandenen Verwandtschaft, zeitweilig Rückhalt, wobei er auch mit dem aufständischen schwäbischen Herzog Ernst II. Verbindung aufnahm. 1027 hat Konrad der Jüngere sich unterworfen und - nach leichter Gefangenschaft und zeitweiliger Verbannung - letztlich nur die Zerstörung seiner befestigten Plätze hinnehmen müssen, ansonsten aber seinen früheren Rang zurückerhalten. Doch eine herausragende Stellung in größerer Königsnähe bedeutete dies nicht. Den fränkischen dux-Titel, den ihm die Chronisten zubilligen und den er auch in einem um seine Mutter Mathilde zentrierten Reichenauer Memorialeintrag von 1025 führt (Cuonradus dux), trägt Konrad der Jüngere bei seinem ohnehin nur einmaligen Vorkommen in den Urkunden seines königlichen Vetters nicht (Chuono).
    Auch ist Konrad der Jüngere nicht mehr als Träger der möglicherweise noch von seinem Vater innegehabten Weißenburger Lehen im Pfinzgau nachzuweisen. Signifikant ist insbesondere die Tatsache, dass Konrad der Jüngere am salischen Totengedenken keinerlei Anteil hat. Er ist nicht an einer Gedenkstiftung für seine im Wormser Dom bestatteten Vorfahren beteiligt. Die Königslinie adoptierte 1033 Konrads des Jüngeren lothringische Halbschwestern und machte 1034 die Totensorge auch für Konrads des Jüngeren Eltern zu ihrer Sache. König KONRAD II. scheint seinen Vetter darauf verwiesen zu haben, ein eigenes, nichtkönigliches Geschlecht zu begründen.
    Auf dem Hoftag zu Augsburg an Lichtmeß 1036 wurde Konrad das Herzogtum Kärnten zugesprochen. 1056 wird in einer Urkunde HEINRICHS III. die Schenkung der curtis Bruchsal samt dem zugehörenden Forst Lußhardt an die bischöfliche Kirche zu Speyer beglaubigt. Dies geschah unter der Voraussetzung, dass Konrad der Jüngere am 20.7.1039 kinder- oder zumindest söhnelos verstorben sei. Andererseits mußte sie dann vor Lichtmeß 1036 vollzogen worden sein, denn der dominus Cuono trägt keinen Herzogstitel.
    Die Identifizierung des tradierenden dominus Cuno mit Konrad dem Jüngeren ist ja keineswegs zwingend. Denn die Prämisse, Konrad der Jüngere sei söhnelos gestorben, besitzt nur die Qualität eines argumentum e silentio, die überdies den negativen Quellenbefund dezidiert einengt. Sie beruht auf dem Schluß, Konrad der Jüngere könne keinen Erben oder Sohn gehabt haben, weil die Quellen ihn nicht nennen. Doch die Quellen, die den Tod Konrads des Jüngeren vermelden, wollen keine genealogischen Mitteilungen machen. Deshalb scheint es weniger gezwungen, den 1056 von HEINRICH III. genannten consanguineus noster dominus Cuono, der ihm den Hof Bruchsal und den zugehörigen Forst Lußhardt übereignete, als einen lebenden Erben Bruchsals und damit als einen Erben Konrads des Jüngeren anzusehen, also anzunehmen, Konrad der Jüngere könne 1039 einen Erben hinterlassen haben, der jedoch noch unmündig war, so dass die Familie ihre Kärntner Stellung verlor und aus der großen Politik ausschied, aber ihr wichtiges Bruchsaler Allod behalten konnte. Im Jahre 1056 verlor der Erbe von Bruchsal dieses Erbe und damit wohl seinen fränkischen Hauptbesitz.
    Da die Machtgrundlage Konrads des Jüngeren sich aus väterlicherseits ererbtem ("salischen") und aus dem von seiner Mutter Mathilde ererbten (konradinischen) Besitz zusammengesetzt haben muß und die Preisgabe Bruchsals das väterliche Erbe schmälerte, steht zu vermuten, dass nunmehr der von Mathilde herrührende, auf Herzog Hermann II. zurückgehende Besitz relativ an Bedeutung gewann.
    Da der dominus Cuono mit Bruchsal und dem Forst Lußhardt einen sehr bedeutenden Sitz an den König abtrat, dürfte er von HEINRICH III. einen Ersatz erhalten haben, vergleichbar dem Vorgang des Jahres 1002, als Otto "von Worms" Bruchsal als Ersatz für die aufgegebene Wormser Burg erhalten hat.

    oo N.N.
    Kinder:
    - Richwara
    oo Berthold I. Herzog von Kärnten -5./6.11.1078
    - Konrad ?

    Literatur:
    Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 10,26,29,33,36,41, 44,58,60-64,66,79,96 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 7,133 - Bresslau, Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. 3 Bände Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1879 - Das Haus Württemberg. Ein Biographisches Lexikon. W. Kohlhammer Verlag GmbH 1997 Seite 5,6 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 8,30,35,66,224,232-235,238,241,251,255, 258,484/ Band II Seite 2/Band III Seite 305,320,498 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 28,36,39,63,69,72,78,94, 133,135,138,160,178,195,197 - Goez Elke: Beatrix von Canossa und Tuszien. Eine Untersuchung zur Geschichte des 11. Jahrhunderts, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 136 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 75,79,82-85,169 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 32, 46 - Pohl Walter: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 84,94 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 331,333 - Schwarzmaier Hansmartin: Von Speyer nach Rom. Wegstationen und Lebensspuren der Salier. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1992, Seite 17,45-49, 51,63,121 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 12 - Steindorff, Ernst: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich III., Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 Band 1, Seite 58 - Trillmich Werner: Kaiser Konrad II. und seine Zeit. Europa Union Verlag Bonn 1991 Seite 309 - Wolfram, Herwig: Konrad II. 990-1039. Kaiser dreier Reiche. C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München 2000 Seite 27,35,41,43-46,57-62,68,78-80,84,90-94,96,103,106,131,135,137,140,142,196, 206,210,298,309,338,345,353,362 -


  2. 22.  von Kärnten, Brunovon Kärnten, Bruno Graphische Anzeige der Nachkommen (15.Mathilde3, 4.Gerberga2, 1.Konrad1) wurde geboren um 1004; gestorben am 27 Mai 1045 in Persenbeug [3680],Niederösterreich,Österreich; wurde beigesetzt in Würzburg [97070],Würzburg (Stadt),Bayern,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Beruf: 14.4.1034-1045, Würzburg [97070],Würzburg (Stadt),Bayern,Deutschland; Bischof von Würzburg

    Notizen:

    Neue Deutsche Biographie - Brun

    Bischof von Würzburg, * um 1005, † 27.5.1045 Persenberg Persenbeug (begraben Würzburg).

    Als nahem Verwandten des salischen Königshauses standen B. alle hohen Reichsämter offen. Nachdem er sich als königlicher Kaplan und als Königsbote und seit 1027 als Kanzler für Italien bewährt hatte, erhob ihn 1034 Konrad II. auf den wichtigen Würzburger Bischofsstuhl. Das enge Verhältnis zu Konrad verdichtete sich unter dessen Sohn noch weiter, er gehörte zu den einflußreichsten Kirchenfürsten unter Heinrich III. und war einer der wenigen Männer, die damals häufiger und auch außerhalb ihres Amtsbereiches intervenierten. Er begleitete Heinrich III. auf seinem Umritt durch das Reich und warb 1042 für ihn um Agnes von Poitou. Damit wurde die Ehe des Königs, gegen die viele Zeitgenossen wegen zu naher Verwandtschaft Bedenken erhoben hatten, von einem der angesehensten und gelehrtesten Reichsbischöfe sanktioniert. Neben seiner Tätigkeit im Dienste des Königs begann er den Neubau des Würzburger Doms und legte als einer der wenigen literarisch tätigen Bischöfe seiner Zeit einen großen Kommentar zu den Psalmen an, wobei er die Einführung wie auch den Kommentar selbst aus Stücken zusammensetzte, die er den Kirchenvätern entnahm. Ob er auch eine Schrift gegen die Simonisten verfaßt hat, bleibt ungewiß.



    Name:
    Bruno von Würzburg

    Begraben:
    Dom


  3. 23.  von Kärnten, N. Graphische Anzeige der Nachkommen (15.Mathilde3, 4.Gerberga2, 1.Konrad1)

    Notizen:

    verm. oo Hezelin I. Graf im Bonngau , Graf zu Zülpich um 985- um 1033 (Bruder Ezzos)


  4. 24.  von Oberlothringen, Friedrich III. Graphische Anzeige der Nachkommen (15.Mathilde3, 4.Gerberga2, 1.Konrad1) wurde geboren um 1012; gestorben in Mai 1033.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1026/1027-1033, Oberlothringen; Herzog von Oberlothringen

    Notizen:

    Friedrich III.
    Herzog von Ober-Lothringen (1026/27-1033)
    um 1012-18./20.5.1033 (22. Mai 1033 Hlawitschka)
    Einziger Sohn des Herzogs Friedrichs II. von Ober-Lothringen aus dem Hause BAR und der Mathilde von Schwaben, Tochter von Herzog Hermann II.

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 951, Friedrich III., Herzog von Ober-Lothringen
    + Mai 1033
    Sohn Herzog Friedrichs II. und der Mathilde von Schwaben

    Folgte zwischen 1027 und 1032 seinem Großvater Dietrich I. Nach Friedrichs III. Tod ermöglichte es König KONRAD II., die beiden lothringischen Herzogtümer zugunsten von Gozelo, 1033-1044 Herzog von Nieder-Lothringen, neu zu ordnen.

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 7, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    X. 24 b. FRIEDRICH III., Herzog von Ober-Lothringen 1026/27
    * ca. 1020, + 1033

    Anmerkungen: Seite 133
    X. 24. Friedrich III.

    siehe Hofmeister, Mitt. Inst. Öst. Gf. 38, 504f. Nicht der Vater (Friedrich II., der schon kurz vor seinem Vater Dietrich gestorben war), sondern der Sohn Friedrich starb 1033. Danach sind die Angeben von Parisot, Lorraine 435, zu berichtigen.

    Thiele, Andreas: Tafel 50, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    FRIEDRICH III.
    * um 1010, + 1033

    1026/27 Herzog von Lothringen

    Trillmich Werner: Seite 289, "Kaiser Konrad II. und seine Zeit"

    Ende Mai erlosch das oberlothringische Herzogshaus BAR im Mannesstamme. Nach dem Tode Friedrichs III., der kein hohes Alter erreicht haben dürfte, nahm Kaiserin Gisela seine Schwestern Beatrix und Sophie, ihre Nichten, zu sich an den Hof, um ihre Erziehung zu vollenden und sie standesgemäß zu verheiraten. Im Besitz reicher Allodien waren die jungen Damen begehrte Partien, deren Zukunft für die Reichspolitik recht bedeutend werden sollte.

    Wolfram, Herwig: Seite 202, "Konrad II. 990-1039. Kaiser dreier Reiche."

    Als 1026/27 sowohl Dietrich I. wie Friedrich II. ziemlich gleichzeitig - unbekannt ist, wer vor wem - starben, übernahm Friedrich III., der Neffe Giselas, bis zum Jahre 1033 das oberlothringische Herzogtum. Mit seinem frühen kinderlosen, jedenfalls söhnelosen Tod ging das Herzogtum in die königliche Verfügungsgewalt über.

    Goez Elke: Seite 10-12, "Beatrix von Canossa und Tuszien. Eine Untersuchung zur Geschichte des 11. Jahrhunderts"

    Spärlich sind die Nachrichten über Beatrix bis zu ihrer ersten Eheschließung. 1012 oder kurz danach hatte ihr Vater, Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen, die KONRADINERIN Mathilde geheiratet, die älteste Tochter Herzog Hermanns II. von Schwaben und Witwe Herzog Konrads von Kärnten. Diese ist letztmals 1030 bezeugt, als sie während des Osterfestes am Königshof in Ingelheim weilte. Ihr einziger Bruder fand bereits 1032 oder 1033 den Tod [4 Vgl. Chron. s. Michaelis, SS IV, Seite 84: cunctis morbio absumptis, duce Theoderico, filio eius, et filio filli, exceptis duabus puellulis Sophia et Beatrice [...]. Das Chronicon sancti Michaelis ist ein wertvolles Zeitzeugnis, da es während der Amtszeit des Abtes Nantheruus (1021-1044) entstand, vgl. Grosdidier de Matons, Comte, Seite 6f. Jean de Bayon, Chronicon, preuves, col. CCXVIII: Cui [= Theodericus] Fridericus et filio nepos, quia ipse aeauivocus filius ante obierat, succedens, parvis diebus Lotharingis praefuit. Vgl. Parisot, Origines I, Seite 438f. Jean de Bayon, Chronicon, Seite 236, berichtet, daß Beatrix und Sophie noch eine dritte Schwester gehabt hätten, die an einen elsässischen Fürsten verheiratet worden sei. Parisse, Noblesse lorraine I, Seite 53 Anmerkung 187, hält dies zurecht für höchst unwahrscheinlich, zumal weder der Name dieser Schwester noch der ihres Gatten überliefert ist. Außerdem ist Jean de Bayon eine späte, häufig unzuverlässige Quelle.].

    Mertens, Dieter: Seite 244, "Vom Rhein zur Rems. Aspekte salisch-schwäbischer Geschichte" in: Die Salier und das Reich

    Adalberts von Calw Gemahlin Wieldrud war eine Enkelin der Mathilde aus deren zweiter Ehe mit Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen. Aus dieser Ehe wurden zwei Töchter, Sophia und Beatrix, geboren; nach dem Tod ihrer Eltern - Friedrich II. starb 1026/27, Mathilde 1031/32, sie wurde bei ihrem ersten Mann in Worms bestattet [139 Vgl. K. Schmid, Die Sorge der Salier um ihre Memoria. Zeugnisse, Erwägungen, Fragen, in: K. Schmid,/J. Wollasch (Hgg.), Memoria. Der geschichtliche Zeugniswert des liturgischen Gedenkens im Mittelalter (Münstersche Mittelalterschriften 48), Seite 682f.] - und nach dem Tod auch ihres älteren Bruders Friedrich III. (+ 1033) wurden Sophia und Beatrix von der Kaiserin Gisela, also der Schwester ihrer Mutter, adoptiert [140 Dazu zuletzt Hilsch, Regenbach (wie Anm. 35) Seite 57.].

    Bühler, Heinz: Seite 716, "Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze."

    Gisela hatte ja eine Schwester namens Mathilde, die am gleichen Erbe beteiligt gewesen sein muß. Deren Söhne aus erster Ehe mit Konrad I. von Kärnten (1004-1011), nämlich Herzog Konrad II. von Kärnten (1036-1039) und Bischof Bruno von Würzburg (1034-1045), hinterließen keine Nachkommen. So ging Mathildes Erbe auf ihre Nachkommen aus der zweiten Ehe mit Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen (+ 1026/27) über. Dies waren Herzog Friedrich III., der 1033 gleichfalls kinderlos starb; sodann die Tochter Beatrix (+ 1076), die aus erster Ehe mit Bonifaz von Tuscien (+ 1052) die Tochter Mathilde (+1115) hatte - ihr Erbe ging an Kaiser HEINRICH V.; schließlich die Tochter Sophie (+1093).

    Hlawitschka, Eduard: Seite 104, "Konradiner-Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis. Ein Rückblick auf 25 Jahre Forschungsdisput."

    [105 Dazu noch zwei Beispiele aus dem Mittelalter: FRIEDRICH BARBAROSSAS Mutter Judith verstarb ca. 1130, ihr Bruder Konrad, der Zisterzienser geworden war, verschied bei der Rückkehr von einer Jerusalemfahrt 1126, der weitere Bruder Welf VI. dagegen erst 61 bzw. sogar 65 Jahre später, nämlich 1191; Sophie von Bar und Mousson starb 60 Jahre später als ihr Bruder Herzog Friedrich III. von Ober-Lothringen.]

    Hilsch, Peter: Seite 57, "Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela", in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 42

    Aber noch ein anderes familiäres Ereignis war dafür entscheidend: am 18. oder 20. Mai 1033, zweieinhalb Monate vor Ausstellung unserer Urkunde, war der einzige Sohn Mathildes aus ihrer zweiten Ehe mit Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen (+ 1026/27), Herzog Friedrich III., kinderlos gestorben [13 Daß 1033 nicht Friedrich II., der Ehemann Mathildes gestorben war, wie noch Breßlau Jbb 1, Seite 461 annahm, sondern ihr gleichnamiger Sohn, hat Adolf Hofmeister in einer Rezension in MIÖG 38 (1920) Seite 503ff. herausgestellt. Zustimmend Gerd Tellenbach: Vom karolingischen Reichsadel zum deutschen Reichsfürstenstand. In: Herrschaft und Staat im Mittelalter (Wege der Forschung II), 1964, Seite 205 und Paul Leidinger: Untersuchungen zur Geschichte der Grafen von Wert (Studien und Quellen zur westfälischen Geschichte 5) 1965, Seite 54.]. Mathilde kann zu diesem Zeitpunkt ebenfalls nicht mehr gelebt haben; denn Kaiserin Gisela adoptierte nun, 1033, die einzigen hinterbliebenen Kinder aus der Ehe ihrer Schwester, Sophia und Beatrix.

    Leidinger, Paul: Seite 54, "Untersuchungen zur Geschichte der Grafen von Werl. Ein Beitrag zur Geschichte des Hochmittelalters."

    Nach dem Tode ihres ersten Gemahles am 12. Dezember 1012 [11 Herimannui Aug. Chronicon a.a. 1012 (SS V 119, vgl. oben n 4); Ann. Quedlinburgenses a.a. 1012 (SS III 81; vgl. dazu R. Holtzmann, Die Quedlinburger Annalen Seite 157 n 156); Thietmar VI 82.] vermählte Mathilde sich in zweiter Ehe mit Herzog Friedrich II. von Ober-Lothringen aus dem Hause BAR [12 Chuono dux Wormatiensis, patruelis imperatoris, nec fidus imperatori, nec tamen multum noxius illi, interim quietus manebat. Fridericus dux Lotharingorum, vitricus praedicti Chuononis, imperatori inimicando morte propria praeventus est (Wipo, cap. 19). Vgl. Bresslau, Jbb. Konrads II., Band II 72f. - Brandenburg, Problem 29ff, zweifelt zu Unrecht die Identität Mathildes an, so schon Bollnow 94f.], dem sie die Kinder Friedrich, Beatrix und Sophia gebar. Ihr Gemahl starb um 1026/27 während der Vorbereitungen eines Aufstandes gegen den Kaiser [13 Vgl. obige Nachricht von Wipo, cap. 19. Ihre Richtigkeit ist von A. Hofmeister, MIÖG, 1920, 503ff, gegen Bresslau, Jbb. Konrads II., Band I 460ff., und R. Parisot, Les Origines de la Haute Lorraine et de sa premiere maison ducale, Paris 1909, 279ff und Stammtafel 1, nachgewiesen worden. Zustimmend auch G. Tellenbach, Reichsadel 205 n 45.]. Ihm folgte sein Sohn Friedrich III. im Herzogtum, doch starb dieser schon im Mai des Jahres 1033 [14 Friderico Mosellanorum duce mortuo, quia mares filios non habebat, quibus ducatus competeret, Gothelo dux, impetrato ab imperatore etiam Mosellanorum ducatu, in Lothringia potentius principatur (Sigiberti Gemblac. Chronicon a.a.1034, SS VI 357). Daß die Nachricht in das Jahr 1033 gehört, hat Bresslau, Jbb. Konrads II., Band II 72f., insbesondere in n 4, gezeigt.]. Zu dieser Zeit war auch Mathilde schon tot, denn ihre beiden jungen Töchter (puellulae) Beatrix und Sophia wurden von deren Tante, der Kaiserin Gisela, an Kindes Statt angenommen und am Königshofe erzogen.

    Bresslau, Harry: Band II Seite 72, "Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II."

    1033
    Eben in diesen Tagen trat nun ein Todesfall ein, der für die Entwicklung des lothringischen Verhältnisse in mehr als einer Beziehung von größter Bedeutung war. Wahrscheinlich am 18. oder 20. Mai starb Herzog Friedrich von Ober-Lothringen. Friedrich war der letzte Mann seines Stammes; ein gleichnamiger Sohn war schon in jungen Jahren vor dem Vater verschieden [4 Das Necrol. S. Maximini (Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande LVII, 113) verzeichnet zu XV. Kal. Jun. Fridericus dux, zu XI. Kal. Jun. Fridericus dux juvenis. Nur das erstere Datum gibt das Necr. S. Maximini bei Hontheim, Prodrom. Hist. Trevir. Seite 977; nur das letztere Necrol. Weissenburg., Böhmer Fontt. IV, 310. Endlich zum 20. Mai (XIII. Kal. Jun.) setzt das Necrol. Fuld. (ed. Dümmler, Forschungen zu der Geschichte XVI, 173) den Tod des Herzogs Friedrich an. Wahrscheinlich ist der am 18. Mai gestorbene Friedrich unser Herzog, der am 22. Mai gestorbene Fridericus juvenus sein gleichnamiger Sohn; siehe unten N. 1. Die letzte mir bekannte Urkunde, in der Friedrich lebend erwähnt wird, ist vom 6. September 1032, Gallia Christiana XIII, pr. c. 557. Über das Todesjahr vgl. Stenzel II, 115. Daß die gleiche (N. 3) zu erwähnende Angabe Sigiberts von Gembloux zu 1033 gehört, wo die meisten Handschriften sie haben, und nicht zu 1034, woran der Herausgeber SS VI, 357 festhält, beweist die Chronologie des gleichzeitigen Chron. S. Mich. in pago Virdun. SS IV, 84ff. Hier wird cap. 32 erzählt, wie der Abt nach Friedrichs Tode vom Kaiser ein Privileg erwirbt, durch welches ihm mehrere Villen restituiert werden. In einer derselben baut er eine Kirche, die circiter Kal. Jun., tertio sive quarto die ante ascensionem domini vollendet ist. Die letzteren Daten passen zu 1033 (Himmelfahrt 31. Mai) und allenfalls zu 1034 (Himmelfahrt 23. Mai), keinesfalls aber zu 1035 (Himmelfahrt 7. Mai). Demnach kann - ein Jahr Bauzeit gerechnet - der Tod Friedrichs keinesfalls in 1034, sondern nur in 1032 oder 1033 fallen. Das erstere Jahr ist, abgesehen von allem anderen, durch die angeführte Urkunde ausgeschlossen; es bleibt also nur 1033 übrig.]; die zwei Töchter, Sophia und Beatrix, die der Herzog hinterließ, da auch ihre Mutter Mathilde schon hingegangen war, die Kaiserin Gisela, ihre Tante, an den Hof, wo sie ihre Erziehung vollendeten [1
    Chron. S. Michael in pago Virdun. cap. 32, SS IV, 84: cunctis morbo absumprtis, duce Theoderico filio ejus et filio filli, exceptis duabus puellulis Sophia et Beatrice, quae nutriebantur in aula regis, nam conjunx imperatoris, amitia earum, cas sibi adoptaverat in filias. - Laurent. Leodicus. Gesta epp. Virdunens. cap. 2, SS X. 492: filius hujus Theoderici fuit junior Fredericus, qui mortuus est patrem suum in primo flore juventutis. Da Herzog Friedrich den Vater überlebte, so muß die Angabe auf Verwechslung mit seinem eigenen Sohn beruhen, und deshalb habe ich angenommen, daß dieser dem Vater gleichnamig war. Daß Mathilde 1030 zuletzt erwähnt wird, ist Band I Seite 287 bemerkt.].

    Literatur:
    Boshof Egon: Die Salier. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1987 Seite 64 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 7,133 - Bresslau, Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1879 Band II Seite 72 - Bühler, Heinz: Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze. Anton H. Konrad Verlag 1997 Seite 704,716 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 244 - Goez Elke: Beatrix von Canossa und Tuszien. Eine Untersuchung zur Geschichte des 11. Jahrhunderts, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995Seite 10 - Heinzelmann, Josef: Der Name Sophia als genealogisches Indiz und Problem, in: Archiv für Familiengeschichtsforschung 4 (2000), S. 96­110 - Hilsch, Peter: Regenbach und die Schenkung der Kaiserin Gisela, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 42 1983 Seite 52-81 - Hlawitschka Eduard: Die Sterbedaten der Herzöge von Oberlothringen in der zweiten Hälfte des 10. und der ersten JHälfte des 11. Jahrhunderts. in: Forschungsbeiträge der Geisteswissenschaftlichen Klasse. Schriften der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste Band 23 Seite 69-82 - Hlawitschka, Eduard: Konradiner-Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis. Ein Rückblick auf 25 Jahre Forschungsdisput. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2003 Seite 104,176 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 169 - Hlawitschka, Eduard: War die oberlothringische Herzogstochter Sophie von Bar und Mousson eine Nachkommin der Kaiserin Theophanu? in: Forschungsbeiträge der Geisteswissenschaftlichen Klasse. Schriften der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste Band 23 Seite 83-102 -Leidinger, Paul: Untersuchungen zur Geschichte der Grafen von Werl. Ein Beitrag zur Geschichte des Hochmittelalters. Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens Abteilung Paderborn 1965 Seite 54 - Mohr Walter: Geschichte des Herzogtums Lothringen. Verlag "Die Mitte" Saarbrücken 1974 Teil I Seite 78 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 50 - Trillmich Werner: Kaiser Konrad II. und seine Zeit. Europa Union Verlag Bonn 1991 Seite 289 - Wolfram, Herwig: Konrad II. 990-1039. Kaiser dreier Reiche. C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München 2000 Seite 85,202,262 -

    Gestorben:
    18./20.5.1033
    (22. Mai 1033 Hlawitschka)


  5. 25.  von Oberlothringen, Sophie Graphische Anzeige der Nachkommen (15.Mathilde3, 4.Gerberga2, 1.Konrad1) wurde geboren um 1020/1025; gestorben in 1093.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Pfirt [68480],Haut-Rhin,Elsass,Frankreich; Gräfin von Sundgau-Pfirt

    Notizen:

    Sophie von Ober-Lothringen
    Gräfin von Sundgau-Pfirt
    um 1020/25- 1093
    (um 1013- nach 1091/92) Decker-Hauff
    Jüngere Tochter des Herzogs Friedrich II. von Ober-Lothringen und der Mathilde von Schwaben, Tochter von Herzog Hermann II.

    Sophie, Erbin von Bar, Amance und Saargemünd, war seit etwa 1026 die Adoptivtochter ihrer Mutterschwester Kaiserin Gisela und wurde zusammen mit ihrer Schwester Beatrix am kaiserlichen Hofe erzogen. Sie war die Gründerin der Klöster Sainte Marie in Bar-le-Duc und Chatenais.

    Goez Elke: "Beatrix von Canossa und Tuszien"

    Sophie erhielt Saint-Mihiel, die Burgherrschaften von Bar und Fains, und sie verfügte - neben weiteren, verstreut liegenden Gütern - über die Besitzungen von Saint-Denisen-Lorraine. Die mangelnde Geschlossenheit dieser Objekte erlaubte der Herzogs-Tochter und ihrem Gemahl Graf Ludwig von Mömpelgard keine kraftvolle und ausgreifende Territorialpolitik; in dieser Hinsicht änderte sich erst für ihre Nachkommen im Verlauf des 12. Jahrhunderts die Situation.

    1034 oo Ludwig Graf von Sundgau-Pfirt um 1005- 1067/76

    Kinder:
    - Bruno
    - Friedrich Markgraf von Turin - 1092 (29.6.1091 Tangl)
    - Ludwig
    - Beatrix -26.10.1092
    oo Berthold I. Herzog von Kärnten -5./6.11.1078
    - Dietrich I. Graf von Mousson - 1105
    - Sophie
    oo Volmar I. Graf von Froburg - um 1114
    - Mathilde - vor 1105
    oo Hugo VIII. Graf von Egisheim und Dagsburg -4.9.1089 ermordet

    Literatur:
    Goez Elke: Beatrix von Canossa und Tuszien. Eine Untersuchung zur Geschichte des 11. Jahrhunderts, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 11-13,15,35,36,39,74,77 - Hlawitschka, Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Studien zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9.,10. und 11. Jahrhundert, Saarbrücken 1969, Seite 84,111 -

    Gestorben:
    (um 1013- nach 1091/92) Decker-Hauff

    Sophie heiratete von Sundgau-Pfirt, Ludwig in 1034. Ludwig (Sohn von von Egisheim, Hildegard) wurde geboren um 1005; gestorben in 1067/1076. [Familienblatt] [Familientafel]


  6. 26.  von Lothringen, Beatrix Graphische Anzeige der Nachkommen (15.Mathilde3, 4.Gerberga2, 1.Konrad1) wurde geboren um 1020/1025; gestorben am 18 Apr 1076 in Pisa [56121],Pisa,Toskana,Italien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: Tuszien,Italien; Markgräfin von Tuszien

    Notizen:

    Beatrix von Ober-Lothringen
    Markgräfin von Tuszien
    1013/26-18.4.1076 Pisa
    Tochter des Herzogs Friedrichs II. von Ober-Lothringen und der Mathilde von Schwaben, Tochter von Herzog Hermann II.

    Lexikon des Mittelalters: Band I Seite 1745

    Beatrix von Tuszien
    wohl vor 1020, + 18. April 1076 Pisa
    Tochter Friedrichs II. von Ober-Lothringen und der Mathilde von Schwaben [Schwester der Kaiserin Gisela]

    1033 verwaist, wurde sie von der Kaiserin Gisela, ihrer Tante, adoptiert. Die zwischen 1036 und 1038 geschlossene Ehe mit dem spätestens 1032 mit Tuszien belehnten Bonifaz von Canossa lag auch im Interesse KONRADS II. Bonifaz wurde 1052 ermordet, die Kinder Friedrich (+ 1055), Beatrix und Mathilde waren unmündig, so dass nun Beatrix über Güter und Lehen des Bonifaz gebot. Beatrix hatte gute Beziehungen zu Papst Leo IX. und seinem Reformkreis, sie kannte früh Hildebrand (Gregor VII.) und Petrus Damiani. 1054 heiratete sie ohne Wissen HEINRICHS III. Gottfried den Bärtigen von Ober-Lothringen, der sich mehrfach gegen den Kaiser erhoben hatte. 1055 setzte HEINRICH III. den nach Lothringen ausgewichenen Gottfried ab und nahm Beatrixund Mathilde in Haft. Gottfrieds Bruder, Kardinaldiakon Friedrich von Lothringen, verzichtete auf sein Amt und trat in Montecassino ein. Viktor II. wurde von HEINRICH III. das Herzogtum Spoleto und die Mark Fermo, wohl auch als Gegengewicht gegen das Haus CANOSSA, verliehen. Viktor gelang die Aussöhnung Gottfrieds mit dem Hof, so dass Gottfried und Beatrix 1056 wieder über ihre Güter und Lehen verfügten. Beide förderten 1058 die Wahl Gerhards von Florenz zum Papst (Nikolaus II.). Beatrix verlegte 1062 Cadalus-Honorius II. den Weg nach Rom; Gottfried veranlaßte die Überprüfung der schismatischen Wahl und sicherte die Synode zu Mantua 1064, die Alexander II. bestätigte. Nach Gottfrieds Tod (1069) konnte Beatrix bis zu ihrem Tod mit Mathilde als zuverlässige Stütze der Reformpartei, anwesend 1073 bei der Weihe Gregors VII., regieren. 1074 war Beatrix bereit, die Pläne Gregors gegen Sarazenen und Normannen militärisch zu unterstützen. Das Kloster Frassinoro unter dem Appeninenpaß Foce della Radici ist ihre Gründung (Dotation 29.8.1071).

    Literatur:
    DBI VII, 352-363 [Lit.] - H. Bresslau, JDG K II., 1879-1884 [Nachdruck 1967] - E. Steindorff, JDG H III., 1874-1880 [Nachdr. 1963] - G. Meyer v. Knonau, JDG H IV., Bd. I und II, 1894-1894 [Nachdr. 1964] - A. Overmann, Gfn. Mathilde v. Tuszien, 1895 [Nachdr. 1965]

    Glocker Winfrid: Seite 331,340,343, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VIII, 59 = VIII, 97
    Beatrix
    * c 1020/25, + 1076 IV 18
    a oo 1036/40 Bonifatius I., Markgraf von Tuszien; + 1052 V 6
    b oo 1054 Gottfried II. der Bärtige, 1065 Herzog von Nieder-Lothringen; + 1069 XII 21

    Vgl. Brandenburg X, 25.

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 7; "Die Nachkommen Karls des Großen"

    X. 25 b. Beatrix
    * ca. 1025, + 1076

    Gemahl:
    a) 1036/40 Bonifatius I., Markgraf von Tuszien; + 1052 6.V.
    b) 1054 Gottfried Herzog von Nieder-Lothringen 1065 + 1069 XII (siehe X. 120)

    Anmerkungen: Seite 133
    X. 25. Beatrix

    siehe besonders Breßlau, Konrad II. I, 431f.
    Ergänzungen (Wolf): Beatrix von Ober-Lothringen + 1076

    Gemahl:
    Bonifaz Markgraf von Canossa

    Kinder:
    XI Friedrich
    XI Beatrix
    XI Mathilde
    * ca. 1046, + 1115 Markgräfin von Tuszien

    Gemahl:
    a) 1069 Gottfried der Bucklige (siehe XI 209)
    b) 1089 Welf (siehe X 62) (vgl. Lex. MA)

    Golinelli Paolo: Seite 72,113-115; "Mathilde und der Gang nach Canossa"

    In den Quellen erscheint Beatrix von Lothringen erstmals am 5. Oktober 1040 als Bonifaz'Gemahlin. Aus den Urkundenmaterial läßt sich erschließen, dass Richilde im Frühjahr 1036 starb und Bonifaz im darauffolgenden Juli Beatrix in Nijmwegen traf, wo er der Hochzeit des Kaiser-Sohnes HEINRICH III. mit der Tochter König Knuts von England und Dänemark beiwohnte und an der anschließenden Versammlung der Großen des Reichs teilnahm. Manche vermuten, dass der von Bonifaz eingegangene Ehebund auf Wunsch Kaiser KONRADS II. zustande gekommen war, der damit zwei Mächtige des Reichs noch stärker an sich binden wollte.
    Beatrix gehörte einer der angesehensten Familien des Reichs an: Ihre Eltern waren Herzog Friedrich von Ober-Lothringen und Mathilde, die Tochter des Herzogs Hermann II. von Schwaben und Gerbergas, der Tochter des Königs von Burgund.
    Nach dem Tod ihres Vaters im Jahre 1033 wurde Beatrix zusammen mit ihrer Schwester Sophie von ihrer Tante Gisela, der Gemahlin KONRADS II., aufgenommen. Man weiß nicht genau, wie alt die Braut war, aber sicherlich war sie jünger als der Bräutigam. Erbin eines beträchtlichen Vermögens und den Ränken ihres Vetters Gottfried, des Herzogs von Nieder-Lothringen, ausgesetzt, suchte Beatrix bei Bonifaz die Sicherheit, die ihr dieser als einer der Mächtigen im Reich und dazu noch im höchstem Maße kaisertreu, bieten konnte. Sie brachte nicht nur "Diener und Mägde", sondern auch "Länder und Burgen" mit in die Ehe, wie Donizo bezeugt. Overmann stellt bei seinem Versuch, die geographische Lage der Herrschaften und Besitztümer der CANOSSAzu rekonstruieren, folgende Liste der lothringischen Güter zusammen:
    + die Burg Briey nordwestlich von Metz
    + Gebiete, die an Luxemburg grenzen, in denen Mathilde später die Abtei Orval gründete, weitere Ortschaften im heutigen Belgien (Cyricihof zwischen Lüttich und Namur)
    + im nördlichen Frankreich (unter anderem die Burg Merevaux und der Wald von Woevre, die Mathilde der Kirche von Verdun schenkte) und am Rhein.
    Wenn man der in der Vatikanbibliothek aufbewahrten Donizo-Handschrift Glauben schenken darf, war Beatrixsehr schön: Sie besaß eine würdevolle Haltung, große kluge Augen und rotes Haar, das sich wohl an Mathilde vererbte, wie man nach der Öffnung des Sarkophags der Markgräfin im 17. Jahrhundert feststellen konnte.
    Ihre Intelligenz und starke Persönlichkeit zeigen sich nicht zuletzt darin, wie sie sich ihrem Gatten Bonifaz gegenüber verhielt und mit welchem Geschick sie nach dessen Tod lavierte, um ihre Herrschaft zu bewahren. Die Forschung vertritt einstimmig die Ansicht, Beatrix habe Bonifaz in seinen letzten Lebensjahren zu manchen wichtigen Entscheidungen bewogen und - was noch bemerkenswerter ist - einen Wandel in seinem Verhalten gegenüber den kirchlichen Institutionen herbeigeführt, so dass er von seinen früheren simonistischen Praktiken abließ.
    Nach der Ermordung ihres Gatten Bonifaz' suchte Beatrix daher Anlehnung an die Kirche und baute zwischen den CANOSSA und den Päpsten eine Beziehung auf, die auf Zusammenarbeit und gegenseitiger Unterstützung basierte, was in den folgenden Jahren von großer Bedeutung für die Dynastie sein sollte. Diese Beziehungen, die durch das Verwandtschaftsverhältnis zwischen Beatrix und Papst Leo IX. (er war ihr Onkel) erleichtert wurde, sah jedoch als Gegenleistung für den Schutz der Päpste vor, dass die Herren von Canossa die von Bonifaz den Kirchen entzogenen Güter zurückerstatten und Kanonikerhäuser und Klöster noch stärker fördern sollten. Unter diesem Gesichtspunkt muß also die erste erhaltene Urkunde gedeutet werden, in der Beatrix nach dem Tod ihres Mannes allein agiert: eine Schenkung des Fronhofs Volta Mantovana an die Kathedrale von Mantua. Diese Urkunde ist entweder auf den 3. oder auf den 10. Januar datiert. Beatrix agierte im Namen ihres noch minderjährigen Sohnes Friedrich, des legitimen Nachfolgers von Bonifaz, und verband damit natürlich die Fürbitte für das Seelenheil ihres Mannes. Am 21. Februar 1053 kam Leo IX. nach Mantua, um eine Reform des Klerus durchzusetzen, wurde aber durch einen "Volksaufstand" vertrieben, der in Wirklichkeit von den städtischen Arimannen ausging. Eine gegen Ende jenes unruhigen Jahres in Felonica ausgestellte Urkunde, einer am Po zwischen Mantua und Ferrara gelegene ländliche Ortschaft, wo Bonifaz ein Benediktiner-Kloster gegründet hatte, gibt jedoch Zeugnis für eine sehr schwierige Phase in Beatrix' Leben. Am 17. Dezember machte Beatrix in der Nähe des Friedhofs von Santa Maria die Felonica an das Kloster, dessen Abt Petrus war, die Schenkung über die Kirche Santa Maria di Badigusala (in der Ortschaft Raigusa im Bologneser Gebiet), "für Bonifaz'Seelenheil und für die Seelen meines Sohnes und meiner Tochter". Die Urkunde nennt keine Namen, aber die darin erwähnten Kinder waren sicherlich Friedrich und Beatrix, Mathildes Geschwister, die beide in eben dem Jahr gestorben waren, bevor das Dokument ausgestellt wurde, vielleicht sogar in Felonica selbst. Es konnte nicht ausbleiben, dass so mancher, wie Bonizo von Sutri, der Chronist des Investiturstreits, von einem gewaltsamen Tod sprach, dessen Urheber unbekannt war, und der durch ein maleficium, vielleicht Gift, verursacht worden war.
    Noch schwieriger und wechselvoller war für sie das Jahr 1054: Beatrix hatte erkannt, dass es über ihre Kräfte ging, weiterhin allein ihre Herrschaftsgebiete zu verwalten. Als ihr Sohn noch lebte, war es ihre Pflicht gewesen, ihre Herrschaftsgebiete vor Zersplitterung zu bewahren, um ihm die Nachfolge zu sichern. Aber da nun Friedrich gestorben war, mußte man eine Lösung finden, die ihr und ihrer Tochter Sicherheit bieten konnte.
    Nach der Vertreibung ihres Mannes Gottfried der Bärtige nach Lothringen waren Beatrix und Mathilde nun wieder ohne Schutz. Am 31. Mai 1055 - falls die Urkunde echt ist - verkaufte die Markgräfin, die das schlimmste befürchtete, weit unter dem Wert Güter im Gebiet von Lucca, die sie 1044 erworben hatte. Sie brauchte dringend und rasch Bargeld. HEINRICH III. hatte sie nämlich zu einer Synode nach Florenz gerufen, die in Anwesenheit von Papst Viktor II. vom 4. bis zum 14. Juni 1055 abgehalten wurde. Dort bewahrheiteten sich ihre Befürchtungen: Der Kaiser nahm sie und ihre Tochter Mathilde, die noch keine 10 Jahre alt war, in Haft. Als er später nach Deutschland zurückkehrte, führte er seine beiden Gefangenen mit sich. Ein Mathilde nahestehender Chronist berichtet über den wenig später erfolgten Tod HEINRICHS III.:
    "Kaum hatte er die fränkische Seite des Rheins erreicht, wurde er von einem heftigen Fieber ergriffen. Da rief er den erhabenen Herzog Gottfried zu sich, gab ihm seine Gemahlin und die Tochter des Bonifaz zurück sowie alle Besitzungen, die ihnen gehörten, und bat ihn dringend, er möge seinem Sohn, dem schon designierten König, die Treue halten. Wenige Tage danach ereilte ihn der Tod. Sein Leichnam wurde mit allen Ehren in Speyer, im Grab seines Vaters, beigesetzt, und sein Sohn übernahm gemeinsam mit der Mutter die Regierung des Reichs."
    So schildert Bonizo von Sutri das Geschehen. Andere behaupten jedoch, dass das Herrscherpaar von Canossa erst nach dem Tod HEINRICHS III. wieder zusammenkommen konnte und erst dann seine Herrschaftsgebiete zurückerhielt.

    Goez Elke: "Beatrix von Tuszien"

    Jugendjahre Seite 11-13

    Der genaue Zeitpunkt der Geburt von Beatrix ist nicht bekannt; er muß jedoch zwischen 1013 und 1026 gelegen haben. Das gleiche gilt für ihre Schwester Sophie, die zwar erst geraume Zeit nach Beatrix starb, deshalb aber nicht die jüngere der beiden Schwestern gewesen zu sein braucht. Ihr einziger Bruder fand bereits 1032 oder 1033 den Tod. Obwohl Sophie und Beatrix erstmals im Zusammenhang mit dem Tod des Vaters am 18. Mai 1033 erwähnt werden, ist Glaesener überzeugt, dass Beatrix1036 20 Jahre alt gewesen sei, somit also 1016 geboren wurde. Diese Behauptung ist durch keine Quelle zu belegen und basiert allein auf Spekulationen über das heiratsfähige Alter, die der Vorstellungswelt des 20. Jahrhunderts entstammen. Zudem läßt Glaesener außer acht, dass die Töchter des verstorbenen Herzogs von einer zeitgenössischen Quelle ausdrücklich als minderjährig bezeichnet werden.
    Mit Herzog Friedrich II. erlosch die Linie BAR des ARDENNERGRAFEN-Hauses im Mannesstamm und es unterlag keinem Zweifel, dass Beatrix und Sophie wegen des geringen Alters, aber vor allem wegen ihres Geschlechts dem Vater nicht im Herzogtum nachfolgen konnten. Die beiden Waisen wurden gleich nach 1033 durch ihre Tante mütterlicherseits, die Kaiserin Gisela, an den Hof KONRADS II. geholt und dort als Adoptivtöchter erzogen. Ich halte es allerdings für höchst unwahrscheinlich, dass die beiden Mädchen beständig mit dem Herrscher herumreisten, sondern möchte eine Ausbildung oder doch längere Anwesenheit in einem von der Kaiserin bevorzugten Damenstift annehmen. Eine gemeinsame Erziehung mit HEINRICH III. ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auszuschließen, zumal der junge König 1033 bereits Mitregent war und in dieser Eigenschaft zusammen mit seinem Vater Regierungsaufgaben zu erfüllen hatte. Allerdings dürften sich Beatrix und HEINRICH - letzterer geboren am 28. Oktober 1017 - im Alter tatsächlich sehr nahegestanden haben .
    Obwohl das Grab der Beatrixin Pisa erhalten blieb, wurden Untersuchungen der Gebeine bislang noch nicht vorgenommen, so dass wir keine Vorstellungen vom Äußeren der Markgräfin machen können. Die schwärmerische Schilderung Donizos über die Schönheit der Mutter seiner Herrin Mathilde muß man als panegyrische Schmeichelei auffassen, und auch ihre Miniatur im Donizo-Codex zeigt zweifellos kein realistisches Abbild.
    Über die Jahre bis zu Beatrix' Verheiratung mit Bonifaz von Tuszien-Canossa ist nichts bekannt. Der im frühen 14. Jahrhundert lebende Dominikaner Jean de Bayon erzählt allerdings, dass Herzog Gozelo von Nieder-Lothringen der tutor der beiden Mädchen gewesen sei. Doch dieser Geschichtsschreiber erweist sich häufig als zu phantasievoll. KONRAD II. ließ die beiden Erbtöchter des Herzogs Friedrich II. an seinen Hof holen, verheiratete Sophie mit Graf Ludwig von Mousson und Mömpelgard und gab 1037 Beatrix seinem treuesten italienischen Vasallen zur Frau, dem seit kurzem verwitweten Markgrafen Bonifaz von Tuszien-Canossa.

    1.3. Herzog Gottfried der Bärtige Seite 20-25

    Nach dem Mord an Bonifaz hatte Beatrix im canusinischen Herrschaftsgebiet einen schweren Stand, denn viele der kleinen Vasallen warteten seit langem auf eine Gelegenheit, das drückende Joch abzuschütteln, das der Markgraf ihnen auferlegt hatte. Zugleich gab es seitens der Krone Probleme: Beatrix beanspruchte als Vormund ihres minderjährigen Sohnes Friedrich das ungeschmälerte Erbe einschließlich der umfänglichen Reichslehen. Deswegen sandte sie die Bischöfe Arnald von Arezzo und Wido von Volterra als Unterhändler zu HEINRICH III. Doch es gelang dem Kaiser, durch betonte Großzügigkeit die beiden Geistlichen auf seine Seite zu ziehen, und ihre Gesandtschaft blieb daher für Beatrix ohne Erfolg. Unglücklicherweise starben zudem binnen weniger als zwei Jahre nach dem Attentat auf den Markgrafen auch die beiden älteren Kinder Friedrich und Beatrix. Weder der Zeitpunkt noch die Todesursachen sind geklärt. Bonizo überliefert in seinem weitgehend polemischen "Liber ad amicum" das Gerücht, sie seien vergiftet worden, wofür es allerdings keinerlei Quellenhinweise gibt. Mit Sicherheit war Friedrich Anfang Januar 1053 noch am Leben; denn damals schenkte Beatrix für das Seelenheil ihres verstorbenen Mannes gemeinsam mit dem Sohn das Hofgut Volta an die Kirche des heiligen Petrus zu Mantua. Eine Stiftung der Markgräfin für das Marienkloster in Felonica vom 17. Dezember 1053 wurde in der Forschung wiederholt zur Bestimmung des Sterbedatums von Friedrich und seiner Schwester Beatrix herangezogen. Doch entgegen dem Wortlaut der älteren Drucke, die an dieser Stelle von der handschriftlichen Überlieferung abweichen, gab die Markgräfin dem Kloster die Marienkirche in Badigusula propter Deum et remedium anime mee et anime de quondam Bonefacio marchio est anime filio et filias meas. Da sie hier von ihrem Sohn und den beiden Töchtern spricht, zugleich aber nur Bonifaz ausdrücklich als Verstorbenen nennt, möchte ich im Gegensatz zur bisherigen Forschung annehmen, dass die drei Kinder zu diesem Zeitpunkt alle noch am Leben waren. Der Tod ihres Sohnes, als dessen Vormund Beatrix fungierte, muß jedoch bald nach dem 17. Dezember 1053 erfolgt sein, da ich es für ausgeschlossen halte, dass sie noch zu Lebzeiten eines männlichen, somit reichsrechtlich eindeutig erbberechtigten Kindes eine zweite Ehe eingegangen wäre. Ein bislang in der Regel übersehener Quellenbeleg liefert dagegen nur ein Scheinargument für ein noch späteres Sterbedatum: Angeblich schwor Rodolfo do Casola 1055 dem Bischof Guido II. von Lugni gegen jedermann Treue, ausgenommen Beatrix und ihren Sohn. Diese undatierte Nachricht wird allein durch den Pontifikat des Bischofs zeitlich fixiert, der gerade für dieses Jahr auch anderweitig bezeugt ist. Sein Vorgänger wird jedoch nur ein einziges Mal in einer Urkunde genannt, nämlich 1039, so dass es durchaus plausibel erscheint, dass Guido II. bereits geraume Zeit vor 1055 sein Amt antrat und jener Eid bedeutend früher abgelegt wurde, was angesichts der politischen Verhältnisse sogar viel einleuchtender ist.
    Nach dem Tode Friedrichs drohte die Stellung der Beatrix unhaltbar zu werden; sie mußte ernsthaft fürchten, das Erbe des Bonifaz weder für sich noch für ihre einzige überlebende Tochter Mathilde behaupten zu können. Nur durch die baldige Heirat mit einem mächtigen Fürsten war Hilfe gegen alle Anfeindungen zu erhoffen.
    Vermutlich ist der aufständische, vom Kaiser abgesetzte und geächtete Herzog Gottfried der Bärtige von Ober-Lothringen mit seinem Bruder Friedrich, dem späteren Papst Stephan IX., im Gefolge Leos IX., dem an einer echten Versöhnung des Fürsten mit HEINRICH III. gelegen war, im Winter 1049/50 nach Italien gezogen. In diesen Zusammenhang gehört wohl auch die Behauptung des Laurentius von Lüttich, Gottfried habe damals dem Markgrafen Bonifaz als Gefolgsmann gedient. Steindorff tut diese Nachricht zwar als "fabulose Vorgeschichte" ab, aber man kann sie durchaus als Hinweis darauf deuten, dass Gottfried schon frühzeitig Kontakte zum Haus CANOSSA aufgenommen hatte. Dass er seine zukünftige Frau bereits vor der Heirat bei der Bewahrung des canusinischen Erbes unterstützt habe, wäre zwar möglich; doch beweisen läßt es sich nicht. Wedemann vermutet, dass es Kardinal Friedrich gewesen sei, der die Beziehungen seines Bruders zu den CANUSINERN in Italien vermittelte. Dass Gottfried allerdings schon 1051 der Gedanke an eine zukünftige Ehe mit Beatrix vorschwebte, wie Dupreel meinte, muß entschieden bezweifelt werden, da Bonifaz zu dieser Zeit ja noch lebte. Man darf jedoch angesichts ihrer Verwandtschaft und der gemeinsamen lothringischen Heimat davon ausgehen, dass Gottfried Beatrix wohl schon viel früher, nämlich noch als Kind kennengelernt hatte.
    1054 - als sich erste Anzeichen zu einer Aussöhnung des Herzogs mit HEINRICH III. anzudeuten schienen - heiratete Gottfried der Bärtige Beatrix von Tuszien-Canossa ohne Rücksicht auf das kanonische Ehehindernis einer zu nahen Verwandtschaft und ohne Einholung der Erlaubnis des Lehnsherrn, also gleichsam hinter dem Rücken des Kaisers, der offenbar völlig überrascht wurde und sich brüskiert zeigte. Die Quellen differieren stark in der zeitlichen Einordnung der Hochzeit, was vor allem dadurch zu erklären ist, dass sie Ereignisse, welche durch die Ehe ausgelöst wurden, in direktem Zusammenhang mit der Vermählung berichten, was naturgemäß zu chronologischen Ungenauigkeiten führte. Die überaus heftige Reaktion Kaiser HEINRICHS III., der 1055 nicht zuletzt deswegen persönlich nach Italien zog, um "kompromißlos... diesen Versuch einer neuen Machtbildung in Italien" zu durchkreuzen und die ihm unliebsame Verbindung zu trennen, ist ein zusätzliches Argument dafür, dass die Hochzeit nicht bereits im Jahr 1053 stattfand, da der Herrscher schwerlich zwei Jahre tatenlos dieser Verbindung zugesehen hätte. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass HEINRICH III. bei dem Italienzug bereits am 22. März 1055 Brixen erreichte. Die seit langem geplante Reichssynode zu Pfingsten 1055 in Florenz hätte eine solche Eile nicht erfordert. Man darf daher annehmen, dass Beatrixund Gottfried im Sommer oder Herbst 1054 heirateten und HEINRICH III. sofort Gegenmaßnahmen einleitete, nachdem ihn die Nachricht erreicht hatte. Die neuerliche Kränkung und Mißachtung seiner Rechte mußten HEINRICH III. daher um so empfindlicher treffen; denn auch Gottfried der Bärtige und Beatrix hatten es versäumt, den lehnsrechtlich vorgeschriebenen Ehekonsens des Kaisers einzuholen, mit dessen Gewährung sie freilich niemals hätten rechnen dürfen. HEINRICH III. konnte und wollte in Oberitalien keine Machtkonzentration in den Händen eines bereits wiederholt rebellischen und gemaßregelten Feindes dulden. Die klandestine Hochzeit mochte manchen Zeitgenossen wie offener Verrat erscheinen. Ob Gottfried allerdings tatsächlich Oberitalien vom Reich abspalten wollte oder ein antikaiserliches Bündnis mit den Normannen plante, wie eine einzelne Quelle behauptet, ist eher unwahrscheinlich. Doch insgeheim hatten Beatrix und Gottfried wohl darauf gehofft, dass HEINRICH III. durch die damaligen Krisen im Reich zu stark in Anspruch genommen sein würde, um in Italien aktiv werden zu können. Aber sie hatten sich getäuscht. 1055 zog der Kaiser über die Alpen, wo er lokale Revolten augenblicklich niederwarf, und Gottfried ergriff die Flucht.
    Nun war Beatrix wiederum auf sich allein gestellt. Die einzige Möglichkeit, die canussinische Stellung vielleicht doch noch zu retten, bestand in der Unterwerfung unter die Gnade des siegreichen Kaisers. So bezog sie in Begleitung ihrer noch minderjährigen Tochter Mathilde, die zu diesem Zeitpunkt vermutlich bereits mit dem gleichnamigen Sohn Gottfrieds des Bärtigen verlobt war, nach Florenz, wo HEINRICH III. mit dem Papst ein Konzil veranstaltete. Noch auf der Reise versuchte Beatrix, durch eine Veräußerung mit Rückkaufsrecht binnen Jahresfrist wenigstens eine besonders wichtige Besitzung vor den drohenden Verlust zu retten. Auffälligerweise nennt sie sich in dieser Urkunde nicht in der sonst üblichen Weise Markgräfin oder gar Herzogin, sondern erwähnt nur ihre Abstammung von Herzog Friedrich. Sie wollte offenbar vermeiden, durch eine fürstliche Intitulatio, die - wenn überhaupt - reichsrechtlich nur ihrem Gemahl zustand, den Kaiser noch mehr zu reizen. Zu Beatrix'Unglück war ihr Fürsprecher und naher Verwandter Leo IX., der sich bislang stets für Gottfried den Bärtigen eingesetzt hatte, im Jahr zuvor gestorben, und von Viktor II. hatte sie keine Hilfe zu erwarten. Lampert von Hersfeld berichtet, dass Beatrix sich mit einer Rede vor dem Kaiser ausführlich zu rechtfertigen suchte, aber sie hatte damit keinen Erfolg. HEINRICH III. ließ sie und ihre Tochter in Haft nehmen und führte sie mit sich über die Alpen nach Deutschland. Damit schien zugleich eine der letzten KONRADINER-Erbinnen ausgeschaltet. Auch Friedrich, der Bruder Gottfrieds blieb vor dem Zorn des Kaisers nicht verschont.
    In dieser geradezu aussichtslos anmutenden Situation rettete Gottfried und Beatrix der plötzliche Tod HEINRICHS III. Ausschließlich die Tatsache, dass sie den Kaiser überlebten, ermöglichte es ihnen, in ihre Herrschaftsgebiete südlich der Alpen zurückzukehren. Gleichsam mit einem Schlag zählten sie wieder zu den wichtigsten Fürsten des Reiches.

    2.1. Die lothringischen Besitzungen Seite 35-41

    Beatrix selbst hat indessen nur in geringem Umfang über ihren lothringischen Allodialbesitz urkundlich verfügt, so dass der Großteil der Objekte lediglich durch die Veräußerungen oder Schenkungen ihrer Tochter Mathilde erschlossen kann.
    Zunächst ist festzuhalten, dass Beatrix ebenso wie ihre Schwester Sophie "le bien des allieux et de certains benefices de leur pere" übernahm, den väterlichen Amtstitel und die damit verbundenen Rechte und Besitzungen aber selbstverständlich einbüßte. Das Privaterbe Friedrichs II., das laut Parisot die Grundlage der herzoglichen Territorialherrschaft bildete, fiel nach seinem Tod offenbar ohne größere Verluste den Töchtern zu. Die Zentren lagen im Gebiet von Bar-le-Duc, im westlich von Briey im Department Meuse gelegenen Gondrecourt, in Saint-Mihiel an der Maas, auf halbem Wege zwischen Toul und Verdun, dessen Hochstiftsvogtei der Herzog besessen hatte, in Amance nordöstlich von Nancy, in Mousson an der Mosel und rings um das Department Meuse nordwestlich von Metz gelegene Briey mit Thionville, ein sehr ausgedehnter Besitzkomplex. Die beiden Schwestern teilten sich den väterlichen Nachlaß zu annähernd gleichen Teilen. Sophie erhielt Saint-Mihiel, die Burgherrschaften von Bar und Fains, und sie verfügte - neben weiteren, verstreut liegenden Gütern - über die Besitzungen von Saint-Denis-en-Lorraine. Die mangelnde Geschlossenheit dieser Objekte erlaubte der Herzogstochter und ihrem Gemahl Graf Ludwig von Mömpelgard keine kraftvolle und ausgreifende Territorialpolitik; in dieser Hinsicht änderte sich erst für ihre Nachkommen im Verlauf des 12. Jahrhunderts die Situation. Beatrixübernahm dagegen die weiter nördlich "dans le Verdunois, la Woevre et l'Ardenne" gelegene Familienbesitzungen Stenay, Mouzay, Muraut, Juvigny und Briey. Gegenseitige Einmischungen in die jeweiligen Erbteile der Schwestern kamen offenbar nicht vor. Selbst für das vormalige Familienkloster Saint-Mihiel erfolgte daher niemals eine Schenkung der frommen Markgräfin oder ihrer Tochter Mathilde.
    Es ist allerdings nicht mit Sicherheit zu bestimmen, ob Stenay und Mouzay wirklich aus dem Besitz des Großvaters oder nicht vielmehr aus dem Erbe Gottfrieds des Bärtigen an Mathilde kamen, möglicherweise auf dem Weg über das nicht näher bekannte, aber vorauszusetzende Wittum der Beatrix. Der Herzog hat nämlich auf Veranlassung seiner Gemahlin der Abtei Gorze die Kirche St. Dagobert in Stenay urkundlich zugesprochen, wozu auch Mouzay gehörte. Dies ist deshalb bemerkenswert, weil Beatrix sonst immer selbst und erklärtermaßen kraft eigenen Rechts aus ihrem Privatvermögen Schenkungen tätigte. Es wäre daher denkbar, dass nicht sie, sondern Gottfried der ursprüngliche Besitzer von Stenay und Mouzay gewesen ist. Eine undatierte, jedoch relativ späte Notiz des Erzbischofs Bruno von Trier (1101-1124) zugunsten von Gorze legt allerdings nahe, dass es sich in der Tat um Allodien der Beatrix handelte. Auch Parisot vermutet, dass Stenay aus der Erbmasse ihres Vaters stammte, ohne dies belegen zu können, für Mouzay ist eine eindeutige Aussage ebenfalls nicht möglich .
    Juvigny mit dem Nonnenkloster St. Scholatica, im Department Meuse, Arrondissement Montmedy, gelegen, besaß Mathilde zweifellos aus dem Allod ihrer Mutter. Sie übertrug es 1079 dem Bischof von Verdun; ob sie die Dotation nach Streitigkeiten mit diesem dann wieder annullierte, wie Overmann meint, bleibt unklar. HEINRICH IV. verfügte nach der Ächtung der Markgräfin und der Konfiszierung ihrer lothringischen Güter über Juvigny, dessen Besitz er dem Bischof bestätigte. 1096 nahm Urban II. die Abtei unter apostolischen Schutz, indem er geltend machte, dass sie schon durch Beatrix, Bonifaz und deren Tochter Mathilde der römischen Kirche übereignet worden war. Hier lag vielleicht ein Irrtum vor, denn Bonifaz hätte wohl kaum eine Schenkung getätigt, in welcher nur eines seiner drei Kinder - und zwar ausgerechnet seine zweite Tochter - namentlich genannt wird. Es ist daher denkbar, dass diese Dotation erst durch Herzog Gottfried den Bärtigen, Beatrix und Mathilde geschah. Allerdings war für Papst Urban II. nur deren Erwähnung von aktuellem Belang, so dass aus diesem Grund die Namen der beiden Geschwister in seiner Bestätigungsbulle ausgelassen worden sein könnten. Im gleichen Dokument wird erwähnt, dass die Schenkung noch weitere Güter umfaßte: Remoiville, Han, Verneuille-Grand, Verneuille-Petit, Ire-le-Pres, Mercy, Clemery, Belrupt, Velosnes, Mesancy und Sivry. Falls diese Objekte wirklich schon durch Bonifaz und Beatrix gestiftet worden sind, stammten sie zweifellos aus dem väterlichen Erbe der Gemahlin des Markgrafen.
    In der Nähe von Juvigny, dicht bei Neufchateau liegt auch Longlier, das Gottfried und seine Frau vermutlich 1055/57 an die Abtei Florennes gaben. Damit wäre die Dotation kurz nach dem Tod HEINRICHS III. erfolgt, als sich Gottfried und seine Gemahlin noch in Deutschland befanden. Dies ist wahrscheinlicher als eine Stiftung im Jahr 1064, woran Bertholet glaubte, da Beatrix zu dieser Zeit nachweislich bereits wieder in Italien weilte.
    Der heute nicht mehr genau zu lokalisierende Hof Donceel (domus Cyrici) gehörte ebenfalls Beatrix. Zweifellos lag diese Besitzung im Komitat von Huy. In einem als Insert überlieferten Brief bestätigte Mathilde 1083 den Verkauf des Allods durch Rangerius von Briey an Abt Robert von Saint-Jacques in Lüttich. Es ist anzunehmen, dass das weit abgelegene Donceel nur mit großer Mühe zu behaupten gewesen wäre, der Verkauf daher eine Maßnahme im Sinne einer vernünftigen Gebietspolitik war, um besser verwaltbare Besitzkomplexe zu schaffen und Unhaltbares abzustoßen.
    Die Herrschaft Briey, nordwestlich von Metz gelegen, und der dazugehörende Ort Standalmont stammten gleichfalls aus dem Erbe Herzog Friedrichs II. Ein Burgenvogt Odouin ist dort 1055 als Vasall der Beatrix nachweisbar. Der später mehrfach genannte Albert von Briey gehörte zu den lothringischen Ministerialen Mathildes, die 1096 das Kloster Saint-Pierremont in dem ausgedehnten Besitz um Briey neu errichtete und unter anderem mit Standelmont ausstattete.
    Muraut, das wohl mit dem Burgenkomplex Mereveaux identisch ist, gelangte zusammen mit dem Wald von Woevre aus dem Besitz der Beatrix an die bischöfliche Kirche von Verdun.
    Aus dem väterlichen Erbe besaß Beatrix ferner Besitz in Waleswilre, dessen Lage bis heute ungedeutet blieb, und in Stetten, das nördlich von Albisheim im Kreis Kirchheimbolanden (Rheinland-Pfalz) zu lokalisieren ist. Höchstwahrscheinlich befand sich auch Waleswilre in der Nähe dieses Ortes. Beider Güter wurden von Beatrix und Mathilde 1072 oder 1073 auf Bitten des Grafen Friedrich von Mömpelgard an das schon seit 872 bestehende Nonnenkloster Münsterdreisen geschenkt. Weit abseits vom alten Herrschaftszentrum Herzog Friedrichs II. von Ober-Lothringen lagen ferner Titinesheim und Lutera. Es könnte sich also hierbei möglicherweise um konradinisches Erbe aus dem Nachlaß von Beatricens Mutter Mathilde gehandelt haben. Titinesheim ist mit Deidesheim an der Weinstraße zu identifizieren. Bei Lutera handelt es sich offenbar um Lauterburg. Auch diese Güter wurden während des Investiturstreites durch HEINRICH IV. konfisziert; er schenkte Deidesheim 1086 dem Stift St. Guido und Lutera der bischöflichen Kirche in Speyer. Doch Mathilde hat diese Verfügung nicht anerkannt und gab ihrerseits den erstgenannten Ort um das Jahr 1093 an das Schwarzwald-Kloster St. Blasien. Es ist anzunehmen, dass sie sich dessen bewußt war, diesen Teil ihres mütterlichen Erbes, der in Streulage im Osten bis an den Rhein reichte, ohnehin nicht auf Dauer sichern zu können, und sie ihn daher abstieß, anderweitig dagegen möglichst geschlossene Besitzkomplexe zu behalten suchte: ein ähnlicher Vorgang wie in Donceel.
    Hart an der Grenze zum heutigem Luxemburg lagen Besitzungen, auf denen - allerdings vermutlich erst von Mathilde - die Abtei Orval gestiftet wurde. Die Gründungsgeschichte des berühmten belgischen Klosters ist sehr schlecht dokumentiert; die Weiheurkunde vom 30. September 1124, welche detaillierte Nachrichten über die Frühzeit enthält, ist nämlich eine Fälschung. In der Nähe von Orval saßen die Grafen von Chiny, welche in Quellen aus dem frühen 12. Jahrhundert als Vasallen Mathildes bezeugt sind. Ob ihre dortigen Güter aus dem Erbe der Mutter oder aus dem ihr von Gottfried dem Buckligen ausgesetzten Wittum stammten, ist nicht zu entscheiden.
    Unsicher und kaum beweisbar ist auch die Vermutung von Grosdidier de Matons, dass Beatrixbei ihrer zweiten Hochzeit folgende Güter als Witwengut erhalten hätte: "Lanfroicourt, Aboncourt, Salone qui etait siege d'un prieure de l'abbaye de Saint-Mihiel, Malancourt, Dehne, Solzeling, Morsberg, Insming, Sarreguemines, Farchsweiller, Theding, Ausmacher, Bliesgerwiller, Bliedersdorf. Ces villae qui appartenaient a Saint-Denis ont peutetre ete donnes en douaire a Beatrice". Da keiner dieser Orte jemals bei Beatrix oder Mathilde eine Rolle spielte und nirgends in ihren Urkunden genannt wird, ist es eher unwahrscheinlich, dass es sich tatsächlich um das Wittum der Markgräfin handelte, weil ein völliger Verlust gleich nach ihrem Tod angesichts der ansehnlichen Güter, die Mathilde nachweislich aus dem mütterlichen Erbe behaupten konnte, unglaubhaft ist. Ein beträchtlicher Teil der genannten Liegenschaften gehörte zwar zweifelsfrei den Eltern von Beatrix, wurde aber vermutlich gar nicht an sie, sondern an ihre Schwester vererbt. Bliedersdorf, Theding, Farchsweiler und Saargemünd besaß nämlich später die zweite Tochter Dietrichs, eines Sohnes der Sophie. Auch das Priorat von Insming und der ganze Ort Solzeling befanden sich bis 1102 in dessen Besitz; Dietrich schenkte sie damals der Abtei Saint-Mihiel. Ferner kam das Priorat Salone mit den Dörfern Aboncourt und Malancourt durch eine Stiftung Sophies an dieses Kloster. Ganz unwahrscheinlich und durch nichts zu begründen ist, dass diese Güter nach Beatrix'Tod in die Hände ihrer Schwester und nicht in die ihrer Tochter gelangt wären; sie hatten offenbar von vornherein Sophie allein gehört.
    Um die Herrschaft über die lothringischen Besitzungen aufrechterhalten zu können, mußte Beatrix die Beziehungen zu ihrer alten Heimat pflegen. Sie benötigte dort ansässige Helfer, da anders die Verwaltung der Güter über eine so große räumliche Distanz nicht möglich gewesen wäre. Wir wissen, dass Beatrix auf ihrer ersten Reise nach Italien einem Jungkleriker aus Saint-Hubert namens Lambertus im Gefolge hatte, der nach dem Tod des Markgrafen Bonifaz Italien wieder verließ und nach Lothringen zurückkehrte. Ob dieser Tatbestand in einem Zusammenhang mit der Liegenschaftsverwaltung steht, bleibt unklar. Vermutlich hatte Beatrix jedoch diesbezüglich ihrer lothringischen Interessen anfänglich in dem mit ihr verwandten Bischof Brun von Toul, seit 1049 Papst Leo IX., eine Stütze, auch wenn sich hierfür keine schriftlichen Belege finden lassen. Seit der Eheschließung mit Gottfried dem Bärtigen(1054) oblag die Sorge um die dortigen Güter natürlich in erster Linie dem Herzog. Nach seinem Tod dürfte Beatrix' Stiefsohn Gottfried der Bucklige diese Aufgabe übernommen haben. Eine Verbindung zur alten Heimat stellte auch Graf Friedrich von Mömpelgard sicher, der mit den lothringischen CANUSINERN nahe verwandt war. Erstmals ist er am 29. August 1071 bei Beatrix nachweisbar; damals fungierte er in der Gründungsurkunde für Kloster Frassinoro als Zeuge. Vermutlich brachte der Graf bei dieser Gelegenheit der besorgten Beatrix Nachrichten über ihre hochschwangere Tochter. Mindestens bis zum 10. September 1073 blieb er im Umkreis der Markgräfin, bis er, wahrscheinlich im Gefolge Gottfrieds des Buckligen, nach Lothringen zurückkehrte .
    Zusammenfassend hat Parisse den lothringischen Besitz der Beatrix folgendermaßen charakterisiert: "Les comtesses Beatrice et Mathild ont herite de leurs ancetres un ensemble de terres fiscales, qui devaient constituer une partie du benefice de l'honor ducale confie a Frederic I en 959: soit essentiellement des biens alignes le long de la Meuse et de quelques affluents avec des parissses des vallees de la Semois ert du Loison. Ce n'etait qu'un morceau d'un fisc gigantesque, dont d'autres parties furent con fiees a l'autre branche des comtes d'Ardenne, celle des comtes de Verdun. Le reunion des deux familles au XI siecle refit l'unite du fisc."
    Trotz des erheblichen Umfangs der lothringischen Güter der Beatrix blieben diese weit hinter dem enormen Besitz des Markgrafen Bonifaz zurück. Keinesfalls war der durch die Mitgift erzielte Zugewinn an materiellen Werten für Bonifazder Hauptgrund gewesen, die Lothringerin zu heiraten, obwohl Beatrix über sehr beachtliche Geldmittel verfügte [Bereits 1044 Mai 14 erwarb Beatrix mit Erlaubnis ihres ersten Ehemannes 6 große Höfe zum Preis von 1.000 Pfund Silber. 1044 Juni 14 kaufte sie mit Zustimmung ihres Mannes für 125 Pfund Silber den dritten Teil des Kastells Porcari.]. Für den Markgrafen war vielmehr in erster Linie der soziale Aufstieg in die Verwandtschaft zum salischen Königshaus wichtig, den ihm diese Ehe verschaffte.
    Die größte Bedeutung erlangten die lothringischen Güter der Beatrix allerdings erst in der Zeit ihrer zweiten Ehe, als sie mit den Besitzungen Herzog Gottfrieds zusammengefaßt wurden und nunmehr tatsächlich "une veritable tete pont entre Verdun et Bouillon" darstellten.

    1037 1. oo 2. Bonifaz I. Markgraf von Canossa um 985-6.5.1052

    1054 2. oo 2. Gottfried II. Herzog von Lothringen, -21.12.1069

    Kinder:
    1. Ehe
    - Beatrix - vor 17.12.1053
    - Bonifaz II. - 1055
    - Mathilde 1046-24.7.1115

    Literatur:
    Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 64,145,160,163,186,213 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Seite 7 X, 25b - Bresslau Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. Verlag von Duncker&Humblot Leipzig 1879 Band I Seite 431-436 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I, Seite 449/Band II Seite 157/Band III Seite 157,268,321,323 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 70-71,75,230 - Fumagalli Vito: Mathilde von Canossa. Verlag Klaus Wagenbach Berlin 1998 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 331,340, 343 - Goez Elke: Beatrix von Canossa und Tuszien. Eine Untersuchung zur Geschichte des 11. Jahrhunderts, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995 - Golinello, Paolo: Mathilde und der Gang nach Canossa, Artemis und Winkler Düsseldorf 1998, Seite 37-300 - Wies, Ernst W.: Kaiser Heinrich IV. Canossa und der Kampf um die Weltherrschaft, Bechtle Esslingen 1996, Seite 27,82, 132,147 -

    Beatrix heiratete von Lothringen, Gottfried III. in 1054. Gottfried (Sohn von von Lothringen, Gozelo I.) gestorben am 21 Dez 1069 in Verdun [55100],Lothringen,Frankreich; wurde beigesetzt in Verdun [55100],Lothringen,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]

    Beatrix heiratete von Tuszien, Bonifaz I. in 1037. Bonifaz wurde geboren um 985; gestorben am 6 Mai 1052. [Familienblatt] [Familientafel]

    Kinder:
    1. 36. von Tuszien, Beatrix  Graphische Anzeige der Nachkommen gestorben vor 17 Dez 1053.
    2. 37. von Tuszien, Bonifaz II.  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren um 1040; gestorben um 1055.
    3. 38. von Tuszien, Mathilde  Graphische Anzeige der Nachkommen wurde geboren in 1046; gestorben am 24 Jul 1115 in Bondanazzo di Reggiolo [42046],Reggio Emilia,Emilia-Romagna,Italien; wurde beigesetzt in 1115 in San Benedetto Po [46027],Mantua,Lombardei,Italien.

  7. 27.  von Braunschweig, Liudolf Graphische Anzeige der Nachkommen (16.Gisela3, 4.Gerberga2, 1.Konrad1) wurde geboren um 1003; gestorben am 23 Apr 1038.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: "comes privignus imperatores"
    • Titel/Amt/Status: Derlingau,Deutschland; Graf im Derlingau
    • Titel/Amt/Status: Gudinggau,Deutschland; Graf im Gudinggau
    • Titel/Amt/Status: Braunschweig [38100],Braunschweig,Niedersachsen,Deutschland; Graf von Braunschweig

    Notizen:

    Liudolf
    Graf von Braunschweig
    Graf im Derlin- und Gudinggau
    "comes privignus imperatores"
    ca 1003-23.4.1038
    Einziger Sohn des Grafen Brun von Braunschweig aus seiner (2.?) Ehe mit der Gisela von Schwaben, Tochter von Herzog Hermann II.

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 7, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    X. 29 b. LUDOLF, Graf von Braunschweig
    * 1016/17 + 1038

    Gemahlin:
    GERTRUD

    Anmerkungen: Seite 133
    X. 29. Ludolf

    siehe Brandenburg, Gisela Seite 20.
    Die Herkunft seiner Gemahlin ist nicht bestimmbar.

    Korrektur (Wolf): wird 27a (statt 29 b)
    Ergänzung (Wolf): Ludolf Graf von Braunschweig, * ca. 1002/03 (statt 1016/17)

    weiteres Kind:
    XI Ida von Elsdorf "filia fratris imperatoris Heinrici III;" (Annal. Stadenses MGH SS 16, 319),
    * 1020/25 (dazu Armin Wolf, Wer war Kuno von Öhningen?, in: Deutsches Archiv 36, 1980 Seite 40 Anmerkung 50 mit weiterer Literatur).

    Glocker Wilfried: Seite 335, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VIII. 1./VIII. 63. LIUDOLF
    * c 1003, + 1038 IV 23
    Graf im Derlin- und Gudinggau, "comes privignus imperatoris"
    oo GERTRUD + 1077 VII 21

    Der 1038 verstorbene Graf Liudolf ist in D Ko II. 124 von 1028 VII 1 als "comes privignus imperatoris" bezeugt; ebenso nennt ihn der Annalisto Saxo a. 1038, SS VI 682, von dem wir ebenda auch Liudolfs Todestag und den Namen seiner Gemahlin erfahren.
    Liudolf war somit ein Sohn der Kaiserin Gisela aus deren 1. Ehe mit Graf Bruno von Braunschweig. Schölkopf, Grafen Seite 109, macht auf die Grafschaftsrechte Liudolfs im Gudinggau aufmerksam, wo auch die LIUDOLFINGER Grafschaftsrechte besaßen.
    Der Todestag Gertruds ist im Memorienbuch des Blasiusstiftes zu Braunschweig eingetragen. Vgl. zu ihr Dürre, Geschichte Seite 47 und 50, sowie Böttger, Brunonen, Seite 415 Anm., 485 f. und 488 ff.

    Thiele, Andreas: Tafel 181, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    LUDOLF
    * um 1016, + 1038

    Liudolf war Graf von Braunschweig (Raum Oker-Aller, Helmstedt) und eine Stütze seines kaiserlichen Stiefvaters. Seine Gemahlin Gertrud brachte ihm die sogenannte friesische Mark mit den Gauen Stavergo, Ostergo, Westergo und Isselgo als Erbgut zu. Liudolf starb in Italien.

    oo GERTRUD VON EGISHEIM + 1077
    Tochter des Grafen Hugo VI. von Dagsburg

    Schnith Karl: Seite 92, "Frauen des Mittelalters in Lebensbildern."

    KAISERIN GISELA
    * wohl 13.11. um 990, + 14. oder 15.2.1043
    Die Nachkommen Kaiserin Giselas

    AUS DER 1. EHE

    1. LIUDOLF, sächsischer Graf
    * wohl vor 1010, + 24.5.1038

    Annalen von Hildesheim

    Das Jahr 1038.

    Der Kaiser mit seiner hochedlen Familie feierte Weihnachten zu Parma und die Städter begannen aus geringfügiger Ursache am heiligen Tage der Geburt des Herrn zur Vesperzeit einen Kampf, in welchem sie mehrere vom Heere und besonders drei vom königlichen Gesinde, Chono, Magnus und Suicger tödteten. Für diesen Frevel ihres Uebermuths sind sie nun am Morgen in der Frühe zusammen mit der Stadt und allem Ihrigen durch Plünderung, Feuer und Schwert untergegangen. Ostern aber feierte der Kaiser im Castell Spella in Frieden und ohne irgend eine Beschwerde.

    Zu Ostern wurde auch der erwähnte Metropolit der Mailänder vom apostolischen Bischofe nach vielen gerechten Ermahnungen und auf gemeinsamen Beschluß der Bischöfe verdammt und von der Gemeinschaft der Gläubigen ausgeschlossen. Nichtsdestoweniger beharrte er in seiner Verstockung und that nach Kräften dem Kaiser in diesem und auch im folgenden Jahre in allen Dingen Abbruch.

    In derselben Zeit wurde unser heiliger Bischof ehrwürdigen Andenkens, Godehard, am 5. Mai, nämlich am Freitage nach der Himmelfahrt des Herrn, aus diesem Leben genommen und ging ins ewige ein, um bei Christus beständig zu leben, und schuf uns Armen durch seinen Heimgang unermeßliche Trauer. Daß er wahrhaftig zu Gott gegangen, daran zweifeln wir nicht, aber darüber seufzen wir doch immer mit Recht, daß wir seiner heiligen Ermahnung und des fruchtbringenden Beispiels seiner Tugenden beraubt sind. Welches nämlich sein Verdienst gewesen, kann Jeder an seinem Ende erkennen, weil, wie geschrieben ist, ein Jeder an seinem Ende erkannt wird. Auch ist es genugsam offenbar, daß jener großen Ruhm in seinen Verdiensten hat, da bei seinem Tode Gott so wunderbare Zeichen that und es in einem Wunder kundgab. Obwohl nun dieses allen Gläubigen Christi bekannt ist, so wird doch das wahre Ergebniß der Berichte hier zum Zeugniß seiner Heiligkeit schriftlich aufgeführt.

    An seine Stelle trat der königliche Capellan, Herr Thietmar, ein zu allem in göttlichen und menschlichen Dingen glücklich begabter Mann, und wurde durch Bardo, den Metropoliten von Mainz, am 20. August zu Laresheim geweiht. Graf Liudolf, des Kaisers Stiefbruder, starb am 23. April eines zu frühen Todes, und sein Bruder Herimann, der Herzog von Alemannien, starb, von plötzlicher Krankheit befallen, am 16. Juni und wurde von allen Guten beweint. Auch unsere edle Königin Gunhild ging am 18. Juli aus dieser Welt, deren unzeitiger Tod sehr Viele von allen Ständen im christlichen Reiche betrübte. Der Pfalzgraf Sigifrid, Bruder des Mindener Bischofs Bruno, stirbt am 25. April und wird in Wimilaburg bestattet.

    Trillmich Werner: Seite 383, "Kaiser Konrad II. und seine Zeit"

    Seine umfangreichen Allodien und Ämter in Ostsachsen und Friesland gingen nach seinem Tode auf seine Söhne Bruno und Ekbert über.

    Jäckel Hugo: Seite 70-73, "Die mittelfriesischen Grafen"

    Wie kam nun Liudolf, der Sohn Bruns von Braunschweig und der Gisela von Schwaben in den Besitz der mittelfriesischen Grafschaft? Es ist nirgends in unseren Quellen auch nur angedeutet, dass sein Vater Brun irgendwelche Beziehungen zu diesem friesischen Land gehabt hätte. Von seiner Mutter aber, der schwäbischen Gisela, kann Liudolf erst recht nicht jene Grafschaft geerbt haben. Es bleibt somit nur die Möglichkeit übrig, dass er sich diese Grafschaft erheiratet hat.
    Liudolf war zweimal verheiratet. Seine erste Gemahlin war eine Tochter des Grafen Hugo von Egisheim und Schwester des nachmaligen Papstes Leo IX. Von ihr hatte er eine Tochter, die in der niederdeutschen Geschichte wohlbekannte Ida von Elsdorf. Liudolfs zweite Gemahlin hieß nach dem Annalista Saxo Gertrud. Von den Genealogen wird sie Gertrud von Holland genannt, und zwar soll sie eine Tochter des holländischen Grafen Arnulf von Gent gewesen sein. Dies ist eine unbewiesene und ganz unbeweisbare Behauptung, die aus der irrigen Voraussetzung entsprungen ist, dass Arnulf von Gent die Grafschaft über Mittelfriesland besessen habe, woran nicht im entferntesten zu denken ist. Der einzige richtige Gedanke in diesen Faseleien der Genealogen ist der, dass Liudolf durch seine Gemahlin die Grafschaft Mittelfriesland erlangt hat. Dass die mittelfriesischen nicht mit den holländischen verwechselt werden dürfen, ist nach unseren vorstehenden Erörterungen klar. Sicher ist, dass Liudolfs Gemahlin Gertrud hieß, ferner dass sie am 21. Juli 1077 gestorben ist und in der Burgkirche zu Braunschweig begraben liegt. Da sie ihrem Gemahl die Grafschaft Mittelfriesland zubrachte, werden wir sie als Gertrud von Friesland oder noch zweckmäßiger und genauer Gertrud von Mittelfriesland zu bezeichnen haben. Sie gehörte demselben Hause wie Reginhilde, die Mutter der Königin Mathilde, an und mußte die Erbin, also eine ganz nahe Verwandte, wie ich vermute, die Tochter des letzten einheimischen Grafen von Mittelfriesland gewesen sein.
    Gertruds Gemahl Liudolf starb noch in der Fülle der Kraft im April 1038. Da er aus der Ehe mit Gertrud zwei schon mündige Söhne hinterließ, muß er allerspätestens 1018 zum zweiten Male geheiratet haben. Doch nötigt die Art, wie sein jüngster Sohn Egbert in einer Urkunde vom Jahre 1022 neben dem Vater genannt wird, diese Heirat weiter hinauf zu datieren. Andererseits aber kann sie nicht allzu lange vor 1018 stattgefunden haben, da Liudolf vorher schon mit einer EGISHEIMERIN vermählt gewesen war, von der er eine Tochter hatte. Wir haben daher die Heirat zwischen Gertrud von Mittelfriesland und Liudolf von Braunschweig, wohl um das Jahr 1015 anzusetzen und zu schließen, dass beide in den 90-er Jahren des 10. Jahrhunderts geboren waren, so dass also Liudolf bei seinem Tode im April einige 40 Jahre alt war.

    Persönlicher Einwurf [Karl-Heinz Schreiber]:
    Liudolf kann nicht in den 90-er Jahren geboren sein, da er dann fast so alt wie seine Mutter Gisela von Schwaben gewesen wäre (990 oder nach Bleitafel 999 geboren). Auch für die angenommene 1. Ehe bleibt keine Zeit.


    1020 oo 2. Gertrud, Tochter des Grafen Ekbert - 21.7.1077
    (1. oo Gottschalk - 1019)

    Kinder:
    - Ekbert I. um 1025-2.1.1068
    - Brun Markgraf von Friesland um 1024-26.6.1057
    - Ida von Elsdorf 1020- vor 1082

    Literatur:
    Annalen von Hildesheim ad a. 1038 - Annalista Saxo: Reichschronik Seite 47,55,71 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 7,133 - Brüsch, Tania: Die Brunonen, ihre Grafschaften und die sächsische Geschichte. Herrschaftsbildung und Adelsbewußtsein im 11. Jahrhundert. Matthiesen Verlag Husum 2000 Seite 19, 23,28-31,33-36,50,87,92,96,98,100,110,113,115,117,129-132,141,151-154,156,173,182,187,269, 272-275 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 31,195 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 127,132-135,142-147,150-153,169,173 - Jaekel, Hugo: Die Grafen von Mittelfriesland aus dem Geschlechte König Ratbods. Gotha 1895 - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 73,86,321 A 35,330 A 12 - Legl Frank: Studien zur Geschichte der Grafen von Dagsburg-Egisheim. Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung Band 31 Kommissionsverlag: SDV Saarbrücker Druckerei und Verlag GmbH, Saarbrücken 1998 Seite 141 - Schmid Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter. Ausgewählte Beiträge. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 92,98,114,134 - Schölkopf, Ruth: Die sächsischen Grafen 919-1024. Studien und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens, Göttingen 1957- Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 181 - Thietmar von Merseburg: Chronik Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1992 Seite 106 - Trillmich Werner: Kaiser Konrad II. und seine Zeit. Europa Union Verlag Bonn 1991 Seite 383 - Wolfram Herwig: Kaiser Konrad II. Kaiser dreier Reiche. Verlag C.H. Beck München 2000 Seite 51,54,56,101,358 -

    Hlawitschka Eduard: Seite 151-160 , Die familiären Verbindungen der Brunonen."

    Die zweite offene Frage in den Familienverhältnissen der BRUNONEN ist die nach der Herkunft Gertruds I., der Gemahlin jenes Grafen Liudolf, der aus der Ehe Bruns von Braunschweig und Giselas gegen 1005 geboren war und 1038 verstorben ist. Lange Zeit galt die um 1720 vom welfischen Hofhistoriographen Johann Georg Eccard zur Erklärung der brunonischen Grafschaftsrechte in Mittelfriesland lancierte [80 Johann Georg Eccard in: Christoph Ludwig Scheidt, Origines Guelfiacae IV, Hannover 1753,418,581.], seither mehrfach übernommene und auch modifizierte These, diese Rechte habe Gertrud eingebracht; sie sei eine reiche Erb-Tochter Graf Arnulfs von Westfriesland oder eines friesischen Fürsten Rednat gewesen [81 Böttger, Die Brunonen 470,472ff.; Paul Rockrohr, Die letzten Brunonen (Diss.phil. Halle 1886) 8; Hugo Jäckel, Die Grafen von Mitelfriesland aus dem Geschlecht König Ratbods, Gotha 1895,70 ff. Günther Albrecht, Das Münzwesen im niederlothringischen und friesischen Raum vom 10. bis zum beginnenden 12. Jahrhundert (Numismatische Studien, Heft 6), Hamburg 1959, Band 1, 112: "Im 11. Jahrhundert prägten die Braunschweiger Grafen an mehreren Orten ihrer friesischen Besitzungen, die sie durch Heirat Ludolfs mit Gertrud, der Tochter des Grafen Arnold von Gent, erworben hatten"; Gert Hatz, Die Münzprägung der Brunonen (Wissenschaftliche Zeitschrift des Braunschweigischen Landesmuseums Band 2,1995)100: "... möglicherweise aus dem Erbe Gertruds, der Gemahlin des Grafen [Liudolf], herzuleitende Grafschaftsrechte in Mittelfruiesland" (dort 120 Anm. 8 weitere, eine solche Aussage beinhaltende Literatur); vgl. auch Hermann Jakobs, Der Adel in der Klosterreform von St. Blasien (Kölner Historische Abhandlungen 16), Köln - Graz 1968, 194. - Ehlers, Brun und Dankward 10, 39, spricht - ohne nähere Begründung -von "Gertrud ('von Holland'), zumeist nennt er sie indes "die ältere Gertrud".]. Vor allem ist in diesem Zusammenhang immer wieder auf die brunonische Münzprägung in mehreren Prägestätten in Mittel-Friesland verwiesen worden. Doch hat sich das nicht halten lassen, dafür den 993 verstorbenen Grafen Anulf II. von Gent und West-Friesland offenbar keine Tochter Gertrud bezeugt ist [82 Vgl. Leon Vanderkindere, La formation territoriale des principautes belges au moyen age, Band 2, Brüssel 1902, 286: "L'hypothese, emise d'Äaborsd par Eccard, acceptee par Böttger et par Rockrohr, n'apas d'autre fondement qu'une allusion des Annales Egmundani aux fillesd'Arnoul;mais on ignore sil'une de ces filles s'appelait Gertrude, on ignore sielle a epouse Liudolf et l'on peut affirmer qu'Arnoul n'a pas ete maitre despagi en question". Vgl. auch E. Brandenburg, Die Nachkommen Karls des Großen, I.-XIV. Generation, Leipzig 1935,10f. Nr.VIII, 68, VIII, 49, IX, 60-62. - Die Annales Egmundani, die Vanderkindere (286 Anm.3) zitiert, vermelden zum Jahr 1162, daß Graf Florens I. von West-Friesland bzw. Holland die Kirche von Vlaardingen (bei Rotterdam) übereignte, quam quondam Arnulfus comes cum filiabus suis dem um 950/60 gegründeten Kloster Egmond (bei Alkmaar) geschenkt hatte. Ob dabei Graf Arnulf II. von West-Friesland († 993) oder nicht vielleicht doch der nachweislich mit mehreren Töchtern ausgestattete Graf Arnulf I. von Flandern († 964) gemeint war, dessen Tochter Hildegard den Grafen Dietrich II. von West-Friesland, den Vater Arnulfs II. von West-Friesland, heiratete, ist völlig ungeklärt.]; und auch die Rednat-These ist eine nicht weiter begründbare Vermutung geblieben [83 So schon Hermann Bollnow, Die Grafen von Werl. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte des 10. bis 12. Jahrhunderts, Diss. Greifswald 1930, 35f.]. Darüber hinaus lassen sich die Münzprägungen der BRUNONEN aus Mittel-Friesland auch nicht als Indiz für Gertruds Herkunft verwenden, denn diese setzen erst mit Liudolfs Söhnen Bruno († 1057) und Ekbert I. († 1068) - nicht schon mit Liudolf selbst, was man bei der Annahme der ihm gerade durch seine Gemahlin Gertrud zugewachsenen Grafenrechte in Mittel-Friesland eigentlich erwarten dürfte - ein und sind dabei durch eine große Gleichförmigkeit gekennzeichnet [84 Vgl. Hatz, Münzprägung 99-144, besonders 103: "Diese im Münzwesen des 11. Jahrhunderts auffallende Einheitlichkeit der Prägung in allen Münzstätten mit einem Typ für jeden der drei Münzherren [Bruno, Ekbert I., Ekbert II.] läßt eine dahinterstehende straffe Organisation erkennen". Vgl. auch schon Günther Albrecht, Zu den Münzstättennamen auf gräflich friesischen Münzen des 11. Jahrhunderts, in: Dona Numismatica, hg. von Peter Berghaus - Gert Hatz, Hamburg, 1965, 113-119.], die uns auf andere Zusammenhänge um die Erwerbung der friesländischen Grafschaften der BRUNONEN verweist [85 Da noch für die Kaiserzeit KONRADS II. (1027-1039) eine nicht mehr näher lokalisierbare Münzprägung in Friesland (Umschrift: FRESONIA) nachzuweisen ist, die "keine brunonischen Einflüsse erkennen läßt" (Hatz, Münzprägung [wie Anm. 81]102 - um 1955 waren für sie 26 Exemplare aus 19 Funden bekannt; vgl. Albrecht, Münzwesen 122 -, kann das brunonische Münzrecht frühestens erst in der Spätzeit KONRADS II. und da keine Liudolf-Prägungen vorhanden sind, auch erst nach dem Tode Liudolfs († 1038) begonnen haben, das heißt offenbar erst in der Zeit HEINRICHS III. in Kraft getreten sein. Weiterhin ist dem Utrecht-friesischen Raum ein Denar zuzusprechen,"der auf beiden Seiten das Kaiserbild in Art der eben besprochenen [FRESONIA-]Prägung trägt" und die "Umschrift HENRICVSRE" aufweist, was die Königszeit HEINRICHS III. (1039-1046) meinen dürfte; vgl. Albrecht, Münzwesen Seite 122. Ob ein Zusammenhang zwischen der Verleihung der bisher brunonischen Grafschaften im Derlingau und Nordthüringgau durch HEINRICH III. an die Kirche von Hildesheim (als Belohnung für die Strapazen des Bischofs Azelin von Hildesheim beim Ungarn-Feldzug des Herbstes 1051; vgl. schon Vorbemerkung zu MGH D H III, 279) und dem Auftreten der Münzrechte der BRUNONEN in Mittel-Friesland - als einem dann notwendigen Ersatz - anzunehmen ist?].
    Der Hinweis auf Mittel-Friesland ist indessen nicht völlig erledigt. Das Urbar des Klosters Werden aus der Zeit Abt Gerolds (1031-1050) verzeichnet nämlich bei den Einkünften aus Friesland auch solche De comitatu Liudolfi, was eine Verankerung bereits Graf Liudolfs in Mittel-Friesland wahrscheinlich im Oostergau und im Westergau, nicht mehr bezweifeln läßt [86 Die Urbar der Abtei Werden an der Ruhr (= Rheinische Urbare Band 2), hg, von Rudolf Kötzschke, Bonn 1906, 148f. (Urbar C § 21). Durch die Nennung des 1038 verstorbenen Liudolf dürfte die Abfassung des Urbars auf die Zeit 1031-1038 einzugrenzen sein; so schon Paul Leidinger, Untersuchungen zur Geschichte der Grafen von Werl, Paderborn 1965, 96f., wo auch die anderen in diesem Zusammenhang genannten Grafen identifiziert werden.]. Aber wie kam dieser comitatus in seine Hand? Wuchs er ihm vielleicht doch durch seine Heirat mit Gertrud zu? Eine Beantwortung dieser Frage ist vorerst zurückzustellen.
    Von Joseph Schaukegl [87 Joseph Schaukegl, Spicilegium historico-genealogico-diplomaticum ex antiquissimo et florentissimo quondam agro Billungano,Vindobonae 1796,136f.] wurde andererseits bereits 1796 auf die Nachricht der Hildesheimer Annalen hingewiesen, nach der 1019 Bischof Bernward von Hildesheim bei einer in Goslar abgehaltenen Synode die Ehe eines gewissen Gottschalks, Sohn eines Grafen Ekkehard, und einer Gerdruda, Egberdhi comitis filia, trennte [88 Annales Hildesheimenses ad 1018, 342; danach Vita Meinwerci cap.164, 86. Zur Synode und ihrem genauen Datum vgl. Heinz Wolter, Die Synoden im Reichsgebiet und in Reichsitalien von 916 bis 1056, Paderborn u.a. 1988, 276f.]; wahrscheinlich geschah das wegen zu naher Verwandtschaft der beiden jungen Leute [89 So etwa Siegfried Hirsch, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II., Band 3 (hg. und vollendet von Harry Breßlau), Berlin 1875, 111.], denn ansonsten waren Ehen ja untrennbar. Wurde jene Gertrud, Tochter eines Grafen Ekbert, nach ihrer Scheidung vielleicht die Gemahlin Graf Liudolfs? Diese These hat in neuerer Zeit manche Befürworter gefunden [90 Hans Dobbertin, Das Verwandtschaftsverhältnis der 'schwäbischen' Edlen Ida von Elsdorf zum Kaiserbruder Liudolf IV. von Braunschweig († 1038) und zu Papst Leo IX. († 1054) (Braunschweigisches Jahrbuch 43, 1962) 65; Hermann Jakobs, Der Adel in der Klosterrreform von St. Blasien 184 ff.; Hlawitschka, Untersuchungen 146.]. Kompliziert wurde sie indessen dadurch, daß die als Tochter Liudolfs und Gertruds anzusehende Ida von Elsdorf - nach einer Aussage des erst um 1240 schreibenden Abtes Albert von Stade - eine Schwester Papst Leos IX. zur Mutter gehabt habe, sowie ihr Vater ein Bruder des Kaisers HEINRICH III. war [91 Albert von Stade, Annales Stadenses ad 1112, MGH SS XVI 319.]. Diese Angabe Alberts von Stade hat zuletzt dazu geführt, Ida von Elsdorf nur als eine durch Gertrud in die Ehe eingebrachte Stief-Tochter Liudolfs ansehen zu müssen [92 Dobbertin, Verwandtschaftsverhältnis 76.], was aber widerlegbar ist, da Ida nachweislich zu den Erben Liudolfs und seiner Mutter Gisela am Besitzkomplex am Schluchsee im Schwarzwald gehörte [93 Hlawitschka, Untersuchungen 142f.;vgl. auch Frank Legl, Studien zur Geschichte der Grafen von Dagsburg-Egisheim (= Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung 31), Saarbrücken 1998,141-144.], also gewiß keine Stief-Tochter Liudolfs gewesen sein kann. Deshalb hat man diese Angabe Alberts von Stade angesehen als den Versuch des Stader Abtes, seiner Stader Kirche beim Streit um Idas Erbe durch die Erwähnung nicht nur eine Kaiser- sondern auch einer Papstverwandtschaft ein besseres Renommee zu verschaffen. Offenbar formte Albert die nachweisbar und breiten Schichten bekannte Verwandtschaft zwischen SALIERN - hier Kaiser HEINRICH III. - und der Familie Papst Leos IX. - den EGISHEIMERN - zu einer väterlichen und mütterlichen Herkunft Idas um: väterlicherseits - wie bekannt - von den SALIERN, mütterlicherseits eben von den EGISHEIMERN [94 Hlawitschka, Untersuchungen 148.]. Die Nachricht Alberts von Stade hilft also zur Herkunftsbestimmung Gertruds nicht weiter.
    Daß indessen Graf Liudolfs Gemahlin Gertrud jene 1019 von ihrem ersten Gemahl Gottschalk geschiedene Gertrud, Tochter Graf Ekberts, gewesen sein könnte, bleibt von alledem unbetroffen zurück. Daß mit der Identifizierung Gertruds I. von Braunschweig mit dieser gleichnamigen Tochter eines Grafen Ekbert ein richtiger Weg beschritten sein dürfte, wird vor allem durch die Weitergabe des Ekbert-Namens in der Nachkommenschaft Liudolfs und Gertruds I. deutlich, während dieser Name vorher bei den im Derlingau und Nordthüringgau als BRUNONEN vermuteten Grafen offenbar nicht vorkam. Zu verweisen ist also - was die Namensweitergabe betrifft - auf Markgraf Ekbert I. von Braunschweig und Meißen, auf dessen Sohn Ekbert II. und einen gleichfalls Ekbert benannten Sohn Idas von Elsdorf, der ca.1053 ums Leben kam [95 Ebd.130f,144,148-153.]. Weitere Stützargumente für diese Identifizierung und Herleitung Gertruds I. fehlen indessen bisher. Ein solches scheint mir aber beibringbar, zu dem auch noch mit dem Auftauchen Liudolfs in Mittel-Friesland verbindbar.
    Zu fragen ist doch nach Trägern des Namens Ekbert, die mit dem Vater der 1019 bei der Synode in Goslar von ihrem Gemahl Gottschalk getrennten und dann eventuell mit Liudolf von Braunschweig verheirateten Gertrud identifiziert werden könnten. Dabei stößt man - wie etwa schon der Herausgeber der Jahrbücher Kaiser HEINRICHS II. [96 Vgl. Anm. 89.] - auf das "Haus Ekberts des Einäugigen", also auf die Familie jenes Mannes, der in seiner Jugend - nach dem Tod beider Eltern - zusammen mit seinem Bruder Wichmann am Hof OTTOS DES GROSSEN aufgewachsen war, in jugendlicher Streit- und Kampfeslust durch pure Unvorsichtigkeit ein Auge verloren hatte, sich 953 mit seinem Bruder am Aufstand des Schwaben-Herzogs Liudolf gegen dessen Vater OTTO DEN GROSSEN beteiligt hatte, auch als Teilnehmer an den Kämpfen Herzog Heinrichs des Zänkers gegen Kaiser OTTO II. 977 und als Unterstützer der Königtumspläne des Zänkers 984 bekannt ist, jedoch in den Zwischenphasen immer wieder in die Gunst des Königshofes zurückzukehren vermochte, während sein Bruder Wichmann bereits am 22. September 967 in unversöhnlichem Kampf gegen seinen Onkel Hermann Billung und gegen das Reich den Tod fand, er selbst schließlich am 4. April 994 verstarb [97 Das Quellenmaterial zu Ekbert dem Einäugigen stellen zusammen Rudolf Köpke-Ernst Dümmler, Kaiser Otto der Große (= Jahrbücher der Deutschen Geschichte), Leipzig 1876, und Ruth Bork, Die Billunger - mit Beiträgen zur Geschichte des deutsch-wendischen Grenzraumes im10. und 11. Jahrhundert, Diss. (masch.) Greifswald 1951, 71ff. (mit Nachweis des Todesdatums Ekberts auf Seite 77). Zusammenfassungen bieten Robert Holtzmann, Geschichte der sächsischen Kaiserzeit, 900-1024, 2. Auflage München 1954, 5. Auflage 1967; Werner Goez, Gestalten des Hochmittelalters. Personengeschichtliche Essays im allgemeinhistorischen Kontext, Darmstadt 1983,41-53; Gerd Althoff, Zur Frage nach der Organisation sächsischer coniurationes in der Ottonenzeit (Frühmittelalterliche Studien 17,1982) 133ff.]. Dieser Mann war ein Glied der großen und für Sachsen und ddas Reich bedeutsame BILLUNGER-Sippe. Obwohl direkte Quellenangaben über Frau und Kinder Ekberts des Einäugigen fehlen, hat er - worüber sich die Forschung einig ist [98 Vgl. zum Beispiel Gert Althoff, Adels-und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen (= Münstersche Mittelalter-Schriften 47), München 1984, 73ff.,81ff,102 u.ö.] - ganz sicher Nachkommen hinterlassen. Indem nämlich Kaiser OTTO III. am 23. Januar 1001 an das Hildesheimer Bistum das castellum Dalehem nominatum, situm autem infra eiusdem episcopatus terminos in pago Hastfalasive Ambargau in comitatu filiorum Ekbrahti comitis et nepotis nostri überließ, bezeugte er ja doch ausdrücklich das Vorhandensein von erwachsenen Söhnen des unioculus [99 Diesen Beinamen gab ihm Thietmar, Chron. lib. IV cap. 1, 132, auf der Basis von Widukind, Rer. gest. Saxon. lib. III cap. 19, 114.]. Als solche lassen sich die Grafen Ekbert, Amalrich und Wichmann (III.) ansprechen. Die Argumente hierfür sind spärlich, aber doch hinreichend. Als nämlich Graf Wichmann (III.) 1016 in einer Fehde den Tod gefunden hatte, trat der BILLUNGER Herzog Bernhard II., der Enkel Hermann Billungs, als rechtlicher Vormund eines von Wichmann zurückgelassenen unmündigen Sohnes bezüglich dessen Erbes und als Rächer der Freveltat auf [100 Thietmar, Chron. lib. VII cap. 48, 458: Advenit tandem Bernhardus dux, nepos meus (Vetter durch die Schwester der Mutter Thietmars), qui iure filii prefati comitis [= Wigmanni] adhuc parvuli et tocius hereditatis tutor et nefandi criminis ultor exiterat.], was klar auf die Zugehörigkeit Wichmanns (III.) zur BILLUNGER-Sippe zurückverweist. Vormundschaft und Rache waren Pflicht der nächsten Verwandten. Auch die Bestattung Wichmanns (III.) ad patres in Vreden [101 Thietmar, Chron. lib. VII cap. 48, 456.], das mit den Vogteien über Metelen und Borghorst einen westlichen Herrschaftsschwerpunkt der BILLUNGER bildetet [102 Vgl. Gerd Althoff, Das Necrolog von Borghorst. Edition und Untersuchung, Münster 1978, 246ff.], deutet auf die Zugehörigkeit Wichmanns zur BILLUNGER-Sippe [103 Eine Bestätigung hierfür dürfte auch Alpertus Mettensis, De Diversitate temporum lib. II cap. 13, ed. Hans Van Rij und Anna Sapir Abulafia, Amsterdam 1980, 68 ff., liefern, wenn er über die Ereignisse nach der Ermordung Wichmanns berichtet: propinqui et omnes amici Wicmani et maxime Adelboldus Traiectensis episcopus ... [Baldericum] hostem indicaverunt et bona sua publicaverunt. --- Quibus (sc. de Legaten Balderichs) Adelboldus et Bernhardus dux veniam dederunt ...;ältere Editionenn in: MGHSS IV 716. - Zu beachten ist hier, daß Wichmann (III.) nicht etwa der Familie Wichmanns von Hamaland zuzuweisen ist; vgl. hierzu bereits Köpke-Dümmler, Otto der Große, 581-583; auch Bork, Billunger 81-86; zuletzt Wirtz, Hamaland (vgl. Anm114), besonders bezüglich der Unterscheidung der Hamalander Wichmann-Familie von der BILLUNGER-Familie Wichmanns (III.).]. - Für das Kloster Metelen hatte nun bereits 993 OTTO III. besonders auf die Intervention des Kölner Erzbischofs Everger sowie des Herzogs Bernhard I. und des Grafen Ekbert des Einäugigen hin - ob interventum fidelis nostri Evergeri Coloniensis ecclesie venerabilis archiepiscopi aliorumque, Berenhardi ducis et Egberti comitis ceterorumque fidelium perplurium consultu - den advocatum Vigmannum bestimmt [104 MGH DO III,111.],wobei sich dieser Familienclan in gemeinsamer Aktion erweist; und auch sonst waren Herzog Bernhard I. und Ekbert der Einäugige damals öfter gemeinsam aufgetreten [105 Vgl. MGH DO III, 68 (vom 19.I.991), 81 (vom 6.I.992).]. - Nun spricht die Vita Meinwerci episcopi Patherbrunnensis bei der Aufzählung der Teilnehmer eines Gerichtstages des Jahres 1030 bei den comitibus auch von Amalungo et fratre eius Ekberto [106 Vita Meinwerci cap. 202, 118.];ebenso treten Amulungus comes et frater eius Ecbertus als Zeugen in einem Diplom Kaiser KONRADS II. vom 1. Juli 1028 auf [107 MGH D KII,124.]. Dieser Graf Amelung ist übrigens für die Jahre zwischen 1015 und 1031 bestens als Paderborner Stiftsvogt bezeugt [108 Vita Meinwerci 34,36,38-40,42-51,53,56-58,60,63,112,114,120.]. Und da schon ein Bruder Herzog Hermann Billungs und Graf Wichmanns des Älteren den Namen Amelung trug, nämlich Bischof Amelung von Verden († 962), das heißt da also beim Ekbert-Bruder ein Name der Billung-Wichmann-Familie auftrat [109 Bork, Billunger 30f.; Althoff, Adels-und Königsfamilien 38f., 56,300.], was gleichfalls ein Indiz für eine familienbedingte Namengebung bei jenem Grafen aus dem Beginn des 11. Jahrhunderts sein dürfte, ergibt sich doch ein einigermaßen sicheres Bild um Nachkommen Graf Ekberts des Einäugigen. Er dürfte also - neben Wichmann (III.) und Amelung - einen Sohn Ekbert gehabt haben, dessen Tochter Gertrud 1019 von Gottschalk geschieden wurde und die anschließend Liudolf von Braunschweig heiraten konnte. Ergänzend sei auch noch hinzugefügt, daß der Herzog Bernhard II., der sich als tutor und ultor des Sohnes des 1016 erschlagenen Wichmann (III.) annahm, selbst auch einer Tochter den Namen Gertrud gab [110 Sie wurde zunächst die Gemahlin des Grafen Florenz I. von Holland, nach dessen Ermordung (1061) vermählte sie sich mit Graf Robert ("dem Friesen"), dem Sohn des Grafen Balduin V. von Flandern; vgl. Genealogia comitum Flandriae, Cod. Bertin.1, MGH SS IX 306. Zu ihr vgl. Bork, Billunger 170f.], so daß sich auch der Gertrud-Name in billungische Zusammenhänge gut einfügt.
    Für unseren Blickwinkel ist nun wichtig, daß bereits Ekbert der Einäugige als Graf in Friesland auftrat: ein im Februar 966 aufgesetztes, jedoch erst 968 ausgefertigtes Diplom OTTOS DES GROSSEN für das Kloster St. Pantaleon in Köln gibt zu erkennen, daß die zur Hälfte an das Kölner Kloster geschenkte Insel Urk in der Zuidersee und Güter zwischen Waal und Bunnichem/Bunnik (Prov. Utrecht) in comitatu Ekberti comitis lagen [111 MGH D OI, 324 (mit Vorbemerkung zur verzögerten Ausstellung). - Diese Identifizierung wurde bereits von Vanderkindere, Formation Band 2, 289, vorgeschlagen, wobei er freilich - was keinen Anklang fand - zugleich Graf Brun von Braunschweig zum Sohne Ekberts des Einäugigen machen wollte. Vor einigen Jahren hat Egon Boshof, Königtum und adelige Herrschaftsbildung am Niederhein im 9. und 10. Jahrhundert, in: Klever Archiv 4, 1983, 27, diese Identifizierung erneut vorgenommen ohne in irgendwelche genealogische Debatten damit eingreifen zu wollen. Diese Gleichsetzung mag zunächst überraschen angesichts der scheinbaren Möglichkeit, auch eine Identifizierung mit Ekbert, dem Sohn Arnulfs I. von Flandern, vorzunehmen {zu diesem Ekbert vgl. Brandenburg, Nachkommen 10 (Generation VII, 45) mit Verweis (92) auf Vanderkindere, Formation 289, wo wiederum für Ekberts Existenz eine Urkunde Arnulfs vom 10. Juli 953 angeführt wird. Zusätzlich läßt sich noch auf einen Familieneintrag Arnulfs I. (im Liber memorialis Romaricensis, ed. Eduard Hlawitschka, Karl Schmid und Gerd Tellenbach, MGH Lib. mem. I, fol. 24v nr.13) aufmerksam machen, der Arnulf I. und seinen Sohn Balduin III., seine Gemahlin Adela von Vermandois und die übrigen Kinder - darunter Ekbert - aufweist: Arnulfus, Balduinus, Adela, Leudgart, Hildigart, Ecbert. Daß Ekbert seinen Namen offenbar nach seinem englischen Vorfahren König Egbert von Wessex († 839) trägt, betont Philipp Grierson, The relations between England and Flanders before the Norman Conquest, in: Transactions of the Royal Historical Society, 4. ser. vol. 23, London 1941, 86}. Eine Identifizierung des Ekbert aus MGH DO I, 324 (von 966/68) mit dem gleichnamigen Arnulf-Sohn ist indes unmöglich, da die Urkunde Arnulfs I. vom 10. Juli 953 seinen Sohn bereits als verstorben aufweist; vgl. Auguste van Lokeren, Chartres et documents de l'abbaye de Saint-Pierre au Mont-Blandin a Gand, Gent 1868, 28f. nr. 22: medietatem fisci mei vocatur Snellenghem in pago Flandrensi siti, quem antea pro me et pro uxore mea, que vocatur Adala, atque profilio meo Balduino et filia mea Lietgardis nominata, et pro defunctis Balduino genitore meo et Elstrudis genetrice mea, atque Hecberto filio meo, ad jam dictum monasterium legaliter tradidi ...]. Ob Ekbert diese Grafschaft bis zum Ende seines Lebens innehatte, ist nicht sicher, darüber die Folgen seiner Inhaftierung (nach der Teilnahme am Zänker-Aufstand) und langen Exilszeit beim Bischof von Utrecht (978-984), keine präzisen Angaben existieren. Da er aber am Ende seines Lebens mit der Reichsgewalt versöhnt war - in den hofnahen Quedlinburger Annalen wird er jedenfalls anläßlich seines Todes als Egbertus comes, prudentibus sapientioret fortibus audacior gepriesen [112 Annalium Quedlinburgensium continuatio ad 994, MGH SS III 72.] -, könnte er im von Utrecht beeinflußten Raum entschädigt worden sein. Wichmann (III.) trat augenscheinlich im westsächsisch-friesischen Grenzbereich in die Fußtapfen seines Vaters [113 Wenn die Bestattung Wichmanns (III.) ad patres in Vreden erfolgte, dürfte sein Vater Ekbert der Einäugige am Schluß seines Lebens dort sein Wirkungszentrum gehabt haben. Ekberts 'Burg' Ala bei Goslar war ja doch 984 beim Throngewinnungsversuch Heinrichs des Zänkers zerstört worden; vgl. Thietmar, Chron. lib. IV cap. 3, 134.]. In Vreden hat er seit etwa 1010 eigene Münzen prägen lassen [114 Anna Wirtz geb. Henningsen, Die Geschichte des Hamalandes, in: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 173,1971,67, mit Verweis auf Peter Berghaus, Die Vredener Münzen 47-49.]. Er hatte zudem eine Tochter des Grafen Gottfried vom Hattuariergau (südlich Nimwegen) zur Frau genommen. Da Gottfried bei seinem Tode1006 einen schwachsinnigen Sohn hinterließ, versuchte Wichmann verstärkt Einfluß auf den Hattuariergau zu gewinnen, worüber die lange Fehde mit Gottfrieds Neffen Balderich ausbrach, die 1016 mit der Ermordung Wichmanns endete. - Ist aber nun das Interesse Ekbert des Einäugigen und seines Sohnes Wichmann (III.) an friesischen Angelegenheiten so evident, so ist es auch nicht verwunderlich, wenn über Gertrud als Enkelin Ekberts des Einäugigen (durch dessen Sohn Ekbert) die Interessen ihres Gemahls Liudolf auf die friesischen Bereiche gelenkt wurden, Liudolf dann also im Komitat in Friesland auftritt. Bei der Neugliederung der friesischen Verhältnisse durch Kaiser HEINRICH II. nach 1016, das heißt nach der Ermordung Wichmanns und dernachfolgenden Entmachtung und Bestrafung Balderichs, könnte er hier versorgt worden sein.
    Ein weiteres kommt hinzu:Wir müssen uns dabei nochmalszu der späten Braunschweiger und Gandersheimer Tradition zurückwenden. Diese Tradition kennt nicht die Herleitung der BRUNONEN vom Herzog Liudolf († 866) und seinem 880 gefallenen Sohn Brun, sondern sucht zugleich auch - wie wir schon einmal bemerkt haben [115 Vgl. oben Seite 143f.] - eine Verbindung zum Sachsen-Herzog Widukind aus der Zeit KARLS DES GROSSEN herzustellen. Das wird so gelöst, daß Herzog Liudolf zum Nachfolger Widukinds erklärt wird, was sich freilich weder von Widukinds Nachkommenseite noch von Liudolfs Vorfahrenseite her verifizieren oder auch nur einigermaßen plausibel machen läßt. Wenn es für die seit dem 12. Jahrhundert zuerst faßbare Tradition aber doch einen echten Kern gegeben haben sollte, so wie ein solcher ja auch für die Herkunft der BRUNONEN vom 866 verstorbenen Herzog Liudolf nun (wegen der nachweislichen Thronkandidatur Bruns 1002 und deren Rechtsvoraussetzung und wegen des Nachweises, daß der 880 ums Leben gekommene Herzog Brun tatsächlich Nachkommen hatte) nicht mehr unwahrscheinlich sein dürfte, so bietet sich gerade bei der hier angeschnittenen Herkunftsfrage Gertruds I. die Ermittlung dieses Traditionskernes widukindischer Abstammung an. War nämlich Gertrud I. von Braunschweig - wie schon gesagt - die in den Hildesheimer Annalen genannte Gertrud, Tochter eines Grafen Ekbert, und war dieser Ekbert einer der filii Ekbrahti comitis et nepotis nostri Kaiser OTTOS III. des Jahres 1001, so ergibt sich auch eine Erklärung für dieses widukindische Herkunftsbewußtsein. Graf Ekbraht, nepos OTTOS III., war ja doch als Sohn des Grafen Wichmanns des Älteren und einer Schwester von König HEINRICH I. Gemahlin Mathilde ein Widukind-Nachfahre [116 Vgl. Bork, Billunger 64-78.]. Denn über Mathildes Herkunft verlautet schon bei Widukind von Corvey, daß sie stirpis magni ducis Widukindi war, qui bellum potens gessit contra Magnum Karolum per triginta ferme annos [117 Widukind, Rer. gest. Saxon. lib. I cap. 31, 44.]. Und auch die ältere Mathildenvita und Thietmar von Merseburg überliefern diesen Sachverhalt [118 Vita Mathildis antiquior cap.1, ed. Bernd Schütte, MGH SS rer. Germ., Hannover 1994,112f.,114; ältere Edition in: MGH SS X 575f.: ...pervenit ad aures {sc. Heinrichs}, quandam in monasterio Herevordensi pulcherrimam fuisse puellam nomine Machthildam ..., cuius generositas haud minus futuri claruit sponsi. Nam Widukindi ducis Saxonie originem traxit a stirpe, qui quondam ... christianos constanter persequebatur ...; Ab huius quoque posteris, postquam christiane se submisserant religioni, praedicte pater puelle prodiit nomine Tiedericus, cui noblissima iuncta erat Reinhilda Frensorum Danorumque genere progrediens. - Thietmar, Chron. lib.I cap.9,14 f.: Heinrich I. filiam Theoderici et Reinhildae, ex Vidicinni (Widijkindi) regis tribu exortam, interpellat.]. Diesen widukindischen Traditionskern, der natürlich nicht nur Mathilde, sondern eben auch ihre mit Wichmann dem Älteren verheiratete Schwester Bia [119 Bork, Billunger 40, 45ff.; den Sachverhalt klärend Eduard Hlawitschka, Kontroverses aus dem Umfeld von König Heinrichs Gemahlin Mathilde, in: Deus qui mutat tempora, Festschrift für Alfons Becker, hg.von Ernst-Dieter Hehl u.a. Sigmaringen 1987,50-54, ND in: Ders., Stirps regia 372-376.] betraf, gilt es also zu beachten. Er dürfte, wenn Gertrud I. von Braunschweig - wie jetzt schon mehrmals gesagt - tatsächlich die Tochter eines Grafen Ekbert und Enkelin Ekberts des Einäugigen war, am Hofe der 1077 verstorbenen Gertrud I. genauso wie derjenige der liudolfingisch-ottonischen Herkunft ihres schon 1038 verstorbenen Mannes [120 Zu den Todesdaten Liudolfs und seiner Gemahlin Gertrud der Älteren vgl. oben bei Anm. 15 und 19.] - gepflegt und erzählt worden sein; und zur Zeit ihrer Kindheit flossen dann beide Traditionsstränge - der liudolfingische, auf Herzog Liudolf und seinen 880 gefallenen Sohn Brun zurückführende, und der ekbertinische, auf den großen Sachsen-Herzog zurückweisende - zusammen und konnten dann von den Reimchronisten und braunschweigisch-welfischen Hofpanegyristen weiter ausgesponnen werden. Eine Stütze erhält diese Sicht noch dadurch, daß 1215 der Sachsen-Herzog und rheinische Pfalzgraf Heinrich, der Sohn Heinrichs des Löwen, angab, er handele patrum nostrorum qui Wildeshusensem ecclesiam fundaverunt et prediis suis dotaverunt vestigiis inherendo [121 Wilmans, Kaiserurkunden 532ff.; vgl. auch Schmid, Die Nachfahren Widukinds 10. ]. Wildeshausen war bekanntlich - worauf auch schon einmal kurz hingewiesen wurde [122 Vgl. oben Anm. 48.] - vom Widukind-Enkel Graf Waltbert um 865/70 gestiftet und ausgestattet worden. Dieser Beleg verdeutlicht nicht nur, daß die WELFEN als Nachkommen der BRUNONEN offensichtlich die Widukind-Tradition übernommen und weitergeführt haben, sondern damit auch die widukindische Abkunft Gertruds I. [123 Dieser Beleg ist nicht mit dem bekannten, literarisch und in Volkserzählungen gepflegten Widukind-Mythos in Verbindung zu bringen, der sich seit dem Hochmittelalter ausbreitete und ein ganz bestimmtes Bild des vom Heidentum zum Christen bekehrten Sachsenfürsten beinhaltete; zu jenem vgl. Erwin Rundnagel, Der Mythos vom Herzog Widukind (HZ 155,1937) 233-277. Die Braunschweiger Brunonen-und Widukindtradition dürfte also nicht zu den genealogischen Fiktionen in mittelalterlicher Historiographie, in: Fälschungen im Mittelalter I (= MGH Schriften 33,1) eindringlich hinwies.].
    Gewiß ist hiermit kein stringenter Beweis für die Herkunft Gertruds I. geliefert, aber vielleicht doch eine breitere Basis gefunden, die die bisher allein auf der Namensgleichheit Gertrud (bei der BRAUNSCHWEIGERIN und bei der 1019 geschiedenen Ekbert-Tochter) und auf der Weitergabe des Namens Ekbert beruhende Identifizierung ergänzt und sie sich wohl weiter zu diskutieren lohnt.


  8. 28.  von Braunschweig, N Graphische Anzeige der Nachkommen (16.Gisela3, 4.Gerberga2, 1.Konrad1)

    Familie/Ehepartner: von Formbach, Thiemo II.. Thiemo gestorben am 28 Aug 1040. [Familienblatt] [Familientafel]


  9. 29.  von Braunschweig, Gisela Graphische Anzeige der Nachkommen (16.Gisela3, 4.Gerberga2, 1.Konrad1) wurde geboren um 1005.

    Familie/Ehepartner: von Sangerhausen, Berthold. [Familienblatt] [Familientafel]


  10. 30.  von Schwaben, Ernst II. Graphische Anzeige der Nachkommen (16.Gisela3, 4.Gerberga2, 1.Konrad1) wurde geboren um 1010; gestorben am 17 Aug 1030 in Schramberg [78144],Rottweil,Baden-Württemberg,Deutschland; wurde beigesetzt in Konstanz [78462],Konstanz,Baden-Württemberg,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1015-1030, Schwaben,Deutschland; Herzog von Schwaben

    Notizen:

    Ernst II.
    Herzog von Schwaben (1015-1030)
    um 1010-17.8.1030 Burg Falkenstein Begraben: Konstanz, Mauritiusstift (bei der Bischofskirche)
    Ältester Sohn des Herzogs Ernst I. von Schwaben und der Gisela von Schwaben, Tochter von Herzog Hermann II.

    Lexikon des Mittelalters: Band III Seite 2179

    Ernst II., Herzog von Schwaben aus dem Hause der BABENBERGER
    * um 1007, + 17. August 1030 Begraben: Konstanz, Mauritiusstift (bei der Bischofskirche), unverheiratet

    Der bei der formellen Übernahme der Herzogsherrschaft noch minderjährige Ernst II. stand zunächst unter der Vormundschaft seiner Mutter Gisela und danach unter derjenigen seines Onkels, Erzbischof Poppo von Trier. Mit dem Regierungsantritt KONRADS II., des 3. Gemahls seiner Mutter Gisela, im Jahre 1024 scheint für den zum Stiefsohn des Königs gewordenen Ernst eine Gefährdung seiner Herrschaftsausübung in Schwaben möglich geworden zu sein. Seine vom Sommer 1025 bis zum Lebensende dauernde, freilich immer wieder durch Begnadigungen unterbrochene Rolle als Opponent des Königs mag ebenso wie seine 1026 und 1027 im Elsaß und in Burgund unternommenen militärischen Aktionen in dieser Furcht vor einer Neuordnung in Schwaben begründet gewesen sein.
    Ernsts Herrschaft als Herzog stützte sich auf das Reichsgut - mit der Pfalz auf dem Lindenhof zu Zürich als Zentrum - und auf die Reichskirche in Schwaben. Vor allem aber versuchte er, die Vasallen des Königs in Schwaben zu "mediatisieren". Aber gerade auf dem 1027 parallel zu KONRADS II. Ulmer Gerichtstag abgehaltenen Herzogslandtag zeigte es sich, dass die milites des Herzogs ihm ihre Hilfe ihm im Kampf gegen den Herrscher verweigerten. Das kam einer grundsätzlichen Krise der Herzogsherrschaft in Schwaben gleich. Nach erneuter Absetzung und Ächtung - das Herzogsamt wurde Bischof Warmann von Konstanz - blieb Ernst die Treue des Grafen Werner ("von Kyburg") erhalten, mit dem zusammen er auf der Baar im Kampf gegen die Leute des Bischofs fiel. - Ernsts oppositionelles Wirken ist - freilich nur in Andeutungen - in die bereits weitgehend ausgebildete Sage von einem Herzog Ernst von Bayern eingegangen, die sowohl deutsch und lateinisch in Vers und Prosa immer wieder anonym bearbeitet worden ist.

    Literatur:
    NDB IV, 624 - H. Maurer, Der Hzg. v. Schwaben, 1978 - H.C. Faußner, Kuno von Öhningen und seine Sippe, DA 37, 1981, 81 - F.-R. Erkens, Fsl. Opposition in otton.-sal. Zeit, AK 64, 1982, 354ff. - [zur Herzog Ernst-Sage]: Verf.-Lex. III, 1170ff. - W. Störmer, "Spielmannsdichtung" und Gesch., ZBLG 43, 1980, 556ff.

    Ernst II. folgte unter kaiserlicher Vormundschaft, dann unter dem Stiefvater und geriet mit diesem 1025/26 erstmals wegen Burgund, das Ernst und Odo II. von Champagne als Nachkommen von Schwestern König Rudolfs III. beanspruchten, in Streit. KONRAD unterdrückte 1026 den Aufstand Ernsts, den seine Vasallen im Stich gelassen hatten. 1027 begleitete er seinen Stiefvater nach Italien, der ihn nach Deutschland zurückschickte, um die Fürstenopposition niederzuhalten. Er schloss sich der Fürstenopposition an und verlor alle Reichslehen, sein Herzogtum und wurde nach der Unterwerfung inhaftiert. Er sollte 1030 restituiert werden, wenn er seinen Vasallen Graf Werner von Kyburg bekämpfen half. Er weigerte sich, wurde später mit der Reichsacht belegt und fiel zusammen mit Werner gegen den zur Vollstreckung der Reichsacht ausgesandten Grafen Mangold im Schwarzwald.

    Hansjörg Frommer: Seite 131-134, "Spindel Kreuz und Krone"

    Das Problemkind war der 2. Sohn, der um 1010 geborene Sohn des BABENBERGERS Ernst, seit 1015 Herzog von Schwaben. Er hatte noch Erinnerungen an den Vater, vielleicht auch den Konflikt zwischen seinen Eltern erlebt, und durch seinen Onkel war er gegen den Stiefvater und die Mutter aufgehetzt und eingenommen worden. Jetzt war er mit 15 Jahren mündig und einer der wichtigsten Reichsfürsten, und er neigte zur Selbstüberschätzung und ließ sich von anderen benutzen und vorschieben. Dazu kam ein objektiver Konflikt, der Anspruch auf das Königreich Burgund. Dessen König Rudolf war ohne Kinder und hatte das Erbe seinem Neffen HEINRICH II. versprochen. KONRAD sah sich auch hier als dessen Rechtsnachfolger, außerdem war er mit der nächsten Erbin verheiratet. Aber Herzog Ernst hielt sich für den nächsten männlichen Erben und hätte gern das Königreich Burgund seinen Herzogtum Schwaben hinzugefügt.
    Herzog Ernst war schon 1025 an einer ersten nicht sehr gefährlichen Aufstandsbewegung gegen KONRAD beteiligt. Im Februar 1026 wurde sein 9-jähriger Halbbruder HEINRICH durch die Zustimmung der Fürsten als König designiert und formal mit der Vertretung in Deutschland beauftragt, die aber faktisch bei Bischof Bruno von Augsburg lag. KONRAD und Gisela bereiteten sich mit einem zahlreichen Gefolge, zu dem auch Ernst gehörte, auf den Italienzug vor. In Italien und unter den Augen des Königs und Stiefvaters bewährte sich der junge Herzog. Deshalb schickte ihn KONRAD Ende 1026 nach Deutschland zurück, denn der Augsburger Bischof war durch Graf Welf in ernste Schwierigkeiten geraten.
    Als Herzog Ernst Ende 1026 in sein Herzogtum zurückkam, vergaß er schnell den Auftrag, den er übernommen hatte, und ließ sich von dem Grafen Welf auf die andere Seite ziehen und in die Rolle des Anführers drängen. Im Elsaß überfiel er die Burgen von Herren, die zum König hielten, dann machte er einen ergebnislosen Feldzug nach Burgund, und schließlich plünderte er sogar seine wichtigsten Klöster, Reichenau und St. Gallen, weil sie sich seinem Aufstand nicht anschlossen. Als der neue Kaiser schon im Juli 1027 nach Deutschland zurückkehrte, setzte er zunächst die Wahl seines Sohnes HEINRICH als Herzog von Bayern durch. Anschließend berief er einen allgemeinen Reichstag nach Ulm, um den Aufstand endgültig beizulegen. Ernst wollte in einer völligen Verkennung seiner Stärke das Herzogtum zum Kampf gegen den Stiefvater aufrufen, aber seine Leute verweigerten ihm die Gefolgschaft und schlossen sich KONRAD an. Ernst musste sich unterwerfen und wurde zur Haft nach Halle in die Festung Giebichenstein gebracht. Anschließend traf KONRAD in Basel wieder mit König Rudolf von Burgund zusammen, der jetzt notgedrungen das Erbrecht KONRADS anerkannte. Für Gisela war beides enge Verwandtschaft, Herzog Ernst war ihr Sohn, und König Rudolf, ein unzuverlässiger und schwieriger Mann, ihr Onkel. Sie war nicht sentimental und stand deshalb in der Sache immer auf der Seite KONRADS, aber sie bemühte sich doch um eine gewisse Verständigung. So behielt ihr Sohn wenigstens formal das Herzogtum, und wahrscheinlich übernahm sie seine Vertretung.
    An Ostern 1028 wurde HEINRICH in Aachen durch Erzbischof Pilgrim von Köln zum König gekrönt. Wahrscheinlich zu diesem Anlass und auf Bitten HEINRICHS und Giselas wurde Herzog Ernst aus der Festungshaft entlassen und in den Hofstaat eingegliedert, wo er auch noch unter Kontrolle und Aufsicht stand. Denn auf einer im Juli 1028 in Magdeburg ausgestellten Urkunde Kaiser KONRADS haben als Zeugen unter anderen die beiden älteren Söhne Giselas, Graf Liudolf von Braunschweig und Herzog Ernst von Schwaben unterschrieben. Auf einem Reichstag in Ingelheim an Ostern 1030 sollte Ernst wieder mit allen Rechten als Herzog eingesetzt werden, dafür aber die Gegner des Kaisers, seine Parteigänger, vor allem Werner von Kyburg verfolgen und bestrafen. Er verweigerte den Eid und wurde als Herzog abgesetzt. Wo Gisela in diesem Konflikt stand, sagt uns wieder Wipo:
    "Selbst Kaiserin Gisela - welch betrübliche Feststellung, aber welch löbliche Haltung! - ließ ihren unberatenen Sohn gegenüber dem weisen Gemahl fallen und gelobte öffentlich, was auch immer ihm zustoße, sie wolle an niemandem Vergeltung üben und um dieser Sache willen niemand Feind sein."
    Sie gab also ihren Sohn auf, weil er die Harmonie und den Aufstieg der ganzen Familie gefährdete. Ob ihr der Verlust des Sohnes sehr nahe gegangen ist, lässt sich nicht feststellen. Auf jeden Fall ordnete sie ihre emontionale Betroffenheit der nüchternen politischen Realität unter. Herzog Ernst floh zu seinem Freund Werner und fiel im August 1030 als Aufrührer gegen seinen Kaiser in einer Schlacht auf der Baar.

    Paul Friedrich Stälin: Seite 196-203, "Geschichte Württembergs"

    Das Herzogtum erhielt vom Kaiser zu Goslar den 24. Juni 1015 Ernsts unmündiger Sohn Ernst II. (1015-1030). Die Vormundschaft für den wohl höchstens 7-8 Jahre zählenden Jüngling führte seine Mutter und, seit deren Wiedervermählung wie es scheint, sein väterlicher Oheim Poppo, Erzbischof von Trier. Ohne Zweifel über den allodialen Nachlass Herzog Hermanns III. kam es jetzt zu einem Streite zwischen dessen Schwager, dem Herzog Adalbero von Kärnten, und dem SALIER Konrad dem Jüngeren, Sohn des früheren Herzog Konrad von Kärnten und der Mathilde von Schwaben. Mit seinem gleichnamigen Vetter und späteren glücklicheren Mitbewerber um den Thron, zugleich einem Schwager Herzog Hermanns, unterstützt, siegte Konrad im Jahre 1019 bei Ulm und vertrieb Adalbero aus dem Lande, doch sind wir über die Folgen des Kampfes für Schwaben nicht genauer unterrichtet.
    Nach dem Tode des kinderlosen Kaisers HEINRICH II. wurde im September 1024 auf der Wahlversammlung der Reichsfürsten zu Kamba am Rhein nach langem Schwanken zwischen den gleichnamigen Vettern KONRAD vom speierisch-wormsischen Geschlecht der ältere erwählt, der Begründer des salischen Kaiserhauses. Mit den auf der Walstatt erschienen Schwaben wird auch Herzog Ernst seinem Stiefvater nicht entstanden sein. Doch gereichte ihm der Ehebund seiner Mutter mit dem neuen Könige nicht zum Glücke. Der kinderlose schwache König Rudolf III. von Burgund hatte, namentlich in früheren Zeiten von Not gedrängt, dem Kaiser HEINRICH II., dem Sohne seiner ältesten Schwester Gisela, die Erbfolge in Burgund zugesagt. Nach HEINRICHS Tode wollte er das Erbrecht, das er nur als Oheim Kaiser HEINRICHS diesem Neffen zugedacht, für dessen Nachfolger auf dem deutschen Throne nicht gelten lassen, und nun hätte Graf Odo von der Champagne als Sohn der 2. Schwester des Königs, Bertha, nach ihm Herzog Ernst als Enkel der 3. Schwester Gerberga die nächste Anwartschaft gehabt. Allein König KONRAD sprach das burgundische Reich als Rechtsnachfolger Kaiser HEINRICHS an und machte den König Rudolf ganz von sich abhängig. Darüber grollend trat Herzog Ernst mit Graf Welf II. im Jahre 1025 der weitverzweigten Verschwörung gegen KONRAD bei, welche Herzog Gozelo von Nieder-Lothringen, Graf Friedrich von Ober-Lothringen, Graf Odo von der Champagne und den bei der Königswahl unterlegenen Konrad den Jüngeren zu ihren Häuptern zählte und sich selbst der Unterstützung König Roberts von Frankreich zu erfreuen hatte. Allein nachdem sich schon im Dezember dieses Jahres die Lothringer dem Könige unterworfen hatten, musste auch Ernst seinen Widerstand gegen ihn aufgeben und erhielt auf dem Augsburger Reichstag des folgenden Februars, entsprechend der Bitte Giselas, des kleinen HEINRICHS, ihres Sohnes von König KONRAD, und anderer Fürsten die erbetene Verzeihung. Mit dem Reichsheere, in welchem insbesondere auch der Schwaben gedacht wird, begleitete er seinen Stiefvater auf dem Krönungszuge nach Italien. Indessen setzte Graf Welf seine Empörung fort. Er fiel verheerend in die Lande des Bischofs Bruno von Augsburg, des Reichsverwesers während KONRADS Abwesenheit ein, verwüstete dessen Hauptstadt und plünderte den bischöflichen Schatz. Zur Wiederherstellung der Ruhe sandte KONRAD seinen Stiefsohn, mit der Abtei Kempten belehnt, gegen Ende des Jahres 1026 in sein Herzogtum zurück. Ernst lohnte jedoch das Vertrauen seines Stiefvaters übel, er erhob selbst die Fahne des Aufruhrs, fiel ins Elsaß ein und zerstörte hier die Burgen eines Vetters des Kaisers, des Grafen Hugo. Von da warf er sich mit einer Schar junger Leute nach Burgund, wo er eine Insel jenseits Solothurns, vermutlich die Petersinsel im Bieler See, zu befestigen begann. Allein da sein Großoheim, König Rudolf, den gehofften Beistand nicht gewährte, ihn vielmehr zum Abzug aus dem Lande nötigte, wandte er sich wieder nach Schwaben in die Gegend von Zürich, setzte sich dort in einer Burg, vielleicht der Kiburg, fest und schädigte von ihr aus die Klöster St. Gallen und Reichenau durch Raubzüge. Da kehrte KONRAD, mit der Kaiserkrone geschmückt, aus Italien heim. Er entsetzte alsbald Welf einer Grafschaft im Inntal und seiner sonstigen Lehen und beriet sich zu Augsburg mit den treugebliebenen Großen Schwabens. In der 2. Hälfte Julis 1027 sollte auf schwäbischer Erde zu Ulm das Fürstengericht über Ernst und seine Genossen entscheiden. Wie Welf erschien auch Ernst, aber mit einem glänzenden Gefolge von wohlgerüsteten Vasallen und nicht als ein Flehender, sondern um mit dem Kaiser als seinesgleichen zu verhandeln und, wenn dies ohne Erfolg bleibe, von neuem das Waffenglück zu versuchen. Nach der Erzählung des kaiserlichen Geschichtsschreibers Wipo ermahnte er hier die Seinen, unter Berufung auf den Eid, den sie ihm geleistet, und den alten Ruf der schwäbischen Treue, unverbrüchlich an ihm zu halten, und stellte ihnen dafür reichen Lohn, bei der Nachwelt Ruhm und Ehre in Aussicht. Allein nun ergriffen 2 schwäbische Grafen, Friedrich und Anselm, im Namen der übrigen das Wort und erklärten ihm in einer hochberühmten Rede, deren wesentlicher Inhalt gewiss echt ist, wenn auch die Wortfassung Wipos angehört: "Wir wollen nicht leugnen, dass wie Euch Treue gegen Jedermann angelobt haben, nur nicht gegen den, der uns an Euch übergeben hat. Wären wir eigene Leute unseres Königs und Kaisers gewesen und Euch zu Recht überlassen, so dürften wir uns freilich nicht von Euch trennen. Nun aber, da wir freie Männer sind und unseren König und Kaiser als höchsten Schirmherrn unserer Freiheit auf Erden haben, gehen wir, wenn wir ihn verlassen, der Freiheit verlustig, die ein wackerer Mann nur mit dem letzten Atemzuge aufgibt. Deshalb wollen wir Euch gehorchen, soweit Ihr immer Ehrbares und Gerechtes von uns begehrt. Verlangt Ihr aber etwas Anderes, so werden wir frei zu dem zurückkehren, von dem wir zu Euch nur bedingungsweise gekommen sind." So von den Seinen verlassen, musste sich Ernst auf Gnade und Ungnade ergeben. Er wurde seines Herzogtums enthoben, dessen Verwaltung der Kaiser selbst in die Hand nahm, und nach Giebichenstein an der Saale in Gewahrsam gebracht. Welf musste dem Bistum Augsburg vollen Schadenersatz leisten und wurde auch einige Zeit in Haft gehalten. Siegreich Schwaben durchziehend, brach der Kaiser noch mehrere Burgen der Aufständischen im Lande, darunter erst nach dreimonatiger Belagerung, wie, jedoch sicherlich übertrieben, berichtet wird, die starke Feste Kiburg. Ernsts treuer Vasall und Freund Wernher, ohne Zweifel vom Geschlecht der älteren Grafen vom Thurgau, hatte sie verteidigt, entkam aber vor der Erstürmung. Zu Basel erhielt KONRAD im August für sich und seinen Sohn HEINRICH von König Rudolf die Nachfolge in Burgund vertragsmäßig zugesichert.
    Der Kaiser zeigte sich übrigens versöhnlich. Nicht nur, dass er dem Grafen Welf bald seine Lehen und Würden zurückgab, auch Ernst erscheint möglicherweise schon seit der Krönung seines Bruders HEINRICH zu Aachen an Ostern, jedenfalls aber im Sommer 1028 wieder in sein schwäbisches Herzogtum eingesetzt, nur dass er vielleicht zu einiger Buße für seine frühere Missetat sein Erbgut Weißenburg im Nordgau an den Kaiser abtreten musste. Da er jedoch wieder zu seinen alten Genossen hinneigte, vor allem wohl zu dem geächteten Grafen Wernher, welcher stets neue Unruhe stiftete, so verlangte KONRAD an Ostern 1030 zu Ingelheim das eidliche Gelöbnis von ihm, Wernher als einen Reichsfeind mit aller Macht zu verfolgen. Diese Zumutung gegenüber seinem erprobten Freunde wies Ernst ab und verließ mit nur wenigen Begleitern den Hof. Jetzt war des Kaisers Geduld erschöpft. Er sprach über Ernst die Reichsacht aus und ließ nach dem übereinstimmenden Spruche der Fürsten über ihn und seine Genossen von den versammelten Bischöfen den Bann der Kirche verhängen. Das Herzogtum Schwaben, das Ernst wie alle seine Güter verlor, erhielt sein noch minderjähriger Bruder Hermann unter der Leitung und dem Beirat des Bischofs Warmann von Konstanz. Selbst Gisela zog jetzt ihre Hand gänzlich von ihrem Sohne ab; sie gelobte feierlich in Gegenwart der Fürsten, niemals rächen zu wollen, was ihm Schlimmes widerfahren.
    Ernst wandte sich mit seinen Genossen, darunter dem Grafen Wernher, zu Graf Odo von der Champagne, dessen Hoffnungen auf das burgundische Erbe ja gleichfalls durch den Kaiser vernichtet worden war. Allein zum Kampfe gegen KONRAD vermochte er Odo nicht zu bewegen, und so zog er sich in die Wildnisse des Schwarzwaldes zurück, um in der noch heutzutage erhaltenen Felsenburg Falkenstein unweit Schramberg, durch Raub und Plünderung sein trauriges Dasein zu fristen. Bischof Warmann sandte den Grafen Mangold, ohne Zweifel vom Hause derer von Nellenburg, mit überlegener Macht gegen ihn aus. Von ihm schwer bedrängt, zog Ernst einen ehrlichen Tod dem schmählichen Leben vor und warf sich aus seiner Burg in die umliegende Baar. Am 17. August 1030 erfolgte der blutige Zusammenstoß. Ernst und die Seinen streiten mit der Wut der Verzweiflung; er selbst mit vielen Wunden bedeckt, fast alle seine Genossen, darunter Wernher und Adalbert, fallen, aber auch Mangold mit einer großen Zahl der Seinigen decken das Schlachtfeld. Einem vereinzelten Berichte zufolge hätten Ernst und Mangold sich gegenseitig die tödliche Wunde beigebracht. Die Leiche des Herzogs Ernst wurde nach Konstanz geführt und hier nach Lösung des Bannes in der St. Marienkirche beigesetzt .

    Literatur:
    Karl Lechner: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246,Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar 1992, Seite 55,66,68,321 A 35;330 A 8 - Walter Pohl: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert, hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 84 - Eduard Hlawitschka: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite 127,130-136,139,141,169 - Hils, Kurt: Die Grafen von Nellenburg im 11. Jahrhundert. Ihre Stellung zum Adel, zum Reich und zur Kirche, Eberhard Albert Verlag Freiburg 1967, Seite 16,19,22-24, 46,75 - Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 9,28,44,47,58-63,66,81,308 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 69 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 32,35,69-73,77,94,132,138,145,158,160, 207 - Weinfurter, Stefan: Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich Puset Regensburg 1999, Seite 63 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 15,31,191,222,231,234, 237,255-259,523,544/Band II Seite 162,164,386,521,526/ Band III Seite 16,313,315,320,324,491,496 -

    Neue Deutsche Biographie - Ernst II.

    Herzog von Schwaben (seit 1015), * um 1010, ⚔ 17.8.1030 in der Baar, ⚰ Konstanz.

    Wenige Wochen nach dem Tode seines Vaters erhielt der noch unmündige E. das Herzogtum Schwaben. Mit der vormundschaftlichen Regierung wurden seine Mutter Gisela und nach deren Wiedervermählung sein Oheim EB Poppo von Trier betraut. Seit der Thronerhebung Konrads II. (1024), des Gemahls der Gisela, trat der junge Schwabenherzog selbständig handelnd auf. Schon 1025 gesellte er sich – als Beweggrund wird die burgundische Erbschaftsangelegenheit angenommen – zu der weitverzweigten Opposition gegen den König, seinen Stiefvater, fand aber dann auf Verwenden seiner Mutter Verzeihung (Februar 1026) und schloß sich dem Italienzug an. In die Heimat entlassen, schützte E. nicht auftragsgemäß das Land, sondern ging erneut zu den Rebellen über. Nach Einfällen im Elsaß und in Burgund – der Versuch, eine Insel bei Solothurn zu befestigen, scheiterte – trieb E. sein Unwesen von einer Burg bei Zürich (wohl von der Kyburg) aus, bis der inzwischen Kaiser gewordene Konrad II. ihn zur Rechenschaft zog. E. erschien 1027 mit Gefolge auf dem Hoftag in Ulm, nicht gewillt, sich zu unterwerfen, sondern auf sein Recht als Herzog zu pochen. Als er sich jedoch von seinen Vasallen, die sich zum Kaiser bekannten, verlassen sah, blieb ihm nur der Weg in die Gefangenschaft (Burg Giebichenstein bei Halle). Der von Konrad auf Kyburg belagerte Graf Werner, der Waffengefährte E.s, verharrte im Trotz. Zwar wurde E. wiederum auf Fürsprache Giselas aufs neue begnadigt und sogar als Herzog anerkannt, doch als er geloben sollte, seinen Freund Werner zu verfolgen, floh er vom Hofe. Jetzt mußte auch die Mutter ihren Sohn aufgeben. Reichsacht und kirchlicher Bann wurden über ihn verhängt. Ohne noch Hilfe zu finden, wurden die Reichsfeinde auf der Burg Falkenstein im Schwarzwald gestellt. Nach verzweifeltem Widerstand fielen sie.

    Der jugendliche E. hatte sich für den König nicht als Gegenspieler von Format erwiesen. Des Herzogs Unbesonnenheit und Ehrgeiz aber brachten schließlich nicht nur ihn selbst zu Fall, auch die Stellung des Herzogtums erlitt mit seiner Niederlage schwere Einbuße. Dieser Beurteilung entgegen steht die Wirkung, die E. wegen seiner unverbrüchlichen Freundestreue auf Zeitgenossen und Nachwelt ausgeübt hat. Seine Gestalt ist im Lied und in der Sage verherrlicht worden. Der Sankt Galler Nekrolog hat für ihn den Zusatz „decus Alamannorum“ gefunden.

    Literatur
    (auch zu Ernst I.) ADB VI; Thietmari Merseburgensis ep. chron., ed. R. Holtzmann, in: MG SS NS IX, 21955; Wiponis Gesta Chuonradi II. imp., ed. H. Breßlau, MG SS rer. Germ., in usum scholarum, 31915; Ann. Sangall. maiores, ed. C. Henking, in: Mitt. z. vaterländ. Gesch., St. Gallen, 19, NF 9, 1884, S. 304 ff.; Regg. Imp. III, 1, 1, 1951; Jbb. d. Dt. Gesch., Heinr. II.; dass., Konrad II., I, S. 468 ff. (Exkurs IX: Zur E.-Sage); P. F. Stälin, Gesch. Württembergs I, 1, 1882, S. 195 ff.; G. Tellenbach, Vom karoling. Reichsadel z. dt. Reichsfürstenstand, in: Adel u. Bauern im dt. Staat d. MA, hrsg. v. Th. Mayer, 1943, S. 40; K. Weller, Gesch. d. schwäb. Stammes bis zum Untergang d. Staufer, 1944, S. 185 ff.; O. Feger, Gesch. d. Bodenseeraumes I, 1956, S. 231 ff. – Zur Hzg. Ernst-Dichtung: L. Uhland, E., Hzg. v. Schwaben, 1818; ders., Schrr z. Gesch. d. Dichtung u. Sage V, 1870, S. 325 ff.; K. Bartsch, Hzg. E., 1869; M. Wetter, Qu. u. Werk d. E.dichters, 1941; C. Heselhaus, Die Hzg.-E.-Dichtung, in: DtVjschr. 20, 1942, S. 170 ff.; J. H. Scholte, Die Sage v. Hzg. E., in: Neophilologus 27, Groningen 1942, S. 133 f.; G. Boensel, Stud. z. Vorgesch. d. Dichtung v. Hzg. E., Diss. Tübingen 1949 (ungedruckt); H. Naumann, Die dt. Kernfabel d. Hzg.-Epos, in: Euphorion 45, 1950, S. 140 ff.; E. Ringhand, Das Hzg.-E. Epos, Vergleich d. dt. Fassungen A, B, D, F, Diss. FU Berlin 1955 (ungedruckt); Ehrismann II 1, 21955, S. 39 ff. (ältere Literatur bis 1927); H. de Boor, Gesch. d. dt. Lit. v. d. Anfängen bis z. Gegenwart I, 21955, S. 257 ff. (Literatur); H.-F. Rosenfeld, in: Vf.-Lex. d. MA V, Sp. 386-406 (unter Herzog Ernst; Literatur).



    Gestorben:
    Burg Falkenstein

    Begraben:
    Mauritiusstift (bei der Bischofskirche)


  11. 31.  von Schwaben, Hermann IV. Graphische Anzeige der Nachkommen (16.Gisela3, 4.Gerberga2, 1.Konrad1) wurde geboren in 1015; gestorben am 28 Jul 1038; wurde beigesetzt in Trient [38121],Trient,Trentino-Südtirol,Italien.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 1030-1038, Schwaben,Deutschland; Herzog von Schwaben
    • Titel/Amt/Status: 1036-1038, Turin [10100],Piemont,Italien; Markgraf von Turin-Susa

    Notizen:

    Hermann IV.
    Herzog von Schwaben (1030-1038)
    Markgraf von Turin-Susa (1036-1038)
    1015-28.7.1038 Begraben: Trient
    2. Sohn des Herzogs Ernst I. von Schwaben aus dem Hause der BABENBERGER und der Gisela von Schwaben, Tochter von Herzog Hermann II.

    Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 2161

    Hermann IV., Herzog von Schwaben
    + Sommer 1038

    Entstammte der zweiten Ehe der Gisela mit dem BABENBERGER Ernst und war jüngerer Bruder Herzog Ernsts II. von Schwaben. Hermann, der durch die dritte Ehe seiner Mutter zum Stiefsohn Kaiser KONRADS II. wurde, erhielt als Minderjähriger nach der Rebellion Ernsts II. 1030 dessen Herzogtum Schwaben übertragen, doch zunächst unter (vormundschaftlicher) Amtsausübung Bischof Warmanns von Konstanz.
    Hermann IV. heiratete 1036 Gräfin Adelheid von Turin und wurde mit der Markgrafschaft Turin belehnt.

    GENEALOGISCHE TAFELN ZUR MITTELEUROPÄISCHEN GESCHICHTE, Wegener Dr. Wilhelm: Seite 196

    1. HERMANN IV.
    Da sein Vater Ernst I. schon Weihnachten 1004 als (schwäbischer) Pfalzgraf erscheint (Schöpflin, Alsatia diplomatica 1, 147), was nur aus seiner Ehe mit Gisela erklärt werden kann, wird Ernst II. schon 1005 geboren sein und Hermanns IV. Geburt darf c 1007 angesetzt werden. Als Nachfolger seines Bruders im Herzogtum Schwaben 1030 stand er unter der Aufsicht des Bischofs Warmund von Konstanz (Wipo ed. Breßlau 43 f, 46), doch nicht wegen Minderjährigkeit, sondern weil der sich in Schwaben aufhaltende geächtete Ernst II. zu bekämpfen war. 1036 mit der Markgrafschaft Susa nach dem Tode seines Schwiegervaters Maginfred (+ 1035) belehnt (Breßlau, Jahrb. Konrads II. 1, 376)
    + 28/7 1038 auf dem italienischen Feldzug KONRADS II. an der Pest (Wipo 57).

    Gemahlin:
    Adelheid von Susa teilt nach Hermanns Tode sich anscheinend mit ihrer Mutter Bertha in die Verwaltung der Mark Susa, heiratete dann den ALEDRAMIDEN Heinrich, der als Markgraf 1041 und 1044 an Adelheids Seite erscheint; 1057 schon seit längerem mit dem Grafen Otto von Savoyen vermählt, der ebenfalls den Markgrafentitel führt, und aus dieser Ehe damals schon Mutter von zwei Söhnen und mehreren Töchtern (Breßlau a.a.O. 1, 337); eine von ihnen ist Bertha, 1055 mit dem jungen HEINRICH IV. verlobt (Steindorff, Jahrb. Heinrich III. 324)
    + 1091

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 7, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    X. 28 a. HERMANN IV., Herzog von Schwaben 1030
    * wohl 1015, + 1038 28.VII.

    Gemahlin:
    Adelheid, Tochter des Markgraf Ulrich Meginfred von Turin, + 1091 19.XII.

    Schwennicke Detlev: Tafel 84, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    HERMANN IV. + Sommer 1038

    1030 HERZOG von SCHWABEN
    1036 Markgraf von TURIN

    oo 1036 ADELHEID VON TURIN, Herrin von TURIN * (1015), + 27.XII.1091
    Tochter von Markgraf Udalrich Manfred und Berta degli Obertenghi
    (II. oo vor 19.1.1042 Heinrich Markgraf von Montferrat (ALERAMICI); III. oo Odo Markgraf von Turin Graf von Chablais (Savoyen) + 1.III.1060)

    Thiele, Andreas: Tafel 22, "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

    HERMANN IV.
    * um 1012, + 1038
    Hermann IV. war eine treue Stütze seines kaiserlichen Stiefvaters. Er besaß viele Grafschaften und Vogteien und wurde 1036 Markgraf von Turin-Susa. Er zog 1037/38 mit nach Italien gegen die Normannen und starb in S-Italien.

    oo ADELHEID VON TURIN + 1091
    Tochter und Erbin des Markgrafen Manfred II. Olderich von Turin-Susa-Piemont

    Hermann von Reichenau: Seite 664,670,672, "Chronicon." in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI

    1030. Als Herzog Ernst, aus der Verbannung befreit, sein Herzogtum zurückerhalten hatte [193 Vor 1. Juli 1028. ], lehnte er sich, von schlechten Ratgebern beraten, erneut gegen den Kaiser auf und wird seines Herzogtums entsetzt, und sein jüngerer Bruder Hermann wird Herzog der Schwaben [194
    Hermann IV. 1030-1038.]. Da schon lange Feindschaft mit dem Ungarnkönig Stephan angefacht worden war, zog Kaiser KONRAD nach Ungarn und verwüstete es bis zur Raab, soviel er trotz der Behinderung durch Flüsse und Sümpfe konnte. Inzwischen erhoben sich in Alamannien der frühere Herzog Ernst und seine Anhänger mit geringen Kräften gegen den Kaiser, und als sie in der Gegend des Schwarzwaldes das Volk mit Raubzügen plagten, wurden sie von Graf Manegold [195 Wahrscheinlich Graf von Nellenburg.] aus dem Reichenauer Aufgebot beobachtet und in einem Treffen am 17. August besiegt. Manegold selbst kam dort um, und es fielen der einstige Herzog Ernst und Graf Werner, das Haupt der Verschwörung, sowie Adalbert und Werin, vornehme Ritter, mit anderen; und Ernst wurde in Konstanz, Manegold aber in Reichenau begraben. Der Reichenauer Mönch Burkhard wird zum Abt in St. Emeram zu Regensburg erhoben.
    1036. Erzbischof Pilgrim von Köln verschied, und ihm folgte Hermann, ein Enkel Kaiser OTTOS II. von seiner Tochter [215 Hermann II. (1036-1055) war ein Sohn Pfalzgraf Ezzos und der Mathilde, Tochter OTTOS II.]. Bischof Gebhard II. von Regensburg starb am 15. Februar. An seiner Stelle wird Gebhard IIII., ein Bruder Kaiser KONRADS von seiner Mutter Adelheid, zum Bischof ordiniert. König HEINRICH, des Kaisers Sohn, hielt in Nimwegen königliches Beilager mit Gunhild, der Tochter Knuts, des Königs der Dänen und Engländer. Konrad, der Vetter des Kaisers, erhielt das Herzogtum seines Vaters in Kärnten und Istrien, das Adalbero gehabt hatte, vom Kaiser zurück. Desgleichen erhielt Herzog Hermann von Alamannien die Mark seines Schwiegervaters Manfred [219 Manfred II. von Turin war 1034 oder 1035 gestorben. Seine älteste Tochter heiratete nach seinem Tod Hermann von Schwaben.] in Italien vom Kaiser. Die Liutizer Slawen wurden dem Kaiser zinspflichtig. Als Burkhard, der Erzbischof oder vielmehr Tyrann von Lyon, der ein gottloser Kirchenräuber und blutschänderischer Ehebrecher war, Udalrich, den Sohn Seligers, mit Krieg überzog, wird er von ihm besiegt und gefangen und zum Kaiser geführt; von dem wird er in Eisen gelegt und eingekerkert, und er wird viele Jahre in banden gehalten. Der Kaiser zieht im Winter nach Italien. Nonnen wurden von Frau Itmgard, der Witwe Graf Welfs, in Altdorf statt der Weltgeistlichen versammelt.
    1038. Als der Kaiser das Geburtsfest des Herrn in Parma beging, entstand zwischen den Bürgern von Parma und dem Heer ein Streit; dabei fielen viele, und nachdem mehrere Bürger niedergemetzelt worden waren, wurde die Stadt vom Feuer verzehrt. Der Papst schließt den Erzbischof von Mailand, der im Aufstand gegend en Kaiser verharrte, aus der Gemeinschaft aus. - Als der Kaiser die Gegenden jenseits Roms durchzogen hatte und von dort längs der Küste des Adriatischen Meeres zurückmarschierte, befiel im Juli eine ungeheure Seuche das Heer und raffte sehr viele ohne Unterschied der Person hinweg. Unter ihnen war die Königin Gunhild, die Gemahlin König HEINRICHS, die am 16. Juli starb [229 Richtig am 18. Juli.]; sie wurde nach der Burg Limburg überführt und dort begraben. Auch Herzog Hermann von Alamannien starb am 28. Juli zum großen Schmerz der Seinen und wurde in Trient begraben. -

    Trillmich Werner: "Kaiser Konrad II. und seine Zeit"

    Politisch nicht weniger wichtig war die Erhaltung der Mark Turin, deren Bestand durch Manfred Olderichs Tod gefährdet wurde. Er starb bald nachdem sein Bruder Adelrich von Asti bei Campo Malo gefallen war und hinterließ außer der Witwe Bertha, einer OTBERTINERIN, drei heiratsfähige Töchter. Das ließ befürchten, die Wacht an den Alpenpässen nach Nieder-Burgund könne in unerwünschte Hände geraten. Auch musste Aribert von Mailand daran gehindert werden, die Schwäche des Nachbarterritoriums zu neuen Übergriffen auszunutzen. Deshalb entschloss sich KONRAD, die junge Markgräfin Adelheid mit seinem Stiefsohne, Hermann von Schwaben, zu verheiraten. Der BABENBERGER erhielt den größten Teil der Allodien und die Reichslehen des verstorbenen Schwiegervaters. Da auch die Mark Ivrea seiner Kontrolle unterstand, wurde er zum Nachbarn des burgundischen Aostatals, in dem der kaisertreue Humbert von Savoyen gebot. Die Verbindung Piemonts mit Schwaben gewährleisteten Graubündens Pässe, so dass Mailand fortan von zweiten Seiten her überwacht werden konnte. Dass die BABENBERGER seitdem um enge Beziehungen zu den neuen Verwandten bemüht war, zeigt die Intervention von Hermanns Oheim, Erzbischof Poppo von Trier, in einer Urkunde zugunsten des Turiner Familienstifts S. Giusto in Susa. Doch damit war der SALIER noch nicht zufrieden. Die Auflösung der Verlobung Ottos von Schweinfurt und der polnischen Prinzessin Mathilde im Mai 1036 ermöglichte ihm, einen weiteren deutschen Herrn aus dem gleichen Sippenkreise an die TURINER zu binden und so für die kaiserliche Italienpolitik zu gewinnen. Der fränkische Großgraf heiratete Immula (Irmgard), Manfred Olderichs zweite Tochter. Ihre Mitgift kennen wir nicht. Bertha, die dritte Schwester, wurde mit dem ALEDRAMIDEN Teto von Vasto vermählt, der über Allodien um Saluzzo und Savona verfügte. Zum Heirats- und Erbgut seiner Frau gehörte Grundbesitz in den Grafschaften Albenga, Auriate und Alba um die Burgen Busca und Loreto. Einen besonders ehrenvollen kaiserlichen Vertrauensbeweis für sein Haus stellte die Ernennung von Tetos Vetter Guido von Sezze zu KONRADS Bannerträger dar. Im Kampfe gegen Mailand fand er 1037 den Tod.

    Stälin Paul Friedrich: Seite 203, "Geschichte Württembergs"

    Herzog Hermann IV. (1030-1038) erwarb durch seine Vermählung mit Adelheid, der Tochter des Markgrafen Ulrich Manfred von Turin und der um den Kaiser sehr verdienten Bertha aus dem Hause ESTE, die Belehnung mit der Markgrafschaft Turin. Er begleitete seinen Stiefvater auf dessen letztem Zuge nach Italien am Schluss des Jahres 1036, wurde aber auf der Rückreise den 28. Juli 1038 (wenigstens nach den glaubwürdigen Angaben) das Opfer einer furchtbaren Seuche, tiefbetrauert als ein großer Verlust für Deutschland. Da die heiße Jahreszeit die Abführung der Leiche nach Konstanz, an die Seite seines Bruders, nicht gestattete, so erfolgte die Beisetzung in Trient. Seine Witwe, eine umsichtige und tatkräftige Fürstin, übernahm die Verwaltung der Markgrafschaft Turin und brachte sie noch ihrem zweiten Gemahl, Heinrich aus dem Hause der oberitalienischen ALEDRAMIDEN, sowie dem dritten, Odo, dem Sohne Humberts, aus dem Geschlecht der Grafen von Savoyen, Herrn der Grafschaften Maurienne und Tarantaise zu. Um ihrer bedeutenden Stellung willen wurde eine ihrer Töchter dritter Ehe, Bertha, von Kaiser HEINRICH III. später für seinen Sohn HEINRICH IV. zur Gemahlin erkoren, eine zweite, Adelheid, mit Rudolf von Schwaben vermählt.

    1035 oo 1. Adelheid von Turin, Tochter von Manfred II. Odelrich. 1015-19.12.1091

    Kinder:
    Nach Meinung der meisten Forscher starb Hermann IV. kinderlos.
    - Richwara - um 1070
    1043 oo Berthold I. Herzog von Zähringen -5./6.11.1078
    - Hermann I. Graf von Kastl - 27.1.1056
    - Gebhard I. Graf von Sulzbach - um 1071

    Literatur:
    Boshof Egon: Die Salier. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1987 Seite 28,60,64,67,82 -
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 7 - Bresslau, Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1879 Band I Seite 289,364,376,422,442/Band II Seite13 N. 4,86,124,157, 189,227 N. 2,228,266,274,277,321,349,359 N. 3,523 - Brüsch, Tania: Die Brunonen, ihre Grafschaften und die sächsische Geschichte. Herrschaftsbildung und Adelsbewußtsein im 11. Jahrhundert. Matthiesen Verlag Husum 2000 Seite 30,91 - Bühler, Heinz: Adel, Klöster und Burgherren im alten Herzogtum Schwaben. Gesammelte Aufsätze. Anton H. Konrad Verlag 1997 Seite 16,22,369,376,400/01,445,465,468,470,473,480,492,493,537,706,731,755,842,905,911,922,1056, 1191 - DIE SALIER UND DAS REICH. Gesellschaftlicher und ideengeschichtlicher Wandel im Reich der Salier. (Hg.) Stefan Weinfurter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991 Band I Seite 223,238, 255/Band II Seite 162 - Erkens Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers, Verlag Friedrich Pustet Regensburg, 1998 Seite 32,133,183,189,195,197 - Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Mundus Verlag 2000 Band 2 Seite 395,472 - Hermann von Reichenau: Chronicon. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 664, 670,672 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987 Seite 127,130,134-136,169 - Keller Hagen: Kloster Einsiedeln im ottonischen Schwaben. Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1964 Seite 79,123 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 92,100,113-116 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 84 - Stälin, Paul Friedrich: Geschichte Württembergs, Gotha 1882 Seite 203 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 - Trillmich Werner: Kaiser Konrad II. und seine Zeit. Europa Union Verlag Bonn 1991 - Wipos Leben Konrads II. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 520,582,586,604,610 - Wolfram, Herwig: Konrad II. 990-1039. Kaiser dreier Reiche. C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München 2000 Seite 50,55,72,90,95,100,120,146, 150,155,160,198,206,303,353,358,362 - Zettler, Alfons: Geschichte des Herzogtums Schwaben. Verlag W. Kohlhammer GmbH Stuttgart 2003 Seite 164,166,168,172,174 - Zotz, Thomas: Der Breisgau und das alemannische Herzogtum (Vorträge und Forschungen, Sonderband 15), Sigmaringen 1974 -


  12. 32.  Heinrich III.Heinrich III. Graphische Anzeige der Nachkommen (16.Gisela3, 4.Gerberga2, 1.Konrad1) wurde geboren am 28 Okt 1017; gestorben am 5 Okt 1056 in Elbingerode [38875],Harz,Sachsen-Anhalt,Deutschland; wurde beigesetzt in Speyer [67346],Speyer,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: 14.4.1028/1039-1056, Deutschland; Deutscher König
    • Titel/Amt/Status: Italien; König von Italien
    • Titel/Amt/Status: seit 25.12.1046; Römischer Kaiser
    • Titel/Amt/Status: 1038-1056, Burgund,Frankreich; König von Burgund

    Notizen:

    Heinrich III., Detail vom Sarkophag auf dem Herzgrab, Pfalzkapelle Goslar.

    Heinrich III. Detail Herzgrab



    Neue Deutsche Biographie - Heinrich III.

    Kaiser, * 28.10.1017, † 5.10.1056 Bodfeld (Harz), ⚰ Speyer, Dom (Herz in Goslar, Ulrichskapelle).

    H. wurde schon im Knabenalter, Anfang 1026, im Einvernehmen mit den Fürsten zum Thronerben designiert, im folgenden Jahr zum Herzog von Bayern erhoben und Ostern 1028 von EB Pilgrim von Köln zu Aachen zum König gesalbt und gekrönt. Eine Werbung um die Hand einer Tochter des byzantinischen Kaisers Konstantin VIII. für den königlichen Knaben blieb vergeblich. Unter dem Einfluß seiner Mutter Gisela erhielt er eine sehr sorgfältige, auf die Pflege geistiger und religiöser Werte gerichtete Erziehung, die zunächst Bischof Brun von Augsburg, dem Bruder Kaiser Heinrichs II., dann Bischof Egilbert von Freising anvertraut war. Gemeinsam mit seiner Mutter suchte er das Kloster Sankt Gallen auf, das damals unter dem Eindruck des Lebenswerkes Notkers des Deutschen stand. Der Kapellan Wipo widmete ihm hundert Denksprüche geistlicher Sittenlehre und die stark höfisch gefärbte, zugleich aber vom Geist der Kirchenreform erfüllte Lebensgeschichte seines Vaters, dessen Kaiserkrönung in Rom H. 1027 miterlebte. In den freien Künsten unterrichtete ihn zeitweilig Almerich Ursus, ein gelehrter Mönch des Klosters San Pietro zu Pavia. So verband sich frühzeitig in seinem Wesen der leidenschaftliche Machtwille seines Hauses mit tiefem religiösem Ernst.

    Wenn H. als Herzog von Bayern 1031 ohne Vorwissen des Kaisers einen Frieden mit König Stephan von Ungarn schloß, der durch Gebietsabtretungen erkauft werden mußte, so war dies das Werk des Bischofs Egilbert von Freising, der für den Jüngling die Regierung in Bayern führte. Eine selbständige Haltung nahm H. ein, als sich Konrad II. mit Herzog Adalbero von Kärnten überworfen hatte und gegen ihn wegen Hochverrats vorgehen wollte (1035); nur mit Mühe gelang es dem Kaiser, seinen Sohn umzustimmen. Auf dem Feldzug, den Konrad II. 1032/33 nach Burgund unternahm, um die Nachfolge seines Hauses in diesem Königreich zu sichern, leisteten die kaiserlich gesinnten Großen auch H. die Huldigung. Sein erster selbständiger Feldzug richtete sich gegen Herzog Bretislav von Böhmen, den er der Hoheit des Reiches unterwarf. Er wurde 1036 mit der Tochter Knuts des Großen, Gunhild (Kunigunde), vermählt, 1038 mit dem Herzogtum Schwaben belehnt und zum König von Burgund erhoben. Ohne Schwierigkeiten übernahm er nach dem Tode des Vaters am 4.6.1039 die Regierung des Reiches, das den Gipfel seiner Macht erreicht hatte. In Italien konnte der Friede durch einen Ausgleich mit EB Aribert von Mailand wiederhergestellt werden. Hingegen kam es zu schweren Kämpfen mit Bretislav von Böhmen, der das uneinige Polen angegriffen, Schlesien besetzt und die Reliquien des heiligen Adalbert von Gnesen nach Prag überführt hatte, um sich politisch und kirchlich vom Reich unabhängig zu machen. Nach einem gescheiterten Feldzug (1040) gelang es H. 1041, Bretislav zum Frieden und zur Huldigung zu zwingen; Kasimir von Polen anerkannte die deutsche Lehenshoheit. Vorübergehend geriet damals auch Ungarn in Abhängigkeit vom Imperium. Hier war der Neffe Stephans des Heiligen, der venezianische Dogensohn Peter, von seinem einheimischen Gegner Aba (Samuel) gestürzt worden, der die Kriegszüge gegen Westen wieder aufnahm. H. zwang diesen 1043 zur Rückgabe des 1031 abgetretenen Landes zwischen Fischa und Leitha, schlug ihn 1044 vernichtend bei Menfö an der Raab und setzte Peter wieder ein, der 1045 zu Stuhlweißenburg feierliche Huldigung leistete, aber bereits im folgenden Jahre von dem Arpaden Andreas gestürzt wurde. Nicht lange darauf entzog sich Ungarn wieder dem Einfluß des deutschen Kaisertums.

    Bald nach seinem Regierungsantritt war H. auch das Herzogtum Kärnten zugefallen, doch war es nicht seine Absicht, die Herzogtümer dauernd in seiner Hand zu behalten; er vergab sie vielmehr neu nach vorwiegend amtsrechtlichen Gesichtspunkten. Aber so überragend die Kaisermacht dastand, an inneren Fehden fehlte es auch unter seiner Herrschaft nicht. Nach dem Tode Herzog Gozelos von Lothringen (1044) belehnte H. dessen ältesten Sohn Gottfried den Bärtigen nur mit Oberlothringen, während er ihm Niederlothringen vorenthielt. Nach schwerem Kampf fügte sich Gottfried zunächst (1046) der Neuordnung, empörte sich jedoch bereits im folgenden Jahre abermals, unterstützt von den Grafen von Flandern und Holland. Erst Ende 1049 gelang es dem Kaiser mit Hilfe englischer und dänischer Seestreitkräfte, diese weitreichende Bewegung niederzuzwingen. Doch ist er der Fürstenopposition in Niederlothringen nie wirklich Herr geworden. Die größte Gefahr aber erwuchs der Reichsgewalt daraus, daß sich Gottfried bald nach dem Tode des Markgrafen Bonifaz von Tuszien († 1052) mit dessen Witwe Beatrix vermählte und so das mächtigste der italienischen Fürstentümer, dessen Einfluß nahe an Rom heranreichte, mit seiner Stellung im Westen des Reiches verband.

    Eine ansehnliche Position schuf sich H. in Sachsen durch planmäßigen Ausbau des von den Ottonen ererbten Reichs- und Hausgutes. Mit Vorliebe hielt er in Goslar Hof, das damals dank dem Silberbergbau emporblühte. Das Stift Sankt Simon und Judas, eine Pflanzstätte für die Ausbildung des Hofklerus, ist seine Gründung. Wohlwollend förderte er die ehrgeizigen Bestrebungen des EB Adalbert von Bremen, der als Leiter der Missionierung Skandinaviens, Islands und Grönlands die Würde eines Patriarchen des Nordens erstrebte und die Güter seiner Kirche im nördlichen Sachsen zu einem abgerundeten Machtbereich zusammenzuschließen suchte. Das Herzogtum der Billunger und der sächsische Adel standen der Ausweitung des Einflusses des landfremden Kaiserhauses und der bremischen Kirche mit Mißtrauen gegenüber.

    Gerade unter H.s Regierung breitete sich die Ritterfehde, dem Geist einer neuen Zeit folgend, von Westen her im Reich stärker aus. Die strenge theokratische Auffassung, die H. von seiner kaiserlichen Würde hegte, machte es ihm zur Pflicht, derartigen Auflösungserscheinungen staatlicher Ordnung nicht nur durch Einsatz seiner überragenden Macht, sondern auch durch persönliches Beispiel entgegenzutreten. In Burgund hatte er die Treuga Dei kennengelernt, eine religiös motivierte zeitweilige Waffenruhe, die für gewisse Tage jede Fehdehandlung untersagte. 1043 ermahnte er in einer Ansprache im Dom zu Konstanz während des Gottesdienstes an der Seite des Bischofs das Volk zum Frieden, gewährte seinen Gegnern Verzeihung und forderte alle Anwesenden auf, desgleichen zu tun. Anschließend wurde der Friede durch königliches Edikt verkündet. Mehrfach wiederholte H. diese Indulgenzen im Rahmen gottesdienstlicher Handlungen, so nach dem Sieg über die Ungarn auf dem Schlachtfeld bei Menfö 1044 und nach der Kaiserkrönung in Rom. Um die gleiche Zeit ging er eine zweite Ehe ein mit Agnes, die 1043 zu Mainz gekrönt wurde und H. im kluniazensischen Geist beeinflußte. Vergebens hatten kirchliche Kreise wegen zu naher Verwandtschaft gegen die Eheverbindung protestiert. Dem ernsten Charakter H.s, der für derbe Volkstümlichkeit keinen Sinn besaß, entsprach es, wenn er die Spielleute, die bei der Hochzeitsfeier auftreten wollten, vom Hofe verwies.

    Die von den Ottonen überkommene enge Verbindung zwischen Reichskirche und Hof wurde unter H.s Regierung noch weiter verstärkt. Unumschränkt übte er das Recht der tatsächlichen Ernennung der Bischöfe durch Investitur mit Ring und Stab, so daß die Wahl durch die Geistlichkeit zu einem bloßen Vorschlag verkümmerte. Simonistische Vergabungen lehnte H. im Gegensatz zu seinem Vater unbedingt ab. In einem Einzelfall, bei der Übertragung des Erzbistums Lyon an den Abt Halinard von Dijon, ließ er sich sogar dazu bewegen, im Sinne der strengen Reformrichtung auf den sonst stets geforderten Treueid zu verzichten. Führende Vertreter des monastischen Ideals genossen das Vertrauen H.s, der den Abt Hugo von Cluny zum Taufpaten seines Thronerben ausersah. Gelegentlich duldete er auch Kritik von dieser Seite; so vertrat der Bischof Wazo von Lüttich den Standpunkt, es stehe dem König nicht zu, einen italienischen Erzbischof durch den Spruch einer deutschen Synode seines Amtes entsetzen zu lassen; dergleichen sei der Autorität des Papstes vorbehalten.

    In Rom hatte damals die Verwirrung einen dramatischen Höhepunkt erreicht. Gegen den jugendlichen, sicher unwürdigen Benedikt IX. aus dem Hause der Grafen von Tusculum hatte eine Adelspartei als neuen Papst Silvester III. erhoben, der sich freilich nicht durchzusetzen vermochte. Da trat Benedikt selbst seine Würde gegen eine hohe Geldzahlung an einen persönlich lauteren, der Kirchenreform verbundenen Priester ab, der den Namen Gregor VI. annahm und bald wachsendes Ansehen genoß. Im Herbst 1046 zog H. über die Alpen, um ordnend in diese Krise einzugreifen und die Kaiserkrone zu gewinnen. Auf einer Synode zu Pavia erließ er ein Edikt gegen die Simonie. Am 20. Dezember|ließ er auf der berühmten Synode von Sutri sowohl Gregor VI. als auch Silvester III. für abgesetzt erklären, und noch vor Weihnachten widerfuhr Benedikt IX. in Rom selbst das gleiche Schicksal. Auf Wunsch H.s wurde Bischof Suidger von Bamberg am 25. Dezember als Clemens II. zum Papst erhoben. Am gleichen Tage empfing H. gemeinsam mit seiner Gemahlin Agnes von ihm die Kaiserkrone. Von den Römern ließ er sich die Würde eines Patricius übertragen; er erneuerte damit, wenn auch in etwas abgewandelter Rechtsform, den Anspruch der Ottonen auf entscheidende Mitwirkung bei der Papstwahl, der von seinen beiden Vorgängern nicht realisiert worden war. Gregor VI. mußte nach Deutschland in die Verbannung gehen, begleitet von Hildebrand, dem späteren Gregor VII. Die Neuordnung vollzog sich in bestem Einvernehmen mit den Anhängern der Reform, deren Programm zu Beginn des Jahres 1047 auf einer römischen Synode verkündet wurde.

    Von Rom aus stieß der Kaiser in die Campagna und nach Capua vor, wo er Pandulf IV. wieder einsetzte und die Huldigung der mächtig emporstrebenden Normannenfürsten entgegennahm. Dann kehrte er nach Deutschland heim in der Hoffnung, den römischen Verhältnissen eine entscheidende Wendung zum Besseren gegeben zu haben. Allein schon nach dem frühzeitigen Tode Clemens' II. (Oktober 1047) entstanden neue Schwierigkeiten, und auch der Pontifikat des vom Kaiser designierten Damasus II. (Bischof Poppo von Brixen) währte nur kurze Zeit. Diesmal wagte es der römische Adel nicht, in die Besetzung des Apostolischen Stuhles einzugreifen; der Kaiser aber entschied sich für den ihm verwandten Bischof Bruno von Toul aus dem Hause der Grafen von Egisheim, der als Leo IX. (1049–54) den Reformideen an der Kurie endgültig zum Siege verhalf und dabei aufs engste mit H. zusammenarbeitete, mitunter jedoch in wesentlichen Fragen eigene Wege ging. So ließ er sich von den Römern nachträglich nochmals wählen, bevor er den päpstlichen Thron bestieg. Mit Wissen H.s, aber ohne nachdrückliche Unterstützung seitens des Reiches unternahm er 1053 einen Feldzug gegen die Normannen, um Benevent dem Patrimonium Petri zu sichern, erlitt jedoch bei Civitate eine schwere Niederlage und starb nach monatelanger Gefangenschaft in Rom. Zu seinem Nachfolger bestimmte der Kaiser den Bischof Gebhard von Eichstätt (Viktor II., 1055–57), der ihm in noch höherem Maß ergeben war als sein Vorgänger. Er ließ die süditalienischen Pläne Leos IX. fallen, erreichte territoriale Zugeständnisse in der Romagna und vertrat als vom Kaiser eingesetzter Herzog von Spoleto und Markgraf von Fermo die Interessen des Reiches gegen Gottfried von Lothringen, gegen dessen Machtentfaltung in der Toskana sich der 2. Italienzug H.s (1055) hauptsächlich richtete. Während Gottfried nach Deutschland auswich, um sich dort einem neuen Aufstand anzuschließen, nahm der Kaiser die Markgräfin Beatrix und deren Tochter Mathilde gefangen, schuf sich durch Gewährung von Privilegien Anhang unter den oberitalienischen Städten, traf Maßnahmen im Geiste der Kirchenreform und ließ dann Viktor II. gleichsam als seinen Statthalter zurück, um sich der Niederwerfung einer Verschwörung in Deutschland zuzuwenden, die ihm nach Thron und Leben trachtete. Sie war von dem abgesetzten Herzog Konrad von Bayern in Verbindung mit Welf III. von Kärnten und Gottfried von Lothringen angezettelt worden und ist als Symptom einer gefährlichen Opposition gegen die harte Interessenpolitik des salischen Hauses zu werten. Doch brach der Aufruhr zusammen, weil Konrad und Welf fast gleichzeitig starben. So war die Macht H.s ungebrochen, als ihn im Alter von 39 Jahren der Tod von der Herrschaft abberief. Ob er die Markgräfin Beatrix und deren Tochter Mathilde durch letztwillige Begnadigung aus der Gefangenschaft entließ, steht nicht eindeutig fest. Seinen sechsjährigen Sohn Heinrich empfahl er der Obhut Papst Viktors II.

    Literatur
    ADB XI; DW 6182-94; MGH DD V; Jbb. d. Dt. Gesch., Heinrich III.; K. Hampe u. F. Baethgen, Dt. Kaisergesch. in d. Zeit d. Salier u. Staufer, 111963, S. 20-43; M. L. Bulst-Thiele, in: B. Gebhardt, Hdb. d. dt. Gesch. I, 81954, S. 230-41; P. Kehr, Vier Kap. aus d. Gesch. Kaiser H.s III., in: Abhh. d. Ak. d. Wiss. z. Berlin 1930, Nr. 3; G. Ladner, Theol. u. Pol. vor d. Investiturstreit, 1936; Th. Schieffer, in: Die Gr. Deutschen I, 1956, S. 52-69.



    Gestorben:
    Königshof Bodfeld

    Begraben:
    Speyer, Dom (Herz in Goslar, Ulrichskapelle)

    Heinrich heiratete von Dänemark, Gunhild in 1036 in Nijmegen [6500],Gelderland,Niederlande. Gunhild wurde geboren in 1019; gestorben am 18 Jul 1038 in Parma [43100],Emilia-Romagna,Italien; wurde beigesetzt in Bad Dürkheim [67098],Bad Dürkheim,Rheinland-Pfalz,Deutschland. [Familienblatt] [Familientafel]

    Heinrich heiratete von Poitou, Agnes in Nov 1043. Agnes wurde geboren in 1024; gestorben am 14 Dez 1077 in Rom [00100],Latium,Italien. [Familienblatt] [Familientafel]


  13. 33.  Beatrix Graphische Anzeige der Nachkommen (16.Gisela3, 4.Gerberga2, 1.Konrad1) wurde geboren um 1030; gestorben um 1035.

    Notizen:

    Beatrix
    ca 1030-30.1.1034/25.10.1036
    Jüngere Tochter des Kaisers KONRAD II. und der Gisela von Schwaben, Tochter von Herzog Hermann II.

    Althoff Gerd: Seite 370, "Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

    K 35 Me: 24.9. Beatrix filia Cuonradi imp(eratoris) + 1036 Tochter KONRADS II.

    Die Tochter KONRADS II. wurde seit 1025 in Quedlinburg erzogen; vgl. Ananles Quedlinburgenses, a 1025.
    Das Todesjahr ergibt sich aus einer Urkunde KONRADS II. (Nr. 233) vom 25. Oktober 1036 für Quedlinburg, die eine Stiftung pro remedio animae carissimae filiae nostrae Beatricisenthält; vgl. Bresslau, Jbb. Konrads II. 2, S. 101 mit Anm. 1 und FW K 50.
    Der Eintrag in Merseburg gehört nicht der Ergänzungsschicht an, sondern ist einer der wenigen Einträge ins Necrolog nach dem Tode Thietmars von Merseburg; siehe dazu oben S. 154.

    Schwennicke Detlev: Tafel 12, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    BEATRIX + 26. IX 1036

    Schnith Karl Rudolf: Seite 193, "Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern."

    DIE NACHKOMMEN KAISER KONRADS II.
    2. BEATRIX
    * ?
    + vor 25.10.1036

    Black-Veldtrup, Mechthild: Seite 120,168, "Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien"

    Die These, dass die königliche Mutter dotiert wurde, wenn eine Tochter das Haus verließ, bestätigt sich in anderer Weise auch im Falle einer Tochter der Kaiserin Gisela. Einen Tag, bevor KONRAD II. Gisela den Markt in Kölbigk mit Bann und Zoll schenkte, hatte er dem Kloster St. Maria auf dem Münzenberg in Quedlinburg am 25. Oktober 1036 eine Besitzung pro remidio animae carissimae filiae nostrae Beatricia übertragen. Das Weißenburger und das Fuldaer Necrolog überliefern den 26. September als den Todestag von Beatrix; aufgrund ihrer Nennung in der Seelheilformel der Urkunde vom 25. Oktober 1036 erscheint das Todesjahr 1036 als gesichert. Die Schenkung KONRADS an Gisela kurz nach dem Tod ihrer Tochter zeigt also, daß die Kaiserin immer dann eine Erhöhung ihres Dotalgutes zustand, wenn eine Tochter, auf welche Weise auch immer, das Haus verließ. Wo die am 26. September 1036 verstorbene Beatrixbeigesetzt wurde, ist unbekannt.

    Literatur:
    Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 154,370 K 35 -
    Annalen von Quedlinburg a. 1025 - Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 109,121,122,124,176,219-224,226,228-234 - Boshof Egon: Die Salier, Verlag W. Kohlhammer Suttgart Berlin Köln 1987 - Bresslau, Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. 3 Bände Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1879 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 71,95,163,195 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 12 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 - Trillmich Werner: Kaiser Konrad II. und seine Zeit. Europa Union Verlag Bonn 1991 - Wolfram Herwig: Kaiser Konrad II. Kaiser dreier Reiche. Verlag C.H. Beck München 2000 -

    Gestorben:
    30.01.1034 / 25.10.1036


  14. 34.  Mathilde Graphische Anzeige der Nachkommen (16.Gisela3, 4.Gerberga2, 1.Konrad1) wurde geboren in 1027; gestorben in Jan 1034; wurde beigesetzt in Worms [67547],Worms,Rheinland-Pfalz,Deutschland.

    Notizen:

    Mathilde
    Königin von Frankreich
    1027- 1.1034 Begraben: Worms Dom
    Älteste Tochter des Kaisers KONRAD II. und der Gisela von Schwaben, Tochter von Herzog Hermann II.

    Brandenburg Erich: Tafel 3 Seite 7, "Die Nachkommen Karls des Großen"

    X. 32c. MATHILDE
    * nach 1025, + 1034

    Glocker Winfried: Seite 340, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik"

    VIII. c. 68 MATHILDE

    * ca. 1025, + 1034 I
    oo 1033 Heinrich I., König von Frankreich (seit 1031) + 1060 VIII 4.

    Vgl. Brandenburg X, 32 und oben VII, 60.

    Schwennicke Detlev: Tafel 12, "Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

    MATHILDE + 1034 Begraben: Worms Dom
    oo HEINRICH I. (HENRI) 1031 König von Frankreich (CAPET) + Vitry.en-Brie 4. VIII 1061 Begraben: Saint-Denis

    Schnith Karl: Seite 92, "Frauen des Mittelalters in Lebensbildern."

    DIE NACHKOMMEN KAISERIN GISELAS

    6. MATHILDE
    * nach 1025 + 1034 in Worms Grabstätte: Worms

    1032 verlobt mit KÖNIG HEINRICH I. VON FRANKREICH

    Schnith Karl Rudolf: Seite 193, "Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern."

    DIE NACHKOMMEN KAISER KONRADS II.

    3. MATHILDE
    * ?
    + Januar 1034, bestattet Worms

    1032: Verlobung mit dem französischen König Heinrich I.

    Black-Veldtrup Mechthild: Seite 120, "Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien"

    Als wahrscheinlich letztes Glied des Geschlechts wurde 1034 die in Worms verstorbene Tochter KONRADS und Giselas, Mathilde, im dortigen Dom beigesetzt. Kautzsch vertritt die These, dass Mathilde vorher möglicherweise in Limburg beigesetzt gewesen sei.

    Treffer Gerd: Seite 80, "Die französischen Königinnen"

    Heinrich, seit 1031 König, ist bemüht seine Beziehungen zu den mächtigen deutschen Nachbarn zu verbessern und hat sich mit der Kaisertochter KONRADS II., Mathilde, verlobt. Sie war jedoch verstorben und nie in Paris angekommen. Obwohl also diese erste Ehe mit Mathilde nie vollzogen worden war, gilt die zweite Mathilde gemeinhin als Heinrichs zweite Gemahlin.

    Wolfram Herwig: Seite 40,96,180,259,262, "Kaiser Konrad II. Kaiser dreier Reiche"

    Es mag schon richtig sein, daß KONRADS Urkunde von 1034 bloß diejenigen toten Familienangehörigen nannte, die im Wormser Dom bestattet waren. Aber es fehlt im Diplom ebenso der Name Mathildes, der jüngeren Tochter des Herrscherpaares: Sie wird weder unter den Lebenden, wie ihre älteren Geschwister HEINRICH und Beatrix, noch unter den Toten genannt und liegt doch in der Grablege der Wormser, sehr wahrscheinlich sogar im Grab des Gründerheros der Sippe, Konrads des Roten.
    Im zweiten Halbjahr 1025 könnte Mathilde, das letzte bekannte Kind des Königspaares, zur Welt gekommen sein.
    Vorfahren, Seitenverwandte, die Schwester, aber auch die frühverstorben Tochter Mathilde fanden ihre letzte Ruhe in der Familiengrablege zu Worms.
    Der junge französische König verlobte sich mit der zweiten Tochter des Kaiserpaares, Mathilde, die wohl im achten Lebensjahr stand; zugleich erhielt KONRAD die Zusage einer französischen Waffenhilfe.
    Das Bündnis zwischen dem KAPETINGER und dem Kaiser wurde durch einen Ehevertrag besiegelt, obwohl die Braut noch ein Kind war und die Ehe der beiden kirchlich bedenklich schien. Tatsächlich hatten Heinrich und Mathilde den Ostfranken-König und LIUDOLFINGER HEINRICH I. zum gemeinsamen Vorfahren, das heißt, der Ur-Ur-Urgroßvater des französischen Königs war der Ur-Ur-Ur-Urgroßvater der SALIERIN. Der Ehevertrag besiegelte jedenfalls ein Bündnis mit Frankreich und gleichzeitig stärkte KONRAD die deutsche Westgrenze.

    1033 oo Heinrich I. König von Frankreich 1007/08-4.8.1060

    Literatur:
    Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 120,121 - Boshof Egon: Die Salier und das Reich, Verlag W. Kohlhammer Suttgart Berlin Köln1987 Seite 69 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 3 Seite 7 - Bresslau, Harry: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Konrad II. Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1879 Band II, Seite 77 f.,101 - Die Salier und das Reich. Gesellschaftlicher und ideengeschichtlicher Wandel im Reich der Salier. (Hg.) Stefan Weinfurter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991 Band I Seite 66, Band II Seite 200 - Erkens, Franz-Reiner: Konrad II. Herrschaft und Reich des ersten Salierkaisers. Verlag Friedrich Puset Regensburg 1998, Seite 163,195 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 327,340 - Goez Elke: Beatrix von Canossa und Tuszien. Eine Untersuchung zur Geschichte des 11. Jahrhunderts, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1995, Seite 134 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 92,114,125 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 193 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 12 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 - Treffer Gerd: Die französischen Königinnen. Von Bertrada bis Marie Antoinette (8.-18. Jahrhundert) Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1996 Seite 80 - Trillmich Werner: Kaiser Konrad II. und seine Zeit. Europa Union Verlag Bonn 1991 - Wolfram Herwig: Kaiser Konrad II. Kaiser dreier Reiche. Verlag C.H. Beck München 2000 Seite 40,55,96,180, 259,262 -

    Mathilde heiratete von Frankreich, Heinrich I. in 1033. Heinrich (Sohn von von Frankreich, Robert II. und von Arles, Constanze) wurde geboren in 1007/1008; gestorben am 4 Aug 1060 in Vitry-aux-Loges [45530],Loiret,Centre-Val de Loire,Frankreich; wurde beigesetzt in Saint-Denis [93200],Seine-Saint-Denis,Île-de-France,Frankreich. [Familienblatt] [Familientafel]


  15. 35.  von Genf, Gerold Graphische Anzeige der Nachkommen (20.Bertha3, 7.Mathilde2, 1.Konrad1) gestorben in 1061/1080.

    Anderer Ereignisse und Attribute:

    • Titel/Amt/Status: vor 1034-1061/1080, Genf [1200],Genf,Schweiz; Graf von Genf

    Notizen:

    Gerold Graf von Genf (vor 1034-1061/80) † 1061/80
    Sohn des Grafen Gerhard III. von Egisheim und der Bertha von Genf, Tochter von Graf Robert; Ur-Enkel des Königs Konrad von Burgund

    Brandenburg Erich: Tafel 5 Seite 11, "Die Nachkommen Karls des Großen."

    X. 67. GEROLD
    * ..., † nach 1061, vor 1080, Graf von Genf vor 1034
    Gemahlinnen:
    a) Gisela
    b) Tietburge, Witwe Ludwigs von Faucigny

    Anmerkungen: Seite 135
    X. 67. Gerold.
    Die Lebensverhältnisse dieses Gerold sind noch recht dunkel. Vgl. POUPARDIN, Bourgogne 389f., wo auch die Literatur über seine Abstammung. Er war bereits 1034 Graf von Genf, Wipo c. 32, wird also die Grafschaft noch von seinem Groß-Oheim Rudolf III. erhalten haben. Ich finde ihn zuletzt ca. 1061 zusamemn mit seinem Sohn Konrad, Regeste Genevois; tot war er ca. 1080 ib. n. 210. Er scheint zweimal verheiratet gewesen zu sein. Die erste Gemahlin hieß Gisela, die zweite Tietberge und war die Witwe des vor 1060 verstorbenen Ludwig von Faucigny. Vgl. Gingins de la Sarra, Me. et doc. de la Suisse romande 20.

    Glocker Winfrid: Seite 342, "Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik."

    VIII. 79. GEROLD, † 1061/80, vor 1034 Graf von Genf
    a) Gisela
    b) Tietburge, Witwe Ludwigs von Faucigny

    Vgl. Brandenburg X. 67.
    1. oo Gisela
    2. oo 2. Tietberge, Witwe des Ludwig von Faucigny
    Kinder:
    1. Ehe
    - Konrad (Kuno) Graf von Genf um 1040 † vor 1080
    - Aimon I. Graf von Genf um 1050 † nach 12.1124, vor 1128
    - Johanna um 1050
    um 1065/70 oo Amadeus II. Graf von Savoyen † 26.1.1080

    Literatur:
    Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen. Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 5 Seite 11,135 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 325,342 - Wolf Armin: Ein Kampf um Genf: Das Geblütrsrecht König Rudolfs von Rheinfelden, Herzog von Schwaben, in: Festschrift für Clausdieter Schott zum 65. Geburtstag, Bern 2001, Seite 64-74 -